Julia Saison Band 77

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LIEB MICH JETZT UND IMMER WIEDER von CHERYL ANNE PORTER

Wird auch dieser Valentinstag für Julie so langweilig wie immer? Nicht wenn es nach Julies Mutter geht! Ihre Tochter muss endlich an den Mann gebracht werden. Und sie weiß auch schon, wer der richtige Kandidat für Julie ist: Der umwerfend attraktive Mike DeAngelo …

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Ein Blind Date im Fernsehen! Das hat der ernsthaften Jayde gerade noch gefehlt! Als sie jedoch durch Zufall erfährt, wer ihr Partner sein wird, entschließt sie sich mitzumachen. Ausgerechnet Garret Davis soll sie am Valentinstag vor laufender Kamera erobern ...

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  • Erscheinungstag 06.01.2024
  • Bandnummer 77
  • ISBN / Artikelnummer 9783751525237
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cheryl Anne Porter, Carolyn Zane, Merline Lovelace

JULIA SAISON BAND 77

1. KAPITEL

„Meine Güte, Mutter, was hast du denn nun schon wieder angestellt?“ Julie hätte sich ohrfeigen können, weil sie sich nicht vergewissert hatte, wer vor ihrer Tür stand und klopfte, bevor sie öffnete.

Nun stand dort das Chaos in Person, rothaarig und sprühend vor großmütterlichem Charme. In einem Arm trug Ida Cochran eine bis zum Rand gefüllte Supermarkttüte und ihre große orangefarbene Handtasche. An der anderen Hand hielt sie einen dunkelhaarigen kleinen Jungen, der nicht viel älter als drei Jahre sein mochte.

„Mutter, wo hast du dieses Kind her? Du kommst mir nicht herein, bevor du ihn nicht zurückgebracht hast.“ Julie wies in Richtung Parkplatz. „Sofort!“

Ihre Mutter ignorierte diese Geste und strahlte stattdessen zuerst ihre Tochter und dann den Jungen an, der emsig ein Bonbon lutschte. „Zu schade, dass nicht schon heute Valentinstag ist. Der Anlass wäre perfekt, denn diesmal habe ich den richtigen Mann für dich gefunden. Darf ich dir deinen zukünftigen Ehemann vorstellen!“

Julie blickte von ihrer Mutter auf den kleinen Jungen und wieder zurück. „Findest du nicht, dass er ein bisschen jung ist?“

Ihre Mutter stieß einen ungeduldigen Ton aus. „Nicht er. Er!“

Sie ließ die Hand des Jungen los, nahm Tüte und Handtasche auf den anderen Arm und zog den verführerischsten Mann des ganzen Wohnblocks in Julies Blickfeld. In Jeans und einem rot-weißen T-Shirt der Oklahoma Sooners stand er vor ihr. Vor Schreck schlug Julie die Hände vor den Mund.

Wie kam ihre Mutter dazu, ihr ausgerechnet diesen Mann zu bringen? Wohl jede Frau im gesamten Apartmentkomplex war verliebt in ihn. Nur hier? Ach was, in ganz Brandon. Vielleicht in ganz Florida! Im Geist fertigte Julie rasch eine Bestandsaufnahme von sich selbst an. Sie war barfuß, trug ausgefranste Shorts und ein altes T-Shirt. Sie war nicht geschminkt und hatte auch keinen BH an.

„Hallo. Alles Gute im Voraus, auch wenn erst in einer Woche Valentinstag ist.“

Julie wusste, dass sie ihn anstarrte, doch sie konnte nichts dagegen tun. Dieser Mann war einfach umwerfend.

„Sag etwas zu ihm, Schätzchen. Kein Wunder, dass du mit deinen fast dreißig Jahren noch immer allein bist, wenn du den Mund nicht aufbekommst.“

Julie fühlte, dass sie blass wurde. Sie nahm die Hände herunter und meinte: „Mutter, wie konntest du?“

„Ihm dein Alter verraten? Nun, er muss das doch erfahren, bevor ihr das Aufgebot bestellt.“

„Mutter!“ Ihr Ton klang so schrill, dass Julie erschreckt innehielt und erst einmal tief Luft holte, um sich zu beruhigen. Dann startete sie einen neuen Versuch. „Nicht das … oder doch, das auch. Aber eigentlich meinte ich, wie konntest du …“ Ihr fehlten die Worte, deshalb half sie sich damit, auf den Mann und seinen Sohn zu deuten. „Die beiden, Mutter. Wie konntest du sie herbringen?“

„Ach, das war überhaupt nicht schwer. Ich habe sie auf dem Parkplatz eingefangen, gerade als ich hereinfuhr. Hier, nimm mir mal die Lebensmittel ab, die ich für dich gekauft habe. Wenn ich nicht für dich sorgen würde, würdest du vergessen zu essen.“

Mechanisch nahm Julie die volle Einkaufstüte entgegen, während sie kaum auf die übliche Rede über ihre Essgewohnheiten achtete, die ihre Mutter ihr schon so oft gehalten hatte. Sie hatte nur bis zu den Worten „auf dem Parkplatz eingefangen“ zugehört. Julie sah zwar kein großes Netz in den Händen ihrer Mutter, und es war anzunehmen, dass diese sich nur bildlich ausgedrückt hatte. Doch bei Ida Cochran wusste man nie. „Wie hast du sie denn eingefangen?“

„Vielleicht kann ich etwas Licht in die Angelegenheit bringen.“

Julie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den eingefangenen Mann. „Ich bin mir nicht sicher, ob jemals jemand Licht in eine Sache bringen kann, in die meine Mutter verwickelt ist, aber bitte versuchen Sie es.“ Sie stellte die Tüte auf den Boden in ihre Diele. Dann richtete sie sich wieder auf, stützte die Hände auf die Hüften und sah den Mann erwartungsvoll an.

Doch er sprach nicht weiter. Stattdessen musterte er sie eingehend. Sein intensiver Blick jagte Julie einen erregenden Schauer über den Rücken. Junge, Junge, dieser Mann gehörte zu denen, die einer Frau ganz schön gefährlich werden konnten.

Schließlich schüttelte er leicht den Kopf, als würde er aus einem Traum erwachen, und stellte seine Einkaufstüten ebenfalls ab. Dann begann er mit seiner Version der Geschichte. „Mrs. Cochran fing uns ein, um ihre Worte zu benutzen, als wir gerade vor unserer Wohnung unsere Lebensmittel aus dem Wagen luden. Sie stellte sich vor und fragte mich, ob ich schon ihre Tochter kennengelernt hätte. Als ich verneinte, bestand sie darauf, dass das unbedingt notwendig sei. Und …“, er wies auf seinen Sohn und auf sich selbst, „hier sind wir.“ Er warf einen zweiten Blick auf den Jungen. „Wer hat dir diese Süßigkeit gegeben, Aaron?“

Der Junge nahm das Bonbon aus dem Mund. „Die Grandma. Darf ich es haben?“

„Na gut, da es ja schon halb weg ist.“ Er wandte sich an Julies Mutter. „Mir wäre lieber gewesen, Sie hätten mich vorher gefragt.“

Julie war recht empört. „Mutter, du hast diesem Kind eine Süßigkeit gegeben, ohne den Vater zu fragen?“

„Ich habe ihn gefragt, und er hat genickt. Aber das spielt keine Rolle. Wir werden Aaron schon noch beibringen, keine Süßigkeiten von Fremden anzunehmen. Ich will mir nämlich keine Sorgen machen müssen, dass mein Stiefenkel von irgendeinem Verrückten geschnappt werden könnte.“

„Als wenn das nicht gerade passiert wäre, Mutter.“

Doch ihre Mutter winkte ab und fing an, in ihrer orangefarbenen Handtasche herumzukramen.

Julie gab auf und wandte sich wieder dem Mann zu. Der arme Kerl, dachte sie und unterdrückte ein Schmunzeln, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Sie hätte gewettet, dass er sich im Augenblick bemühte, sich an alles zu erinnern, was ihre Mutter ihm auf dem Weg zu ihrer Wohnungstür gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte er unterwegs mindestens fünfzig Mal genickt. Mehr blieb den meisten Leuten nicht übrig, denn Ida führte keine Unterhaltungen, sondern hielt Monologe. Deshalb erwartete Julie eigentlich, dieser wahnsinnig gut aussehende Mann mit der faszinierenden Ausstrahlung würde gleich auf ihre Mutter losgehen. Oder hoffte sie, er würde es tun?

Doch er wirkte einfach nur verwirrt. „Vielleicht habe ich tatsächlich gesagt, es sei in Ordnung. Ich erinnere mich nicht mehr.“

Als er die Stirn runzelte, sagte Julie streng: „Mutter, ist dir klar, dass du die Situation ausgenutzt hast? Seit du dir in den Kopf gesetzt hast, einen Ehemann für mich zu finden, verhältst du dich wirklich unmöglich. Du kannst bloß froh sein, dass … entschuldigen Sie, wie ist Ihr Name?“

„Mike.“

„Dass Mike nicht die Behörden informiert.“

„Das ist nicht nötig, ich bin nämlich von der Behörde.“

Julie erstarrte. „Mutter, er ist Polizist?“

Mike hob die Hand, um Julies Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. „Schlimmer. FBI.“

„FBI?“, fragte sie, wobei ihre Stimme deutlich höher klang als sonst.

