Komm, ich zeig dir die Liebe

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Liebe und Leidenschaft sind für Brian Haley die schönste Nebensache der Welt. Denn als Marine Sergeant mit Leib und Seele hat er lieber in jedem Hafen eine Braut als eine Ehefrau daheim - bis er Kathy begegnet. Ebenso hübsch wie kratzbürstig, nährt sie seinen Jagdinstinkt - und zwar umso heftiger, je öfter sie ihn abblitzen lässt. Natürlich sucht der charmante Macho auch diesmal eher Vergnügen als die Frau fürs Leben - doch zum ersten Mal erfüllt ihn der Gedanke, nicht ans Ziel zu kommen, mit Eifersucht. Nicht ahnend, dass auch Kathy sich längst nach ihm verzehrt, wartet Brian auf seine Chance ...


  • Erscheinungstag 26.09.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759360
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Nun spring schon an!“

Ein letztes Mal drehte Kathy Tate den Zündschlüssel herum und lauschte dem stotternden Motorengeräusch. Dann gab sie es auf und schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. „So ein Mist!“, fluchte sie. „Der Wagen kommt doch gerade erst aus der Werkstatt!“ Eine Generalüberholung für schlappe sechshundert Dollar, die ich mir genauso gut hätte sparen können, dachte sie niedergeschlagen.

Sie betrachtete die Vorstadtallee. Wie soll ich jetzt nur in die Stadt kommen, um die Arbeit loszuwerden, mit der ich mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen habe? fragte sie sich entmutigt.

„U. S. Marines sind immer da, wo man sie braucht, Ma’am.“ Eine tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Langsam drehte Kathy den Kopf zur Seite und sah aus dem Fenster.

Oh nein! Das nannte man vom Regen in die Traufe kommen!

Unwillkürlich schlug ihr Herz schneller, als sie in die strahlend blauen Augen ihres Nachbarn, Sergeant Brian Haley, blickte. Als sie vor fünf Minuten ihre Wohnung verlassen hatte, hatte sie ihn und seinen Freund auf dem Platz vor den Garagen Basketball spielen sehen. Es war ihr gelungen, mit einem kurz angebundenen Gruß an ihnen vorbeizukommen. Doch nun gab es kein Entkommen mehr.

Ihr „Retter“ beugte sich auf Augenhöhe zu ihr herunter. Er hatte scharf geschnittene Gesichtszüge und trug sein Haar sehr kurz. Seine nackten muskulösen Arme waren wirklich beeindruckend. Kathy war aber auch nicht entgangen, dass er sich seiner Ausstrahlung auf Frauen nur zu bewusst war.

Er schien sich darauf zwar nichts einzubilden, doch er erwartete offensichtlich, dass jedes weibliche Wesen bereit war dahinzuschmelzen, wenn er sein charmantes Lächeln aufsetzte. Ihre Zurückhaltung hatte anscheinend seinen Ehrgeiz geweckt. Denn es kam ihr inzwischen schon so vor, als würde er sie bereits erwarten, wann immer sie ihre Wohnung verließ.

„Brauchen Sie Hilfe, Ma’am?“ Die Frage kam von Brians Freund. Nach seinem kurzen Haarschnitt zu schließen, gehörte auch er zu den Marines. Das war allerdings nichts Besonderes. Denn in der Nähe von Bayside befand sich die Kaserne Camp Pendleton. Und so traf man hier auf Schritt und Tritt Soldaten.

„Nein danke“, antwortete Kathy. Sie brauchte keine Hilfe. Sie wollte einfach nur, dass ihr Wagen endlich wieder ansprang.

„Kathy, das ist übrigens First Sergeant Jack Harris“, stellte Brian seinen Freund vor. „Jack, das ist Kathy Tate, meine neue Nachbarin.“

„Hallo.“ Jack lächelte sie freundlich an. Als Kathy sah, dass er einen Ehering trug, erfüllte sie das mit einem Gefühl der Erleichterung.

„Nett, Sie kennenzulernen“, erwiderte sie seinen Gruß.

