Julia Collection Band 55

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EIN MILLIONÄR HAT'S SCHWER von HERTER, LORI
Eingeschlossen im eigenen Kaufhaus! Dem smarten Geschäftsmann Charles Derring bleibt keine andere Wahl, als die Nacht hier zu verbringen. Zusammen mit der hübschen Jennifer, die sein Schicksal teilt - und für wundervolle Stunden ein Bett in der Ausstellung. Doch was ist morgen?

SAN JUAN - INSEL DES BEGEHRENS von HERTER, LORI
Dieses Angebot kann Cheri einfach nicht ausschlagen: Ein Jahr lang auf einer idyllischen Privatinsel leben, verheiratet mit dem wundervollen Jake Derring, und danach von dessen Vater eine Million Dollar kassieren. Ja, sie will - und wünscht sich schon bald, es ginge nie vorbei …

ICH? DICH HEIRATEN? von HERTER, LORI
Craig Derring erkennt sofort, warum sein Vater die schöne Penelope nach Hawaii eingeladen hat. Natürlich ist sie nicht als Kontrolleurin seines Charterboot-Verleihs gekommen! Aber gut: Craig spielt das Spiel gern mit, von dem Penelope jedoch nichts zu ahnen scheint …


  • Erscheinungstag 05.04.2013
  • Bandnummer 55
  • ISBN / Artikelnummer 9783954465071
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lori Herter, Lori Herter, Lori Herter

JULIA COLLECTION BAND 55

LORI HERTER

Ein Millionär hat’s schwer

Plötzlich sind alle Türen dicht: Feierabend! Das Kaufhaus, in dem die hübsche Jennifer als Verkäuferin arbeitet, schließt. Und sie bleibt allein zurück. Das heißt, nein, auch ihren attraktiven Chef Charles Derring hat es erwischt. Nun müssen sie wohl die Nacht miteinander verbringen. Ist es ein Wink des Schicksals? Oder hat jemand das Ganze so eingefädelt?

LORI HERTER

San Juan – Insel des Begehrens

Sein Vater will es so: Ein Jahr lang soll der zurückgezogen lebende Millionenerbe Jake Derring die süße Kellnerin Cheri auf seiner romantischen Privatinsel San Juan beherbergen und zum Schein für diese Zeit heiraten. Das ist auszuhalten, denkt Jake und spürt schon bald den Wunsch in sich wachsen, die zauberhafte Frau möge sein Paradies nie wieder verlassen …

LORI HERTER

Ich? Dich heiraten?

Urlaub auf Hawaii, in der Traumwohnung von Jasper Derring – und alles kostenlos! Für Penelope wird ein Traum wahr! Und natürlich erfüllt sie dafür gerne Jaspers Wunsch, nach dessen überaus attraktivem Sohn Craig und dessen Charterboot-Verleih zu schauen. Was Jasper wirklich plant, ahnt Penelope nicht. Und so tappt sie mitten in die süße Falle namens Craig …

1. KAPITEL

Jasper Derring hatte sein Frühstück, bestehend aus Kaffee, Toast und Marmelade, wie immer sehr zeitig zu sich genommen. Nun ging er in das sonnendurchflutete Wohnzimmer seiner Villa, dessen großes Fenster den Blick auf den Lake Michigan freigab. Seine Frau Beatrice, mit der er seit nunmehr vierzig Jahren verheiratet war, brachte ihm die Morgenzeitung. Er schlug sie auf und fand auf Seite fünf, was er gesucht hatte: die ganzseitige Anzeige des Kaufhauses „Derring’s“ zum Beginn der Weihnachtszeit.

Die Werbeabteilung hatte sich große Mühe mit der Gestaltung der Anzeige gegeben. Zwischen riesigen Schneeflocken schien der Weihnachtsmann mit seinen Rentieren fast herauszuspringen, ganz so, als seien sie lebendig. Auf dem riesigen Sack mit den Geschenken war Folgendes zu lesen:

Derring’s bietet Ihnen diesmal ein ganz besonderes Weihnachtsvergnügen. Keine Modelleisenbahnen wie sonst und auch keinen künstlichen Schnee. Weder tanzende Elfen noch sprechende Bären. Und auch Rudolf, das Rentier, wird dieses Jahr nicht mit blinkender Nase im Schaufenster stehen. Dieses Jahr präsentiert Derring’s als einziges Kaufhaus lebendige Menschen, die Sie betrachten können. Sie werden wirkliche Menschen vorfinden, die in unseren Schaufenstern wohnen werden. Es werden Menschen sein, die bei Derring’s arbeiten und Sie normalerweise mit dem Service versorgen, für den wir berühmt sind. Besuchen Sie uns in der Woche vor Weihnachten in der North Michigan Avenue und sehen Sie selbst. Sagen Sie Hallo zu unseren „Ausstellungsstücken“, und Sie werden feststellen, dass sie Ihnen antworten werden.

Jasper war mit der Arbeit seines Sohnes Charles sehr zufrieden. Die ganze Sache war überhaupt Charles’ Idee gewesen. Am Anfang hatte Jasper die Idee ziemlich ausgefallen gefunden, doch dann waren ihm Möglichkeiten in den Sinn gekommen, an die selbst Charles nicht gedacht hatte.

Charles war überraschend an die Spitze von Derring’s gerückt, nachdem Jasper vor sechs Monaten durch einen Herzinfarkt gezwungen gewesen war, sich fast ganz aus dem Geschäft zurückzuziehen. Es war Jasper schwergefallen, die Leitung an seinen jüngsten Sohn abzutreten. Immerhin hatte er die Firma vor vierzig Jahren zusammen mit seinem Bruder gegründet und seither alle Fäden in der Hand gehalten. Aber von all seinen erwachsenen Kindern war Charles das verlässlichste. Er hatte den nötigen Geschäftssinn und steckte voller neuer Ideen. Außerdem hatte er, im Gegensatz zu seinen Geschwistern, das Kaufhaus geliebt, seit er ein kleiner rotznäsiger Junge gewesen war.

Jasper legte die Zeitung beiseite. Der Tag war einfach zu schön, um sich mit politischen Skandalen oder den Börsenkursen zu belasten. Draußen funkelte der Schnee in der Sonne, und ein Buchfink pickte eifrig Körner am Futterhäuschen. Also wandte Jasper sich lieber seinem neuen Stickmuster zu.

Nach seinem Herzinfarkt hatte er sich das Hobby seiner Frau zu eigen gemacht. Sie war es auch gewesen, die ihm den Vorschlag gemacht hatte, mit der Kunststickerei anzufangen, nachdem er zu Hause immer unruhiger geworden war. Sticken übte auf sie immer eine beruhigende Wirkung aus. Beatrice hatte ihm die beiden gängigsten Stiche gezeigt, und er hatte sich sofort an ein kleines Weihnachtsmotiv gemacht. Zur großen Überraschung seiner Ehefrau hatte ihn die Stickerei so begeistert, dass er einfach nicht mehr davon lassen konnte. Und genau, wie seine Frau dies seit Jahren tat, hatte auch er begonnen, kleine Geschenke für die Verwandtschaft herzustellen. Es ging sogar so weit, dass Jasper das örtliche Handarbeitsgeschäft fast leer gekauft hatte. Nun besaß er genug Material für die nächsten drei Jahre.

Merkwürdigerweise hatte er sich besonders viele Vorlagen gekauft, die Hochzeitsmotive darstellten. Dabei plante in seiner Verwandtschaft überhaupt niemand eine Hochzeit. Vielleicht war dies ja dem heimlichen Wunsch entsprungen, seine dickköpfigen, ledigen Kinder vor seinem noch Tod heiraten zu sehen. Denen aber gefiel ihr Leben als Singles. Sein Doktor versichert ihm zwar, dass es wieder mit ihm aufwärtsginge, aber der Herzinfarkt hatte Jasper vor Augen geführt, dass er nicht ewig leben würde.

Er nahm sich einen Stickrahmen mit einem fast fertigen Bild vor. Auch dieses Stück zeigte Hochzeitsglocken und Blumensträuße, aber in der Mitte des Bildes fehlten noch die Namen der Neuvermählten und das Datum der Trauung. Jasper überlegte sich, das Bild erst einmal beiseitezulegen, bis jemand in der Verwandtschaft heiraten wollte. Seine Frau hielt es genauso und hatte dadurch immer einen Vorrat an Geschenken parat.

Aber dann entschied er sich, das Projekt voranzutreiben. Ganz so, wie er es auch immer im Geschäftsleben gehalten hatte. Aus Erfahrung wusste er, dass Ziele, die man nur halbherzig verfolgt, selten erreicht werden. Nein, er würde die Sache selbst in die Hand nehmen, und so begann er, die Namen hineinzusticken. Das Datum konnte er noch später einfügen. Für den Namen des voraussichtlichen Bräutigams wählte er leuchtend rote Perlen aus, die er zu einem großen „C“ aneinanderreihte. Charles würde bestimmt sehr überrascht sein! Jasper lachte bei dem Gedanken leise in sich hinein. Und seine Überraschung würde sicherlich noch wachsen, wenn er den Namen der Braut las, den Jasper einzusticken plante.

Jennifer Westgate gähnte herzhaft und schlug die Chicago Tribune auf, die sie an der U-Bahn-Station gekauft hatte. Doch als sie den vertrauten Namen „Derring’s“ in riesigen Lettern gedruckt sah, riss sie erstaunt die Augen auf.

Sie las den Text und dachte: Die Gerüchte waren also wahr!

Ungläubig starrte sie aus dem U-Bahn-Fenster, aber sie nahm die schneebedeckten Häuser nicht wahr. Sie konnte nur an die Anzeige denken. Schon seit Wochen gab es Gerüchte über eine neue Werbekampagne. Jennifer konnte nicht glauben, dass die Geschäftsleitung tatsächlich vorhatte, Angestellte des Hauses als lebende Schaufensterpuppen einzusetzen. Wenn sie schon etwas Derartiges planten, wieso engagierten sie dann nicht Schauspieler oder richtige Models?

Der Gedanke, man könnte eventuell sie für diesen Job auswählen, machte sie krank. Sie war zwar nicht schüchtern, aber auch keine Exhibitionistin. Und was würde Peter dazu sagen? Jennifer beruhigte sich mit dem Gedanken, dass Derring’s Hunderte von Angestellten hatte und es eher unwahrscheinlich war, dass man ausgerechnet sie für diese Aktion aussuchen würde.

Aber irgendwie beschlich sie ein ungutes Gefühl. Erst letzte Woche hatte Mr James, der Kosmetikexperte, sie überraschenderweise in der Haushaltswarenabteilung, in der sie arbeitete, besucht. Er war geradewegs zu ihr gekommen und hatte sie in ein Gespräch über Kaffeemaschinen verwickelt. Doch sie hatte sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass er sie dabei heimlich in Augenschein nahm. Schließlich hatte er das Gespräch auf Kosmetik gelenkt und ihr vorgeschlagen, einen malvenfarbigen Lidschatten zu benutzen, um ihre grünen Augen besser zur Geltung zu bringen. Daraufhin hatte sie ihm erklärt, dass sie Make-up rundheraus ablehne. Für sie war Make-up nur eine Maske, hinter der sich Menschen versteckten, und sie wollte, dass die Menschen sie so nahmen, wie sie war. Mr James hatte sie erst verwundert, dann belustigt angeschaut und war mit einem hintergründigen Lächeln gegangen.

