Julia Collection Band 113

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  • Erscheinungstag 10.11.2017
  • Bandnummer 113
  • ISBN / Artikelnummer 9783733709433
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Robyn Grady, Anne Oliver, Heidi Rice

JULIA COLLECTION BAND 113

1. KAPITEL

„Würden sich bitte alle unverheirateten Damen in der Mitte des Raums versammeln? Die Braut wird jetzt den Strauß werfen!“

Sophie Gruebellas Blick wanderte vom Rand ihres Weinglases zu dem DJ mittleren Alters hinüber, dann zu den aufgeregten Frauen, die sich auf der Tanzfläche in Position brachten. Als sie sich ein wenig aufrechter hinsetzte, raschelte ihr smaragdgrünes Abendkleid. Die Hände legte sie rasch in den Schoß.

Oh, nein. Auf keinen Fall. Sie freute sich ja sehr, dass ihre Freundin endlich ihren Traummann gefunden hatte. Wendy und Noah schienen absolut perfekt zueinander zu passen – ganz besonders in diesem Moment. Noah hauchte gerade seiner frisch angetrauten Ehefrau einen Kuss auf die Lippen, während Wendy ihre lange Schleppe aus dem Weg zog, um den Brautstrauß in die jubelnde Menge zu werfen. Doch was Sophie anbelangte, so hatte es sie schon mehr als genug Überwindung gekostet, überhaupt zu der Hochzeit zu kommen.

Praktisch jeder Anwesende hier wusste, dass sie vor drei Monaten schnöde verlassen worden war. Seitdem hatte sie sich fast jeden Abend mit einer Überdosis Schokolade und etlichen Liebesfilmen getröstet. Dabei machte sie das Happy End dieser Filme nur noch griesgrämiger, und sie hatte zehn Pfund zugenommen.

Die Demütigung, für eine jüngere, dünnere, attraktivere Frau verlassen worden zu sein, verlor allmählich an Gewicht. Gott sei Dank, glaubte sie nicht mehr, in Ted verliebt zu sein. Dennoch war der Schlag, der ihrer Selbstachtung versetzt worden war, beachtlich. Allein der Gedanke, sich jemals wieder zu verlieben – oder gar einem Brautstrauß hinterherzujagen –, bereitete ihr Übelkeit.

Die süßlichen Worte des DJs hallten erneut durch den Ballsaal, der überaus elegant geschmückt war. „Letzte Chance, meine Damen. Wer wird den Strauß fangen? Wer ist die Nächste, die heiratet?“

Sophie seufzte. Würde sie jemals ein ähnliches Glück erfahren wie das von Wendy und Noah? Würde sie es noch einmal wagen, sich zu öffnen und ihr Herz zu riskieren? Auch wenn sie es nicht gerne zugab – je mehr Zeit verging, desto unwahrscheinlicher kam es ihr vor.

Während Sophie noch ihren düsteren Gedanken nachhing, fiel ihr plötzlich ein Mann auf, bei dessen Anblick ihr Herz schneller schlug. Er war geradezu gefährlich attraktiv – ähnlich wie James Bond. Leicht rechts von ihr blieb er stehen. Die Smokingjacke, aus deren Innentasche er gerade ein Handy holte, betonte seine breiten Schultern. Sein Profil wirkte äußerst maskulin. Ungeduldig blickte er auf seine Armbanduhr, schüttelte den Kopf, sprach ein paar unverständliche Worte in sein Handy und beendete dann das Gespräch.

Ein geschäftlicher Anruf? Merkwürdig für einen Samstagabend. Sophies Blick durchflog den Saal. Seine Freundin musste irgendwo unter den aufgeregten Frauen sein, die auf den Brautstrauß warteten. Denn selbstbewusste, gutaussehende Typen, die noch dazu so sexy waren wie dieser dort, hatten immer eine Freundin – und zwar keine vom Typ Sophie Gruebella.

Rasch schob sie ihr Glas zur Seite.

Es war an der Zeit, dass sie ging.

Als sie gerade das letzte Stück Schokolade in ihre Handtasche steckte, das auf dem Tisch lag, ging ein kollektives Raunen durch die Menge. Und dann landete irgendetwas Buntes, Duftendes mitten auf ihrem Schoß. Sophie blickte nach unten und keuchte erschrocken auf.

Wie in aller Welt hatte Wendys Strauß bis zu ihr fliegen können? Und noch wichtiger – oh, Gott –, wo konnte sie sich verstecken?

Natürlich waren in diesem Moment alle Augen auf sie gerichtet, und der DJ trompetete: „Großartiger Wurf, Wendy! Lasst uns der kleinen, schüchternen Lady dort hinten am Tisch applaudieren.“

Nur mit Mühe ertrug Sophie den aufbrandenden Beifall und zwang sich zu einem schwachen Lächeln. Sie winkte sogar leicht. Als die Aufmerksamkeit endlich abebbte und sich die Paare wieder zueinander gesellten, eilten ihre Freundinnen Penny Newly und Kate Tigress zu ihr herüber.

Penny trug ein tief ausgeschnittenes silberfarbenes Kleid. Sie zog einen Schmollmund. „Ich fasse es nicht. Warum hast ausgerechnet du den Strauß gefangen?“

Kate schlug Penny leicht auf den Arm. „Sei nicht fies.“

Penny zuckte zusammen und rieb sich über den Arm. „Ich meinte ja nur, dass sie im Moment überzeugter Single ist. Irgendwie ist es eine Verschwendung.“

Schon zu Highschool-Zeiten war Penny für ihre blonde Mähne, ihren üppigen Busen und ihr mangelndes Taktgefühl bekannt gewesen. Dennoch …

Sophie atmete tief aus. „Du hast ja recht. Bei mir ist es wirklich am unwahrscheinlichsten, dass ich als Nächste heirate.“

Kate setzte sich und drückte Sophies Hand. „Du wirst auch wieder jemanden finden, Soph. Deinen Seelenverwandten. Einen Mann, der so gut zu dir passt, dass er praktisch dein Zwilling sein könnte.“

Sophie konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen. „Können wir einen Zwilling finden, der weder über meine Figur noch über mein furchtbares Haar verfügt?“

Vorzugsweise jemanden, der gut gebaut und attraktiv war.

Über Kates Schulter hinweg sah Sophie, wie James Bond mit einem Stirnrunzeln in die Menge blickte und seine Arme vor der Brust verschränkte. Sophie runzelte auch die Stirn. Wo war seine Freundin?

Kate, eine überaus begabte Friseurin, strich eine von Sophies Korkenzieherlocken zurück, die sich aus der Hochsteckfrisur gelöst hatte. „Nur zu deiner Information: Deine Locken sind ein Traum, und wenn du auch nur einen Zentimeter abschneidest, bekommst du es mit mir zu tun.“ Ihre aufgesetzte strenge Miene wurde weicher. „Du solltest zeigen, was du hast, und es nicht immer verstecken.“

Penny nickte dazu. „Und sobald dir deine Kleider wieder passen …“ Sie setzte eine beinahe mitfühlende Miene auf. „Nun, da warst immer schon recht hübsch. Wirklich.“

Kate warf Penny einen vorwurfsvollen Blick zu. Doch in diesem Moment setzte die Musik wieder ein, und ihre jeweiligen Freunde – Brüder, die sie vor einem Monat kennengelernt hatten – entführten Kate und Penny auf die Tanzfläche.

Sophie biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen die Tränen an, die in ihren Augen brannten. Kate meinte es nur gut, aber sie wollte ihr Mitgefühl nicht. Wenn sie ganz ehrlich war, dann hatte sie es satt, im Selbstmitleid zu ertrinken.

Ja, in den vergangenen Wochen hatte sie ihrer einzigen längeren Beziehung hinterhergetrauert. Und nein, sie war kein Supermodel. Vielleicht würde sie nie die wahre Liebe finden. Vielen Menschen war dieses Glück nicht vergönnt. Womöglich sollte sie nicht länger darauf hoffen, Hochzeitsglocken läuten zu hören und sich stattdessen auf sich selbst besinnen.

Mein Gott, gar keine schlechte Idee! Wenn sie jetzt zurückblickte, erkannte sie, dass sie an Teds Seite eigentlich immer nur ein blasser Schatten ihrer Selbst gewesen war. Ein Anhängsel, das immer nickte und nie aufbegehrte. Eigentlich war es die immer wiederkehrende Geschichte ihres Lebens.

Doch damit war jetzt Schluss. Sofort. Nie wieder würde sie ihre Meinung zurückhalten. Und ganz bestimmt brauchte sie keinen Ehemann, der ihr Grenzen setzte und Regeln aufzwang.

Plötzlich fühlte Sophie einen wahren Adrenalinrausch über sich kommen. Nein, sie würde sich nicht länger darum kümmern, was andere Leute von ihr dachten – und Penny Newly schon mal gar nicht. Entschlossen stand sie auf.

Doch sie hatte kaum zwei Schritte auf den Ausgang zugemacht, als sich eine Hand um ihren Ellbogen legte und sie aufhielt. Verwirrt wirbelte sie herum und legte den Kopf in den Nacken. Ihr stockte der Atem, als sie in ein Paar blauer Augen blickte, die sie anlächelten.

James Bond drückte ihr den Blumenstrauß in die Hand. „Das haben Sie fallen gelassen.“

Als seine Finger die ihren streiften, spürte sie glühende Hitze. Seine Stimme klang tief und leicht rau. Langsam glitt sein Blick zu ihrem Mund hinunter, und in diesem Moment hatte Sophie das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen beginne zu beben.

Gott sei Dank schaltete sich ihr Gehirn wieder ein, ehe sie sich vollends zur Närrin machte.

Offensichtlich hatte er bemerkt, wie ihr beim Aufstehen der Strauß vom Schoß gefallen war. Er verhielt sich nur wie ein Gentleman.

Sophie bemühte sich um ein zwangloses Lächeln und drückte ihm die Blumen wieder in die Hand. „Behalten Sie sie. Für Ihre Freundin.“ Oder deine Frau.

„Ich bin Single.“ Er legte den Strauß auf dem Tisch ab. „Eigentlich habe ich mich gefragt, ob Sie mit mir tanzen würden?“

Sophie blinzelte, dann warf sie einen verstohlenen Blick durch den Saal. Dieser Mann spielte in einer ganz anderen Liga. War das eine Art Scherz? Doch als sie wieder seinem Blick begegnete, strömte die sexuelle Anziehung, die mit einer flüchtigen Berührung begonnen hatte, wie flüssige Lava durch ihr Blut.

