Kleine Familie - großes Glück

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Krankenschwester Megan hat ihren Beruf und ihre Zwillinge – für einen Mann ist in ihrem Leben einfach kein Platz. Doch dann trifft sie bei einer Hochzeit auf Hawaii den attraktiven Polizisten Shane. Und fühlt sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen …


  • Erscheinungstag 05.03.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751513906
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Megan McNeil war jetzt schon fix und fertig.

Nachdem sie endlich zwei siebenjährige, vor Aufregung völlig überdrehte Mädchen, drei Reisetaschen, zwei Rucksäcke, einen Rollstuhl, eine Gehhilfe und eine kleine Kühlbox mit Medikamenten beisammenhatte – Letztere hatte zuvor vom Sicherheitsdienst des großen internationalen Flughafens von Chicago gesondert überprüft werden müssen –, hätte sie sich am liebsten irgendwo zusammengerollt und nur noch geschlafen.

Dass sie von Anfang an nicht die geringste Lust auf das ganze Unternehmen gehabt hatte, half ihr jetzt auch nicht weiter.

„Wir fliegen nach Hawaii, wir fliegen nach Hawaii!“, verkündete ihre Tochter Sarah in begeistertem Singsang.

Grace steuerte ihren eigenen Vers bei: „Wir werden im Meer schwimmen, und ich kann es nicht er-wa-arten.“

Einige der Vorübergehenden lächelten beim Anblick der Zwillinge und ihrer überschwänglichen Ausgelassenheit.

„Ja, das werden wir“, sagte Megan, während sie versuchte, in ihre Schuhe zu schlüpfen und gleichzeitig all die verstreut herumliegenden Besitztümer – Kapuzenpullis, Handy, Laptop – wieder in die Reisetaschen zu stopfen. „Das wird bestimmt ein Riesenspaß!“

Doch vorher mussten sie noch den neunstündigen Flug überleben …

Nachdem Megan alles sorgfältig verstaut hatte, hängte sie Grace’ Tasche an deren Rollstuhl, half Sarah, sich den Rucksack umzuschnallen, schnappte sich ihr eigenes Handgepäck und überprüfte ein letztes Mal, zu welchem Gate sie gehen mussten. Natürlich war es das Gate, das am weitesten entfernt lag! Bei dieser Reise schien aber auch gar nichts einfach zu sein.

„Okay, jetzt müssen wir nur noch das Flugzeug erwischen“, sagte sie zu ihren Töchtern.

„Ich schiebe“, entschied Sarah und trat hinter den Rollstuhl ihrer Zwillingsschwester. Sie tat das oft, wenn die zerebrale Bewegungsstörung Grace so zusetzte, dass sie für größere Entfernungen ihren Rollstuhl brauchte. Zum Glück passierte das aber nicht allzu häufig.

„Danke, mein Schatz. Wir suchen jetzt Gate 21. Kannst du mal danach Ausschau halten?“

„Mach ich, Mommy“, versicherte Grace, hilfsbereit wie immer.

Sie bahnten sich ihren Weg, kurvten um andere Reisende herum oder drängten sich an ihnen vorbei, bis sie endlich das richtige Gate fanden. Man konnte es kaum übersehen. Selbst wenn Megan das Schild nicht entdeckt hätte, hätte sie das Gate daran erkannt, dass dort eine Vielzahl quietschbunter Hawaiihemden versammelt war.

„Schau mal, da ist Daddy!“, rief Grace und klatschte in die Hände. Sie und Sarah begannen, heftig zu winken, und Sarah rief laut Nicks Namen.

Er und Cara waren umringt von Familienmitgliedern, doch als Nick Sarah hörte, kam er sofort zu ihnen.

„Da sind ja meine Mädchen! Langsam hatte ich schon Angst, ihr würdet es nicht schaffen.“ Er nahm Sarah fest in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann beugte er sich zu Grace hinunter und machte mit ihr dasselbe.

Nachdem er seine Töchter begrüßt hatte, drehte er sich um und umarmte Megan herzlich.

