Küss mich - stundenlang

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Es ist mit Abstand das Verrückteste, was Christy jemals erlebt hat: Nach ihrer Nachtschicht im Krankenhaus fällt sie todmüde in tiefen Schlaf. Plötzlich steht neben ihrem Bett ein herrlich durchtrainierter Fremder und redet pausenlos auf sie ein. Bevor Christy ihm erklären kann, dass sie nicht Vivian ist, hat er sie sich geschnappt und zu seinem Auto getragen. Obwohl Christy nur einen schwarzen Spitzenbody trägt, friert sie keine Sekunde. Genau das Gegenteil ist der Fall: Unglaublich heiß wird ihr, wenn sie daran denkt, was sie jetzt mit diesem faszinierenden Mann am liebsten tun würde. Er scheint genau der Richtige zu sein, um alle Spielarten der Lust durchzuprobieren...


  • Erscheinungstag 11.12.2012
  • Bandnummer 1010
  • ISBN / Artikelnummer 9783864949739
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

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PROLOG

“Sie kommt nicht! Ich wusste es!”

Trevor McQuillen bewegte sich unbehaglich. Es gab nichts Schlimmeres, als mit einer unglücklichen Braut an ihrem Hochzeitstag allein zu sein. Außer vielleicht mit einer weinenden. Als Kates Augen feucht wurden, wusste Trevor, dass er etwas unternehmen musste.

“Vielleicht ist sie ja nur aufgehalten worden …”

“Nein, sie ist nicht hier, weil jemand ihr gesagt hat, dass Eric zum Empfang kommen wird. Sie hatte mich gebeten, ihn nicht einzuladen, und ich hatte es ihr versprochen, aber ich musste einfach etwas tun!” Kates Unterlippe zitterte. “Ich möchte, dass sie glücklich ist. Wie ich mit Mike. Vivian und Eric gehören zusammen, und ich dachte, wenn sie erst einmal hier ist, bei einer romantischen Hochzeit …” Kate hielt inne, um Luft zu schnappen.

Okay, ermahnte Trevor sich, nur keine Panik. Fünf Minuten, das war alles, worum ihn Mike gebeten hatte. Ihr fünf Minuten Gesellschaft zu leisten, bis ihr Vater kam. In den letzten fünf Jahren hatte Trevor schwierige geheime militärische Operationen in vier verschiedenen Ländern durchgeführt. Da würde er doch wohl mit einer weinenden Frau fertig werden.

Also tat er, was Lieutenant Commander Trevor McQuillen am besten konnte: Er analysierte die Lage und übernahm das Kommando. Kate wollte Vivian auf ihrer Hochzeitsparty haben. Und wenn er um die halbe Welt fliegen konnte, um Trauzeuge seines besten Freunds zu sein, konnte Vivian ja wohl das Gleiche für ihre beste Freundin tun. “Wissen Sie, wo sie ist?”

Kate, die sich mit einem Papiertaschentuch über die Nase tupfte, fuhr zusammen bei dieser militärisch knappen Frage. “Wo Vivian ist?”

Trevor biss die Zähne zusammen und versuchte das nervöse Zucken unter seinem rechten Auge zu beherrschen. In etwas freundlicherem Ton sagte er: “Ja, Ma’am. Wenn Sie mir sagen, wo sie ist, hole ich sie her.”

“Sie wird zu Hause sein. Ich hatte Tricia gebeten, sie anzurufen, aber sie hat nicht abgenommen.”

Trevor hatte keine Ahnung, wer Tricia war – vermutlich eine der vielen Brautjungfern, die sich im Nebenraum gerade umzogen. “Aber Sie glauben, sie ist dort?”

Kate nickte. “Ich wüsste nicht, wo sie sonst sein sollte.” Ihre Augen wurden wieder feucht. “Was habe ich mir bloß dabei gedacht, an meinem Hochzeitstag die Ehestifterin zu spielen?”

Trevor fragte sich das Gleiche, aber er hatte keine Zeit mehr zu verlieren.

