Mit dir wird unser Märchen wahr

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Eine Einladung zur exklusivsten Gala Londons? Als der jungen Modedesignerin Felicity die begehrte Einlasskarte zufällig in die Hände fällt, beschließt sie spontan, in einer selbst genähten Kreation dorthin zu gehen. Das ist ihre Chance entdeckt zu werden, wenn sie nicht für immer als Reinigungskraft arbeiten will! Doch als sie dort dem sexy Milliardär Saint Montgomery begegnet, fühlt sie sich jäh wie verzaubert. Ohne an morgen zu denken, lässt sie sich zu einer leidenschaftlichen Nacht verführen. Ein Fehler? Oder der Beginn eines wunderbaren Liebesmärchens?


  • Erscheinungstag 15.10.2024
  • Bandnummer 2671
  • ISBN / Artikelnummer 9783751525053
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Als Felicity Corning gerade den Papierkorb ihrer reichen Kundin ausleeren wollte, erregte ein Glitzern ihre Aufmerksamkeit. Auf einer edlen schwarzen Einladungskarte stand in goldener Schrift:

Sie sind herzlich eingeladen zu Londons führender Benefizgala zugunsten der bildenden Künste.

Die Gala fand in zwei Wochen in einer hippen Kunstgalerie in Chelsea statt.

Das ist deine Chance! flüsterte eine verführerische Stimme in ihrem Kopf, die Felicity schon oft angespornt hatte, ihre Träume nicht aufzugeben und unbedingt weiterzumachen.

Angesichts der vielen Hindernisse, die das Universum Felicity in den Weg gelegt hatte, stand sie nämlich kurz davor, ihre Ambitionen als Modedesignerin aufzugeben. Zwei Jahre lang hatte sie jetzt an die Türen von Modehäusern geklopft, doch alle blieben fest verschlossen. Sie war erst vierundzwanzig, aber sie wurde immer unzufriedener.

Ohne Studienabschluss hatte sie nicht einmal die Chance, als unbezahlte Praktikantin angenommen zu werden. Das war ihr klar. Dazu kam, dass sie zwar zahllose Bücher mit Skizzen vorweisen konnte, aber bisher nur wenige Kleidungsstücke angefertigt hatte.

Langsam hatte Felicity den Eindruck, dass es in der Welt des Modedesigns keinen Platz für sie gab!

Wenn du ihnen zeigen könntest, wozu du fähig bist, beharrte die verführerische Stimme, würde dich endlich jemand ernst nehmen.

„Nein!“, sagte sie laut.

Ihren jetzigen Job aufs Spiel zu setzen, war nicht der richtige Weg. Haushaltshilfe war vielleicht nicht der glamouröseste Job der Welt, aber die Agentur vermittelte nur an wohlhabende Kunden und zahlte gut. Darum hatte sie den Job angenommen.

Abgesehen von gelegentlichen Katastrophen nach einer wilden Party war die Arbeit einfach, zwar körperlich anstrengend, aber ansonsten anspruchslos. Das Gehalt deckte ihre Rechnungen. Mehr oder weniger jedenfalls. London war unglaublich teuer!

Trotz der Arbeit führte Felicity ein Leben am Existenzminimum. Das taten die meisten Künstler. Aber es machte ihr nichts aus, auf teure Latte Macchiatos oder Streamingdienste zu verzichten. Sie gab ihr knappes Einkommen für Seidenstoffe, zarte Spitze und Bänder aus. Eine Sammlung ihrer selbst geschneiderten Kleidung anzulegen, war ein Schritt nach vorn. Es war ihre Leidenschaft. Und es war das einzige Vergnügen, das sie brauchte.

Doch zurzeit kam es Felicity vor, als wäre ihr Leben an einem toten Punkt angelangt. Jeder Tag kam ihr schwer vor, sie fühlte sich immer mehr eine Richtung gedrängt, in die sie nicht wollte.