„Genau. Und ich muss Sie fragen, ob Ihre Mutter so etwas oft macht?“

Nun blickten sie beide auf Ida Cochran, die sich gerade zu dem kleinen Jungen niederbeugte und dessen Hände mit einem Taschentuch abwischte.

In diesem Moment empfand Julie liebevolle Nachsicht für ihre Mutter, trotz ihres unmöglichen Verhaltens. Sie zuckte die Schultern und lächelte Mike entschuldigend an. „Sie ist einfach der Meinung, ich sollte heiraten und weniger karrieresüchtig sein, wie sie das nennt. Deshalb schleppt sie mir jeden nach Hause, den sie als Ehemann für geeignet hält.“ Julie rollte mit den Augen. „Mir ist das alles so peinlich, dass ich am liebsten auf der Stelle im Erdboden versinken würde.“

Mike lachte. „So schlimm ist das doch auch wieder nicht.“ Seine Miene wurde ernst. „Sie sind also eine Frau, bei der die Karriere an erster Stelle steht? Damit habe ich einige Erfahrung. Das Leben kann dadurch … recht interessant werden. Aber für mich ist das nichts.“ Er lachte erneut. „Nun, wie es aussieht, bin ich also der Heiratskandidat des Tages, richtig?“

„Richtig. Tut mir leid.“ Sein Sinn für Humor angesichts dieser bizarren Situation gefiel Julie, und sie war auch etwas neugierig, was seine Erfahrungen mit einer Karrierefrau betrafen. Doch da sie ihn schlecht direkt danach fragen konnte, blieb ihr nichts weiter übrig, als dem intensiven Blick seiner dunklen Augen, der ihr einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte, standzuhalten.

Plötzlich richtete sich ihre Mutter wieder auf und zog damit die Aufmerksamkeit erneut auf sich. Das ist gut so, dachte Julie, weil sie es viel zu gefährlich fand, wenn Mike und sie sich so lange anstarrten.

„Ich weiß nicht“, meinte Ida. „Sie sehen so vollkommen aus, Mike. Aber ein FBI-Agent? Sie haben vielleicht nicht nur einen Scherz gemacht?“

Mike hob eine Augenbraue. „Nein, Ma’am. Es ist gesetzlich verboten, sich als Regierungsbeamter auszugeben, wenn das nicht stimmt.“

„Das habe ich befürchtet.“ Seufzend fragte sie ihre Tochter: „Wirst du dir Sorgen machen, wenn er nachts auf den Straßen unterwegs ist?“

Mike hob nun auch die andere Augenbraue.

„Sie sieht zu viel fern“, erklärte Julie rasch.

Verständnisvoll nickte er. „Wir sind nicht alle … auf den Straßen unterwegs. Nicht so, wie Sie sich das vorstellen, Ma’am.“

Nun ermutige sie doch nicht auch noch, dachte Julie. Lauf lieber weg und bring dich und dein Kind in Sicherheit. Sag ihr, du hast eine Frau. Sag ihr am besten, du hast eine Frau und leidest an einer schrecklich ansteckenden Krankheit, die vererbt werden kann. Wie sollte sie Mike nur begreiflich machen, dass es ausgesprochen unklug war, mit ihrer Mutter ein höfliches und offenes Gespräch zu führen? Das war nicht ratsam, solange Ida auf der Suche nach einem Mann für ihre jüngste Tochter war, die als einzige der drei Kinder von Jack und Ida Cochran noch nicht verheiratet war.

„So, so, Sie sind also nicht auf den Straßen unterwegs?“ Es war zu spät. Ida lächelte bereits ihr hintergründiges Lächeln, von dem Julie wusste, dass es ihren Vater jedes Mal auf den Golfplatz trieb.

Nun öffnete Ida ihre Handtasche und zog Block und Stift hervor.

Oh, nein! Nicht den Fragebogen für potenzielle Heiratskandidaten! Julie hob abwehrend die Hände. „Nein, Mutter. Dieser nette Mann hat einen Sohn. Deshalb hat er vermutlich auch eine Frau“, stellte sie klar, während sie insgeheim hoffte, er möge nicht verheiratet sein.

„Nein, habe ich nicht.“ Der große, gut aussehende – und törichte Mann hatte in diesem Augenblick sein eigenes Urteil gesprochen.

Julie jubelte zwar innerlich, weil er keine Frau hatte, doch ihre Freude währte nur kurz, als sie bemerkte, dass ihre Mutter einen Punkt auf ihrer Liste abhakte.

„Ich hatte also recht. Kein Ehering“, murmelte Ida.

„Sie hätten das niemals zugeben sollen.“ Julie warf Mike, der abwechselnd von ihr zu Ida schaute, einen mitleidigen Blick zu.

„Nun würde mich interessieren“, verkündete ihre Mutter, „weshalb Sie keine Frau haben?“

Peinliche Stille entstand. Julie stellte fest, dass ihr trotz der kühlen Jahreszeit heiß wurde, und wollte der Sache entschieden ein Ende setzen. „Das reicht.“ Bevor dieser nette FBI-Agent wütend werden würde, zog sie ihre Mutter in die Wohnung und rief dem Mann und seinem Jungen zu, sie sollten rasch weglaufen. Dann schlug sie die Tür zu, stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich zu ihrer Mutter.

Hektisch gestikulierte Ida in Richtung der geschlossenen Tür. „Julie! Er wird weggehen. Dabei ist er doch perfekt, Schätzchen, und …“

Julie hob die Hand, um den Redeschwall zu stoppen, der nun folgen würde. Dann legte sie das Ohr an die Tür und lauschte auf das schwache Geräusch von raschelnden Papiertüten, die in diesem Augenblick draußen hochgehoben wurden. „Wart noch eine Minute. Sie sind noch da.“

Ihre Mutter schnaubte verächtlich, nahm die Tüte mit den Lebensmitteln, die sie gekauft hatte, und machte sich auf den Weg in die Küche. „Na prima, dann werde ich rasch die Sachen wegräumen. Hast du irgendwelche Schokolade im Haus?“

„Sieh selbst nach, Mom.“ Julie wartete, bis ihre Mutter verschwunden war, bevor sie einer Ahnung nachgab und noch einmal die Tür öffnete. Ja, sie hatte recht gehabt. Die braunen Einkaufstüten im Arm stand Mike mit seinem kleinen Jungen noch immer an derselben Stelle. „Wenn Sie nicht Ruhe und Frieden verlieren wollen, nehmen Sie Ihre Sachen und Ihren Sohn und laufen so weit weg, wie Sie können.“

Mike lachte. „Wissen Sie was? Das ist wirklich lustig.“ Er musterte sie nachdenklich. „Ich habe mir gerade überlegt, weshalb Sie noch nicht gebunden sind. Ich meine, jemand, der so aussieht wie Sie, Julie. Gibt es da vielleicht etwas, das Sie Ihrer Mutter erzählen sollten? Mögen Sie vielleicht keine Männer?“

Julies Augen wurden groß. „Natürlich mag ich Männer! Ich liebe Männer! Viele! Nein, nicht viele. Ich meine, ich habe bloß noch nicht … Mein Beruf ist einfach …“ Sie hörte auf, sich umständlich zu rechtfertigen, als sie ihn schmunzeln sah, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn. „Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?“

Sein Schmunzeln verwandelte sich in ein verführerisches Lächeln. „Auf der Seite der Männer, aber wir gewinnen nie den Kampf der Geschlechter. Wir verbrüdern uns zu oft und zu gern mit dem Feind.“

Darauf fiel Julie jetzt keine passende Antwort ein. Während sie Mike verlegen betrachtete und nach einer Erwiderung suchte, strahlte er sie unbekümmert mit diesem Lächeln an, das sie völlig verwirrte.

Schließlich unterbrach eine Kinderstimme die Stille. „Wo ist denn die Grandma?“

Julie blickte zu Aaron. Der hübsche Junge war mit seinen schwarzen Haaren und den dunklen Augen fast das Ebenbild seines umwerfenden Vaters. Sie hatte seine Anwesenheit ganz vergessen gehabt und war nun etwas verblüfft. „Die Grandma musste weggehen. Sie ist nämlich sehr, sehr ungezogen gewesen.“

„Oh.“ Aaron legte die Stirn in Falten und wischte sich die Hände, die noch immer rot und klebrig von dem Bonbon waren, an seinem weißen T-Shirt ab.

Julie zuckte leicht zusammen, als sie das sah.

„Warum war sie denn ungezogen?“

Was sollte sie darauf antworten? Sie schaute von Aaron zu seinem Vater und stellte fest, dass Mike sie schon wieder musterte. Der Blick seiner Augen war so faszinierend, dass ihr noch heißer wurde und sie vergaß, dass er sie geneckt hatte.

Mit seiner dunklen Stimme unterstützte er die Frage seines Sohnes. „Ja, was hat sie denn gemacht, das so schlimm war?“

Denk nach, Julie, befahl sie sich im Stillen. Und hör auf, den Mann so anzustarren. „Na ja, sie brachte euch her … gegen euren Willen. Und außerdem hat sie Aaron ein Bonbon gegeben …“

„Bald ist Valentinstag.“

Mit Entsetzen wurde ihr bewusst, je länger sie hier vor diesem verwirrenden Mann stand, desto weniger war sie in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Wovon hatten sie doch gleich gesprochen?

