Pech im Spiel, Glück in der Liebe?

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Pech im Spiel, Glück in der Liebe?Ausgerechnet Jax Monroe! Der erste Kunde, den Cleo in ihrem neuen Job in Las Vegas betreut, ist kein Unbekannter für sie. Als Teenager war sie unsterblich in ihn verliebt. Jetzt ist Jax faszinierender denn je. Und so sexy! Doch er hat ein gefährliches Geheimnis …


  • Erscheinungstag 27.06.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751529853
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Danke, dass Sie mir diese Chance geben, Mr Burns. Sie werden es nicht bereuen“, versicherte Cleo ihrem Chef mit geübtem Lächeln.

Und ich hoffentlich auch nicht, fügte sie im Stillen hinzu.

Endlich hatte sie dieses unangenehme Gespräch hinter sich gebracht! Erleichtert rauschte Cleo aus dem Büro – so schnell, dass sie fast vergessen hätte, die Tür hinter sich zu schließen.

Im Lift nach unten war Cleo einen Moment für sich allein. Sie lehnte sich an die Wand und atmete tief durch.

Schritt eins war gemacht. Sie hatte den Job – zumindest auf Probe.

Jetzt kam der zweite Schritt: Sie musste dem höchst skeptischen Mr Burns beweisen, dass sie der Herausforderung gewachsen war. Das Glamour Hotel und Kasino gehörte zu den luxuriösesten Etablissements in Las Vegas. Und Cleo sollte von nun an dabei mitwirken, dass möglichst viele der superreichen Spieler ihr Geld genau an diesem Ort ausgeben wollten.

Nach einem Blick auf ihr Spiegelbild zog sie ihr selbst geschneidertes gelbes Kleid zurecht, das ein bisschen tiefer ausgeschnitten war, als sie es mochte. In der Buchhaltung war es ziemlich egal gewesen, was sie bei der Arbeit trug, aber im Publikumsbereich des Kasinos war das natürlich anders!

Es war nicht das ausgefallenste Stück, das sie jemals entworfen hatte, trotzdem hatte sie sich heute Morgen kurz gefragt, ob sie es anziehen solle. Die Komplimente ihrer Kollegen hatten ihr dann diesen Zweifel genommen. Zumindest bis zu ihrem Gespräch vorhin …

Doch was ihre Zweifel wegen des neuen Jobs betraf: Jetzt war es definitiv zu spät, es sich anders zu überlegen. Die Würfel waren gefallen. Ich werde Erfolg haben, schwor Cleo sich.

Schließlich stand ihre Zukunft auf dem Spiel. Wenn das Arrangement nicht funktionierte, würde sie nicht mehr in Las Vegas bleiben können – und nach Wyoming gab es auch kein Zurück mehr!

Die Türen des Lifts glitten auseinander und gaben den Blick auf den sanft erhellten Raum mit den Spielautomaten frei, in dem die blinkenden Lichter an den Maschinen die Gäste verlockten, ihr Glück zu versuchen und ein Vermögen zu gewinnen. Oder zu verlieren.

Hier gab es keine Fenster und keine Uhren, was eine Atmosphäre der Zeitlosigkeit schuf. Stunden wirkten wie Minuten und umgekehrt. Das wusste Cleo aus eigener Erfahrung, seit sie bei ihrer Schulung für den neuen Job als Kasinohostess in diesem Stockwerk gearbeitet hatte.

Am Würfeltisch erklang ein anfeuernder Ruf. Anscheinend hatte dort jemand eine Glückssträhne. Vielleicht ist heute ja auch mein Glückstag, dachte Cleo hoffnungsvoll.

Bisher hatte der wichtige Gast, den sie exklusiv betreuen sollte, noch nicht im Hotel eingecheckt. Mr Burns wollte ihn höchstpersönlich in Empfang nehmen und sie dann benachrichtigen, wenn sie gebraucht wurde.

