Männerjagd!

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5 Frauen schmieden einen finsteren Plan! Seit sie erfahren haben, dass Zack Brody in ihre kleine Stadt zurückkehrt, sinnen sie auf Rache: Vor einem Jahr hat er eine von ihnen eiskalt vor dem Traualtar stehen lassen - jetzt soll er dafür büßen! Sie überreden die junge, süße Zeichenlehrerin Cathy, sich an Zack heranzumachen. Wenn er so richtig heiß auf sie ist, soll Cathy ihn eiskalt fallen lassen. Die Fünf ahnen nicht, dass sie ganz andere Pläne mit diesem tollen Mann hat. Schon seit Jahren träumt sie davon, ihn zu verführen ...


  • Erscheinungstag 16.02.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733745813
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Quimby war eine ganz normale amerikanische Kleinstadt. Dennoch geschah dort gelegentlich etwas Ungewöhnliches. Da gab es zum Beispiel den Geist, der im Turm des alten Gerichtsgebäudes spukte. Ganz andere Berühmtheit erlangte Eunice LaSalle, das beliebteste Mitglied der Cheerleader-Truppe des Jahres 1962. Sie ging nach Hollywood und war später in einer kurzen Filmszene sogar mit Elvis auf der Leinwand zu sehen. Im Lake Mirror aber sollte ein Monster leben und gelegentlich an den Zehen unvorsichtiger Schwimmer knabbern.

Und dann war da noch der Herzensbrecher.

Zack Brody, ein Mann, legendär als Liebhaber, wenn man den Mädchen und Frauen in Quimby Glauben schenkte.

Jeden Mittwochabend trafen sich fünf junge Frauen in der kleinen Galerie von Cathy Timmerman an der Central Street. Fast alle von ihnen hatten einschlägige Erfahrungen Zack Brody gemacht.

Der eigentliche Zweck dieser Treffen galt der Einführung in künstlerische Fertigkeiten. Cathy bot noch andere Kurse in ihrer Galerie an, etwa Holzschnitt und Porzellanmalerei. Im Gegensatz dazu nahm der Zeichenkurs am keine weiteren Mitglieder mehr auf.

Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass die Gespräche an diesen Abenden unweigerlich um Zack Brody kreisten. Meistens tauschten sich die Frauen darüber aus, wie ihre Affären mit ihm verlaufen waren, und sie klagten, dass sie noch immer darunter litten. Sie stellten Vermutungen an, wo er sich aufhielt, und fragten sich, wessen Herz er wohl gerade wieder auf seine charmante und unwiderstehliche Art brach.

Aber man konnte nicht behaupten, dass die fünf Frauen den Mann hassten. Im Gegenteil. Zack hatte die Gabe, dass seine Verflossenen auch nach der Trennung meistens noch mit Wohlwollen an ihn dachten.

Doch an manchen Abenden stand den Frauen der Sinn danach sich zu rächen, auf eine subtile und raffinierte Art natürlich. Es geschähe diesem Herzensbrecher recht, wenn er am eigenen Leibe erfahren würde, was er anderen antat.

Auf diese Weise war ein Plan entstanden. Irgendwann würde Zack Brody nach Quimby zurückkehren, und genau dann würde ihr Plan in Gang gesetzt. Das Vorhaben war schwieriger, als sie ursprünglich angenommen hatten, aber auch sehr viel wirksamer.

Und all das hatte in Cathy Bell Timmermans kleiner Kunstgalerie begonnen.

1. KAPITEL

„Ihr kommt nie drauf!“ Gwendolyn Case platzte aufgeregt in den großen Raum, in dem sich die anderen Frauen schon um den langen Holztisch versammelt hatten, Papier und Zeichenfedern vor sich auf dem Tisch. „Ratet mal, wer nach Quimby zurückkommt!“

Cathy Timmerman, die den Zeichenkurs persönlich gab, seufzte resigniert. Zeichnen erforderte eine absolute Konzentration, etwas, was bei dieser Gruppe nur schwer durchzusetzen war.