Eine Bewegung von Aaron riss sie aus ihrer Betäubung, und sie blickte erneut zu dem Jungen, der verunsichert von einem Bein aufs andere trat. „Ich darf keine Süßigkeiten von bösen Tanten und Onkeln nehmen. Aber deine Mom ist doch nicht böse, oder?“

Julie warf einen Blick über die Schulter zur Küche und sah, wie ihre Mutter eine Handvoll Schokoladenchips knabberte, während sie die Serviervorschläge auf der Rückseite der Verpackung las. „Nein, böse ist sie nicht. Aber manchmal vielleicht ein wenig merkwürdig.“

Ida sah auf. „Julie, Julie“, meinte sie vorwurfsvoll. „Das Haltbarkeitsdatum dieser Chips ist schon überschritten. Wie glaubst du, willst du ein Kind gesund ernähren, wenn du nicht einmal in der Lage bist, Schokoladenchips vor dem Verderben zu bewahren?“

Julie schüttelte den Kopf und warf Mike einen Blick zu, der ausdrücken sollte: Verstehen Sie mich jetzt?

„Sie haben mein vollstes Mitgefühl.“

„Danke, Mike.“ Sein gespielt ernster Ton brachte sie zum Lachen. „Ich glaube aber nicht, dass ich Mom noch länger zurückhalten kann. Deshalb gehen Sie nun besser.“

„Ich denke, Sie haben recht. Das kalte nasse Zeug, das ich plötzlich am Arm spüre, ist wahrscheinlich geschmolzene Eiscreme. Also dann, und sollten Sie jemals das FBI benötigen, rufen Sie mich an. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das sogar bald geschehen wird.“

Was sollte geschehen? Dass sie das FBI benötigte oder dass sie ihn anrief? Julie hatte das Gefühl, sie schmolz rascher dahin als das Eis, das sie ihm gern von der Haut geleckt hätte. Warum hatte sie plötzlich so lüsterne Vorstellungen? Möglicherweise hatte ihre Mutter doch recht. Vielleicht beschäftigte sie sich tatsächlich schon zu lange und zu viel mit Zahlen und Bankkonten. Vielleicht sollte sie wirklich mehr ausgehen.

Während sie diesen Gedanken nachhing, merkte sie, dass sie und Mike sich weiterhin unverwandt ansahen. Gerade noch rechtzeitig, bevor sie womöglich den letzten Rest an Zurückhaltung verlor und sich diesem Mann an den Hals warf, räusperte er sich glücklicherweise und wandte sich seinem Sohn zu. „Komm mit, Sportsfreund. Wir bringen die Sachen weg, und dann gehen wir in den Fitnessraum und treiben ein wenig Sport. Hast du Lust?“

Als Aaron begeistert nickte, richtete Mike seinen Blick wieder auf Julie und musterte sie noch einmal von oben bis unten. „Man sieht sich.“

Es war offenkundig, dass er sie gerade mit Blicken ausgezogen hatte, und eigentlich hätte sie sich darüber ärgern müssen. Doch sie war selbst viel zu sehr damit beschäftigt, ihn sich im schweißnassen T-Shirt und engen Shorts vorzustellen. Erst als er leicht den Kopf hob, wurde ihr bewusst, dass er eine Antwort erwartete. „Wie bitte?“

„Ich sagte, dass wir uns wohl wieder über den Weg laufen werden. Das war als Abschiedsgruß gemeint.“

Sie nickte und lächelte ein wenig zerstreut. Wie war es nur möglich, dass ein einzelner Mann so viel Sex-Appeal besaß? Dabei war dieser Mann Vater, und sein Sohn war bei ihm. Fieberhaft suchte sie nach einer passenden Erwiderung. „Äh, natürlich. Wir sehen uns wieder. Ich werde bloß eben schnell meine Mutter um die Ecke bringen.“

Erstaunt sah er sie einen Moment lang an, bevor er anfing zu lachen. „In Ordnung, aber wenn die Polizei kommt, weiß ich von nichts. Ist das ein faires Angebot?“

„Sicher. Wie man so schön sagt, im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.“

Als sich seine Miene änderte, wurde Julie klar, dass sie etwas wirklich Dummes gesagt hatte, und errötete.

„Aha, Liebe und Krieg. Nun, jetzt muss ich gehen. Komm mit Aaron.“ Kopfschüttelnd drehte Mike sich um, und Julie sah ihnen nach, als sie sich entfernten.

Seufzend trat sie schließlich zurück in ihre Wohnung. Doch sobald sie die Tür geschlossen hatte, stieg unbändige Wut in ihr auf, und der unwiderstehliche Wunsch überkam sie, laut zu schreien. Damit nicht die ganze Nachbarschaft sie hörte, legte sie sich bäuchlings auf das Sofa, vergrub das Gesicht in einem weichen Kissen und schrie aus vollem Hals. Auf diese Weise machte sie ihrem Zorn Luft, ohne dass gleich das ganze Haus zusammenlief.

Als sie den Kopf hob, um Atem zu schöpfen, saß ihre Mutter auf der Sofalehne und strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. Offenbar war ihr nicht im Entferntesten klar, dass sie der Grund war, weshalb ihr „kleines Mädchen“ so geschrien hatte.

„Dein Haar ist ziemlich lang, Schätzchen. Du solltest es wirklich schneiden lassen. Es ist tatsächlich genauso rot wie meines. Dabei habe ich mir immer gewünscht, dass ihr Kinder die Haarfarbe eures Vaters erbt.“

Ungläubig musterte Julie ihre Mutter. Diese Frau überraschte sie doch immer wieder aufs Neue. „Zumindest sind Susan und Dan so blond und blauäugig wie Dad. Zwei von dreien ist doch nicht schlecht.“

„Nein, außerdem finde ich an deinem roten Haar eigentlich nichts auszusetzen. Soviel ich weiß, sind rote Haare jetzt groß in Mode. Trotzdem, wenn du doch nur grüne Augen dazu hättest, statt die kühlen blauen Augen deiner Großmutter. Sag mal, Schätzchen, was hältst du davon, farbige Kontaktlinsen zu tragen?“

Julie betrachtete das Kissen unter ihr und bereitete sich im Stillen auf eine neue Schreirunde vor. Dann drehte sie sich jedoch auf die Seite, stützte den Kopf in die Hand und sah ihre Mutter an. Was war sie doch hartnäckig, wenn es um ihre Kinder ging. Sie wollte sie glücklich sehen, selbst wenn das bedeutete, dass sie zuerst dafür sorgte, dass sie sich miserabel fühlten. Wie oft hatte sie schon mit Susan und Dan über Moms neueste Mätzchen gelacht. Doch wie dem auch sei, nun musste sie den Bemühungen ihrer Mutter, mit Gewalt einen passenden Ehemann für ihr „kleines Mädchen“ zu finden, entschieden ein Ende setzen.

„Mom, ich werde keine Kontaktlinsen tragen, und du solltest endlich begreifen, dass wir im zwanzigsten Jahrhundert leben. Heutzutage machen Frauen Karriere. Ehe und Kinder werden eine Weile zurückgestellt. Aber nicht grundsätzlich und nicht für immer. Auch für mich wird sich noch der richtige Mann finden, das verspreche ich. Du machst dir bloß Sorgen, weil ich dieses Jahr dreißig werde. Deshalb unternimmst du all diese Anstrengungen, nicht wahr?“

„Nun, vermutlich ja. Aber, Liebes, wenn du doch wenigstens nach einem Mann Ausschau halten würdest. Du verabredest dich ja nicht einmal mit einem. Was bleibt mir da für eine Wahl? Bevor ich sterbe, möchte ich einfach sicher sein, dass du jemanden hast, der dich liebt und für dich sorgt. Ist das zu viel verlangt?“

„Ich brauche aber niemanden, der für mich sorgt, Mutter. Ich kann für mich selbst sorgen. Außerdem bist du erst siebenundfünfzig. Du wirst noch nicht sterben.“

„Ich muss ganz bestimmt sterben, eines Tages. Im Übrigen fühle ich mich in letzter Zeit nicht sehr wohl. Ich …“

„Unsinn. Du wirst uns alle überleben.“

Ida stand auf. „Wenn du so redest, werde ich jetzt nach Hause gehen.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Dein Vater sollte inzwischen vom Golfen zurück sein. Da bringe ich dir einen netten Mann, und das ist der Dank dafür.“

Julie sprang auf und legte ihrer Mutter liebevoll die Hände auf die Schultern. „Ich habe dich nicht gebeten, mir einen Mann zu bringen. Und das war der vierte in diesem Monat. Zudem war dieser Mann auch noch vom FBI. Du brauchst dich also nicht zu wundern, wenn sie zu dir nach Hause kommen und eine Menge Fragen stellen. Vielleicht veranlassen sie auch, dass deine Steuererklärungen in den nächsten Jahren überprüft werden.“

„Dafür ist das Finanzamt zuständig. Aber hast du ihn denn nicht nett gefunden?“

Julie zögerte, doch dann gab sie zu: „Ja, ich fand ihn nett. Sehr nett. Besonders unter diesen Umständen. Aber darum geht es nicht, Mutter.“