Betont lässig zuckte sie die Achseln. „Ich wollte gerade gehen.“

Daraufhin griff er nach ihrer Hand und führte sie einfach auf die Tanzfläche. „Dann habe ich ja Glück, dass ich Sie gerade noch rechtzeitig erwischt habe.“

Mitten auf der Tanzfläche angelangt, zog er sie in seine Arme und begann ohne ein weiteres Wort zu tanzen.

Sophie schloss automatisch die Augen.

Bleib jetzt bloß auf dem Teppich. Es ist nur ein Tanz.

Seine tiefe Stimme drang an ihr Ohr. „Ihr Kleid ist wunderschön.“

Sie hatte die Wange an seine Schulter gelegt. Innerlich schmolz sie dahin. „Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich es das letzte Mal getragen habe.“

„Die meisten Menschen tragen ja auch nicht täglich Abendgarderobe.“

Vielleicht nicht. Dennoch … „Sie sehen aber nicht so aus, als würden Sie diesen Smoking zum ersten Mal tragen.“

„Ja, er ist recht häufig im Einsatz. Allerdings hat er schon lange keine Hochzeit mehr gesehen. Es war ein sehr schöner Tag mit der kirchlichen Trauung, den Reden …“, er wirbelte sie mühelos herum, „… und dem Hochzeitswalzer.“

Ja – alles absolut perfekt. Bis hin zum gemieteten Rolls-Royce. Sophie ließ ihren Blick rasch durch den festlich geschmückten Saal mit seinen funkelnden Kristallleuchtern wandern. „Das alles muss ein Vermögen gekostet haben.“

„Ich bin sicher, dass es Noah jeden Penny wert ist.“

„Wendy auch.“ Da beide Brautleute keine Eltern mehr hatten, mussten sie die Kosten ganz allein tragen. Schon Wendys Designerkleid musste mehrere Tausende gekostet haben.

Ihr Tanzpartner senkte die Stimme. „Sie klingen nicht wirklich überzeugt. Finden Sie nicht, dass eine traditionelle Hochzeit mit allem Drum und Dran das Geld wert ist?“

Sophie presste die Lippen zusammen. „Es steht mir nicht zu, darüber ein Urteil zu fällen. Es ist nicht mein großer Tag.“

„Und wenn es Ihr großer Tag wäre?“

Mit Mühe unterdrückte sie ein Seufzen und wünschte, sie könnte sich wirklich aus vollem Herzen mit dem Brautpaar freuen. Aber die Geschichte mit Ted wirkte eben doch noch nach. „Ich bin im Moment nicht die richtige Person für eine solche Frage.“

„Wegen dieser Bemerkung, die Ihre gedankenlose Freundin vor ein paar Minuten gemacht hat?“

Als ihr die Bedeutung seiner Worte allmählich klar wurde, drehte sich Sophie der Magen um. Forschend blickte sie in seine blauen Augen. Hatte sie richtig verstanden? Allein es auszusprechen, tat schon weh. „Sie haben unser Gespräch mit angehört?“

Er hob eine Augenbraue. „Ich habe genug gehört.“

Sobald dir deine Kleider wieder passen … Recht hübsch. Wirklich. Irgendwie eine Verschwendung …

Das Gefühl der Demütigung war so groß, dass sich ihr die Kehle zuschnürte und ihre Wangen flammend rot wurden. „Haben Sie mich deshalb zum Tanzen aufgefordert? Aus Mitleid?“

Seine Unterlippe zuckte leicht. „Zuerst. Bis ich genauer hingesehen habe.“

Sophie blinzelte. Sollte das ein Kompliment sein? Oder bildete sie sich die Hitze zwischen ihnen nur ein?

„Und jetzt?“, wollte sie wissen.

Er zog sie ein wenig dichter an sich heran. „Ich habe Ihre Frage beantwortet. Jetzt sind Sie an der Reihe. Wie stellen Sie sich Ihre perfekte Hochzeit vor?“

Unverwandt schaute er ihr in die Augen und forderte sie zu einer Antwort heraus. Es mochte ja sein, dass sie sich in seinen Armen einfach himmlisch fühlte. Aber sie durfte keinesfalls vergessen, dass er nur Mitleid mit ihr hatte. Sophie, das altbackene Mauerblümchen. Sie war es derart leid, sich so zu betrachten! Und noch mehr hatte sie es satt, sich ständig Sorgen darum zu machen, wie sie aussah oder was andere Leute dachten – wohlmeinende Traumtypen wie er eingeschlossen.

Ob sie eine traditionelle Hochzeit wollte?

Trotzig hob sie das Kinn und äußerte ihre Meinung. „Bis zum heutigen Tag hätte ich gesagt, dass ich eine große Hochzeit mit großer Torte und großer Rechnung will.“

Seine Augen leuchteten auf. „Und das hat sich geändert?“

Sophie lächelte leicht. „Naja. Ganz tief im Inneren habe ich mir wohl schon immer eine Hochzeit am Strand gewünscht. Eine Party mit Fingerfood und nackten Füßen im Sand. Falls ich jemals heirate“, fügte sie rasch hinzu.

„Ganz sicher wollen Sie doch einen Ehemann? Eine Familie?“

Sie spürte ganz deutlich seinen muskulösen Körper, der sich sanft im selben Rhythmus mit ihrem bewegte. Die neue Sophie nahm die Herausforderung an und konterte mit einer Gegenfrage. „Ist es so ungewöhnlich für eine Frau, sich nicht binden zu wollen?“

Erneut drehte er sie elegant im Kreis. „Ganz offen gestanden, ja. Es sind die Männer, die normalerweise vor dem Altar zurückschrecken, nicht die Frauen.“

„Sprechen Sie da aus eigener Erfahrung?“

Ob er ein Playboy war? Zumindest verfügte er über alle notwendigen Attribute.

Er hob ein wenig das Kinn. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich vor, bald zu heiraten – mit großer Torte und großer Rechnung.“

Also gut, jetzt war sie verwirrt. „Sie sind Single, werden aber bald heiraten?“

„Ich habe eine Liste mit Anforderungen. Jetzt muss ich nur noch die Frau finden, die sie erfüllt.“

Sophie verschluckte sich fast. „Eine Liste? Überprüfen Sie sie doppelt und dreifach? Ich meine, das ist ein Scherz, oder?“

Sein ernster Blick war eigentlich schon Antwort genug. „Jeden Tag habe ich mit unglücklichen Paaren zu tun, die sich nicht genug Gedanken darum gemacht haben, ob sie auf lange Sicht zusammenpassen. Vor ein paar Jahren habe ich die Liste für einen völlig ratlosen Klienten zusammengestellt, um ihn gegen zukünftige Fehler zu schützen.“

So viel zum Thema Grenzen! Mein Gott, beinahe bedauerte sie seine zukünftige Braut. Welche Art Mensch ging derart leidenschaftslos und nüchtern an das Thema Liebe heran? „Was sind Sie? Ein Therapeut?“

„Scheidungsanwalt.“

„Ein Scheidungsanwalt mit einer Liste?“ Sein Gesichtsausdruck hätte herablassend gewirkt, wenn er nicht gleichzeitig so charmant gewesen wäre. Sophie entschloss sich zu völliger Unverblümtheit. „Ich habe noch nie etwas gehört, was weniger romantisch geklungen hätte.“

„Dann setzen Sie sich mal jeden Tag mit Leuten auseinander, die um jeden einzelnen Penny streiten und die Kinder als Unterpfand benutzen. Impulsive Liebe, überstürzte Ehen – viel zu häufig enden sie in Frustration, Reue und manchmal sogar Hass.“

Sophie überdachte seinen Einwand und fällte dann ihre Entscheidung. Nach der Sache mit Ted war sie zugegebenermaßen ganz schön abgestumpft und hatte einiges an Illusionen verloren. Dennoch … „Tut mir leid, aber wenn ich wählen müsste, dann würde ich mich lieber Hals über Kopf verlieben als eine Checkliste auszufüllen.“

Ein Schatten glitt über sein Gesicht, ganz kurz schaute er von ihr weg, um seinen Blick durch den Saal gleiten zu lassen. „Dann haben Sie recht. Sie sollten sich nicht binden.“

Sophie versteifte sich. An dich sowieso nicht.

Innerlich stählte sie sich gegen seine Anziehungskraft. „Nehmen wir mal an, Sie würden sich hoffnungslos verlieben, aber die Frau würde drei Punkte auf Ihrer Liste nicht erfüllen. Wäre sie dann aus dem Rennen?“, fragte sie interessiert.

„Sich zu trennen, wäre das Beste. Die Beziehung hätte auf die Dauer einfach keine Zukunft.“

Sie und Ted hatten viele gemeinsame Interessen gehabt, genauso wie ihre Eltern. Heute jedoch sprachen ihre Eltern nur noch das Nötigste miteinander. Andererseits hatten ihre Großeltern kaum Gemeinsamkeiten, und dennoch schauten sie sich auch nach jahrzehntelanger Ehe noch total verliebt an und gingen Händchen haltend über die Straße. Die Logik dieses Mannes war nicht unfehlbar, und das würde sie ihm auch sagen.

„Den Richtigen zu finden hat meiner Ansicht nach sehr viel mit Glück zu tun“, entgegnete sie.

Er hob eine Augenbraue. „Das ist Ihr gutes Recht, es so zu sehen.“

Rasch presste sie die Lippen zusammen. Nein, sie würde nicht fragen. Eher würde sie sich die Zunge abbeißen, als ihm diese Genugtuung zu verschaffen.

Obwohl sie sich nach Kräften bemühte, entschlüpfte ihr die Frage dennoch. „Was steht ganz oben auf Ihrer Liste?“

Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Eine Frau, die nicht streitsüchtig ist.“

Das genügte. Ob er nun das Zeug zum Traumtypen hatte oder nicht, ständig waren sie kurz davor, sich zu streiten. Warum sollte sie diese Tortur auch noch verlängern? Sie würde es ihnen beiden leicht machen.

Nachdem sie sich aus seinen Armen gelöst hatte, trat sie einen Schritt zurück und bemühte sich um einen sachlichen Ton. „Ich schätze, Sie haben die falsche Frau zum Tanzen aufgefordert.“

Er legte den Kopf leicht schief. „Warum? Weil wir unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie sich ein Paar kennenlernen, wie sie umeinander werben und welche Art von Beziehung sie eingehen sollten?“

Lächerlich. Sie kannte ihn kaum zehn Minuten, dennoch zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, als sie nickte.

