Mit dir ist das Leben süß

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Die hübsche Bäckerin Katie Garrity sehnt sich so nach einer eigenen Familie, aber Mr. Right scheint für sie nicht zu existieren. Bis ihr alter Freund Noah einen Einsatz in der Kleinstadt hat. Es knistert aufregend! Der sexy Ranger will alles – außer einer Familie …


  • Erscheinungstag 05.07.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751507707
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Wenn die Vorbereitung auf das Date das Beste am Abend war, ist das Date selbst ein Reinfall. Katie Garrity gab sich alle Mühe, den Mann – Mike – interessiert anzusehen, der ihr gegenüber am Tisch saß. Er arbeitete als Projektmanager im nahe gelegenen Aspen.

Als Besitzerin einer Bäckerei hatte sie der Maniküre besondere Aufmerksamkeit gewidmet und die Fingernägel hellrosa lackiert. Sie hatte die Haare geföhnt und Make-up aufgelegt. Sie hatte alles getan, um wie eine Frau auszusehen, die ein Mann heiraten wollte, um eine Familie zu gründen. Aber sie hatte nur Zeit und Energie verschwendet.

„Ich habe einige Freunde, die sich glutenfrei ernähren, und für sie einige Rezepte entwickelt.“ Sie hatte nur halb hingehört und hoffte, dass sie auf die Frage antwortete, die er ihr gestellt hatte.

„Mir geht es um mehr als glutenfreie Ernährung. Ich meine eine Kost mit ausschließlich rohen Nahrungsmitteln. Sie glauben nicht, wie Ihr Darm gereinigt wird, wenn …“

„Ich hab es verstanden“, unterbrach Katie ihn und sah sich nach der Kellnerin um. Mike hatte ihr bereits zu detailliert erzählt, welche Auswirkungen ein paar Bissen Brot auf sein Verdauungssystem hatten.

Warum hatte sie sich überhaupt auf dieses Date eingelassen, das eine ihrer Kundinnen für sie arrangiert hatte? Weil sie sich verabreden wollte. Sie wollte ein Date, das vielleicht zu mehr führte und die ersehnte Zukunft mit einem Mann und Kindern versprach.

In ihrer Heimatstadt Crimson, Colorado, war sie beliebt – was ihrem Liebesleben in den letzten Jahren jedoch nicht geholfen hatte. Männer mochten süchtig nach dem Gebäck sein, das sie in ihrer Bäckerei Life is Sweet kreierte. Doch mehr wollten sie nicht von ihr.

„Sie sollten sich überlegen, Ihre Bäckerei in ein Rohkost-Restaurant umzuwandeln“, meinte Mike. „Das Rohkost-Restaurant in Aspen läuft ziemlich gut.“

Katie funkelte ihn an. Das war zu viel. „Ich soll meine Bäckerei schließen, die seit drei Generationen in Familienbesitz ist? Die Bäckerei, die ich von meiner Großmutter geerbt habe?“

„Zucker kann als Droge betrachtet werden. So gesehen sind Sie eine Drogendealerin.“

Ihr blieb der Mund offen stehen. Bemerkte Mike nicht, dass sie inzwischen vor Wut schäumte? „Okay, das war’s.“ Sie stand auf und legte ein paar Geldscheine auf den Tisch. „Danke für den aufschlussreichen Abend. Gute Heimfahrt nach Aspen.“

Katie drehte sich zur Bar um. Sie brauchte dringend ein großes Glas Bier. Sie und Mike hatten sich im Brauereigasthof zum Abendessen getroffen. Doch hatte er darauf bestanden, dass sie beide Wasser bestellten.

Die Türen zum Innenhof waren geöffnet. Die frische Bergluft tat gut. Im Juni war es tagsüber warm in Crimson. Aber wegen der Höhenlage rutschten die Temperaturen nachts in den Keller. Die malerische historische Kleinstadt in den Rocky Mountains mit den Häusern im viktorianischen Stil war für viele Besucher attraktiv. Das zahlte sich für die Geschäfte vor Ort – einschließlich ihrer Bäckerei – aus.

Ihr Blick fiel auf einen Mann mit breiten Schultern, der an der Theke saß. Sofort spielten ihre Hormone verrückt. Sie rief sich zur Ordnung und orderte beim Barmann ein Bier. Dann stellte sie sich neben den Mann und stieß ihn leicht mit einer Schulter an. „Hallo, Noah. Seit wann bist du in der Stadt?“

„Katie-Käfer.“

Seine tiefe Stimme und sein Lächeln ließen sie dahinschmelzen. Doch daran war sie gewöhnt. Auf diese Weise reagierte sie bereits seit der Highschool auf Noah Crawford.