Sie hatte darüber nachgedacht, ihr BWL-Studium abzuschließen, das sie beim ersten Anlauf abgebrochen hatte. Nach der Schule hatte ihre Großmutter sie davon überzeugt, dass ein praktisches Studium der richtige Weg war. Doch nach einiger Zeit hatte Felicity sich dafür entschieden, von Betriebswissenschaft zu Kunst zu wechseln. Dann war ihre Großmutter krank geworden, und sie hatte ihr Studium unterbrochen und sich bis zu ihrem Tod um sie gekümmert.

Wenn sie wieder zur Uni ging, würde ihr allerdings keine Zeit zum Nähen bleiben. Außerdem suchten die meisten Modehäuser nur Leute mit einem höheren Studienabschluss. Es würde Jahre dauern, bis sie in den Augen der Top-Designer auch nur annähernd qualifiziert war.

Felicity seufzte frustriert, trug den Papierkorb zum Mülleimer, leerte ihn aber noch nicht aus. Zuerst nahm sie die Einladung heraus und legte sie auf das Regal mit Reinigungsmitteln.

Ich nehme sie ja nicht mit! beruhigte sie ihr Gewissen. Ich werfe sie nur nicht weg.

Vielleicht hatte die Besitzerin dieses riesigen Stadthauses – ein bekanntes Supermodel namens Delia Chevron – die Einladung nur versehentlich weggeworfen. Sie war erst vor Kurzem für einen Film gecastet worden und zurzeit nicht in der Stadt. Darum war die Einladung wahrscheinlich im Papierkorb gelandet.

Wie schön musste es sein, wenn man so reich und berühmt war, dass man ein Abendessen im Wert von einigen hundert Pfund einfach in den Müll werfen konnte. So eine Verschwendung! Eigentlich ein Verbrechen, wenn andere Menschen jeden Tag hungern mussten.

Menschen wie du! flüsterte die verlockende Stimme in ihrem Innern.

„Halt den Mund!“, zischte Felicity.

Als sie schließlich Feierabend machte, sagte sie sich, dass sie die Karte nur als Ansporn mit nach Hause nahm. Eines Tages würde sie selbst zu einer Veranstaltung wie dieser eingeladen werden. Oder eins meiner Kleider, dachte sie ironisch.

Aber sie wusste es schon. Sie wusste, dass sie das Risiko eingehen würde und dass es furchtbar danebengehen konnte.

Andererseits könnte es auch ihr Leben verändern.

Wie sich herausstellte, stimmte beides.

1. KAPITEL

Saint Montgomery entschied, heute Abend nicht über den roten Teppich zu gehen, sondern den weniger auffälligen Seiteneingang zu nehmen. Er kam ohne Date zur Gala und wollte den Fotografen aus dem Weg gehen.

Aber auch wenn vor dem Seiteneingang nur eine kleinere Gruppe von Fotografen wartete, konnte er der Flut von Fragen zu seiner kürzlichen Trennung nicht aus dem Weg gehen.

„Saint! Sprechen Sie und Julie noch miteinander? Was ist passiert?“

Er hätte vielleicht doch eine Begleitung mitbringen sollen! Und wenn es nur darum ging, die Reporter mit einer neuen Geschichte zu versorgen.

Normalerweise waren seine romantischen Liebschaften locker und gingen in aller Freundschaft auseinander.

Seine Affäre mit Julie war allerdings eine ganz andere Geschichte. Er hatte sie dabei erwischt, wie sie versuchte, sein Computerpasswort zu knacken. Sie hatte behauptet, sie wäre eifersüchtig und dachte, er hätte eine Affäre. Aber er hatte ihr kein Wort geglaubt.

Saint war nicht überrascht, dass Julie nur aus Berechnung mit ihm geschlafen hatte. Die meisten Menschen handelten nur in ihrem eigenen Interesse, auch er. Aber trotz seiner desillusionierten Sichtweise auf die Menschen erschütterte ihn diese Erfahrung mit Julie.

Am Anfang ihrer Affäre hatte er gedacht, dass sie einfach nur gerne mit ihm zusammen war und sonst nichts von ihm brauchte. Sie stammte aus sehr reichem Elternhaus. Ihr Vater war ein berühmten Sportmoderator.

