Männlich, ledig - unwiderstehlich

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Wieder ein Versuch ihrer Großmutter, sie zu verkuppeln: diesmal allerdings wirksamer als je zuvor! Maggie staunt nicht schlecht über den Bewerber für ihr freies Zimmer: Der Bauunternehmer Nick Kaplan kann sich über mangelnden Sex-Appeal wirklich nicht beklagen. Obwohl Maggie eigentlich nur weibliche Mitbewohner aufnehmen wollte, trifft sie mit Nick ein Abkommen. Wenn er in ihrem gerade eröffneten Heiratsinstitut einen Vertrag abschließt, darf er bei ihr einziehen. Gesagt - getan! Maggie stürzt sich mit Elan darauf, Dates für Nick abzumachen. Allerdings bald immer zögerlicher, denn der Gedanke, dass dieser tolle Typ mit einer anderen im Bett liegt, gefällt ihr von Mal zu Mal weniger. Hat sie nicht eigentlich "ein Vorkaufsrecht, wenn er schon bei ihr wohnt? "


  • Erscheinungstag 06.10.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759520
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Sind Sie es leid, nur Frösche zu küssen? Finden Sie jetzt Ihren Prinz oder Ihre Prinzessin und werden Sie für immer glücklich.

Das war nun schon die neunte Idee für einen Slogan, die Maggie Conner auf ihrem Schreibblock durchstrich. Es war noch nicht mal Mittag, und sie schwitzte bereits. Santa Flora war im Juni eigentlich ein Paradies, angenehm warm, und vom Meer wehte meist ein leichter Wind. Also musste es an ihrer Nervosität liegen und nicht am Wetter, dass ihr so heiß war.

Nachdem sie jahrelang jedes Wochenende und selbst an den Feiertagen in verschiedenen Jobs gearbeitet hatte, hatte sie endlich genug Geld zusammengespart, um ihr großes Projekt in Angriff zu nehmen: die Gründung ihrer eigenen Partnervermittlung. Damit würde sie die Familientradition fortführen. Als Krönung ihrer Bemühungen hatte sie Büroräume direkt an der Hauptstraße der kleinen Gemeinde in Kalifornien gefunden.

Obwohl die offizielle Eröffnung erst in vier Wochen stattfinden sollte, hatte sie ihr Firmenschild schon vor einigen Tagen angebracht, und mehrere Leute hatten sich bereits als Kunden in die Kartei von „Maggies Partnervermittlung“ eintragen lassen. Bisher waren es zwar nur Frauen, aber die Männer würden schon noch kommen. Zumindest hoffte sie das.

Maggie lehnte sich zurück und betrachtete das Foto, das über der Tür ihres Büros hing. Es erinnerte sie immer daran, dass es möglich war, die wahre Liebe zu finden – vor allem, wenn eine entschlossene Conner sie einem suchte. Das Schwarz-Weiß-Foto aus den vierziger Jahren zeigte drei Menschen im botanischen Garten von Santa Flora. Ein Mann und eine Frau sahen sich an und lächelten. Und neben dem glücklichen Paar stand Maggies Großmutter, damals nicht älter als dreißig, und strahlte. Es war ein Foto des ersten Paars, das sie erfolgreich vermittelt hatte.

Inzwischen hatte Kitty Conner sich aus dem Geschäft zurückgezogen, aber wenn Maggie das Foto ansah, spürte sie immer, wie stolz ihre Großmutter darauf war, zwei Menschen zusammengebracht zu haben.

Maggie war jetzt fünfundzwanzig, und sie hatte sich den größten Teil ihres Lebens danach gesehnt, den gleichen Stolz und das gleiche Glück zu empfinden wie ihre Großmutter damals. Und sie wusste, dass sie es schaffen konnte.

Aber ohne Kunden wird es mit dem Erfolg schwer werden, dachte sie, während sie den zehnten Slogan betrachtete.

