Leidenschaft – und so viel mehr

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So hat er sich das Wiedersehen nicht vorgestellt! Als Navy SEAL "Mac" McRoy aus dem Einsatz zu seiner Frau Teri nach Hause zurückkehrt, muss er feststellen, dass sie nicht da ist. Ohne zu zögern, reist er ihr hinterher auf die Ranch, von der sie immer geträumt hat. Bei einem Ausritt wollen sie sich aussprechen, doch ein Tornado zwingt sie, in einer Mine Schutz zu suchen. Die Zeit zu zweit entflammt neue Leidenschaft zwischen ihnen, aber Mac fühlt: Wenn er Teri behalten will, muss er eine schwere Entscheidung treffen …


  • Erscheinungstag 14.04.2020
  • Bandnummer 2129
  • ISBN / Artikelnummer 9783733726140
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Thurston McRoy, den alle nur Mac nannten, stieg aus dem Mietwagen und steckte die Autoschlüssel in die Hosentasche seiner Jeans. Es war zwei Uhr morgens, und in seiner Auffahrt parkte eine dunkelblaue Mittelklasselimousine.

Der brandneu aussehende Lexus trug Nummernschilder aus Georgia. Die einzigen Menschen, die Mac dort kannte, waren seine Eltern, und er fragte sich, ob der Wagen ihnen gehörte.

Sie kamen häufig nach Virginia, um nach seiner Frau Teri und den Kindern zu sehen, wenn er für längere Zeit nicht da war. Als Navy SEAL wurde er häufig auf verdeckte Missionen geschickt, bei denen er sich zu Hause nicht melden durfte. Er war seinen Eltern sehr dankbar, dass sie ihn und seine Familie so tatkräftig unterstützten und die Belastung, die sein Job mit sich brachte, etwas verringerten. Er war jedoch überrascht, sie so spät am Abend noch bei sich anzutreffen. Da es im Haus kein Gästezimmer mehr gab, übernachteten sie seit einiger Zeit in einem Hotel, wenn sie zu Besuch waren.

Als Mac nach seinem letzten Einsatz nach Hause zurückgekehrt war, hatte er feststellen müssen, dass seine Frau ihrer ältesten Tochter Tia ein eigenes Zimmer gegeben hatte. Teri behauptete, dass Tia nun in einem Alter sei, in dem sie mehr Privatsphäre und etwas Freiraum von ihren drei Schwestern Tatum, Tempest and Tasha brauchte. Mac hatte das nicht gefallen, es war das letzte freie Zimmer, und er hatte sich gern dorthin zurückgezogen, wenn er zu Hause war.

Er und Teri hatten immer wieder darüber gesprochen, ein größeres Haus zu kaufen. Mac hatte einige Investitionen auf Anraten seines Freundes und Kollegen Bane Westmoreland getätigt und die nötigen Mittel dazu. Doch während der letzten Jahre war er zu häufig unterwegs gewesen, und er wollte seine Frau einen solchen Kauf nicht ohne ihn tätigen lassen. Sie wussten beide ganz genau, was für eine Art Haus sie wollten, und diese Vorstellungen waren sehr entgegengesetzt. Während Teri von einem mehrgeschossigen Haus träumte, wollte er lieber ein ebenerdiges Haus im Ranch-Stil. Je weniger Stufen er hochsteigen musste desto besser.

Nun kehrte er nach acht Monaten von einem Einsatz in der Nähe von Libyen zurück. Bei seiner Abreise war er in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, nachdem er sich die ganze Nacht lang leidenschaftlich mit seiner Frau geliebt hatte, und hatte ihr weder verraten dürfen, wohin er fuhr noch, wann er zurückkehren würde. Und auch während seines Einsatzes blieb sein Aufenthaltsort vertraulich.

