Julia Royal Band 21

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DIE HOCHZEIT DES PRINZEN von PENNY JORDAN

Unbändiges Verlangen und heiße Wut – so widersprüchliche Gefühle hat noch kein Mann in Alexandra geweckt! Bis der faszinierende Prinz Max sie zu einer Zweckehe zwingt. Wie soll sie das Zusammenleben mit einem Mann ertragen, für den Liebe scheinbar ein Fremdwort ist?

MEIN PRINZ, MEIN GELIEBTER von MARION LENNOX

Penny-Rose kann es kaum glauben: Sie ist die Frau von Prinz Albert de Castavalle! Für ein Jahr soll sie an seiner Seite repräsentieren. Dann ist jeder von ihnen wieder frei. Beide gehen davon aus, dass es sich nur um eine Vernunftehe handelt. Doch in den Flitterwochen auf einer romantischen Insel im Pazifik erwachen zärtliche Gefühle…

IM PALAST DES GLÜCKS von LUCY MONROE

Im königlichen Palast auf der paradiesischen Insel fühlt Maggie sich wie im Märchen. Und in den Armen des faszinierenden Prinzen Tomasso erlebt sie zärtliche Stunden der Leidenschaft. Aber dennoch nagen Zweifel an ihr: Wird er sie jemals bitten, seine Frau zu werden?


  • Erscheinungstag 16.12.2023
  • Bandnummer 21
  • ISBN / Artikelnummer 9783751516075
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Penny Jordan, Marion Lennox, Lucy Monroe

JULIA ROYAL BAND 21

PROLOG

„Und wenn ich mich weigere, Sie zu heiraten?“ Auch wenn Alexandra ihr Bestes gab, ihre Gefühle zu verbergen, konnte sie doch nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht zitterte.

Prinz Maximilian musterte sie kühl. „Ich denke, Sie kennen die Antwort auf diese Frage bereits.“

Die untergehende Sonne warf letzte Strahlen durch das hohe Turmfenster, ließ das seidige dunkle Haar seines Gegenübers warm schimmern, betonte die klassisch schönen Züge und die schlanke Halslinie.

Eine moderne Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts, gefangen in der Falle uralter, deshalb jedoch nicht weniger mächtigen Regeln und Traditionen, wie Max sich still eingestand.

Die Intensität seiner Gefühle erstaunte ihn. Es war eine gefährliche Mischung aus Mitleid und Verlangen. Gefühle, die er keineswegs empfinden dürfte, vor allem Letzteres nicht. Max wandte sich von ihr ab – wie ein Teenager, der verzweifelt seine erwachende Männlichkeit zu verbergen suchte, die er nicht zu kontrollieren vermochte. Doch er war kein Teenager mehr, und zudem hatte er sowohl seine Gefühle als auch sein körperliches Verlangen immer im Griff. Die unwillkürliche Reaktion seines Körpers hatte ihn überrumpelt. Das würde nicht wieder passieren.

Weder wollte er das hier tun, noch tat er es zu seinem eigenen Vorteil. Nein, er erfüllte lediglich seine Pflicht. Diese Frau bot ihm den Zugang zu jenen, die seine Hilfe so unbedingt benötigten. Eine unmögliche Situation – entweder er opferte sie und in gewisser Hinsicht auch sich selbst, oder aber er riskierte es, dass sein Volk zum Opfer wurde. Der Luxus, eigenen Gefühlen und Bedürfnissen nachzugehen, war ihm nicht vergönnt. Seine Pflicht schrieb ihm vor, seine Gedanken und Anstrengungen allein auf jene zu richten, denen er sein Wort gegeben hatte, als er die Krone akzeptierte und die Regentschaft über Fortenegro übernahm. Sein Volk. Und das Volk dieser Frau.

So viel stand auf dem Spiel, die Zukunft des Landes lag in den Händen dieser Frau. Er hätte es vorgezogen, offen und ehrlich zu ihr zu sprechen, doch wie sollte das angesichts ihres familiären Hintergrunds denkbar sein? Sie war die Enkelin eines reichen Mannes, eines Mannes, der seine Kinder zu sehr verwöhnte und gleichzeitig zu sehr manipulierte, bis sie Betrug und Täuschung perfektioniert hatten und nur auf den eigenen Vorteil bedacht waren.

Alexandra musterte den Mann, der vor ihr stand und den sie so sehr verachtete. „Sie meinen, ich werde den Wölfen vorgeworfen, sprich dem Volk? Auf diese Weise gezwungen, die Ehrenschuld meiner Familie bei Ihnen abzutragen?“ Als er nicht antwortete, lachte sie bitter auf. „Und Sie nennen sich zivilisiert?“

„Ich trage keinerlei Verantwortung, weder für das Verbrechen noch für die Strafe. In dieser Situation bin ich ebenso machtlos wie Sie“, verteidigte Max sich gelassen.

Er hatte ihr soeben eröffnet, dass sie ihn würde heiraten und ihm einen Sohn und Erben schenken müsse, um die Verfehlungen ihrer Schwester wiedergutzumachen. Oder sie liefe Gefahr, sich einem in feudalen Strukturen verhafteten Justizsystem stellen zu müssen, das keine Gerechtigkeit garantierte.

Während er auf ihre Antwort wartete, dachte Max an die Ereignisse zurück, die letztendlich zu den ungewollten Umständen geführt hatten, in denen sie beide sich jetzt befanden …

1. KAPITEL

„Es muss Vergeltung geben, Hoheit.“ Der Graf, der so eindringlich auf Max einredete, hielt ihn mit Sicherheit unpassend für die Rolle des neuen Herrschers über die Insel Fortenegro – den schwarzen Berg, wie die Bedeutung des Namens besagte, weil steile schwarze Klippen das gesamte Eiland umgaben. „Der Gerechtigkeit muss für jeden sichtbar Genüge getan werden.“

Der Graf war wie die meisten Höflinge weit über sechzig. Fortenegros Gesellschaft baute auf patriarchalischen Strukturen auf, die Gesetze waren streng, teilweise grausam, und spiegelten die Weigerung wider, sich dem Fortschritt der Zeit anzupassen. Ein Zustand, den Max zu ändern beabsichtigte. Der einzige Grund, warum er sich nicht glattweg geweigert hatte, in die Fußstapfen seines verstorbenen Cousins zu treten und die Regentschaft über das kleine Fürstentum zu übernehmen, war der Wunsch seines verstorbenen Vaters, der das Volk von Fortenegro immer aus dem Mittelalter in die Neuzeit hatte führen wollen. Es würde jedoch Zeit und Geduld benötigen, um dieses Vorhaben zu realisieren. Und vor allem brauchte Max dazu das Vertrauen und den Respekt des Volkes.

„Auge um Auge, Zahn um Zahn“, fuhr der Graf vehement fort. „So lautet das eherne Gesetz unseres Volkes. Ein Regent, der die eigene Ehre nicht schützen kann, wird auch die Ehre seines Volkes nicht wahren können.“

Maximilan ließ seinen Blick nachdenklich über die Gesichter des Beraterstabs seines Cousins gleiten. Die alten Männer waren scheinbar noch nicht gewillt, die Macht, die sie während Cosmos Regentschaft in die eigenen Hände genommen hatten, dem neuen Herrscher zu überlassen. Aber Cosmo war ein Playboy gewesen, gleichgültig gegenüber dem Wohle des Volkes, das er regieren sollte, und nur interessiert an dem Reichtum, den seine Position ihm garantierte. Cosmo war tot, zugrunde gegangen an den Designerdrogen, die ihn süchtig gemacht hatten. Da er keinen Erben hinterließ, war der Titel an Max übergegangen.

Ja, der Gerechtigkeit musste Genüge getan werden. Aber nach Max’ Vorstellung, nicht nach den Vorstellungen der alten Männer.

„Das Volk erwartet, dass Ihr Euch für den Betrug Eurer Ehefrau rächt.“

Der Graf und Eloises Großvater waren eingeschworene Feinde gewesen, das wusste Max. Nun, da sowohl Eloise als auch ihr Großvater tot waren, wurde tatsächlich von ihm erwartet, dass er sich an dem letzten noch lebenden Familienmitglied rächte – an Eloises Schwester. In den Augen des Volkes und dem archaischen Gesetzbuch nach war es nicht nur sein Recht, sondern seine Pflicht. Die Familie seiner verstorbenen Frau sollte bezahlen für die Schande, die sie über die eigene Familie und über ihn gebracht hatte. Laut Tradition hieß dies, der betrogene Ehemann durfte seine Frau verstoßen und statt ihrer eine Schwester oder Cousine heiraten, die ihm dann einen Sohn schenken musste, um den begangenen Betrug wiedergutzumachen.

Es waren uralte Gesetze, und Max war entsetzt, dass er sich ihnen beugen sollte. Doch ihm blieb keine andere Wahl, nicht, wenn er das Vertrauen des Volkes gewinnen wollte. Denn ohne dieses Vertrauen würde er nie die Chance bekommen, den Inselstaat im Mittelmeer in die Moderne zu führen. Aber schon einmal hatte er die eigenen Überzeugungen aufgegeben und Eloise geheiratet. Wollte er sich wirklich ein zweites Mal darauf einlassen?

