Only You Band 6

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ZAUBER EINER TROPENNACHT von HEIDI RICE

Noch heute Morgen war Cooper nur ihr Partner bei einem Tauchausflug, nun ist er der beste Liebhaber, den Ella jemals hatte! Doch als sie am nächsten Tag erwacht, ist sie allein. Überstürzt reist sie ab – und erkennt zu spät, dass sie ihr Herz in der Karibik zurückgelassen hat …

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  • Erscheinungstag 23.11.2024
  • Bandnummer 6
  • ISBN / Artikelnummer 9783751529723
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Heidi Rice

1. KAPITEL

Wenn du das nächste Mal einen Urlaub buchst, dann such dir nicht wieder das Pärchenziel Nummer eins aus, du Dummchen.

Ella Radley setzte ihren Rucksack auf und verzog schmerzhaft das Gesicht. Der Sonnenbrand auf ihrem Rücken tat immer noch weh, obwohl sie gestern den ganzen Tag auf ihrem luxuriösen Zimmer im Paradiso Cove Resort verbracht hatte.

Ella seufzte – ein Sonnenbrand dritten Grades an einer Stelle, die man nicht selbst eincremen kann, erinnerte sie auf schmerzhafte Weise an ihren Singlestatus. Nicht, dass eine Erinnerung notwendig gewesen wäre. Genervt betrachtete sie die sechs Paare, die vor ihr standen und wie sie auf einem Anleger im ehemaligen Militärhafen von Bermuda darauf warteten, an Bord eines Ausflugsbootes zu gehen. Sie alle wollten an einer ‚unvergesslichen zweistündigen Schnorcheltour‘ teilnehmen, wie es auf der Webseite der Tauchschule hieß. Dummerweise hatte sie die Tour direkt nach ihrer Ankunft vor einer Woche gebucht, bevor sie von allen möglichen verheirateten Männern und pickligen Jungen angemacht worden war, sich diesen üblen Sonnenbrand geholt und jegliche Lust daran verloren hatte, irgendetwas zu erleben.

Dieses Paradies mitsamt all seinem Zauber konnte ihr gestohlen bleiben. Viel lieber hätte sie jetzt in der Küche ihres kleinen Cafés im Norden Londons, dem Touch of Frosting, Cupcakes dekoriert. Dabei hätte sie ihrer Geschäftspartnerin und besten Freundin Ruby davon erzählt, was für ein Albtraum diese vermeintliche Traumreise war. Aber nein, sie stand für eine Schnorcheltour an, auf der sie wahrscheinlich vor Seekrankheit umkommen würde.

Jetzt sei nicht so negativ.

Ella ließ den Blick über das Hafenbecken schweifen und versuchte, zumindest ein bisschen von ihrem üblichen Optimismus aufzubringen. Die Segelyachten und Motorboote, die im glitzernden, leuchtend blauen Wasser tanzten, wirkten winzig neben dem riesigen Kreuzfahrtschiff, das auf der anderen Seite des Hafens festgemacht hatte. Ella dachte an den beinahe rosafarbenen palmengesäumten Sandstrand, an dem sie auf dem Weg hierher vorbeigekommen waren. Er hatte so romantisch und makellos ausgesehen wie in einem Reiseprospekt.

Ihr blieb nur noch ein Tag, um die atemberaubende Schönheit dieses Inselparadieses zu genießen. Vielleicht war es nicht die schlaueste Idee ihres Lebens gewesen, diese Reise zu buchen, aber sie hatte etwas Ablenkung gebraucht. Und es war sicher besser, an dieser Schnorcheltour teilzunehmen, als im Hotelzimmer zu sitzen und sich Sorgen zu machen. Oder, schlimmer noch, den ganzen Tag amerikanische Soaps zu gucken.

Als ein hochgewachsener Mann den Steg betrat, bewegten sich die Wartenden vorwärts. Er trug abgeschnittene Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Logo der Tauchschule, der Schirm einer Kapitänsmütze schützte sein Gesicht vor der Sonne. Ella kniff die Augen zusammen, um weniger vom glitzernden Wasser geblendet zu werden. Der silberhaarige Kapitän Sonny Mangold, dessen wettergegerbtes Gesicht ihr von der Webseite der Tauchschule entgegengelächelt hatte, war für einen Mann von fast sechzig Jahren verblüffend gut in Form war, fand sie. Allerdings konnte sie sein graues Haar unter der Kappe aus der Entfernung nicht sehen.

Käpt’n Sonny begrüßte die Paare nacheinander an Bord. Ella hörte nicht, was er sagte, aber seine Stimme mit dem schroffen amerikanischen Akzent ließ ihr einen wohligen Schauer über den Rücken laufen.

Nachdem er dem sehr verliebt wirkenden Paar vor ihr an Bord geholfen hatte, trat Ella vor. Der Kapitän hatte erstaunlich breite Schultern und sehr muskulöse Beine. Er hielt den Kopf gesenkt und machte ein Häkchen auf der Liste in seiner Hand. Verwirrt betrachtete Ella die dunkelblonden Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen, und das kantige, stoppeliges Kinn. Und dann hob er den Kopf.

Oh Gott, sieht der gut aus. Und er ist kaum älter als dreißig.

„Sie sind aber nicht Käpt’n Sonny“, platzte sie heraus. Offenbar war ihre Libido aus dem Dornröschenschlaf erwacht und hatte ihre übliche Schüchternheit zum Teufel gejagt.

„Kapitän Cooper Delaney, zu Ihren Diensten“, begrüßte er sie. Seine grünen Augen funkelten belustigt. Dann senkte er seinen Blick wieder auf die Liste. „Und Sie müssen Miss Radley sein.“ Er sprach ihren Namen langsam und genüsslich aus, und sie hatte das Gefühl, der Bikini, den sie unter ihrem Kleid trug, würde plötzlich zu knapp. Der Kapitän streckte ihr eine große, sonnengebräunte Hand entgegen. „Willkommen an Bord der Jezebel, Miss Radley. Sie sind allein unterwegs?“

„Ja.“ Sie hüstelte und spürte, wie sie errötete. Hoffentlich sah er das nicht. „Ist das in Ordnung?“, fragte sie und merkte, dass es klang, als würde sie ihn um Erlaubnis bitten.

„Sicher.“ Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das schon fast unverschämt war.

Was Ella vermuten ließ, dass er wusste, wie sehr er ihr gefiel. Diese Erkenntnis wiederum ließ ihre Wangen noch heftiger glühen.

„Solange Sie nichts dagegen einzuwenden haben, dass ich dann Ihr Schnorchelpartner sein werde.“ Er nahm ihre Hand, um ihr an Bord zu helfen. „Wir lassen unsere Gäste aus Sicherheitsgründen nicht allein schnorcheln.“

Als ihre Fingerspitzen seine raue Handfläche berührten, richteten sich ihre Brustknospen unwillkürlich auf.

„Ich habe nichts dagegen“, sagte sie und war absurd enttäuscht, als er ihre Hand losließ. Und obwohl sie ihn erst ein paar Sekunden lang kannte, war sie sich sicher, dass Käpt’n Cooper Delaney alles andere als ungefährlich war. Zum ersten Mal seit Langem fand sie das nicht beunruhigend, sondern aufregend. Das zeigte ihr, wie gestresst sie in den vergangenen Wochen gewesen war.

„Wie wär’s, wenn Sie sich mit zu mir nach vorne setzen?“

Ella nickte stumm. Sie brachte kein Wort hervor.

Eine Hand auf ihren Rücken gelegt, knapp unterhalb des Sonnenbrandes, lotste er sie an den anderen Passagieren vorbei. Währenddessen versuchte sie, seinen sauberen, frischen Meeresgeruch und das Kribbeln zu ignorieren, das seine Berührung in ihr auslöste. Alle Bänke waren bereits mit Pärchen belegt. Er führte sie am letzten freien Platz vorbei und wies auf einen der beiden Sitze vor dem Steuerstand.

„Da wären wir, Miss Radley.“ Augenzwinkernd tippte er sich an die Mütze und wandte sich dann an die anderen Passagiere.

Ella hörte zu, wie er sich und die aus zwei Teenagern bestehende Besatzung vorstellte. Dann erzählte er ein wenig über den Western Blue Cut, den Schnorchelspot, den sie ansteuerten, und über das Wrack, das sie erkunden würden. Schließlich verlor er noch ein paar Worte über das Leben im Riff und gab ihnen eine ganze Stange Sicherheitsregeln mit auf den Weg. Doch das Einzige, was Ella hörte, war diese wundervolle Reibeisenstimme. Und sie fragte sich, was alles dazugehörte, jemandes Schnorchelpartner zu sein.

