Nur eine Nacht mit dem sexy Ex?

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Ein Wiedersehen mit ihrem Ex? Ein Albtraum für die schöne Phoenix Jones! Ohne ein Wort der Erklärung hat Carter sie damals sitzen lassen. Für immer wollte sie ihn aus ihrem Leben verbannen. Doch nun sind sie beide zur Hochzeit von Freunden im Südpazifik eingeladen. Vielleicht liegt es am türkisblauen Meer, vielleicht an der Sonne – plötzlich hat Phoenix große Lust, eine Nacht lang allen Streit zu vergessen. Auch wenn morgen wieder Schluss ist, will sie heute genießen, was sie immer schon mit Carter verbunden hat: heiße Leidenschaft!


  • Erscheinungstag 04.01.2022
  • Bandnummer 2218
  • ISBN / Artikelnummer 9783751508834
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Nun spiel nicht die Brautzilla, Savannah!“ Phoenix Jones schloss die Augen und atmete tief ein, während sie sich die Schläfen massierte. „Alles wird gut, Schwesterherz. Es wird sich alles fügen“, sagte sie im beruhigenden Tonfall. „In weniger als achtundvierzig Stunden fliegen wir an einen der schönsten Orte dieser Welt. Lass dir das auf der Zunge zergehen.“

Ihre Schwester kam nach ihrer impulsiven Mutter Nadine, Phoenix hingegen ähnelte eher ihrem besonnenen Dad und war so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen.

„Aber sie weiß doch, wann wir fliegen. Ich habe es ihr mehrere Male gesagt“, erklärte Savannah, und ihre Stimme überschlug sich fast. „Was machen wir bloß, wenn er bis morgen Abend nicht fertig ist? Was soll ich jetzt unternehmen? Vermutlich heirate ich ohne Schleier, dabei hätte er schon vor einer Woche fertig sein sollen.“

Phoenix spürte, dass ihre Schwester kurz davor war, in Tränen auszubrechen. „Honey“, sagte sie sanft. „Er wird bestimmt fertig. Ich rufe sie gleich noch einmal an und sage ihr, wie viel es dir bedeutet, mit Schleier zu heiraten. Und notfalls kaufen wir exotische Blumen und flechten eine wundervolle Krone für deinen entzückenden kleinen Kopf. Wahrscheinlich machst du dir völlig unnötig Sorgen. Lass uns abwarten, was passiert, okay?“

„Aber ich muss noch so viel tun!“, stieß Savannah frustriert hervor. „Ich habe keine Ahnung, wie ich das alles schaffen soll.“

„Weil du eine Perfektionistin bist. Egal, was passiert, deine Hochzeit wird in jedem Fall vollkommen sein, weil alles, was du tust, perfekt ist. Also mach dir keinen Stress. Wir haben noch eine Menge anderer Dinge zu erledigen.“

„Ich versuche es“, gab Savannah sich geschlagen.

„Nach der Arbeit komme ich vorbei und helfe dir, okay?“

„Danke“, erwiderte Savannah matt.

„Süße! Du heiratest bald deinen Traummann auf deiner Trauminsel bei einer Traumhochzeit! Du darfst ein bisschen glücklicher klingen.“

Phoenix hörte ihre Schwester durchs Telefon seufzen und wünschte sich, sie nähme die Angelegenheit mit dem Schleier nicht so tragisch. Es war nicht einfach, eine Hochzeit zu planen, und obwohl ihre eigene Hochzeit nie stattgefunden hatte, wusste sie aus eigener Erfahrung, wie anstrengend die Vorbereitungen waren.

„Du hast ja recht. Ich komm schon wieder runter. Bis heute Abend dann?“, fragte Savannah.

„Wann soll ich da sein?“

„Passt dir sieben?“

„Ja, dann bin ich bei dir. Und versuche bitte, deinen zukünftigen Ehemann nicht in den Wahnsinn zu treiben, bevor ich da bin.“

„Das kann ich nicht versprechen. Hab dich lieb“, entgegnete Savannah lachend.