Faith Fagan, eine Blondine, sah verwirrt hoch. „Aber du hast doch gesagt, wir kämen sowieso nicht drauf …“

„Raten!“, sagte Gwendolyn, eine stattliche Brünette, energisch, und brachte damit die schüchterne Faith zum Schweigen. Gwen grinste triumphierend. Da sie bei der Post arbeitete, kannte sie die Neuigkeiten meist etwas früher als alle anderen. Sie war eine verlässliche Quelle für jeglichen Klatsch und Tratsch.

Auch Laurel Barnard sah Gwendolyn verstört an und ließ sich gegen die Rückenlehne des klapprigen Holzstuhls sinken. Diese Stühle hatte Cathy bei einer Wohnungsauflösung billig erstanden und fantasievoll und farbenfroh angemalt. Laurel, der die Boutique nebenan gehörte, wollte schon etwas sagen, schrak dann aber doch zurück. Sie wusste, es konnte nur ein einziger Mann gemeint sein.

„Der Herzensbrecher“, sagte jemand ruhig.

Gwendolyn wandte sich hastig um und starrte mit offenem Mund in die Richtung, aus der die Stimme kam.

Julia Knox hob langsam ihre Zeichenfeder hoch und und sah die Frauen bedeutungsvoll nacheinander an. „Ja, es ist schockierend, aber wahr. Zack Brody kommt nach Quimby zurück.“

Gwendolyn sank auf einen Stuhl. „Stimmt.“

Allie Spangler sagte nur: „Mann, oh Mann“, und plötzlich redeten alle fünf zur gleichen Zeit, selbst Faith.

Nur Cathy Timmerman, die an diesen Mittwochabenden schon oft die Rolle einer Therapeutin hatte übernehmen müssen, schwieg. Sie kannte Zack Brody, aber das wusste niemand in der Stadt.

Cathy war erst vor sieben Monaten nach Quimby gezogen, und Zack Brody hatte die Stadt vor ungefähr einem Jahr verlassen. Immer wieder hatte Cathy den Erzählungen über ihn zugehört.

Nach einem Jahr hätte ein gebrochenes Herz eigentlich wieder geheilt sein können, wahrscheinlich sogar fünf Herzen. Aber Zack Brody war offensichtlich ein ganz besonderer Mann. Normalerweise wäre Cathy davon ausgegangen, dass nach diesem Jahr der Abwesenheit Zacks Ruf als Herzensbrecher von seinen Verflossenen und dem übrigen Teil der weiblichen Bevölkerung maßlos übertrieben wurde. Auf das, was die fünf Frauen sagten, hätte sie nichts, aber auch gar nichts gegeben.

Normalerweise.

„Einen Moment mal! Bitte Ruhe!“, rief Allie Spangler. Alles schwieg. „Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Vor einem Monat erst habe ich eine Postkarte von Zack bekommen, und er hat nichts davon geschrieben, dass er …“ Sie wühlte in ihrer großen Handtasche und zog eine zerknitterte Postkarte heraus, die sie aufbewahrt hatte, obgleich sie doch eigentlich glücklich verheiratet war. „Hier steht es! Zack ist immer noch bei seinem Bruder in Idaho.“

„Das war vor einem Monat, Allie.“ Julia sah sich den Poststempel an. „Die Karte ist am 6. April abgestempelt. Also ist es sogar zwei Monate her.“

„Also“, sagte Gwen. „Kelly Thompson hat es von den Rickeys in Florida, die neben Brodys Schwester wohnen. Zack kommt wieder nach Hause. Bald.“

„Julia?“ Laurels Stimme klang brüchig. „Stimmt das? Was weißt du davon?“

Cathy sah Laurel Barnard aufmerksam an. Die junge Frau war erst kreidebleich und dann tiefrot geworden. Ihre Lippen zitterten. Obwohl auch Cathys Gefühle verrückt spielten, machte sie sich doch Sorgen um Laurel.

Die arme Laurel, die Zack kurz vor der Hochzeit sitzen gelassen hatte.

Blass, sehr feminin und mit achtundzwanzig immer noch mädchenhaft schlank, machte Laurel einen beinahe zerbrechlichen Eindruck. Allerdings täuschte dieser Eindruck, da war Cathy sicher. Aber ein Ausdruck von Panik stand in ihrem Gesicht, und obwohl Cathy Laurels Version von der geplatzten Hochzeit nie so ganz hatte glauben können, tat ihr die Frau jetzt wirklich leid. Sicher war es nicht einfach, mit dem Makel zu leben, von Zack Brody vor dem Altar sitzen gelassen worden zu sein.

