Prickelnde Begegnung mit dem Playboy

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Luca Conti ist der attraktivste Mann, dem die temperamentvolle Sophia je begegnet ist. Und der gefährlichste! Um den Familienkonzern ihres Vaters zu retten, soll sie jetzt ausgerechnet mit ihm eine Zweckehe eingehen - für Sophie eine Katastrophe. Wie könnte sie ihm je verzeihen, dass er ihr einst nur wegen einer Wette die Unschuld raubte? Sie schwört sich, trotz Heirat wird sie Lucas erneuten Verführungsversuchen widerstehen. Noch ahnt sie nicht, was der Playboy all die Jahre vor ihr verborgen hat. Etwas, das sie ein zweites Mal schwach werden lässt?


  • Erscheinungstag 20.06.2017
  • Bandnummer 2288
  • ISBN / Artikelnummer 9783733708436
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Ihr Schutzengel hatte heute Abend ganz eindeutig Ausgang.

Sophia Rossi gehörte nicht in die Kreise der reichen Mailänder Gesellschaft, in denen ihre Mutter und ihr Stiefvater verkehrten. Und das ließ ihre Umgebung sie auch niemals vergessen.

Sie war nur deshalb eine Rossi, weil Salvatore sie nach der Heirat mit ihrer Mutter adoptiert hatte – damals war sie dreizehn gewesen.

Die gelöste Verlobung mit Leandro Conti hatte sie verdaut, aber dieses neue Gerücht, das im Moment kursierte … Angeblich sollte sie eine Affäre mit ihrem einzigen echten Freund haben, Kairos Constantinou, dem frischgebackenen Ehemann von Leandros Schwester Valentina. Es rückte sie in den Mittelpunkt des Klatschs, machte sie zur Zielscheibe für bösartige Verleumdungen. Hätte sie geahnt, welchen Ärger das bedeutete, hätte sie Leandros Einladung zur Geburtstagsparty seines Bruders Luca dankend abgelehnt. Die Einladung war ohnehin nur aufgrund seines Schuldgefühls wegen der geplatzten Verlobung erfolgt.

Das Lächeln unverrückbar an seinem Platz, stand Sophia auf der breiten Terrasse der Villa de Conti und umklammerte den Stiel ihrer Champagnerflöte. Jetzt war sie nicht mehr nur der bissige Blaustrumpf, sondern außerdem auch die unmoralische Ehebrecherin. Eine Belastung für ihre Familie statt eine Bereicherung.

Wie hatte es trotz all ihrer Bemühungen, ihren Stiefvater zu unterstützen und Rossi Leder wieder konkurrenzfähig zu machen, bis ihre Stiefbrüder alt genug waren, um die Firma zu übernehmen, dazu kommen können?

Antonio Conti, der Patriarch der Conti-Familie, kam zu ihr, nachdem sie einen weiteren getuschelten Kommentar in ihrer Nähe tapfer ignoriert hatte. So matt und falsch ihr Lächeln auch sein mochte, es wankte nicht.

Mit den grauen Strähnen in dem einst pechschwarzen Haar erinnerte der Alte sie an einen Wolf. Listig und verschlagen, konnte er jederzeit über seine ahnungslose Beute herfallen.

„Sag, Sophia …“, geschickt drängte Antonio sie an eine der Marmorsäulen zurück, sodass sie ihm nicht ausweichen konnte, „wessen Idee war es eigentlich, eine Heirat zwischen dir und meinem Enkel vorzuschlagen?“

Sophia schluckte ihre Bestürzung hinunter. Niemand hätte das auch nur vermuten sollen. „Die Verlobung ist wohl irrelevant, da Leandro inzwischen verheiratet ist.“

„Dein Stiefvater ist ehrgeizig, aber nicht besonders clever“, fuhr Antonio ungerührt fort. „Ein solider Arbeiter, aber sicher kein Visionär. Salvatore wäre nie auf die Idee gekommen, obwohl er wusste, dass ich Ausschau nach Ehefrauen für meine Enkel halte. Für Frauen hat er keinerlei Verwendung.“

Als ob sie das nicht wüsste. Seit Jahren versuchte sie Sal vergeblich von ihrem Wert für die Firma zu überzeugen. Er speiste sie mit kleinen Projekten ab und hörte sich ihre Vorschläge für die Modernisierung des Betriebs nicht einmal an. Ihm ging es ausschließlich darum, seinen beiden Söhnen Bruno und Carlo etwas zu hinterlassen.

