Julia Saison Band 56

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LIEBESLÜGE, LIEBESGLÜCK? von JULIA JAMES

Athan verdächtigt seinen Schwager fremdzugehen und fasst einen Plan: Er wird dessen Geliebte erobern - und dann abservieren. Er lädt sie in die Karibik ein; doch ob sie am Strand spazieren gehen oder sich unter funkelnden Sternen küssen: Mit ihr ist einfach alles perfekt. Und zu schön, um wahr zu sein?

FEUER, EIS UND HEISSE KÜSSE von KIMBERLY LANG

Breite Schultern, schmale Hüften, ein Lächeln, das bei jeder Frau Herzklopfen auslöst: Connor sieht einfach teuflisch sexy aus, muss Vivi widerwillig zugeben. Wie gut, dass er sie trotz der Sommerhitze kalt lässt. Nie wieder wird sie seinem Charme erliegen, glaubt sie. Ein folgenschwerer Irrtum …

VERFÜHRUNG IM PALAZZO DES PRINZEN von SARAH MORGAN

Wer ist die sexy Blondine mit dem erdbeerroten Kussmund, die auf der vornehmen Verlobungsfeier seines Bruders alle Aufmerksamkeit auf sich zieht? Um Schlimmeres zu verhindern, entführt Prinz Matteo das Partygirl in seine Sommerresidenz … und plötzlich ist sein Herz in Gefahr.


  • Erscheinungstag 03.07.2020
  • Bandnummer 56
  • ISBN / Artikelnummer 9783733715700
  • Seitenanzahl 432
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Julia James, Kimberly Lang, Sarah Morgan

JULIA SAISON BAND 56

PROLOG

Marisa verschlug es den Atem, als der Mann ihr gegenüber eine schmale Schatulle aus der Tasche zog und aufklappte. „Für dich“, sagte er liebevoll.

Überwältigt sah sie ihn an und strich mit der Fingerspitze über die Edelsteine, die ihm Kerzenlicht glitzerten. „Sie ist wunderschön“, hauchte sie. „Aber bist du dir wirklich sicher, dass ich …?“ Ihre Stimme zitterte besorgt.

Der Mann nickte nachdrücklich. „Absolut sicher.“

Marisa nahm die Schatulle entgegen, klappte sie widerstrebend zu und sah den Mann an, der ihr gerade dieses sündhaft teure Schmuckstück geschenkt hatte, als Symbol seiner Gefühle für sie. Sie schob die Schatulle in ihre Designertasche aus butterweichem Leder – ein weiteres Geschenk von ihm. Dann sah sie ihn wieder an. Sie hatte nur Augen für ihn und ganz sicher nicht für den Mann mittleren Alters, der ein paar Tische weiter eine SMS schrieb, das Gesicht im Schatten.

Seit Ian in ihr Leben getreten war, hatte sich Marisas Leben so sehr verändert, dass sie es noch immer nicht fassen konnte. Als sie vor wenigen Monaten nach London gekommen war, hätte sie niemals damit gerechnet. Natürlich war sie voller Hoffnungen, Ehrgeiz und Ziele gewesen. Doch dass diese sich wirklich erfüllt hatten und sogar übertroffen worden waren, machte sie noch immer fassungslos. Und all diese wunderbaren Veränderungen brachte dieser umwerfend attraktive Mann mit sich, der ihr nun gegenübersaß und sie so liebevoll betrachtete.

Marisa biss sich leicht auf die Lippe. Wenn sie sich nur nicht vor der Welt verstecken müsste, als sei sie ein Geheimnis, für das man sich schämt! Doch genau das war sie im Grunde genommen: ein kleines schmutziges Geheimnis, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.

Und aus diesem Grund konnten sie sich bislang nur an Orten wie diesem treffen, an denen Ian sich sonst nicht aufhielt. Hier würde ihn niemand erkennen und sich darüber wundern, dass er mit ihr zu Abend aß statt mit Eva.

Dieser Name quälte Marisas Gewissen. Und als sie nun wieder Ians attraktives, lächelndes Gesicht betrachtete, wünschte sie sehnlichst, Eva wäre nicht die, die sie war – seine Frau.

1. KAPITEL

Athan Teodarkis betrachtete die vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Fotos und kniff verärgert die sinnlichen Lippen zusammen, sodass sie ganz schmal wurden. Es war also tatsächlich so gekommen, wie er schon befürchtete, seit seine Schwester Eva ihm erzählt hatte, in wen sie verliebt war.

Mit großer Willenskraft lockerte er seine Schultern, die vor Wut und Empörung stark angespannt waren. Er lehnte sich gegen die Lederpolster seines Stuhls, auf dem er an seinem Schreibtisch aus Mahagoni saß. Durch die riesigen Panoramafenster am anderen Ende seines großen Büros hatte er eine atemberaubende Aussicht über London, wo sich die Hauptgeschäftsstelle von Teodarkis International befand. Doch heute hatte Athan für die beeindruckende Sicht keinen Blick übrig. Stattdessen sah er sich immer wieder die Fotos an. Sie waren mit einer Handykamera aus etwa sechs Metern Entfernung aufgenommen worden, lieferten aber trotzdem eindeutige Beweise: Darauf sah Ian Randall mit hingebungsvollem Blick auf seinem jungenhaft attraktiven Gesicht die Frau an, die ihm gegenübersaß.

Sie hatte wie Ian einen hellen Teint und blondes Haar und war unfassbar hübsch. Das helle Haar fiel ihr seidig auf die Schultern, ihre Gesichtszüge waren makellos: sinnliche, leicht geöffnete Lippen, eine zarte Nase und glänzende blaue Augen. Kein Wunder, dass ihr Gegenüber ganz betört von ihr zu sein schien.

Athan hatte von Anfang an befürchtet, dass Ian ein schwacher Mensch ohne Selbstdisziplin war, ein Casanova wie sein Vater. Martin Randall war dafür berüchtigt gewesen, den Reizen praktisch jeder Frau zu erliegen, die ihm über den Weg lief – bis ihm die nächste begegnete und er seine aktuelle Gespielin fallen ließ.

Angewidert und voller Verachtung verzog Athan den Mund. Wenn sich Ian als ein ebenso schlimmer Frauenheld erweisen sollte wie sein Vater … Er hätte Eva davon abhalten müssen, ihn zu heiraten! dachte er voller Selbstvorwürfe. Doch er hatte Ian nicht vorschnell verurteilen wollen und hatte seine Vorbehalte nicht zum Ausdruck gebracht – obwohl sein Instinkt ihm dringend dazu geraten hatte. Und jetzt hatte er den Beweis. Ian war genau wie sein Vater: ein Casanova und Ehebrecher.

Wütend stand Athan auf und nahm den Hefter zur Hand, dessen explosiver Inhalt Ians Ehe mit Leichtigkeit zerstören konnte. War sie vielleicht noch zu retten? Wie weit war er schon gegangen? Ganz sicher hatte er seine Gespielin schon in einem schicken Apartment untergebracht, und nach ihrem Designer-Outfit und ihrem frischen Haarschnitt zu urteilen – von dem Diamantcollier einmal ganz zu schweigen –, profitierte sie bereits von seiner Großzügigkeit. Aber ob er auch schon die Gegenleistung dafür eingefordert hatte?

Ians Gesichtsausdruck auf den Fotos konnte man nur als fasziniert beschreiben. Er wirkte nicht wie ein lüsterner Frauenheld, sondern als wäre er einer Frau begegnet, deren Zauber er einfach nicht widerstehen konnte und die er jetzt mit teuren Geschenken überhäufte. Viel Zeit hatte er bisher allerdings noch nicht mit ihr verbracht. Das war das Einzige, das Athan in Bezug auf diese unerfreuliche, schmutzige Geschichte Anlass gab, optimistisch zu sein.

Er hatte noch keinen Hinweis darauf gefunden, dass Ian die junge Frau in ihrem schicken Apartment besucht hatte, und in Hotels ging er offenbar auch nicht mit ihr. Bisher trafen sie sich ausschließlich in sorgfältig ausgewählten Restaurants, und Ians einziges Vergehen bestand darin, dass er seine Auserwählte mit ergebener Zärtlichkeit ansah.

Würde es Athan gelingen, ihn rechtzeitig aufzuhalten? Im Gegensatz zu seinem Vater, der aus seinen zahlreichen Affären keinen Hehl gemacht hatte, ging Ian recht vorsichtig zu Werke. Doch nach seiner zärtlichen Miene zu urteilen, würde er sicher schon bald alle Vorsicht vergessen und die junge Frau zu seiner Geliebten machen.

Frustriert und aufgebracht legte Athan den Hefter wieder auf seinen Schreibtisch. Was, verdammt noch mal, soll ich jetzt tun? fragte er sich immer wieder. Denn irgendetwas musste er einfach tun. Wäre er gleich zu Beginn seinem Instinkt gefolgt und hätte sich dagegen ausgesprochen, dass Eva Ian Randall heiratete, wäre es gar nicht erst zu dieser vertrackten Situation gekommen. Natürlich hätte es seiner Schwester das Herz gebrochen. Aber wie würde es ihr erst gehen, wenn sie erfuhr, was Ian im Begriff war zu tun?

Athans Miene wurde düster, denn er wusste es genau: Eva würde so enden wie Ians unglückliche, gequälte Mutter. Athan hatte ihr Elend sehr genau miterlebt, denn Sheila Randall war seit ihrer Jugend die beste Freundin seiner Mutter gewesen und hatte sich oft bei dieser ausgeweint. Und seine Mutter hatte Sheila nach besten Kräften getröstet, entweder am Telefon oder wenn sie einander in London oder Athen besuchten.

Athan war immer der Ansicht gewesen, Sheila sollte sich am besten so schnell wie möglich von Martin Randall scheiden lassen. Doch sie war eine unverbesserliche Romantikerin gewesen. Trotz aller gegenteiligen Beweise hatte sie nie die Hoffnung aufgegeben, ihr Mann werde eines Tages begreifen, dass nur sie ihn wirklich liebte. Dann würde er endlich aufhören, anderen Frauen nachzujagen. Athans Mutter hatte eine ähnlich romantische Ader und ihre Freundin immer wieder darin bestärkt, bei ihrem Mann zu bleiben. Doch zu allem Überfluss hatte Eva eben diese romantische Ader auch geerbt. Und genau deshalb machte Athan sich Sorgen um seine Schwester.

Mit düsterer Miene dachte Athan daran, wie seine Mutter schließlich eingesehen hatte, dass Martin Randall sich nie ändern würde. Fast hätte diese Einsicht ihre eigene Ehe zerstört – und ihre Freundschaft zu Sheila. Denn Martin Randall war sich nicht zu schade gewesen, sich an die beste Freundin seiner Frau heranzumachen. Sein Annäherungsversuch während einer ihrer Besuche bei Sheila hatte zu einem furchtbaren Streit zwischen den beiden Familien geführt. Seine Mutter hatte nach Kräften versucht, ihren Mann davon zu überzeugen, dass sie Martin Randall zu seinen Aufdringlichkeiten nicht ermuntert hatte und dass sie ihr zuwider waren. Und auch Sheila war nur schwer zu beschwichtigen gewesen.

Männer wie Martin Randall sorgen nur für Unglück und Leid, dachte Athan aufgebracht. Fast hätte dieser Widerling seine Eltern auseinandergebracht! Wenn sein Sohn ihm auch nur im Geringsten ähnelte, könnte er ähnliches Leid anrichten. Doch dass Ian die Geschichte wiederholte, würde Athan verhindern – um jeden Preis.