Julia Knox schraubte ihr Fläschchen mit Zeichentusche zu und starrte dabei gedankenverloren vor sich hin. Sie war lange mit Zack befreundet gewesen, in der High School schon und später auch noch in den ersten Collegejahren. Und sie behauptete auch jetzt noch, dass sie sich im Guten getrennt hätten. Dennoch hatte sie sich für die Männer, mit denen sie seitdem ausgegangen war, nur wenig interessiert.

„Ich fürchte, es ist wahr.“ Julia legte Laurel tröstend die Hand auf den Arm. „Zack hat mir schon vor Monaten mitgeteilt, dass er sein Elternhaus nicht verkaufen will.“

„Vor Monaten?“ Gwen war außer sich. „Und du hast nichts davon gesagt?“

Julia war Maklerin. „Ich habe ihn nicht gesprochen. Er hat mir ein Fax geschickt. Außerdem stand nicht mehr drin. Lediglich, dass er vorhätte, eventuell wieder nach Quimby zurückzukommen.“

Auch wenn Julia noch weitere Informationen gehabt hätte, hätte sie die nicht preisgegeben, da war Cathy sicher. Und ganz bestimmt hätte sie Gwen nichts erzählt, denn dann hätte es gleich die ganze Stadt gewusst.

Nachdem Cathy die kleine Galerie in Quimby gekauft hatte, hatte sie durch Julias Vermittlung ein Haus gemietet. Sie hatte sehr schnell festgestellt, dass Julia eine ausgezeichnete Maklerin war, beherrscht, verantwortungsvoll und tüchtig. Als Freundin war sie warmherzig und aufmerksam, und Cathy schätzte sie.

„Er soll morgen schon kommen“, sagte Gwen.

Faith schrie auf, Laurel schnappte nach Luft. „Morgen!“

Allie sah aus, als hätte sie einen Frosch verschluckt, und brachte keinen Ton heraus.

„Es gibt keinen Grund, sich darüber so aufzuregen“, sagte Julia ruhig. „Es ist sein gutes Recht, nach Quimby zurückzukehren.“

„Pah!“, machte Gwen nur und verschränkte die Arme kampfbereit vor der Brust.

„Ich …“ Es fiel Laurel sichtlich schwer, in Worte zu fassen, was sie dachte. „Ich … ich fürchte, in der Stadt ist nicht für uns beide Platz.“

Cathy war erschreckt über ihre Reaktion. Sicher, von seinem Traummann verlassen zu werden, war nichts, worüber man in einer Woche hinwegkam. Aber in einem Jahr?

Andererseits hatte Cathy kein Recht, sich über Laurel zu wundern. Sie selbst hatte Zack Brody nur ein Jahr gekannt, damals in der fünften Klasse. Und das war nun beinahe zwei Jahrzehnte her.

Schon damals hatte er ungeheuer viel Charme gehabt.

Laurel schluchzte auf und lehnte den Kopf an Julias Schulter. Plötzlich wirkte sie wie ein hilfloses Kind. In diese Rolle konnte sie bei Bedarf schlüpfen, wie Cathy schon mehrfach festgestellt hatte.

Gwen meldete sich zu Wort. „Verlasst euch darauf, er wird so tun, als sei nichts gewesen. Er wird alle Leute besuchen und sich als Unschuldslamm darstellen. Die meisten haben ihm doch sowieso schon verziehen.“

„Es stand ihnen auch gar nicht zu, ihn zu verurteilen.“ Die kleine Allie Colton Spangler mit dem rotbraunen Haar war immer auf Zacks Seite gewesen. Die Coltons und die Brodys waren Nachbarn gewesen, Zack und Allie waren zusammen aufgewachsen. Sie hatten nie miteinander geschlafen, und das war vielleicht auch der Grund, weshalb Allie als Einzige immer noch verheiratet war.

„Was Zack getan hat, war nicht richtig“, sagte Julia entschieden. „Selbst wenn er wegen seines Bruders einen guten Grund gehabt haben sollte. Es war gemein, Laurel am Tag der Hochzeit sitzen zu lassen, ohne jegliche Erklärung.“ Julia schüttelte den Kopf. „Nein, es ist kein Wunder, dass Laurel ihm nicht verzeihen kann.“

Laurel schob sich das volle kastanienbraune Haar aus der Stirn. „Wenn ich nur daran denke … es war so demütigend.“

Faith nickte nur.