Nur … jetzt war er der Herrscher Fortenegros, er schuldete es seinem Volk, ob er es wollte oder nicht. Wahrscheinlich würde es ihm nie gelingen, die Ansichten der älteren Generation zu ändern, aber um ihrer Kinder und Kindeskinder willen musste er das Vertrauen des Ältestenrats gewinnen, um endlich vorsichtige Änderungen einführen zu können. Weigerte er sich, die alten Gesetze anzuerkennen und sich ihnen nicht zu fügen, würde er nur Feindseligkeit heraufbeschwören.

Hätte ihm jemand vor einem Jahr gesagt, dass er eines Tages über eine Insel in der Ägäis herrschen würde, hätte er laut gelacht. Natürlich kannte er die Geschichte. Sein Vater hatte ihm oft genug von der Insel und dem älteren Bruder erzählt, mit dem er so oft über die dringende Notwendigkeit von Erneuerungen und erweiterten Bildungsmöglichkeiten für alle debattiert hatte, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Max’ Vater hatte dem Sohn immer wieder beschrieben, wie rückständig die Insel sei und wie massiv sich die Berater der letzten Herrscher gegen Veränderungen gesträubt hatten, wohl eher aus Angst um den eigenen Status, wie der Vater vermutete.

Schon sein Vater hatte bewiesen, dass sich persönlicher Reichtum und Nächstenliebe nicht notwendigerweise gegenseitig ausschlossen. Nach dem Tode seiner Eltern hatte Max die Wohltätigkeitsarbeit in der von ihnen gegründeten Stiftung fortgesetzt und sowohl das eigene Vermögen wie auch die humanitäre Arbeit ausgeweitet. Inzwischen war Max in die Ränge jener Milliardäre aufgestiegen, die in aller Diskretion das eigene Vermögen zum Wohle Bedürftiger einsetzten. In dieser elitären Gruppe gehörte Anonymität zur unabdingbaren Voraussetzung.

Max war also das genaue Gegenteil seines Cousins, auch wenn die Gene, verantwortlich für das äußere Erscheinungsbild, sich von Generation zu Generation weitervererbt hatten. Wie schon die kriegerischen Prinzen vor ihm, die die Insel erobert hatten, war auch er groß und breitschultrig, mit dunklem Haar und einem markanten Gesicht. Nur die hellblauen Augen hatte er von seiner englischen Mutter geerbt, alles andere an seiner Gestalt war, wie sein Vater immer gesagt hatte, „jeder Zoll das fortenegrinische Königshaus“.

Schon kurz nach seiner Ankunft auf der Insel hatte er sich vorgenommen, die Menschen hier aus der Armut in ein besseres Leben zu führen, mit mehr Chancen und mehr Freiheiten. Allerdings hatte sich die Durchführung dieses Entschlusses als wesentlich schwieriger entpuppt als erwartet. In dem festen Vorsatz, das Richtige zu tun, hatte er die Enkelin eines Höflings geehelicht. Eine Vernunftehe, der beide Parteien zugestimmt hatten. Eloise hatte ihm versichert, sie sei stolz und fühle sich geehrt, ihm den Thronerben schenken zu dürfen. Allerdings hatte sie Max verschwiegen, dass sie keineswegs die Absicht hatte, auf ihre bevorzugte Freizeitbeschäftigung zu verzichten – sich nämlich einen Liebhaber zu nehmen, wann immer es ihr möglich war, meist Fremde, die aus dem einen oder anderen Grund auf die Insel kamen.

Keine Stunde nach dem tödlichen Unfall, bei dem sie und ihr damaliger Galan mit dem Wagen über die Klippen gestürzt waren, begann die Gerüchteküche zu brodeln. Eine Zofe hatte die beiden zusammen in der Wohnung von Eloises Großvater gesehen, und schon bald wusste das gesamte Fürstentum über das Verhältnis Bescheid. Inzwischen waren sechs Monate vergangen, und nach dem Tode des Großvaters drängte der Beraterstab Max nun dazu, Rache für den Betrug zu üben.

„Es ist Eure Pflicht. Die Schwester Eurer Frau muss Wiedergutmachung leisten. Sie wird Euch den Sohn schenken müssen, den Eure Frau Euch verweigert hat. So wird es vom Volk erwartet. Eure Frau hat Eure Ehre in den Schmutz gezogen. Nur indem Ihr die Schwester heiratet, kann Eure Ehre und die Ehre der anderen Familie wiederhergestellt werden.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Eloises Schwester das ebenso sieht.“ Niemand hatte bisher viel von dieser Schwester geredet, weder Eloise noch ihr Großvater. Max wusste nur, dass sie als studierte Juristin irgendwo in Europa lebte und arbeitete. „Wenn sie wirklich so intelligent ist, wie es heißt, wird sie wohl kaum auf die Insel zurückkehren, da sie weiß, was hier auf sie wartet.“

„Sie ist bereits auf dem Weg hierher“, lautete Graf Petronius’ glattzüngige Antwort. „Ich habe mir erlaubt, sie in Eurem Namen herzubeordern.“

Max schäumte innerlich vor Wut. „Damit sie die Ehrenschuld ihrer Familie abtragen kann?“

Der Graf zuckte unmerklich mit einer Schulter. „Ich ließ sie wissen, dass die Gemächer ihres Großvaters im Palast ausgeräumt werden müssen. Da er lange Jahre dort gewohnt hat, wird sie mit Sicherheit die wertvollen Andenken und Besitztümer für sich haben wollen.“

Max konnte die kalte Verachtung für das Handeln des Grafen nicht zurückhalten. „Sie haben sie ausgetrickst.“

„Euer Hoheit sollten sich viel eher Gedanken um das eigene Schicksal machen“, stellte der Graf fest. „Das Volk wird keinen Regenten akzeptieren, der sich von seiner Ehefrau beschämen lässt, ohne nicht Vergeltung zu üben. Wir leben in unruhigen Zeiten. Die Leute auf dem Festland warten nur darauf, dass die Inselbewohner sich gegen ihren Regenten erheben. Denn diese Leute vom Festland hoffen darauf, Vorteile aus einem Aufstand für sich herausschlagen zu können.“

Max runzelte die Stirn. Der Graf hatte übertrieben dramatisch gesprochen, doch er hatte recht. Es gab eine Gruppe reicher und skrupelloser Geschäftsmänner, die zu gern ihren Fuß auf die Insel setzen würden, um die reichen Mineralienvorkommen auszubeuten. Zudem wäre die Insel eine perfekte Steueroase, und mit den weißen Sandstränden und der im Winter schneebedeckten Gebirgskette wäre die Insel ein Eldorado für die Tourismusindustrie. Natürlich hatte Max bereits an die finanziellen Vorteile eines behutsam eingeführten Tourismus’ gedacht, doch war er sich ebenso über den Schaden bewusst, den skrupellose Unternehmen hier anrichten könnten, sollten sie die Kontrolle über die Insel erhalten. Es war seine Pflicht, sicherzustellen, dass das nicht passierte.

„Sobald die Schwester Eurer verstorbenen Frau ankommt, müsst Ihr alle sehen lassen, wie furchtbar Eure Rache sein wird. Nur dann werdet Ihr Euch das Vertrauen und den Respekt Eurer Untertanen sichern …“

Und so stand Max nun vor dieser Frau und wartete auf ihre Antwort. Um ihret- und um seines Volkes willen hoffte er, dass sie ihm die richtige Antwort geben würde. Immerhin konnte er sie wenigstens beschützen, wenn sie heirateten, auch wenn sie seinen Schutz mit ihrer persönlichen Freiheit bezahlen musste.

Gewisse Aspekte meiner Position werden immer meinen persönlichen Prinzipien zuwiderlaufen, gestand Max sich grimmig ein. Er kam noch gut davon – er hatte sich frei entschieden, seine persönliche Freiheit für das Wohl seines Volkes aufzugeben. Alexandra blieb diese freie Entscheidung nicht. Sie war gezwungen, ihre Freiheit zu opfern.

2. KAPITEL

Die Sonne versank im Meer, während der Mann, der der Ehemann ihrer Schwester gewesen war und der jetzt von Alexandra verlangte, Eloises Platz zu übernehmen, am offenen Fenster stand. Die Abendbrise spielte mit seinem dichten schwarzen Haar. Mit dem markanten Profil hätte er leicht aus einer anderen Zeit stammen können – aus einer Zeit, in der einige wenige das gottgegebene Recht besaßen, andere Menschen unter dem Absatz ihrer Schuhe zu zermalmen und ihnen unerbittlich ihren Willen aufzuzwingen.

Nun, Alexandra hatte nicht vor, nachzugeben, gleich welche Drohungen er auch ausstieß. Sie hatte sich ausmanövrieren lassen, was wirklich dumm war. Sie wusste doch, wie die alte Garde dieser Insel war. War es wirklich erst wenige Stunden her, dass sie sich begeistert ausgemalt hatte, welche Möglichkeiten ihr mit dem Erbe des Großvaters nun offen standen? Sie wollte es schon so lange tun – ihr Wissen als Juristin der Veritas-Stiftung anbieten, ihrer Meinung nach die fortschrittlichste und verantwortungsbewussteste Wohltätigkeitsorganisation der ganzen Welt.