Aber das war nicht der einzige Grund, weshalb sie misstrauisch war. Vor etwa einem Monat hatte Jasper Derring sie selbst begutachtet. Es war einer dieser gelegentlichen Besuche gewesen, die Jasper sich auch nach seinem Herzinfarkt nicht nehmen ließ. Der gedrungene, launische Millionär war einfach so in die Haushaltswarenabteilung gekommen. Er hatte seinen gewohnten Tweedhut mit der Feder aufgehabt. Als er Jennifer entdeckte, hielt er inne und musterte sie eingehend. Sie hatte zögerlich zurückgelächelt, ohne eine Ahnung zu haben, worum es ihm wohl gehen mochte. Er hatte ihr zugenickt, irgendetwas über das schöne Wetter gesagt und war dann einfach wieder verschwunden. Das Wetter an diesem Tag war alles andere als schön gewesen.

Jennifer konnte sich seinen Besuch nicht erklären. Früher hatte er sich auch von Zeit zu Zeit mit ihr unterhalten, aber diesmal war es anders gewesen. Es kam ihr so vor, als ob der Seniorchef ein Geheimnis vor ihr hätte. Und dann waren die Gerüchte über die lebenden Schaufensterpuppen aufgekommen.

Aber vielleicht litt sie auch nur unter Verfolgungswahn. Es wäre bestimmt angenehmer, sich von einem Psychiater untersuchen zu lassen, als als lebende Schaufensterpuppe die Passanten der North Michigan Avenue zu unterhalten und sich von ihnen anstarren zu lassen.

Sie war jetzt sechsundzwanzig und arbeitete seit fünf Jahren als Verkäuferin für Derring’s. Seit Kurzem trug sie stolz den Titel der stellvertretenden Leiterin der Haushaltswarenabteilung. Sie mochte das Kaufhaus wirklich sehr und auch die meisten ihrer Kollegen. Jasper Derring war dafür berühmt, in seinem Kaufhaus ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, und er belohnte die Treue seiner Angestellten mit anständiger Bezahlung und fairen Aufstiegschancen. Jennifer konnte sich im gesamten Einzelhandel keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen.

Doch in den letzten Monaten hatte sich einiges verändert. Obwohl Jasper Derring noch immer Teilhaber der Firma war, so war er doch nicht mehr der Direktor. Seit seinem Herzinfarkt im Juli hatte er die Geschäftsführung an seinen Sohn, Charles Derring, abgegeben. Seither war dieser nicht nur der neue Direktor des Kaufhauses, sondern auch gleichberechtigter Teilhaber.

Nichts war geblieben, wie es war. Das Gesicht des Kaufhauses hatte sich verändert, seit alles, von den antiken Ausstellungsvitrinen bis hin zum vergoldeten Stuck der Decken, modernisiert worden war. „Modernisieren“ war das Lieblingswort des neuen Direktors, welches er oft und gern in seinen Rundschreiben an die Angestellten benutzte. Leider verlor das Kaufhaus dadurch auch seine gemütliche, familiäre Atmosphäre. Die Werbung in den Medien war ebenfalls moderner geworden, obwohl Jennifer sie eher als aufdringlich empfand. Wahrscheinlich gehörte das Spektakel im Schaufenster auch zu diesem neuen Stil, und dafür war niemand anders als Charles verantwortlich.

Jasper war zwar ein Exzentriker, aber er war durchaus bodenständig geblieben. Er war der Typ Mann, der seine Autorität nicht durch Geld, sondern durch seinen Charakter erworben hatte. Seit Jahrzehnten war er mit der gleichen Frau verheiratet, die in ihrem Anwesen in Kenilworth Orchideen züchtete, von denen sie den Angestellten je eine zum Geburtstag zu schenken pflegte. Jasper glaubte an altmodische Werte wie Rechtschaffenheit und Höflichkeit und daran, dass der Kunde König war. Und er glaubte an harte Arbeit, da er sich seinen Reichtum selbst hart erarbeitet hatte, seit er mit seinem Bruder vor vierzig Jahren einen kleinen Handel von der Ladefläche eines Lastwagens begonnen hatte. Exzentrische Kleidung, Sportwagen und aufregende Partys, der Lebensstil eines Playboys eben, waren niemals seine Sache gewesen.

Sein Sohn Charles war da ein völlig anderes Kaliber.

„Ich halte jede Wette, dass diese Idee von Charles kommt“, bemerkte Jennifer später zu Trudy Hargrove. Wie gewöhnlich war Jennifer sehr zeitig zur Arbeit erschienen. „Er hat so einen merkwürdigen Humor. Genau wie damals diese blöden Nachrichten, die er mir auf mein Kassendisplay gespielt hat.“

Es war an ihrem Geburtstag gewesen, als plötzlich ein Happy Birthday, Jennifer! auf dem Schirm ihrer neuen Computerkasse aufgeblitzt war. Eine Woche später war die nächste Nachricht gekommen. Meinem Rechner juckt es am Rücken, könntest du ihn bitte kratzen? Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie sie diese Nachricht von ihrem Bildschirm löschen konnte, also war ihr nichts anderes übrig geblieben, als darauf zu warten, dass sie von selbst verschwand, bevor sie weiterarbeiten konnte. Sie wusste, dass die Nachrichten von Charles kamen, da er der Einzige im ganzen Kaufhaus war, der den Zugang zum Zentralcomputer besaß.

„Ich glaube, du hast recht“, stimmte Trudy zu, während sie die Anzeige in der Zeitung überflog. Sie war Ende vierzig, ebenso sachkundig wie attraktiv und als Leiterin der Haushaltswarenabteilung Jennifers Chefin. „Er war ein ganz schöner Kasper, als er bei uns gearbeitet hat. Und ich glaube nicht, dass sich daran etwas geändert hat, seit er Direktor geworden ist.“

Charles hatte Anfang des Jahres ein viermonatiges Praktikum in der Haushaltswarenabteilung absolviert. In den letzten drei Jahren hatte er in sämtlichen Abteilungen gearbeitet. Er hatte allen Mitarbeitern begeistert erzählt, dass er das Geschäft von der Pike auf lernen wolle, da er es ja einmal übernehmen würde. Vielleicht wollte er aber damit auch nur seinen Vater beeindrucken.

Nun war aber der Tag der Geschäftsübernahme schneller gekommen, als alle erwartet hatten. Charles war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal einunddreißig Jahre alt, und viele der älteren Mitarbeiter beklagten, dass er noch viel zu unstet für diese Position sei. War es wirklich eine kluge Entscheidung von Jasper gewesen, die gesamte Geschäftsführung seinem jüngsten Sohn zu übertragen?

Trudy zog langsam eine ihrer perfekt nachgezogenen Augenbrauen hoch. „Die Frage ist also, welche von den Angestellten für das Schaufenster ausgewählt werden?“

„Gibt es schon neue Gerüchte?“, fragte Jennifer. „Ich habe nämlich das ungute Gefühl, dass es mich treffen wird.“ Sie erzählte Trudy von ihrer seltsamen Begegnung mit Jasper Derring und Mr James.

„Ich habe von Grace aus der Kosmetikabteilung gehört, dass sie Mr James die Woche vor Weihnachten einen speziellen Job gegeben haben.“

Jennifer klammerte sich an einen Strohhalm. „Dann bin ich wohl draußen. Ich habe ihm gesagt, dass ich Make-up verabscheue.“

Trudy lächelte. „Wenn wir nur alle so gut ohne Schminke aussehen würden wie du! Du würdest im Schaufenster eine gute Figur abgeben.“

„Danke, aber ich wollte niemals ein Model werden, das sich in einem Schaufenster anstarren lässt.“ Jennifer steckte sich ihr Namensschild an das Revers ihrer Jacke. „In der Anzeige ermutigen sie die Leute geradezu, mit den Models Kontakt aufzunehmen. Ist das nicht furchtbar? Ich käme mir vor wie ein Tier im Zoo! Ich kann nicht verstehen, dass Jasper Derring dieser verrückten Idee zugestimmt hat.“

„Nachricht für Jennifer Westgate.“

Der Bürobote stand hinter ihr und lächelte sie an, als sie sich überrascht umdrehte.

„Für mich?“ Der Briefumschlag in seiner Hand ängstigte sie.

„Tragen Sie heute ein falsches Namensschild?“, fragte der junge Mann.

„Nein.“

„Dann ist es für Sie. Vom großen Boss persönlich.“ Er drückte ihr den Umschlag in die Hand und verschwand.

Trudy stellte sich neben sie. „Von Charles? Nun mach schon auf. Was steht denn drin?“

„Hoffentlich ist es meine Kündigung“, bemerkte Jennifer mit Galgenhumor, als sie den Umschlag öffnete.

Liebe Jennifer,

Du bist als das weibliche Model für unsere Werbeaktion in der Woche vor Weihnachten ausgewählt worden. In dieser Woche wird Deine Arbeitszeit von 10 Uhr morgens bis 22 Uhr abends gehen. Selbstverständlich wirst du eine großzügige Vergütung dafür erhalten. Alles Weitere sollten wir heute beim Mittagessen besprechen.

Mit freundlichen Grüßen, Charles Derring

„Himmel, es ist wirklich passiert.“ Jennifer stand da wie vom Blitz getroffen und gab Trudy den Brief.

„Um Himmels willen! Sie haben dich ausgesucht.“ Trudy klang begeistert. „Nun mach doch nicht so ein entsetztes Gesicht. Das wird bestimmt lustig! Und du bekommst sogar noch eine Prämie dafür.“

„Ich frage mich, ob er das mit Absicht gemacht hat?“, überlegte Jennifer, die die Prämie überhaupt nicht interessierte.

„Wer? Charles?“

„Ich glaube, dass er sich an mir rächen will. Er hat mir doch die Schuld dafür gegeben, dass ihm damals die Hose geplatzt ist. Erinnerst du dich? Mir ist doch aus Versehen der Sack mit dem Granulat gerissen.“ Als Charles Anfang des Jahres in der Haushaltswarenabteilung gearbeitet hatte, hatte Jennifer ihm seine Computerbotschaften heimgezahlt, indem sie einen Beutel voll Granulat, wie es bei Topfpflanzen benutzt wird, auf dem Boden ausgeschüttet hatte. Als er sich gebückt hatte, um es wieder aufzusammeln, war ihm der Hosenboden gerissen. „Er will mich nur in Verlegenheit bringen. Aber ich werde es einfach nicht machen!“

„Jenny, beruhige dich doch.“ Trudy klang fürsorglich. „Die Geschäftsleitung hat sich bestimmt etwas dabei gedacht. Ich bin mir sicher, dass sie dich damit nicht abstrafen wollen. Nimm es doch als Kompliment. Außerdem wäre es unhöflich, abzulehnen. Und es wäre deiner Karriere nicht gerade förderlich, wenn du dich weigerst.“

Nervös schaute Jennifer auf die Uhr. In einer Minute würde das Kaufhaus öffnen. „Wahrscheinlich hast du recht. Aber du weißt doch, dass Charles mich gern triezt.“

„Ja, er lässt keine Gelegenheit aus, wenn er vorbeikommt.“ Trudy schien dies immer noch zu verwundern. „Und du gibst ihm begeistert Kontra, wenn ich das richtig sehe. So wie ihr euch verhaltet, könnte man glauben, ihr seid verheiratet.“

„Bestimmt nicht! Nebenbei, er bevorzugt aufgetakelte Blondinen.“ Plötzlich kam ihr ein beunruhigender Gedanke. „Wer ist denn eigentlich der andere, der mit mir ins Schaufenster soll? Auch ein Angestellter? Oder bilden wir mehrere Paare, die sich alle zwei Stunden abwechseln?“

„Connie aus der Verwaltung sagt, dass sie nur zwei Personen ausgewählt haben.“

Jennifer war entsetzt. „Bitte! Ich soll sieben Tage lang als einzige Frau im Schaufenster zu sehen sein? Was soll ich denn bitte schön machen? Jonglieren? Und wer wird mein Partner sein?“

„Keine Ahnung. Es ist ja auch nur ein Gerücht. Vielleicht hat Connie etwas falsch verstanden.“

„Ich darf mir gar nicht vorstellen, was Peter zu all dem sagen wird.“ Jennifer machte sich ernsthaft Sorgen.

