Liebe – reine Verhandlungssache?

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Feueralarm im Hotel! Im Pyjama stürzt Isabel auf die Straße. Aber trotz der kalten New Yorker Dezembernacht ist der schönen Anwältin plötzlich heiß. Was an einem sehr attraktiven Fremden liegt, der sie nach dem Fehlalarm in die Hotelbar einlädt. Und sie kurz darauf ins Bett bringt, wo er sie zu viel mehr als einem Gutenachtkuss verführt. Dabei hat sie einen neuen, komplizierten Fall, für den sie dringend Schlaf bräuchte. Brillant und gerissen soll der gegnerische Anwalt sein. Am nächsten Tag stellt Isabel fest: Es ist der Mann aus ihrem Bett!


  • Erscheinungstag 13.10.2020
  • Bandnummer 2155
  • ISBN / Artikelnummer 9783733726409
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Isabel Blackwell hatte sich gerade hingelegt, als der Feueralarm des Hotels losging.

Frustriert und genervt setzte sie sich im Bett auf und schob ihre Schlafmaske zurück, während die Sirene weiter dröhnte. Seit fast zwei Wochen war das New Yorker Luxushotel Bacharach ihr Zuhause, und dies war bereits das vierte Mal, dass der Feueralarm ausgelöst wurde. Sie war absichtlich früh zu Bett gegangen, weil sie morgen einen schwierigen Tag vor sich hatte. Ihr Bruder Sam hatte sie davon überzeugt, einen Rechtsfall zu übernehmen, den sie eigentlich nicht wollte – die Rettung des Eden Kaufhauses vor dem Rachefeldzug eines Mannes, der einen jahrzehntealten Schuldschein besaß. Sie hätte wirklich gern ausgeschlafen.

„Achtung, Achtung“, ertönte die aufgezeichnete Nachricht über die Lautsprecheranlage im Flur. „An alle Gäste! Bitte begeben Sie sich geordnet zum nächsten Notausgang. Benutzen Sie nicht die Aufzüge. Ich wiederhole, benutzen Sie nicht die Aufzüge. Vielen Dank.“

„Benutzen Sie nicht die Aufzüge“, murmelte Isabel tonlos vor sich hin, schob die Decke zurück, schnappte sich ihren Morgenmantel, zog sich ein Paar Ballerinas an und schlurfte pflichtbewusst mit den anderen Gästen den Flur hinunter. Es war noch nicht ganz zweiundzwanzig Uhr, sodass sie als Einzige im Schlafanzug war, aber sie weigerte sich, sich dafür zu schämen. Schließlich trug sie Wäsche aus zartrosa Seide, für die sie ein Vermögen ausgegeben hatte. Und wenn sich jemand unsicher fühlen sollte, war es die Hotelleitung. Die musste das endlich mal unter Kontrolle bringen.

Sie ging die Treppe hinunter, dann durch die Lobby – vorbei an dem sich entschuldigenden Portier – und hinaus auf die Straße. Anfang Dezember war kein idealer Zeitpunkt, im Seidenpyjama auf einem Bürgersteig in Manhattan herumzulaufen, aber sie hoffte, dass die Hotelmitarbeiter inzwischen schneller darin waren, die Ursache des Alarms herauszufinden und zu beheben.

Verzweifelt kam der Hotelmanager auf die Gäste zu. „Es tut mir so leid. Wir arbeiten unter Hochdruck daran, dass Sie so schnell wie möglich wieder auf Ihre Zimmer können.“ Er fischte einen Stapel Karten aus seiner Anzugtasche und begann, sie auszuteilen. „Bitte. Eine für jeden von Ihnen. Genießen Sie einen Cocktail an der Bar. Selbstverständlich auf Kosten des Hauses.“

Isabel nahm sein Angebot an. In dieser Situation würde sie nicht auf ein Gratisgetränk verzichten.

„Und wenn drinnen schon ein Drink auf mich wartet?“, vernahm sie da eine leise grollende Stimme hinter sich.

