Julia Collection Band 125

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VERLIEBT IN DEN MILLIONENERBEN von LEWIS, JENNIFER
Warum nur muss sie sich gerade in ihn verlieben? Dominic Hardcastle ist selbstbewusst, attraktiv, erfolgreich - und der Sohn ihres Chefs. Eine Beziehung mit ihm ist ausgeschlossen. Denn Bella hütet ein Geheimnis, das dem Millionenerben gefährlich werden kann …

FEURIGE KÜSSE IN ARGENTINIEN von LEWIS, JENNIFER
Begrüßen, freundlich lächeln, danach zurück nach New York und Tarrant Hardcastle berichten. Susannah hatte sich das alles so leicht vorgestellt. Doch nun steht der mögliche Hardcastle-Erbe vor ihr - und erklärt sich nur zu einem DNA-Test bereit, wenn Susannah die Nacht mit ihm verbringt …

DER ZAUBER DIESES TANZES ... von LEWIS, JENNIFER
Einen Abend lang alles vergessen! In einem Jazzclub tanzt Samantha mit einem sexy Fremden - und will nichts als seine Liebe. Aber morgen, schwört sie sich, geht meine Suche nach Louis weiter! Samantha ahnt nicht, dass sie den Sohn ihres verstorbenen Mannes längst gefunden hat …


  • Erscheinungstag 12.10.2018
  • Bandnummer 125
  • ISBN / Artikelnummer 9783733711368
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jennifer Lewis

JULIA COLLECTION BAND 125

1. KAPITEL

„Verschwinden Sie, bevor ich den Sicherheitsdienst rufe!“

Eine Frauenstimme hallte durch den großen Raum. Dominic Di Bari blinzelte in das grelle Licht, das durch die breite Fensterfront schien. Offensichtlich wusste die Frau nicht, wer er war. Er trat einen Schritt vor.

„Ich sagte …“

„Ich habe gehört, was Sie gesagt haben.“ Von weitem erkannte er nur, dass die Frau eher klein sein musste. „Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.“

„Die Vertreterschulung ist im vierzehnten Stock. Das hier ist die fünfzehnte Etage.“ Sie schritt auf ihn zu, und das Klacken ihrer Absätze auf dem Marmorboden wurde von den Wänden zurückgeworfen.

Dominic konnte immer noch nicht viel erkennen, außer dass die Frau einen weißen Laborkittel trug und der Raum mit Computern und anderen Hightech-Geräten ausgestattet war. „Ist das hier eine Art Labor?“

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht“, entgegnete sie streng.

„Vor einer Woche hätte ich Ihnen noch zugestimmt“, murmelte Dominic und fügte im Stillen hinzu: bevor ein einziger Anruf mein Leben auf den Kopf gestellt hat.

„Ich habe Sie gewarnt, dass ich den Sicherheitsdienst rufe.“ Sie nahm ein Telefon aus der Tasche ihres Kittels, wählte eine Nummer und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden, während sie überall hinschaute, nur nicht in Dominics Gesicht. Nachdem sich seine Augen an das helle Licht gewöhnt hatten, betrachtete er sie. Langsam ließ er den Blick über ihre langen Beine schweifen.

Während er die Arme vor der Brust verschränkte, unterdrückte er ein Lächeln. Den Beinen nach zu urteilen, verbarg sich unter dem weißen Kittel ein atemberaubend schöner Körper. Das glatte braune Haar mit den natürlich wirkenden hellen Strähnchen fiel ihr bis auf die Schultern, als sie sich das Telefon ans Ohr hielt.

„Ja, Sylvester, hier ist ein Eindringling im fünfzehnten Stock. Ich habe ihn gebeten zu gehen, aber er weigert sich.“ Sie warf Dominic einen zurechtweisenden Blick aus ihren grauen Augen zu.

„Ja, danke.“ Sie klappte das Handy zu. „Der Sicherheitsdienst wird jeden Moment hier sein. Noch haben Sie die Möglichkeit, den Raum mit Anstand zu verlassen.“

„Anstand kann so langweilig sein.“ Amüsiert lehnte Dominic sich an den Türrahmen und sah, wie ihre Augen vor Wut regelrecht aufblitzen. „Sind Sie als Forscherin hier beschäftigt?“, fragte er gelassen.

„Zufälligerweise leite ich die Kosmetikabteilung.“

„Interessant.“ Also wählte Tarrant sogar die Frauen, die in seiner Firma etwas zu sagen hatten, nach ihrem Aussehen aus. Und seine Leiterin der Kosmetikabteilung war höchstens fünfundzwanzig. Offenbar waren hier hübsche Beine wichtiger als Erfahrung. Kein Wunder, dachte Dominic, nach allem, was ich über Tarrant Hardcastle, meinen Vater, gehört habe.

Er nahm wahr, wie sich hinter ihm die Fahrstuhltüren öffneten.

„Das ist er.“ Sofort zeigte die attraktive Frau mit einem langen, schlanken Finger auf ihn. Kein Nagellack. Müsste sie als Leiterin der Kosmetikabteilung nicht welchen tragen?

„Mr. Hardcastle.“ Der freundliche, nicht mehr ganz junge Chef der Sicherheitsabteilung, der ihm das Firmengebäude zeigen sollte, nickte Dominic kurz zu.

Dominic wusste, er sollte ihn korrigieren. Sein Leben lang war er Dominic Di Bari gewesen, und er hatte auch nicht vor, seinen Namen zu ändern, nur um einem egozentrischen Milliardär, der auf einmal einen Sohn brauchte, einen Gefallen zu tun. Aber im Augenblick passte es Dominic gut, mit „Hardcastle“ angesprochen zu werden.

Die Frau befeuchtete sich die rosigen Lippen. „Wie bitte?“

„Sie haben richtig gehört.“ Dominic verlagerte sein Gewicht. „Sylvester?“

„Miss Andrews erwähnte einen Eindringling?“

„Ich glaube, das war ein Missverständnis.“ Lächelnd streckte Dominic ihr die Hand entgegen. „Dominic.“

Sie sah ihn entsetzt an, kam auf ihn zu und schüttelte ihm dann die Hand. „Bella Andrews. Das konnte ich ja nicht ahnen! Entschuldigen Sie bitte, aber wir arbeiten hier mit ziemlich wichtigen Dingen, und es geht nicht, dass Unbefugte …“

„Ich verstehe schon.“ Ihre Haut war weich und zart. Während er ihre Hand etwas länger hielt als nötig, merkte er, wie Bella erschauerte.

Sobald er sie losließ, zog Bella die Hand zurück und wandte sich an den Mann vom Sicherheitsdienst. „Danke, Sylvester. Tut mir leid, dass ich Sie alarmiert habe.“

Schweigend warteten sie, bis Sylvester wieder in den Fahrstuhl gestiegen war. Dominic konnte Bellas Neugier fast spüren und lächelte ihr ermutigend zu.

„Sie sind mit Tarrant verwandt?“ Sie errötete.

„Ich bin sein Sohn.“ Er lächelte kühl. „Bestimmt liegt Ihnen jetzt auf der Zunge, dass Sie gar nicht wussten, dass er einen Sohn hat?“

„Ich, äh …“ Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.

Die Verwandtschaftsverhältnisse zu erklären war schwierig, daher entschied Dominic, sich vorerst zurückzuhalten. Manchmal bereitete es ihm auch Vergnügen, die Leute raten zu lassen. Vor allem bei einer Wissenschaftlerin könnte es ihm Spaß bringen, weil sie wohl dafür lebte, Hypothesen zu belegen.

„Mein Vater hat mich dazu ermuntert, mir die Firma anzuschauen.“ Er machte einen Schritt auf sie zu. „Also, um meine Frage zu wiederholen, ist das hier ein Labor?“

„Ja, ein Entwicklungslabor. Und bitte entschuldigen Sie mein Benehmen. Ich habe an das Wohl des Unternehmens gedacht …“

„Ich verstehe. Der Jungbrunnen muss unter allen Umständen bewacht werden.“ Dominic schaute sich in dem lang gestreckten Raum um. Er entdeckte Spülbecken und Brenner, sorgfältig getrennt von den Computerarbeitsplätzen. Becher oder Reagenzgläser sah er allerdings nirgends, sie wurden wohl in den teuren Schränken verwahrt. „Lassen Sie mich raten, in Wirklichkeit sind Sie achtundsiebzig Jahre alt?“, fragte er Bella.

Sie deutete ein Lächeln an. „Nicht ganz. Obwohl wir beachtliche Fortschritte bei den Anti-Aging-Produkten gemacht haben. Haben Sie Erfahrung auf diesem Gebiet?“ Sie schob die Hände in die Taschen ihres Laborkittels, wodurch sich der Stoff auf äußerst ansprechende Weise über ihrer wohlgerundeten Hüfte straffte.

„Leider nicht. Ich bin hier, um zu lernen.“ Und um so viel wie möglich über Tarrant Hardcastle und sein Imperium herauszufinden, in dem ich bis vor einer Woche noch höchst unwillkommen gewesen bin, fügte Dominic in Gedanken hinzu. Ihn ärgerte immer noch, dass er die insolvente Drogeriekette nicht bekommen hatte. Für ihn wäre es ein erfolgversprechendes Geschäft gewesen, neben exklusiven und ökologisch angebauten Lebensmitteln auch Kosmetik anzubieten. Aber Tarrant hatte den Zuschlag erhalten – obwohl sein Gebot niedriger gewesen war. Und mit dem Ergebnis, dass all diese Läden jetzt geschlossen waren.

Ob Tarrant wusste, dass er seinem Sohn den Deal vermasselt hatte? Wenn ja, hatte er es absichtlich getan, als eine Art Demonstration seiner Macht? Allein daran zu denken machte Dominic wütend. Aber auf die eine oder andere Art werde ich noch zu meinem Recht kommen, sagte er sich und atmete tief durch.

Er beobachtete, wie Bella Andrews ein paar Papiere zusammenschob und sie in eine Schublade legte. Irgendwie wirkte die Frau dabei nervös.

Vielleicht sollte sie das auch, überlegte Dominic.

Ich muss ihn loswerden, dachte Bella. Zum Glück hatte er die Papiere nicht gesehen, die sie gerade gelesen hatte. Das gesamte Team der Entwicklungsabteilung befand sich auf einer Konferenz in Genf, und diese Gelegenheit hatte Bella genutzt, um sich in Ruhe die Unterlagen anzuschauen. Jetzt war sie dabei fast vom Sohn des Chefs auf frischer Tat ertappt worden!

„Hier machen unsere Chemiker Experimente mit neuen Formeln und verbessern die bestehenden. Wir haben genau festgelegte Vorgehensweisen, und jedes Produkt wird gründlich getestet, bevor es auf den Markt kommt.“

„An Tieren?“ Fragend zog Dominic Hardcastle eine Augenbraue hoch.

Merkwürdige Frage, ging es Bella durch den Sinn. Trotz seines eleganten Anzugs machte dieser große und geheimnisvolle Mann auf sie eher den Eindruck, dass er Tiere jagte, statt er sich um deren Wohlergehen zu sorgen. Mit fester Stimme antwortete Bella: „Seit ich hier bin, verzichten wir auf Tierversuche. Und im Augenblick arbeiten wir an einer neuen Kosmetikreihe gegen Alterserscheinungen. In ein paar Tagen kommt das erste Produkt auf dem Markt. Tarrant hofft, dass wir es bis zum Ende des Jahres weltweit vertreiben können.“

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass er es schafft.“ Sein harter Tonfall überraschte Bella, sie sah auf und begegnete Dominics eindringlichem Blick. „Arbeiten Sie gern für Hardcastle Enterprises?“

„Natürlich, warum?“ Ihr kam ihre Stimme beinah selbst fremd vor. Irgendwie machte dieser Mann Bella nervös. Es lag nicht nur an seinem guten Aussehen. Daran war sie gewöhnt. Tarrant Hardcastle legte Wert auf gut aussehende Angestellte – sowohl männliche als auch weibliche.

