Nur ein heißer Sommerflirt ...

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"Sie wird nicht bei dir bleiben. Vergiss sie!" Leichter gesagt als getan: Eigentlich sucht Öl-Magnat Ryan Delaney eine Köchin für seine Ranch. Dass sich eine Blondine mit atemberaubendem Sexappeal vorstellen würde, hat er nicht geahnt. Schnell ist ihm klar: Jessica wäre die ideale Frau an seiner Seite – von ihren süßen Küssen bekommt er nicht genug! Leider hat sie von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass sie nur in Texas bleibt, bis die Wunden der Vergangenheit geheilt sind. Dann wird Jessica in ihre Heimat zurückkehren. Und ihn unglücklich zurücklassen ...


  • Erscheinungstag 22.07.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751523059
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Jeb, ich komme später raus und sehe mir den Traktor an, den du reparieren willst. Vorher muss ich aber noch Bewerbungsgespräche führen. Die Stelle der Köchin soll neu besetzt werden. Die erste Bewerberin müsste jede Minute hier sein.“

Unter der breiten Krempe seines schwarzen Stetson blickte Ryan Delaney in die Ferne. Er schob die Hände in die Taschen und lauschte dem Geräusch eines näher kommenden Wagens, während er auf der Veranda seines Ranchhauses in West Texas stand.

„Es ist ziemlich früh für eine Frau aus der Stadt, um hier rauszukommen“, bemerkte Jeb.

„Diese wollte ein frühes Vorstellungsgespräch. Sie kommt mit dem Auto aus Dallas, also wird sie seit mindestens drei Stunden unterwegs sein.“

„Sie steht früh auf – ein gutes Zeichen. Was ist mit ihrem Mann? An welchem Job ist er interessiert?“

„Es gibt keinen Mann.“

Jeb kniff die Augen zusammen. „Ich dachte, du hättest eine Vereinbarung mit der Agentur, dass du für das Hauspersonal nur Paare einstellst.“

Jeb hatte recht, doch irgendwie hatte Martin Clayburne von der Arbeitsagentur ihn zu diesem Vorstellungsgespräch überredet und ihm versprochen, er werde es nicht bereuen. Ryan nahm an, dass es ein kurzes Gespräch werden würde. „Ich habe Martin gebeten, mir keine junge, alleinstehende Frau zu schicken. Daher werde ich diese Bewerberin auf keinen Fall einstellen.“

„Na ja, schau dir den Traktor an, sobald du kannst. Wenn du das Problem siehst, wirst du mir zustimmen, dass eine Reparatur besser ist, als einen neuen zu kaufen.“ Ryan hörte Motorengeräusche und entdeckte eine Staubwolke auf dem Weg, der zum Haus führte. Schnell wandte er sich wieder an seinen Vorarbeiter, der sich den Hut in den Nacken geschoben hatte. „Wann kommen eigentlich die beiden neuen Stuten?“

„Die hole ich morgen Nachmittag ab.“

„Leg einen Stopp am Haus ein, dann werfe ich einen Blick auf sie“, sagte Ryan, schaute zufrieden zum Korral hinüber und atmete tief ein. Er mochte die Arbeit auf der Ranch lieber als die in seiner Ölbohr- und Energiefirma. Obwohl er sich wünschte, ständig hier sein zu können, verbrachte er meistens nur eine Woche im Monat auf der Ranch. Dabei wollte er an allem teilhaben, was auf der RD-Ranch vor sich ging. Das Leben hier gefiel ihm.

„Es sind gute Pferde. Vertrau mir.“ Jeb schob den Hut noch weiter zurück und schaute an Ryan vorbei. „Mann, jetzt sieh dir das an.“ Er klang beinah ehrfürchtig.

Ryan sah einen Wagen über die Zufahrt rasen, der durch die letzte Kurve schlitterte und etwa hundert Meter von der Veranda entfernt zum Stehen kam. Es handelte sich um ein rotes Cabrio. Die blonde Frau darin stellte den Motor aus und griff nach ihrer Handtasche.

