Nur Nanny - oder neue Liebe?

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Ich möchte, dass wir eine Lebensgemeinschaft werden!" Bei Logan McKendricks Worten wird Meg nervös. Ans Heiraten hat sie bestimmt nicht gedacht, als sie sich als Nanny für Logans süße kleine Tochter Tia beworben hat. Auch wenn der Singledad wirklich unwiderstehlich gut aussieht. Allerdings stellt Logan sofort klar, dass er nicht meint, was Sara denkt. Sie soll bloß bei ihm wohnen! Doch trotzdem wächst mit jedem Tag die Anziehung zwischen ihnen und lässt Schmetterlinge in Saras Bauch tanzen. Wie soll sie sich da noch auf ihre Aufgabe konzentrieren - und nicht nur auf Logan?


  • Erscheinungstag 25.04.2016
  • Bandnummer 13
  • ISBN / Artikelnummer 9783733774066
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die Sonnenstrahlen tanzten auf der Windschutzscheibe, als Meg Perry den Wagen in die Einfahrt lenkte. Es war ein schöner, ruhiger Sonntagnachmittag im Juni, und die ganze Welt schien innezuhalten, die Sorgen hinter sich zu lassen und die warme Sonne zu genießen.

Aber Meg war alles andere als entspannt. Je näher sie dem Haus der McKendricks kam, desto nervöser wurde sie. Als sie den Motor abstellte, flatterten wilde Schmetterlinge in ihrem Bauch.

Sie atmete tief durch und warf einen Blick in den Rückspiegel. Ihr langes mahagonifarbenes Haar hatte sie zu einer strengen Hochsteckfrisur zusammengefasst. Sie hatte nur einen Hauch Rouge auf ihre helle, ebenmäßige Haut aufgetragen, und ihre strahlend grünen Augen hatte sie lediglich mit etwas Wimperntusche betont. Für die Lippen hatte sie ein leichtes Gloss genommen.

Zufrieden lehnte sie sich zurück. Ihre Aufmachung war weder übertrieben modisch noch zu elegant – sie wirkte gepflegt und adrett. Und diesen Eindruck wollte sie auch vermitteln. Doch es änderte nichts an den Schmetterlingen.

Sie horchte in sich hinein und versuchte, ihre Stimmung zu analysieren. Eigentlich hatte sie keinen Grund, nervös zu sein. Es war schließlich nicht so, als würde sie die McKendricks nicht kennen. In einer kleinen Stadt wie Northbridge im Herzen Montanas kannte man jeden – wenigstens flüchtig.

Meg war in Northbridge aufgewachsen und konnte die einzelnen Familien zumindest dem Namen nach zuordnen, auch wenn sie sie nicht persönlich kannte. Obwohl sie die Stadt bereits vor zehn Jahren verlassen hatte, um auf ein College in Denver zu gehen, hatte sich sofort ein Gefühl von Zuhause eingestellt, als sie zurückgekehrt war.

Daran lag es also nicht.

Das Vorstellungsgespräch selbst konnte ebenso wenig der Grund für Megs innere Anspannung sein. Schließlich war bereits alles geklärt. Am Telefon hatte sie mit Logans Schwester Hadley besprochen, dass sie die neue Nanny für Logans dreijährige Tochter Tia werden sollte.

Hadley war sehr beeindruckt von Megs Referenzen, die weit über die bloße Eignung einer Nanny hinausgingen. Meg hatte einen Doktortitel in Kinderpsychologie und nahm sich gerade ein Jahr Auszeit von ihrer Arbeit im Kinderkrankenhaus in Denver. Nach vier Jahren anstrengender Tätigkeit im Krankenhaus hatte sie einiges erlebt. Der Job als Nanny wirkte dagegen wie ein Kinderspiel.

Aber mit sachlichen Argumenten kam sie hier nicht weiter. Insgeheim wusste sie genau, wo sie ansetzen musste, wenn sie ihre Nervosität ergründen wollte: bei dem Vorfall. So hatten es jedenfalls ihre Kollegen genannt. Seitdem konnte man sie leicht aus der Ruhe bringen. Und genau deshalb war sie jetzt hier.