„Ich habe dir doch gesagt, dass sie Hilfe braucht, Jack.“ Kopfschüttelnd musterte Brian ihren alten Wagen, einen Käfer. „Oder was meinst du?“

„Sieht ganz danach aus.“

Kathy blickte Brian fassungslos an. Er lächelte schon wieder so verdächtig, zeigte jedoch gleichzeitig einen Unschuldsblick. Sie sollte ihn, Brian, wohl für harmlos halten. „Ich finde es wirklich sehr nett von euch, dass ihr mir helfen wollt. Aber es ist alles in bester Ordnung. Der Wagen braucht nur eine kleine Verschnaufpause.“

„Eine kleine Verschnaufpause?“, wiederholte Brian lachend. „Es sieht doch ganz danach aus, als würde sich der alte Kasten für immer zur Ruhe setzen.“

Diese Bemerkung machte Kathy wütend, denn sie duldete es nicht, wenn sich jemand außer ihr über den Zustand ihres alten Käfers ausließ. „Sergeant Haley …“

„Gunnery Sergeant“, verbesserte er sie.

„Wie auch immer“, erwiderte sie und warf ihm einen eisigen Blick zu. „Ich habe jedenfalls nicht um Hilfe gerufen. Warum geht ihr nicht wieder zurück zu eurem Spiel?“

Offensichtlich schien ihn das nicht zu beeindrucken. Er grinste sie nur hintergründig an und wandte sich an seinen Freund. „Nicht wahr, Jack, ein Marine schreckt vor nichts zurück!“

„Du sagst es, Mann“, erwiderte Jack.

Brian begann mit tiefer Stimme ein Soldatenlied zu singen. Jack stimmte in das Lied ein.

„Also, dann tschüss, Jungs“, unterbrach Kathy den Gesang. Aber ihr Wink mit dem Zaunpfahl war zwecklos. Die beiden waren schon dabei, die Motorhaube zu öffnen. Sie stieg fluchend aus dem Wagen.

Beim Anblick ihrer angespannten Armmuskeln und ihres breiten, muskulösen Rückens, während sie sich über den Motor beugten, begriff Kathy auf einmal, warum in der Werbung immer öfter mit Männern in knappen Sportunterhemden geworben wurde – weil sie wirklich Sex-Appeal hatten.

„Was meinst du, woran es liegen könnte?“, fragte Jack seinen Freund.

„Diese süße Maschine hier scheint schon etwas eingerostet zu sein“, erwiderte Brian und warf Kathy einen zweideutigen Blick zu. „Aber es soll niemand behaupten, dass ein Marine sie nicht wieder auf Touren bringen kann.“

„Wer’s glaubt, wird selig“, murmelte Kathy und hatte den Eindruck, als würde Jack über ihre Bemerkung leise lachen.

Brian beugte sich wieder über den Motor und beschäftigte sich mit den ölverschmierten Kabeln. Plötzlich richtete er sich auf und hätte Kathy dabei fast umgestoßen. Doch instinktiv griff er nach ihrer Hand, um sie festzuhalten. Bei seiner Berührung spürte Kathy auf einmal einen heißen Schauer über ihren Rücken laufen.

Brian ließ sie augenblicklich wieder los, als hätte er gerade etwas Ähnliches empfunden und wäre darüber ein bisschen erschrocken. Kathy nahm sich sofort vor, in Zukunft nicht mehr darauf zu achten, wenn ihr Körper derart auf diesen Mann reagierte.

„Also gut“, sagte Brian. „Du setzt dich jetzt wieder hinters Steuer, Kathy, und wenn ich dir ein Zeichen gebe, versuchst du, den Wagen zu starten.“

„In Ordnung“, erwiderte sie, denn sie wusste, dass es zwecklos wäre, einem Mann zu widersprechen, der sich vorgenommen hatte, ein Auto zu reparieren. Außerdem kam es ihr im Moment ganz gelegen, wenn sie nicht mehr unmittelbar neben ihm stehen musste, sondern in ihrem sicheren Wagen sitzen konnte.

Sie trat auf die Kupplung, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und wartete auf ein Zeichen von Brian. Plötzlich hörte sie, dass er seltsame, fremd klingende Laute von sich gab. Was er sagte, klang wie ein tiefes Knurren, und obwohl sie es nicht verstand, ahnte sie, was es bedeutete.

„Okay, versuch es jetzt!“, rief er auf einmal und wieder ganz verständlich.

Als sie den Schlüssel herumdrehte, flüsterte sie ein Stoßgebet. Sekunden später sprang der Wagen an.