Erst kurz vorher hatte sie sich von einem Spitzensportler getrennt und Saint gesagt, dass sie nicht zu einer ernsthaften Beziehung bereit wäre. An seiner Seite hatte sie geflirtet und alle bezaubert, und Saint hatte geglaubt, dass ihre Beziehungsvorstellungen perfekt übereinstimmten. Er versprach den Frauen an seiner Seite Monogamie, aber sonst nicht viel.

Er hatte nicht geahnt, dass Julie spielsüchtig war. Oder dass sie versuchen würde, ihn auszuspionieren, um ihre Schulden zu bezahlen.

Sie hätte ihn Milliarden kosten können, wenn seine von ihm programmierte Sicherheitssoftware ihn nicht alarmiert hätte, als sie versuchte, sein Handy und seinen Computer zu klonen. Er hatte keine Anzeige erstattet, aber sie aus seinem Leben verbannt. Allerdings nicht, ohne vorher anzubieten, ihr eine Therapie wegen ihrer Spielsucht zu zahlen.

Statt sein Angebot zu akzeptieren, hatte Julie jede verdammte Talkshow im englischsprachigen Raum besucht und erzählt, wie schlecht er sie behandelt hätte.

Inzwischen konnte Saint es nicht mehr hören.

„Sie können dort drüben auf Ihre Begleitung warten.“ Vor ihm winkte der Doorman eine Frau auf einen Warteplatz neben der Tür und forderte die Gruppe vor ihm auf, hereinzukommen.

Beim Anblick der Frau hielt Saint inne. Spontanes Verlangen hielt ihn gefangen, als er die Vision in Blau mit den Augen verschlang.

Wer war sie? Sie war auffallend schön auf eine irgendwie ruhige Art, und er konnte einfach nicht den Blick von ihr abwenden!

Die meisten anderen Frauen hier trugen Kleider mit tiefen Ausschnitten, Diademe und Umhänge aus Straußenfedern. Das Make-up dieser Frau war dezent und ihr brünettes Haar fiel in sanften Wellen von einem Seitenscheitel herab. Anstelle von Diamanten trug sie ein Paar goldene Creolen und eine zierliche Kette mit einem Medaillon. Ihr Kleid war einfach und im Nacken gebunden, mit einem hohen, breiten Taillenbund, der ihre üppigen Brüste betonte. Der Rock fiel elegant über ihre ausgeprägten Hüften und bedeckte ihre Beine und Schuhe.

Saint ließ seinen Blick zurück zu den wundervollen Brüsten unter dem gerafften Seidenstoff wandern. Kein BH. Darauf würde er sein Leben verwetten! Ihre Brustwarzen zeichneten sich unter dem glänzenden Stoff ab. Als sie eine Haarsträhne von der Wange strich, bewegten sich die sanften Rundungen und ihre Brustspitzen drückten sich fester gegen das Kleid.

Saint schluckte. Er war ein gesunder Mann mit einem starken sexuellen Appetit, aber er begehrte selten eine fremde Frau. Nicht so. Nicht mit diesem unmittelbaren, intensiven Verlangen.

Obwohl sie ein selbstbewusstes Lächeln auf den Lippen trug, als sie die Fotografen beäugte, spürte er ihr Unbehagen.

Sie wartete auf etwas. Suchte sie nach einem Fluchtweg? Sie presste die Lippen aufeinander und machte einen Schritt zur Seite.

„Engel“, sagte Saint spontan und trat auf sie zu. „Ich bin so froh, dass du kommen konntest.“ Er beugte einladend den Arm und spürte, wie sich die Kameras auf sie richteten.

„Was?“ Ihr bernsteinfarbener Blick erinnerte ihn an reifen Whisky und ließ noch mehr Hitze in seinen Bauch strömen. Köstliche Wärme sammelte sich tief in seinen Lenden. Es war aufregend. Gefährlich, aber aufregend.

„Sir.“ Der Doorman trat ihm energisch in den Weg, als Saint versuchte, an ihm vorbeizugehen, doch dann erkannte er Saint und stammelte: „Ich bitte um Verzeihung, Mr. Montgomery. Natürlich können Sie hineingehen.“

„Wir blockieren den Eingang“, erklärte Saint seinem neuen Date. Er reichte ihr seinen Arm, führte sie in das laute Foyer und fand eine ruhige Ecke auf der Galerie.