„Schön, weil ich mir das nämlich auch gedacht habe. Außerdem sieht er wirklich gut aus. Mit etwas Glück wird deine Bank ausgeraubt, und er leitet die Ermittlungen. Wäre das nicht wundervoll?“

„Wenn die Bank ausgeraubt werden würde, sollte das wundervoll sein?“

Ungeduldig schnalzte Ida mit der Zunge. „Nein, natürlich nicht. Wenn du Mike wiedersehen würdest, wäre das wundervoll.“

Julie schwante Fürchterliches. „Mom, du würdest doch wohl nicht so weit gehen und einen Raubüberfall arrangieren, oder?“

Einen Moment lang leuchteten Idas Augen auf. Doch dann runzelte sie die Stirn. „Nein. Das würde nicht funktionieren. Zu viele Unwägbarkeiten.“

Julie rang die Hände und begann in ihrem hellen Wohnzimmer auf und ab zu gehen. „Also gut, du hast gewonnen! Ich gebe auf. Ich schwöre, ich werde wieder anfangen, mich zu verabreden, um einen Ehemann zu finden. Ich werde meinen Job vernachlässigen und die Beförderung vergessen, die ich angestrebt habe. Bist du nun zufrieden?“

„Du willst einen Ehemann finden? Was gibt es denn an dem auszusetzen, den ich dir gebracht habe?“

Julie blieb stehen. „Nichts. Rein gar nichts. Der Mann ist wunderbar …“

„So, du findest ihn also wunderbar? Dann habe ich diesmal ja richtig gehandelt, nicht wahr? Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, ich würde einen Traummann für dich finden.“

Julie überlegte einen Moment lang. Ihre Mutter schien tatsächlich jedes Wort ernst zu meinen, das sie von sich gab, und deshalb war nicht mit ihr zu reden. „In Ordnung. Gut. Ich werde ihn heiraten. Bist du nun glücklich? Wirst du jetzt damit aufhören, Kontaktanzeigen aufzugeben und Vorstellungsgespräche im Einkaufszentrum zu führen?“

Ihre Mutter setzte ein verdrossenes Gesicht auf. „Was dabei herausgekommen ist, war wirklich katastrophal, nicht wahr?“ Sie vermied es, ihre Tochter anzublicken, während sie zu dem Esstisch aus Messing und Glas ging, um ihre Handtasche zu holen. Dann zog sie einen Brief hervor. „Der ist von Susan. Sie war gerade wieder bei ihrem Gynäkologen, und ihr Brief ist voller Neuigkeiten von dem Baby. Ich dachte, du möchtest ihn lesen.“

Ehemänner und Babys, daraus bestand die Welt ihrer Mutter. Nachsichtig sah Julie sie an. „Was soll ich bloß mit dir anfangen, Mom?“

Ida machte einen Schmollmund. „Ich will doch nur, dass du glücklich bist. Wie Dan und Susan in ihrer Ehe. Ist das so schrecklich?“ Sie legte den Brief auf den Tisch.

Julie dachte an ihre älteren Geschwister, die beide gut lachen hatten. „Dan lebt jetzt in Maryland und Susan in Kalifornien. Hältst du das für einen Zufall, dass sie beide aus Florida geflohen sind?“

„Sie sind überhaupt nicht geflohen. Dan wurde nach Baltimore versetzt, und Ben nahm diese Stelle als Lehrer in San Francisco an. Was blieb Susan da anderes übrig, als ihrem Mann zu folgen? Das tun Ehefrauen nun einmal.“

„Also, ich weiß nicht …“ Julie zuckte zusammen, nachdem ihr das herausgerutscht war. Jetzt würde ihre Mutter ihr wieder einen Vortrag halten.

„Das bringt mich erneut auf das Thema, weshalb ich hergekommen bin …“

2. KAPITEL

„Wir haben Freitagnachmittag, Mike, und du erzählst mir erst jetzt – nach einer Woche! –, dass eine verrückte Frau letzten Samstag zu dir gesagt hat, du müsstest unbedingt ihre Tochter kennenlernen, bevor sie deinen Jungen bei der Hand genommen und euch beide zu deren Wohnung geschleppt hat? Und dort stellt sie dich ihrer Tochter vor, die eine tolle Rothaarige ist, und meint, ihr solltet heiraten? Junge, Junge! Warum passieren mir nie solche Sachen?“

Mike schenkte sich einen Becher Kaffee ein und stellte die Glaskanne zurück auf die Warmhalteplatte. Dann musterte er schmunzelnd Sal, seinen Partner mit dem verwegenen Bürstenhaarschnitt und der dicken Nase. „Solche Sachen passieren dir deshalb nicht, weil du eine so wahnsinnige Kartoffelnase hast. Die Mütter werfen einen Blick auf dich und sehen im Geist Enkelkinder mit Kartoffelnasen vor sich.“

„Mach nur so weiter, DeAngelo. Aber nun verrat mir mal, wieso du bis heute nichts darüber erzählt hast?“

„Was sollte ich da schon erzählen? Es handelt sich ja nicht gerade um große Neuigkeiten.“

„Machst du Scherze? Die Geschichte wäre eine Schlagzeile wert. Eine tolle Rothaarige wird dir quasi auf dem silbernen Tablett serviert – von ihrer Mutter. Und du hältst das für keine große Neuigkeit? Ich dachte, inzwischen wärst du schlauer geworden.“

Mike lachte. Wenn Sal aufgeregt war, dann kam sein Brooklynakzent besonders deutlich zum Vorschein. „Im Moment hörst du dich ganz bestimmt nicht wie jemand von der Bundesregierung an, Agent Pomerantz.“

„He! Ich stamme schließlich schon wesentlich länger aus Brooklyn, als ich beim FBI bin. Das ist genauso wie mit dir und deinem Oklahoma. Die Heimat liegt einem nun mal im Blut. Aber nun würde mich interessieren, ob du dieser Kleinen was von Caroline erzählt hast?“

Mike fühlte einen plötzlichen Stich, und seine Stimme klang härter, als er es beabsichtigt hatte. „Ihr Name ist Julie, und mit Caroline hat das gar nichts zu tun, weil ich sie sowieso nicht mehr wiedersehen werde.“

Sal hatte auf seinem Stuhl geschaukelt und brachte ihn nun abrupt zum Stehen. „Jetzt kapiere ich gar nichts mehr. Ist es zwischen dir und Caroline etwa aus? Dabei habe ich euch immer für ein perfektes Paar gehalten.“

„Mann, höre doch zu, was ich sage. Nicht Caroline. Julie. Ich werde Julie nicht mehr wiedersehen.“

Sal lehnte sich wieder zurück. „Ach, Julie. Mein Fehler. Okay, darf ich dann Julie haben? Ich liebe rothaarige Frauen – wie wohl alle Männer mit Augen im Kopf.“

Mike wollte nicht auf Sals Spötteleien eingehen und ignorierte dessen höhnisches Gelächter. Er nahm einen Schluck Kaffee, ging dann zu dem einzigen Fenster in dem engen Büro und schaute versonnen nach draußen. Nicht einmal die Vorstellung, Caroline vom Flughafen abzuholen, weckte heute sein Interesse.

Stattdessen gingen ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf, die ihn schon die ganze Woche lang beschäftigt hatten. Gedanken an eine verflixt süße rothaarige Frau, die ungefähr zehn Meilen entfernt von hier in Brandon wohnte. Sie hatte nicht einmal einen BH angehabt. Und keine Schuhe. Und sie hatte eine verrückte Mutter. Aber im Leben ging es nun mal total verrückt zu. Kaum glaubte man, alles geregelt und fest im Griff zu haben, peng, da stand sie vor einem, die Traumfrau. Nur dass sie nicht das Mädchen war, das seinen Ring trug. Mike schüttelte den Kopf. Die Situation war ja nahezu filmreif.

Doch Moment mal, was reimte er sich da zusammen? Traumfrau? Mike warf einen raschen Blick auf Sal, als würde er befürchten, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Doch nein, Sal war eifrig damit beschäftigt, einen Bericht zu schreiben. Erleichtert setzte Mike sich wieder an seinen unordentlichen Schreibtisch, stellte den Kaffeebecher auf einen Schnellhefter, betrachtete die Unmengen von Akten, die bearbeitet werden mussten, und stand sofort wieder auf.

Sal stieß einen demonstrativen Seufzer aus. „Wenn du nicht aufhörst, wie ein eingesperrtes Tier hier herumzulaufen, DeAngelo, werde ich dich eigenhändig aus dem Fenster werfen. Was ist denn los mit dir? Vermisst du deine Süße, oder was?“

„Verdammt, nein.“ Mike runzelte die Stirn. Ihm war klar, dass er sich zur Zielscheibe einer Menge Witzeleien machen würde, wenn er so sentimental war zuzugeben, dass er seine Verlobte vermisste. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und senkte den Kopf, damit Sal nicht das heimliche Lächeln sah, das seine Miene erhellte, als er nun an die Frau dachte, die er liebte und die er in zwei Monaten heiraten würde. Caroline.