„Ich danke dir tausend Mal, dass du das tust, Megan. Es bedeutet Cara und mir unendlich viel.“

Sie erwiderte seine Umarmung, gab ihm einen Kuss auf die Wange und trat dann einen Schritt zurück. Sie musste zugeben, dass er wirklich gut aussah – lächelnd, entspannt und viel glücklicher, als er es während ihrer kurzen Ehe je gewesen war.

„Die Mädchen sind völlig aus dem Häuschen“, meinte sie. „Meer und Strand erleben, dazu noch die Hochzeit ihres Vaters feiern … und alles zusammen auf dieser Reise! Was könnte schöner sein? Ich glaube nicht, dass eine von ihnen letzte Nacht ein Auge zugemacht hat. Nach Mitternacht bin ich noch einmal zu Grace rein und habe Sarah in ihr eigenes Zimmer gescheucht. Sonst hätten sie die ganze Nacht nichts anderes getan, als zu kichern.“

Dass sie sich nicht gerade auf einen Neunstundenflug mit zwei übermüdeten Mädchen freute, verschwieg sie lieber. Sie konnte nur hoffen, dass die beiden unterwegs ein wenig schlafen würden.

Bevor Nick antworten konnte, trat seine Verlobte Cara zu ihnen. Sie strahlte vor Glück. Eigentlich hätte es Megan ernsthaft ärgern müssen, dass Nicks zukünftige Frau so toll aussah – besonders wenn sie an ihr eigenes Aussehen nach dem Chaos der letzten Stunde dachte –, aber dazu hatte sie Cara viel zu gern.

Cara umarmte sie. „Ihr seid tatsächlich hier! Ich hatte schon Angst, ihr würdet den Flug versäumen.“

„Kein Grund zur Sorge, wir haben es geschafft.“

Sie freute sich für Nick und Cara. Sie freute sich wirklich. Der gut aussehende Feuerwehrmann und seine hübsche blonde Braut waren ein schönes Paar. Und sie waren bis über beide Ohren ineinander verliebt. Jeder, der sie kannte, konnte das sehen.

Nick hatte Megan nie so angeschaut, wie er jetzt Cara anschaute. Bei ihnen war es keine romantische, heiß ersehnte Hochzeit mit allen Freunden und Verwandten gewesen. Eher eine überstürzte, angsterfüllte Zeremonie in Megans Krankenzimmer. Um keine Frühgeburt zu erleiden, hatte sie strikte Bettruhe einhalten müssen.

Damals hatten sich Megan und Nick eigentlich kaum gekannt, waren erst ein paar Monate zusammen gewesen und hatten genau zwei Mal miteinander geschlafen. Megan hatte sich zu jener Zeit einsam und ein wenig verloren gefühlt. Sie hatte Nick ganz gern gemocht, aber so richtig war der Funke zwischen ihnen nie übergesprungen.

In gegenseitigem Einvernehmen hatten beide bereits angefangen, auch mit anderen Partnern auszugehen, als Megan eines Tages feststellte, dass sie schwanger war. Und das, obwohl Nick ein Kondom benutzt hatte! Und da er der einzige Mann war, mit dem sie überhaupt geschlafen hatte, wusste sie, dass er der Vater sein musste.

Auch jetzt noch, über acht Jahre später, konnte sie sich an das fassungslose Entsetzen erinnern, mit dem sie auf den positiven Schwangerschaftstest gestarrt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war sie im letzten Jahr der Ausbildung zur Krankenschwester gewesen und hatte von ihrem Stipendium, finanzieller Unterstützung und den Erlösen aus der Lebensversicherung ihrer Eltern gelebt. Sie hatte kaum für sich selbst sorgen können, geschweige denn für einen anderen Menschen.

Und dann ereilte sie auch schon der nächste Schock, als sich bei der Ultraschalluntersuchung herausstellte, dass sie Zwillinge erwartete. Zwei Mädchen.

Sie und Nick erwogen, die Babys zur Adoption freizugeben. Für zwei Menschen, denen die Grundvoraussetzung für ein gemeinsames Leben fehlte und die eigentlich auch nie hatten zusammenleben wollen, schien das die folgerichtige Entscheidung zu sein.