Die beiden Männer schlenderten zum Fahrerfenster, und Kathy sah zu ihnen auf.

„Hervorragend“, bemerkte Jack.

„Der Einsatz hat sich doch gelohnt“, fügte Brian hinzu.

Sie hatte zwar nicht um seine Hilfe gebeten, weil sie nicht in der Schuld von „Sergeant Smile“ stehen wollte, aber Kathy musste doch zugeben, dass sie dankbar war. Sie blinzelte in die Sonne, als sie versuchte, Brian in die Augen zu sehen. „Vielen Dank.“

„Gern geschehen“, erwiderte Brian.

Da hörte sie sich auf einmal die Frage stellen, die sie beschäftigte. „Hast du eben deutsch gesprochen?“

Schon wieder lächelte er dieses hintergründige Herzensbrecher-Lächeln, und sie musste aufpassen, um sich davon nicht beeindrucken zu lassen.

„Ich war vor ein paar Jahren in Deutschland stationiert. Da habe ich genug Flüche gelernt, um einem deutschen Auto ein wenig Heimatgefühle zu vermitteln und ihm wieder auf die Sprünge zu helfen.“

„Warum wundert mich das eigentlich nicht?“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm.

„Lady …“ Brian beugte sich zu ihr herunter, „wenn du mich näher kennenlernen würdest, wärst du überrascht, was noch so alles in mir steckt.“

Sie lächelte ihn gespielt verzückt an. „Ich liebe keine Überraschungen, Sergeant.“

„Gunnery Sergeant.“

„Wie auch immer.“ Ohne ein weiteres Wort fuhr Kathy plötzlich los und ließ den erstaunten Brian Haley zurück, der gerade noch rechtzeitig zur Seite springen konnte.

Während Brian dem davonknatternden Wagen hinterhersah, schüttelte er langsam den Kopf. „Ich glaube, diese Frau ist irgendwie hinter mir her.“

„Ach ja?“, erwiderte Jack und schlug seinem Freund kräftig auf die Schulter. „Ich finde, es sieht eher so aus, als würde unser guter Haley gerade versuchen, eine Eroberung zu machen.“

Brian warf ihm einen vielsagenden Blick zu und grinste. „Mein lieber Jack, ich habe noch nicht einmal einen Schlachtplan.“

„Oh doch, mein Lieber, ich konnte genau beobachten, dass das Manöver bereits begonnen hat. Und der erste Angriff war eindeutig ein Fehlschlag.“ Jack lachte und lief zurück zur Garage, um ihr unterbrochenes Basketballspiel wieder aufzunehmen.

Brian blickte immer noch die Allee hinunter, obwohl Kathys Wagen schon längst nicht mehr zu sehen war. Wenn das der erste Versuch gewesen sein sollte, blieben ihm noch zwei, denn so leicht würde er nicht aufgeben.

„Hallo Nachbarin.“

Ertappt. Kathy blieb wie erstarrt stehen, als sie eine gewisse Stimme hinter sich vernahm. Dabei hatte sie so gehofft, ihm heute nicht mehr über den Weg zu laufen. Aber dieser Mann schien einen siebten Sinn dafür zu haben, wenn sich eine Frau in seiner Nähe befand. Sie atmete tief durch, bevor sie sich zu ihm umdrehte.

Und sie konnte nichts dagegen tun, dass ihr Herz wie wild zu schlagen begann und ein heißer Schauer durch ihren Körper fuhr.

Der fast einen Meter neunzig große Brian Haley stand in der Tür seines Apartments und lächelte charmant auf sie herunter. Dieses Lächeln war wirklich einzigartig. Und sie musste sich erneut ins Gedächtnis rufen, dass sie nichts, aber auch gar nichts von diesem Mann wollte.

Doch unglücklicherweise fiel es ihr immer schwerer, sich auch an diesen Vorsatz zu halten.

„Warst du einkaufen?“ Brian lehnte sich lässig gegen den Türpfosten und verschränkte die Arme über der breiten Brust. Auf seinem roten T-Shirt prangte das Emblem der U. S. Marine.

Kathy strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte leicht gequält. „Ah, ein Blitzmerker! Dir entgeht auch nichts.“ Sie hievte die beiden Einkaufstüten etwas höher.

