Kurzschluss!

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Stromausfall! Elizabeth sitzt im Fahrstuhl fest. Ausgerechnet mit Tom Quinlan, der jetzt eine Antwort verlangt: Warum hat sie ihn damals verlassen - wo doch das Verlangen in dieser Sekunde so heftig brennt wie damals?


  • Erscheinungstag 01.04.2010
  • ISBN / Artikelnummer 9783862786718
  • Seitenanzahl 81
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

In Dallas war es an diesem Donnerstag im Juli sehr heiß.

Der Bürgersteig glühte vor Hitze, sie drang durch das dünne Leder von Elizabeth Majors Schuhen und zwang sie zur Eile, obwohl ihr eigentlich jede Bewegung bei der drückenden Temperatur schwer fiel. Das moderne Bürohochhaus, in dem sie arbeitete, besaß keine eigene Tiefgarage, da der Bauherr diese wegen eines vorhandenen Parkplatzes auf der anderen Straßenseite für überflüssig gehalten hatte. Jedes Mal, wenn Elizabeth die Straße bei Regen überquerte oder, wie jetzt, seit Beginn der Hitzewelle, in der Sonne schmorte, schwor sie sich, Ausschau nach anderen Büroräumen zu halten. Sie änderte ihre Meinung aber immer, sobald sie das Gebäude betrat. Doch das Bewusstsein, frei entscheiden zu können, vermittelte ihr ein gutes Gefühl.

Abgesehen von der Parksituation, bot das Bürohochhaus perfekte Arbeitsvoraussetzungen. Es war erst zwei Jahre alt, die Einrichtung wirkte reizvoll und gleichzeitig zweckmäßig. Die Farbzusammenstellung im Foyer stellte eine harmonische Mischung aus Grau, Dunkelrot und Weiß dar und entsprach dadurch sowohl dem männlichen als auch dem weiblichen Geschmack. Üppige Grünpflanzen, von Fachkräften kunstvoll arrangiert, verstärkten den Eindruck von Frische und Geräumigkeit. Die Aufzüge waren technisch auf dem neuesten Stand und funktionierten einwandfrei. Elizabeths vorheriges Büro hatte in einem älteren Gebäude gelegen. Dort hatte es immer wieder Ärger mit den Fahrstühlen und dem Reparaturservice gegeben. Daher schätzte sie die neuen Räume doppelt.

Ein privater Wachdienst kümmerte sich um die Sicherheit. Er war von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends in zwei Schichten im Einsatz. Jeder, der das Gebäude vor sechs Uhr früh betreten oder später als zehn Uhr abends verlassen wollte, musste den Wachdienst informieren. Es ging allerdings das Gerücht um, dass die Computerfirma in der zehnten Etage die Einführung einer dritten Arbeitsschicht plante. Dann wäre der Wachdienst sogar rund um die Uhr im Einsatz. Bis dahin aber wurde das Gebäude werktags um zweiundzwanzig Uhr und am Wochenende um achtzehn Uhr verschlossen.

Elizabeth öffnete die Außentüren und seufzte erleichtert, als sie die kühle Luft auf dem heißen Gesicht spürte. Die Schweißperlen, die sich dort auf dem Weg vom Auto bis ins Haus gebildet hatten, trockneten schnell. Elizabeth betrat das Foyer durch eine der großen Glastüren, die hinter den Außentüren den Innenraum schützten. Die Klimaanlage arbeitete auf vollen Touren, und der plötzliche Temperaturwechsel ließ Elizabeth eine Sekunde lang erschauern. Ihre Seidenstrumpfhose klebte an den Beinen, und bei dem feuchten Gefühl verzog sie das Gesicht. Trotz allem war sie bester Stimmung und frohlockte, während sie das Foyer in Richtung der Aufzüge durchquerte.

