Pikanter Flirt mit dem Milliardär

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Lass dich niemals mit einem Passagier ein! Animateurin Delilah weiß, dass sonst ihr Job auf dem Kreuzfahrtschiff in Gefahr ist. Doch als sie in Daniels betörend grüne Augen blickt, wird sie schwach. Wie groß ist der Schock, als sie erfährt: Daniel ist gar kein Tourist, sondern ihr neuer Chef! Er hat sich inkognito auf die Passagierliste setzen lassen, um den Luxusliner besser bewerten zu können! Verständlich, dass Delilah entsetzt reagiert. Aber nicht nur die Sorge um ihre berufliche Zukunft macht ihr zu schaffen, die Nacht mit dem sexy Millionär hat weitere unerwartete Folgen ...


  • Erscheinungstag 25.10.2016
  • Bandnummer 2255
  • ISBN / Artikelnummer 9783733707088
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Was für ein perfekter Tag.

Daniel De Angelis stieg aus der angenehmen Kühle seiner Limousine und zog die Sonnenbrille ab, um die Schönheit seiner Umgebung in sich aufzunehmen. Die Sonnenstrahlen ließen das ruhige, türkisfarbene Wasser der Ägäis glitzern wie ein Meer aus Diamanten. Ein herrlicher Anblick.

Er war bisher noch nie auf Santorini gewesen, daher nahm er sich ein paar Minuten, um das Panorama zu genießen. Vor ihm, im Hafen, sah er bereits das Objekt seiner Begierde, das er zu einem Schnäppchenpreis zu erstehen gedachte: ein prächtiges Kreuzfahrtschiff, das fantastisch in seine ohnehin schon beachtliche Sammlung passte.

Es sah perfekt aus, doch dabei war es nichts mehr als eine pure Illusion. Die Reederei, die dahintersteckte, stand kurz vor dem Bankrott. Daniel wusste bis auf den letzten Cent, welche Verluste das Schiff in den vergangenen fünf Jahren eingefahren hatte. Er verfügte über Informationen darüber, wie viel von dem Schiff der Bank gehörte, was die Angestellten verdienten und wie weit die Fahrpreise reduziert worden waren, in dem verzweifelten Versuch, neue Gäste anzusprechen.

Wie bei allen geplanten Geschäften zahlte es sich stets aus, wenn man seine Hausaufgaben machte. Sein Bruder Theo mochte seine extravagante Anschaffung als Spielzeug bezeichnen – etwas, mit dem er sich für ein paar Monate beschäftigen konnte. Doch es handelte sich um ein relativ kostspieliges Spielzeug, und Daniel war bereit, jeden Kniff und jeden Trick zu nutzen, um sicherzustellen, dass er am Ende einen guten Deal abschloss.

Der Gedanke an seinen Bruder ließ seine Mundwinkel zucken. Wer hätte gedacht, dass Theo De Angelis eines Tages heiraten würde? Daniel konnte es noch immer nicht fassen. Wenn er nicht mit eigenen Ohren gehört hätte, wie sein Bruder überschwänglich von den Freuden der Liebe schwärmte, er hätte es als Scherz abgetan.

Er selbst hatte gerade erst seine letzte Bekanntschaft abgesägt, weil die Gute für seinen Geschmack ein bisschen zu anhänglich geworden war. Und um das zu feiern, erwartete ihn am Ende seiner Reise mit dem Kreuzfahrtschiff eine kleine sexy Blondine.

Alles in allem würde es mehr Urlaub als Arbeit sein, und da er sich schon verflixt lange keine Auszeit mehr gegönnt hatte, war er deswegen in Hochstimmung.

„Sir?“, unterbrach der Chauffeur seine Gedankengänge. „Vielleicht sollten wir weiterfahren, damit wir das Schiff rechtzeitig erreichen. Es wird schon recht bald auslaufen …“

„Was für eine Schande“, wandte Daniel sich an seinen Angestellten, den er eigens vom anderen Ende der Welt mit hergebracht hatte. „Ich habe das Gefühl, Santorini könnte genau der richtige Ort für mich sein. Ein hübsches kleines Hotel irgendwo an der Küste … Sich entspannt zurücklehnen und relaxen …“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie dazu in der Lage sind, Sir.“

Daniel lachte. Neben seinem Bruder und seinem Vater gehörte Antonio Delgado zu den wenigen Menschen, die sein absolutes Vertrauen genossen. Und wenn er ganz ehrlich war, wusste sein Fahrer sogar mehr über sein Privatleben als Theo.