Mac erinnerte sich noch gut daran, wie er als kleiner Junge auf den Knien seines Großvaters mütterlicherseits gesessen und gebannt gelauscht hatte, wenn der ihm Geschichten aus seiner Zeit beim Militär und vor allem bei den SEALs erzählte. Der Vater seines Vaters war ebenfalls Soldat gewesen, und zwar ein Army Ranger. Obwohl Macs eigener Vater keine Armeekarriere eingeschlagen hatte, war Mac schon in frühen Jahren zu der Entscheidung gelangt, seinem Land zu dienen. Eine Laufbahn als SEAL war immer sein großer Traum gewesen, und er hatte hart dafür gearbeitet, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Wann immer er nun nach beinah zwanzig Dienstjahren darüber nachdachte, die Uniform an den Nagel zu hängen, gab es dann doch immer noch die eine Mission, bei der er dabei sein wollte, um noch einmal das Land zu verteidigen, das er so sehr liebte.

Der letzte Einsatz war sehr hart gewesen, doch all seine Teamkameraden hatten ihn gesund überstanden. Nun war Mac froh, wieder zu seiner Frau und seinen Kindern nach Hause zu kommen. Und sosehr er seine Eltern auch liebte, hatte er nicht damit gerechnet, sie bei seiner Rückkehr anzutreffen. Er brauchte ein kaltes Bier und seine Frau, wenn auch nicht unbedingt in der Reihenfolge.

Er vermutete, dass bereits alle im Bett waren, und doch beschlich ihn ein ungutes Gefühl, als er das Haus betrat. Im Wohnzimmer lief noch der Fernseher, und Mac blieb abrupt in der Diele stehen. Teri ging meist noch vor zehn ins Bett, da sie morgens schon um sechs Uhr aufstand.

Tatum war sieben und ging auf eine andere Schule als Tia. Tempest war fünf und besuchte den Kindergarten an Tatums Schule. Tasha, die Jüngste, war noch keine drei, ging aber bereits in einen Hort. Mac hatte der Gedanke nicht behagt, doch Teri fand, dass Tasha wenigstens ein paar Tage in der Woche mit anderen Kindern verbringen sollte, um ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln.

Mac war auch nicht begeistert davon, dass Teri arbeiten ging, doch sie hatte argumentiert, dass sie auch mal aus dem Haus kommen musste. Daher arbeitete sie nun halbtags in einer Bibliothek in der Stadt.

Um weder seine Kinder aufzuwecken noch seine Eltern zu erschrecken, holte Mac sein Handy aus der Tasche und schrieb Teri eine Nachricht. Sie schlief praktisch mit ihrem Telefon am Ohr. Als ihre Nachricht nicht direkt übermittelt wurde, fragte er sich besorgt, ob etwas mit ihrem Handy nicht stimmte. Er hatte zweimal versucht sie anzurufen, nachdem sein Flugzeug in Washington DC gelandet war. Beide Male hatte sie nicht geantwortet.

Irgendwas stimmt hier nicht.

Mac stellte sein Gepäck ab und steuerte auf das Elternschlafzimmer zu, als sein Vater um die Ecke kam. Carlton McRoy machte beinah einen Satz, als er seinen Sohn sah.

„Verdammt, Mac, willst du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?“, fragte er. „Ich habe dich nicht reinkommen hören.“

Mac ging auf seinen Vater zu und nahm ihn in den Arm. „Du solltest mich auch nicht hören, Dad. Ich bin ein SEAL.“

„Warum hast du nicht geklingelt?“

Mac fand diese Frage ziemlich unsinnig. „Ich lebe hier. Ich brauche nicht zu klingeln. Außerdem wollte ich niemanden aufwecken. Übrigens, mir gefällt dein neuer fahrbarer Untersatz.“

Sein Vater strahlte. „Danke. Es ist der Wagen deiner Mutter. Ich habe ihn ihr als verfrühtes Geschenk zu unserem Hochzeitstag gekauft. Wie du weißt, sind wir bald vierzig Jahre verheiratet.“

Ja, das wusste Mac durchaus. Carlton und Alexis Youngblood-McRoy hatten nach ihrer Heirat keine Zeit verschwendet, eine Familie zu gründen. So war Mac kurz vor dem ersten Hochzeitstag auf die Welt gekommen. Seine Eltern hatten nur ein Kind geplant gehabt, doch an ihrem zehnten Hochzeitstag war dann Macs Schwester Kylie geboren worden.

„Ein schönes Geschenk.“

„Das finde ich auch, und Lex hat es wirklich verdient“, erwiderte sein Vater.

