Prickelnde Küsse auf nackter Haut

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Basketballprofi Kevin beschließt: Wenn er seine Karriere beendet, dann mit einem frechen kleinen Skandal – Nacktaufnahmen! Doch als er vor der schönen Fotografin Jasmine blankzieht, knistert es heiß. Ein erotisches Spiel beginnt …


  • Erscheinungstag 29.06.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751522670
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Kevin Koucky hatte grundsätzlich kein Problem damit, sich nackt zu zeigen.

In einem kalten Fotoatelier, wo die Aufnahmen für Sports Fitness geschossen werden sollten und wo völlig fremde Menschen um ihn herumwuselten, sah die Sache schon ganz anders aus.

Fragend warf er seinem PR-Berater Rod, der das Geschehen beobachtete, einen Blick zu. Rod grinste aufmunternd und reckte beide Daumen in die Höhe. Er war sofort Feuer und Flamme gewesen, als das Magazin bei Kevin wegen der Nacktfotos angefragt hatte.

Schon bald würde der nackte Kevin auf dem Titelbild der immens populären Sonderausgabe Bodies in Motion prangen. Dieses Heft kam einmal im Jahr heraus und widmete sich einem Spitzensportler.

Kevin war achtzehn gewesen, als er sein erstes Spiel in der NBA absolviert hatte. Basketball war sein Leben, und es erfüllte ihn mit großem Stolz, als Topathlet für das Cover ausgewählt worden zu sein, auch wenn er sich nicht mehr in Bestform befand.

Die Mitarbeiterin des Magazins, eine zierliche, sehr fokussierte Brünette, kam auf ihn zu. „Okay, Kevin?“, erkundigte sie sich freundlich. „Jasmine ist jetzt da. Es kann also gleich losgehen.“

Er wollte einen Blick auf seine Armbanduhr werfen. Dann fiel ihm ein, dass er ja auch die abgelegt hatte. Splitterfasernackt stand er hier in diesem eisigen Fotoatelier in Uptown Manhattan. Eine gute Viertelstunde hatte die kapriziöse Fotografin auf sich warten lassen! Er kannte Jasmine Hook noch nicht persönlich, war aber bereits genervt von ihr. Was sollte diese Verspätung? Wollte die Fotografin sich dadurch wichtig machen?

„Wie schön, dass sie uns doch noch die Ehre gibt“, sagte Kevin ungehalten.

„Sie hatte noch einen anderen Termin, der länger als geplant dauerte, und dann stand sie im Stau“, erklärte die Verlagsmitarbeiterin eilig.

Kevin richtete den Blick himmelwärts. „Wenn man ständig Models und Schauspieler fotografiert, hat man natürlich immer eine perfekte Entschuldigung, zu spät zu kommen.“ Ihm war durchaus bekannt, dass Jasmine die beste Modefotografin Amerikas war. Vermutlich hatte man sie wegen ihrer Berühmtheit für diese Fotoaufnahmen gebucht. Die Frau war bestimmt so modebesessen und mit sich selbst beschäftigt wie die Models vor ihrer Linse.

„Es wird Sie überraschen, wie lehrreich es für mich ist, Models und Sportler zu fotografieren“, sagte eine amüsierte Frauenstimme hinter ihm. „Besonders die arroganten Nackten.“

Hastig zog er das Handtuch fester um seine Hüften und wandte sich um. Die passende Antwort erstarb ihm auf den Lippen, als er das Funkeln in Jasmines Augen bemerkte.

Sie war fast einen Meter achtzig groß. Er selbst maß knapp über einen Meter neunzig und stand auf hochgewachsene Frauen. Die hochhackigen Stiefeletten machten sie noch größer. Die Ponyfransen ihrer Kurzhaarfrisur leuchteten königsblau. Eine weiße Bluse reichte vorne knapp bis zum Bund hautenger schwarzer Jeans, war im Rücken aber länger. Brillantohrstecker glitzerten in der künstlichen Beleuchtung des Ateliers, daneben zierten unzählige Piercings die Ohren, darunter ein großer Ring oben im linken Ohr. Hatte sie noch andere Piercings? Suchend ließ Kevin den Blick über den kurvigen Frauenkörper gleiten und hatte plötzlich kein Problem mehr mit der Kälte.

„Jasmine Hook, nehme ich an.“ Kevin schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, auf das die meisten Frauen mit Kichern reagierten.