„Stimmt“, sagte er und öffnete die Wagentür. Dann ließ er sich auf die mit Leder bezogene Rückbank gleiten. „Der Gedanke gefällt mir trotzdem irgendwie.“

Doch die Wahrheit war, dass es ihm einfach keinen Spaß machte, mit einem Margarita in der einen und einem Buch in der anderen Hand am Pool zu sitzen. Er entspannte sich manchmal im Fitnessstudio oder beim Skifahren, am häufigsten aber im Bett. Und all seine Frauenbekanntschaften entsprachen dem gleichen Typ.

Klein, blond, sexy und sehr, sehr zuvorkommend.

Zugegebenermaßen war keine von ihnen lange aktuell geblieben, aber so war das wohl bei Männern, deren Fokus vorrangig auf dem Job lag. Daniel liebte sein Leben so, wie es war: hektisch und riskant. Er hatte – ebenso wie Theo – von dem Hintergrund einer wohlhabenden Familie profitiert. Doch ihnen beiden hatte ihr Vater, Stefano De Angelis, einen Teil des Familienvermögens übertragen, mit der Aussage, dass sie lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen. Das Geld war ihr Startkapital, und es hieß, entweder erfolgreich zu sein oder zu scheitern. Theo und er hatten sich als überaus fähige Geschäftsmänner erwiesen.

Daniel hatte die Unterhaltungsindustrie im Sturm erobert, dabei klein angefangen, um rasch immer größer und größer zu werden. Und nun, mit noch nicht einmal dreißig Jahren, gehörten ihm Hotels, Casinos und Restaurants überall in Australien und im Fernen Osten.

Er hatte so viel Geld verdient, dass er sich den Rest seines Lebens bequem zurücklehnen konnte. Doch die Arbeit war seine Leidenschaft, und genauso gefiel es ihm. Der Kauf, den er im Augenblick gerade anstrebte, war wieder einmal etwas Neues und Interessantes.

„Denk bitte daran, mich ein Stück weit vom Hafen entfernt abzusetzen“, erinnerte er Antonio.

„Es ist brütend heiß, Sir. Wenn ich Sie direkt bis zum Schiff fahre, können Sie die Klimaanlage noch bis zum letzten Moment genießen.“

„Die Hitze wird mich schon nicht umbringen, Antonio.“ Er grinste. „Es ist wichtig, dass ich das Kreuzfahrtschiff wie jeder andere Passagier betrete. Aus einer Limousine samt Chauffeur zu steigen gehört nicht zum Plan.“

Er hatte vor, das Schiff inkognito auszukundschaften. Der Kahn hatte in den vergangenen Jahren nicht einen Dollar Umsatz gemacht, und er wollte herausfinden, wo genau die Probleme lagen. Schlechtes Management? Eine träge Crew und Inkompetenz auf allen Ebenen? Er würde ein paar Tage lang alles analysieren und sich Notizen darüber machen, wen er feuern und wen er eventuell in sein neues Team übernehmen würde.

Fünf Tage. Das war in etwa das Zeitfenster, das er im Sinn hatte. Er erwartete keinerlei Probleme und hatte große Pläne für den Ozeanriesen. Die Zeiten von uninspirierten Aktivitäten und langweiligen Landgängen, während an Bord unterirdisch schlechtes Essen an Passagiere serviert wurde, die für das bisschen, was sie für den Trip bezahlten, nicht mehr erwarten konnten, würden schon bald vorüber sein.

Er würde dieses Kreuzfahrtschiff in einen schwimmenden Palast für die reiche Elite verwandeln, die ein Vermögen dafür bezahlte, sich von einem Golfplatz der Welt zum nächsten schippern zu lassen. Über die genauen Zwischenstopps wollte er sich Gedanken machen, sobald der Verkauf unter Dach und Fach war. Daran, dass er den Deal mit Erfolg abschließen würde, zweifelte Daniel keine Sekunde.