Fluchend wünschte er erneut, Eva hätte diesen Kerl nie geheiratet oder würde ihn doch zumindest durchschauen! Aber Ian hatte sie mit seinem Charme ebenso leicht um den Finger gewickelt wie dessen eigene Mutter.

In seiner Kindheit und Jugend war Ian Sheilas Ein und Alles gewesen, besonders nach dem Tod seines Vaters. Mit seinem guten Aussehen hatte er schon als Teenager und junger Mann für eine Menge Aufsehen gesorgt.

Wieder machte Athan ein sorgenvolles Gesicht. Hätte er geahnt, wie sehr Sheila ihren Sohn verhätschelt und verwöhnt hatte, hätte er Eva niemals in dessen Nähe gelassen. Doch ihre Mutter war bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen, als seine Schwester erst achtzehn gewesen war – und Sheila hatte voller Mitgefühl Eva angeboten, bei ihr in London zu wohnen.

Da erst zwei Jahre zuvor ihr Vater an einem Herzanfall gestorben war, traf Eva dieser zweite Schicksalsschlag umso schwerer. Auch Athan trug nun plötzlich allein die gesamte Verantwortung für das Unternehmen seines verstorbenen Vaters und arbeitete wie verrückt. Sein Junggesellen-Apartment in Athen war kein geeignetes Zuhause für ein junges Mädchen, und auf dem Anwesen der Familie konnte Eva auch nicht wohnen, allein mit den Angestellten. Deswegen war er sehr froh über Sheilas großzügiges Angebot gewesen.

Für seine Schwester war es besser, bei der besten Freundin ihrer geliebten Mutter zu wohnen und in London auf die Uni zu gehen. So hatte Eva eine Ersatzmutter bekommen und die verwitwete Sheila eine Ersatztochter, die sie mit Zuneigung überschütten konnte.

Nicht nur eine Ersatztochter, dachte Athan düster. Auch eine Schwiegertochter. Denn Eva hatte sich in Ian verliebt und bald nur noch Augen für ihn gehabt. Warum Ian, der dafür berüchtigt war, seine Partnerinnen so häufig zu wechseln wie seine Hemden, auf Evas unverhohlene Leidenschaft mit einem Heiratsantrag reagiert hatte, wusste Athan nicht. Gut möglich, dass Ian der Vorstellung nicht hatte widerstehen können, in die unglaublich wohlhabende Familie Teodarkis einzuheiraten.

Doch außer Athan schien niemand einen Verdacht zu hegen, weder seine verliebte Schwester noch Sheila, die ihren Sohn natürlich mit den Augen der stolzen Mutter sah. Also hatte er Eva widerstrebend seinen Segen gegeben – und Ian eine fantastische Stelle in seinem Unternehmen verschafft. So hatte er das Tun und Lassen seines Schwagers so gut wie möglich im Blick.

Zwei Jahre lang war Ian allem Anschein nach der perfekte liebevolle Ehemann gewesen, doch jetzt schien sein wahres Gesicht zum Vorschein zu kommen. Die Beweise für das Vergehen seines Schwagers waren erdrückend. Ian traf sich hinter dem Rücken seiner Frau mit einer wunderschönen Blondine, für die er ein Luxusapartment gemietet hatte und der er Diamanten schenkte. Als Nächstes würde er sie in ihrem Liebesnest besuchen, und damit wäre der befürchtete Ehebruch vollzogen.

Nein, dachte Athan aufgebracht. Er würde nicht zulassen, dass seine Schwester als verzweifeltes, schluchzendes Häufchen Elend endete, so wie Ians Mutter – wider alle Vernunft darauf hoffend, dass der Mann, den sie liebte, sich doch noch besinnen würde.

Doch wie sollte er das verhindern? Natürlich konnte er Ian einfach mit den Beweisen konfrontieren, aber der würde sich wahrscheinlich irgendwie herausreden. Denn noch hatte er seine Frau ja nicht betrogen. Und wenn Athan Eva die Fotos zeigte, würde es ihr das Herz brechen. Das wollte er ihr einfach nicht antun, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.

Sollte er Ian nicht außerdem eine letzte Chance geben zu beweisen, dass er nicht war wie sein Vater? Wenn es Athan gelang, die Sache mit der blonden Schönheit im Keim zu ersticken und Ian irgendwie zur Vernunft zu bringen – vielleicht würde dieser sich dann doch noch als würdiger Ehemann für Eva erweisen.

Ich gebe ihm eine zweite Chance, dachte Athan. Aber ein zweites Mal würde er keine Gnade kennen und Konsequenzen ziehen.

Nun musste er sich eine Strategie überlegen, wie er verhindern konnte, dass Ian sich auf eine leidenschaftliche Affäre mit der entzückenden jungen Frau einließ. Strategisches Denken war eine von Athans Stärken, und so begann er, die Umstände und Fakten kühl und rational zu analysieren.

Die hübsche Blondine machte auf den Fotos den Eindruck, dass sie von Ian ebenso betört war wie er von ihr. Was auch immer der Grund dafür war – Ians Reichtum und Großzügigkeit, sein jungenhaftes gutes Aussehen, sein Charme –, sie war offenbar sehr empfänglich dafür. Für Ian würde es ein Leichtes sein, sie in sein Bett zu locken. Es sei denn …

Athan kam ein Gedanke. Zum Ehebruch gehörten immer zwei: der Ehebrecher und eine willige Geliebte. Doch was wäre, wenn diese nicht mehr willig war, weil ein Rivale sich eingemischt hatte?

Athan spürte, wie seine Muskeln sich entspannten – zum ersten Mal, seit er die belastenden Fotos gesehen hatte. Fieberhaft überlegte er, ob seine Idee funktionieren könnte. Sie könnte es, wenn man Ian durch jemanden ersetzte, der ebenso attraktiv und wohlhabend war wie er und ebenso erfolgreich eine Frau nach der nächsten erobern konnte.

Aber wenn die junge Frau jetzt wirklich ernsthaft in Ian verliebt war? Ihr Gesichtsausdruck ließ darauf schließen …

Schnell verdrängte Athan diese Zweifel. In jedem Fall würde man ihr einen Gefallen tun, indem man einen Rivalen ins Rennen schickte. Mit einem verheirateten Mann würde sie ohnehin nicht glücklich werden. Ja, wenn sein Plan funktionierte, wäre Eva nicht die Einzige, der unnötiger Schmerz erspart bliebe.

Er betrachtete das Gesicht der bildschönen jungen Frau. Konnte er ihr das wirklich antun? Konnte er eine Frau verführen, nur um sie und Ian auseinanderzubringen? Athan hatte zwar schon eine ganze Reihe Affären gehabt, aber nie mit so kaltblütigen Motiven.

Er wollte ihr ja nicht schaden, rechtfertigte er sein Vorhaben. Und er wollte ihr auch nicht wehtun.

Es war leicht, sich auszumalen, wie er die Ehe seiner Schwester rettete. Doch wie würde er sich fühlen, wenn er seinen Plan dann wirklich in die Tat umsetzte? Noch einmal ließ er den Blick über das perfekte ovale Gesicht, die großen himmelblauen Augen und den zarten, geschwungenen Mund gleiten. Wie schon beim ersten Mal hatte das Bild der wunderschönen jungen Frau eine erstaunlich starke Wirkung auf ihn.

Ich werde es schaffen, dachte er entschlossen und betrachtete noch eine Weile das zarte Gesicht der jungen blonden Frau, die gar nicht ahnte, dass sie fotografiert worden war. Dann hatte er plötzlich das Gesicht einer anderen Frau vor Augen: mit dunklem Haar und braunen Rehaugen, die vor Liebe zu ihrem Mann strahlten. Doch Ians gesamte Aufmerksamkeit gehörte einer anderen …

Mit dem festen Entschluss, seine Schwester zu beschützen, klappte Athan den Ordner zu. Nun musste er sein Vorhaben nur noch in die Tat umsetzen. Er legte den Ordner in eine Schreibtischschublade, schloss sie ab und griff nach dem Telefon, um einen Innenarchitekten anzurufen. Sein Londoner Apartment war sehr luxuriös und komfortabel, aber dennoch war es an der Zeit, es neu zu gestalten. Während der Arbeiten musste er natürlich irgendwo anders unterkommen, und er wusste schon genau, wo das sein würde …

Es war ein kühler Wintertag, und die Dämmerung brach schon herein, als Marisa auf dem Weg nach Hause war. Beschwingt ging sie den breiten Bürgersteig entlang. Auf der Holland Park Road brauste zwar der Verkehr, aber es war so ein schöner, wohlhabender Teil von London, dass es ihr nichts ausmachte. Die Wohnung, in der sie gewohnt hatte, als sie nach London gezogen war, schien in einer ganz anderen Welt zu liegen: ein winziges enges Ein-Zimmer-Apartment mit ramponierter Spüle und einem schmuddeligen Badezimmer, das sie sich mit mehreren andern Mietern hatte teilen müssen. Mehr hatte sie sich von ihrem mageren Gehalt einfach nicht leisten könnten. London war so unglaublich teuer!

Das Geld, das sie sich für die Reise von Devon und die Übergangszeit zusammengespart hatte, war längst aufgebraucht. Marisa hatte – fälschlicherweise – angenommen, es werde nicht so schwer sein, angemessen bezahlte Arbeit zu finden – zumindest einfacher als in Devon. Dort gab es im Vergleich viel weniger Stellen, und die Stundenlöhne waren niedriger, selbst wenn sie bis nach Plymouth gependelt wäre.

Doch zu ihrem Schrecken hatte sie festgestellt, dass die Lebenshaltungskosten in London erschreckend hoch waren, besonders die Mieten. Marisa hatte noch nie in ihrem Leben Miete bezahlen müssen. Zwar hatte sie in einem winzigen, heruntergekommenen Cottage gelebt, doch dafür hatte sie nur Gas- und Stromkosten sowie die Kommunalsteuer bezahlen müssen.

Die Mieten in London waren sogar für schäbige Apartments in schäbigen Wohngegenden schwindelerregend hoch. Um irgendwie über die Runden zu kommen, hätte Marisa zwei Jobs gleichzeitig annehmen müssen.

Doch all das gehörte nun der Vergangenheit an. Seit sie Ian begegnet war, hatte sich ihr Leben völlig verändert. Immer wenn Marisa an ihn dachte, wurde ihr ganz warm vor Glück. Als er erfahren hatte, in was für einem schäbigen Apartment sie lebte, hatte er nur seinen Zauberstab geschwungen – und ehe sie sich’s versah, wohnte sie in einem luxuriösen Gebäudekomplex in Holland Park. Für die Miete und sämtliche Kosten kam Ian auf.

Und nicht nur das. Mit ihren manikürten Fingern strich Marisa über das weiche braune Leder ihrer Handtasche, betrachtete die wunderschönen dazu passenden Stiefel und genoss es, wie warm ihre gefütterte Jacke sie an diesem kalten Februarabend hielt. Sie fühlte sich unglaublich elegant.

Hier in London war es zwar eindeutig kälter als in Devon, doch dort, besonders in der Nähe von Dartmoor, wo sich ihr Cottage an den Rand des Heidemoors schmiegte, wehte im Winter manchmal der vom Atlantik kommende Sturm die Ziegel vom Dach oder riss die Bäume aus dem felsigen Untergrund. Prasselnder Regen drang durch die verrottenden Fensterrahmen und tropfte durch den Schornstein auf das Holzfeuer – die einzige Heizung, über die das Cottage verfügte.