Mac lächelte. Seine Eltern waren ein besonderes Paar und ihm und seiner Schwester immer ein großes Vorbild gewesen. Ihre interkulturelle Ehe war sehr glücklich verlaufen, denn sie lebten nach dem Motto: „Unsere Liebe hat uns zusammengebracht, und sie wird uns auch zusammenhalten.“

„Thurston!“

Mac drehte sich um und lachte, als seine Mutter sich in seine Arme warf. „Hallo Mom“, begrüßte er sie und küsste sie auf die Wange.

„Ich habe Stimmen gehört und dachte, eines der Mädchen sei aufgewacht.“

„Nein, es waren nur Dad und ich. Er hat mich erwischt, als ich gerade zu Teri wollte, um ihr zu sagen, dass ich hier bin.“

Mac hatte immer noch den Arm um die Schultern seiner Mutter gelegt und konnte spüren wie sich ihr Körper anspannte. „Mom, alles in Ordnung?“

Wie schon so häufig ging ihm durch den Kopf, wie schön seine Mutter mit ihren außergewöhnlich blauen Augen und dem aschblonden Haar war. Im Kontrast dazu besaß die Haut seines Vaters einen schokoladenfarbenen Ton, und so war der Teint von Mac und seiner Schwester eine Mischung der beiden Eltern.

Da seine Mutter ihm eine Antwort schuldig blieb, wandte Mac sich an seinen Vater, der den gleichen verhaltenen Ausdruck im Gesicht trug wie seine Frau. Mac ließ seine Mutter los und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter neunzig auf. „Na schön, was ist hier los?“

Als seine Eltern sich einen flüchtigen Blick zuwarfen, beschlich ihn wieder das ungute Gefühl, das ihn schon beim Betreten des Hauses befallen hatte. Das alles gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Teri ist nicht hier, Mac.“

„Es ist zwei Uhr früh, und die Mädchen müssen morgen in die Schule“, erwiderte Mac verwundert. „Also, wo ist Teri?“

Seine Mutter legte ihm eine Hand auf den Arm. „Sie musste weg und hat uns gebeten, herzukommen und uns um die Mädchen zu kümmern.“

Mac runzelte die Stirn. Er kannte seine Frau, und sie wäre nie ohne ihre Töchter irgendwohin gegangen. „Was meinst du damit, sie musste weg? Warum? Und wohin?“

„Das muss sie dir selber sagen, Thurston. Da möchten wir uns nicht einmischen.“

Seine Mutter schaute ihn unangenehm berührt an, und auf dem Gesicht seines Vaters konnte Mac die gleiche Empfindung ablesen.

„Was ist hier los, Dad? Mom? Warum könnt ihr mir nicht sagen, was passiert ist?“

„Weil es nicht an uns ist, dir das zu erklären.“

Mac holte tief Luft. Er verstand überhaupt nichts mehr. Die Geheimnistuerei seiner Eltern steigerte seine Verwirrung und Wut beinah ins Unerträgliche. „Na schön. Wo ist sie?“

„Sie ist vor drei Tagen zur Torchlight Ranch aufgebrochen“, erklärte ihm sein Vater schließlich.

„Die Gästeranch in Wyoming?“

„Ja.“

„Was zum Teufel will sie dort?“

„Sie sagte, dass sie schon länger dorthin zurückkehren wollte“, erwiderte sein Vater.

Mac fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Teri hatte sich tatsächlich gewünscht, zu der Ranch zurückzukehren, auf der sie vor zehn Jahren ihre Flitterwochen verbracht hatten. Und er hatte immer wieder versprochen, mit ihr dorthin zu fahren. Doch zwischen seinen Einsätzen und ihrer Familienplanung war nie genug Zeit gewesen. Teri war auf einer Farm aufgewachsen und im Grunde ihres Herzens ein Cowgirl. Sie hatte mit ihren Lasso- und Reitkünsten an Rodeos teilgenommen und, bevor sie sich begegnet waren, sogar den Staat Texas als Rodeo-Königin repräsentiert.

Nach ihrer Heirat hatte sie all das aufgegeben, um mit ihrem Mann um die Welt zu ziehen. Angeblich war das kein Problem gewesen, doch nun fragte sich Mac, warum sie ihre Kinder zurückgelassen hatte und allein auf die Torchlight Ranch gefahren war.