Ein Lächeln spielte um seinen Mund, während er sich mit einem Finger über die Schläfe strich. „Das Problem ist nur, dass ich den Tanz genossen habe.“ Als er wieder einen Schritt auf sie zumachte, begannen ihre Knie zu zittern. Er streckte die Hand aus, und sein Gesichtsausdruck wurde weicher. „Waffenstillstand?“

Sie konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. „Sicher. Warum nicht?“

Vielleicht bildete sie es sich bloß ein, aber er schien ihre Hand einen Moment länger zu halten, als nötig gewesen wäre, ehe er mit dem Kopf in Richtung Tür wies.

„Ich brauche ein bisschen frische Luft. Begleiten Sie mich auf den Balkon?“ Um seine Mundwinkel zuckte es. „Natürlich auf rein freundschaftlicher Basis.“

Sophie zögerte. Sie sah das verschmitzte Lächeln in seinen Augen. Sollte sie mit ihm auf den Balkon gehen? Eigentlich stellte er für sie ja keine Gefahr dar, denn sie entsprach nicht seiner Liste. Dennoch empfand sie seine Gesellschaft als äußerst anregend. Wenn er nichts Besseres zu tun hatte, dann würde sie bestimmt nicht nach einem Grund suchen, um ihm einen Korb zu geben.

Sie erklommen drei Stufen und gingen durch eine große Flügeltür. Der Partylärm verschwand mit einem Mal. Gemeinsam überquerten sie die Veranda, die mit blühenden Zitronenbäumen und Hibiskuspflanzen geschmückt war, und traten ans Geländer, um den Blick auf Sydneys berühmten Hafen zu genießen. Nach ein paar Minuten lehnte er sich mit dem Rücken ans Geländer, verschränkte die Arme über der Brust und begegnete ihrem forschenden Blick.

„Wann haben Sie beschlossen, dass Sie heiraten wollen?“, fragte sie neugierig.

„Heute Abend.“

Sie hob eine Augenbraue. „Und das von einem Mann, der nicht impulsiv handelt?“

Sein hinreißendes Grinsen sagte, dass dieser Punkt an sie ging. „Ich kenne Noah seit der Schule. Bis vor kurzem hatten wir allerdings den Kontakt zueinander verloren. Ihn jetzt bei seiner Hochzeit wiederzusehen, hat mir deutlich gemacht, dass ich nicht jünger werde. Ich will eine Ehefrau. Kinder. Es ist an der Zeit.“ Er drehte sich wieder um und stützte die Ellbogen auf dem Geländer ab. „Und Sie? Ich bin sicher, dass Sie irgendwann Kinder haben wollen.“

Sophie verschränkte die Arme und lehnte sich neben ihm ans Geländer. „Ich liebe Kinder.“ Es war einer der Hauptgründe, weshalb sie Lehrerin geworden war. „Ich dachte immer, wenn die Zeit reif wäre, wenn ich den Richtigen gefunden hätte …“ Ihre Worte verebbten.

Wenn? Oder meinte sie falls?

Eines wusste sie immerhin mit Sicherheit: Sie würde niemals ja, ich will sagen, solange sie nicht hundertprozentig sicher war, eine unverbrüchliche Liebe gefunden zu haben – kein Kompromiss. Dummerweise kam es ihr in diesem Moment mehr als unwahrscheinlich vor, dass ihr das in nächster Zukunft gelingen sollte.

Sie trat von einem Fuß auf den anderen, weil es allmählich etwas frisch wurde. Rasch bemühte sie sich um Lockerheit. „Ich schätze, ich lege alle Pläne bezüglich einer Familie erst mal auf Eis.“

„Während ich sie vorantreibe.“ Seine Stimme senkte sich. „Es scheint, als kämen wir wieder auf keinen gemeinsamen Nenner.“

Schnell stieß sie sich vom Geländer ab. Sie hatte genug frische Luft geschnappt. „Wenn mir eine Frau einfällt, die Ihrer Liste entsprechen könnte, schicke ich sie vorbei. Vielen Dank für den Tanz.“

Er drehte sich um. „Wohin gehen Sie?“

„Es ist Zeit, nach Hause zu fahren.“ Das letzte Stück Schokolade in ihrem Kühlschrank rief nach ihr. Am Montag würde sie sich dann im Fitnessstudio anmelden. Vielleicht half ein neuer Körper dabei, ihre neue Einstellung zu festigen.

Sie war bereits zwei Schritte gegangen, als seine vorwurfsvolle Stimme sie innehalten ließ. „Sie lassen zu, dass die anderen sehen, wie Sie allein von hier weggehen?“

Verwirrt zuckte sie die Achseln. „Das war doch von Anfang an klar, dass das passieren würde.“

„Es gibt eine Alternative.“

Sofort erkannte sie die Bedeutung seiner Worte und erschauerte. Kein weiteres Mitleid, bitte. „Sie müssen mich nicht nach draußen begleiten.“

„Ich hatte etwas Spektakuläreres im Sinn“, versetzte er und stieß sich vom Geländer ab.

Rasch winkte sie ab. „Was auch immer es ist, für meinen Geschmack wurde mir an diesem Abend bereits genug Aufmerksamkeit zuteil.“

Er schien ihre Worte jedoch gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, sondern drängte sie unaufhörlich in Richtung Tür. Sein Lächeln konnte man als geradezu teuflisch bezeichnen. Sophie musste schlucken. „Was haben Sie vor?“

Er grinste. „Süße Rache.“

In dem Moment, als sie wieder den Ballsaal betraten, hob er sie kurzerhand auf die Arme. Ihr entfuhr ein entsetzter Schrei. „Was machen Sie da?“

„Ich liefere Ihrer Freundin einen Abgang, den sie so schnell nicht vergessen wird.“

Plötzlich machte es klick. „Sie wollen mich vor allen Leuten aus dem Saal tragen?“

Er lächelte spöttisch. „Das ist nur die Hälfte des Ganzen.“

Sobald er sich in Bewegung setzte, wurde ihnen die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Hochzeitsgäste zuteil. Sämtliche Gespräche verstummten, und alle Anwesenden starrten verblüfft auf das merkwürdige Bild, das sich Ihnen bot – die gerettete Jungfrau in den Armen ihres Ritters. Penny und Kate, die mit ihren Partnern zusammenstanden, staunten mit offenen Mündern. Nach ein paar Sekunden begann Kate zu lächeln.

Als sogar die Musik erstarb, ging ihr persönlicher Held unbeirrt weiter. Nicht ein einziges Mal schaute er nach rechts oder links. Die Menge bildete einen Korridor, um sie durchzulassen.

Sophie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, doch so hilflos sie sich auch fühlte, sie genoss jeden einzelnen Augenblick, schlang die Arme um seinen Nacken und flüsterte: „Was soll ich meinen Freundinnen später sagen?“

Ohne eine Vorwarnung blieb er plötzlich stehen und senkte seine Lippen auf ihre.

Er küsste sie so tief, so ausgiebig, dass ein wahres Feuerwerk in ihrem Inneren explodierte. Als er den Kuss schließlich beendete, registrierte sie vage, dass die Menge begeistert Beifall klatschte.

„Sagen Sie ihnen einfach, dass Sie Sex wollten“, murmelte er, als sie den Raum verließen, „und dass ich der bislang heißeste Typ in Ihrem Bett war.“

2. KAPITEL

Cooper Smith blieb vor der Eingangstür des Festsaals stehen. Amüsiert betrachtete er die völlig verblüffte Frau in seinen Armen.

Er räusperte sich. „Ich glaube, die Leute haben die Show genossen.“

Er jedenfalls hatte es sehr genossen. Dieser Abgang war die erste komplett verrückte Sache, die er seit Ewigkeiten unternommen hatte. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass es Balsam für die Seele war, hin und wieder aus allem auszubrechen. Und wenn man einmal damit angefangen hatte, war es offenbar ganz schön schwer, wieder damit aufzuhören. Obwohl das angesichts seiner beruflichen Erfahrungen zu diesem Thema eigentlich nicht so gut war.

Noch immer sah die Frau in seinen Armen ihn mit ihren großen grünen Augen erschrocken an. Doch nach ein, zwei Sekunden begann sie zu kichern. Es war geradezu ansteckend.

Schließlich wischte sie sich die Lachtränen aus den Augen und schöpfte mühsam Atem. „Mein Gott, Pennys Kinnlade ist vielleicht heruntergeklappt!“ Verwundert schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass wir das wirklich getan haben.“ Plötzlich runzelte sie die Stirn. „Ich kann nicht glauben, dass Sie mich nicht vorgewarnt haben.“

„Sie hätten doch nur Einwände vorgebracht.“

Sophie warf ihm einen hochmütigen Blick zu. „Vielleicht nicht.“

Also, sie war wirklich konsequent. Jedenfalls widersprach sie ihm konsequent – so viel war klar.

Unter normalen Umständen hätte er sich auf diese ganze Sache niemals eingelassen. Doch der Anblick einer attraktiven Frau, die den Brautstrauß wie eine Art Todesstrafe in Empfang nahm, der war ihm unter die Haut gegangen. Alles in ihm schrie danach, sie zum Tanzen aufzufordern. Dass er ihre gemeinsame Zeit auch noch genossen hatte, war ein zusätzlicher Bonus – selbst nachdem ihre Starrköpfigkeit gezeigt hatte, dass sie definitiv nicht die Richtige für ihn war.

Sie machte sich nichts aus Traditionen, aus der Ehe oder dem Wunsch, eine Familie zu gründen. Und was noch bestürzender war … sie schien tatsächlich zu glauben, dass eine erfolgreiche Partnerschaft reine Glückssache war. Diese Frau war eine Zeitbombe, die jederzeit explodieren konnte. Nein, er brauchte jemanden, der wesentlich nüchterner an das Thema Liebe heranging.

Wie sagte doch das Sprichwort so schön: Der Mensch ist seines Glückes eigener Schmied.

Dennoch – ungeachtet ihrer Gegensätze, trotz der Tatsache, dass sich zwischen ihnen nichts entwickeln konnte – den Kuss bereute er jedenfalls nicht. Auch wenn so etwas ganz gewiss nicht noch mal vorkommen würde.

Er warf einen Blick auf die Fahrstühle gegenüber des Festsaals. Die Feier hatte in einem der angesagtesten Hotels in Sydney stattgefunden. Viele der Gäste hatten für eine Nacht hier ein Zimmer gebucht. „Also, hoch oder runter?“

„In die Lobby und dann zum Taxistand … also runter.“

Adrenalin rauschte noch immer durch seine Adern, er war überhaupt nicht müde. „Es ist zu früh, um nach Hause zu fahren.“

„Es ist beinahe elf Uhr.“

Noch nicht spät. „Sind Sie müde?“

Um ihren Mund zuckte es leicht. „Ich dachte es zumindest.“

Aha, die Lösung. „Trinken Sie noch einen Kaffee mit mir.“

„Ich trinke keinen Kaffee.“

Cooper hob eine Augenbraue. Wie hatte er das vergessen können? Wenn er nach links gehen wollte, würde sie nach rechts drängen.