Nein, es war nicht seine große, breitschultrige Gestalt. Vielmehr lag es an seinem Gesichtsausdruck. Bella hatte das Gefühl, Dominic könnte direkt in ihre Seele blicken, und das war furchterregend.

„Ich bin nur neugierig.“

Beim Anblick seiner selbstgefälligen Miene bekam Bella das Gefühl, dass er ihre Gedanken lesen konnte. Das war zwar unmöglich, trotzdem wurde ihr mulmig zumute. „Was möchten Sie gern sehen?“

Langsam ließ er den Blick über ihren Kittel schweifen, als wollte er sagen: mehr von Ihnen. „Zunächst einmal das Labor, und dann …“ Er neigte den Kopf. Lachte dieser Mann sie etwa aus? „Wenn Sie dann noch ein wenig Zeit erübrigen können, würde ich mir gern noch die Verkaufsräume anschauen.“

Natürlich hatte sie Zeit. Alles andere war unwichtig, wenn der Sohn des Chefs sie brauchte. Aber warum suchte er sich nicht jemanden aus der Verkaufsabteilung? Klar, dachte Bella, weil er sich tatsächlich über mich lustig macht. Nachdem sie ihn hatte hinauswerfen wollen, spielte er jetzt mit ihr Katz und Maus. Bella spürte Wut in sich aufsteigen – Wut und noch etwas anderes, das sie nicht benennen konnte.

Sie ging durch das Labor und war sich bei jedem Schritt Dominic Hardcastels Nähe bewusst. „Dies hier ist ein Photonenmikroskop.“ Voll Stolz deutete sie auf das Gerät. „Wir arbeiten mit mikrofeinem Puder, der das Licht reflektiert und so die optische Illusion von perfekter Glätte erzeugt.“

Statt bewundernd das Gerät zu betrachten, richtete er den Blick auf sie. „Nanotechnologie?“

„Ja“, erwiderte sie überrascht. „Wir haben herausgefunden, dass wir dramatische Farb- und Oberflächeneffekte erzeugen können, wenn wir die Photonenschichten manipulieren.“

„Faszinierend.“ Mit dem Daumen berührte er das Mikroskop, was eine merkwürdig beunruhigende Wirkung auf Bella hatte. „Und Sie haben ein marktfähiges Produkt daraus machen können?“

„Wie ich sehe, verstehen Sie etwas vom Geschäft. Unsere größte Herausforderung bestand nicht darin, etwas zu finden, das funktioniert, sondern darin, wie man es vermarktet. Die Leute kaufen keine Dose mit weißem Puder, nur weil man ihnen sagt, es wäre ein toller roter Lippenstift, der weder schmiert noch abfärbt. Wir haben eine Verbindung gefunden, die wir ReNew nennen, weil die Haut jünger aussieht, wenn man die Verbindung aufträgt.“

„Sind Sie Chemikerin?“ Als sein Blick erneut über ihren Laborkittel schweifte, wurde Bella ganz heiß.

„Ich habe einen Abschluss in Chemie und in Wirtschaftswissenschaften. Und jetzt leite ich hier dieses Team.“ Und ich will das gestohlene Erbe meines Vaters zurückbekommen, fügte Bella im Stillen hinzu. Tarrant Hardcastle hatte ihrem Vater nie die ihm zustehende Anerkennung gezollt, auch wenn er mit dem Lebenswerk ihres Vaters Millionen verdiente. Dass Bella seine Tochter war, ahnte zum Glück niemand bei Hardcastle Enterprises. Denn wenn Tarrant es herausfand, würde er sie sofort entlassen. Genau deshalb wollte sie seinen Sohn jetzt auch so schnell wie möglich verabschieden, bevor er noch Verdacht schöpfte.

Sie begann, sich den Kittel aufzuknöpfen. „Wollen wir jetzt zu den Verkaufsräumen gehen?“

Ungeniert sah er ihr auf die Brüste, und als er wieder aufschaute und Bellas Blick begegnete, wirkten seine Augen noch dunkler. „Sicher“, meinte er leise und mit eindeutigem Unterton.

Er folgte ihr. Bei jedem Schritt spürte sie seinen Blick auf sich. Den eng anliegenden roten Rock und die Bluse hatte Bella ausgewählt, um ihrem Chef zu gefallen. Tarrant Hardcastle liebte alles, was teuer und feminin war. Gut auszusehen wurde von ihr erwartet, das wusste Bella. Und auch auf Dominic Hardcastle schien ihr Outfit seine Wirkung nicht zu verfehlen.

Sie hängte ihren Kittel an einen Haken neben der Tür, wartete, bis Dominic das Labor verlassen hatte, und schloss ab.

Geschafft!

Sie brauchten nicht weit zu gehen, da Tarrant, wohl aus einem Kontrollzwang heraus, sein gesamtes Imperium in einem ehemaligen Luxushotels am Central Park unterbrachte. In dem prunkvollen Gebäude lagen Büros, Konferenzräume und Vortragssäle, außerdem das Labor, eine private Kunstgalerie, drei Verkaufsetagen und ein erstklassiges Restaurant beieinander.

Der Duft kostbaren Parfums hing in der Luft, als Bella und Dominic im Erdgeschoss aus dem Fahrstuhl traten. Sie zeigte ihm Hardcastles exklusive Produkte, die zwischen den Artikeln von Chanel, Dior und anderen exponiert in der Kosmetikabteilung ausgestellt waren. Bella beobachtete, wie Dominic charmant mit den Verkäuferinnen plauderte und dabei mit seinem Wissen über den Verkauf glänzte. Er verbarg jedoch auch nicht seine Unwissenheit, was Kosmetik anging – oder tat er nur so, um mit den jungen Frauen ungeniert flirten zu können? Nur mühsam widerstand Bella dem Drang, die Augen zu verdrehen.

„Haben Sie es eilig?“ Er legte ihr eine Hand auf den Arm, als Bella weitergehen wollte, und sofort lief ihr ein warmer Schauer über den Rücken.

Abrupt löste sie sich aus Dominics Griff. „Es gibt noch eine Menge zu sehen.“

„Stimmt. Können Sie mir verübeln, dass ich mir die Zeit nehmen möchte, das alles zu genießen?“ Er zog eine Augenbraue hoch, doch an seinem Blick erkannte Bella, dass er nicht nur über Hardcastle Enterprises sprach. Denn obwohl Dominic ihr ins Gesicht sah, hatte sie plötzlich das Gefühl, er würde sie intensiv von Kopf bis Fuß mustern.

„Es ist schon fast sieben, und ich dachte, dass Sie zumindest noch die Designerkollektion in der Damenabteilung sehen wollen.“

„Eigentlich nicht.“ Er lächelte sie freundlich an. „Ich hatte eigentlich etwas anderes vor.“

Eine Sekunde lang fragte Bella sich, ob er damit meinte, dass er mit ihr … „Was denn?“

„Essen.“

„Oh.“ Sie wich seinem begehrlichen Blick aus, indem sie sich eine kaum sichtbare Fluse vom Ärmel zupfte. „Ist das die Branche, in der Sie arbeiten?“ Sie meinte, schon einmal etwas über ihn gehört zu haben, erinnerte sich jedoch nicht an seinen Beruf.

„Ja, aber ich dachte jetzt eher ans Abendessen.“

Bella blinzelte. Wollte er etwa mit ihr essen gehen? Sie musste dringend zurück ins Labor und die Unterlagen wieder einsortieren.

„Ich finde, das sind Sie mir schuldig. Schließlich haben Sie versucht, mich herauszuwerfen.“

Sie schluckte.

„Außerdem habe ich gehört, das Restaurant hier oben ist sehr gut.“

„The Moon. Oh ja. Fünf Sterne“, murmelte sie. Sie hatte Kritiken darüber gelesen, war jedoch noch nie dort gewesen. So viel verdiente sie nun doch nicht, dass sie es sich leisten könnte, dorthin zu gehen.

„Tarr… Mein Vater meint, ich soll auf jeden Fall dort essen. Auf seine Rechnung.“

Dass er das Wort ‚Vater‘ derart betonte, ließ Bella aufhorchen.

„Es wäre schön, wenn Sie mir Gesellschaft leisten“, fuhr er fort.

Er schien es tatsächlich ernst zu meinen. Sein Blick war warm, und sein Lächeln … Instinktiv wollte Bella die Einladung annehmen, auch wenn sie wusste, wie unvernünftig es wäre. „Äh, na ja.“ Sie blickte auf die Uhr und war hin- und hergerissen. „Natürlich, sehr gern.“

Es war eine interessante Erfahrung, neben Dominic durch die Verkaufsräume zu gehen. Er zog die Blicke der weiblichen Kundschaft und aller Verkäuferinnen auf sich. Von seinem leicht zerzausten schwarzen Haar bis zu den polierten Designerschuhen bot er aber auch einen Anblick, dem wohl kaum eine Frau widerstand. Dagegen kam Bella sich unscheinbar und unwürdig vor. Als wäre sie versehentlich auf den Laufsteg bei einer Haute-Couture-Modenschau geraten und müsste jetzt neben einem Topmodel herlaufen.

Man kann definitiv zu gut aussehen, dachte sie, als sie sah, wie die nächste Frau Dominic schöne Augen machte. Das scharf geschnittene Kinn, die Karibik-Bräune, die sich sicherlich nicht nur auf das Gesicht, sondern auch auf den muskulösen Körper unter dem maßgeschneiderten Anzug erstreckte. Es war alles ein wenig zu viel. Fast schon vulgär.

Wie so vieles im glitzernden Imperium seines Vaters.

„Das Restaurant ist im obersten Stockwerk.“ Bella drückte auf die Taste im Lift und versuchte zu ignorieren, wie sehr Dominic den knapp bemessenen Raum des Personalfahrstuhls ausfüllte. Ihr kam die Kabine mit einem Mal schrecklich klein vor. „Leben Sie in New York?“

„Miami. Aber vielleicht ziehe ich hierher. In letzter Zeit bin ich sowieso häufig geschäftlich hier. Und Tarr… mein Dad möchte, dass ich in der Nähe des Firmenhauptsitzes bin.“

Wieder fiel Bella auf, dass er das Wort „Dad“ merkwürdig betonte. Tarrant hatte eine Tochter, das wusste sie, aber von einem Sohn hatte Bella noch nie gehört. Sylvester hatte sich sozusagen für ihn verbürgt, also war Dominic wohl tatsächlich Tarrant Hardcastles Sohn. Aber weshalb war er auf einmal wie aus dem Nichts hier aufgetaucht?

„Ich will ja nicht neugierig sein“, platzte es aus ihr hervor, „aber ich wusste gar nicht, dass Tarrant einen Sohn hat.“ So, jetzt hatte sie es gesagt. Und es war zumindest ein wenig höflicher, als zu fragen: Wer zum Teufel sind Sie überhaupt?

„Ich bin ein Kind der Liebe.“

Entgeistert sah sie ihn an. Machte er sich über sie lustig?

„Tarrant hatte eine kurze Affäre mit meiner Mutter, damals in den Siebzigern. Sie haben sich auf der Tanzfläche im Studio 54 kennengelernt.“

„In der wilden Disco-Szene“, erwiderte Bella zögernd. Tarrant war berühmt-berüchtigt für seine Partyleidenschaft.