„Vor ein paar Tagen. Ich bin gekommen, um meine Mutter zu besuchen. Was machst du hier heute Abend?“

„Ich hatte ein Date.“ Sie griff nach dem Glas, das der Barmann inzwischen vor sie gestellt hatte, und trank einen Schluck Bier.

„Ein Date?“, fragte er erstaunt.

„Ja, Noah. Ein Date.“ Obwohl er fünfzehn Zentimeter größer war als Katie, waren sie im Moment auf Augenhöhe. Denn er saß auf dem Barhocker, während sie neben ihm stand. Seine Augen waren kobaltblau. „Wenn ein Mann und eine Frau zusammen ausgehen, nennt man das so. Normalerweise schließt es mehr als Alkohol und bedeutungslosen Sex ein. Vielleicht kennst du das Wort deshalb nicht.“

„Aua.“ Er drehte sich ihr zu.

Als er mit dem Knie ihre Hüfte streifte, überlief Katie ein Kribbeln. Sie packte das Glas fester und trank es halb leer.

„Habe ich dir etwas getan, Käfer? Ich dachte, wir wären Freunde. Verdammt, du bist eine meiner besten Freundinnen, seitdem wir sechzehn Jahre alt waren. In letzter Zeit … nun, ich war nicht besonders aufmerksam. Aber du scheinst mich fast zu hassen.“

Er duftete nach Kiefern. Nach Noah. Sie versuchte, den Duft zu ignorieren. „Wir sind immer noch Freunde. Aber hör auf, mich Käfer zu nennen. Das war ein Spitzname für einen Teenager. Ich bin kein Teenager mehr.“

„Das weiß ich, Katie“, neckte er sie. „Wie war das Date?“

„Dumm gelaufen.“ Sie vermied es, ihn direkt anzusehen, denn sie befürchtete, ihre Gefühle nicht verbergen zu können. Nach einem Bier war sie beschwipst. Sie bestellte sich noch eines.

Ja, Noah und sie waren Freunde. Doch sie hatte immer mehr von ihm gewollt. Allerdings schien er niemals bemerkt zu haben, dass sie heimlich in ihn verliebt war.

„Dumm gelaufen, hm? Hat er sich schlecht benommen? Muss ich ihm einen Tritt in den Hintern verpassen?“

„Nichts in der Art. Es war nur langweilig.“

„Warum bist du dann überhaupt erst mit ihm ausgegangen?“

Der Barmann brachte ihnen die zweite Runde Bier. Noah griff nach seinem Glas. Er arbeitete als Forstmeister für den United States Forst Service und verbrachte seine Tage weitgehend in der Natur.

Katie wusste, dass er hervorragend in Form war. Sie betrachtete seine großen Hände. Nein, sie warf keinen Blick auf seine sonnengebräunten, muskulösen Unterarme. Sie war ohnehin schon frustriert genug. „Ich bekomme bald ein Baby.“

Noah verschluckte sich und spuckte das Bier wieder aus, das er gerade getrunken hatte.

„Besser gesagt, ich will ein Baby bekommen.“

„Bekommst du es, oder willst du es bekommen? Das ist ein erheblicher Unterschied.“

„Würde ich Alkohol trinken, wenn ich schwanger wäre?“

„Da hast du recht.“ Er griff nach dem Saum seines olivfarbenen T-Shirts, um sich den Mund abzuwischen. Katie reichte ihm eine Serviette. „Sollte man solchen Dingen nicht ihren natürlichen Lauf lassen?“

Sie bemerkte, dass er die dunkelblonden Haare etwas länger trug als sonst. Im Nacken kräuselten sie sich. „Du hast leicht reden.“ Sie trank noch einen Schluck Bier. „Wenn du nur lächelst, wird allen Frauen heiß vor Lust.“ Sie deutete mit dem Kopf auf eine junge Frau, die an einem der Tische saß und ihn begehrlich in Augenschein nahm. „Siehst du, was ich meine?“

Noah lachte laut, zwinkerte der Frau zu und schaute Katie dann grinsend an. „Wird dir heiß vor Lust?“ Er beugte sich zu ihr, bis seine Lippen fast ihr Kinn berührten.