Für Touristen klangen Holzfeuer sicher sehr romantisch. Aber die hatten sich bestimmt nicht bei jedem Wetter mit Feuermachen abgemüht, körbeweise Brennholz durch den Regen geschleppt oder am nächsten Morgen die Asche entfernt. Nein, Marisas Cottage war kein schickes romantisches Domizil auf dem Lande, ausgestattet mit all den Annehmlichkeiten, die Stadtmenschen gewohnt waren. Ihr Cottage hatte Lehmwände und war für Farmarbeiter erbaut worden. Und außer dem Verlegen von Stromleitungen hatte es seit der Erbauung keinerlei Modernisierungsarbeiten gegeben.

Im Küchenanbau befand sich noch immer die alte Spüle aus Stein. Marisas Mutter hatte zwar die Schränke gestrichen, die Wände tapeziert und das Cottage nach besten Kräften gemütlich gestaltet, doch Marisa hatte es immer als altmodisch und schäbig empfunden. Ihre Mutter dagegen war einfach dankbar gewesen, ein eigenes Zuhause zu haben, und mochte es noch so bescheiden sein. Sie hatte niemanden gehabt, der für sie sorgte – im Gegensatz zu ihrer Tochter.

Wieder wurde Marisa warm vor Glück darüber, dass Ian so fürsorglich für sie da war. Seine Großzügigkeit war schier überwältigend. Er hatte darauf bestanden, ihr das wunderschöne Luxusapartment zu finanzieren, er gab ihr Geld, das sie einfach zu ihrem eigenen Vergnügen ausgeben sollte, zum Beispiel für Friseur, Maniküre und alle Schönheitsbehandlungen, die sie sich nur wünschen konnte. Und dann all die wunderschönen neuen Outfits! Bisher hatte Marisa so etwas nur in eleganten Modezeitschriften gesehen, doch jetzt hingen die teuren Designerstücke bei ihr im Kleiderschrank.

Am meisten überwältigte sie jedoch Ians dringender Wunsch, dass sie von nun an einen festen Platz in seinem Leben haben sollte. Das hatte er ihr in der vorigen Woche wieder einmal gesagt – und ihr das atemberaubende Diamantcollier geschenkt.

Plötzlich zog ein Schatten über Marisas Glück. So liebevoll sich Ian auch um sie bemühte, sie würde nie vollständig an seinem Leben teilnehmen, er würde nie ganz zu ihr stehen können. Die Kehle zog sich ihr zusammen. Denn Marisa wusste, sie würde nie mehr für Ian sein als ein Geheimnis, von dem niemand sonst erfahren durfte.

Athan blickte auf seinen Laptop, der vor ihm auf dem Couchtisch stand, doch er schenkte dem Bericht auf dem Bildschirm nur die Hälfte seiner Aufmerksamkeit. Mit der anderen Hälfte war er bei dem Handy, das neben ihm lag und jeden Moment klingeln würde. Der Mann, der die Aufgabe hatte, Ians Angebetete zu verfolgen, hatte bereits gemeldet, dass diese sich auf dem Weg zum Apartmentkomplex in Holland Park befand. Als Nächstes würde er melden, dass sie das Foyer betreten hatte und sich dem Fahrstuhl näherte.

Athan klappte den Laptop zu, schob ihn in die Ledertasche mit Monogramm und stand auf. Sein Wagen stand schon für ihn bereit, er musste jetzt nur genau den richtigen Zeitpunkt erwischen.

An der Wohnungstür wartete er darauf, dass sein Handy klingelte. Als dies zwei Minuten später geschah, meldete die ausdruckslose Stimme: „Sie hat das Gebäude betreten. Die Fahrstuhltüren öffnen sich. In neunzehn Sekunden wird sie ihr Stockwerk erreichen.“

Athan legte auf und zählte die Sekunden rückwärts. Bei null angekommen, öffnete er die Tür seines Apartments. Im selben Moment hörte er, wie sich am anderen Ende des Flurs die Fahrstuhltüren öffneten. Die Frau, die Ian Randall zu seiner Geliebten machen wollte, kam heraus.

Er spürte, wie sich ihm der Magen zusammenzog, denn sie sah in Wirklichkeit noch viel hübscher aus als auf dem Foto: schlank, anmutig, mit samtigem Teint, wunderschönen Augen und seidigem Haar … kein Wunder, dass Ian ihr nicht widerstehen konnte. Kein Mann könnte das! Und das muss ich ja auch nicht, dachte er unwillkürlich. Genau zu diesem Zweck war er ja hier – um ihr nicht zu widerstehen.

Schon spürte er, wie sein Körper auf diesen Gedanken reagierte. Bisher waren ihm immer wieder Zweifel daran gekommen, ob er seinen doch ziemlich skrupellosen Plan wirklich in die Tat umsetzen sollte. Doch als er Marisa jetzt in natura sah, stellte Athan erleichtert fest, dass nichts dagegen sprach – aber eine ganze Menge dafür …

Er hatte jedoch eine wichtige Aufgabe zu erledigen, und auf keinen Fall durften ihn eigenes Verlangen oder eigene Wünsche davon ablenken. Entschlossen ging er in Richtung Lift.

Die junge Frau war stehen geblieben, und hinter ihr schlossen sich die Fahrstuhltüren wieder. Einen Moment lang wirkte sie wie gebannt, und Athan hätte schwören können, dass ihre Augen groß wurden, als sie ihn auf sich zukommen sah. Sie reagierte genauso auf ihn, wie er es sich erhofft hatte – und wie die meisten Frauen auf ihn reagierten, einen schlanken, einen Meter achtzig großen Mann mit schwarzem Haar und Gesichtszügen, die ihm das unverhohlene Interesse des schönen Geschlechts einbrachten.

Athan hatte nicht das jungenhafte Aussehen von Ian mit seinen blauen Augen, dem blonden Haar und dem charmanten Lächeln. Aber sein markantes Gesicht und der dunkle Teint hatte genau die Wirkung auf Frauen, die er jetzt brauchte.

Und jetzt war es an der Zeit für den nächsten strategischen Schritt.

„Würden Sie bitte den Fahrstuhl für mich aufhalten?“, rief er der jungen Frau zu, die noch immer wie angewurzelt dastand. Seine Stimme schien sie in die Gegenwart zurückzubringen, und wie automatisch drückte sie den Knopf des Aufzugs. Athan trat durch die sich öffnenden Türen, wobei er der blonden Schönen zulächelte und den Blick vielsagend über sie gleiten ließ. Letzteres war keine Pflichterfüllung für ihn, sondern geradezu ein Vergnügen. Die junge Frau sah ihn mit ihren großen Augen an und hatte den Mund leicht geöffnet, als sei sie ein wenig atemlos. Ein sanfter, betörender Duft ging von ihr aus, der ihn nahezu berauschte …

Bedauernd sah Athan, wie sich die Fahrstuhltüren schlossen. Warum musste so eine Schönheit sich unbedingt mit Ian Randall einlassen? Diese Frage ging ihm durch den Kopf, als er durchs Foyer ging und dann nach draußen, wo sein Chauffeur im Wagen auf ihn wartete. Immer wieder musste er daran denken, wie wunderschön und verführerisch sie ausgesehen hatte.

Schnell verdrängte er die Erinnerung, stieg in die schwarze Limousine und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Solche Gedanken waren sinnlos und führten zu nichts. Die junge Frau musste aus Ians Umfeld entfernt werden, sodass sie keine Bedrohung mehr für Athans Schwester darstellte. Und das musste so schnell wie möglich passieren. Alles andere war nebensächlich.

Athan zog seinen Laptop heraus und nahm seine Arbeit wieder auf. Er war ein vielbeschäftigter Mann, denn das internationale Unternehmen, das er von seinem Vater geerbt hatte, eins der größten Handelsunternehmen Griechenlands, ließ ihm kaum Zeit für Erholung und Privatleben, besonders bei der derzeitigen Wirtschaftslage. Er wusste jedoch, dass er sich trotz allem ausreichend Zeit für sein Vorhaben nehmen musste, die Ehe seiner Schwester – zumindest vorläufig – zu retten.

Einen winzigen Moment lang verspürte Athan wieder den Schatten eines Zweifels angesichts seines skrupellosen Plans, doch er unterdrückte ihn energisch. Er musste tun, was zu tun war. Und Marisa Milburne würde keinen Schaden dadurch erleiden, dass er sie verführte. Im Gegenteil: Sie würde in den Genuss eines Intermezzos voller Luxus kommen, genau wie Ian ihn ihr bot. Und am Ende stünde sie auch nicht schlechter da.

Außerdem war es eine heikle Angelegenheit, sich mit verheirateten Männern einzulassen. Wenn sie nur das aus der ganzen Sache lernen würde, war es mehr als genug. Eigentlich tue ich ihr einen Gefallen, indem ich sie und Ian auseinanderbringe, dachte Athan.

Wieder erschien vor seinem inneren Auge Marisa mit dem blonden Haar und den makellosen Zügen, wie sie vor dem Fahrstuhl stand. Einen Moment lang genoss Athan dieses Bild. Dann verdrängte er es, als das aufgerufene Dokument auf dem Bildschirm erschien, und vertiefte sich in seine Arbeit.

2. KAPITEL

Als Marisa ihr Apartment betrat, fühlte sie sich wie benommen.

Nachdem sie den Lift verlassen hatte, war dieser Mann auf sie zugegangen – besser gesagt, auf den Lift. Sein selbstbewusster, energischer Gang passte zu seiner gesamten Erscheinung. Der Fremde war groß und sah atemberaubend gut aus.

Allerdings auf eine ganz andere Art als der jungenhafte Ian. Dieser Mann war einen guten Kopf größer und wirkte kraftvoller, obwohl er schlank war. Sein Teint war dunkel und sein Haar tiefschwarz. Er hatte sie mit seinen dunklen Augen unter den dichten Brauen einen Moment lang angesehen, als würde er tief in ihr Inneres blicken.

Zwar hatte er nur wenige Worte mit Marisa gesprochen, doch diese hallten noch immer in ihr nach. Der faszinierende Fremde sprach fließend Englisch, mit einem leichten Akzent, den sie nicht einordnen konnte. Er hatte ihr für das Anhalten des Fahrstuhls gedankt und war eingestiegen. Und dann hatten sich auch schon die Türen hinter ihm geschlossen.

Das Ganze war sehr schnell gegangen. Doch als Marisa jetzt in ihrem Apartment stand, spielte sich die Szene wie in Zeitlupe erneut in ihrem Kopf ab. Im Schlafzimmer ließ sie ihre Tasche aufs Bett fallen, zog sich die Jacke aus und hängte sie in den großen Kleiderschrank. Noch immer fühlte sie sich ein wenig benommen.

Wer war das bloß? fragte sie sich immer wieder.

Auf ihrem Stock gab es nur drei Apartments. In einem wohnte ein rüstiges älteres Paar, das es nur als Londoner Zweitdomizil zu nutzen schien. Marisa hatte sich einmal kurz mit ihnen unterhalten und erfahren, dass sie die meiste Zeit in Hampshire verbrachen, aber regelmäßig nach London kamen, um ins Theater zu gehen. Dabei war ihr der vornehme Akzent der beiden aufgefallen.

In dem anderen Apartment wohnte ein Gentleman aus dem fernen Osten, den sie nur ein einziges Mal gesehen hatte. Er hatte sich leicht verbeugt, und sie hatte höflich genickt. Aber Marisa war absolut sicher, dass der faszinierende Fremde aus demselben Apartment gekommen war.

War er bei jemandem zu Besuch oder ein neuer Mieter?

Das ist doch völlig ohne Belang, schimpfte sie mit sich selbst. Selbst wenn er ein neuer Mieter war, würde sie ihm wahrscheinlich nie wieder begegnen.

Wie schade, dachte sie unwillkürlich.