Doch er wusste, dass nur Teri diese Fragen beantworten konnte.

„Ich habe zwei Mal versucht, sie vom Flughafen aus anzurufen, doch sie geht nicht an ihr Telefon“, sagte er schließlich. Seine Stimme verriet, wie wütend er war.

„Der Empfang auf der Ranch ist schlecht, und Teri muss zum Telefonieren in die Stadt fahren. Sie ruft jeden Tag an, um mit den Mädchen zu sprechen. Sie meldet sich für gewöhnlich abends um fünf Uhr. Ich bin sicher, sie ruft auch heute um die Zeit an. Dann kannst du sie alles fragen“, erklärte seine Mutter ihm lächelnd.

Er starrte seine Eltern entgeistert an und fragte sich, ob sie wirklich glaubten, er würde herumsitzen und auf Teris Anruf warten.

„Ich möchte die Mädchen sehen. Ich werde sie nicht aufwecken, aber ich muss sie sehen, bevor ich losfahre.“

„Losfahren?“, fragte sein Vater und sah ihn entgeistert an.

„Ja, ich fahre gleich los.“

„Wo willst du hin?“, mischte sich seine Mutter ein.

„Ich fahre zur Torchlight Ranch.“

„Jetzt?“

„Ja, jetzt.“

Kurz darauf öffnete Mac die Tür zum Zimmer seiner ältesten Tochter. Sie schlief tief und fest, doch er musste sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es ihr gutging. Lächelnd betrachtete er die schlafende Kleine. Sie hatte den Mund ihrer Mutter geerbt, doch sah ihm in allem anderen am ähnlichsten.

Er hatte den Namen Tia für ihr erstes Kind gewählt und es dann Teri überlassen, die Namen der anderen Mädchen auszusuchen. Nun fingen die Namen aller Familienmitglieder mit T an. Tia war entschlossen, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten und ein Cowgirl zu werden. Daher hatte sie auch mit fünf Jahren entschieden, dass sie Reitstunden nehmen wollte. Die Vorstellung, dass sie an solchen Wettbewerben teilnahm, gefiel Mac immer noch nicht, doch das war nur eines von vielen Dingen, in denen er und Teri sich nicht einig waren.

Mac beugte sich vor und gab Tia einen Kuss auf die Wange, bevor er das Zimmer verließ und nach Tatum und Tempest sah. Zwischen den beiden bestand ein Altersunterschied von knapp zwei Jahren, und sie standen sich sehr nah. Sie kümmerten sich umeinander, und dieser Umstand gefiel Mac sehr an den beiden. Im Gegensatz zu Tia würden die beiden Mädchen vermutlich nie nach getrennten Zimmern fragen, sondern es sogar genießen, sich, solange es ging, auf der Pelle zu hocken. Er gab auch den beiden einen Kuss auf die Wange und ging in das Kinderzimmer hinüber, das dem Elternschlafzimmer am nächsten lag und in dem ihre jüngste Tochter, die dreijährige Tasha, schlief.

Obwohl er auf Zehenspitzen das Zimmer betrat, überraschte es ihn nicht, dass Tasha sofort die Augen aufriss, ihn einen Moment lang anstarrte und ihm anschließend ein Lächeln schenkte. „Daddy!“

Sie warf sich in seine Arme, und er drückte sie an sich. Nach den ersten drei Mädchen hatten er und Teri auf einen Jungen gehofft, doch als ihm die Krankenschwester Tasha in die Arme legte, spielte das keine Rolle mehr. Tasha sah ihm von den vier Töchtern am ähnlichsten und war beinah sein Ebenbild.

Er nahm sie hoch und setzte sich mit ihr in den Schaukelstuhl, den er Teri damals geschenkt hatte, drückte sie an seine Brust und schaukelte sie sanft in seinen Armen, damit sie wieder einschlief. Wie immer nach einer gefährlichen Mission brauchte er einen Moment des Friedens. Doch das war erst möglich, wenn er Teri gefunden hatte und wusste, was mit ihr los war. Warum sie seine Eltern gebeten hatte, nach den Mädchen zu sehen, und dann weggefahren war.