Hier finden Sie ein nettes Mädchen.

Maggie verdrehte die Augen. Dieser grässliche Spruch konnte ihr nur kurz vor dem Morgengrauen eingefallen sein.

Lassen Sie Ihren Seelengefährten nicht entwischen! Das war ihr letzter Slogan.

Maggie schnaubte genervt und strich auch diesen Spruch durch. Der Erfolg ihres Geschäftes war ihr zwar außerordentlich wichtig, aber sie wollte sich trotzdem nicht dazu verleiten lassen, Panikstimmung zu verbreiten.

Die Glocke über der Tür läutete, gerade als sie das Blatt Papier abriss, es zerknüllte und wegwarf. „Es ist hoffnungslos!“, sagte sie laut. „Mir wird nie der optimale Slogan einfallen.“

„Wie wäre es damit: Vorsicht, gefährliche Kurven! Kehren Sie sofort um!“

Maggie schnappte nach Luft, als sie die ihr unbekannte Stimme hörte. Sie schaute auf und sah in die aufregendsten grünen Augen, die sie je gesehen hatte. Für einen Moment war sie wie hypnotisiert von dem Mann, der vor ihr stand.

Sie musste um ihre Selbstbeherrschung kämpfen, auf die sie sonst immer so stolz war. Von dem Tag an, als sie entdeckt hatte, dass die Männer der Connor-Frauen nie lange blieben, hatte sie gelernt, sich von keinen Mann allzu sehr beeindrucken zu lassen. Und darin war sie inzwischen verdammt gut. Maggie tastete nach dem Medaillon, das sie an einer Kette um den Hals trug. Seit Jahren hatte sich ihr Puls nicht mehr so beschleunigt, wenn ihr ein gut aussehender Mann begegnet war. Allerdings hatte sie auch noch nie einen mit so schönen Augen getroffen.

Sie stand auf und strich ihre Hose glatt, an der es eigentlich nichts zu glätten gab. „Tut mir leid, Sir, aber ich habe gerade …“ Sie brach ab und blinzelte. Sogar mehrere Male. Vielleicht war es an der Zeit, mal zum Augenarzt zu gehen, denn eine Sekunde lang, als er so im Gegenlicht vor ihr gestanden hatte, hätte sie schwören können, dass sie einen feinsinnigen, weltgewandten Typen vor sich hatte. Aber das war er gar nicht. Nicht im Entferntesten.

Sicher, er war groß und muskulös, aber unter seinem Arm klemmte ein Motorradhelm, und draußen stand mit Sicherheit eine Harley-Davidson. Feinsinnig war dieser Mann bestimmt nicht. Man hätte ihn eher als wild beschreiben können. Ein rauer Typ. Ziemlich sexy, wie man ihn zum Beispiel in einem Action- oder Abenteuerfilm erwarten würde.

Maggie musterte ihn nachdenklich. Er hatte markante Gesichtszüge, sein braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen, seine Hände waren groß und schwielig, und auf seinem Kinn zeigten sich dunkle Bartstoppeln. Wenn er auf der Suche nach einer Partnerin war, würde das keine leichte Aufgabe werden. Die Frauen in Santa Flora waren wählerisch und bevorzugten gepflegte und stilvolle Männer. Keine hatte bisher den Wunsch geäußert, mit einem Mann, der Russell Crowes Zwillingsbruder sein könnte, den Pacific Coast Highway entlangzubrettern.

Was natürlich nicht bedeutete, dass sie nicht versuchen würde, jemanden für ihn zu finden. Schließlich war sie immer bereit, eine Herausforderung anzunehmen. Und wer weiß, vielleicht gab es ja ein böses Mädchen da draußen, das zu diesem bösen Jungen passte.

Sie setzte ein geschäftsmäßiges Lächeln auf. „Willkommen bei Maggies Partnervermittlung, Sir.“

„Danke.“

„Ich wollte Sie nicht erschrecken“, sagte er.