Sie widerstand dem Drang, sich Luft zuzufächeln. „Ich bin gegen deine Reize immun.“

„Deshalb können wir auch Freunde sein.“ Er setzte sich wieder aufrecht hin. „Im Ernst: Warum verabredest du dich mit einem Idioten?“

„Als ich zugesagt habe, wusste ich noch nicht, dass er ein Idiot ist. Ich fange um vier Uhr morgens an zu arbeiten und gehe abends meistens schon um neun Uhr ins Bett. Meine sozialen Kontakte beschränken sich auf Nettigkeiten, die ich mit Kunden austausche. Abgesehen von den gelegentlichen Abenden, an denen ich mit Freundinnen ausgehe.“

„Dann sollen deine Freundinnen für dich einen Mann für eine Verabredung aussuchen.“

„Ich habe sie schon darum gebeten. Sie sehen sich um.“ Katie schlug die Hände vors Gesicht. „Alle halten die Augen offen. Es ist ein bisschen peinlich. Leute tauchen aus der Versenkung auf, um mir Männer für eine Verabredung vorzuschlagen. Ich komme mir wie ein hoffnungsloses Mauerblümchen vor.“

„So ist es nicht.“ Noah legte ihr eine Hand auf den Nacken und massierte die verspannten Muskeln. „Die Leute mögen dich genauso gern wie deine Großmutter, als sie noch die Bäckerei geführt hat. Du hilfst jedem. Lass sie im Gegenzug einmal dir einen Gefallen tun.“ Dann fügte er leise hinzu: „Du verdienst es, glücklich zu sein.“

Katie hob den Kopf und musterte ihn. Er schien müde zu sein. Sie bemerkte die Fältchen um seine Augen und die Bartstoppeln auf dem markanten Kinn. War er zu gestresst gewesen, um sich zu rasieren? „Was ist los, Noah? Warum bist du in der Stadt?“

„Ich habe dir gesagt, dass ich meine Mutter besuche.“

Sie hatte diesen Ausdruck in seinen Augen schon einmal vor zehn Jahren gesehen, als sein Vater an Krebs gestorben war. „Weil …“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie hat einen Gehirntumor“, sagte er schließlich angespannt.

„Oh nein. Das tut mir wirklich leid.“ Bei all den gemischten – und auch romantischen – Gefühlen, die sie Noah entgegenbrachte, hatte sie ihn einfach richtig lieb. Sie ertrug es kaum, ihn leiden zu sehen.

Katie wusste, wie sehr die schwere Krankheit seines Vaters allen Mitgliedern der Familie und besonders Noah zugesetzt hatte. Sie ergriff seine Hände. „Was kann ich für dich tun?“

„Schon gut. Der Tumor ist höchstwahrscheinlich gutartig. Anscheinend hatte meine Mutter schon eine Weile lang Beschwerden. Dann hat sie sich in Denver einer Kernspintomographie unterzogen. Emily oder mich hat sie erst angerufen, als die Ergebnisse vorlagen. Sie wollte uns nicht beunruhigen.“

„Typisch deine Mutter.“ Meg Crawford war eine der stärksten Frauen, die Katie jemals begegnet waren. Sie hatte Noahs Vater Jacob mit Würde und unerschütterlichem Optimismus bis zu dessen Tod gepflegt, nachdem er an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt war. „Ist Emily auch zurück in Crimson?“ Seine jüngere Schwester lebte mit ihrem Ehemann und dem vier Jahre alten Sohn an der Ostküste.

„Ich habe sie und Davey heute in Denver abgeholt.“

„Wie lange bleibt ihr hier? Wie wird deine Mutter behandelt? Und welche Prognose hat sie?“

„Eines nach dem anderen, Käfer.“ Noah lächelte kurz. „Katie, meine ich.“

„Heute Abend lasse ich es dir durchgehen.“ Sie drückte seine Hand.

„Ich bringe meine Mutter Anfang nächster Woche zu einer Kraniotomie nach Denver. Sie werden das Gewebe des Tumors untersuchen, um dessen Gutartigkeit zweifelsfrei zu bestätigen. Danach muss sie weitere Untersuchungen über sich ergehen lassen. Die meiste Hilfe wird sie während der ersten zwei Wochen brauchen. Aber es dauert mindestens sechs Wochen, bis sie wieder ein normales Leben führen kann. Dann muss sie zur Kontrolle nur noch regelmäßig zur Kernspintomographie nach Denver kommen.“

„Wird sie wieder völlig gesund? Gibt es keine dauerhaften Nebenwirkungen?“

„Nun, das sagt der Arzt jetzt. Allerdings ist das Gehirn komplex. Aber sie … wir hoffen es.“

„Deine Mutter wird sich wieder erholen, Noah. Sie ist stark.“

„Das war mein Vater auch.“

„Möchten Sie beide noch ein Bier?“, fragte der Barmann, bevor Katie etwas erwidern konnte.