Cathy legte seufzend ihre Zeichenfeder zur Seite. Keine der Frauen würde sich heute auf den Unterricht konzentrieren. Seit Zack Laurel die Rolle der tragischen Heldin aufgezwungen hatte, spielte sie sie mit Hingabe. Und so war auch nicht mit einem schnellen Ende ihrer langatmigen Klagen zu rechnen.

Cathy stand auf. Sie hatte zwar ein schlechtes Gewissen, dass ihr Mitleid für Laurel nur von so kurzer Dauer gewesen war, aber sie musste hier raus. „Ich hol uns mal eben einen Kaffee aus dem Central Café.“

Als sie nach zehn Minuten zurückkam, hatte Laurel sich wieder gefangen. Zumindest saß sie aufrecht da und nahm dankend einen Becher Kaffee entgegen.

„So leicht darf er nicht davonkommen“, sagte sie dann und gab eine Spur Zucker in den Kaffee. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre grünen Augen glänzten unnatürlich. „Ich habe gelitten. Und das soll er auch.“

Gelitten! Cathy verkniff sich einen Kommentar. Laurels Eltern hatten sie nach Strich und Faden verwöhnt, die ganze Stadt hatte sie bedauert, und es hatte nicht an Anwärtern gefehlt, die Laurels Glauben an die Männerwelt wieder hatten herstellen wollen.

„Ja, es kann sicher nichts schaden, ihm mal tüchtig die Meinung zu sagen“, meinte Julia vorsichtig.

„Die Meinung sagen? Dass ich nicht lache!“ Gwen war empört. „Auspeitschen sollte man ihn!“

Allie stellte den Kaffeebecher ab und sah sich erstaunt in der Runde um. „Denkt ihr an irgendeine Art von Rache?“ Ihre Augen funkelten. Sie mochte Zack zwar, aber sie spielte zu gern jemandem einen Streich. „Hm, warum eigentlich nicht? Wenn jemand sich schlecht benommen hat, verdient er es nicht besser.“

„Jawohl!“ Gwen nickte eifrig. „Wir müssen ihm eine Lektion erteilen.“

„Sein Herz brechen!“, fügte Faith hinzu.

Alle wandten die Köpfe zu ihr um. Das war die Idee!

Faith spielte nervös mit ihrem Becher. „Warum sollte er nicht mal selbst fühlen, wie das ist?“

Soweit Cathy wusste, war Faith nur ein einziges Mal in näheren Kontakt mit Zack gekommen, damals, als er sie aus dem Mirror Lake vor dem Ertrinken gerettet hatte. Er war bei der Rettungswacht gewesen, und die Frauen schwärmten noch heute von dieser Zeit. Cathy brauchte nur die Augen zu schließen, und sie sah ihn nach den Beschreibungen genau vor sich, braun gebrannt und muskulös, breite Schultern, schmale Hüften und eine knappe Badehose.

Gwen schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Genau!“ Sie war schon zwei Mal geschieden und war nicht von der Meinung abzubringen, dass ihre kurze Affäre mit Zack während der High-School-Zeit sie für immer und ewig für andere Männer verdorben hätte.

Julia runzelte die Stirn. „Wir wollen nicht zu streng sein.“

„Irgendwie hat Faith den Nagel auf den Kopf getroffen“, sagte Allie nachdenklich. „Ich will damit nicht sagen, dass wir Zack ernsthaft wehtun sollten. Aber er sollte ein Gefühl dafür bekommen, was er seiner Exverlobten angetan hat. Vielleicht wird er sich dann bei der nächsten Frau mehr Mühe geben.“

„So ist es“, sagte Gwen nachdrücklich. „Der Herzensbrecher muss selbst erfahren, wie man sich mit gebrochenem Herzen fühlt.“

„Aber wie?“, fragte Faith.

„Hm …“ Laurel kniff leicht die Augen zusammen. „Wir brauchen eine Frau … eine hübsche Frau natürlich. Eine Frau, in die sich Zack unsterblich verknallt und die ihn dann eiskalt abblitzen lässt. Ohne Erklärung, sodass er sich sein Leben lang mit der Frage quälen wird, warum?“ Sie lächelte böse.