„Damals ist er nicht daran interessiert gewesen, Verantwortung als Vater zu übernehmen.“ Dominics Gesichtszüge wirkten plötzlich hart. „Aber wie es scheint, hat er jetzt seine Meinung geändert.“

Hatte dieser Mann ihr gegenüber gerade zugegeben, dass er der uneheliche Sohn von Tarrant Hardcastle war? Sein erstaunlich vertrauliches Geständnis hinterließ bei ihr einen seltsamen Nachgeschmack. Bella wusste nicht, was sie sagen sollte. Das entstandene Schweigen war ihr unangenehm, sodass sie erleichtert aufatmete, als der Aufzug hielt und sie ausstiegen.

Das Restaurant war bereits voll. Es genoss einen erstklassigen Ruf, und man musste mindestens sechs Monate im Voraus einen Tisch reservieren, soviel hatte Bella mitbekommen.

„Dominic Hardcastle.“

Als er seinen Namen aussprach, meinte Bella zu sehen, wie ein Muskel seiner Wange zuckte.

„Willkommen, Sir. Ich kann Ihnen den Tisch von Mr. Hardcastle anbieten.“ Der Oberkellner lächelte strahlend, als Dominic ihm zum Erfolg des Restaurants gratulierte, das erst vor zwei Jahren eröffnet worden war.

Bella konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht den Kopf zu schütteln. Liegen diesem Mann eigentlich alle Leute zu Füßen, fragte sie sich.

Dominic rückte ihr einen der elegant bezogenen Stühle zurecht und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. Natürlich, dachte Bella, er benimmt sich jetzt auch noch wie der perfekte Gentleman. Dahinter muss doch etwas stecken, irgendetwas will er doch damit erreichen …

„Wollen wir Champagner trinken?“, fragte er lächelnd, als er ihr gegenübersaß.

„Gern. Champagner klingt immer gut.“

Nachdem sie bestellt hatten, und der Kellner ihnen Champagner eingeschenkt hatte, hob Dominic sein Glas. Bella fiel auf, dass er drei kleine Grübchen hatte. Eins an jeder Wange und eins am Kinn. Nicht, dass sie sich irgendetwas aus Grübchen machte.

„Auf die hübscheste Frau bei Hardcastle Enterprises.“

Prompt wurde sie rot und ärgerte sich, weil sie auf ein derart plumpes Kompliment hereinfiel. „Mit Schmeicheleien können Sie es weit bringen“, erwiderte sie sarkastisch und stieß mit ihm an.

Das will ich hoffen, dachte Dominic und trank einen Schluck Champagner. Diese Frau hatte irgendetwas an sich, was er nicht recht deuten konnte. Dabei war seine gute Menschenkenntnis einer der Gründe, warum er seine Firma so schnell und so erfolgreich hatte aufbauen können.

Bella Andrews hatte jedoch eine unsichtbare Mauer um sich errichtet, und offensichtlich hatte diese Frau nicht vor, ihn hinter ihre Fassade blicken zu lassen. Ihm war nicht entgangen, wie wenig Interesse sie daran hatte, mit dem Sohn des Chefs essen zu gehen. Deshalb hatte er sie beruhigen wollen und angedeutet, dass er Tarrant nicht sonderlich nah stand.

Dass sie immer noch nervös wirkte, faszinierte ihn.

Genauso wie es ihn faszinierte, dass ihre rosafarbenen Lippen keinen Hauch von Lippenstift auf der Champagnerflöte hinterließen.

„Es überrascht mich, dass Sie gar kein Make-up tragen. In Ihrem Job.“ Er lehnte sich zurück, um ihre Reaktion zu beobachten.

Sie blinzelte, und Dominic nahm wahr, dass die Spitzen ihrer mascarafreien Wimpern heller waren, fast golden schimmerten. „Es heißt doch, man soll sich von den eigenen Produkten fernhalten.“

„Ja, eine kluge Regel für Drogendealer.“ Dominic lächelte. „Machen Ihre Produkte süchtig?“ Irgendwie hatte er die Befürchtung, dass er süchtig werden könnte, wenn er länger auf ihren Mund schaute.

Sie lachte. „Das hoffe ich. Nur wenn zufriedene Kundinnen wieder kommen, können wir Gewinn machen.“

„Hat Hardcastle vor, noch mehr Geschäfte zu eröffnen?“ Er fragte ganz beiläufig und schaffte es, die Worte, was zum Teufel will Tarrant mit dreiundfünfzig bankrotten Drogerien, nicht auszusprechen.

„Nicht, dass ich wüsste. Unsere Produkte verkaufen sich am besten in exklusiven Läden und Parfümerien. Aber Vertrieb ist nicht mein Fachgebiet.“

„Und was genau ist Ihr Fachgebiet?“

„Tarr… äh, Ihr Vater hat mich eingestellt, damit ich neue Produkte entwickele.“

„Wie hat er Sie denn gefunden?“

Zögerlich, aber überaus sinnlich befeuchtete sie sich die Lippen. „Ich habe mich hier beworben.“

Bei dem Anblick rauschte eine Welle heißer Lust durch Dominic. Sobald er sich gefasst hatte, erkannte er zu seinem Bedauern, dass Bella ihn kühl taxierte. Offensichtlich hatte Dominic ein heikles Thema angeschnitten. „Wie haben Sie ihn davon überzeugt, in die Forschung zu investieren? Diese Photonenmikroskope sind bestimmt nicht gerade billig gewesen.“

Er lehnte sich leicht vor, nachdem der Kellner die Speisen serviert hatte. „Sie müssen sehr überzeugend sein.“

„Ich habe ihm gesagt, er hätte keine andere Wahl. Der Markt verändert sich. Mit Nanotechnologie kann man eine ganz andere Art von Kosmetik herstellen. Die Zeiten, als man kleine Makel mit viel Make-up zu übertünchen versucht hat, sind vorbei, sobald die Leute unsere lichtbrechenden Produkte entdecken.“

„Vielleicht sollten Sie noch einen Schritt weitergehen und einen Umhang erfinden, der unsichtbar macht.“

Oh! Sie wurde blass. Gerade hatte sie die Gabel zum Mund führen wollen, hielt jetzt jedoch inne und runzelte die Stirn. Dominics Puls beschleunigte sich. „Ist es das, was Sie vorhaben?“

Sie lachte gezwungen. „Natürlich nicht.“ Hastig schob sie sich die Gabel in den Mund.

Irgendetwas stimmte mit Bella nicht. Sie tat irgendetwas, was sie nicht tun sollte. Die Frage war nur, ob Tarrant es wusste. Dominic griff nach einer Auster. Ohne Bella aus den Augen zu lassen, schlürfte er die Auster aus.

Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand. Dominic sah allerdings, dass sie den Mund leicht öffnete. Schließlich unterbrach sie den Blickkontakt ab und griff nach dem Wasserglas.

„Dafür, dass Sie eine derart verantwortungsvolle Position haben, sind Sie noch sehr jung.“ Er nippte am Champagner. „Sie müssen clever sein.“ Vielleicht zu clever für das Wohl der Firma?

„Oh, ich weiß nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern, wodurch der weiche Seidenstoff ihrer Bluse über den Brüsten spannte. „Sie sind ja auch nicht gerade eine Niete. Ich habe gehört, wie Sie mit dem Verkaufspersonal über Ihre Firma geredet haben. Für jemanden, der nicht innerhalb des Hardcastle-Imperiums aufgewachsen ist, haben Sie sich hervorragend geschlagen.“

„Mir geht es nicht schlecht.“

Bella beobachtete Dominic, wie er die nächste Auster aß. Es war genau, wie sie vermutet hatte, der Mann mochte sein Essen roh. Sie durfte sich nicht von seinen bewundernden Blicken täuschen zu lassen. Denn falls sie diesen Fehler beging … In ihr wuchs der Verdacht, dass Dominic Hardcastle ihr sehr gefährlich werden konnte, sollte er die Chance dazu bekommen. Und wüsste er, was sie vorhatte, hätte er mit Sicherheit kein Erbarmen mit ihr.

Sie atmete tief durch und aß ihre letzte Muschel.

Merkwürdig, kaum erntet man ein paar bewundernde Blicke von einem Mann, und schon fühlt man sich wie eine begehrenswerte Frau, dachte Bella und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte sie zu viel Zeit im Labor verbracht – mit Wissenschaftlern, die sich mehr für Photonen als für Menschen interessierten. Sie gab sich bei der Auswahl ihrer Kostüme zwar Mühe, um in der Firma nicht aufzufallen, und war somit die abschätzenden Blicke der Kollegen gewohnt, aber die hatten nichts mit den begehrlichen, bewundernden Blicken gemeinsam, mit denen Dominic sie bedachte.

„Wie sind Sie denn in die Verkaufsbranche geraten?“, fragte sie, um sich auf andere Gedanken zu bringen.

„Notwendigkeit. Schon als ich acht war, habe ich auf dem Spielplatz angefangen, Dinge zu verkaufen. Wissen Sie, ich hatte ja diesen hartherzigen Vater, der nicht zur Stelle war, also musste ich meiner Mom helfen.“ Er verzehrte die nächste Auster.

„Wie rührend.“ Bella nippte an ihrem Champagner und fragte sich, warum es sie erregte, ihm beim Essen zuzusehen.

„Ja.“ Er lächelte, und sie sah seine Wangengrübchen wieder. „Dann bin ich vom Kapitalismus infiziert worden. Als ich fünfzehn war, habe ich meine Mutter überredet, mir das Geld zu geben, das sie für die Schulgebühren für die katholische Schule gespart hatte, und mich stattdessen auf die staatliche Schule zu schicken. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich aus dem Geld genug Kapital machen konnte, um aufs College gehen und eine eigene Firma gründen zu können.“

„Und sie ist einverstanden gewesen?“

„Glücklich war sie darüber nicht, aber sie hat es nie bereut.“

„Hm.“ Sie lehnte sich zurück. „Wie kommt es dann, dass Tarrant Sie nach all den Jahren jetzt aufgespürt hat?“

„Sie wissen sicher, dass er Krebs hat. Die Ärzte haben ihm noch einige Monate gegeben, und er hat wohl erkannt, dass er seine Besitztümer nicht mitnehmen kann.“ Er zuckte die Schultern. „Offensichtlich sucht er jemanden, dem er das juwelenbesetzte Zepter übergeben kann.“

Natürlich wusste sie das. Alle wussten es. Die Frage, wer das Imperium erben würde, machte Schlagzeilen, seit seine unheilbare Krankheit bekannt geworden war. Allerdings wurde darüber bisher in den geheiligten Hallen der Firma kein Wort verloren. Und da war jedoch noch etwas, das Bella merkwürdig fand. „Hat er nicht auch eine Tochter?“

„Ja. Fiona. Aber sie ist noch jung. Vielleicht hält er sie für zu unerfahren?“

„Vielleicht will er einen männlichen Erben?“

„Bisher hatte er jedenfalls kein Interesse an einem“, meinte Dominic bitter. „Nachdem er zweiunddreißig Jahre lang die Vaterschaft abgestritten hat, will er mich jetzt an seine Brust drücken.“

„Er hat die Vaterschaft tatsächlich abgestritten?“

„Ja.“

Bella konnte sich nicht vorstellen, dass Eltern die Existenz des eigenen Kindes verleugneten. Ihre Eltern hatten ihr immer sehr nah gestanden, sie waren fast ihre besten Freunde gewesen. Und es tat noch immer sehr weh, dass ihr Dad nicht mehr lebte. Und dass ihre Mom … Bella holte tief Luft, um diese gefährlichen Gefühle gar nicht erst zuzulassen. „Hat Ihre Mutter denn nicht versucht, ihn vor Gericht zu ziehen?“

„Doch, das hat sie. Sie wollte mich auf eine gute Schule schicken und hatte gehofft, ein bisschen Geld zu bekommen, damit wir in eine bessere Gegend hätten ziehen können. Aber Tarrants Anwälte haben dafür gesorgt, dass das Verfahren gar nicht erst zustande gekommen ist.“

„Wie kann das angehen?“

Seine Miene verhärtete sich. „Das war zu Zeiten, als es noch keine DNA-Analysen gab. Sie haben nur darüber gelacht, dass so ein reicher Mann wie Tarrant Hardcastle sich mit einem gewöhnlichen Mädchen aus Brooklyn eingelassen haben sollte. Und der Richter hat den Anwälten geglaubt.“

Bella schüttelte den Kopf. „Ich wäre fuchsteufelswild.“

Seine Augen glänzten. „Ja, aber zum Glück gibt es jetzt andere Dinge, mit denen ich mich beschäftigen kann.“

„Man sagt ja, es ist die beste Rache, wenn man ein gutes Leben führt.“

„Dann rächen wir uns beide wohl an jemandem.“ Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen.

