Lacey geht aufs Ganze

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Lacey geht aus Ganze, damit Jackson bei ihr in Laramie bleibt. Mit nichts als einem knappen goldenen Bikini bekleidet, springt sie ihm aus einer Torte entgegen. Können ihre Reize Jackson in Versuchung führen? Oder ist die Karriere in der Großstadt zu verlockend für den jungen Arzt?


  • Erscheinungstag 14.07.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733758134
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Die schwülen Klänge von „The Stripper“ durchfluteten den Saloon, und die mannshohe Torte wurde hereingerollt. Der Blutdruckpegel der anwesenden Männer schoss bedenklich in die Höhe, eingeschlossen Jackson McCabes.

„Himmel, Jungs, ihr konntet es wohl nicht lassen“, japste Doc McCabe und wischte sich mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. „Wenn das eure Mutter erfährt, wird sie euch gehörig den Marsch blasen.“

„Keine Sorge, Dad.“ Shane zwinkerte seinem Vater verschwörerisch zu. „Nicht wir haben die Stripperin engagiert, sondern Isabel aus der Backstube.“

„Umso schlimmer! Isabel und ihre Tochter sind immerhin gute Freunde von uns.“

Jackson kannte Isabel Buchanons Tochter nicht persönlich, aber er hatte viel von ihr gehört. Sie schien ziemlich hartnäckig zu sein, ja geradezu aufdringlich. Er jedenfalls legte keinen besonderen Wert darauf, ihre Bekanntschaft zu machen.

Jackson lehnte sich entspannt zurück und bedachte seinen Vater mit einem amüsierten Grinsen. „Nur die Ruhe, Dad. Genieß einfach den Abend. So wie wir.“

In gespielter Entrüstung schüttelte Doc den Kopf, konnte aber ein erwartungsvolles Lächeln nicht unterdrücken, als der Deckel der Torte sich zu heben begann, während die Musik anschwoll. Bah-bah-bah! Dah-dah-dah-dah!

Zuerst kam ein weißer Stetson zum Vorschein, dann das Gesicht eines Engels, umrahmt von einer Flut glänzendem honigblondem Haar. Zarte Schultern, hohe, runde Brüste, eine schmale Taille – das alles sexy verpackt in einem hautengen Cowboyoutfit. Wohlgerundete Hüften, die sich im Rhythmus der Musik wiegten, Beine, so lang, dass sich Jacksons Puls beschleunigte.

Die Stripperin trat aus der Torte auf die polierte Mahagonitheke und vollführte einen erotisierenden Tanz, der seine Wirkung nicht verfehlte, zumindest nicht bei Jackson. Eine pulsierende Hitze schoss ihm in die Lenden, und das Herz klopfte ihm jetzt bis zum Zerspringen.

Doch anstatt sich, wie abgesprochen, mit Jacksons Vater zu beschäftigen, beugte die junge Frau sich vor, nahm Jackson den Hut ab und warf ihn in die johlende Menge. Dann setzte sie ihm ihren eigenen Stetson auf den Kopf.

„Da haben Sie wohl den Falschen erwischt“, raunte Jackson ihr zu.

„Oh, nein, ganz bestimmt nicht“, gab sie mit einem süßen Lächeln zurück, während sie ihren verführerischen Körper weiterhin im Rhythmus der Musik wiegte.

Jackson umfasste ihre Schulter und zischte ihr ins Ohr: „Diese Party ist für meinen Dad.“

Mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen richtete sie sich auf und verkündete so laut, dass jeder es hören konnte: „Und das, Cowboy, ist für dich.“

In aufreizendem Zeitlupentempo fing sie an, ihr Kleid aufzuknöpfen. Unter dem frenetischen Beifall der anderen Zuschauer rauschte das fransenbesetzte Lederkleid zu Boden. Die verführerischen Kurven nur spärlich von einem Goldlamébikini bedeckt, beugte sie sich erneut zu Jackson hinab. „Hilf mir hier runter, Cowboy.“

Jackson legte ihr die Hände um die schmale Taille und tat, wie ihm geheißen. Doch kaum hatten ihre Füße, die in goldfarbenen Lederstiefeln steckten, den Boden berührt, da ließ er sie auch schon los, als hätte er sich verbrannt.