Ein hoch gewachsener Mann mit ungekämmten Haaren, der wie ein Rennradfahrer aussah, betrat den Aufzug direkt vor ihr. Elizabeth war sofort in Alarmbereitschaft versetzt, verlagerte den Riemen ihrer Handtasche auf die linke Schulter und streckte die rechte Hand flink nach dem Knopf für die fünfte Etage aus. Der Mann war noch schneller. Elizabeth sah seine große, schwielige Hand vor sich, als er genau diesen Knopf drückte. Sie warf dem Mann ein unverbindliches Lächeln zu, so, wie sich Fremde in Aufzügen zulächeln, und heftete den Blick dann fest auf die geschlossenen Türen. Auf dem kurzen Weg nach oben entspannte sie sich allmählich. Wenn der Mann zur fünften Etage wollte, hatte er zweifellos irgendetwas mit „Quinlans Sicherheitsservice“ zu tun.

Elizabeth verließ den Aufzug. Der Mann folgte ihr, als sie den Flur entlangging. Ihre Büroräume lagen auf der linken Seite. Die elegante Einrichtung war durch eine Glaswand sichtbar. Elizabeth stellte fest, dass ihre Sekretärin Chickie von der Mittagspause zurück war und ihr neugierig entgegenblickte. Besser gesagt, sie begutachtete unverhohlen den Mann hinter ihr. Elizabeth bemerkte, wie ihre dunklen Augen sich fasziniert weiteten.

Elizabeth öffnete die Tür zu ihrem Büro. Der Rennradfahrer öffnete, ohne zu zögern, die Tür gegenüber, die zu „Quinlans Sicherheitsservice“ führte. Quinlans Büro hatte kein Fenster zum Flur, es gab nur ein diskretes Namensschild auf der massiven Tür. Elizabeth war aus verschiedenen Gründen froh, dass dort ein Fenster fehlte. Die Leute, die durch diese Tür gingen, waren … interessant, das musste man immerhin zugeben.

„Toll“, sagte Chickie und konnte den Blick nicht von der geschlossenen Tür gegenüber lösen. „Hast du das gesehen?“

„Ich hab’s gesehen“, lautete Elizabeths trockener Kommentar.

Chickie tendierte bei Männern bedauerlicherweise zu der ungepflegten, raubeinigen Kategorie. „Er trug einen Ohrring“, schwärmte sie träumerisch. „Und hast du sein Haar gesehen?“

„Ja. Es war lang und ungekämmt.“

„Was für eine unglaubliche Mähne! Ich frage mich, was er bei Quinlan will.“ Chickies Augen leuchteten auf. „Vielleicht ist er ein neuer Angestellter!“

Elizabeth schauderte es bei der Vorstellung, aber es war möglich. Leider befasste sich „Quinlans Sicherheitsservice“ nicht mit der finanziellen Absicherung seiner Klienten, sondern bot nur körperlichen Schutz. Chickie hatte gleich nach ihrem Umzug in dieses Bürohochhaus unverblümt Erkundigungen eingezogen und erfreut berichtet, dass Quinlan nicht nur verschiedene Sicherheitssysteme, sondern auch Bodyguards zur Verfügung stellte. Nach Elizabeths Auffassung war das keine ausreichende Erklärung für den merkwürdigen Personenkreis, der in Quinlans Büro aus und ein ging. Die Klienten, aber vielleicht handelte es sich auch um Angestellte, waren zweifellos ungehobelte Gesellen ohne Manieren. Falls es sich um Erstere handeln sollte, war für Elizabeth unvorstellbar, dass sie genug Geld besaßen, um einen Sicherheitsservice zu bezahlen. Falls es sich um Letztere handelte, konnte sie sich keinen Klienten vorstellen, der die Gegenwart eines Bodyguards ertrug, der wie ein Massenmörder aussah.

Elizabeth war im vergangenen Winter ein paar Mal mit Tom Quinlan, dem Besitzer der Firma, ausgegangen, aber er war sehr verschwiegen gewesen, sobald das Gespräch auf sein Geschäft kam. Sie mochte dann nicht weiter fragen. Genau genommen hatte vieles an ihm sie irritiert. Er war ein hoch gewachsener, breitschultriger Macho, ein Mann, der es gewohnt war, zu bestimmen, und der mit seiner Persönlichkeit und seiner körperlichen Präsenz erdrückend wirkte. Als Elizabeth merkte, dass er ihr Leben in die Hände nehmen wollte, hatte sie die Beziehung abrupt beendet und ging ihm seither aus dem Weg. Sie würde nicht noch einmal die Verantwortung für ihr Leben abgeben wollen, an Tom Quinlan schon gar nicht.