„Meine“, gab sie zu. Was hatte sie noch zu verlieren? „Eine Verbindung zwischen unseren Familien schien mir von Vorteil.“ Sollte der Alte es seinem Enkel nachtragen, dass er die Verlobung gelöst hatte … sie war da pragmatischer.

Rossi Leder stand finanziell nicht sehr solide da, vor allem nach dem Rückschlag mit den mächtigen Contis. Antonio hatte noch immer viel Einfluss bei der alten Garde in der Lederindustrie, auch wenn Leandro, sein ältester Enkel und CEO von Conti Luxury Goods, die jüngere, innovativere Generation repräsentierte. Luca, Antonios zweiter Enkelsohn, hatte dagegen wenig zu sagen – und noch weniger Moral. Dafür verströmte er Charme und Sexappeal im Überfluss.

Allein wenn Sophia an ihn dachte, wurde sie zornig. Und verbittert. Und bekam weiche Knie.

Antonio schien ihre Antwort nicht zu überraschen. „Du bist eine erstaunlich einfallsreiche junge Frau, Sophia.“

Das Blut schoss Sophia in die Wangen. „Sie meinen, für eine halbitalienische bastarda, die eine geplatzte Verlobung hinter sich hat?“

Er reagierte nicht darauf, sondern musterte sie nur.

Hätte sie sich nicht schon vor Jahren eine dicke Elefantenhaut zugelegt, hätte sie der abschätzige Blick, mit dem der Alte sie prüfend von Kopf bis Fuß begutachtete, beleidigt. „Ich bin keine Kuh auf dem Viehmarkt“, zischte sie. Beim Blick des Alten bekam sie eine Gänsehaut. „Und ich stehe auch nicht mehr für eine Fusion zur Verfügung.“ Selbst sie hatte ihre Grenzen. „Weder geschäftlich noch privat“, setzte sie sicherheitshalber hinzu.

Heiterkeit erhellte Antonios Züge und erinnerte Sophia an ein ähnliches, viel jüngeres Gesicht. „Du bist nicht nur loyal, sondern hast auch eine scharfe Zunge und Courage. Das gefällt mir.“

Außer von ihren beiden zehnjährigen Brüdern bekam sie selten Komplimente vom anderen Geschlecht. „Ich wünschte, ich könnte dasselbe über Sie sagen. Nur habe ich gesehen, wie skrupellos Sie Schwächen von anderen zu Ihrem eigenen Vorteil nutzen. Sals eingeschlossen.“

Antonio lächelte noch immer. „Warum übernimmst du nicht die Beraterrolle bei deinem Stiefvater?“

Sie schwieg frustriert. Weil Sal nicht auf sie hörte. Er liebte sie, traute ihr aber weder Intelligenz noch Geschäftssinn zu. Und wenn sie sich nicht täuschte, wusste der alte Conti das auch genau.

„Ich wüsste einen Weg, um Salvatore zu helfen, Sophia. Ohne dass du dich einem verheirateten Mann an den Hals werfen musst.“

Zwar schäumte sie innerlich, aber sie schnappte nicht nach dem Köder. Wer immer dieses bösartige Gerücht in die Welt gesetzt hatte, würde nicht ungeschoren davonkommen.