Ihre Bemerkung schien ihn eher zu amüsieren, als ihn abzuschrecken. Er nahm ihr die Tüten ab. „Marines sind eben gut ausgebildete Späher.“

„Da hab ich ja Glück gehabt“, sagte sie und schloss ihre Wohnungstür auf. „Danke, aber ich schaff das auch allein.“ Sie griff nach den Tüten.

„Keine Ursache“, erwiderte er und wich ihrer Handbewegung aus. „Hast du unten noch mehr Einkäufe?“

Dieser Mann war tatsächlich beharrlich. Dummerweise sah er einfach hinreißend aus. Aber wie alle gut aussehenden Männer schien er darauf programmiert zu sein, mit jedem weiblichen Wesen, das in seine Reichweite geriet, zu flirten. Doch sie konnte der Versuchung widerstehen. Sie hatte sich vorgenommen, in ihrem Leben weder Affären noch Liebesgeschichten zuzulassen, und daher hatte sie gelernt, Annäherungsversuche erfolgreich abzuwehren.

„Hattest du heute noch einmal Ärger mit dem Wagen?“, erkundigte er sich.

„Nein. Er sprang jedes Mal ohne Probleme wieder an.“

„Vermutlich braucht er nur eine kleine Generalüberholung.“

„Die hat er gerade hinter sich“, antwortete sie knapp, öffnete die Tür und ging rasch hinein. Sie wollte nicht noch länger in diesem winzigen Hausflur neben einem Mann stehen, der in der Lage war, sie mit einer harmlosen Berührung vollkommen aus der Fassung zu bringen.

Er folgte ihr mit den Einkäufen. Sie nahm sich vor, ihn so schnell wie möglich wieder loszuwerden.

Brian stellte die Tüten auf den Tresen, der die Küche vom Wohnzimmer trennte, drehte sich um und betrachtete mit einem bewundernden Blick Kathys Wohnungseinrichtung. Dabei stellte er fest, dass ihre Wohnung die gleiche Ausstrahlung hatte wie sie, sehr weiblich und zart. Die Nachmittagssonne schien herein und warf dank der weißen Spitzenvorhänge an den Fenstern ein blumiges Muster von Schatten aufs Parkett. Weiche Sessel und ein s-förmiges Sofa standen um einen flachen Couchtisch, der mit Büchern und Zeitschriften übersät war. Landschaftsaufnahmen hingen an den Wänden, und überall duftete es nach Lavendel.

„Schön“, sagte er nur und blickte Kathy an. Ihr schulterlanges braunes Haar lockte sich an den Spitzen. Ein paar Strähnen fielen ihr in die Stirn, und mit ihren dunklen Augen sah sie ihn ein wenig misstrauisch an. Wie immer spürte er ihre Skepsis ihm gegenüber. Dabei hatte er erwartet, dass sie nach einem Monat nachbarschaftlichen Zusammenlebens ihre Zurückhaltung allmählich aufgeben würde.

Schließlich war er ein Marine und nicht irgend so ein hergelaufener Typ. Aber das schien sie nicht im Geringsten zu beeindrucken.

Er lächelte innerlich, als ihm auffiel, dass sie sich hinter ihrem Tresen regelrecht verbarrikadierte. Offensichtlich wollte sie so weit wie möglich von ihm entfernt sein.

„Danke“, entgegnete sie ruhig. „Hör mal, ich schätze deine Hilfsbereitschaft, aber ich …“

„Du hast zu tun“, vollendete er ihren Satz. „Ich weiß.“ Es wunderte ihn nicht, dass sie ihn gleich wieder loswerden wollte. Er war es schon gewohnt, dass sie ihm freundlich, aber deutlich zu verstehen gab, dass sie nicht das gleiche Interesse an ihm hatte wie er an ihr.

Vielleicht war es auch besser so. Denn er hasste Probleme. Und wenn er eine Affäre mit einer Frau beginnen würde, die unmittelbar gegenüber wohnte, würde dies früher oder später bestimmt zu Komplikationen führen.

Obwohl sie es bestimmt wert wäre, dachte er und ließ den Blick über ihre schmale, aber sehr frauliche Gestalt gleiten.

Brian zuckte zusammen, als Kathy sich plötzlich räusperte.