Isabel drehte sich um, und sofort fiel ihr die Kinnlade herunter. Vor ihr stand ein Mann, so attraktiv, dass sie sich fragte, ob sie nicht doch schlief und sich nun inmitten eines erotischen Traums befand. Der Typ war groß und schlank, hatte einen kräftigen, kantigen Kiefer, einen sauber getrimmten Dreitagebart, stahlgraue Augen und eine äußerst verlockende, leicht verwuschelte Frisur mit sehr sexy grauen Strähnen an den Schläfen, was die pure Verlockung für Isabel war. Sie hatte eine echte Schwäche für distinguierte Männer. Zum Glück war sie so geistesgegenwärtig zu fragen: „Sie mussten einen Drink stehen lassen? Das ist wirklich traurig.“

Der Typ verschränkte die Arme und blickte sehnsüchtig durch die Glastüren des Hotels. „Der Barkeeper hatte gerade den besten Manhattan eingeschenkt, den ich je hatte. Und der verkommt jetzt da drin.“ Dann richtete er den Blick auf sie, ließ ihn zu ihren Füßen wandern und dann träge zurück nach oben schweifen. Während er jeden Zentimeter von ihr aufnahm, breitete sich eine wohlige Hitze in ihr aus. „Frieren Sie nicht?“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Mir ist eher heiß.“

Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, während er ihr die Hand reichte. „Jeremy.“

„Isabel.“ Sie schlang die Finger um seine und blieb dann wie angewurzelt stehen. Auch er rührte sich nicht. Sie hielten sich an den Händen, was eine glühende Hitze und ein Prickeln zwischen ihnen hindurchjagte. Es war viel zu lange her, dass sie mit einem Mann geflirtet hatte. Immer kam ihr der Job dabei in die Quere – ein wichtiger Grund dafür, warum sie ihn nicht so sehr mochte.

„Das war offenbar kein Witz“, bemerkte er. „Wie kommt es, dass Sie so heiß sind?“

Wie kommt es, dass Sie so heiß sind? „Glück, denke ich.“

„Meine Damen und Herren“, verkündete der Hotelmanager und steckte den Kopf aus der Tür. „Wie sich herausgestellt hat, war es falscher Alarm. Sie können wieder hineingehen.“

„Sieht so aus, als könnten Sie Ihren Manhattan retten“, sagte Isabel zu Jeremy.

„Begleiten Sie mich? Ich trinke nicht gern allein.“ Er neigte den Kopf zur Seite und hob einladend beide Augenbrauen.

Eigentlich hatte Isabel vorgehabt, wieder nach oben zu gehen und sich schlafen zu legen. „Ich trage einen Pyjama.“

„Und nicht zu vergessen auch eine Schlafmaske.“ Er streckte die Hand aus und nahm sie aus ihren Haaren. „Funktionieren diese Dinger wirklich?“

Sie strich ihr Haar glatt und entschied, dass dies ein gutes Zeichen war. Schließlich hatte er sie trotz ihres Aufzugs zu einem Drink eingeladen. „Ja, ganz gut, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat.“

„Ich habe das noch nie probiert. Vielleicht sollte ich es mal versuchen. Ich schlafe nicht so gut.“

Isabel hielt sich gerade noch zurück, das zu sagen, was ihr durch den Kopf schoss – dass es ihr nichts ausmachen würde, ihm beim Schlafen behilflich zu sein. Stattdessen nahm sie ihm die Maske aus der Hand und steckte sie in die Tasche ihres Morgenmantels. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sich so mit mir zu zeigen, würde ich gern etwas trinken.“

„Sie könnten einen Kartoffelsack anhaben, und ich würde Sie trotzdem zu einem Drink einladen.“ Er trat zur Seite und lud sie mit einer Handbewegung ein vorzugehen.