Zum ersten Mal hatte Alexandra von Veritas gehört, als sie in Brüssel arbeitete. Ein Kollege hatte sich über die Organisation, die durch die Finanzierung von Ausbildungsmöglichkeiten für die Armen der Welt Wohlstand und Demokratie zu schaffen hoffte, lustig gemacht und die Ziele der Organisation als idealistische Träumerei verspottet. Alexandras Neugier war jedoch geweckt gewesen. Sie hatte Erkundigungen eingezogen, und was sie herausfand, hatte den Wunsch in ihr wachsen lassen, eines Tages dem gut ausgebildeten Expertenteam anzugehören, das für die Stiftung arbeitete, nicht für den eigenen Profit, sondern um die Armut auf der Welt zu bekämpfen. Ein großes Ziel, das Alexandra guthieß, in dem Maße, in dem sie den neuen Herrscher ihres Heimatlandes nicht guthieß.

Er war nicht anders als all die anderen vor ihm. Er verlangte von ihr, dass sie Eloises Platz einnahm und ihm einen Sohn und Erben schenkte, um seinen Ruf und den ihrer Familie wiederherzustellen.

Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit. Ein Sohn … ihr Sohn und der zukünftige Herrscher. Sie stand an einem Scheideweg. Ihre Entscheidung würde nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das von Generationen ihrer Landsleute beeinflussen.

Sie hatte Jura studiert und war nach Brüssel gegangen, hatte davon geträumt, etwas zu bewirken. Doch sehr schnell waren ihre Hoffnungen gewelkt. Jetzt bot sich ihr erneut die Möglichkeit, etwas für andere zu tun, etwas, das ebenso wichtig war wie die Arbeit, die sie vielleicht bei Veritas leisten könnte. Der Mann brauchte einen Sohn. Von ihr. Ihr Sohn, der mit ihrer Liebe und ihrer Erziehung zu einem guten Herrscher heranwachsen würde. Ein Herrscher, der sein Volk respektierte und liebte und den Menschen neue, bessere Möglichkeiten eröffnen konnte. Der Schulen und Krankenhäuser bauen und dieser Insel eine Zukunft geben würde, anstatt sie in der Vergangenheit gefangen zu halten.

Hoffnung und Entschlossenheit vereinten sich zu einer mitreißenden Flutwelle. Alexandra holte tief Luft.

Eine Bewegung, bei der sich ihr Busen hob und senkte und die Max’ Blick magnetisch anzog. Eloise war immer stolz auf ihre Schönheit gewesen, hatte sich für eine femme fatale gehalten, der kein Mann widerstehen konnte. Doch ihre Schwester strahlte eine viel ursprünglichere Weiblichkeit aus, auch ohne die Designerkleider und das professionelle Make-up. Ihre natürliche Sinnlichkeit umgab sie wie eine Aura. Max runzelte die Stirn. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war noch eine Ehefrau, deren Libido sie in die Betten anderer Männer trieb. Dennoch fühlte er die magnetische Anziehungskraft, die seine Sinne verwirrte.

Er schob es darauf zurück, dass er schon zu lange mit keiner Frau mehr zusammen gewesen war. Doch er war vierunddreißig, erwachsen genug, um seine Libido unter Kontrolle zu halten und seine Energien in nützlichere Bahnen zu lenken.

Alexandra schaute zu Max. Er strahlte Macht und Selbstsicherheit aus. Ja, er sah sehr gut aus – wenn man den dunklen, grüblerischen Typ mochte. Er vereinte in sich die Geschichte all jener, die über Fortenegro geherrscht hatten – Mauren und Normannen und vor ihnen Ägypter, Phönizier, Griechen und Römer. Sein Stolz umhüllte ihn wie ein unsichtbarer Umhang, lag auf seinen Schultern wie die Robe jener, die dieser Insel ihren Willen aufgezwungen hatten. Und nun war er es, der der Insel seinen Stempel aufdrücken wollte.

Aber auch sie besaß Macht – die Macht, der Insel den nächsten Herrscher zu geben, einen weisen und gerechten Herrscher. Ihr Sohn von dem Mann, der sie als Blutzoll hergeholt hatte, Traditionen folgend, die in eine längst vergangene Ära gehörten. Doch sie war eine Frau der heutigen Zeit, eine starke Frau mit einem eigenen Kopf und dem Willen, sich durchzusetzen, kein junges Mädchen mehr mit albernen Träumen. Sicher, früher einmal hatte sie davon geträumt, die Liebe zu finden und einen Mann, der die Fehler der Vergangenheit berichtigte und sich mit Hingabe für ihr Volk einsetzte. Allerdings hatte sie auch gewusst, dass sie einen solchen Mann niemals auf der Insel finden würde, wo Männer wie ihr Großvater das Sagen hatten. Und heute, mit siebenundzwanzig, hatte sie sich damit abgefunden, dass sie einen solchen Mann nie an ihrer Seite haben würde. Dennoch lebte noch immer der Wunsch in ihr, die Welt zu verändern. Diese Möglichkeit war auf einmal in greifbare Nähe gerückt. Wenn sie den Sohn gebar, den der neue Herrscher der Insel von ihr forderte, konnte sie das Leben der Inselbewohner zum Besseren wenden.

Alexandra schüttelte das lange Haar zurück. Im letzten Licht der untergehenden Sonne schimmerte ihr Gesicht rosig. Max runzelte die Stirn. Weder gefiel ihm seine Reaktion auf sie, noch verstand er es. Da war ein wilder Stolz an ihr, der den unbekannten Drang in ihm auslöste, sich auf die Herausforderung einzulassen. Eloise war sexuell provozierend gewesen, und es hatte ihn kalt gelassen. Alexandra jedoch reizte ihn mit ihrem Stolz, nicht mit ihrer Sexualität, und dennoch sprach sein Körper darauf an. Nun, Alexandra war eine schöne Frau, und er war ein Mann, der seit fast einem Jahr keinen Sex mehr gehabt hatte.

„Was also würde passieren, wenn ich mich weigere?“, verlangte sie zu wissen, mit hoch erhobenem Kopf, Stolz strahlte aus jeder Pore ihres Körpers.

„Ich kann Sie nicht zwingen, mich zu heiraten. Doch meine Minister sind der Ansicht, dass, zeige ich mich nicht als würdiger Herrscher und erklären Sie sich nicht bereit zu einer Ehe mit mir, um die Schande von unseren beiden Häusern zu heben, die Menschen auf der Insel es durchaus in die eigene Hand nehmen könnten, um von Ihnen Wiedergutmachung zu erhalten.“

Die drohende Warnung hing zitternd in der Luft des Turms, der seit Generationen den Feinden Fortenegros standhielt, der das Leben und die Ehre der Herrscher geschützt hatte.

Die Farbe wich aus Alexandras Wangen, doch sie selbst zeigte keine Schwäche. Nur der leise Laut ihres ausgestoßenen Atems und das unwillkürliche Schlucken waren Reaktionen, die ihre Anspannung verrieten.

Natürlich war sie ebenso verwöhnt und eingebildet wie ihre Schwester. Schließlich stammten sie aus derselben Familie, und wie ihre Schwester und ihr Großvater würde auch sie nur Gleichgültigkeit gegenüber den Modernisierungsplänen für sein Land übrig haben. Aber sie hatte Mut, wie Max ihr zugestehen musste.

„Ich vermute, Graf Petronius hat den Vorschlag gemacht, mir damit zu drohen, mich dem Volk zu überlassen“, sagte sie verächtlich. „Er und mein Großvater waren erbitterte Feinde, die sich ihr Leben lang bekämpft haben, um mehr Einfluss auf den Thron zu erlangen.“

„Sie haben recht, es war tatsächlich Graf Petronius, der mir berichtete, dass man in bestimmten Gegenden der Insel Ehebrecherinnen noch immer in den Kerker wirft“, bestätigte Max.

Alexandra schwor sich, weder Angst noch Schwäche zu zeigen. „Ich bin keine Ehebrecherin. Auch bin ich kein Stück Ware, das man dazu benutzen könnte, um eine angebliche Schuld meiner Familie bei Ihnen abzuzahlen, nur damit Sie Ihre Ehre retten und Ihrem Stolz Genüge getan wird.“ Beißende Verachtung troff aus jedem ihrer Worte.

„Es geht hier weder um meine Ehre noch um meinen Stolz“, widersprach er kalt.

Alexandra zuckte nur leicht die Achsel. Die Bewegung ließ ihr Oberteil etwas verrutschen und entblößte die goldene Haut einer Schulter. Natürlich bemerkte sie es, doch sie hielt sich davon zurück, ihr Top zu richten. Er sollte nicht denken, ihr wäre es peinlich, wenn er ihr nacktes Fleisch sah.

Sie ist eine außergewöhnlich reizvolle Frau, gestand Max sich ein. Und doch schien sie die Macht ihrer Sinnlichkeit nicht zu kümmern. Sie trug ihr teures haute-couture-Kleid mit einer Gleichgültigkeit, als wäre es von der Stange aus irgendeinem Kaufhaus. Mochte sie sich ihrer Wirkung auf seine Libido auch nicht bewusst sein – Max konnte es nicht ignorieren. Es hatte mehrere Frauen gegeben, die eine Zeit lang sein Leben und sein Bett mit ihm geteilt hatten – schöne, verführerische Frauen, von denen er sich ohne Bedauern nach einer befriedigenden sexuellen Beziehung getrennt hatte, doch bei keiner von ihnen hatte eine bloße Schulter ausgereicht, um ihn zu erregen. Den Blick auf diese Schulter zu lenken war ebenso erotisch, als würde er ihre Haut streicheln und die seidige Wärme an seinen Fingern spüren.