Die Tortenschönheit sammelte ihr Kleid auf und wandte sich an Jacksons Vater. „Herzlichen Glückwunsch zur Pensionierung.“ Lächelnd stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte John McCabe einen Kuss auf die sonnengebräunte Wange. „Und viel Glück für Lilah und dich, wenn ihr nächsten Monat euer Ehegelübde erneuert.“

„Danke, Honey.“ Zu Jacksons größtem Erstaunen umarmte sein Vater die Stripperin freundschaftlich und küsste sie gleichfalls auf die Wange. Es sah fast so aus, als ob die beiden sich kannten.

Unter dem anhaltenden Dröhnen der Musik wandte die Tänzerin sich erneut Jackson zu. Sie blinzelte ihn aus großen, grünen Augen herausfordernd an und raunte ihm lasziv zu: „Und jetzt zu dir, Cowboy.“

Er musterte sie nicht minder herausfordernd. „Was liegt an?“

„Du wirst schon sehen.“ Sie winkte lässig in die Runde, „bis später, Jungs“, und zog Jackson mit sich ins Hinterzimmer des Saloons.

„Und jetzt?“ Jackson konnte sich nicht erklären, worauf das alles hinauslief.

Widerstrebend ließ die Frau sein Handgelenk los und deutete einladend auf den Lehnstuhl hinter dem Schreibtisch. „Setzen Sie sich doch erst mal. Dann sehen wir weiter.“

„Der Spaß ist vorbei, oder?“ Er las Entschlossenheit in ihrer Miene. Was, zum Teufel, hatte sie vor?

Sie blickte mit einem verführerischen Augenaufschlag zu ihm auf und strich mit der Handfläche sanft über seine Brust. „Sie haben doch nicht etwa Angst vor mir, oder?“

„Natürlich nicht“, behauptete er barsch, merkte jedoch, wie er sich innerlich versteifte. Was auch immer sie bezweckte, sie hatte offensichtlich vor, die Sache auch zu Ende zu bringen. Na gut, sollte sie ihren Spaß haben.

Sie kräuselte die wohlgeformten Lippen zu einem verführerischen Lächeln. „Dann setzen Sie sich, na los.“

Seufzend gehorchte er. Je eher daran, je eher davon. Sagte man nicht so?

Mit einem weiteren verheißungsvollen Augenaufschlag fragte sie: „Haben Sie als Kind nicht auch Cowboy und Indianer gespielt?“

Er sah, wie sie ein aufgerolltes Seil von der Anrichte nahm. „So jedenfalls nicht.“ Natürlich, er würde mitmachen, zumindest für ein paar Minuten. Er wollte ihre Gefühle nicht verletzen. Schließlich war nicht zu übersehen, wie sehr sie sich ins Zeug legte, ihn zu verführen.

„Dann wird es aber höchste Zeit für einen Versuch.“

Das bezweifelte Jackson, der seine Geduld auf eine harte Probe gestellt sah, als die Stripperin ihm blitzschnell die Hände auf den Rücken drehte. Geschickt wand sie das Seil um seine Handgelenke, schlang es um seine Mitte und verknotete es schließlich mit der Stuhllehne.

„Falls Sie vorhaben, mich oder das Büro hier auszurauben“, er streckte lässig die langen Beine aus, „dann muss ich Sie warnen: Der Sheriff ist gleich nebenan.“

„Weit gefehlt, mein Junge. Was gäbe es hier schon groß zu stehlen?“ Zu seinem größten Bedauern schlüpfte sie in ihr Kleid und knöpfte es hastig zu.

„Was wollen Sie dann?“

„Ihre Kooperation“, erwiderte sie in plötzlich geschäftsmäßig nüchternem Ton.

„Kooperation“, wiederholte Jackson nachdenklich. „Inwiefern?“

Lacey nahm ihm ihren Hut ab und setzte ihn auf. Sie hockte sich auf die Kante des Schreibtischs. Ein entwaffnendes Lächeln auf den Lippen, versetzte sie: „Ich werde Ihnen gleich ein Angebot unterbreiten und rechne fest mit Ihrer Zustimmung.“

Jackson war der Spaß inzwischen gründlich vergangen. „Wer sind Sie, verdammt?“, stieß er hitzig hervor.

Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an den Hut. „Lacey Buchanon, Cowboy. Für Sie Dr. Lacey Buchanon.“

Das darf doch nicht wahr sein! Jackson zerrte aufgebracht an seinen Fesseln. Vergeblich. Frau Doktor hatte ganze Arbeit geleistet. „Oh nein! Ich denke gar nicht daran, mir Ihr Gerede anzuhören!“

Sie ließ den Blick über seinen Körper wandern, anerkennend und herausfordernd, wie er es getan hatte, als sie aus der Torte geklettert war. Ihrer Aufmerksamkeit entging auch nicht das kleinste Detail seines hochgewachsenen, athletischen Körpers. Er trug eine mokkafarbene Wildlederjacke, ein Hemd im Westernstil und hautenge Jeans. Wirklich höchst beeindruckend! „Ein bisschen spät, sich zu zieren, meinen Sie nicht auch, Cowboy? Zufällig sind Sie mir im Moment auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“

Er spannte das kantige Kinn an. „Also, Dr. Buchanon, ich erwarte, dass …“

Lacey schüttelte bedauernd den Kopf. „Hören Sie sich erst mal an, was ich zu sagen habe.“

„Ich weiß schon, was Sie zu sagen haben, und meine Antwort lautet Nein. Ich habe bereits einen Job.“

Sie sah ihm in die erstaunlich blauen Augen, deren Farbe an das Meer erinnerte. „In einer renommierten Gemeinschaftspraxis in Fort Worth, ich weiß.“

„Was soll dann das Theater hier?“

Lacey schlug die langen, schlanken Beine übereinander. „Sie fangen dort erst in einem Monat an, und inzwischen brauchen wir Sie hier dringend“, erklärte sie vernünftig.

„Tut mir leid“, erwiderte er mit verbissener Miene, „aber Laramie ist nichts für mich.“

Lacey hatte Mühe, die Beherrschung zu wahren. Nie zuvor war ihr ein derart störrischer, engstirniger Kerl begegnet. „Das fällt mir schwer zu glauben.“ Wie konnte man nur das Angebot ausschlagen, in einem gemütlichen Örtchen wie Laramie zu leben und zu arbeiten, wo die Welt noch in Ordnung war? „Schließlich sind Sie doch hier aufgewachsen.“

„Stimmt genau. Laramie hat zweifellos seinen Charme, aber ich möchte nicht mein ganzes Leben hier verbringen.“

„Das würden Sie ja auch gar nicht“, konterte sie beschwichtigend. „Lassen Sie mich nachrechnen: College in Austin, Studium in Dallas, Ihre Assistenzarztzeit in Dallas. Das macht dreizehn Jahre, die Sie nicht hier verbracht haben. Ein Drittel Ihres Lebens.“

„Genau.“ Jackson nickte so heftig, dass ihm eine dunkelbraune Haarsträhne in die Stirn fiel. „Und jetzt lasse ich mich in Fort Worth nieder.“

Laceys Augen funkelten. „Nicht, wenn Ihre Familie und ich das verhindern können.“

Jackson runzelte die Stirn. Er hätte sich gleich denken können, dass seine Sippschaft hinter dem Komplott steckte. Seine Mutter drängte ihn schon seit Monaten, endlich wieder nach Hause zu kommen, doch er war standhaft geblieben. Und er würde sich auch nicht von Dr. Lacey Buchanon überreden lassen, mochte sie auch noch so bezaubernd sein.

„Drei Monate lang habe ich versucht, Sie zu erreichen und mit Ihnen zu sprechen“, sagte Lacey vorwurfsvoll. „Doch Sie haben es ja nicht für nötig gehalten, auf meine Briefe und Anrufe zu antworten. Was blieb mir anderes übrig, als zu solchen Mitteln zu greifen?“

Das stimmte. Er hatte nur ein einziges Mal zurückgerufen und lediglich mit ihrer Sekretärin im Krankenhaus gesprochen, froh, der direkten Konfrontation ausweichen zu können. „Ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Suchen Sie sich einen anderen Kandidaten.“

„Wir wollen aber Sie. Tun Sie sich selbst einen Gefallen, und schauen Sie sich wenigstens den komplett modernisierten Operationssaal im ‚Laramie Community Hospital‘ an.“

Statt einer Antwort bedachte Jackson Lacey mit einem vernichtenden Blick, während er möglichst unauffällig versuchte, seine Hände aus den Fesseln zu winden.