Oh, Jeremy war wirklich gut. Kurz fragte sie sich, ob er einer dieser Männer war, der nur auf seinen Spaß aus war. Sie war für einen Neuanfang nach New York gezogen, weil sie sich beruflich verändern und nicht mehr diese unangenehmen Fälle übernehmen wollte. Fortan wollte sie sich hauptsächlich dem Adoptionsrecht widmen – und auch das Thema Liebe ernsthaft angehen. Mit achtunddreißig war es höchste Zeit, dass sie in ihrem Leben vorankam. Trotzdem war es albern, diesen heißen Typen schon nach ein paar Worten zu beurteilen. „Gut zu wissen“, erwiderte sie und ging ihm voran in die elegante Bar, die trotz der verteilten Gutscheine nur spärlich besetzt war. „Wo haben Sie denn Ihren Drink zurückgelassen?“

„Hier drüben.“ Jeremy schlenderte voraus, und Isabel nutzte die Gelegenheit, ihn von hinten zu betrachten. Die Aussicht war atemberaubend – breite Schultern, muskulöser Körper. Seine Anzugjacke verdeckte seinen Hintern, aber sie konnte sich vorstellen, wie knackig der sein musste. Jerermy ging zu einem Ecktisch, auf dem sein Getränk neben einem Stapel Papiere stand, die er schnell in eine Aktentasche steckte. „Sie sind wirklich in Eile aufgebrochen“, sagte sie. „Ist das Ihre erste Nacht hier? Ich nehme den Feueralarm nicht mehr so ernst. Die meiste Zeit ist es nichts.“

„Ich bin kein Hotelgast, sondern hatte hier nur eine Besprechung. Ich wohne in Brooklyn, aber ich dachte, ich gönne mir einen Drink, bevor ich nach Hause fahre.“ Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu. „Jetzt bin ich froh, dass ich es getan habe.“

Isabel wusste, dass sie fragen sollte, was er beruflich machte, aber das würde nur zu einem Gespräch über ihren eigenen Job führen. Das Letzte, was sie wollte, war, über ihre Tätigkeit als Anwältin zu sprechen, eine Karriere, von der sie einmal geträumt hatte, die sich jedoch inzwischen zu einem ziemlichen Albtraum entwickelt hatte, was ein weiterer Grund gewesen war, aus Washington, D.C., wegzuziehen. Irgendwie war sie von einer ernsthaften Anwältin zu einer politischen „Problemlöserin“ geworden, die den persönlichen Schlamassel der Mächtigen bereinigte. Darin war sie gut. Sehr gut sogar. Aber sie wollte diesem Hamsterrad unbedingt entfliehen.

„Was möchten Sie trinken?“, fragte Jeremy und zog ihr einen Stuhl heran. Isabel nahm auf dem üppig gepolsterten Stuhl Platz.

„Ich nehme einen Gin Tonic mit zwei Limetten, bitte.“ Sie griff in ihren Morgenmantel, holte den Getränkegutschein heraus und hielt ihn Jeremy hin.

„Heben Sie sich den für einen regnerischen Tag auf. Ich möchte Sie gern einladen.“

Isabel musste lächeln. Es war lange her, dass ein Mann sie nett behandelt und sich um sie bemüht hatte. „Vielen Dank.“

Jeremy bestellte ihre Drinks und war in wenigen Minuten damit zurück. Er setzte sich neben sie, und sein maskuliner Duft, der sofort Visionen eines knisternden, romantischen Kaminfeuers heraufbeschwor, hüllte sie ein. „Erzählen Sie mir etwas über sich. Was machen Sie beruflich?“

Sie musste auf der Stelle entscheiden, wie diese Nacht verlaufen sollte. Entweder würden sie die gleiche alte Kennenlern-Routine herunterleiern, die jeder Mann und jede Frau, die sich zum ersten Mal trafen, angeblich durchlaufen mussten, oder sie würden einen anderen Weg einschlagen. Nach New York zu kommen sollte ein Neuanfang für Isabel sein, und sie wollte das durchziehen. Sie würde nicht an alten Gewohnheiten festhalten, sondern etwas Neues ausprobieren.