„Peter? Du wirst eine Woche lang berühmt sein, bekommst noch eine Prämie dafür und machst dir Gedanken wegen deines zerstreuten Professors? Vielleicht bringt ihn das ja endlich mal in Schwung. Ich meine, wie lange triffst du dich jetzt schon mit ihm?“

„Seit drei Monaten.“

„Und er hat dich noch nicht einmal richtig geküsst.“

Jennifer bedauerte, Trudy so viel über ihr Liebesleben erzählt zu haben. „Er ist Professor für Englisch, und Akademiker sind in diesen Dingen eben zurückhaltend.“

„Wohl eher gleichgültig“, murmelte Trudy.

„Ich bin mir sicher, dass er es nicht gerade schätzen wird, wenn er seine Freundin in einem Schaufenster auftreten sieht. Es wird ihn in Verlegenheit bringen. Oh! Wieso ich? Wieso ausgerechnet ich? Ich bin doch gar keine aufregende Erscheinung. Ich bin nicht gerade sexy mit meinem langweiligen braunen Haaren und der durchschnittlichen Oberweite. Warum soll ausgerechnet ich ins Schaufenster?“

„Peter?“ Jennifer hatte die Nummer der Universität von Illinois gewählt, wo Peter angestellt war.

„Jennifer?“

„Ja, ich bin’s. Tut mir leid, falls ich störe. Aber ich habe gerade Kaffeepause und kann nur kurz sprechen. Hast du heute Abend Zeit? Ich muss etwas mit dir besprechen.“

„Hm.“ Sie hörte Peter in seinem Terminkalender blättern. „In der Tat habe ich Zeit. Gut. Soll ich dich gegen 18 Uhr abholen, oder musst du heute länger arbeiten?“

„Heute nicht, aber demnächst ja.“

„Ist alles in Ordnung? Du klingst verärgert.“

„Nur ein wenig. Aber du wirst dich vielleicht aufregen.“

„Tatsächlich?“ Seine Stimme klang tief und Respekt einflößend wie immer, aber es schwang Besorgnis mit. „Wenn es so ernst ist, kann ich dich auch schon zum Mittagessen treffen.“

„Nett von dir, aber ich habe keine Zeit. Ich muss mit meinem obersten Boss essen.“

„Charles Derring?“

„Ja. Er hat mir heute Morgen eine Nachricht geschickt. Aber ich habe jetzt keine Zeit mehr. Wir sehen uns um 18 Uhr.“

Jennifer hängte ein und nahm einen Schluck Kaffee, bevor sie in den Pausenraum zurückkehrte. Sie seufzte und setzte sich zu ihren Kolleginnen, die sich, wie meistens, über ihre Kinder und Enkel unterhielten.

Jennifer achtete nicht auf die Gespräche. Sie musste immer daran denken, wie sehr Peter ihr Auftritt missfallen würde. Er hatte ja sogar Vorbehalte dagegen, dass sie überhaupt in einem Kaufhaus arbeitete. Immerhin hatte sie zwei Jahre lang das College besucht, und Peter versuchte immer, sie davon zu überzeugen, ihr Studium wieder aufzunehmen und sich einen richtigen Job zu suchen. Sie hatten schon öfters darüber gestritten, aber er schien von ihrem Argument, durchaus Aufstiegsmöglichkeiten bei Derring’s zu haben, nicht beeindruckt zu sein.

Wenn sie ihm nun erzählte, dass sie als Mannequin im Schaufenster auftreten sollte, würde sie nur seine Vorurteile bestätigen. Sie musste sich also genau überlegen, wie sie ihm die Neuigkeit beibrachte.

Ihre letzte Hoffnung war, Charles beim Mittagsessen zu bitten, eine andere für diese Aufgabe auszuwählen. Immerhin pflegten sie trotz allem einen freundschaftlichen Umgang. Und obwohl er sie für prüde hielt und meinte, dass sie das Leben viel zu ernst nehme, spürte sie doch, dass er sie gut leiden konnte. Charles mochte zwar etwas wild und verrückt sein, genauso wie er reich und mächtig war, was sie sich immer wieder vor Augen führen musste, aber er hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Manchmal jedenfalls. Es war also einen Versuch wert.

2. KAPITEL

Es war kurz vor Mittag, als Jennifer, die gerade Gläser auf einem Regal umarrangierte, bemerkte, dass Charles in ihrer Nähe stand und sie beobachtete.

„Fleißig wie immer“, stellte er trocken fest. Er trug einen teuren Nadelstreifenanzug und hatte sein blondes Haar straff nach hinten gekämmt. Wie immer verbreitete er auf eine unaufdringliche Art und Weise den Eindruck, einer der bestgekleideten Männer des Planeten zu sein. Er schien es selbst kaum zu bemerken, und Jennifer hatte noch nie das Gefühl gehabt, dass er sich absichtlich in Schale geworfen hätte. Er sah einfach nur umwerfend gut aus mit seinem netten Gesicht, dem kräftigen Kinn und den heiteren, blauen Augen. Fast schien es unfair, dass jemand so Attraktives auch noch Millionär war. Ganz abgesehen davon, dass er der jüngste Kaufhausdirektor aller Zeiten in Chicago war.

„Das mache ich nur, um meine Abteilungsleiterin zu beeindrucken“, gab sie frech zurück. Doch dann beschloss sie, ihn respektvoller zu behandeln, denn immerhin war er ihr oberster Chef.

Charles räusperte sich, als wollte er etwas sehr Wichtiges sagen. „Ich mag es eigentlich, wenn meine Angestellten so viel Einsatz zeigen. Aber in deinem Fall wäre es mir lieber, dich einmal faulenzen zu sehen, nur um sicher zu sein, dass du wirklich ein menschliches Wesen bist.“

„Wird das wieder ein Vortrag darüber, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht?“ Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie Charles sie während seiner Zeit in der Haushaltswarenabteilung immer ein wenig hatte bremsen wollen.

„Möchtest du denn einen hören?“, konterte er. „Ich bin gern dazu bereit.“

Jennifer entschied sich, das Thema zu wechseln. „Du willst mich doch bestimmt zum Mittagessen abholen.“

„Richtig.“ Er reichte ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen, aber sie schlug die hilfreiche Geste aus. „Spüre ich da so etwas wie unterschwelligen Groll?“

„Ich weiß nicht. Tust du’s?“, gab sie frech zurück.

Für einen Moment verzog er missmutig das Gesicht, doch dann entspannte er sich wieder. „Was hältst du von der Brasserie?“ Die Brasserie war das teuerste der drei Restaurants im Kaufhaus.

„Wunderbar.“

„Schön. Dann los.“

Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in den siebten Stock, in dem das Restaurant lag. Obwohl die Brasserie gut besetzt war, bekamen sie sofort einen Tisch am Fenster, nachdem die Bedienung Charles erkannt hatte. Jennifer war diese Art der Sonderbehandlung allerdings etwas unangenehm.

„Was sagst du dazu, dass du für unsere große Werbeaktion ausgewählt worden bist?“, fragte Charles, nachdem sie bestellt hatten. Er klang unerwartet zurückhaltend.

Jennifer atmete tief durch und strich nervös ihre Serviette glatt. „Um ehrlich zu sein, die Idee gefällt mir nicht besonders. Wieso ist die Wahl gerade auf mich gefallen?“

„Wieso?“ Die Frage traf Charles völlig unvorbereitet. „Nun, die genaue Begründung habe ich vergessen. Die Entscheidung haben unsere Werbeleute gemeinsam mit der Bekleidungs- und Kosmetikabteilung getroffen. Sie haben sich alle weiblichen Angestellten angeschaut und sich dann für dich entschieden.“ Er hielt für eine Sekunde inne. „Ach ja, sie meinten, dass du die ideale Figur für die ausgewählte Garderobe hättest, und Mr James war ganz begeistert von dir. Und jemand aus der Werbeabteilung fand, dass du Intelligenz und Stilsicherheit ausstrahlst, also genau die Richtige seiest, um unser Haus würdig zu vertreten.“

Jennifer war gleichermaßen verblüfft, wie über diese Komplimente erfreut. „Heißt das, dass du mich nicht selbst ausgewählt hast?“

„Ich? Nein! Obwohl ich natürlich erleichtert war, dass sie dich genommen haben.“

Im ersten Moment freute sie sich, dass es keine Racheaktion seinerseits war, doch dann hakte sie nach: „Erleichtert?“

„Wenn ich schon gezwungen bin, eine Woche lang mit einer Frau in einem Schaufenster zusammenzuleben, dann doch lieber mit einer, die …“

„Was soll das heißen? Wieso sollst du in das Schaufenster?“, unterbrach sie ihn.

„Glaub mir, diese Idee ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich habe mich mit meinem Vater einen ganzen Monat lang darüber gestritten. Wenn es ihm gesundheitlich besser gehen würde, hätte ich mich schlichtweg geweigert. Aber mit Rücksicht auf seinen Herzinfarkt habe ich klein beigegeben.“

„Wirklich?“ Sie konnte kaum glauben, dass Jasper Derring seinen eigenen Sohn, den neuen Leiter des Kaufhauses, tatsächlich genötigt hatte, eine Woche lang als männliches Model im Schaufenster aufzutreten.

„Ich fürchte, ja“, gab Charles zurück. „Ironie des Schicksals, da ja die ganze Idee des lebenden Schaufensters von mir stammt.“

Jennifer nickte. „Das hatte ich mir schon gedacht.“

„Ich bin darauf gekommen, als ich eines Tages mein Aquarium betrachtete. Ich habe es dann mit meinem Vater besprochen, als ich eines Abends bei meinen Eltern zum Essen war. Zuerst hat er nur den Kopf geschüttelt und gemeint, die Idee wäre absurd. Aber am nächsten Morgen rief er mich an, um mir mitzuteilen, dass er die Idee nun doch großartig fände. Und dass der Werbeeffekt wohl noch größer wäre, wenn ich mich selbst mit ins Schaufenster stellen würde. Der neue, junge Leiter von Derring’s gibt selbst Zeugnis von der persönlichen Atmosphäre des Kaufhauses. Es ist genau das, was die Werbung verspricht: ein Kaufhaus zum Anfassen.“

Jennifer konnte es kaum glauben. Ob der Herzinfarkt auch Jaspers Urteilsvermögen in Mitleidenschaft gezogen hatte?

Der Kellner brachte ihnen zwei große Portionen Hühnersuppe mit Reis.

„Ich war wirklich entsetzt. Das bin ich auch immer noch.“ Charles nahm seinen Löffel auf. „Ich wünschte mir beinahe, niemals auf diese Idee gekommen zu sein, aber jetzt hänge ich mit drin. Dad besteht darauf, weil er meint, dass diese Kampagne uns noch bekannter machen wird, und ich muss gestehen, ich werde alles tun, damit Derring’s in dieser Weihnachtssaison sensationelle Umsätze erzielt. Es wäre ein schönes Ergebnis, zumal ich gerade so unerwartet Leiter des Kaufhauses geworden bin. Also habe ich zugesagt, mich eine Woche lang zum Narren zu machen und als lebende Schaufensterpuppe im Schaufenster unsere Produkte darzubieten. Ich möchte nämlich, dass Derring’s das beliebteste Kaufhaus der Stadt wird.“

Seine Entschlossenheit ließ Jennifer eine ganz andere Seite an ihm entdecken. Bislang hatte sie ihn nur für den überdrehten Millionärssohn gehalten, für den das Leben nur ein Spiel war. Diese unerwartete Entschlossenheit, sich durch Leistung zu beweisen, stand ihm gut, wie sie sich eingestehen musste. Wenn sie bloß nicht selbst Teil dieses Vorhabens wäre! Charles mochte ja seine Gründe haben, sich von morgens bis abends in der Öffentlichkeit zu zeigen, aber sie bestimmt nicht.