„Danke“, wiederholte sie. „Und auf Wiedersehen.“

„Natürlich“, erwiderte er und nickte. Doch bevor er ging, wollte er noch etwas wissen. Er trat näher an den Tresen, stützte seine Ellbogen darauf und sah ihr in die Augen. „Verrat mir nur noch eins. Was genau magst du eigentlich nicht an mir?“

Seine Frage schien sie zu überraschen. Sie versteckte ihre Hände in den Gesäßtaschen ihrer engen verwaschenen Jeans und neigte ihren Kopf leicht zur Seite. „Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht mag.“

„Du hast es vielleicht nicht direkt gesagt, aber …“

Kathy atmete tief durch und seufzte. „Ich kenne dich doch noch nicht einmal.“

Er lächelte. „Das ließe sich ändern.“

„Nein danke.“ Sie schüttelte heftig den Kopf.

„Siehst du? Das meinte ich.“

„Okay, jetzt hab ich eine Frage, Sergeant Haley.“

„Gunnery Sergeant“, verbesserte er sie.

„Wie auch immer.“

„Schieß los.“

Sie bedachte ihn mit einem Blick, als wollte sie seine Aufforderung wörtlich nehmen. „Warum versuchst du ununterbrochen, meine Sympathie für dich zu gewinnen?“

„Ich versuche nicht …“

„Du hast das Licht im Flur repariert“, stellte sie klar, bevor er sich überhaupt verteidigen konnte.

Diesen Vorwurf konnte er abschmettern. „Der Hausmeister hat sich nicht darum gekümmert, und hier war es nachts wirklich zappenduster.“

„Ist ja auch egal“, sagte sie daraufhin, verschränkte die Arme über der Brust und klopfte mit dem Fuß ungeduldig auf den Boden.

„Wahrscheinlich bin ich einfach nur ein typischer Vorstädter. Hilfsbereit und auf gute Nachbarschaft bedacht.“

Sie lächelte überlegen. „Du hast mir doch erzählt, dass du in Chicago aufgewachsen bist.“

„Aber unsere Nachbarschaft war überschaubar.“

Kathy gab nicht auf. „Ohne dass dich jemand darum gebeten hätte, hast du meine Türklingel repariert.“

„Wenn elektrische Leitungen falsch verlegt werden, können sie Brände verursachen.“ Er lächelte – sie nicht.

„Gestern hast du sogar meinen Wagen gewaschen.“

„Das war doch kein Problem. Ich war gerade dabei, meinen zu waschen, und da fiel mir auf, dass deiner auch mal wieder eine kleine Dusche gebrauchen könnte.“ Er verkniff sich die Bemerkung, dass ihre alte Kutsche eigentlich reif für den Schrottplatz war.

„Darum geht es nicht.“

„Worum dann, Kathy?“, fragte er und richtete sich wieder auf. Als er in ihre großen dunklen Augen sah, musste er daran denken, dass er in den letzten Nächten mehr als einmal von ihr geträumt hatte. „Wir sind die Einzigen in diesem Haus, die jünger als sechzig sind. Warum können wir uns denn nicht vertragen?“

Auf diese Frage ging sie gar nicht erst ein, sondern griff die erste wieder auf. „Es geht darum, dass ich sehr deutlich gemacht habe, dass ich kein Interesse an dir habe. Aber du hörst trotzdem nicht auf, dich um mich zu bemühen. Warum?“

Diese Frage hatte er sich in den vergangenen vier Wochen selbst oft gestellt, und er glaubte, sie jetzt auch beantworten zu können. Aber statt ein Geständnis abzulegen, fragte er noch einmal zurück. „Gibt es irgendeinen Grund, der dagegen spricht, dass wir Freunde werden können?“

Jetzt musste sie doch lächeln. „Junge, du bist wirklich hartnäckig.“

„Marines geben nicht kampflos auf. Du hast wohl noch nicht viele kennengelernt, stimmt’s?“

„Du bist der erste.“

Diese Antwort gefiel ihm. Aber bevor er etwas erwidern konnte, ging Kathy an ihm vorbei – und streifte dabei seinen Arm. Ein heißer Schauer lief ihm über den Rücken, wie er ihn vorhin schon einmal gespürt hatte. In ihrem Blick sah er, dass sie es genauso empfand.

Er berührte sie oder sie ihn, und zwischen ihnen begann es zu knistern. Doch dann wich sie ihm wieder aus.

