Komm, lass uns flirten

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Kein Mann dreht sich nach Piper um! Bisher war ihr das völlig egal! Bis sie erfährt, was ihr Großvater plant: Er will ihr die geliebte Ranch nur vererben, wenn sie einen Ehemann hat. Nun ist guter Rat teuer. Ein neuer Look muss her: schicke Kleider, neue Frisur. Alles kein Problem! Aber wie kriegt sie diese verführerischen heißen Blicke hin, bei denen die Männer einfach dahinschmelzen! Piper fragt ihren langjährigen Freund Glenn um Rat. Nachhilfestunden in Sachen Liebe! Äußerst erfolgreich! Plötzlich stehen die Männer Schlange - an keinem lässt Glenn ein gutes Haar. Eifersüchtig überwacht er jedes Rendezvous - Piper ist ratlos: Was geht in Glenn vor?


  • Erscheinungstag 13.04.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733746285
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Drei Wochen nach ihrem zwölften Geburtstag verbrachte Piper O’Malley fast einen ganzen Nachmittag hinter dem Schuppen damit zu weinen. Als Glen Rivers sie fand, hatte sie sich etwas beruhigt, doch sie wusste, dass ihre Augen rot und geschwollen waren.

„He, Kopf hoch, Laubfrosch.“ Er hockte sich neben sie und legte ihr tröstend den Arm um die Schultern. „Es ist nie so schlimm, wie es aussieht.“

Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ab. „Heute schon. Es ist der schlimmste Tag meines Lebens.“

Glen wirkte so überrascht, dass sie sich schnell verbesserte. Schließlich war er achtzehn, und wie alle Erwachsenen wusste er, wann man nicht die Wahrheit sagte. „Na ja, der schlimmste Tag meines Lebens war sicher der, an dem Mum und Dad gestorben sind. Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, weil ich damals zu klein war.“

„Also ist heute der zweitschlimmste Tag?“, fragte er. „Was ist das Problem?“

Piper barg das Gesicht an seiner Schulter. „Das kann ich dir nicht sagen. Es ist so schrecklich.“

„Natürlich kannst du das. Mich schockiert nichts.“

Als sie zu ihm aufsah, stellte sie fest, dass in seinen grünen Augen ein zärtlicher Ausdruck lag. „Ich hab meine Regel bekommen“, flüsterte sie.

„Ach so“, meinte er nach einem Moment. „Ja, das ist schlimm, schätze ich.“

Eigentlich rechnete sie damit, dass er nun erklärte, er müsste schnell zurück nach Edenvale, nachdem er ihrem Großvater beim Kennzeichnen der Kälber geholfen hatte. Doch er blieb bei ihr. Eine ganze Weile saßen sie da, mit dem Rücken an die Wellblechwand des Schuppens gelehnt, kauten auf Grashalmen und beobachteten, wie allmählich die Sonne unterging.

„Irgendwann gewöhnst du dich daran“, sagte Glen.

„Niemals, Glen. Warum muss ich ein Mädchen sein? Ich wäre viel lieber ein Junge. Ich möchte so sein wie du.“

Er lächelte. „Und was ist daran so erstrebenswert?“

„Alles“, verkündete sie. „Du bist größer und stärker als Granddad, und er lässt dich alles machen. Außerdem kannst du werden, was du willst. Wenn ich erwachsen bin, muss ich Babys bekommen und für irgendeinen Mann die schmutzige Wäsche waschen.“

Jetzt lachte er. „Warte nur, bis du ins Internat kommst. Die Lehrer dort werden dir sagen, dass Mädchen heutzutage dieselben Chancen haben wie Jungen.“

„Ich möchte aber Rinderzüchterin werden.“

Spielerisch zog er ihr den Akubra ins Gesicht. Als er ihn gleich darauf wieder zurechtrückte, stellte sie fest, dass in seinen Augen ein trauriger Ausdruck lag.