„Das hört sich irgendwie gemein an“, murmelte Faith.

Laurel warf ihr einen flammenden Blick zu. „Nicht gemeiner als das, was er mir angetan hat.“

„Wo finden wir eine solche Frau?“, sagte Gwen schnell. „Bestimmt nicht in Quimby. Hier kennt er schon jede.“

„Aber es gibt sicher eine Reihe von jungen Dingern, die nur zu gern mitmachen würde“, stieß Laurel zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Julia schüttelte den Kopf. „Mit einer Zwanzigjährigen können wir ihm nicht kommen. Ein hübsches Gesicht und eine gute Figur allein, das beeindruckt ihn nicht.“

„Das stimmt.“ Laurel nickte. „Die Frau muss auch Persönlichkeit haben.“

„Und Intelligenz“, fügte Julia hinzu. „Wer käme also in Frage?“

„Karen oder Kelly?“

Gwen machte eine abwehrende Handbewegung. „Die kennt er schon ewig.“

„Erica James?“

„War schon vor zehn Jahren mit ihm befreundet.“

„Suzy Maki?“

„Bei den Zähnen? Die sollte sich lieber an einen Zahnarzt heranmachen.“

„Wer dann?“

„Sara Carlisle kommt nächsten Monat, um hier in ihrem Elternhaus Urlaub zu machen.“ Julia strahlte. „Sie sieht fantastisch aus und ist intelligent, schließlich hat sie Jura studiert. Außerdem ist sie Feministin und sicher bereit, sich für den guten Zweck zu opfern.“

„Nein, nein.“ Allie schüttelte den Kopf. „Zack hat es bei ihr schon versucht, irgendwann zwischen dir und Laurel. Aber sie war klug genug, nicht auf ihn hereinzufallen.“

„Wir brauchen irgendjemanden Neues.“ Laurel sah sich in der Runde um. Ihr Blick blieb auf Cathy hängen. Sie hob die Augenbrauen und sah Julia wieder an. „Jemanden wie Cathy.“

Julia nickte sofort. „Ja. Zack würde bestimmt auf Cathy fliegen.“

„Oh nein!“ Cathy fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. „Das schlagt euch ganz schnell aus dem Kopf. Ich bin nicht sein Typ.“

„Das lässt sich schnell ändern.“ Laurel musterte Cathys straffen Pferdeschwanz, die große Hornbrille und die saloppe Kleidung. „Nimm mal die Brille ab. Und zieh diesen grässlichen Trägerrock aus.“

„Nein!“ Cathy verschränkte die Arme vor der Brust. „Kommt gar nicht in Frage.“

Laurel nahm ihr schnell die Brille ab. „Das ist doch schon besser. Die Augenbrauen müssen natürlich gezupft werden, und ein bisschen Make-up kann nicht schaden. Aber das Ganze wirkt sehr vielversprechend.“

Sie erhob sich graziös, ging langsam um Cathy herum und öffnete mit einer schnellen Bewegung die Spange, die den Pferdeschwanz zusammenhielt. In üppigen Wellen fiel das schwarze Haar auf Cathys Schultern.

„Ah …“, riefen die Frauen wie aus einem Munde.

„Also, Cathy, du bist wirklich hübsch“, sagte Allie. „Das ist mir bisher noch nie aufgefallen.“

„Nein, das bin ich nicht.“ Aber Cathy wusste, dass sie gut aussah, zumindest gut aussehen könnte, wenn sie sich etwas mehr Mühe mit ihrem Äußeren geben würde. Sie hatte ihre Erfahrungen mit Männern gemacht, keine sehr glücklichen, darunter auch eine kurze missglückte Ehe. Und sie hatte für sich beschlossen, dass sie in ihrem Leben sehr viel besser zurechtkommen würde, wenn sie die Aufmerksamkeit der Männer nicht auf sich zog.