Ihr Herz machte einen Sprung. Er hatte eine wundervolle leicht raue, tiefe Stimme. „Das ist kein Problem“, brachte sie heraus. „Ich habe nur Papierkram erledigt.“ Sie ging um ihren Schreibtisch herum und stellte sich vor ihn. Aber anstatt sich souveräner zu fühlen, war sie plötzlich so atemlos, als wäre sie gerade die Treppe zum zehnten Stockwerk eines Hochhauses hinaufgelaufen.

Lieber Himmel, war dieser Mann groß. Sie reichte ihm kaum bis zu den Schultern. In dem weißen T-Shirt, der abgeschabten Lederweste und mit den gebräunten, muskulösen Armen wirkte er wie ein moderner Krieger. Wenn ihre Kundinnen genauso auf ihn reagierten wie sie, dann würde sich die Suche nach einer Partnerin für ihn womöglich doch nicht so schwierig gestalten, wie sie zuerst gedacht hatte. „Wir öffnen erst in vier Wochen, Sir, aber falls Sie jetzt schon einen Fragebogen ausfüllen möchten, nehme ich Sie gern in meine Kundenkartei auf. Wir vereinbaren einen Termin für eine Videoaufnahme …“

Er lachte, und in Maggies Ohren klang das äußerst angenehm. „Ich bin nicht wegen einer Partnervermittlung hier.“

Ihr Lächeln erlosch. „Ich verstehe. Es kommt einem am Anfang immer etwas seltsam vor, zu einer professionellen Vermittlung zu gehen, aber falls Sie …“

„Ehrlich“, unterbrach er sie, „ich suche keine Frau und auch keine Partnervermittlerin. Ich bin Nick Kaplan.“ Er sah sie an, als müsste ihr sein Name etwas sagen.

Maggie überlegte. Hatte ein Freund oder Bekannter ihn mal erwähnt?

„Ihre Großmutter hat mich hergeschickt“, erklärte er.

Maggie runzelte irritiert die Stirn. „Meine Großmutter?“

Vor einem Monat hatte Kitty Conner ihre Sachen gepackt und war in eine Seniorensiedlung gezogen, um in der Nähe ihrer Freunde zu sein. Außerdem war es kein Geheimnis, dass Kitty sich wünschte, Maggie würde endlich einen Mann finden. Vermutlich glaubte sie, sie brächte den Ball ins Rollen, indem sie wegzog und so den Weg freimachte.

Kitty hatte Maggie angeboten, ihr eine neue Mitbewohnerin zu suchen, damit sie ihre Mietkosten senken konnte. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass es eine Frau in Maggies Alter sein sollte, die ebenso temperamentvoll war wie sie. Kitty hatte behauptet, eine Frau von außerhalb gefunden zu haben, die noch dieses Wochenende einziehen sollte.

Vielleicht war Mr. Harley-Davidson hier, um beim Umzug zu helfen. Maggie dachte, dass er womöglich der Bruder ihrer neuen Mitbewohnerin war. Die Vorstellung, dieser tolle Kerl könnte in Zukunft öfter in ihrem Haus auftauchen, gefiel ihr überraschend gut.

„Bei Ihnen war niemand zu Hause“, unterbrach der Mann ihre Überlegungen. „Also habe ich mir von Ihrer Großmutter ihre Geschäftsadresse besorgt.“

„Was kann ich für Sie tun?“ Lieber Himmel, hatte sie da tatsächlich gerade einen flirtenden Ton angeschlagen?

Er sah sie amüsiert an. „Na ja, für den Anfang würden die Schlüssel genügen.“

Also tatsächlich ein Freund oder Bruder. Es überraschte Maggie, wie sehr sie sich wünschte, dass dieser Mann bloß der Bruder ihrer neuen Hausgenossin war. „Die Schlüssel. Sicher.“ Sie griff über den Schreibtisch und holte drei kleine Plastikbeutel mit Aufklebern aus ihrer Handtasche. Aus einem davon nahm sie nun ein Schlüsselbund.