„Was ist los?“

Glen schüttelte den Kopf. „Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest, Mäuschen.“

„Komm schon, Glen. Ich habe dir mein Geheimnis anvertraut. Nicht mal Miriam weiß davon. Ich erzähle es auch nicht weiter.“

Wieder lächelte er. „Na ja, Jungen haben auch manchmal Probleme.“

„Dass sie sich rasieren müssen?“

„Zum Beispiel. Aber es ist noch schlimmer.“

„Dass sie irgendwann eine Glatze bekommen?“

„Nein, ich meine etwas ganz anderes. Wir Kerle können auch nicht immer tun, was wir wollen. Mein Dad erwartet von mir, dass ich auf Edenvale bleibe.“

„Natürlich.“ Piper krauste die Stirn. „Wieso?“

Glen verzog das Gesicht. „Es wird dich vielleicht schockieren, aber ich möchte kein Rinderzüchter werden.“

„Du machst Witze.“ Sie war tatsächlich zutiefst schockiert. Wenn Glen keine Rinder züchten wollte, was wollte er dann tun? Und wohin wollte er gehen? Die Vorstellung, dass er nicht für immer nebenan auf Edenvale leben würde, machte ihr Angst.

„Und was willst du machen?“

„Das.“ Er zeigte auf einen großen Keilschwanzadler, der über ihnen seine Kreise zog. Piper folgte seinem Blick und bewunderte seine Kraft, während dieser immer höher in den Himmel stieg und schließlich zu gleiten begann.

Glen machte ein begeistertes Gesicht. „Ist das nicht fantastisch? Ich würde alles darum geben, so fliegen zu lernen, nach oben zu steigen und an einer Stelle zu verharren und gleichzeitig so frei zu sein. So viel Kraft zu haben und mich gleichzeitig so beherrschen zu können. Ich habe es satt, so an den Boden gefesselt zu sein, an eine Herde dummer Rinder.“

Das war eine ganz neue Seite an ihm. „Wo könntest du denn fliegen lernen?“

Noch immer beobachtete er den Adler. „Ich verpflichte mich als Hubschrauberpilot und werde auf den Black Hawks ausgebildet.“

Sein Gesichtsausdruck war so sehnsüchtig, dass Piper trotz ihres zarten Alters klar war, wie ernst es Glen mit seiner Berufswahl war. Sie spürte, dass er seinen Traum verwirklichen würde, auch wenn er deswegen fortgehen musste, und das wahrscheinlich für immer.

Ihr Magen krampfte sich zusammen. Piper wünschte, sie wäre älter und hätte weniger Angst. Und sie hoffte, dass Glen nicht merkte, wie schrecklich die Vorstellung für sie war, dass er wegging.

„Und, was ist das Problem?“, erkundigte sie sich mit bebender Stimme. „Will deine Familie dich nicht gehen lassen?“

Gequält verzog er das Gesicht. „Sie sind nicht begeistert, aber ich gehe trotzdem, Piper. Mein Entschluss steht fest.“

Sie rang sich ein Lächeln ab.

1. KAPITEL

Elf Jahre später …

Es hätte ein perfekter Abend sein müssen.

Piper liebte es, nach Einbruch der Dämmerung im Busch zu sein, wenn die Sonne nicht mehr brannte, der würzige Duft der Eukalyptusbäume die Luft erfüllte und die schlanken Silhouetten der Gummibäume sich silberfarben gegen den Himmel abzeichneten.

Und an diesem Abend war Glen zurückgekommen.

Es wäre tatsächlich alles perfekt gewesen, wenn sie nicht so angespannt gewesen wäre. Doch sie war im Lauf des Abends immer nervöser geworden, und nun hielt sie es kaum noch aus.

Sie hatte sich die Worte zurechtgelegt, aber es klang sehr pathetisch. Trotzdem musste sie die Frage stellen, bevor der Mut sie verließ.

Piper schloss die Augen, atmete einmal tief durch und fasste sich ein Herz. „Glen, ich brauche deine Hilfe. Ich muss einen Ehemann finden.“

Oh verdammt! Es klang noch schlimmer, als sie es sich ausgemalt hatte. Allerdings war es nun zu spät, um die Worte zurückzunehmen. Sie konnte nur auf seine Antwort warten.

Also wartete sie …

Und wartete, während sie neben ihm im Dunkeln in ihrem Versteck saß und den Blick über die Koppeln schweifen ließ.

Wenn sie nur sein Gesicht sehen könnte! Doch sie hockten hinter einem großen Felsen, wo das Mondlicht nicht hinfiel.

„Glen?“, flüsterte Piper.

Vielleicht fand er ihre Frage so albern, dass er nicht antworten wollte. Eigentlich sollte sie das Thema jetzt fallen lassen. Schließlich war er erst seit wenigen Tagen hier, und sie hatte ihn bereits gebeten, ihr beim Fangen von Viehdieben zu helfen. Sie konnte ihm kaum einen Vorwurf daraus machen, wenn er ihr nicht dabei helfen wollte, auch ihre persönlichen Probleme zu lösen.