„Sie wollen nicht?“, meinte Lacey bedauernd. „Auch gut. Machen Sie sich’s bequem. Die Nacht ist lang.“

„Ich komme mit“, erklärte er ohne Vorwarnung. Mit einem heftigen letzten Ruck zog er die Hände aus den gelockerten Fesseln und stand mit einem breiten Grinsen auf den Lippen auf. „Aber es muss noch heute Nacht sein.“ Jackson sah ein, dass sie es ernst meinte. Am schnellsten kam er aus der ganzen Sache heraus, wenn er so tat, als ob er sich fügen würde.

Sie verließen den Saloon durch den Hinterausgang. Jackson ging auf seinen Wagen zu, doch Lacey blieb vor einem altersschwachen pinkfarbenen Fahrrad stehen.

„Sie wollen mit dem Fahrrad fahren?“, fragte er ungläubig.

„Warum denn nicht? Das Krankenhaus ist nicht weit.“

„Kommt gar nicht infrage. Ich habe keine Zeit, darauf zu warten, bis Sie in aller Ruhe angeradelt kommen. Wir nehmen meinen Wagen.“

Seufzend gab Lacey sich geschlagen. Jetzt, da sie den Fisch an der Angel hatte, tat sie wohl besser alles, um ihn bei Laune zu halten. „Ich hab schon gehört, das Sie so sind.“

„Wie denn? Was meinen Sie?“, fragte er neugierig.

„Zielstrebig. Die Erfolgsleiter mit Volldampf hinauf.“

„Dann haben Sie richtig gehört.“ Mit der Fernbedienung öffnete er die Türen zu seinem schwarzen Porsche.

Beim Einsteigen schlug Lacey der typische Neuwagengeruch entgegen. Sie schmiegte sich in die weichen Ledersitze. „Nett“, räumte sie anerkennend ein.

Jackson schob sich hinters Steuer. „Finde ich auch. Eines der kleinen Extras meines Arbeitsvertrags.“

„Die haben Ihnen den Wagen gekauft?“, fragte sie ungläubig.

Er schüttelte lachend den Kopf. „So weit geht es nun doch nicht. Der Wagen ist geleast. Aber immerhin.“ Er betätigte die Zündung, und der Motor heulte kraftvoll auf. Etwas zu sportlich nahm er die Kurve vom Parkplatz hinunter auf die Straße, aber er konnte nicht widerstehen. Der Besitz eines solchen Wagens forderte Imponiergehabe geradezu heraus, davon war auch er nicht frei. „Lassen Sie mich raten. Sie missbilligen das, stimmt’s?“

„Zumindest sehe ich keinen besonderen Sinn darin“, formulierte sie vorsichtig.

Das war Jackson egal. „Ich mag schöne Dinge“, erklärte er. Er hatte hart dafür gearbeitet, und er hatte keine Lust, sich dafür zu entschuldigen.

„Hm.“ Doch bevor sie das Thema vertiefen konnten, kam das Krankenhaus in Sicht. Ein weiß getünchtes zweistöckiges Gebäude. Jackson steuerte den Porsche auf den Ärzteparkplatz. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er als Kind mit seinen Eltern, die beide im Krankenhaus gearbeitet hatten, hierher gekommen war. Ganz zu Anfang gab es nur fünfzehn Betten, doch die Kapazität war rasch auf mehr als hundert Betten angewachsen, samt Notaufnahme.

Sie betraten das Gebäude und durchquerten den mintgrün und weiß gestrichenen Empfangsbereich in Richtung Fahrstühle. Ihre Schritte hallten auf dem blank gewienerten Linoleum wider. „Haben Sie etwas dagegen, wenn wir erst noch rasch nach einer kleinen Patientin sehen, bevor wir in den Operationssaal gehen?“, fragte Lacey.