Er hatte noch nie versagt, und er würde auch jetzt nicht damit anfangen.

Als er den Hafen erreichte, trug er einen schäbigen alten Rucksack über eine Schulter geschlungen, den er eigens für diesen Einsatz besorgt hatte. Er ließ seinen geübten Blick über die bunt zusammengewürfelte Crew schweifen, die auf das Schiff zustrebte.

Schon von Weitem konnte er deutlich sehen, in was für einem erbärmlichen Zustand sich das Schiff befand. Wie hatte Gerry Ockley es bloß geschafft, diese potenzielle Goldmiene, die er von seinem schwerreichen Vater geerbt hatte, innerhalb kürzester Zeit in einen derart abgehalfterten Kahn zu verwandeln? Kein Pirat, der irgendetwas auf sich hielt, würde diese schwimmende Katastrophe entern wollen!

Nun, der Fairness halber musste Daniel gestehen, dass es insgesamt acht Jahre gedauert hatte, es in Grund und Boden zu wirtschaften. Er begriff allerdings nicht, warum in der Zwischenzeit nicht irgendjemand – ein Bankmanager, ein guter Freund oder eine besorgte Ehefrau – die Reißleine gezogen und versucht hatte, Ockley einen Schubs in die richtige Richtung zu geben.

Das Kreuzfahrtschiff war dazu ausgelegt, bequem zweihundertfünfzig Passagiere unterzubringen, dazu noch die benötigte Besatzung. Daniel nahm an, dass es im Augenblick etwa zur Hälfte ausgelastet war – wenn überhaupt.

Hier auf Santorini hatte es schon die Hälfte seiner Reise hinter sich. Mit dem Ticket in der Hand gesellte Daniel sich zu den anderen Passagieren, die darauf warteten, an Bord gehen zu dürfen. Die meisten waren Ende fünfzig oder älter.

Passte er in diese Gesellschaft? Nein. Passagiere unter fünfunddreißig waren ganz eindeutig in der Minderheit. Dennoch bestand für ihn keinerlei Zweifel daran, dass er mit neugierigen Fragen ohne Probleme fertig werden würde. Und darüber hinaus brannte er einfach nur darauf, die nächsten Tage inkognito reisen zu können.

War sein Einsatz wirklich notwendig? Vermutlich nicht. Wenn es danach ginge, könnte er in seinem komfortablen Büro in Australien sitzen und von dort aus die feindliche Übernahme vorbereiten. Aber dies hier würde ihm die Gelegenheit geben, ein wenig von der Feindseligkeit aus dem gesamten Prozess herauszunehmen.

Er wäre in der Lage, Ockley und seiner Frau genau zu erklären, warum er das Luxusschiff übernehmen wollte und weshalb sie sein Angebot nicht ablehnen konnten. Er könnte ihnen sämtliche Gründe für ihr bisheriges Scheitern nennen – und zwar aus der Perspektive von jemandem, der selbst mit dem Ozeanriesen gereist war.

Es war eine Freundschaftsgeste – und außerdem eine gute Gelegenheit, sich ein wenig zu vergnügen.

Daniel konnte die neugierigen Blicke deutlich spüren, während er sich in die Schlange einreihte, die sich vor der Gangway gebildet hatte – und er ignorierte sie alle mit Leichtigkeit.

Sein gesamtes Erscheinungsbild passte zum abgehalfterten Zustand seines Rucksacks. Er sah aus wie jemand, der seine letzten Kröten zusammengekratzt hatte, um sich eine Billig-Tour über die griechischen Inseln zu leisten. Sein Haar war ein wenig länger, als er es normalerweise trug; es ringelte sich in seinem Nacken. Und da er sich am Morgen nicht rasiert hatte, bedeckte ein Bartschatten sein Gesicht.