Glen verlagerte ein wenig sein Gewicht, und dabei knirschten die kleinen Steine unter seinen Reitstiefeln. „Seit wann verspürst du den Drang, einen Ehemann zu finden?“

Sein ironischer Unterton ließ sie zusammenzucken. „Seit … Kurzem.“ Genauer gesagt, seit dem gestrigen Abend, als ihr Großvater ihr die schockierenden Neuigkeiten mitgeteilt hatte.

Glen stand auf, streckte sich und ging dann einige Schritte, bis er im Mondlicht stand. Sie sah, wie er das Gesicht verzog, als er das rechte Knie beugte.

Jeder, der nicht von seinem Unfall wusste, hätte einen Mann mit einem athletischen Körperbau gesehen – groß, mit breiten Schultern und schmalen Hüften, sehr kurzem schwarzem Haar und einem markanten Kinn. Nur sein steifes Bein erinnerte daran, dass er sich von einem schweren Autounfall erholte, der ihn fast das Leben gekostet hätte und ihn gezwungen hatte, aus der Armee auszuscheiden.

Glen riss einen Grashalm aus, kam wieder näher und kitzelte sie damit an der Nase. „Was soll das Gerede von einem Mann? Du bist noch zu jung zum Heiraten.“

„Unsinn. Ich bin dreiundzwanzig.“

Er wirkte erschrocken. „Wirklich?“

„Sicher.“

Stirnrunzelnd betrachtete er einen Akazienbusch in der Nähe. Piper fragte sich, warum er so überrascht wirkte. Schließlich wusste er, dass er sechs Jahre älter war als sie.

„Warum hast du es so eilig?“, erkundigte er sich schließlich.

„Es ist die einzige Lösung für mein Problem, Glen.“

„Für welches Problem?“

„Gestern Abend … hat Granddad mir gesagt …“ Ihr versagte die Stimme, und Piper kämpfte mit den Tränen. „Die Ärzte haben ihm klargemacht, dass ein zweiter Herzinfarkt wahrscheinlich … einer zu viel sein wird.“

Von Traurigkeit überwältigt, ging Piper auf ihn zu. Und der gute alte Glen warf den Grashalm weg und breitete die Arme aus. Es erschien ihr ganz natürlich, sich an ihren ältesten Freund zu schmiegen und das Gesicht an seiner Schulter zu bergen. Er trug einen alten Pullover, der sehr weich war. Es war tröstlich, und Trost war genau das, was sie jetzt brauchte.

„Heißt das, sie haben getan, was sie konnten?“, fragte er sanft.

Sie nickte. „Er hatte in den letzten fünf Jahren drei Operationen und eine Untersuchung nach der anderen …“

Glen seufzte. „Es wundert mich, dass sie es ihm so direkt gesagt haben.“

„Du kennst doch Granddad. Er hätte sie auch gezwungen, ihm die Wahrheit zu sagen.“

„Und ich schätze, dass er dich jetzt vorbereiten will. Du weißt, wie sehr er dich liebt.“

„Ja, das weiß ich“, erwiderte Piper und schluchzte. „Und er will nicht, dass ich mir Sorgen um ihn mache.“ Sie blickte auf. „Die andere schlechte Neuigkeit ist, dass er glaubt, ich könnte Windaroo nicht allein leiten. Er will die Farm verkaufen.“

Wieder dauerte es lange, bis Glen antwortete. „Michael würde sich wohl Sorgen machen, wenn er dich damit allein lassen würde.“

„Ich kann einfach nicht glauben, dass er das Anwesen verkaufen will! Es ist schlimm genug, zu wissen, dass ich ihn verlieren werde, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, Windaroo auch noch zu verlieren.“ Piper atmete tief durch und erschauerte. „Ich habe so hart gearbeitet, um die Farm zu erhalten, und ich hänge sehr daran.“

Und das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Die Farm war ihr Leben.

Aus tränenverschleierten Augen blickte Piper über Glens Schulter zum Mond und dem endlosen, sternenübersäten Himmel. Sie hoffte darauf, dass ihr alter Freund verstand, wie verzweifelt sie war, aber vielleicht erwartete sie zu viel von ihm. Schließlich war er zehn lange Jahre in der Army gewesen und hatte zudem einen großen Teil der vergangenen zwölf Monate im Krankenhaus verbracht.