„Für mich nicht.“ Sie bemerkte plötzlich, dass es sehr vertraut wirken musste, wie Noah und sie beieinandersaßen. Also ließ sie seine Hände los. Die Frau, die ihn vorhin begehrlich angestarrt hatte, warf ihr einen eifersüchtigen Blick zu. Sie hatte große Brüste, eine schmale Taille und schien die Feste zu feiern, wie sie fielen. Die Frau entsprach genau Noahs Beuteschema und war damit das genaue Gegenteil von ihr.

Als Noah ihrem Blick folgte und die Frau lächelte, fragte Katie: „Deine nächste Eroberung?“

„Nicht heute Abend.“ Er stand auf und legte ein paar Geldscheine auf die Theke. „Ich bringe dich nach Hause.“

„Das musst du nicht …“

„Ich will es aber. Hier zu sitzen und Bier zu trinken, tut mir nicht gut. Ich … ich will jetzt nicht allein sein, weißt du?“

Katie nickte. „Möchtest du dir einen Film ansehen?“

„Buddy – der Weihnachtself?“, fragte Noah hoffnungsvoll.

Sie lachte. „Wir haben jetzt Juni.“ Die Vorliebe für den Schauspieler Will Ferrell war eine ihrer Gemeinsamkeiten.

„Für ein bisschen Weihnachtsstimmung ist es nie zu früh.“

„Dann ja.“

Er grinste sie dankbar an. „Was würde ich nur ohne dich machen, Käfer?“

Katie ignorierte das Kribbeln im Bauch, als sie seine Worte hörte. Noah war ein Freund. Sie wusste, dass er leider nie mehr für sie sein würde – ganz egal, was ihr Herz sagte.

Niemanden hätte ich heute Abend lieber getroffen als Katie, dachte Noah, als sie zusammen die Straße hinuntergingen. Seinem gelben Labrador Tater, der ihr nicht von der Seite wich, ging es offensichtlich genauso.

Sie hatte der Hündin den Namen gegeben, nachdem Noah den kranken Welpen adoptiert hatte. Einige Wanderer hatten das Tier einsam und verlassen am Ausgangspunkt eines Wanderweges außerhalb Boulders gefunden. Katie kümmerte sich auch immer noch um Tater, wenn Noah zu Meetings oder Konferenzen nach Washington, D. C. reiste.

Als Förster beim Staatsforst war er normalerweise im Roosevelt National Forest in der Nähe von Boulder im Einsatz, etwa zwei Stunden östlich von Crimson. Er versuchte, seine Mutter regelmäßig zu besuchen.

Katie wusste das. Aber in letzter Zeit hatte sie Gründe vorgeschoben, warum sie nicht mehr so viel Zeit mit ihm verbringen konnte wie damals, als sie noch die Highschool und das College besucht hatten.

Obwohl Noah nicht oft in der Stadt war, liebte er Crimson. Zumindest könnte er in diesem Jahr den Sommer hier verbringen. Er versuchte sich auf die einzigen positiven Aspekte der durch die Krankheit seiner Mutter bedingten Situation zu konzentrieren. Es war zu lange her, seit er sich in den Wäldern in diesem Teil Colorados umgesehen hatte.

„Was machst du mit deinem Job?“

Konnte Katie seine Gedanken lesen? „Ich bin vorübergehend nach White River versetzt worden und leite während des Sommers das Forstgebiet außerhalb von Crimson.“

„Oh.“ Sie hielt kurz inne. „Darüber wird deine Mutter sehr froh sein.“

„Aber du nicht?“

Sie setzte ein Lächeln auf. „Ich habe in der Bäckerei im Moment sehr viel zu tun und helfe, den Backwettbewerb für das Founder’s Day Festival zu koordinieren.“

„Und du musst auch noch genug Zeit haben, um dich mit all den Männern verabreden zu können, die dir offeriert werden.“

„Du musst es nicht so ausdrücken, als ob sie Lämmer wären, die zur Schlachtbank geführt würden.“

„Ehe und Vaterschaft …“ Noah tat, als ob er schauderte.