Nachdem sie sich von ihrer Schwester verabschiedet hatte, lehnte Phoenix sich zurück und lächelte zum ersten Mal, seit sie heute Morgen ins Büro gekommen war.

Ihr Tag hatte sehr angespannt begonnen. Im Grunde hatte die Anspannung schon gestern Abend angefangen. Ihr Freund Brent hatte sie darüber ausgefragt, weshalb ein Kollege sie noch nach der Arbeit anrief. Gar nicht unüblich in ihrem Team, denn alle verstanden sich gut und sprachen auch nach Büroschluss miteinander. Doch es hatte gereicht, um neben einigen anderen unerfreulichen Eigenheiten, die sich in Brents Charakter zeigten, auch seine Eifersucht zu wecken. Das hatte Phoenix ganz und gar nicht gefallen, und sie hatte das Dinner mit dem Vorschlag beendet, von nun an getrennte Wege zu gehen.

Ihr Mobiltelefon klingelte, und sie nahm den Anruf entgegen. Ihre Chefin Indra Lee bat sie, zu einer Teamsitzung in den Konferenzraum zu kommen. An ihrem Tonfall hörte Phoenix sofort, dass es um eine ernste Sache ging. Um sich mental gegen schlechte Neuigkeiten zu wappnen, drehte sie sich mit ihrem Bürostuhl um und genoss den Ausblick aus ihrem Fenster. Sie wurde es nie leid, die Sixth Avenue zu betrachten. Hier war man ganz dicht am Puls des New Yorker Lebens, und normalerweise beruhigte Phoenix der Anblick der Hochhäuser und vielbefahrenen Straßen. Doch heute war ihre Stimmung zu gedrückt, als dass sie sich an der Skyline erfreuen konnte.

Sie griff nach ihrem Handy, nahm einen Block und einen Stift und ging in den Konferenzraum. Indra und Phoenix waren die beiden einzigen Frauen bei Aida, einem kleinen Hightech-Unternehmen, das mit künstlicher Intelligenz Computersysteme für kleine und mittelständische Firmen optimierte. Indra war Gründungsmitglied, hatte Phoenix damals eingestellt und sie bei ihrer Entwicklung zur Expertin auf dem Gebiet dieser Technologie unterstützt. In den Jahren, die Phoenix schon bei Aida arbeitete, war das Unternehmen kontinuierlich gewachsen und hatte die Mitarbeitenden am Erfolg teilhaben lassen. Phoenix liebte ihre Arbeit, die darüber hinaus auch noch sehr gut bezahlt wurde. Was konnte man sich mehr wünschen?

Auf dem Weg zum gläsernen Konferenzraum hoffte sie inständig, dass der Anlass für das Meeting keine zusätzliche Arbeit für sie bedeutete. In zwei Tagen wollte sie in Urlaub fahren und hatte bis dahin ohnehin noch eine Menge zu erledigen. Doch als sie den Raum betrat, machte ihr Indras Gesichtsausdruck keine große Hoffnung. Das Lächeln ihrer Chefin wirkte aufgesetzt, beinahe entschuldigend. Die technologische Entwicklung schritt so rasant voran, dass Firmen ständig in Gefahr waren, den Anschluss zu versäumen. Phoenix hoffte, dass sie ihren Job nicht verlor.

Nachdem sie sich gesetzt hatte, warteten sie, bis die übrigen zwölf Teammitglieder nach und nach plaudernd eintraten. Nachdem sich Indra und ihr Partner Dean Ochoa einen Blick zugeworfen und Dean kaum merklich genickt hatte, begann Indra zu sprechen. Alle verstummten und waren geschockt von der Eröffnung, die folgte.