Die Fremde blinzelte, während sie die Skulpturen und abstrakten Ölbilder betrachtete. Über ihren Köpfen hingen Origami-Blumen an Fäden und schaukelten in einer sanften, unsichtbaren Strömung, es wirkte wie eine auf dem Kopf stehende Wiese.

Die Frau besaß einen süßen Zauber, und ihr rosiger Mund war fast unwiderstehlich.

„Ich wurde auch versetzt“, sagte Saint und gab einem Kellner ein Zeichen, Champagner zu bringen.

„Sie machen Witze.“ Sie riss ihre großen Augen von der Decke los, als sie das Glas von ihm entgegennahm.

„Ein bisschen“, gab er zu. Niemand würde ihn jemals warten lassen. „Ich habe mich vor zwei Wochen getrennt.“

„Das tut mir leid.“ Sie klang aufrichtig, was bezaubernd war.

„Besser so. Und Sie? Wer ist der Dummkopf, der Sie versetzt hat?“

Sie hob selbstbewusst den Kopf. „Ich wusste, dass mein … äh … Date nicht kommt. Ich bin trotzdem gekommen, in der Hoffnung, dass sie mich reinlassen, was aber nicht der Fall war.“ Sie rümpfte die Nase. „Sie haben also einem ungeladenen Gast geholfen.“

„Ich habe schon Schlimmeres getan.“

Sie wollte etwas sagen, dann hielt sie sich zurück und biss sich auf die Lippen.

„Was? Sie haben schon von mir gehört?“ Das war keine Überraschung. Er hatte seine jungen Erwachsenenjahre mit Wein, Weib und Gesang vergeudet, und die Medien hatten ausgiebig darüber berichtet. Mittlerweile lagen diese Zeiten hinter ihm, aber der Playboy-Ruf blieb seine Visitenkarte.

„Vielleicht.“ Ihre Wimpern zuckten, als ihr Blick über die breiten ungepolsterten Schultern seiner Jacke hinunter zu den Knöpfen wanderte, mit denen sie geschlossen wurde. Er sah, wie ihre Zungenspitze über den Saum ihrer Lippen glitt.

Ihre Unterlippe war breit und voll, die Oberlippe schmaler mit zwei scharfen Spitzen in der Mitte und aufwärts gerichteten Mundwinkeln, die den Eindruck erweckten, sie hätte ein amüsantes Geheimnis.

Verdammt, er wollte sie küssen. Jetzt.

Doch als sie den Blick auf ihn richtete, lag eine gewisse Vorsicht in ihrem Blick. Sie hob fragend eine Augenbraue. „Sind Sie wirklich Saint Montgomery?“

„Ja.“ Er mochte es, dass sie seinen Namen so wohltuend normal aussprach. Das klang ganz anders als diese vornehmen Privatschulen-Akzente, mit denen die meisten seiner Bekannten sprachen.

„Also, warum haben Sie mich angesprochen?“

Ihm gefiel auch, wie direkt sie war. „Wollen Sie eine ehrliche Antwort? Ich finde Sie attraktiv.“

Sie verschluckte sich fast an ihrem Champagner. „Nein.“ Sie legte den Kopf schief und beäugte ihn misstrauisch. „Wahrscheinlich wollen Sie die Leute von Ihrer Trennung ablenken.“

Er zuckte zusammen. „Warum kann nicht beides stimmen? Ich finde Sie attraktiv, aber es hat mir auch gefallen, den Paparazzi einen saftigen Bissen vorzuwerfen. Jetzt stehen sie da draußen und fragen sich, mit wem zum Teufel ich hier bin.“

Ihre Augen weiteten sich, und sie blickte ihn alarmiert an.

