Rasant - und unglaublich sexy

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Ups, wieder einmal stolpert Avery Prescott über ihre eigenen Füße. Warum nur schleudern Lucas Blackstones heiße Blicke sie immer noch aus der Bahn? Sie hat ihn seit der Highschool nicht mehr gesehen, aber bei der Erinnerung an ihre letzte Begegnung brennen ihr immer noch die Wangen. Der attraktive Rebell hat mittlerweile eine steile Rennfahrerkarriere hingelegt, die jäh von einem schweren Unfall gestoppt wird. Und nun hat ausgerechnet sie als Physiotherapeutin den Auftrag, sich um seinen athletischen Körper zu kümmern. Jede Berührung wird zu einer neuen Versuchung …


  • Erscheinungstag 13.12.2016
  • Bandnummer 1954
  • ISBN / Artikelnummer 9783733724344
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Das Ignorieren von Blicken und Geflüster hatte Lucas Blackstone während seiner erfolgreichen Laufbahn als Stockcar-Rennfahrer perfektioniert. Normalerweise genoss er so eine Situation sogar.

Früher zumindest.

Aber heute Abend wünschte er sich, unsichtbar zu sein, um den Blicken zu entgehen und dem Gerede, das seit seiner Ankunft im Country-Club eingesetzt hatte. Er spürte förmlich, dass alle verfolgten, wie mühsam er zum Tisch seiner Familie ging, und überlegten, ob seine Tage als Renegade Blackstone unwiderruflich vorbei waren.

Als ob ihn diese Frage nicht selbst jede Nacht quälte.

Er versuchte, so zu tun, als wäre dies nur ein normales Familienessen und nicht der erste Auftritt in seiner Heimatstadt, nachdem sein Körper so schwer verletzt worden war, wie man es nicht für möglich gehalten hätte.

Doch er würde darum kämpfen, wieder gesund zu werden.

„Das machst du gut“, ermutigte Christina ihn freundlich, während sie gemeinsam langsam auf den Tisch zugingen. Als Krankenschwester und Frau seines älteren Bruders Aiden verfolgte sie Lukes Fortschritte seit seinem Autounfall vor einigen Monaten. „Aber später wirst du dir noch den Rollstuhl wünschen, den du nicht haben wolltest.“

„Nein“, erwiderte er und versuchte, nicht die Zähne zusammenzubeißen. Es klappte nicht ganz. Er würde sich nicht zum Invaliden abstempeln lassen. Der Stock mit dem Marmorgriff war das Einzige, was er seinen immer noch heilenden Beinen zugestand.

„Dein Macho-Gehabe wird nur dazu führen, dass du morgen noch schwerer aus dem Bett kommst“, warnte sie ihn und verdrehte die Augen, als die Männer um sie herum buhten.

„Du bist wirklich süß, wenn du dir Sorgen machst.“ Er lachte, als sie ihm die Zunge herausstreckte.

Die Realität war nicht immer so einfach zu überspielen, aber er versuchte es trotzdem. Seit dem Unfall waren er und der Schmerz enge Freunde geworden. Er sagte sich, dass Schmerz auch etwas Positives hatte. Das scharfe Stechen, das ihn manchmal nachts aus dem Tiefschlaf holte, erinnerte ihn daran, dass er am Leben war. Luke lebte für die Geschwindigkeit. Diese Heilung im Schneckentempo war für ihn die reinste Tortur.

„Wenn du ihn weiter so verhätschelst, wird er sich wünschen, nie nach Hause gekommen zu sein“, zog Aiden seine Frau auf.

Doch Luke wusste, dass es – abgesehen von der unerwünschten Aufmerksamkeit – gut war, zurück in Black Hills zu sein. Seinen Brüdern mit der Baumwollmühle zu helfen, von der fast die ganze Stadt lebte, würde den schmerzlichen Wunsch dämpfen, endlich wieder in sein Rennauto zu steigen. Seit einem Jahr versuchte jemand – offensichtlich ein Insider –, ihr Unternehmen zu sabotieren. Da konnte die Familie jeden an Bord gebrauchen.