Sie zögerte, aber es half nichts, denn sie musste es ihm sagen. „Ich wünsche dir viel Glück für deine Idee, Charles. Aber ich …“

„So glaub mir doch, dass mir genauso sehr vor der Sache graut wie dir. Sag jetzt nicht, dass du mich hängen lässt, wo ich dich doch brauche!“

Jennifer blickte ihn entsetzt an. „Ich kann mich nicht einfach wie ein Model in ein Schaufenster stellen. Das bin ich einfach nicht.“

„Nein, nicht wie ein Model. Ich denke, dass du das ganze Konzept noch nicht verstanden hast.“ Charles beugte sich über den Tisch. „Die Idee ist, den Leuten den ganz normalen Alltag zu zeigen. Wir benutzen alle drei Schaufenster, die zur Michigan Avenue hinausgehen. Eins richten wir als Küche ein, eins als Wohnzimmer und das Dritte als Schlafzimmer.“

„Als Schlafzimmer?“

Charles lächelte. „Das muss dich nicht erschrecken. Wir wollen in diesem Schaufenster lediglich verschiedene Schlafzimmermöbel aufstellen, Bettbezüge, Vorhänge, Stoffe, Heimtrainer und, ja natürlich, Bücher aus unserer Buchabteilung.“

Jennifer war nun vollständig verwirrt. „Und was, ich meine, was sollen wir da tun? Wo uns doch alle Leute auf der Straße beobachten.“

„Nun, jedenfalls nichts Unanständiges.“

Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, und schaute schnell aus dem Fenster, bevor sie ihn wieder ansehen konnte. „Und was sollen wir in den anderen Schaufenstern machen? In der Küche, zum Beispiel. Soll ich dir da vielleicht dein Mittagessen kochen?“

Charles zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht. Wir könnten auch zusammen kochen. Die Idee, die dahinter steht, ist die, einem Ehepaar bei seinen alltäglichen Beschäftigungen zuzuschauen. Und dieses Ehepaar lebt in einem Haus, das vollständig von Derring’s eingerichtet worden ist. Wir arbeiten gerade an einer Art Drehbuch, um unsere Waren geschickt in den Mittelpunkt zu rücken.“

„Wir sollen ein Ehepaar darstellen?“, hakte Jennifer nach. Sie wollte es genauer wissen.

„Ja, so war es jedenfalls geplant. Natürlich hatte ich da noch daran gedacht, Schauspieler oder professionelle Models zu engagieren. Aber Dad war der Ansicht, dass es viel gemütlicher wirken würde, wenn wir eine Angestellte nehmen und natürlich mich.“

„Aber was ist, wenn die Zeitungen sich darüber lustig machen, dass wir gar nicht wirklich verheiratet sind? Immerhin sind wir ja keine namenlosen Schauspieler. Du bist ein Derring, mehr noch, du bist der neue Leiter des Kaufhauses, und wenn herauskommt, dass ich deine Angestellte bin, könnte es vielleicht einen Skandal geben.“

Charles winkte ab. „Ich wüsste nicht, wieso. Es ist doch alles nur ein Spaß, um die Passanten zu unterhalten. Und selbst, wenn es zu einem kleinen Auflauf kommen sollte, was ist dabei? Im Moment ist es mir ohnehin egal, was die Zeitungen über mich schreiben. Hauptsache, sie bringen es auf der Titelseite.“

„Aber vielleicht werden einige Reporter in unserem Privatleben herumschnüffeln. Das wäre mir sehr peinlich. Dir nicht?“

Charles fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Jennifer, die ganze Sache ist an sich schon peinlich. Ich habe ja schon öfters auf Partys den Witzbold gegeben, aber die Rolle einer Schaufensterpuppe zu übernehmen ist auch für mich etwas Neues. Die ganze Situation ist so lächerlich, dass ich sie einfach nicht ernst nehmen kann. Mein Vater will es nun einmal so, und wir müssen einfach mitspielen.“ Er hielt inne und sah sie wie ein großer Bruder an. „Vielleicht wird dies ja auch eine interessante Erfahrung für dich sein. Seit wir zusammenarbeiten, versuche ich immer, dich dazu zu bringen, etwas lockerer zu sein. Du bist viel zu jung, um schon so ernst und bieder zu sein.“

Jennifer missfiel sein belehrender Tonfall. Sie hatte ihm das zwar schon früher gesagt, aber nun war er der Direktor, und so hielt sie lieber ihren Mund. Außerdem musste sie noch andere Punkte mit ihm klären. „Es ist nicht nur, dass mir die Idee Unbehagen bereitet. Es ist mir auch wegen meines Freundes unangenehm.“

Charles lehnte sich zurück und neigte den Kopf zur Seite. „Vor ein paar Wochen habe ich dich in Begleitung eines großen dunkelhaarigen Mannes mit Brille gesehen. War er das?“

„Ja, das ist Peter Bartholomew. Er ist Professor für Englisch an der Uni von Illinois. Ich habe ihn vor einigen Monaten kennengelernt, als er einen Dosenöffner als Hochzeitsgeschenk für einen Freund kaufte. Wir kamen ins Gespräch, und seitdem treffen wir uns.“

Charles nickte. „Schön. Und was ist sein Problem?“

„Eigentlich ist es nicht sein Problem“, antwortete Jennifer leicht gereizt. „Es ist meines, genau genommen. Es würde ihm nicht gefallen, wenn ich mich im Schaufenster zur Schau stelle. Er mag nicht einmal, dass ich hier arbeite.“ Im gleichen Moment waren ihr die Worte peinlich.

Charles sah sie eindringlich an. „Du meinst, er sieht auf dich herab, weil du Verkäuferin bist?“

„Nein, nun, er meint, ich solle meine Ausbildung beenden und …“

„Damit du gut genug für ihn bist.“ Charles deutete mit seinem Löffel auf sie. „Du irrst dich. Das ist nicht dein Problem. Dein Spießerfreund hat eins.“

„Nenn ihn nicht so.“

Charles schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Ich verstehe dich nicht. Du scheust dich nie, mir zu widersprechen, aber dieser Kerl schüchtert dich ein. Wieso? Weil er ein Professor ist? Glaubst du denn wirklich, dass du nicht gut genug für ihn bist? Du solltest tun und lassen können, was du willst, ohne dich vor seiner Ablehnung zu fürchten. Sieh bloß zu, dass du den Kerl schnell wieder loswirst!“

„Na schönen Dank für die Belehrung!“ Es machte sie wütend, als eingeschüchtert beschrieben zu werden. „Du kennst ihn doch überhaupt nicht.“

„Das brauche ich nicht. Ich merke nur, dass er dich einengt, und das gefällt mir gar nicht.“

„Schön, dass ich nicht auf deine Zustimmung angewiesen bin“, gab sie zurück, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, dass er ihr Arbeitgeber war. „Jedenfalls nicht in privaten Dingen.“

Charles’ blaue Augen schienen aufzublitzen, und um seinen Mund zeichnete sich eine harte Linie ab. Er schien verärgert, was Jennifer überraschte, denn sie hatte ihn noch nie verärgert gesehen. „Du willst wirklich mit einem Mann zusammenbleiben, der dich behandelt, als ob er etwas Besseres sei? Liebst du ihn denn so sehr?“

Die Frage traf sie unvorbereitet. Sie wollte Peter lieben und dachte, dass sie zumindest in ihn verliebt war. „Meine persönlichen Gefühle gehen dich nichts an.“

Für einen Moment war es ganz ruhig am Tisch, dann stellte Charles seine Suppentasse beiseite. „Du hast recht. Deine Gefühle gehen mich nichts an. Es ärgert mich nur, dass du dich vor so einem Snob in den Staub wirfst. Dafür bist du viel zu gut.“

Seine Worte überraschten Jennifer. Sie hätte niemals erwartet, dass er sie so schätzte. „Danke.“

Charles lächelte sie an. „Du willst also nicht bei unserer Schaufensteraktion mitmachen?“ Er schien ungeduldig auf ihre Antwort zu warten.

Nachdenklich kaute Jennifer auf ihrer Unterlippe herum. „Ich denke einfach, dass ich dafür nicht besonders gut geeignet bin, selbst wenn ich Peter einmal außen vor lasse. Sieh mal, ich mag noch nicht einmal Make-up, und genau dafür ist doch Mr James abkommandiert worden.“

„Ja, das stimmt. Wir haben auch eine Haarstylistin eingestellt. Und eine ansehnliche Menge von Kleidung steht für dich bereit. Etwas Legeres für den Tag, raffinierte Abendgarderobe und luxuriöse Nachthemden. Ich dachte immer, dass es für eine Frau nichts Schöneres geben könnte, als eine ganze Woche nur die erlesensten Kleider zu tragen.“

„Nachthemden?“ Du lieber Himmel! dachte Jennifer und bekam eine Gänsehaut. Das würde Peter niemals gestatten.

Charles schenkte ihr ein breites Lächeln. „Nichts Durchsichtiges, das verspreche ich dir. Und du wirst vermutlich seidene Morgenmäntel darüber tragen.“

„Für die Schlafzimmerszene?“

„Aber natürlich.“

„Und was wirst du anziehen?“

„Das weiß ich gar nicht. Ich habe noch gar nicht danach gefragt. Einen Pyjama und einen Morgenmantel nehme ich an.“

„Und du glaubst ernsthaft, dass die Zeitungen es nicht erwähnen werden, wenn der jüngste Direktor von Derring’s sich mit einer Angestellten, die nichts weiter trägt als ein dünnes Nachthemd, im Schaufenster zeigt?“

Charles stützte die Ellbogen auf den Tisch. „Wir werden doch nicht in einem Stundenhotel überrascht werden. Der Witz ist doch gerade, dass es sich um ein öffentliches Schauspiel handelt und dass dies auch jeder weiß. Da gibt es keine Heimlichkeiten zu entdecken. Und mein Vater wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass ich einer der begehrtesten Junggesellen der Stadt bin. Er denkt, wir könnten aus meinem Ruf zusätzliches Kapital schlagen. Das gefällt mir zwar nicht, aber er hat wahrscheinlich recht.“

„Na gut, aber was ist mit meinem Ruf?“

Charles runzelte die Stirn. „Du denkst, dass es deinen Ruf ruinieren könnte, wenn man dich in einem Schaufenster zusammen mit mir sieht? In einem Pyjama von Derring’s? Vor den Augen von Zeitungsfotografen und Hunderten von Zuschauern? Glaubst du, sie würden dich deshalb für ein gefallenes Mädchen halten? Mal abgesehen davon, dass es heutzutage so etwas wie ein gefallenes Mädchen gar nicht mehr gibt, glaube ich eher, dass alle interessanten Männer in der Stadt von dir träumen werden. Nach Weihnachten wirst du die freie Auswahl haben und kannst deinen langweiligen Professor in die Wüste schicken!“

Der Kellner brachte Club-Sandwiches, aber Jennifer war viel zu durcheinander, um etwas essen zu können.

