Nie mehr als heiße Leidenschaft

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Lustvoll, kurz - und völlig unverbindlich: So stellt sich der überzeugte Junggeselle Alex Stanton die ideale Beziehung vor. Und die süße, sexy Gwen, die er auf einer Hochzeit trifft, scheint die perfekte Frau dafür. Dumm nur, dass ausgerechnet Alex nach zwei Wochen voller Spaß und Sex noch nicht genug hat. Gwen geht ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Eine weitere Woche mit ihr wird hoffentlich sein Verlangen für immer stillen! Doch als er sie schließlich wiedersieht, erwartet ihn eine schockierende Überraschung. Denn Gwens sanft gerundeter Babybauch ist unübersehbar!


  • Erscheinungstag 30.09.2019
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783733727482
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Sonntag, 20. Oktober

Der Hochzeitsempfang von Will und Adrienne Taylor

Es schien ein ziemlich abgeschmacktes Klischee zu sein, dass der Trauzeuge die Brautjungfer verführte. Aber diese Frau war wirklich unerhört sexy.

Dabei hatte Alex keineswegs die Absicht gehabt, die Hochzeit seines besten Freundes als Gelegenheit für einen Aufriss zu nutzen. Hochzeiten verleiteten Frauen oft zu romantischen Illusionen. Und sie wollten dann möglicherweise mehr, als Alex zu geben bereit war. Also hatte er nichts weiter geplant, als seinen Smoking mit Würde zu tragen und seinen Freund in die Ehe zu verabschieden. Wieder einer, der auf die dunkle Seite wechselte.

Aber Gwen Wright hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit dem Moment, als sie gestern beim Willkommensfrühstück aufgetaucht war, konnte Alex kaum die Augen von ihr lassen. Sie war klein und zierlich, verfügte aber dennoch über aufregende Kurven. Der enge braune Rock und die beige Bluse betonten ihre dunklen Augen und die helle Pfirsichhaut. An diesem Morgen hatte er bemerkt, wie sie ihn ansah – und wie sich dabei ein Lächeln in ihren Mundwinkeln abzeichnete. Als ihre Blicke sich trafen, entdeckte er in ihren Augen einen frechen Ausdruck, der ihn neugierig machte.

Ein paar Minuten später hatte Will sie dann einander vorgestellt. Dass Gwen die Brautjungfer war, hatte Alex mit einem zufriedenen Lächeln quittiert. Sie waren an diesem großen Tag also Komplizen. Höflich hatte er ihre Hand geschüttelt und dabei festgestellt, wie warm und weich sich ihre Haut anfühlte. Er hätte gern noch etwas Zeit mit ihr verbracht, um sie näher kennenzulernen, aber er hatte keine Chance. Im Chaos der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde Gwen einfach fortgespült.

Er fand auch später an diesem Tag keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen oder sie gar zu berühren. Seine Gedanken kreisten unablässig um sie, und er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Schließlich musste er sich geradezu zwingen, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren und dem Bräutigam die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Immerhin sollte am Abend der Junggesellenabschied steigen, und da gab es für Alex als Trauzeugen noch allerhand zu tun.

Doch heute sah die Sache anders aus. Als er neben Will in dem blumengeschmückten Mittelgang auf die Braut wartete und Gwen auf sich zukommen sah, beschloss er, diese Frau mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu erobern. Sie trug ein figurbetontes rosafarbenes Kleid und sah hinreißend aus. Am Ende der Zeremonie begleitete er sie dem Protokoll gemäß nach draußen und nutzte die Gelegenheit, um sie kurz beiseitezunehmen.

„Später“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Die Röte, die in ihre Wangen stieg, zeigte ihm, dass seine Botschaft unmissverständlich angekommen war.

Allerdings wurde es dann viel später, als er eigentlich gedacht hatte. Gwen spielte ihre Rolle als Brautjungfer hervorragend und war daher sehr beschäftigt. Erst als sie ihren obligatorischen Tanz miteinander tanzten, bekam er sie wieder aus der Nähe zu sehen. Und obwohl er sie in den Armen hielt, war sie in Gedanken anscheinend meilenweit weg.