„Warum? Ist das ein Problem für Sie? Wenn man weiß, dass wir zusammen hier sind?“

„Es wäre mir lieber, wenn es nicht bekannt wird.“ Sie blickte sich um und schüttelte fast ungläubig den Kopf. „Ich hätte nie herkommen sollen. Danke, dass Sie mich mit reingenommen haben, aber ich gehe wieder.“

„Warum?“ Er streckte eine Hand aus. Er musste sie noch einmal berühren, auch wenn er nur ihren nackten Ellenbogen streifen konnte. Gebannt beobachtete er, wie sich ihre Brustspitzen unter der dünnen Seide ihres Kleides abzeichneten. „Wer war Ihr Date? Warum sind Sie gekommen, wenn Sie dachten, man würde Sie nicht reinlassen?“

„Es ist mir peinlich, darüber zu reden. Wirklich.“ Dunkelrosa Flecken zeigten sich auf ihren Wangen. „Also … es war schön, Sie kennenzulernen, aber jetzt muss ich gehen. Auch wenn es mich ärgert, auf ein Abendessen im Wert von hundert Pfund zu verzichten.“

Sie war wirklich neu hier. „Fünfundzwanzigtausend.“

„Fünfundzwanzigtausend? Pfund? Was, diese Statue?“ Sie war gerade dabei gewesen, ihr halbvolles Glas auf den Sockel der Skulptur zu stellen und erstarrte mitten in der Bewegung.

„Der Preis für ein Essen.“

„Fünfundzwanzigtausend Pfund?“ Sie ließ fast ihr Glas fallen und spritzte Champagner auf ihre Füße. Dann fügte sie ein deftiges Wort hinzu, das er lieber im Bett als in einem Raum voller Leute gehört hätte.

Er bot ihr sein Einstecktuch an und machte sich nicht die Mühe zu erwähnen, dass er für sein Londoner Team aus Führungskräften und deren Partnern einen Tisch mit zehn Personen reserviert hatte.

„Ich gehe trotzdem“, brachte sie heraus, als sie ihm sein feuchtes Seidentuch zurückgab.

„Nicht vor Mitternacht, Aschenputtel“, beschwor er sie und berührte sacht ihren Arm.

Es gefiel ihm, wie seine leise Berührung eine Gänsehaut über ihren Arm sandte. Er nickte in Richtung des benachbarten Saals. „Ich muss die Runde machen und einige Leute begrüßen. Bitte bleiben Sie! Ich würde mich gerne noch länger mit Ihnen unterhalten.“

Ihr Lächeln verschwand. „Ich lache wirklich gerne über mich selbst, aber ich mag es nicht, wenn man sich über mich lustig macht.“

„Warum sollte das jemand tun?“ Er runzelte die Stirn.

„Wir merken doch beide, dass ich hier außerhalb meiner Liga bin“, gab sie vorwurfsvoll zurück. „Warum sollten Sie sich für mich interessieren?“

„Ihr Sinn für Humor ist ein angenehmer Ausgleich zu den Menschen hier, die sich viel zu ernst nehmen.“

„So verlockend es sich auch anhört, diese Leute kennenzulernen, ich muss leider darauf verzichten.“ Sie reichte ihr Glas einem vorbeikommenden Kellner.

Ein seltsames Gefühl ließ Saints Brust eng werden. Er wollte die Hand ausstrecken und sie festhalten, als müsste er sie davon abhalten, von einer Klippe zu stürzen.

„Saint Montgomery. Genau der Mann, den ich brauche.“ Eine Frau mittleren Alters legte ihre Hand auf seine Schulter.

Sie war die Ehefrau eines Mannes, den Saint aus irgendeinem Grund irgendwo kennengelernt hatte. Ihr Kleid war Haute-Couture und auf ihrem Dekolleté prangte ein Rubin von der Größe eines Truthahns. „Ich plane eine Sonnenfinsternis-Party. Ich brauche unbedingt Ihre Hilfe mit Ihrer Software, um den perfekten Zeitpunkt und Ort zu berechnen. Hallo! Sie sind nicht Julie.“

Die geheimnisvolle Fremde erstarrte und brachte dann ein strahlendes Lächeln hervor, das Saint wie ein Sonnenstrahl traf, auch wenn es an die andere Frau gerichtet war.