Es ist ja nur vorübergehend …

Nach einem kurzen Kampf mit dem langen Tischtuch schaffte er es, sich hinzusetzen. Verdammte Dekoration. Aber die formale Atmosphäre war der entscheidende Grund gewesen, heute hier zu Abend zu essen. Die Familie hoffte, dass all die neugierigen Kleinstädter auf ihren Stühlen sitzen bleiben würden, zumindest für eine Weile.

„Hör auf, an deinem Kragen herumzufummeln, Luke“, rügte sein Zwillingsbruder Jacob ihn.

Aber Luke konnte nicht anders. Er fühlte sich in einem Anzug so unwohl, wie sein Bruder sich darin wohlfühlte. Was würde er für einen Rennoverall geben …

„Das Ding ist mir genauso unangenehm wie all die Leute, die mich anstarren“, grummelte er. Seine Wohlfühlzone war sein Auto, nicht poliertes Silber, goldgerändertes Porzellan und Blumengestecke auf dem Tisch.

„Na ja, die meisten hier sind Freunde der Familie, aber trotzdem lieben sie ihre lokale Berühmtheit. Sie können nicht anders, als dich anzustarren“, erklärte Aiden mit der geduldigen Stimme des älteren Bruders.

„Ich hatte mehr Spaß daran, als sie noch in Ehrfurcht vor meinem guten Aussehen erstarrt sind.“ Anstatt über meinen Untergang zu spekulieren.

Seine Brüder und deren Frauen lachten. Und Luke war dankbar dafür, das war Balsam für seine Seele. Der rührselige Märtyrer war nicht gerade seine Lieblingsrolle. Nur er wusste um das Körnchen Wahrheit in seinen Sprüchen, und das sollte auch so bleiben. Also überspielte er sein Unbehagen sorgsam.

Nachdem sie bestellt hatten, ließ Luke seinen Blick durch den Raum schweifen. Er hatte die Stadt vor vielen Jahren für seine Rennfahrerkarriere verlassen, war aber hin und wieder für Veranstaltungen wie etwa Spendenaktionen zurückgekehrt, an denen er allerdings nur teilnahm, um seine Aufenthalte hier erträglicher zu machen. Wenn er etwas Zeit mit seiner im Koma liegenden Mutter und Christina, ihrer Krankenschwester, verbracht hatte, wollte er nur noch fort aus dem Haus, um nicht seinem dominanten Großvater in die Arme zu laufen.

Flucht. Wenn sein Leben ein Song wäre, wäre das der Refrain. Nachdem der alte Mann gestorben war, hatte sich Blackstone Manor – dank der Menschen an diesem Tisch – endlich zu einem Zuhause entwickelt.

Inmitten der Menge blieb Lukes Blick an einer Frau mit hochgestecktem goldbraunem Haar hängen. Ihr Profil war schärfer als das des jungen Mädchens, das er aus der Highschool kannte. Das Kindliche, Weiche war verschwunden. Sie erregte sofort seine Aufmerksamkeit.

Avery Prescott. Bei seinen Besuchen hier hatte er sie nie getroffen. Was merkwürdig war und – aufgrund ihrer Erscheinung – ausgesprochen schade.

Als ob sie seinen Blick spürte, wandte sie ihm ihr Gesicht mit den hellblauen Augen zu. Trotz der Distanz zwischen ihnen durchzuckte etwas seinen Körper. Intensiver als „Ich kenne dich“. Etwas, das all seine unangenehmen Gefühle überflutete und zum Schweigen brachte. Als sie sich hastig wieder ihren Begleitern zuwandte, überkam ihn das Bedürfnis aufzustehen, um erneut ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

Na, das war ja eine angenehme Überraschung! Seit dem Unfall hatte Luke nichts mehr mit einer Frau gehabt. Oh, er hatte mit vielen hübschen Schwestern im Krankenhaus geflirtet, aber das hatte eher dazu gedient, den Ansturm von Schmerz, Besorgnis und Frustration zu überlagern, dem er nicht zu entkommen wusste.

Aber heute Abend, während er Avery beobachtete, spürte er eine spontane Anziehung. Bei den wiederholten Blicken, die sie ihm zuwarf, fragte er sich, ob sie dasselbe fühlte, auch wenn ihre Augen sich nicht wieder trafen.

Versuchte sie, ihn zu meiden?