Lächelnd streckte sie die Hand aus und legte sie auf Jeremys, die auf dem Tisch lag. „Ich bin dafür, dass wir nicht über die Arbeit sprechen. Oder darüber, wo wir zur Schule gegangen oder mit wem wir früher ausgegangen sind oder wie viele wichtige Leute wir kennen.“

Jeremys Augen verdunkelten sich, aber dahinter war ein schelmisches Funkeln zu sehen. „Alles klar. Worüber möchten Sie dann reden?“

Sie rührte ihren Drink um, ohne seine Hand loszulassen. Dass bereits diese Vertrautheit zwischen ihnen herrschte, gefiel ihr. Als würden sie sich einfach verstehen, und das, so kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten. „Ich weiß es nicht. Einfach nur gnadenlose Ehrlichkeit zwischen Fremden?“

Er lachte und drehte seine Hand, bis ihre Handflächen aneinanderlagen. Dann schlang er die Finger um ihre. Wie diese eine Berührung so viel vermitteln konnte, war ihr schleierhaft, doch sie spürte, wie all ihre Nervenenden vibrierten. Es war, als hätte sie tief geschlafen und ihr ganzer Körper wäre nun wieder zum Leben erweckt worden. Sie war nicht die Art von Frau, die sich in Bezug auf Männer große Hoffnungen machte, aber dennoch fragte sie sich, wohin das führen könnte.

„Wie bei Wahrheit oder Pflicht, aber ohne den Pflichtteil?“, fragte er.

Isabel schluckte schwer, tat aber ihr Bestes, um nach außen hin cool zu wirken. „Oh nein. Ich habe kein Problem mit der Pflicht.“

Jeremy war mehr als versucht, Isabel als Pflicht aufzugeben, ihn zu küssen, sodass er sich bremsen musste. Eigentlich war er ein furchtloser Mensch, aber nicht der Typ, der bei Frauen ein Risiko einging. Nicht mehr. Zwar genoss er ihre Gesellschaft, war aber durch seine vergiftete Ehe und die darauf folgende höllische Scheidung schwer gebrandmarkt. Seitdem hatte er gelernt, Vorsicht walten zu lassen, musste sich aber gelegentlich daran erinnern.

Trotzdem wollte er den Abend nicht damit verschwenden, über seine vergangenen Fehler nachzudenken. Nicht wenn er mit Isabel zusammensaß, einer Frau, die ihn dazu brachte, alle Vorsicht in den Wind zu schießen. Mit ihrem glatten schwarzen Haar, dem makellosen Teint und den warmen braunen Augen war sie nicht nur eine faszinierende Schönheit, sondern obendrein auch äußerst unkonventionell. Wer ging schon in einem zartrosa Seidenpyjama mit passendem Morgenmantel in eine Bar und schien sich dabei auch noch wohlzufühlen? Außerdem hatte sie nicht versucht, ihn zu beeindrucken. Das war wie ein frischer Wind in seinem Leben. Wenn er anfangen müsste, über seine Arbeit zu reden, wäre er sehr schnell gestresst. Besonders nach dem Treffen, das er vor einer Stunde in dieser Bar gehabt hatte.

„Ich habe seit meiner Jugend nicht mehr Wahrheit oder Pflicht gespielt“, gab er zu.

„Ich auch nicht. Und die Pflicht schien fast immer mit Küssen verbunden zu sein.“

Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

„Aber wir sind keine Teenager mehr, oder?“, fügte sie hinzu.

„Ich bestimmt nicht. Bin dieses Jahr vierzig geworden.“ Jeremy räusperte sich. Normalerweise war er nie um einen Konter verlegen, denn als Anwalt hatte er darin viel Übung. „Also gut. Erzählen Sie mir etwas, das niemand über Sie weiß.“

Sie lächelte verschmitzt und rührte erneut ihren Drink um. „Das kann die ganze Nacht dauern. Ich habe viele Geheimnisse.“ Sie neigte den Kopf zur Seite und fuhr geistesabwesend mit ihren zarten Fingern über ihr Schlüsselbein.