Wahrscheinlich liebte er Caroline deshalb, weil sie nicht die geringste Ähnlichkeit mit Victoria hatte. Bei dem Gedanken an seine Exfrau verschwand sein Lächeln sofort. Für Victoria war das Leben wie eine einzige Party mit einem riesigen Buffet, und sie tat nichts anderes, als von jedem Gericht zu probieren, bevor sie zur nächsten Schüssel ging. Das Traurige dabei war, dass sogar das Leben als Ehefrau und Mutter für sie nur eine Phase gewesen war, die sie eben auch mal ausprobieren wollte. Mike wünschte ihr ehrlich, dass sie nun glücklich war, im Auftrag eines exklusiven Magazins durch die Welt zu reisen. Zum Glück war er jetzt mit Caroline zusammen. Sie war freundlich, hübsch und liebenswert und fühlte sich Aaron und ihm verbunden.

Nachdem sich seine düstere Stimmung gebessert hatte, wandte er sich wieder an seinen Partner. „Weißt du was, Sal? Zum ersten Mal, seit ich dich kenne, glaube ich, dass du recht hast. Anscheinend vermisse ich Caroline tatsächlich. Sonst hätte ich doch niemals von einer Rothaarigen Notiz genommen, die Beine bis zum Hals hat.“

Sal verzog den Mund. „Nimm die Sache mit der Liebe bloß nicht so ernst. Du bist lediglich verlobt. Also wenn du von einer tollen Frau keine Notiz mehr nimmst, kannst du dich gleich begraben lassen.“

Mike lachte. „In Ordnung, um dir zu beweisen, dass ich noch nicht tot bin, erzähle ich dir jetzt was von Julie. Sie hat ihre Mutter in ihre Wohnung gezogen und flink die Tür zugemacht. Aber dann hat sie sie wieder geöffnet und …“ Abrupt brach er ab, als er Sals spöttische Miene bemerkte.

Sal schob seinen Stuhl zurück und legte die Füße auf den metallenen Schreibtisch. „So, so, und nun erzähl mir noch mal von der Frau, die du heiraten willst. Ich meine diejenige, die du heute Abend vom Flughafen abholen wirst, um sie morgen – am Valentinstag wohlgemerkt – zu irgendeinem Familientreffen zu begleiten. Erzähl mir von der Frau, mit der du deine Zukunft verbringen willst, mein Lieber.“

Mike schnitt eine Grimasse und zog an seiner Krawatte. „Hast du mir nicht gerade durch die Blume gesagt, dass es nichts kostet, einen Blick auf eine andere zu riskieren?“

„Da! Du hast schon wieder an deinem Krawattenknoten gezerrt. Weißt du eigentlich, dass du das jedes Mal tust, wenn ich Caroline erwähne oder die anstehende Hochzeit mit ihr?“

„Was mache ich?“

„Du zerrst an deiner Krawatte und lockerst den Kragen. Als wenn du dich eingeengt fühlst.“

Mike musterte Sal. „Verdammt noch mal, das stimmt doch überhaupt nicht.“

„Das stimmt, verdammt noch mal, sehr wohl.“

„Blödsinn.“

„Okay, glaub, was du willst.“ Sal grinste und schwieg eine Weile. Dann stieß er unvermittelt aus: „Oh, Caroline.“

Mike ertappte sich nun selbst dabei, wie er an seinem Krawattenknoten herumfingerte. Er blickte finster drein, doch das hatte keine Auswirkungen auf Sals wildes Gelächter. „Hör damit auf, Pomerantz!“

Sal hob die Hände. „Okay, okay. Ich bin ja auf deiner Seite, Mann. Auch wenn ich nicht ständig davon rede, wie wichtig Respekt und Verbundenheit im Leben sind. Das ist mehr dein Part.“

„Da hast du verdammt recht. Denn diese beiden Eigenschaften hat meine Exfrau niemals besessen, nicht einmal in Bezug auf Aaron. Ihr Job war ihr immer viel wichtiger als ihre Familie. Die Arbeit stand an erster Stelle, und soviel ich von Julie weiß, ist sie genauso. Aber Caroline ist nicht so. Caroline wird immer für Aaron da sein.“

„Und für dich“, fügte Sal ruhig hinzu. „Stimmt’s, Mike?“

„Genau, für mich auch“, brummte Mike und starrte auf seinen Schreibtisch. Nach einem Augenblick der Stille wandte er sich erneut an Sal. „Hast du eigentlich nichts anderes zu tun, Pomerantz, als deine Nase in mein Leben zu stecken?“

Sal lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinterm Kopf. „Ich habe die gleiche Arbeit zu erledigen wie du, Partner. Endlosen Papierkram.“

Mike nickte zustimmend, nahm eine Akte auf und öffnete sie, um dann wieder Sal anzuschauen. „Wenn Sie auf Abenteuer aus sind, junger Mann, wären Sie besser zur Navy gegangen“, imitierte er ihren Ausbilder. „Dies hier ist das FBI, wo man warten muss, bis die bösen Jungs etwas anstellen.“

„Ja, das wäre aber längst mal fällig“, gab Sal zurück und ging auf das Spiel bereitwillig ein. „Diese verflixten Kriminellen. Heutzutage kann man sich auf niemanden mehr verlassen. Aber wenigstens hocken wir nicht in Milwaukee oder Detroit. Wenn ich mich schon langweilen muss, soll wenigstens die Aussicht gut sein. Wir haben Mitte Februar, und wir haben Sonnenschein, Strände und schöne Frauen. Da kann man sich nicht beschweren.“

Sonnenschein, Strände und schöne Frauen. Mike heftete seinen Blick auf die Akte, doch immer wieder erschien ein hübsches Gesicht vor ihm, das von roten Haaren umrandet wurde, und lenkte ihn auf die reizvollste Weise ab. Er lächelte. Nein, beschweren konnte man sich wirklich nicht.

„Prima, dass du die Geschichte lustig findest, Susan. Mir dagegen war das Ganze so peinlich, dass ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Du bist ja sicher, weil du verheiratet bist, wieder ein Baby erwartest und dich auf der anderen Seite des Kontinents befindest. Wahrscheinlich hast du längst vergessen, wie Mom ist.“ Julie zog sich die Pumps aus und begann ihre Kostümjacke aufzuknöpfen, während sie den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte.

„Was? Tut mir leid. Ich ziehe mich gerade aus. Ja, das Telefon hat in dem Moment geläutet, als ich von der Arbeit kam. Wart eine Minute.“ Sie legte den Hörer beiseite, zog ihre kurzärmelige Jacke und den engen Rock aus und anschließend noch das Seidentop und ihren BH. Endlich fühlte sie sich wieder frei.

Nur im Slip setzte sie sich im Schneidersitz aufs Bett und telefonierte weiter. „Okay, ich bin wieder da. Ja, ich hole dich morgen vom Flughafen ab. Ankunftszeit … Ausgang … Fluglinie … Ich habe alles notiert. Susan, ich werde im September dreißig. Ich arbeite in einer führenden Position bei einer der größten Banken Floridas und habe Aussicht, Vizepräsidentin zu werden. Das alles spricht doch dafür, dass ich eine erwachsene, selbständige Frau bin. Ach, hör schon auf. Karriere, Karriere, Karriere … Was? Oh, bitte, fang bloß nicht wieder mit der biologischen Uhr an. Du klingst langsam wie Mom … Kann ich mir denken, dass du das nicht hören willst. Sag mal, ist Tommy schon aufgeregt, weil er bald mit dem Flugzeug fliegen darf?“

Julie lachte. „Dieser kleine Lausejunge. Ich kann es gar nicht erwarten, ihn zu sehen. Morgen Abend werden wir viel Spaß haben. Oder das Ganze wird ein Albtraum, wenn man bedenkt, wie viele Verwandte zu Nanas fünfundachtzigsten Geburtstag anreisen. Ich weiß. Trotzdem, ich freue mich riesig, euch alle zu sehen. Ja, Dad holt Dan und Joan heute ab. In Ordnung, bis bald. Gib Ben und Tommy einen Kuss von mir. Bye.“

Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, streckte Julie die Beine aus und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. Die Augen geschlossen, lag sie still da. War es möglich, dass ihre Familie recht hatte und sie selbst unrecht? Würde sie ihre Entscheidung, zuerst Karriere zu machen, bevor sie heiratete und Kinder bekäme, später bereuen? Sie dachte über ihr Leben nach. Abgesehen davon, dass sie sich manchmal ein wenig einsam fühlte, war sie eigentlich recht glücklich. Aber die Beförderung würde sie noch viel glücklicher machen.

Julie musste zugeben, dass die Aussichten sehr gut für sie standen. Wenn sie befördert wurde, wäre sie die erste Frau, die in die Führungsschicht der First Southern Bank gelangte. Alle ihre Kolleginnen ermutigten sie und erzählten ihr ständig, wie stolz sie auf sie seien und dass sie mit ihrem Erfolg zukünftigen Frauen den Weg in leitende Positionen ebnen würde.

Zukünftigen Frauen. Julie legte eine Hand auf ihren Bauch. Versonnen ließ sie die Finger kreisen und versuchte sich dabei vorzustellen, was es für ein Gefühl wäre, wenn neues Leben in ihr wachsen würde. Mit einem Mal empfand sie Sehnsucht. Wer behauptete eigentlich, dass sie nicht gleichzeitig Karriere machen und eine Familie haben konnte? Andere Frauen schafften das doch auch. Sie musste dazu bloß den richtigen Mann finden.