„Bringen Sie sie jetzt gleich in mein Haus?“

„Wie bitte?“

„Ist sie schon in der Stadt, oder kommt sie erst später?“

„Sie?“

Maggie musterte ihn frustriert. „Die Frau, die das Zimmer gemietet hat.“

„Ich verstehe nicht. Es gibt keine …“ Er brach ab und runzelte die Stirn. Dann grinste er. „Ich sollte mich wohl noch mal vorstellen. Ich bin Nick Kaplan.“ Er streckte die Hand aus. „Ihr neuer Mitbewohner.“

Maggie war sprachlos. Ihr Mitbewohner? Wovon redete er da? Das konnte er nicht ernst meinen. Sie legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. Er sah nicht aus, als würde er scherzen.

„Mr. Kaplan“, begann sie langsam und beherrscht, „offensichtlich hat es da ein Missverständnis gegeben.“

Er holte einige Papiere aus der Tasche. „Da gibt es kein Missverständnis.“

„Dann einen Fehler.“

„Ich glaube kaum.“

Sie starrte auf die Papiere, die er ihr hinhielt. „Was ist das?“

„Das ist eine Kopie des unterschriebenen Mietvertrages.“

Maggies Hände zitterten, als sie das Dokument überflog. „Hier steht, dass das Zimmer an einen ruhigen, verantwortungsvollen, nicht rauchenden …“ Sie schnappte nach Luft, als sie sah, dass das Kästchen, neben dem „Mann“ stand, angekreuzt war. Dann prüfte sie die Unterschrift. Kitty Conner. Nein, das konnte ihre Großmutter ihr nicht angetan haben! Maggie sah Nick Kaplan an.

„Na ja, ich bin ruhig, und ich rauche nicht.“ Nick grinste. „Und ich bin eindeutig ein Mann.“

Maggie schluckte hart. Allerdings ist er das, dachte sie mit einem Anflug von Hysterie. Ein unglaublich beeindruckender Mann sogar. Wenn man diesen Typ mochte, und offenbar tat sie das. Das war schrecklich und unglaublich peinlich. Wie hatte ihre Großmutter diesem Mann das Zimmer vermieten können, ohne sie darauf vorzubereiten?

Nun, das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie musste einfach rückgängig machen, was Kitty angerichtet hatte. Es war eine Sache, wenn Nick gelegentlich in ihrem Haus seine Schwester besuchte, und eine ganze andere, wenn er dort wohnte, schlief … duschte …

„Es ist unmöglich, Mr. Kaplan. Sie können nicht in meinem Haus wohnen.“

Er lehnte sich gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme. „Haben Sie im Garten eine Leiche vergraben oder so was?“

Maggie schnappte nach Luft. „Natürlich nicht.“

Er schmunzelte. „Es war nur ein Witz. Schauen Sie, ich verstehe, dass Sie glauben, es hätte da einen Fehler gegeben, aber falls das so ist, dann war es einer, den Sie oder Ihre Großmutter gemacht haben, nicht ich.“

Er duftete nach Leder und salzhaltiger Luft. Maggie kam sich schrecklich schwach vor, denn sie spürte das Bedürfnis, nach seiner Weste zu greifen, ihr Gesicht an seine Brust zu schmiegen und seinen Duft einzuatmen. Doch solche Dinge tat sie nicht. Sie erlaubte sich nicht einmal solche Gedanken. Entschlossen gab sie ihm die Papiere zurück. „Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich kann mit keinem …“, sie musterte ihn von oben bis unten, „… Mann zusammen wohnen.“

„Warum nicht?“, fragte er amüsiert.

