Nur ein Date mit Dir

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Seit Wochen lässt sich der smarte Reporter Riley O'Neal nur von Teresa, der hübschen Kellnerin des Rainboy Cafés, bedienen. Obwohl sie sich ganz offensichtlich ebenso stark zu ihm hingezogen fühlt, lehnt sie jede Einladung ab. Riley ahnt nicht, dass seine laxe Bemerkung "Auf Kinder kann ich gut verzichten", Teresa bis ins Mark getroffen hat. Für eine feste Bindung kommt er schon mal gar nicht in Frage - aber vielleicht für ein kleines Abenteuer?


  • Erscheinungstag 09.09.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733753030
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Der Mann mit den wachsamen grauen Augen war wieder da zum Frühstück – bereits zum dritten Mal während Teresas erster Woche als Kellnerin im Rainbow Café. Er benahm sich stets recht anständig, aber etwas an ihm machte sie nervös.

Er flirtete mit ihr auf eine freche Art, die sie vermuten ließ, dass er sich über sie lustig machte. Was fand er an ihr so amüsant? War er so überheblich, dass er eine Serviererin in einem Kleinstadtlokal für unter seinem intellektuellen Niveau hielt? Er sieht so aus, dachte sie und schalt sich dann, dass sie einen Menschen verurteilte, den sie gar nicht richtig kannte.

„Was kann ich dir heute Morgen bringen?“, erkundigte sie sich.

Er hatte noch nie die Speisekarte aufgeschlagen und dennoch stets die Bestellung parat. „Das Omelett Denver mit einer Extraportion Soße und Kaffee.“

„Brötchen oder Toast?“

„Toast. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wie Grace Kelly aussiehst?“

„Sicher. Ich werde ständig mit verstorbenen Filmstar-Prinzessinnen verglichen“, erwiderte sie lässig. „Ich bringe gleich den Kaffee.“

Auf dem Rückweg legte sie einige Stopps an anderen Tischen ein. Zwei ältere Herren, die sich jeden Morgen zum Frühstück trafen, flirteten heftig mit ihr, als sie ihnen Kaffee nachschenkte. Sie wehrte ihre Neckereien gelassen ab.

Die meisten Gäste waren durchaus angenehm und freundlich. Andere verhielten sich anzüglich und einige geradezu ungehobelt. Da sie schon lange als Kellnerin arbeitete, wusste sie mit ihnen umzugehen. Doch der Mann, der sich ihr nur als Riley vorgestellt hatte, passte in keine der Kategorien. Er machte sie einfach nervös.

„Du lässt dir doch von den Schmeicheleien der Burschen nicht den Kopf verdrehen, oder?“, fragte er, als sie mit der Kaffeekanne an seinen Tisch trat. „Der alte Ernie hält sich für Romeo. Bestimmt hat er dir schon mehrere Anträge gemacht.“

Sie füllte seine Tasse. „Die beiden scheinen sehr nett zu sein.“

Sein Lächeln wirkte wieder einmal spöttisch. „Sagst du das von jedem, den du hier bedienst?“

„Von jedem nicht“, entgegnete sie bedeutungsvoll. „Ich sehe mal nach deinem Frühstück.“

In der Küche stellte sie die Kaffeekanne mit einem dumpfen Knall ab und murrte: „Dieser Mensch ist einfach merkwürdig.“

Shameka Cooper blickte von den Würstchen auf, die in einer riesigen Pfanne brutzelten. „Welcher Mensch?“

„Etwa dreißig, braune Haare, graue Augen, eingebildet.“

„Das klingt nach Riley O’Neal.“

„Ja, er hat gesagt, dass er Riley heißt. Ist er ein Blödmann, oder habe ich nur einen schlechten Eindruck von ihm gewonnen?“

Shameka schmunzelte. „Ach, Riley ist ein Schatz, der wie ein Blödmann wirkt. Meistens möchte man ihn umarmen, aber gelegentlich möchte man ihm einfach eine kleben.“

Teresa konnte sich nicht vorstellen, ihn zu umarmen. „Er gibt sich so selbstgefällig. Als wüsste er etwas, das ich nicht weiß. Etwas, das er amüsant findet.“

„Das ist typisch für Riley. Deswegen mögen manche ihn nicht. Ich persönlich bin immer gut mit ihm ausgekommen. Er ist nicht halb so zynisch, wie er tut. Er meint nur, es gehört zu seinem Image als hartgesottener Reporter.“

„Er ist Reporter?“ Kein Wunder, dass er sich so gelangweilt und weltklug gab.