„Ich bin dafür nicht geeignet“, sagte sie schnell und schob Laurels Hand beiseite. „Bitte, lasst mich da raus.“

„Du musst doch nicht mit Zack ins Bett gehen“, sagte Julia lächelnd. „Im Gegenteil, es ist besser, wenn du es nicht tust. Treib ihn zum Wahnsinn vor Leidenschaft, und dann erteil ihm eine Abfuhr. Das wird seinem männlichen Ego einen ordentlichen Schock versetzen.“

„Wir helfen dir“, sagte Laurel schnell. „Zum Beispiel in Bezug auf Kleidung. In meiner Boutique finden wir bestimmt etwas, was ihn antörnt. Du hast doch alles, was man braucht.“ Sie trat einen Schritt zurück und musterte Cathy prüfend.

Cathy rutschte verlegen auf dem Stuhl hin und her.

„Was hast du für eine BH-Größe? Ich habe gerade tolle Modelle hereinbekommen.“ Laurel war kaum zu bremsen. „Top, sage ich dir. Zack wird sich nicht wieder beruhigen können!“

Cathy starrte in ihren Schoß. „Ich denke nicht daran. Niemand, am allerwenigstens Zack Brody, wird mich in Dessous zu sehen bekommen.“ Aus Seiden- und Spitzenwäsche machte sie sich sowieso nichts.

„Überlass das mir“, bemerkte Laurel unverdrossen. „Für dein Äußeres bin ich zuständig. Julia und Allie können dir sagen, wie Zack denkt und fühlt. Wir arrangieren alles. Du brauchst dich nur nach unseren Anweisungen zu richten.“

„Ich kann nicht“, sagte Cathy nur. Meine Güte, die hatten keine Ahnung, wie gern sie es tun würde. „Wirklich nicht.“

„Auch nicht, um die Frauen zu rächen?“, fragte Allie.

„Nein.“

„Oh doch!“ Laurels Stimme klang stählern. „Los, Cathy, du bist meine letzte Hoffnung. Versetz dich doch mal in meine Lage, und stell dir vor, wie mir zu Mute war, als der Kerl mich sitzen ließ. Außerdem, diese Art der Rache kann für dich durchaus angenehm sein.“

Die anderen nickten beifällig.

Cathy schloss die Augen. „Ich kann nicht. Nein …“ Aber sie spürte, dass ihre Abwehr schwächer wurde. Nicht etwa, weil Laurel sie beschwor, die weibliche Hälfte der Menschheit zu rächen. Sondern wegen Zack.

Vor vielen Jahren schon hatte sie sich hoffnungslos in ihn verliebt. Und die Vorstellung, dass sie ihn wieder sehen und ihm den Kopf verdrehen sollte, war mehr, als sie ertragen konnte.

Aber warum eigentlich nicht?

Vielleicht war das die Chance ihres Lebens.

Sie öffnete die Augen. Die Frauen starrten sie gespannt an.

Cathy holte tief Luft und nahm all ihren Mut zusammen. „Okay, ich mache es.“

Die Frauen klatschten.

Aber ich habe meine eigenen Gründe, fügte sie lautlos hinzu und lächelte zögernd, als Laurel sie umarmte.

2. KAPITEL

Zack Brody stand auf der alten Steinbrücke und starrte in das schwarze Wasser. Kleine Wellen glitzerten bleich im Mondlicht.

Ihn fröstelte. Früher war er hier ohne Zögern ins Wasser gesprungen. Zu dieser Jahreszeit würde das Wasser noch kalt sein, sehr kalt.

Tief und dunkel. Ein Strom des Vergessens.

Er strich mit den Fingerspitzen über den rauen Stein. Laurel, dachte er plötzlich und sah den Mond an. Adam.

Dann kletterte er schnell auf das Geländer und machte einen Kopfsprung ins Wasser. Eine kurzen Augenblick lang sah er nur den dunklen Abendhimmel, die glitzernden Sterne und die Lichter der Stadt. Er tauchte tief in das schwarze Wasser ein.

Absolute Dunkelheit umgab ihn, dann stiegen kleine silberne Bläschen auf. Die Kälte drang ihm bis ins Mark und löschte alle Gedanken aus.

Er blieb unter Wasser, bis der Druck in seinen Lungen zu stark wurde und er prustend wieder an die Oberfläche kam. Er war wieder zu Hause.

Und diesmal war er froh darüber.