Meg stieg aus dem Wagen und strich sich die helle Leinenhose glatt. Dann prüfte sie ein letztes Mal den Sitz ihrer kurzärmeligen Bluse und ging auf das zweistöckige Wohnhaus zu. Das schöne, alte Farmhaus glänzte mit einem frischen Anstrich aus weißer und gelber Farbe und wirkte freundlich und einladend. Meg erinnerte sich daran, dass es früher die Farm der Ludwigs gewesen war.

Während sie die Stufen zur Veranda hinaufstieg, konnte sie erkennen, dass die Haustür hinter dem Fliegengitter offen stand. Sie drückte auf den Klingelknopf.

Kein Laut war zu hören.

Auch beim nächsten Versuch blieb die Klingel stumm.

Meg war fünf Minuten zu früh, dennoch musste ja jemand im Haus sein. Schließlich versuchte sie es ein drittes Mal.

„Die ist ’putt.“ Eine leise, schüchterne Stimme kam aus dem Flur. Kurz darauf erschienen zwei Welpen hinter dem Fliegengitter.

Meg blickte nach unten. Ein kleines Mädchen folgte den Hündchen und musterte Meg argwöhnisch mit großen braunen Augen. Auf der Stirn trug sie eine Art Taucherbrille, auf die ein Spiderman-Logo gedruckt war. Das Mädchen blieb scheu hinter der Haustür stehen.

„Hallo“, sagte Meg freundlich. „Ich heiße Meg. Und ich wette, du bist Tia.“

Ihr Schützling für die kommenden Wochen.

Das Mädchen nickte stumm. Die kurzen blonden Locken wippten dabei fröhlich um ihr Gesicht.

„Willst du schwimmen gehen?“ Meg deutete auf die Brille. Vielleicht hatten die McKendricks einen Pool hinter der alten Farm errichten lassen.

Aber Tia schüttelte bloß den Kopf und blieb im Schutz der Tür, sodass man sie kaum sehen konnte.

Die Welpen tollten ausgelassen im Flur herum. Meg ließ sich auf der Schwelle nieder und konzentrierte sich auf die Tiere. Wenn sie das Vertrauen des Mädchens gewinnen wollte, durfte sie es jetzt nicht bedrängen. Obwohl Dreijährige Fremden gegenüber schüchtern waren, hatten sie gern die ungeteilte Aufmerksamkeit der Erwachsenen – und wollten meistens im Mittelpunkt stehen.

„Hallo, ihr Hübschen, kommt doch mal hier rüber.“

Mit wedelndem Schwanz kam das erste Hündchen an die Fliegengittertür, das zweite folgte neugierig.

„Na, ihr seid aber lieb“, lobte Meg. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Tia aus ihrer Deckung hinter der Tür hervorkam. Ihr Plan ging also auf.

Tia kam einen Schritt näher. Sie hatte rosige Wangen und dichte, dunkle Wimpern. Passend zu der Schwimmbrille trug sie ein rot-blaues Spiderman-Kostüm.

„Das sind meine Hunde.“ Sie kam noch näher. „Sie heißen Max und Harry“, sagte sie stolz und reckte das Kinn.

„Hi, Max. Hi, Harry.“ Meg richtete sich auf. „Und du bist heute Spiderman.“

„Nein, Spidergirl“, berichtigte Tia und drehte sich einmal im Kreis, damit Meg ihr Kostüm bewundern konnte.

Meg nickte. „Aber sicher, wie konnte ich das bloß übersehen! Sag mal, Spidergirl, wo sind denn dein Dad und deine Tante Hadley? Könntest du sie für mich holen?“

In diesem Moment rief jemand im Haus: „Tia! Wo steckst du denn, Süße?“

Eine Sekunde später erschien eine Frau am anderen Ende des Flures. Sie hatte die Küchentür geöffnet und stand nun im Gegenlicht, das durch die Fenster hinter ihrem Rücken ins Haus fiel. „Oh! Wir haben gar nicht gehört, dass jemand gekommen ist“, sagte sie und ging rasch durch den Flur. „Bist du das, Meg?“

„Ja, ich bin’s.“ Meg musterte die Frau beim Näherkommen, doch selbst, als sie direkt vor ihr stand, hätte sie Hadley nicht wiedererkannt.