Ihr Job bestand darin, für die Zufriedenheit des Kunden zu sorgen, sei es, indem sie ihm einen Platz am Spieltisch reservierte, ihm beim Essen Gesellschaft leistete oder ihm Tickets für Shows besorgte, die er zu sehen wünschte. Das Wichtigste war allerdings, ihm Ungestörtheit zu gewährleisten. Ihr erster Klient hatte mehr als die übliche Diskretion verlangt. Nicht einmal sie wusste, wie er hieß. Sie wusste nur, dass er am liebsten Blackjack spielte.

Da sie in Reichweite bleiben wollte, ging sie zu dem kleinen Café im Foyer, um sich einen Cappuccino zu gönnen. Eine große Gruppe von Gästen, die aufs Einchecken warteten, blockierte allerdings ihren Weg. Die Leute in der Schlange waren ungeduldig und murrten laut.

Cleo stellte fest, dass am Tresen nur eine von den drei Rezeptionistinnen stand, die Dienst hatten, und zwar Lynn. Sie war erst seit Kurzem angestellt und noch völlig unerfahren. Warum hatte man sie allein gelassen?

„Da muss irgendwo ein Fehler passiert sein“, sagte der Mann, der vorn am Tresen stand, frustriert zu Lynn.

Ich kenne die Stimme, aber woher? dachte Cleo flüchtig.

Ein Blick durch die Halle sagte ihr, dass niemand da war, der beim Einchecken einspringen konnte. Also übernahm sie die Rolle der Helferin und ging an der Reihe der Wartenden vorbei auf den Empfangstresen zu.

„Prüfen Sie das noch mal!“, forderte der Mann. „Die Reservierung ist für Joe Smith.“

„Ich kann den Namen in unserem Computer nicht finden“, erklärte Lynn kleinlaut.

„Dann rufen Sie jemand, der sich auskennt.“ Nun klang er entnervt.

Während Lynn hektisch versuchte, per Telefon jemand aufzutreiben, der alles ins Lot brachte, trat Cleo hinter den aufgebrachten Gast, der konzentriert auf den Computerbildschirm schaute. Ihr Blick glitt über seine breiten Schultern, die schmale Taille, den knackigen Po in den engen Jeans. Als Cleo bewusst wurde, wohin sie sah, lenkte sie ihren Blick schnell wieder nach oben.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte Cleo höflich.

Der Mann richtete sich auf und ließ einen abschätzenden Blick über sie gleiten. Ein seltsam erregendes Prickeln überlief sie. Anscheinend hatte sie sich in letzter Zeit zu sehr auf die Probleme mit ihrer Familie und ihrem Job konzentriert. Es war Jahre her, dass ein Mann eine solche Wirkung auf sie ausgeübt hatte. Genauer gesagt, seit …

Jax Monroe!

Der Blick aus seinen kühlen graublauen Augen traf Cleo bis ins Mark. Plötzlich kamen ihr das Klingeln der Automaten und das aufgeregte Schwatzen in der Lobby weit entfernt vor. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf ein Zeichen des Wiedererkennens bei Jax, aber es kam keins. Kein Lächeln, keine Umarmung. Gar nichts.

„Hallo, Jax“, begrüßte sie ihn. „Du machst, wie ich sehe, immer noch Wirbel.“

Eingehend betrachtete er ihr Namensschild am Ausschnitt – und brauchte dazu länger als nötig. Oder bildete sie sich das nur ein?

„Es ist noch gar nicht so lange her, Jax! Du musst mich doch wiedererkennen!“

Natürlich hatte sie sich verändert. Er ja auch. Früher hatte er lange Haare gehabt, jetzt waren sie streichholzkurz. Es juckte sie in den Fingern, über die coolen Stoppeln zu streichen! Außerdem war er ziemlich blass, nicht sonnengebräunt wie damals, als sie beide die meiste Zeit im Freien verbracht hatten.

Natürlich hatte er noch die kleine Narbe am Kinn, die man nur bei genauem Hinsehen entdeckte. Sie erinnerte sich noch, wie es dazu gekommen war: Beim Fischen am Fluss hatte Jax herumgealbert, war ausgerutscht und hatte sich auf den Steinen das Kinn blutig geschlagen.