Glen löste sich von ihr und beugte sich ein wenig zurück, um ihr Gesicht betrachten zu können. „Du glaubst also, wenn du einen Typen findest, der dich heiratet, wird Michael Windaroo nicht verkaufen?“

Piper seufzte und wich zurück. „Es ist die einzige Lösung, die mir einfällt. Männer in Granddads Generation können sich einfach nicht vorstellen, dass eine junge Frau in der Lage ist, ganz allein eine Rinderzuchtfarm zu leiten. Wenn sie verheiratet ist, sieht es allerdings ganz anders aus.“

„Ich schätze, du hast recht.“ Durchdringend blickte er sie an. „Aber es ist ein ziemlich großer Schritt.“

„Ich weiß. Deswegen könnte ich ja auch Hilfe gebrauchen.“

„Aber warum, zum Teufel, brauchst du meine Hilfe, wenn du einen Mann suchst?“

Sie schluckte und wandte den Blick ab. „Weil die Typen hier in der Gegend nicht gemerkt zu haben scheinen, dass ich eine Frau bin.“

Glen besaß doch tatsächlich die Frechheit, zu lachen!

Piper gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Ich meine es ernst. Dein Bruder Jonno und all die anderen … Sie sehen mich einfach nicht als Frau.“

„Oh Piper, das kann nicht dein Ernst sein!“

„Warum sollte ich mir so etwas ausdenken? Ehrlich, für die Jungs hier draußen bin ich einer von ihnen, und ich habe es so satt!“

„Sie können dich unmöglich für einen Kerl halten. Du bist so … so zierlich. Außerdem wissen wir alle, dass du eine Frau bist.“ Die Finger in seine Gürtelschlaufen gehakt, blickte er sie starr an. „Du machst doch keine Witze, oder?“

Beinah hätte sie mit dem Fuß aufgestampft. „Natürlich nicht!“

„Ich glaube, du irrst dich.“

„Woher willst du das wissen, Glen? Wann bist du hier in der Gegend das letzte Mal auf einer Party gewesen? Die Männer vergessen, dass ich eine Frau bin, weil ich genauso gut Rinder zusammentreiben oder einen Ochsen mit dem Lasso einfangen kann wie sie. Sie versuchen nicht einmal, sich an mich ranzumachen. Für sie bin ich nur ein guter Kumpel – genauso wie für dich.“

Glen wurde ernst und strich sich nachdenklich übers Kinn. „Na ja, du darfst nicht vergessen, dass Männer Frauen gern beeindrucken. Vielleicht ist dein Problem, dass du genauso gut bist wie sie.“

„Ich hoffe, du willst damit nicht andeuten, dass ich das schwache Weibchen spielen soll.“

Glen betrachtete sie von Kopf bis Fuß und lächelte jungenhaft. „Bloß nicht.“ Dann wandte er sich um und ließ den Blick über die Koppeln schweifen, bevor er schließlich auf seine Armbanduhr sah.

Piper seufzte wieder. Glen und sie saßen schon seit vier Stunden hier und hatten noch nicht einen Viehdieb gesichtet. Vermutlich dachte er, ihre Bitte um Hilfe wäre nur ein Vorwand gewesen, um ihn für sich zu haben und ihn mit ihren Problemen mit Männern zu unterhalten.

„Ich kann nicht versprechen, dass die Viehdiebe heute Nacht kommen“, sagte sie. „Aber normalerweise schlagen sie bei Vollmond zu, weil sie es dann leichter haben.“

Als das letzte Mal Vollmond gewesen war, hatte man Rinder aus einer Koppel in der Nähe eines künstlichen Wasserlochs an der südlichen Grenze gestohlen und im vorletzten Monat auf einer Weide im Osten. Die Viehdiebe waren nach bekanntem Muster vorgegangen. Sie waren in einen entlegenen Teil der Farm eingedrungen und hatten die Rinder schnell zusammengetrieben und anschließend über Nebenstraßen aus dem Tal transportiert.

An diesem Abend beobachteten Glen und sie eine Koppel an der westlichen Grenze. Sie hatte dort vor einigen Tagen Reifenspuren gesehen und vermutet, dass jemand die Gegend auskundschaftete.