Wenn er wüsste, dachte Bella. Ein Leben in Wohlstand bedeutete nichts, wenn man sich innerlich von Wut zerfressen fühlte. Ihr Vater hatte so kurz davor gestanden, seinen Lebenstraum wahr zu machen. Nachdem er jahrzehntelang von Kollegen belächelt worden war, hatte er sein Ziel, Teilchen so zu manipulieren, dass sie ihre Oberflächenstruktur veränderten, schließlich fast erreicht. Sogar sein Traum von einem Umhang, der unsichtbar machen konnte, war in greifbare Nähe gerückt.

Dann hatte Tarrant Hardcastle ihn dazu getrieben, sein Lebenswerk für einen Hungerslohn zu verkaufen. Und nachdem Bellas Vater seine Träume genommen worden waren, war er innerhalb weniger Monate an einer nicht diagnostizierten Herzkrankheit gestorben.

Bella wurde das Herz schwer. Sie wünschte niemandem den Tod, nicht einmal Tarrant Hardcastle. Aber sie würde dafür sorgen, dass sie die Arbeit ihres Vaters wieder in die Hände bekam. Um sie fortzuführen. Das schuldete sie ihm.

Als sie einen Schatten auf dem Tischtuch sah, blinzelte sie und hob den Blick.

„Dominic!“ Zwei gut aussehende Frauen umringten ihn. Die Rothaarige in einem hautengen grünen Kleid beugte sich zu ihm und küsste ihn auf die Wange, während die dunkelhäutige Schönheit seine Hand ergriff.

„Du hast uns gar nicht gesagt, dass du nach New York kommst.“ Ihr Akzent klang französisch.

Dominic legte seine Gabel zur Seite, stand auf und begrüßte beide Frauen herzlich mit einem Kuss auf die Wange. Zu herzlich, fand Bella.

„Bella, darf ich Ihnen zwei meiner besten Kundinnen vorstellen?“, fragte Dominic lächelnd.

Zwei Arme, lang wie Speere, streckten sich ihr entgegen, und Bella schüttelte die perfekt manikürten Hände. Als Dominic die beiden vorstellte, runzelte Bella kurz die Stirn. Die Namen kamen ihr bekannt vor. Bestimmt waren es ehemalige Supermodels. Denn im Vergleich zu ihnen kam sie sich wie Aschenputtel vor. Und sie hatte sich eingebildet, Dominic Hardcastle wäre an ihr interessiert? Reines Wunschdenken.

„Freut mich, Sie kennenzulernen. Dominic hat mich gebeten, ihn durch Hardcastle Enterprises zu führen. Er wollte auch das Restaurant ausprobieren.“ Sie errötete, weil ihr bewusst wurde, wie armselig das war. Dass sie erklären musste, warum ein Mann wie Dominic mit einer unbedeutenden Wissenschaftlerin in solch ein exklusives Restaurant ging!

„Bella ist ein Genie.“ Dominic hatte die Arme um die Wespentaillen der Frauen gelegt. „Sie leitet die Forschungsabteilung, und sie wird alle Welt schön machen.“

Bellas Verlegenheit nahm noch zu. Offenbar fühlte auch er sich verpflichtet, ihre Anwesenheit zu entschuldigen. „Möchten Sie sich nicht zu uns setzen?“, fragte sie mit leicht zittriger Stimme und überlegte, dass sie sich in dem Fall bald entschuldigen würde. Dominic war bestimmt lieber mit den beiden Models zusammen als mit ihr.

Sein Lächeln verblasste, und er sah Bella leicht missbilligend an.

„Das geht leider nicht, Darling!“ Die Rothaarige nutzte die Gelegenheit, um Dominic noch einen Kuss auf die Wange zu geben. „Wir sind auf dem Weg zu einer Party.“

„Sie sind Eventmanagerinnen“, erklärte Dominic. „Mit Vorliebe servieren sie meine Produkte und tun so, als hätten sie ein Vermögen dafür bezahlt.“

Die beiden Schönheiten lachten melodisch, bevor sie riefen: „Oh, wir müssen weiter!“

Sie küssten Dominic auf beide Wangen und dann noch einmal auf die erste. Drei Küsse. Jede! Bella versuchte, gelassen zu bleiben.

„Sie haben Lippenstift auf den Wangen“, sagte sie, nachdem die Schönheitsgöttinnen das Restaurant verlassen hatten.

Dominic zuckte die Schultern. „Künstlerpech. Ich wette, Sie wissen, wie man ihn am besten entfernt.“

„Die frische Mayonnaise würde funktionieren, aber damit verstopfen Sie sich die Poren. An Ihrer Stelle würde ich die Serviette nehmen.“

Er rieb sich mit der weißen Leinenserviette über die markanten Gesichtszüge. „Besser?“

„Auf jeden Fall. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand drei Küsse verteilt. Das ist ja anstrengend!“

„So macht man das in Europa. Dort ist es genauso üblich wie Händeschütteln. Man gewöhnt sich daran.“

„Kann ich mir vorstellen. Na ja, ich muss auch los.“ Sie stand auf. „Es war sehr nett.“ Bella schluckte und fügte schnell hinzu: „Das Essen, meine ich.“

Er kniff die Augen zusammen.

„Und die Gesellschaft natürlich auch. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Hardcastle.“

„Dominic“, verbesserte er sie, erhob sich ebenfalls und nahm ihre Hand. „Ich bin beleidigt, wenn Sie mich hier sitzen lassen.“

„Es tut mir leid, ich muss meinen Zug erwischen.“ Sie versuchte, die Hand zurückzuziehen, doch er hielt sie fest. „Ich will noch meine Mutter besuchen.“

Mit seinen dunklen Augen musterte er sie. „Familie ist wichtig.“

„Genau.“ Wieder versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien. Vergeblich.

„Auf keinen Fall lasse ich Sie ohne einen traditionellen europäischen Abschiedskuss gehen.“ Er neigte den Kopf, und seine dunklen Augen schimmerten verheißungsvoll.

Augen zu und durch. Bella beugte sich vor. Der warme, salzige Duft von Dominics Haut traf ihre Sinne, als er seine Wange an ihre presste. Und er duftete viel besser als die Parfums, die sie früher einmal hergestellt hatte. Obwohl Bella ihn mit den Lippen nicht berührte, musste sie sich bemühen, ein merkwürdiges Kribbeln zu ignorieren, das sie mit einem Mal verspürte.

Würde er sie tatsächlich auf beide Wangen küssen? Ihre Befürchtung schien sich zu bewahrheiten, als Bella eine geschmeidige Kopfbewegung wahrnahm. Dann spürte sie, wie er ihre Wange mit den Lippen streifte. Bella stockte der Atem, ihr war plötzlich viel zu warm. Sie wollte gerade einen Schritt zurücktreten, als ihr einfiel, dass die anderen Frauen ihn dreimal geküsst hatten. Du meine Güte, wie affektiert, dachte Bella noch. Aber sie würde auch diese Hürde nehmen.

Sie senkte den Blick, wappnete sich gegen seinen verführerischen Duft. Gleich hatte sie es geschafft.

Dann lief jedoch irgendetwas gänzlich schief.

2. KAPITEL

Bella wusste nicht recht, was geschah, nur dass Dominics Mund mit ihrem zusammentraf.

Es war kein hartes, schnelles Aufeinanderprallen, sondern ein langsamer Zusammenstoß. Und die Wirkung war warm und absolut verheerend.

Ohne ein Photonenmikroskop, das die Aktivitäten im Nanometerbereich analysierte, konnte Bella unmöglich sagen, was wirklich geschah. Aber etwas ereignete sich.

Vor Überraschung öffnete sie den Mund und spürte, wie er die Lippen auf ihre presste. Im nächsten Moment spürte sie seine Zunge, seine Hitze, seine Leidenschaft, und ein loderndes Feuer schien sich in ihr zu entzündet zu haben.

Er legte eine Hand auf ihren Rücken und zog Bella dichter an sich, während er den Kuss vertiefte. Ein prickelndes Gefühl – oder war es ein Schaudern? – ergriff sie. Ihr wurden die Knie weich, und Dominics Kuss wurde zu einer Energiequelle, die ihr neues Leben einzuhauchen schien.

Irgendwann schloss sie die Augen, doch die merkwürdige neue Welt, in die sie gerissen worden war, war nicht dunkel, sondern voll Licht und Farben. Irritiert streckte Bella die Hände aus und suchte Halt. Sie tastete unter Dominics Jackett, klammerte sich an sein Hemd wie an einen Rettungsring in stürmischer See.

Und dann war es vorbei.

Ihr gelang es, einen Schritt zurückzutreten. Nach Atem ringend, blinzelte sie angesichts des grellen Lichts im Restaurant. Ihre Lippen kribbelten, und ihr Herz raste.

Aber auch Dominic wirkte leicht fassungslos.

Gequält lachte Bella auf. „Wow, diese europäischen Küsse sind ja gefährlich.“ Im selben Moment verfluchte sie sich, weil sie so albern klang. Vermutlich verteilte Dominic ständig solche Abschiedsküsse. Es war ihr Problem, dass ihr Leben so langweilig war, dass ein einfacher Kuss sie derart aus der Bahn warf.

„Na, da sieh mal einer an.“ Dominics Blick glitt über ihr Gesicht. „Sie stecken ja voller Überraschungen.“

Sie erröte. „Ich ziehe einen … einfachen Handschlag vor“, stammelte sie und hoffte, dass Dominic nicht sah, dass ihre Brustspitzen hart geworden waren.

„Ich nicht.“ Seine Augen glänzten. „Ich könnte mich an solche Abschiede gewöhnen. Vielleicht sollte ich Sie nach unten begleiten, damit wir uns noch einmal verabschieden können?“

Hastig griff Bella nach ihrer Aktentasche. „Bitte, machen Sie sich keine Mühe. Bleiben Sie, und genießen Sie den Nachtisch und einen Kaffee.“

Sie musste schleunigst weg von diesem Mann! Ihre jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen hatten gezeigt, dass alles Mögliche unter den richtigen Umständen passieren konnte. Unvorhergesehenes. Gefährliches.

„Vielen Dank noch einmal!“ Sie räusperte sich. Dominic hatte sich nicht von der Stelle bewegt. „Ich muss los.“

Fluchtartig verließ sie das Restaurant und versuchte, tief durchzuatmen, als sie sich mit ihrem vollen Gewicht gegen den Fahrstuhlknopf lehnte. Ihr Körper glühte geradezu von den Hitzewellen, die durch sie hindurchgejagt waren. Ihre Fingerspitzen kribbelten, und sogar ihre Ohrläppchen fühlten sich heiß an.