„Sicher. Er arbeitet für den Evening Star. Das macht uns gewissermaßen zu Arbeitskollegen. Denn Marjorie gehört nicht nur dieses Lokal, sondern eigentlich auch die Zeitung, obwohl ihre Tochter und ihr Schwiegersohn sie herausbringen.“

„Na, großartig.“ Marjorie Schaffer, die Mutter von Teresas bester Freundin Serena, hegte gewiss eine Schwäche für den lässig-charmanten Reporter.

„Du wirst ihn mögen, wenn du ihn erst mal kennst“, versicherte Shameka mit einem breiten Lächeln. „Fast jeder mag ihn. Lass dich von ihm nur nicht auf den Arm nehmen. Hier ist sein Frühstück.“

Während Teresa den gefüllten Teller entgegennahm, bezweifelte sie ernsthaft, dass sie sich jemals mit Riley O’Neal anfreunden würde.

Riley fühlte sich missverstandenen von den Einwohnern in seiner kleinen Heimatstadt in Arkansas, denn es kursierten zahlreiche irrige Annahmen über ihn.

Einige Leute hielten ihn für faul, was er natürlich nicht war. Er führte nur seine Arbeit überwiegend im Kopf aus. Andere sahen seinen spitzen Humor als Beweis für eine zynische Natur an. Er selbst sah sich eher als einen humorvollen Beobachter menschlicher Schwächen. Manche nannten ihn ungehobelt und taktlos, doch er bemühte sich nur, ehrlich zu sein.

Von vielen als Einzelgänger tituliert, legte er einfach nur Wert auf seine Privatsphäre. Er brauchte Ruhe und Frieden für seine Schreiberei. Wenn ihm nach Gesellschaft zumute war, suchte er welche. Also war er kein Einzelgänger, oder?

Edstown war nicht sehr groß, und er hatte fast sein ganzes Leben dort verbracht. Daher und wegen seines Berufs als Reporter kannte er fast alle Einheimischen. Auch sie kannten ihn gut genug, um ihn in Ruhe zu lassen, während er im Rainbow Café die Zeitung las und frühstückte. Er kannte die Besitzerin Marjorie Schaffer seit Langem und fühlte sich in ihrem Lokal beinahe so behaglich wie in seiner eigenen Küche.

Normalerweise verschanzte er sich hinter der Zeitung, sobald er Platz genommen hatte. Es war ein effektiver Weg, unliebsamen Gesprächen zu entgehen, und außerdem genoss er es wirklich, die Zeitung zu lesen. Er wusste das kleine Lokalblättchen zu schätzen, von dem er lebte – die wenigen aktuellen Nachrichten auf der Titelseite, Tratsch und Bagatellen im Innenteil, die Kochrezepte von einer achtzigjährigen ehemaligen Lehrerin, die Sportseiten von verschiedenen Schülern der Highschool. Der Evening Star besaß seinen eigenen Charme, seinen festen Platz in der Stadt, doch es war die überregionale Morgenzeitung, die Riley studierte, um mit dem Rest der Welt verbunden zu bleiben.

Für gewöhnlich suchte er das Lokal nicht öfter als zwei oder drei Mal im Monat auf, doch in dieser Woche war er bereits zum dritten Mal dort. Denn die neue Kellnerin hatte es ihm angetan. Ihr schulterlanges dunkelblondes Haar wies goldene Strähnen auf und war fest im Nacken zusammengebunden. Klare blaue Augen, von langen, kunstvoll getuschten Wimpern umrahmt, dominierten ihr herzförmiges Gesicht. Ihre Nase war gerade und perfekt proportioniert, und sie brauchte keine Kosmetik, um ihre rosigen Lippen zu betonen. Ihr Kinn war ein wenig spitz, um objektiv zu sein, aber ihm gefiel das Grübchen dort.

Seine Zeitung war momentan vergessen, als er ihr nachblickte. Nette Figur, dachte er nicht zum ersten Mal. Nicht zu dünn – der knochige Supermodeltyp hatte ihn nie gereizt. Passend zu der ungezwungenen Atmosphäre des Lokals trug sie Jeans, eine langärmelige weiße Baumwollbluse und Turnschuhe. Die Jeans passten ausgezeichnet, wie ihm auffiel, als sein Blick auf ihrem wohlgerundeten Po landete.