Mikes Gesicht erschien vor ihrem geistigen Auge, und um es zu verscheuchen, zwang sie sich, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Die ganze Woche war hektisch gewesen, und sie war müde. Wie wäre es wohl, wenn sie heute Abend zu Mann und Kindern nach Hause gekommen wäre und nun kochen und Hausarbeit machen müsste? Nein, diese Vorstellung gefiel ihr überhaupt nicht. Nackt hier herumzuliegen und ihrer Müdigkeit nachzugeben mochte vielleicht selbstsüchtig sein, aber es war auch sehr angenehm.

Verträumt blieb sie liegen und stellte sich gerade erneut Mikes Gesicht vor, als es plötzlich laut an der Wohnungstür klopfte. Julie erschrak. Wer, um alles in der Welt, mochte das sein? Sie hörte eine Männerstimme ihren Namen rufen.

„Ich komme!“ Rasch griff sie nach ihrem Bademantel am Fuß des Bettes und zog ihn an. Während sie durch den Flur zur Tür lief, ging sie im Geist die kurze Liste der Männer durch, die möglicherweise an einem Freitagnachmittag bei ihr anklopfen könnten. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich ein Guckloch an ihrer Wohnungstür.

„Hallo? Wer ist denn da?“, rief sie.

„Julie, bin ich froh, dass Sie zu Hause sind. Ich bin es – Mike DeAngelo. Öffnen Sie bitte.“

Mike DeAngelo? Sie kannte überhaupt keinen Mike. Aber ja, doch! Mike DeAngelo, nun wusste sie sogar seinen vollständigen Namen. Sie sah an sich hinunter. Unmöglich, so konnte sie nicht öffnen. „Äh, warten Sie eine Sekunde, Mike. Ich bin nicht angezogen. Ich will nur …“

„Julie, öffnen Sie. Es bleibt keine Zeit. Aaron ist weggelaufen, und ich kann ihn nirgends finden. Ich glaube, er ist nach draußen gerannt, während ich unter der Dusche stand.“

Als Julie nun umgehend öffnete, wehte ihr eine kühle Abendbrise ins Gesicht. „Was ist passiert?“

Mike wirkte völlig außer sich. Sein Haar war nass, er trug lediglich Jeans, mehr nicht, und hatte die Hände unter die Achseln gesteckt. „Ich schätze, hier ist er nicht, oder?“

„Nein. Natürlich nicht. Kommen Sie herein. Sie müssen ja schrecklich frieren.“

„Ja, schon, aber ich kann nicht reinkommen. Ich muss ihn doch finden. Ich kann gar nicht glauben, dass er das getan hat.“

„Kommen Sie herein und warten Sie, bis ich mich umgezogen habe. Dann werde ich Ihnen suchen helfen.“

Er schien sich erst jetzt bewusst zu werden, wo er sich befand. Nach kurzem Zögern meinte er dann: „Also gut, aber beeilen Sie sich.“

„Ich brauche höchstens eine Minute.“

Er trat ein, und sie schloss die Tür hinter ihm.

„Erzählen Sie, während ich mich anziehe“, forderte sie ihn auf und löste auf dem Weg ins Schlafzimmer bereits den Gürtel ihres Bademantels.

„Ich kam von der Arbeit nach Hause und wollte mich umziehen“, rief Mike den Flur entlang. „Nachdem ich für Aaron ein paar saubere Sachen zurechtgelegt und einen kleinen Imbiss zubereitet hatte, sagte ich ihm, er solle sich an den Tisch setzen und essen. Junge, was für ein Schlamassel. Wir müssten in knapp zwei Stunden am Flughafen sein.“

„Ich höre zu“, rief Julie, als er eine Pause machte, und schlüpfte in ihre Jogginghose.

„Wie dem auch sei, er kam in mein Zimmer und erklärte, er möchte das Mädchen der Grandma wiedersehen.“

„Wen? Ach du liebe Zeit, er meint meine Mutter. Das ist alles meine Schuld!“ Sie band die Taillenbänder zu, eilte zur Kommode, riss eine Schublade auf und griff nach dem erstbesten T-Shirt.

„Das ist nicht Ihre Schuld. Er hat schon die ganze Woche nach Ihnen gefragt, aber ich wollte ihn nicht herbringen.“

Julie war gerade dabei, sich das T-Shirt über den Kopf zu ziehen, und hielt mitten in der Bewegung inne. Warum hatte er den Jungen nicht zu ihr bringen wollen? Nun, das war jetzt egal. Sie zog sich weiter an und rief: „Fahren sie fort, ich bin gleich fertig.“

„Er hat sich einen Zeichentrickfilm im Fernsehen angesehen, während ich duschte. Ich glaubte, eine Tür zu hören, als das Wasser rauschte, und dachte, das sei die Schlafzimmertür. Aber nachdem ich mich dann abgetrocknet hatte und nach ihm schauen wollte, war er weg. Verflucht! Warum habe ich bloß nicht diese verdammte Sicherheitskette vorgelegt?“

„Wir werden ihn finden, Mike.“ Julie stand jetzt vor ihrem Wandschrank. Sie schob die Tennisschuhe beiseite und schlüpfte in ihre Sandaletten. Für Schuhbänder war jetzt keine Zeit. Dann eilte sie zum Wohnzimmer.

Als sie um die Ecke bog, stieß sie mit Mike zusammen. Haltsuchend streckte sie die Arme aus und landete mit einer Hand auf seiner nackten Brust. Er fasste sie um die Schultern, damit sie nicht fiel. Sie spürte die Wärme und Kraft seines nahen Körpers und erstarrte einen Moment lang.

„Machen Sie sich keine Sorgen, Mike“, sagte sie und klang etwas atemlos. „Wir werden ihn finden, und alles wird in Ordnung kommen. Davon bin ich fest überzeugt.“ Während sie sprach, sah sie in seine schwarzen Augen.

„Ich hoffe sehr, Sie haben recht, Julie.“

„Das habe ich, Mike. Bestimmt.“ Noch immer schaute sie zu ihm hoch. Irgendwie schaffte sie es aber trotzdem, nicht an seine Brust zu sinken, obwohl sie den starken Drang danach verspürte. „Kommen Sie, wir wollen losgehen.“

Er betrachtete ihr T-Shirt, blinzelte und sah dann noch einmal hin. „Ich bin eine Jungfrau“, murmelte er. „Aber dieses Hemd ist ja schon ziemlich alt.“

„Was?“ Sie blickte an sich hinunter. Du liebe Zeit, er hatte die Botschaft auf ihrem T-Shirt gelesen! „Das Hemd ist wirklich alt, und ich habe gar nicht darauf geachtet, was ich …“ Total verlegen brach sie ab.

„Schon gut.“ Erst in diesem Moment bemerkte Mike, wie fest er immer noch Julies Schultern umklammert hielt, und ließ sie rasch los. „Habe ich Ihnen wehgetan?“

„Nein, haben Sie nicht. Sie sind einfach aufgeregt. Wir brechen besser auf.“ Julie ging zur Tür, öffnete sie und schaute nach hinten, ob Mike ihr folgte. Er war ihr dicht auf den Fersen. Im nächsten Moment hatte er sich an ihr vorbeigeschoben und war jetzt draußen.

Sie verschloss die Wohnungstür hinter ihnen. Dann lief sie los, um Mike einzuholen. Als er stehen blieb, blieb sie neben ihm stehen. Suchend blickte er die Providence Road hinunter. Wie meistens herrschte reger Verkehr, und pausenlos brausten Autos vorbei. Eine knappe Viertelmeile nördlich führte der Brandon Boulevard auf die Indianapolis Fünfhundert. Mike brauchte nicht laut auszusprechen, was er gerade dachte. Julie wusste es auch so. Kinder hatten hier kaum eine Chance, nicht angefahren zu werden.

Um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, legte sie die Hand auf seinen nackten Arm.

Mike zuckte leicht zusammen und blickte sie dann an.

„Ihm geht es gut, Mike. Daran müssen Sie fest glauben. Wahrscheinlich ist er jetzt längst wieder zu Hause und sieht sich noch einen Zeichentrickfilm an. Wir könnten doch dort zuerst nachsehen.“

Er nickte und ging sofort mit großen federnden Schritten Richtung Süden, vorbei an den vielen moosbehangenen Eichen, die den Häuserblock umringten. Barfuß zu sein, schien ihm keine Probleme zu bereiten, denn er umrundete, ohne langsamer zu werden, die Autos, die vor den blauen, mit Stuck verzierten Gebäuden parkten. Rasch ließ er Julie hinter sich und bog um die Ecke eines angrenzenden Hauses.

Der Mann muss von einer Gazelle abstammen, sagte sich Julie und stöhnte innerlich. Sie stützte mit den Händen ihre wippenden Brüste ab, da sie wieder einmal keinen BH trug, und joggte hinter ihm her. Während sie versuchte, ihn einzuholen, war sie gleichzeitig bestrebt, nicht ihre Ledersandaletten zu verlieren. Ihr Respekt vor der Kondition eines FBI-Agenten wuchs gewaltig, als sie Mike endlich wieder vor sich entdeckte. Methodisch lief er im Zickzackkurs in dem Irrgarten zwischen den Gebäuden hin und her, die den Wohnkomplex bildeten, und hielt überall Ausschau nach seinem Sohn.

Bei der letzten Häuserreihe, als ihr schon ganz schwindelig war und sie sich völlig außer Atem gegen eine Wand lehnte, trat er in den ersten Hauseingang und riss eine Wohnungstür auf.