Zweifellos gab es eine simple wissenschaftliche Erklärung für das, was gerade in ihrem Körper passierte. Andererseits wusste Bella, dass in der Wissenschaft nichts schlicht einfach war. Wunder warteten nur darauf, entdeckt zu werden. Man musste sich nur trauen, sich auf das Unbekannte einlassen …

Wie in Trance trat Bella in die Aufzugskabine. Sie schloss die Augen und bemühte sich, wieder normal zu atmen und sich zu beruhigen. Aber sie hatte den Sohn des Chefs geküsst!

War das für ihn eine Art Spiel? Rache, weil sie ihn aus dem Labor hatte werfen wollen?

Tarrant Hardcastle hatte sich einen Ruf als Ladykiller erworben, und offensichtlich hatte sein Sohn mehr von ihm geerbt, als ihr lieb sein konnte. Die Fähigkeit, Menschen zu benutzen, sie auszusaugen, um sie dann fallen zu lassen. Mit einem Mal fröstelte Bella, und sie schlang die Arme um sich.

Sie wollte endlich finden, wonach sie suchte, und dann konnte sie verschwinden. Sie würde sich die Rechte an den Forschungsergebnissen ihres Vaters sichern, um sein Erbe anzutreten und seine Arbeit fortzuführen. Und zwar, bevor Tarrant Hardcastle und sein verführerischer Sohn sie dieser Chance beraubten.

Dominic blieb noch eine halbe Stunde in dem Restaurant, aß ein Stück Sachertorte und trank drei Tassen Kaffee. Aber nichts davon schien die merkwürdige Leere in ihm füllen zu können.

Was zum Teufel hatte diese Frau ihm angetan?

Der Kellner lehnte es ab, ihm die Rechnung zu bringen, und verzichtete sogar auf ein Trinkgeld.

Vielen Dank, Dad. Fast hätte Dominic laut aufgelacht. Welch Ironie! Wo war Tarrant Hardcastle gewesen, als seine Mom versucht hatte, mit zwanzig Dollar die Woche vernünftige Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen? Tarrant müsste vor ihr auf die Knie fallen und sie um Verzeihung anflehen.

Wieder stieg diese unbezwingbare Wut in ihm auf, Zorn und … Ja, und er verspürte das starke Verlangen, das eine gut aussehende Wissenschaftlerin in ihm geschürt hatte.

Bitter lachte Dominic auf, als er in die leere Aufzugskabine trat. Sein Dad hoffte, er würde bleiben und das Erbe antreten? Niemals! Aber Dominic wollte auch nicht mit leeren Händen gehen.

Eigentlich wollte er den Knopf für das Erdgeschoss drücken, fuhr stattdessen jedoch in die fünfzehnte Etage.

Das Labor war bestimmt schon abgeschlossen. Trotzdem versuchte Dominic es und drückte die Türklinke herunter. Zu seiner Überraschung ließ sich die Tür öffnen.

Die Beleuchtung war ausgeschaltet, nur der Mond tauchte den Raum in silbriges Licht. Schaurig. Dominic wusste, dass er sich hier nicht aufhalten sollte. Doch das machte es umso spannender. Es war ja nicht seine Schuld, wenn jemand vergessen hatte abzuschließen.

Ein sanfter Lichtschein am hinteren Ende des Labors erregte seine Aufmerksamkeit. Leise durchquerte Dominic den Raum auf seinen Ledersohlen. Er hörte ein rhythmisches, mechanisches Geräusch, das ihm vertraut vorkam.

Weil seine Gedanken noch immer um Bella kreisten, dachte er als Erstes an sie. Wo war sie jetzt, die Frau mit dem anklagenden Blick und den sinnlichen Kurven?

Als er durch den Türspalt blickte, bekam er Antworten auf seine Fragen.

Das Geräusch rührte von einem Kopiergerät her. Und davor stand Bella.

Still blieb er an der Tür stehen und beobachtete, wie Bella einen Stapel frisch kopierter Seiten ergriff und sie in ihre Aktentasche steckte. Nachdem sie die Originale aus dem Kopierer gezogen hatte, ging sie durch eine Tür am anderen Ende des Zimmers. Dominic hörte, wie ein Metallschrank geöffnet wurde.

Er sah auf seine Uhr: Es war fast halb elf. Wieso kopierte Bella um diese Uhrzeit noch Unterlagen?

Da betrat sie den Kopierraum wieder, hielt einen anderen Ordner in der Hand, zog ein Blatt heraus – und schaute plötzlich zur Tür.

Erschrocken schrie sie auf, zuckte zurück und ließ den Ordner fallen. Papiere flatterten zu Boden und verteilten sich in dem kleinen Raum.

Dominic stieß die Tür weiter auf. „Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe.“

„W…w…was machen Sie hier?“

„Sie beobachten.“

„Warum?“ Sie blickte auf die verstreut daliegenden Papiere, als wollte sie schnell prüfen, ob sich belastendes Material darunter befand.

„Sie bieten so einen fesselnden Anblick.“

Ihre Augen funkelten. „Sie sollten um diese Uhrzeit nicht hier sein.“

„Wer sagt das? Die Firma gehört meinem Dad, oder nicht?“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich denke, Sie sind diejenige, die nicht mehr hier sein sollte.“

„Und warum nicht?“, fuhr sie ihn an, bevor sie sich hinhockte und die Papiere einzusammeln begann. „Jetzt ist alles durcheinandergeraten.“

„Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ Dominic wollte einen Blick auf die Unterlagen werfen, weil er misstrauisch geworden war. Schnell griff er nach einer Seite. Formeln.

Bella riss ihm das Blatt aus der Hand. Dabei strich sie mit den Fingerspitzen über seine Handfläche, und bei der kurzen Berührung musste Dominic unweigerlich an den unglaublichen Kuss denken, den Bella ihm im Restaurant gegeben hatte.

„Was sind das für Papiere?“ Er nahm das nächste Blatt auf. Leider verstand er absolut nichts. Eine Bilanz konnte er aus zwanzig Meter Entfernung deuten, aber chemische Formeln überforderten ihn.

„Forschung. Lesestoff für die Zugfahrt.“

„Den Nachtzug nach Georgia? Sie sind doch schon vor fast einer Stunde losgelaufen, um Ihren Zug zu erwischen.“

„Den habe ich verpasst. Ich bin zurückgekommen, um die Zeit zu nutzen.“

„Wir sind mehr als zehn Blocks vom Bahnhof entfernt.“

„Ich habe viel Zeit.“ Mit ihren grauen Augen musterte sie ihn kühl.

„Ich glaube Ihnen nicht.“ Ihr überraschter Gesichtsausdruck bestärkte Dominic. Jetzt war er absolut überzeugt, dass sie etwas zu verbergen hatte. Und deshalb ließ er nicht locker. „Ich glaube, dass Sie hier Geheimnisse stehlen!“

„Und was sollte ich damit tun?“, entgegnete sie unbeherrscht.

„Das weiß ich noch nicht.“ Es faszinierte ihn, dass jemand mutig genug war, sich mit Tarrant Hardcastle anzulegen.

Bella hob das Kinn und sammelte die restlichen Papiere ein. „Ich mache nur meine Arbeit.“

„Dann werden Sie ja wohl nichts dagegen haben, wenn ich mir die Sachen in Ihrer Aktentasche anschaue, oder?“ Er verspürte eine brennende Neugier und wollte zu gern die kühle Fassade der Wissenschaftlerin durchbrechen – und herausfinden, was sich unter dem Laborkittel verbarg. „Ich bin schließlich ein Hardcastle.“

Sie brauchte ja nicht zu wissen, dass diese Formeln für ihn so viel Sinn ergaben wie chinesische Schriftzeichen.

Bella zögerte und blinzelte. „Ich stehle nichts.“

„Beweisen Sie es.“

Ihr Atem beschleunigte sich. Dominic sah, wie sich ihre Brust unter der Seidenbluse hob und senkte. Er trat in den Kopierraum. „Wo sind die Aktenschränke?“

„Warum machen Sie das?“, fragte sie zittrig.

Ja, warum eigentlich? Ihm könnte egal sein, ob sie seinem Vater schaden wollte. Wenn sie das überhaupt vorhatte. In dem Fall wäre es cleverer sich mit ihr gegen Tarrant zu verbünden. Vielleicht lag es an ihrer arroganten Art, ihn des Firmengebäudes verweisen zu wollen. Die Zeiten, in denen Dominic sich so hatte behandeln lassen, waren längst vorbei. Eins war sicher: Als Sohn fühlte er sich nicht verpflichtet, Tarrant Hardcastles Interessen zu wahren.

Er schob sich an Bella vorbei und ging in den Archivraum. Eine der Schubladen war geöffnet. „Ankäufe“, las Dominic laut und sah sich einige Akten an. Der Ordner, den er herauszog, war voller Briefe, auf dem das Logo einer anderen Firma prangte. Es ging um Verhandlungen über den Verkauf von Forschungsergebnissen. „Tarrant kauft wissenschaftliche Studien?“

„Ja. Es ist teuer, sie selbst durchzuführen.“

„Und warum braucht er Sie dann?“

„Strategiewechsel. Er will aufhören, Forschung zu kaufen. Stattdessen will er der Konkurrenz zuvorkommen, indem er in neue Technologien investiert.“

„Und Sie verkaufen all diese teuren Forschungsergebnisse an den Meistbietenden.“

Sie wurde blass. „Natürlich tue ich das nicht!“

„Was zum Teufel machen Sie dann hier?“ Auch wenn jetzt alles dagegen sprach, hoffte Dominic unvernünftigerweise, dass sie mit einer guten Entschuldigung aufwarten konnte.

„Ich suche etwas“, sagte sie leise.

Dominic erkannte, dass ihr die Lippen leicht zitterten. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie sich unter seinem Mund anfühlen würden, wie sie weich wurden und heiß … Hastig riss er den Blick von Bellas Lippen los und schaute ihr in die Augen.

Zögernd fuhr sie fort: „Tarrant hat meinem Vater die Arbeit gestohlen. Ich will sie zurückhaben.“

„Wer war Ihr Vater?“

„Bela Soros.“

„Bella, so wie Sie?“

„In Ungarn ist es ein Männername. Dort kam er her. Er hat sein Leben lang an Formeln gearbeitet, die die Art und Weise, wie wir Dinge wahrnehmen, revolutionierten sollten. Dafür hat er alles aufgegeben. Er war so nahe dran, seinen Traum zu verwirklichen …“ Mit Daumen und Zeigefinger deutete sie eine Haaresbreite an. „Dann hat Tarrant Hardcastle ihn dazu gedrängt, alles für ein Butterbrot zu verkaufen. Jetzt ist mein Vater tot. Es ist einfach nicht richtig!“

„Hat Tarrant die Arbeit nun gestohlen oder gekauft?“ Dominic musterte sie eingehend. Die Verzweiflung, die sich auf ihrem Gesicht spiegelte, berührte ihn. Doch er verstand nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte.

„Er hat gezahlt, aber es war erbärmlich wenig.“

„Wie viel?“

„Das weiß ich nicht. Deshalb hoffe ich ja, dass ich es hier in den Unterlagen finde. Tarrant hat ihn eingeschüchtert, nachdem er auf einer Konferenz einen Vortrag von ihm gehört hatte. Mein Vater hat immer wieder Nein gesagt …“ Sie atmete tief ein.

„Aber Tarrant Hardcastle akzeptiert kein Nein.“

Darauf erwiderte sie nichts.