Warum nicht? Warum nicht? Sie suchte verwirrt nach der richtigen Antwort. Es sollte besser eine sein, die nicht klang, als wäre sie verrückt, wie zum Beispiel: Ich könnte mir selbst nicht mehr tauen, wenn Sie in meiner Nähe wären. Oder: Sie machen es mir schwer, meine selbst auferlegte Enthaltsamkeit durchzuhalten. Oder: Meine Hormone, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie habe, spielen bei Ihrem Anblick verrückt. Diese Erklärungen würden sicher nicht gut ankommen.

„Ich kenne Sie ja nicht mal“, sagte sie stattdessen. Das klang gut und entsprach der Wahrheit.

„Ich bin dreißig Jahre alt, habe eine Baufirma, liebe Motorräder, Hunde und Louis Armstrong.“

Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Und Sie sind völlig harmlos, was?“

Der Teufel selbst hätte nicht breiter grinsen können. „Das habe ich nicht behauptet.“

Maggie riss sich zusammen. „Schauen Sie, es tut mir wirklich leid, aber ich halte es für besser, wenn Sie sich woanders ein Zimmer suchen.“

„Das wird nicht funktionieren.“ Jetzt klang er überhaupt nicht mehr amüsiert. „Wir haben Sommer, und Santa Flora ist voller Touristen. Es gibt keine freien Apartments, keine Hotelzimmer, gar nichts.“

„Sie könnten außerhalb der Stadt wohnen“, schlug sie vor.

„Nein, kann ich nicht. Ich muss hier sein, in der Nähe der Baustelle. Wir fangen am Montag an.“

Maggie sah ihn eindringlich an. Inzwischen war sie ziemlich verzweifelt. „Vielleicht könnten Sie einen Wohnwagen mieten.“

Nick drehte sich um und deutete auf das Motorrad, das er draußen geparkt hatte. „Das ist das einzige Fahrzeug, das ich besitze.“

„Wie ist es mit Freunden?“, fragte sie. „Oder Verwandten?“

Er verzog das Gesicht. „Nein.“

Maggie stemmte die Hände in die Hüften und starrte Nick an. Er starrte zurück. Sie standen sich wie zwei Revolverhelden beim großen Showdown gegenüber.

Die Standuhr, die Maggie von ihrer Großmutter übernommen hatte, schlug elf Mal.

„Ich erwarte gleich Kunden“, sagte Maggie.

„Und ich habe einen gültigen Mietvertrag.“

Maggie hasste Leute, die das Offensichtliche betonten. Sie würde ihrer Großmutter die Leviten lesen wegen dieser Sache, doch erst mal musste sie sich etwas einfallen lassen, denn die Glocke über der Tür läutete, und ihre Kundinnen kamen herein. Beide Frauen hatten blondiertes Haar und Silikonkurven.

Maggie zwang sich zu einem Lächeln, während sie Nick bat, sie zu entschuldigen, dann begrüßte sie die beiden Frauen und führte sie in den Videoraum. Als sie zurückkam, hatte Nick sich nicht von der Stelle gerührt. Das hatte sie auch nicht erwartet.

„Vielleicht könnten Sie heute Nachmittag noch mal wiederkommen“, schlug sie vor.

„Sicher, kein Problem. Wenn Sie mir die Schlüssel geben, richte ich mich ein und komme dann …“

„Das habe ich nicht gemeint.“

„Maggie, ich werde nirgendwohin gehen.“ Er legte seinen Helm auf den Schreibtisch. „Am Montag beginne ich mit dem wichtigsten Auftrag meines Lebens, und ich habe nicht vor, in einem Pappkarton zu wohnen, weil Sie Angst vor einem Mann in ihrem Haus haben.“

Aus dem anderen Zimmer konnte man ein Kichern hören. Maggies vollbusige Kundinnen wurden unruhig. Maggie musste an die Arbeit gehen. Sie reckte das Kinn, bereit zum Kampf. Okay, wenn dieser Mann sich wie ein Mistkerl benehmen wollte, würde sie ihn wie einen behandeln.