Jasmine zog eine Augenbraue hoch und lächelte unbeeindruckt. „Ihre Annahme ist korrekt.“ Sie beugte sich über eine schwarze Tasche, die sich auf einem Tisch befand und zog eine Kamera und diverses Zubehör heraus.

„Freut mich, Sie endlich kennenzulernen.“ Sie war wahnsinnig sexy, aber das entschuldigte noch lange nicht ihre beträchtliche Verspätung.

„Die meisten Leute freuen sich über meine Gesellschaft“, flachste sie und zwinkerte ihm frech zu.

Ihre braunen Augen waren wunderschön. Das Make-up beschränkte sich auf dunkelbraunen Lidstrich und Mascara, der ihre langen dichten Wimpern perfekt betonte. Das Blut pulsierte sofort schneller durch seinen Körper. Jasmine war nicht nur sexy, sondern auch schlagfertig.

„Das ist mir klar.“ Er kam zu ihr hinüber. Die anderen Anwesenden hatte er vorübergehend vergessen. „Haben Sie sich verspätet, weil jemand anders Ihre Gesellschaft genießen durfte?“

„Ja und nein. Ich habe wirklich versucht, eher herzukommen, aber der Typ konnte kein Ende finden.“

Er hätte wissen müssen, dass eine so anziehende Frau nicht solo war. „Sind Sie mit ihm zusammen?“

Ihr leicht heiseres Lachen umschmeichelte ihn wie eine Liebkosung.

„Versuchen Sie herauszufinden, ob ich vergeben bin?“ Sie überprüfte die Kamera und legte sie auf den Tisch.

Kevin machte sich neue Hoffnungen. „Wäre das denn ein Problem?“

Blitzschnell ließ sie den Blick über ihn gleiten. „Das weiß ich noch nicht.“ Sie verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. „Okay, Kevin. Was erwarten Sie von dem Shooting heute?“ Nun klang sie rein geschäftsmäßig.

Schade, er hätte gern noch etwas geflirtet. Aber das würde er auf später verschieben. Ihm war gerade bewusst geworden, dass sie nicht allein waren, dass er nackt war und aus einem ganz bestimmten Grund hier war.

Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was er von diesem Fotoshooting erwartete. Man hatte ihn gebeten, nackt zu posieren, und er hatte sich darauf eingelassen. Das Magazin war wohl auf ihn gekommen, weil seine Mannschaft zweimal hintereinander die Meisterschaft gewonnen hatte. Trotz seines Patzers hatte er eine Schlüsselrolle dabei gespielt. Nun wurden Wetten abgeschlossen, ob er bald seinen Rücktritt als Basketballprofi erklären werde.

Kevin dachte gar nicht daran, den Gerüchten Nahrung zu liefern, auch wenn sie leider einen wahren Kern hatten. Mit sechsunddreißig Jahren war man im Profisport uralt. Die Zeit war reif für Plan B. Wenn er denn einen hätte …

Zunächst konzentrierte er sich auf Jasmines Frage. „Ich möchte demonstrieren, wie athletisch ich noch bin. Im Vergleich zu meinen Mitspielern bin ich nämlich ein alter Mann, aber noch genauso fit wie die jungen.“ Schön wär’s, dachte er.

Jasmine kniff die Augen zusammen und nickte nachdenklich.

Hat sie mich durchschaut? überlegte er misstrauisch.

„Das bekomme ich hin.“ Sie kratzte sich mit der linken Hand die Schulter. Dabei wurde ein Bauchnabelpiercing sichtbar.

Fasziniert betrachtete Kevin den silbernen Ring, der durch die karamellfarbene Haut gestochen war.

Seine Reaktion war Jasmine entgangen. Sie wandte sich ab und wühlte in der schwarzen Tasche nach einem weiteren Zubehörteil.

Kevin wünschte sich nichts sehnlicher, als ihren verführerischen Körper nach weiteren Piercings abzusuchen. Er wollte ganz in Ruhe auf Schatzsuche gehen, allen Geheimnissen dieser sexy Frau auf die Spur kommen. War sie auch tätowiert? Er selbst war an Armen, Brust und Rücken tätowiert. Jedes einzelne Kunstwerk hatte eine besondere Bedeutung für ihn.