Es war beinahe unerträglich heiß. Er konnte fühlen, wie ihm der Schweiß unter dem verwaschenen Poloshirt den Rücken hinunterlief. Zum Glück befanden sich in seinem Rucksack auch ein paar Shorts und T-Shirts. Damit sollte die Hitze besser zu ertragen sein, wenn er erst einmal an Bord war.

Gedanklich war er bereits bei der Arbeit und plante, wie er den Umbau am besten umsetzen könnte und wann der Luxusliner in neuem Glanz wieder würde in See stechen können.

Was für ein vielversprechendes Projekt! Er hatte sich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr so entspannt gefühlt.

Delilah Scott starrte ihr Smartphone an, das ununterbrochen klingelte, und überlegte, ob sie den Anruf annehmen sollte oder nicht. Doch am Ende brachte sie es nicht über sich, ihre Schwester einfach zu ignorieren.

Mit einem leisen Seufzen drückte sie den Annahmeknopf und wurde sogleich mit einem Ansturm von Fragen bombardiert.

„Wo, um Himmels willen, steckst du? Ich versuche schon seit zwei Tagen, dich zu erreichen! Du weißt, dass ich mir Sorgen mache, Delly! Im Laden läuft alles drunter und drüber. Ich kann nicht glauben, dass du einfach so entschieden hast, deinen Urlaub zu verlängern. Du weißt genau, dass ich mich auf deine Hilfe verlasse. Ich schaffe das einfach nicht allein!“

Delilah fühlte, wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog. „Ich weiß, Sarah“, stotterte sie und blickte durch das winzige Bullauge ihrer kleinen Kabine, die gerade groß genug für ein Einzelbett und die allernotwendigste Einrichtung war. „Ich dachte nur, die zusätzliche Erfahrung könnte uns zugutekommen. Es ist ja nicht so, als würde ich Urlaub machen …“

„Aber natürlich machst du Urlaub, Delly“, sagte ihre Schwester vorwurfsvoll. „Du wolltest vierzehn Tage lang Workshops auf diesem Kreuzfahrtschiff geben. Und nun schickst du mir einfach eine E-Mail, um mir mitzuteilen, dass aus zwei Wochen sechs geworden sind? Ich weiß, dass du nach der Sache mit Michael dringend einen Tapetenwechseln gebraucht hast, aber … ich drehe hier noch durch!“

Delilah konnte die Sorge ihrer Schwester förmlich durch das Telefon hören und spürte, wie eine Welle aus Schuldgefühlen über sie hinwegrollte. Sarah wartete auf sie. In zwei Wochen würden die Bauarbeiten beginnen, die sie ein kleines Vermögen kosteten – und sie wusste, dass ihre Schwester den Termin extra bis nach ihrer Rückkehr verschoben hatte.

Aber war es denn wirklich zu viel verlangt, sich eine kleine Auszeit zu gönnen, ehe sie in die Tretmühle zurückkehrte, die sich Leben schimpfte?

Delilah verzog die Miene. Sie hatte gerade erst ihr Kunststudium abgeschlossen und jeden freien Moment in den vergangenen drei Jahren zusammen mit Sarah in dem winzigen Cottage verbracht. Die ganze Zeit über in Sorge, wie sie es schaffen sollten, mit den kläglichen Einnahmen aus der Galerie, die im Erdgeschoss ihres Hauses beheimatet war, über die Runden zu kommen. Stets in dem Wissen, dass Dave Evans von der Bank früher oder später die Geduld verlieren und ihnen den Kredit kündigen würde.

Und dann war da noch Michael gewesen …

Wie hatte sie nur so dumm sein können? Dumm und verliebt! Allein bei dem Gedanken daran zog sich ihr der Magen schmerzhaft zusammen. Und sie konnte es nun wirklich nicht gebrauchen, dass Sarah die Geister der Vergangenheit wieder heraufbeschwor.

Delilah liebte ihre Schwester, aber solange sie zurückdenken konnte, hatte Sarah sie schon immer bemuttert. Hatte Entscheidungen für sie getroffen und sich wegen jeder Kleinigkeit Sorgen gemacht. Die Sache mit Michael hatte es nur noch schlimmer gemacht.