Vermutlich ging sie im Stillen ihre Listen durch und plante das Anschneiden der Hochzeitstorte. Sie war eine Frau auf einer Mission, so viel konnte er erkennen. Und deshalb war er der Verwirklichung seiner erotischen Absichten auch noch keinen Schritt näher gekommen.

Das gelang ihm erst, als das frischgebackene Ehepaar sich verabschiedet hatte und die Reihen der Gäste sich zu lichten begannen. Von der anderen Seite des Festsaales aus beobachtete er, wie Gwen einige Männer dirigierte, die die Hochzeitsgeschenke in die Wohnung der Brautleute transportieren sollten. Jede ihrer Gesten und jedes Lächeln ging ihm unter die Haut.

Alex wünschte sich, er könnte ergründen, was ihn an dieser Frau so anzog. Die Auswirkungen, die ihre Gegenwart auf ihn hatte, waren ebenso eindeutig wie bestürzend. Es fühlte sich fast an, als hätte sie ihm heimlich einen Liebestrank verabreicht, der sie unwiderstehlich machte.

In den vergangenen sechsunddreißig Stunden hatte er kaum an etwas anderes gedacht als an sie. Dabei hatte sie bestimmt nicht die geringste Ahnung, wie es um ihn stand. Sie war eine Schönheit, das konnte ihr niemand absprechen. Er liebte die Art, wie ihr lockiges blondes Haar ihr herzförmiges Gesicht einrahmte. Sein Pulsschlag beschleunigte sich, wenn sie ihm unter langen Wimpern einen Blick aus ihren schokoladenbraunen Augen zuwarf. Der seidige Stoff ihres Kleides schmiegte sich eng an die verlockenden Kurven ihrer zierlichen Figur.

Aber das war es nicht allein. Sie hatte etwas an sich, weswegen er kaum den Blick von ihr lassen konnte, etwas, das ihn magisch anzog. Was genau das war, würde er herausfinden, das nahm Alex sich fest vor.

„Jetzt ist später.“

Gwen hatte sich gerade hingesetzt, als sie hinter sich eine männliche Stimme hörte. Sie war den ganzen Tag auf den Beinen gewesen, und dementsprechend fühlten sich ihre Füße an.

Aber sie war nun einmal die Brautjungfer. Es war ihr Job, dafür zu sorgen, dass nichts schiefging. Jetzt war sie jedoch hundemüde. Was immer dieser Mann auch von ihr wollte, er konnte es vergessen. Gwen dachte seit Stunden nur noch daran, sich endlich die Schuhe von den malträtierten Füßen zu streifen und in ihr Bett zu sinken.

Sie blickte auf und sah in die braunen Augen des attraktiven Trauzeugen. Alex Stanton. In seinem Designer-Smoking und mit dem zu diesem Anlass sorgfältig gezähmten blonden Haar sah er unverschämt gut aus. In den letzten beiden Tagen war er immer sehr freundlich und charmant zu ihr gewesen. Aber natürlich war er genau wie sie die ganze Zeit schwer beschäftigt gewesen.

Sie hatte versucht, das Prickeln auf ihrer Haut zu ignorieren, als er ihren Arm genommen hatte, um sie aus der Kirche zu führen. Dann hatte er sich zu ihr gebeugt und ihr ein einziges Wort ins Ohr geflüstert. Später.

Die Bedeutung, die in diesem Wort mitschwang, raubte ihr beinah den Atem. Es war, als hätte er etwas ganz anderes gesagt.

Ich will dich. Heute Nacht werde ich deine Welt auf den Kopf stellen. Ich hoffe, du bist bereit für mich.

Sein Lächeln war ebenso vielsagend gewesen wie sein Tonfall.