Chickie wandte den Blick von der geschlossenen Tür gegenüber und sah Elizabeth erwartungsvoll an. „Nun?“

Elizabeth konnte ein triumphierendes Lächeln nicht unterdrücken. „Sie war begeistert. Das ist gewiss nicht übertrieben.“

„Wirklich? Dann hast du den Auftrag bekommen?“ Chickie sprang spontan auf und gab ihrem Schreibtischstuhl einen solchen Schubs, dass er sich um die eigene Achse drehte.

„Ja, ich hab ihn bekommen. Nächsten Monat fangen wir an.“ Elizabeth hatte sich zum Mittagessen mit Sandra Eiland getroffen, der einer der ältesten feudalen Wohnsitze in Dallas gehörte. Sandra hatte beschlossen, ihr luxuriöses Haus im Hazienda-Stil zu renovieren, und Elizabeth hatte gerade den Auftrag für die Innenausstattung erhalten. Sie war nun seit fünf Jahren Inhaberin eines eigenen Büros. Dies war ihr bisher größter Auftrag, der für sie sehr werbewirksam sein würde. Sandra Eiland liebte Partys und Empfänge und die Rolle der Gastgeberin. Elizabeth konnte sich keine bessere Werbung wünschen. Dieser eine Auftrag ermöglichte ihr vielleicht ein neues Arbeitsfeld in den Kreisen der Reichen und brachte ihr berufliches Weiterkommen voran.

Chickies Begeisterung war offensichtlich. Sie tanzte durch das Empfangszimmer, dass ihre langen schwarzen Haare flogen. „Aufgepasst, Dallas, jetzt kommen wir“, jubelte sie. „Heute der Auftrag von Mrs. Eiland, morgen … morgen etwas anderes. Wir werden viel zu tun haben.“

„Hoffentlich“, meinte Elizabeth und ging weiter in ihren Büroraum. „Was heißt hier hoffentlich?“ Chickie tänzelte hinter ihr her. „Dafür gebe ich dir eine Garantie. Das Telefon wird so oft klingeln, dass ich eine Hilfskraft brauche. Ja, die Idee gefällt mir. Jemand anderes soll den Telefondienst übernehmen, ich werde durch die Stadt sausen und Einkäufe und solche Sachen erledigen.“

„Wenn du unterwegs bist, kannst du das Kommen und Gehen dort drüben nicht mehr beobachten“, gab Elizabeth zu bedenken und verbarg ihre Belustigung.

Chickie hörte auf zu tanzen und dachte nach. „Quinlans“ war ihre Quelle für interessante, aufregende Männer, das Büro war ergiebiger als jede Single-Bar.

„Dann werde ich vielleicht zwei Assistenten brauchen“, meinte sie unbekümmert. „Einen für den Telefondienst und einen für Besorgungen, während ich hier bleibe und alles organisiere.“

Elizabeth lachte laut. Chickies übersprudelndes Wesen, ihre positive Art machte es zur reinen Freude, mit ihr zusammenzuarbeiten. Mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten und Lebensweisen ergänzten sie sich optimal. Elizabeths scharfer Verstand und trockener Witz fanden ein passendes Gegengewicht in Chickies Herzlichkeit und Offenheit. Elizabeth war groß und schlank, Chickie klein und üppig proportioniert. Chickie kleidete sich gern auffällig und liebte den dramatischen Auftritt, Elizabeth bevorzugte elegante Kleidung im klassischen Stil und gab sich zurückhaltend. Gerade ihre Gegensätzlichkeit schien den Kunden zu gefallen. Sie vermittelte ihnen das Gefühl, dass ihre Wünsche nicht in ein bestimmtes Schema gepresst, sondern individuell behandelt wurden.

Natürlich fand Elizabeth ihren Kleidungsstil manchmal unbequem, wie heute bei dieser Hitze. Shorts und ein Baumwoll-T-Shirt wären angebrachter, aber sie hatte sich an Seidenstrumpfhosen gewöhnt. Die gehörten für sie zum kompletten Outfit. Ohne Klimaanlage hätte sie es allerdings niemals ausgehalten, allein das Überqueren der Straße bei dieser extrem hohen Temperatur glich einem Härtetest.