Charles betrachtete sie eindringlich, und seine Gesichtszüge entspannten sich. „Schau, ich weiß doch, wie du dich fühlst. Ich tue es ja selber auch nur widerwillig. Und du machst dir wegen deines Professors Gedanken. Um die Wahrheit zu sagen, meiner Freundin habe ich auch noch nichts gesagt. Wahrscheinlich wird sie sich totlachen! Wir wären doch beide lieber mit unseren jeweiligen Partnern zusammen, als zwölf Stunden am Tag in einem Schaufenster eingesperrt zu sein. Aber wir sind beide nur Angestellte des Kaufhauses, und in diesem Fall ruft uns die Pflicht. Also überleg es dir bitte noch einmal. Lass dir ruhig bis morgen Zeit, aber dann brauche ich deine Antwort.“

Jennifer nickte. „Na gut.“

„Ich kann nur hoffen, dass du zusagst.“

„Wieso bloß? Es gibt doch genügend andere Frauen hier, die viel schicker sind als ich und die sofort auf dein Angebot fliegen würden. Ich bin doch bestimmt nicht die einzige deiner Angestellten, die schlank ist, ein hübsches Gesicht und eine gute Ausstrahlung hat. Warum suchst du nicht eine aus, der es Spaß machen würde?“

Für einen Moment senkte Charles seinen Kopf. „Wie ich dir schon vorhin erzählt habe, war ich erleichtert, als ich hörte, dass du ausgewählt worden bist. Ich denke, du bist die einzige Person im ganzen Kaufhaus, mit der ich eine Woche lang zwölf Stunden pro Tag zusammen sein könnte.“

„Warum?“

Er schien darüber nachdenken zu müssen. „Nun, erstens wird es mit dir niemals langweilig.“

Jennifer war überrascht. Sie hatte immer angenommen, dass sie sich neben seinen eleganten, bildschönen Freundinnen eher wie eine graue Maus ausnahm.

„Und“, fuhr er nach einem Augenblick fort, „bist du nicht der Typ Frau, der andauernd versuchen würde, mich zu verführen. Das geht mir nämlich schrecklich auf die Nerven. Es ist nicht so einfach, reich zu sein und einem Unternehmen vorzustehen. Manchmal komme ich mir vor, als ob ich auf einem Präsentierteller lebe. Bei dir kann ich mir sicher sein, dass du keine Hintergedanken hegst, denn du behandelst mich wie einen ganz normalen Menschen. Ich mag es, wenn du mir widersprichst. Und unsere kleinen Streitereien damals habe ich auch sehr genossen. Es war fast so, als ob du meine Schwester wärst. Ich habe zwar eine richtige Schwester, aber seit sie nicht mehr in Chicago lebt, sehe ich sie so gut wie nie. Manchmal denke ich, dass du ihren Platz eingenommen hast. Darum würde ich dich gern für den Job im Schaufenster haben. Dann könnten wir unsere schwere Last gemeinsam tragen. Bitte überlass mich nicht irgendeiner fremden Frau, der ich nicht vertrauen kann.“

Seine Offenheit beeindruckte Jennifer derart, dass sie sich fast schuldig vorkam, so viel Wirbel um die Sache gemacht zu haben. „Ich werde es heute Abend mit Peter besprechen.“

„Okay. Aber ich möchte, dass es wirklich deine Entscheidung ist und nicht seine.“

„Aber ja.“ Doch Jennifer plagte das unbestimmte Gefühl, dass dies einfacher gesagt als getan war.

Als Jennifer nach sechs Uhr vor dem Haupteingang von Derring’s stand, dachte sie noch einmal über das Gespräch mit Charles nach. Seine Bemerkungen über Peter waren ihr den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen. Hatte Charles am Ende recht? War sie tatsächlich nichts weiter als Peters Fußabtreter? Als sie sich kennengelernt hatten, war sie von seinem Verstand und seiner Ernsthaftigkeit beeindruckt gewesen. Genauso wie von seiner Arbeit und seinen guten Manieren. Er war verlässlich, vertrauenswürdig und stand zu seinem Wort, also genau der Typ von Mann, den sie sich schon immer als Ehemann gewünscht hatte. Sie hätte sich niemals träumen lassen, mit einem so gebildeten Mann auch nur ins Gespräch zu kommen. Allerdings kam sie sich manchmal in seiner Gegenwart richtiggehend dumm vor, und dieses Gefühl bereitete ihr Unbehagen.

Wie sie so in ihrem kamelfarbenen Wollstoffmantel und dem roten Schal in der Kälte stand, sah sie Charles aus dem Kaufhaus kommen. Er bemerkte sie nicht und ging geradewegs auf eine schwarze Limousine zu, die gerade vorgefahren war. Der Fahrer stieg aus und öffnete gerade eine der hinteren Türen. Eine atemberaubende Blondine in einem glitzernden Abendkleid und Nerzmantel stieg aus. Sie küsste Charles ausgiebig auf den Mund und ließ ihn einsteigen. Im nächsten Moment waren sie weggefahren.

Aha, dachte Jennifer. Ein neues Stück in seiner Sammlung. Über die Jahre hatte sie ihn immer wieder mit verschiedenen Schönheiten, meistens Blondinen, gesehen. Das passte. Er fuhr nur die neuesten Wagen, trug die teuersten Anzüge, besaß das beste Kaufhaus, wenn auch nicht das größte. Er würde bestimmt nicht mit einer Durchschnittsfrau ausgehen. Nein, für ihn kamen immer nur die besten Puppen der Stadt infrage.

Schäm dich, schalt sich Jennifer. Nur weil eine Frau schön und blond ist, muss sie noch lange keine Puppe sein.

Wieso machte sie sich überhaupt über Charles’ Freundinnen Gedanken? Sie hatte genug eigene Sorgen. Als sie gedankenverloren aufblickte, sah sie Peter. Er war über ein Meter achtzig groß und wirkte in seinem Wintermantel sehr männlich. Seine braunen Haare wurden von der Spange seiner Ohrenschützer eingeklemmt. Er kam zu ihr und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange, was sonst nicht seine Art war, denn Peter mochte keine Vertraulichkeiten in der Öffentlichkeit austauschen.

„Wie geht es dir?“, fragte er. „Ich war recht besorgt wegen deines Anrufes. Was ist passiert?“

Sie erzählte ihm alles auf dem Weg zu einem Restaurant am Water Tower Place. Doch erst, als der Kellner ihnen ihr Boeuf Stroganoff servierte, war sie endlich mit der Geschichte fertig.

„Ich halte mich selbst für eine treue Angestellte, also werde ich schon machen, was sie von mir verlangen. Auf der anderen Seite finde ich die Vorstellung, mich in ein Schaufenster zu stellen, wo mich die Leute anstarren, einfach schrecklich.“

„Das ist es ja auch“, stimmte Peter schroff zu. „Die ganze Sache ist einfach nur erniedrigend.“

„Erniedrigend?“, fragte sie irritiert.

„Du bist eine intelligente junge Frau, Jennifer. Du hast Sinn für Anstand und Würde, und genau das schätze ich ja so sehr an dir. Du bist zu gut für so etwas. Dein Arbeitgeber hat offenbar keine große Meinung von dir, wenn er dich für ein Möchtegern-Model hält, das damit zufrieden ist, Designerkleider zu tragen und sich fotografieren zu lassen.“

„Mr Derring sagte, sie hätten sich für mich entschieden, weil ich Intelligenz und Souveränität ausstrahle.“

„Das tust du ja auch, und es freut mich, dass es ihnen ebenfalls aufgefallen ist. Aber wieso finden sie dann nicht eine andere Möglichkeit, deine Intelligenz sinnvoll einzusetzen, anstatt dich ins Schaufenster zu stellen?“

Jennifer fiel keine passende Antwort ein.

Peter nahm ihre Hand. „Das ist nur ein weiteres Beispiel, und wahrscheinlich das Übelste, für das, was ich dir immer wieder sage. Deine Zukunft kann nicht in diesem Kaufhaus liegen. Gehe wieder aufs College und mach deinen Abschluss.“

„Worin denn? Als ich auf dem College war, habe ich mein Hauptfach in zwei Jahren drei Mal geändert. Darum habe ich ja auch aufgehört und mir eine Arbeit gesucht. Und ich bin eigentlich ganz glücklich als Einzelhandelskauffrau.“

Peter schüttelte nur den Kopf. „Unmöglich. Du bist viel zu begabt, als dass es dich glücklich machen könnte, Toaster zu verkaufen.“

„Peter!“ Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Ich entscheide darüber, ob ich glücklich bin oder nicht.“

„Ach, Jennifer, ich denke einfach, dass du dich selbst nicht so gut kennst, um das wirklich entscheiden zu können. Du hast bislang dein Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft, und ich meine, dass das am besten auf dem College geht.“

„Und du kennst mich gut genug, um das beurteilen zu können?“

Peter blickte sie über den Rand seiner Brille an. „Sind wir heute ein wenig widerborstig? Du vergisst, dass zu meiner Arbeit auch die Studienberatung gehört. Ich kenne mich mit so etwas aus.“

„Und du vergisst, dass ich keine deiner Studentinnen bin.“

„Nein, das bist du nicht, aber du könntest es sein, wenn du wieder studieren würdest.“

Jennifer musste bei diesem Gedanken grinsen. „Wenn ich eine deiner Studentinnen wäre, dürften wir uns nicht mehr treffen.“

„Ich bin gern bereit, auf dich zu verzichten, bis du deinen Abschluss in der Tasche hast.“

„Du würdest auf mich verzichten?“, murmelte sie.

„Hm?“

„Ach, nichts.“

Peter bemerkte ihre Anspannung. „Nein! Wie meinst du das? Ich habe dir doch von Anfang an erzählt, dass ich nichts davon halte, Intimitäten zu überstürzen. Soweit ich mich erinnere, hast du mir zugestimmt, ja, du warst sogar erleichtert. Du hast mir doch gesagt, wie satt du Männer hast, die immer nur das Eine wollen.“

„Das stimmte auch. Damals, meine ich. Oh, das heißt natürlich nicht, dass ich finde, wir sollten gleich miteinander ins Bett hüpfen. Aber …“

„Aber was?“

Jennifer presste die Lippen zusammen. Wenn Peter wirklich so schlau war, wieso musste sie ihm dann alles haarklein erklären? Wahrscheinlich war es ja wirklich klüger, sich in einer neuen Beziehung mit der Sexualität etwas Zeit zu lassen, aber sie wünschte sich, dass er sie einfach mal in den Arm nehmen und leidenschaftlich küssen würde. Dass er einmal seine Selbstkontrolle aufgab.

Aus einem unbestimmten Impuls heraus zog sie ihre Hand zurück. „Lass uns noch einmal auf die Sache mit dem Schaufenster zurückkommen.“

„Was mich betrifft, so ist diese Sache erledigt. Du solltest es auf jeden Fall ablehnen.“

„Warum? Wäre es dir peinlich? Hast du Angst davor, dass deine Kollegen an der Universität dich auslachen werden?“

„Das hat damit überhaupt nichts zu tun.“ Er rückte seine Brille zurecht. Erst jetzt fiel ihr auf, dass dies offenbar ein Tick von ihm war.