Das erste Geheimnis, das Jeremy aufdecken wollte, war, was sich unter diesem Pyjama verbarg. Er wollte wissen, wer darunter steckte – wie es sich anfühlen würde, Isabel zu küssen. Wie es sein würde, sie zu berühren, wie es wäre, wenn ihr nackter Körper sich gegen seinen drängte. „Wie wäre es mit drei Dingen, die ich über Sie wissen muss? Als Mensch. Drei Dinge, an die Sie glauben.“

Sie verzog die schönen Lippen und schien tief in Gedanken versunken. „Okay. Ich glaube, dass es keinen guten Grund gibt zu lügen, was aber nicht bedeutet, dass man alles gestehen muss. Ich glaube, dass guter Schlaf die meisten Probleme heilt. Und ich glaube, dass die Liebe letztlich das Einzige ist, was jemals jemanden rettet.“

„Wirklich?“ Jeremy fand den letzten Teil etwas zu optimistisch, doch andererseits hatte er seine Gründe, nicht mehr an die Liebe zu glauben.

„Wie ich schon sagte: gnadenlose Ehrlichkeit zwischen Fremden. Ich habe keinen Grund, nicht absolut offen zu sein und meine Seele zu entblößen.“

„Sie sind Therapeutin, nicht wahr? Einer dieser Menschen, denen man Hunderte von Dollar pro Stunde zahlt, nur um die demütigendsten Dinge zu enthüllen, die man jemals getan hat.“

Sie schüttelte den Kopf. „Hey. Das verstößt gegen die Regeln. Wir haben vereinbart, nicht über die Arbeit zu reden.“

„Also habe ich recht. Sie sind Therapeutin.“

„Nein, haben Sie nicht.“ Sie sah ihm direkt in die Augen. „Sie liegen aber auch nicht falsch.“

Jeremy musste lachen, während er sich über Isabels Rätsel wunderte. Gern würde er ihre Schichten eine nach der anderen entblättern … Er ahnte, dass es viele Überraschungen zu entdecken gab. „Ich nehme an, Sie wollen, dass ich Ihnen jetzt meine drei Wahrheiten offenbare, hm?“

„Das ist nur fair.“

Er musste einen Moment nachdenken, weil er ihr nicht darin nachstehen wollte, etwas zu enthüllen und gleichzeitig Interesse für sich zu wecken. „Ich glaube, dass man sich selbst nicht zu ernst nehmen sollte. Ich glaube, dass es dumm ist, sich dafür zu entschuldigen, dass man viel Geld verdient. Und ich glaube, dass es nicht falsch ist, Spaß zu haben.“

Sie nickte. „Das ist alles sehr interessant.“

„Sie sind definitiv Therapeutin.“

„Und Sie sind definitiv nicht gut darin, Regeln zu befolgen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Die meisten Regeln sind unsinnig.“

„Zum Beispiel?“

„Zum Beispiel die, die besagt, dass man eine Frau im Pyjama in New York auf der Straße nicht auf einen Drink einladen soll.“

„Ja. Da haben Sie recht. Das ist eine dumme Regel.“

Er trank seinen Drink aus und spürte, dass dies der Moment war, in dem er sich entscheiden musste, ob er versuchen sollte, eine Einladung in ihr Zimmer zu bekommen. Doch wie immer spielte seine Angst mit, er wollte nicht von Isabel abgelehnt werden. „Und trotzdem habe ich es gemacht.“

„Ja, haben sie. Deswegen stellt sich mir die Frage, wonach Sie suchen, Jeremy. Ist es ein Drink? Ein Gespräch? Oder etwas ganz anderes?“ Isabel lehnte sich vor und ließ einen Finger um den Rand ihres Glases gleiten, blickte ihm dabei furchtlos in die Augen. Er musste den Bann brechen, unter den sie ihn jetzt schon gestellt hatte, aber als er den Blick schweifen ließ, wurde es nur noch schlimmer. Ihr Morgenmantel hatte sich ein wenig geöffnet und enthüllte die sanfte Wölbung eines Brustansatzes. Jeremy fühlte, wie Hitze in ihm aufstieg und sich in seinem gesamten Körper ausbreitete. Es wäre so leicht, es auf den Drink zu schieben, aber diese Hitze wurde ausnahmslos von Isabel erzeugt – durch ihre sinnlichen Lippen, ihre dunklen, feurigen Augen und ihre brillante Konversationsfähigkeit. Eigentlich war er nicht der Typ, der um etwas bat, denn er wollte sich nicht angreifbar machen. Was hatte Isabel nur an sich, dass er bereit war, bei ihr eine Ausnahme zu machen?