Dennoch blieb er hartnäckig. „Dann vielleicht etwas Kaltes?“

„Ich sage Ihnen etwas – Sie lassen mich herunter, und ich denke darüber nach.“

Er stutzte, dann räusperte er sich. Wie hatte dieser kleine Umstand seiner Aufmerksamkeit entgehen können?

Rasch setzte er sie ab, woraufhin sie ihr Kleid glatt strich. Ihr Duft umschmeichelte noch immer seine Sinne – Zimt und vielleicht Vanille, eine Mischung aus würzig und süß, die unheimlich gut zu ihr passte.

Als sie den Kopf schief legte, um ihn besser betrachten zu können, fiel ihr eine Locke ins Gesicht. „Ich bin ganz ehrlich. Ich weiß nicht, wie ich diese Einladung auffassen soll.“

Er schob die Hände in die Taschen. „Wir wissen, dass wir in romantischer Hinsicht nicht zueinander passen. Also brauchen Sie keine Angst zu haben, dass wir gemeinsam ins Bett fallen.“ Schmerz zeichnete sich in ihren Augen ab, woraufhin er innerlich zusammenzuckte. Verdammt. Und er hatte ihre Freundin für taktlos gehalten. Rasch fuhr er fort. „Wir sind einfach zwei vernünftige Erwachsene, die gemeinsame Freunde haben und nach einer Hochzeit noch etwas zusammen trinken.“

Eine kleine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen, während sie auf der Unterlippe kaute und ihn nachdenklich betrachtete.

Cooper nahm die Hände aus den Taschen und hob sie hoch. „Oder ich fahre mit Ihnen nach unten und besorge Ihnen ein Taxi.“

Das Misstrauen wich endlich aus ihrem Gesicht. Sie hatte die verführerischsten Lippen, die man sich vorstellen konnte – wie zum Küssen gemacht. Doch jetzt schweiften seine Gedanken ab.

Sie legte den Kopf zurück. „Rechts von der Lobby befindet sich das Hotelcafé. Ich schätze, ich kann noch schnell eine heiße Schokolade mit Ihnen trinken.“

Überrascht, aber erfreut drückte er den Fahrstuhlknopf. „Eine ganz schnelle Schokolade, also.“

In diesem Moment schob sich eine ältere Dame zwischen ihnen hindurch und drückte den Pfeil nach oben. „Das Hotelcafé schließt um zehn“, erklärte sie und nestelte an dem kirschroten Schal um ihre Schultern. „Wenn Sie eine heiße Schokolade trinken wollen, dann empfehle ich den Zimmerservice. Die beste Schokolade, die ich je gekostet habe.“

Ein Fahrstuhl öffnete sich, und die ältere Dame verschwand. Zur selben Zeit kam ein weiterer Lift an … auf der Fahrt nach unten.

Cooper fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Ich schätze, damit hat es sich erledigt.“

„Haben Sie etwas gegen den Zimmerservice?“

Er warf ihr einen langen, eindringlichen Blick zu. Ganz sicher hatte er sich verhört. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie mit auf mein Zimmer kämen?“

„Das hängt davon ab. Haben Sie eines?“

„Zufälligerweise, ja.“ Obwohl er sich um Lässigkeit bemühte, musste ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben stehen.

„Wir sind beide über einundzwanzig“, versetzte sie ruhig. „Außerdem haben Sie mir gerade erklärt, dass Sie nicht einen Gedanken daran verschwenden, mich zu verführen. Falls Sie sich Sorgen machen – mir geht es nicht anders.“

Sie schaute ihn so frech an, dass er lächeln musste. Oder war ihr Blick sogar aufreizend? Wenn sie nicht eine solche Nervensäge wäre …

Aber sie hatte recht. Er besaß einen Plan. Eine Liste. Nichts und niemand würden ihn davon ablenken. Er würde sie nicht verführen, auch wenn andere es ganz sicher täten.

Ein paar Minuten später gelangten sie in das Stockwerk, in dem sich seine Penthousesuite befand. Er schloss das Apartment auf und ließ sie eintreten. Sie durchquerte den Wohnraum, um ans Fenster zu treten und den herrlichen Blick auf das berühmte Opernhaus von Sydney zu genießen.

„Für diese Hochzeit haben Sie ein ganzes Penthouse gemietet?“, fragte sie verblüfft. „Muss ganz schön was gekostet haben.“

Cooper zog das Smokingjackett aus und hängte es auf den Mantelständer. „Das Penthouse gehört mir.“

„Oh, nein, das glaube ich nicht.“ Ihre Skepsis verschwand. „In diesem Hotel?“

Er ging auf die elegante Bar zu und nickte nur.

„Das ist die Art Suite, in der sonst Filmstars wohnen“, murmelte sie ungläubig. „Leben Sie wirklich hier?“

Er griff nach dem Telefon und bestellte beim Zimmerservice zwei Tassen heiße Schokolade. Dann drehte er sich wieder zu ihr um und beantwortete ihre Frage. „Ich habe ein Haus in den nördlichen Vororten.“

Sophie machte es sich auf der eleganten Ledercouch bequem. Ihr smaragdgrünes Kleid war ein hübscher Kontrast zu den beigefarbenen Kissen. Sein Blick wanderte zu ihrem aufgesteckten Haar. Wie würde es wohl aussehen, wenn ihre dunklen Locken frei herabfielen? Ein Traum, ganz sicher.

„Offenbar kommen Sie aus reichem Hause“, bemerkte sie in diesem Moment.

Darüber hatte er eigentlich noch nie nachgedacht. „Meine Eltern waren wohlhabend, aber sicherlich nicht reich. Als sie vor fünf Jahren starben, musste ich für meine jüngere Schwester sorgen. Deshalb habe ich all meine Energie in meine Anwaltskanzlei gesteckt und gleichzeitig ein paar günstige Investitionen getätigt. Aktien, Fonds, Immobilien. Das Übliche.“

„Sie müssen trotzdem ganz schön viel Glück gehabt haben.“

Glück hatte wenig damit zu tun. Sein Erfolg basierte auf einer wohl überlegten Strategie.

Rasch schenkte er zwei Gläser gekühltes Wasser ein, ging zu ihr hinüber und reichte ihr eines. „Sie sind wirklich abergläubisch, nicht wahr?“

„Nur in manchen Dingen.“

„Wie zum Beispiel?“

„Verschüttetes Salz. Sie müssen es über ihre linke Schulter werfen, das bringt Glück.“

„Was ist mit schwarzen Katzen?“

„Die bringen auch Glück. Besonders wenn man ihnen dreimal über den Kopf streichelt.“ Sie nahm einen Schluck Wasser und sah in an. „Ich kenne übrigens nicht mal Ihren Namen.“

Er setzte sich neben sie und löste seine Fliege. „Cooper Smith. Und Ihr Name?“

„Sophie. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen – ich hasse nämlich meinen Nachnamen.“

„Schlimmer als Smith kann er doch nicht sein?“

„Smith ist geradezu himmlisch im Vergleich zu meinem.“ Sie schlüpfte aus ihren silberfarbenen Stilettos und wackelte mit den hübschen Zehen. Sie waren tiefrot lackiert. Ein schöner Kontrast zu ihrer cremefarbenen Haut. „Meine Mutter sagte mir, ich solle mir darum keine Gedanken machen. Ich könnte den Namen sofort ablegen, wenn ich heirate.“

Jetzt war sie sich nicht mal sicher, ob sie überhaupt jemals heiraten würde.

Cooper verbannte sowohl ihre hübschen Zehen als auch das Thema Ehe aus seinen Gedanken. Entspannt lehnte er sich in die Kissen zurück. „Sie könnten Ihren Namen durch einen Antrag bei den Behörden ändern lassen.“

„Das ist doch ein bisschen übertrieben, finden Sie nicht?“

Er schnaubte kurz. War sie eigentlich auch nur ein einziges Mal einer Meinung mit ihm? Der arme Kerl, der sich in sie verliebte, war zu bedauern. Sie würde ihn die ganze Zeit nach ihrer Pfeife tanzen lassen.

„Also gut, Sie wissen, dass ich Anwalt bin“, wechselte er das Thema. „Was machen Sie beruflich, Sophie ohne Nachnamen?“

„Ich bin Lehrerin, und ich liebe meinen Beruf.“ Sie lächelte, so als hätte sie ein Geheimnis. „Na ja, zumindest an den meisten Tagen.“ Sie legte einen Arm auf die Couchlehne und seufzte leicht. „Teenager können ein wenig schwierig sein.“

Er hob eine Augenbraue. Wem sagte sie das. Er hatte eine davon zu Hause, die ständig versuchte, die Regeln zu brechen. Doch nicht mit ihm.

„Die Hälfte ist großartig. Sie machen ihre Hausaufgaben und richten ihren Fokus auf ihre Zukunft“, fuhr Sophie fort. „Die andere Hälfte denkt nur darüber nach, zu Hause vor dem Fernseher zu bleiben und Babys zu bekommen.“

Während sie sprach, glitt sein Blick über sie … Große, grüne Augen, eine kecke, kleine Nase, makellose Haut. Eine Welle des Verlangens durchströmte ihn.

Glühend heiß.

Rasch veränderte er seine Sitzposition und richtete sich ein wenig auf. Eine Nachwirkung dieses fantastischen Kusses. Nichts, womit er nicht umgehen könnte. Sie war attraktiv, ja – sexy sogar – aber keine Frau, mit der er etwas anfangen würde. Er hatte eine Liste, einen Plan, und jemand mit Sophies Charakterzügen passte da nicht rein.

Er räusperte sich. „Ihre Schüler … wenden sie sich an Sie, wenn sie Rat brauchen?“ Er hatte damals einen Lieblingslehrer gehabt, dem er sich anvertraut hatte. Auch seine Schwester Paige hatte eine besondere Lehrerin erwähnt.