Meg war ein paar Jahre jünger als Hadley und ihr Bruder Logan, sodass sie damals in der Schule so gut wie nichts mit ihnen zu tun gehabt hatte. Mit einem Altersunterschied von vier und sechs Jahren hatten die drei auf der Highschool praktisch Welten getrennt. Auch Logans jüngere Halbgeschwister hatte Meg kaum gekannt.

Nach der Highschool hatten alle drei Northbridge hinter sich gelassen. Somit hatten sie sich über zehn Jahre lang nicht mehr gesehen – und waren im Grunde Fremde füreinander.

Jetzt, mit neunundzwanzig Jahren, spielte es für Meg keine Rolle mehr, dass die beiden älter waren. Die Highschoolzeit lag schließlich schon lange zurück.

„Und du bist Hadley?“ Das vage Bild, das Meg von Logans Schwester aus der Vergangenheit noch vor Augen gehabt hatte, entsprach überhaupt nicht dem, was sie jetzt sah: Hadley war groß, schlank und anmutig. Und sie schien Megs Blick zu bemerken. Sie lachte. „Ja, ich bin’s. Ich weiß, ich habe mich verändert. Ich bin buchstäblich nur noch die halbe Hadley.“

„Du siehst umwerfend aus“, staunte Meg.

Hadley schob die Welpen sanft beiseite, öffnete die Fliegengittertür schüttelte Megs Hand.

Tia beobachtete die beiden Frauen neugierig.

„Tut mir leid, ich hätte dich warnen sollen. Die Klingel ist kaputt. Wir haben es einfach noch nicht geschafft, eine neue einzubauen.“ Dann wandte sich Hadley an ihre Nichte. „Tia, dein Daddy ist hinten im Hof. Kannst du ihn bitte holen und ihm sagen, dass Meg da ist?“

„Ich bin Spidergirl“, beharrte Tia.

„Alles klar, Spidergirl, flieg los und hol deinen Dad.“

Das kleine Mädchen zog gewissenhaft die Brille über ihre Augen, als wollte sie gleich zum Flug abheben. Dann duckte sie sich und rannte los.

Doch sie kam nicht weit. Am Ende des Flures erschien plötzlich ein Mann in der geöffneten Küchentür. Um Haaresbreite wäre Tia mit dem Kopf voran gegen seine Beine gerannt, doch der Mann fing den Schwung ab und hob sie sanft hoch. Im Gegenlicht erkannte Meg zunächst nichts außer seiner großen, sportlichen Gestalt.

„Hi!“, rief er und kam auf sie auf zu.

Das war also Logan.

Meg konnte sich nicht daran erinnern, ihm jemals begegnet zu sein. Selbst wenn er sich nicht so offensichtlich verändert hatte wie seine Schwester, hatte er damals mit Sicherheit noch nicht so umwerfend ausgesehen.

Er musste annähernd einen Meter neunzig groß sein. Mit den breiten Schultern und dem schlanken, muskulösen Körper wirkte er wie ein Model. Sein Haar glänzte in einem dunklen Walnussbraun und war fast ein bisschen zu lang, was ihm ein verwegenes Aussehen verlieh.

Sein Gesicht war atemberaubend. Er hatte einen aufregenden Mund, eine gerade Nase und markante Wangenknochen. Doch am auffälligsten waren seine Augen: Sie waren ungewöhnlich hell und so strahlend blau, dass Meg für einen Moment von ihnen gefangen genommen wurde.

Dann wurde ihr bewusst, dass er gerade vorgeschlagen hatte, ins Wohnzimmer zu gehen.

„Schön, dass du da bist, Meg.“ Er ließ Meg auf einem gemütlichen Schaukelstuhl Platz nehmen, während er und Hadley es sich gegenüber auf der Couch gemütlich machten.

Tia folgte ihnen, kroch auf seinen Schoß und kuschelte sich an sein gelbes Polo-Shirt.