„Ich bin nicht Julie, da haben Sie recht. Ich bin Fliss. Leider haben Sie die diesjährige totale Sonnenfinsternis verpasst. Die nächste kommt in etwa vierzehn Monaten, und man sieht sie am besten in Island, Portugal und Spanien. Sie finden alles darüber im Internet. Ich würde Ihnen ja meine Hilfe anbieten, aber leider muss ich gehen, also … äh … gute Nacht“, bezog sie Saint in ihren Abschied ein.

„Seien Sie nicht albern, Fliss. Auf keinen Fall lasse ich Sie alleine nach Hause gehen.“ Was für ein ungewöhnlicher und aufregender Name. Er passte perfekt zu ihr. „Entschuldigen Sie uns.“

Saint warf der anderen Frau, die sie neugierig beobachtete, ein verabschiedendes Lächeln zu und lenkte Fliss durch die Flut von Menschen, die immer noch hereinströmte.

„Warum wollen Sie gehen?“, fragte Fliss mit einem Seitenblick zu ihm. „Sie verpassen Ihr Abendessen, das nur einen Bruchteil dessen wert ist, was Sie dafür bezahlt haben.“ Fliss verdrehte die Augen, als sie sich durch die Menge nach draußen schob.

Eine kühle Frühlingsbrise tanzte in ihrem offenen Haar. „Sie verpassen auch das Abendessen. Wir müssen uns woanders etwas zum Essen suchen.“ Er schrieb seinem Fahrer eine SMS.

„Ich meinte nicht …“

„Saint! Wer ist Ihr Date?“ Ein Fotograf, der in der Nähe des Bordsteins wartete, richtete seine Kamera auf sie und löste seinen Blitz aus. Andere kamen dazu und taten dasselbe.

Fliss warf Saint einen entsetzten Blick zu.

„Einfach nicht beachten“, riet er ihr und warf einem muskulösen Wachmann mit Ohrhörer und schwarzem T-Shirt einen auffordernden Blick zu.

Sofort breitete der Bodyguard seine Arme aus und drängte die Fotografen zurück.

„Hey! Wie heißen Sie? Wie lange sind Sie schon mit Saint zusammen?“

Fliss starrte Saint immer noch entsetzt an.

„Da ist mein Auto.“ Sein Fahrer hatte zwischen anderen Limousinen mitten auf der Straße gehalten, in beide Richtungen war der Verkehr verstopft.

Saint ergriff ihre Hand und schlüpfte zwischen zwei Limousinen hindurch. Als er seinen Wagen erreichte, öffnete er die hintere Tür und half ihr beim Einsteigen. Dann schlug er die Tür zu, ging auf die andere Seite und stieg selbst ein.

„Was jetzt?“ Fliss drehte sich um und sah aufgeregt durch die Heckscheibe.

„Jetzt muss ich nicht die nächsten drei Stunden damit verbringen, über Mondfinsternisse und Astrologie zu reden. Vielen Dank.“

Sie blinzelte ihn einmal an, dann ließ sie sich mit einem leisen Seufzen in ihren Sitz sinken. „Und ich wollte Sie gerade nach Ihrem Sternzeichen fragen.“

„Skorpion“, erwiderte er gedehnt. „Ich erinnere mich nur daran, weil mir einmal jemand gesagt hat, dass es meinen Stachel erklärt.“

„Das überrascht mich nicht.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Kühn bis furchtlos. Intensiv. Hat gerne das Sagen. Wussten Sie, dass Skorpione insgeheim an Astrologie glauben?“

„Falsch.“

„Nun, wenn Sie es zugeben würden, wäre es auch nicht heimlich, oder?“ Belustigt zuckten ihre Mundwinkel.

„Ich denke, es wird mir noch leidtun, dass ich Sie getroffen habe.“ So viel Spaß hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt!