„Du meine Güte“, brummte Jeb. „Die kann bestimmt nicht mal Toast zubereiten. Nicht, dass es darauf ankäme“, fügte der Vorarbeiter hinzu.

„Auf die Wette lasse ich mich lieber nicht ein“, erwiderte Ryan, ohne den roten Wagen und die Fahrerin aus den Augen zu lassen. Die Tür schwang auf, und sie stieg aus. Sie trug ein hellblaues Sommerkostüm, dessen Rock kurz genug war, um ihre langen wohlgeformten Beine sehr vorteilhaft zur Geltung zu bringen. Die obersten Knöpfe ihrer dazu passenden Bluse standen offen und offenbarten ein aufregendes Dekolleté.

„Wow! Ich wette mit dir, dass du sie einstellst, egal, ob sie nun kochen kann oder nicht.“

„Du wirst verlieren“, warnte Ryan ihn.

„Stell sie trotzdem ein. Ich bringe ihr Kochen bei.“

Ryan konnte nicht aufhören, die Frau anzusehen, musste aber über Jebs Angebot grinsen. „Ich werde das im Hinterkopf behalten. Auf jeden Fall ist sie eine echte Augenweide. Es würde mich doch sehr wundern, wenn sie jemals zuvor einen Job als Köchin hatte. Sie sieht eher aus wie ein Filmstar oder wie ein Model, nicht wie eine Köchin auf einer Ranch irgendwo in Texas.“

„Ich verschwinde.“

„Bleib noch, dann mache ich euch bekannt – nur für den Fall, dass sie abends mal eine der Kneipen in der Gegend besucht.“ Ryan musterte den Wagen, der neu und sehr teuer aussah. „Wieso bewirbt sie sich als Köchin, wenn sie einen solchen Wagen fährt?“

Ryan kannte genug Frauen, um zu wissen, dass auch die Kleidung der Blondine teuer gewesen war. Während die Bewerberin sich den Verandastufen näherte, ging er ihr entgegen. Sie stieg die Stufen hinauf, und Ryan starrte ihre Beine an.

Die Frau lächelte strahlend und offenbarte dabei makellos weiße Zähne sowie ein Grübchen in der Wange. Er ging schneller und schüttelte ihr die Hand. Kaum dass er sie berührt hatte, begann sein gesamter Körper zu kribbeln. Als er in ihre kristallblauen Augen schaute, fühlte er sich, als würde er in den geheimnisvollen Tiefen des Meeres versinken.

„Mr Delaney, mein Name ist Jessica Upton. Ich bin wegen des Vorstellungsgesprächs hier.“ Sie hatte eine weiche Stimme, der Ryan für den Rest des Tages hätte lauschen können.

„Freut mich, Sie kennenzulernen. Das hier ist mein Vorarbeiter Jeb White.“ Ryan war hingerissen von ihrem Lächeln. So sehr, dass er gar nicht merkte, dass er ihre Hand noch immer festhielt. Widerstrebend ließ er sie los.

Jeb schüttelte ihr ebenfalls die Hand. „Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Miss Upton.“ Dann wandte er sich an Ryan. „Ich mache mich jetzt auf den Weg. Wir sehen uns später in der Werkstatt.“

„Klar“, antwortete Ryan, ohne den Blick von Jessica abzuwenden. Ihr Lächeln musste einen Kurzschluss in seinem Gehirn ausgelöst haben, denn er hörte sich fragen: „Konnte Ihr Mann heute Morgen nicht mitkommen?“

Das brachte ihm ein noch strahlenderes Lächeln ein, von dem er weiche Knie bekam. Sie war mit Abstand die schönste Bewerberin, mit der er je ein Vorstellungsgespräch geführt hatte.

„Es gibt keinen Mann, weil ich geschieden bin.“

„Aber Sie tragen einen Ehering.“ Er hatte den breiten goldenen Ring sowie den Verlobungsring mit einem Diamanten, der sicher vier Karat hatte, sofort bemerkt. Ihre langen Nägel waren rot lackiert und sahen nach professioneller Maniküre aus.