Natürlich war es schön, jemanden zu haben, an dessen Schulter man sich ausweinen konnte, wenn einem gerade das Herz gebrochen worden war. Aber es engte einen auch ein.

Sarah sorgte sich so sehr. Ihre Eltern, Neptun und Moon – zwei herrlich verantwortungslose Alt-Hippies, die einander in wahrer Liebe zugetan waren – hatten nur wenig Zeit für ihre Sprösslinge erübrigen können. Beide waren Künstler gewesen und hatten ihren Lebensunterhalt mehr schlecht als recht durch den Verkauf ihrer Werke verdient.

Ihr kleines Cottage hatten sie in eine Galerie umfunktioniert, die nur deshalb einigermaßen Geld abwarf, weil es sich genau im Herzen eines Touristenzentrums befand. Davon hatten sie immer profitiert.

Doch als sie vor fünf Jahren starben – innerhalb kürzester Zeit hintereinander –, befand sich der lokale Markt für Kunst bereits im Sinkflug. Und seitdem war es nicht wieder besser geworden.

Sarah, die fünf Jahre älter war als Delilah, hatte getan, was sie konnte. Sie brachte zusätzliches Geld in den Haushalt, indem sie die Buchhaltung für verschiedene Firmen in der näheren Umgebung führte. Aber es war stets klar gewesen, dass Delilah nach dem Abschluss ihres Studiums zurückkehren und mit der Galerie und dem Laden helfen würde.

Sie hatten einen Kredit aufnehmen müssen, um eine Renovierung der Galerie bezahlen zu können. Außerdem war ein großer Raum im hinteren Bereich geschaffen worden, wo Delilah beabsichtigte, Zeichenunterricht zu geben.

Es war eine gute, wenn auch verzweifelte Idee. Und obwohl Delilah damit einverstanden gewesen war, hatte sie doch sofort zugeschlagen, als sich die Gelegenheit bot, ihren Aufenthalt auf der Rambling Rose zu verlängern.

Wenn sie ehrlich zu sich selbst sein wollte, dann hatte sie nur nach einem Ausweg gesucht.

Sie brauchte einfach noch ein bisschen Abstand, bevor sie in die Cotswolds zurückkehrte. Ein bisschen mehr Zeit, um sich nach der Sache mit Michael wieder entspannt und vor allem normal fühlen zu können.

„Es ist eine fantastische Erfahrung für meine zukünftige Arbeit zu Hause“, sagte sie. „Und ich habe all meine Einnahmen auf unser gemeinsames Konto transferiert. Es ist nicht viel, ich weiß, aber dafür schließe ich eine Menge wertvoller Kontakte. Einige der Leute hier sind wirklich interessiert an den Kursen, die wir anbieten werden.“

„Ach wirklich?“

„Ja, ehrlich. Ein paar wollen sich im Laufe der nächsten Woche per E-Mail bei dir melden, um sich bezüglich Preisen und Details zu erkundigen.“

„Adrian ist übrigens gerade dabei, die Webseite fertigzustellen. Das kostet uns auch ein kleines Vermögen, das wir erst mal wieder reinbekommen müssen …“

Delilah unterdrückte sein Seufzen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob diese kurze Zeit auf dem Kreuzfahrtschiff wohl für immer ihr Fenster in die Freiheit bleiben würde. Auf gar keinen Fall wäre Sarah jemals dazu bereit, das Cottage zu verkaufen. Und wenn Delilah ehrlich war, würde sie sich bei dem Gedanken, ihr Elternhaus zu veräußern, auch nicht wohlfühlen. Aber dort zu bleiben, erforderte von ihnen beiden große Opfer. Und sie fühlte sich, als ob sie einen Teil ihrer Jugend dafür hergeben musste.

Sie war erst einundzwanzig Jahre alt. Dennoch konnte sie jetzt schon absehen, dass sie das kommende Jahrzehnt damit verbringen würde, sich abzustrampeln, um mit Mühe und Not über die Runden zu kommen.