„Keine Sorge. Unsere Bekanntschaft wird nur sehr kurz sein.“ Sie reckte den Hals und blickte am Fahrer vorbei auf den dichten Verkehr. „Wenn Sie mich hier rausgelotst haben, werden Sie mich nie wieder sehen.“

„Dann muss ich die Zeit optimal nutzen. Nicht wahr, Fliss?“

2. KAPITEL

Die intime Weise, wie er ihren Namen aussprach, sandte eine Gänsehaut über ihren ganzen Körper. Genau genommen tat er ihr das an, seit er sie Engel genannt und mit in die Galerie genommen hatte.

Fliss war klar, dass er sich nicht ernsthaft für sie interessierte. Sie wusste, wer Saint Montgomery war. Jedenfalls wusste sie, was in den Schlagzeilen über ihn stand. Er war der Erbe von Grayscale Technologies, einem der mächtigsten und fortschrittlichsten Unternehmen im Silicon Valley.

Er hatte eine leitende Position im Unternehmen, aber ob er tatsächlich auch für sein Geld arbeitete, war unklar. Er war weitaus bekannter für seinen Jet-Set-Lebensstil und seine wechselnden schönen Begleiterinnen.

Im Moment schien er sich für sie zu interessieren.

Zu ihrem Bedauern ließ sie es zu.

Fliss wusste es besser, aber jedes Mal, wenn sie ihn ansah, gab es einen Kurzschluss in ihrem Gehirn. Wie auch nicht? Er war umwerfend! Anstelle des Standard-Smokings trug Saint eine dunkelblaue Jacke mit eingestickten geometrischen Mustern. Sein schwarzes Seidenrevers umrahmte eine schwarze Seidenkrawatte auf einem strahlend weißen Hemd, und seine perfekt geschnittene Hose endete genau auf seinen glänzenden schwarzen Schuhen. Doch nichts davon lenkte von seinem gut geschnittenen Gesicht ab. Im Gegenteil, die Kleidung betonte nur seinen athletischen Körperbau und die atemberaubende Ausstrahlung.

Die geraden dunklen Brauen verliehen ihm ein strenges Aussehen, aber die Andeutung von Wellen in seinem dunkelblonden Haar und der Dreitagebart um seinen sinnlichen Mund lockerten den Eindruck auf.

Starr ihn nicht an! ermahnte sie sich, aber er sah genauso gut aus wie auf den Fotos. Besser. Schon alleine durch sein Selbstvertrauen.

Die Weise, wie er seinen Blick wie eine Liebkosung über sie gleiten ließ, warf einen Zauberbann über Felicity. Ein Bann, der sie davon abhielt, aus dem Auto zu springen, und sie dazu brachte, einfach sitzen zu bleiben, den Atem anzuhalten und darauf zu warten, was als Nächstes passierte.

In die Kunstgalerie zu gehen, war eine schreckliche Idee gewesen. Sie hatte Tag und Nacht gearbeitet und ihre Kreditkarte belastet, um dieses Kleid rechtzeitig anzufertigen, aber es konnte mit den Kleidern der Profis nicht mithalten. Ganz und gar nicht.

Für eine Brautjungfer auf einer Hochzeit auf dem Lande wäre es in Ordnung. Aus Angst und Unsicherheit hatte sie sich für ein zu einfaches Design entschieden. Das wurde ihr jetzt klar.

Immerhin war die Nacht keine völlige Zeitverschwendung gewesen. „Aus Misserfolg lernt man mehr als aus Erfolg“, hatte Granny immer gesagt. Jetzt verstand Fliss wenigstens, warum sie und ihre Arbeit nicht ernst genommen wurden. Ihre Unsicherheit hielt sie davon ab, sich auszudrücken. Sie stand sich selbst im Weg.

Beim Anblick der edlen Roben hatte ihr Selbstvertrauen einen vernichtenden Schlag eingesteckt. Anstatt zu versuchen, über den roten Teppich hineinzugelangen, hatte sie sich zur Schlange vor dem Seiteneingang geschlichen.

Sie war gerade bereit gewesen, mit eingezogenem Schwanz wieder nach Hause zu gehen, als dieser lächerlich berühmte Mann sie zuerst mit auf die Party genommen hatte, dann in sein Auto und jetzt …

„Zu meinem Hotel“, sagte er dem Fahrer.

So ein Playboy!