„Ich bin nicht bereit für eine neue Beziehung. Ein Ehering erspart mir möglicherweise unerwünschte Einladungen.“

Ryan bezweifelte, dass der Ring alle Männer abschrecken würde.

„Ich habe von dieser Stelle durch einen Bekannten in Dallas gehört und die Arbeitsvermittlung überredet, mich herzuschicken. Seien Sie denen nicht böse. Manchmal kann ich sehr überzeugend sein.“

„Schon klar. Ich bin mir sicher, dass der Vermittler nicht Nein sagen konnte.“ Die Bemerkung war heraus, ehe Ryan es verhindern konnte. Wo blieb seine Professionalität? Die wurde weggefegt von einer verlockenden Frau, in deren Gegenwart er sich wie ein Sechzehnjähriger fühlte.

Er sollte klarstellen, dass er nur Paare einstellte, und sie wieder wegschicken. Nein, er würde ihr die Stelle nicht geben. Aber er wollte das Gespräch mit ihr führen. Verdammt, und er wollte mit ihr ausgehen.

„Kommen Sie mit in mein Büro.“

„Hier ist mein Lebenslauf“, erklärte sie und reichte ihm einen Umschlag. „Ich hatte schon einen per Post geschickt.“

Er klemmte sich den Umschlag unter den Arm und hielt ihr die Tür auf. Ihren Lebenslauf hatte er sich nicht angesehen, weil die Arbeitsvermittlung normalerweise die Vorauswahl traf.

Als sie das Haus betrat, nahm Ryan ihren süßen, betörenden Duft wahr. Auch ihr Hüftschwung entging ihm nicht. Ihr hellblondes Haar war leicht gewellt und fiel ihr bis auf die Schultern.

Er wusste, dass es klüger wäre, sie sofort wieder wegzuschicken. Sie sollte eigentlich gar nicht da sein, und er sollte sie nicht in sein Büro führen. Womöglich bedeutete sie nichts als Ärger, zumal sie aussah, als hätte sie keinen einzigen Tag ihres Lebens gearbeitet. Trotzdem folgte er ihr ins Haus, wo sie sich umdrehte und ihn erwartungsvoll ansah.

„Mein Büro befindet sich ein Stück den Flur entlang. Kommen Sie. Sind Sie heute Morgen von Dallas aus hergefahren?“

„Ich habe bei Freunden übernachtet, die Sie kennen – die Jimsons. Pru und ich sind seit Langem befreundet. Von ihnen weiß ich, dass Sie einen Koch suchen. Die Arbeitsvermittlung hat Sie sehr empfohlen.“

„Wo wohnen Sie, Miss Upton?“

„Nennen Sie mich bitte Jessica. Miss Upton hört sich an, als sei meine Mutter in der Nähe.“

„Gern, Jessica. Sie dürfen mich Ryan nennen.“

„Ich bin in Memphis, Tennessee, aufgewachsen, und dort lebt auch noch meine Familie.“

„Hier ist mein Büro.“

Er ließ sie in den Raum vorangehen, der mit dunklem Walnussholz getäfelt war. Auf dem Fußboden lag ein handgewebter Navajo-Teppich mit rot-schwarzem Muster auf weißem Untergrund. Jessica blieb bei einem der braunen Ledersessel vor seinem Schreibtisch stehen.

Ryan drehte den anderen Sessel ein wenig, damit er Jessica ansehen konnte. „Bitte nehmen Sie Platz.“

Er setzte sich ebenfalls und warf einen Blick auf diese fantastischen Beine, die sie übereinanderschlug. Wenn er nicht aufhörte, sie zu betrachten, würde er der Versuchung, sie doch einzustellen, nie widerstehen können.

„Wo haben Sie vorher gearbeitet?“, erkundigte er sich.