Es war wahrscheinlich nicht so intim, wie es sich anhörte. Oder doch?

Als er sich neben sie setzte und seine Hand sich um den Schalthebel schloss, wurde sie von einer Art erregter Vorfreude erfasst. Er stellte den Schalthebel ein, klopfte gegen eine Anzeige, drückte einen Knopf, und das Boot setzte sich in Bewegung. Ella hielt sich an der Stange über der Steuerung fest, um durch die plötzliche Beschleunigung nicht unsanft in den Sitz gedrückt zu werden. Bevor er seine Augen hinter seiner Sonnenbrille versteckte, warf er ihr einen amüsierten Seitenblick zu, als sie sich wieder setzte.

Schon wieder schoss ihr das Blut in die Wangen – und an eine andere Stelle zwischen ihren Beinen –, während das Boot an den anderen Schiffen im Yachthafen vorbeischoss und aufs offene Meer in Richtung Riff hinausglitt.

Unschuldig und gleichzeitig verwegen lächelte er sie an. „Halten Sie sich gut fest, Miss. Es wäre doch zu schade, wenn ich meine Schnorchelpartnerin verlieren würde, bevor wir ankommen.“

Ella erwiderte sein Lächeln – es war ihr erstes echtes Lachen seit Monaten, und sie hatte das Gefühl, dass die Leere, die sich vor etwas über einer Woche in ihr breitgemacht hatte, etwas kleiner wurde.

Vielleicht war es doch nicht ganz so dumm gewesen, alleine in Urlaub zu fahren.

„Na, Süße, du scheinst Coop zu gefallen.“

Die Bemerkung ließ Ella erröten. Kurz musterte sie die dickliche Frau mittleren Alters in den knallpinken Bermudashorts und dem bedruckten T-Shirt, die sich zu ihr gesellt hatte.

Vor zehn Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht, nun verteilten Käpt’n Delaney und seine Crew die Schnorchelausrüstungen.

Ella war froh über die Atempause, denn zwanzig Minuten neben diesem Mann zu sitzen hatte ihre normalerweise eher trägen Hormone ziemlich in Wallung gebracht.

„Kennen Sie Kapitän Delaney?“, versuchte sie, vom Thema abzulenken. Allerdings musste sie zugeben, dass ihr Herz bei der Bemerkung der älteren Frau einen kleinen Satz gemacht hatte.

Nach sorgfältiger Überlegung war sie zu dem Schluss gekommen, dass Kapitän Delaneys Aufmerksamkeit nicht ihr persönlich, sondern ihr als zahlendem Gast galt. Sie war die einzige Alleinreisende an Bord, und er tat aus reinem Pflichtgefühl sein Bestes, um ihr den Ausflug so angenehm wie möglich zu machen. Wegen des Motorenlärms hatten sie auf der Fahrt kaum geredet, Gott sei Dank. Es hatte sie schon genug durcheinandergebracht, dass er sie immer wieder so verführerisch angelächelt hatte – was sicher nicht persönlich gemeint gewesen war.

Fast hatte sie sich in ihre Teenagerzeit zurückversetzt gefühlt. Früher hatte es ihr immer die Sprache verschlagen, wenn ein gutaussehender Junge in der Nähe gewesen war. Das war auch genau der Grund dafür, dass sie unscheinbare Männer den gefährlichen, aufregenden Exemplaren vorzog – letztere schüchterten sie zu sehr ein.

„Bill und ich kommen seit unseren Flitterwochen 1992 jedes Jahr nach St. George“, erklärte die Frau. „Und die Schnorcheltour auf der Jezebel haben wir noch nie ausfallen lassen. Coop kennen wir seit fast zehn Jahren. Als Teenager hat er Sonny an Deck ausgeholfen. Vor ein paar Jahren hat er sein Kapitänspatent bekommen. Jetzt springt er ab und zu für Sonny ein.“ Die Frau streckte Ella die Hand hin. „May Preston.“

„Freut mich. Ella Radley.“ Ella schüttelte die Hand der Frau, deren lockere, offene Art ihr gefiel. Sie hatte May bereits in der Ferienanlage gesehen. Genau wie deren Mann Bill, der ihr ebenfalls sympathisch war, weil er zu den wenigen verheirateten Männern gehörte, die nicht fremdguckten.

„Du bist auch wirklich ein hübsches Ding. Und dieser bezaubernde Akzent!“ May legte den Kopf schief und musterte Ella auf diese spezielle Art, die ausschließlich amerikanische Touristen zu beherrschen schienen: neugierig, aber doch nicht aufdringlich. „Ich habe mich ja schon immer gefragt, auf welche Frauen Coop steht. Dass du sein Typ bist, hätte ich nicht gedacht.“

Ella spürte, wie sie noch stärker errötete. „Ich würde nicht sagen, dass ich sein Typ bin.“ Gott bewahre – das durfte sie nicht einmal denken, wenn sie nicht wollte, dass ihr das Herz versagte. Auch wenn sie ihn extrem anziehend fand – gefährliche Männer waren noch nie gut für ihren Seelenfrieden gewesen. „Ich bin einfach nur eine alleinreisende Frau, und er ist höflich.“

May lachte herzlich. „Glaub das nicht, Schätzchen. Coop ist nicht gerade die Höflichkeit in Person. Und normalerweise tut er alles, um sich die alleinreisenden Frauen vom Hals zu halten, anstatt sich persönlich um sie zu kümmern.“

„Sicher irren Sie sich.“ Ellas Herz begann zu rasen – vor Verwirrung vergaß sie ganz, wie peinlich ihr das alles war.

„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht“, erwiderte May Preston mit einem vielsagenden Lächeln. „Aber auf jeden Fall habe ich ihn heute zum ersten Mal sagen hören, dass keiner alleine schnorcheln darf.“

Ella versuchte, Mays schockierende Bemerkung zu verdauen, während sie zusah, wie Kapitän Delaney den Leuten beim Anlegen der Masken half. Dabei gab er Anweisungen, wie weit man sich vom Boot entfernen durfte, erklärte die wichtigsten Handzeichen und informierte sie, woran sie das Schaufelrad des Blockadebrechers erkannten, den sie erkunden würden. Dabei wirkte er so entspannt und sachlich, dass Ella überzeugt war, May müsse sich irren.

Sie überlegte, ob sie ihn einfach auf die angebliche Regel ansprechen sollte. Aber es würde sicher furchtbar eingebildet wirken, wenn sie ihm quasi unterstellte, dass er sich aus anderen als aus Sicherheitsgründen erbot, ihr Schnorchelpartner zu sein.

Doch als er sich zu ihr umwandte und sie verführerisch anlächelte, strömte wieder all ihr Blut in gewisse Regionen. Mit ihrem Sonnenhut fächelte sie sich Luft zu. Also irgendwie … entweder hatte sie einen Sonnenstich, oder dieses Lächeln hatte eine Art geheime Wärmefunktion.

Als er auf sie zukam, überstrahlten seine grünen Augen das leuchtend blaue Wasser. „Und, Miss Radley, wollen Sie nicht langsam mal Ihr Kleid ausziehen, damit wir loskönnen?“, fragte er und lehnte sich gegen den Steuerstand. Seine Hand war ihrer Hüfte ziemlich nahe.

Ella holte tief Luft, nur um festzustellen, dass er jetzt noch betörender roch als vorhin.

Nur Mut, Ella. Verpack es als ganz allgemeine Frage, damit du weißt, woran du bist.

„Muss das sein?“, fragte sie.

„Ich fürchte ja. Das Salzwasser täte dem hübschen Kleid sicher nicht gut. Sie haben doch Badesachen dabei, oder?“, erkundigte er sich grinsend.

„Nein, ich meinte, dass wir zusammen schnorcheln.“ Als er an ihr hinuntersah, richteten sich ihre Brustknospen wieder auf. „Muss das sein?“, wiederholte sie eindringlich.

Er hob fragend eine Braue.

„Es ist nur so, dass May Preston noch nie etwas davon gehört hat, dass keiner allein schnorcheln darf“, erklärte sie rasch, bevor es ihr wieder die Sprache verschlug. „Also dass es aus Sicherheitsgründen notwendig ist, zu zweit zu schnorcheln …“ Nun fing sie schon an, sich zu wiederholen! „Ich weiß, dass das beim Tauchen wichtig ist. Auch wenn ich noch nie tauchen war …“ Als sie sah, wie sich sein Grinsen verbreiterte, verstummte sie.