„Wir könnten es uns wenigstens etwas bequemer machen“, schlug Piper vor, da sie an sein verletztes Bein dachte. „Wir breiten unsere Decken aus, und ich besteche dich mit Suppe.“

Nachdem sie eine ebene Stelle gefunden und die Steine entfernt hatten, breiteten sie ihre Decken und Schlafsäcke aus. Piper nahm eine Thermoskanne aus ihrem Rucksack und goss selbst gemachte Tomatensuppe in zwei Becher.

„Tut mir leid, dass ich dich mit meinen Problemen belaste“, erklärte sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Glen lächelte jungenhaft. „Ich bin daran gewöhnt.“

Ja, das stimmte. Allein hier mit ihm zu sitzen erinnerte sie an all die Momente, in denen sie mit ihren Problemen zu ihm gegangen war. Und daran, wie einsam sie sich gefühlt hatte, nachdem er die Farm verlassen hatte. Sie hatte seine Beweggründe nie richtig verstanden, doch es hatte sie darin bestärkt, auf Windaroo zu bleiben – als müsste sie ihm und sich selbst beweisen, dass das Leben hier draußen lebenswert war.

„Du machst ja ein Gesicht“, bemerkte er und riss sie damit aus ihren Gedanken.

Piper zuckte die Schultern. „Mir geht viel im Kopf herum.“

Er stellte seinen Becher ab und blickte sie an. Jetzt konnte sie sein Gesicht erkennen. „Du musst dir keine Gedanken darüber machen, einen Ehemann zu finden.“

Sie stöhnte auf. „Soll ich etwa zulassen, dass Granddad Windaroo verkauft?“

„Das wäre vielleicht keine schlechte Idee. Was hältst du davon, wenn ich die Farm kaufe?“

Piper war so überrascht, dass sie beinah ihren Becher hätte fallen lassen. Sie malte sich aus, wie Glen und sie auf Windaroo lebten und die Farm zusammen leiteten – als gute Freunde wie in alten Zeiten. „Würdest du das wirklich tun?“, flüsterte sie.

„Na ja, es wäre eine Möglichkeit. Ich weiß, dass Jonno mich gern auszahlen würde, und ich habe eine hohe Abfindung von der Army bekommen. Ich könnte das Geld in Windaroo investieren. Ich würde einige zusätzliche Kräfte einstellen, dich zur Verwalterin machen, und du könntest hier weiterleben, solange du willst.“

Piper krauste die Stirn. „Und was ist mit dir?“

Plötzlich wirkte Glen angespannt. „Ich weiß noch nicht, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen soll. Ich kann keine Black Hawks mehr fliegen, aber ich könnte Hubschrauberpiloten zum Zusammentreiben von Rindern ausbilden oder einen eigenen Hubschrauberservice gründen. Ich könnte auch in die Stadt gehen.“

Mit dem Absatz ihres Reitstiefels zeichnete sie Kreise in den Sand und versuchte, ihre Enttäuschung zu unterdrücken. Natürlich wollte Glen hier nicht leben. Warum sollte er auf dieser heruntergekommenen Farm leben, wenn jenseits des Mullinjimtals eine so aufregende Welt auf ihn wartete? Eine Welt voller Abenteuer und flotter, verführerischer Frauen.

Wie hatte sie nur vergessen können, dass Glen Rivers ein cooler Hubschrauberpilot und ein Frauenheld war?

Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, und Piper schluckte. „Dein Angebot ist sehr großzügig, Glen, aber ich … ich möchte das Land meiner Familie nicht pachten. Verstehst du das?“

„Ich dachte, du wolltest unbedingt hier bleiben.“

„Das stimmt, aber es wäre das Beste, wenn ich einen Mann finden würde. Dann könnte die Farm in der Familie bleiben.“

Starr blickte Glen in die Ferne. „Es war nur so eine Idee.“

„Deswegen dachte ich ja, du könntest mir Tipps gehen, wie ich mir am besten einen Mann angle.“

Langsam wandte er sich ihr wieder zu und betrachtete sie – eine Ewigkeit, wie es ihr schien. Viel zu lange. „Ich bin der falsche Mann für den Job, Piper.“

Sie lachte ungläubig. „Ach komm, Glen. Wir wissen hier alle, welchen Ruf du in der Stadt hattest. Die Frauen dort sind reihenweise schwach geworden. Wir konnten es irgendwann nicht mehr hören.“

„Auf solchen Klatsch solltest du nichts geben.“

„Ich habe doch selbst gesehen, was passiert ist, wenn du Urlaub hattest und nach Hause gekommen bist. Erinnerst du dich noch an die Gruppe, die dir hierher gefolgt ist, um zu sehen, wie du Cowboy spielst?“ Ärgerlich nahm sie die leeren Becher und stellte sie neben ihren Rucksack.