„Ich weiß“, sagte Indra, nachdem sie geendet hatte. „Das sind wirklich große Neuigkeiten. Allerdings doch bittersüße.“

Eher nur bitter, dachte Phoenix, denn für sie gab es keine süße Seite an dem, was sie gehört hatte. Ihre Empfindungen kreiselten durcheinander. Hatte ihre Chefin eben erzählt, dass sie die Firma verkauft hatten und nun auf die andere Seite des Landes in das Silicon Valley zogen? Welche Konsequenzen ergaben sich daraus für Phoenix?

Als ob Dean ihre Gedanken gelesen hätte, ergriff er das Wort. „Es ist eine große Zumutung, aber wir würden euch gern alle in der Firma behalten.“

„Es bedeutet, dass ihr mit uns nach Kalifornien ziehen müsst“, ergänzte Indra. „Es gibt leider nicht die Möglichkeit, von hier aus im Homeoffice zu arbeiten.“

Während die beiden Chefs noch über Einzelheiten sprachen, überschlugen sich Phoenix’ Gedanken. Sie wollte nicht fort aus New York, ihre Familie lebte hier. Sie war im Urlaub schon in der Bay Area gewesen, konnte sich aber nie vorstellen, dort zu leben. Sie würde ihre Familie furchtbar vermissen. Nach der Hochzeit musste ihr Dad sich einer Hüft-OP unterziehen, und Phoenix wollte in seiner Rekonvaleszenz ihren Eltern helfen. Wenn sie in New York blieb, musste sie sich einen neuen Job suchen.

Benommen hob sie schließlich eine Hand.

„Phoenix“, lud Indra sie zum Sprechen ein.

„Wie viel Zeit haben wir, um uns zu entscheiden?“

„Sechs Wochen“, antwortete Dean, und die Überraschung des Teams war deutlich spürbar. Einige begannen, sich leise zu unterhalten.

„In sechs Wochen geben wir die Räume hier auf und ziehen nach Bay Area um. Wir erwarten eure Antworten möglichst bald, damit wir euch bei der Organisation der Umzüge unterstützen können.“

„Falls es jemanden geben sollte, der nicht mit uns kommt …“, Indra schluckte schwer und sah aus, als kämpfte sie gegen die Tränen. „Es täte uns sehr weh, euch gehen zu lassen. Ihr seid für uns wie eine Familie. Wir werden euch selbstverständlich eine großzügige Abfindung zahlen, damit ihr euch um Geld keine Sorgen machen müsst, bis ihr einen neuen Job gefunden habt.“

Nachdem sich mehrere Mitglieder des Teams zu Wort gemeldet und Fragen gestellt hatten, wurde das Meeting beendet, und Phoenix kehrte in ihr Büro zurück.

Nachdenklich blickte sie auf die Sixth Avenue und starrte dann einige Minuten lang gedankenverloren an die Decke, während sie über das Angebot von Indra und Dean nachdachte. Da klopfte jemand leise an die Tür, und kurz darauf trat Indra in den Raum.

„Darf ich reinkommen?“

„Ja“, erwiderte Phoenix gepresst. Normalerweise sprach sie nicht in diesem Ton mit einer Chefin, aber über die Jahre war Indra eine Freundin geworden.

„Warum hast du mir nichts gesagt?“, fragte sie und sah Indra vorwurfsvoll an.

„Es tut mir wirklich leid, Phoenix, aber ich durfte aus rechtlichen Gründen niemandem ein Sterbenswörtchen verraten. Noch nicht einmal Rich.“ Das war ihr Ehemann. „Er hat es erst erfahren, nachdem ich den Vertrag unterzeichnet hatte.“

„Aber du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst“, erwiderte Phoenix gekränkt.