„Miss Wright, darf ich Sie um diesen Tanz bitten?“

Gwen war sich nicht sicher, ob sie die Kraft für einen weiteren Tanz mit Alex hatte. Während ihres ersten Tanzes hatte sich die elektrische Spannung zwischen ihnen ständig verstärkt. Sie hatte sich dabei ertappt, wie sie sich ungehörig eng an ihn schmiegte, während er sie gekonnt über das Parkett führte. Rasch hatte sie den Abstand zu ihm vergrößert, denn er sollte nicht denken, dass sie sich ihm an den Hals warf.

In den vergangenen Tagen hatte sie immer wieder aus der Ferne seinen Blick wie eine Berührung auf sich gespürt. In seinen Augen hatte sie jedes Mal ein solches Verlangen erkannt, dass sie ungeachtet der Distanz rot geworden war. Aber er hatte nie ihre Nähe gesucht. Stattdessen hatte er nur gelächelt, sich um seine Pflichten gekümmert und war wieder in der Menge untergetaucht.

Die Hochzeitsfeierlichkeiten waren nun vorüber. Gwen hatte gar nicht mehr an das von Alex versprochene Später gedacht, sondern nur noch an ihr warmes, weiches Bett.

Aber nun stand er vor ihr und forderte sie zum Tanzen auf. Bei seinem eindringlichen Blick lief ihr ein Schauer über den Rücken. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und auf einmal waren ihre schmerzenden Füße vergessen.

Die meisten Männer lösten bei ihr keine so heftigen Reaktionen aus. Offenbar gehörte Alex Stanton nicht zu diesen Männern. Es wäre eine Untertreibung, zu behaupten, dass der millionenschwere Bauunternehmer in einer anderen Liga spielte als sie. Aber das schien ihn nicht zu stören.

Als er ihr einladend die Hand entgegenstreckte, war ihr klar, was er ihr anbot. Er wollte sein vorhin gegebenes Versprechen einlösen. Er war bestimmt an mehr interessiert als nur an einem Tanz. Und wenn sie seine Hand ergriff, hieß das, dass sie sein Angebot annahm. Ihr Körper, der bei dieser Vorstellung in einen heillosen Erregungszustand versetzt wurde, machte ihr deutlich, wie anziehend sie diesen Mann fand.

Gwen musterte ihn kurz. Er war attraktiv, charmant und reich. Wann würde sich ihr je wieder so eine Gelegenheit bieten? In den vergangenen Jahren hatte sie eine Reihe von Liebhabern gehabt. Aber es war kein Mann darunter gewesen, der sich mit Alex messen konnte. Es kursierten die abenteuerlichsten Gerüchte über ihn und seine Qualitäten als Liebhaber. Sie hatte nichts dagegen, die Wahrheit aus erster Hand zu erfahren. Sie verdiente eine Nacht voller Spaß und Erotik mit einem Mann, der wusste, wie man das anstellte.

Sie hatte im Krankenhaus in letzter Zeit sehr hart gearbeitet. Außerdem war es anstrengend gewesen, Adrienne bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen. Das kommende Jahr würde nicht weniger hektisch werden. Und wenn alles lief wie geplant, auch sehr einsam. Eine unverbindliche Affäre mit einem berühmten Playboy war genau das, was sie jetzt brauchte.

Sozusagen ein letzter Drink vor einer Phase der Enthaltsamkeit.

Sie sah ihm in die Augen und nahm seine Hand. Mit einem triumphierenden Lächeln zog er sie vom Stuhl hoch und legte auf der Tanzfläche den Arm um ihre Taille. Er drückte sie eng an sich, sie spürte seine Handfläche auf ihrem Rücken, und ihr Puls begann zu rasen.

Gwen war über ihre unmittelbare Reaktion auf seine Berührung mehr als erstaunt. Es war, als hätte er eine Schleuse geöffnet. Sie hielt den Atem an, um das leichte Zittern zu überspielen, als ihr ein Schauer über den Rücken lief. Der würzige Duft seines Rasierwassers zusammen mit dem Geruch der brennenden Wachskerzen und der vielen Blumen tat ein Übriges, um ihre Sinne zu verwirren. Sie fühlte sich auf einmal leicht und unbeschwert. Und ziemlich waghalsig. Harmonisch drehten sie sich zu der langsamen, verführerischen Musik.