„Ich kann Salvatores Betrieb die dringend benötigte Finanzspritze bieten und in seinen Betrieb investieren. Neue Verträge mit ihm schließen, damit er wieder seinen Platz in der Alten Klasse einnehmen kann.“

„Ich stehe nicht zum Verkauf“, entgegnete sie knapp, auch wenn langsam Panik in ihr aufstieg. Sie kam sich vor wie der Esel, dem man die Möhre vor die Nase hielt. „Ich hatte mich zu einer Heirat bereit erklärt, um Sal zu helfen. Und ich wäre eine gute Ehefrau gewesen.“

„Glaubst du, das wüsste ich nicht? Glaubst du, Salvatore hätte mich überreden können, dass du einen meiner Enkel heiratest, wenn ich nicht genauestens Bescheid über dich wüsste? Darum mache ich dir diesen Vorschlag ja auch.“

„Welchen Vorschlag?“

„Ich habe noch einen Enkelsohn. Heirate Luca, und ich sorge dafür, dass die Zukunft deiner Mutter und deiner Brüder gesichert ist.“

„Nein!“ Sie stieß es so laut aus, dass mehrere Köpfe sich zu ihnen drehten. Luca, den Conti-Teufel, heiraten? Lächerliche Idee! Da könnte sie sich genauso gut freiwillig melden, für den Rest ihres Lebens mit bloßen Füßen über Glasscherben zu laufen. „Mit dem Conti-Teufel würde ich nicht einmal einen Abend verbringen, geschweige denn ihn heiraten!“

Als hätten sie ihn herbeibeschworen, schwankte Luca Conti über den gepflegten Rasen, eine umwerfende Blondine im Schlepptau wie ein treu ergebenes Hündchen.

Natürlich.

Die glühende Wut in Lucas Augen am Abend ihrer Verlobung mit seinem Bruder hatte Sophia seither verfolgt. Dennoch hatte er Abstand zu ihr gehalten. Wie er es schon seit zehn Jahren tat.

Sein welliges dunkles Haar war perfekt geschnitten. Sein markantes Gesicht strahlte Weltgewandtheit aus. Geschmeidige Grazie lag in jedem seiner Schritte … Luca Conti war der schönste Mann, der ihr je begegnet war.

Ein grauer Anzug, natürlich Seide, betonte breite Schultern, schmale Hüften und muskulöse Schenkel. Sein Körper war durchtrainiert von den unzähligen Bahnen, die er täglich durch den Pool zog. Schwarze Augen mit sündhaft langen Wimpern, und immer diese dunklen Ringe darunter, als würde der Mann niemals schlafen. Eine gerade Nase und ein sinnlicher voller Mund, der mehr als einen Blick wert war, perfekt ergänzt durch eine hohe Stirn und hohe Wangenknochen. Seine Schönheit hätte übertrieben wirken können, zu feminin, würde er nicht mit seinem ganzen Gebaren pure Männlichkeit ausstrahlen. Und er war sich seiner Wirkung auf die holde Weiblichkeit auch genau bewusst, ob die Frauen nun siebzehn oder siebzig waren.

Selbst aus dieser Entfernung war zu erkennen, dass Luca angeheitert, wenn nicht gar betrunken war, genau wie die Blondine in seinem Fahrwasser – die übrigens die baldige Exfrau des italienischen Finanzministers war.

Hatte Mariana ihren Finanzminister-Ehemann etwa wegen Luca aufgegeben? War sie sich nicht im Klaren darüber, dass Luca sie so schnell vergessen würde wie ein Kleinkind ein langweiliges Spielzeug? Fast verspürte Sophia Mitleid mit der Frau.

Fast.

Antonios unterdrückter Fluch riss sie aus ihren Gedanken.

Luca erregte mal wieder Aufsehen, Köpfe drehten sich, auch die von Kairos und Valentina. Leandro legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter, um ihn aufzuhalten, doch der schüttelte sie unwirsch ab. Das Geraune unter den Gästen nahm zu.

So nachsichtig die Familie auch über Lucas Eskapaden hinwegsah … ein Streit zwischen ihm und der Frau eines anderen Mannes – und inzwischen sah jeder, dass es sich darum handelte – war ein zu großer Skandal, um ihn zu ignorieren.