„Natürlich, aber eine Kleinigkeit hätte ausgereicht, und der ganze Deal wäre geplatzt“, erwiderte Indra. „Ich hasse es wirklich, ausgerechnet zwei Tage vor deinem Urlaub die Bombe hochgehen zu lassen.“

„Aber wieso ausgerechnet Silicon Valley?“, fragte Phoenix und rollte mit den Augen. „Da sitzen nur zwölfjährige Gamer rum.“

Indra lachte. „Hast du etwa Vorurteile?“ Sie setzte sich auf die Schreibtischkante und blickte Phoenix mit einem Mal ernst an. „Du kommst doch mit, oder?“

Seufzend legte Phoenix den Kopf in den Nacken. „Das ist wirklich eine schwere Entscheidung.“

„Ich weiß. Aber was hält dich hier? Versuch es doch einfach, und wenn es nicht klappt, gehst du wieder nach New York zurück.“

„Das ist nicht so einfach“, entgegnete Phoenix.

„Ich will dich aber nicht verlieren. Um ehrlich zu sein, bin ich auch gegen den Umzug gewesen. Rich folgt mir erst Ende des Sommers, damit Cody nicht mitten im Schuljahr die Klasse wechseln muss. Vermutlich werde ich ständig hin- und herfliegen, um bei ihnen zu sein.“

„Bist du aufgeregt?“, wollte Phoenix wissen.

„Natürlich! Das ist die Chance meines Lebens!“

„Das ist alles, was zählt“, sagte Phoenix. „Dann herzlichen Glückwunsch.“

Indra stand auf, ging zu Phoenix und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Warum nimmst du morgen nicht einfach frei und beginnst deinen Urlaub einen Tag früher? Denk in Ruhe über alles nach.“

„Das ist nett, aber ich habe noch so viel zu erledigen, dass ich den Tag morgen im Büro brauche. Aber ich verspreche dir, dass ich über das Angebot nachdenke.“

„Mehr will ich gar nicht“, meinte Indra.

Phoenix sah zu, wie ihre Chefin das Büro verließ. Sie wusste, dass Indra und sie auch dann in Verbindung bleiben würden, wenn sie sich für New York entschied. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, eine ihrer besten Freundinnen zu verlieren.

„Was kann sonst noch schiefgehen?“, fragte sich Phoenix laut und bereute ihre Worte bereits in dem Augenblick, in dem sie sie aussprach.

2. KAPITEL

Carter Blackwell wünschte sich, er könnte wie ein Zauberer mit den Fingern schnippen und im Handumdrehen am Flughafen sein. Dieser Urlaub kam ihm wie gerufen. Der unberechenbare Aktienmarkt hatte einige seiner Klienten sehr verunsichert, und er musste wichtige Entscheidungen treffen. Außerdem war er zu der Hochzeit seines Cousins Jaxon eingeladen. Vor einigen Tagen erst waren sie beide, Carters Brüder Ethan und Lincoln sowie einige Freunde von einem langen Partywochenende in Las Vegas zurückgekehrt, und Carter hatte sich immer noch nicht ganz davon erholt. Jetzt musste er nur noch einige unaufschiebbare Dinge erledigen, bevor er in Urlaub flog.

Arbeit, Familie und soziale Kontakte hielten Carter unentwegt auf Trab. Er war mehr als reif für Erholung auf den paradiesischen Fidschi-Inseln und sehnte sich nach einer kleinen Auszeit.

Carter sah auf die Uhr und holte tief Luft. Der Nachmittag war vorbeigegangen, ohne dass er es richtig mitbekommen hatte. In sechsunddreißig Stunden saß er im Flugzeug und konnte alle Sorgen für zehn Tage hinter sich lassen. Allein die Vorstellung brachte ihn zum Lächeln.

Eigentlich hatte er vorgehabt, heute etwas früher nach Hause zu gehen, um mit dem Packen zu beginnen. Bislang hatte er noch nicht einmal seinen Koffer hervorgeholt. Einen Moment lang hatte er sogar darüber nachgedacht, sein Diensthandy einfach auszuschalten, sich jedoch dagegen entschieden. Er musste noch einige Aktienkurse im Blick behalten und Stoppkurse setzen, bevor er Schluss machen konnte.

Als er etwas später gerade die erste Treppenstufe seines eleganten Stadthauses in der Nähe von Downtown Brooklyn betrat, klingelte sein Mobiltelefon.