Jetzt komm schon auf den Punkt, Ella.

„Ich dachte nur, Sie könnten mir erklären, warum wir Schnorchelpartner sein müssen, wenn ich mich doch nur ein paar Meter vom Boot entferne.“

„Verstehe.“ Er brummelte etwas und nahm seine Kapitänsmütze ab, unter der dichte, sonnengebleichte Locken zum Vorschein kamen. „Also ich kann Ihnen versichern …“, er lächelte verlegen, „… dass May Preston eine ziemlich geschwätzige Person ist. Und dass ich ein ernstes Wörtchen mit ihr reden werde, wenn sie wieder an Bord kommt.“

„Das heißt, es stimmt?“ Ella starrte ihn mit großen Augen an. „Sie haben das wirklich erfunden? Aber warum denn?“

Cooper sah zu, wie die himmelblauen Augen der hübschen Engländerin noch größer wurden und fragte sich, ob sie ihn verschaukeln wollte.

Ella Radley mit ihrer tollen Figur und ihrem herzförmigen Gesicht hatte ein wenig schüchtern und verloren gewirkt, als sie am Anleger in der Warteschlange gestanden hatte. Und als ein bloßes Lächeln gereicht hatte, sie knallrot anlaufen zu lassen, war er sofort von ihr gefesselt gewesen.

Mit ihren rosigen Wangen hatte sie so verdammt hübsch ausgesehen. Er war so verzaubert gewesen, dass er die Behauptung mit dem Schnorchelpartner ausgesprochen hatte, ohne lange nachdenken.

Aber konnte eine Frau tatsächlich so naiv sein? Mit diesen großen blauen Kulleraugen? Und den Brustknospen, die sich jedes Mal aufrichteten, wenn er ihr auf den Busen sah … und mit Wangen, die auf Kommando rot zu werden schienen?

Nein. So naiv konnte man nicht sein. Das war sicher gespielt.

Aber wenn es gespielt war, dann war sie verdammt gut darin. Und er durfte nichts dagegen sagen, denn er selbst machte den anderen ständig etwas vor.

Und sie hatte ihn erwischt.

Herzlichen Dank, May.

„Wenn ich jetzt behaupten würde, dass ich das gesagt habe, weil Sie so einsam aussahen, würden Sie mir das abnehmen?“, fragte er und hoffte, sein Scherz würde die Situation entschärfen.

Wieder errötete sie, was die Sommersprossen auf ihrer Nase noch besser zur Geltung brachte. „Doch, klar, ich hatte mir schon so etwas gedacht.“ Sie legte die Hand über die Augen, um nicht geblendet zu werden, und sah zu ihm auf. „Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Kapitän Delaney, aber ich möchte Ihnen nur ungern zur Last fallen. Ich komme schon alleine klar“, fügte sie hinzu, ohne eine Miene zu verziehen.

Nun war es an ihm, große Augen zu machen. War das ihr Ernst? Denn wenn das jetzt gespielt war, dann war es oscarverdächtig.

Noch nie hatte jemand über ihn gesagt, dass er rücksichtsvoll sei. Nicht einmal seine Mutter – und in ihrem Fall hatte er sich noch öfter verstellt als sonst, weil sie so zartbesaitet gewesen war.

„Nennen Sie mich bitte Coop.“ Noch immer konnte er nicht fassen, dass er so leicht davongekommen war, aber ihm sollte es recht sein. „Glauben Sie mir, ich tu das gern“, versicherte er und bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck, obwohl er fürchtete, dass es aussichtslos war. Er hatte schon früh gelernt, all seine Gefühle hinter einem strahlenden Lächeln zu verstecken, weshalb er nicht besonders viel Übung darin hatte, ein ernstes Gesicht zu machen.

„Na gut …“ Sie lächelte ihn an. „Wenn Sie absolut sicher sind, dass ich Ihnen nicht zur Last falle, bin ich einverstanden.“ Ihre Augen strahlten.

Ihr Lächeln brachte ihn einen Moment lang aus dem Konzept, weil sie auf einmal nicht mehr süß, sondern supersexy aussah – aber dabei völlig natürlich. Und als sie nun obendrein ihr Kleid auszog, wurde er von heftigem Verlangen gepackt.

Ihre sehr weiblichen Kurven wurden nur von drei winzigen Dreiecken aus pinkfarbenem Elastan bedeckt, die kaum etwas verbargen. Und ihr Busen war noch aufregender als ihr Lächeln. Ihre Brustknospen hatten sich schon wieder aufgerichtet, und er musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, um zu verhindern, dass ein bestimmter Teil von ihm in ähnlicher Weise darauf reagierte.

Als sie sich umdrehte, um ihr Kleid in ihrer Tasche zu verstauen, entdeckte er den Sonnenbrand auf ihrem Rücken.

„Autsch, das tut sicher weh“, sagte er. „Sie müssen Sonnencreme mit einem höheren Lichtschutzfaktor verwenden. Auf den Bermudas ist die Strahlung im April schon ziemlich fies.“

Sie drehte sich um, wobei sie sich das Kleid vor den Oberkörper hielt, um ihren Busen zu verbergen, und errötete wieder heftig. „Ich benutze ja schon Lichtschutzfaktor fünfzig, aber die Stelle habe ich selbst nicht erreichen können.“

Er rieb sich das Kinn und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Hm, das klingt, als sei das die Aufgabe Ihres Schnorchelpartners.“

Dankbar lächelte sie ihn an. Fast hätte er ein schlechtes Gewissen bekommen, sie so schamlos auszunutzen … bis ihm wieder einfiel, dass das hier einfach nur ein neckisches Spielchen war.

„Das wäre supernett.“ Sie griff in ihre Tasche und fischte die Sonnenmilch heraus.

Dann drehte sie ihm den Rücken zu und hob ihr blondes Haar aus dem Nacken, während er eine großzügige Portion Sonnenmilch in seine Hand drückte. Wie er es genießen würde, die Lotion auf ihrer weichen, warmen Haut zu verteilen.

Wäre ihm schon früher klar gewesen, wie viel Spaß es machte, den netten Kerl zu spielen, dann hätte er es sicher schon öfter getan.

2. KAPITEL

Ella unterdrückte einen wohligen Seufzer, als sie Cooper Delaneys große Hände auf den Schultern spürte. Er schob seine Finger unter den Knoten ihres Bikinis, um ihren Nacken bis zum Haaransatz einzureiben. Als er mit seinen Daumen ihre verspannten Nackenmuskeln massierte und sich dann weiter nach unten vorarbeitete, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht laut aufzustöhnen.

„So, jetzt kommt der rote Bereich dran.“ Seine Reibeisenstimme streifte ihren Nacken, und sie hörte, wie er mehr Sonnenmilch aus der Flasche drückte. „Ich bin ganz vorsichtig. Sagen Sie Bescheid, wenn es zu viel wird.“

Davon werde ich wohl nie genug bekommen.

Sie nickte nur. Hätte sie irgendetwas gesagt, wäre ihm wohl nicht verborgen geblieben, dass sie kurz davor war, vor Lust zu vergehen.

Ella spürte einen leichten Druck, als er die Hände auf die verbrannte Stelle legte. Doch das Brennen war nichts gegen das Kribbeln, das sich in ihrem Körper ausbreitete und dafür sorgte, dass sich ihre Brustknospen aufrichteten.

„Alles okay?“ Der Druck seiner Hände ließ nach.

„Ja, alles okay. Hören Sie nicht auf.“ Sie schmiegte sich seinen Händen entgegen. „Das ist …“

Wundervoll? Großartig? Fantastisch?

„… gut“, sagte sie schließlich, doch als er mit dem Eincremen fortfuhr, entrang sich ihr ein wohliges Summen.

Sie war schon viel zu lange nicht mehr von Männerhänden verwöhnt worden und hatte schon fast vergessen, wie toll es war, Haut an Haut zu spüren. Wie eine Katze, die gestreichelt werden wollte, reckte sie sich unter seinen Berührungen. Und als seine Daumen den Saum ihres Bikinihöschens berührten, überlief sie ein Kribbeln. Wie sehr sie sich wünschte, dass er seine Finger unter den Stoff gleiten lassen würde. Ella schloss die Augen und spürte die Wärme, die sich in ihrem Leib ausbreitete.