“Ich dachte nur, es wäre so romantisch, wissen Sie.” Unter Tränen versuchte sie zu lächeln. “Ich weiß, dass Vivian und Eric sich noch immer lieben. Gibt es eine bessere Gelegenheit, das zu erkennen, als bei einer Hochzeit?”

“Aber Sie glauben, sie ist zu Hause?” Trevor flehte sie im Stillen an, sich auf die Lösung und nicht auf das Problem zu konzentrieren. Er hatte zu viele Jahre damit verbracht, Lösungen zu finden. Mit seinem Ausscheiden aus der Armee war diese Art von Tätigkeit anscheinend noch nicht beendet. “Wie weit ist es?”

“Fünf, höchstens zehn Minuten.”

Er reichte ihr sein Taschentuch, da ihr Papiertuch vollkommen zerfleddert war. Er schüttelte den Kopf, als sie es ihm zurückgeben wollte, und zog die Einladung und einen Kugelschreiber aus der Jackett-Tasche seiner Galauniform. “Adresse?”

Kate schien unsicher. “Was ist, wenn sie …? Ich meine, ich möchte nicht …”

“Heute ist Ihr Hochzeitstag, und Sie möchten sie dabeihaben, oder?”

Kate nickte.

“Wahrscheinlich wird sie sich später ärgern, wenn sie das Fest verpasst, also tun Sie ihr im Grunde nur einen Gefallen. Wenn es Sie beruhigt, sage ich ihr, sie könne gleich nach der Trauung gehen, um diesem … wie hieß er noch? … nicht zu begegnen.”

“Eric. Das ist ihr Exmann. Sie haben sich vor anderthalb Jahren scheiden lassen. Aber sie sind beide unglücklich.”

Trevor reichte Kate den Stift und das Kuvert. Sie lächelte unter Tränen. “Mike hatte recht. Sie sind ein wahrer Held. Ich bin so froh, dass Sie mir helfen wollen.”

Trevor nickte. Als sie ihm das Kuvert zurückgab, sah er sich die Adresse an, um sicherzugehen, dass er wusste, wo es war. Er hatte als Kind in der Gegend gelebt und hatte später hin und wieder seine Großmutter besucht, die dort wohnte. Aber sie war schon vor Jahren gestorben, und sein Dienst bei den Special Forces hatte ihm nicht erlaubt, sehr häufig herzukommen.

Aufmunternd nickte er Kate zu. “Bitten Sie den Reverend, uns zwanzig Minuten Zeit zu geben. Bis dahin ist sie hier.”

1. KAPITEL

Christy Russel war kein Morgenmensch. Aber sie war auch kein Nachmittags- oder Nachtmensch, denn sie arbeitete in wechselnden Schichten. Sie hatte in letzter Zeit so viele Schichten hintereinander gehabt, dass sie vollkommen den Überblick verloren hatte. Sie wusste nur, dass sie die nächsten zweiundsiebzig Stunden dienstfrei hatte. Kein Pieper, kein Handy, keine Notfälle. Bis Montagnachmittag um vier würde sie keinen Fuß in die Intensivstation des Richmond General Hospital setzen.

Drei Tage frei. Und an diesem ersten Tag wollte sie nur schlafen, schlafen, schlafen.

Und das würde sie auch, wenn dieses Klopfen endlich aufhörte. Sie drehte sich auf die andere Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Das Klopfen und das Geschrei hörten nicht auf. Aber sie dachte nicht im Traum daran, darauf zu reagieren. Sie hatte frei. Sie war nicht da.

Sie ließ sich tiefer ins Land der Träume sinken. Aber die Geräusche folgten ihr. Jemand rief nach Vivian. Ah, dachte sie benommen. Vivian, nicht Christy. Gut. Lächelnd kuschelte sie sich in die Kissen.

“Stehen Sie auf, Vivian.”

Hm. Der Störenfried hatte eine tiefe, sexy Stimme. Christy vergrub sich noch tiefer unter Kissen und Decken. Wie mag der Mann sein, dem diese aufregende Stimme gehört? fragte sie sich verträumt.

“Sie kommen zu spät zu einer wichtigen Verabredung.”