„Ich hatte keinen festen Job, habe aber viel ehrenamtlich bei Wohltätigkeitsorganisationen gearbeitet. Die habe ich alle in meinem Lebenslauf aufgelistet.“

Er klappte die Mappe auf seinem Schoß auf und las erstaunt, wie viel Zeit sie in ehrenamtliche Arbeit investiert hatte.

„Warum wollen Sie diesen Job, Miss Upton?“

„Weil er perfekt zu dieser Phase in meinem Leben passt. Ich habe eine schlimme Scheidung hinter mir. Es war eine sehr emotionale Angelegenheit, und im kommenden Jahr würde ich gern etwas Neues machen.“

Ryan dachte über ihre Antwort nach. Er sollte sie wegschicken. Wenn sie blieb, würde er sie verführen, und dann würde es kompliziert werden, wenn er Schluss machte. Früher oder später endeten alle seine Beziehungen. Er hatte noch nie eine ernsthafte Partnerschaft geführt, wollte es auch gar nicht – noch nicht.

„Sie sind eine attraktive Frau, die leicht einen besser bezahlten Job in einer großen Stadt finden kann. Wo es mehr Menschen gibt und man mehr unternehmen kann. Sie kommen doch aus der Stadt. Warum wollen Sie sich hier draußen auf meiner Ranch vergraben und einen schlecht bezahlten Job annehmen?“

Sie lächelte nachsichtig, als sei er ein bisschen schwer von Begriff. „Danke für das Kompliment. Ein ruhiger, stiller Ort, an dem ich mich vergraben kann, wie Sie es nennen, ist für mich momentan genau das Richtige. Ich stehe an einem Scheideweg in meinem Leben und muss ebenso über meine Zukunft nachdenken, wie ich mich von meiner Vergangenheit erholen muss. Durch diesen Job habe ich eine Beschäftigung und verdiene ein bisschen Geld. Außerdem habe ich Abstand zu meiner Familie und meinem Ex. Beide würden mich beim Nachdenken über meine Zukunft nur ablenken.“

Eine logische Antwort. Nur glaubte er Jessica nicht. Sie war zu hübsch, um sich vergraben zu müssen. Memphis war groß genug, um vor ihrer Familie und ihrem Ex zu fliehen. Und wenn nicht Memphis, dann gab es noch genügend andere große Städte. Sie sah aus wie ein typischer Städter, nicht wie eine Köchin auf seiner Ranch, wo tagelang keine Menschenseele sie sehen würde – ihn selbst eingeschlossen.

„Ich habe ein Unternehmen in Houston und bin nur ungefähr eine Woche im Monat auf der Ranch. Ich bezahle meine Angestellten, ob ich nun da bin oder nicht. Aber Sie wären viel auf sich allein gestellt. Was würden Sie anfangen?“

„Ich würde schon etwas finden, um mich zu beschäftigen“, sagte sie. „Das ist nie ein Problem gewesen, und jetzt, wo ich älter bin, schon gar nicht.“

Ryan schaute erneut in ihren Lebenslauf und las, wann sie die Highschool beendet hatte. Demnach war sie sechsundzwanzig. Ihrem Aussehen nach hätte er sie auf zweiundzwanzig geschätzt.

„Ein Jahr kann eine lange Zeit sein. Vielleicht wollen Sie schon bald wieder mit jemandem ausgehen. Hier draußen lernt man aber nur eine sehr begrenzte Anzahl an Männern kennen.“

„Damit kann ich leben“, erwiderte sie, und ihre Augen funkelten.

„Ehrlich gesagt, Miss Up… ich meine Jessica, ich glaube nicht …“

„Geben Sie mir eine Chance, und ich verspreche, Sie werden es nicht bereuen.“

Ihre weiche Stimme betörte ihn. Vermutlich konnten dieser Frau nur wenige Männer etwas abschlagen.