„Ja, ich freue mich auch.“

Logan musterte sie eindringlich. Seine Augen wirkten durch ihre helle Farbe beinahe durchlässig. Unter seinem klaren, durchdringenden Blick fühlte Meg sich seltsam entblößt. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch begannen wieder zu tanzen.

„Ich erinnere mich an deinen Bruder Jared“, sagte er schließlich. „Er war ein Jahr älter als ich.“

„Und ich bin genauso alt wie dein Bruder Noah“, warf Hadley ein.

„Aber davon abgesehen“, fuhr Logan fort, „kann ich mich nur schwer erinnern. Ich weiß noch, dass du und deine Schwester rotes Haar hattet.“

„Das stimmt.“ Meg nickte. „Kate und ich sind die jüngsten unter uns vier Geschwistern. Aber mach dir keine Gedanken, ehrlich gesagt kann ich mich ebenso wenig an euch beide erinnern.“

„Dann machen wir also einen Neuanfang“, schlug Logan vor.

„Hört sich gut an.“ Meg lächelte. Das war demnach geklärt.

„Nach allem, was Hadley mir über dich erzählt hat, dürfte dieser Job ein Kinderspiel für dich sein.“ Logan sah Meg aufmerksam an. „Du hast sogar einen Doktortitel in Kinderpsychologie.“

„Ja, das stimmt.“ Meg konnte ihm die Verwunderung ansehen. Warum wollte sie wohl Nanny werden – als einfaches Kindermädchen arbeiten, und obendrein in einer Kleinstadt wie Northbridge, wenn sie im Grunde hoffnungslos überqualifiziert war?

Meg versuchte, so ehrlich wie möglich zu antworten und gleichzeitig weitere Fragen abzuwiegeln. „Ich brauche lediglich mal eine Pause vom Krankenhaus, um ein bisschen Zeit zu Hause zu verbringen.“

Es klappte. Logan bohrte nicht weiter nach. Stattdessen sagte er: „Hadley hat deine Referenzen überprüft, und da gab es nichts als Lob und Begeisterung. Von meiner Seite aus gibt es also überhaupt kein Problem – ich gebe Tia vertrauensvoll in deine Hände. Vielleicht sollte ich dir vorher aber noch ein bisschen über den Job erzählen, damit du weißt, was da genau auf dich zukommt.“

„Ja, gern“, stimmte Meg zu. Sie sah ihn an. Wenn es doch nicht so schwierig gewesen wäre, sich auf seine Worte zu konzentrieren! Immerhin war sie schon öfter in Situationen geraten, in denen sie mit Eltern verhandeln musste. Und dabei war sie weitaus weniger nervös gewesen.

Allerdings waren die meisten Väter auch weitaus weniger attraktiv. Logan McKendrick hatte sich jedenfalls vom unauffälligen Jungen zu einem wahren Adonis gemausert.

Hör auf damit! ermahnte sie sich. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Tia. Das kleine Mädchen kletterte von Logans Schoß, ging zu ihren Welpen und neckte sie, indem es ihnen immer wieder ein Spielzeug aus Gummi vor die Nasen hielt.

„Wir haben dieses Haus gekauft, weil wir mehr Platz brauchten“, erklärte Logan nun. „Das Grundstück ist sehr groß, und hinter dem Haus befindet sich noch eine Scheune. So haben wir ausreichend Wohnraum, eine Werkstatt und einen Ausstellungsraum in Einem. Auf diese Weise können wir alles verbinden – leben, arbeiten und die Möbel anschließend verkaufen. Und ich will, dass wir hier alle in entspannter Atmosphäre wohnen. Kein Stress.“

Meg wusste bereits, dass Logan mit seinem Partner Chase Mackey ein großes Unternehmen aufbaute. Mackey und McKendrick Furniture Design stand für hochwertige Möbel, die von den beiden persönlich entworfen und produziert wurden. Wenn Meg sich richtig erinnerte, stammte Chase ebenfalls aus Northbridge.

„Natürlich geht es in erster Linie um Tias Sicherheit“, sagte Logan. „Wir benutzen eine Menge Werkzeuge und Maschinen, die für sie gefährlich sein könnten. Also müsstest du immer darauf achten, in ihrer Nähe zu bleiben.“

„Natürlich“, stimmte Meg zu.