Abgesehen von ihm, seiner Schwester und seinen Eltern hatte Teri keine Familie. Ihre Eltern waren gestorben, als sie noch jung war, und ihre Großeltern hatten sie auf ihrer Ranch in Terrell, Texas, aufgezogen, die nur ein Steinwurf von Dallas entfernt lag. Als Mac sie kennenlernte, waren ihre geliebten Großeltern gerade gestorben, und Teri versuchte mit ihren dreiundzwanzig Jahren, die Ranch allein zu führen. Als es ernster zwischen ihr und Mac wurde, hatte Teri den Entschluss gefasst, die Ranch zu verkaufen – eine Entscheidung, die ihr sehr schwergefallen war, die sie aber nie bereut hatte. Sie nahm seinen überraschenden Heiratsantrag an, hängte ihre Sporen an den Nagel und begann das Leben einer SEAL-Ehefrau.

Es war ihre Idee gewesen, die Hochzeitsreise auf einer Touristen-Ranch zu verbringen. Das hatte ihr die Gelegenheit gegeben, sich gebührend von ihrem Leben als Cowgirl zu verabschieden. Mac hatte diese beiden Wochen sehr genossen und ihr bei dieser Gelegenheit zeigen können, dass auch er mit einem Pferd umgehen konnte. Dies hatte er auf der Pferdefarm der Familie seiner Mutter in Ocala, Florida, gelernt.

Der Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung war perfekt. Er hatte drei Jahre zuvor die Marineakademie absolviert und genoss das Leben als SEAL. Eigentlich hatte er noch nicht vor, sein Leben als Junggeselle zu beenden, doch die Begegnung mit Teri warf diesen Vorsatz über den Haufen.

Während Mac seine Tochter weiter in den Schlaf wiegte, schloss er die Augen und dachte an den Moment zurück, in dem Teri Cantor in sein Leben trat …

Zehn Jahre zuvor

„Verdammt, Lawton, kannst du vielleicht ein bisschen langsamer machen?“, sagte Mac zu seinem Begleiter.

Doch Lawton hatte es ziemlich eilig. Mac hatte sich von ihm überreden lassen, mit zu einem Rodeo zu kommen, wo sein Freund mit einer Frau verabredet war.

„Du könntest ja auch etwas schneller gehen“, erwiderte Lawton und grinste ihn herausfordernd an, ohne seine Schritte zu verlangsamen.

„Hm. Sag mal, woher kennst du diese Frau noch mal?“

„Wir haben uns vor drei Monaten im Internet kennengelernt und sind uns letzten Monat das erste Mal in Atlanta begegnet. Sie ist Fotografin beim Bill Pickett Rodeo. LaDorria erwähnte, dass sie in der Gegend von DC sei, und ich hielt das für eine gute Gelegenheit, sie wiederzusehen.“

Als sie sich dem Eingang der Arena näherten, verlangsamte Lawton seine Schritte. „Habt ihr drinnen einen bestimmten Treffpunkt vereinbart?“, fragte Mac und blickte sich um.

„Ja. Sie hat vorgeschlagen, dass wir uns an dem Stand treffen, an dem sie die Programmhefte verkaufen.“

Zehn Minuten später stellte Lawton seinem Freund LaDorria Clark vor. Mac musste zugeben, dass sie eine sehr attraktive Frau war, und fragte sie aus einer Laune heraus, ob sie zufällig eine Freundin habe, die Single sei. „Zufällig ja. Sie heißt Teri und nimmt heute Abend an den Wettkämpfen teil“, erwiderte LaDorria prompt.

LaDorria schlug eines der Programmhefte auf und zeigte auf eine Seite. „Das hier ist Teri.“

Mac hatte zwar nie für möglich gehalten, sich in ein Bild zu verlieben, doch in diesem Moment wurde er vom Gegenteil überzeugt. Eine wunderschöne Frau in einem Cowgirl-Outfit lächelte in die Kamera und nahm sofort sein Herz gefangen.