Sie hatte gefunden, was sie suchte, hielt die Kamera in der Hand und wandte sich wieder um. „Sind Sie bereit, sich mir jetzt ganz nackt zu zeigen, Kevin?“

Obwohl dies ja eine rein professionelle Frage war, pulsierte heiße Erregung durch Kevins Körper. Sein bestes Stück hatte sofort reagiert. Es lag wohl an dem Kussmund, der sinnlichen Stimme und dem aufregenden Flackern in ihrem Blick.

Lächelnd ließ Kevin das Handtuch zu Boden gleiten. „Nur zu bereit.“

Jasmine blieb cool und ließ den Blick über den nackten Körper gleiten. Was sie unter der Gürtellinie entdeckte, ließ ihre Augen bewundernd aufleuchten.

Das erfüllte ihn mit Genugtuung. Um eine volle Erektion zu vermeiden, dachte er schnell an das harte Training, mit dem der Coach sie ständig quälte. Jasmine zu verraten, wie heiß sie ihn machte, ließ sich nicht mit seinem Stolz vereinbaren.

Sie sah ihm in die Augen. „Dann legen wir los.“

Sie hatte schon viele Nackte und Halbnackte vor der Linse gehabt, die schönsten Frauen, die heißesten Männer, die faszinierendsten Persönlichkeiten. Das gehörte zu ihrem Beruf als Modefotografin. Aber noch nie war es ihr so schwergefallen, sich auf den Job zu konzentrieren, statt den nackten Mann in seiner unglaublichen Attraktivität mit Blicken förmlich zu verschlingen.

Tatsächlich hatte sie sich nach einem Fotoshooting schon mal auf eine Affäre mit dem Mann eingelassen, den sie vor der Kamera gehabt hatte.

Momentan war sie aber nicht auf der Suche nach einer Affäre, geschweige denn einer langfristigen Beziehung. Sie verfolgte gerade ganz andere Ziele. Doch Kevin interessierte sie nicht nur als professionelle Fotografin, sondern reizte sie auch als Frau.

Ihr sehnsüchtiger Körper reagierte auf dieses Bild von einem Mann, dessen muskulösen braunen Körper geschmackvolle Tätowierungen zierten. Auf den ersten Blick wirkte er durch seine Größe fast einschüchternd. Doch sein unwiderstehliches Lächeln, das unmissverständliche Glitzern in seinen Augen versprach Stunden heißer Lust und Leidenschaft.

Nur durch äußerste Konzentration gelang es ihr, das Shooting zu Ende zu bringen, ohne sich anmerken zu lassen, wie heiß sie auf den Typ war. Sie hatte gerade wirklich andere Pläne. Angelo hatte endlich einer Ausstellung ihrer Fotos in seiner Kunstgalerie zugestimmt. Die Vernissage sollte am Jahresende stattfinden. Somit konnte sie den lukrativen Job als Modefotografin an den Nagel hängen und sich der Fotokunst widmen.

Ihr Entschluss wurde eher skeptisch aufgenommen. Aber Jasmine war der Meinung, genug Geld verdient zu haben. Sie hatte sich als Modefotografin einen Namen gemacht, jetzt wurde es Zeit, sich etwas zu widmen, für das sie wirklich brannte. So sexy Kevin auch sein mochte, die letzten Nächte in New York waren bereits verplant.

„War es für Sie auch so gut wie für mich?“

Kevins Stimme umschmeichelte ihren Körper wie eine warme Meeresbrise. Fast hätte sie ihm die plumpe Anmache verziehen.

Jasmine, die gerade ihr Equipment in der Tasche verstaute, sah auf. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie in Kevins Augen schaute. Das Handtuch hatte er sich wieder um die Hüften geschlungen. Seine Körperwärme umfing sie.

„Bilden Sie sich wirklich ein, Sie wären der Erste, der es mit dieser Anmache bei mir versucht?“ Jasmine lehnte sich an den Tisch und stützte die Hände hinter sich auf der Tischplatte auf.

„Das interessiert mich gar nicht. Ich will nur wissen, ob es heute funktioniert.“

Sein Selbstbewusstsein beeindruckte sie. War es aufgesetzt oder berechtigt? Vermutlich berechtigt, mutmaßte sie. „Wie meinen Sie das?“

„Erhöht sie die Wahrscheinlichkeit auf ein Wiedersehen?“

Sie musterte ihn. „Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie wiedersehen möchte?“

Kevin verlagerte das Gewicht und rieb sich die Hände. Dabei verrutschte das Handtuch. Instinktiv sah Jasmine hin. Als sie den Blick wieder hob, zog Kevin eine Augenbraue hoch.