„Nicht im Mindesten.“ Für Jackson standen Patienten immer an erster Stelle.

Die Türen des Lifts öffneten sich lautlos, und sie stiegen ein. Lacey drückte auf den Knopf für den zweiten Stock, woraufhin sich der Fahrstuhl nach oben in Bewegung setzte.

„Wo soll ich auf Sie warten?“, wollte Jackson wissen.

„Oh, Sie können ruhig mitkommen“, antwortete Lacey.

Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Sie haben wohl Angst, mich aus den Augen zu lassen?“

„Irgendwie schon, ja“, erwiderte sie geheimnisvoll.

Im zweiten Stock angekommen, wandte Lacey sich zur Kinderstation. Die Wände waren mit bunten Zeichentrickfiguren dekoriert, und überall standen Regale voll mit Plüschtieren und Spielzeug. Hinter der Glasscheibe zum Schwesternzimmer machte Jackson die Gestalten zweier Schwestern aus, in leuchtend pinkfarbene Uniformen gekleidet. Die Jüngere der beiden kannte er nicht. Sie sah aus wie im siebten Monat schwanger. Aber die Brünette mit den lebhaften Augen war ihm nur zu bekannt: Ada Peterson. Sie arbeitete seit Jahren hier und hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie Jacksons Pläne missbilligte, sich woanders als in Laramie niederzulassen.

Beim Näherkommen hörte er die Jüngere Ada zuraunen: „Kaum zu glauben, aber es sieht ganz so aus, als ob ihr verrückter Plan doch noch aufgeht.“

Was für ein Plan, schoss es Jackson durch den Kopf, und in seinem Inneren schrillten Alarmglocken.

Falls Lacey die Bemerkung der Schwester ebenfalls bemerkt hatte, so tat sie jedenfalls ihr Bestes, sie zu ignorieren. Mit freundlichem Lächeln begrüßte sie die beiden Frauen, die nicht im Geringsten erstaunt schienen, Dr. Buchanon in einem Stripperinnen-Outfit zu sehen.

„Wie schön, dass es Ihnen doch noch gelungen ist, den jungen Dr. McCabe zu einem Besuch bei uns zu überreden“, begeisterte sich Schwester Peterson.

Was bedeutete, dass jeder im Krankenhaus von Laceys geplanter Attacke auf seine Hormone gewusst hatte.

Mit einem bedeutungsvollen Blick auf Jackson fuhr Ada fort: „Nun, wir halten Sie jetzt nicht länger auf. Sie wollen sicher weiter zu Molly Weatherby. Ich nehme doch an, dass der junge Dr. McCabe mitkommt?“

Lacey errötete, und zum ersten Mal an diesem Abend schien sie um Worte verlegen zu sein. Nicht so Jackson.

„Oh ja, natürlich bin ich dabei.“

Kaum waren Lacey und Jackson um die Ecke gebogen, öffnete er die Tür zum Lagerraum und schob Lacey hinein.

„Was tun Sie da?“, empörte sie sich, während er nach dem Lichtschalter tastete.

Es hatte zwar durchaus seinen Reiz, sich im Dunkeln an ihre verführerischen Kurven zu pressen, doch er wollte ihr Gesicht sehen, wenn sie ihm seine Frage beantwortete.

„Was glauben Sie denn, was ich tue?“ Mit einem herausfordernden Lächeln drängte er sie gegen die Wand und stützte die Hände zu beiden Seiten ihres Körpers ab. „Ich will wissen, was hier gespielt wird.“

„Inwiefern?“ Sie blickte unschuldig zu ihm auf.

„Fangen wir mit Molly Weatherby an.“ Das Beben ihres Körpers ignorierend, drängte er sich noch dichter an sie. „Was habe ich mit ihr zu schaffen?“

„Eigentlich gar nichts“, erklärte sie mit verdächtig harmloser Miene.

Jackson glaubte ihr kein Wort. Und er hatte nicht vor, sich in irgendwelche Projekte einspannen zu lassen, mochte Laceys Absicht auch noch so ehrenhaft sein. „Ist diese Patientin ein Fall für die Chirurgie?“

Schwungvoll schob Lacey ihn beiseite und befreite sich aus seiner Belagerung. „Im Moment ist es noch zu früh, das eindeutig festzustellen. Wenn Sie gestatten, möchte ich jetzt gern nach ihr sehen.“ Damit wandte sie sich ab und ging zum Zimmer des Mädchens, ohne sich noch einmal umzublicken.