Auch während des Essens und der Unterhaltung mit ein paar mutigen Besuchern behielt er sie im Auge. Schließlich stand Avery auf und bot ihm einen Blick auf ihre schlanke Gestalt. Ihr Etuikleid unterstrich vorteilhaft ihre Kurven. Mit graziler Eleganz umrundete sie die Tische und blieb hin und wieder stehen, um sich kurz zu unterhalten. Das Kerzenlicht fing sich in ihren Ohrringen und ließ sie funkeln. Ihr paillettenbesetztes Kleid erinnerte ihn daran, dass ihre Familie wohlhabend war und sie zweifellos hierher gehörte. Trotzdem mied sie weiter seinen Blick.

Er dachte schon, dass sie seinen Tisch auslassen würde, als Christina ihr zuwinkte. „Avery, hier drüben!“

Ihr Zögern fiel nur ihm auf. Aber er hatte sie ja auch die ganze Zeit über kaum aus den Augen gelassen. Warum wollte sie nicht hallo sagen?

Er erinnerte sich an sie als schüchternes, linkisches Mädchen, das immer außen vor war. Wenn jemand ihr Aufmerksamkeit schenkte, verdrehte sie die Wörter, ließ Dinge fallen und stolperte über ihre eigenen Füße. Heute Abend bewegte sie sich mit bedachter Würde. Diese neue Avery faszinierte ihn.

Ihre Begrüßung schloss alle mit ein, und in Luke wuchs das Bedürfnis, ihre hellblauen Augen auf sich gerichtet zu sehen.

„Schon wieder Abendessen mit Doc Morris, wie ich sehe?“ Aiden grinste.

„Ja, wenn seine Frau uns nicht begleiten würde, gäbe es schon Gerüchte.“

Luke saugte jede ihrer Bewegungen in sich auf, während sie mit seiner Familie sprach. Dabei wäre es doch verrückt, sich auf jemanden einzulassen. Das war das Letzte, was er jetzt brauchte.

Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass die Anziehung stärker wurde.

„Der Doc sagt, jemand muss dafür sorgen, dass ich esse, damit wir nicht ein so wertvolles Mitglied der Gemeinde verlieren. Vor allem nachdem er sich so viel Mühe gegeben hat, dass ich eine gute Ausbildung bekomme“, sagte sie mit einem Augenzwinkern.

Als die Familie in Lachen ausbrach, sah sie schließlich in seine Richtung – und der glimmende Funke in ihm wurde zu einem Feuerwerk.

„Hi, Luke.“ Zum ersten Mal bekam ihre kultivierte Maske einen Riss.

Er erinnerte sich an diese Worte – ausgesprochen von einem jungen Mädchen, das seine Schwärmerei für ihn nur unzureichend verbergen konnte. Jetzt hatte sich diese unbeholfene Unschuld in zurückhaltende Höflichkeit verwandelt, als ob Avery um jeden Preis vermeiden wollte, die Peinlichkeiten ihrer Jugend zu wiederholen.

Was Luke um einiges weniger gefiel als seine Erinnerungen an sie.

„Bist du jetzt Ärztin?“, fragte er. Warum hatte er sich bei seinen Besuchen zu Hause nie erkundigt, was aus ihr geworden war?

Ihr Blick streifte ihn nur kurz. „Ich bin Physiotherapeutin.“

Diese Enthüllung brachte unerwartete und sehr unliebsame Erinnerungen zurück.

Aiden dagegen wirkte amüsiert. „Tatsächlich ist sie deine Physiotherapeutin.“

In rasender Geschwindigkeit durchlebte Luke noch einmal die Qualen seiner dreimonatigen Therapie. Schmerzen konnten einen Mann dazu bringen, weit mehr Emotionen preiszugeben, als er wollte.

„Oh, verdammt“, murmelte er. Offensichtlich nicht leise genug, denn Averys Stimme wurde eine Spur frostiger.

„Ich fürchte, dass du keine Wahl hast. Ich bin die einzige Physiotherapeutin in Black Hills. Und im Umkreis von fünfzig Meilen.“

Verdammt. „So meinte ich es nicht …“

Sie straffte sich. „Und ich bin eine verdammt gute.“

„Und das weiß auch jeder hier.“

Luke war so auf Avery fixiert gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass Mark Zabinski an den Tisch getreten war. Mark war ein alter Schulfreund von Jacob und gehörte zur Führungsebene von Blackstone Mills.