Chickies Armreifen klirrten, als sie im Besuchersessel vor Elizabeths Schreibtisch Platz nahm. „Wann gehst du nach Hause?“

„Nach Hause?“ Manchmal war es nicht so einfach, Chickies Gedankensprüngen zu folgen. „Ich bin gerade erst gekommen.“

„Hörst du nie Radio? Die Hitze ist inzwischen zum Risikofaktor geworden. Die Gesundheitsbehörde, oder war’s das Wetteramt, rät jedem, während der heißesten Tageszeit drinnen zu bleiben, viel Mineralwasser zu trinken und Ähnliches. Die meisten Geschäfte öffnen nur morgens und schicken ihre Angestellten früh nach Hause, damit sie in keinen Verkehrsstau kommen. Ich habe mich umgehört. In unserem Gebäude ist fast überall gegen vierzehn Uhr Dienstschluss.“

Elizabeth betrachtete den Aktenordner für das Haus von Mrs. Eiland, den sie gerade auf den Schreibtisch gelegt hatte. Sie konnte es kaum erwarten, mit ihren Entwürfen anzufangen. „Du kannst jederzeit nach Hause gehen“, sagte sie. „Aber ich möchte ein paar Ideen umsetzen, solange sie noch frisch sind.“

„Ich habe nichts anderes vor“, beteuerte Chickie sofort. „Ich bleibe auch.“

Elizabeth begann zu arbeiten und vergaß bald, wie gewöhnlich, alles andere um sich herum. Sie liebte ihre Arbeit, vor allem die Herausforderung, die Inneneinrichtung eines Hauses sowohl schön als auch funktional und passend zum Charakter des Besitzers zu gestalten. Für Sandra Eiland wollte sie etwas, das an die Glanzepoche der Südstaaten erinnerte, ein Gefühl von Helligkeit und Unbegrenztheit vermittelte und außerdem die Eleganz und Kultiviertheit von Sandra widerspiegelte.

Das Klingeln des Telefons unterbrach Elizabeth bei der Arbeit, sie schaute auf und stellte erstaunt fest, dass es schon nach fünfzehn Uhr war. Chickie nahm den Hörer ab, lauschte einen Moment lang und sagte dann: „Ich werde es herausfinden. Warten Sie.“ Sie drehte sich ein Stück mit ihrem Schreibtischstuhl und konnte so durch die offene Tür Elizabeths Büroraum überblicken. „Es ist der Wachmann im Foyer. Er ist eine Aushilfe und ruft in allen Büros an, weil er die Gewohnheiten der einzelnen Leute nicht kennt. Er sagt, dass inzwischen fast alle gegangen sind, und möchte wissen, wie lange wir noch bleiben wollen.“

„Geh du doch jetzt nach Hause“, schlug Elizabeth vor. „Es gibt keinen Grund für dich, noch länger zu bleiben. Und sag dem Wachmann, dass ich im Laufe der nächsten Stunde fertig werde. Ich möchte diese Skizze noch beenden, aber das dauert nicht mehr lange.“

„Ich bleibe so lange bei dir“, versicherte Chickie wieder.

„Nein, das ist nicht nötig. Stell einfach den Anrufbeantworter an. Ich verspreche dir, dass ich kurz nach dir gehe.“

„Tja, wenn du meinst.“ Chickie gab die Nachricht an den Wachmann weiter, legte den Hörer auf und holte ihre Handtasche aus der untersten Schreibtischschublade. „Ich fürchte mich davor, bei dieser Hitze rauszugehen“, sagte sie. „Vielleicht wär’s am besten, bis zum Abend zu warten, wenn’s sich etwas abkühlt.“

„Es sind noch mehr als fünf Stunden bis zum Sonnenuntergang. Vergiss nicht, wir haben Juli.“

„Andererseits könnte ich die fünf Stunden damit verbringen, den schnuckeligen Typ zu verführen, der letzte Woche einen Termin bei ‚Quinlans‘ hatte.“

„Das klingt vielversprechend.“

„Und macht bestimmt mehr Spaß.“ Chickie schmunzelte. „Ich wickle ihn um den kleinen Finger. Also, bis morgen.“

„Ja. Viel Glück.“ Als Chickie in ihrem scharlachroten Rock gut gelaunt das Büro verließ, war Elizabeth schon wieder in die Arbeit vertieft. Die Skizze war fast fertig und stellte Elizabeths Talent unter Beweis. Sie gab bei jedem Entwurf das Beste, aber dieser sollte absolut perfekt werden, nicht nur zum Nutzen ihrer Karriere, sondern weil das wundervolle alte Haus es verdiente.