„Ich erwarte nicht, dass du unser Hausmädchen bist. Du brauchst dir also keine Gedanken um den Haushalt zu machen. Allerdings ist da eine Sache, die du für mich erledigen könntest: Ich wäre dir dankbar, wenn du Tia helfen würdest, ihr Zimmer einzurichten und in Ordnung zu halten. Viele ihrer Sachen stecken noch immer in Umzugskartons.“

„Und ich brauche Grilla!“, rief Tia dazwischen. Offensichtlich hatte sie sehr genau zugehört, während sie mit den Welpen spielte.

„Grilla ist ihr Plüsch-Gorilla“, erklärte Logan. „Er muss noch irgendwo in diesem Durcheinander stecken.“

Meg lächelte. „Ich liebe es, Dinge zu ordnen. Ich würde gern Tias Zimmer aufräumen. Und vielleicht finden wir Grilla dann gemeinsam.“

Logan wirkte erleichtert. „Das wäre fantastisch. Ich möchte, dass wir eine Art Lebensgemeinschaft werden.“

Bei diesem Wort schrillten in Megs Kopf Alarmglocken. „Lebensgemeinschaft?“, wiederholte sie zögernd.

Worauf wollte er hinaus? Sie kannte ihn schließlich überhaupt nicht. Dachte er etwa, das sollte eine Art Vollzeit-Dienstleistung werden? Stellte er sich vor, dass Meg tagsüber Nanny spielte und nach Feierabend Geliebte …

„Hadley sagte, ich würde mein eigenes kleines Apartment bekommen“, sagte Meg vorsichtig.

Logans Gesicht verzog sich zu einem frechen Grinsen, was Meg absolut nicht beruhigte. Ganz im Gegenteil. Und Logan schien es fast zu genießen, sie zappeln zu lassen.

Aber Meg musste sich eingestehen, dass ihn sein Gesichtsausdruck fast noch eine Spur attraktiver machte.

„Bist du gerade tatsächlich zusammengezuckt?“, fragte er lachend.

„Logan!“ Hadley sah ihn entsetzt an.

„Na ja, stimmt doch“, meinte Logan mit Blick auf die neue Nanny.

Meg versuchte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. „Was meinst du mit Lebensgemeinschaft?“

„Offensichtlich nicht dasselbe wie du“, sagte er nur.

Sein Tonfall ärgerte Meg. Es klang, als ob sie diejenige war, die bei dem Wort schmutzige Gedanken hatte.

Dann begann er zu erklären und tat so, als ob er niemals etwas anderes im Sinn gehabt hätte. „Ja, ich habe dir ein separates Apartment eingerichtet. Ich bin gerade erst damit fertig geworden, und du wirst die Erste sein, die es bewohnt. Es liegt über der Garage und ist über eine Außentreppe zu erreichen.“

Logan hob die Schultern. „Und mit Lebensgemeinschaft meine ich lediglich, dass das hier kein geregelter Job ist. Du sollst ja nicht nach sechs Uhr abends einfach aus Tias Leben verschwinden, sondern so eine Art Familienmitglied werden.“ Er lächelte breit. „Wie ich vorhin sagte: Ich will, dass wir alle zusammen in entspannter Atmosphäre wohnen. Kein Stress.“

„Hm, solange Lebensgemeinschaft nichts mit wilder Ehe zu tun hat …“, murmelte Meg.

„Keine Sorge, ich verspreche dir nichts Wildes in unserer Lebensgemeinschaft.“

Eine Sekunde lang war Meg fast enttäuscht von seiner Antwort.

Sei nicht albern, rief sie sich zurecht. Trotzdem fühlte sie sich auf eine merkwürdige Weise zurückgewiesen. „Jedenfalls ist eine entspannte Atmosphäre genau das, was ich diesen Sommer brauche“, lenkte sie schließlich ein und wünschte, es würde nicht so steif klingen.

Logans Grinsen wurde noch breiter. Völlig unvermittelt wechselte er das Thema. „Bist du nicht die Enkelin des alten Pastors?“ Es schien, als hätte ihr Verhalten ihn erst darauf gebracht. Und das war gar nicht einmal so abwegig.