Er schwamm mit langen gleichmäßigen Zügen, während seine Gedanken um die kleine Stadt kreisten. In dem Jahr seiner Abwesenheit würde sich Quimby kaum verändert haben. Das gefiel ihm so an seiner Heimatstadt. Herausforderungen und Aufregungen hatte er anderswo gefunden, als Mitarbeiter in einem renommierten Chicagoer Architektenbüro. Quimby dagegen war für ihn der Inbegriff von Frieden und Ruhe, von Freunden, Familie und gemütlichen Sonntagen. Mit Laurel würde er sich schon arrangieren können. In dieser kleinen Stadt war für sie beide Platz. Selbst wenn er beschließen sollte, hier für immer zu bleiben.

Allmählich lösten sich seine verkrampften Muskeln, obwohl das Wasser kälter war, als er vermutet hatte. Aber es hatte seine Lebensgeister geweckt.

Zack holte tief Luft und schwamm eine lange Strecke unter Wasser. Die Erinnerung an den Tag, der eigentlich sein Hochzeitstag hätte sein sollen, holte ihn wieder ein. Sein Bruder hatte einen schweren Autounfall gehabt und hatte danach viele Monate im Rollstuhl verbringen müssen. Und Zack hatte ohne Zögern beschlossen, dass er seinem Bruder zur Seite stehen würde. Mit Zacks Hilfe arbeitete Adam hart daran, wieder laufen zu können, und je näher er diesem Ziel kam, desto erleichterter war Zack. Das Gefühl einer großen Schuld schwand nach und nach, und als Adam vollkommen wieder hergestellt war, war auch Zack geheilt.

Er tauchte auf und hob den Kopf. Die Flussbiegung lag bereits hinter ihm, und sein Elternhaus war nur noch knapp siebzig Meter entfernt. Er konnte schon den Dachfirst über den tief herabhängenden Weiden sehen, die das Ufer säumten.

Der Frieden der kleinen Stadt hatte sich bereits in sein Herz gesenkt. Die Schwärze der Nacht wurde nur von einigen Lichtern unterbrochen. Nichts war zu hören außer ein paar Vogelrufen und dem sanften Zischen, wenn er das Wasser in langen Zügen durchteilte.

Dann berührte er Grund, erst mit dem einen Fuß, dann auch mit dem anderen. Kalter Schlick. Schnell bahnte sich Zack seinen Weg durch das Schilf und kletterte am Ufer hoch. Die Jeans umschloss schwer und eng seine Hüften.

Er prustete und atmete ein paar Mal tief durch. Dahinten, das waren die vertrauten Gartenmöbel aus weiß lackiertem Eisen. Doch dann blieb er stehen. Die Hausschlüssel. Er hatte vollkommen vergessen, dass sich die Schlüssel und sein Portemonnaie in seinem Jaguar befanden, und das Auto stand vor der Brücke. Also musste er zur Brücke zurücklaufen, halb nackt und klitschnass, wie er war.

Er lachte leise. Das fing ja gut an!

Aber erst einmal wollte er sich das Haus wenigstens von außen ansehen. Wie gut, dass es in den vergangenen Monaten nicht verkauft worden war. Er hatte es Julias Maklerbüro übergeben, weil er nicht damit gerechnet hatte, jemals wieder nach Quimby zurückzukommen. Das weiße, zweistöckige Haus sah noch genauso einladend und gepflegt aus wie früher. Vor dem Haus erstreckte sich eine große überdachte Veranda. Ein paar Stufen führten zu einem gepflasterten Platz hinunter, der in die weite Rasenfläche überging. Allerdings fehlten die vielen Tontöpfe seiner Mutter, in denen sie Blumen und Kräuter gezogen hatte. Immerhin blühte der Flieder noch mit schweren lilafarbenen Dolden. Und die Rhododendronhecke, die sich zwischen dem Brodyschen Besitz und dem eher bescheidenen Haus der Coltons entlangzog, leuchtete selbst im Mondlicht in kräftigen Farben.

Er sah sich den Rasen genauer an. Er wirkte tadellos gepflegt. Julia hatte sicher Reggie Lee Marvin beauftragt, sich um den Garten zu kümmern.

Zack überquerte den Platz und ging zur Hintertür. Sie war abgeschlossen. Natürlich, Julia machte ihre Sache nie halb. Sie war absolut zuverlässig.