„Wie anmaßend“, warf sie ihm an den Kopf, bevor sie sich nach vorne beugte und zum Fahrer sagte: „Sie können mich an der nächsten U-Bahn-Station absetzen.“

„Ich will doch nur zum Abendessen mit Ihnen ins Hotel! Sie sind diejenige, die anmaßend ist“, erwiderte Saint empört, doch seine Lippen zuckten belustigt.

Fast hätte sie in sein Lachen eingestimmt. War er wirklich so oberflächlich und vorhersehbar, wie man über ihn sagte? Oder steckte mehr in ihm? 

Sie wollte es wissen.

Außerdem war ihr eine Mitfahrgelegenheit zu einem Hotel lieber, als sich von ihm vor dem bescheidenen Reihenhaus absetzen zu lassen, das sie mit vier Mitbewohnern teilte. Und sie hatte das Mittagessen ausgelassen, weil sie unter Zeitdruck stand und gedacht hatte, sie bekäme bei der Gala ein gehaltvolles Abendessen. Wenn sie Saint Montgomerys Einladung annahm, würde sie heute Abend wenigstens gut essen.

Suchte sie nach einem Grund, mehr Zeit mit ihm zu verbringen? Auf jeden Fall.

Und das, nachdem sie ihrem ehrgeizigen, berechnenden Wunsch nachgegeben hatte, sich mit Delia Chevrons Einladung in der Handtasche ihren Weg in eine Welt zu bahnen, in die sie nicht gehörte.

Wie hatte sie sich jemals einbilden können, man würde sie auf dem roten Teppich „entdecken“?

Zum Glück war sie früh genug gegangen, und niemand kannte ihren echten Namen. Wäre Granny noch am Leben, hätte sie Felicity gründlich die Meinung gesagt. Auch dazu, dass Fliss sich von einem als Playboy bekannten Mann wie Saint Montgomery zum Abendessen einladen ließ.

„Wenn du dem Einen begegnet, wirst du ihn erkennen“, hatte Granny ihr unzählige Male versichert. „Verschwende keine Zeit mit Jungs, die dich nicht zu schätzen wissen.“

Dass es solche Jungs gab, hatte Fliss leider mit ihrem ersten und einzigen Freund erleben müssen – und einiges an Saint erinnerte sie an ihn. Er hatte dieselbe Alpha-Ausstrahlung gehabt: Macht, Reichtum und atemberaubend gutes Aussehen.

Fliss bildete sich nicht ein, Saint wäre der Mann, auf den sie wartete. So dumm war sie nicht. Aber dies fühlte sich wie eine Chance an. Eine Chance, bei der es aber nicht um Erfolg oder Geld ging, sondern um eine echte Verbindung.

Sie konnte nicht genau sagen, warum es ihr so wichtig vorkam, etwas mehr Zeit mit ihm zu verbringen, aber als das Auto vor seinem Hotel hielt, lehnte sie seine Einladung zum Abendessen nicht ab und stieg mit ihm aus. Als ihnen der uniformierte Portier die Tür aufhielt, war sie sich Saints Hand auf ihrem Rücken sehr bewusst.

Dieses Luxushotel kannte sie bisher nur dem Namen nach. Sie versuchte, nicht auffällig zu starren, aber mit den Mosaikböden und Kronleuchtern, den Bögen und Säulen und der luxuriösen Pracht wirkte es wie eine Filmkulisse.

Das Personal behandelte Saint passenderweise wie einen Filmstar. Oder, vermutete Fliss, wie einen Mann, der das Hotel aufkaufen konnte, wenn er wollte. Im Speisesaal begleitete sie der Oberkellner zu einem Tisch mit einem Reservierungsschild. Aus dem Augenwinkel sah sie eine gut gekleidete vierköpfige Gruppe, die sich beim Empfang beschwerte.

„Haben Sie irgendwelche Allergien?“, fragte Saint, als sie sich setzten.

„Nein.“

„Lassen Sie uns vom Chefkoch ein Menü zusammenstellen“, teilte er dem Kellner mit. „Dazu Wein, und wir möchten von niemandem gestört werden.“

Autor