Als ein neues Stück gespielt wurde, lösten sie sich nicht voneinander. Stattdessen beugte Alex sich vor und küsste sie. Sein Kuss begann zart und verspielt, wurde aber nach kurzer Zeit immer fordernder. Und Gwen erwiderte seinen Kuss mit ungebremster Leidenschaft. Sie bog den Rücken durch, um sich noch enger an seinen muskulösen Körper zu schmiegen. Sie hörte ein Stöhnen tief in seiner Kehle.

Als die Musik endete und eine kurze Stille eintrat, war es, als ob der schützende Kokon aufbrach, der sie vom Rest der Welt abgeschirmt hatte. Alex ließ sie jedoch entgegen ihrer Erwartung nicht los. Er sah ihr in die Augen. Die goldenen Flecken in seiner Iris glitzerten vor Erregung. In seinem Gesicht zuckte ein Muskel, und er holte tief Luft.

Wir sollten gehen, dachte Gwen. Weder Ort noch Zeit für ihr weiteres Zusammensein waren geklärt, aber sie konnten nicht für immer auf der Tanzfläche stehen bleiben.

„Ich muss noch meine Sachen aus dem Brautzimmer holen“, erklärte sie mit brüchiger Stimme.

Alex nickte nur und löste sich von ihr. Mit weichen Knien eilte sie durch den dunklen Korridor in den hinteren Bereich des Bootshauses.

„Reiß dich zusammen, Mädchen“, ermahnte sie sich selbst, als sie den kleinen Raum betrat.

Das Brautzimmer war mit Schminktisch, Spiegel, einem Sofa, einem Kleiderschrank und einem angrenzenden Bad ausgestattet. Sie hatten zuvor schon Adriennes Sachen zusammengepackt und in das Hochzeitsauto geschafft, aber ihre eigenen Schminkutensilien, Kamm, Bürste und Kleidung zum Wechseln lagen noch im Raum verstreut.

Rasch überprüfte sie ihre Frisur und ihr Make-up im Spiegel. Ihre Hände zitterten, als sie Wimperntusche und Puder in den Kulturbeutel stopfte. Sie war nicht sicher, ob Nervosität oder Erregung für ihren Zustand verantwortlich waren.

Sie sammelte gerade Kamm und Bürste ein, als sie ein Klicken an der Tür hörte. Jemand betrat das Zimmer. Sie musste sich nicht umdrehen, denn sie sah Alex’ Gesicht im Spiegel. Er musterte sie mit unverhohlenem Verlangen.

Es schien ganz so, als ob Zeit und Ort gerade beschlossen worden waren. Gwens Herzschlag setzte für einen Moment aus. Dennoch war sie so glücklich wie schon lange nicht mehr.

1. KAPITEL

Acht Monate später

„Ich bin fast da“, sagte Alex. „Nur wie immer etwas zu spät.“

Die Stimme seines besten Freundes Will Taylor ertönte durch die Freisprechanlage der Corvette. „Das macht nichts. Ich wollte nur sichergehen, dass du den Weg noch weißt.“

„Ich nehme gerade die letzte Abfahrt“, log Alex. In Wahrheit würde er noch mindestens eine Viertelstunde bis zu dem Haus in Sag Harbor brauchen. Aber er wollte die Bedenken seines Freundes zerstreuen. Dies sollte ein entspannter Urlaub werden. Der Unabhängigkeitstag am vierten Juli gehörte zu den Feiertagen, an denen man für gewöhnlich keine Verpflichtungen hatte. Also war es wohl in Ordnung, wenn er ein bisschen zu spät kam. „Sind die anderen schon da?“, erkundigte er sich.