Marisa setzte sich aufs Bett, streifte ihre Stiefel ab und schlüpfte in ein Paar Pumps. Sie sollte nicht einem großen, gut aussehenden Fremden nachtrauern, den sie vielleicht neunzig Sekunden lang gesehen hatte. Schließlich war sie wegen Ian hier. Ian war der neue Mittelpunkt ihres Lebens, und die kostbare gemeinsame Zeit mit ihm war ohnehin viel zu knapp bemessen.

Bei diesem Gedanken blickte Marisa zum Anrufbeantworter, der zu ihrer Freude blinkte. Erfreut drückte sie auf die Abspieltaste, doch beim Abhören der Nachricht verschwand ihr Lächeln.

„Marisa, es tut mir furchtbar leid, aber ich schaffe es heute Abend nicht. Gerade ist ein Riesenhaufen Arbeit hereingekommen – ein Vertrag, der morgen um zehn unterschrieben werden soll. Deshalb muss ich eine Nachtschicht einlegen und alles genau prüfen. Wenn alles glattgeht, schaffe ich es vielleicht zum Mittagessen. Ich schreibe dir morgen Vormittag eine SMS …“

Untröstlich betrachtete Marisa den Anrufbeantworter. Sie hatte Ian seit drei Tagen nicht gesehen und sich so auf den heutigen Abend gefreut. In den vergangenen Tagen war sie ziellos durch London geschlendert, was seit einiger Zeit ihre Hauptbeschäftigung war. Nach ihrem Umzug in das neue Apartment hatte sie das spannend gefunden, doch langsam verlor es seinen Reiz.

Marisa hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Noch vor einem Monat, bevor sie Ian begegnet war, hatte sie rund um die Uhr arbeiten müssen, um sich das Leben in London überhaupt leisten zu können. Sightseeing, Theaterbesuche und Shoppen waren in unerreichbarer Ferne gewesen. Doch seit Ian in ihr Leben getreten war, konnte sie sich praktisch alles leisten, was London zu bieten hatte. Für sie als junge Frau, die abgeschieden in Devon aufgewachsen war, war ihr neues Leben wie ein Abenteuerspielplatz voller neuer, aufregender Ereignisse. Plötzlich konnte sie sich Dinge leisten, die sie bisher nur aus dem Fernsehen oder aus Zeitschriften kannte.

Dank Ians Großzügigkeit mit einem wohlgefüllten Portemonnaie ausgestattet, schlenderte Marisa beseelt zwischen vornehmen Kaufhäusern und Designerboutiquen umher und stellte sich eine Garderobe zusammen, von der sie bisher nur hatte träumen können. Ian ermunterte sie, und bei ihren Verabredungen war ihm anzusehen, dass ihre neuen Outfits ihm sehr gefielen.

Aber nicht nur vom Shoppen war Marisa begeistert. London hatte so viel mehr zu bieten! Endlich konnte sie sich die berühmten Sehenswürdigkeiten ansehen und die kulturelle und historische Vielfalt der Stadt genießen. Sie fuhr mit dem London Eye, ging ins Theater und sah Stars live auf der Bühne. Und sie musste nicht auf den billigsten Plätzen sitzen, sondern saß im Parkett oder im ersten Rang. Und zurück fuhr sie nicht mit der überfüllten U-Bahn, sondern mit dem Taxi.

Das alles hatte Marisa spannend, unterhaltsam und wunderschön gefunden. Doch sie war immer allein gewesen. Nicht ein einziges Mal hatte Ian sie begleitet. Darüber war er ebenso unglücklich wie sie selbst, wie er mehrmals betonte. „Ich wünschte, wir könnten zusammen ausgehen. Aber das geht einfach nicht“, sagte er immer gequält. Und Marisa wusste, dass sie auf keinen Fall zusammen gesehen werden durften. Es war schon riskant genug, dass sie sich überhaupt trafen. Mehr durfte sie nicht erwarten oder gar von ihm verlangen.

Sie musste dankbar sein für die Zeit, die Ian und sie zusammen hatten. Er war so gut und großzügig ihr gegenüber, und sie war unsagbar froh, dass sie sich begegnet waren.

Marisa stand auf, ging in die Küche und versuchte, nicht niedergeschlagen zu sein, weil er eines ihrer ohnehin seltenen Treffen abgesagt hatte. Ich darf nicht traurig sein, weil ich allein bin, dachte sie streng. Immerhin führte sie jetzt doch ein komfortables, luxuriöses Leben – und alles dank Ian.

Doch als sie Wasser aufsetzte und ihr Essen zum Aufwärmen in die Mikrowelle schob, konnte sie sich nicht darüber freuen, dass ihr nach der schäbigen Küchenzeile ihres Ein-Zimmer-Apartments oder der alten Küche im Cottage mit der alten steinernen Spüle und den altersschwachen Holzschränken nun dieser luxuriöse Raum zur Verfügung stand. Stattdessen fühlte sie sich traurig und leer.

Um dieses Gefühl loszuwerden, ging sie ins Wohnzimmer und ließ den Blick umherschweifen: über die hellgrüne Sitzgarnitur, den dicken Teppich aus dunkelgrüner Wolle und die silbrigen Vorhänge am Fenster, durch das man einen tollen Ausblick hatte. Marisa sah nach unten, wo zwei Stockwerke tiefer die Straße ruhig dalag. Die Bäume, die im Frühjahr blühen würden, waren jetzt kahl.

Elegante Wagen standen aufgereiht am Straßenrand, denn in diesem teuren Teil Londons zu wohnen konnten sich nur sehr reiche Menschen leisten. Marisa war froh, dass Ian ihr ein Apartment in einer so ruhigen Gegend und so nah am Holland Park ausgesucht hatte. London faszinierte sie zwar sehr, doch sie war die Stille gewohnt, die auf dem Land herrschte.

Die Dämmerung brach herein, und nur wenige Leute waren noch unterwegs. Es herrschte eine kühle Trostlosigkeit, die nach Marisa zu greifen schien. Denn sie kannte außer Ian niemanden in London. Die Frauen, mit denen sie kurz zusammengearbeitet hatte, kamen alle aus dem Ausland, sodass sie eine Außenseiterin gewesen war. Natürlich hatte sie gewusst, dass es in London am Anfang für sie schwer sein würde. Doch ihr war nicht klar gewesen, wie groß und chaotisch die Stadt war – und wie einsam sie sich inmitten dieser riesigen Menge Menschen fühlen würde. Und das tat sie, trotz ihres Luxusapartments.

Wütend darüber, dass sie sich so ihrem Selbstmitleid hingab, wandte Marisa sich abrupt vom Fenster ab, zog die Vorhänge zu und schaltete eine Lampe an. Sie würde jetzt Tee trinken, sich irgendetwas im Fernsehen ansehen, dann später etwas kochen und früh ins Bett gehen. Ich habe überhaupt keinen Grund, mich zu beschweren oder zu bedauern, schärfte sie sich ein.

Außerdem war sie es doch gewohnt, allein zu sein. Schließlich hatte sie allein mit ihrer Mutter am Rand von Dartmoor gelebt. Und in den letzten Jahren, als sie die Trauer über den Tod ihrer Mutter überwältigt hatte, waren oft mehrere Tage vergangen, ohne dass Marisa eine andere Menschenseele gesehen hatte. Erst nach über einem Jahr hatte sie ihren schweren Verlust einigermaßen verarbeitet, obwohl er im Grunde fast eine Erleichterung gewesen war.

Vier Jahre zuvor war ihre Mutter von einem Auto angefahren worden und hatte seitdem im Rollstuhl sitzen müssen, was für sie eine furchtbare Qual gewesen war. Der Unfall hatte auch ihr Herz geschwächt, und so war sie vor eineinhalb Jahren an einem Herzanfall gestorben.

Marisa hatte den Schmerz damals kaum ertragen können. Andererseits wusste sie jedoch, dass sie nur durch den Tod ihrer Mutter in der Lage gewesen war, von zu Hause wegzugehen. Hätte ihre Mutter noch gelebt und wäre weiterhin auf sie angewiesen, hätte sie das nicht gekonnt. Doch auch aus anderen Gründen hatte ihre Mutter Angst davor gehabt, ihre Tochter ziehen zu lassen. Und als Marisa schließlich kurz vor der Abreise nach London gestanden hatte, war sie ein letztes Mal zum Grab ihrer Mutter gegangen.

„Ich ziehe nach London, Mum. Ich weiß, dass du dir deswegen Sorgen machen wirst, aber ich verspreche dir, dass mir nicht dasselbe passieren wird wie dir. Niemand wird mir das Herz brechen und meine Träume platzen lassen.“

Als der Piepton der Mikrowelle ertönte, ging Marisa zurück in die Küche, nahm das Essen heraus und bereitete ihren Tee. Nein, ich werde nicht in Selbstmitleid versinken, dachte sie energisch. Sie würde sich einen gemütlichen ruhigen Abend machen und es sich gut gehen lassen.

Sie drehte die Heizung auf und genoss die wohlige Wärme. Dann machte sie es sich auf dem Sofa bequem und sah sich eine Sendung über die Tierwelt in einer heißen tropischen Gegend an. Sehnsüchtig betrachtete Marisa den palmengesäumten Strand. Wie schön wäre es, jetzt in so einer tropischen Idylle zu sein, zusammen mit Ian …

Schnell verdrängte sie diesen Gedanken und rief sich wieder zur Vernunft. Nein, Ian konnte nicht mit ihr verreisen. Er würde niemals auch nur einen einzigen Urlaubstag mit ihr verbringen. Das war nun einmal die harte Wahrheit. Ian konnte dieses Apartment für sie mieten, ihr ein wunderschönes Diamantcollier schenken und Geld überweisen, damit sie sich herrliche Outfits kaufte. Doch eins konnte er ihr nicht schenken: seine Zeit.

Marisa griff nach ihrem Tee und versuchte, sich auf die Fernsehsendung zu konzentrieren. Der Moderator hatte irgendeinen Akzent, den sie äußerst attraktiv fand. War er Spanier oder vielleicht Franzose? Unwillkürlich fragte sie sich, ob der Mann, dem sie am Fahrstuhl begegnet war, denselben Akzent gehabt hatte. Marisa schloss die Augen und rief sich seine Stimme in Erinnerung.

Ja, es stimmte. Und nicht nur der Akzent des Moderators war ähnlich, sondern auch der dunkle Teint und das tiefschwarze Haar. Marisa rief die Info-Funktion ihres Fernsehers auf und erfuhr, dass der Moderator Grieche war. Ob der Unbekannte auch aus Griechenland kam? Wer mochte er sein? Er hatte so unglaublich gut ausgesehen …

Ist doch völlig egal, wer er ist, rief sie sich zur Ordnung. Ihre Begegnung hatte nur knapp zwei Minuten gedauert. Und so zurückhaltend, wie die Bewohner des Apartmentblocks waren, würde sie ihn wahrscheinlich ohnehin nie wiedersehen. Marisa schaltete zu einem anderen Programm.

Zwei Stunden später war sie noch immer unruhig und unentschlossen, ob sie schlafen gehen oder einen Film sehen sollte. Es war erst neun Uhr und so still, als wäre sie der einzige Mensch weit und breit. Marisa beschloss, ins Bett zu gehen und etwas Sinnvolles zu lesen, zum Beispiel ihren neuen Geschichtsführer über London.

Seit dem College hatte sie kaum mehr Gelegenheit gehabt, sich weiterzubilden, was zu zutiefst bedauerte. Außerdem wollte sie auf Ian nicht dümmlich wirken. Er war zwar kein Intellektueller, kannte sich aber mit Wirtschaft und Zeitgeschehen sehr gut aus.