Sarah beendete das Gespräch, worüber Delilah erleichtert war. Sie entschied, den Rest des Abends in ihrer Kabine zu verbringen. Vielleicht würde sie nachher noch ein paar der anderen Kursleiterinnen – allesamt junge Frauen wie sie selbst – zu sich in die Kabine einladen. Zum Kartenspielen oder Tratschen über die Passagiere, die sie alle irgendwie an ihre Eltern erinnerten. Freigeister und alternde Hippies, die wunderbar kunstvollen Zeitvertreiben und Hobbys nachgingen.

Morgen würde sie dann wieder unterrichten – und ihr Terminkalender war randvoll.

Daniel streckte sich und schaute durch das Bullauge, von dem aus sich ihm ein prachtvoller Ausblick auf den tiefblauen Ozean präsentierte.

Am Abend zuvor hatte er ein – wie zu erwarten – unterdurchschnittliches Dinner genossen, und zwar nicht am Tisch des Kapitäns. Solche Formalitäten gab es an Bord dieses Kreuzfahrschiffs nicht. Alle waren wie eine große, bunt zusammengewürfelte Familie von etwa hundert Leuten unterschiedlichen Alters und ungefähr fünfzig Crew-Mitgliedern. Er hatte versucht, sich so gut es ging unters Volk zu mischen, doch ihm war klar, dass er auffiel wie ein bunter Hund.

Nun war erst einmal Zeit fürs Frühstück, und dann würde er sich die verschiedenen Animationsangebote ansehen – von denen keines dazu angedacht schien, Geld damit zu verdienen. Töpfern, Dichten, Kunst, Kochen und noch weitere andere, darunter auch ausgefallenere wie Astronomie und Handlesen.

Seine Jeans hatte er heute gegen ein Paar tief sitzende Shorts, ein hellgraues Poloshirt und Segelschuhe getauscht, die er sonst auf seiner eigenen Jacht trug. Als er am Spiegel vorüberging, hielt er kurz inne. Er sah ein schlankes, tief gebräuntes Gesicht, grüne Augen, dichte dunkle Wimpern und dunkelblondes Haar, dessen Spitzen von der australischen Sonne ausgebleicht waren.

Wenn er mal die Zeit und Muße hatte, Sport zu treiben, dann bevorzugte er das Extreme: Box-Sparring im Fitnesscenter, Segeln ohne Mannschaft zum Entspannen und Skifahren auf schwarzen Pisten … Sein Körper spiegelte diese Einstellung wider.

Es war kurz nach neun, und aus einer Laune heraus entschied er, das Frühstück ausfallen zu lassen. Er holte die Übersichtskarte des Luxusliners aus seiner Tasche und wandte sich, nachdem er die schlimmsten Kurse aussortiert hatte, in Richtung des Schiffsbereichs, wo die etwas weniger abenteuerlichen Workshops abgehalten wurden.

Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Jeder einzelne Passagier schien mindestens an einem Kurs teilzunehmen, und während Daniel umherging und überall Zeichen des Verfalls bemerkte, sah er zu seiner Überraschung aber auch voll ausgebuchte Workshops. Einige Leute waren auf Deck und ließen sich von der Sonne braten, doch die allermeisten schienen sich für die Freizeitangebote zu interessieren.

Sowohl draußen als auch im Inneren des Schiffes war es brütend heiß. Die Räume, in denen die Workshops durchgeführt wurden, waren jedoch klimatisiert. Und das war auch der vorrangige Grund, warum Daniel schließlich durch eine der Türen in einen Schulungsraum trat.

Delilah war gerade dabei, im Detail zu erklären, wie man mit Perspektive zeichnete, als sie aufblickte.

Augenblicklich stockte ihr der Atem. In der Tür zu ihrem Schulungsraum stand der attraktivste Mann, den sie je zu Gesicht bekommen hatte. Und sie war sich absolut sicher, dass sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Er musste auf Santorini zugestiegen sein.

Er war groß. Sehr groß sogar. Und gebaut wie ein Athlet. Einfach ein Traum von einem Mann. Obwohl er das Standardoutfit eines jeden Passagiers auf dem Schiff trug – längere Shorts und ein T-Shirt – war es so gut wie unmöglich, zu übersehen, wie muskulös er darunter war.