Wütend über diesen Anflug von Schwäche, wandte Max den Blick ab. Sein Leben war auch so schon kompliziert genug, ohne dass er sich noch mehr aufhalste. Es war wesentlich einfacher und auch sehr viel sinnvoller, wenn er sie glauben ließ, dass es ihm nur auf den Sohn ankam, als ihr die Wahrheit zu sagen.

„Das Volk wartet gespannt darauf, dass ich die Thronfolge sicherstelle“, sagte er knapp.

Die Thronfolge. Ihr Sohn. Der Schlüssel, um das Volk von Fortenegro aus seinem mittelalterlichen Gefängnis zu befreien. „Mein Großvater würde behaupten, es sei meine Pflicht, zu tun, was Sie von mir verlangen, und den Platz meiner Schwester einzunehmen.“

„Und wie stehen Sie dazu?“

„Ein Mann, der eine Frau mit Hinterlist und Drohungen in eine Ehe zwingt, ist kein Mann, den ich respektieren und ehren könnte. Aber Sie sind ja nicht nur einfach ein Mann, nicht wahr? Sie sind der Herrscher von Fortenegro – ein Prinz.“

Noch während sie sprach, überrollte sie ein überwältigendes Gefühl ihres Schicksals. Von ihr wurde ein Opfer verlangt, aber die enorme Bedeutung, die dieses Opfer für ihr Volk haben würde, erfüllte ihr Herz mit Hoffnung. Ein letztes Mal holte sie tief Luft, dann sagte sie sehr gefasst: „Ich werde Sie heiraten. Doch innerhalb dieser Ehe werde ich mein eigenes Leben führen. Bevor Sie zu Vorwürfen ansetzen, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich keineswegs vorhabe, meine Schwester zu kopieren und zu einer nicht abreißenden Folge von Männern ins Bett zu steigen. Doch ich habe gewisse Vorstellungen über mein Leben, und diese werde ich verwirklichen.“

„Vorstellungen welcher Art?“, fragte Max, doch sie schüttelte nur den Kopf.

Als Kronprinzessin konnte sie endlich mit einigen von den Projekten beginnen, von denen sie ihren Großvater hatte überzeugen wollen. Der alte Mann jedoch hatte sich wütend geweigert und ihr verboten, sich an eines dieser Projekte zu wagen. Sie konnte auf ihrem eigenen Gut damit anfangen, die finanziellen Mittel dafür besaß sie. Ihr Großvater war ein reicher Mann gewesen. Bildung für die Kinder, bessere Arbeitsbedingungen für die Eltern … es gab so vieles, was sie tun wollte. Doch sie musste vorsichtig vorgehen. Bevor die Ehe nicht geschlossen worden war, konnte sie nichts unternehmen.

Wieso fühlte er diese Dunkelheit in sich, so als hätte er sich selbst verloren? Alexandra hatte ihm doch die Antwort gegeben, die er brauchte. Doch er spürte auch, dass sie etwas vor ihm verheimlichte, eine Absicht, die möglicherweise seine eigenen Pläne infrage stellen konnte.

Max schüttelte die Zweifel ab. Er brauchte diese Ehe für seine Zwecke so nötig, wie sie sie für ihre Sicherheit brauchte. Sie beide gewannen etwas dadurch, ebenso wie sie beide etwas verloren.

„Also sind wir uns einig?“, fragte er. „Ihnen ist klar, dass Sie den Platz Ihrer verstorbenen Schwester als meine Ehefrau einnehmen, in meinem Leben, in meinem Bett, als die Mutter meines Erben?“

Es waren kalte Worte, die eine ebenso kalte Ehe beschrieben. Doch die Worte mussten ausgesprochen werden. Es durfte keine Missverständnisse geben.

Alexandra hob ihr Kinn. „Ja, ich verstehe vollkommen.“

„Nun gut.“

Sie sahen sich an – zwei Menschen, die einander weder vertrauten noch sich mochten, denen jedoch klar war, dass ihnen durch zwingende Umstände eine gemeinsame Zukunft vorgezeichnet war.

3. KAPITEL

„Ach, wie traurig, dass deine selige Mutter diesen Tag nicht mehr miterleben kann. Die Tochter heiratet unseren Prinzen und wird Kronprinzessin.“

„Ja, ich wünschte auch, Mutter würde noch leben, Maria“, sagte Alexandra zu der alten Frau, die zum Haushalt des Großvaters gehörte, seit Alexandra denken konnte.

Sie hatte nur liebevolle Erinnerungen an ihre Eltern, die bei einem Skiunfall in Italien ums Leben kamen, als sie erst dreizehn gewesen war. Noch heute vermisste sie die Eltern schrecklich, vor allem in Zeiten wie diesen. Nie hatte sie sich einsamer gefühlt, hier in den Gemächern ihres Großvaters, mit dem unschätzbar wertvollen Brokatkleid, in dem traditionell alle Bräute des Prinzen vor den Altar traten. Ihre Schwester hatte sich strikt geweigert, dieses schwere Kleid für die Hochzeit zu tragen. Doch das Gewicht des Stoffes war nichts im Vergleich zu der Verantwortung, die sich mit der Heirat auf ihre Schultern legen würde. Sie tat es für ihr Land und ihre Landsleute. Und für ihren zukünftigen Sohn, der der Insel endlich Freiheit und Demokratie bringen würde.

Ein lautes Klopfen ertönte an den großen Flügeltüren und kündigte den Hofmeister an, im vollen Staat, begleitet von den königlichen Herolden und den höchsten Würdenträgern des Staates. Und plötzlich schien das goldene Kleid nicht mehr so überladen, als sie in die Mitte der prunkvollen Gruppe in roten und goldenen Livreen trat.

Da Alexandra keine männlichen Verwandten mehr hatte, fiel dem Hofmeister die Rolle ihrer Eskorte zu. Die lange Robe glitt leise über den Boden, als sie an seinem Arm würdevoll durch die hohen Türen zum großen Audienzsaal schritt.

Max sah auf den geneigten Kopf seiner Braut, die traditionell vor ihm kniete, während der Erzbischof die königliche Trauungszeremonie vollzog.

Es missfiel Alexandra ungemein, dass sie vor ihrem Gemahl knien musste, doch sie dachte dabei an das Wohl ihres Landes. Mit diesem Trost wahrte sie die Fassung, während die beiden Bischöfe Weihrauch über sie schwenkten und Rosenblätter auf sie niederregnen ließen.

„Öffnet die Portale, damit sich die guten Nachrichten bis in die entlegensten Winkel des Reichs verbreiten. Der Prinz hat geheiratet“, verkündete der Erzbischof feierlich. „Die Herolde sollen ihre Fanfaren blasen und die Freude im ganzen Land verkünden.“

Aus ihrer knienden Position konnte Alexandra nicht viel sehen, doch sie merkte, wie Sonnenlicht die Kathedrale flutete, als die schweren Pforten aufgezogen wurden. Max fasste nach ihren Händen, die sie noch immer verschränkt vor sich hielt.

Laut Tradition durfte sie ihren Ehemann nicht ansehen, bis er sie dazu aufforderte. Die Tradition verlangte auch, dass sie ihrem Ehemann die Fußspitzen küssen müsse, aus Dankbarkeit, weil er sie zu seiner Frau genommen hatte. Alexandra hielt sich weder an das eine noch an das andere. Mit schmalen Lippen richtete sie sich auf, die Augen fest auf Max’ Gesicht gerichtet. Ihr Triumphgefühl über die eigene Willensstärke, das sie bei dem schockierten Laut des Erzbischofs verspürte, erstarb jäh, als Max vortrat, sie bei den Schultern fasste und langsam den Kopf beugte.

Als ihr klar wurde, was er vorhatte, versteifte sie sich. „Du kannst mich nicht küssen. Das bricht mit jeglicher Tradition.“

„Wir werden unsere eigenen Traditionen schaffen“, sagte er nüchtern und presste seinen Mund auf ihren.

Seine Lippen waren warm und fest und selbstsicher, ihre dagegen nicht. Ihre Lippen zitterten und teilten sich unwillkürlich in hilfloser Verwirrung. Ihr Versuch, ihre Unabhängigkeit zu zeigen, war von ihm auf höchst effektive Weise zunichte gemacht worden. Sie konnte sich nicht einmal wehren. Er hob den Kopf, dann strich er noch einmal sanft über ihren Mund.

Wüsste sie es nicht besser, würde sie behaupten, diese Geste solle ihr Zuversicht spenden. Doch das war unmöglich, ja sie war überzeugt, dass er sie mit diesem Kuss verspottete. Oder vielleicht nahm er auch an, sie wäre wie Eloise, und freute sich auf gemeinsame lustvolle Stunden. Dann allerdings würde er sehr überrascht sein, denn sie besaß keineswegs die sexuelle Erfahrung ihrer Schwester. Jetzt war es zu spät für Reue, dass sie Studium und hehre Ziele immer den Vorrang vor den Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gegeben hatte.