Ja, sie beide waren praktisch zusammen aufgewachsen, obwohl er fünf Jahre älter war als sie. Hope Springs in Wyoming war ein kleiner Ort. Es war großartig, jetzt jemand von dort zu sehen! Schon lange war sie nicht mehr nach Hause gefahren, denn der letzte Besuch war ein wahrer Albtraum gewesen.

„Jax, hör auf, so zu tun, als hättest du mich vergessen, wo ich dir doch als Mädchen ständig nachgelaufen bin“, bat sie.

„Ich denke, Sie verwechseln mich“, erwiderte er kühl und drehte sich weg.

Verwechseln? Auf keinen Fall! Diese Augen würde sie überall erkennen. Sie waren noch immer in der Lage, ihr Herz schneller schlagen zu lassen.

Jax konnte sie nicht vergessen haben. Sie hatte als Teenager für ihn „megamäßig“ geschwärmt und gemeint, dass die Sonne um ihn herumkreiste. Sie hätte alles Mögliche für ihn getan. Besser gesagt, das hatte sie tatsächlich. Sie hatte sogar für ihn gelogen. Aber damit war es jetzt vorbei.

„Hör auf, so zu tun, als würdest du mich nicht kennen“, begann Cleo kühl. „Wir müssen reden und …“

„Nein, das müssen wir nicht“, unterbrach er sie leise.

„Dein Name ist Jax Monroe, du bist aus Hope Springs in Wyoming und …“

„Stopp!“ Er wandte sich ganz zu ihr zurück. „Sie wollen es einfach nicht gut sein lassen, richtig?“

Sie verschränkte die Arme und nickte energisch. Als mit einem Mal seine Augen aufleuchteten, wurde Cleo bewusst, dass ihre neue Körperhaltung prekäre Folgen hatte: Ihre verschränkten Arme drückten ihre Brüste nach oben wie ein Push-up-BH – und das Kleid war ziemlich tief ausgeschnitten. Am liebsten hätte sie die Arme wieder runtergenommen, doch ihr Stolz ließ das nicht zu. Sollte Jax ihr doch ins Dekolleté starren! Vielleicht wurde ihm dann klar, was ihm entgangen war. Damals, als er ihren unbeholfenen Kuss einfach ignoriert hatte und ohne einen Blick zurück einfach aus der Stadt gezogen war …

Jax konnte den Blick nicht von Cleo losreißen. Sie hatte sich in den vergangenen zwölf Jahren von einem schlaksigen Teenager zu einer hinreißenden Frau entwickelt, mit perfekten Rundungen an genau den richtigen Stellen. Und ihr seidenweiches honigblondes Haar! Er konnte sich kaum davon abhalten, mit seinen Fingern durch ihre herrlichen Locken zu fahren!

Wenn er geahnt hätte, dass sie einmal so heiß aussehen würde, hätte er vielleicht überlegt, nach Hope Springs zurückzukehren. Cleo war damals unsterblich in ihn verschossen gewesen, das hatte das ganze Städtchen gewusst. Aber dann erinnerte er sich daran, wie jung Cleo gewesen war – viel zu jung für ihn.

Das war sie jetzt nicht mehr, doch es gab offensichtlich Dinge an ihr, die sich leider nicht geändert hatten. Sie sagte immer noch geradeheraus, was sie dachte, egal, ob Zeit, Ort und Zuhörer passten.

Warum bloß hatte er gedacht, er könne in Las Vegas untertauchen? Er hatte gehofft, als ein Spieler unter so vielen wäre er unauffällig wie ein Sandkorn am Strand. Aber offensichtlich hätte er besser in New York bleiben sollen bis zu seiner Zeugenaussage. Andererseits, er hatte seine Wahl getroffen. Nun war er hier und freute sich schon darauf, zu testen, ob das Glück ihm noch treu war.