Verabredung? Hm … Sie hätte nichts gegen eine Verabredung mit dem Besitzer dieser Stimme. Seine Stimme klang so real, so nahe. “Komm her”, murmelte sie, während sie im Geist die Hand nach ihrem Traummann ausstreckte.

“Los, wachen Sie auf!”

Starke Hände. Ja, sie passten gut zu dieser Stimme. Starke, warme Hände. Ein bisschen rau, aber das machte nichts. Es war schon viel zu lange her …

“Vivian, stehen Sie auf!”

Sie runzelte die Stirn. “Vivian?”, murmelte sie. Warum wollte ihr Traummann Vivian? Das war gar nicht nett. Immerhin war er das Produkt ihrer Fantasie – müsste er da nicht sie wollen?

“Vivian.” Ihr Traummann wurde dominierender, aber nicht so, wie sie es gern gehabt hätte.

“Gehen Sie weg.” Es war schlimm genug, dass im wirklichen Leben so gut wie gar nichts mit Männern bei ihr lief, aber sie würde verdammt sein, wenn sie es sich gefallen ließ, dass ihr Fantasiemann eine andere wollte.

Und jetzt benutzte dieser Traummann seine schönen, starken Hände, um ihr Decken und Kissen wegzuziehen. Wie gemein von ihm!

“In einer Viertelstunde ist die Trauung, und Sie werden Ihre beste Freundin nicht im Stich lassen.”

“Hm?” Sie hatte keine Ahnung, was für ein verrückter Traum das war, aber allmählich begann sie ihn zu hassen. Sie ließ sich aufs Bett zurückfallen und schwor in Gedanken wieder einmal den Mikrowellen-Enchiladas ab. Zumindest vor dem Schlafengehen. Sie waren eins ihrer Lieblingsgerichte, und sie wollte ihnen natürlich nicht voreilig ganz entsagen. Essen … Vielleicht sollte sie von Essen träumen …

“Oh nein, das tun Sie nicht!”, erklärte er.

Christy wurde wieder hochgezogen. Das musste aufhören, wirklich. Sie wollte schlafen, verdammt noch mal. Konnten er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Und wer, zum Teufel, war er überhaupt?

Sie versuchte, sich zu wehren, aber der Fremde war stärker. “Was soll das? He!” Das letzte Wort kam schon viel klarer, als sie recht unsanft aus ihrem schönen warmen Bett gezogen wurde oder vielmehr aus Vivians schönem warmem Bett. Vielleicht war das der Grund, warum der Traummann Vivian wollte; es war schließlich ihr Bett. Hm … Christy begann wieder einzunicken.

Dann erwachte sie von ihrem eigenen Schrei, als sie merkte, dass sie gleichsam auf den Kopf gestellt wurde. “Was zum …!” Sie blinzelte wütend und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. “Was tun Sie da?” Diese Frage stellte sie dem harten, breiten Rücken ihres … Moment mal. Der Mann war doch nur eine Ausgeburt ihrer Fantasie, oder?

Nein, sie schlief wahrscheinlich noch. Na schön, in Zukunft also weder Enchiladas noch gefrorenen Käsekuchen abends. Schade.

Aber sie erkannte schnell, dass ihre Lage nichts mit zu scharfem oder zu süßem Essen zu tun hatte. Denn der warme, muskulöse Arm unter ihren Schenkeln war eindeutig real.

Sie begann sich ernsthaft zur Wehr zu setzen, als sie endlich wach genug war, um ihre Lage zu erkennen. “Wer, zum Teufel, sind Sie? Lassen Sie mich herunter!”

“Ihre beste Freundin weint sich die Augen aus, an einem Tag, der der schönste ihres Lebens werden sollte, und deshalb werden Sie jetzt Ihre persönlichen Probleme vergessen und zu ihr gehen und sie glücklich machen.”

Sie waren bereits auf der Treppe, und Christy schlang einen Arm um die Taille des Mannes, damit ihr Kopf nicht gegen seinen Rücken prallte. Sie konnte keinen vernünftigen Gedanken fassen, geschweige denn verstehen, was mit ihr geschah. Aber eins würde sicher helfen. “Lassen Sie mich runter.”