„Der Renegade ist also zurück.“ Mark ignorierte Lukes fehlenden Gruß. „Und erregt ganz schön Aufsehen.“

„Aber natürlich.“ Er konnte genauso gut dazu stehen.

Avery warf einen Blick auf die wiedervereinte Blackstone-Familie. „Es fühlt sich sicher merkwürdig an, wieder zusammen hier zu sein.“ Im Gegensatz zu Marks lautem Tonfall hielt sie ihre Stimme gesenkt.

Nur wenigen wäre die Tatsache aufgefallen, dass erst nach dem Tod ihres Großvaters alle Brüder nach Black Hills zurückgekehrt waren. Aber so war Avery. Luke erinnerte sich dunkel, wie sie in der Highschool oft am Rand einer Gruppe gestanden hatte – allein, aber ohne irgendetwas zu übersehen.

Aiden lächelte. „Ja, aber Familie ist etwas Gutes. Etwas sehr Gutes.“

Luke hätte die letzten Monate ohne seine Familie – einschließlich Christina und Jacobs Verlobter KC – nicht durchgestanden. „Amen.“

Während ihrer Unterhaltung entgingen Luke nicht der Schatten, der Averys Augen verdunkelte, und ihr leicht veränderter Gesichtsausdruck.

Und schon gar nicht Marks Hand, die wie zufällig auf ihrem Rücken lag. Ein Zeichen von Besitz, Beschützerinstinkt oder Trost für eine Freundin? Oder etwa mehr? Avery entzog sich nicht, schien aber auch nicht entspannt zu sein. Interessant.

„Mark“, sagte Jacob geschäftsmäßig. „Die IT-Gurus haben sich endlich angekündigt, um das neue Computersystem in der Fabrik zu installieren. Es wird Zeit für das Upgrade, über das wir uns letzten Monat unterhalten haben. Wir treffen uns gleich morgen früh, um das zu besprechen.“

„Großartig.“ Mark schien weit weniger begeistert, als er aussah. Sein übertriebenes Lächeln hatte etwas vom Joker. „Avery, lass mich dich nach draußen begleiten.“ Mark benutzte seine verdammte Hand dazu, sie wegzuführen. Avery nickte und verabschiedete sich mit einem freundlichen Blick in die Runde … wobei sie Luke geflissentlich ausließ.

Warum verursachte das bei ihm ein Gefühl der Kälte? Eine Frau zu begleiten war etwas, das Luke nicht mehr so leicht bewältigen konnte. Als ob sie wüsste, dass seine Gedanken ihr folgten, warf Avery noch einen Blick zurück, doch ihre kühle Maske verriet nichts.

Toll. Genau das, was ich brauche … eine verärgerte Physiotherapeutin, die mir schon mit dem kleinen Finger Schmerzen zufügen kann.

Aber Luke war es gewohnt, festgefahrenen Situationen mit Charme zu entgehen und sie zu etwas Positivem und Unterhaltsamem zu machen. Trotz allem wuchs seine Neugier. Zu lange hatten ihn Schmerz und Frustration heruntergezogen. Eine neue Beziehung kam zwar nicht infrage, aber ein kleiner Schlagabtausch würde seinem zurzeit so düsteren Dasein sicher etwas Würze verleihen.

Ein Feuerwerk, das hin und wieder den Schmerz betäubte. Was könnte mehr Spaß machen!

Wie konnte jemand in hellgelber Krankenhauskleidung so niedlich aussehen? Obwohl Avery es sicher vorziehen würde, als kompetent bezeichnet zu werden. Sowie ihn ihre Praxismanagerin durch die Doppeltüren in das Innere des Therapiezentrums geführt hatte, fiel Luke ihre Distanziertheit auf. Was ihn sofort anspornte, diese zu durchbrechen. Ihr neutraler Gesichtsausdruck passte zu ihrem freundlichen, aber unpersönlichen Ton.