Er vermutete, dass sie in seinem Alter war, Anfang dreißig. Sie trug keinen Ehering und keinen anderen Schmuck außer einer schlichten Armbanduhr. Sie war neu in der Stadt und kannte vermutlich noch nicht viele Leute. Irgendwann einmal, wenn er in der Stimmung war, wollte er mit ihr ausgehen, obwohl sie ihn bisher nicht gerade ermutigt hatte.

Schnell kehrte sie mit seinem Frühstück zurück. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“

Ein halbes Dutzend frecher Antworten kam ihm in den Sinn. Flirten fiel ihm leicht, und zahlreiche Frauen gingen bereitwillig drauf ein. Gerade weil Teresa eine anzügliche Bemerkung zu erwarten schien, erwiderte er höflich: „Danke, im Moment nicht.“

„Ich schenke dir nachher Kaffee nach.“

„Danke. Wie heißt du eigentlich mit Nachnamen, Teresa?“ Das hätte er eigentlich längst in Erfahrung bringen müssen.

„Scott. Entschuldige mich bitte. Meine anderen Kunden verlangen nach mir.“

Besonders freundlich ist sie nicht gerade, sinnierte er, als sie sich abwandte. Höflich durchaus, aber nur so weit, wie es ihr Job erforderte. Er fasste es als Herausforderung auf.

Er lächelte. Wenn es nicht allzu viel Einsatz von seiner Seite erforderte, genoss er gelegentlich eine Herausforderung.

„Also, hast du dir die hübsche neue Kellnerin drüben im Rainbow Café schon angesehen?“, erkundigte sich Bud O’Neal am Sonntagnachmittag bei seinem einzigen Neffen.

Riley deutete mit dem Kopf zum Fernseher. „Ich versuche, mir das Rennen anzusehen, Bud.“

„Sie fahren doch gerade unter gelber Flagge. Du verpasst nichts, wenn du meine Frage beantwortest. Hast du die neue Kellnerin schon gesehen?“

Riley löste den Blick vom Bildschirm und strich sich durch das Haar. „Ich habe sie gesehen.“

„Das habe ich gehört.“

Ärgerlich schüttelte Riley den Kopf. „Warum fragst du dann?“

„Ich habe gehört, dass du plötzlich Stammgast in dem Laden geworden bist. Manche Leute behaupten, du hättest Probleme, die hübsche Kellnerin aus den Augen zu lassen.“

„Tja, wir wissen doch beide, dass die Leute in dieser Stadt nichts lieber tun, als Klatsch aus dem Nichts zu fabrizieren.“ Betont wandte Riley sich wieder dem NASCAR-Rennen zu, um das Gespräch als beendet zu signalisieren.

„Dir haben schon immer langbeinige Blondinen mit großen Augen gefallen“, meinte Bud gedehnt.

Riley seufzte laut. „Was soll ich dazu sagen? Ich gebe zu, dass sie hübsch anzusehen ist. Vielleicht habe ich ein paar Mal mit ihr geflirtet. Aber sie hat mir beinahe Frostbeulen mit diesen großen, kalten Augen verpasst. Wenn du dich also genügend über mich lustig gemacht hast, dann lass uns das Rennen weiter ansehen.“

„Sie hat dich abgewiesen? Was stimmt mit ihr denn nicht?“

„Mit ihr stimmt alles, soweit ich weiß. Sie ist einfach nicht interessiert. Und ich bin nicht der Ladykiller, für den du mich zu halten scheinst.“

Bud schnaubte. „Ich habe noch keine Frau erlebt, die nicht anbeißt, wenn du dich richtig ins Zeug legst. Also kann ich nur annehmen, dass die hübsche Kellnerin für dich nicht die Mühe wert ist.“

„Würdest du bitte aufhören, sie die hübsche Kellnerin zu nennen? Sie hat einen Namen. Teresa.“

Buds buschige stahlgraue Augenbrauen schossen in die Höhe. „Nicht, dass du interessiert wärst“, murmelte er.