Eine halbe Stunde später wünschte sich Nick, er hätte Maggies Vorschlag angenommen und wäre später wiedergekommen. Seine Sturheit hatte ihm reichlich Schwierigkeiten beschert. Im Moment fühlte er sich wie in einem Zirkus mit einer sexy Zirkusdirektorin.

Da ihr Stativ noch nicht eingetroffen war, hatte Maggie Nick befohlen, sie zu filmen, während sie ihre nach teurem Parfüm duftenden Kundinnen interviewte. Offenbar sah sie in ihm einen einfachen Arbeiter. Das überraschte Nick nicht. Gleich als sie ihn mit ihren blauen Augen gemustert hatte, hatte sie ihn in eine bestimmte Schublade gesteckt. Das war vollkommen eindeutig gewesen. Er war diesen Blick gewöhnt, der besagte: „Ich wette, der Kerl hat mehr Bizeps als Gehirn.“

Maggie selbst wirkte ziemlich bieder in ihrer schlichten braunen Hose und der blauen Bluse. Doch ihre heisere Stimme passte überhaupt nicht zu diesem Bibliothekarinnen-Image. Ganz zu schweigen von ihrer Figur, die nur aus Kurven zu bestehen schien.

Und Nick Kaplan mochte nichts lieber als Kurven. Beim Motorradfahren und auch sonst.

Diese Straße war allerdings tabu.

Maggie, diese dunkelhaarige Schönheit, gehörte garantiert zu der Sorte, die ein ganzes Buch voller Regeln hatte, die sie streng befolgte. Außerdem war sie eine Partnervermittlerin. Er gab sich nicht mit Leuten ab, die an Liebe glaubten. Egal, wie stark die Anziehungskraft zwischen ihm und einer Frau auch war. Vor allem nicht jetzt.

Vor drei Wochen hatte er die Ausschreibung für ein wichtiges Projekt für sich entschieden, und deshalb war er hier. Durch diesen Auftrag würde er in der Baubranche einen gewaltigen Schritt nach vorn machen. Er konnte keine Ablenkungen gebrauchen. Er brauchte einfach nur eine Unterkunft.

„Ich mag mexikanisches Essen, Obstsäfte und bin gern am Strand“, erklärte eine der beiden Kundinnen.

„Und was für einen Typ Mann suchen Sie, Heather?“, fragte Maggie. Sie saß auf einem Stuhl unterhalb der Kamera, damit es so aussah, als würde Heather direkt dort hineinsprechen.

„Ich suche einen lieben, gefühlvollen Mann“, gurrte Heather. „Einen Mann, der jeden Abend zu einer guten Frau nach Hause kommen will.“

Nick stöhnte innerlich. Seine unwillige Vermieterin hatte einen Teich voller behäbiger, schnatternder Enten zu vermitteln. Für ihn kamen sie jedenfalls nicht infrage. Dazu genoss er seine Freiheit viel zu sehr. Wenn man erlebt hatte, wie es war, unterdrückt zu werden, konnte einen nichts dazu bewegen, sich freiwillig die Flügel stutzen zu lassen.

„Er sollte sehr intelligent sein“, fuhr Heather fort.

Die andere Blondine neben ihr nickte. „Und klug.“

Nick hustete, um sein Lachen zu verbergen.

Maggie warf ihm über die Schulter einen strafenden Blick zu. Das war eine Warnung. Er zwinkerte ihr zu, und sie errötete und drehte sich wieder um. Doch ihr Anblick hatte sich in Nicks Kopf festgesetzt: das Haar aus dem makellosen Gesicht gekämmt und zu einem Knoten zusammengenommen, die vollen pinkfarbenen Lippen und die großen Augen, so hellblau wie der Himmel über Montana ganz früh am Morgen.

Nick erinnerte sich gut an diesen Himmel. Vor ein paar Jahren war er wegen eines Jobs dort gewesen und hatte oft Gelegenheit gehabt, den klaren Morgenhimmel zu betrachten. Das war der schönste Anblick seines Lebens gewesen.