Als Marisa den Fernseher ausschaltete, klingelte es an der Tür. Das war noch nie passiert. Wer, um alles in der Welt, konnte das sein? Verwirrt ging sie zur Tür und blickte durch den Spion, konnte jedoch nur verzerrt jemanden in einem dunklen Anzug sehen.

Vorsichtig öffnete sie die Tür mit vorgelegter Sicherheitskette einen Spalt weit und hörte eine tiefe Stimme mit Akzent sagen: „Tut mir sehr leid, dass ich Sie störe …“

Marisa spürte, wie sie leicht erbebte. „Einen Moment.“ Sie löste die Sicherheitskette und öffnete die Tür weiter. Vor ihr stand der Mann, dem sie beim Fahrstuhl begegnet war.

„Kann ich Sie um einen Gefallen bitten?“, fragte er höflich.

Als er leicht lächelte, betrachtete sie wie gebannt sein Gesicht und öffnete unwillkürlich die Lippen. „N…natürlich.“ Marisa hielt sich am Türrahmen fest.

„Ich bin heute für die nächsten Wochen neben Ihnen eingezogen und habe vergessen, mir Lebensmittel liefern zu lassen. Könnten Sie mir vielleicht mit etwas Milch und Kaffee aushelfen?“

Er sah sie fragend mit seinen dunklen Augen an, die von unglaublich langen Wimpern umkränzt waren, wie Marisa benommen feststellte. Trotzdem strahlte der Fremde eine sehr maskuline natürliche Autorität aus. Er gehörte eindeutig zu den Männern, die Anweisungen erteilten und die eine starke Wirkung auf andere Menschen hatten – besonders auf Frauen.

Erneut erbebend schluckte sie. „Ja … natürlich, gerne“, brachte sie mühsam heraus.

Wie kann man nur so gut aussehen? dachte sie fassungslos, als sich das Lächeln des Unbekannten noch intensivierte.

„Das ist nett von Ihnen, vielen Dank“, sagte er mit seiner angenehmen tiefen Stimme, der Marisa ewig hätte zuhören können.

Ruckartig öffnete sie die Tür noch weiter und wandte sich ab. „Ich, ähm … ich hole Ihnen die Sachen.“

Auf dem Weg in die Küche stieß sie sich unbeholfen am Sofa. Mit zitternden Fingern nahm sie eine Packung Milch aus dem Kühlschrank und betrachtete dann zweifelnd ihren Instantkaffee. Ob der ihm schmecken würde? Eigentlich sah ihr Nachbar nicht aus wie jemand, der so etwas trank. Unwillkürlich glitt ihr Blick zu der abschreckend kompliziert wirkenden Kaffeemaschine, die sie noch nie benutzt hatte. Marisa hatte extra Kaffeebohnen gekauft, aber nach einem Blick in die Gebrauchsanleitung entmutigt aufgegeben.

Auf dem Rückweg gelang es ihr, weitere Zusammenstöße mit den Möbeln zu vermeiden. Die Wohnungstür stand noch offen, doch der gut aussehende Fremde war in den Flur hereingetreten.

„Bitteschön“, sagte Marisa atemlos und hielt ihm Milch und Kaffee hin.

Dieser Mann war so groß, dass ihr Flur plötzlich geradezu winzig wirkte. Bei seinem Lächeln wurde ihr beinahe schwindelig.

Plötzlich kam ihr eine Idee. „Ich habe auch Kaffeebohnen, falls Ihnen das lieber ist. Die Packung ist noch nicht geöffnet, ich kann nämlich mit meiner Maschine nicht umgehen“, sagte sie und hätte sich gleichzeitig am liebsten auf die Zunge gebissen.

„Ja, diese Dinger sind unglaublich kompliziert“, erwiderte er zu ihrer Erleichterung. „Soll ich Ihnen zeigen, wie die Maschine funktioniert?“

„Nein, danke, machen Sie sich bitte keine Mühe“, erwiderte Marisa angespannt.

Lange Wimpern senkten sich über dunkle Augen. „Es wäre keine Mühe für mich, Ehrenwort.“

Seine Stimme klang nun anders, und das Glimmen in seinen dunklen Augen ließ sie erschauern.

Dieser atemberaubend attraktive Mann – ein absoluter Fremder – stand hier in ihrem Flur und gab ihr deutlich zu verstehen, dass sie ihm sehr gefiel. Um sich ein wenig zu beruhigen, atmete Marisa tief ein. Gleichzeitig rief ihr eine innere Stimme warnend und eindringlich zu, sie solle vorsichtig sein.

„Nein, vielen Dank“, entgegnete sie deshalb und reichte ihm mit einem höflichen Lächeln erneut Kaffee und Milch.

Einen weiteren kurzen Moment betrachtete er sie eingehend, dann nahm er Kaffee und Milch entgegen. „Danke noch einmal.“ Der Ton, der eben noch in seiner Stimme mitgeschwungen hatte, war wieder verschwunden. Er ging hinaus und den Flur entlang, wo er noch einmal stehen blieb und ihr den Kopf zuwandte. „Gute Nacht“, sagte er.

„Gute Nacht“, erwiderte Marisa, so gelassen sie konnte. Dann schloss sie die Tür.

Athan blieb noch einen Moment im Flur stehen. Wirklich interessant. Die junge Frau fand ihn eindeutig attraktiv, aber als er den ersten Schritt gemacht und ihr angeboten hatte, ihr die Kaffeemaschine zu erklären, hatte sie ganz klar eine Grenze gezogen.

Was wohl passiert wäre, wenn sie ihn doch in ihr Apartment gelassen hätte? Dann hätte er seinen nächsten Schachzug gemacht und ihr vorgeschlagen, Essen zu bestellen, damit sie zusammen essen könnten. Wäre sie einverstanden gewesen, was hätte Athan dann getan? Hätte er die Nacht mit ihr verbracht, wenn sie gewollt hätte?

Ein Bild erschien vor seinem inneren Auge: goldblondes Haar, ausgebreitet auf einem weißen Kissen. Ein schlanker nackter Körper, der sich ihm hingab. Ein zartes, bildhübsches Gesicht, das absoluten Genuss ausdrückte – Genuss, den er ihr bereitete …

Athan gab sich einen Ruck und ging in sein Apartment. Er beschloss, sich Kaffee zu kochen und dann im Internet einen Essenslieferanten ausfindig zu machen. Wie ärgerlich, dass es in dem Apartment keinen Concierge gab, der sich um solche Dinge kümmerte. Andererseits wussten Concierges häufig viel zu viel über ihre Mieter. Und momentan war sein wichtigstes Anliegen, dass seine wunderschöne blonde Nachbarin nichts über ihn erfuhr, was sie nicht erfahren sollte. Vor allem nicht, dass er von ihrer Beziehung zu Ian Randall wusste – und warum er dieser ein Ende setzen würde.

Marisa schlief nicht gut und warf sich unruhig hin und her. Gern hätte sie geglaubt, dass ihre Enttäuschung über das abgesagte Treffen mit Ian der Grund war. Doch in Wirklichkeit lag es an dem großen, gut aussehenden Fremden, der direkt nebenan wohnte – und unter fadenscheinigen Gründen bei ihr geklingelt hatte. Hätte er sich nicht etwas Originelleres einfallen lassen können?

Doch so durchschaubar das Ganze auch schien, es änderte nichts daran, dass ihr immer wieder derselbe Gedanke durch den Kopf ging: Männer, die so unverschämt gut aussahen wie dieser, brauchten nur mit den Fingern zu schnipsen, und schon würden sich ihnen die Frauen förmlich zu Füßen werfen. Ihr Nachbar hatte es also gar nicht nötig, sich originelle Sprüche oder Ausreden auszudenken, um eine Frau anzusprechen. Und als neuer Mieter hatte er sicher auch nicht gewusst, wer neben ihm wohnte. Vielleicht hatte er also tatsächlich Kaffee und Milch gebraucht.

Aber immerhin wollte er mir erklären, wie meine Kaffeemaschine funktioniert, dachte Marisa nun. Doch auch das hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Wahrscheinlich hatte er einfach nur höflich sein oder sich für Kaffee und Milch revanchieren wollen.

Oh nein, dachte sie plötzlich. Hoffentlich hatte er nicht geglaubt, sie wollte sich an ihn heranmachen! Diese Vorstellung machte sie zutiefst verlegen. Ihrem Nachbarn konnte kaum entgangen sein, welche Wirkung er auf sie gehabt hatte, und ganz sicher war er es gewohnt, dass Frauen so auf ihn reagierten.

Dabei war es gar nicht allein sein fantastisches Aussehen gewesen oder dieser erotische Akzent, sondern alles zusammen, einschließlich des maßgeschneiderten Anzugs – und der Aura, die ihn umgab. Ein treffenderes Wort fiel Marisa nicht ein. Es war die selbstbewusste Ausstrahlung natürlicher Autorität.

Merkwürdigerweise hatte Ian diese Ausstrahlung natürlicher Autorität nicht.

Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie weiter in die Dunkelheit blickte. Ich sollte nicht mehr an ihn denken, sondern lieber schlafen, ermahnte sie sich.

Doch ihre Träume waren durchwirkt von derselben merkwürdigen Unruhe und einer lustvollen Sehnsucht …

Athan ging sehr früh ins Büro. Das tat er immer, denn für ihn war der frühe Morgen, bevor die dichtgedrängten Termine begannen, die produktivste Zeit. Aber an diesem Morgen war er nicht so produktiv wie sonst, und das ärgerte ihn.

Immer wieder musste er an die kurze Szene denken, die er am Vorabend initiiert hatte. Er rief sich in Erinnerung, wie Marisa das lange Haar auf die Schultern gefallen war, wie sie ihn mit großen Augen angesehen und wie atemlos ihre Stimme geklungen hatte. Als sie in die Küche gegangen war, hatte er ihre langen schlanken Beine betrachtet. Sie war wirklich wunderschön.

Das wusstest du doch vorher schon, ermahnte Athan sich. Und abgesehen davon, dass ihr Aussehen es ihm leichter machte, seinen Plan umzusetzen, gab es keinen Grund, länger darüber nachzudenken. Schließlich hatte er wie immer eine Menge Arbeit zu erledigen.

Außerdem musste er sich überlegen, wie er Ian ins Ausland locken könnte. Da passten die anstehenden Verhandlungen für den Bereich der Westküste der USA gut in den Plan. Athan könnte behaupten, er brauche Feedback aus Großbritannien. Er könnte es sogar Eva gegenüber erwähnen, die sicher die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und Ian begleiten würde, um anschließend noch gemeinsam Urlaub zu machen – zum Beispiel auf Hawaii. Dann hätte er alle Zeit mit Marisa Milburne, die er brauchte.

Athan kannte seine Wirkung auf Frauen und zweifelte besonders nach dem Vorabend nicht daran, dass er auch bei Marisa Erfolg haben würde. Wäre sie wirklich unsterblich in Ian verliebt, hätte sie nicht so auf ihn reagiert. Genauso klar war allerdings, dass sie nicht den ersten Schritt tun würde.

Wie sie wohl auf sein nächstes Vorhaben reagieren würde? Athan recherchierte kurz im Internet, tätigte einen Onlinekauf und klickte auf „bis mittags liefern“. Dann versuchte er, sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Wenn er den Abend freihaben wollte, musste er vorher einiges erledigen.

Marisa wusch gerade einen ihrer wunderschönen neuen Pullover von Hand, als es klingelte. „Lieferung für Miss Milburne“, tönte es durch die Sprechanlage. Verdutzt ging sie nach unten – und nahm lächelnd den Strauß weißer Lilien entgegen. Wie lieb von Ian, dachte sie.