Doch als nach achtzehn Wochen eine Fehlgeburt drohte, zählte nur noch der Kampf um das Überleben ihrer Töchter.

Damit Megan und die Mädchen in den Genuss von Nicks Krankenversicherung als Feuerwehrmann von Chicago kamen, hatten sie beschlossen zu heiraten. Damals hatten sie das für klug und richtig gehalten. Aber sie waren nie ineinander verliebt gewesen, auch wenn sie während der schrecklichen Wochen im Krankenhaus versucht hatten, so zu tun als ob.

Auf jene Zeit voller Angst und Nervosität folgten lange Wochen, in denen ihre Mädchen auf der Intensivstation für Neugeborene bleiben mussten. Und auch danach schien das Leben nur noch aus Untersuchungsterminen und medizinischen Tests zu bestehen.

Irgendwann hatten sie es einfach nicht mehr geschafft, so zu tun als ob. Als die Mädchen zwei Jahre alt gewesen waren und man bei Grace die durch frühkindliche Hirnschädigung verursachte zerebrale Kinderlähmung festgestellt hatte, war ihnen beiden klar geworden, dass es besser für sie war, gute Freunde und verantwortungsvolle Eltern zu sein als Mann und Frau. Megan hatte ihre Scheidung immer als einen Beweis ihrer Freundschaft angesehen.

Doch gute Freunde oder nicht, sie fühlte sich trotzdem, als gehörte sie nicht auf diese Hochzeit.

Aber die medizinische Behandlung von Grace war ziemlich kompliziert, ihre Ernährungssonde in der Nacht, ihre Medikamente und die Beatmung … Megan konnte sie nicht einfach in ein Flugzeug setzen und mit irgendjemandem losschicken! Auch wenn Nick und Cara genug Erfahrung hatten, um mit eventuell auftretenden Komplikationen fertigzuwerden, und auch Nicks Mutter Jean sich um Grace kümmern konnte, würden sie doch alle zu sehr mit der Hochzeit beschäftigt sein, um sich auf ein siebenjähriges Mädchen mit Behinderung konzentrieren zu können.

Die bittere Wahrheit war, dass Grace nicht nach Kauai reisen konnte, wenn Megan nicht mitflog und für sie sorgte. Und Sarah – die süße, treue, liebevolle Sarah – würde auf keinen Fall zur Hochzeit ihres Vaters fahren, wenn nicht auch ihre Schwester mitkäme.

Und so war Megan jetzt hier, überwand ihre Menschenscheu und versuchte, sich nicht wie ein Eindringling vorzukommen, sondern sich stattdessen aufrichtig darüber zu freuen, dass Nick eine so wunderbare Frau wie Cara als Stiefmutter für die Zwillinge gefunden hatte.

„Wir hätten daran denken müssen, dir durch die Kontrolle zu helfen“, fiel Cara ein. „Es war bestimmt der reinste Albtraum!“

„Halb so schlimm“, log Megan.

„Die gute Nachricht ist, dass der Flug keine Verspätung hat. Das Boarding dürfte so in zwanzig Minuten beginnen. Suchen wir dir einen Sitzplatz. Sieht aus, als wäre neben meinem Bruder etwas frei. Ich bin so aufgeregt! Endlich hast du Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Er ist fantastisch. Bestimmt wird er dir gefallen.“

Cara führte sie zu einer Sitzreihe, an deren Ende noch einige Plätze frei waren. Dort konnten sie auch Grace’ Rollstuhl abstellen. Megan entdeckte einen großen, dunkelhaarigen Mann, aber sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, denn er wandte ihr den Rücken zu und sprach mit einer älteren Frau, wahrscheinlich irgendeine Großmutter der Familie.

„Er kann dir helfen, das ganze Zeug ins Flugzeug zu tragen. Shane, das ist Megan, Nicks erste Frau. Und das sind ihre wunderbaren Töchter Sarah und Grace. Mädels, das ist mein Bruder Shane. Ich denke, er wird euer neuer Stiefonkel.“

Caras Bruder drehte sich lächelnd um … und mit einem Mal hatte Megan Schmetterlinge im Bauch.