Erst einmal sollte er sich aber darum kümmern, dass Cleo nicht verriet, wer er wirklich war. Am liebsten hätte er ihr die Hand auf die weichen rosigen Lippen gepresst.

Noch lieber würde er sie mit einem Kuss zum Verstummen bringen … Aber dann würde sie ihn bestimmt ohrfeigen. Wer hätte gedacht, dass sich die kleine Schwester seines besten Freunds zu einer so verführerischen Frau entwickeln würde?

Jax lächelte, als er daran dachte, wie Cleo damals ausgesehen hatte. Knubbelige Knie, Sommersprossen, Pferdeschwanz. Zahnspange. Jetzt war sie … einfach bildschön.

Cleo musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Amüsiere ich dich?“

„Mich? Nein.“ Mühsam versuchte er, einen klaren Gedanken zu fassen. „Ich entnehme Ihrem Namensschild, dass Sie hier arbeiten, Miss Sinclair.“

Sie runzelte die Stirn. „Was ist denn los? Bist du betrunken?“

„Natürlich nicht!“, erwiderte er rasch.

Als Kind hatte er die Alkoholsucht seines Vaters miterlebt – und die erfolglosen Bemühungen seiner Mutter, etwas daran zu ändern. Jax hatte sich geschworen, niemals in die Fußstapfen seines Vater zu treten.

„Warum nennst du dich Joe Smith?“, wollte Cleo jetzt wissen.

„Lass uns da drüben reden.“ Er wies auf das Ende des Tresens, außerhalb der Hörweite der anderen Gäste.

„Na gut.“ Sie folgte ihm. „Ich weiß nicht, was das Spielchen soll, aber ich lasse nicht zu, dass du hier Ärger machst.“

„Nicht so laut“, bat Jax, obwohl niemand an ihnen interessiert zu sein schien. „Ich gebe dir mein Ehrenwort, dass ich hier nichts Schändliches vorhabe.“

„Das soll ich dir glauben? Ich habe dir Rückendeckung gegeben, als du das Schulmaskottchen geborgt hast und bei vielen anderen von deinen Streichen. Ich weiß, welchen Ärger du machen kannst.“

„Cleo, du musst mir vertrauen!“

„Sagt wer?“

Die kleine Cleo hatte definitiv Mumm entwickelt. Gut für sie. Es war auch gut, zu wissen, dass sie offensichtlich nicht mehr für ihn schwärmte. Das Letzte, was er in dieser kritischen Phase seines Lebens brauchte, waren zusätzliche Komplikationen.

Sie stupste ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Du führst doch was im Schilde! Ich möchte wissen, was es ist. Als Erstes erklär mir mal, was es mit deinem falschen Namen auf sich hat.“

„Lass es einfach auf sich beruhen“, verlangte Jax von ihr.

„Ich kann nicht beide Augen zudrücken. Wir sind keine Kinder mehr. Ich arbeite hier, und ich kann nicht zulassen, dass du meine Stellung gefährdest.“ Mit jedem Wort wurde ihre Stimme eindringlicher. „Wenn du dich umdrehst und verschwindest, können wir beide vergessen, dass wir uns heute getroffen haben.“

Er bezweifelte, dass er jemals vergessen könnte, wie atemberaubend sexy sie jetzt aussah. Und es kam gar nicht infrage, dass er verschwand. Er hatte dasselbe Recht wie alle anderen, sich hier aufzuhalten.

Cleo straffte die Schultern und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Falls sie damit versuchte, irgendwie einschüchternd auszusehen, gelang es ihr nicht. Im Gegenteil: Sie wirkte bezaubernd.

„Also geh endlich! Sonst muss ich den Sicherheitsdienst rufen“, drohte sie.

„Das würdest du einem alten Freund nicht antun, oder?“

„Vor wenigen Minuten hast du mich nicht mal gekannt“, konterte sie.