Der Grobian blieb vollkommen ungerührt von ihrem energischsten Krankenschwesterton. Okay, sagte sie sich. Beruhige dich, wach auf, denk nach. Wovon hat er gesprochen? Von einer Hochzeit.

“Oh! Sie meinen bestimmt Kate Winchell.”

“Nett, dass Sie sich erinnern.”

Endlich begann sie zwei und zwei zusammenzuzählen. Er hielt sie für Vivian, und Kate hatte ihn geschickt, um ihre Brautjungfer zu holen.

Aber bevor sie ihn über seinen Irrtum aufklären konnte, überquerte er mit ihr die Veranda und trug sie zu einer silberfarbenen Limousine. Christy spürte, dass feuchte, warme Luft an ihre nackten Beine streifte. “Warten Sie einen Moment, verdammt noch mal! Ich bin nicht angezogen!”

Sie hörte Plastik rascheln. “Ich habe Ihr Kleid. Sie können sich in der Kirche anziehen.”

“Aber ich bin nicht …”

“Sparen Sie sich Ihre Ausreden. Was immer Sie auch sagen wollten, vergessen Sie es für die zwanzig Minuten, die mein Freund benötigt, um die Frau seines Lebens zu heiraten.” Der Neandertaler schob ihre Beine und ihre Kehrseite mühelos ein wenig beiseite wie einen Sack Kartoffeln, um besser an die Autotür heranzukommen. “Eine Frau, die offenbar einen lausigen Geschmack hat, wenn es um ihre Freundinnen geht”, fügte er angewidert hinzu. “Aber sie verdient eine schöne Hochzeit, und ich werde dafür sorgen, dass sie die auch bekommt.”

Christy wurde auf dem Beifahrersitz des Wagens abgeladen, ziemlich unsanft, dachte sie und wollte schon eine ätzende Rede vom Stapel lassen, um diesen Höhlenmenschen aufzuklären, den Kate geschickt hatte, um Vivian zu holen. Aber all die giftigen Worte, die sie sich zurechtgelegt hatte, blieben ihr in der Kehle stecken, als sie ihn von vorn sah.

Er war der umwerfendste Neandertaler, den sie je gesehen hatte.

Seine Augen waren nur Zentimeter von ihren entfernt, als er sich vorbeugte, um ihr den Sicherheitsgurt anzulegen. Sie waren blau. Was für ein Blau! Alle poetischen Worte, die ihr für Augen einfielen, hätten nicht einmal annähernd beschreiben können, wie dieses Blau auf sie wirkte.

Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es war besser, nichts zu sagen, bis sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. Nicht, dass die Situation an diesem Punkt noch peinlicher hätte werden können. Ungeschminkt, mit geschwollenen Augen, zerzaustem Haar … und in weißer Baumwollunterwäsche. Oh ja, sie sah aus wie eine richtige Verführerin. Nicht, dass sie den Kerl hätte verführen wollen – aber ihr Körper schien nicht willens, diese Tatsache zu registrieren. Und seine Hände näherten sich … nun ja, Stellen, an denen sie sich die Hände eines Fremden eigentlich nicht wünschen sollte. Aber sie tat es trotzdem.

Sie war ja so müde. Das musste der Grund sein, warum sie bis zur letzten Sekunde wartete, bevor sie seine Hände fortstieß und ihm den Sicherheitsgurt abnahm. Eine Sekunde später, und seine Knöchel hätten … Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, wo diese Knöchel sie gestreift hätten. Ihre Brustspitzen dachten offenbar schon viel zu sehr daran, so wie sie sich aufgerichtet hatten.

“Schnallen Sie sich an!”, befahl der Neandertaler und trat zurück, ohne sich bewusst zu sein, wie sehr er ihre Hormone durcheinandergebracht hatte.

Schlafmangel – das allein war der Grund, warum ihre Hormone verrücktspielten. Das sowie ein praktisch nicht vorhandenes Liebesleben. Eine heikle Mischung, und als sie noch ein wenig mehr von ihrem Entführer zu sehen bekam, als er sich aufrichtete, dachte sie, dass sie ihrem Körper seine Reaktionen wirklich nicht verübeln konnte.