„Kann ich Ihnen helfen?“, stieß sie heiser hervor.

Mit einem Schlag waren sämtliche Augen im Raum auf den Neuankömmling gerichtet. Delilah lenkte mit wenigen Worten die Aufmerksamkeit zurück auf die Keramikschalen, die ihre Schüler skizzieren sollten, ehe sie sich dem Unbekannten wieder zuwandte.

Daniel hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, ausgerechnet hier eine solche Frau anzutreffen. Die betreffende Lady, die ihn nun fragend anschaute, war groß und gertenschlank. Ihr Haar besaß einen ungewöhnlichen Kupferton und war zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengefasst, der ihr über eine Schulter fiel.

Er durchquerte den Raum und musterte dabei die etwa zwanzig Kursteilnehmer, die allesamt jeweils vor einer eigenen Leinwand saßen. Auf einem Regal im hinteren Bereich des Raumes lagen verschiedenen Künstlerutensilien, und an den Wänden hingen einige Bilder – vermutlich Werke von Teilnehmern des Lehrgangs.

Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich störe, kann ich auch gerne später wiederkommen …“

„Oh, nein, das ist nicht nötig, Mr. …?“

„Daniel.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, und sie erwiderte die Geste. „Nennen Sie mich einfach Daniel. Ich bin gestern an Bord gekommen und hatte bisher keine Zeit, mich für irgendwelche Kurse einzuschreiben.“

„Aber Sie interessieren sich für Kunst?“ Die kurze Berührung ihrer Hände hatte ein seltsames Gefühlschaos in Delilah ausgelöst. Es kostete sie einige Mühe, nicht verlegen den Blick abzuwenden. „Ich bin Delilah Scott, und der Kunstkurs unterliegt meiner Verantwortung.“

Aus der Nähe betrachtet, sah er wirklich spektakulär gut aus. Die Künstlerin in ihr würdigte die perfekte Symmetrie seines schmalen Gesichts. Diese eindrucksvollen Augen und die gerade Nase, die vollen, sinnlichen Lippen … Sein Haar wirkte sonnengebleicht – nicht wirklich blond, aber auch kein langweiliges Braun. Und er hatte etwas an sich – eine Art von Charisma –, das ihn davor bewahrte, einfach nur einer von vielen zu sein.

Oh Gott, sie würde ihn wirklich gern malen, aber das musste warten.

„Ich erkläre Ihnen den Workshop, den ich führe …“ Sie begann mit ihrer kleinen Rede, die sie inzwischen so oft aufgesagt hatte, dass sie sie auswendig konnte. Dabei bemühte sie sich tunlichst, ein wenig Abstand zu ihm zu halten. Wenn sie ihm zu nah kam, war es wie ein elektrisches Knistern zwischen ihnen. Und es machte sie nervös. Delilah hatte für den Rest ihres Lebens die Nase gestrichen voll von Männern. Das Letzte, was sie Moment brauchen konnte, war ein Kerl, der sie dermaßen aus der Ruhe brachte!

„Natürlich muss ich mir zunächst ein Bild von Ihren bisherigen Fähigkeiten machen. Erst dann kann ich entscheiden, ob ich Sie als Anfänger oder eventuell als Fortgeschrittenen einstufen muss. Natürlich zeige ich Ihnen auch gerne meine Referenzen und … Nun, ich bin, wie Sie sehen, gerade mitten in einem Kurs, der noch bis zum Mittag dauern wird. Aber vielleicht möchten Sie sich in der Zwischenzeit einige der Arbeiten meiner Schüler ansehen?“

Nicht wirklich, dachte Daniel, doch er neigte den Kopf ein Stück zur Seite und nickte.

Diese Frau war graziös wie eine Ballerina. Er mochte kurvige Frauen, und sie passte ganz sicher nicht in dieses Beuteschema. Außerdem trug sie genau die Art von Kleidung, die er bei Frauen nicht ausstehen konnte: Einen weiten, knöchellangen Rock in verschiedenen schreienden Farben und ein lockeres Top, das mehr verhüllte, als ihm lieb war.