Sophie nickte. „Ein Mädchen ganz besonders. Sie ist ein wahrer Schatz – sechzehn – ich glaube, ihr Freund setzt sie ein wenig unter Druck.“

Paige war auch sechzehn, aber Gott sei Dank gab es noch keinen Freund. Denn Cooper wusste ganz genau, wie Jungs in dem Alter tickten – strotzend vor Männlichkeit, kurzsichtig und voll gepumpt mit Testosteron. Doch wenn man mal ganz ehrlich war … „Ich denke, man kann es den Jungs nicht vorwerfen, dass sie ständig nur an eines denken, nämlich an …“

Sex. Verdammt, sie dachte an Sex, genau wie er in diesem Moment. Sein Blick glitt über Sophies eleganten Hals, den schneeweißen Ansatz ihrer Brüste, das silberne Bettelarmband an ihrem Handgelenk.

Mit größter Mühe richtete er den Blick auf das Glas in seiner Hand, das er nun so fest umklammert hielt, dass es jederzeit brechen konnte.

Um Himmels willen, Smith, reiß dich zusammen!

Sophies Arm, der auf der Sofalehne gelegen hatte, fiel auf ihren Schoß. „Ich weiß auch, dass der Mensch von seinen Trieben gesteuert wird, dass das sexuelle Verlangen so groß sein kann, dass man mit dem anderen verschmelzen will …“ Ihr Blick schweifte zu ihm herüber, woraufhin sie sich vorbeugte und die Stirn runzelte. „Geht es Ihnen gut? Sie sehen so aus, als würden Sie sich unwohl fühlen. Ist Ihnen heiß?“ Sie deutete mit einem Finger auf seinen Hemdkragen. „Sie sollten den obersten Knopf öffnen.“

Verlangen rauschte so heftig durch seinen Körper, dass er die nächsten Worte nur gepresst herausbekam. „Ich denke, ich lasse ihn lieber zu.“

Ihr besorgter Blick glitt über seine Stirn. „Vielleicht haben Sie sich einen Virus gefangen. Eine kalte Kompresse könnte helfen.“ Sie dachte eine Sekunde darüber nach, dann legte sie ihr kaltes Glas an seine Stirn. „Besser?“

Er stöhnte. Oh, Gott, ja.

Cooper schloss die Augen und schwelgte in dem wunderbaren Gefühl des kalten Glases auf seiner erhitzten Haut. Ihr weicher Körper war nur wenige Zentimeter von seinem stahlharten entfernt. Wenn sie wüsste, woran er dachte … wie würde sie wohl reagieren, wenn er …?

Ruckartig öffnete er die Augen.

Schluss jetzt!

Als er zurückzuckte, stieß er mit dem Arm gegen sie, woraufhin sich Wasser direkt in seinen Schoß ergoss. Sofort sprang er auf, und sie tat das Gleiche.

Ganz automatisch begann sie, über seine nasse Hose zu wischen, doch dann wurde ihr klar, was sie da tat. Nicht, dass er etwas gegen ihre Hände einzuwenden gehabt hätte – ganz im Gegenteil.

Rasch trat sie einen Schritt zurück und blinzelte heftig, während die Anziehungskraft zwischen ihnen beinahe greifbar war. Die Luft knisterte vor Elektrizität. Sein Blick landete auf ihren Lippen, die sie nervös mit der Zunge befeuchtete, ehe sie stammelte: „Ich … sollte jetzt wohl gehen.“

Es lag an der Hochzeit, dem Gerede über Sex, der Erinnerung an den sensationellen Kuss. Das erklärte, warum er eine derart starke Anziehung verspürte – hart, rasant, vollkommen irrational.

Sie bewegte sich, wollte gehen, und sofort streckte er die Hand aus und hielt sie fest. Langsam drehte sie sich zu ihm um, ihre Brust hob und senkte sich heftig, so als habe sie einen Hundert-Meter-Lauf hinter sich. In ihren Augen erkannte er dasselbe Verlangen, das auch ihn beherrschte. Richtig oder falsch – wahrscheinlich beides –, er musste danach handeln.

„Ich will nicht, dass du gehst.“ Eigentlich sagte er das schon den ganzen Abend zu ihr. Doch in dieser Minute war es ihm nie ernster damit gewesen.

Sie schluckte. „Warum?“

„Du weißt, warum“, stieß er beinahe grimmig aus.

Er sah, wie sie den Atem anhielt, wie sie die Situation abwog und im Geist noch einmal ihr Gespräch durchging. Ihre Worte waren nicht mehr als ein Wispern. „Wir sollten das nicht tun.“

„Ich habe meine Meinung geändert.“ Es gab keine andere Erklärung. „Ich denke, dass du es vielleicht auch getan hast.“

Um seine Vermutung zu testen, strich er leicht über die seidige Haut ihres Arms. Sofort züngelten die Flammen höher. Als sie sich nicht rührte, legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Ihre Augen funkelten in dem sanften Licht. „Wir passen überhaupt nicht zusammen“, wandte sie ein.

So als würde er von einem übermächtigen Magneten angezogen, senkte er den Kopf und eroberte ihre verführerischen Lippen. Leidenschaftliches Verlangen durchströmte seine Adern. „Wir passen nicht zusammen – wieso denn eigentlich nicht? Haben wir uns gestritten? Das muss ich ganz vergessen haben“, murmelte er. „Ich kann mich nur an eine Sache erinnern: den Geschmack deiner Lippen.“

Als er sie erneut küsste, erwiderte sie den Kuss mit aller Inbrunst. Es dauerte lange, sehr lange, bis sie sich voneinander lösten. Sophie schlug die Augen auf und seufzte leise: „Ich erinnere mich auch.“

Cooper zog sie noch enger an sich, und ihr Körper – kurvig, verführerisch, einladend – schmiegte sich an ihn. An ihren Lippen murmelte er: „Ich möchte, dass du weißt, dass ich das hier nicht geplant habe.“

Sie wirkte sowohl ängstlich als auch entschlossen. „Es ist rein körperlich, richtig?“

Ja. „Rein körperlich.“ Übermächtig, unwiderstehlich. Hier ging es nicht um immer und ewig.

„Wir sind uns einig. Wir werden es nicht weiter verfolgen. Ich bin nicht das, was du willst. Du bist nicht das, was ich brauche. Wir haben keine Zukunft“, sagte sie.

„Aber wir können diese gemeinsame Nacht haben.“

Der nächste Kuss machte ihn atemlos. Danach klammerte Sophie sich hilflos an sein Hemd. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Zum zweiten Mal an diesem Abend hob er sie auf seine Arme. Während er sie in sein Schlafzimmer trug, blickten sie sich unverwandt in die Augen.

„Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe“, murmelte sie, „da dachte ich, dass du gefährlich bist.“

„Und jetzt?“

Sie berührte seine Wange. „Jetzt weiß ich es.“

3. KAPITEL

Cooper hielt sie fest umschlungen. Ohne sie abzusetzen, knipste er im Schlafzimmer das Licht mit dem Ellenbogen an. Ein sanfter Schimmer erhellte den Raum.

Sophie stockte der Atem, als sie plötzlich das gefährliche Funkeln in Coopers Augen erkennen konnte. Die dunklen Stoppeln an seinem Kinn. Die Muskeln unter seinem Hemd. Und weiter unten …

Keiner von ihnen hatte das geplant. Natürlich – Sie war ihm zu seiner Suite gefolgt. Aber da war die Situation auch noch eine ganz andere gewesen. Cooper hatte mehr als deutlich gemacht, dass sie nicht seinen Anforderungen entsprach. Und sie selbst hatte ebenfalls kein Blatt vor den Mund genommen. Diese Sache mit der Liste war einfach unmöglich! Mehr noch – diese ganze Situation war unmöglich. Cooper und sie passten einfach nicht zusammen.

Doch ihr Körper war da ganz anderer Ansicht. So etwas war ihr noch nie zuvor passiert. Nicht mal in ihren Träumen. Lag es an ihrer Tanzhaltung – weil sie sich so eng an ihn geschmiegt hatte? Oder an ihrer Entscheidung, endlich einmal laut auszusprechen, was sie wirklich wollte? Und was genau sah Cooper eigentlich in ihr?

Wie auch immer, von einem derartigen Traummann begehrt zu werden, war äußerst schmeichelhaft. Sophie holte tief Luft. Jetzt war sie hier, und es gab keinen Weg zurück. Nein, sie würde jede einzelne Sekunde genießen und voll auskosten.

Und morgen würde sie nichts bereuen. Im Gegenteil. Es würde ihr Selbstvertrauen gehörig stärken. Und das hatte sie auch bitter nötig.

In der nächsten Sekunde unterbrach Cooper ihre Grübeleien. Er trug sie zu dem riesigen Bett herüber und setzte sie vorsichtig ab. Sanft legte er eine Hand an ihre Wange und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihren Mund. Seine Aufmerksamkeit wanderte zu ihrer Schulter. Langsam streifte er ihr den Spaghettiträger ihres Kleids ab. „Verdammt, ich kann einfach nicht genug von dir bekommen. Und ich sollte dringend die heiße Schokolade abbestellen.“

Als er sie erneut küsste und auch der andere Träger herabfiel, spürte Sophie, wie unerträgliche Hitze ihren ganzen Körper durchflutete. Auf keinen Fall durfte Cooper jetzt die Stimmung durch ein Telefonat ruinieren!

Ihr Kleid glitt zu Boden und legte sich wie eine duftige Wolke um ihre Füße. Ein Luftzug streifte ihre Brüste. Sophie erschauerte.

„Und was passiert, wenn wir die Tür einfach nicht aufmachen?“, flüsterte sie heiser vor Erregung.

Offenbar hatte Cooper es genauso eilig wie sie. Während er bereits die ersten Knöpfe seines Hemds öffnete, antwortete er: „Sie werden den Wink schon verstehen.“

Gebannt schaute Sophie zu, wie er das Hemd von den Schultern streifte und seinen muskulösen Oberkörper entblößte. Sofort zog er sie wieder in seine Arme und drängte sie auf die Matratze. Mit Händen und Lippen begann er, sie gekonnt zu verwöhnen. Sophie schnappte nach Luft, sie hungerte beinahe danach, jeden Zentimeter seines wundervollen Körpers zu berühren.

Voller Bewunderung beobachtete sie das Spiel seiner Muskeln, als er aufstand, um erst die Smokinghose, dann die Boxershorts auszuziehen. Ob er sie wohl zu mollig finden würde? Schnell verbannte sie diesen Gedanken wieder. Eine Hand unter den Kopf gelegt, kuschelte sie sich in die Kissen und wartete mit angehaltenem Atem darauf, alles von ihm zu sehen.

Im nächsten Augenblick drehte er sich zu ihr um und schaute ihr in die Augen. Cooper Smith hatte den Körper eines Athleten – groß, fest, muskulös. Als ihr Blick tiefer wanderte, sah sie, dass er bereits stark erregt war.