„Ja“, gab Meg zu.

Logan nickte langsam. Er machte ein Gesicht, als würde das alles erklären. Als würde ihm jetzt klar, warum sie genauso bieder, überkorrekt und selbstgefällig wie ihr Großvater war.

Aber damit tat er Meg unrecht. Sie war lediglich eine zurückhaltende, schüchterne Frau, die noch immer mit den Auswirkungen einer strengen Erziehung zu kämpfen hatte.

Immerhin ließ Logan das Thema ihrer Herkunft nun fallen. „Ich will einfach, dass sich alle wohlfühlen“, wiederholte er. „Sowohl für Tia als auch für uns soll das eine lockere, zwangslose Atmosphäre sein.“

Dachte er etwa, sie konnte nicht locker sein? Hatte sie einen so steifen, hölzernen Eindruck auf ihn gemacht? Allerdings war ihr das schon öfter passiert. Auch wenn sie dagegen ankämpfte, wirkte sie oft förmlich. Wenn sie nicht wollte, dass er diesen Eindruck beibehielt, musste sie rasch etwas unternehmen.

„Ich will diesen Job ja schließlich auch zum Vergnügen machen. Das ist einer der Gründe, warum ich eine Auszeit vom Krankenhaus brauche. Und es wäre schön, wenn Tia mich als Familienmitglied sieht.“

Sie stockte. „Aber alle Kinder brauchen auch Grenzen. Vorschriften und Regeln, an die sie sich halten können. Regeln sind ja nicht nur zur Strafe da, sondern geben Kindern vor allem Halt – und Sicherheit. Und wenn ich den Job bekomme, würde ich Tia demnach einige Regeln mit auf den Weg geben.“

Und nun hatte sie mit ihrem Vortrag genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte.

Das Lächeln war aus Logans Gesicht gewichen und hatte einem leichten Stirnrunzeln Platz gemacht. „Regeln und Vorschriften?“, wiederholte er skeptisch.

„Natürlich alles im Rahmen“, versicherte Meg schnell. „Nur so etwas wie geregelte Zeiten fürs Zubettgehen und die Mahlzeiten, Zähneputzen, Anziehen. Außerdem könnte sie kleine Aufgaben selbst übernehmen, zum Beispiel ihr Spielzeug aufräumen. Ihre Schuhe wegstellen, solche Dinge.“

Sie holte Luft und fuhr fort: „Aufgaben für ein Kind ihres Alters. Dreijährige testen auch gern ihre Grenzen aus, wollen wissen, womit sie durchkommen können und womit nicht. Solche Machtkämpfe sind normal, sollten aber in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Und wenn es nicht funktioniert, kann man kleine Regeln aufstellen, zum Beispiel, dass sie kein Dessert bekommt, wenn sie nicht folgt.“

„Okay, ich sehe schon, du beherrschst die Materie“, unterbrach Logan.

Klang sie etwa schon wieder zu steif?

Wahrscheinlich. Ein weiteres Manko, das sie ändern musste. Wenn sie nervös wurde, warf sie mit Fachwissen um sich – und klang so, als würde sie aus einem Lehrbuch zitieren.

„Aber natürlich brauchen Dreijährige auch viel Zeit zum Spielen“, lenkte sie ein. „Sie müssen ihre Umgebung erkunden. Ich meine, auf sichere Weise erkunden, unter Aufsicht, und … na ja. Ich will einfach, dass sie eine schöne Zeit mit mir verbringt.“ Meg biss sich auf die Lippen. Wenn das so weiterging, hielt Logan sie für einen betriebsblinden Fachidioten.

Er nickte verhalten. „Wir haben keine glasklaren Regeln, was die Mahlzeiten angeht“, sagte er schließlich. „Ich mache Tia Frühstück, sobald sie aufwacht. Das Mittagessen wirst du wahrscheinlich mit ihr allein zubereiten müssen, weil Hadley und ich arbeiten. Aber es wäre schön, wenn wir alle gemeinsam zu Abend essen. Das ist für gewöhnlich das einzige offizielle Familienevent, bei dem sogar Tia eine Serviette verpasst bekommt.“

Das Grinsen stahl sich wieder in sein Gesicht. „Was hältst du davon? Würdest du dich gern dazugesellen oder nicht?“

„Sehr gern. Ich finde, Familien-Dinner sind sehr viel wichtiger, als die meisten Leute denken. Gemeinsame Rituale stärken …“ Sie unterbrach sich. „Hört sich super an“, schloss sie den Satz.