„Es ist nicht Brauch, dass die Braut des Prinzen ihm als Gleichberechtigte zur Seite steht, bevor sie die Erlaubnis dazu erhält“, ließ sich der Erzbischof missbilligend vernehmen.

„Manche Traditionen müssen zugunsten modernerer Bräuche nachgeben“, erwiderte Max, noch bevor Alexandra die Gelegenheit hatte, das Knien zu verweigern.

„Es ist aber unser Brauch“, beharrte der Erzbischof streng.

„Dann ist es Zeit für einen neuen Brauch“, bestimmte der Prinz. „Für einen, der auf Gleichberechtigung beruht.“

Alexandra machte höchstwahrscheinlich ein ebenso schockiertes Gesicht wie der Kirchenmann, wenn auch aus einem anderen Grund. Das Letzte, was sie aus dem Munde ihres frischgebackenen Ehemannes zu hören erwartet hätte, war das Wort „Gleichberechtigung“.

Max wusste, er hatte den Erzbischof beleidigt. Doch der Anblick, wie Alexandra da vor ihm kniete, war ihm derart zuwider gewesen, dass er sich nicht hatte zügeln können. Der Erzbischof musste unbedingt befriedet werden. „Ich halte es für unpassend“, sagte er darum in einem versöhnlicheren Ton, „dass die Mutter des Thronerben vor irgendjemandem knien sollte.“

Der Erzbischof nickte stumm, er wirkte beruhigt.

Fortenegros neuer Herrscher ist ein gefährlich cleverer Mann, dachte Alexandra, als Max sie am Arm durch das Mittelschiff aus der Kathedrale führte und ihr beim Einsteigen in die wartende königliche Kutsche half.

Eine Stunde später stand das Brautpaar auf dem Hauptbalkon des Palastes und präsentierte sich dem jubelnden Volk.

„Zumindest freuen sich die Menschen über unsere Hochzeit“, raunte Max ihr zu.

„Haben sie auch so laut gejubelt, als du mit Eloise hier gestanden hast?“, konnte Alexandra sich nicht verkneifen zu fragen. Sie bereute ihre zynischen Worte sofort. Sie erinnerten sie an die Zeit in ihrer Kindheit, als sie sich immer zurückgesetzt gefühlt hatte, weil ihr Großvater die Schwester vorzog. Damals hatte sie sich verzweifelt darum bemüht, um ihrer selbst willen geliebt zu werden. Diese Worte waren ein Fehler gewesen, schließlich erwartete sie nichts von dem Mann, der der Ehemann ihrer Schwester gewesen war.

„Das war etwas anderes“, antwortete er leise.

Anders? Inwiefern? Weil er ihre Schwester geliebt hatte?

Unten auf dem großen Marktplatz machte man sich für das große Volksfest bereit. Tänzer in der Nationaltracht stellten sich auf, die königliche Garde mit ihren Uniformen in leuchtenden Farben gruppierte sich zur Wachablösung. Die Turmuhr an dem hohen Kirchturm auf der gegenüberliegenden Seite, die Alexandra früher so fasziniert hatte, zog noch immer Scharen von Kindern an. Auch jetzt warteten die Jungen und Mädchen gespannt auf den Glockenschlag um Mittag, der das mechanische Puppenspiel in Gang setzen würde.

Alexandra schloss die Augen. Eloise hatte sich immer mehr für die Wachablösung interessiert. Die Schwestern waren einander nie sehr eng verbunden gewesen, was jedoch nicht hieß, dass Alexandra sich wohl dabei fühlte, den Platz der Schwester zu übernehmen. Wenn sie heute Nacht ihr Opfer bringen und in Max’ Armen liegen würde, ob er dann an Eloise dachte? Ob er sie mit der Schwester vergleichen würde? Die beiden mussten sich gut im Bett verstanden haben, denn trotz der steifen Gardeuniform strahlte der Mann neben ihr pure Sinnlichkeit aus. Es beunruhigte sie zutiefst, dass es diese Sinnlichkeit war, die ihre Gedanken beschäftigte. Sie sollte sich auf die wichtigeren Aspekte seiner Persönlichkeit konzentrieren.

Max schaute auf die fröhlich feiernde Menge dort unten – auf die Menschen, die ihn angeblich, so der Graf, als Herrscher verjagt hätten, hätte er sich nicht den altertümlichen Traditionen gebeugt. Erneut hatte er eine Ehefrau, dieses Mal eine, die zur Ehe erpresst worden war. Er wünschte, er wüsste mehr über Alexandra. Eloise hatte kaum von ihrer Schwester gesprochen, hatte nur erwähnt, Alexandra sei eifersüchtig gewesen, weil der Großvater sie, Eloise, mehr geliebt habe.

Würde er Alexandra besser kennen, könnte er abschätzen, ob er offen und ehrlich mit ihr reden sollte. Dann würde er ihr sagen, wie sehr er es verabscheute, dass sie zu dieser Ehe gezwungen worden war. Dann hätte er ihr sagen können, dass er sie freigeben würde, sobald sich die Möglichkeit dazu bot. Und er hätte ihr auch von seinen Träumen und Vorstellungen für sein Volk erzählen können. Doch er kannte sie nicht, und er vertraute ihr nicht, also schwieg er. Denn er hatte diesen Fehler schon einmal begangen.

In der ersten Zeit der Ehe mit Eloise war er noch blauäugig genug gewesen, um darauf zu hoffen, dass sie es irgendwie schaffen würden, eine auf gegenseitigem Respekt basierende Beziehung zu führen und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Also hatte er Eloise erzählt, was er erreichen wollte. Und sie hatte sich darüber beschwert, wie langweilig er doch sei. Er solle seinen Ministern das Regieren überlassen, schließlich wolle sie sich amüsieren. Die Ehe mit ihm hatte sie dann auch schnell gelangweilt, nachdem ihr klar wurde, dass er sich keineswegs auf den verwöhnten europäischen Jet-Set einlassen wollte. Eloise und Alexandra waren im selben Haus aufgewachsen. Und obwohl Alexandra anders als ihre Schwester zu sein schien, hieß das nicht, dass er ihr trauen konnte. Also wäre es wohl klüger, wenn er sein Vorhaben für sich behielt.

Graf Petronius trat zu Max. „Die Leute warten darauf, dass Eure Hoheit sich unter die Menge mischt. Damit Ihr Eure Braut dem Volk präsentieren könnt und jeder seine Glückwünsche aussprechen kann.“

Max runzelte die Stirn. „Ich halte das für keine besonders gute Idee.“

Alexandra schnappte leise nach Luft, als ihr verletzter Stolz sich meldete. „Ich nehme an, bei der Hochzeit mit Eloise bist du diesem Brauch gefolgt. Sicher warst du gerne bereit, dich mit Eloise deinen Untertanen zu zeigen.“

Zu oft war sie während ihrer Kindheit in den Hintergrund geschoben worden, während ihr Großvater sich voller Stolz mit Eloise sehen ließ. Jene, die er mit der Betreuung der beiden Mädchen beauftragt hatte, hatten immer mit geschürzten Lippen die Köpfe über Alexandra geschüttelt, hatten ihr vorgeworfen, schwierig zu sein, und behauptet, es sei kein Wunder, dass der Großvater die viel nettere und hübschere Eloise bevorzuge. Die gleichen Gefühle wie damals bemächtigten sich jetzt ihrer, schalteten Logik und Verstand aus. Sekundenlang sah sie in ihrem Ehemann den Großvater und empfand die gleiche grausame Zurückweisung wie damals. Dass ihr seine saloppe Antwort von vorhin wieder einfiel, mit Eloise sei es etwas anderes gewesen, fachte ihre irrationale Wut nur weiter an.

„Ich werde mich nicht vor dem Volk erniedrigen lassen und stumm zurückstehen“, presste sie zwischen zusammengepressten Lippen hervor. „Du bist derjenige, der diese Ehe erzwungen hat. Mit der Heirat habe ich die Schuld meiner Familie abgetragen. Für das Volk bin ich jetzt ihre Prinzessin, sie haben ein Recht darauf, mich willkommen zu heißen. Und ich habe das Recht, das Willkommen des Volkes entgegenzunehmen.“

Alexandra sprach mit Stolz und Bedacht. Vielleicht waren seine Ängste um ihre Sicherheit inmitten einer Menge, die ihr noch vor Kurzem mit aufgebrachter Wut begegnet wäre, ja übertrieben. Sie kannte die Menschen sicherlich besser als er.

„Die Prinzessin hat recht, Euer Hoheit“, meldete sich der Graf. „Das Volk erwartet es.“

„Nun gut“, stimmte Max zu.