Nach kurzem Zögern folgte Jackson ihr. Sein berufliches Interesse war geweckt. Er wollte zumindest wissen, was genau Molly fehlte.

Die fünfjährige Molly erwartete sie in ihrem Bett sitzend, in den Arm ihrer Mutter geschmiegt. In ihrem pinkfarbenen Krankenhauspyjama mit den zerzausten roten Locken und dem von Krankheit gezeichneten Gesichtchen bot sie einen beklagenswerten Anblick. In einer Armbeuge steckte eine Kanüle, im anderen Arm hielt sie einen schon etwas zerdrückten braunen Teddy.

„Wie kommt es, dass du noch auf bist?“, wandte sich Lacey mit sanftem Tadel an das kleine Mädchen. Sie warf einen Blick auf das unberührte Bett, das man für Mollys Mutter ins Zimmer gestellt hat. „Nach dem anstrengenden Tag, den deine Mom und du hattet, dachte ich, ihr seid längst im Bett.“

„Ich kann nicht schlafen“, erklärte Molly weinerlich.

Patricia strich ihrer Tochter beruhigend über das schweißnasse Haar. „Es ist das Fieber – sie ist immer unruhig, wenn sie fiebert.“

„Wie geht es deinem Bauch, Molly? Tut er noch weh?“, erkundigte Lacey sich behutsam bei ihrer kleinen Patientin.

Molly zeigte auf die Mitte ihres Bauchs. „Hier tut es immer noch ein bisschen weh.“

Mit ruhiger Miene reichte Lacey die Krankenakte an Jackson weiter, bevor sie sich daran machte, das kleine Mädchen zu untersuchen. „Schauen wir uns die Sache doch noch mal näher an.“ Mit einem aufmunternden Lächeln tastete sie sorgfältig Mollys Bäuchlein ab. Wie schon zuvor konnte sie auch diesmal keinen Widerstand feststellen. Lacey drückte ihr Stethoskop auf Mollys Bauch. „Ist dir immer noch übel?“

Molly zog eine Grimasse. „Ein bisschen schlecht ist mir schon noch.“

„Die Medikamente und die Infusionen haben aber eine deutliche Besserung gebracht“, warf Patricia erleichtert ein. „Es ist Stunden her, seit sie sich zuletzt übergeben hat.“ Mit erneut besorgter Miene fügte sie hinzu: „Wissen Sie schon, was es ist? Eine Magengrippe oder doch eine Blinddarmentzündung?“

„Leider konnten wir noch keine eindeutige Diagnose stellen“, erwiderte Lacey offen. „Molly zeigt nicht alle Symptome einer Blinddarmentzündung, die für dieses Stadium typisch wären.“

„Dann könnte es ja vielleicht auch eine schwere Magengrippe sein, was meinen Sie?“, gab Patricia zu bedenken.

Das wäre zweifellos die bessere Alternative, dachte Lacey, sprach ihre Gedanken aber nicht aus. „Es wäre möglich, ist aber auch nicht gesichert. Deshalb würden wir Molly gern noch ein Weilchen zur Beobachtung hier behalten. Morgen oder übermorgen wissen wir mit Sicherheit mehr.“ Lacey verabschiedete sich von Mutter und Tochter und wünschte ihnen eine gute Nacht. „Wir sehen uns morgen Vormittag.“

Erst draußen auf dem Gang riskierte sie einen prüfenden Seitenblick auf Jackson. Wie erwartet, wirkte er nicht allzu begeistert, sich einem eventuellen Fall für die Chirurgie konfrontiert zu sehen. Doch das war Lacey egal. Schließlich handelte es sich hier um ein kleines Mädchen, und Jackson war im Moment der einzige Chirurg im Umkreis von fünfzig Meilen, auch wenn er nicht zum Krankenhauspersonal gehörte. Solange er sich hier in Laramie aufhielt, würde er bei einem Notfall einspringen müssen, ob es ihm nun passte oder nicht.