Doch als sie die Blumen in eine Vase gestellt hatte und den kleinen beiliegenden Umschlag öffnete, stand darin: „Vielen Dank für Milch und Kaffee. Ihr dankbarer Nachbar.“

Starr betrachtete Marisa die Karte. Ein Dankeschön, das mindestens dreißig Pfund gekostet hatte? Andererseits wusste sie, seit sie Ian kannte, dass schwerreiche Menschen anders waren. Und wer sich hier ein Apartment leisten konnte, für den waren dreißig Pfund keine große Sache.

Sie betrachtete die Lilien, die einen betörenden Duft verströmten, und wünschte unwillkürlich, sie wären von Ian statt von einem Fremden.

Marisa versuchte, nicht mehr an die Ereignisse vom Vorabend zu denken. Auch wollte sie wegen der geplatzten Verabredung mit Ian nicht enttäuscht und gekränkt sein. Also hatte sie sich mit der Handwäsche abgelenkt und beschloss nun, einen Spaziergang im Holland Park zu machen. Zwar war das Wetter nicht sonderlich einladend, aber frische Luft und Bewegung würden ihr guttun. Ich sollte mir ein Fitnessstudio suchen oder mich zu einem Tanzkurs anmelden, dachte Marisa. So würde sie vielleicht auch Leute kennenlernen und neue Freunde finden.

Darin war sie leider nicht sehr gut. Auch in dem kleinen Dorf in Devon hatten ihre Mutter und sie nie wirklich dazugehört. Dass ihre Mutter sehr introvertiert gewesen war, hatte die Sache natürlich nicht einfacher gemacht. Auch Marisa hatte in der Schule nicht richtig Anschluss gefunden.

Deswegen war es für sie so wunderschön, mit Ian zusammen zu sein. Ein warmes Gefühl der Zuneigung breitete sich in ihr aus. Sie verstanden sich so gut! Sein Charme, sein Humor und seine Lebhaftigkeit gaben ihr Selbstbewusstsein und halfen ihr, aus sich herauszugehen und sich zu entspannen – zum ersten Mal in ihrem Leben.

Wenn er mich doch nur nicht hier verstecken müsste, sondern sich öffentlich zu mir bekennen könnte, dachte sie sehnsüchtig. Aber das war nun einmal nicht möglich, und es hatte keinen Sinn, sich deshalb zu bemitleiden.

Marisa nahm Jacke und Regenmantel und ging hinaus. Sie beschloss, später in einem Café Mittag zu essen und dann einzukaufen. So würde sie etwas Zeit herumbringen.

Lebe ich so jetzt mein Leben? dachte sie schuldbewusst. Indem sie die Zeit irgendwie herumbrachte? Nachdenklich spazierte sie durch den Park in Richtung der Überreste des Holland Houses und der wunderschönen Orangerie.

Es war zwar beruhigend, in einem schönen Apartment zu wohnen und keine Geldsorgen zu haben, aber sie konnte doch ihr Leben nicht auf diese Weise verbringen. Sie sollte sich einen Job suchen. Aber was für einen? Ian hatte darauf bestanden, dass sie den schlechtbezahlten Putzjob aufgab, den sie hatte, als sie sich begegnet waren. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie könnte doch einfach den Umstand, dass sie sich ihren Lebensunterhalt nicht zu verdienen brauchte, dafür nutzen, anderen zu helfen. Was für eine ehrenamtliche Tätigkeit das sein sollte, wusste sie noch nicht, aber sie könnte doch für den Anfang in einem der vielen Charity Shops aushelfen.

Schlagartig besserte sich Marisas Laune. Sie beschloss, gleich nach dem Mittagessen nach Hause zu gehen und herauszufinden, wo sich die nächsten Charity Shops befanden.

In ihrem Apartment wurde sie von dem exotischen Duft begrüßt, den die Lilien verströmten. Sofort hatte sie wieder das Bild ihres umwerfenden Nachbarn vor Augen …

Als es um sechs Uhr klingelte, zuckte Marisa erschrocken zusammen. Sie hatte sich ganz in ihre Recherche vertieft und viel über die Arbeit von Charity Shops gelesen. Es war gut, daran erinnert zu werden, wie schwer es manche Menschen im Leben hatten. Auch in ihrem Leben hatte es Hürden und schwere Zeiten gegeben, und ihre Mutter fehlte ihr jeden Tag. Doch gegen das Leid vieler anderer Menschen war das alles geradezu harmlos.

Es klingelte. Neugierig und nervös zugleich ging Marisa zur Tür.

„Sind die Blumen angekommen?“

Die tiefe Stimme mit dem markanten Akzent ließ sie genauso heftig erschauern wie am Vorabend. Und der vielsagende Blick aus den dunklen Augen tat sein Übriges.

Marisa atmete tief ein. „Ja, vielen Dank, aber es wäre nicht nötig gewesen“, entgegnete sie ein wenig schroff. Sie wollte nicht unhöflich erscheinen, aber auch nicht vor Rührung über diese übertriebene Geste auf die Knie fallen.

Er wirkte ein wenig irritiert. „Doch“, widersprach er, und ein feines Lächeln umspielte seinen Mund, das nicht ohne Wirkung blieb. „Man sollte sich immer erkenntlich zeigen, wenn Fremde hilfsbereit sind.“ Seine dunklen Augen mit den goldfarbenen Sprenkeln glitzerten amüsiert. „Sie ahnen ja nicht, wie dringend ich Kaffee brauchte. Ich war einfach nicht auf die Idee gekommen, dass es in diesen perfekt eingerichteten und ausgestatteten Apartments keinerlei Vorräte geben würde.“ Dann fragte er: „Haben Sie denn Ihre Kaffeemaschine inzwischen bezwingen können?“

Marisa schluckte. Eigentlich sollte sie sich jetzt noch einmal bedanken, sich dann höflich, aber bestimmt verabschieden und die Tür schließen. Alles andere wäre verrückt und würde die Dinge unnötig kompliziert machen.

Ich brauche keinen dunklen, gut aussehenden Fremden in meinem Leben, dachte sie entschlossen. Und erst recht nicht diesen!

Ihr Nachbar schien ihr Zögern zu bemerken. „Verzeihung“, sagte er. „Ich wollte Sie wirklich nicht in Verlegenheit bringen, schließlich kennen wir uns ja kaum.“

Hätte er sich nicht entschuldigt, wäre Marisa vielleicht ihrem Vorsatz treu geblieben. Doch seine offenen Worte und der Anklang von Bedauern hielten sie davon ab. Oder lag es vielleicht daran, dass er sie ansah, als könne er tief in ihr Inneres blicken? Fast gegen ihren Willen erwiderte sie seinen Blick.

„Das haben Sie auch nicht“, erwiderte sie ein wenig unbeholfen. „Es ist sehr nett, dass Sie mir die Maschine erklären wollten, aber ich bin mit Pulverkaffee vollkommen zufrieden. Und meistens trinke ich sowieso Tee.“

Kaum hatte sie das gesagt, hätte sie ihre Worte am liebsten zurückgenommen. Warum hatte sie nicht einfach gelächelt und die Tür geschlossen?

„Sehr passend für eine typische englische Schönheit“, erwiderte ihr Nachbar unverhohlen amüsiert. „Wir Griechen dagegen trinken unseren Kaffee so stark, dass ein Löffel darin stehen könnte.“

„Sie sind also tatsächlich Grieche!“, platzte Marisa heraus.

„Ist das gut oder schlecht?“, fragte er lächelnd.

„Ich weiß es nicht“, gab sie zu. „Ich kenne niemanden aus Griechenland und war auch noch nie dort.“

Wieder funkelten seine Augen. „Dann hoffe ich sehr, dass ich weder meine Landsleute noch mein Land bei Ihnen in Verruf bringe.“

Marisa schluckte. Ganz im Gegenteil, dachte sie.

„Ich habe Sie ja schon einmal um einen Gefallen gebeten“, fuhr ihr Nachbar fort und ließ den Blick über sie gleiten. „Aber ich werde es einfach wagen, Sie um einen weiteren zu bitten.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Gehen Sie gern ins Theater? Ich habe nämlich zwei Karten für die Vorpremiere der neuen Tschechow-Inszenierung. Kann ich Sie vielleicht überreden, mich zu begleiten?“

Athan war sich bewusst, dass er ein Risiko einging. Doch andererseits wusste er, dass Marisa oft ins Theater ging und sich eine Reihe anspruchsvoller Inszenierungen angesehen hatte. Und die Eintrittskarten für das Stück von Tschechow waren natürlich sehr verlockend.

Er bittet mich um ein Date, dachte Marisa mit klopfendem Herzen. Anders als das Hilfsangebot, ihr die Kaffeemaschine zu erklären, war das hier eindeutig. Sie erschauerte.

Bislang hatte sie wenig Erfahrung mit Männern. Ihr war klar, dass ihr Aussehen ihnen gefiel, doch ihre Mutter hatte die Schönheit ihrer Tochter immer vor allem als Gefahr betrachtet, so wie es bei ihr selbst damals gewesen war. Erst Ians unverhohlene liebevolle Aufmerksamkeit hatte Marisas Selbstbewusstsein wachsen lassen. Endlich begriff sie, dass es in Ordnung war, wenn Männer sie attraktiv fanden.

Aber nicht dieser unglaublich gut aussehende Mann, der mich gerade einladen will, dachte sie und erschauerte erneut.

Natürlich kam es überhaupt nicht infrage, mit einem Fremden auszugehen. Sie wusste ja nicht mal, wie er hieß! Nur, dass er reich war – und Grieche. Und unwiderstehlich attraktiv …

Und genau deshalb denkt er, er kann alle Frauen haben, meldete sich eine innere Stimme streng. Du wirst also höflich, aber bestimmt ablehnen. Dann machst du die Tür zu und wirst nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Doch als Marisa den Mund öffnete, hörte sie sich selbst fragten: „Ist das die neue Inszenierung der ‚Drei Schwestern‘, über die so viel in der Zeitung stand?“

„Genau. Würden Sie sie gerne sehen?“

Marisa schluckte. Natürlich. Jeder Theaterliebhaber würde das! Die Besetzung war fantastisch, sogar ein berühmter Hollywoodstar spielte mit. Doch sollte sie deshalb mit einem fremden Mann ausgehen?

Ihr Gegenüber merkte, dass sie zögerte. „Ich möchte Ihnen versichern, dass ich kein Mörder, Einbrecher oder von Interpol gesuchter Spion bin, wie sie jetzt vielleicht befürchten. Ich bin Geschäftsmann und geradezu unerträglich seriös“, sagte er offen und ein wenig amüsiert, zog ein silbernes Etui aus der Tasche und reichte ihr mit jenem Lächeln, das so eine unglaubliche Wirkung auf sie hatte, eine Visitenkarte.

Marisa betrachtete sie starr. Unter dem Firmennamen „Teodarkis Holdings“ stand eine Adresse in Mayfair und daneben: Athan Teodarkis.

Angespannt wartete Athan ab, wie Marisa reagieren würde. Hoffentlich hatte Ian ihr gegenüber nie den Namen der Familie seiner Frau erwähnt – oder den des Unternehmens, für dessen Tochtergesellschaft Ian arbeitete. Doch Marisa schien der Name nichts zu sagen.