Der Markplatz war überfüllt mit Menschen, Essensgeruch hing in der Luft, von den vielen Ständen, die landestypische Gerichte anboten. Das Gewicht des goldenen Brautkleides machte es Alexandra schwer, sich am Arm ihres Ehemannes mit gemessenen Schritten einen Weg durch die Menge zu bahnen. Anfangs hatten die Wachen sie beide noch flankiert, doch in dem Gewühl war der Schutzring bald durchbrochen worden. Die Leute lachten fröhlich, dennoch war es Alexandra unmöglich, die allgemeine Armut zu ignorieren, vor allem nicht im Vergleich zu dem Pomp und Luxus, in dem die Höflinge lebten – einschließlich ihr selbst. In der Menge der Gesichter erkannte sie einige, die für ihren Großvater gearbeitet hatten. Eine Welle der Scham überkam sie, als ihr bewusst wurde, dass ihre Familie mit für diese Armut verantwortlich war. Das musste sich ändern, sie war fest entschlossen, etwas zu unternehmen.

Ein Höfling warf Münzen in die Menge, und grimmig verfolgte Alexandra mit, wie die Kinder sich darauf stürzten, um das Geld einzusammeln. Ein Kleinkind brach in Tränen aus, als ein größeres Kind ihm die aufgehobenen Münzen aus der Hand riss. Die Szene zehrte an Alexandras Herz. Sie machte einen Schritt vor, um einzugreifen, und war erstaunt, als Maximilian ihr zuvorkam. Er ging vor den beiden Kindern auf ein Knie und nahm deren Hände. Furcht zog auf die Mienen der Familien, die dabei standen. Cosmo hatte die Ärmsten der Armen ohne Erbarmen behandelt, hatte Steuern erhöht und harte Strafen für die geringsten Vergehen verhängt. Er hatte die Menschen verlacht und gespottet, sie könnten ja von der Insel wegziehen und es woanders versuchen, wenn ihnen nicht passe, wie er sein Land regierte.

Verschüchtert öffneten beide Kinder ihre Hände für Max. Ärger wallte in ihm auf, als er die wenigen Pennys sah, über die ein solcher Aufruhr entstanden war. Doch er hatte sich über die finanzielle Situation auf der Insel informiert – für viele Familien bedeuteten schon ein paar Pennys einen riesigen Unterschied. Eines Tages, so schwor er sich, würde kein Kind auf Fortenegro mehr hungrig zu Bett gehen müssen.

Er verteilte die Münzen gerecht an beide Kinder, schloss die kleinen Finger darum und richtete sich auf.

„Meine Landsleute“, hob er mit fester Stimme an, „um den heutigen Tag gebührend zu feiern, wird jede Familie auf Fortenegro einhundert Fortens erhalten.“

Ein aufgeregtes Raunen lief durch die Menge. Der Graf schnappte entsetzt nach Luft. „Aber Euer Hoheit, eine solche Geste wird ein tiefes Loch in die königliche Schatzkammer reißen.“

„Sicherlich kein so tiefes wie die neue Jacht, die mein Cousin vor seinem Tod für sich in Auftrag geben wollte“, erwiderte Max nüchtern.

Tränen der Dankbarkeit standen den Menschen in den Augen. Auch Alexandra verspürte ein Brennen in ihrer Kehle über die unerwartete Großzügigkeit. Dennoch ist er immer noch Cosmos Cousin, ermahnte sie sich in Gedanken. Und er war der Mann, der sie lieber zu einer Ehe zwang, als seinen Herrscherstatus und alles, was damit zusammenhing, aufzugeben. Daran änderte auch ein einzelner Akt der Güte nichts.

Es schockierte Alexandra, welch widerstreitende Gefühle in ihr tobten. Wollte sie wirklich nur das Beste von ihm glauben? Das würde ja bedeuten, dass sie bereits emotionell empfänglich für ihn war. Doch nein, das war ja lächerlich. Was sie fühlte, war allein die Sorge um ihr Volk, und sie würde sicherstellen, dass er es auch so sah!

Sobald der Graf sich zurückgezogen hatte, hob sie unmerklich ihr Kinn. „Es ist natürlich nett, den Menschen eine solche Summe zu überlassen, doch was sie wirklich brauchen, ist eine anständige Entlohnung für ihre Arbeit, statt der Hungerlöhne, die ihnen die reichen Landbesitzer zahlen.“

„Zu denen auch dein Großvater gehörte“, konterte Max kühl.

Ihre Worte hatten einen wunden Punkt getroffen. Aber was hatte er denn erwartet? Dass sie ihn plötzlich bewunderte? Dass sie ihn mit Wärme im Blick statt mit Verachtung ansehen würde? Dass sie sich in seine Arme werfen würde? Natürlich nicht. Und weshalb sollte es ihm etwas ausmachen, was sie über ihn dachte? Sie diente lediglich als Mittel zum Zweck … Und doch war sie ein Mensch, dessen Freiheit uralten Bräuchen geopfert wurde. Zum Besten des Inselvolkes, wie Max sich zu überzeugen suchte, gegen die eigenen Prinzipien.

„Ich denke, es wird Zeit für uns, in den Palast zurückzukehren.“

Ein leichtes, ach so erotisches Prickeln lief über Alexandras Haut, dort an der Stelle, über die Max’ warmer Atem gestrichen war. Die eigene Reaktion überraschte sie, Schock folgte auf Vergnügen. Das war so völlig untypisch für sie, so unerwartet und unerwünscht und zudem inakzeptabel. Und doch klammerte sich ihr Körper gierig an die Erinnerung, wünschte sich sogar noch mehr. Jahrelang hatte sie sich nicht nach den Zärtlichkeiten eines Mannes gesehnt, auch hatte sie sie nicht vermisst. Warum war sie sich also jetzt, gerade so, als wäre ein magischer Schalter umgelegt worden, der Sinnlichkeit dieses Mannes bewusst?

Voller Zorn auf sich selbst achtete Alexandra auf Abstand, um einen zweiten Anschlag auf ihre Sinne unmöglich zu machen. Dies war der Mann, der sie zu einer Ehe gezwungen hatte, der ihr sagen wollte, was sie zu tun und zu lassen habe. Für ihn war sie nichts anderes als die Einlösung einer Schuld. Und heute Nacht würde sie in seinen Armen die erste Rate zu zahlen haben.

Noch während sie von ihm abwich, streckte er die Hand aus, um sie zurückzuhalten. In dem seltsam empfindsamen Zustand, in dem ihr Körper sich befand, spürte sie jede einzelne seiner Fingerspitzen auf ihrem Arm, so als gäbe es keine Barriere zwischen ihnen. Haut auf Haut, Fleisch auf Fleisch. Verstörende Bilder drängten sich ihr auf, schlängelten sich in ihre Gedanken wie giftige Nattern. Bilder von ihm, zusammen mit ihrer Schwester … wie er Eloise berührte, liebkoste, bewunderte. Es waren dumme Bilder, gefährliche Bilder. Alexandra stand in keinem Konkurrenzkampf mit ihrer toten Schwester, es ging ihr nicht darum, ob er sie begehrte oder nicht. Sie hatte der Heirat nur aus einem einzigen Grund zugestimmt – für das Volk von Fortenegro. Um Mutter eines Herrschers zu werden, der eines Tages mit Güte und Weisheit regieren würde. Nur deshalb war sie bereit, alles auf sich zu nehmen.

Sie riss ihren Arm zurück und mengte sich unters Volk.

„Alexandra, nicht!“ Max fluchte unter angehaltenem Atem und setzte ihr nach, als sie von der Menge verschluckt wurde.

Menschen umringten sie, schoben sie hin und her. Fast hätte Alexandra in dem Gedränge das Gleichgewicht verloren, und plötzlich flackerte Furcht in ihr auf, als ihr klar wurde, wie wehrlos das schwere Brautkleid sie der Menschenmenge auslieferte.

Ein alter Mann packte ihren Arm. „Seht zu, dass Ihr unserem Prinzen besser dient als Eure Schwester, die Dirne. Indem sie Schande über ihn gebracht hat, hat sie Schande über uns alle gebracht.“

Seine Augen blitzten toll, seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihr Fleisch. Die Stimmung der Menschen schlug um, das allgemeine Lachen machte argwöhnisch gerunzelten Stirnen Platz. Alexandra blickte sich suchend nach den Wachen um, doch keine Uniform war zu sehen. Sie befand sich allein in einer Menge, die ihr plötzlich nur Feindseligkeit entgegenbrachte.

Sie hätte sich nie für jemanden gehalten, der leicht in Panik ausbrach, doch jetzt schnürte Angst ihr die Kehle zu.

Und dann lag plötzlich eine zweite Hand auf ihrem Arm, und ihr Körper erkannte unwillkürlich, wem diese Hand gehörte.

„Prinzessin Alexandra hat das Sühnegeld bezahlt, das ihre Familie dem Volk von Fortenegro schuldet. Deshalb ist sie heute als meine Braut und eure Prinzessin hier.“

Max war an ihrer Seite, seine Anwesenheit beruhigte die aufgebrachte Menge. Der alte Mann ließ Alexandra los, und die Leute murmelten ihre Zustimmung. Ruhig und entschieden führte Max Alexandra von der Menge fort, und plötzlich erscholl eine männliche Stimme aus dem Pulk.

„Ihr solltet zusehen, dass bald ein junger Prinz im Königshaus zur Welt kommt, Euer Hoheit.“

Andere stimmten zu, gaben in der Anonymität der Menge deftige Kommentare und Ratschläge für das Brautpaar ab. Alexandras Wangen brannten, sie fand die Situation zutiefst erniedrigend, auch wenn sie maßlos erleichtert über ihre Rettung war.