Die angenehmen Gefühle, die seine Berührungen auf ihrer Haut erzeugten, gingen ihr durch und durch, und sie musste sich zusammenreißen, nicht laut aufzuseufzen.

Doch dann nahm er seine Hände weg.

„Fertig.“

Sie öffnete die Augen und geriet ins Schwanken. Mit einer Hand hielt er sie an der Hüfte fest – und holte sie in die Realität zurück.

„Hoppla!“ Sein amüsierter Tonfall ließ sie erröten.

Oh nein! Hatte er etwa ihren erstickten Seufzer gehört? Wusste er, dass sie eben fast einen Phantom-Orgasmus gehabt hätte?

Scham mischte sich unter ihre Erregung.

Heute Abend würde sie den Vibrator, den Ruby ihr für die Reise geschenkt hatte, auspacken und ausprobieren, das stand schon einmal fest. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie nicht scharf genug auf Sex sei, um ihn zu benutzen. Doch da hatte sie sich wohl geirrt. Und Ruby hatte auf ihr Fabrikat geschworen – bevor sie ihren Ehemann Callum kennengelernt hatte.

„Jetzt sollten Sie keinen Sonnenbrand mehr bekommen“, unterbrach Coop ihre Überlegungen, und sie errötete noch stärker.

Sie verzog den Mund zu einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es dankbar aussah – und nicht nach Lüsternheit im Endstadium. „Vielen, vielen Dank.“

Wie hypnotisiert sah Ella zu, wie er mit seinen langen, sehnigen, von der Sonnenmilch glänzenden Fingern die Flasche verschloss.

„Hier.“ Er hielt ihr die Flasche hin, während sie immer erregter wurde.

Sie ließ sich Zeit damit, die Sonnenmilch in ihrem Rucksack zu verstauen, und atmete erleichtert auf, als ihre Hände aufhörten zu zittern.

„Danke, das war …“ Großartig lag ihr auf der Zunge, aber das konnte sie nicht sagen.

„Gern geschehen.“

Ihr Atem begann zu flattern, als sie seinen amüsierten Blick bemerkte. Wieder wurde sie nervös, während sie sein anziehendes Gesicht betrachtete – die ausgeprägten Wangenknochen, den Bartschatten, den markanten Unterkiefer und das Grübchen in seinem Kinn.

Wie konnte man nur so gut aussehen? Und so männlich?

Seine sinnlichen Lippen zuckten, als würde er sich ein Grinsen verkneifen.

Jetzt reiß dich aber mal zusammen. Der Mann hat sich dir als Schnorchelpartner angeboten, nicht als Bettgenosse.

„Können wir dann?“ Seine raue Stimme ging ihr durch und durch.

„Ja – es sei denn, ich revanchiere mich.“ Als ihre Antwort als heiseres Quieken herauskam, räusperte sie sich. „Mit der Sonnencreme, meine ich. Damit Sie keinen Sonnenbrand bekommen.“

Sein Mund verzog sich wieder zu diesem betörenden Lächeln.

Aufhören! Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt, oder?

„Das war Quatsch“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich weiß auch nicht, warum ich das vorgeschlagen habe.“ Man sah Cooper Delaney an, dass er ständig in der Sonne war. Wahrscheinlich hatte er noch nie Sonnencreme benutzt. „Ich bin sicher, dass Sie sich keine Gedanken um Sonnenbrand zu machen brauchen. Vielleicht sollten wir einfach …“

„Das klingt sehr gut“, unterbrach er ihren Redeschwall.

„Tut es das?“

Er grinste. „Allerdings. Man kann sich gar nicht gut genug schützen.“

Machte er sich über sie lustig? „Okay – dann hol ich die Sonnencreme mal wieder raus.“ Sie kramte in ihrer Tasche und hoffte inständig, dass er es sich in der Zwischenzeit nicht anders überlegte. Als sie die Flasche gefunden hatte, zog er gerade sein T-Shirt aus und warf es auf das Steuerpult.

Alles Blut wich aus ihrem Gehirn, als sie sich wieder aufrichtete und die Sonnenmilch triumphierend hochhielt.

Ach du liebe Zeit. Dieser Oberkörper … das reinste Kunstwerk.

Um seine kleinen flachen Brustwarzen ringelte sich sonnengebleichtes Haar, das seine definierten Muskeln noch betonte. Sie sah an seinem Waschbrettbauch hinunter und schluckte, als sie beim Bund seiner Hose ankam, unter dem der Haarstreifen verschwand. Dann blieb sie mit dem Blick an seinen seitlichen Bauchmuskeln hängen.

„Danke. Ich weiß das wirklich zu schätzen“, unterbrach er ihre Betrachtungen und wandte ihr den Rücken zu, der ebenso ansehnlich war wie die Vorderseite.

Sie räusperte sich. „Ist Lichtschutzfaktor fünfzig in Ordnung?“

Er zuckte mit den Schultern. „Bestimmt.“

Seine sonore Stimme ließ ihre Haut vibrieren. Ella drückte Sonnenmilch aus der Flasche in ihre bebende Hand. Dann atmete sie tief durch, legte beide Hände auf seinen glatten, warmen Rücken und atmete den verführerischen Duft von Sonnenmilch und Mann ein.

Als sie ihn einzucremen begann, zuckten seine Muskeln unter ihren Händen. Ella merkte, wie sie feucht wurde. Die empfindliche Stelle zwischen ihren Beinen fühlte sich an, als wäre sie zu ihrer doppelten Größe angewachsen.

Während sie die weiße Lotion auf seinem Rücken verteilte, versuchte sie, sich auf ihren Atem zu konzentrieren, um nicht zu hyperventilieren. Sie durfte nicht in Ohnmacht fallen, bevor sie hiermit fertig war.

Cooper berührte Ella am Arm und zeigte auf den Bermuda-Engelfisch, der gerade unter dem Schirm einer orangefarbenen Koralle verschwand.

Während Ella den blau schillernden Fisch mit den gelben Flossenspitzen bestaunte, genoss Cooper ihren begeisterten Gesichtsausdruck und den Anblick ihrer kaum bedeckten Brüste.

Er spürte, wie das Blut in seine Lenden schoss und er trotz des kalten Wassers hart wurde. Dass er sich plötzlich daran erinnerte, wie sie gestöhnt hatte, als er sie eingecremt hatte, machte die Sache nicht besser.

Zum Glück hatte er seine abgeschnittenen Shorts anbehalten, die seine Erregung einigermaßen kaschierten.

Seit mehr als einer halben Stunde waren sie bereits im Wasser, und die meiste Zeit über hatte er sich ganz gut unter Kontrolle gehabt. Aber das schüchterne, begeisterte Strahlen, das sich jedes Mal auf Ellas Gesicht ausbreitete, wenn er ihr einen Fisch zeigte, war fast so betörend wie ihre Finger auf seinem Oberarm, wenn sie ihm etwas zeigen wollte, oder der Anblick ihrer im Wasser schaukelnden Kurven.

Diese Frau machte ihn fertig. So sehr, dass er kurz davor war, seine goldene Regel über Bord zu werfen, niemals etwas mit alleinreisenden Frauen anzufangen.

Als sie begeistert auf einen Schwarm Papageifische zeigte, überlegte er, warum er diese Regel überhaupt aufgestellt hatte.

Es gab – grob gesagt – zwei Kategorien von alleinreisenden Frauen: solche, die auf ein Abenteuer ohne Verpflichtungen aus waren, und solche, die eine romantische Urlaubsliebe erleben wollten. Da beide Szenarien normalerweise viel Sex beinhalteten, hatte er sich in seiner Anfangszeit auf der Insel gern darauf eingelassen. Doch damals war er achtzehn gewesen, hatte kaum Geld gehabt und erst recht keine Perspektive.

Jetzt, als Betreiber einer erfolgreichen Tauchschulkette, brauchte er die Bestätigung durch Gelegenheitssex nicht mehr. Und er hatte keine Lust darauf, so zu tun, als wolle er mehr.

Weshalb alleinreisende Frauen schon eine ganze Weile tabu für ihn waren – es sei denn, er war völlig sicher, dass sie wirklich nur auf eine einzige Nacht aus waren. Normalerweise merkte er ihnen das an. Inzwischen war er regelrecht Experte darin zu erkennen, ob eine Frau, die ihn anmachte, auf eine Romanze aus war oder einfach nur auf Sex. Doch Ella Radley konnte er nicht einordnen.