„Ich will alles, was Sie mir zu geben bereit sind“, gab er zu.

Sie lächelte und errötete ein wenig. Guter Gott, sie war so schön, dass er sich fragen musste, ob das alles wirklich geschah. „Also entscheide ich, wie es weitergeht.“

„Natürlich. Genau so, wie es sein sollte.“

Sie nickte und hob eine Augenbraue, was zeigte, dass sie überrascht war, wie sich ihre Unterhaltung entwickelt hatte. Er genoss das Gefühl, sie überrascht zu haben, auch wenn der Auftrieb für sein Ego völlig ungerechtfertigt sein könnte. „Also, Jeremy. Da ich das Sagen habe, möchte ich noch etwas über mich erzählen. Ich weiß nicht, was Sie von guten Aussichten halten, aber ich habe eine spektakuläre Aussicht auf die Stadt. Oben in meinem Zimmer.“

Jeremy hatte das Gefühl, als hätte Isabel gerade Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammengelegt. „Gut, dass Sie das fragen, denn ich bin ein großer Fan von Aussichten.“ Er beugte sich näher heran und senkte den Kopf. Sein Herz donnerte in seiner Brust wie ein Sommergewitter.

Auch Isabel beugte sich vor, bis sich ihre Nasen fast berührten. Plötzlich schien alles um sie herum zu verblassen, und es gab nur noch sie beide. „Wahrheit oder Pflicht“, flüsterte sie.

„Pflicht“, antwortete er, ohne zu zögern.

„Gute Antwort.“ Ihre Lippen fanden sich zu einem zarten Kuss. Sie neckte ihn mit ihrem Mund, weicher und geschmeidiger, als er zu hoffen gewagt hatte. Dann neigte sie den Kopf und vertiefte den Kuss, ergriff seine Schulter und krallte ihre Finger in seine Jacke. Leicht öffnete sie die Lippen und ließ die Zunge über seine Unterlippe gleiten, sodass der testosterongesteuerte Teil von ihm einen Gang höher schaltete.

Er griff nach ihrer Hüfte – die Seide ihres Morgenmantels unglaublich kühl und weich auf seiner Haut – und zog sie näher an sich heran. Er wollte sie. Brauchte sie. So wie er atmen oder essen oder trinken musste. Diese Sache, nicht viel voneinander zu wissen, war so heiß.

„Du hast mir noch gar nicht gesagt, wie meine Pflicht aussieht“, sagte er.

„Deine Pflicht besteht darin, mit nach oben zu kommen, deinen Anzug auszuziehen und dann meine Welt auf den Kopf zu stellen, Jeremy.“

2. KAPITEL

Jeremy brauchte jedes Quäntchen Selbstbeherrschung, um ruhig mit Isabel durch die Hotellobby zu gehen. Am liebsten hätte er ihre Hand genommen, wäre so schnell wie möglich zum Aufzug gerannt und hätte die Dinge zwischen ihnen in Gang gebracht, sobald sie allein waren.

Leider war der Aufzug nicht sehr kooperativ. „Das Ding ist so langsam“, beschwerte sich Isabel und drückte ein zweites Mal auf den Knopf. Dann lehnte sie sich sanft an Jeremy und berührte seinen Oberschenkel.

Sofort begann sein gesamter Körper zu prickeln, und alles Blut schien sich in seiner Körpermitte zu sammeln. Er unterdrückte ein Stöhnen und hielt seine Aktentasche so, dass die Sicht auf seinen Schritt verdeckt war. Seine Erektion fühlte sich an, als hätte sie ihren eigenen Puls. Er brauchte Isabel, jetzt.