Er war es! Der umwerfend gut aussehende, attraktive Kerl aus der Notaufnahme!

Oh Gott, oh Gott. Genau das hatte noch gefehlt, um den Spaßfaktor ins Unendliche zu steigern. Sie fühlte sich, als hätte sie gerade ihr Gesicht in eine heiße Dampfsauna gehalten. Ihre leichte Unsicherheit wegen Nicks Hochzeit steigerte sich von einer Sekunde auf die andere zu einer entsetzlichen Verlegenheit.

Sie sah, wie ein erschrockenes Wiedererkennen in seinen ach so blauen Augen aufblitzte, was er aber sofort wieder geschickt verbarg.

„Hi, Megan. Nett, Sie wiederzusehen“, sagte er. Wie hatte sie nur diese verführerische Stimme vergessen können? Unter anderem wegen dieser Stimme hatte sie sich doch so zu ihm hingezogen gefühlt – damals, vor einem Monat, während ihres kleinen Intermezzos in der Notaufnahme.

„Äh … hallo“, murmelte sie.

„Setz dich zu mir“, forderte Grace in dem Moment ihre Schwester auf, und Sarah ließ sich pflichtbewusst auf den Stuhl neben dem Rollstuhl plumpsen. Jetzt war nur noch der Sitz neben Caras äußerst gut aussehendem Bruder frei.

Megan stand da wie angewurzelt, ihre Wangen glühten. Was sollte sie nur tun? Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?

In dem Moment kam Nicks Mutter auf sie zu. Sie hauchte Megan Küsschen auf die Wangen und begrüßte dann Sarah und Grace: „Hallo, meine beiden Lieblinge!“

Jetzt war die Großmutter der Mädchen da, und Megan nutzte die Gelegenheit, um der peinlichen Situation für einen Augenblick zu entkommen. „Ich muss noch am Gate mit jemandem wegen des Rollstuhls sprechen. Er soll ja mit an Bord. Bin gleich wieder da“, sagte sie zu den Kindern.

Die beiden waren so glücklich, weil alle sie umringten und ein großes Tamtam veranstalteten, dass sie Megan gar nicht beachteten. Sie ging rasch fort und spürte dabei Shanes Blick in ihrem Rücken.

Am Gate musste sie ein Formular ausfüllen. Der Rollstuhl würde im Laderaum verstaut werden und dann beim Umsteigen in Los Angeles auf sie warten. Zu Megans großer Erleichterung teilte der Angestellte der Fluggesellschaft ihr mit, dass Passagiere mit Behinderung schon in wenigen Minuten an Bord dürften. So blieb ihr wenigstens die Tortur erspart, längere Zeit neben Caras Bruder sitzen zu müssen, den sie so abscheulich behandelt hatte.

Äußerst ungern kehrte sie zu ihren Töchtern zurück und setzte sich neben ihn. Sie war sich nur zu deutlich seiner Kraft und sogar der Wärme bewusst, die sein Körper ausstrahlte. Wie sollte sie ihm nur erklären, warum sie sich vor einem Monat so komisch benommen hatte?

Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Deshalb war sie erleichtert, als er als Erster etwas sagte.

„Ihre Töchter sind wirklich ganz reizend“, meinte er. „Wie alt sind die beiden?“

„Sieben“, antwortete Megan. Ihre Stimme wollte ihr nicht so recht gehorchen, deshalb versuchte sie es noch einmal. „Sie sind sieben.“

„Und seit wann sind Nick und Sie geschieden?“, fragte er danach halblaut, nachdem er sich schnell vergewissert hatte, dass die Mädchen mit den Malbüchern beschäftigt waren, die ihre Großmutter ihnen mitgebracht hatte.

Megan wunderte sich über die Art, wie er seine Frage stellte. „Seit fünf Jahren. Und das ist, nebenbei gesagt, drei Jahre länger, als unsere Ehe gedauert hat. Nur für den Fall, dass Sie sich wundern.“

Shanes Blick wanderte zwischen ihr und Nick, der mit Cara Händchen hielt, hin und her.