Max führte sie zu einem Seiteneingang in einem der Türme des ursprünglichen Schlosses, um die Massen, die sich vor den Palasttoren versammelt hatten, ungesehen zu umgehen. Nach dem Trubel auf dem Marktplatz war Alexandra froh um die Ruhe in dem kühlen Inneren. Das Kleid war längst zu einer unerträglichen Last geworden, hinter ihren Schläfen pochte es unangenehm. Die Realität dessen, was sie getan hatte, holte sie ein, erfüllte sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Angst. Ich darf nicht nur an mich denken, mahnte sie sich still, während sie die Steinstufen hinaufstieg. Sie wusste, diese Stufen führten zu einem Gang, der das alte Schloss mit dem nachträglich gebauten modernen Teil des Palastes verband.

Alexandra war fast beim oberen Treppenabsatz angelangt, als sie auf den Saum ihres Kleides trat und stolperte. Max, der einige Stufen hinter ihr ging, hörte ihren erschreckten Aufschrei und sprintete los, um sie aufzufangen.

Wenn sie am ganzen Leib zitterte wie die ersten jungen Blätter im Frühlingswind, dann lag es an dem Schreck. Wenn sie sich schwach fühlte und ihr Herz heftig pochte, dann war das schwere Kleid dafür verantwortlich. Wenn sie sich nicht rühren konnte, dann nur wegen der Arme, die sie gefangen hielten.

Sie musste Max dazu bringen, dass er sie losließ. Es war gefährlich, so von ihm gehalten zu werden. Verstört sah sie zu ihm auf, ihr Blick wanderte von seinem Kinn zu seinem Mund und blieb daran haften. Das Zittern, durch den Schreck hervorgerufen, wurde zu einem Beben, das aus den Tiefen ihres Inneren aufstieg und ihren ganzen Körper durchfuhr. Alles in ihrem Kopf drehte sich, ihr schwindelte. Sie war nicht mehr sie selbst, war stattdessen zu einer Frau geworden, die sich schmerzhaft nach etwas Unbekanntem und Verbotenem sehnte. War es dieses Gefühl, das ihre Schwester in die Arme fremder Männer getrieben hatte? Der Hunger nach dem, was sie nicht haben durfte? Ein erschreckender Gedanke, hatte Alexandra für Eloises Verhalten doch immer nur Abscheu übrig gehabt.

Es liegt nur an dem Hämmern ihres Herzens, dass mein eigenes Herz in den harten Rhythmus mit einfällt, versuchte Max sich einzureden. Es war nur die Enge in dem steinernen Turm, weshalb ihn der Duft ihres Haares und ihrer Haut so erregte. Er war ein Mann und sie war eine Frau, und nur deshalb erwachte diese unerwünschte Leidenschaft und ließ seinen Griff um sie fester werden.

Er wusste, dass er sie begehrte. Wieso? Es war unlogisch und unbegreiflich, und dennoch drohte es jede verstandesmäßige und moralische Barriere in ihm wegzuschwemmen. Er fühlte sich, als wäre er plötzlich ein anderer geworden, zur Geisel seines eigenen Verlangens. Voller Abscheu und Verachtung blickte er auf diese Person.

Eine Ewigkeit hätte vorbeigehen können, vielleicht verstrichen aber auch nur Sekunden. Alexandra wusste es nicht zu sagen, die wirren Gefühle, die in ihr tobten, machten es ihr unmöglich. Solange der Prinz sie umarmt hielt, konnte sie nicht logisch denken. Diese dunkle, alberne Sehnsucht vereitelte jeden klaren Gedanken. Sie wusste nur, dass seine Lippen lediglich einen Seufzer von ihren entfernt waren. Und alles, was sie wissen wollte, war, wie es sich anfühlen mochte, wenn er ihren Mund in Besitz nahm. In diesem Moment bestand ihre Welt nur aus Maximilian.

Die normale Alexandra, die Frau, die sie kannte, hätte niemals die Augen geschlossen und sich mit dem lockenden Seufzer einer Sirene gegen ihn fallen lassen. Doch die neue Alexandra wollte ihrem mahnenden Alterego nicht gehorchen.

Er sollte widerstehen, das war Max klar. Gespielte Sehnsucht und falsche Vertrautheit waren immer Eloises bevorzugter Trick gewesen. Es war ihm nie schwergefallen, dem zu widerstehen, wenn sie es bei ihm versucht hatte. Doch bei Alexandra war es anders. Ihre Lippen, so weich und warm und ungeschminkt, waren zum Küssen geschaffen und ließen Flammen in ihm auflodern, die wie ein Waldbrand durch ihn hindurchjagten.

Extreme Gefahr und extremes Verlangen gingen Hand in Hand, als ihre Münder sich trafen, schufen extremes Wohlbehagen, ja schier unerträglichen Genuss. Ein Vorgeschmack auf die gemeinsame Nacht, die vor ihnen lag. Wie hatte ihre Schwester sich nach anderen Männern sehnen können, wenn sie einen Ehemann hatte, der ihr solche Freuden bereiten konnte?

Eloise! Abrupt machte Alexandra sich aus Max’ Armen los, bevor er Zeit zu reagieren hatte. „Meiner Schwester mag es vielleicht nichts ausgemacht haben, wie ein Sexspielzeug behandelt zu werden, ich jedoch stehe völlig anders dazu“, sagte sie sehr beherrscht, um ihre Verletzlichkeit zu verbergen.

Ihr herablassender Ärger, ein solcher Kontrast zu ihrer vorherigen eifrigen Bereitschaft, war Öl auf das Feuer von Maximilians aufgewühlten Emotionen. Wie, zum Teufel, hatte er so schnell und so völlig die Kontrolle über sich verlieren können? „Mich hättest du glatt täuschen können“, konterte er grimmig. „Ich würde sogar behaupten, dass du …“

„Was? Dass ich selbst schuld bin?“, fiel sie ihm wütend ins Wort. „Wie typisch für einen Mann wie dich. Aber etwas anderes hätte ich wohl nicht erwarten dürfen. Cosmo war ein Rüpel, und du bist offensichtlich aus dem gleichen Holz geschnitzt.“

Ihre Anschuldigung verwandelte Max’ heiße Rage in eiskalte Wut. „Ich wollte lediglich sagen, dass es dir zu gefallen schien. Aber da wir gerade über Familienähnlichkeiten sprechen … Ich werde mich daran erinnern müssen, dass auch deine Schwester sich darin gefallen hat, die lockende Versuchung zu spielen. Sobald sie erreicht hatte, was sie wollte, wechselte sie von einer Sekunde auf die andere von heiß auf kalt.“

Ich bin nicht Eloise, wollte Alexandra sagen. Doch ihr Großvater hatte die Worte immer benutzt, um sich von ihr zu distanzieren. Du bist nicht Eloise.

So wandte Alexandra sich nur stumm ab, raffte das schwere Kleid und eilte den leeren Korridor entlang.

4. KAPITEL

Endlich hatte sich die Zofe zurückgezogen, die ihr aus dem schweren Brautkleid geholfen hatte. Alexandra war allein in dem Schlafzimmer, das sie heute Nacht mit ihrem Ehemann teilen würde. Es war eine Erleichterung, wieder die eigenen Sachen tragen zu können, auch wenn die Zofe ihren Aufzug mit einem verdutzten und tadelnden Blick bedacht hatte.

Die Suite, die sie mit Max zusammen bewohnen würde, war eine Überraschung gewesen. Alexandra hatte angenommen, er würde die königliche Suite bewohnen, an die sie sich noch aus ihrer Kindheit erinnerte. Doch Max hatte seine eigene Wohnung eingerichtet, zwar im alten Teil des Palastes, aber dafür nach modernen Standards. Die „neuen“ Herrschergemächer bestanden aus einem großen Wohnraum, einem Esszimmer, von dem eine kleine Küche abführte, dem Schlafzimmer, in dem sie nun stand, zwei Bädern und zwei separaten Ankleidezimmern, die vom Schlafzimmer aus betreten werden konnten. Im Wohnzimmer zeigte eine hohe Glasfront auf einen privaten Garten mit Swimmingpool, und von der großen Terrasse hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die rauen Klippen und das Meer.

Im Gegensatz zum Rest des Palastes mit seinem überladenen Pomp strahlten diese Räume hier eine moderne und entspannte Atmosphäre aus. Unter anderen Umständen hätte Alexandra sich hier tatsächlich zu Hause fühlen können.

Ganz bewusst hatte sie sich für Jeans und ein schlichtes T-Shirt entschieden, die sie wie ein Symbol ihrer Unabhängigkeit trug. Und weil sie sich auf jede erdenkliche Art von dem Vorfall distanzieren wollte, der sich ereignet hatte, als sie mit dem Brautkleid geschmückt gewesen war. So etwas durfte sich nicht wiederholen.

Sie wollte Max nicht. Sie wollte nur den Sohn, den er ihr schenken würde. Wenn sie heute Nacht bei ihm liegen und ihm erlauben würde, ihren Körper zu besitzen, dann nur, weil die Menschen auf der Insel von der Knechtschaft befreit werden mussten. Einen Kuss wie den auf der Turmtreppe würde es nicht wieder geben.