„Das ist also der Mann, mit dem Sie mich verheiraten wollen? Ein Mann, der seine Affären mit verheirateten Frauen ohne Scham und Diskretion zur Schau stellt? Ein Mann, für den der Reiz von Frauen nur so lange anhält, bis er sie erobert hat?“ Die Erinnerung an die eigene Erniedrigung brannte wie Säure in ihrer Kehle. „Luca würde ich nicht anfassen, selbst wenn er der letzte Mann auf Erden wäre.“

Wie in Zeitlupe drehte Antonio ihr das Gesicht wieder zu. Ein Blick in seine Augen, und ihr war klar, dass der Wolf zum tödlichen Sprung ansetzte.

„Weißt du, dass die Bank plant, Salvatores Kredit einzufordern, Sophia? Und dass er es außerdem unmöglich noch schaffen kann, den Produktionsplan zu erfüllen?“

Der Magen sackte ihr in die Knie. „Das stimmt nicht. Er hat wegen einer Verlängerung vorgesprochen.“

„Die abgelehnt wurde.“

Seine listigen Augen ruhten lauernd auf ihr, und Sophia wusste, dass er dafür verantwortlich war. Natürlich hatte Sal die Firma mit seinen Fehlentscheidungen an den Rand des Ruins getrieben, aber die Ablehnung der Bank, den Kredit zu verlängern, ging definitiv auf Antonios Konto.

Offenbar war Antonio ebenso verzweifelt wie sie, wenn er zu solchen Maßnahmen griff.

„Selbst, wenn ich Ihren lächerlichen Vorschlag in Betracht ziehen sollte …“ – eine unmögliche Vorstellung, den Rest ihres Lebens an diesen narzisstischen Playboy gefesselt zu sein, der sie schon einmal so verletzt hatte! – „… wie sollte es mir gelingen, ihn vor den Altar zu zerren? Den Conti-Teufel, einen Mann, der nur das tut, was er will.“

So betrunken er auch war, Luca war es offensichtlich gelungen, seine Gespielin in eine ruhige Ecke zu lotsen, weg von neugierigen Blicken. Nur dass die beiden jetzt genau hinter der Terrasse stehen mussten, denn die flehende weibliche Stimme und Lucas Lachen waren deutlich zu hören.

Jetzt empfand Sophia tatsächlich Mitleid. Die Arme war ernsthaft in ihn verliebt. Antonio dagegen verzog verächtlich den Mund. Und noch etwas anderes zeichnete sich in seinen Zügen ab, wie Sophie bestürzt bemerkte: Trauer. Antonio Conti trauert um seinen Enkelsohn Luca. Warum?

Der Alte holte schwer Luft. „Meinem Enkel ist nichts auf dieser Welt wichtig. Seine Eltern sind tot, und jetzt hat sogar Leandro anscheinend die Hoffnung aufgegeben. Aber um Valentina und ihr Glück zu schützen, wird Luca alles tun. Er würde sogar einen Pakt mit dem Teufel schließen, damit sie die Wahrheit über die Umstände ihrer Geburt nicht erfährt.“

Sophia schnappte ungläubig nach Luft. „Die Wahrheit über ihre Geburt? Damit will ich nichts zu tun haben …“

„Valentina ist nicht von meinem Sohn, sondern das Produkt einer schamlosen Liaison zwischen der Mutter der drei und dem Chauffeur. Sollte die Welt die Wahrheit erfahren, wird sie ihren Status verlieren. Vermutlich wird sogar die Ehe mit deinem Freund Kairos daran scheitern. Nutze diese Information, um Luca an dich zu binden. Für Valentina wird er alles tun.“

Stumm starrte Sophia den Alten an. Die Idee, Luca zu erpressen, stieß ihr nicht einmal so sehr auf, aber dafür das Geheimnis um Valentina nutzen? Sie wollte niemanden verletzen.