Zuerst einmal hatte sie ihn nicht angegraben – trotz des Knisterns, das zwischen ihnen herrschte. Und er war noch immer nicht sicher, ob diese betörende Mischung aus naivem Enthusiasmus, netter Verrücktheit und offensichtlichem Verlangen Teil einer Show war, die sie abzog, um ihn rumzukriegen – oder ob das alles echt war.

Dummerweise blieb ihm nicht mehr viel Zeit, um das herauszufinden. Weil Sonny mal wieder von der Arthritis geplagt wurde, hatte Cooper versprochen, die nächsten beiden Touren zu übernehmen. Und er konnte und wollte sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Damals, als er auf die Insel gekommen war, hatte er keinen Cent in der Tasche gehabt, weil alles für die Überfahrt draufgegangen war. Er hatte am Hafen im Freien übernachten müssen und hätte für einen Burger und eine Portion Fritten seine Seele verkauft. Damals hatte Sonny ihm angeboten, eine Schicht an Bord der Jezebel zu arbeiten.

An jenem Nachmittag hatte Cooper keine besonders gute Arbeit geleistet, erstens, weil er vor Hunger ganz schwach gewesen war, und zweitens, weil er keine Ahnung von Booten gehabt hatte. Doch zum ersten Mal seit dem Tod seiner Mutter hatte er das Gefühl gehabt, etwas zu taugen. Sonny hatte ihm Zuversicht gegeben, und nun war Cooper bereit, dem alten Mann jeden erdenklichen Gefallen zu tun.

Und das bedeutete, dass er sich entscheiden musste, bevor sie wieder im Hafen anlegten. Sollte er es riskieren, Ella um ein Date heute Abend zu bitten, ohne zu wissen, woran er bei ihr war?

Gerade kam sie mit leuchtenden Augen auf ihn zugeschwommen und gab ihm das Handzeichen zur Umkehr.

Er signalisierte ihr seine Zustimmung und schwamm mit kräftigen Zügen zum Boot zurück. Eigentlich hätten sie schon vor zehn Minuten kehrtmachen müssen. Sicher waren sämtliche Gäste längst zurück an Bord und warteten darauf, in den Hafen zurückzufahren. Was bedeutete, dass es höchste Zeit wurde, eine Entscheidung zu treffen.

Doch als sie vor ihn schwamm und sich ihr runder Po mit jedem Flossenschlag ansehnlich bewegte, strömte wieder all sein Blut in die Lenden, und er wusste, dass er sich längst entschieden hatte.

Ella hielt sich an der Reling fest, als das Boot gegen den Anleger stieß und ihr Schnorchelpartner ihr sein unwiderstehliches Lächeln zuwarf.

Coop legte eine Hand auf ihr Knie und drückte es. Die Berührung schickte ein Kribbeln durch ihren Oberschenkel. „Warte kurz, während ich die anderen von Bord bringe.“ Der vertrauliche Ton ließ ihr Herz heftiger schlagen. Bevor sie getaucht waren, hatte er ihr erklärt, dass sich Schnorchelpartner grundsätzlich duzten. Und nur zu gern hatte sie sich darauf eingelassen.

Sie versuchte, sich zu sammeln, während er und seine Crew das Boot festmachten und die Gäste verabschiedeten.

Verrenn dich nicht. Es war ein großartiger Vormittag, aber das war’s auch schon.

Das Schnorcheln und die Schönheit des Riffs hatten ihre Erwartungen mehr als erfüllt. Aber es war Cooper Delaney gewesen, der den Ausflug zu einem einzigartigen Erlebnis gemacht hatte, mit seinem verführerischen Lächeln, seinem Traumkörper und der Aufmerksamkeit, die er ihr geschenkt hatte.

Er hatte ihr das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein – dafür war sie ihm unendlich dankbar. Aber sie durfte nichts in sein Verhalten hineininterpretieren, was nicht da war.

Sie sah zu, wie er sich von May Preston und ihrem Mann verabschiedete. Nach ihnen wäre sie an der Reihe. May steckte Cooper ein paar Scheine zu. Er bedankte sich, indem er kurz an seine Mütze tippte.

Trinkgeld.

Beschämt sah Ella zu, wie Cooper das Geld in die Tasche der Jeans schob, die er nach dem Schnorcheln angezogen hatte. Natürlich, sie musste ihm Trinkgeld geben. Das wäre die beste Methode, sich bei Cooper dafür zu bedanken, dass er sich so nett um sie gekümmert hatte. Und um ihm zu verstehen zu geben, wie sehr sie es genossen hatte.

Sie nahm ihren Rucksack, holte ihre Geldbörse heraus und überlegte, welcher Betrag angemessen wäre. Ob zwanzig Dollar genug wären? Oder dreißig. Nein, vierzig. Vierzig wären okay. Wahrscheinlich musste er es noch mit seiner Crew teilen. Mit feuchten Händen zählte sie das Geld ab und hoffte, mit dem Betrag einigermaßen richtig zu liegen. Sie wollte großzügig sein, auch wenn sie wusste, dass das, was er für sie getan hatte, unbezahlbar war.

Zwei wundervolle Stunden lang hatte sie all ihre Sorgen vergessen und sich wieder wie eine ganz normale Frau gefühlt. Dafür konnte man nicht zu viel Trinkgeld zahlen.

Sie schulterte den Rucksack und ging mit den Scheinen in der Hand auf Cooper zu. Wie sollte sie ihm das Geld geben, ohne dabei so rot zu werden wie eine Tomate?

Er wandte sich zu ihr um. Der genießerische Blick, mit der er sie von Kopf bis Fuß musterte, ging ihr durch und durch.

„Hey.“ Sein umwerfendes Lächeln brachte ihren Puls zum Rasen. „Hatte ich nicht gesagt, du sollst auf mich warten?“

„Ich wollte nicht im Weg sein.“ Ihre Lippen bebten. Sie wagte nicht, sein Lächeln zu erwidern.

„Du bist mir nicht im Weg.“ Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte – eine beiläufige, vereinnahmende Geste, die ihre Lippen noch stärker beben ließ. „Aber ich habe heute noch ein paar Fahrten zu machen. Wie wär’s, wenn wir uns nachher treffen? Ich bin etwa ab sieben in der Bar am Südende der Half-Moon-Cove.“

Das Blut in ihren Ohren rauschte so laut, dass sie kaum hörte, was er sagte.

„Was meinst du?“, hakte er nach.

Sie nickte, doch dann spürte sie, wie er mit den Fingerknöcheln über ihre Wange strich. Erschrocken über die Gefühle, die diese Geste in ihr auslöste, und über die Erregung, die sich in ihr breitmachte, wich sie seiner Berührung aus. Jetzt musste sie zusehen, dass sie wegkam, bevor das Beben ihrer Lippen noch schlimmer wurde.

Sie hielt ihm die Geldscheine hin. „Es war ein wundervoller Vormittag. Ich habe den Ausflug sehr genossen. Vielen, vielen Dank.“

Er sah die Scheine am. „Was ist das?“

„Äh … ich hoffe, es ist genug.“ War es zu wenig? „Ich wollte mich für die Umstände bedanken, die du dir meinetwegen gemacht hast.“

Seine Züge verhärteten sich. Und Ella beschlich das Gefühl, dass sie ihn irgendwie beleidigt hatte. Doch da war der verärgerte Ausdruck auch schon wieder aus seinem Gesicht verschwunden.

„Ach so.“ Er nahm die Scheine und zählte sie. „Vierzig Dollar. Sehr großzügig.“ Sie meinte, Sarkasmus in seiner Stimme mitschwingen zu hören, doch als er sich an die Mütze tippte und die Scheine einsteckte, war sie sicher, dass sie sich geirrt haben musste.

„Danke.“ Zum ersten Mal sah sein Lächeln angestrengt aus. „Man sieht sich, Miss Radley.“

Wie distanziert er auf einmal war. Hatte sie sich das eben mit dem Wiedersehen am Abend nur eingebildet? Oder zu viel hineininterpretiert? Wahrscheinlich hatte es überhaupt nichts zu bedeuten. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

Während das Schweigen sich unangenehm in die Länge zog, musterte er sie mit ausdrucksloser Miene.

„Ich mach mich dann mal auf den Weg“, sagte sie schließlich. Bloß runter von diesem Boot. „Ja, und danke noch mal.“ Das hast du schon einmal gesagt. „Es war sehr nett, dich kennenzulernen.“ Hör auf, so blödes Zeug zu reden, du dumme Gans. „Tschüss.“ Sie hob die Hand zum Winken und bereute es auf der Stelle.