Ja, du siehst gut aus, und das ist mir durchaus bewusst.

„Sie waren hinter der Kamera. Das ist sehr unpersönlich. Ich dachte, Sie möchten vielleicht eine direktere Erfahrung machen.“

War das seine Erfolgsmasche, eine Frau ins Bett zu kriegen? Zweifellos. Sein heißer Blick brachte ihr Blut in Wallung. Ihre Nippel waren hart, und sie sehnte sich nach einer Berührung dort. In ihrem Schoß pulsierte heiße Lust. Und das nur durch einen Blick von diesem Mann! Kevins Sex-Appeal war gefährlich.

„Das wird nicht nötig sein. Meine Kamera ist mit einem Teleobjektiv ausgestattet. Ich habe schon alles aus nächster Nähe betrachtet.“

„Und das reicht Ihnen?“

Nein, sie hätte gern mehr gesehen, doch heute Abend hatte sie bereits andere Pläne. Außerdem würde sie bald abreisen und musste packen. Sonst hätte sie gern herausgefunden, ob er es wert wäre, das Bett mit ihr zu teilen.

Es war definitiv sicherer, nicht mit ihm zu schlafen. Männer wie Kevin konnten ihr gefährlich werden, gingen ihr unter die Haut. Womöglich verliebte sie sich ausgerechnet dann in ihn, wenn er schon drauf und dran war weiterzuziehen.

„So leid es mir tut, ich muss Ihr Angebot ablehnen, Kevin“, beschied sie ihn freundlich, aber bestimmt. Zwar machte er einen vollkommen entspannten Eindruck, aber man konnte nie wissen, wie ein Mann auf eine Abfuhr reagierte. Ein Lächeln hätte ihn vielleicht ermuntert, sie weiter zu bedrängen.

„Sicher?“

Sie musterte ihn noch einmal von Kopf bis Fuß und seufzte bedauernd. „Ja.“

Er gab sich geschlagen und wich zurück. „Es bricht mir das Herz, Jasmine. Aber ich werde mich nicht aufdrängen.“

Das sprach für ihn. „Danke.“

„Ich bin noch einige Tage in New York. Rufen Sie mich an, wenn Sie es sich anders überlegt haben.“

„Ich habe keine Handynummer von Ihnen.“

Er zog einen Stift unter dem Handtuch hervor, das erneut ins Rutschen kam. Jasmines Blick fiel auf schwarze Härchen. Schnell sah sie wieder auf. „Sie haben einen Füller im Handtuch?“, fragte sie erstaunt.

Lachend kam er näher und griff nach ihrer Hand. „Man muss immer bereit sein.“

Die sanfte Berührung löste sofort ein heißes Prickeln bei Jasmine aus. Ein betörender Duft stieg ihr in die Nase.

Kevin zog die Kappe mit den Zähnen ab, drehte Jasmines Handfläche zu sich und schrieb seine Handynummer aufs Handgelenk.

Ihr stockte der Atem vor Verlangen. Dieses Verlangen las sie auch in Kevins Augen. Er zog die Hand näher und pustete die Tinte trocken. Ein lustvoller Schauer durchströmte ihren sehnsüchtigen Körper.„So, jetzt hast du meine Nummer“, raunte er mit seiner sexy Stimme, fuhr einmal zärtlich über die Zahlen und ließ dann Jasmines Hand los. „Ruf mich an!“

Sie sah ihm nach. Fast wäre das Handtuch auf dem Boden gelandet. Im letzten Moment hielt Kevin es fest. Schade … Der Typ ging ihr wirklich unter die Haut. Gut, dass sie nur noch zwei Wochen in New York blieb. Jetzt musste sie bloß stark sein und ihn nicht anrufen.

„Komm schon, Kevin! Mir kannst du’s doch sagen. Hörst du auf als Profi?“

Kevin lachte amüsiert und trank einen Schluck Rotwein, entspannt an der Brüstung von Rafael Sims Dachterrasse lehnend. Vom Penthouse des Fotografen hatte man einen herrlichen Blick über Uptown Manhattan. Reflexartig streckte er die Hände. Der Schmerz ließ nicht nach. Eigentlich war er jetzt sein ständiger Begleiter. Er stellte das Glas ab und sah auf. „Ich sag dir Bescheid, sowie die Entscheidung getroffen ist, Rafael.“

„Meinst du denn, du kannst noch eine Spielsaison durchhalten?“

Bewunderung schwang im Tonfall des Freundes mit.