„Und wenn ich mich nun gern im Schaufenster zeigen würde?“

Peter sah sie streng an. „Machst du das jetzt aus purem Widerspruchsgeist? Oder willst du mich einfach nur ärgern?“

„Was hat das Ganze denn mit dir zu tun? Ich soll in dieses Schaufenster steigen, nicht du.“

„Ich habe doch gar nicht behauptet, dass es um mich ginge. Ich habe nur gewagt, dich darauf hinzuweisen, dass es erniedrigend wäre, wenn du zusagen würdest.“

„Ich finde, dass du mich erniedrigst, indem du mir nicht zugestehst, meine eigene Entscheidung zu treffen.“ Die Worte brachen einfach so aus ihr heraus. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mir helfen könntest, zu einem Entschluss zu kommen. Aber du willst mir ja nur deine engen Maßstäbe aufdrängen.“

Einen Moment lang sah Peter sie völlig verdutzt an. „Es tut mir leid, wenn du das von mir denkst. Ich wollte dir wirklich nur helfen.“

„Du warst aber keine große Hilfe. Ich werde selbst zu einer Entscheidung kommen. Und es ist mir ziemlich egal, was du davon hältst.“ Verärgert knüllte sie ihre Serviette zusammen und warf sie auf ihren Teller. „Ich gehe jetzt nach Hause. Ich muss nachdenken.“

Peter stand auf und sah sie entgeistert an. „Warte, ich fahre dich nach Hause.“

„Nein. Der öffentliche Nahverkehr ist gut genug für eine Studienabbrecherin wie mich.“

„Jennifer …“

Sie ging einfach weg, ohne sich noch einmal umzusehen. Zu Hause, in ihrer kleinen Wohnung in Elmhurst, weinte sie erst einmal. Danach fühlte sie sich ein klein wenig besser. Sie wusste nur immer noch nicht, ob sie Charles’ Angebot nun annehmen sollte oder nicht.

Sie war immer noch am Nachdenken, als Peter anrief. „Es tut mir leid, wenn es sich so angehört hat, als ob ich dich bevormunden wolle. Ich hätte dich nicht wie eine Studentin behandeln sollen. Aber du warst so verwirrt, dass ich dir einfach nur helfen wollte.“

„Das weiß ich doch.“ Sie hatte sich längst beruhigt. „Das ist schon okay.“

„Vergibst du mir?“

„Aber ja, Peter.“

„Und zu welcher Entscheidung bist du gekommen?“

Ohne nachzudenken, platzte es einfach aus ihr heraus. „Ich werde es machen.“

„Oh.“

„Und ich möchte, dass du mich dabei unterstützt.“

„Ich … äh, natürlich. Das werde ich. Ganz sicher.“

„Kommst du mich besuchen, wenn ich im Schaufenster bin?“

„Das möchte ich nicht versäumen.“

Sie konnte den ätzenden Unterton seiner Stimme vernehmen, aber es störte sie nicht weiter. Sie fühlte sich nun nicht mehr wie seine Fußmatte. Vielleicht würde sie sich ja zum Gespött der Leute machen, aber jedenfalls war dies ihre eigene Entscheidung.

3. KAPITEL

An ihrem ersten Arbeitstag am neuen Arbeitsplatz saß Jennifer bereits um acht Uhr morgens im Pausenraum der Führungskräfte. Sie trug Lockenwickler aufgerollt, und Mr James machte sich mit Make-up an ihrem Gesicht zu schaffen.

„Wundervoll“, flötete er. „Ich liebe es, mit grünen Augen zu arbeiten.“

Mr James war ein schlanker, eleganter Mann, der unter seinem Jackett stets einen Pullover trug. Er erinnerte sie an den älteren Fred Astaire, nur dass er lauter weiße Locken hatte. Christine, die Hairstylistin, hatte sich am Anfang kaum von seinem Anblick losreißen können.

Jennifer fühlte sich, als ob sie gar nicht vorhanden wäre. Christine wie auch Mr James behandelten sie wie ein Objekt. Jennifer war nur das Rohmaterial, aus dem die beiden ein Glamourgirl erschufen. Es schien eine wirkliche Herausforderung zu sein. Normalerweise trug sie ihr Haar streng nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen, und sie schminkte sich so gut wie nie.

„Bitte nicht so viel Make-up um die Augen herum!“ Es gab zwar keinen Spiegel in dem Raum, aber sie hatte das Gefühl, dass man mit der Farbe, die ihr schon aufgetragen worden war, auch ein Schiff hätte anstreichen können. „Ich möchte auf keinen Fall ordinär aussehen.“

Mr James lachte leise. „Ordinär? Ich werde Sie doch nicht verunstalten. Ich möchte, dass Sie so umwerfend aussehen, dass die Frauen das Kaufhaus stürmen und die Kosmetikabteilung leer kaufen. Entspannen Sie sich und überlassen Sie alles ruhig mir.“

Er trug gerade etwas Mascara auf ihre Wimpern auf, als sie die Tür aufgehen hörte. Sie konnte nicht sehen, wer es war, aber sie hoffte nur, dass es nicht Charles war. Sie hatte am Tag nach ihrem gemeinsamen Essen zugesagt, mit ihm im Schaufenster zu stehen. Aber er wusste genau, dass sie von der Idee nicht begeistert war, und sie wollte keine spitze Bemerkung über ihre Lockenwickler von ihm hören.

„Mr Derring“, sagte Mr James und wandte sich von ihr ab. „Schön, Sie zu sehen. Wie war es in Neuseeland?“

Neuseeland? schoss es Jennifer durch den Kopf.

„Herrlich. Da drüben ist jetzt Sommer. Ich bin nur ungern heimgefahren.“ Es gelang Jennifer, ihren Kopf so weit zu drehen, dass sie einen Blick auf Jasper Derring werfen konnte. Es überraschte sie, ihn zu sehen, aber vielleicht wollte er ja auch zu der Pressekonferenz, die Charles für neun Uhr anberaumt hatte.

Jasper ging zu Jennifer.

Sie lächelte ihn freundlich an und sagte: „Guten Morgen.“

Jasper erwiderte ihren Gruß. „Neuseeland ist fast so schön wie Miss Westgate.“

„Sieht sie nicht himmlisch aus?“, fragte Mr James voller Stolz. „Sie hat wundervolle Augen. Eine gute Wahl, Sir, dass muss ich sagen.“

Es verwirrte Jennifer, dass über sie gesprochen wurde, als wäre sie nicht im Raum. Und es verwirrte sie, dass offenbar Jasper Derring derjenige war, der sie ausgewählt hatte. Aber vielleicht hatte sie Mr James auch nur falsch verstanden.

„Schauen Sie doch nicht so zweifelnd.“ Jetzt sprach Jasper direkt mit ihr. „Sie sind doch nicht etwa nervös, oder?“

„Ein bisschen. Ich weiß nicht, ob es mir gefallen wird, den ganzen Tag angestarrt zu werden.“

„Meine Liebe, Sie werden nur Bewunderer haben.“ Jasper zog beeindruckt eine Augenbraue nach oben. Selbst in seinem Nadelstreifenanzug wirkte er ein bisschen wie ein Kobold. „Das ist Ihnen bestimmt nur niemals aufgefallen. Sie sind eine dieser unbekannten Heldinnen, die jeden Tag früh zur Arbeit kommen, mehr als nur Ihre Pflicht erfüllen, ohne darüber zu sprechen, und abends spät nach Hause gehen. Als ich noch hier Direktor war, wünschte ich mir, alle meine Angestellten würden so sein wie Sie. Ich fand es auch sehr gut, dass Charles die Möglichkeit hatte, mit Ihnen in der Haushaltswarenabteilung zu arbeiten. Sie haben ihm ein gutes Beispiel gegeben.“

Jennifer war baff. Sie konnte nicht glauben, dass der ehemalige Kaufhausleiter eine dermaßen hohe Meinung von ihr hatte. Sie hatten zwar über die Jahre gelegentlich miteinander gesprochen, und er kannte auch ihren Namen, aber bislang hatte sie immer angenommen, dass er so mit allen seinen Angestellten umging. „Danke“, brachte sie gerade noch heraus.

„Und lassen Sie sich nicht alles von Charles gefallen, wenn Sie mit ihm im Schaufenster arbeiten“, fuhr Jasper fort. „Sie sind nicht dümmer als er, wahrscheinlich sogar erfahrener. Charles streckt voller interessanter Ideen. Viele davon sind wirklich gut, wie diese Werbeaktion im Schaufenster. Er ist bestimmt der richtige Mann, um unser Kaufhaus zu leiten. Aber er ist auch sehr sprunghaft und müsste dringend Wurzeln schlagen.“

Jennifer schaute verwirrt zur Seite, um Jaspers Blick zu entgehen. Er meinte doch wohl kaum, dass ausgerechnet sie diejenige sein sollte, die Charles zu einer Änderung seines Lebensstils inspirieren könnte?

Nein, sicherlich nicht. Sie war im Augenblick einfach hypernervös. Am liebsten wäre sie einfach in die Haushaltswarenabteilung gegangen und hätte sich an die Kasse gestellt. Stattdessen saß sie auf diesem Stuhl, wurde professionell gestylt und führte eine rätselhafte Unterhaltung mit dem früheren Direktor des Kaufhauses. Sie fühlte sich plötzlich ziemlich hilflos.

Jasper betrachtete sie nachdenklich. „Oh, nun machen Sie sich doch keine Sorgen.“ Er klopfte ihr auf die Schulter. „Ich möchte, dass Sie diese Woche genießen. Ich will damit sagen, haben Sie einfach keine Angst, nur weil Charles jetzt Ihr oberster Boss ist. Lassen Sie sich nichts gefallen, dass wird ihm guttun. Ich habe ihn niemals Chuck oder Charley genannt, in der Hoffnung, dass er dadurch ernsthafter wird und Verantwortungsbewusstsein entwickelt. Nun, ich habe versagt. Vielleicht haben Sie ja mehr Glück.“

„Da habe ich meine Zweifel.“

„Abwarten. Ich muss jetzt gehen, aber ich freue mich darauf, Sie bei der Pressekonferenz zu sehen.“

„Muss ich den Reportern auch Fragen beantworten?“, fragte Jennifer schnell.

„Vielleicht.“

„Aber was soll ich denn sagen?“

„Was immer Ihnen gerade einfällt“, gab Jasper zurück. „Ich habe volles Vertrauen zu Ihnen.“

Er spazierte aus dem Raum und überließ eine verdutzte Jennifer dem schon ungeduldig wartenden Mr James.

Charles räusperte sich, bevor er das Mikrofon in die Hand nahm. Die Werbeabteilung hatte an die fünfzig Stühle im Konferenzsaal aufgestellt, und die meisten davon waren besetzt. Die Pressevertreter holten ihre Kassettenrekorder heraus, während die Fotografen ihre Camcorder und Kameras bereithielten. In einer Ecke des Saales konnte er seinen Vater ausmachen. Alles wartete nur noch auf Jennifer, die jeden Moment in ihrem ersten neuen Outfit erscheinen sollte.

Charles blickte befriedigt in die Reihen der Medienvertreter und freute sich, dass sein Vater zu dieser Konferenz gekommen war. „Guten Morgen!“, begann er seine Rede, und die ersten Kameras blitzten auf. „Wir können nun anfangen. Jennifer Westgate, die Kollegin, die sich dazu bereit erklärt hat, mich bei dieser ungewöhnlichen Aktion zu unterstützen, ist auf dem Weg hierher. Wie Sie alle aus den Medien wissen, werden wir heute mit unserer Werbeaktion in den drei Schaufenstern der Michigan Avenue beginnen. Jedes Schaufenster zeigt einen anderen häuslichen Lebensbereich. Ich hoffe, Sie haben schon Aufnahmen davon gemacht, denn die Dekorationen sind wirklich außergewöhnlich gelungen und bestehen ausschließlich aus Waren, die Sie bei Derring’s kaufen können.“

Die Reporter schienen davon wenig begeistert zu sein, und Charles drehte weiter auf. „Außerdem werden Miss Westgate und ich eine Woche lang jeden Tag zehn Stunden in diesen Schaufenstern leben. Und zwar werden wir ebenfalls ausschließlich in Artikeln von Derring’s gekleidet sein.“ Er sah, dass sich die Tür zum Saal öffnete. Ein Frau trat in Begleitung von Mr James ein. „Ich sehe, dass Jennifer gerade …“

Es verschlug ihm die Sprache, als sie auf das Podium zuschritt. War das wirklich Jennifer? Unglaublich! Ein Gefühl der Ehrfurcht überkam ihn. Sie wirkte einfach nur begehrenswert. Sie war ja nie hässlich gewesen, aber er hätte niemals angenommen, dass sie so aufregend aussehen konnte. Nein, sie war viel zu klug für oberflächlichen Glamour. Urplötzlich stieg Ärger in ihm auf. Wo war seine gute, alte, bodenständige Jennifer geblieben? Er konnte doch nicht eine Woche mit dieser Frau verbringen, ohne dass sie ihn in den Wahnsinn treiben würde.

Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug mit einem breiten Gürtel, der ihre schlanke Taille betonte. Doch ihre Kleidung war nichts im Vergleich zu ihrem Gesicht und ihren Haaren. Ihr sonst so glattes Haar war nun voller Locken und wallte aufregend um ihre Schultern, während sie zum Podium schritt. Während sie sonst durchaus als Mitglied eines Kirchenchors durchgegangen wäre, sah sie nun wie ein Covergirl aus. Besonders ihre Augen strahlten eine geheimnisvolle Schönheit aus. Es war ihm nie aufgefallen, wie schön ihre Augen waren.

Als sie sich neben ihn setzte und ihn mit ihren großen grünen Augen anblickte, musste er sich mit Gewalt daran erinnern, dass er sich mitten in einer Pressekonferenz befand.

„Darf ich Ihnen Miss Westgate vorstellen? Jennifer arbeitet normalerweise in der Haushaltswarenabteilung. Und nun wird sie mit mir zusammen eine Woche lang in unseren Schaufenstern verbringen.“

Unter den Reportern machte sich leises Gelächter breit, das Charles sich nicht erklären konnte. Er hatte auch vergessen, was er sagen wollte, aber er ließ sich die Zügel nicht aus der Hand nehmen. „Haben Sie irgendwelche Fragen zu unserer Werbeaktion?“

Eine Reporterin meldete sich als Erste. „Was werden Sie beide diese Woche über tun?“ Das Gelächter wurde lauter.

„Das ist eine gute Frage“, antwortete Charles, ohne auf das Gelächter zu achten. „Unsere Mitarbeiter haben sich große Mühe gegeben, einen funktionierenden Ablauf zu erstellen. Wenn wir beispielsweise in der Küchendekoration sind, werden wir frühstücken oder auch kochen. Und zwar ausschließlich mit Geräten aus unserer Haushaltswarenabteilung. Dies ist auch einer der Gründe, wieso gerade Miss Westgate für diese Aufgabe ausgewählt wurde. Sie weiß am besten, wie die einzelnen Geräte funktionieren.“

„Sie haben also Miss Westgate nicht selbst ausgesucht?“

„Nein“, gab Charles zurück. „Das war die Aufgabe einer Expertengruppe, die ich ins Leben gerufen habe.“

„Und wer hat Sie ausgewählt, Mr Derring?“

Charles lächelte. „Das wollte ich Ihnen eigentlich schon zu Beginn erzählen. Nachdem ich die Idee mit dem Schaufenster entwickelt habe, war mein Vater, Jasper Derring, der Ansicht, dass ich einer der beiden Akteure sein sollte. Es ist eine gute Möglichkeit, mich der Öffentlichkeit vorzustellen, und steht gleichzeitig in der Tradition unseres Hauses, eine persönliche Beziehung mit unseren Kunden aufzubauen. Eine Tradition, die es ansonsten leider nicht mehr allzu häufig gibt.“ Irgendwie hatte Charles den Eindruck, dass dies die Reporter nicht besonders interessierte.

Eine weitere Reporterin meldete sich zu Wort. „Sind Sie verheiratet, Mr Derring?“

„Nein.“

„Ist Jennifer verheiratet?“

Alle Blicke richteten sich auf Jennifer, die ganz ruhig verneinte. Nun stand ein Reporter in der ersten Reihe auf. „Haben Sie beide ein Verhältnis miteinander?“

Diese Frage brachte Charles aus der Fassung. „Nein! Natürlich nicht.“

Jennifer neben ihm schüttelte verlegen mit dem Kopf.

„Das würden wir gern von Jennifer hören!“, rief jemand aus dem Hintergrund.

Jennifer feuchtete ihre Lippen mit der Zunge an. „Ich bin in festen Händen, und ich vermute, für Mr Derring gilt das Gleiche. Das bedeutet, dass wir auch kein Verhältnis miteinander haben werden.“

Charles war erleichtert, wie souverän Jennifer mit dieser Situation umging. Wie kamen diese Reporter nur auf solche Ideen?

Einen Moment lang herrschte Stille, dann kam die nächste Wortmeldung.

„Sie wirkten überrascht, wenn nicht sogar beeindruckt, als Jennifer den Saal betrat. Was haben Sie in diesem Moment gedacht?“

Es war Charles ein völliges Rätsel, wieso die Presse so sehr an ihrem Privatleben interessiert war. Doch dann fiel ihm wieder Jennifers Mahnung ein, dass genau dies geschehen könnte, da sie beide unverheiratet waren.

„Ich war nur von ihrer Schönheit beeindruckt. Sie etwa nicht? Sie ist der lebendige Beweis dafür, was Derring’s Frauen von der Kleidung bis hin zur Kosmetik zu bieten hat. Jennifer war schon immer eine attraktive Frau, aber nun hat sie sich in eine geheimnisvolle, verführerische Schönheit verwandelt. Ich bin wirklich beeindruckt und Sie hoffentlich auch, meine Damen und Herren.“

Er blickte in die Runde der Pressemeute und konnte es an ihren Gesichtern ablesen, woran sie gerade dachten. Sie wollten ihm unbedingt eine Romanze mit Jennifer andichten. Er überlegte, dass es dem Erfolg der Werbeaktion bestimmt zuträglich wäre, wenn er diese Erwartungshaltung für sich ausnützte. „Vielleicht werde ich ja nach dieser Woche tatsächlich eine Hochzeitsanzeige aufgeben“, bemerkte er und lächelte breit.

Im folgenden Blitzlichtgewitter strahlte er Jennifer an. Selbst unter ihrem Make-up konnte er allerdings ihren zweifelnden Blick und ihr abschätzendes Lächeln erkennen. Natürlich flogen die Reporter auf seine Ankündigung einer möglichen Hochzeit, aber Jennifer nahm ihn nicht für eine Sekunde ernst. Und genau diese Reaktion fand Charles in diesem Moment ermutigend. Es würde eine spannende Woche werden.

Am späten Vormittag konnte Jennifer zum ersten Mal das Schaufenster verlassen und auf die Damentoilette gehen. In den riesigen Spiegeln sah sie zum ersten Mal mit eigenen Augen, was Mr James und Christine mit ihr angestellt hatten. Im ersten Moment war es wie ein Schock, aber kein unangenehmer. Sie sah wirklich super aus. Kein Wunder, dass Charles sie so erstaunt angestarrt hatte.

Sie wirkte wie jemand anderes. Nein, das war nicht richtig. Sie sah schon aus wie sie selbst, aber so, als ob sie vom hellen Mondlicht beschienen auf einem Podest stehen würde. Mr James und Christine verstanden ihr Handwerk. Was Peter wohl dazu sagen würde, wenn er sie das erste Mal so sah? Er hatte ihr versprochen, sie nach seiner Arbeit hier zu besuchen.

Aber bis dahin sind es noch Stunden, dachte sie träumerisch, als sie zurück zu ihrem Platz im Schaufenster ging. Die ersten zwei Stunden hatten sie und Charles damit verbracht, Waffeln zu backen, und sie in der Küchendekoration zum Frühstück gegessen. Sie waren beide nicht sehr hungrig, aber sie erweckten den Eindruck größten Vergnügens. Auch ihre Unterhaltung kam nicht sonderlich gut in Gang. Charles schien in ihrer Gegenwart nervös zu sein, und Jennifer hatte keine Ahnung, wieso. Er musste doch wissen, dass sie seinen Kommentar übers Heiraten nicht ernst genommen hatte.

Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass die Menschenmasse zur Mittagszeit noch angewachsen war.

Charles trat zu ihr. Er trug einen dunkelroten Sweater und eine dunklen Hose.

„Na, hast du Appetit auf Club-Sandwiches?“, fragte er sie.

„Oh, ich kann es gar nicht mehr erwarten“, antwortete sie übertrieben begeistert. „Und du?“

Aber Charles schwieg beharrlich und schaute sie nur merkwürdig besorgt an.

„Charles?“, fragte sie ihn, während sie zu der großen weißen Spüle ging, die hübsch mit den italienischen Kacheln an der Wand kontrastierte. „Was ist los mit dir? Jedes Mal, wenn du mich ansiehst, wirkst du so nachdenklich, so düster. So kenne ich dich ja gar nicht. Ich dachte, ich würde nervös sein, aber jetzt bist du es.“

Charles nickte. „Die Pressekonferenz ist nicht ganz so gelaufen, wie ich gehofft hatte.“

Jennifers Vermutung bestätigte sich. „Schau, wir werden nach dieser Woche bestimmt nicht heiraten, Charles. Ich weiß ja, dass du nur einen Scherz gemacht hast, um den Reportern etwas zum Spekulieren zu geben. Also mach dir keine Sorgen.“

„Ja, ja, das weiß ich doch. Aber das ist nicht das Problem.“

„Sondern?“

Er breitete seine Arme aus. „Ich weiß es nicht. Das Ganze ist doch anders, als ich erwartet hatte.“

„Haben dich die Reporter so verunsichert?“ Sie beugte sich zu ihm, von Dutzenden Passanten beobachtet, die mit ihren Gesichtern am Fenster zu kleben schienen. Einer winkte ihnen sogar zu, und Jennifer winkte zurück. Charles lächelte und winkte ebenfalls.

Dann sah er sie wieder an. „Es ist nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Ich glaube, ich bin ein geborener Schmierenkomödiant.“

„Dachte ich’s mir doch.“

„Weißt du, du klingst zwar wie immer, aber du siehst so anders aus. Ich habe Schwierigkeiten, mich daran zu gewöhnen. Als du hereinkamst, hat es mich einfach umgehauen. Darum ist auch die Konferenz schiefgegangen. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich mich noch immer nicht von dem Schock erholt. Musst du denn so aussehen, als ob du das Fotomodell des Jahres wärst?“

Diese Frage erboste Jennifer. „Das ist ja wohl nicht meine Idee gewesen, so aufgedonnert zu werden! Ich habe Mr James, überhaupt allen, die es nicht hören wollten, erzählt, dass ich Make-up nicht mag. Aber hat das irgendjemanden interessiert? Nein! Und jetzt beschwerst du dich.“

„Okay, okay.“ Charles hob beschwichtigend die Hände. „Du hast ja recht. Du kannst nichts dafür, dass du so eine Schönheit geworden bist. Es fällt mir nur schwer, mich darauf einzustellen. Ich meine, du bist innerlich ja die Gleiche geblieben, aber dein Aussehen verwirrt mich einfach. Und aus irgendeinem Grund werde ich … wütend.“

„Wütend? Du? Warum?“

Er zuckte mit den Schultern. „Woher zum Teufel soll ich das wissen? Vielleicht nur, weil ich nicht mit dieser Veränderung gerechnet habe. Ich habe angenommen, dass wir beide uns hier unterstützen würden.“

„Und das können wir nicht, weil ich jetzt gut aussehe?“, fragte Jennifer verständnislos.