„Ich hoffe, Sie glauben mir jetzt, dass ich absolut harmlos bin“, sagte er. „Also, kommen Sie mit? Ich gehe so ungern allein ins Theater.“

„Kennen Sie sonst niemanden, den Sie fragen könnten?“

„Niemanden, der Tschechow mag. Er ist ja nicht jedermanns Geschmack.“

Sondern der Geschmack von Leuten, die sich bei einem heißen Date am liebsten ein Theaterstück aus dem neunzehnten Jahrhundert über ein paar Provinzler ansehen, die sich ziellos durchs Leben treiben lassen und depressiv werden? dachte Marisa. „Aber Sie glauben, mir gefällt er?“, fragte sie. Absurderweise kränkte es sie, dass sie offenbar nicht zu der Art Frauen gehörte, mit denen er sonst ausging. „Laden Sie mich deshalb ein?“

„Teilweise.“ Athans dunkle Augen machten unmissverständlich klar, dass sie mit ihrer Vermutung falschlag, nicht zu den Frauen zu gehören, mit denen er sonst ausging. Und in seiner Stimme schwang nun ein ganz anderer Ton mit.

Sie fühlte sich völlig überfordert, denn hinter der Fassade der Designer-Outfits und des Luxusapartments verbarg sich nun einmal eine junge Frau vom Lande.

„Konnte ich Sie überreden?“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das sie fast umwarf.

„Ähm, ich …“, begann Marisa.

„Sehr schön“, sagte Athan, als hätte sie zugestimmt. „Dann hole ich Sie um sieben ab.“ Er wandte sich um, hielt dann inne und sagte: „Mir fällt gerade ein, dass ich gar nicht weiß, wie Sie heißen.“

Marisa wurde von einem merkwürdigen Gefühl erfasst. Was da gerade passierte, war alles so unwirklich. „Ich heiße Marisa“, erwiderte sie langsam. „Marisa Milburne.“

„Ich bin hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Milburne“, erwiderte Athan, nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen.

Es war nur eine ganz kurze, flüchtige Berührung, die Marisa jedoch völlig durcheinanderbrachte.

„Als Wiedergutmachung, weil wir uns gar nicht formell miteinander bekannt gemacht haben“, sagte Athan. Dann wandte er sich mit seinem atemberaubenden Lächeln um und ging davon. Benommen blickte sie ihm nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Anschließend ging sie wie in Zeitlupe zurück ins Wohnzimmer, wo sie eine Weile starr ihre Hand betrachtete.

3. KAPITEL

„Und, was meinen Sie – sollte sie sich lieber weiter auf Hollywood konzentrieren?“

Der Vorhang war gefallen. Als Marisa langsam ihren Platz im Parkett verließ und Athan Teodarkis dicht hinter ihr ging, war seine Präsenz nahezu greifbar. So war es den ganzen Abend gewesen, schon im Taxi und erst recht, als er im Theater neben ihr Platz genommen hatte. So nah, dass sein Arm fast ihren berührt hatte. Dabei hatte Marisa extra die Hände auf dem Schoß verschränkt.

Ich hätte seine Einladung nicht annehmen dürfen, dachte sie immer wieder. Sie kannte diesen Mann doch gar nicht! Bis vor Kurzem hatte sie nicht einmal gewusst, wie er hieß. Und dann hatte er sich vorgestellt und ihr einen Handkuss gegeben …

Unwillkürlich dachte Marisa daran, wie seine Lippen ihre Haut gestreift hatten, und ihr wurde heiß. Wie konnte es sein, dass sich eine so formelle Geste so unglaublich innig und sinnlich anfühlte? Seit dem Handkuss war ihr, als hätte sie leichtes Fieber. Sie hatte sich den ganzen Abend sehr zusammengerissen, damit Athan nicht bemerkte, was für eine Wirkung er auf sie hatte. Betont gelassen hatte sie mit ihm über den Straßenverkehr, das Stück und das Theater geplaudert.

Marisa hatte sich absichtlich brav und schlicht angezogen, damit Athan auch nicht im Entferntesten vermuten konnte, sie habe es auf ihn abgesehen. Ihr Designerkleid aus feiner grauer Wolle war zwar elegant, saß aber recht locker, hatte keinen tiefen Ausschnitt und reichte ihr bis zum Knie. Dazu trug sie eine graue Strumpfhose, graue Schuhe mit flachen Absätzen und als einzigen Schmuck eine Hämatit-Kette. Das Haar hatte Marisa sich zu einer geflochtenen Schnecke frisiert, und ihr Make-up war äußerst dezent.

Hatte Athan über ihre recht brave Aufmachung gestaunt? Marisa war sich nicht sicher. Doch er verhielt sich genauso höflich wie sie und machte keine Anstalten, einen Annäherungsversuch zu starten.

Ich bin sehr froh, dass er sich mit mir unterhält, als wäre ich einfach die Frau eines Freundes, redete sich Marisa ein, als sie ins Foyer gingen.

„Ich fand sie insgesamt sehr gut“, beantwortete sie Athans Frage nach der Hollywoodschauspielerin, die sich mit dem Auftritt in diesem Stück als seriöse Theaterdarstellerin etablieren wollte. „Am Anfang habe ich in ihr immer den Star gesehen, aber nach einer Weile nur noch die Figur, die sie spielte.“

„Ich finde es interessant, dass sie ausgerechnet die Rolle der ältesten und unscheinbarsten Schwester übernommen hat“, fand Athan. „In ihren Filmen spielt sie doch immer so glamouröse Frauen!“

„Wahrscheinlich war die Rolle für sie die größte Herausforderung“, erwiderte Marisa.

Als sie das Theater verließen, schlug ihnen kühle Luft entgegen.

„Sie werden doch hoffentlich mit mir zu Abend essen?“, fragte Athan und umfasste ihren Ellenbogen.

Es war keine besitzergreifende oder innige Geste. Er führte sie einfach nur dorthin, wohin er selbst wollte.

Erst wollte sie ablehnen. Andererseits hatte sie Hunger, und was war schon schlimm daran, in ein Restaurant zu gehen? Außerdem wollte sie sich unbedingt über das Stück unterhalten. Und zu Hause war niemand, mit dem sie reden konnte. Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie niemanden hatte, mit dem sie sprechen konnte, außer Ian.

Das Restaurant, in das Athan Teodarkis sie führte, lag ganz in der Nähe des Theaters. Zu ihrer Erleichterung war es weder sehr romantisch noch sehr intim. Es waren eine ganze Menge anderer Gäste da, und die Beleuchtung war nicht geeignet für ein vertrauliches Tête-à-Tête. Offenbar hatte ihr Begleiter also nicht vor, sie zu verführen.

Ihm schien es nur darum zu gehen, Essen zu bestellen, Wein auszuwählen und sich dann über die Inszenierung zu unterhalten.

Nachdem er den Sommelier mit einem Nicken aufgefordert hatte, ihnen einzuschenken, sagte Athan: „Mir ging es ein wenig auf die Nerven, dass die Schwestern die ganze Zeit nach Moskau reisen wollen, das aber nie in die Tat umsetzen. Am liebsten hätte ich ihnen zugerufen, sie sollten sich doch einfach eine Fahrkarte kaufen!“

Marisa lächelte und entgegnete: „Wenn man das Reisen aber nicht gewohnt ist und immer am selben Ort gelebt hat, kann einem die Großstadt ganz schön Angst machen.“

„Sprechen Sie aus Erfahrung?“

„Ja. Ich bin erst vor Kurzem das erste Mal aus Devon herausgekommen“, gab sie zu. „Es mag in meinem Alter merkwürdig erscheinen, aber ich war vorher noch nie in London.“ Ob ihn dieses Eingeständnis abschrecken würde?

„Und warum sind Sie hergekommen?“ Athan klang sachlich.

Marisa zuckte die Schultern. „Ach, aus den üblichen Gründen. Ich wollte mal die Lichter der Großstadt sehen und so weiter.“

Athan ließ sich von ihrem betont lockeren Tonfall nicht trügen. Was sich wohl dahinter verbarg? War sie nach London gekommen, um sich dort einen wohlhabenden Mann zu angeln – jemanden wie seinen Schwager? Vielleicht wollte Marisa aber auch einfach nicht als naives Mädchen vom Lande gesehen werden. Das hätte nicht zu ihrem Image der eleganten, weltgewandten jungen Frau gepasst.

Dem entsprach allerdings auch nicht die Art und Weise, wie sie sich für diesen Abend zurechtgemacht hatte. Er hätte von einer Frau, die sich von einem verheirateten Mann mit Geldgeschenken überhäufen ließ, kein so dezentes, geradezu braves Outfit erwartet. Etwas rührte sich in Athans Innerem. Er war froh, dass sie es nicht darauf angelegt hatte, besonders weiblich oder verführerisch zu wirken. Wie Marisa ihre natürliche Schönheit praktisch herunterspielte, fand er sehr ansprechend.

Als der erste Gang gebracht wurde, stellte Athan fest, wie viel Spaß es ihm machte, sich mit ihr zu unterhalten. Marisas Ansichten waren klug und gut durchdacht, und sie schien die komplexen Dilemmas der Figuren aus dem Stück zu durchschauen und zu verstehen – sogar die des nichtsnutzigen Bruders.

„Er ist wohl die am wenigsten sympathische Figur“, sagte sie nun. „Allerdings muss man auch bedenken, dass er eine zutiefst unglückliche Ehe führt.“

Athan verharrte mitten in der Bewegung. „Finden Sie, dass eine unglückliche Ehe jegliches Verhalten entschuldigt?“ Es gelang ihm, seine Stimme neutral klingen zu lassen. Denn all ihr Verständnis für die Figuren aus dem Stück änderte nichts an der Art und Weise, wie sie ihr Leben führte und die er ihr zum Vorwurf machte.

„Vielleicht manchmal“, erwiderte sie langsam. „Die mittlere Schwester, Mascha, hätte sicher keine Affäre gehabt, wenn sie glücklich verheiratet gewesen wäre, oder?“

„Und das ist Ihrer Ansicht nach eine Entschuldigung?“

Nun hörte man ihm die Anspannung doch an. Marisa sah zu ihm hinüber. „Ich glaube, es kommt immer auf die jeweilige Situation an“, antwortete sie. Der Schatten, der über ihr Gesicht huschte, entging Athan nicht.

Glaubte sie etwa, Ian sei unglücklich verheiratet und habe deshalb einen Freibrief für eine Affäre mit ihr?

„Finden Sie es richtig, dass Maschas Mann ihr verzeiht?“, fragte er unverblümt.

„Na ja, eine Scheidung wäre damals wohl unmöglich gewesen, oder?“, lautete ihre Antwort. „Er musste einfach das Beste aus der Sache machen, nehme ich an.“

Athan nahm sein Weinglas zur Hand. „Scheidung – ja, das ist natürlich eine sehr bequeme Lösung.“

„Und trotzdem entscheidet sich nicht jeder dafür.“

Marisa wandte den Blick ab. Es schmerzte sie zu sehr, über dieses Thema zu sprechen. Zum Glück wurde in diesem Moment der Hauptgang gebracht.

Als der Ober wieder gegangen war, nahm sie ihr Besteck und fragte betont munter: „Was hat Sie eigentlich nach London verschlagen?“

Athan merkte natürlich, dass sie bewusst das Thema gewechselt hatte. Wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihr die Wahrheit sagte? Doch das kam natürlich nicht infrage. „Im Gegensatz zu den drei Schwestern reise ich sehr viel, geschäftlich. Mein Hauptwohnsitz ist in Athen, aber da es ein internationales Unternehmen ist, bin ich eben viel unterwegs.“

„Das ist bestimmt toll“, erwiderte Marisa sehnsüchtig.

Er lächelte nachsichtig. „Ehrlich gesagt, es kann auch ganz schön nerven“, erwiderte er. „Ein Flughafen ist wie der andere, und auch Büros sehen sich ziemlich ähnlich, egal wo auf der Welt sie sich befinden.“

„Ja, ich kann mir vorstellen, dass der Reiz irgendwann verfliegt.“

„Probieren Sie es doch mal aus, reisen Sie ein bisschen. Ich hoffe, Sie nehmen mir diese Bemerkung nicht übel, aber Sie können es sich doch sicher leisten.“

Angesichts des Luxusapartments in Holland Park und ihrer teuren Outfits konnte ein Außenstehender leicht diese Schlussfolgerung ziehen. Doch eigentlich wusste Athan es natürlich besser.