„Ich bin noch nicht bereit fürs Abstellgleis“, witzelte Kevin, griff vorsichtig nach dem Weinglas und nahm noch einen Schluck. So leicht gab er sich nicht geschlagen. Er war noch nicht bereit, seinen Platz in der Profiliga zu räumen.

„Immerhin hättest du dann Zeit für andere Projekte“, gab Rafael zu bedenken. Seine schwarze Lockenfrisur war der letzte Schrei und hätte bei jedem anderen Mann lächerlich gewirkt. Doch Rafael konnte sie tragen, ebenso wie die weiße Hose, das geblümte Hemd und die Hornbrille. Er folgte stets der neusten Mode.

„Was für Projekte?“

Rafael stützte sich neben Kevin auf die Brüstung. „Du könntest die Kunstausstellung eines guten Freundes unterstützen.“

Der Wink mit dem Zaunpfahl amüsierte Kevin, der Rafael vor einigen Jahren auf der New York Fashion Week kennengelernt hatte. Damals war er frisch geschieden und hatte in den Armen eines Supermodels Trost gesucht. Seine neue Freundin hatte ihn zur Modenschau geschleppt. Statt sich dort tödlich zu langweilen, hatte Kevin neben Rafael gesessen und sich angeregt über Kunst unterhalten. Kevin hatte zugestimmt, Rafaels nächste Kunstausstellung zu unterstützen. Seitdem waren die beiden Männer befreundet.

„Ich bin dabei“, sagte er daher. „Worum geht es bei der Ausstellung?“

„Um eine Zeitreise durch meine texanische Heimatstadt. Leider liegt die Blütezeit hinter ihr. Es gibt keine Arbeit mehr, viele Menschen sind fortgezogen. Meine Familie ist geblieben und versucht, sich durchzuschlagen. Noch haben sie die Hoffnung auf eine neue Blütezeit nicht aufgegeben.“

„Kommt mir bekannt vor“, sagte Kevin nachdenklich. In seiner Heimatstadt in South Carolina war die Entwicklung ähnlich gewesen. Fabriken hatten dichtgemacht, die Arbeiter waren weggezogen und drastisch gesunkene Steuereinnahmen hätte der Stadt fast den Rest gegeben. Seine Mutter und Großmutter waren geblieben. Kevin hatte viel Geld investiert, um seiner alten Heimat neues Leben einzuhauchen. Inzwischen florierten die Geschäfte wieder. „Deine Idee ist gut, Rafael. Vielleicht wird dadurch Interesse an deiner alten Heimatstadt geweckt.“

„Das hoffe ich.“

Gesprächsfetzen aus dem Penthouse drangen hinaus auf die Dachterrasse. Kevin richtete sich auf. „Deine Party findet ohne uns statt“, frotzelte er. Die Stimmung schien ausgelassener zu werden.

Rafael überquerte die Terrasse und winkte Kevin heran. „Komm, wir wollen mal sehen, was drinnen los ist.“

Neugierig spähte er durch die Glastür und entdeckte eine Frau mit wunderschönen braunen Augen und blauen Ponyfransen. „Jasmine Hook“, sagte er begeistert und spürte sofort heißes Verlangen. Immer wieder hatte er nach dem Fotoshooting an sie gedacht.

Rafael grinste wissend. „Ja, sie hat es doch noch zur Party geschafft.“

„Du kennst sie?“, fragte Kevin erstaunt.

„Wir haben einige Male zusammengearbeitet“, erzählte Rafael. „Woher kennst du sie?“ Neugierig musterte er seinen Freund.