Erneut warf er einen Blick in ihre Unterlagen. „Sie haben ein erstklassiges Abschlusszeugnis und eine Ausbildung in Buchhaltung. Buchhaltung und Kochen?“

„Mein Dad hat alle seine Kinder dazu gedrängt, eine solche Ausbildung zu machen. Buchhaltung könnte man immer brauchen, meinte er. Ich weiß nicht, mir fiel es jedenfalls nicht schwer.“

„Ich bin beeindruckt“, sagte er. „Haben Sie vorher schon für jemanden gekocht? Ich sehe, Sie haben einige Kurse besucht und eine angesehene Kochschule in Paris.“

„Ja. Ich liebe es, zu kochen. Lassen Sie mich etwas für Sie zubereiten, dann werden Sie mich auf jeden Fall einstellen“, forderte sie ihn lächelnd auf. „Was ist Ihr Lieblingsgericht?“

Er war versucht, „Blondinen mit blauen Augen“ zu antworten, verkniff es sich jedoch.

„Mein Lieblingsdessert ist Brombeer-Cobbler. Mein Lieblingsessen ist Roastbeef mit Kartoffelpüree und brauner Soße – ziemlich simpel. Keine ausgefallenen französischen Gerichte.“

„Ah, Sie sind leicht zufriedenzustellen.“

Schon wieder musste er sich zusammenreißen, um nicht das Erstbeste zu erwidern, das ihm in den Sinn kam. Seine innere Stimme der Vernunft schrie jetzt, er solle sie endlich wegschicken. „Ich stelle eigentlich nur Paare ein.“

„Zwei Köche brauchen Sie nicht“, konterte sie.

„Normalerweise ist die Frau die Köchin, und der Mann macht eine andere Arbeit – als Chauffeur, Gärtner, Hausmeister. Ich hatte mal einen Ehemann, der Koch war, und seine Frau putzte. Es könnte ein bisschen komisch sein, eine junge alleinstehende Frau als Köchin zu haben. Manchmal sind wir die Einzigen im Haus. Ich habe etliche Angestellte, die alle auf der Ranch wohnen. Dazu kommen noch die Cowboys, die für mich arbeiten, aber die erledigen ihre Aufgaben selbstständig.“

„Kein Problem. Sie haben gute Empfehlungen, und es heißt, Sie seien absolut professionell.“

Am liebsten hätte er ihr gestanden, dass er an seiner Professionalität zweifelte, seit er sie getroffen hatte. Stattdessen schaute er auf ihren Lebenslauf, als denke er intensiv darüber nach. „Übernachten Sie in Dallas?“

„Das habe ich gestern. Wenn Sie mich nicht einstellen wollen, fahre ich einfach weiter in westlicher Richtung. Meine Sachen habe ich dabei. Irgendwo werde ich sicher Arbeit finden.“

„Sie sollten sich an eine von diesen Modelagenturen wenden. Da bekämen Sie deutlich mehr Geld und hätten eine interessantere Arbeit.“

Sie lächelte, als habe er einen unmöglichen Vorschlag gemacht. „Danke. Ich bleibe lieber beim Kochen. Das liebe ich.“

Dann fügte sie in vertraulichem Ton hinzu: „Wenn es Ihnen Sorgen bereitet, dass ich Single bin, kann ich Ihnen versichern, dass das nicht ins Gewicht fallen wird. Momentan habe ich kein Interesse an einer Beziehung.“

„Das verstehe ich“, sagte er. „Aber Sie sind jung und attraktiv. In sechs Monaten sehen Sie das vielleicht schon wieder ganz anders. Für mich arbeiten einige alleinstehende Männer. Die werden mit Ihnen ausgehen wollen.“

„Dann werden sie schnell begreifen, dass ich nicht interessiert bin, und selbst das Interesse verlieren.“ Sie hob die Hand. „Außerdem trage ich einen Ehering.“

„Sie sind geschieden. Das wird sich rumsprechen. Es sind gute Männer.“

„Ermutigen Sie mich etwa, mit den Cowboys auszugehen, wenn ich hier anfange?“

„Keineswegs.“

„Die Sorge über meine eventuellen Dates ist unnötig. Ich kann momentan nicht mit einem Mann ausgehen. Sie wollen eine Köchin. Ich werde meine Arbeit erledigen und Ihnen aus dem Weg gehen. Und Sie werden meine Kochkünste zu schätzen wissen. Falls nicht, dann muss ich das akzeptieren. Aber bis jetzt gab es noch niemanden, dem meine Kochkünste nicht gefallen hätten. Ich liebe es wirklich, zu kochen“, fügte sie hinzu und seufzte leise, was ihn sofort an heiße Küsse und sinnliche Kurven denken ließ – nicht ans Essen.