Ein schaler Geschmack stieg in ihren Mund. „Nein, da werden zu viele Unschuldige hineingezogen. Ich werde niemanden verletzen, nur weil …“

„Nur weil Salvatore vor dem Bankrott steht? Nur weil deine Mutter und deine Brüder ihr Heim verlieren und ihren Stand in der Gesellschaft aufgeben müssen? Und was wirst du dann tun? Eine Stelle als Projektmanagerin annehmen, die dein griechischer Freund dir anbietet, um deine Familie zu unterstützen?“

„Warum ich? Sie finden sicher eine andere, weitaus willigere Frau.“

„Warum? Weil du zäh bist. Du tust, was nötig ist, hängst keinen albernen Vorstellungen von Liebe nach. Nur du wirst dem Conti-Teufel Paroli bieten können.“

Nur du …

Antonios Worte hallten in Sophia nach.

Sie wünschte, sie wäre heute Abend nicht gekommen. Man hatte ihr gerade die Chance geboten, die Firma ihres Stiefvaters vor dem Bankrott zu retten. Aber dafür musste sie ihre Seele an den Teufel verkaufen.

Über eine solche Möglichkeit werde ich nicht einmal nachdenken, sagte sie sich, als sie durch die endlosen Korridore der Villa de Conti ging.

Sicher machte Antonio sich etwas vor, wenn er tatsächlich glaubte, seinen Playboy-Enkel würde es auch nur einen Deut kümmern, was mit seiner Schwester geschah. Aber vielleicht war es einen Versuch wert. Um ihre Familie zu retten. Bevor Salvatore alles verlor und ihre Mutter und die Zwillinge auf der Straße saßen.

Sophia kam zur hinteren Veranda.

Das Jackett abgelegt, der Hemdskragen offen, die Ärmel aufgekrempelt, so lehnte Luca an der Wand. Die Augen hatte er geschlossen, den Kopf zurückgelehnt. Das Mondlicht warf Schatten auf sein Gesicht, verdunkelte seine symmetrischen Züge.

Es machte ihn etwas weniger faszinierend. Weniger teuflisch schön.

Denn es ließ ihn nahezu verletzlich wirken und irgendwie … einsam.

Wütend registrierte sie die eigene Reaktion: feuchte Handflächen, stockender Puls, verkrampfter Magen. Selbst nach zehn Jahren schien ihr Körper in Lucas Nähe eine Art Kernschmelze zu durchlaufen.

Sie musste einen Laut von sich gegeben haben, denn er hob die Lider, sah sie an. Seine Augen weiteten sich unmerklich, und dann trat dieser lässig-gelangweilte Ausdruck auf sein Gesicht, den sie so hasste.

„Sieh einer an. Sophia Rossi. Die Frau mit dem eisernen Willen, der dicken Elefantenhaut und dem Herzen aus Eis. Hast du dich verlaufen, cara?“

Betrunken mochte er sein, aber er lallte nicht, sondern sprach jede Silbe präzise aus. Die Luft schien plötzlich schwül und drückend, es wunderte Sophia, dass sie überhaupt noch atmen konnte.

„Nenn mich nicht so …“ Das war viel zu persönlich. Wenn sie das hier durchziehen wollte, durfte sie sich keine Schwächen erlauben. Nicht, dass sie viele davon hätte. Für ihre Familie würde sie es tun, aber sie würde dem Conti-Teufel sicher nicht zur Erheiterung dienen. Dieses Mal nicht.

Während sie noch nach den richtigen Worten suchte, stieß Luca sich von der Wand ab und kam auf sie zu. Sie nahm seinen frischen maskulinen Duft wahr. Das Licht aus dem erleuchteten Korridor schmeichelte seinen schönen Zügen. Ihr stockte der Atem in der Brust, ihre Nerven vibrierten. Bemüht hielt sie den Seufzer zurück.