„Ja, dann …“ Er winkte nicht zurück und sah sie nur mit leerem Blick an.

Ella eilte über die Laufplanke an Land, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie musste sich nicht noch mehr blamieren.

3. KAPITEL

Ella drückte auf den Knopf an dem Plastikstab – und warf ihn erschrocken weg, als er laut summend zu vibrieren begann. Seufzend schaltete sie den Vibrator wieder aus und steckte ihn zurück in seine Verpackung.

Als ihre Hormone wegen Cooper verrückt gespielt hatten, war es ihr verlockend erschienen, den Massagestab auszuprobieren. Aber Plastik war einfach nicht so reizvoll wie ein Mann aus Fleisch und Blut. Und nach der peinlichen Situation beim Abschied war ihr ohnehin die Lust vergangen.

Jetzt fühlte sie sich einfach nur leer und kam sich ein wenig blöd vor, weil sie es so genossen hatte, mit ihm zusammen zu sein, obwohl es absolut bedeutungslos gewesen war. Sie zerbrach sich noch immer den Kopf darüber, was eigentlich genau passiert war. Von einem Moment auf den anderen war er nicht mehr locker, charmant und sexy gewesen, sondern kühl, angespannt und abweisend.

Das Telefon klingelte und riss sie aus ihren Überlegungen. Sie nahm ab und war froh, die Stimme ihrer besten Freundin zu hören.

„Hey, Ella, wie läuft’s im Paradies?“

Ella lächelte – Rubys Stimme zu hören machte sie glücklich, aber sie bekam auch ein wenig Heimweh davon. „Ach Ruby, bin ich froh, dass du anrufst!“

„Alles okay mit dir? Du klingst irgendwie bedrückt.“

„Nein, alles in Ordnung. Ich habe nur langsam genug vom Paradies.“

Ruby lachte. „Verstehe. Das heißt, du verbringst den Urlaub immer noch ohne knackige Kerle in Bermudashorts?“

„Naja …“ Als sie an Coopers durchtrainierten Körper und seinen schwelenden Blick dachte, verschlug es Ella einen Moment lang die Sprache.

„Du hast jemanden kennengelernt, oder?“ Offenbar reichten Rubys hellseherischen Fähigkeiten sogar über den großen Teich. „Grandios. Tante Ruby will Details!“

„Ach, es ist nichts Wildes. Einfach nur ein gut aussehender Typ, der die Schnorcheltour geleitet hat, bei der ich heute Morgen mitgefahren bin. Wir haben ein bisschen geflirtet.“ Zumindest nahm sie an, dass sie geflirtet hatten, aber vielleicht täuschte sie sich. „Aber er ist nicht mein Typ. Er ist viel zu sexy.“

Ihre Freundin schnaubte. „Bist du irre? Zu sexy gibt es nicht. Und was genau heißt ‚ein bisschen‘? Ist da noch mehr drin?“

„Na ja, er hat angedeutet, dass wir uns treffen könnten.“

„Großartig!“

„Hm. Aber ich glaube, ich lasse es lieber.“ Ella dachte an den missglückten Abschied. So schmeichelhaft Coopers ungeteilte Aufmerksamkeit gewesen war, und so aufregend sie es gefunden hatte, mit ihm zu schnorcheln – am Ende war es doch eher unangenehm gewesen.

Als sie daran dachte, wie verkniffen er sie angesehen hatte, als sie ihm das dicke Trinkgeld überreicht hatte, verzog sie das Gesicht.

„Wieso?“, fragte Ruby. „Ich dachte, das wäre genau der Sinn deiner Reise – eine wilde Affäre zu haben, um dein Liebesleben wieder in Schwung zu bringen.“

„Was?“ Ella spürte, wie sie knallrot wurde. „Wer hat das denn gesagt?“

„Du. Du hast gesagt, dass du mal raus müsstest, um deine Prioritäten zu überdenken. Dass du viel zu fixiert darauf seist, deinen Traummann zu finden, um überhaupt jemanden kennenzulernen“, erklärte Ruby.

Ella konnte sich nicht daran erinnern, etwas in der Art gesagt zu haben, aber sie war nach dem Arzttermin furchtbar durch den Wind gewesen. Danach hatte sie eine Last-Minute-Reise gebucht und war gleich am nächsten Tag weggeflogen – unter anderem, weil sie nicht in der Lage gewesen war, sich ihrer besten Freundin anzuvertrauen. Das war eigentlich fast das Erschreckendste an der Sache gewesen.

„Und ich habe das so verstanden, dass du auf die Bermudas fliegst, um dich flachlegen zu lassen“, fuhr Ruby fort.

„Nicht ganz.“ Ella spürte, dass sie ihr Geheimnis nicht mehr lange für sich behalten könnte.

„Ja, aber wie hast du es sonst gemeint?“ Und scharfsinnig wie immer drang Ruby zum Kern der Wahrheit vor. „Es hat mit deinem Arztbesuch zu tun, stimmt’s? Irgendetwas hat dich total aus der Bahn geworfen. Was verschweigst du mir?“

Rubys Stimme klang auf einmal sehr ernst, und Ella wusste, dass ihre Freundin, die dazu neigte zu übertreiben, sicher schon eine tödliche Krankheit vermutete.

„Was es auch ist, du musst es mir sagen, Ella. Wir bekommen das schon hin.“

„Mach dir keine Sorgen, Ruby“, beschwichtigte Ella. „Es ist nichts Schlimmes.“ Jedenfalls nicht so schlimm.

„Aber es hat etwas mit dem Arzttermin zu tun?“

„Ja.“

„Und zwar?“, fragte Ruby in dem Ton, mit dem sie normalerweise ihre drei Kinder dazu brachte, jedes auch noch so kleine Vergehen zu gestehen.

Ella wusste, dass sie dieser Befragung keine zwei Sekunden würde standhalten können. „Dr. Patel hat mir Blut abgenommen. Ich bekomme das Ergebnis am Montag.“ Sie seufzte. Auf einmal war die Angst wieder voll da. „Aber sie meinte, es könnte in Anbetracht der Geschichte meiner Mutter und der Tatsache, dass ich seit drei Monaten meine Tage nicht mehr hatte, durchaus sein, dass ich vorzeitig in die Wechseljahre komme.“

„Okay“, sagte Ruby zögernd, „aber das heißt, du weißt es noch nicht, oder?“

Ella schüttelte den Kopf. Ein Kloß stieg ihr in die Kehle. „Nein, aber ich bin mir ziemlich sicher …“

Sie legte ihre Hand auf den Bauch, um die darin herrschende Leere daran zu hindern, sich weiter in ihrem Körper auszubreiten. „Ich habe zu lange gewartet. Ich werde keine Kinder bekommen können.“

„Aber das weißt du doch gar nicht. Nicht, solange du das Ergebnis nicht hast. Und selbst wenn du vorzeitig in die Wechseljahre kommst – nur, weil ein paarmal deine Regel ausgeblieben ist, bist du noch lange nicht unfruchtbar.“

Doch Ella wusste es. Sie hatte es gewusst, seitdem sie damals mit achtzehn aus der Narkose aufgewacht war und Randall sich anschließend aus dem Staub gemacht hatte. Sie verdiente es nicht, Mutter zu werden, weil sie sich damals, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hätte, dagegen entschieden hatte – für einen Typen, dem sie völlig egal gewesen war.

„Wahrscheinlich hast du recht“, sagte sie, um Ruby bei Laune zu halten.

„Natürlich habe ich recht. Solange du das Ergebnis nicht hast, darfst du kein Drama daraus machen. Verstanden?“

„Verstanden.“

„Gut. Aber ich möchte doch wissen, warum du mir nichts davon gesagt hast.“

„Ich konnte einfach nicht“, erklärte Ella mit bebender Stimme, und eine Träne rollte ihr die Wange hinunter. Eine der vielen Tränen, die sie seit einer Woche zurückhielt.

„Warum nicht?“, hakte Ruby nach.

„Ich glaube, ich stand einfach noch zu sehr unter Schock und wusste nicht ganz …“ Sie atmete tief durch und zwang sich, die Wahrheit anzuerkennen. „Und ich war so furchtbar neidisch. Weil du mit Cal und deinen drei Kindern eine so wundervolle Familie hast, und ich so etwas vielleicht nie haben werde.“ Ella seufzte. Jetzt war es heraus. „Ich habe mich geschämt, dich zu beneiden.“ Mit dem Handrücken wischte sie die Tränen ab, die nun ungebremst flossen, und hoffte, dass Ruby ihre Schluchzer nicht hörte. „Ich wollte nicht, dass das in irgendeiner Form zwischen uns steht.“

„Das ist doch lächerlich.“

„Wieso?“, fragte Ella mit erstickter Stimme.