„Aaron!“, rief er laut. „Bist du hier drinnen, mein Junge?“

Julie legte eine Hand auf ihr klopfendes Herz und lauschte. Nach einigen endlosen Sekunden tauschten Mike und sie einen Blick. Nicht ein Laut war zu hören.

„Wo haben Sie denn schon nachgesehen, Mike?“

„Überall. Beim Pool, in der Sauna, im Fitnessraum, bei den Tennisplätzen, im Verwaltungsbüro, bei den Mülltonnen. Bei Ihnen. Überall.“

Das war tatsächlich überall. Julies Miene wurde sorgenvoll. „Hat er vielleicht irgendwelche gleichaltrigen Freunde, die hier in der Nähe wohnen?“

Mike schüttelte den Kopf. „Nein. Der arme Junge ist ja niemals zu Hause. Wenn ich ihn bei seiner Tagesmutter abhole, ist es schon spät. Er verbringt den Tag bei der Frau eines Kollegen und deren Kinder in Tampa. Deshalb kennt er hier niemanden, außer mir und Ihnen.“

Eine unerwartete und nicht ganz selbstlose Freude erfüllte sie. Da kam ihr ein ernüchternder Gedanke. „Was ist mit seiner Mutter? Wo lebt sie? Könnte er nicht versuchen, zu ihr zu gelangen?“

„Nein“, antwortete Mike, „sie ist beim Drachenfliegen in Holland. Seit Aaron auf der Welt ist, ist er fast ausschließlich bei mir gewesen. Er weiß, dass er sie hier in der Gegend nicht finden kann.“

Dann ist er also geschieden, dachte Julie. Aber Drachenfliegen in Holland? Das klang irgendwie merkwürdig. Doch würde Mike sie in so einer Situation auf den Arm nehmen? „Ich sage das nur ungern, aber es wird bald dunkel. Was sollen wir jetzt tun?“

Er sah erst sie an, dann zum Abendhimmel und stieß einen leisen Fluch aus. Schließlich lehnte er sich, die Stirn auf den Arm gelegt, gegen den Türrahmen. Julie biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte seine Sorge so intensiv nachempfinden wie noch bei keinem Menschen zuvor.

Voller Anteilnahme ging sie zu ihm und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. Mike überraschte sie, indem er sie daraufhin in die Arme nahm und fest an sich drückte. An ihn geschmiegt stand sie nun da und hatte das Gefühl, in seinen Armen perfekt aufgehoben zu sein. Sie legte die Wange an seine kräftige, muskulöse Brust und merkte deutlich, wie angespannt und erschöpft er war. Hoffentlich finden wir seinen Sohn gesund wieder, flehte sie im Stillen.

„Schau mal, was ich gefunden habe, Daddy.“

Julie erstarrte. Hatte sie diese zarte Kinderstimme wirklich gehört? Sie wandte den Kopf nach hinten und blickte Mike an. Dieselbe Frage lag in seinen Augen. Gleichzeitig drehten sie sich nun um. Genau hinter ihnen stand Aaron und hatte den größten und hässlichsten Frosch in der Hand, den Julie jemals gesehen hatte.

Mike ließ sie los, kniete nieder und drückte seinen kleinen Sohn fest an sich.

Julie musste sich sehr bemühen, nicht laut aufzuschluchzen. Sie schluckte ein paarmal heftig und blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. Tränen der Freude, dass Aaron wieder aufgetaucht war.

Nach einer Weile hielt Mike Aaron mit ausgestreckten Armen von sich weg und musterte ihn von oben bis unten. Dann drehte er ihn einmal im Kreis und strich ihm über das dunkle Haar und das schmutzige Gesicht. „Wo bist du denn gewesen, mein Sohn? Du hast mich fürchterlich erschreckt. Habe ich dir nicht gesagt, du darfst die Wohnung nicht verlassen, ohne mir Bescheid zu geben?“

Aaron wollte etwas erwidern, aber da entdeckte er Julie und rief: „Sieh mal, Daddy, da ist das Mädchen von der Grandma. Darf ich ihr meinen Frosch zeigen?“

Ohne seinen Sohn loszulassen, wandte Mike sich um und lächelte Julie kopfschüttelnd an. Man sah ihm deutlich die Erleichterung an, und er wirkte verletzbarer als sonst. „In Ordnung, großer Junge, du darfst. Aber anschließend werden wir beide ein langes, ernstes Gespräch miteinander führen. Kannst du dir denn gar nicht vorstellen, dass du mir und Julie große Sorgen bereitet hast? Wir hatten Angst um dich.“

Aaron presste die Lippen zusammen, und sein Kinn zuckte, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. „Tut mir leid, Daddy. Aber ich wollte doch das Mädchen der Grandma besuchen. Aber ich konnte sie nicht finden. Und dann habe ich auch nicht mehr nach Hause gefunden. Aber dann habe ich diesen kleinen Frosch bei den Bäumen dort hinten gesehen. Und ich habe mit ihm gespielt. Und dann, und dann …“ Weiter kam er nicht mehr, weil er laut zu weinen anfing.

Mike drückte ihn an seine breite Brust und hob ihn hoch. Im Stehen beruhigte er Aaron und trocknete ihm die Tränen. „Ist schon gut. Daddy ist ja da. Ich liebe dich, mein Sohn. Jetzt ist alles wieder gut. Hier, zeig Julie deinen Frosch.“

Julie, die keineswegs begeistert von Fröschen war, fand diesen nun wunderschön. Lächelnd trat sie näher und streichelte mit der Fingerspitze seinen Kopf. Er fühlte sich kalt und nass an. „Er ist wirklich hübsch, Aaron. Das ist er tatsächlich, und wir sind sehr froh, dass dir nichts passiert ist.“

„Ich auch. Daddy, darf ich ihn behalten?“

Mike lachte. „Sicher, das darfst du.“

Aaron strahlte. „Können wir bei Donnal-Macs essen?“

„McDonald’s“, übersetzte Mike für Julie und antwortete Aaron: „Sicher können wir dort essen.“

Nun war Aaron in Fahrt. „Darf Julie mitkommen?“

Als Julie daraufhin Mike ansah, merkte sie, dass diese Frage ihn ebenso überraschte wie sie und er sich in einer Klemme befand. Deshalb eilte sie ihm zu Hilfe. „Danke, Aaron, aber diesmal gehe ich besser nicht mit. Ein anderes Mal, in Ordnung? Ich glaube, du und dein Daddy, ihr müsst zum Flughafen. Möchtest du nicht all die großen Flugzeuge sehen?“

Mike beobachtete sie. Das spürte sie. Doch ohne genau zu wissen, warum, wollte sie jetzt auf keinen Fall seinem Blick begegnen.

„Ja, schon. Ich mag Flugzeuge. Sie sind schnell … so wie er.“ Aaron ließ den glotzäugigen Frosch in kreisenden Bewegungen durch die Luft sausen. „Daddy und ich holen Caroline ab. Ich muss nett zu ihr sein, weil sie meine neue Mom wird.“

3. KAPITEL

Eigentlich hätte Julie völlig begeistert sein müssen. Schließlich war sie mit allen Personen verwandt, die sich am Valentinstag auf Nanas Geburtstagsparty befanden. Was bedeutete, dass ihre Mutter sie mit keinem der alleinstehenden Männer verkuppeln konnte.

Ja, sie hatte allen Grund, froh zu sein.

Doch das war sie nicht.

Im Gegenteil, ihr ging es geradezu schlecht.

Nanas Feier war allerdings ein Riesenerfolg. Die liebe alte Dame stand im Zentrum der Aufmerksamkeit. Julie schmunzelte, als sie an das Gesicht ihrer Großmutter dachte, nachdem alle Gäste aus ihrem Versteck hervorgesprungen waren, um sie zu überraschen. Es sei schön, dass jemand ihres fortgeschrittenen Alters noch so viele ausgelassene Menschen um sich versammeln könne, hatte Nana sich redegewandt bedankt.

Gemessen an der fröhlichen Stimmung, die herrschte, musste Julie zugeben, dass sie die einzige Person war, die an diesem Abend nicht strahlte. Deshalb hatte sie es auch vorgezogen, alleine zu sein, als die Band eine Pause machte. Nachdem sie mit jedem anwesenden Mann mindestens einmal getanzt hatte, saß sie nun in einer Ecke des hell erleuchteten und mit bunten Bändern dekorierten Ballsaals des Countryclubs. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und einen Teller mit Essen auf den Knien und zerfloss vor Selbstmitleid.

Mit einem leisen Seufzer schwang sie die Beine auf den nächsten Stuhl. Die lärmende, schwatzende und lachende Menge ihrer Verwandten, von denen sie die meisten nicht erkannt hätte, wenn sie ihnen auf der Straße begegnet wäre, drückte sie noch mehr nieder. Warum waren alle anderen nur so schrecklich glücklich?

Nein, das war unfair. Außerdem freute sie sich wirklich sehr, ihren Bruder, ihre Schwester und deren Familien wiederzusehen. Trotzdem verblasste jeder und alles angesichts ihrer Niedergeschlagenheit, seit sie erfahren hatte, dass irgend so eine Caroline Aaron DeAngelos neue Mom werden würde.