„Wenn Sie mir eine Chance geben, werden Sie angenehm überrascht sein“, fuhr sie fort. Inzwischen hatte sie sich so weit zu ihm herübergelehnt, dass er im Ausschnitt ihrer Bluse den Ansatz ihrer Brüste erkennen konnte. Außerdem war ihr Mund verlockend nah. Unwillkürlich erwachte das Verlangen in ihm, seine Lippen auf ihre zu pressen.

„Ryan“, sagte sie herausfordernd. „Ich soll Sie doch Ryan nennen, oder?“

„Ja“, brachte er mühsam heraus.

„Lassen Sie mich heute für Sie kochen. Ich verschwinde nach dem Abendessen, sobald ich die Küche aufgeräumt habe. Und neunzig Prozent der Zeit sehen Sie nichts von mir. Wie wär’s?“

Er fühlte sich manipuliert von einer Frau, die er erst seit einer halben Stunde kannte und die einen Job von ihm wollte. Er sollte dieses Vorstellungsgespräch beenden. Stattdessen geriet er immer mehr in ihren Bann.

„Ich bin finanziell übrigens gut versorgt und habe nicht vor, einen Weg zu finden, an Ihr Geld zu kommen. Mein Vater besitzt ein Steuerberaterbüro, ein Transportunternehmen und eine Bank. Er hat drei Söhne und zwei Töchter. Seinen Kindern gegenüber ist er sehr großzügig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Abgesehen davon, dass ich koche, werden Sie mich gar nicht bemerken.“

„Das, Jessica, ist absolut unmöglich“, erwiderte Ryan.

Sie lachte leise. „Ich hätte trotzdem gern die Chance, für Sie zu kochen.“

„Ich habe noch zwei weitere Vorstellungsgespräche heute Vormittag, und zwei Termine finden nach dem Mittagessen statt.“ Er konnte nicht glauben, dass er mit ihr diskutierte.

„Die Termine können Sie ruhig wahrnehmen. Vielleicht ist jemand dabei, der Ihnen besser gefällt. Aber bitte geben Sie mir die Chance. Was haben Sie denn zu verlieren?“ Sacht berührte sie seinen Arm mit den Fingerspitzen. Es war elektrisierend. Nervosität erfasste ihn. Hitze breitete sich in ihm aus. Er wischte sich die feuchte Stirn.

Dieses Gespräch hatte die professionelle Ebene längst verlassen. Und er den Verstand verloren. Schick sie weg, befahl seine innere Stimme.

Laut sagte er: „Abgemacht, Jessica.“

2. KAPITEL

„Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für diese Chance.“ Jessica lächelte, obwohl sie gemischte Gefühle hatte. Mit ihrer Freundin hatte sie ausgiebig darüber diskutiert, ob sie sich für diesen Job bewerben sollte. Lieber wäre es ihr gewesen, für ein Ehepaar zu arbeiten. Am besten für ein älteres Ehepaar oder eines mit Kindern. Nicht für einen gut aussehenden Junggesellen.

Doch als sie zur Ranch abgebogen war, schien ihr dieser Ort perfekt, um sich zu erholen.

Ihre Scheidung war übel gewesen, sehr emotional für beide Parteien. Carlton hatte sich gegen die Trennung gesträubt. Er wollte Jessica zurückhaben – wahrscheinlich wegen seines verletzten Egos. Aus Liebe ganz sicher nicht. Ihre Eltern wollten auch, dass sie zu ihm zurückkehrte. Jessica jedoch wollte nur fort von allem und für eine Weile ihre Ruhe haben.