„Also, zunächst einmal würdest du Cal nicht ertragen. Er ist viel zu verkrampft und herrisch für dich. Seine Rechthaberei würde dich binnen kürzester Zeit in den Wahnsinn treiben.“

„Cal ist nicht verkrampft und herrisch“, verteidigte Ella Rubys Mann.

„Aber nur, weil er sich bei mir entspannen kann“, erwiderte Ruby. „Aber was noch wichtiger ist“, sie wurde ernst, „du willst nicht meine Kinder, sondern deine eigenen. Du wirst bestimmt einmal eine tolle Mutter“, fügte sie im Brustton der Überzeugung hinzu. „Es gibt ja im Notfall genügend Möglichkeiten.“

„Wie meinst du das?“

„Na ja, künstliche Befruchtung, eine Leihmutter, Adoption, so was eben.“

Darauf war Ella im ersten Schreck gar nicht gekommen. Aber warum eigentlich nicht? „Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht …“

„Aber davon abgesehen zäumst du das Pferd von hinten auf.“

„Was?“

„Naja, ich denke, wenn du ein Kind habe möchtest, ist wohl nicht das größte Hindernis, dass du eventuell vorzeitig in die Wechseljahre kommst. Sondern eher der Umstand, erst einmal einen vernünftigen Mann zu finden. Alle Typen, mit denen du seit diesem Vollidioten im College zusammen warst, waren sterbensöde.“

Ella runzelte die Stirn und ging in Gedanken die Handvoll Jungs durch, mit denen sie in den letzten Jahren zusammen gewesen war. Und sie musste feststellen, dass Ruby mit ihrer ungeheuerlichen Bemerkung wahrscheinlich nicht ganz falsch lag – denn Ella konnte sich an ihre Exfreunde nur sehr vage erinnern.

War sie deshalb so nervös geworden, als Cooper sie gefragt hatte, ob sie später noch etwas zusammen trinken wollten? Mit ihm zu flirten war aufregend und erhebend gewesen, und trotzdem hatte sie Panik bekommen, als er angedeutet hatte, dass sie weiter gehen könnten.

Was war los mit ihr? Sie war vierunddreißig, nicht neunzig!

„Weißt du, Ella“, fuhr Ruby fort, „für eine gute Beziehung reicht es nicht, dass die berühmte Chemie stimmt – der Dreckskerl von Randall ist das beste Beispiel dafür.“

Ella verzog das Gesicht, als sie Randalls Namen hörte – seit sechzehn Jahren vermieden sie beide, ihn auszusprechen. Zwar waren die Wunden von damals verheilt, aber Ella schämte sich, wenn sie an ihn erinnert wurde. Es war ihr peinlich, dass sie ihm so verfallen war, ein bisschen Spaß im Bett für die große Liebe gehalten hatte und sich dann auch noch von ihm zu etwas hatte drängen lassen, das sie ihr ganzes Leben lang bereuen würde.

„Aber manchmal ist es ganz praktisch, wenn die Chemie stimmt“, räumte Ruby ein, „und zwar, wenn man mal sein Liebesleben in Schwung bringen will. Womit wir wieder bei deinem schönen Kapitän wären. Also sag noch mal – warum genau kannst du seine Einladung nicht annehmen?“

„Weil ich mir nicht sicher bin, ob er es wirklich so gemeint hat.“

„Und wieso nicht?“

„Na ja, er hat mich gefragt, ob ich heute Abend mit in seine Stammkneipe ginge, und ich habe Angst bekommen.“ Sie hatte gekniffen, weil Cooper Delaney mehr Mann war, als sie sich in letzter Zeit zugetraut hatte – auf einmal war ihr das sonnenklar. „Und dann musste ich von Bord gehen, weil er zu tun hatte. Aber das war alles ganz locker, wir haben nichts vereinbart oder so.“

Aber auch wenn ihr der Gedanke daran, sich mit ihm zu treffen, durchaus verlockend erschien, hatte sie doch seine versteinerte Miene am Ende nicht vergessen.

„Und, hat seine Stammkneipe einen Namen?“, wollte Ruby wissen.

„Nein, aber er hat mir gesagt, wo sie ist.“

„Großartig. Mehr brauchen wir nicht.“

„Nein?“

„Nein. Und nun hör mir gut zu. Er hat dich gefragt, ob du mit ihm ausgehst. Also wirst du dort hingehen.“

Ellas Körper begann vor Aufregung zu zittern. „Aber was, wenn …“

„Kein Aber. Es wird höchste Zeit, dass du anfängst, dich mit Männern zu treffen. Mit solchen, die interessant genug sind, damit es sich lohnt, überhaupt etwas mit ihren anzufangen.“

„Aber ich glaube nicht …“

„Hast du nicht gehört, dass ich kein Aber hören will?“ Ruby hielt kurz inne, aber nicht lange genug, dass Ella ein vernünftiger Einwand eingefallen wäre. „Und Panik schieben ist ebenfalls verboten. Falls du Angst bekommen solltest, weil dein Kapitän dir zu sexy vorkommt, dann sieh es einfach als Testdurchlauf an. Du musst dringend besser flirten lernen, und er ist das perfekte Übungsobjekt.“

4. KAPITEL

„Sind Sie sicher, dass Sie hier rauswollen, Ma’am? Der Rum Runner ist nichts für Touristen, hier treffen sich eher die Einheimischen. Ich könnte Sie zu einem schönen Lokal in Hamilton bringen, mit Blick auf die Kreuzfahrtschiffe.“

„Nein, hier ist es perfekt. Danke, Earl.“ Ella stieg aus dem Taxi und sah zu der klapprigen Bar am Ende des holperigen Strandwegs hinüber. Eine Lichterkette ließ das aus verwittertem Holz zusammengezimmerte Haus, das etwas windschief auf Stelzen aus dem Wasser ragte, noch zauberhafter wirken.

Vor der Schwingtür standen Gäste, sie rauchten und unterhielten sich, drinnen tanzten Paare zu dem mitreißenden Soca, der bis hier unten zu hören war.

„Und Sie sind sicher, dass das hier das einzige Lokal am südlichen Abschnitt der Half-Moon-Cove ist?“, erkundigte sie sich und reichte Earl, dem Taxifahrer, das Geld für die Fahrt und reichlich Trinkgeld durch das Fenster.

„Mhm.“ Anders als Cooper schien Earl sich über das Trinkgeld zu freuen. Strahlend steckte er es in die Tasche seines Hawaiihemdes. „Das da ist die Bucht.“ Er nickte in Richtung eines breiten Strandes, der sich jenseits der Felsen am Ende der Straße erstreckte. Die palmengesäumte Bucht schimmerte unfassbar romantisch im Mondlicht, sie machte ihrem Namen wirklich alle Ehre. „Hier unten gibt es keine andere Bar.“ Dann zog er eine Visitenkarte aus seiner Hosentasche. „Rufen Sie an, wenn Sie zurückwollen. Hierher verirrt sich kaum ein Wagen.“

Nachdem das Taxi in der Dunkelheit verschwunden war, steckte Ella die Visitenkarte in ihre Handtasche und atmete tief durch.

Ob Cooper hier war oder nicht – sie hatte vor, sich zu amüsieren. Denn es wurde höchste Zeit, dass sie wieder anfing, ihr Leben zu genießen. Sie musste endlich aufhören, sich vor lauter Vorsicht zu langweilen. Bermuda mit seinem wilden, bunten Nachtleben und seinen gut aussehenden Kapitänen war der perfekte Ort, um mal etwas mehr zu wagen.

Rubys gutes Zureden hatte ihr Mut gemacht. Während Ella sich geduscht, gewachst, eingecremt, schön gemacht und einparfümiert hatte, war sie immer zuversichtlicher geworden.

Nach langem Zaudern hatte sie sich dazu durchgerungen, enge Caprijeans, hochhackige Sandalen und ein spitzengesäumte Trägerhemdchen anzuziehen. Ihr widerspenstiges Haar hatte sie locker hochgesteckt und sich dann – Rubys Rat folgend – stärker geschminkt als sonst. Zum Schluss hatte sie ihr Outfit noch mit ihren liebsten Ohrhängern und den bunten Armreifen abgerundet, die sie letzte Woche auf dem Camden Market gekauft hatte. Und während sie sich fertig gemacht hatte, war ihre Angst einer berauschenden Mischung aus Aufregung und Vorfreude gewichen.