Endlich klingelte der Aufzug, und sie eilten hinein, sobald die anderen Gäste ihn verlassen hatten. Jerermy hatte gehofft, dass sie allein sein würden, aber in letzter Sekunde schob jemand seine Hand zwischen die Türen. Es war eine ältere grauhaarige Frau. „Wie gut, dass ich ihn noch erwischt habe. Man wartet sonst ja ewig.“

„Das stimmt“, gab Isabel zurück, lehnte sich an die Rückwand und stand direkt neben Jeremy. Als sie erneut seinen Oberschenkel berührte, sah sie zu ihm hinüber. Er hatte das Gefühl, es nicht mehr auszuhalten. Sie war so unglaublich heiß.

Zum Glück stieg die Frau im fünften Stock aus dem Aufzug. Seine Aktentasche ließ er fallen, als sie übereinander herfielen und sich wild küssten: Zungen, feuchte Lippen und überall begierige Hände. Er zog am Gürtel ihres Morgenmantels, sie hatte die Hände unter seine Anzugjacke geschoben und zog ihm das Hemd aus der Hose. Als der Aufzug im achtzehnten Stock anhielt, waren sie beide schon halb ausgezogen. Isabel nahm seine Aktentasche, reichte sie ihm und rannte mit Jeremy den Flur entlang. Sie zog ihre Schlüsselkarte aus der Tasche ihres Morgenmantels, und Jeremy warf einen Blick auf die Vorderseite ihres Pyjama-Oberteils, das bereits halb aufgeknöpft war. Oh, ihre Brüste waren voll, ihre Haut schimmerte seidenweich, und er konnte es kaum erwarten, sie überall zu berühren.

Isabel riss die Tür auf, und Jeremy ließ seine Aktentasche fallen, während sie ihren Morgenmantel auszog, die letzten beiden Knöpfe an ihrem Pyjamaoberteil öffnete und es zu Boden warf. Sanft umfasste er ihre Brüste mit beiden Händen. Ihre Haut war noch weicher und samtiger, als er gedacht hatte. Unter seiner Berührung richteten sich ihre Brustwarzen auf. Er liebte es, zu sehen und zu fühlen, wie schnell sie auf ihn reagierte. Ihre Pyjamahose hing ihr locker auf den Hüften. Er wollte jeden Zentimeter von ihr erkunden und ließ die Hose durch einen Zug am Taillenbund zu Boden gleiten. Sie trug keinen Slip darunter, und ihr wundervoller Anblick ließ ihn noch härter werden.

„Du hast eindeutig noch zu viel an“, sagte sie, als sie die Knöpfe seines Hemds öffnete und es ihm zusammen mit seinem Jackett von den Schultern streifte. Ihr Blick fiel auf seine pochende Erektion, die seine Hose ausbeulte. „Sehr schön.“ Sie legte die Hand darauf und begann, ihn durch die Hose hindurch zu streicheln.

Es fühlte sich unglaublich gut an, und er wollte mehr. Diesmal brauchte er seine Reaktion nicht zu verbergen und stieß ein lautes Stöhnen aus. Isabel antwortete, indem sie seine Hose öffnete, während er sich die Schuhe auszog. Ein paar Sekunden später lag der Rest seiner Kleidung auf dem Boden. Jetzt nahm sie ihn in die Hand und setzte ihre Liebkosungen fort, während er sie küsste. Es war so lange her, dass er eine Frau so gewollt hatte, wie er sie wollte. Irgendetwas an ihr sorgte dafür, dass er komplett seine Deckung fallen ließ.

„Hast du ein Kondom?“, fragte er, da er keins dabeihatte. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, nach der Arbeit eine Frau zu treffen und mit in ihr Hotelzimmer zu gehen.

„Ja. Im Bad. Bin sofort wieder da.“ Isabel verschwand, und er bewunderte ihren runden Hintern und ihre langen Beine. Er konnte es kaum erwarten, endlich in ihr zu sein.