Marisa zögerte sichtlich. „Momentan wäre es etwas schwierig“, erwiderte sie dann. „Aber es wäre schön, eines Tages mal andere Länder kennenzulernen.“

„Was wäre denn Ihre erste Wahl?“

Sie blickte nach draußen, wo im Laternenlicht der Regen auf die Straßen fiel. „Ich würde irgendwohin reisen, wo es warm ist und es einen schönen Strand gibt“, erwiderte sie lachend.

Athan schmunzelte. „Das kann ich nachvollziehen.“

„Sie sind warmes Wetter sicher gewohnt, stimmt’s?“

„Entgegen der landläufigen Meinung kann es in Athen sehr kalt sein. Um diese Jahreszeit müsste man weiter in den Süden des Landes fahren, um es warm zu haben – und schöne Strände zu sehen.“ Die Idee, die ihm gerade gekommen war, entwickelte sich rasant weiter. Um sie umzusetzen, wäre einiges an Planung und Organisation erforderlich, doch möglich war es durchaus. Und Marisa würde es nicht abstreiten können. Wenn Athan wollte, könnte er Ian so beweisen, dass die Frau, die er sich als Geliebte wünschte, ihm einen anderen Mann vorgezogen hatte.

Marisa begann von den Ländern und Reisen zu erzählen, von denen sie träumte. Den ganzen Abend war sie ihm gegenüber sehr zurückhaltend gewesen, doch jetzt schien sie ihre Vorsicht ein wenig abzulegen. Die Lebhaftigkeit, mit der sie sprach, ließ sie noch schöner aussehen. Athan betrachtete ihr Gesicht und konnte nur zu gut verstehen, dass Ian ganz hin und weg von ihr war. Marisa hätte auch in einem alten Kartoffelsack noch wunderschön ausgesehen. Sie schien von innen heraus zu leuchten.

Wieder fragte ihn jene mahnende innere Stimme, ob er sein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen könnte. Barg das Ganze vielleicht Gefahren, von denen er noch nichts ahnte?

Unsinn, dachte Athan und verdrängte diesen Gedanken. Natürlich bestand für ihn keinerlei Gefahr. Er würde seinen Plan durchführen, sein Ziel erreichen und der Sache dann den Rücken zuwenden – völlig unversehrt natürlich.

Weder Marisas hohe Wangenknochen noch ihre Alabasterhaut stellten eine Gefahr dar, weder ihre meerblauen Augen noch ihr zarter, sinnlicher Mund …

Auch diese Gedanken verdrängte Athan und versuchte, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren.

„Entschuldigung, was sagten Sie gerade?“, fragte er. Dann wurde ihm bewusst, dass Marisa ihn einfach ansah.

Sie errötete leicht und senkte schnell die Lider mit den unendlich langen Wimpern. Doch Athan hatte schon gesehen und erkannt, was in ihren Augen zu lesen gewesen war.

Marisa hatte das Gefühl, ihr Gesicht würde brennen. Sie hatte zwar schnell den Blick abgewandt, doch es war zu spät gewesen: Sie hatte nicht verbergen können, was Athan in ihr auslöste, wenn er sie nur ansah. Ihr wurde heiß, dann kalt, und sie erschauerte unwillkürlich. Verzweifelt versuchte sie sich zu beruhigen, doch ihr Herz schlug wie wild.

Wie konnte das bloß sein? Sie war schließlich nur mit Athan hier, weil er sie ins Theater und dann zum Essen eingeladen hatte. Das hier war doch keine romantische Verabredung! Und außerdem ist er für mich praktisch ein Fremder, ich weiß ja gar nichts über ihn, dachte Marisa. Aber offenbar wusste sie genug.

Sie wusste, dass Athan sie nicht nur eingeladen hatte, weil er nicht allein ins Theater gehen wollte. Das sagte sein Blick ganz klar. Doch auf der anderen Seite ging er mit ihr um wie mit der Frau eines guten Freundes …

Marisa beschloss, sich von nun an aufs Essen zu konzentrieren, unverfänglich zu plaudern – und ihr Gegenüber auf keinen Fall noch einmal so anzusehen. Und sie würde es ignorieren, wenn Athan sie ansah.

Es erforderte all ihre Selbstbeherrschung, doch ab sofort wich sie seinem Blick aus, plauderte fröhlich und ignorierte seine faszinierenden golden gesprenkelten Augen und die Linien, die sich bei jedem Lächeln rund um seinen Mund bildeten. Auch seine langen, kräftigen schlanken Finger, mit denen er das Weinglas hielt, beachtete sie nicht, ebenso wenig wie seine tiefe Stimme mit dem markanten Akzent ihre Sinne intensiv ansprach und vibrieren ließ …

Insgeheim sehnte Marisa sich jedoch den ganzen Abend danach, diesen atemberaubenden Mann mit jeder Faser zu spüren und seine starke, maskuline Präsenz zu genießen.

Auf der Rückfahrt nach Holland Park war Marisa nervös und unruhig. Sie glitt zum äußersten Ende des Rücksitzes, legte bewusst ihre Handtasche zwischen sich und Athan und sprang praktisch aus dem Wagen, sobald sie ankamen. Im Fahrstuhl plauderte sie ebenso munter wie belanglos weiter und dachte bewusst nicht daran, wie eng der Raum war, in dem sie und dieser faszinierende Mann sich befanden – und niemand sonst.

Kaum gingen die Fahrstuhltüren auf, stand sie auch schon im Flur. „Vielen Dank für den schönen Abend“, sagte sie betont fröhlich. „Das war sehr nett von Ihnen, ich hatte sehr viel Spaß. Gute Nacht!“

Athan merkte, dass Marisa ihn auf Distanz halten wollte. Und vorerst würde er sich darauf einlassen. „Gute Nacht, Marisa“, erwiderte er und lächelte leicht. „Schön, dass Ihnen der Abend gefallen hat. Mir hat er auch viel Spaß gemacht.“

Er sah, wie sie ganz leicht errötete, bevor sie sich abwandte und die Tür ihres Apartments aufschloss. Täuschte er sich, oder zitterte ihre Hand leicht? War es aus dem Grund, den er sich erhoffte?

Nachdem sie ihm noch einmal kurz zugewinkt hatte, betrachtete Athan ihre geschlossene Tür. Ihm gingen Gedanken durch den Kopf, die seinem Plan in die Quere kommen konnten und reine Zeitverschwendung waren.

Abrupt wandte er sich um und ging zu seinem Apartment. Den ersten Schritt seines Plans hatte er umgesetzt wie geplant. Nun galt es, den nächsten Schritt zu machen. Athan musste wieder an den Plan denken, der ihm beim Essen gekommen war. Eine einfache, wirkungsvolle Idee, die zweifellos für immer einen Keil zwischen Marisa und Ian treiben würde – und das innerhalb kürzester Zeit.

„Wollen Sie ihn nicht aufmachen?“, fragte Athan, als Marisa den verschlossenen Umschlag betrachtete, den er vor ihr auf den Tisch im Restaurant gelegt hatte. Seinen amüsierten Tonfall kannte sie inzwischen gut. Athan klang dann immer so, als fände er ihr Verhalten lustig, reagierte aber nachsichtig. Als würde sie ihn nicht seit zwei Wochen auf Abstand halten.

Und er hatte nicht ein einziges Mal Anstalten gemacht, ihren Widerstand zu durchbrechen, das musste sie zugeben. In dem Fall hätte sie natürlich auch sofort die Flucht ergriffen, redete Marisa sich ein.

Aber Athan hatte es nicht einmal versucht. Nach dem gemeinsamen Theaterabend hatte sie ihn sogar mehrere Tage nicht einmal zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich war er übers Wochenende nach Athen gefahren oder hatte die zwei Tage mit jemand anderem verbracht.

Aber mit wem?

Natürlich mit einer Frau, hatte Marisa sofort gedacht. Einer wunderschönen, glamourösen Frau, wahrscheinlich einem Model, einer ehrgeizigen Geschäftsfrau oder einem Society-Sternchen … Auf keinen Fall mit jemandem wie ihr, einer stillen Frau vom Lande, die nicht in denselben Kreisen verkehrte wie er. Mit einer Frau wie ihr ging er spontan ins Theater, weil er keine andere Begleitung hatte.

Marisa war zunächst zu dem Schluss gekommen, dass der gemeinsame Theaterabend für Athan offenbar eine einmalige Sache gewesen war. Und das war ihr auch ganz recht, hatte sie sich eingeredet.

Doch mit der Zeit wurde ihr bewusst, wie sehr ihr der Abend gefallen hatte. Nicht nur, weil es schön gewesen war, einmal nicht alleine ins Theater gehen zu müssen, sondern weil sie Athans Gesellschaft wirklich genossen hatte. Er sah nicht nur geradezu verboten gut aus, sondern war auch ein interessanter Gesprächspartner, mit dem man sich wirklich gut über das Stück und über Theater im Allgemeinen unterhalten konnte.

Das Wochenende über war Marisa allein, denn diese Tage verbrachte Ian immer mit seiner Frau. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie einsam und isoliert sie sich in London fühlte. Sie sah sich in ihrer Entscheidung bestätigt, ehrenamtlich zu arbeiten und sich Freunde zu suchen. Gleich am Montag ging sie zum nächstgelegenen Charity Shop und fragte nach einem Job. Dann erkundigte sie sich nach Tanzunterricht in der Nähe und meldete sich zu einem Kurs an.

Doch ihre gute Stimmung erhielt einen Dämpfer, als Ian anrief und erneut absagte. Er wusste nicht einmal, wann er sich das nächste Mal mit ihr treffen könnte – vielleicht in einer Woche, vielleicht aber auch nicht. Wie immer war er sehr zerknirscht, und Marisa reagierte verständnisvoll. Sie wusste ja, was für hohe Anforderungen die Arbeit an ihn stellte – und seine Frau auch.

Doch insgeheim war sie furchtbar niedergeschlagen. Und als kurz darauf das Telefon noch einmal klingelte und sie jene tiefe Stimme mit dem markanten Akzent hörte, war sie sofort wieder besserer Laune.

„Ich weiß, es müsste schon ein Riesenzufall sein, wenn Sie Ja sagen“, sagte Athan Teodarkis. „Aber haben Sie zufällig Lust, Hamlet im National Theatre zu sehen?“

„Oh ja!“, antwortete Marisa sofort begeistert.

„Sehr schön. Wie wäre es am Donnerstag?“

Autor

Kimberly Lang
Schon in der Highschool versteckte Kimberly Lang Liebesromane hinter ihren Schulbüchern. Statt sich mit Theorien und Zahlen herumzuschlagen, schmökerte sie lieber in den neuesten Romances. Auch das Studium ernster englischer Literatur konnte ihre Leidenschaft für aufregende Helden und Happy Ends nicht ändern. Kimberly war nach der Ausbildung zunächst Balletttänzerin und...
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Sarah Morgan
<p>Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.</p>
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Julia James
<p>Julia James lebt in England. Als Teenager las sie die Bücher von Mills &amp; Boon und kam zum ersten Mal in Berührung mit Georgette Heyer und Daphne du Maurier. Seitdem ist sie ihnen verfallen. Sie liebt die englische Countryside mit ihren Cottages und altehrwürdigen Schlössern aus den unterschiedlichsten historischen Perioden...
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