„In welchen Kategorien tritt sie an?“

„Beim Roping und beim Tonnenrennen. Sie ist die Titelverteidigerin bei den Frauen und war letztes Jahr Rodeo-Königin.“

Mac betrachtete noch einmal das Foto und war nicht überrascht. Er schätzte Teri auf zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig. Sie hatte wunderschöne honigbraune Augen, die perfekt zu ihren hohen Wangenknochen und vollen sinnlichen Lippen passten. Ihre Haut hatte die Farbe von sattem Mokka, und das Haar fiel ihr in üppigen Locken um die Schultern.

„Und du stellst sie mir vor?“, fragte er LaDorria, um ganz sicherzugehen.

Sie lachte. „Ja, sobald das Rodeo vorbei ist. Aber nur, wenn du sie vorher anfeuerst. Schließlich will sie gewinnen.“

Später stellte Mac fest, dass dies völlig überflüssig war, da Teri Cantor einen eigenen Fanklub unter den Zuschauern zu haben schien. Außerdem war sie gut. So gut, dass sie in beiden Kategorien mit Leichtigkeit gewann. Er konnte nicht anders, als die Geschicklichkeit zu bewundern, mit der sie das Pferd lenkte. Außerdem konnte er nicht gegen die Anziehungskraft ankämpfen, die sie auf ihn ausübte. Sie war wirklich eine ungeheuer attraktive Frau – sowohl vom Aussehen als auch von ihrem ganzen Auftreten. Ihre Cowgirl-Outfits verstärkten die Wirkung auf ihn nur noch.

Ihm gefiel, wie sie mit dem Lasso umging und geschickt die Rinder einfing. Solch ein Können verriet, dass sie sehr intensiv trainiert haben musste und offensichtlich ein disziplinierter Mensch war.

Auch die anderen männlichen Zuschauer waren heiß auf Teri. Einige von ihnen gaben zu, bereits bei ihr abgeblitzt zu sein, und Mac hoffte, nicht einer von ihnen zu werden.

Er dachte an die Frauen, mit denen er in der Vergangenheit ausgegangen war. Die meisten hatten nichts gegen ein Date mit einem Soldaten, jedoch keine Lust, einen zu heiraten. Den meisten war das Leben als SEAL-Ehefrau zu hart und der Gedanke unerträglich, nicht zu wissen, wo sich ihr Mann gerade aufhielt und wann er zurückkehren würde.

Mac fand gerade diese Haltung unerträglich. Obwohl er noch gar nicht heiraten wollte, störte ihn, dass es einigen Frauen in einer Beziehung nur um sich selbst ging. Sie erkannten offensichtlich nicht, dass die Ehefrau eines Navy SEALs ebenfalls ihrem Land diente, wenn auch auf eine andere Art und Weise.

„Ich habe gerade eine Nachricht von LaDorria bekommen“, sagte Lawton nach dem Rodeo. „Sie schreibt, wir sollen ihnen dreißig Minuten Zeit geben und dass sie uns dann an dem Stand mit den Souvenirs treffen.“

„Ist gut. Es sieht so aus, als wäre es dir wirklich ernst mit LaDorria“, sagte Mac.

„Das stimmt. Ich hoffe, es ist ihr auch ernst mit mir.“

Das hoffte Mac auch, denn Lawton war wirklich ein toller Kerl.

Fünfundvierzig Minuten später konnte sich Mac davon überzeugen, dass sich die Warterei auf die beiden Frauen gelohnt hatte. Denn Teri Cantor sah aus der Nähe betrachtet noch viel besser aus.

Sie hatte ihr Rodeo-Outfit gegen eine Stoffhose und eine Bluse eingetauscht, was ihr einen verflucht femininen Touch verlieh. Statt eines Pferdeschwanzes trug sie das Haar nun offen, sodass es ihr in weichen Locken bis auf die Schultern fiel. Als ihre Blicke sich trafen, wusste Mac, dass das Interesse auf Gegenseitigkeit beruhte, und er hatte nicht vor, diese Chance verstreichen zu lassen.

„Na, was denkst du?“, fragte Lawton ihn, als die beiden Frauen auf sie zukamen.

„Ich glaube, ich habe mich verliebt“, erwiderte Mac spontan.

Lawton lachte, doch Mac meinte es völlig ernst. Sein Vater hatte immer behauptet, dass es ihm genauso ergangen war, als er Macs Mutter das erste Mal an der Universität getroffen hatte.