Aber wenn sie dachte, Luke mit Professionalität auf Abstand halten zu können, würde sie eine Überraschung erleben. Er würde schon ihre kleinste Schwäche ausnutzen, um sie aufzuziehen – eine Herausforderung, die ihm geradezu Energie verlieh. Außerdem konnte es nicht schaden, sich mit ihr anzufreunden. Es würde sie vielleicht davon abhalten, ihre mögliche Rachsucht an seinen Knochen auszulassen.

Avery lief mit ihm durch einen eindrucksvollen, geräumigen Fitnessraum. Die hochmodernen Geräte glänzten vor Sauberkeit. Dann führte sie ihn in einen Behandlungsraum, der mit einer gepolsterten Liege, einem kleinen Schreibtisch und gemütlichen Sesseln ebenso hochwertig eingerichtet war.

„Das sieht nett aus, Avery. Du hast hier wirklich etwas Schönes geschaffen“, sagte er.

Das Kompliment bescherte ihm ihr erstes aufrichtiges Lächeln. „Danke. Das Gebäude ist für meine Patienten und mich ein Segen.“

Es bedeutete ihr offensichtlich viel. „Du hast die Klinik nach deiner Mutter benannt.“

„Ja.“ Ihr Lächeln wurde schwächer, was in ihm dem Wunsch auslöste, sie tröstend in die Arme zu nehmen.

„Während ihrer Krankheit haben wir uns sehr nahegestanden. Durch meine Erbschaft hat sie dieser Gemeinde eine größere und bessere Klinik beschert. Wir sind sehr froh darüber.“

Stolz ließ ihr Gesicht aufleuchten und Neid in Luke erwachen. Auch er war einmal stolz auf das gewesen, was er tat, aber die Erinnerungen verschwammen angesichts der turbulenten letzten Monate. Wie erfüllend musste es sein, den Menschen hier jeden Tag Heilung zu verschaffen?

„Hast du viele Patienten?“

Sie nickte, wodurch ihr dichter Pferdeschwanz ins Schwingen geriet. „Ich hoffe, dass nicht der Mangel an Alternativen, sondern meine gute Arbeit der Grund ist.“

„Ich wette, das ist es. Du bist bestimmt richtig gut mit deinen Händen, oder?“

Zu seiner Überraschung fiel ihre geschäftsmäßige Maske. Das Klemmbrett rutschte ihr aus den Händen und krachte auf den Boden. „Das war wirklich unangebracht, Luke“, tadelte sie ihn stirnrunzelnd.

So hatte er es gar nicht gemeint. Obwohl … Luke beobachtete, wie sich ihre Wangen röteten. Auch wenn sie sich noch so erwachsen gab, man konnte sie noch genauso leicht in Verlegenheit bringen wie damals auf der Highschool.

Na, das würde ein Spaß werden! Mit ihrem ganzen professionellen Gehabe schrie sie geradezu danach, von ihm aufgemuntert zu werden. Und würde er damit nicht ihnen beiden einen Gefallen tun?

„Ich bin bekannt dafür, alles zu sagen, was mir durch den Kopf geht.“ Er grinste. „Und für mein gutes Aussehen. Und meinen Charme.“ Es war keine Angeberei.

„Und für deine Profilneurose?“ Der Kontrast zwischen ihren Worten und dem zuckersüßen Tonfall brachte ihn zum Lachen. Mann, fühlte sich das gut an.

„Vielleicht. Gelegentlich.“ Luke schenkt ihr ein sexy Grinsen.

Das brachte Avery noch ein bisschen mehr aus der Fassung. Unsicher strich sie sich übers Haar.

Er machte Fortschritte. Irgendwann würde sie noch wie ein echter Mensch lachen – anstatt wie ein Roboter. Mit seiner Akte in der Hand setzte sie sich auf einen Rollhocker und wurde wieder ganz der Profi, was Luke nicht halb so amüsant fand. Er hatte hart an seiner Genesung gearbeitet, aber hier tat sich zum ersten Mal die Möglichkeit auf, während dieses ganzen Albtraums Spaß zu haben. Darauf wollte er nicht verzichten.

„Ziele?“, fragte sie, ganz auf die Papiere konzentriert.