„Diesmal ist mir keine Frau gefolgt, oder?“

„Nein.“ Piper biss sich auf die Lippe und überlegte, ob sie einen wunden Punkt berührt hatte. Wenn sie mit ihrem Großvater in die Stadt gefahren war und Glen im Krankenhaus besucht hatte, war sie nie einer seiner schicken Freundinnen begegnet. Offenbar hatte keine von ihnen genug Durchhaltevermögen bewiesen, um ihm in der schweren Zeit nach dem Unfall beizustehen.

Sie wechselte das Thema. „Granddad denkt, es wäre seine Schuld, dass ich so ein Wildfang geworden bin. Er meint, er hätte mich nach der Schule in die Stadt schicken sollen, statt mich hier als weiblichen Cowboy arbeiten zu lassen. Oder ich hätte studieren und meinen Horizont erweitern sollen, so wie du.“

Glen nickte. „Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Du könntest es jetzt tun. Wenn du entschlossen bist, einen Mann zu finden, gibt es in den Städten an der Küste genug Kerle.“

Piper seufzte. „Aber was soll ich mit einem Stadtmenschen? Ich brauche jemand, der mit Rindern umgehen kann.“ Sie kickte einen Stein weg. „Auswahl gibt es hier genug. Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich vorgehen soll. Mit Mädchensachen hatte ich nie etwas am Hut. Selbst auf dem Internat habe ich mich nie für Mode und Make-up interessiert. Und ich habe nie gelernt …“

„Wie man flirtet?“, warf er lächelnd ein.

„Ja.“ Verblüfft sah sie ihn an. „Genau das ist es, was ich nicht kann. Aber wenn eine Frau einem Mann zeigen will, dass sie sich für ihn interessiert, muss sie es können, nicht?“

In diesem Moment wurde es dunkel, weil sich eine Wolke vor den Mond schob. Piper wünschte, sie könnte sein Gesicht sehen. Ärgerte Glen sich über sie, weil sie über ein so persönliches Thema sprach? Seine Stimme klang seltsam schroff, als er antwortete. „Ich glaube nicht, dass du bei mir an der richtigen Adresse bist. Du könntest genau das Falsche lernen.“

Genau das Falsche? Was meinte er damit? Piper dachte wieder an die Frauen, die ihm hierher gefolgt waren, und spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Plötzlich war sie froh, dass es dunkel war.

Im nächsten Moment kam der Mond jedoch wieder hinter der Wolke hervor, und sie sah, wie Glen sie nachdenklich betrachtete. Er hatte die Hände hinten abgestützt und die Beine ausgestreckt. „Du willst also wissen, wie man mit einem Mann flirtet und was einem Mann Spaß macht?“

Wieder schluckte sie, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass es sie so nervös machen würde, wenn er über das Thema sprach. Vielleicht sollte sie ihm sagen, dass er das Ganze am besten vergaß. Sie war zwar unerfahren, hatte allerdings genug Bücher gelesen, genug Sendungen gesehen und genug Prahlereien am Lagerfeuer gehört, um alles über Sex zu wissen.

Zumindest in der Theorie.

Dann erinnerte sie sich jedoch an die letzte Party, auf der sie gewesen war. Sein Bruder Jonno war zu ihr gekommen und hatte sie gebeten, zwischen Suzanne Heath und ihm zu vermitteln. In dem Moment war ihr klar geworden, dass die Männer sie ständig darum baten. Sie sahen in ihr lediglich einen guten Kumpel, aber nicht das Objekt ihrer Begierde.

Piper begegnete Glens Blick.