„Ich weiß, dass es idiotisch klingt“, gab Charles zu, und sie stieß einen Seufzer aus.

„Na, wenigstens das stimmt noch. Du klingst ja immer etwas idiotisch.“

Charles musste lachen und schien sich zu entspannen. „Schön, dass du dich nicht wirklich verändert hast. Gib mir nur ein wenig Zeit, mich an deine neue Schönheit zu gewöhnen. Wie steht’s mit Mittagessen? Was haben wir für unsere Sandwiches zur Verfügung gestellt bekommen?“

Sie öffnete den großen blendend weißen Kühlschrank. „Mal sehen.“ Sie begann, die Lebensmittel auszupacken. „Brot, Salat, Mayonnaise und Geflügelfleisch. Ist das jetzt Hähnchen oder Truthahn?“

Er nahm ihr den Behälter aus der Hand und spähte hinein. „Sieht wie Truthahn aus. Was ist das da?“ Er deutete auf einen anderen Plastikbehälter.

Jennifer öffnete ihn. „Kanadischer Schinken.“

„Gut, dass sie uns keine Spaghetti verpasst haben. Im Moment fehlt mir die ruhige Hand zum Nudelaufwickeln.“

Sie lachte lauthals los. Vielleicht würde diese verrückte Aktion doch noch recht lustig werden.

Am Nachmittag schlüpften sie in die Kleidung für die Wohnzimmerdekoration, und Charles bemerkte, dass seine Nervosität zurückkehrte. Er trug einen schwarzen Smoking und Jennifer ein türkisfarbenes Abendkleid mit langen Ärmeln. Das elegante hochgeschlossene Kleid umschmiegte ihre aufregenden Kurven wie eine zweite Haut. Und wieder begann Charles’ Herz schneller zu schlagen.

Er wunderte sich über seine eigene Reaktion, denn es hatte genug schöne Frauen in seinem Leben gegeben. Hinzu kam, dass er es aus irgendeinem Grund nicht richtig fand, dass Jennifer so sexy war. Es beunruhigte ihn mehr, als ihm lieb war.

Sie saß neben ihm auf der großen Ledercouch und aß mit Kaviar belegte Cracker. Dann schlug sie ihre Beine übereinander und gab, durch einen bislang verborgenen Schlitz, den Blick auf die schönsten Beine frei, die Charles je gesehen hatte. Die Männer vor dem Schaufenster waren wie elektrisiert und starrten Jennifer an, als wollten sie gleich über sie herfallen. Am liebsten hätte Charles ihr gesagt, sie möge sich etwas Unauffälliges, Langweiliges anziehen wie sonst auch. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass er ja dafür verantwortlich war, dass sie in diesem Aufzug herumlief.

„Kaviar?“, fragte sie ihn und bot ihm von den Crackern an.

„Danke, nein!“ Er klang gereizt.

Sie sah ihn tadelnd an. „Man erwartete von uns, dass wir uns hier amüsieren, jedenfalls sollten wir so tun, als ob.“

Du amüsierst dich viel zu gut, hätte er fast geschrien und wünschte sich, dass die Woche schon vorüber wäre. Schnell nahm er sich einen Cracker und steckte ihn sich in den Mund. In diesem Moment entdeckte er ein bekanntes Gesicht in der Menge. Das Gesicht einer jungen Frau in einem Nerzmantel, blond, aufregend und lächelnd. Sie warf ihm eine Kusshand zu.

„Delphine!“ Er beugte sich nach vorn. „Danke, dass du gekommen bist!“, rief er laut, in der Hoffnung, dass sie ihn hören konnte.

Sie nickte ihm zu, und ihr Lächeln wurde noch strahlender. „Wie geht es dir?“, formte sie mit ihren Lippen, denn er konnte sie kaum hören.

„Großartig!“, rief er zurück.

„Delphine?“, fragte Jennifer.

„Meine Freundin“, erklärte er. „Sie ist Model. Sie hatte mir versprochen vorbeizukommen.“ Er drehte sich wieder zu der Blondine. „Essen um zehn heute Abend?“, rief er.

Delphine nickte eifrig, als ob es ihr um viel mehr ging, als nur ein einfaches Abendessen. Charles nickte ebenfalls überschwänglich. Er schien sich darauf zu freuen, wieder in sein normales Leben zurückkehren zu können. Er war nun seit drei Monaten mit Delphine zusammen. Sie liebte Spaß und Abenteuer, flirtete gern und sah fantastisch aus. Sie vereinigte in sich alles, was er an einer Frau schätzte. Obwohl sie aus einer reichen Familie kam, hatte sie sich für eine Karriere auf dem Laufsteg entschieden. Ihre Familie war darüber nicht sehr glücklich gewesen, vor allem, da sie hauptsächlich für Bademoden und Dessous posierte. Das verwunderte Charles jedoch überhaupt nicht. Sie hatte nun mal einen tollen Körper und zeigte ihn gern.

Da hörte er eine spöttische Frauenstimme neben sich. „Müssen wir uns mit allen Zuschauern verabreden?“, fragte Jennifer scheinbar unbeteiligt.

„Ich sage doch nur Hallo zu meiner Freundin.“

Jennifer seufzte auf. „Noch etwas Kaviar?“

„Nein.“

Delphine schien wieder etwas sagen zu wollen, und Jennifer sah, dass Charles ihr seine Aufmerksamkeit widmete.

„Sie sagt, dass dir der Smoking gut steht“, erklärte Jennifer gelangweilt. „Sie betont jeden einzelnen Buchstaben so überdeutlich, dass es mich wundert, dass du es nicht verstehst.“

„Weil du mich abgelenkt hast“, entgegnete er scharf. Er goss sich ein Glas Champagner ein und prostete Delphine zu.

Fast wäre ihm das Glas aus der Hand gefallen, als plötzlich Jennifer neben ihm aufsprang und nun ihrerseits jemandem zuwinkte.

„Peter!“, rief sie aus. „Hier bin ich! Ich bin’s!“

Nun bemerkte auch Charles den großen Mann, dem sie zuwinkte. Er erinnerte sich, ihn schon einmal gesehen zu haben, als er Jennifer abholte. Peter stand dicht neben Delphine und schaute sich verwirrt um. Er schien Jennifer einfach nicht zu erkennen. Schließlich begriff er und starrte sie mit großen Augen an. Er stand da wie vom Blitz getroffen. Charles konnte ihn gut verstehen, aber dennoch gefiel ihm dieser Kerl nicht.

Jennifer verbeugte sich in Peters Richtung.

„Pass auf, dass die anderen Männer da draußen nicht eifersüchtig werden“, riet ihr Charles.

„Schönen Dank. Peter wird jeden Respekt vor mir verlieren.“

„Sein Problem.“ Charles trank einen Schluck Champagner. „Nimm auch ein Glas hiervon und achte nicht mehr auf deinen gelehrten Miesepeter.“

Charles schenkte ihr ein Glas ein, aber dann wurde ihrer beider Aufmerksamkeit von einem Ereignis außerhalb des Fensters in Anspruch genommen. Delphine und Peter machten sich gerade miteinander bekannt. Sie standen nun zusammengedrängt in der Menge.

„Wieso unterhält sich Peter ausgerechnet mit ihr?“, fragte Jennifer verwundert.

„Wahrscheinlich ist ihnen aufgefallen, dass sie beide Bekannte im Fenster haben. Delphine lernt sehr schnell neue Menschen kennen.“

„Das kann ich mir vorstellen“, bemerkte Jennifer trocken. „Jedenfalls haben die beiden nichts gemeinsam.“

„Stimmt“, pflichtete Charles bei, aber dann lachte er leise. „Außer, dass sie beide jemanden besuchen, der vorübergehend in einem Schaufenster lebt.“ Draußen unterhielten sich Delphine und Peter angeregt. „Worüber die beiden wohl reden?“

„Ich kann es nicht glauben“, sagte Jennifer. „Ich bezweifle, dass Peter überhaupt ein Wort von dem versteht, was sie sagt. Er starrt ja nur auf ihren Mund. Bewegt sie ihre Lippen immer so übertrieben?“

Charles fühlte sich unbehaglich. „So redet sie eben.“ Er bemühte sich, seine Verwunderung zu verbergen. In der Tat waren es Delphines Lippen gewesen, die ihn als Erstes angezogen hatten. Wer hätte gedacht, dass so ein kalter Fisch wie dieser Peter sich ebenfalls davon beeindruckt zeigte? Spießige Professoren schienen wohl doch Hormone zu haben.

„Jetzt lachen sie sogar. Ich denke, sie haben uns vergessen.“

„Nein.“ Charles wollte sich nicht damit abfinden, dass Delphine sich für diesen bebrillten Professor interessierte, auch wenn er groß und imposant war. „Sie sind nur höflich.“

„Sie flirtet mit ihm.“

Charles betrachtete die Situation genauer. „Sie flirtet mit jedem. So ist sie nun mal. Aber er geht darauf ein.“

„Das tut er n…“ Jennifer beendete den Satz nicht. „Das würde er nie tun. Er mag keine billigen Flittchen.“

„Was heißt hier billiges Flittchen?“, protestierte Charles. „Glaubst du, ich treffe mich mit billigen Flittchen? Ihre Familie gehört zum alten Geldadel.“

Jennifer zuckte nur mit den Schultern. „Du kennst doch den alten Witz von Dolly Parton, oder? Dass es sehr teuer ist, so billig auszusehen wie sie? Vielleicht ist das auch Delphines Lebensmotto.“

„Woher willst du das wissen? Modischer Stil war nie deine Stärke.“ Aber als er sie so anblickte, wurde ihm bewusst, dass dies nicht länger der Wahrheit entsprach.

„Ich habe keinerlei modischen Ehrgeiz. Und wieso reden wir überhaupt über uns? Was ist mit Samson und Delila da draußen?“

Sie blickten aus dem Fenster und beobachteten frappiert, dass ihre Partner sich offenbar prächtig verstanden. Als ob sie ihre Blicke spürten, drehten sich Delphine und Peter zum Schaufenster um. Sie schienen plötzlich peinlich berührt zu sein. Delphine lächelte Charles anregend zu, während Peter seinen Schlips ordnete. Er wirkte reumütig.

Delphine warf Charles eine weitere Kusshand zu und deutete die Worte „bis später“ an, dann war sie verschwunden. Aber nicht, ohne sich vorher per Handschlag von Peter dem Professor zu verabschieden.

Peter gab Jennifer ein Zeichen, sich mit ihr um 22 Uhr zu treffen, und ging in die andere Richtung weg.

„Hochinteressant.“ Jennifer spielte die Unbeteiligte.

„Mach dir doch keine Gedanken. Ich mache mir auch keine“, log Charles. „Nebenbei bemerkt, wenn Peter auf Glamour steht, dann findet er den nun auch bei dir.“

Jennifer schüttelte nachdrücklich ihren Kopf. „Genau das verstehe ich ja nicht. Er wollte nie, dass ich Make-up benutze oder mich schick anziehe, aber Delphine mit ihrem gebleichten Haar und dem Nerzmantel scheint ihm zu gefallen. Und ich dachte immer, er ist ein engagierter Tierschützer!“

„Delphine hat den Mantel nach einer Fotosession behalten dürfen. Aber sie ist wirklich nicht das, was man als politisch interessiert bezeichnet.“

„Sie scheint sich hauptsächlich für sich selbst zu interessieren.“

Charles sah Jennifer auf einmal mit ganz neuen Augen. „Ich wusste gar nicht, dass du so boshaft sein kannst.“

Autor

Lori Herter
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