Inzwischen war es vermutlich das Beste, Ruhe zu bewahren und das Thema von sich aus nicht weiter zu verfolgen. „Danke für Ihre Geduld“, war das Einzige, was sie sagte. Beim Schwesternzimmer angekommen, händigte sie Ada Krankenakte und Stethoskop aus und verabschiedete sich für die Nacht.

„Sie werden sich sicher angemessen erkenntlich zeigen für meine Geduld“, versetzte Jackson spöttisch, während sie zum OP gingen.

Lacey beschloss, seinen ironischen Ton zu ignorieren. Schwungvoll öffnete sie die Tür zum OP-Bereich und erklärte in geschäftsmäßig tüchtigem Ton: „Sie werden überrascht sein über die moderne Ausrüstung, die wir Ihnen hier bieten können.“

Jackson sah sich bewundernd um. „Das muss eine schöne Stange Geld gekostet haben.“

Lacey nickte stolz. „Das war es wert.“

„Aber es gibt nach wie vor nur diesen einen Operationssaal im Krankenhaus, nicht wahr? Kommen Sie damit aus?“

Lacey schwang sich lässig auf den OP-Tisch und schlug die langen, schlanken Beine übereinander. „Da wir zurzeit nur einen einzigen Chirurgen im Team haben, reicht es fürs Erste.“

Jackson baute sich direkt vor ihr auf und strich ihr zärtlich über die Wange. „Tut mir leid, es funktioniert nicht“, meinte er bedauernd. Er ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. „Moralische Erpressung zieht bei mir nicht, egal, wie viele bedauernswerte Patienten Sie mir auch vorführen.“ Er nahm eine Rolle Klebeband von einem Tisch und spielte gedankenverloren damit.

„Man darf doch schließlich noch träumen“, erwiderte sie voller Zuversicht.

„Nein.“ Unvermittelt nahm er sie in die Arme und bog ihren Oberkörper zurück. Ehe ihr bewusst wurde, was geschah, lag sie lang ausgestreckt auf dem OP-Tisch, beide Handgelenke fest in Jacksons Griff.

„Was soll das denn werden?“, fragte sie so gleichmütig wie möglich, als er ihre Arme über den Kopf hob und sie nach unten drückte.

„Sie haben es für nötig gehalten, mich an einen Stuhl zu fesseln. Jetzt …“, mit den Zähnen riss ein Stück von dem Klebeband ab, „binde ich zur Abwechslung einmal Sie am Tisch fest.“

Lacey wusste, dass sie sich leicht aus seinem Griff hätte befreien können, doch sie beschloss, das Spiel mitzuspielen. Sich auf ein neckisches Gerangel einzulassen, diese Genugtuung wollte sie ihm nicht gönnen. Mit einem gelangweilten Lächeln meinte sie träge: „Nicht gerade besonders originell, Cowboy.“

„Stimmt. Andererseits, Rache ist süß. Heißt es nicht so?“ Ein letzter Handgriff, und Laceys mit Klebeband umwickelte Hände waren am Tisch befestigt.

Jetzt kostete es sie doch eine gehörige Portion Selbstbeherrschung, ruhig zu bleiben und weiterzulächeln. „Okay, Cowboy, der Spaß ist vorbei.“ Sie sah ihm in die Augen. „Jetzt lassen Sie mich frei.“

Er schüttelte den Kopf. „Erst wenn Sie mir versprechen, mich nicht länger anzubaggern, damit ich die Stelle hier annehme.“ Sein Ton klang sanft, aber energisch.

„Ich habe Sie nicht angebaggert!“, empörte Lacey sich hitzig. „Und wenn schon!“

Autor

Cathy Gillen Thacker
<p>Cathy Gillen Thacker ist eine Vollzeit-Ehefrau, - Mutter und – Autorin, die mit dem Schreiben für ihr eigenes Amusement angefangen hat, als sie Mutterschaftszeit hatte. Zwanzig Jahre und mehr als 50 veröffentlichte Romane später ist sie bekannt für ihre humorvollen romantischen Themen und warme Familiengeschichten. Wenn sie schreibt, ist ihr...
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