Mac holte tief Luft und atmete erst wieder aus, als die beiden Frauen neben ihnen standen. LaDorria stellte sie alle einander vor. „Teri, das ist Thurston McRoy, ein Freund von Lawton.“

Teri streckte ihm die Hand entgegen, und als Mac sie in seine nahm, spürte er … so etwas wie einen Energiestrom durch seinen Körper fließen. Ihr Blick verriet ihm, dass sie es ebenfalls gespürt hatte.

„Nett, dich kennenzulernen, Thurston.“

Er lächelte sie an. „Meine Freunde nennen mich Mac.“

Sie nickte. „Na schön, nett dich kennenzulernen, Mac.“

„Ganz meinerseits.“ Und damit war es ihm völlig ernst.

Sie gingen an diesem Abend in ein Grillrestaurant, und Mac hatte die Gelegenheit, Teri etwas näher kennenzulernen. Doch er wollte noch viel mehr über sie erfahren, und so tauschten sie Telefonnummern aus und blieben in Verbindung. Manchmal telefonierten sie abends stundenlang miteinander.

Ihr erstes offizielles Date hatten sie einen Monat später, als er nach Montana flog, um ihr bei einem Rodeo zuzuschauen. Das war kurz vor seiner Stationierung in Spanien gewesen, und er hatte sie noch einmal sehen wollen, bevor er das Land verließ.

Danach schrieben sie sich Textnachrichten und telefonierten miteinander, wann immer sie konnten. Zwei Monate später erzählte sie ihm, dass sie mit dem Gedanken spielte, die Ranch zu verkaufen und nach New York zu ziehen. Sie fand, dass es langsam an der Zeit war, ihren Abschluss in Geschichte zu machen. Er wusste, dass es für sie eine sehr schwere Entscheidung war, denn schließlich hatte sie ihm während ihrer Gespräche immer wieder erzählt, wie gern sie auf der Ranch lebte.

Nachdem sie sich einmal zu dem Verkauf durchgerungen hatte, war schnell ein Käufer gefunden, und bevor sie ihre Sachen packen und nach New York ziehen konnte, bat er sie, ihn in Barcelona zu besuchen. Teri stimmte zu, und sofort organisierte Mac alles Notwendige und schickte ihr vierundzwanzig Stunden später ein Flugticket. Als er sie in Barcelona vom Flughafen abholte, war ihm sofort klar, dass er sie zu einem festen Bestandteil seines Lebens machen wollte.

Teri verbrachte zwei wundervolle Wochen mit ihm in Spanien, und in dieser Zeit schliefen sie das erste Mal miteinander. Sie zu lieben war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte.

Teri warf ihn wirklich völlig aus der Bahn, und ihre körperliche Vereinigung war unglaublich intensiv, so als wären sie füreinander bestimmt gewesen.

Bevor sie in die Staaten zurückkehrte, machte er ihr einen Heiratsantrag, und sie sagte Ja.

Einen Monat später heirateten sie.

Mac kehrte in die Gegenwart zurück, öffnete die Augen und betrachtete Tasha, die inzwischen wieder eingeschlafen war. Er stand auf, legte sie zurück ins Bett und verließ das Zimmer.

Es war höchste Zeit, seine Frau zu finden.

2. KAPITEL

Teri McRoy nippte an ihrem Kaffee, während sie durch das Fenster den wunderschönen Ausblick auf die weitläufigen Ebenen, Täler und Berge genoss. Die luxuriöse Gästeranch in Torchlight, Montana, lag westlich von Cheyenne und erstreckte sich über ein Gebiet von über vierhunderttausend Hektar Land. Das erste Mal war Teri zehn Jahre zuvor mit Mac während ihrer Hochzeitsreise auf der Ranch gewesen, und er hatte ihr versprochen, irgendwann noch einmal mit ihr zurückzukehren.

Doch er hatte dieses Versprechen nie eingelöst.