Am schlimmsten daran war, dass sie noch nicht einmal einen vernünftigen Grund hatte, sich darüber aufzuregen. Sie schniefte undamenhaft. Keinen vernünftigen Grund zu haben, bedeutete noch lange nicht, deswegen nicht trotzdem tieftraurig zu sein.

Julie betrachtete den Teller auf ihren Knien und gab den Versuch auf, irgendetwas davon zu essen. Unwillig beugte sie sich gerade so weit nach vorn, um den Teller auf den Boden stellen zu können. Dann schob sie die Lippen zu einem regelrechten Schmollmund vor und verschränkte die Arme unter der Brust. Ihr war, verflixt noch mal, nicht danach, gesellig zu sein. Sie verspürte eher den Wunsch, sich zu betrinken und Streit mit irgendwelchen großen, stämmigen Motorradrockern anzufangen. Eine Weile gab sie sich dieser Vorstellung hin und sah sich herausfordernd um. Doch da weit und breit kein Rowdy in Sicht war, blickte sie nieder auf ihren Schoß.

Na, großartig! Das ganze Kleid war voller Krümel. Eifrig machte sie sich daran, sie von dem kurzen Rock ihres schwarz-weißen Cocktailkleides zu wischen. Dabei stellte sie verärgert fest, dass das eine gar kein Krümel war. Nein, jetzt hatte sie es doch tatsächlich geschafft, einen Senfklecks in das symmetrische Muster ihres Rockes zu schmieren. Sie betrachtete die gelbe Katastrophe und verzog das Gesicht. Typisch. So was konnte auch nur ihr passieren.

Aber vielleicht würde ja etwas Sodawasser helfen, den Fleck zu entfernen. Sie sah auf. Keine Chance. Die Bar befand sich auf der anderen Seite des überfüllten Ballsaals. Die Vorstellung, ihrer Mutter zu begegnen, die dann emsig versuchen würde, den Fleck mit einem alten Taschentuch aus ihrer Handtasche und Spucke zu entfernen, veranlasste sie, sitzen zu bleiben. Und was sollte sie stattdessen tun? Ihr fiel ein, dass es zu den Damentoiletten nicht so weit war. Sie bräuchte bloß um die Ecke zu gehen. Mit kaltem Wasser und einem Papierhandtuch sollte sie in der Lage sein, einen Wasserfleck zu erzeugen, der groß genug war, um von dem Senffleck abzulenken.

Missmutig schwang sie die Füße vom Stuhl und sah sich um. Niemand im Saal schenkte ihr die geringste Beachtung. Gut. Sie würde ihre Schuhe einfach stehen lassen und sich um die Ecke schleichen. Sie raffte ihren weit ausgestellten Rock zusammen und lief rasch bis zu der nahe gelegenen Toilettentür, stieß sie mit dem Po auf und drehte sich drinnen um.

Mike und Aaron DeAngelo standen Seite an Seite vor der gefliesten Wand und – erledigten ein Geschäft.

Verblüfft holte Julie erst einmal tief Atem, bevor sie „Mike!“, rief.

Er spähte über die Schulter und erstarrte. „Julie!“

Aaron erwies sich als gesprächiger. „Sieh mal! Da ist das Mädchen der Grandma. Sie ist im Pipiraum für kleine Jungs!“

„Mike, was machen Sie denn hier?“, fragte Julie mit belegter Stimme.

Demonstrativ blickte er sich um, bevor er, jedes einzelne Wort betonend, antwortete: „Sie wollen wissen, was ich hier, in der Herrentoilette, mache?“

„Die Herrentoilette?“ Julie schoss das Blut in die Wangen, und rasch sah sie sich noch einmal um. Die Umgebung wirkte total fremd. Sie befand sich tatsächlich in der Herrentoilette. Peinlich, peinlich.

Zwei männliche Wesen musterten sie neugierig, und Julie überlegte, dass sie zwei Möglichkeiten hatte. Entweder rannte sie hinaus und versteckte sich für den Rest ihres Lebens im Kleiderschrank. Oder sie blieb völlig ungerührt und brachte Mike und Aaron dazu zu glauben, sie seien hier falsch.

Julie entschied sich für die zweite Lösung. „Es geht hier nicht um die Herrentoilette, sondern darum, was Sie hier zu suchen haben.“

Mike und Aaron betrachteten wie verabredet den Fußboden, auf den sie gedeutet hatte. Männer konnten ja so begriffsstutzig sein, sogar die noch ganz kleinen.

Julie stampfte mit dem nackten Fuß auf. „Der Boden ist auch nicht der springende Punkt, sondern der gesamte Club, Mike. Wir haben das ganze Haus für unsere Feier gemietet. Kennen Sie Nana? Oder was tun Sie sonst hier?“

„Ihre Feier? Sie gehören zu der Geburtstagsfeier von Charlotte Nelson? Wenn Sie sie Nana nennen, dann ist sie also Ihre Großmutter.“

„Ist deine Mom auch hier, Julie?“

Sie blickte zu Aaron. „Ja.“ Dann sah sie wieder Mike an. „Ja.“

Die Tür hinter ihnen wurde geöffnet. „Du liebe Zeit. Falsche Tür. Entschuldige, Julie.“

Sie drehte sich gerade noch schnell genug um, um Dan wieder verschwinden zu sehen. Aber fast sofort kam er zurück und machte sich doch tatsächlich daran, den Reißverschluss seiner Hose zu öffnen. Dann ging er geradewegs zu einem Toilettenbecken und stellte sich neben Mike und Aaron. „Verdammt, Julie, beinahe wäre ich in die … Moment mal! Das bedeutet ja, du bist in der … Was tust du denn in der Herrentoilette, kleine Schwester? Hat Mom dich schon so weit gebracht, dich sogar hier nach einem Mann umzusehen?“ Plötzlich wurde er blass. „Mom ist doch wohl nicht hier drinnen, oder?“

„Nein.“

„Was für ein Glück.“ Dan sah zu Mike und Aaron. „Guten Abend. Normalerweise spreche ich niemanden in der Toilette an, aber ich vermute, wir sind miteinander verwandt. Ich bin Dan Cochran, der große Bruder von dieser niedlichen, aber auch ein wenig verrückten Dame hier. Sie kennen sich?“ Er hielt Mike die freie Hand hin.

Mike wirkte ein wenig irritiert, bevor er mit einer schnellen Bewegung den Reißverschluss seiner Hose schloss und sich dann Dan zuwandte. „Ja, ich kenne sie. Mein Name ist Mike DeAngelo. Dies ist mein Sohn Aaron. Aber wir sind nicht miteinander verwandt.“ Ganz Gentleman ergriff er nun Dans Hand und schüttelte sie.

„Sie sind nicht mit Ihrem Sohn verwandt?“, fragte der blonde, blauäugige Dan mit einer Unschuldsmiene, die tatsächlich echt wirkte. Und mit weiterhin geöffneter Hose.

Julie hatte sich in der Zwischenzeit nicht von der Stelle gerührt und schaffte es sogar, mit keiner Wimper zu zucken, als Mike sie jetzt mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte, als sei sie an der ganzen Situation schuld. „Natürlich bin ich mit meinem Sohn verwandt. Aber ich bin nicht mit Ihnen oder Ihrer Schwester verwandt. Worüber ich sehr froh bin.“

Dan brach in das für den männlichen Teil der Cochran-Familie typische wiehernde Gelächter aus, das durch die gesamte Herrentoilette hallte. Daraufhin umklammerte Aaron das Bein seines Vaters. Er war nicht das erste kleine Kind, das bei diesem Geräusch Angst bekam. Julie beobachtete Mike, der seinem Jungen half, die Hose zu schließen.

Das brachte Julie endlich dazu, auf dem Absatz kehrtzumachen, um hinauszueilen. Mit ausgestrecktem Arm stürzte sie auf die Tür zu, um festzustellen, dass sich diese nur nach innen öffnen ließ und sie sich beinahe den Arm gebrochen hätte. Julie trat einen Schritt zurück, öffnete die Tür einen Spalt und spähte nach draußen. Die Luft war rein. Dann durchquerte sie mit wenigen Schritten den schmalen Flur und lief zu der Tür, die deutlich als Damentoilette gekennzeichnet war.

Sobald sie drinnen war, lehnte sie sich mit dem Rücken an die Tür und legte die Hand auf die Brust, als könnte sie dadurch ihr wild klopfendes Herz beruhigen.

In diesem Augenblick drückte jemand von außen gegen die Tür, und mit einem Aufschrei sprang Julie zur Seite. Herein ka...

Autor

Cheryl Anne Porter

Viele Leserinnen trauerten, als Cheryl Anne Porter am 25. August 2004 nach einem tapferen Kampf gegen den Krebs starb. Die beliebte Autorin von 22 Romanen, die auch wegen ihrer Vorträge zum Thema Schreiben sehr geschätzt wurde, stammte aus Savannah, Georgia, und lebte in Deutschland, England und vielen Städten der USA,...

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Carolyn Zane
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Merline Lovelace
Als Tochter eines Luftwaffenoffiziers wuchs Merline auf verschiedenen Militärbasen in aller Welt auf. Unter anderem lebte sie in Neufundland, in Frankreich und in der Hälfte der fünfzig US-Bundesstaaten. So wurde schon als Kind die Lust zu reisen in ihr geweckt und hält bis heute noch an.
Während ihrer eigenen Militärkarriere diente...
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