„Ja.“

Alex zögerte kurz, bevor er die nächste Frage stellte. „Hat Gwen jemanden mitgebracht?“ Es war nicht ungefährlich, danach zu fragen, aber er musste es wissen. Es war nicht einfach gewesen, sich ein paar freie Tage zu nehmen. Er hatte die Neuorganisation seines Terminplans jedoch auf sich genommen, um sie wiederzusehen.

„Nein, sie ist allein gekommen. Sie ist heute Morgen mit uns hergefahren.“

Ausgezeichnet, dachte Alex im Stillen. Er hütete sich jedoch, das laut auszusprechen. Soweit er es beurteilen konnte, hatte niemand, auch nicht Will oder Adrienne, auch nur die geringste Ahnung davon, was zwischen Gwen und ihm im letzten Herbst passiert war. Daher konnten sie natürlich sein Interesse an einem Wiedersehen nicht verstehen. Oder seinen dringenden Wunsch, Gwen die nächsten fünf Nächte in seinem Bett zu haben.

„Wie viele sind wir denn?“, überlegte er laut. „Zehn Personen, denke ich. Das ist eine hübsche runde Zahl. Schön, dass Gwen sich Urlaub nehmen konnte. Ich habe sie seit eurer Hochzeit nicht gesehen. Aber ich dachte mir schon, dass Adrienne sie zum Feiertag einladen würde.“

Will brummte nachdenklich, ging aber nicht weiter auf Alex’ Worte ein. „Also dann, bis gleich.“

„Bis gleich“, echote Alex und drückte die Austaste des Telefons.

Er lehnte sich in den weichen Ledersitz zurück und drückte das Gaspedal durch. Gwen verbrachte die freien Tage mit ihm zusammen in den Hamptons. Und sie war allein gekommen.

Das hatte er gehofft. Die zwei Wochen, die sie nach der Hochzeit von Will und Adrienne gemeinsam verlebt hatten, waren wirklich unglaublich gewesen. Gwen war die witzigste, klügste und erotischste Frau, mit der er je zusammen gewesen war. Sie hatte ihn immer wieder überrascht. Und es war spannend gewesen, zu entdecken, dass sie eine absolute Rakete war. Im Bett und außerhalb.

Die beiden Wochen waren wie im Flug vergangen. Bevor er es sich recht versah, musste er nach New Orleans abreisen. Wie alle seine Beziehungen war auch die mit Gwen kurz und unverbindlich verlaufen. Nur eine aufregende, heiße Affäre. Und im Gegensatz zu den meisten Frauen, mit denen er sich verabredete, hatte Gwen von Anfang an auch nicht mehr gewollt.

Sie hatte sich weder für seine Bankkonten noch dafür interessiert, dass er ledig war und somit eigentlich noch zu haben. Ihr ging es nur um ein paar Tage Spaß und Sex. Er hatte den Eindruck gewonnen, dass sie im Alltag genauso viel zu tun hatte wie er. Und deshalb konnte sie – so wie er – weder Komplikationen noch eine ernsthafte Beziehung gebrauchen. Es war geradezu perfekt gewesen.

So perfekt, dass er hoffte, sie wäre bereit für eine zweite Runde.

Denn offenbar hatte ihm ihre gemeinsame Zeit nicht gereicht. Er hatte noch nicht genug von Gwen. Sonst langweilte er sich nach ein paar Verabredungen schnell. Und wenn ihn die betreffende Frau dann anrief, nahm er das Gespräch nicht an. Er machte aus seiner ablehnenden Einstellung zu festen Beziehungen nie ein Geheimnis. Aber die meisten Frauen dachten wohl, sie könnten ihn ändern. Bisher hatte keine damit Erfolg gehabt.