„Woher wissen Sie, dass es nicht genug Geld war?“

„Weil alles weg ist! Es hätte genügend da sein müssen, um sich einen angenehmen Lebensabend leisten zu können. Mein Vater hatte immer einen guten Forschungs- und Lehrauftrag, und uns hat nichts gefehlt. Jetzt steht meine Mutter vor dem Nichts und verliert wahrscheinlich ihr Haus.“

Kommt mir bekannt vor, dachte Dominic voller Mitgefühl. Tarrant Hardcastle interessierte nicht im Geringsten, was aus den Leuten wurde, die er übervorteilte. Sobald er mit ihnen fertig war, kümmerte ihn deren Schicksal nicht. „Bekommen Sie denn kein gutes Gehalt?“

„Doch.“

„Vielleicht ist das Rache genug?“

Bella schüttelte den Kopf. „Meine Mutter hat viel aufgegeben, damit Dad sich auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Es war hart für sie, sehr hart …“ Wieder begannen ihr Mund zu zittern, und sie biss sich auf die Lippe.

„Und wie wollen Sie Geld aus Tarrant herausbekommen, wenn er die Forschungsarbeiten schon gekauft hat?“

„Es geht nicht nur um das Geld. Es geht um das Erbe meines Vaters. Ich werde beweisen, dass Tarrant meinen Vater gegen seinen Willen gezwungen hat zu verkaufen. Und dann gibt das Gericht die Arbeit wieder an die Familie zurück.“

Dominic war zwischen Besorgnis und Belustigung hin- und hergerissen. Er lachte kurz auf. „Sie wollen Hardcastle Enterprises verklagen?“

Sie hielt seinem Blick stand. „Ja. Ich weiß, dass die Richter mir recht geben.“

„Das hört sich für mich so an, als hätten Sie eindeutig zu viel Vertrauen in unser Rechtssystem und viel zu wenig in Tarrants Rücksichtslosigkeit. Haben Sie gefunden, was Sie suchen?“

Sie schluckte. „Noch nicht. – Lassen Sie mich jetzt rauswerfen?“, fragte sie besorgt.

„Ich? Ach, Sie meinen als Sohn und Erbe? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich mit Ihnen machen soll.“ Vielleicht noch einmal küssen?

„Ich bin fast am Ziel. Mir fehlen nur noch ein paar Akten. Wahrscheinlich finde ich sie heute Abend, dann brauchen Sie mich nie wiederzusehen.“

„Ich soll Sie einfach so davonkommen lassen?“

„Wenn Sie an Gerechtigkeit glauben.“

Ihr Blick forderte ihn geradezu heraus. „Ich bin Geschäftsmann. Ich glaube an Profite.“ Es war zu einfach, sich auf ihre Seite zu schlagen und sich gegen Tarrant zu stellen. Bellas Verrat faszinierte Dominic. „Sie haben ein ganzes Jahr lang hier gearbeitet, um an diese Unterlagen heranzukommen?“

Verlegen befeuchtete sie sich die Lippen. „Die Akten sind außerhalb gelagert worden. Es hat ein paar Monate gedauert, sie hierherzubekommen.“

„Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Haben Sie diese Stelle angenommen, die ganze Zeit hier gearbeitet, von Tarrant Gehalt kassiert – nur damit Sie Beweise für eine Klage gegen ihn sammeln können?“

„Ich habe meine Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt.“

„Anscheinend haben Sie das verdammt gut getan. Tarrant hält große Stücke auf Sie.“

Sie straffte die Schultern. „Wir haben gute Fortschritte gemacht.“

„Sie sind ja abgebrüht! Wie können Sie für einen Mann arbeiten, den Sie verklagen wollen?“

„Es ist nichts Persönliches. Es geht um ein Geschäft.“

Wohl wahr. Wer im Glashaus sitzt … Schließlich war er auch hergekommen, um etwas zurückzubekommen, was Tarrant ihm vor der Nase weggeschnappt hatte. Nachdenklich lehnte Dominic sich wieder an den Türrahmen und nutzte seine Größe, um auf Bella hinunterzuschauen. „Vielleicht machen wir einen Deal?“

Bellas Herz klopfte so heftig, dass sie das Blut in ihrem Kopf rauschen hörte.

War sie verrückt geworden? Sie hätte sich irgendetwas ausdenken sollen. Eine kleine Notlüge, mit der sie Dominic abgelenkt hätte. Jetzt, nachdem sie ihm die Wahrheit erzählt hatte, konnte er direkt zu seinem Vater gehen. Und Tarrant würde seine Anwälte gegen sie aufhetzen.

Einen Deal? Sie runzelte die Stirn. „Was meinen Sie damit?“

„Ich verrate Sie nicht, und Sie …“ Er neigte den Kopf und musterte sie mit seinen dunklen Augen. Es war der reinste Schlafzimmerblick, und instinktiv reagierte Bella darauf.

„Was?“, brachte sie mühsam hervor.

Sein leises Lachen durchbrach die spannungsgeladene Atmosphäre. „Ich habe gemerkt, dass Tarrant nur schöne Frauen beschäftigt. Warum?“

„Dabei geht es ihm um das Image seiner Firma.“

Dominic verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Alle um ihn herum sollen genauso exklusiv wirken wie seine Marken?“

Unter seinem intensiven Blick wurde Bella schmerzhaft bewusst, dass ihr Haar nicht sonderlich gut geschnitten war und sie nicht unbedingt Modelmaße hatte. „Ich weiß nicht, warum er bei mir eine Ausnahme gemacht hat.“

„Vertrauen Sie mir. Er hat keine Ausnahme gemacht“, erwiderte er lächelnd. „Ich vermute, er bekommt, was er verdient, wenn er sein Personal nach Äußerlichkeiten aussucht, statt sich die Referenzen anzuschauen.“ Unvermittelt fragte er: „Woher kommt der Name Andrews, sind Sie verheiratet?“

Sie sah, dass sein Blick zu ihrer Hand schweifte. „Nein! Glauben Sie, ich hätte Sie geküsst, wenn ich verheiratet wäre?“

„Ich habe keine Ahnung. Sie haben sich ja auch unter einem falschen Namen hier eingeschlichen.“

Empört stützte sie die Hand in die Hüfte. „Andrews war der Mädchenname meiner Mutter. Ich heiße Bella Soros, fast genauso wie mein Vater. Tarrant hätte mich nicht eingestellt, wenn er das gewusst hätte.“

„Woher wollen Sie wissen, dass er nicht begeistert wäre, wenn Sie die Arbeit Ihres Vaters fortgeführen?“

„Meine Mom hat sich an Tarrant gewandt, als mein Vater krank geworden ist. Sie hat ihn gefragt, ob mein Dad hier arbeiten könnte.“ Seufzend fuhr Bella fort: „Sie war sich sicher, dass er sich erholen würde, wenn er nur wieder im Labor bei seinen Reagenzgläsern wäre. Aber Tarrant hat ihr gesagt, sie solle verschwinden.“

„Hört sich nach meinem lieben Vater an.“

Dass er jetzt die Lippen aufeinanderpresste und fast grimmig wirkte, machte ihr Hoffnung. „Also verstehen Sie mich?“

Er legte den Kopf zur Seite und musterte sie. „Sicher verstehe ich Sie. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich es billige.“

Verflixt, sie brauchte doch nur noch wenig Zeit. Seit die Unterlagen eingetroffen waren, hatte Bella jede freie Minute genutzt, um unbeobachtet zu suchen. Es waren nur noch zwei Schubladen übrig. Tausend Kopien hatte sie bereits angefertigt, die die jahrzehntelange Arbeit ihres Vaters dokumentierten und aufzeigen würden, dass Tarrant ihn um diesen wertvollen geistigen Besitz betrogen hatte. Jetzt musste Bella nur noch den Betrag herausfinden, der gezahlt worden war. Ihre Eltern hatten leider nur wenige Bankbelege aufgehoben.

„Aber Sie werden mein Geheimnis doch für sich behalten, oder?“

„Wie ich schon sagte, wir können einen Deal abschließen.“ Sein Blick glitt über ihr Gesicht, an den Lippen entlang bis hinunter zum Hals, und Bellas Haut begann zu kribbeln.

Er will mit mir schlafen. Sie sah es ihm an, an seinem Blick, an seiner Miene, und es war fast deutlicher, als hätte er es laut ausgesprochen.

Vielleicht gehörte er zu den Männern, die einfach jede Frau haben mussten, die ihnen über den Weg lief? Tarrant Hardcastle sagte man das nach, obwohl seine Krankheit – ganz zu schweigen von seiner sehr jungen und schönen dritten Frau – Ausschweifungen dieser Art nicht zuließen.

Bella arbeitete seit einem Jahr hier. Lächelte den Mann an, der ihren Vater hereingelegt hatte. Aber sie hatte ihre Gründe. Konnte sie da nicht auch noch einen Schritt weitergehen, um zu schützen, was ihrer Mutter so viel bedeutete?

Sie war schon zu weit gegangen, um jetzt alles aufs Spiel zu setzen. Wenn sie Dominic Hardcastle noch ein paar Tage hinhalten konnte, hätte sie alles erledigt. Tu es.

Sie machte einen Schritt auf Dominic zu und hob das Kinn. Im nächsten Moment hielt sie den Atem an.

Fragend zog er eine Augenbraue hoch.

Hatte sie seine Gesten etwa falsch gedeutet? Bevor Bella zurückweichen konnte, presste er die Lippen auf ihren Mund und küsste sie stürmisch.

Der Kuss raubte ihr den Atem. Dominic legte eine Hand besitzergreifend auf ihren Po und zog Bella so nahe an sich, dass sein Hemd zerknitterte. Spielerisch glitt er mit der Zunge über ihre Lippen und löste mit dieser Liebkosung fast ein Inferno der Lust in Bella aus. Instinktiv stellte sie sich auf die Zehenspitzen und kam ihm entgegen, um den Kuss zu vertiefen. Dabei zitterten ihr die Beine, vor Anspannung und vor Erregung konnte sie sich kaum noch halten.

Abrupt beendete Dominic den Kuss, indem er einfach den Kopf hob und Bella stehen ließ.

Sie errötete und presste die Lippen aufeinander. Dominic lächelte nicht mehr, stattdessen funkelten seine dunklen Augen auf, als er sie jetzt ansah.

„Himmel … ich muss los. Mein Zug.“ Bella merkte, wie lahm sich ihre Worte anhörten, und fühlte sich noch immer aller Sinne beraubt.

Sie griff nach ihrer Aktentasche.

„Nicht so schnell, Prinzessin. Es ist schon dunkel. Ich lasse Ihnen ein Taxi kommen.“

„Ich gehe lieber zu Fuß.“

„Dann gehe ich mit Ihnen.“

Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und führte Bella aus dem Labor. Ihr Gang spiegelte vollends ihrer Persönlichkeit: züchtig, elegant, vorsichtig. Im Fahrstuhl sprachen sie kein Wort. Sie wandte ihm ihr Profil zu, wohl um ihn nicht ansehen zu müssen, ihre Lippen waren immer noch rot von seinen Küssen.

Sie hatte gedacht, er wollte Sex als Ausgleich für sein Schweigen. Dominic unterdrückte ein Lächeln. Wie weit wäre sie wohl gegangen, wenn er sie bedrängt hätte? Auf ihn machte Bella nicht gerade den Eindruck, als würde sie für ein Versprechen mit einem Man schlafen. Noch dazu für ein Versprechen, das er nicht einmal gegeben hatte.

Aber was für eine sexy Figur! Bella war schlank, allerdings nicht so wie Tarrants Supermodels. Ihre langen Beine waren wohlgeformt, aber muskulös, ihre Taille schmal, die Hüfte wundervoll gerundet. Bella hatte herrliche Brüste. Und der Po …

„Sie erzählen nichts?“, flüsterte Bella, als sie vor dem Firmengebäude standen.