Sekunden später kehrte sie mit einer Schachtel zurück, die sie auf den Nachttisch stellte, nachdem sie ein Päckchen herausgenommen hatte. Sie riss die Folie auf und näherte sich ihm, ein bisschen wie ein Tiger, der sich an seine Beute heranschleicht. Jeremy genoss das Gefühl, so gewollt zu werden. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass er immer noch die Macht hatte, so etwas in einer Frau hervorzurufen.

Isabel nahm das Kondom und streifte es ihm über, während sie einander tief in die Augen sahen. Ihre Souveränität und Ruhe weckten den Wunsch in ihm, in ihrem Selbstvertrauen zu ertrinken. Er wollte in der Welt leben, in der sie lebte – wo es keinen Grund zu geben schien, sich selbst in Frage zu stellen.

Auf der anderen Seite des Zimmers stand ein großes, schönes Bett mit einer weißen Bettdecke und unzähligen Kissen. Aber Jeremy wollte mit Isabel in jeder Ecke dieses Raumes schlafen, und der Stuhl, der direkt neben ihnen stand, schien perfekt für den Anfang zu sein. Er nahm ihre Hand, setzte sich hin und schob seine Hüften an die Sitzkante. Isabel zögerte keine Sekunde, spreizte die Beine, positionierte sich über ihm, ließ sich auf ihn sinken und nahm ihn tief in sich auf. Während sie die Augen geschlossen hielt, dankte er dem Universum, dass es ihm diesen Moment beschert hatte.

Sekunden später begann sie, sich auf ihm zu bewegen. Dabei bestimmte sie das Tempo, das für ihn perfekt war. Er wollte wissen, was sie mochte. Obwohl er so viel aufgestautes Verlangen in sich trug, ging es hier nur um sie. Er würde sich nicht gehen lassen, bis sie vollkommen befriedigt war. Langsam ließ er die Hand über ihren Rücken nach unten gleiten und drängte sie, sich zu ihm zu beugen, damit er sie küssen konnte. Voll und tief. Währenddessen beschleunigte Isabel ihren Rhythmus immer weiter, bis sie ihn in wildem Tempo ritt. Mit aller Macht kämpfte Jeremy darum, sich zu beherrschen, um nicht zu früh zu kommen. Er wollte sie nicht enttäuschen.

Ihre Küsse waren weich und feucht, ihre Zungen verbanden sich zu einem erotischen Tanz. Mit einer Hand streichelte er ihre Brust, während er mit der anderen ihren Hintern umfasste und die Finger in das weiche, zarte Fleisch krallte. Immer wieder fuhr sie sich mit den Händen durch die Haare und zeigte ihm mit leisem Stöhnen und sanftem Keuchen, dass es gut für sie war. Er spürte, wie sie sich immer mehr anspannte und ihre Atemzüge schneller und flacher wurden.

„Ich bin kurz davor“, murmelte sie in sein Ohr und küsste seinen Hals.

Er hatte sich bisher gerade noch so beherrschen können und alles dafür gegeben, nicht vor ihr zu kommen. „Ja, lass dich gehen.“

Isabel lehnte die Stirn gegen seine und nahm sich, was sie brauchte, ritt seine harte Erektion immer schneller und genoss jeden seiner Stöße. Jeremy war sich sicher, dass der Rest seines Körpers nicht mehr durchblutet wurde, als sich der Höhepunkt in ihm aufstaute. Sobald sie sich gehen ließ und ihren Orgasmus hinausschrie, erlaubte auch er sich loszulassen und kam mit ihr. Ein ums andere Mal erschauerte sie, und die Erleichterung, die ihn durchströmte, war immens.

Alles, was er denken konnte, als die Wellen des Orgasmus langsam verebbten und Isabel sich gegen seine Brust sinken ließ, war, dass er sie noch einmal haben musste. Und noch einmal und noch einmal.

„Ich brauche dich wieder, Isabel.“ Jeremy streichelte ihren nackten Rücken, küsste sie auf die Schulter und brachte alles in ihrem Körper nach dieser wunderbaren Glückseligkeit erneut zum Kochen.

Autor

Karen Booth
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