Aber Gwen hatte es geschafft, ihn in seinen Gedanken trotz aller Ablenkungen immer wieder zu beschäftigen. In den letzten sieben Monaten war er damit befasst gewesen, ein neues Immobilienprojekt in New Orleans zu entwickeln. Er hatte kaum eine freie Minute gehabt. Dennoch war Gwen ihm nie aus dem Sinn gegangen. Sei es bei einer langweiligen Besprechung oder wenn er nachts im Bett lag. Er hatte sogar an sie gedacht, als er die Kneipen und Clubs der Bourbon Street unsicher machte. Es war, als wäre nach Gwen keine andere Frau gut genug. So kam es, dass er jeden Abend allein in sein Hotel zurückkehrte.

Er konnte sie einfach nicht vergessen. Nicht ihre weichen Hände, die zärtlich über seine Brust strichen. Nicht den Lavendelduft ihres Haars. Und auch nicht die Wärme ihrer Haut, wenn sie in seinen Armen lag.

Eine weitere Woche mit ihr würde hoffentlich Abhilfe schaffen. Vielleicht konnte er dann endlich sein gewohntes Leben als berüchtigter Schürzenjäger wieder aufnehmen.

Da er das neue Projekt jetzt zum Laufen gebracht hatte, konnte er Tabitha und ihrem Team die meisten noch anstehenden Aufgaben überlassen. Als er und sein Freund Wade ihr gemeinsames Geschäft gestartet hatten, hatten sie noch alles selbst gemacht. Aber mittlerweile verdiente Alex genug Geld, um gute Leute zu engagieren. Er selbst konnte ab einem gewissen Zeitpunkt tun, was er wollte, und musste sich nicht mit Einzelheiten aufhalten. Ein paar Tage in den Hamptons waren jetzt genau das Richtige.

Er bog in die schmale Straße ein, die zu Wills und Adriennes Anwesen führte. Adrienne hatte entschieden, dass das am Meer gelegene Ferienhaus viel zu groß für zwei Personen war. Deshalb hatte sie acht Freunde und Bekannte eingeladen, mit ihr und Will einen Kurzurlaub zu genießen.

Alex wollte erst gar nicht kommen. Aber als er erfuhr, dass Gwen auch da sein würde, hatte er seine Meinung geändert. Obwohl sie vereinbart hatten, keinen Kontakt zu halten, wünschte er sich doch, er hätte hin und wieder etwas von ihr gehört. Er vermisste ihr helles Lachen und den Klang ihrer Stimme. Einige weitere Tage mit ihr würden ihn hoffentlich davon heilen.

Bis zu dem Telefonat mit Will hatte er nicht gewusst, ob sie in Begleitung erschienen war. Er hoffte natürlich, dass sie an der Fortsetzung ihrer Affäre interessiert sein würde. Sicher sein konnte er sich dessen jedoch nicht. Wenn sie mit einem anderen Mann gekommen wäre, läge jetzt eine langweilige Woche mit Poolpartys und einem kalten Bett vor ihm.

Ein verwittertes hölzernes Hinweisschild markierte die Einfahrt zum Haus. Alex nahm den Fuß vom Gas und parkte die Corvette zwischen einem Range Rover und einem silbergrauen Mercedes.

Er drückte kurz auf die Hupe, um seine Ankunft anzukündigen, und stieg aus dem Wagen. In der Stadt waren ihm sein Polohemd und die Kakihosen zu warm vorgekommen, aber hier am Wasser wehte eine angenehme Brise. Das Wetter war perfekt, um sich im Freien aufzuhalten.

„Alex!“, rief Adrienne von der Veranda. „Will, Alex ist da.“

Sie lief die Stufen hinab, um ihn zu begrüßen. Alex fand, dass die Frau seines besten Freundes genauso hinreißend aussah wie immer. Sie trug Shorts und eine ärmellose grüne Bluse. Das dunkle Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihre Haut war von der Sonne leicht gebräunt. Bei ihrem Anblick wäre niemand auf die Idee gekommen, dass sie einen Flugzeugabsturz überlebt und zahlreiche Operationen hinter sich hatte.