Das war leicht. Seit dem Unfall hatte er nur eins im Sinn. „Ich will zurück in mein Auto. So schnell wie möglich.“

Ihre wunderschönen Augen weiteten sich. „Das hört sich sehr entschlossen an.“

„Du sagst das, als ob es etwas Schlechtes wäre.“ Warum verteidigte er sich? Er hatte sein Leben damit verbracht, Ziele zu erreichen, von denen andere nur träumen konnten. „Du hast gefragt.“

Ihr Stirnrunzeln und ihr eindringlicher Blick waren nicht sehr ermutigend. „Die meisten meiner Patienten sorgen sich eher darum, wann sie wieder ohne Hilfe laufen können.“

Das versetzte seine Nerven in Alarmbereitschaft. „Oh, ich habe auch andere Ziele“, sagte er grinsend.

Nach einer Minute der Stille machte sie mit ihrem Stift eine ermunternde Geste. „Und?“

„Spaß haben, aber das hört sich ein bisschen unprofessionell an, wenn du verstehst, was ich meine.“

Der Stift fiel zu Boden. Sofort stieg ihr die Röte ins Gesicht. So verlegen hatte er sie das letzte Mal in der Highschool gesehen. Er erinnerte sich plötzlich sehr genau.

„Brauchst du Hilfe?“

Der Schauer, der ihn durchlief, musste seiner Überraschung geschuldet sein. Aber wer konnte denn ahnen, dass die kleine Miss Perfect ihm beim Umziehen helfen wollte? Die Hitze in ihren rundlichen Wangen stand der, die seinen Körper durchlief, in nichts nach.

Lukes Blick ging von den trockenen Shorts in seiner Hand zu Avery, die er zum ersten Mal im Bikini sah. Sie musste ihn extra für die letzte Sommerparty am See gekauft haben, bevor sich alle auf ihre Colleges verstreuten. Alle außer ihm. Sein Ziel war North Carolina – und jede Rennbahn, auf der man ihn fahren ließ. Aber das machte ihn nicht rücksichtslos genug, um das unerfahrenste Mädchen seiner Clique zu entjungfern, ganz egal, worum ihre hellblauen Augen ihn auch anbettelten. „Süße, aus dem Umziehen könnte aber einiges mehr werden.“

„Ich weiß.“ Doch die Röte auf ihrer hellen Haut, auffällig genug, um sie im gedämpften Licht des entfernten Lagerfeuers zu erkennen, sagte ihm, dass sie nicht wirklich wusste, was sie ihm da anbot.

Zu seiner Überraschung schoss ihm das Adrenalin durch die Adern, so als ob er mit hundert Sachen einen Rennwagen lenken würde. Normalerweise kam er sexuell etwas langsamer mit einem Mädchen in Fahrt. Doch sogar sein alkoholumnebeltes Gehirn sagte ihm, dass dies eine dumme Idee war, auch wenn sein Körper begeistert Zustimmung signalisierte. „Ich glaube, dass dir jemand mit mehr Erfahrung eine größere Hilfe wäre als ich.“

Wie konnte er diese Sommernacht vergessen haben? Ohne nachzudenken, sagte er: „Heiliger – Avery, ich kann nicht glauben, dass du mich damals angemacht hast.“

Der kleine Rollhocker schoss so weit nach hinten, dass er gegen die Wand knallte. Erschrocken starrte sie ihn an, während die flammende Röte in ihrem Gesicht sich bis zu ihrem Hals ausbreitete. „Ich …“

Warum sagte er nur so was? Wo war das Stoppschild, wenn er eins brauchte? Die meisten Menschen fanden seine Art witzig, aber diese Demütigung hätte er Avery gern erspart.

„Es tut mir leid, Avery. Ich hätte das nicht sagen sollen.“ Auch wenn alle ihn für einen Egomanen hielten – und Luke es sie glauben ließ –, würde er niemals eine Frau unehrenhaft behandeln. „Im Ernst, ich würde niemals absichtlich eine Freundin in Verlegenheit bringen.“

Sie erholte sich schnell, brauchte aber einen Moment, um ihre Professionalität zurückzugewinnen. Mithilfe ihrer Absätze arbeitete sie sich auf ihrem Hocker zurück in ihre Position im Zimmer. Trotzdem schien sie etwas auf Distanz zu bleiben. „Freunde also?“