Sie ging an den draußen stehenden Gästen vorbei und bahnte sich einen Weg zur Theke. Erst einmal würde sie etwas trinken, und falls Cooper nicht auftauchen sollte, konnte sie jederzeit Earl anrufen und sich ins Hotel zurückbringen lassen. Immerhin würde sie jetzt etwas von der Insel sehen, bevor sie abreiste.

Im Rum Runner herrschte eine ausgelassene, lockere Stimmung, die Ella an Sol’s Salsa Joint in Camden erinnerte. Gemeinsam mit Ruby und ihrem großen Freundeskreis war sie oft freitagabends dort hingegangen. Wegen der Kinder ging Ruby kaum noch aus, und auch die meisten anderen Freunde hatten in den letzten Jahren eine Familie gegründet oder waren weggezogen. Deshalb hatte auch Ella irgendwann aufgehört, ins Sol’s zu gehen. Aber sie tanzte für ihr Leben gern und merkte jetzt erst, wie sehr ihr das wöchentliche Ritual fehlte.

Also fing sie an, ihre Hüften zum Klang der Bläser und dem treibenden Beat zu schwingen, als die Band auf der Bühne im hinteren Teil der Bar die nächste Nummer anstimmte. Strahlend bahnte sie sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch. Sie spürte, wie der Optimismus, der eigentlich immer ein wesentlicher Teil ihrer Persönlichkeit gewesen war, wieder zu ihr zurückkehrte.

Sie schlängelte sich an einem Grüppchen bunt gekleideter Männer an der Bar vorbei und lächelte, als einer von ihnen ihr zuprostete.

„Was soll’s denn sein, Miss?“, fragte der Barkeeper, nachdem es ihr gelungen war, an die Theke vorzudringen. Auf der dunklen Haut seines muskulösen Oberarms leuchtete eine rote Schlangentätowierung.

An der Wand hing eine Tafel mit dem Getränkeangebot. Ella kannte kaum eines davon. „Was würden Sie empfehlen?“

„Für Sie?“ Der melodische karibische Akzent des Mannes passte zu seinen freundlichen hellbraunen Augen. „Da muss es ein Rum Swizzle sein.“

„Klingt super.“ Sie hatte keine Ahnung, was das war, aber heute Abend hatte sie noch etwas vor – sie wollte wieder flirten lernen. Und es klang so, als sei ein Rum Swizzle das perfekte Mittel dafür.

Ein paar Minuten später kam der Barkeeper mit einem großen orangefarbenen Drink zurück, der mit einer Ananasscheibe, einem Stück Apfelsinenschale und einer Maraschinokirsche dekoriert war. Ella nahm einen Schluck, und das intensive Aroma von Rum, Orangensaft und Likör breitete sich in ihrem Mund aus.

„Lecker“, rief sie, um die Musik zu übertönen. „Wie viel bekommen Sie?“

„Nichts.“ Der Barkeeper lächelte. Inmitten seiner strahlend weißen Zähne leuchtete ein Goldzahn. „Der erste Rum Swizzle geht bei mir immer aufs Haus.“

„Ist das hier Ihr Laden?“

Er nickte. „Allerdings.“

Eine Aufwallung von Übermut verstärkte die Wirkung des Rums, und sie hörte Ruby in ihr Ohr flüstern.

Sei vor allem draufgängerisch – flirten macht gleich doppelt so viel Spaß, wenn du die Dinge selbst in die Hand nimmst.

„Kennen Sie einen Cooper Delaney?“

„Coop? Natürlich kenne ich Coop. Was wollen Sie von dem?“ Er klang ein wenig pikiert. „Der Junge macht nichts als Ärger.“

Genau darauf hatte sie gesetzt. Die Vorfreude war noch berauschender als der Rum. Sie trank einen weiteren Schluck von ihrem köstlichen Drink. „Meinen Sie, dass er heute Abend herkommt?“

Der Barkeeper richtete den Blick auf irgendetwas hinter ihr. „Ja, er wird heute Abend hier sein.“

„Sind Sie sicher?“

„Mhm.“ Prüfend sah der Barkeeper sie an.

„Finger weg, Henry. Hör auf, in meinem Revier zu wildern.“

Als sie die tiefe, angenehm vertraute Stimme hörte, wirbelte Ella herum – und ihr stockte der Atem. Cooper Delaney hatte schon heute Morgen in Shorts super ausgesehen, aber jetzt, in einem dunkelblauen Poloshirt und schwarzen Jeans, wirkte er noch viel attraktiver. Plötzlich wurde Ella schwindelig, und sie geriet aus dem Gleichgewicht.

Eine sonnengebräunte Hand packte sie am Unterarm. „Verdammt, Henry, wie viele Gläser von dem Teufelszeug hast du ihr schon gegeben?“

„Nur das eine“, gab der Barkeeper in leicht beleidigtem Ton zurück.

„Ach ja?“

Ella blinzelte. Coopers sonst so gelassene Stimme hatte etwas Gereiztes. Ärgerte er sich über irgendetwas? Und was konnte Henry, der freundliche Barkeeper, dafür?

Cooper knallte ein paar Scheine auf die Bar – so schwungvoll, dass Ella zusammenzuckte. „Das ist für den Rumpunsch, Kollege. Die Frau gehört zu mir.“

Tatsächlich? Na super.

So hatte sie sich das Treffen mit ihm nicht vorgestellt. Die Freude darüber, ihn wiederzusehen, verflog schlagartig, als sich sein Griff um ihren Arm verfestigte. Er bedachte sie mit einem Blick, der nicht vermuten ließ, dass er sich freute, sie zu sehen. „Komm, wir gehen.“

„Aber ich habe noch nicht ausgetrunken.“ Sie drehte sich um und wollte nach ihrem Glas greifen. Doch dazu kam sie nicht, unwillig zog Cooper sie von der Bar weg.

„Du hast genug getrunken.“

Henry zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, Miss. Ich habe ja gesagt, dass der nichts als Ärger macht“, rief er ihnen nach.

„Das hättest du nicht zu bezahlen brauchen“, sagte sie. Mühsam versuchte sie, mit ihm Schritt zu halten, als er sich seinen Weg nach draußen bahnte und sie hinter sich her schleifte. „Henry hat gesagt, das geht aufs Haus.“

„Das glaube ich gern“, knurrte Cooper.

Ein paar Leute grüßten ihn, doch er blieb bei keinem von ihnen stehen, sondern winkte nur kurz und zog Ella weiter. Sobald sie das Gebäude verlassen hatten, drehte er sie zu sich herum. Das Hochgefühl, in das der Swizzle sie versetzt hatte, war verflogen.

„Also, dann mal los.“ Er packte sie an den Armen. Im Zwielicht wirkten seine Züge hart, und Ella kam sich ganz klein vor. „Was machst du hier?“

„Ich …“, fing Ella an, doch plötzlich brachte sie kein Wort mehr heraus.

Er sah nicht irritiert aus wie heute Morgen, als sie auseinandergegangen waren. Stattdessen wirkte er wütend. Ihr wurde klar, dass sie einen Riesenfehler gemacht hatte – sie war hergekommen, obwohl er das nicht wirklich gewollt hatte.

„Denn wenn du nur hergekommen bist, um mir noch mal eins reinzuwürgen, dann nur zu. Obwohl das nicht nötig wäre – ich hab schon beim ersten Mal verstanden. Das war ja klar und deutlich.“

Eins reinwürgen? Wie bitte?

Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. „Ich gehe jetzt lieber.“

Auf Nummer sicher zu gehen mochte öde sein, aber zumindest geriet man so nicht in Situationen wie diese.

Wehmütig drehte sie sich zum Rum Runner um, aus dem fröhliche Tanzmusik in die Nacht hinausdrang. Wie sehr sie sich vor fünf Minuten noch auf einen aufregenden Abend in der Bar gefreut hatte! Doch als sie an ihm vorbeigehen wollte, hielt er sie auf.

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Die Liebesaffäre der preisgekrönten Autorin Heidi Betts mit dem Romance-Genre begann schon in der Grundschule, als sie sich in Liebesromane anstatt in ihre Hausaufgaben vertiefte. Es dauerte nicht lange, bis sie den Entschluss fasste, eigene Romane zu schreiben. Ihr erstes Buch wurde vom Dorchester Verlag im Jahr 2000 veröffentlicht, gefolgt...
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