„Sie hat mich heute Morgen fotografiert.“

Rafael riss die Augen auf und schob sich die Locken aus der Stirn. „Sie hat dich nackt gesehen.“

„Stimmt. Aber es hat sie nicht sonderlich beeindruckt.“

„Mach dir nichts draus. Jasmine ist nicht leicht zu beeindrucken. Sie war mal mit Julio zusammen. Vor zwei Jahren haben sie sich wieder getrennt. Seitdem ist sie kaum ausgegangen. Ich hatte gehofft, deine animalische Anziehungskraft erweckt sie wieder zum Leben.“

Julio war ein ziemlich bekannter DJ in der New Yorker Clubszene und ein Cousin von Rafael. „Warum haben Jasmine und er sich getrennt?“ Kevin hatte schon erwartet, dass Jasmine sich privat mit ihm verabreden würde. Das hatte nichts mit Arroganz zu tun, sondern mit der Tatsache, dass es ganz schön geknistert hatte zwischen ihnen. Ihm war auch klar, dass es Frauen gab, die auf Profisportler flogen, nur weil sie Profisportler waren. Diese Erfahrung hatte er schon ganz am Anfang seiner Karriere machen müssen.

„Julio ist wieder mit der Mutter seines Kindes zusammengekommen. Sie sind jetzt verheiratet“, erzählte Rafael.

„Er hat Jasmine das Herz gebrochen?“ Kevin wurde sofort klar, warum Jasmine ihm einen Korb gegeben hatte. Er kannte beide Seiten dieser Medaille aus eigener Erfahrung.

„Das wage ich zu bezweifeln. Sie war nach der Trennung eigentlich ganz normal. Und den Kontakt zu mir hat sie auch nicht abgebrochen“, fügte Rafael hinzu, als würde das alles erklären.

„Warum hätte sie das tun sollen?“, fragte Kevin erstaunt.

„Weil ich die beiden zusammengebracht habe.“ Rafael zog die Tür auf und ging hinein. „Komm, Kevin, wir begrüßen sie gemeinsam.“

Jasmine wirkte entspannt und noch anziehender als Stunden zuvor. Sie hatte sich unter die Gäste gemischt und schien bester Stimmung. Ihr Lachen klang ansteckend. Zu den Stiefeletten trug sie nun eine modisch zerrissene Jeans und ein graues Tanktop.

Rafael zog Jasmine fest an sich, was sie sich gern gefallen ließ. Die beiden waren offensichtlich gut befreundet.

Beim Blick über Rafaels Schulter entdeckte sie Kevin und schien sehr überrascht. Er neigte zur Begrüßung kurz den Kopf und dankte dem wohlmeinenden Schicksal, das sie beide zu dieser Party geführt hatte. Jasmine schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, löste sich von Rafael und sah ihn fragend an.

„Wie ich höre, hast du dir ein genaues Bild von Kevins bestem Stück gemacht“, sagte Rafael neckend.

Ihr amüsiertes Lachen verfehlte nicht seine Wirkung auf den Körperteil, von dem die Rede war.

„Er hat sich richtig gut geschlagen. Keine Spur von Scham oder Verlegenheit, trotz all der für ihn fremden Menschen im Atelier.“ Sie fing Kevins Blick auf. Bei dieser Beleuchtung nahmen ihre ausdrucksvollen braunen Augen einen Goldschimmer an.

„Ich wusste nicht, dass du auch hier sein würdest“, sagte sie zu Kevin gewandt.

„Kevin ist ein guter Freund von mir“, erklärte Rafael schnell. „Und er hat gerade eingewilligt, meine nächste Ausstellung zu unterstützen.“

In diesem Moment rief eine Frau quer durch den Raum nach Rafael. Er wandte sich um und nickte ihr zu. „Ihr habt euch ja schon kennengelernt. Dann kann ich euch ruhigen Gewissens allein lassen und mal hören, was Livie von mir will.“ Er winkte ihnen zu und verschwand in der Menge.

Jasmine strahlte Kevin an. Schon war der Schmerz in den Händen vergessen. An dieses sexy Lächeln könnte er sich gewöhnen.

„Du unterstützt also Ausstellungen. Ich sollte dich wirklich mal anrufen.“

„Rafaels Arbeiten gefallen mir. Deine kenne ich noch nicht.“ Das stimmte so nicht, denn nach dem Shooting waren sie die Fotos gemeinsam durchgegangen. Er war sehr beeindruckt gewesen. Sie hatte seinen athletischen Körper perfekt in Szene gesetzt: beim Laufen, Springen und beim Dribbeln des Basketballs. Jasmine verfügte über großes Talent. Aber er zog sie eben gern auf.

„Dann bist du jetzt unter die Kunstkritiker gegangen?“ Sie strich sich die Ponyfransen mit den blauen Spitzen aus den Augen und sah Kevin fragend an. Die silbernen Armreifen rutschten ihr übers schmale Handgelenk, fast bis zum Ellenbogen.