„Ich bin sicher, dass du keinen Unterricht im Flirten brauchst“, sagte er leise und deutete dann auf die Rinder zu ihrer Linken. „Legen wir uns jetzt lieber eine Strategie zurecht, was wir mit den Viehdieben machen, wenn sie auftauchen.“

„Nein“, entgegnete sie schnell. „Die Viehdiebe sind sicher feige und lassen sich schnell in die Flucht schlagen. Aber was du eben gesagt hast – wie man flirtet und was einem Mann Spaß macht … Das muss ich unbedingt wissen.“

Glen machte eine finstere Miene. „Ich habe nur Spaß gemacht.“

„Aber ich meine es ernst.“

Er atmete langsam aus und schüttelte den Kopf. Dann lachte er, und es klang beinah traurig. „Willst du mich auf die Probe stellen, Piper O’Malley?“

„Klar.“

Das Wort kam ihr leicht über die Lippen, doch ihr Herz hatte seltsamerweise schneller zu klopfen begonnen.

2. KAPITEL

Glen räusperte sich. „Du willst lernen, wie … wie man sich einen Mann angelt? Hm, mal sehen …“

Eine Eule flog über sie hinweg, und er blickte ihr hinterher, bis sie im Dunkeln verschwunden war. „Ehrlich gesagt, habe ich nie richtig analysiert, was vorgeht, wenn ein Mann sich für eine Frau interessiert. Offenbar folgt er seinem Instinkt.“ Nachdenklich fuhr er sich über den Nacken. „Aber ich schätze, irgendetwas passiert mit unseren Sinnen. Sie reagieren, lange bevor der Verstand registriert, was los ist.“

„Mit den Sinnen? Du meinst Sehen, Hören und so?“ Piper war beeindruckt.

„Ja. Ich würde sagen, für die meisten Kerle ist Sehen das Wichtigste.“

„Dann habe ich keine Chance. Die Männer nehmen mich als Frau gar nicht wahr.“

Er betrachtete sie aus leicht zusammengekniffenen Augen. „Es ist ein bisschen schwer für Männer, etwas zu erkennen, wenn eine Frau sich immer unter breitkrempigen Hüten, weiten Hemden, Jeans und Reitstiefeln versteckt.“

Unbehaglich rutschte sie hin und her. „Heißt das, ich sollte mich wie Suzanne Heath anziehen? Kleider tragen, die mindestens zwei Nummern zu klein sind?“

„Wer ist Suzanne Heath?“

„Die Mieze, auf die Jonno es letzten Monat auf einer Party abgesehen hatte.“

Glen verspannte sich. „Heißt das, du hast ein Auge auf meinen kleinen Bruder geworfen?“

„Nein, eigentlich nicht.“ Sie zuckte die Schultern. „Im Grunde kommt fast jeder infrage. Vergiss nicht, dass ich verzweifelt bin.“

Zu ihrer Überraschung beugte er sich vor und umfasste ihre Schultern. „Versprich mir eins, Piper“, sagte er und sah sie dabei durchdringend an.

„Ja?“ Die Kehle war ihr plötzlich wie zugeschnürt. Was war nur los mit ihm?

Schmerzhaft umklammerte er ihre Schultern. „Du bist nicht verzweifelt. Du musst keinen Mann heiraten, den du nicht liebst.“

Erschrocken über den grimmigen Ausdruck in seinen Augen und den scharfen Tonfall, senkte sie den Blick und betrachtete ihre im Schoß gefalteten Hände. „Vielleicht bin ich ja anspruchslos.“

„Vergiss nicht, dass du einen guten Mann verdienst. Einen Mann, der dich anbetet.“

Piper sah auf. „Der mich anbetet?“

„Ja.“ Glen lächelte ein wenig verlegen und ließ ihre Schultern los.

„Ich werde daran denken, wenn es so weit ist“, sagte sie und versuchte, zuversichtlicher zu klingen, als sie sich fühlte. „Aber zuerst muss ich mindestens einen Mann dazu bringen, von mir Notiz zu nehmen. Das Problem ist, dass ich enge, kurze Kleider mit tiefen Ausschnitten hasse.“

„Warum?“

Sie fühlte sich ertappt. „Ich … ich weiß nicht. Sie sehen so unbequem aus.“

„Hast du schon mal eins getragen?“

Autor

Barbara Hannay
Die Kreativität war immer schon ein Teil von Barbara Hannays Leben: Als Kind erzählte sie ihren jüngeren Schwestern Geschichten und dachte sich Filmhandlungen aus, als Teenager verfasste sie Gedichte und Kurzgeschichten. Auch für ihre vier Kinder schrieb sie und ermutigte sie stets dazu, ihren kreativen Neigungen nachzugehen. Doch erst als...
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