Megan zwang sich, ruhig zu bleiben. Ihr war schon vor Langem klar geworden, dass sie und Nick mit aller Kraft versucht hatten, eine Ehe am Laufen zu halten, die sie überhaupt nie hätten eingehen dürfen. Trotzdem wäre sie jetzt an jedem anderen Ort der Erde lieber gewesen als hier, wo sie darauf wartete, ein Flugzeug zu besteigen, um zur Hochzeit ihres Exmannes zu fliegen. Und das auch noch in Begleitung eines außergewöhnlich gut aussehenden Typen, von dem sie sich unwiderstehlich angezogen fühlte. Zumal sie sich doch bei ihrer ersten Begegnung wie ein kindisches kleines Mädchen benommen hatte!

„Wie geht es Ihrer Schulter?“, erkundigte sie sich. Es hatte keinen Zweck mehr, so zu tun, als würden sie sich nicht kennen, auch wenn sie das Spiel gerne weitergespielt hätte.

Er bewegte den linken Arm. „Gut. Manchmal zwickt es noch ein bisschen. Aber es war ja nur ein glatter Durchschuss, wie der Arzt in der Notaufnahme festgestellt hat. Ein paar Tage später habe ich schon wieder meinen Job gemacht. Auf Hawaii werde ich beim Surfen noch ein wenig aufpassen müssen, aber sonst bin ich wieder okay.“

„Wurde der Kerl, der auf Sie geschossen hat, eigentlich erwischt?“

„Ja. Der sitzt jetzt im Gefängnis. Es war ein dummer Junge, der seinen Kumpels imponieren wollte, indem er auf einen Polizisten schoss. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er mich wirklich treffen wollte.“

„Es freut mich jedenfalls, dass es Ihnen gut geht“, versicherte Megan. Eigentlich hätte sie sich jetzt auch gleich entschuldigen und die ganze Situation in einem Aufwasch bereinigen können. Aber genau in diesem Moment ertönte der Lautsprecher und forderte die Fluggäste mit Behinderung auf, ans Gate zu kommen.

Megan stand auf. „Das gilt uns, Mädels“, sagte sie.

„Wir werden als Erste einsteigen?“ Sarah machte so große Augen, als hätte ihr jemand gerade einen niedlichen Welpen geschenkt.

„Da soll mal einer behaupten, wir hätten kein Glück!“, erwiderte Megan trocken. Für sie bedeutete das frühe Einsteigen bloß, dass sie länger auf ihrem Platz sitzen und darauf warten durfte, von den anderen Passagieren angerempelt zu werden, während die ihr Gepäck verstauten.

Sie griff nach ihren Koffern und bemühte sich, den einen heranzuziehen, während sie mit der anderen Hand versuchte, den Rollstuhl zu schieben.

„Lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Bevor sie protestieren und ihm versichern konnte, dass sie es schon allein schaffen würde, schnappte Shane sich gleich beide Koffer.

Ich sollte ihm dankbar sein, dachte Megan. Das Erste, was sie als Mutter von Zwillingen – von denen einer auch noch körperlich beeinträchtigt war – gelernt hatte, war, dass sie jede Hilfe annehmen musste, die man ihr anbot. Auch wenn ihr Stolz sich dagegen wehrte.

Die Dame am Gate musste lächeln, als die Mädchen ihr aufgeregt die Bordkarten hinhielten.

„Brauchen Sie an Bord noch weitere Hilfe?“, fragte sie Megan.

„Nein danke.“

„Wir müssen den Rollstuhl hierlassen, damit er in den Frachtraum gebracht werden kann“, sagte Megan am Einstieg zu Grace. „Soll ich dich tragen?“

Autor

Rae Anne Thayne
<p>RaeAnne Thayne hat als Redakteurin bei einer Tageszeitung gearbeitet, bevor sie anfing, sich ganz dem Schreiben ihrer berührenden Geschichten zu widmen. Inspiration findet sie in der Schönheit der Berge im Norden Utahs, wo sie mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern lebt.</p>
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