Sie hatte Ryan Delaney nicht erzählt, dass sie ihr Baby im zweiten Monat verloren hatte. Diese Fehlgeburt hatte alles noch schlimmer gemacht. Zuerst die Erkenntnis, dass Carlton sie vom Beginn ihrer Ehe an betrogen hatte, dann der Verlust des Babys. Ja, diese einsame Ranch in Texas schien der ideale Ort, um über all das hinwegzukommen.

Ryan Delaney war ein gut aussehender Mann – das allein brachte sie schon aus der Fassung, denn seit sie ausgezogen und die Scheidung eingereicht hatte, war in ihren Augen kein Mann mehr attraktiv gewesen.

Dass sie ihn anziehend fand, war ein Nachteil. Aber er war nett, und das glich diesen Nachteil wieder aus. Er hatte sich ihr gegenüber professionell verhalten, obwohl auch er, wenn sie nicht alles täuschte, eine gewisse Anziehung zwischen ihnen bemerkt hatte. Das wäre ein weiterer Grund, sich irgendwo anders einen Job zu suchen. Andererseits hätte sie hier einen Job und eine Unterkunft, wo niemand sie finden würde.

Und hatte Ryan nicht erwähnt, sie würden sich kaum sehen? Darauf verließ sie sich einfach. Zuerst aber musste sie diesen Job auch bekommen.

Während sie ihm aus dem Büro hinausfolgte, bewunderte sie seine breiten Schultern und das dichte schwarze Haar, das knapp über dem Kragen seines blauen Jeanshemds endete. Sie gingen nebeneinander den Flur entlang, sodass Jessica sich seiner Größe sehr bewusst war. Und der Möglichkeit, dass sie es bereuen könnte, diesen Job anzunehmen, denn sobald sie in Ryans Nähe war, spürte sie dieses beunruhigende Kribbeln.

„Sie haben ein wunderschönes Haus.“

„Danke. Ich liebe die Ranch. Sie ist meine Zuflucht. Hier kann ich mich entspannen. Waren Sie jemals vorher in Texas?“

„Nein.“

„Hier ist die Küche.“ Er führte sie in einen großen Raum voller neu aussehender Geräte. Jessica fand die praktische Anordnung und professionelle Ausstattung sofort überzeugend. Nebenan befand sich ein gemütliches Wohnzimmer. Eine große Frau mit einem dicken braunen Zopf drehte sich an der Spüle um und sah sie lächelnd an. Sie trug Jeans und T-Shirt und hatte sich eine gelbe Schürze umgebunden.

„Jessica, das ist Gwen Grayson. Sie ist für die Reinigungskräfte zuständig, von denen es noch zwei weitere gibt. Meistens ist aber Gwen da. Gwen, darf ich dir Jessica vorstellen? Sie hat sich für die Stelle der Köchin beworben.“

Gwen musterte sie erstaunt. „Willkommen auf der Ranch.“

„Danke“, sagte Jessica. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Das ist eine wunderbare Küche.“

„Oh ja“, bestätigte Gwen. „Man hat alles, was man braucht.“

„Ich werde Jessica alles zeigen. Anschließend kocht sie das Mittag- und das Abendessen. Du kannst dich also getrost weiter um deine Arbeit kümmern“, erklärte Ryan der anderen Frau.

„Ich kann das Mittagessen kochen“, warf sie ein.

„Das ist nett, aber das möchte ich gern machen“, erklärte Jessica lächelnd, worauf Gwen die Schultern zuckte.

„Sagen Sie Bescheid, falls Sie Hilfe brauchen.“

„Mach ich“, versprach Jessica.

„Ich zeige Jessica ihre Unterkunft, dann kommt sie zurück“, erklärte Ryan und umfasste sanft ihren Arm. Die Berührung löste ein Prickeln aus. Jessica sah zu der Bar mit den Hockern, die die Küche von dem angrenzenden Raum trennte, in dem es einen Kamin, einen Billardtisch sowie einen großen Flachbildfernseher gab.