„Hey“, sagte er lächelnd, nachdem er den Anruf von der Frau angenommen hatte, mit der er sich seit einigen Monaten traf. Er freute sich auf sie, denn in ihrer Gegenwart kam er immer auf andere Gedanken.

„Ähm“, sagte Sinai Killington. „Wir müssen reden.“

Augenblicklich erstarb Carters Lächeln. „Was ist denn?“, fragte er.

„Bist du schon zu Hause?“, erkundigte sich Sinai, ohne auf seine Frage einzugehen.

„Bin gleich da“, erwiderte er, drehte den Schlüssel herum und stieß die Tür auf. „Du kommst heute Abend doch, oder?“

Er hörte, wie sie sich räusperte. „Ja, ich bin in etwa zwanzig Minuten da.“

„Okay“, entgegnete Carter. „Ist alles in Ordnung?“, wollte er schließlich wissen, nachdem sie beide geschwiegen hatten.

„Wir reden, wenn ich da bin.“

„Okay“, wiederholte er. „Dann bis gleich.“

Sinai beendete das Telefonat, ohne sich zu verabschieden. Verwundert sah Carter auf das Display und fragte sich, was geschehen sein mochte.

In der Küche hängte er die Schlüssel ans Brett und stand einen Moment lang bewegungslos da, bevor er sich über den verspannten Nacken strich. Obwohl er regelmäßig trainierte, war das kein Muskelkater aus dem Fitnessstudio, sondern das Ergebnis einer langen und anstrengenden Arbeitswoche. Inständig hoffte er, dass Sinai nicht über irgendein Problem mit ihm sprechen wollte.

Sinais Gesellschaft war immer sehr entspannend. Sie wollte die kommenden beiden Nächte bei ihm schlafen, um dann gemeinsam mit ihm auf die Fidschi-Inseln zu fliegen. Sie waren nicht verlobt oder in sonst einer Weise aneinander gebunden, aber sie fühlten sich in der Gegenwart des anderen sehr wohl. Inzwischen war Carter sogar beinahe bereit, ihre Beziehung auf das nächste Level zu heben. Sinai war intelligent, schön, ehrgeizig und fantastisch im Bett. Sie nahm das Leben mit Humor und war für jeden Spaß zu haben.

Die meisten seiner Freunde waren inzwischen verheiratet, auch seine Brüder waren alle in festen Händen. Selbst Evan war es gelungen, sich eine wunderschöne Frau zu angeln. Sie erwarteten ihr erstes Kind.

Er sah sich um. Sein Haus wäre zwar bestens für eine Familie geeignet, aber Carter wollte seine Kinder auf Long Island großziehen, dort, wo er selbst seine Kindheit verbracht hatte. Schon immer hatte er sich ein großes Haus voller Wärme und Leben vorgestellt – auch wenn er im Augenblick nicht bereit dazu war. Noch nicht jedenfalls.

Obendrein hatte er bislang die Richtige einfach nicht getroffen. Natürlich hatte er einige Freundinnen gehabt, eine schöner als die andere, doch er wollte mehr als Schönheit. Für Sinai sprach auch eine ganze Menge, aber … Wonach suchte er eigentlich? Carter wusste es nicht. Phoenix hatte er damals gehen lassen. Sehnte er sich letztlich nach einer anderen Version von ihr? Er schüttelte den Kopf, als könnte er auf diese Weise den Gedanken loswerden. Diese Chance war ein für alle Mal vertan.

Die Türklingel ertönte und unterbrach Carters Überlegungen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er es seit seiner Ankunft nicht weiter als bis in die Küche geschafft hatte. Während er zur Tür ging, um Sinai zu öffnen, dachte er daran, wie viel er noch packen musste.

„Hey“, sagte er und beugte sich vor, um ihre Lippen zu küssen, auf denen pinkfarbener Gloss schimmerte.

„Hey“, antwortete sie kurz, erwiderte aber den Kuss nicht, wie sie es sonst tat.