Er ging über die Veranda zur Vordertür und sah hoch. Das Schlafzimmerfenster im ersten Stock war vielleicht offen. Wie oft war Adam über die Veranda in sein Schlafzimmer geklettert, wenn es nach einer wilden Nacht zu spät geworden war und die Eltern nichts davon wissen sollten. Zack, der gehorsame Sohn, hatte das nie nötig gehabt.

Zack biss die Zähne zusammen. Er wollte jetzt nicht an seinen Bruder denken. Zwischen ihnen hatte immer eine leichte Rivalität bestanden. Nur einmal, in Bezug auf Laurel Barnard, war es zu Auseinandersetzungen gekommen, mit tragischen Folgen.

Wenn er das nur vorher gewusst hätte. Wenn er und Adam sich nur ruhig und sachlich auseinandergesetzt hätten, anstatt sich gegenseitig anzuschreien.

Noch heute allerdings war ihm unklar, was Laurel mit ihrem Verhalten bezweckt hatte.

Eine leichte Brise trug den schweren Fliederduft zu ihm herüber, und Zack erinnerte sich an den Abend, an dem er Laurel einen Heiratsantrag gemacht hatte. Immer noch spürte er den Schmerz von damals.

Verdammt, er musste die Vergangenheit endlich hinter sich lassen. Ein Jahr war vergangen, und all die Missverständnisse und Lügen sollten vergessen sein. Die Brüder hatten einander verziehen, und Zack spürte auch keinen Groll mehr, wenn er an Laurel dachte. Sie war damals verzweifelt gewesen, aus welchen Gründen auch immer. Und sie vielleicht auch schwanger gewesen.

Im Nebenhaus ging ein Licht an. Ob die Coltons noch hier lebten? Allie wohnte doch jetzt mit ihrer Familie außerhalb der Stadt. Und ihre Eltern hatten nach Kalifornien ziehen wollen.

Das Licht im Schlafzimmer war angegangen. Vielleicht hatten die Coltons das Haus vermietet.

Jetzt sah er, wie eine Frau, nur mit einem Handtuch bedeckt, an dem Fenster vorbeiging. Es durchfuhr ihn heiß.

Denn das Handtuch hatte sie um den Kopf geschlungen. Ansonsten war sie vollkommen nackt.

„Donnerwetter!“, stieß Zack leise hervor. Hoffentlich kam sie zurück. Auf einmal spürte er weder Kälte noch Nässe. Sein Atem ging schneller, und er starrte auf das halb geöffnete Fenster. Entweder kannte die neue Mieterin der Coltons keinerlei Hemmungen, oder sie wohnte schon länger in dem Haus und verließ sich darauf, dass das Nachbarhaus unbewohnt war. Vielleicht machte sie sich auch nicht klar, wie durchscheinend die Vorhänge waren, vor allen Dingen, wenn das Licht im Zimmer eingeschaltet war.

In dem Fall sollte er sie nicht weiter beobachten. Doch dann kam sie zurück und setzte sich anscheinend auf das Bett. Genau konnte er das von unten nicht sehen. Sie hob einen Arm und strich mit der anderen Handfläche darüber. Aha, sie cremte sich ein. Dann nahm sie den Kopf zurück und strich langsam über Nacken und Hals. Als sie ihm kurz das Gesicht zuwandte, sah Zack, wie hübsch sie war. Die Haut war rosig und selbst auf die Entfernung konnte er sehen, dass sie dunkle Wimpern und fein gezeichnete Augenbrauen hatte.

Zack konnte den Blick nicht von ihr lösen. Wieder gab sie etwas aus einer Flasche auf ihre Hand und strich langsam über die Schultern, dann tiefer und hob die Brüste nacheinander leicht an. Zacks Mund wurde trocken. Er glaubte diese Brüste in seiner Hand zu spüren, ihr Gewicht, die dunklen harten Spitzen …

Autor

Carrie Alexander
Von Anfang an stand fest, dass Carrie Alexander einen kreativen Beruf ausüben würde. Bereits als Kind hatte sie eine überaus lebhafte Fantasie, dachte sich Geschichten aus und malte viel.

Schließlich wurde sie Bibliothekarin. Sie versuchte sich in ihrer Freizeit an Horrorgeschichten und malte in Öl. Damals entdeckte sie ihre erste...
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