Der Neandertaler schloss die Beifahrertür so heftig, dass Christy zusammenzuckte. Ihr Ärger erwachte wieder, und sie runzelte die Stirn, als sie ihn sich mit jener militärischen Präzision bewegen sah, die seine Uniform gewissermaßen überflüssig machte. Aber sie stand ihm verdammt gut, die Uniform. Dabei waren Männer in Uniform nicht einmal unter den Top Ten ihrer nächtlichen Lieblingsfantasien. “Nun, das könnte sich ändern”, murmelte sie. Natürlich würde der Mann in Uniform, den sie in ihrer Fantasie kreierte, kein rüder Neandertaler sein, der ihre Hormone durcheinanderbrachte. Obwohl das mit den Hormonen eigentlich in Ordnung war. Und die blauen Augen? Auch gegen die war nichts einzuwenden.

Christy kam richtig in Schwung. Wie hatte sie es überhaupt so weit kommen lassen können? Gähnend lehnte sie ihren Kopf an die Nackenstütze. Sie kannte Kate Winchell durch Vivian. Kates Verlobter war Christy einmal bei einem Picknick zur Feier des Vierten Juli begegnet. Er war früher bei den Special Forces gewesen, sie erinnerte sich nicht, in welcher Einheit, aber der Uniform nach zu urteilen war dies hier einer seiner früheren Kameraden. Ihre Lider wurden schwer, ihre Gedanken schweiften wieder ab ins Land der Träume, während sie sich vage fragte, ob sie und ihr blauäugiger Neandertaler sich sympathischer gewesen wären, wenn sie sich bei einem Picknick kennengelernt hätten. Vielleicht hätte er diese Uniform getragen … und sie sich später von ihr ausziehen lassen. Irgendwo, wo sie ihr eigenes privates Feuerwerk veranstalten könnten. Oh ja, das wäre wunderbar …

Sie starb fast vor Schreck, als er einstieg und seine Tür zuknallte. Was ihn direkt neben sie und ihre außer Rand und Band geratenen Hormone brachte. Und neben ihren nur spärlich bekleideten Körper. Sie machte sich ein bisschen kleiner und rückte näher an die Tür heran, als hätte er nicht längst alles von ihr gesehen. Und es machte auch keinen Unterschied, dass ihr Verstand ihr sagte, sie sollte diesen Mann nicht einmal grüßen, so ruppig wie er sie behandelt hatte. Ihr Körper war noch immer bei ihrem Fantasiepicknick und bereitete sich darauf vor, ein Feuerwerk der Leidenschaft zu erleben.

Okay, sie hatte zu viele Extraschichten übernommen. Sie hatte Stipendien zurückzuzahlen und besaß eine Eigentumswohnung, deren Renovierung mehr Geld verschlang, als sie in ihren schlimmsten Albträumen erwartet hätte. Sie hatte ihre Prioritäten. Und die schlossen keine Feuerwerke mit Männern ein, ganz gleich, ob mit oder ohne Uniform.

Aber ihr Blick glitt trotzdem zu ihm. Über seine kräftigen Oberschenkel unter seiner frisch gebügelten Hose, zu dem gegürteten Jackett über … nun ja, über Körperpartien, die sie sich gar nicht vorstellen wollte, schließlich war sie auch so schon überreizt genug. Aber sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Nein, sie musste sich auch noch seine Hände ansehen.

Sie mochte zwar nie von Männern in Uniform geträumt haben, aber sie hatte eine Vorliebe für schöne Hände. Und seine waren perfekt. Breite Handflächen, langgliedrige Finger, kurze Nägel. Sie wirkten stark und tüchtig, wie sie das lederbezogene Lenkrad umfassten. Genauso würden sie auch ihre Hüften … Christy versuchte, nicht nervös zu werden und ihre überaktive Vorstellungskraft zu zügeln. Aber vielleicht musste sie ihre Prioritäten einfach nur ein kleines bisschen ändern.