Katie versetzte ihm einen Schlag auf die Schulter.

„Das war ein Witz, Katie. Jeder Mann kann sich glücklich schätzen, dich an seiner Seite zu haben.“

Als sie kopfschüttelnd schneller ging und die langen, dunklen Haare zurück über die Schultern warf, hielt Noah kurz inne. Der Gedanke, dass sie einem anderen Mann gehörte, gefiel ihm überhaupt nicht. Sie war der liebenswerteste Mensch, den er kannte.

Er betrachtete die Rundungen ihrer Hüften in den eng sitzenden Jeans. Außerdem ist sie auch eine hinreißende Frau. Der hellgelbe, dünne Pulli umschmeichelte ihre weiblichen Kurven, und der V-Ausschnitt setzte ihre zarte Haut in Szene.

Sie war so lange wie eine Schwester für ihn gewesen. Aber plötzlich gingen seine Gedanken in eine völlig andere Richtung. Er versuchte, seine Libido in den Griff zu bekommen. Es handelte sich um Katie-Käfer. Sie wollte mehr, als er zu geben bereit war – und sie verdiente mehr. Das durfte er nicht vergessen.

„Wohnst du auf der Farm deiner Mutter?“ Sie drehte sich zu Noah um.

„Vorerst bin ich in der Garagenwohnung in Logans und Olivias Haus untergebracht. Morgen früh mache ich mich auf den Wanderweg. Ich muss ein paar Tage in diesem Teil des Waldes verbringen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Aber wenn ich zurück bin, wohne ich im Farmhaus. Nach der Operation lasse ich meine Mutter keine Nacht allein.“

„Seit dem Tod deines Vaters hast du keine Nacht mehr auf der Farm verbracht.“

„Jeder Besuch auf der Farm erinnert mich daran, dass ich ihn im Stich gelassen habe.“

„Du hast ihn nicht …“

„Red es nicht schön, Katie. Ich konnte es nicht ertragen, ihn sterben zu sehen, und habe deshalb so wenig Zeit wie möglich zu Hause verbracht.“

„Du warst noch ein Teenager.“

Sie bogen in die mit Bäumen gesäumte Straße ein, in der Katie wohnte. Noah war erst ein Mal im Haus gewesen, seit sie es von ihrer Großmutter geerbt hatte. Er war nicht nur ein schlechter Sohn gewesen. Offenbar war er auch ein schlechter Freund. „Unsinn. Emily war gerade sechzehn Jahre alt geworden, als mein Vater die Diagnose Krebs bekommen hat. Aber sie war da und hat meiner Mutter bis zuletzt bei der Pflege geholfen.“

„Du bist jetzt hier.“ Katie drehte sich zu dem kleinen Bungalow um. Als Noah überrascht stehen blieb, warf sie ihm einen erfreuten Blick über die Schulter zu. „Ich habe ein paar Dinge verändert, damit es sich mehr nach meinem Haus anfühlt.“

Das alte Haus hatte einen grauen Anstrich und dunkelrote Fensterläden verpasst bekommen. Auf der renovierten Veranda sorgten einige Gartensessel und eine Hollywoodschaukel für Gemütlichkeit. „Mir gefällt es. Es passt zu dir.“

Sie errötete. „Danke. Ich hoffe, die Veränderungen sind im Sinne meiner Großmutter.“

„In ihren Augen kannst du überhaupt nichts falsch machen.“ Noah folgte ihr die Stufen zur Haustür hinauf.

„Ich vermisse sie.“ Seufzend öffnete sie die Tür und deutete auf das gemütliche Wohnzimmer. „Die DVDs sind im TV-Schrank. Legst du die DVD ein, während ich mich um einen kleinen Imbiss kümmere?“

Seine Anspannung fiel von ihm ab. Katie und dieses Haus hatten schon immer etwas an sich, das ihn zur Ruhe kommen ließ. Sie brachte passend zum Weihnachtsfilm zwei Becher heiße Schokolade und einen Teller mit den berühmten Schokosplitterkeksen der Bäckerei ins Wohnzimmer.

„Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wie viele Kekse deiner Großmutter ich im letzten Jahr auf der Highschool gegessen habe“, sagte er, als sie sich eine Weile lang schweigend den Film angesehen hatten.