Ihre ungenierte Musterung schien ihm zu gefallen. Er lächelte amüsiert und hielt einen Moment lang ganz still. Und dann – mit einer fließenden Bewegung – war er plötzlich neben ihr und zog sie auf sich.

Sophie stieß einen überraschten Schrei aus. Der in der nächsten Sekunde in ein lustvolles Stöhnen überging. Abgesehen von ihrem Höschen war sie vollkommen nackt. Gefangen von Coopers starken Armen blieb ihr nur eins zu tun: Sie spreizte die Beine rechts und links von seiner Hüfte und setzte sich vorsichtig auf ihn.

Ein beinahe andächtiger Moment verging, in dem sie einander tief in die Augen schauten, dann begann Cooper langsam, seine Hüften zu bewegen und sich an ihr zu reiben. Sophie ließ den Kopf zurückfallen, bog den Rücken durch und kam seinen Bewegungen entgegen. Das Gefühl war unbeschreiblich. Ihre Vereinigung wurde nur von einem winzigen Stück Seide verhindert.

Als das Verlangen immer größer wurde, setzte Cooper sich auf, umfasste ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie leidenschaftlich. Seine Hände in ihrem Haar vergraben, murmelte er ihr heiser zu: „Ich will, dass du es öffnest.“

Mit einem Lächeln griff sie blindlings nach den Haarnadeln und zog sie heraus, sodass ihre Locken bis zu ihrer Taille hinabfielen. Noch mehr Freiheit!

Coopers bewundernder Blick verlieh ihr ungeahnten Mut. Sie machte einen sinnlichen Schmollmund und flüsterte verführerisch: „Bereit für den wilden Look?“

Er hob eine Augenbraue und wickelte sich eine ihrer Locken um den Finger. „Wild ist das richtige Wort.“

Ihr Hochgefühl verblasste sofort. Rasch schob Sophie sich die Locken aus dem Gesicht. Ihr Haar hatte sie schon immer gehasst. „Ist es zu wild?“

„Absolut ungezähmt.“ Er beugte sich vor, biss ihr spielerisch in den Hals und flüsterte rau: „Ich liebe es.“

Während Freude sie durchströmte, senkte er den Kopf und schloss seine Lippen um eine ihrer zarten Brustknospen. Sanft begann er, sie zu liebkosen, worauf Sophie spürte, wie tausend kleine Feuerwerke in ihrem Inneren explodierten.

Glühende Hitze erfasste sie. Mit einem Arm drückte Cooper sie auf die Matratze hinab und ließ seine Lippen tiefer wandern. Als er seine Zunge in ihren Bauchnabel tauchte, drohten Sophie beinahe die Sinne zu schwinden.

Unaufhaltsam bewegte sie sich auf einen Abgrund zu. So groß wurde ihr Verlangen, dass sie blindlings nach seinem Kopf griff und die Finger in seinem Haar vergrub. Gleich, gleich … Die Erfüllung war nur noch einen Herzschlag entfernt!

Doch Cooper war noch längst nicht bereit, das lustvolle Spiel zu beenden. Quälend langsam ließ er eine Hand über ihre Taille, ihre Hüfte gleiten, bis er schließlich bei der zarten Spitzeumrandung ihres Höschens angekommen war. Ohne auf ihr Flehen zu reagieren, streifte er ihr den Slip ab – Zentimeter für Zentimeter.

Unwillkürlich begann Sophie sich unter ihm zu winden. Sie war bereit für ihn. Mehr als bereit!

Cooper senkte den Kopf und folgte mit den Lippen der Spur seiner Hände. Als er an ihrem empfindsamsten Punkt angelangte, schrie sie leise auf. Einen kurzen Moment lang empfand sie so etwas wie Scham. Doch Coopers Zärtlichkeiten und sein sichtbares Vergnügen ließen sie ihre Verlegenheit schnell überwinden.

Sie schloss die Augen und gab sich ganz ihrer Begierde hin. Willig folgte sie seiner Führung, immer näher an den Rand der Klippe, dem freien Fall entgegen.

Als der Moment schließlich gekommen war, erschauerte Sophie wieder und wieder in Coopers Armen. Die Erfüllung, die sie verspürte, war so stark, dass sie vor Glück fast zu vergehen glaubte.

Als ihr Herzschlag sich einige Zeit darauf langsam wieder zu beruhigen begann, kuschelte sie sich mit einem zufriedenen Lächeln an Coopers Brust. Er beugte den Kopf und murmelte mit den Lippen dicht an ihrem Haar: „Und: Bereust du es schon?“

Ihr Herz machte einen Satz.

Ja – doch das würde sie nicht sagen. Eigentlich wollte sie es nicht mal denken. Sie hatte sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr so gut gefühlt. Aber es half nichts – sie musste sich der Wirklichkeit stellen. Und der Tatsache, dass das hier eine einmalige Angelegenheit war. Es gab nur diese eine Nacht. Danach würden Cooper und sie sich nie wiedersehen. Weil sie viel zu unterschiedlich waren, weil sie vollkommen gegensätzlich dachten. Cooper würde eine wunderschöne Frau finden, die seiner Liste entsprach, während Sophie Gruebella einfach ihr Leben weiterlebte.

Und der Silberstreif am Horizont? Sie würde ein ganz neues Leben führen. Die heutige Nacht war der eindeutige Beweis dafür. Von nun an würde sie ihre eigenen Regeln aufstellen. Die Sophie, die sich immer rumschubsen und manipulieren ließ, gehörte endgültig der Vergangenheit an. Sie konnte es gar nicht abwarten, Pennys und Kates Reaktion zu sehen.

Coopers Stimme war so tief, dass sie genauso gefährlich klang, wie er aussah. „Hallo? Frau Lehrerin? Ich warte noch immer auf eine Antwort.“

Langsam lächelte sie und schlang die Arme um seinen Nacken. Sie fuhr mit den Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bereue nichts. Kein Zurück. Ich blicke nur nach vorne.“

Zärtlich strich Cooper mit dem Finger über die empfindsame Stelle an ihrem Hals. Obwohl Sophie noch immer ganz und gar von dem Gefühl ihres wundervollen Höhepunkts erfüllt war, reagierte ihr Körper sofort. Ihre Haut begann zu prickeln, und ihr Atem ging schneller. Sie war bereit für ihn. Schon wieder. Aber was machte das schon? Schließlich hatten sie ja noch die ganze Nacht. Das Beste lag noch vor ihnen.

Während Cooper ihr tief in die Augen schaute, veränderte sich plötzlich sein Gesichtsausdruck.

„Du bist schön.“

Er sagte es ganz schlicht, ohne jegliche Aufgesetztheit, und für einen Moment stockte ihr der Atem. Ach, komm schon … Sie wusste, was hinter dieser Aussage steckte. Cooper mochte ja ein wahrer Verführer sein – erfahren, reich und sexy. Aber er besaß auch ein Gewissen. Und das befahl ihm, nett zu einer Frau zu sein, die er auf die allerintimste Art kennengelernt hatte, die zwischen Mann und Frau möglich war.

Sie ließ ihren Finger über die verführerische Kerbe in seinem Kinn wandern. „Eines weiß ich jedenfalls“, murmelte sie.

Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. „Und was ist das?“

Wärme erfüllte sie. „Diese Nacht werde ich nie vergessen.“

Cooper lächelte und ließ sie die gesamte Länge seines harten, erregten Körpers spüren. „Du brauchst also kein Andenken?“

Mit einem unschuldigen Augenaufschlag erwiderte sie: „Hättest du denn etwas für mich?“

„Oh, ja. Aber leider kannst du es nicht mitnehmen“, raunte er heiser.

Er griff nach ihrer Hand und führte sie nach unten …

Den Rest der Nacht und die Hälfte des folgenden Tages genoss Sophie Cooper Smiths außerordentliche Gastfreundschaft.

Sie tauschten weder Adressen noch sonstige Kontaktdaten aus. Genau so, wie sie es wollte. Er auch. Darin waren sie sich einig. Es gab keine gemeinsame Zukunft für sie. Es handelte sich um eine einmalige Nacht. Keiner musste so tun, als wäre es anders.

In den folgenden Wochen dachte Sophie oft an Cooper, doch sie zwang sich, keine sehnsüchtigen Erinnerungen zu pflegen. Bis sie an einem Samstagmorgen allein in ihrem Badezimmer saß und ungläubig auf den Teststreifen in ihrer Hand blickte.

Rosa. Zwei Linien. Positiv.

In acht Monaten würde sie Mutter werden.

Sophie legte den Kopf auf die Knie.

Und ob es ihm nun gefiel oder nicht – der wohlhabende Mr. Smith wurde Vater.

4. KAPITEL

Cooper sah mit einem Stirnrunzeln auf die Wanduhr in seinem Arbeitszimmer. Unruhig trommelte er mit einer Hand auf der Tischplatte, während er mit der anderen einen Stapel Akten zu sich heranzog.

Elf Uhr zwanzig. Er schob den Aktenstapel sofort wieder beiseite. Bald würde sein Überraschungsbesuch da sein. Die Frage war nur … was wollte Sophie so viele Wochen nach ihrer gemeinsamen Nacht von ihm?

Das Hotel hatte ihm ihre Nachricht übermittelt, dass er bitte zurückrufen möge. Was er auch prompt getan hatte. Allerdings war er doch sehr überrascht gewesen, als Sophie ihn um ein sofortiges Treffen bat. Sie hatte sogar angeboten, zu seinem Haus im Norden von Sydney zu kommen. Seit diesem Telefonat konnte er kaum mehr an etwas anderes denken.

Er hasste es, Zeit zu verschwenden, doch an diesem Morgen war er bereits um sechs Uhr aufgestanden. Um sieben Uhr hatte er sein Fitnesstraining erledigt und danach unzählige Tassen starken schwarzen Kaffee getrunken.

Er schaute auf die Uhr.

Elf Uhr einundzwanzig. Noch neun Minuten.

„Cooper, kannst du mir ein bisschen Geld geben?“

Beim Klang der fröhlichen Stimme hinter ihm zuckte er zusammen, sodass mehrere Akten vom Schreibtisch fielen. Als er sich umdrehte, sah er seine Schwester am Türrahmen lehnen. Sie trug eine tief sitzende Jeans, ein bauchfreies pinkfarbenes Top, und ihr kurzes blondes Haar war perfekt geschnitten. Sie kaute an einer Möhre herum.