Dieser dreiste Kerl hat dich gerade aus dem Bett gerissen! rief sie sich zur Ordnung und richtete den Blick wieder nach vorn. Sie hatte kein Recht, von diesem Mann zu träumen. Auch wenn er sie für jemand anderen hielt – Einbruch, Entführung, all das verstieß gegen das Gesetz. Und nur, weil Kate jammerte – dann hätte sie Vivian eben gar nicht erst in diese peinliche Lage bringen sollen!

Der Kopfschmerz, den Christy vorher mit Tabletten fast betäubt hatte, schlich sich mit neuer Kraft in ihren Kopf zurück. Sie hätte im Bett sein müssen, statt hier zu sitzen. Was dachte sie sich dabei, sich von diesem Kerl zu einer Hochzeit schleppen zu lassen, zu der sie nicht mal eingeladen war?

Sie wandte sich Mr Neandertaler zu, um ihm genau das zu sagen, entschied sich dann aber ebenso abrupt dagegen. Oh nein, es gab einen sehr viel besseren Weg, ihm seinen gigantischen Fauxpas vor Augen zu führen. Sie unterdrückte ein Lächeln, als sie sich in ihrem Sitz zurücklehnte und beschloss, die kurze Fahrt zur Kirche zu genießen. Er würde noch früh genug erfahren, dass er die falsche Frau entführt hatte. Sie schloss ihre Augen, als sie sich die Blamage für ihn vorstellte, wenn sie vor der Kirche hielten und …

“Du lieber Himmel!” Sie riss die Augen auf.

Er bremste scharf. “Was?”

“Ich bin nicht angezogen!” Was sie bereits wusste. Was sie nicht in Betracht gezogen hatte, war, dass sie zu einer Kirche fuhren, wo alle anderen sehen würden, dass sie nichts als ihre Unterwäsche trug.

Nach einem finsteren Blick setzte er seine rasende Fahrt zur Kirche fort. “Wenn Sie wie alle anderen pünktlich hier gewesen wären, hätten Sie das Problem nicht.”

Christy hatte keine Zeit, ihm das Missverständnis zu erklären. Als Krankenschwester hatte sie mit genügend arroganten Männern zusammengearbeitet. Der Mann neben ihr war sozusagen die militärische Version eines durch und durch von sich überzeugten Arztes. Er hatte den Patienten untersucht und die Diagnose gestellt – und nichts, was eine unbedeutende kleine Krankenschwester zu sagen hatte, würde an der Behandlungsmethode, für die er sich bereits entschlossen hatte, etwas ändern.

Also nahm sie erst mal das drängendste Problem in Angriff. “Sie werden mich nicht in diesem Zustand auf der Straße absetzen. Und Sie werden mich auch nicht vor aller Augen in meiner Unterwäsche in die Kirche schleifen.”

“Dann schlage ich vor, dass Sie Ihren hübschen Po über den Sitz befördern und sich anziehen.” Er sah sie nicht einmal an. Und ihren “hübschen Po” auch nicht.

Nicht, dass sie das gewollt hätte.

“Beeilen Sie sich lieber. In drei Minuten sind wir da.”

Sie musste sich gewaltig zusammenreißen, um ihm nicht in das viel zu attraktive Gesicht zu schlagen. Du bist Krankenschwester, sagte sie sich. Du verletzt nicht, sondern heilst. In diesem Augenblick hätte sie jedoch liebend gern eine Ausnahme gemacht.

Aber da sie vor einer extrem peinlichen Situation stand, verschwendete sie keine Zeit mehr. Sie kletterte über den Sitz und unterdrückte ihre Verlegenheit, als diverse Teile ihres Körpers verschiedenen Teilen seines Körpers viel zu nahekamen, vor allem seinem Gesicht. Er brauchte nur den Kopf zu wenden und …

Sie machte einen ungraziösen Satz auf den Rücksitz und landete in einer sehr undamenhaften Position. Nicht, dass er das bemerkt hätte, dieser kaltherzige Bastard. Umgekehrt wäre das natürlich anders gewesen. Ihr Puls klopfte wild, und das nicht nur aus Frustration. Sie gab dem Impuls nach, Mr Neandertaler hinter seinem Rücken die Zunge herauszustrecken, und blickte dann beklommen auf die melonenfarbene Kreation aus Chiffon und Pailletten, die auf dem Rücksitz lag. Was um Himmels willen hatte Vivians Freundin sich dabei gedacht?