„Und natürlich muss er wissen, wie man sich anzieht“, fuhr Heather fort.

Nick unterdrückte ein Stöhnen. Das war lächerlich. So konnten zwei Menschen unmöglich zusammenfinden. Videos und eine Einkaufsliste voller Eigenschaften. Man brauchte Ausstrahlung, Hitze und Leidenschaft und den zündenden Funken … darum kam man nicht herum. Und solange man sich nicht gegenüberstand, konnte man unmöglich feststellen, ob man all das gefunden hatte. Aber das ging ihn ja nichts an. Er wollte einfach bloß die Hausschlüssel und ein paar Nächte Schlaf.

„Und ich lese gern“, sagte Heather nun. „Deshalb wäre es toll, wenn er auch gern lesen mag.“

Es kam Nick vor, als wäre eine Woche vergangen, bis Maggie die beiden Frauen endlich zur Tür begleitete.

Sie verschwendete keine Zeit, kam sofort zurück und begann ihm Vorwürfe zu machen. „Was sollte das?“

Nick nahm das Band aus der Kamera und reichte es ihr. „Was habe ich denn getan?“

„Sie haben meine Kundinnen ausgelacht.“

„Das stimmt nicht.“ Er unterdrückte ein Schmunzeln. „Können wir jetzt über die Schlüssel reden?“

Maggie ignorierte seine Frage. „Soll ich wirklich glauben, dass dieser Hustenanfall das erste Anzeichen einer Bronchitis war?“

„Hören Sie, ich fand die Anforderungen an Mr. Perfect alles andere als komisch.“ Er schob die Kamera in die Hülle zurück und zog den Reißverschluss zu.

„Wir haben alle bestimmte Wünsche, was einen Partner angeht, Mr. Kaplan. Die mögen einem nicht bewusst sein, aber sie sind trotzdem da.“

„Ich habe keine Liste“, behauptete er. „Es gibt nur eine einzige Voraussetzung.“

Maggie lächelte zuckersüß. „Welche? Dass die Frau Motorrad fährt und Kampfstiefel trägt?“

„Das wären zwei Dinge, Maggie.“ Er grinste.

„Sie werden Ihre Meinung irgendwann auch noch ändern, denn in der heutigen Zeit ist es noch schwieriger geworden, zufällig auf die große Liebe zu treffen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Niemand will für immer allein bleiben.“

„Soweit es mich angeht, ist für immer noch nicht lang genug.“

Maggie fühlte sich so erschöpft, als wäre sie mehrmals einen Hügel hinaufgestiegen. Junggesellen, Playboys und Motorradrocker wollten alle ihre Freiheit. Sie hatten keine Ahnung, dass die Liebe der richtigen Frau wesentlich besser für sie war. Aber wie sollte sie eine ganze Stadt voller Männer davon überzeugen, wenn ihr das nicht mal bei einem einzigen gelang?

„Ich habe eine großartige Idee“, sagte Nick. „Lassen Sie uns heute Abend zu Hause darüber diskutieren.“

„In meinem Zuhause oder in Ihrem?“

„In unserem.“

Sie seufzte. „Sie geben wohl nie auf, was?“

„Maggie, wenn ich etwas will, unternehme ich große Anstrengungen, um es auch zu bekommen.“ Er stand vor ihr, fast eins neunzig groß und ganz und gar maskulin. „Aber wenn ich etwas brauche, dann tue ich so ziemlich alles dafür.“

Maggie erschauerte, als sie den dunklen Klang seiner Stimme hörte, und ihr Puls spielte verrückt.

Hol dir, was du brauchst. Dieses Motto hatten sie zumindest gemeinsam. Maggie wollte, dass Menschen die Liebe fanden, und war bereit, dafür außerordentliche Anstrengungen auf sich zu nehmen. Und was sie brauchte, war Erfolg für ihr Unternehmen. Dafür würde sie fast alles tun.