Cooper verschränkte die Arme über der Brust. „Ist das alles, was du isst? Nur eine Möhre?“

Paige war von Natur aus klein und zierlich. Gerade deshalb brauchte sie ordentliche Mahlzeiten – das war zumindest Coopers Ansicht. Seine Schwester sah das natürlich ganz anders. Besonders seit sie wusste, dass sie zum Schüleraustausch nach Frankreich mitfahren durfte. Paige hatte in einer Zeitschrift gelesen, dass die Französinnen streng auf ihre Figur achteten. Und prompt fürchtete nun auch sie jedes Gramm zu viel. Cooper seufzte.

Paige reagierte darauf, indem sie die Augen verdrehte. „Ich esse zu wenig? Und was hast du bislang zu dir genommen … ungefähr zehn Tassen Kaffee?“

Rasch unterdrückte er ein Grinsen. Schlagfertiges kleines Biest. „Keine Ausreden. Du musst etwas essen, Paige.“

Seine Schwester stöhnte theatralisch auf und stieß sich vom Türrahmen ab. „Marion und ich gehen shoppen. Und danach ins Restaurant, okay?“

Seine Arme fielen herab. „Schon wieder eine Shoppingtour?“

Verblüfft starrte sie ihn an. „Warum sollte ich dich sonst um Geld bitten?“

Cooper fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Manchmal macht mir weibliche Logik wirklich Angst.“ Er stand auf, nahm seine Brieftasche aus dem Jackett und ging auf sie zu. „Wie viel brauchst du?“

„Eine Kreditkarte wäre einfacher.“

Er zuckte nicht mal mit der Wimper. „Zweifellos.“

Langsam entnahm er eine Karte aus seiner Brieftasche und reichte sie ihr. Doch Paige schüttelte nur den Kopf. „Doch nicht die.“

Er grinste. Seine Schwester war wirklich schlau. Dennoch streckte er ihr die Karte erneut entgegen. „Ja, die Karte hat ein Limit, aber ein sehr großzügiges, Paige. Ich bin sicher, dass du damit auskommen wirst.“

Paige wusste, wann sie sich geschlagen geben musste. Sie lächelte süß und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Danke, Bruderherz.“

Keine große Sache. Himmel, solange es nur um Einkäufe ging, war das ja noch unproblematisch. Viel mehr fürchtete er den Moment, wenn das Thema Jungs aktuell werden würde. Denn dazu hatte er eine ganze Menge zu sagen.

Cooper stieß langsam den Atem aus. Mein Gott, wie sehr wünschte er sich, ihre Eltern würden noch leben. Dann müsste er nicht solche Dinge sagen wie beispielsweise diesen blöden Spruch hier: „Du lässt dich nicht von fremden Männern ansprechen, während du heute unterwegs bist.“

Paige stöhnte entnervt und verdrehte die Augen. „Müssen wir das jedes Mal durchkauen?“

Er ignorierte diese Frage und fügte schnell noch eine weitere Ermahnung hinzu. „Und wenn jemand versucht, dich in sein Auto zu ziehen, dann schreist du und trittst um dich …“

„Und ich laufe in entgegengesetzter Richtung davon. Ich weiß, Cooper, ich weiß.“ Paige steckte die Kreditkarte in ihre Designer-Handtasche. „Ich bin kein Baby mehr.“

Gereizt erwiderte er: „Ich habe hier die Verantwortung, und die nehme ich auch sehr ernst, Paige. Vielleicht gefällt es dir nicht, aber hier im Haus ist nur einer der Boss. Solange du unter meinem Dach lebst, bestimme ich die Regeln. Und ich erwarte, dass du sie befolgst.“ Seine Stimme verlor ein wenig an Strenge. „Also, denk dran … du kommst zurück, bevor es dunkel wird.“

In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Paiges Gesicht hellte sich auf. Während sie sich bereits umdrehte, rief sie: „Ich öffne schon.“

Bevor sie ihm entwischen konnte, hatte Cooper sie auch schon am Arm gepackt und zurückgezogen. „Das ist für mich.“

Aber Paige entwand sich ihm geschickt und rannte los. Zum Glück hatte Cooper jedoch die längeren Beine. Und so gelang es ihm ohne große Mühe, sie einzuholen.

Lachend öffnete er die Haustür. Doch in der nächsten Sekunde verschwand das Lachen von seinem Gesicht.

Sophie stand mit weit aufgerissenen Augen steif auf der Schwelle.

Er hatte erwartet, dass sie strahlen würde, so wie beim letzten Mal. Aber in ihrer schwarzen Hose und der weißen Bluse wirkte sie eher ernst und blass. Ihre Haare, zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden, verstärkten diesen Eindruck noch. Dabei hatte er ihre wilden Locken doch so sexy gefunden. Damals, in jener Nacht, als Sophie sich über ihn gebeugt hatte und …

Stop! Daran durfte er gar nicht erst denken. Sexy oder nicht, es gab keine gemeinsame Zukunft für sie. Sophie und er passten genauso wenig zusammen wie Feuer und Wasser – die ganze Sache im Schlafzimmer mal ausgenommen.

Ungeduldig drängte Paige sich an ihm vorbei. Als sie Sophie erblickte, stieß sie einen kurzen Schrei aus. „Was machen Sie denn hier?“

Cooper legte eine Hand auf die Schulter seiner Schwester. „Paige, sei nicht unhöflich.“ Offensichtlich hielt Paige Sophie für eine Vertreterin oder etwas in dieser Art. Aber das war noch lange kein Grund, die guten Manieren zu vergessen. „Ich habe diese Dame erwartet.“

Paige schaute Sophie ungläubig an. „Sie kennen meinen Bruder?“

Nun zeigte sich auch in Sophies Gesicht zum ersten Mal eine Regung. Sie riss erstaunt die Augen auf und erwiderte nach einer kurzen Pause. „Cooper ist dein Bruder?“

Stöhnend schlug sich Paige mit der Hand auf die Stirn. „Jetzt verstehe ich. Cooper muss der Typ sein, für den Sie sich so schick machen.“

Sophie schien am liebsten im Erdboden versinken zu wollen. Verlegen zuckte sie die Schultern. „Wer sagt, dass ich mich für jemanden schick mache?“

Paige lachte. „Das ist doch glasklar. Alle Mädchen in der Schule sagen das. In den letzten Wochen haben Sie sich total verändert. Neue Kleider, neues Make-up, die Haare offen – nicht wie heute“, bemerkte sie mit einem kritischen Blick auf Sophies Pferdeschwanz. „Selbst ihr Gang hat sich verändert. Einfach super!“

Cooper, der verzweifelt versuchte, der Unterhaltung zu folgen, gab schließlich auf und hob die Hände. „Langsam, langsam. Kann mir mal einer erklären, was hier vor sich geht?“

Paige warf nur kurz über die Schulter: „Miss Gruebella ist eine Lehrerin an meiner Schule.“

Bei der Erwähnung ihres Nachnamens errötete Sophie, doch Cooper ließ sich keine Reaktion anmerken. Wenn man Gruebella hieß, tat man allerdings gut daran, nur den Vornamen zu nennen.

Du bist Miss Gruebella?“

Er hatte sich eine fünfzigjährige Dame mit grauem Haar und altmodischen Moralvorstellungen ausgemalt. Ganz sicher nicht eine wilde Brautjungfer, die einfach die Nacht mit einem Fremden im Hotel verbrachte. Ausgerechnet Miss Gruebella sollte jene Frau sein, die er einfach nicht vergessen konnte? Deren ganz spezieller Duft noch immer in seinen Kissen hing? Die ihn in seinen Träumen verfolgte?

Fast wünschte er, er hätte Sophie nie zum Tanzen aufgefordert. Das alles wurde langsam viel zu kompliziert. Eigentlich hätte es nur eine unvergessliche Nacht sein sollen, mehr nicht. Schließlich passten sie gar nicht zusammen. Und sosehr sein Körper auch nach ihr verlangte – diesmal würde er vernünftig sein. Er hatte die Stunden mit ihr sehr genossen. Doch wenn es um eine Beziehung ging, dann lautete die Antwort entschieden Nein.

So war es das Beste.

In diesem Moment fuhr ein glänzender schwarzer Mercedes hupend vor. Paiges Freundin, Marion Daniels, streckte den Kopf aus dem Beifahrerfenster. Sie zog die Nase kraus. „Sind Sie das, Miss Gruebella?“

Paige umklammerte ihre Handtasche und wandte sich an Sophie. „Sie sind doch nicht wegen dieser Sache hier, über die wir gesprochen haben, oder?“

Cooper wurde hellhörig. Er ließ seinen Blick zwischen den beiden hin- und herwandern. „Und worüber habt ihr zwei euch unterhalten?“

Sophies Gesichtsausdruck wurde weicher. Sanft berührte sie Paiges Arm. „Mach dir keine Sorgen, Paige. Ich bin hier, weil ich mit Cooper über etwas ganz anderes reden muss.“

Darüber schien Paige einen Moment nachzudenken. Dann lächelte sie plötzlich verschmitzt. „Okay, aber seien Sie brav!“ Lachend lief sie auf den Mercedes zu. „Und tun Sie nichts, was ich nicht auch tun würde!“

Als sich die Autotür hinter ihr schloss und Mrs. Daniels mit den beiden Mädchen davonfuhr, führte Cooper Sophie ins Haus. Verdammt, sie roch noch immer so gut …

Krampfhaft biss er die Zähne zusammen.

Aber nicht so gut, dass er ihr nicht widerstehen konnte. Wenn er einen Plan gefasst hatte, dann hielt er daran fest. Keine Umkehr.

Sophie trat über die Schwelle. „Die Welt ist wirklich klein. Es gibt eine ganze Reihe Leute mit Smith als Nachnamen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ihr verwandt seid.“

„Das ist verständlich“, stimmte er zu.

Als sie ein kleines Wohnzimmer durchquerten, legte er automatisch eine Hand auf Sophies Arm. Selbst durch den Stoff der Strickjacke spürte er die Elektrizität dieser Berührung. Die Versuchung, Sophie einfach in seine Arme zu reißen, diese schreckliche Jacke abzustreifen und dann jeden Zentimeter ihrer Haut zu liebkosen, war unheimlich groß.

Nein! Er durfte dieser Versuchung einfach nicht nachgeben. Cooper holte tief Luft, ließ Sophies Arm abrupt los und steckte die Hand stattdessen in die Hosentasche.

Während er neben ihr herging, fragte er beiläufig: „Und, Sophie, wie geht es dir?“

Sie schaute kurz zu ihm herüber. Ah, ja, an diese ausdrucksvollen Augen erinnerte er sich nur zu gut.