Aber ihr blieb keine andere Wahl, als sich entweder wie eine glasierte Melone anzuziehen oder der Hochzeitsgesellschaft in ihrer Unterwäsche gegenüberzutreten.

Eines Tages wirst du darüber lachen, tröstete sie sich, als sie das Kleid aus der Plastiktüte nahm. Aber als sie ihren Größe-zwölf-Körper in Vivians enges Größe-zehn-Kleid zwängte, fiel es ihr zunehmend schwerer zu glauben, dass irgendetwas an diesem Tag sie auch nur im Geringsten amüsieren würde.

2. KAPITEL

Trevor umklammerte das Steuer, als hinge sein Leben davon ab und zwang sich, den Blick auf die Straße zu richten und nicht auf den Rückspiegel und das, was sich auf dem Rücksitz der gemieteten Limousine abspielte.

Diese Frau hatte wirklich Kurven über Kurven. Er spürte, wie sich Schweiß auf seiner Stirn bildete, und wusste, dass dies nichts mit der sommerlichen Schwüle zu tun hatte. Was hatte er sich dabei gedacht, sie über den Sitz klettern zu lassen? Sie hatte fast sein Ohr erdrückt mit … mit Körperteilen, die sein Ohr nicht mehr … vielleicht überhaupt noch nie gestreift hatten. Nicht, dass er kein abenteuerlustiger Liebhaber war, aber sein Ohr fühlte sich an, als stünde es in Flammen. Gut, dass sie ihn nirgendwo sonst berührt hatte.

Er erinnerte sich noch, wie seidig ihre Haut sich unter seinen Händen angefühlt hatte. Natürlich war er zu beschäftigt gewesen, die heftige Reaktion zu ignorieren, die sie in ihm ausgelöst hatte, als er ihren halb nackten, warmen, biegsamen Körper aus dem Bett gezogen hatte. Sie hatte sich über ihn drapiert wie eine warme Decke. Okay, natürlich war sie da noch halb im Schlaf gewesen, aber seinen Körper kümmerte das nicht!

Diese verdammte Kate mit ihrem absurden Wiedervereinigungsplan! Er bog um die Ecke und blickte in den Rückspiegel, als die Kirche in Sicht kam. Er konnte von Glück sagen, dass er den Wagen nicht in den Straßengraben setzte. Ob Vivian überhaupt bewusst war, wie sie in diesem Kleid aussah? Es saß wie eine zweite Haut und hatte ein Dekolleté … Wow!

Sie waren unterwegs zu einer Hochzeit, nicht zu Hugh Hefners neuestem Bunny-Casting! Hatte Kate wirklich ihr Okay gegeben zu diesem Kleid? Sollte nicht die Braut der Blickfang einer Hochzeit sein? Denn mit all dieser entblößten Haut vorn und ihrem wohlgeformten Po, der ebenso herausfordernd zur Schau gestellt wurde, würde kein normaler Mann während der Trauung woanders hinsehen. Ihr schulterlanges Haar war ein wüstes Durcheinander aus brünetten Locken, das bei jeder anderen Frau wie ein Rattennest ausgesehen hätte, aber in Verbindung mit ihren vollen Lippen, den schwerlidrigen schokoladebraunen Augen und dem gewagten Kleid sah sie wie die personifizierte Wollust aus.

“Ich möchte Ihnen nur sagen, dass Sie drauf und dran sind, den größten Fehler Ihres Lebens zu machen. Und dass ich jeden Augenblick davon genießen werde”, sagte sie mit funkelnden Augen und einem Lächeln, das Trevor eine Spur zu selbstgefällig erschien.

Na gut, vielleicht war Eric ja klüger, als er gedacht hatte. Vivian beschwor alle möglichen aufreizenden Vergleiche mit einer Katze herauf … einschließlich der scharfen Krallen und Zähne.