„Sieh dir lieber das Rennen an.“

Bud wusste, dass er genug gesagt hatte. Er faltete die Hände vor seinem Bauch und lehnte sich auf der Couch zurück. Seine Füße lagen wie Rileys auf dem zerkratzten Tisch. Sie saßen im Wohnraum von Buds Wohnwagen, den er aus der zweiten Scheidung vor fünf Jahren gerettet hatte.

Riley und Bud kamen häufig zusammen, da sie die einzigen Familienmitglieder waren, die noch in Edstown lebten. Der fünfundsechzigjährige Bud hatte keine Kinder und daher stets ein väterliches Interesse an dem einzigen Sohn seines einzigen Bruders gehegt, vor allem seit Rileys Eltern sich vor fast zehn Jahren in Florida zur Ruhe gesetzt hatten.

Während Riley die Wagen mit den bunten Reklameaufschriften im Auge behielt, erkundigte er sich: „Wie geht es R. L.? Ich habe ihn kaum gesehen, seit er sich aus der Versicherungsbranche zurückgezogen hat.“

„Wir gehen am Mittwoch angeln. Willst du mitkommen?“

„Nein, danke. Ich plane auszuschlafen.“

„Weichei“, murmelte Bud schmunzelnd.

„He, es ist schon Mitte September und im Morgengrauen eiskalt draußen auf dem See. Ich will nicht riskieren, dass mir gewisse Körperteile abfrieren. Ich brauche sie noch.“

Bud lachte. „Dir wird nicht kalt, wenn du dich richtig anziehst. Und gegen Mittag wird es immer noch regelrecht heiß.“

„Danke, aber es ist einfach nicht mein Ding. Ich wünsche euch beiden viel Spaß.“

„Den werden wir wohl haben. Aber natürlich wird Truman uns fehlen.“

Riley nickte ernst. Er wusste nie, was er sagen sollte, wenn Bud den Namen ansprach.

Truman Kellogg, fünfzig Jahre lang praktisch untrennbar von Bud O’Neal und R. L. Hightower, war vor acht Monaten bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Seitdem war Bud nicht mehr derselbe.

Zwang der Tod seines Kumpels ihn, an seine eigene Sterblichkeit zu denken? Oder vermisste er ihn einfach? Die Freundschaft hatte die Schulzeit, Buds und R. L.s Ehen und Scheidungen, den Tod von Trumans Frau vor mehreren Jahren, gute und schlechte finanzielle Zeiten überdauert. Da war es wohl nur natürlich, dass den beiden der Verlust nahe ging.

„Soll ich nicht mal ein gutes Wort für dich bei der hübschen Kellnerin einlegen? Ich wette, ich könnte sie davon überzeugen, dass du nicht so schlimm bist, wie du auf sie wirkst.“

„Halt dich aus meinem Liebesleben raus.“

„Welches Liebesleben denn? Mir scheint, dass du alle Hilfe brauchst, die du nur kriegen kannst. Willst du noch was trinken?“

„Nein. Und ich meine es ernst. Sag ja kein Wort zu Teresa.“

Bud grinste nur, während er in die Küche eilte.

Riley war nach einem Interview mit dem Bürgermeister gerade auf dem Weg zur Zeitung, als er Teresa Scott mit finsterer Miene neben einem alten Auto am Straßenrand stehen sah. Prompt lenkte er seinen Zweisitzer auf den Seitenstreifen.

„Sieht aus, als hättest du ein Problem“, sagte er, während er ausstieg.

Ihre resignierte Miene verriet, dass sie nicht besonders angetan von seinem Auftauchen war.

„Ich werde damit fertig. Ich habe nur einen Platten.“

Er schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. „Hast du schon mal einen Reifen gewechselt?“

„Ein Mal.“

„Mach den Kofferraum auf.“ Er zog sich die dünne Lederjacke aus und warf sie in seinen Wagen. „Ich hoffe, du hast einen Wagenheber und einen Ersatzreifen.“

„Ich habe beides, und ich bin durchaus fähig, den Reifen selbst zu wechseln.“

„Davon bin ich überzeugt. Aber da ich nun mal hier bin, und da ich hoffe, dich mit meiner Tüchtigkeit zu beeindrucken – ganz zu schweigen von meiner Ritterlichkeit – biete ich liebend gern meine Dienste an.“

„Aber ich …“

„Ohne Haken“, fügte er hinzu. „Du brauchst mir nicht mal zu danken, wenn du nicht willst. Mach den Kofferraum auf, ja?“

Sie seufzte und steckte den Schlüssel ins Schloss. „Ich will nicht undankbar wirken. Ich bin es nur gewohnt, mich selbst um meine Probleme zu kümmern.“

„Ach, wirklich?“ Er beugte sich in den Kofferraum, der so sauber war, als würde sie ihn zweimal pro Woche reinigen.