Auf der anderen Seite der Küche stand die Tür zur großen Speisekammer offen, die gut gefüllt war.

„Die Küche ist groß genug, um eine ganze U.S.-Armeebasis zu versorgen.“

„Sie werden nur für mich kochen und für meinen Besuch, wenn ich welchen habe. Außerdem für meine Hausangestellten, zu denen Gwen, Paolina und Chiara gehören, die Reinigungskräfte. Außerdem Enrique und Dusty, die beiden Hausmeister. Ich bezweifle, dass Sie viel von den Angestellten sehen werden, bis auf Gwen. Paolina und Chiara haben diesen Monat frei. Enrique und Dusty sind für alle Gebäude zuständig. Wenn sie hier arbeiten, essen sie auch hier. Gwen hilft aus, bis ich eine Köchin gefunden habe, aber eigentlich ist sie Vollzeit-Reinigungskraft. Wie gesagt, ich bin nicht oft hier, und wenn, dann meistens allein. Also kochen Sie hauptsächlich für mich.“

Diese Vorstellung machte sie nervös, und sie fragte sich, wie häufig sie beide zusammen sein würden.

„Wenn Sie Hilfe brauchen oder etwas nicht finden, sagen Sie mir Bescheid. Besonders an diesem ersten Tag“, fügte er hinzu.

„Ich bin sicher, dass ich zurechtkomme.“

„Eins noch: Meine Köchin erledigt auch die Lebensmitteleinkäufe. Ich habe ein Konto beim Supermarkt, der ist in Bywater, eine Kleinstadt in der Nähe. Sind Sie sicher, dass Sie diese Aufgabe auch übernehmen wollen?“

„Klar.“

„Es ist eine sehr kleine Stadt.“

„Das stört mich nicht.“

„Gut, dann wäre das auch geklärt.“ Er schaute sich um. „Normalerweise wohnt meine Köchin in einem der Häuser auf der Ranch. Aber da Sie Single sind, wird es für Sie ruhiger sein, wenn Sie hier wohnen. Hier geht’s zu Ihrem Apartment.“ Er ging ein kurzes Stück den Flur entlang. „Schauen Sie, ob es Ihnen zusagt. Sie können hier wohnen, dann sind Sie nah bei der Küche und hier unten für sich allein.“

Sie stand im Wohnraum und betrachtete die Möbel aus Obstbaumholz, den Holzfußboden, einen weiteren großen Flachbildfernseher sowie einen Schreibtisch mit Computer im angrenzenden Schlafzimmer.

„Das ist wunderbar“, sagte sie und sah in Ryans dunkelbraune Augen, die sie erneut fesselten. Jeder Gedanke an Konversation war vergessen. Die Atmosphäre schien förmlich zu knistern.

Dann wandte er sich ab, und der Bann war gebrochen. Jessicas Herz pochte. Es wäre vernünftiger, diesen Job sausen zu lassen. Sie hatte Mühe, ihre Fassung zurückzugewinnen.

„Geben Sie mir Ihren Wagenschlüssel, dann bringe ich Ihre Sachen rein“, erklärte Ryan mit rauer Stimme. Reagierte er etwa ähnlich wie sie? Sie war alarmiert, doch wollte sie die Chance auf diesen Job unbedingt wahrnehmen.

Sie zeigte zur Tür. „Ich kann auch etwas tragen.“

„Wenn Sie hier sind, können Sie Ihren Wagen in die Garage stellen.“

„Danke.“

Als sie ihren Wagen erreichten, hob er zwei Taschen heraus und schulterte ihr Handgepäck.

Sie folgte ihm mit ihrem Laptop, einer Umhängetasche und einer weiteren kleinen Tasche zurück ins Haus, wo er die Sachen in ihrem neuen Apartment abstellte.

Autor

Sara Orwig
<p>Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern...
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