Als Teri klar wurde, dass sie Zeit allein brauchte, um ein paar Dinge für sich zu klären, war ihr dieser Ort als erster eingefallen. Das lag vermutlich an den wundervollen Erinnerungen, die sie mit ihm verband. Nun war sie froh, dass sie hergekommen war. Sie vermisste ihre Töchter sehr und war ihren Schwiegereltern dankbar, dass sie so schnell als Babysitter eingesprungen waren. Macs Eltern waren wirklich großartig, und ihre Töchter konnten sich keine besseren Großeltern wünschen. Teri hätte die Mädchen wirklich bei niemand anderem lassen wollen. Trotzdem musste sie sich jeden Tag davon überzeugen, dass es ihnen gutging und ihre Stimme hören. Jedes Mal sagten die vier ihr natürlich, dass sie sie vermissten – um ihr dann zu erzählen, wie viel Spaß sie mit Opa und Nana hatten.

Was Teri am besten an der Ranch gefiel, war, dass man nicht im Haupthaus wohnen musste. Wenn man sich mehr Privatsphäre wünschte, konnte man eine der kleinen Hütten mieten, die auf dem großen Areal der Ranch verteilt lagen. Es war einfach wunderbar. Außerdem bekam man als Gast für die Zeit des Aufenthalts ein Pferd zugeteilt, das jeden Morgen zur Hütte gebracht wurde. Ihres war ein wunderschöner weißer Hengst mit dem Namen Amsterdam. In den vergangenen drei Tagen hatten sie und Amsterdam sich besser kennengelernt. Es hatte ein lebhaftes Temperament, das sie jedoch nicht abschreckte, sondern für sie als erfahrende Reiterin eine willkommene Herausforderung war.

Obwohl Teri die Hütte sehr idyllisch fand, wusste sie doch tief in ihrem Herzen, dass es ohne ihren Mann nicht das Gleiche war. Mac fehlte ihr, und so erging es ihr immer, wenn er für längere Zeit weg war. Sie versuchte natürlich, ihm das nicht zu zeigen. Er hatte nun mal einen gefährlichen Job, und das war ihr bei ihrer Hochzeit durchaus klar gewesen. Sie hatte auch gewusst, dass er jeden Augenblick abkommandiert werden konnte und er ihr weder sagen durfte, wohin noch für wie lange. Sein längster Einsatz hatte sieben Monate gedauert, doch nun war er bereits seit acht Monaten weg, und langsam fing sie an, sich Sorgen zu machen. Was wenn …

Teri schüttelte den Kopf und weigerte sich, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Mac erwartete von ihr, dass sie Stärke bewies und sich um alles kümmerte, während er weg war. Leider fiel ihr das diesmal ungeheuer schwer. Es waren ein paar Dinge geschehen, mit denen sie nicht gerechnet hatte, und jeden Tag brach ihr Herz ein wenig mehr.

Mac war ein guter Mann und ein wunderbarer Vater. Er sorgte für seine Familie und erfüllte in finanzieller Hinsicht all ihre Bedürfnisse. Macs Mädchen mussten auf nichts verzichten. Teri musste jedoch erkennen, dass man nicht alles für Geld kaufen konnte. Seelenfrieden. Mehr gute Tage als schlechte. Und eine glückliche harmonische Ehe.

Teri hätte Mac gern auf der Ranch bei sich gehabt, um noch einmal mit ihm die Schönheit der Landschaft zu genießen. Doch das war nicht der einzige Grund. Sie brauchte ihn, damit er sie in die Arme nahm und ihr versicherte, dass alles gut würde. Dass sie keine Schuld an dem traf, was geschehen war. Natürlich würde er dann auch erfahren, dass er das verloren hatte, was er sich so sehnlich wünschte.

Einen Sohn.

Als Teri erneut die Tränen in sich aufsteigen spürte, holte sie tief Luft. Sie hatte mit einer Therapeutin gesprochen, die ihr erklärte, dass Fehlgeburten häufiger vorkamen, als die meisten wussten. Dass sie nichts falsch gemacht hatte. Doch die Frau kannte nicht die ganze Wahrheit. Teri hätte gar nicht erst schwanger werden dürfen. Mac wünschte sich zwar einen Sohn, fand jedoch nach der Geburt ihrer vierten Tochter Tasha, dass vier Kinder reichten, um Teri auf Trab zu halten, während er als SEAL im Einsatz war.

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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