„Ich habe Ihnen nichts versprochen.“ Er hielt sie fest, als sie sich von ihm losmachen wollte. „Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg, um eine Lösung zu finden, die für uns beide befriedigend ist.“

Hätte sie sich in diesem Moment umgedreht und ihn angeschaut, hätte sie an seinem Blick erkannt, wie er seine Worte meinte. Stattdessen marschierte Bella entschlossen und mit schnellen Schritten voraus, sodass Dominic sich beeilen musste, um sie einzuholen.

„Wann fährt Ihr Zug?“, fragte er.

„Zwanzig nach elf.“

„Wohin müssen Sie?“

„Nach Westchester, dort ist das Haus meiner Mutter.“

„Das Haus, das sie vielleicht verliert.“

„Ja. Es ist ein schönes Haus, nichts Teures oder Besonderes, aber so viel Steuern, wie man heutzutage zahlen muss …“ Sie seufzte. „Meine Mutter hat einen wunderbaren Garten, in dem zwei Jahrzehnte Arbeit stecken. Es würde mich umbringen, mit anzusehen, dass sie ihn aufgeben muss.“

Dominic schaute sie an. Ihre Miene spiegelte eine wilde Entschlossenheit wider, die er Bella anfangs nicht zugetraut hätte. „Ich glaube, so leicht sind Sie nicht umzubringen.“

„Sie kennen mich doch gar nicht.“

„Stimmt. Ist Tarrant ein unangenehmer Chef?“, fragte er unvermittelt.

„Nein, eigentlich nicht. Er lässt mir im Labor freie Hand.“

„Er vertraut Ihnen.“

Bella runzelte die Stirn. „Ja, das tut er wohl.“

„Na ja, jeder Mann macht sich manchmal zum Narren.“

3. KAPITEL

Dominic stieg die Marmorstufen zur El Cubano Cigar Bar auf der Fifth Avenue hoch. Tarrant Hardcastle hatte nur noch wenige Monate zu leben, mochte es jedoch zu sehr, zu sehen und gesehen zu werden. Daher verbrachte er einen Großteil seiner Zeit in diesem Mekka für reiche Genießer.

„Guten Morgen, Mr. Hardcastle. Darf ich Ihnen einen Drink bringen?“

Dominic schüttelte den Kopf und dankte dem Kellner. Er brauchte keinen Alkohol. Seit dem vergangenen Abend schwirrte ihm auch so schon der Kopf. Seit eine Wissenschaftlerin mit braunen Haaren, weichen, rosigen Lippen und einem merkwürdigen Plan ihn völlig aus der Bahn geworfen hatte.

Am Bahnhof hatte er Bella noch einmal geküsst. Schnell, heftig und voller Leidenschaft. Dann war sie zu ihrem Bahnsteig gerannt und hatte ihn stehen lassen. Er war schmerzhaft erregt gewesen.

„Dominic!“ Tarrant hob die Arme, als wollte er den verlorenen Sohn willkommen heißen.

Beherrscht ging Dominic auf ihn zu. Er war kein verlorener Sohn, sondern der grundsolide, hart arbeitende Sohn, der die ganze Zeit über da gewesen war. Und der hatte feststellen müssen, dass in einem unbemerkten Moment plötzlich die Regeln geändert worden waren.

„Schön, dich zu sehen, mein Junge!“ Tarrant lächelte strahlend und griff mit beiden Händen nach Dominics Hand. Der Mann, der schon unzählige Titelseiten geziert hatte, wirkte dünner als sonst. Sein Haar war grau geworden, und man sah ihm sein Alter inzwischen an.

„Bist du sicher, dass ich dich nicht mit einer dieser köstlichen Havannas in Versuchung führen kann?“ Er schwenkte eine Zigarre. Das hochmoderne Lüftungssystem in der Bar verhinderte, dass auch nur ein Hauch von Rauch in der Luft lag.

Dominic schüttelte den Kopf und lächelte nachsichtig. Es war leicht nachzuvollziehen, dass Tarrants kindlicher Enthusiasmus andere ansteckte.

„Gut, gut. Du sollst ja auch nicht diese üble Krankheit bekommen wie dein Vater.“ Tarrant tätschelte seinen Arm.

Ein Anflug von Mitgefühl überkam Dominic, als er auf dem Ledersessel Platz nahm.

„Du warst also im Labor? Was hältst du davon?“

„Beeindruckend.“

„Diese Bella Andrews ist ein Kracher, oder? Hätte überall anfangen können mit ihren Abschlüssen in Chemie und Wirtschaft. Aber nein, sie wollte zu Hardcastle. Hat sich bei mir beworben, wusstest du das?“ Er grinste zufrieden. „Verdammt nettes Mädchen.“

„Ja. Sie ist clever.“ Wie schade, dass sie vorhat, dich vor Gericht zu zitieren.

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dich hier zu sehen.“ Tarrant schloss seine Finger um Dominics Hand. „Mir tut nur leid, dass mich erst meine Krankheit zur Besinnung gebracht hat. Wenn man sich in einer gewissen Position befindet, neigen die Leute dazu, die Hände aufzuhalten, so als hätten sie ein Anrecht auf dein hart verdientes Geld. Das hat mich in all den Jahren so misstrauisch gemacht, weißt du. So hart, dass ich sogar die Menschen von mir gestoßen habe, die mir am meisten hätten bedeuten sollen.“

Seine Stimme klang belegt, und als Dominic aufsah, blickte er in die tränenfreuchten Augen seines Vaters. Dominic schluckte. Als Kind hatte er sich sehnlich einen Vater gewünscht. Andere Kinder waren zumindest an den Wochenenden vom Vater besucht worden oder hatten zum Geburtstag Geschenke geschickt bekommen. Er nicht.

Jahrelang hatte er an Geburtstagen auf eine Karte oder einen Telefonanruf gewartet. Dominic hatte sich sogar vorgestellt, dass er bei seiner Erstkommunion oder beim Endspiel seines Baseballteams aufsehen und einen großen Mann entdecken würde, der ihm zuschaute. Vergeblich.

Seine Mom hatte ihm den Namen seines Vaters erst genannt, als er irgendwann mutig genug gewesen war, um sie danach zu fragen. Eines Tages hatte Dominic einen Zeitungsartikel über Tarrant Hardcastle entdeckt und ausgeschnitten. Er hatte unzählige Male auf das unscharfe Foto des gut aussehenden Mannes gestarrt und nach Gründen gesucht, aus denen sein Vater ihn nicht anerkannt hatte.

Mit fünfzehn hatte er seiner Mutter vorgeworfen, Tarrant verheimlicht zu haben, dass er überhaupt einen Sohn hatte. Daraufhin hatte sie Dominic von der Vaterschaftsklage erzählt und ihm die Gerichtsunterlagen gezeigt. Von dem Moment an hatte er nichts mehr mit Tarrant Hardcastle zu tun haben wollen.

Und jetzt, da er erwachsen war und keinen Vater mehr brauchte, trat Tarrant plötzlich in sein Leben.

„Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest.“ Dominic verspürte einen Stich im Herzen, als Tarrant seine Hand tätschelte. „Eigentlich verdiene ich es gar nicht, dass du mir verzeihst. Das weiß ich. Ich bitte dich auch nicht darum. Ich möchte nur das übergeben, was ich geschaffen habe.“

Tarrant holte tief Luft. Die Morgensonne schien auf sein gealtertes Gesicht. „Ich habe mein Leben in diese Firma investiert. Sie ist sozusagen mein Baby.“ Er sah Dominic in die Augen. „Ich dachte, das wäre genug. Etwas aufzubauen und es wachsen zu sehen.“

Bevor er fortfuhr, zog er an seiner Zigarre und stieß Rauch aus, der sofort verschwand. „Es ist nicht genug. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Gedanken nicht ertragen kann, sterben zu müssen. Weil ich hierbleiben und die Zukunft mitbestimmen möchte. Aber ich muss die Firma übergeben. Ich brauche einen Nachfolger, der sie weiterführt.“

Tarrant drückte noch einmal seine Hand, und Dominic war versucht, den Druck zu erwidern. „Du bist der Richtige. Du bist mein Erbe. Du siehst ja sogar genauso aus wie ich.“ Er schlug begeistert mit der Hand auf die Lederarmlehne.

Dominic sah seinen Vater ernst an. „Ich will das Erbe nicht.“

„Was soll das heißen? Natürlich willst du es! Du bist perfekt. Schließlich bist du selbst ein Verkaufsgenie. Ich hatte keine Ahnung, dass der Senkrechtstarter, der den Gourmet-Markt revolutioniert hat, mein eigen Fleisch und Blut ist. Als Samantha es herausgefunden und mir erzählt hat, konnte ich gar nicht aufhören zu lachen. Man kann sein Schicksal nicht überlisten, mein Junge.“

Also hatte er nicht einmal seinen Namen in den Zeitungen erkannt. Wie enttäuschend. Dominic hatte sich immer vorgestellt, wie sein berühmter Vater endlich aufhorchte, als seine Läden in den Zeitungen zum ersten Mal hoch gelobt worden waren.

Als Tarrant die bankrotten Läden Hardcastle Enterprises einverleibt hatte, für die Dominic genauso geboten hatte, war zumindest ein Gedanke befriedigend gewesen: dass sein Vater ihm Beachtung schenkte. Und vielleicht sogar einen kleinen Machtkampf mit ihm austrug.

Doch wieder einmal, wie schon als kleiner Junge, hatte Dominic sich etwas vorgemacht. Das erkannte er jetzt.

Mit fester Stimme erklärte er: „Ich bin hergekommen, weil ich wissen wollte, warum du mich und meine Mutter verlassen hast.“ Er atmete langsam ein. „Und ich bin froh, weil ich die Chance hatte, dich kennenzulernen. Aber ich werde deine Firma nicht übernehmen. Du schuldest mir nichts, genauso wenig wie ich dir.“

Tarrant zeigte keine Enttäuschung. Im Gegenteil, er wirkte eher stolz. „Wie ich sehe, bist du eine harte Nuss! Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Warum solltest du solch eine Bürde auf dich nehmen, nur weil ein alter Mann plötzlich einen Sohn braucht. Ich hätte das auch nicht gemacht.“

Lächelnd beugte er sich vor. „Was kann ich für dich tun, Dominic? Für deine Firma, meine ich. Ich habe meine Finger überall im Spiel, du musst nur sagen, was du möchtest.“

Jetzt bot sich die Gelegenheit. Dominic konnte ihn einfach um die Läden bitten, die er haben wollte. Allerdings weigerte er sich, von diesem Mann Almosen anzunehmen. Er sollte das Angebot ausschlagen und ihn dafür bestrafen, dass er überhaupt in diesen Kategorien dachte, ihn beleidigen. Aber auch das brachte Dominic nicht über sich.

Er musste sich bemühen, sich keinerlei Gefühle anmerken zu lassen. Er hatte gedacht, er hätte seine kindischen Hoffnungen und Träume von einer Aussöhnung mit seinem Vater längst überwunden. Jetzt wusste er, wie falsch er gelegen hatte. Die ganze Zeit über hatte er diese Gefühle in sich getragen, die nach so langer Zeit immer noch da waren und nun hervorbrachen.

„Ich muss gehen.“ Dominic verabschiedete sich und verließ fluchtartig diesen Ort, wo alles Unangenehme aus der Luft gesogen wurde, damit man so tun konnte, als würde es nicht existieren.

Tarrant konnte ihm alles Gold der Welt anbieten, es würde nichts ändern. Die Vergangenheit würde nicht besser aussehen, wenn er zurückblickte.

Dominic fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, als er hinaus in die Mittagshitze trat. Er war aufgewühlt, verspürte Stiche in der Brust, und sein Herz klopfte zu schnell.