Während sie auf das Videoband starrte, entstand eine Idee in ihrem Kopf. Mit ihren ersten zwei Kampagnen war es ihr nicht gelungen, auch nur einen einzigen männlichen Kunden anzulocken. Selbst der Verzicht auf die Aufnahmegebühr hatte nichts gebracht. Ihr konnte nur noch eine Erfolgsstory helfen.

Es war eine verrückte Idee, das wusste sie. Aber sie musste schließlich das Geld für die Miete hereinbekommen, und die Stromrechnung für das Büro war auch nicht gerade niedrig. Vielleicht, überlegte sie, vielleicht schaffe ich es, die Männer anzusprechen, wenn ich einen Ungläubigen bekehre. Und sozusagen als Dreingabe bekommt der dann noch, was ihm am meisten fehlt. Genau!

Maggie war ganz aufgeregt, als ihr der Slogan zu dieser Idee einfiel: Sogar ein Skeptiker kann überzeugt werden. Lassen Sie sich von Maggie auf den Weg zur Liebe führen.

Sie drehte sich zu Nick um, ganz von neuem Selbstvertrauen erfüllt. „Was wäre, wenn mein Talent zur Partnervermittlung bei Ihnen wirken würde, Nick?“

Er kniff die Augen zusammen. „Wie bitte?“

„Was wäre, wenn ich die Liebe Ihres Lebens für sie finden würde?“

Er schnaubte. „Das ist unmöglich.“

Dieses Wort liebte Maggie geradezu. „Sie haben wirklich nicht viel Selbstbewusstsein, was?“

„Maggie, sparen Sie sich das für diese einsamen Idioten, die Ihre Hilfe wollen.“

Sie griff nach seinem Arm. „Niemand kann der Macht der Liebe widerstehen, Nick.“

Er betrachtete ihre Hand, die auf seinem Arm lag. Dann sah er ihr in die Augen. „Ich kann allem widerstehen.“

Harte Muskeln, große Kraft. Und Hitze. Maggie konnte sie spüren. Das war zu viel für sie.

Hastig nahm sie ihre Hand weg. „Sind Sie bereit, Ihr Herz einem Test zu unterziehen, im Austausch gegen einen sechsmonatigen Aufenthalt in der Casa Conner?“

„Das verstehe ich nicht.“

„Geben Sie mir vier Wochen Zeit, die Liebe Ihres Lebens zu finden.“ Maggie zog ein Schlüsselbund aus ihrer Tasche. „Dafür überlasse ich Ihnen die hier.“

2. KAPITEL

Nick fühlte sich, als wäre er mit seiner Harley zu dicht an einen Abgrund geraten und würde gleich hinunterstürzen. Er starrte Maggie an. „Wovon, zum Teufel, reden Sie?“

„Es ist ganz einfach. Ich vermiete Ihnen das Zimmer in meinem Haus …“, sie sah ihn hoffnungsvoll an, „… und im Gegenzug erlauben Sie mir, eine Frau für Sie zu finden.“

Er beugte sich vor und atmete Maggies blumiges Parfüm ein. „Ich habe keine Schwierigkeiten damit, Frauen kennenzulernen, glauben Sie mir.“

„Lassen Sie es mich anders ausdrücken. Ich werde die ideale Partnerin für Sie finden. Die Liebe Ihres Lebens.“

„Lady, ich will einfach nur das Zimmer. Keine Liebe, keine ideale Partnerin.“

Autor

Laura Wright
<p>Laura hat die meiste Zeit ihres Lebens damit verbracht, zu singen, an Tanzturnieren teilzunehmen oder als Schauspielerin zu arbeiten. Erst als sie begann, Romane zu schreiben, hat sie ihre wahre Leidenschaft und Berufung entdeckt! Geboren und aufgewachsen ist sie in Minneapolis, Minnesota. Danach lebte Laura für einige Zeit in New...
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