„Es gibt da ein gewisses Knistern zwischen uns, das du auch spürst, Kathy“, flüsterte er.

„Alles, was es zwischen uns gibt, ist der Hausflur“, bemerkte sie trocken.

„Leugnen nutzt nichts. Davon wird dieses Knistern nicht verschwinden.“

„Wollen wir wetten?“ Entschlossen ging sie zur Tür und öffnete sie.

Na gut, dachte er. Er folgte ihrer Aufforderung zu gehen. Doch bevor er in den Hausflur trat, blieb er auf der Schwelle noch einmal stehen und drehte sich zu ihr um. „Eine Sache möchte ich aber doch noch wissen“, sagte er und betrachtete sie nachdenklich.

„Was denn?“ Sie stand halb hinter der Tür, wie hinter einem Schutzschild.

„Misstraust du allen Männern?“, fragte er und wartete einen Moment lang. „Oder nur mir?“

„Allen, Sergeant Haley …“

Gut zu wissen, dachte er.

„Aber dir ganz besonders“, fügte sie hinzu.

Na prima.

„Du kannst mir vertrauen“, verteidigte er sich.

„Das soll ich wohl als Ehrenwort nehmen“, gab sie zurück.

„Du könntest auch meine Mutter anrufen“, bot er an und grinste.

Es sah so aus, als müsste sie jetzt selbst lachen. Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Danke, ich verzichte darauf. Also dann, schönen Abend noch.“

Kathy schloss die Tür hinter ihm und drehte unwillkürlich den Schlüssel um. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und sah durch den Türspion.

Brian hatte sich zur Tür gedreht, so als wüsste er, dass sie ihn beobachtete. Er winkte. „Solltest du deine Meinung doch noch ändern, erreichst du meine Mom unter der Nummer 555-7230“, sagte er so laut, dass es nicht zu überhören war.

2. KAPITEL

Kaum war Brian in seiner Wohnung, klingelte das Telefon. In Gedanken war er immer noch mit Kathy beschäftigt, als er den Hörer abnahm. „Hallo?“

„Hi, Bri“, gurrte eine rauchige Frauenstimme in sein Ohr.

„Dana“, rief er und zuckte zusammen. Seit seinem achten Lebensjahr war er nicht mehr so genannt worden. Doch dann fiel ihm ein, dass er Dana Cavanaugh bei ihrem ersten Date seinen alten Spitznamen anvertraut hatte.

„Ich habe gerade überlegt, ob du vielleicht Lust hast, heute Abend zu mir zum Essen zu kommen.“

Sein Blick fiel auf die geschlossene Wohnungstür, und er dachte daran, dass er gerade zum ersten Mal in Kathys Wohnung gewesen war. „Essen?“, meinte er abwesend und zeichnete gedankenverloren auf der verstaubten Tischplatte. Dabei sagte er sich, dass es an der Zeit sei, eine Putzfee zu engagieren, weil er anscheinend nicht in der Lage war, in seiner Wohnung Ordnung zu halten.

„Komm schon, Bri“, bettelte Dana. Ihm gefiel der Jammerton überhaupt nicht. „Wir haben uns schon seit Wochen nicht mehr gesehen.“

„Ja, das stimmt.“ Auf einmal hatte er ein schlechtes Gewissen. „Ich hatte zu viel zu tun. Auf meinem Schreibtisch türmen sich die unerledigten Papiere …“ Er wusste, dass er wenig überzeugend klang. Aber was sollte er auch sagen? Sollte er ihr etwa erzählen, dass er seit der Begegnung mit seiner neuen Nachbarin das Interesse an allen anderen Frauen verloren hatte? Das konnte er unmöglich tun, denn diese Entwicklung gestand er ja kaum sich selbst ein.

„Du bist also so beschäftigt, dass du dir noch nicht einmal Zeit zum Essen nimmst?“

Sein Blick schweifte durch seine dunkle unbenutzte Küche. Statt zu kochen, machte er sich meistens nur Fertiggerichte in der Mikrowelle warm. Warum sollte er Danas Einladung da eigentlich nicht annehmen? Offensichtlich hatte er bei Kathy sowieso keine Chancen. War es dann nicht viel vernünftiger, sich mit einer schönen Frau einen netten Abend zu machen, als zu Hause zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum er mit seinem berühmten Charme Kathy nicht überzeugen konnte?