Jax fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Der Urlaub in Las Vegas war ihm wie eine gute Idee vorgekommen, als in New York die Anrufe angefangen hatten, bei denen sich niemand meldete. Dann waren die Briefe gekommen, in denen er gewarnt wurde, als Zeuge aufzutreten. Was gab es Besseres, hatte er gedacht, als sich in einer Menge um einen Blackjacktisch zu verlieren?

Die Behörden hatten seine Konten bis nach dem Prozess eingefroren. Seither vermisste er die Hektik des Aktienmarktes und die damit verbundenen Adrenalinschübe. Von Las Vegas hatte er sich ein ähnliches Hochgefühl erhofft wie von erfolgreichen Spekulationen, nämlich das Gefühl, wirklich zu leben, anstatt von einem medizinischen Test zum nächsten nur zu existieren.

Kaum hatte sein Arzt ihm grünes Licht gegeben, hatte er das Ticket gebucht. Und das Hotel. Es war bloß eine Vorsichtsmaßnahme, dass er hier unter falschem Namen abstieg.

Wie viel von all dem konnte er Cleo erzählen? Wenn sie ihm doch nur einfach vertrauen würde … der alten Zeiten wegen.

„Was ist hier los?“, fragte plötzlich ein kleiner rundlicher Mann in dezentem Anzug und kam auf sie zu. „Wollen Sie wichtige Gäste des Hotels mitten in der Lobby einem Verhör unterziehen, Miss Sinclair?“

Geschockt sah Cleo von einem Mann zum anderen. „Aber er ist …“

„Der Klient, um den Sie sich in den nächsten Tagen kümmern sollen“, erklärte der kleine Dicke. Er streckte seine Hand aus. „Guten Tag, Mr Smith, ich bin Mr Burns, wir haben schon telefoniert. Wollen wir uns nicht an einem weniger belebten Ort unterhalten?“

Er führte sie durch einen Flur in ein leeres Büro.

„Anscheinend ist hier etwas schiefgegangen“, meinte Mr Burns. „Ich kümmere mich sofort darum, dass Sie eine andere Hostess zugeteilt bekommen, Mr Smith.“

2. KAPITEL

Das darf doch wohl nicht wahr sein! dachte Cleo. Ausgerechnet Jax war ihr erster wichtiger Klient!

Wie hätte sie das ahnen sollen? Als sie ihm das letzte Mal begegnet war, hatte er keinen Cent in der Tasche gehabt. Jetzt war er eine große Nummer in Las Vegas? Wie kam das?

Sie blickte von einem Mann zum anderen. Beide schienen sie gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Dachten die etwa, sie könnten über ihre Zukunft entscheiden, ohne sie zu fragen? Oh nein, das kam gar nicht infrage.

„Sie brauchen keine andere Hostess zu suchen“, begann sie, und beide Männer wandten sich ihr zu. „Mr Burns, Sie haben missverstanden, was Sie da eben gehört haben. Er und ich sind alte Freunde.“

Ihr Boss blickte fragend zu Jax. „Stimmt das?“

Na los, bestätige es, flehte Cleo im Stillen und sah Jax bittend an. Immerhin war er ihr von früher her den ein oder anderen Gefallen schuldig.

Lastendes Schweigen breitete sich aus.

„Wir kommen aus derselben kleinen Stadt in Wyoming“, erklärte sie ihrem missbilligend dreinsehenden Boss.

„Aha. Sind Sie zu Leuten aus Ihrem Heimatort immer so feindselig, Miss Sinclair?“

„Ich habe ihn nicht …“

„Ich weiß, was ich gehört habe“, fiel er ihr ins Wort. „Das reicht. Um Sie kümmere ich mich später. Warten Sie in meinem Büro auf mich.“

Cleo hasste es, wie ein Kind weggeschickt zu werden, aber sie wollte nicht alles noch schlimmer machen. Konnte es überhaupt schlimmer werden? Bestimmt würde Mr Burns sie entlassen. Sie hatte keinen ganzen Tag in ihrem neuen Job gearbeitet und wurde schon gefeuert.