Er ging zur Seite, damit sie eintreten konnte, und betrachtete bewundernd ihr hübsches Gesicht und die sinnlichen Kurven. Jetzt erst fiel ihm auf, dass sie keinen Koffer bei sich trug.

„Soll ich dein Gepäck aus dem Auto holen?“, bot er an.

Sinai blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Ich komme nicht mit, Carter.“

„Was? Warum?“, fragte Carter fassungslos.

„Carter …“ Sinai stemmte die Hände in die Hüften und suchte offenbar nach den richtigen Worten. „Es ist an der Zeit, dass wir getrennte Wege gehen.“

„Was hat das zu bedeuten?“, wollte Carter wissen, nachdem er die Tür geschlossen hatte.

„Ich weiß, dass du in der letzten Zeit ziemlich beschäftigt gewesen bist, aber das hättest selbst du kommen sehen können“, erwiderte sie leise lachend und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.

Carter erwiderte den Kuss, dann trat er einen Schritt zurück und sah nachdenklich in ihre braunen Augen. „Ich verstehe nicht.“

„Wir sind seit ein paar Monaten zusammen und haben noch keine Fortschritte als Paar gemacht. Ich komme mir wie eine Freundin mit gewissen Vorzügen vor, und es sieht nicht danach aus, dass du daran etwas ändern möchtest. Das ist mir neulich Abend schmerzhaft bewusst geworden.“

„Neulich Abend?“, fragte er verwirrt.

„Ja, als wir beim Dinner waren“, erklärte sie und sah ihn prüfend an. „Du erinnerst dich noch nicht einmal daran“, meinte sie schließlich kopfschüttelnd.

Angestrengt versuchte sich Carter darauf zu besinnen, wovon sie sprach.

„Bei Tisch hat meine Freundin gefragt, was wir als Nächstes vorhätten. Und du hast gesagt: ‚Wir haben einfach nur Spaß.‘ Es sind jetzt beinahe sechs Monate, Carter“, sagte Sinai und ließ die Hände sinken. „Ich möchte mehr als nur ein bisschen Spaß. Ja, du hast mich eingeladen, mit dir auf die Fidschi-Inseln zu fliegen, aber bisher kenne ich noch niemanden von deiner Familie. Es fühlt sich komisch an, wenn ich sie zum ersten Mal auf der Hochzeit deines Cousins treffe, und ich weiß, dass du keine feste Beziehung willst. So möchte ich keinen Urlaub auf den Fidschis machen.“

Carter öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch bevor er das tun konnte, lächelte Sinai und hielt eine Hand hoch.

„Bitte, lass mich noch zu Ende sprechen“, bat sie. „Das ist nicht leicht für mich.“ Sie machte eine kurze Pause. „Jedes Mal, wenn ich mit dir über unsere Zukunft reden möchte, weichst du aus. Das habe ich eine ganze Zeit einfach ignoriert, aber mir ist klar geworden, dass du so, wie es ist, zufrieden bist und nicht mehr willst. Und das ist in Ordnung für dich.“ Sie stockte. „Aber für mich ist es das nicht, Carter. Ich verdiene mehr.“

Carter öffnete den Mund, um etwas darauf erwidern, doch ihm fiel nichts ein.

„Es ist okay, Carter, wirklich.“

Sie hatte natürlich recht. Die ganze Zeit war sie eine Freundin mit besonderen Vorzügen gewesen. Er mochte sie gern, konnte sich aber nicht vorstellen, dauerhaft mit ihr zusammen zu sein. Die Einladung auf die Fidschis hatte nichts damit zu gehabt, ihre Beziehung zu vertiefen. Er hatte einfach nur Spaß mit ihr haben wollen.

„Ich bin dir nicht böse, Carter. Ich bin ein großes Mädchen. Bis zum Schluss habe ich gehofft, dass sich noch etwas ändern würde, aber jetzt muss ich dafür sorgen, dass ich glücklich bin.“

„Es tut mir wirklich leid“, gestand Carter.