Als Adrienne die Arme ausstreckte, fiel sein Blick unwillkürlich auf die feine weiße Narbe an ihrem rechten Unterarm. Er zog sie an sich und drückte sie kurz. In den vergangenen Monaten hatte er zu viel gearbeitet, um Zeit für seine Freunde zu haben. In seinem Geschäft hieß es immer alles oder nichts. Entweder schuftete er ohne Pause, oder er hatte kaum etwas zu tun. Tabitha war eine qualifizierte Managerin, die kompetent und eigenständig arbeitete. Das Projekt in New Orleans war sehr umfangreich gewesen und hatte mehr Zeit und Energie gekostet, als er zunächst angenommen hatte.

„Brauchst du Hilfe mit dem Gepäck?“, erkundigte sich Adrienne. „Will kämpft gerade damit, den neuen Grill anzuzünden.“

Bei der Vorstellung von seinem besten Freund am Grill musste Alex unwillkürlich grinsen. Wahrscheinlich mussten sie einen Lieferservice bemühen, wenn sie nicht verhungern wollten.

„Nein, danke“, antwortete er und schulterte seine Reisetasche. „Mehr habe ich nicht.“

„Dann zeige ich dir dein Zimmer.“

Alex folgte der Gastgeberin ins Haus und die elegant geschwungene Wendeltreppe hinauf, die vom Wohnbereich in den ersten Stock führte. Dort gingen sie durch einen langen Korridor mit zahlreichen Türen und geschmackvollen Gemälden an den Wänden.

„Hier ist es“, sagte Adrienne schließlich, während sie vor einer der Türen stehen blieb und sie öffnete.

Alex ging hinein und ließ seine Reisetasche auf das breite Bett fallen. Es dominierte den Raum und war mit einer farbenfrohen Patchworkdecke und zahlreichen weichen Kissen bedeckt. Das helle Holz des Bettgestells passte zum Nachttisch und dem geräumigen Wandschrank. Außerdem gehörten ein Flachbildschirm, ein bequemes Sofa und ein Sessel zur Einrichtung. Ein leise summender Deckenventilator sorgte für Luftbewegung.

Das Zimmer war viel gemütlicher und besser ausgestattet als das Hotelzimmer, in dem er in den vergangenen Monaten gewohnt hatte. Und dafür hatte er auch noch ziemlich viel Geld bezahlen müssen.

„Du hast dein eigenes Bad“, sagte Adrienne und wies auf eine Tür an der gegenüberliegenden Wand.

„Großartig. Wo sind denn die anderen untergebracht?“, fragte er mit Unschuldsmiene. Er wollte zu gern wissen, wie weit Gwens Zimmer von seinem entfernt lag. Nur für den Fall, dass er sich im Morgengrauen einmal nicht gesellschaftsfähig bekleidet von dort in seine Unterkunft zurück stehlen musste. Wenn er Glück hatte, lag ihr Zimmer direkt gegenüber.

„Emma, Peter und Helena wohnen am anderen Ende des Flurs. Sabine, Jack und Wade haben die Zimmer dir gegenüber. Will und ich sind in der Suite im Erdgeschoss. Gwens Zimmer liegt dort gleich bei der Küche.“

Verdammt. Gwen war also so weit von ihm entfernt, wie es in diesem Haus nur möglich war. Na toll. Das würde es ein wenig schwierig machen, ungesehen durch die Gegend zu schleichen. Alex gab sich Mühe, sich seine Verstimmung nicht anmerken zu lassen. Er wollte nicht, dass Adrienne ihm neugierige Fragen stellte.

„Wie es aussieht, habe ich alles, was das Herz begehrt“, sagte er und blickte sich um.

„Das freut mich. Ich lasse dich jetzt in Ruhe auspacken. Wir sehen uns dann unten.“

Adrienne verließ den Raum. Alex lauschte dem Geräusch ihrer Flip-Flops auf den hölzernen Dielen. Dann zog er die Gardine zurück und beobachtete, wie sie den Garten betrat. Dort stand Will mit konzentrierter Miene über einen großen stählernen Grill gebeugt. Sie trat neben ihn, küsste ihn auf die Wange und half ihm dann dabei, die Geheimnisse ihres neuen Kochgeräts zu ergründen.