„Allerdings sollte ich euch warnen.“ Meg hatte das Gefühl, Logan eine Hintertür offen halten zu müssen, falls ihr förmliches Verhalten ihn zu sehr erschreckt hatte. Vielleicht bezweifelte er bereits, dass sie eine geeignete Nanny war.

„Das ist für mich ein vorübergehender Job“, sagte sie deshalb. „Ich bin nur für diesen Sommer freigestellt.“

„Ich weiß, Hadley hat es mir erzählt. Aber das ist kein Problem. Wir sind ja selbst gerade dabei, uns wieder in Northbridge einzuleben. Nicht sehr erfolgreich, um ehrlich zu sein. Wir hatten bisher so viel zu tun, dass wir erst dreimal in der Stadt waren. Aber den Sommer über werde ich mir mal die Kindertagesstätten ansehen und danach entscheiden, wo ich Tia auf lange Sicht unterbringen werde.“

„Richtig, sie muss auch mit anderen Kindern spielen. Es ist wichtig, dass sie Sozialkompetenz entwickelt.“

„Eigentlich dachte ich eher an Spielkameraden als an Sozialkompetenz“, sagte er spitz.

Meg spürte, dass da noch mehr war. Etwas an der Art, wie sie ihr Fachwissen präsentierte, schien Logan entschieden gegen den Strich zu gehen. Dass sie bei ihm einen empfindlichen Nerv getroffen hatte, bewies auch, was er als Nächstes sagte: „Tia soll ganz normal aufwachsen. Sie braucht eine Nanny, keinen Seelenklempner.“

„Ja, natürlich. Ich weiß, dass ich hier nicht als Psychologin angestellt werde. Genau deswegen will ich den Job.“

Logan sah sie durchdringend an. Es war, als könnte er mit seinem glasklaren Blick bis auf den Grund ihrer Seele sehen. „Ich vertraue Hadleys Urteil. Und wenn du den Job noch willst, kriegst du ihn. Denk nur bitte daran, dass das hier keine Anstalt ist. Und kein Klassenzimmer. Es ist einfach … ein Zuhause.“

„Sicher. Deswegen bin ich hier.“

„Schön.“ Ein letztes Mal sah er sie eindringlich an, dann erhob er sich. „Wenn du möchtest, kannst du morgen einziehen.“

Meg stand ebenfalls auf. „Ich kann erst morgen Abend kommen. Meine Schwester Kate wird in einigen Tagen heiraten, und morgen bereiten wir die Brautparty vor. Aber vielleicht kann ich dazukommen, wenn du Tia ins Bett bringst. Ich würde gern lernen, wie euer Gutenacht-Ritual ist.“

„Sicher, mach das. Wir haben tatsächlich ein Gutenacht-Ritual.“ Plötzlich klang Logan so, als sei er bemüht, Meg zu überzeugen, dass in seiner kleinen Familie doch nicht alles so chaotisch war. „Möchtest du noch dein Apartment sehen?“

„Leider muss ich sofort los, Kate wartet bereits auf mich. Ich bin sicher, das Apartment bietet alles, was ich brauche.“ Meg bemühte sich nun ihrerseits, lockerer zu klingen. Denn ganz so gleichgültig, wie sie tat, war es ihr ganz und gar nicht, wie sie die nächsten Monate leben würde.

„Dann mache ich mich jetzt auf den Weg. Oder wolltest du noch etwas mit mir besprechen?“, fragte sie und sah Logan direkt an.

„Nein, alles in Ordnung.“

„Harry hat gepieselt“, meldete sich Tia zu Wort.

Hadley sprang auf. Sie packte den kleinen Welpen am Kragen und trug ihn zur Tür. „Ich kümmere mich darum. Begleitest du Meg nach draußen, Logan?“

Logan führte Meg durch den Flur und hielt ihr die Tür auf.