„Mir auch. Es wäre bestimmt sehr schön gewesen.“ Sinai berührte sein Gesicht. „Aber ich hoffe, du verstehst mich.“

„Dann ist das jetzt ein Abschied?“, fragte er beklommen und versuchte immer noch zu verstehen, was gerade geschah.

„Ja“, erwiderte Sinai, nahm seine Hand und küsste sie sanft, bevor sie seufzend die Augen schloss. „Das ist ein Abschied.“ Als sie lächelnd die Augen öffnete, rann eine Träne über ihre Wange.

Behutsam strich Carter sie mit dem Daumen fort. „Du verdienst nur das Beste“, sagte er schließlich.

„Danke, da stimme ich dir zu“, erwiderte sie leise lachend. „Du bist ein guter Kerl, Carter, und vielleicht kannst du eines Tages an die Liebe glauben.“

Bewegungslos verharrte er und sah zu, wie sie ging. Sinais Worte hallten in ihm nach. Vielleicht kannst du eines Tages an die Liebe glauben. Sie war die dritte Frau in einem Jahr, die ihm auf den Kopf zugesagt hatte, dass er nicht von der Macht der Liebe überzeugt war. Um ehrlich zu sein, interessierte er sich auch weit mehr für seine Karriere. Die kam immer zuerst. Er sah sich in seinem geschmackvoll eingerichteten Haus um. Plötzlich kam es ihm sehr leer vor, und er versuchte, das Gefühl der Kälte abzuschütteln, das ihn ergriff.

Es gab noch eine Menge zu tun. Er musste packen und noch geschäftliche Entscheidungen treffen. Die Arbeit forderte ihn, da musste eine Beziehung einfach warten.

3. KAPITEL

Mit Ausnahme von Ethan und Zoe Blackwell reiste die gesamte Hochzeitsgesellschaft gemeinsam. Zoe erwartete ein Baby und fühlte sich nicht wohl, sodass sie vor dem Flug noch einen Termin bei ihrem Arzt wahrnehmen und später nachkommen wollte.

Als besonderes Geschenk hatten Savannah und Jason ihre Gäste eingeladen, einige Tage früher anzureisen, um bis zur Hochzeit eine entspannte und fröhliche Zeit zu verleben. Auf diese Weise drückten sie ihre Wertschätzung dafür aus, dass ihre Gäste für die Hochzeitsfeier, die das Paar nur mit einigen Monaten Vorlauf angekündigt hatte, um den halben Globus flogen.

Phoenix schlenderte durch die Lobby des Hotels zum Garten, von dem aus man die luxuriösen Bungalows sehen konnte, die über dem Wasser errichtet waren. Die Außenanlagen waren farbenprächtig gestaltet, und üppige tropische Pflanzen säumten die Gehwege. Die Farben waren in Wirklichkeit noch intensiver, als die Fotos auf der Website des Luxus-Resorts hatten erwarten lassen.

Von New York aus flog man mehr als fünfzehn Stunden auf die Fidschis, und dann noch einmal mit einem privaten Wasserflugzeug fünfundvierzig Minuten bis zu dem Eiland, auf dem sie die nächsten zehn Tage verbrachten. Da Phoenix am Vorabend Savannah noch bei den Vorbereitungen geholfen hatte, war sie kaum zum Schlafen gekommen. Zu ihrer großen Erleichterung war der Schleier ihrer Schwester noch rechtzeitig eingetroffen. In ihrer eigenen Wohnung hatte Phoenix ihre Sachen mehrfach gepackt und umgepackt, um sich zu vergewissern, dass sie nichts vergessen hatte. Obwohl sie wahnsinnig erschöpft war, hatte sie während des Flugs kaum ein Auge zugemacht. Möglicherweise hielt die Aufregung sie davon ab.