„Sag, wie kommst du in den entlegensten Teil des Hauses, so weit weg von deinen interessanten Geschäftspartnern? Sind der schönen Schäferin etwa die Schäfchen abhandengekommen? Sucht sie deshalb jetzt den großen bösen Wolf?“

Sophia hielt eisern an sich. „Du vermischst die Märchen.“

„Aber du verstehst, was ich sagen will, ?“ Er rieb sich die müden Augen. „Was willst du, Sophia?“

„Es sah aus, als könntest du Hilfe brauchen, um … um aus deiner Situation herauszukommen.“

Grinsend verzog er die Lippen. Perfekte weiße Zähne blitzten auf. „Aah … und so hat die hehre Sophia beschlossen, mir zu Hilfe zu eilen?“

„Wo ist deine Gespielin? Ich kann unseren Chauffeur anweisen, dass er sie nach Hause fährt.“

Tausend gewisperte Verheißungen lagen in seinem Blick, als er sie musterte. „Sie schläft tief und fest in meinem Bett.“ Seine Augen blieben an ihrem Mund haften, jagten Sophia ein Prickeln über die Haut. „Ich denke, ich habe sie ausgelaugt.“

Übelkeit schoss in ihr auf, als sie sich eine verschwitzte und matte Mariana in zerwühlten weißen Laken vorstellte. Denn Lucas Schlafzimmer war ganz in Weiß und Schwarz gehalten. Weiße Bettwäsche, schwarzer Marmor, Schwarz-Weiß-Porträts an den Wänden. Sie fühlte sich, als wäre sie soeben in ihren schlimmsten Albtraum, in ihre düsterste Fantasie transportiert worden, ohne irgendeine Möglichkeit auf Gegenwehr.

„Das ist selbst für dich ziemlich heftig, oder? Sie sind noch nicht einmal geschieden.“

„Aber genau das ist doch der Spaß daran, ? Das Risiko, die Gefahr … den für sein Temperament berüchtigten Ehemann zu provozieren.“

„Und dann drehst du dich um und gehst?“ So, wie du es bei mir gemacht hast. „Ihre gesellschaftliche Stellung existiert nicht mehr, und du stürzt dich auf das nächste Opfer.“

Abfällig verzog er die Lippen, legte eine Hand auf ihren Mund. „So siehst du dich? Als Opfer?“ Leuchtendes Feuer brannte in seinen dunklen Augen. „Hast du dich selbst davon überzeugt, ich hätte dich damals gezwungen?“

Sie schlug seine Hand fort und funkelte ihn an, redete sich ein, das Prickeln, das seine Berührung ausgelöst hatte, nicht zu spüren. Ebenso wenig wie das Feuer, das die jäh aufsteigenden Erinnerungen entzündeten. „Damit wollte ich nicht behaupten, du würdest sie ohne ihre Zustimmung … Verdammt, Luca, du weißt genau, dass es sie ruinieren wird.“

„Vielleicht will sie ja ruiniert werden. Vielleicht ist es ja ihre einzige Rettung, von mir verführt zu werden.“ Er klang lässig, glatt … und doch sah Sophia zum ersten Mal etwas anderes als nur sein freches Grinsen und seinen verführerischen Charme. „Du würdest es nicht verstehen, Sophia.“

„Ich meine nur …“

Die Emotionen, die kurz aufgeflackert waren, verschwanden ebenso schnell wieder. „Deine Meinung interessiert mich nicht, also behalte sie für dich.“ Er beugte sich zu ihr vor. „Woher rührt dein plötzliches Interesse für mich, Sophia? Hast du entschieden, dass du einen weiteren Orgasmus brauchst, um die nächsten zehn Jahre durchzustehen?“

Das Blut schoss ihr in die Wangen, verbrannte ihre Haut. Das Ja lag ihr auf der Zunge, als hätten sich alle Zellen in ihr gegen sie verschworen. Es war so einfach für ihn, sie aufzuziehen, ihr unter die Haut zu gehen. Und obwohl sie es wusste, zog er sie dennoch an wie das Licht die Motte. „Nicht alles im Leben dreht sich um Sex.“

„Sagt die Frau, die unbedingt mal wieder anständig durch…“

Dieses Mal war sie es, die ihm mit ihren Fingern den Mund verschloss. Nur spürte sie jetzt seinen warmen Atem an ihrer Handfläche.