„Ja. Es ist einfacher so.“

„Da stimme ich zu. Achte darauf, wie meine Muskeln spielen, wenn ich den Ersatzreifen mühelos heraushebe.“

Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie ein Lächeln unterdrückte. „Sehr eindrucksvoll“, sagte sie trocken.

„Empfindest du etwas dabei?“

„Ja. Es macht mich froh, dass du ihn heraushebst und nicht ich.“

„Nicht gerade die Reaktion, auf die ich gehofft hatte“, erwiderte er gespielt niedergeschlagen und kniete sich neben den Platten. „Da ist das Problem.“ Er deutete zu einer großen Metallschraube im Gummi.

„Eine Schraube?“

„Hattest du erwartet, dass jemand den Reifen aufgeschlitzt hat?“

„Natürlich nicht.“ Sie wirkte eher verärgert als amüsiert über seine Hänselei.

Eine Weile später gestand Teresa widerstrebend ein: „Du machst das sehr gut. Ich hätte wesentlich länger gebraucht.“

Er schwang den Schraubenschlüssel mit übertriebener Kraft. „Als Kind wollte ich immer Mechaniker in einem NASCAR-Team werden.“

„Wieso hast du es dir anders überlegt?“

„Ich habe festgestellt, dass es harte Arbeit bedeutet. Mit viel Schweiß und Schmutz und so. Das ist nichts für mich. Jetzt bin ich damit zufrieden, mir die Rennen im Fernsehen anzusehen.“

Sie blickte ihn an, so als wäre sie nicht sicher, ob er scherzte. „Du hast also deinen Kindheitstraum aus Faulheit aufgegeben?“

„Genau. Schreiben ist wesentlich einfacher. Dabei breche ich selten in Schweiß aus.“

„Ich würde meinen, dass es ein recht fordernder Beruf ist, als Reporter für die Lokalzeitung zu schreiben.“

Er lachte. „Für den Evening Star? Wirkliche Schlagzeilen gibt es in diesem Nest höchstens einmal im Monat, und wir berichten zu zweit darüber. Es ist nur ein Teilzeitjob für mich, der mir Zeit für andere Interessen lässt.“

„Ich habe gehört, dass du einen Roman schreibst.“

Riley blickte sie über die Schulter an. Hatte sie sich nach ihm erkundigt? Die Vorstellung gefiel ihm. „Wirklich?“

„Marjorie hat es mir erzählt.“ Ihr Achselzucken wirkte ernüchternd. „Sie erzählt mir von jedem, der ins Lokal kommt.“

„Harmloser Klatsch ist ihre Lieblingsbeschäftigung.“ Er zog die letzte Radmutter an. „So, das war es.“

„Ich weiß das sehr zu schätzen. Vielen Dank, Riley.“

„Gern geschehen.“

Er packte das Werkzeug und den platten Reifen in den Kofferraum und schloss die Klappe. Und dann, weil er wusste, dass sie einen Flirt von ihm erwartete, ging er zu seinem Wagen. „Fahr vorsichtig, Teresa. Wir sehen uns.“

Sie wirkte immer noch verblüfft, als er den Motor startete. Grinsend fuhr er davon. Es hatte ihm nie gefallen, berechenbar zu sein. Aber irgendwann würde er wieder mit ihr flirten. Es amüsierte ihn zu sehr, um widerstehen zu können.

2. KAPITEL

Riley hatte Zurückweisung nie gut verkraftet. Er gestand sich freimütig ein, dass er daran gewöhnt war, seinen Kopf durchzusetzen.

Als verwöhntes Einzelkind älterer Eltern und der einzige Enkel in der Familie hatte er nie um Aufmerksamkeit oder Zuneigung buhlen müssen. Gute Zensuren wie Freunde waren ihm in der Schule zugeflogen, und er besaß genügend Geld aus der Erbschaft seiner verstorbenen Großeltern, um behaglich, wenn auch nicht verschwenderisch leben zu können.