In ihrem luxuriösen Bungalow ließ Phoenix sich seufzend auf das herrlich bequeme Bett fallen. Sie musste unbedingt ein bisschen schlafen, wenn sie die Willkommensparty heute Abend überstehen wollte. Sie freute sich sehr auf die Ferien und die Feier, allerdings war ihr nicht wohl bei dem Gedanken daran, dass auch ihr Ex-Verlobter Carter da sein würde. Obwohl sie längst über ihn hinweg war, kam es ihr komisch vor, die nächsten Tage auf relativ engem Raum mit ihm zu verbringen. Am Flughafen hatte sie sich ein halbherziges Lächeln und ein Hallo abgerungen. Mehr hatten sie nicht miteinander gesprochen. Seit ihrer Kindheit wohnten ihre Familien in derselben Nachbarschaft und verkehrten in denselben Kreisen, doch seit ihrer Trennung waren sich Phoenix und Carter erfolgreich aus dem Weg gegangen.

Phoenix fühlte sich, als würde sie auf ihrem komfortablen Doppelbett in eine Wattewolke sinken. Ein Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass bis zur Party noch einige Stunden Zeit waren. Sie drehte sich auf den Rücken, und während sie den Deckenventilator betrachtete, dessen Rotoren die Form von Palmblättern hatten, spürte sie, wie ihre Augenlider schwer wurden. Während sie sich noch vorstellte, was für eine schöne Zeit vor ihr lag, schlief sie endlich ein.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie hochschrecken, und es dauerte einen Moment, bis sie merkte, dass sie geschlafen hatte. Sie streckte sich und sprang aus dem Bett. „Ich bin gleich da!“, brummte sie gähnend. Savannah rief ihren Namen.

„Mist“, murmelte Phoenix, als sie die Tür öffnete. Einige Momente später ging sie mit ihrer Schwester durch den geräumigen Bungalow auf den Balkon. „Was stimmt denn nicht?“

„Du hast so fest geschlafen, dass ich laut klopfen musste“, erklärte Savannah. „Wir haben ein Problem.“

„Was ist passiert?“, fragte Phoenix plötzlich hellwach. Sie würde alles tun, um ihre jüngere Schwester zu beschützen.

„Es ist vielleicht besser, wenn wir uns setzen und ich dir alles in Ruhe erzähle.“

„Okay“, sagte Phoenix und sah ihre Schwester misstrauisch an. „Jetzt machst du mich nervös.“

Als sie sich gesetzt hatten, schloss Savannah für einen Moment die Augen und genoss den Sonnenschein und die sanfte Meeresbrise. Schließlich atmete sie tief aus. „Also, es sieht ganz danach aus, als würden Ethan und Zoe es nicht schaffen.“

„Oh, nein! Geht es Zoe gut?“

„Der Arzt hat sie ins Krankenhaus geschickt, damit sie ein paar Tage unter Beobachtung bleibt. Und wenn sie dann nach Hause kommt, hat er ihr strikte Bettruhe verordnet.“

„Oh!“, rief Phoenix mitfühlend. „Das arme Ding. Ich hoffe, es geht ihr bald wieder gut. Sie schien sich so auf das Baby zu freuen, als ich auf der Verlobungsfeier mit ihr geplaudert habe.“

„Ja, Ethan sagt, dass sie große Angst hat, aber er weicht nicht von ihrer Seite. Seine Mom bleibt auch in New York. Das heißt, sein Dad kommt allein.“

„Oje, das ist wirklich schade. Wie hat es Jax aufgenommen?“

„Ganz gut. Natürlich findet er es blöd, dass Ethan und Zoe nicht dabei sind, aber er wünscht sich, dass es ihr und dem Baby gut geht. Es wäre schrecklich, wenn sie das Kind verlieren würde.“

„Natürlich. Wie geht es dir dabei?“, fragte Phoenix ihre Schwester.

„Es geht. Ich hoffe, dass beide okay sind. Ich versuche Zoe morgen anzurufen.“

Ein paar Augenblicke lang schwiegen sie.

Autor

Nicki Night
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