“Keine Fluchtversuche”, warnte er, obwohl sie das in diesem Kleid vermutlich sowieso nicht konnte. Er war nicht mal sicher, dass sie darin gehen konnte.

Er hielt vor der Kirche und parkte hinter einer Limousine, deren Heckscheibe das Schild “Frisch vermählt!” zierte. Die Brautjungfern hatten sich wahrscheinlich schon formiert, sodass Vivian sich einfach an den Beginn der Reihe stellen konnte und niemand wissen würde, dass sie zur Teilnahme gezwungen worden war. Von da an konnte Kate dann übernehmen, und er brauchte sich nur noch neben seinen Freund zu stellen. Er sprach ein stummes Gebet für den Haufen Ärger, den Mike gleich ehelichen würde. Und eine stumme Entschuldigung an Eric. Er kannte den Mann nicht, doch er beneidete ihn nicht um das Wiedersehen, das ihm bevorstand.

Er ging zur Hintertür des Wagens, aber Vivian hatte sie bereits geöffnet und versuchte, sich hinauszumanövrieren. Das enge Kleid schränkte ihre Bewegungen jedoch so ein, dass es ihr unmöglich sein würde, ohne Hilfe auszusteigen. Er schob ihre Hände fort – zwei Mal – und zog sie aus dem Wagen.

“Ich schaffe das schon”, stieß sie hervor.

“Ja, Ma’am.”

Sie zog ein Gesicht, und er musste ein Lächeln unterdrücken, als er sie vorsichtig auf ihre wackligen Stilettos stellte. Dabei verrutschte ihr Kleid bis weit über ihre Knie hinauf. Es war vorn so tief ausgeschnitten, dass sie sich nicht vorzubeugen wagte, um den Saum hinabzuziehen.

Mit einem finsteren Blick bedeutete sie ihm, ihr zu helfen. Aus irgendeinem Grund ärgerte ihn ihre stumme Forderung. “Brauchen Sie Hilfe, Ma’am?”

“Ja, und das wissen Sie verdammt gut. Es ist Ihre Schuld, dass ich hier bin, also könnten Sie wenigstens versuchen, dieses grässliche Kleid einigermaßen präsentabel zu machen.”

Nur Jahre intensiven Trainings bewahrten ihn davor, laut herauszulachen. “Sie haben es also nicht selbst ausgesucht?”

Sie bleckte die Zähne zu etwas, was als ein Lächeln durchgehen könnte – bei einem Tiger. “Ziehen Sie den Saum herunter. Bitte.” Das letzte Wort klang, als stünde sie unter enormem Druck.

Und so eingezwängt, wie ihre Kurven in dem viel zu engen Kleid waren, stimmte das vermutlich auch. “Ja, Ma’am.” Er ging vor ihr in die Knie und versuchte, nicht darauf zu achten, wie sich ihre warme, glatte Haut unter seinen Fingerspitzen anfühlte.

Sie zuckte zusammen, als er vorsichtig den dünnen Stoff ergriff und daran zog. Wieder zuckte sie zusammen und gab einen merkwürdig erstickten Laut von sich. Er dachte aber nicht im Traum daran, den Kopf zu heben, um zu sehen, was sie hatte. “Halten Sie still. Das Ding gibt nicht nach.”

Sie kicherte dann und schob schließlich seine Hand fort. “Hören Sie auf, Sie bringen mich noch um.”

Und da blickte er auf. Ein großer Fehler. “Ver…” Er musste sich räuspern und den Blick von ihrem großzügigen Dekolleté abwenden. “Verzeihung?”

“Ich bin kitzlig. Und Sie sind schrecklich höflich für einen Kidnapper.” Er öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. “Lassen Sie das Kleid in Ruhe. Es ist ja nicht so, als müsste ich es sehr lange tragen.”

Autor

Donna Kauffman
Nachdem Donna Kauffmans Bücher acht Jahre über die Bantam Loveswept Linie veröffentlicht wurden, veränderte sie ihren Schreibstil und hatte ihre erste Veröffentlichung bei Harlequin’s Temptation Line. Donna Kauffman lebt mit ihrem Ehemann, zwei Söhnen und vielen Haustieren in Virginia.
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