Erst jetzt stellte sie fest, dass sie die ganze Zeit über unruhig im Zimmer auf und ab lief. Wieso? Ihr war doch klar, dass Max heute Nacht die Begleichung der Familienschuld einfordern würde. Wollte er auf sich warten lassen, weil er sich ausrechnete, sie wäre dann gewillter, es hinter sich zu bringen? Nun, da täuschte er sich.

Alexandra schob die Glastüren auf und trat auf die Terrasse hinaus. Die Luft auf dieser Seite der Insel roch irgendwie anders – klarer, salziger, berauschender. Das Meer schützte das Schloss, wie es auch diejenigen, die es erbaut hatten, an die gefährliche Macht der Elemente erinnerte, die kein Mensch ignorieren sollte. Eine mitreißende Macht, so wie auch die Liebe.

Woher kam dieser Vergleich jetzt? Was hatte Liebe mit dem Ganzen zu tun?

Alles, antwortete Alexandra in Gedanken. Denn sie würde den Sohn lieben, der aus dieser Ehe hervorginge, und sie würde sicherstellen, dass er sein Volk liebte.

Die Spitzen des Gebirgszuges im fernen Inland waren mit Schnee bedeckt und glitzerten weiß und kalt – so kalt wie die Ehe, die sie mit Max geschlossen hatte. Wo blieb er? Wann würde er kommen und seinen Blutzoll verlangen? Alexandra schaute über die Terrasse zu den Fenstern des Schlafzimmers, das sie mit Max teilen würde. Zumindest war es nicht das gleiche Zimmer, das er mit ihrer Schwester geteilt hatte. Yania, die junge Zofe, hatte erzählt, dass Max gleich nach Eloises Tod aus den königlichen Gemächern ausgezogen war.

Weil er die Erinnerungen, die in dem ehelichen Schlafzimmer lebten, nicht ertragen konnte? Und warum sollte sie das überhaupt interessieren?

„Entschuldige, das Erledigen des notwendigen Papierkrams hat mich länger aufgehalten als gedacht.“

Erschreckt zuckte Alexandra zusammen. Hämmerte ihr Herz so hart, weil sie Max nicht hatte kommen hören? Oder weil sie keine Entschuldigung von ihm erwartet hatte?

„Hast du Hunger? Oder hast du schon gegessen?“

„Nein und nein“, antwortete sie kurz angebunden. „Sieh, wir beide wissen, warum wir hier sind, also warum bringen wir es nicht hinter uns?“

Max runzelte die Stirn. Ihre brüske Art war so anders als ihr Verhalten auf der Turmtreppe, dass er es für kalkulierte Taktik hielt. Und das irritierte ihn. Er hatte mit Ärger und Enttäuschung gerechnet, war bereit gewesen, sie zu beschwichtigen. Eisige Herablassung hatte er nach der Leidenschaft im Turm nicht erwartet. Sie forderte seinen Stolz heraus.

„Es hinter uns bringen?“, wiederholte er grimmig. „Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?“ Was war nur los mit ihm? Er wusste doch, dass es echte Intimität zwischen ihnen nicht geben konnte. Es war besser, wenn sie Distanz wahrten, zumindest auf emotioneller Basis. Und dass Alexandra vom körperlichen Aspekt ihrer Ehe nichts erwartete, hatte sie ja soeben deutlich gemacht.

Er spielte auf diesen … diesen Zwischenfall auf der Treppe an, das wusste Alexandra. Er verspottete sie! „Ja, das ist es, was ich will“, bestätigte sie, und der Stolz ließ sie hinzufügen: „Was sonst sollte ich wohl wollen?“

„Vielleicht Vergnügen?“, schlug Max vor.

Vergnügen. Sie versteifte sich, um die Bilder abzuwehren, die sich ihr aufdrängten, doch zu spät. Die Gefühle, die sie bei dem Kuss erfasst hatten, schlichen sich wieder ein, nutzten den Riss in ihrer Schutzmauer, um ihre Sinne in Aufruhr zu bringen. „Von einer Beziehung wie der unsrigen erhoffe ich mir kein Vergnügen.“ Ihre Worte sollten sowohl seinen Spott abwiegeln wie auch ihre eigenen Gefühle.

„Aber wenn du Vergnügen finden solltest …“, beharrte Max.

„Das ist unmöglich. Sex mit einem Mann, den ich nicht respektieren kann, wird mir niemals Freuden bereiten. Ich würde es auch gar nicht wollen. Nach einem solchen Mann zu verlangen würde mich nur beschämen“, spie sie wütend aus. Er sollte nur nicht denken, sie hätte den verbotenen Kuss genossen.

Max spürte seinen Stolz aufwallen. Die Welle schwemmte Vernunft und Besonnenheit hinweg. Alexandra forderte ihn als Mann heraus, indem sie seine Fähigkeit anzweifelte, sie zu erregen und ihr Lust zu schenken.

Alexandra sah den Ärger in Max’ Augen aufblitzen und wurde nervös. War sie zu weit gegangen? Mit wachsender Furcht wurde ihr klar, was sie in ihrem Ärger nicht bedacht hatte. Ihr Ehemann war ein überaus sinnlicher Mann, ein Mann, der wusste, wie man dem Körper einer Frau erotische Freuden schenkte. Sie hatte den eigenen Stolz wahren wollen, doch nun hatte sie mit ihren Worten seinen Stolz angefacht.

„Wir sind uns wohl darüber einig, dass wir eine Verpflichtung eingegangen sind, die wir beide zu erfüllen gedenken“, sagte sie hastig. „Daher werden wir beide wohl genügend Befriedigung aus der Tatsache ziehen, dass wir unsere Pflicht tun.“

„Deine Ansichten über Sex sind scheinbar gänzlich andere als die deiner verstorbenen Schwester“, bemerkte Max trocken.

„In vielen Dingen war ich schon immer anderer Meinung als Eloise“, schoss sie zurück. „Ich wollte dich nicht heiraten“, sprach sie weiter, als er nichts erwiderte. „Du warst es, der mich zu dieser Ehe gezwungen hat.“

„Du hast recht“, meinte Max abrupt. „Dann können wir es genauso gut hinter uns bringen.“

Während ihres Wortwechsels, war die Sonne am Horizont tiefer gesunken und hatte das Meer in flüssiges Gold verwandelt. Ein Eiskübel mit einer Flasche Champagner und zwei Kristallflöten waren bereitgestellt worden. Alexandra beobachtete Max, der mit einer gekonnten Geste die Flasche entkorkte und die Gläser füllte.

Alexandra trank nur selten, doch sie vermutete, sollte sie jetzt ablehnen, würde das nur einen weiteren Vergleich zwischen ihr und ihrer Schwester herausfordern.

„Worauf sollen wir anstoßen?“, fragte Max, als er ihr eines der Gläser reichte.

Auf was hast du mit Eloise am Hochzeitsabend angestoßen? hätte sie am liebsten gefragt, doch natürlich tat sie es nicht. „Ich würde mein Glas auf die Freiheit erheben, nur ist das sicherlich kein Trinkspruch, der für uns beide gelten kann.“

Max fühlte Ärger in sich aufsteigen. „Dann stößt du auf die Freiheit an und ich … ich auf das Vergnügen.“ Er betrachtete sie mit einem Blick, der sie erschauern ließ, und fuhr fort: „Du hast recht. Wir verschwenden nur Zeit, wenn wir doch unsere Pflicht erfüllen sollten.“ Er schaute auf seine Armbanduhr – eine schlichte, praktische Uhr, so gar nicht das teure Spielzeug eines reichen Mannes, das Alexandra bei ihm erwartet hätte. „Treffen wir uns also im Schlafzimmer in … sagen wir, fünfzehn Minuten?“

Ihr Herz begann heftig zu schlagen. Doch sie würde ihn die Verzweiflung, die sich in ihr ausbreitete, nicht sehen lassen. Stattdessen hob sie leicht ihr Kinn an. „Gut.“

Max leerte sein Glas und wandte sich zum Gehen, als ein Klopfen an der Tür ertönte. Der Kanzler trat ein, mit besorgter Miene. Graf Petronius folgte ihm auf den Fersen.

„Ich sagte Ihnen doch, es besteht keine Notwendigkeit, Seine Hoheit zu stören, Ethan. Ich nehme mich der Angelegenheit an.“

„Welcher Angelegenheit?“, verlangte Max sofort zu wissen.

Der Kanzler ergriff das Wort. „Hoheit, in den Straßen der Stadt herrscht Aufruhr. Einige aus dem Volk skandieren, es sei falsch, dass Eure Braut gezwungen ist, die Blutschuld für ihre Schwester zu entrichten …“

„Die Männer sind festgenommen worden und werden im Moment von der Garde auf dem Marktplatz festgehalten“, mischte der Graf sich ein. „Ihr braucht Euch wirklich nicht darum zu kümmern, Hoheit. Man wird diese Leute mit der entsprechenden Härte bestrafen.“

„Nein!“, entfuhr es Alexandra unwillkürlich. Es mussten die Menschen sein, die ihren verstorbenen Eltern treu ergeben waren und die sich jetzt für sie einsetzten. „Sie haben doch kein echtes Verbrechen begangen.“

„Sie haben die Stel...

Autor

Penny Jordan
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