Kevin gab sich betont seriös. „Allerdings. Meine Meinung ist unter Experten sehr gefragt.“

Natürlich nahm sie ihn nicht ernst, spielte aber amüsiert mit. „Gut zu wissen. Ich kann ja nicht zulassen, dass du die Fotos kritisierst, die ich von dir geschossen habe.“

„Die werden aber ganz besonders unter die Lupe genommen.“ Er nickte Richtung Bar. „Möchtest du etwas trinken?“ Sie nickte und ließ ihn vorgehen. Die Gäste mixten sich ihre Drinks selbst.

„Wieso werden meine Fotos besonders unter die Lupe genommen?“, erkundigte sie sich auf dem Weg.

„Weil sie mich zeigen. Ich lasse mich nicht gern fotografieren.“

Sie wollte sich ausschütten vor Lachen. Kevin grinste. Er liebte dieses Lachen. Aber er mochte wirklich keine Fotos von sich. Frauen fanden ihn attraktiv. Dabei war er nicht im klassischen Sinn attraktiv. Seinen langen Körper hatte er durch Muskeln aufgepeppt und den Oberkörper tätowieren lassen. Seine Stirn stand zu sehr vor, das Gesicht war nicht ganz symmetrisch. Schlag bei der Damenwelt hatte er erst, seit er Basketball spielte und Profi geworden war.

„Durch die Kamera habe ich gesehen, dass du dich nicht zu verstecken brauchst.“ Jasmine schenkte sich ein Glas Rotwein ein.

„Ach? Dann hat dir gefallen, was du gesehen hast?“

Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. „Das ist eine rein professionelle Feststellung. Sozusagen eine wissenschaftliche Beobachtung.“

Er lachte amüsiert. Diese Frau war unglaublich cool, witzig und lebhaft. Sein Wunsch, sie näher kennenzulernen, wurde immer größer. „Akademisch … so so.“ Behutsam umfasste er ihre Hand, ignorierte den elektrischen Schlag bei der Berührung und drehte die Hand um. „Und wieso steht dann meine Nummer noch auf deinem Handgelenk?“

Auch sie schien den Schlag zu spüren, überging dieses Phänomen jedoch ebenfalls. „Keine Ahnung. Du verwendest wohl besonders haltbare Tinte.“

Sie irrte. Die Tinte war ganz normal und ließ sich leicht abwaschen. Die Tatsache, dass die Nummer noch sichtbar war, erfüllte ihn mit neuer Hoffnung. „Kann schon sein“, behauptete er und strich mit dem Daumen über die Zahlen.

Jasmine erschauerte. Ihre Augen waren fast schwarz. Vor Verlangen?

Schnell löste sie sich aus seinem Griff. „Ich wasch das nachher ab.“

„Aber erst, nachdem du dir meine Nummer woanders notiert hast, damit du mich anrufen kannst.“ Er atmete ihren verführerischen Duft ein – fruchtig mit einem Hauch von Schokolade – und unwiderstehlich. War das ein Parfum oder ihr ganz eigener Duft? Kevin konnte es kaum erwarten, sie nackt in seinen Armen zu halten und es herauszufinden. Jeden Zentimeter ihres wunderschönen Körpers wollte er erkunden, jedes Geheimnis lüften. Sein Puls schlug schneller bei dieser erotischen Vorstellung.

„Wer sagt denn, dass ich dich anrufen werde?“, fragte sie neckend.

Kevin grinste frech. „Wer sagt, dass du es nicht tun wirst?“

Sie trank einen Schluck Wein, leckte sich die Lippen und schaute Kevin an. Flirtete sie mit ihm? Ja, aber in ihrem Blick schwang auch eine Warnung mit, er sollte sie nicht überrumpeln. Schön, damit konnte er leben.

Rafael klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zu ziehen.

„Okay, Leute, ihr wisst, was jetzt kommt“, rief Rafael und lachte, als einige Gäste stöhnten. Jasmine verdrehte die Augen. Gleichzeitig riefen Kevin, sie und alle anderen Gäste fröhlich: „Partyspiele.“

„Genau.“ Rafael strahlte. Er liebte Partyspiele. „Zuerst spielen wir Cards against Humanity.“

Begeistert erhob Jasmine ihr Glas. „Ich liebe dieses Spiel.“

Autor

Synithia Williams
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