Während sie langsam auf die Tür zuging, dachte Cleo an ihre Familie. Schon bevor sie von den finanziellen Schwierigkeiten wusste, hatte sie von der sterbenslangweiligen Buchhaltung in den Kundenbereich des Kasinos wechseln wollen. Schließlich hatte sie damals nicht die Ranch verlassen, auf der sie sich immer so isoliert gefühlt hatte, um dann in einem fünf Quadratmeter großen Büroverschlag zu landen, mutterseelenallein und zum Schweigen verurteilt.

Kurts Anruf war völlig unerwartet gekommen. Er war der Erste aus ihrer Familie gewesen, der sich nach dem Begräbnis ihres Vaters bei Cleo gemeldet hatte. Sie hatte sich riesig gefreut – bis zu dem Moment, als ihr großer Bruder ihr den Grund für seinen Anruf nannte. Es ging ihm gar nicht darum, den Bruch zu kitten. Vielmehr informierte er sie, dass die Ranch in den roten Zahlen steckte. Und zwar hauptsächlich wegen der Hypothek, die aufgenommen worden war, um Cleos Studium zu finanzieren.

Kurt hatte gemeint, sie wolle jetzt vielleicht helfen, das Erbe zu retten.

Die schlechten Neuigkeiten hatten Cleo wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Niemals hätte sie gedacht, dass die Familie Geldprobleme haben könnte. Und auch an dieser Familientragödie sollte jetzt sie schuld sein? Den Vorwurf wollte sie nicht auf sich sitzen lassen. Also beschloss sie, den wesentlich besser bezahlten Job als Kasinohostess anzustreben.

Und den sollte sie jetzt los sein, bevor sie ihn überhaupt angefangen hatte?

Nein! Sinclairs gaben niemals auf.

Ihr Großvater hatte ihr das beigebracht, als sie das erste Mal von ihrem Pferd abgeworfen worden war. Wenn man sein Ziel erreichen wollte, musste man sofort wieder in den Sattel steigen und weiterreiten.

Eine Hand bereits an der Türklinke, drehte Cleo sich entschlossen um. „Sie haben recht, Mr Burns, mein Bekannter und ich hatten eine Meinungsverschiedenheit“, erklärte sie mutig. „Ich hatte keine Ahnung, dass er der Vorzugsgast ist. Ich dachte, er wäre …“

„… hier, um im Auftrag ihres Bruders zu sehen, ob es ihr gut geht“, mischte Jax sich unerwartet ein.

Es überraschte Cleo, dass er plötzlich für sie in die Bresche sprang. Warum tat er das? Aber diese Frage musste warten. Momentan war es wichtiger, seine Behauptung zu bestätigen.

„Genau“, stimmte sie zu. „Ich wollte nicht, dass er meiner Familie berichtet, was ich hier treibe.“

Mr Burns wirkte amüsiert. „Lassen Sie mich raten, Miss Sinclair: Ihre Familie weiß nicht, dass Sie in einem Kasino arbeiten, und würde es absolut nicht gutheißen. Richtig?“

Diesmal brauchte sie nicht zu lügen. „Ja. Meine Leute haben sehr altmodische Ansichten.“

Nun wandte Mr Burns sich wieder an Jax. „Da bleibt nur noch die Frage, ob ich Ihnen eine andere Hostess zuteilen soll, Mr Smith?“

Jax rieb sich das Kinn. „Nein, danke. Cleo und ich werden jetzt bestens miteinander auskommen.“

„Gut, wenn Sie das so wollen, bleibt Cleo Ihre Hostess“, gab Mr Burns nach und reichte ihm die Schlüsselkarte für die Tür. „Ich habe Sie in unserem exklusivsten Bungalow untergebracht, wo Sie bestimmt die Zurückgezogenheit finden, an der Ihnen so viel liegt. Cleo wird Ihnen den Weg zeigen. Brauchen Sie sonst noch etwas?“

„Nicht im Moment, danke. Wenn sich etwas ergibt, wird sich Cleo sicher ausgezeichnet darum kümmern.“

Mr Burns nickte. „Ansonsten wissen Sie ja: Anruf genügt!“

Die beiden Männer schüttelten sich die Hand.