Alex lächelte amüsiert und wandte sich zum Bett, um seine Reisetasche zu öffnen. Er holte einen Strauß roter Rosen und eine Flasche Wein für Gwen hervor. Die Blumen hatte er unterwegs gekauft, der Wein stammte aus seinem Keller. Sein Vater hatte immer gesagt, dass Geschenke in der Regel sehr hilfreich waren, um ein Ziel zu erreichen. Besonders bei Frauen.

Alex hätte ihr gern Schmuck geschenkt, aber als er es das letzte Mal versuchte, hatte Gwen ihn ausgelacht. Um einen zweiten Fehltritt zu vermeiden, hatte er sich für etwas bescheidenere Gaben entschieden. Bei Gwen, so hatte er gelernt, musste er in Bezug auf Geschenke eine geschickte Balance zwischen wohlüberlegt, hübsch und nicht zu teuer einhalten.

Als er nach unten ging, versteckte er die Flasche und den Strauß hinter seinem Rücken. Er hatte selbst bei einer Feierlichkeit schon einmal in dem Zimmer gewohnt, das jetzt Gwen beherbergte. Obwohl es ein wenig abseits in der Nähe des Wirtschaftsraums und der Küche lag, hatte er daher keine Mühe, es zu finden. In früheren Zeiten hatte es als Quartier für Hausangestellte gedient.

Die Tür stand halb offen. Schon von draußen konnte Alex einen Koffer sehen, der aufgeklappt auf dem Bett lag. Er steckte den Kopf durch die Tür und spähte in den Raum. Gwen war gerade damit beschäftigt, ihre Sachen in eine Kommode zu räumen, und stand mit dem Rücken zu ihm. Ein weites, buntes Sommerkleid umspielte ihren zierlichen Körper bis hin zu den bloßen Füßen. Ihr lockiges blondes Haar war am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengesteckt. Im Nacken hatten sich ein paar Strähnen gelöst. Er verspürte plötzlich den dringenden Wunsch, sie zu küssen.

Leise betrat er das Zimmer und stellte sich hinter sie.

„Hallo, meine Schöne“, sagte er, legte ihr die Arme um die Schultern und hielt ihr den Wein und die Blumen vor die Nase. „Das ist für dich“, fügte er hinzu und küsste sie zärtlich auf den Hals. Er spürte, wie sie unter seiner Berührung erzitterte und dann ganz steif wurde.

Sie drehte sich nicht um und nahm ihm auch die Geschenke nicht ab. „Hallo, Alex“, sagte sie betont höflich.

Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Irgendetwas stimmte nicht. Das war keineswegs die Begrüßung, die er sich erhofft hatte. Er hatte mit einer Umarmung und einem Lächeln gerechnet. Und zumindest damit, dass sie sich für die Geschenke bedankte. Offenbar hatte er da völlig falschgelegen. Ihre verhaltene Reaktion beunruhigte ihn. Vielleicht war sie wütend auf ihn. Hatte sie etwa erwartet, dass er sich bei ihr melden würde? Aber sie hatten doch ausdrücklich abgemacht, genau das nicht zu tun. Zwar hatte er den Eindruck gehabt, dass sie mit dem Verlauf der Dinge völlig einverstanden war. Aber sie wäre nicht die erste Frau, die enttäuscht auf das Ende einer Beziehung reagierte.

Autor

Andrea Laurence
Bereits im Alter von zehn Jahren begann Andrea Laurence damit, Geschichten zu schreiben – damals noch in ihrem Kinderzimmer, wo sie an einer alten Schreibmaschine saß. Sie hat immer davon geträumt, ihre Romane eines Tages in der Hand halten zu können, und sie arbeitete jahrelang hart, bis sich ihr Traum...
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