Sein Job beim Evening Star war kaum lukrativ, machte ihm aber Spaß. Er zwang ihn, regelmäßig mit anderen zu tun zu haben, und wirkte seiner Neigung entgegen, sich allein mit seinen Büchern, seiner Musik und seiner Fantasie zu verkriechen. Und doch blieb ihm genug Freiraum zu tun, was er wollte. Er war bekannt dafür, dass er tagelang in seinem Haus verschwand, ohne sich blicken zu lassen, sofern er bei der Zeitung nicht gebraucht wurde.

Vermutlich war es seine Abneigung gegen Zurückweisung, die ihn abhielt, seinen Roman einem Verleger anzubieten. Er glaubte zwar an sein Talent, fürchtete aber, wie die meisten Schriftsteller zunächst abgewiesen zu werden. Also redete er sich ein, dass er nur zu seinem eigenen Vergnügen schrieb.

Ebenso ungern riskierte er Körbe von Frauen. Daher sprach er für gewöhnlich nur dann Einladungen aus, wenn er ziemlich sicher war, dass sie auch angenommen wurden. Seine Erfolgsrate auf diesem Gebiet war jedenfalls recht hoch.

Teresa Scott drohte diese eindrucksvolle Statistik zu ruinieren.

In den vergangenen zwei Wochen hatte er sie dreimal eingeladen. Obwohl sie sich seit dem Reifenwechsel freundlicher verhielt, hatte sie ihn jedes Mal abgewiesen. Höflich, ja sogar amüsiert, aber entschieden.

Statt sich zu ärgern oder entmutigen zu lassen, sah er es allmählich als unterhaltsam an. Also fragte er weiterhin, nur um ihre Reaktion zu beobachten. Und vielleicht änderte sie irgendwann ihre Ansicht, wenn er beharrlich blieb.

Sie füllte seine Kaffeetasse am Freitagmorgen, beinahe drei Wochen nach ihrer ersten Begegnung. „Was möchtest du heute?“

„Ein Date mit dir. Wie wäre es heute Abend?“

„Heute Abend lackiere ich mir die Fingernägel. Was möchtest du essen?“

Er schmunzelte. „Mir ist heute nach Haferbrei mit Obst. Wie sieht es morgen Abend aus? Hast du dann Zeit?“

„Nein. Dann lackiere ich meine Fußnägel passend zu den Fingernägeln. Ich gehe die Bestellung aufgeben.“

Er war ziemlich sicher, dass er einen Anflug von Belustigung in ihren Augen gesehen hatte. Vielleicht hatte er sie noch nicht gewonnen, aber sie fand ihn unterhaltsam. Das war immerhin ein Anfang.

„Hallo, Riley.“

Er blickte auf und lächelte. „Hallo, Chief. Was gibt es?“

Polizeichef Dan Meadows sank auf den Platz gegenüber von Riley. „Lindsey berichtet heute Morgen über eine Veranstaltung in der Realschule. Deshalb bin ich allein zum Frühstück.“

Riley schüttelte sich theatralisch. „Irgendein hohes Tier vom Ministerium für Bildung hält eine Rede, und ein Haufen Sechstklässler führt ein Musical auf. Lindsey hat mir den Auftrag angeboten, aber ich habe ihn ihr überlassen.“

Dan schmunzelte. „Sehr nobel von dir.“

„Das finde ich auch. Ich bin verdammt froh, dass du sie geheiratet und überredet hast, hier zu bleiben, statt einen Job bei einer der großen Zeitungen anzunehmen. Wenn sie gegangen wäre, müsste ich mir jetzt einen Haufen Kinder anhören, die falsch trällern.“

„Stets gern zu Diensten“, erwiderte Dan belustigt.