„Bri“, fragte Dana, „bist du noch dran?“

„Ja, ich bin hier.“ Bevor er seine Meinung noch einmal ändern konnte, fügte er hinzu: „Aber gleich bin ich bei dir.“

„Wirklich?“

„Warum denn nicht?“ Er lächelte gezwungen. „Was gibt’s denn?“

Sie lachte, und ihm fiel auf, dass ihm ihr heiseres Lachen, das er früher so sexy gefunden hatte, jetzt übertrieben und gekünstelt vorkam.

„Das ist eine Überraschung“, sagte sie.

Diese Antwort ließ sich natürlich vielfältig deuten, und es beunruhigte ihn sehr, dass die Andeutung ihn nicht mit erwartungsvoller Spannung erfüllte, weil er immer noch Kathy im Kopf hatte. Vielleicht war das eine Art himmlischer Rache für sein ausschweifendes Liebesleben. Er, der von allen Frauen Begehrte, war dazu verdammt, sich ausgerechnet in das Mädchen von nebenan zu verlieben, das nichts von ihm wissen wollte?

Aber nein, mit Liebe hat das hier nichts zu tun, versuchte er sich zu beruhigen. In ein paar Wochen würde er über seine Geschmacksverirrung wahrscheinlich nur noch lachen.

„In einer halben Stunde bin ich da“, sagte Brian und legte den Hörer auf. Er wollte nur noch schnell duschen und sich dann gleich auf den Weg machen. Ein Abend mit der schönen Dana würde Kathy bestimmt wieder aus seinen Gedanken vertreiben.

Eine Viertelstunde später hörte Kathy die Tür ihres Nachbarn ins Schloss fallen. Er klopfte einmal kurz gegen ihre Tür, und sie fürchtete schon, er würde ihre Absage nicht respektieren. Doch dann hörte sie ihn weggehen.

Ohne sich dessen bewusst zu sein, stellte Kathy sich ans Fenster und lugte durch die Vorhänge auf die Straße. Ein paar Kinder radelten lachend durch die Abenddämmerung, die Pappeln rauschten leise im Wind, und aus der Ferne ertönten ein Rasenmäher und das Bellen eines Hundes.

Kathy zuckte zusammen, als sie Brian über den Fußweg eilen sah. Ihr entging nicht, dass er sich offensichtlich für eine Verabredung umgezogen hatte. „Er weiß sich nach meiner Abfuhr ja schnell zu trösten“, murmelte sie.

Ihr fiel sein entschlossener Gang auf, und sie fühlte sich in ihrem Urteil bestätigt. Denn dieser Mann schien sich nicht nur nicht vor Kummer zu verzehren, weil sie ihn abgewiesen hatte, sondern er besaß auch noch die Schamlosigkeit, danach so rasch wie möglich zu einer anderen kommen zu wollen.

Erst als sie ihn in seinem Jeep davonbrausen sah, merkte Kathy, dass sie sich die ganze Zeit krampfhaft am Vorhang festgehalten hatte. Sie strich die Falten wieder glatt, wandte sich dann um und betrachtete ihr leeres Zimmer.

Jetzt hatte sie praktisch den Beweis für das, was sie schon seit Wochen vermutete. Brian Haley war ein Frauenheld, und sie konnte froh sein, dass sie seinen Annäherungsversuchen standgehalten hatte.

„Ich habe die Oberhand behalten“, murmelte sie und versuchte zu ignorieren, dass sie dabei keinerlei Triumphgefühle verspürte.

Drei Tage später.

Brian sah von seinem Computer auf, als First Sergeant Jack Harris in das Büro eintrat. „Du bist spät dran“, bemerkte er.

„Werde ich jetzt gefeuert?“, fragte Jack beiläufig und setzte sich an seinen Schreibtisch.

„Ich bin nicht in der Stimmung für Scherze.“

„Oho, Gunnery Sergeant Haley, Sir.“

„Ach, halt doch den Mund.“

Jack lachte. „Was ist denn los mit dir?“

„Nichts.“

„Gut. Ich möchte heute die fertigen Berichte des letzten Manövers sehen.“

„Danke für die Anteilnahme“, sagte Brian.

Jack lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte. „Na schön, was gibt’s denn?“

Autor

Maureen Child
<p>Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal. Ihre liebste...
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