Lange elegante Finger strichen über die empfindsame Haut an ihrem Handgelenk, bevor sie sich darumschlossen und ihre Hand fortzogen. „Was hast du denn gedacht, was ich sagen würde, Sophia?“

Sie schürzte nur die Lippen und holte dann tief Luft. „Ich möchte dir ein Angebot machen, bei dem wir beide gewinnen.“

„Es gibt nichts, was du mir zu bieten hast.“ Abfällig musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Nichts, was ich nicht auch von anderen bekommen könnte.“

„Du hast dir mein Angebot noch gar nicht angehört.“

„Ich bin nicht interessiert …“

„Ich will dich heiraten.“

2. KAPITEL

Kein: Könntest du dir vorstellen, mich zu heiraten, Luca? Kein: Auch wenn ich dich seit zehn Jahren hasse und erst vor ein paar Monaten mit deinem Bruder Verlobung gefeiert habe, wäre eine Heirat für beide Parteien von Vorteil. Kein: Ich will meinen Stiefvater vor dem Bankrott bewahren, würdest du mich also bitte zur Frau nehmen?

Nein, Sophia Rossi brachte ihren Antrag hervor, wie sie alles andere tat – wie ein angreifender Stier und in der unerschütterlichen Gewissheit, dass sie Luca dazu bringen würde, genau das zu tun, was sie wollte. Am besten würde es ihr sicher gefallen, wenn er jetzt sofort vor ihr auf die Knie ginge.

Dio, woher nimmt diese Frau nur ihre Kraft?

Luca schluckte sein Erstaunen herunter. Gegen seinen Willen bewunderte er sie dafür, dass sie das tatsächlich für ihre Familie in Betracht zog, wenn man bedachte, wie sehr sie ihn hasste – völlig zu Recht. Dass sein Herz gegen die Rippen hämmerte, weil sie die eine Schwäche und das eine Bedauern in seinem Leben war und er sie nie hatte vergessen können, ignorierte er. Stattdessen ließ er der vorherrschenden Emotion freien Lauf: schierer Erheiterung.

Sie brach aus ihm heraus wie eine Flutwelle. Er bekam kaum noch Luft, dafür aber Seitenstechen, und wischte sich die Lachtränen von den Wangen.

Welcher gnädige Gott gewährte ihm einen solch köstlichen Moment im Leben? Seine Geburtstage hatte Luca schon immer gehasst, aus Freud’schen Gründen, wie sie im Lehrbuch standen. Doch die Verachtung für sich selbst, so vehement sie zu manchen Gelegenheiten auch aufflammte, hatte nie seine Lebensfreude beeinträchtigt. Mit den Jahren war er besser darin geworden, seine Geburtstage durchzustehen. Es hatte sogar Jahre gegeben, in denen die drei Geschwister einen wirklich netten Tag zusammen verbracht hatten. Aber keiner seiner bisher dreißig Geburtstage hatte mit einem solchen Geschenk aufgewartet.

Vor wenigen Monaten noch hatte Sophia seinen Bruder als Ehemann vorgezogen. Die eine Frau, die er vor Jahren aufgegeben hatte – zugegeben, nachdem er ihr grausam das Herz gebrochen hatte –, als Ehefrau seines Bruders jeden Tag vor sich zu haben wäre die pure Hölle gewesen. Gegen die Verlobung hatte er nichts unternehmen können, aber die Heirat hätte er platzen lassen.

Er hätte sie verführt. Hätte sie verführen müssen, bevor sie mit Leandro vor den Altar getreten wäre. Glücklicherweise war Alex rechtzeitig aufgetaucht, die jetzt seine Schwägerin war. Sie hatte Leandros Leben auf den Kopf gestellt und so dankenswerterweise verhindert, dass Luca einen zerstörerischen, aber notwendigen Kurs hatte einschlagen müssen.