„Die Welpen waren ein Geschenk zum Einzug“, erklärte er. „Tia gibt ihr Bestes, um sie stubenrein zu machen – noch nicht sehr erfolgreich, wie du siehst.“

Meg lachte und stieg die Verandastufen hinunter. Dann drehte sie sich noch einmal um. „Ich möchte in diesem Sommer wirklich nichts anderes als Tias Nanny sein“, sagte sie entschlossen.

„Das hoffe ich doch“, gab er zurück.

„Dann bis morgen Abend.“

„Wir werden auf dich warten.“

Meg spürte Logans Blick auf ihrem Rücken, als sie zu ihrem Auto ging. Hoffentlich war es nicht derselbe, skeptische Blick, mit dem er sie vorhin angesehen hatte!

Es gab absolut keinen Grund für seine Bedenken. Sie freute sich sehr auf Tia. Es würde schön sein, mal wieder mit einem gesunden, fröhlichen Kind zusammen zu sein.

Meg startete den Wagen. Sie sah in den Rückspiegel. Und plötzlich war es nicht mehr das kleine Mädchen, an das sie dachte. Sondern daran, wie umwerfend Logan in den engen Jeans aussah.

Lieber Himmel!

Solche Gedanken hatten im kommenden Sommer nun wirklich nichts verloren. Sie sollte sich auf ihre Aufgabe konzentrieren und wieder zu sich selbst finden.

Und nicht zu Logan McKendrick.

2. KAPITEL

Den Sonntagnachmittag verbrachte Logan in Megs zukünftigem Apartment, um ihm den letzten Schliff zu verleihen. Während Tia unter Hadleys Aufsicht ihren Mittagsschlaf hielt, ging er durch das großzügige Loft und begutachtete sein Werk.

Die Garage, über der die Wohnung errichtet war, bot ausreichend Platz für drei Wagen und hatte somit einen geräumigen Grundriss. Das Apartment war nicht so groß wie das, was sein Partner Chase drüben über dem Werkraum in der Scheune bewohnen würde, aber man konnte sich hier durchaus wohlfühlen. Zumindest hoffte Logan das.

Außer der Elektrik und dem Wasserleitungssystem hatte er alles selbst gemacht. Es gab eine kleine Küchenecke mit einem eingebauten Tisch, den Logan selbst entworfen hatte. Fast alle Möbel im Loft hatte Logan persönlich angefertigt und kunstvoll verziert.

Die beiden eleganten Sessel stammten aus einer frühen Kollektion, aus einer Zeit, als er und Chase mit Kombinationen aus Eiche und Leder experimentiert hatten. Sie sahen raffiniert und geschmackvoll aus und waren wunderbar bequem. Passend dazu gab es einen niedrigen Couchtisch, über dem an der Wand ein breiter Flachbildfernseher angebracht war.

Auch das einladende Bett hatte Logan gestaltet. Außerdem gab es in dem Apartment ein eigenes kleines Badezimmer und einen begehbaren Kleiderschrank. Der Fußboden war mit Parkett ausgelegt, und in einer Ecke befand sich ein winziger Kamin mit einem wunderschönen Sims.

Zufrieden sah Logan sich um. Hadley hatte sogar hübsche, helle Vorhänge für die Fenster genäht. Es fehlte nichts.

Er stellte sich vor, wie Meg an dem Küchentisch sitzen würde, den er gemacht hatte. Und in seinem Bett schlafen würde …

Die Vorstellung erregte ihn.

Was war nur los mit ihm? Seit gestern ging ihm die neue Nanny nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte sogar von ihr geträumt.

Autor

Victoria Pade
Victoria Pade ist Autorin zahlreicher zeitgenössischer Romane aber auch historische und Krimi-Geschichten entflossen ihrer Feder. Dabei lief ihre Karriere zunächst gar nicht so gut an. Als sie das College verließ und ihre erste Tochter bekam, machte sie auch die ersten schriftstellerischen Gehversuche, doch es sollte sieben Jahre dauern, bis ihr...
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