Er bevorzugte es, gleich auf Anhieb zu sehen, woran er war. Eng anliegende, kurze Sachen, die perfekte Kurven extra betonten. Frauen, die wie er auf Spaß aus waren und nicht auf eine ernsthafte Beziehung.

Natürlich kam es hin und wieder vor, dass eine von ihnen anfing, eine gemeinsame Zukunft zu planen. Doch das war okay. Wenn es dazu kam, machte er einfach Schluss. Und er empfand dabei weder Schuldgefühle noch Unbehagen, denn er stellte stets von vorneherein klar, was sie von ihm erwarten durften – und was eben nicht.

Er war nicht bereit für eine Ehe. Verflixt, er war nicht einmal bereit für irgendetwas Längerfristiges. Er wollte niemanden, den er Familie und Freunden vorstellte und der dann anfing, auf dumme Gedanken zu kommen. Häusliche Gemütlichkeit war nicht sein Ding.

Er dachte an Kelly Close und presste die Lippen zusammen. Oh nein, so etwas kam für ihn ganz und gar nicht infrage!

Soweit es ihn betraf, war ihm die Arbeit sehr viel wichtiger als jedes weibliche Wesen. Und sollte er sich eines Tages entscheiden, doch den großen Schritt mit einer Frau zu wagen – und das würde garantiert nicht allzu bald geschehen, jetzt, wo Theo gerade im Begriff stand zu heiraten –, dann bitte mit einer Partnerin, für die nicht nur sein Kontostand interessant war.

Es reichte ihm, einmal an eine berechnende Goldgräberin geraten zu sein. Kelly Close, eine engelsgleiche Schönheit mit einem Herzen so schwarz wie Teer. Er schüttelte den Kopf und schob die Gedanken an die Vergangenheit beiseite. Die Geschichte war ihm eine Lehre gewesen. Jetzt wollte er nur noch Spaß. Unkomplizierten Spaß mit kleinen sexy Dingern wie der Blondine, die auf ihn wartete, sobald er von Bord ging.

Delilah Scott führte ihn im Raum herum und ermunterte ihn, sich anzusehen, was ihre aufstrebenden Schüler im Laufe der Kreuzfahrt bereits geleistet hatten.

„Faszinierend“, murmelte er. Dann wandte er sich zu ihr um, ehe sie die Tour zum Abschluss bringen konnte. „Also – Mittagessen. Wann und wo?“

„Entschuldigung?“

„Sie sagten, dass Sie mich einschätzen wollen. Beim Mittagessen klingt gut. Also, wo und wann? Ich nehme an, dass es hier an Bord nur ein Restaurant gibt?“

Delilah spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. „Ich kann mich nicht entsinnen, irgendetwas in der Richtung vorgeschlagen zu haben. Sie sind herzlich eingeladen, am nächsten Workshop morgen Vormittag teilzunehmen. Oder Sie bleiben einfach und setzen sich zu uns. Es ist genug Papier da … und Stifte auch.“

Sie konnte einfach nicht damit aufhören, in diese unglaublich grünen Augen zu starren.

„Ich beabsichtige, auch noch meine anderen Möglichkeiten zu prüfen“, erwiderte Daniel gelassen. „Vielleicht weckt ja ein anderer Kurs mein Interesse noch mehr. Ich treffe Sie dann um halb eins im Restaurant. Dann können Sie mir alles über Ihren Workshop erzählen, und ich sehe, ob es mir gefällt.“

Nicht sein Typ, aber trotzdem eine echte Augenweide. Haut glatt wie Satin, hellbraune Augen und sündige Lippen …

„Ich glaube kaum, dass es zu meinen Aufgaben gehört, Ihnen den Inhalt meines Kurses beim Essen zu präsentieren.“

Autor

Cathy Williams
<p>Cathy Willams glaubt fest daran, dass man praktisch alles erreichen kann, wenn man nur lang und hart genug dafür arbeitet. Sie selbst ist das beste Beispiel: Bevor sie vor elf Jahren ihre erste Romance schrieb, wusste sie nur wenig über deren Inhalte und fast nichts über die verschiedenen Schreibtechniken. Aber...
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