Schließlich verkrampften sich ihre Finger, und sie legte den Stift kurz weg. Gleichzeitig merkte sie, dass ihr Nacken schmerzte. Das passierte normalerweise erst, wenn sie mehrere Stunden lang über einer Zeichnung gesessen hatte. Ganz in Gedanken lockerte sie die Schultern und griff wieder nach dem Stift, als ihr plötzlich klar wurde, was das ungute Gefühl bedeutete. Sie seufzte verärgert, als sie feststellte, dass es siebzehn Uhr zwanzig war, viel später, als sie beabsichtigt hatte. Jetzt würde sie genau in den Feierabendverkehr kommen, den sie eigentlich hatte vermeiden wollen – wegen all der aufgrund der Hitze gereizten, aggressiven Fahrer.

Elizabeth stand auf und streckte sich, dann griff sie nach ihrer Handtasche und schaltete die Lampen aus. Die grelle Nachmittagssonne war wegen des Hochhauses in unmittelbarer Nähe nicht zu sehen, trotzdem drang noch genügend Licht durch die getönten Fensterscheiben. Als Elizabeth in den Flur trat und sich umdrehte, um ihre Tür abzuschließen, verließ auch Tom Quinlan gerade sein Büro und schloss ebenfalls ab. Elizabeth vermied es, ihn anzusehen, aber sie spürte seinen Blick und versteifte sich unwillkürlich. Quinlan brachte sie immer aus der Ruhe. Das war einer der Gründe, warum sie nicht mehr mit ihm ausgegangen war, wenn auch nicht der wichtigste.

Elizabeth konnte den Verdacht nicht loswerden, dass Tom Quinlan auf sie gewartet hatte. Sie blickte sich unbehaglich um, aber niemand sonst war zu sehen. Normalerweise war das Gebäude zu dieser Zeit voller Menschen, die sich nach Dienstschluss auf den Heimweg machten. Heute herrschte ungewohnte Stille. Bestimmt sind wir nicht die Einzigen, die hier sind, versuchte Elizabeth sich einzureden. Doch ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass es exakt so war, dass alle anderen vernünftigerweise früher nach Hause gegangen waren. Sie würde nichts Ablenkendes zwischen sich und Quinlan haben.

Er holte sie auf dem Weg zu den Aufzügen ein. „Sagst du nicht mal mehr Hallo zu mir?“

„Hallo.“

„Du hast lange gearbeitet. Alle anderen sind vor Stunden gegangen.“

„Du nicht.“

„Nein.“ Er wechselte abrupt das Thema. „Geh mit mir essen.“ Das klang mehr wie ein Befehl und weniger wie eine Einladung.

„Nein, danke“, antwortete Elizabeth kurz angebunden. Dann standen sie vor den Aufzügen. Sie drückte auf den Knopf und betete insgeheim, dass der Aufzug schnell kommen möge. Je eher sie von diesem Mann wegkam, desto sicherer würde sie sich fühlen.

„Warum nicht?“

„Weil ich nicht will.“

Ein leises Geräusch signalisierte die Ankunft der Kabine, die Türen öffneten sich, und Elizabeth trat ein. Quinlan folgte ihr, die Türen schlossen sich und sperrten sie auf engstem Raum zusammen. Elizabeth wollte den Knopf zum Foyer drücken, aber Quinlan ergriff ihre Hand und drängte sich zwischen sie und die Schalttafel.

„Du willst, du hast nur Angst.“

Elizabeth dachte einen Moment über seine Behauptung nach, dann straffte sie die Schultern und hielt seinem grimmigen Blick stand. „Du hast Recht. Ich habe Angst. Und ich gehe nicht mit Männern aus, die mich erschrecken.“

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