Katie lachte. „Jedes Mal, wenn du und Tori Streit hattet, bist du hierher oder in die Bäckerei gekommen.“

Noah zuckte zusammen, als sie den Namen seiner damaligen Freundin erwähnte. Er hatte geglaubt, Tori wäre die Frau fürs Leben. Bis sie ihm eine Woche vor dem Abschlussfest das Herz gebrochen hatte. „Das hat Tori noch wütender gemacht. Da ihr beide so gute Freundinnen wart, hatte sie das Gefühl, du gehörst zu ihr.“

„Tori und ich haben keinen Kontakt mehr gehabt, nachdem sie aufs College gegangen ist. Weil ich für dich Partei ergriffen hatte.“ Katie tunkte mit einem Finger einen Marshmallow in die heiße Schokolade. „Ich habe gehört, dass sie eine erfolgreiche Innenarchitektin geworden ist. Jemand hat erwähnt, dass sie in diesem Sommer für ein Projekt in Aspen arbeitet.“

„Aha.“ Mehr fiel ihm nicht dazu ein. In den letzten zehn Jahren hatte er so wenig wie möglich an seine Exfreundin gedacht. Er konnte ohnehin keinen klaren Gedanken mehr fassen, als er beobachtete, wie Katie sich die Fingerspitze ableckte.

Nachdem der Film zu Ende war, hatte er große Lust auf die Frau neben ihm. Auf Katie-Käfer! Das war undenkbar! Also starrte er weiterhin auf den jetzt dunklen Bildschirm. Doch sie glaubte offenbar, dass sein Schweigen mit den Erinnerungen an Tori oder den Sorgen um seine Mutter zu tun hätte. Sie rückte näher an ihn heran und legte eine Hand auf seinen Arm. Die unschuldige Berührung setzte ihn in Flammen.

„Wenn du irgendetwas brauchst, Noah, bin ich für dich da.“

Er wandte sich ihr zu und betrachtete ihr Gesicht, als sähe er sie zum ersten Mal. Die zarte Haut, ihre kesse Nase und die großen schokoladenbraunen Augen. Ihre Unterlippe war voller als die Oberlippe. An deren Kontur war noch eine verblasste Narbe zu erkennen.

Vor Jahren hatte er sie nach dem Grund dafür gefragt. Sie hatte ihm gesagt, dass sie als Kind einmal aus dem Bett gefallen war. Doch jetzt wollte er mehr erfahren. Er wollte jeden Zentimeter ihres Körpers erforschen und sie ganz neu entdecken.

Sie schien zu spüren, was in ihm vorging, und atmete scharf ein. Noah sah ihr in die Augen und las darin, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Hatte sie schon immer so empfunden? War er blind dafür gewesen? Jetzt konnte er nichts anderes mehr sehen.

Aber ihre Freundschaft war ihm sehr wichtig. Es stand zu viel auf dem Spiel. Denn sobald eine Frau mehr von ihm wollte, als er ihr geben konnte, ergriff er die Flucht. Das könnte er bei Katie nicht tun. Doch war er in der Lage, ihr mehr zu bieten? Mit dem Daumen strich er über ihre Unterlippe. „Katie“, flüsterte er. „Ich will dich jetzt küssen.“ Er erwartete, dass sie ihn zur Vernunft brächte.

Stattdessen beugte sie sich zu ihm und schloss die Augen, als er durch ihre dicken Haare strich. In der Erwartung, ihre weichen Lippen auf seinen zu spüren, senkte er die Lider. Doch als sie an seinem Mundwinkel knabberte und mit der Zunge über seine Lippen fuhr, schlug er die Augen abrupt auf.

Das Blut pulsierte ihm in den Adern. Wo hatte Katie so küssen gelernt? Noah zog sie an sich, vertiefte den Kuss, sank zurück auf die Couch und zog sie mit sich. Mit beiden Händen glitt er unter ihren Pulli, strich über ihren Rücken und öffnete schnell den Verschluss ihres BHs.

Sie kicherte, stützte sich auf die Ellbogen und sah ihn voller Verlangen an. „Ich wusste, dass du darin gut bist.“

Autor

Michelle Major
<p>Die USA-Today-Bestsellerautorin Michelle Major liebt Geschichten über Neuanfänge, zweite Chancen - und natürlich mit Happy End. Als passionierte Bergsteigerin lebt sie im Schatten der Rocky Mountains, zusammen mit ihrem Mann, zwei Teenagern und einer bunten Mischung an verwöhnten Haustieren. Mehr über Michelle Major auf www.michellemajor.com.</p>
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