Teresa trat mit Rileys Frühstück an den Tisch und wandte sich an Dan, der sie neugierig musterte. „Guten Morgen. Möchten Sie die Speisekarte?“

„Nicht nötig. Ich nehme Rührei mit Schinken.“

„Brötchen oder Toast?“

„Toast.“

Riley blickte von einem zum anderen. „Seid ihr euch schon vorgestellt worden? Nein? Teresa Scott, das ist Dan Meadows.“

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Ms Scott.“

„Ebenso, Mr Meadows.“

„Chief Meadows“, korrigierte Riley. „Dan ist der Polizeichef von Edstown.“

„Tatsächlich?“

„Ja, Madam. Falls ich irgendetwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen, ja?“

Sie nickte. „Nun, tatsächlich habe ich bereits eine verdächtige Gestalt angetroffen, seit ich hierher gezogen bin.“

„Wer ist das? Jemand, auf den ich ein Auge halten sollte?“

„Es sieht so aus, als ob Sie das schon tun“, erwiderte sie mit einem bedeutungsvollen Blick zu Riley. „Ich bringe Ihnen gleich Ihren Kaffee, Chief.“

Dan schmunzelte, als Teresa ging. „Ich glaube, sie hat dich gerade abblitzen lassen.“

„Nicht zum ersten Mal.“

„Sie scheint nett zu sein.“

Riley nickte und begann zu essen.

„Hübsch außerdem.“

„Das ist mir nicht entgangen.“

„Hast du sie eingeladen?“

„Ja.“

„Und?“

„Mir jedes Mal die Finger verbrannt.“

Dan schmunzelte. „Aha. Hübsch und intelligent.“

Teresa kehrte mit einer Tasse Kaffee zurück. „Ihr Frühstück kommt gleich.“

„He, Teresa, in Little Rock findet nächstes Wochenende ein Sinfoniekonzert statt. Willst du mit mir hingehen?“, fragte Riley.

„Tut mir leid. An dem Abend wasche ich mir die Haare.“

„Ich habe nicht gesagt, an welchem Abend das Konzert stattfindet.“

„Und ich habe nicht gesagt, an welchem Abend ich mir die Haare wasche.“

Dan schüttelte grinsend den Kopf, als sie sich entfernte. „Oh, Mann, die hat es dir aber gegeben.“

„Schon, aber hast du ihre Augen gesehen? Sie hat Nein gesagt, aber eigentlich wollte sie sagen …“

„Nein, zum Teufel“, warf Dan ein.

Riley schnaubte über den Einwurf. „Mach dich nur über mich lustig, aber ich glaube, ich gehe ihr schon ein bisschen unter die Haut.“

„Ach ja?“ Dan blickte zu Teresa auf, als sie sein Frühstück servierte. „Riley glaubt, dass er Ihnen unter die Haut geht.“

„Er hat recht“, murmelte sie. „Er geht mir entschieden auf die Nerven.“

„Darüber sollten wir reden“, schlug Riley vor. „Wie wäre es mit heute Abend?“

„Tut mir leid. Heute Abend werde ich krank sein. Entschuldigt mich bitte.“

„Ich glaube, ich mag sie“, murmelte Dan anerkennend.

„Hilf mir bitte trotzdem, den Dolch aus meiner Brust zu ziehen, ja?“

„Den Dolch? Ist es nicht eher ein Pfeil von Amor?“

„Sehr witzig. Lass dein Frühstück nicht kalt werden.“

Gehorsam griff Dan zu seiner Gabel, doch seine Augen funkelten vor Belustigung.

Unwillkürlich freute Teresa sich stets, wenn Riley O’Neal zum Frühstück kam. Sie fühlte sich nicht besonders geschmeichelt von seinen Einladungen, denn sie vermutete, dass er sich jeder einigermaßen attraktiven Frau zu nähern versuchte. Aber es war trotzdem nett, Anerkennung im Blick eines attraktiven Mannes zu sehen.

„Ich glaube, er ist in dich verliebt“, eröffnete Marjorie Schaffer.

Teresa rümpfte die Nase. „Der alte Ernie? Ich glaube, er macht jeder Frau einen Antrag, die ihm über den Weg läuft.“

„Natürlich. Bei mir macht er es mindestens zweimal pro Woche. Aber ich meine Riley O’Neal. Jedem ist aufgefallen, dass er fast täglich kommt, um mit dir zu flirten.“

Autor

Gina Wilkins
Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Gina Wilkins (auch Gina Ferris Wilkins) hat über 50 Romances geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt und in 100 Ländern verkauft werden! Gina stammt aus Arkansas, wo sie Zeit ihres Leben gewohnt hat. Sie verkaufte 1987 ihr erstes Manuskript an den Verlag Harlequin und schreibt seitdem...
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