„Ganz gut“, entgegnete sie. „Und dir?“

Er zuckte die Achseln. „Ich versuche, Schwierigkeiten zu meiden.“

Mittlerweile waren sie an der Tür zu einer abgeschiedenen Terrasse angelangt, die er öffnete. Es handelte sich um seinen Lieblingsplatz, denn von hier hatte man einen wunderbaren Blick über den Garten mit seinen Orangenbäumen und dem Goldfischteich. Cooper liebte dieses Haus weit außerhalb von Sydney. So oft er konnte, kam er hierher, um die klare Luft einzuatmen und den blauen Himmel zu genießen. Und natürlich, um in seinem Leben wieder Ordnung und Kontrolle zu spüren. Von beidem brauchte er im Moment eine Doppelportion.

Nachdem Sophie Platz genommen hatte, kam er gleich auf den Punkt. „Als ich deine Nachricht erhielt, war ich, ehrlich gesagt, ziemlich überrascht.“

Sophie wich seinem Blick aus. „Ich wollte auch eigentlich gar nicht anrufen.“

Er lächelte amüsiert. „Warum hast du es dann getan?“

Verlegen rutschte sie auf ihrem Stuhl herum. „Es ist ein bisschen schwierig, das zu erklären.“

Wartete sie etwa darauf, dass er den ersten Schritt machte? Dass er vorschlug, sie sollten da weitermachen, wo sie aufgehört hatten? Nun, das würde nicht geschehen. Egal wie sehr ihre wilden Locken ihn bezauberten oder ihre sinnlichen Lippen ihn in Versuchung führten, er würde nicht schwach werden!

Je schneller sie die Sache klärten, desto schneller würde Sophie wieder verschwinden – und sie konnten beide ihr Leben fortsetzen.

Aus Gewohnheit legte er eine gewisse Strenge in seine Stimme. „Ich dachte, wir hätten uns in jener Nacht darauf geeinigt, dass wir beide unterschiedliche Pläne und Vorstellungen haben.“

Die Hände im Schoß gefaltet, wich sie erneut seinem Blick aus und nickte heftig. „Ja. Ja, das haben wir.“

Cooper betrachtete sie eingehender. War diese nervöse, beinahe schüchterne Frau dieselbe, die ihn mit ihrer Leidenschaft fast um den Verstand gebracht hatte? Ihre Nähe rief in ihm noch immer ein glühendes Verlangen hervor. Allein wenn er ihre zarten Hände betrachtete, die seinen ganzen Körper berührt und liebkost hatten … Jetzt erregte sie ihn sogar, ohne ihn zu berühren.

Er zwang sich, den Blick von ihr abzuwenden und stattdessen den Garten zu betrachten. Eigentlich der völlig falsche Ort für ein derartiges Gespräch. Ein Restaurant wäre wesentlich besser geeignet gewesen. Oder irgendein anderer neutraler Treffpunkt. Dort hätten sie sich zivilisiert unterhalten können, alles regeln, und danach hätte er sie nach Hause gebracht. Fall abgeschlossen.

Cooper beugte sich vor. „Das hier ist ein wenig unangenehm. Ich denke, wir sollten woanders hinfahren, um …“ Beinahe hätte er gesagt, um einen Kaffee zu trinken, aber natürlich hatte er nicht vergessen, was passiert war, als er das das letzte Mal vorgeschlagen hatte.

Endlich blickte sie zu ihm herüber. „Um irgendwo zum Lunch zu gehen? Ja, ich habe heute das Frühstück verpasst und bin tatsächlich etwas hungrig.“

Seine Gedanken wanderten sofort zu Paige und ihrem Grünzeug, das sie ständig knabberte. Daraufhin knurrte sein Magen laut und deutlich.

Sophie lächelte. „Es klingt so, als könntest du auch etwas vertragen.“ Dann wurde sie plötzlich ernst, beugte sich ebenfalls vor und umklammerte die Tischkante. „Aber Cooper, ich muss wirklich dringend mit dir reden. Das kann keine Minute mehr warten.“

Sie holte tief Luft und lachte dann nervös. „Mein Gott, das ist das Schwierigste, was ich je zu sagen hatte.“

Ihr besorgter Gesichtsausdruck … die Nervosität in ihrer Stimme …

Cooper fühlte, wie sich seine Muskeln anspannten. Steckte hinter Sophies Besuch doch mehr als ihre gemeinsame Nacht? War Paige in Schwierigkeiten, und Sophie traute sich nicht, es zu sagen? Ob seine Schwester in einem Fach versetzungsgefährdet war? Mathe bereitete ihr ein paar Probleme, aber er hatte mit ihr geübt, und auf dem letzten Zeugnis hatte sie eine Drei gehabt.

Paige bezeichnete Miss Gruebella als Vertraute.

Oh, Gott.

„Steckt Paige in Schwierigkeiten?“, presste er mühsam hervor.

Sophie biss sich auf die Unterlippe, während sie zu ihm aufschaute. „Nein, Cooper, Paige ist nicht in Schwierigkeiten. Wir sind es.“

Cooper atmete gerade erleichtert aus, als er ihre letzten Worte registrierte. Er runzelte die Stirn. „Was hast du gesagt?“

Sophie rang die Hände. „Du erinnerst dich, dass wir das Schlafzimmer in jener Nacht kaum verlassen haben … Natürlich waren wir vorsichtig. Aber auch der beste Schutz ist nicht zu einhundert Prozent sicher.“

Plötzlich machte es klick. Wie betäubt formte er die Worte. „Du bist schwanger?“

Sie hielt ein paar Finger hoch, damit er zählen konnte. „In sieben Monaten ist es so weit.“

Cooper versuchte, diese Information zu verarbeiten. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Unmöglich. Das war nicht Teil seines Plans.

Sophie stöhnte. „Ich weiß, was du denkst. Du willst diese Komplikation nicht.“

Komplikation?

Komplikation!

Sie rutschte unruhig hin und her, schaute ihm aber diesmal fest in die Augen. „Ich habe bereits alles durchdacht. Diese Information hätte ich dir nie vorenthalten, aber ich werde dich auch nicht unnötig damit belästigen. Du kannst das Baby jederzeit sehen.“

Nur mit Mühe konnte er seine Ungläubigkeit verbergen, während sich ein anderer Gedanke breit machte. „Ist es okay für dich, Mutter zu werden?“ Als sie sich das letzte Mal darüber unterhalten hatten, schien sie unsicher gewesen zu sein.

„Zuerst war es ein gehöriger Schock.“ Ein kleines Lächeln spielte um ihren Mund. „Aber, ja, ich will dieses Kind unbedingt.“

Nun, das war immerhin eine gute Neuigkeit.

Dennoch bildete sich eine Falte zwischen ihren Augenbrauen. „Ich weiß, dass du jemanden finden wirst, und zwar bald – jemand, der mit dieser Situation sicherlich umgehen kann. Ich meine, wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter. Ich führe mein Leben weiter und du deines. Ich werde dafür sorgen, dass das Baby deine Pläne nicht ruiniert.“

Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

Sein Leben weiterführen? Jemanden finden? Eine Ehefrau?

Verdammt, was sollte das alles heißen? Wovon sprach Sophie da eigentlich? Dachte sie wirklich, sie könnten sein Leben für ihn regeln? Nun – falls es so war, musste sie sich auf eine Überraschung gefasst machen. Schließlich hatte er bei der ganzen Sache auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Diese Frau erwartete sein Baby. In sieben Monaten würde er Vater sein. Sein Kind brauchte ihn – nicht zeitweilig, sondern zu hundert Prozent. Ja, ein Kind brauchte beide Eltern. Das hatte die Sache mit Paige ihn gelehrt.

Wie aus weiter Ferne drang Sophies Stimme zu ihm. „Diese Neuigkeit ist bestimmt ein Schock. Aber im Grunde ist das alles gar kein Problem. Zuerst bekomme ich ja Mutterschutzurlaub. Und danach werde ich mir eine Nanny besorgen. Mach dir keine Sorgen, Cooper. Es wird sich ganz schnell eine Routine einstellen.“

Hörte er richtig? Er holte tief Luft und schaffte es mit einiger Mühe, ruhig zu bleiben. „Eine Nanny? Das ist nicht nötig. Du musst nicht arbeiten.“ Sie würde mit dem Baby zu Hause bleiben. Sein Baby. Ihr gemeinsames Baby.

„Vielen Dank“, entgegnete Sophie sanft. „Ich wusste, dass du uns finanziell unterstützen würdest. Aber ich möchte wieder arbeiten. Ich werde meinen Beruf keinesfalls aufgeben. Natürlich wird es eine Umstellung …“ Sie legte eine Hand auf ihren flachen Bauch und lächelte. „Aber das kriegen wir schon hin.“

Cooper verspürte eine merkwürdige Mischung aus Freude und Wut. Einerseits erfüllte es ihn mit ungeheurem Stolz, Vater zu werden. Seine letzte Freundin hatte bezweifelt, dass er dazu überhaupt in der Lage war. Doch nun schien es so, als hätte Evangeline sich gründlich getäuscht.

Andererseits musste er nun eine Frau heiraten, die ihn in den Wahnsinn trieb. Sophie und er waren einfach viel zu unterschiedlich. Und dennoch musste er aus dieser Ehe irgendwie einen Erfolg machen. Alles andere war unwichtig. Denn sein Kind würde keinesfalls von einem allein erziehenden Elternteil großgezogen werden. Nein, sein Kind würde eine Mutter und einen Vater haben.

Er beugte sich über den Tisch und ergriff Sophies Hand. „Du hast recht. Wir kriegen das hin.“

Die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen. „Oh Gott, Cooper. Ich hatte solche Angst. Ich dachte, du würdest total wütend werden. Weil uns so etwas passiert ist. Und du doch immer alles unter Kontrolle haben willst …“ Plötzlich lächelte sie. „Lass uns zur Feier des Tages essen gehen. Ich hätte Lust auf Spaghetti Carbonara mit warmem, knusprigem Brot und Schokoladeneis. Zwei Portionen.“

Er hatte eine Menge Geschichten über schwangere Frauen gehört. Sie waren bekannt für ihre Launenhaftigkeit und die merkwürdigsten Essensgelüste. Zusammen mit Sophies Widerspruchsgeist und ihrer Sturköpfigkeit ergab das eine fantastische Mischung!

Wie hatte ihm das nur passieren können?

Doch für diese Situation war er selbst verantwortlich. Jetzt musste er sich auf die Vorteile konzentrieren.

Erstens: Er hatte sich eine Familie gewünscht.

Zweitens: Sein Instinkt sagte ihm, dass Sophie eine gute Mutter sein würde.

Drittens: Paige mochte sie.

Autor

Robyn Grady
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