Er entschied, Bella zu besuchen.

„Hallo, Miss Andrews.“

Bella erschrak, als sie die tiefe Stimme direkt neben sich vernahm. Dominic. Er beugte sich über ihre Schulter und betrachtete das Papier, das sie in Händen hielt. Hastig senkte Bella die Hand. „Wie sind Sie hier hereingekommen?“

„Durch die Tür.“

Kumar und Anita standen zehn Schritte entfernt und sprachen leise über irgendwelche Daten, während Sue sich gerade über ein Mikroskop beugte.

Dominics warmer Atem streifte ihre Haut, und Bella erschauerte wohlig. „Meine Kollegen sind hier“, flüsterte sie.

„Das sehe ich. Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen.“

Sie drehte sich zu ihm um. Seine Unschuldsmiene stand in krassem Gegensatz zu dem gefährlichen Funkeln in seinen Augen. „Was wollen Sie?“

„Mittagessen wäre nicht schlecht.“

Bella atmete tief aus. Okay, sie würde mit ihm essen gehen, wenn sie ihn dadurch aus dem Labor lotsen konnte, bevor er hier Unruhe stiftete. „Gehen wir.“

Dominic riss die Augen auf. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie so schnell nachgab. Zu ihrem Unmut bedeutete er ihr voranzugehen. Sicherheitshalber zog Bella den Laborkittel erst aus, als sie an der Tür waren. Trotzdem spürte sie Dominics Blicke, als könnte er damit Löcher in den weißen Stoff brennen. Und der Weg zur Tür kam Bella plötzlich viel länger vor.

„Ich bin bald wieder da“, rief sie ihrem Team zu, als sie den Kittel an einen Haken hängte. Mit einer Hand strich sie über das neue Kleid, das sie bei einem Ausverkauf erstanden hatte und nicht bei Hardcastle.

Nachdem die Tür hinter ihnen zugefallen war, stieß Dominic einen leisen Pfiff aus. „Bella. Der Name passt.“

Unverhohlen musterte er das eng anliegende Kleid, das aussah, als wäre es ihr auf Leib geschneidert worden.

„Danke, es ist neu.“ Am liebsten hätte Bella sich auf die Zunge gebissen, nachdem ihr diese dumme Bemerkung herausgerutscht war. Anscheinend tat seine offene Bewunderung ihr absolut nicht gut.

„Wenn meine Chemielehrerin auf der Highschool so ausgesehen hätte wie Sie, dann würde ich heute wahrscheinlich in einer anderen Branche arbeiten.“

Bella zuckte die Schultern. „Gehört zum Job. Man kann nicht für Tarrant arbeiten und sich nachlässig kleiden.“

Er zwinkerte ihr zu. „Wieso löst das in mir den Wunsch aus, Jeans anzuziehen?“

„Ich dachte, Sie arbeiten nicht für Tarrant? Noch nicht jedenfalls. Oder haben Sie sich entschieden zu bleiben?“ Vor Nervosität wurde ihr ganz flau im Magen.

„Gibt es einen Grund, warum ich Ihnen das erzählen sollte?“

„Nein.“ Schnell ging Bella weiter. Erst im Fahrstuhl wagte sie, die Frage zu stellen, die sie seit Stunden beschäftigte: „Haben Sie Tarrant von mir erzählt?“

„Nein.“

Vor Erleichterung wurde ihr fast schwindelig. „Danke.“

„Haben Sie gefunden, wonach Sie suchen?“

„Noch nicht“, erwiderte sie frustriert. „Aber ich finde es.“

„Und wenn nicht?“

Der Fahrstuhl hielt, und mehrere Leute stiegen ein, sodass Bella einer Antwort vorerst enthoben war. Im Erdgeschoss wartete Dominic, bis alle anderen ausgestiegen waren, bevor er Bella den Arm hinhielt. „Wo möchten Sie gern essen?“

„Normalerweise hole ich mir ein Hotdog im Park.“

„Wenn der tägliche Verzehr von Hotdogs Ihnen diese Figur beschert hat, sollten wir daran wohl nichts ändern.“

Sie traten hinaus in den Sonnenschein, überquerten die Fifth Avenue und schlugen den Weg zum Park ein. „Was wollen Sie eigentlich von mir?“, fragte Bella im Gehen.

„Wir haben einen Deal, schon vergessen?“ Dominic hob den Kopf und genoss offenbar die Sonnenstrahlen. „Oder machen Sie es sich zur Gewohnheit, Ihr Wort zu brechen?“

„Ich habe noch nie mein Wort gebrochen.“

„Nicht? Haben Sie meinem Vater erzählt, dass Sie gegen ihn arbeiten?“

„Das tue ich doch gar nicht! Okay, ich will die Forschungsergebnisse meines Vaters wiederhaben, aber ich habe meine Arbeit gewissenhaft erledigt. Ich bin sehr stolz auf das, was wir erreicht haben.“

„Und Sie haben vor, es mitzunehmen?“

„Nein. Ich würde niemals Ergebnisse mitnehmen, die ich für Hardcastle erarbeitet habe. Ich will nur die grundlegenden Forschungen zurückhaben. Ich will keine Rechte an den Produkten, die ich hier entwickelt habe. Mein Vater hatte kein Interesse an Kosmetik. Seine Arbeit hatte mit der Wahrnehmung von Realität zu tun.“

„Wenn ich das übersetze, soll das wohl bedeuten, Menschen glaubwürdiger zu machen, als sie sind.“

„Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das erzähle.“

Er blieb stehen und sah sie an. „Sie vertrauen mir.“

„Warum sollte ich Ihnen trauen?“ Diese Frage hatte sie sich schon diverse Male gestellt.

„Ich habe einfach eine vertrauenswürdige Ausstrahlung.“ Er lächelte, doch sein Lächeln erinnerte Bella mehr an ein Raubtier.

„Senf? Ketchup? Zwiebeln?“, fragte er, sobald sie vor dem Hotdog-Wagen standen.

„Alles.“

Dominic bestellte die Hotdogs und führte Bella dann zu einer Bank unter einer großen Eiche. Nachdem er herzhaft von seinem Hotdog abgebissen und hinuntergeschluckt hatte, meinte er: „Tarrant will, dass ich die Firma übernehme. Er hat mich gefragt, was ich möchte. Er würde mir alles geben.“ Erneut biss er ab.

„Sie meinen, Sie könnten ihn zum Beispiel um die Forschungen meines Vaters bitten?“, fragte Bella hoffnungsvoll.

„Der Gedanke ist mir gekommen, ja.“

Bella bekam Herzklopfen. „Würden Sie das für mich tun?“

„Nein.“ Wieder biss er ab und hielt sein Gesicht in die Sonne. Licht und Schatten tanzten über die gebräunte Haut, sein Haar glänzte.

Bella bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Warum nicht?“

„Wenn ich es täte, würde er herausfinden, wer Sie sind und Sie wegen Vertragsbruch verklagen, bis Ihnen nicht einmal mehr das Kleid gehört, die Sie tragen.“

„Vertragsbruch?“, wiederholte sie erschrocken.

„Als Angestellte sind Sie vertraglich verpflichtet, die Interessen der Firma zu vertreten. Was Sie tun, ist nichts anderes, als wenn ein Verkäufer in die Kasse langt.“

„Das Einzige, was ich unterschreiben musste, war, dass sämtliche wissenschaftlichen Entdeckungen, die ich hier mache, das geistige Eigentum von Hardcastle sind. Und ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich davon nichts mitnehmen will.“

„Spielt keine Rolle. Sie sind in die Firma gekommen, um etwas zu entwenden. Glauben Sie, dass das legal ist?“

„Wollen Sie damit sagen, dass ich Tarrant nicht verklagen kann, weil ich damit einen Vertrag, den ich gar nicht unterschrieben habe, brechen würde?“

„Ich habe gar nichts gesagt.“ Er schob sich den letzten Bissen Hotdog in den Mund, ohne Bella aus den Augen zu lassen. „Wollen Sie noch einen?“

„Nein.“ Sie schaute auf ihren ungegessenen Hotdog. Ihr war der Appetit vergangen. „Was soll ich also Ihrer Meinung nach tun?“, fragte sie mit zittriger Stimme.

„Sie fragen mich, wie Sie meinen Vater vor Gericht bekommen?“ Sie sah die Grübchen auf seinen Wangen, als er lächelte. „Sie sehen in diesem Kleid zwar sehr heiß aus, aber auch ich habe meine Grenzen.“

Als wollte er diese Grenzen testen, bedachte er sie erneut mit einem Blick, unter dem sie warm erschauerte, und fügte hinzu: „Okay, vielleicht bin ich mir nicht ganz sicher, wo diese Grenzen liegen. Trotzdem würde ich das Ganze an Ihrer Stelle aufgeben und den guten Job behalten.“ Er neigte den Kopf. „Vielleicht ist es das, was Ihr Dad gewollt hätte.“

Den letzten Satz sagte er sanft, weder vorwurfsvoll noch verachtend. Bella dachte eine Sekunde lang darüber nach und spürte, wie sehr sie sich dagegen sträubte aufzugeben. „Mein Dad hat für seine Arbeit gelebt. Ohne Arbeit ist er nur ein halber Mensch gewesen, nicht mehr er selbst, sondern wie eine leere Hülle. Er hat Tarrant darum gebeten, hier weiterarbeiten zu können. Was Tarrant nicht gewollt hat.“

Dominic seufzte. „Das klingt hart.“

„Ich vermute, ein weißhaariger Wissenschaftler, der noch immer Anzüge aus den Sechzigern getragen hat, passte nicht ins Firmenimage. Wenn er meinen Dad einfach nur in Ruhe hätte weiterarbeiten lassen, wäre ich jetzt nicht hier. Ich würde irgendwo meiner eigenen Arbeit nachgehen. Aber so wie die Dinge liegen, kann ich das nicht. Es würde mir nachts den Schlaf rauben.“

Dominic sah sie an. „Selbst wenn Sie seine Arbeit zurückbekommen, Ihren Dad bekommen Sie nicht wieder.“

Aber es könnte Mom zurückbringen. Sie schluckte. „Das weiß ich. Zu wissen, dass seine Arbeit in guten Händen ist und nicht vergessen wird, ist für mich allerdings von unschätzbarem Wert.“

Sie hielt ihm ihren Hotdog entgegen, sodass er ihn nehmen musste. „Hier, ich habe keinen Appetit mehr.“

„Ich lasse Sie nicht zurück an die Arbeit gehen, ohne dass Sie etwas gegessen haben.“

„Hotdogs sind sowieso ungesund“, meinte sie achselzuckend.

„Kommen Sie.“ Er stand auf und zog sie mit sich hoch. „Ich nehme Sie mit, damit Sie ein richtiges Mittagessen bekommen.“ Nachdem Dominic den kalten Hotdog in den nächsten Papierkorb geworfen hatte, führte er Bella zum Parkausgang. Dabei hielt er ihre Hand so fest, dass Bella nichts anderes übrig, als mit ihm Schritt zu halten.

Ohne auf ihren Protest zu achten, rief er ein Taxi und drängte sie hinein.

„Wohin bringen Sie mich?“ Außer Atem ließ Bella sich auf den Sitz fallen und hörte nicht, was Dominic zum Fahrer sagte.

Autor

Jennifer Lewis
Jennifer Lewis gehört zu den Menschen, die schon in frühester Kindheit Geschichten erfunden haben. Sie ist eine Tagträumerin und musste als Kind einigen Spott über sich ergehen lassen. Doch sie ist immer noch überzeugt davon, dass es eine konstruktive Tätigkeit ist, in die Luft zu starren und sich Wolkenschlösser auszumalen....
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