Und jetzt stand Sophia vor ihm und schlug ihm eine Heirat vor. Die Frau hatte Mumm, das musste man ihr lassen. Schon allein dafür musste man sie lieben. „Das ist das beste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen habe, bella. So fällst du also von deinem hohen Ross. Wenn ich das erst …“

Ihr wütendes Zischen klang wie ein Engelschor in seinen Ohren. „Solltest du auch nur ein einziges Wort darüber verlieren, schneide ich dir die …“

Er brach in schallendes Gelächter aus.

„Fahr zur Hölle“, fauchte sie, und ihre kleine Gestalt bebte vor Wut. Einer Wut, die hauptsächlich ihr selbst galt, denn Sophia hasste es, auch nur die geringste Emotion zu offenbaren, das wusste er.

Er packte ihr Handgelenk, zog sie mit sich in den großen und glücklicherweise leeren Salon und drückte sie gegen die Wand. Sie hob das Kinn, Verachtung brannte in ihren Augen … Flammen leckten an jedem Instinkt in ihm, Instinkte, die er längst fein säuberlich aus seinem Leben verbannt hatte.

„Du glaubst, du kannst mir einen Antrag machen und dich dann schlicht umdrehen? Hast du etwa nicht damit gerechnet, dass dein Vorschlag mich amüsiert?“

„Du bist ein gewissenloser Mistkerl.“ Das war die erste Andeutung auf ihre gemeinsame Vergangenheit.

Bedauern und Reue setzten Luca zu. Aber nur schwach. Bedauerte er, dass er sie vor zehn Jahren verletzt hatte? Sí. Genug, um es nicht zu wiederholen? No.

Er war viel zu egoistisch, um sich die Chance auf das Vergnügen zu versagen, das er damals in den wenigen Wochen mit ihr erfahren hatte. „Und dir macht es viel zu viel Spaß, den prüden Blaustrumpf zu spielen.“

Die Flügel ihrer geraden Nase begannen zu beben, das Rot dieser übertrieben vollen Lippen wurde noch dunkler. Sie trug ein grässlich unförmiges schwarzes Kleid, und doch überwältigte ihn eine geradezu schmerzhafte Erregung, als er so nah vor ihr stand.

Und in seinen Augen veränderte sie sich und wurde zu der Sophia, die er vor Jahren gekannt hatte. Zu der Sophia, der er nicht hatte widerstehen können und die er mit erstaunter Ehrfurcht geküsst hatte. Zu der Sophia, die sie gewesen war, bevor er alles Sanfte und Nachgiebige aus ihr vertrieben hatte.

Ein verräterisches Stöhnen entfuhr ihr, keine Sekunde später jedoch zog sie ihr Knie an und zielte auf seinen Schritt. Hastig wich er ihr aus.

„Na, na, wie soll denn eine Ehe zwischen uns blühen und gedeihen, wenn du mich zum castrato machst, hm?“ Er drückte sie fester an die Wand, zog ihr die Arme über den Kopf.

Ein weiteres Stöhnen schlüpfte über ihre Lippen, weicher, nachgiebiger, ein krasser Kontrast zu der Fassade, die sie in der Öffentlichkeit zeigte. Verwundert fragte Luca sich, ob er sie tatsächlich einmal so intim gekannt hatte. Der Laut strich über seine Nervenbahnen wie ein Bogen über die Saiten einer Violine.

Autor

Tara Pammi
<p>Tara schreibt sexy Romanzen mit anbetungswürdigen Helden und sexy Heldinnen. Ihre Heldinnen sind manchmal laut und rebellisch und manchmal schüchtern und nerdig, aber jede von ihnen findet ihren perfekten Helden. Denn jede Frau verdient eine Liebesgeschichte! Tara lebt in Texas mit ihrem ganz persönlichen Helden und zwei Heldinnen in der...
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