Als Mr Burns an Cleo vorbeiging, zischte er ihr leise zu: „Noch so ein Ausrutscher und Sie fliegen.“

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Mr Burns hatte es auf sie abgesehen, seit sie – ganz zu Anfang ihrer Tätigkeit in der Buchhaltung – bei seiner Spesenabrechnung auf eine Unregelmäßigkeit hingewiesen hatte.

Ihrem Aufstieg zur Hostess hatte er gerüchteweise nur deshalb zugestimmt, weil es sich dabei um ein Alles-oder-nichts-Arrangement handelte. Entweder glückte es ihr, zahlungskräftige Kunden dazu zu bringen, ihr Geld im Glamour Hotel und Kasino auszugeben, oder sie saß auf der Straße. Und ohne ein Empfehlungsschreiben würde niemand in Las Vegas ihr eine zweite Chance geben.

„Keine Sorge, ich werde dafür sorgen, dass es unserem Gast an nichts fehlt“, versicherte Cleo.

Als die Tür hinter Mr Burns ins Schloss gefallen war, wandte Cleo sich ihrem alten Freund zu.

„Danke, Jax“, brachte sie widerstrebend über die Lippen.

„Gern geschehen“, erwiderte er. „Warum hat Kurt eigentlich nie erwähnt, dass du in Las Vegas arbeitest?“

„Du hast mit Kurt gesprochen?“, hakte sie beunruhigt nach.

Er nickte. „Wir sind in Verbindung geblieben, seit ich aus Hope Springs weg bin.“

Das hörte sie zum ersten Mal. Dabei hatte sie sich mit Kurt doch immer besser verstanden als mit ihren anderen drei Brüdern, auch wenn er fünf Jahre älter war als sie.

„Seltsam, dass er dich seit damals nie erwähnt hat“, meinte sie herausfordernd.

„Vielleicht hielt er es für besser so. Er war nie begeistert darüber, dass du in mich verknallt warst“, erwiderte er sarkastisch.

Cleo merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. „Das ist doch eine Ewigkeit her. Damals war ich fast noch ein Kind, jetzt bin ich erwachsen.“

„Glaub mir, das ist mir auch schon aufgefallen.“

Seine Anspielung verstärkte Cleos Verwirrung nur noch mehr. Warum bloß konnte Jax sie noch immer derartig aus der Fassung bringen? Sie fand ihn jetzt sogar noch faszinierender als damals. Und so sexy! Sein Lächeln ließ noch immer ihre Knie weich werden.

„Lassen wir die Vergangenheit ruhen“, schlug sie bemüht sachlich vor. „Soll ich dich jetzt zu deinem Bungalow begleiten?“

„Hör mal, Cleo, ich will dich nicht in noch mehr Schwierigkeiten mit deinem Boss bringen, aber das Arrangement kann nicht funktionieren. Egal, wie du es ihm beibringst, du kannst einfach nicht meine Hostess sein.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Oder noch besser: Sag ihm nichts und betreue mich nur aus der Distanz.“

„Das geht nicht. Du bist einer der lukrativsten Gäste des Kasinos. Wenn ich nur so tue, als ob ich dich betreue, finden die im oberen Management das sofort raus und beschuldigen mich, meine Pflichten zu vernachlässigen.“

„Ich brauche keinen Babysitter!“ Jax runzelte die Stirn. „Ich will hier nur einen ungestörten Urlaub verbringen.“

Autor

Jennifer Faye
Die preisgekrönte Autorin Jennifer Faye schreibt unterhaltsame zeitgenössische Liebesromane. Mit mehr als einer Million verkaufter Bücher ist sie eine international erfolgreiche Autorin, deren Romances in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden. Einige ihrer Werke wurden bereits verfilmt. Wenn sie nicht gerade an ihrem nächsten Liebesroman tüftelt, kann man sie...
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