Er grinste in der Hoffnung, sie zu beruhigen. „Das wäre schön.“

Avery nickte, als ob die Sache damit geklärt wäre. „Ich hatte wohl Lust auf ein kleines Abenteuer.“ Sie zuckte die zierlichen Schultern, die Augen starr auf seine Unterlagen gerichtet. „Welcher Schulabgänger hat das nicht?“

Seine Libido drängte ihn, zu fragen, ob sie es bekommen hatte, aber dieses Mal schaffte er es, die Klappe zu halten. Er konnte sich an keinen Klatsch im Zusammenhang mit ihr erinnern. Auch Jacob hatte ihm weder von skandalösen Liaisons noch schlechtem Benehmen berichtet.

Gab es denn gar nichts zu berichten? Bei dem Essen gestern Abend mit Doc Morris und seiner Frau war sie allein gewesen, auch wenn Mark sie hinausbegleitet hatte. An ihren langen, schlanken Fingern steckte kein Verlobungsring, und auch ihr Nachname hatte sich nicht geändert. Hatte sie vielleicht gar keine wilden Zeiten gehabt?

Sollte er das vielleicht ändern?

Zur Hölle, nein! Das Letzte, was er brauchte, war ein lockeres Sexdate mit der unlockersten Frau, die er kannte.

„Wir fangen jede Einheit mit einem Aufwärmen an. Dann gehen wir zu Kraftübungen mithilfe von Widerstandstraining über … zunächst nur unter Einsatz deines Körpergewichts.“ Avery hakte – ein bisschen zu konzentriert – die Punkte auf ihrer Liste ab. „Deine Therapeutin in North Carolina hat mir deine Akte gegeben. Du bist schon unheimlich weit gekommen, aber ich möchte mir selbst ein Bild machen.“

Luke eher nicht. Also lenkte er sich lieber durch den Anblick ihrer weichen Kurven unter der gelben Therapeutenkluft ab. Wenn sie wüsste, woran er gerade dachte, würde sie ihm vermutlich zu verstehen geben, dass diese Aktivität nicht auf ihrer Liste stand. Vielleicht musste er sie nur vom Gegenteil überzeugen.

„Okay, Luke?“

„Jep“, antwortete er automatisch.

„Du hast gar nicht zugehört, oder?“

„Nö.“

Ihr strenger Blick sagte ihm, wie ungehörig er war. Sie seufzte tief, wodurch sich ihre hübsch gerundeten Brüste hoben. Das erregte endlich seine Aufmerksamkeit – oh Mann, er war so was von in Schwierigkeiten.

„Ich werde es dir im Laufe der Behandlung erklären.“ Seine Unaufmerksamkeit ignorierend, stand Avery auf. „Sehen wir mal, was du so drauf hast.“

Das hörte sich gar nicht gut an.

Zuerst ließ sie ihn langsam durch den Raum laufen, während sie neben ihm herging. Ihre Stimme wirkte beruhigend auf ihn, obwohl ihn die ungelenke Koordination seiner Beine frustrierte.

Er wusste, was folgen würde.

Der Oberkörper war kein Problem. Diese Muskeln zu trainieren fühlte sich sogar gut an. Doch die seiner Hüften und Beine – eher nicht so. Avery ließ ihn anschließend ein Widerstands- und Beweglichkeitstraining durchlaufen, gefolgt von Dehnübungen.

Eine Stunde später fragte Luke sich schweißüberströmt, ob sich hinter ihrem ganzen Eifer nicht doch etwas Sadismus verbarg. Ihre ermutigenden Worte sagten ihm, dass sie helfen wollte, aber heimlich freute sie sich vielleicht über seine Schmerzen!

Schließlich hatte er sie in der Highschool gedemütigt. Dass er es zu ihrem eigenen Besten getan hatte, schien ihm heute irgendwie keine adäquate Rechtfertigung mehr zu sein. Vielleicht konnte er es wiedergutmachen?

Oder würde er, wenn er außerhalb der Therapie Zeit mit Avery verbrachte, nur mit dem Feuer spielen?

2. KAPITEL

Avery ignorierte das Zittern ihrer Hände, als sie die Elektroden von Lukes Beinen und seinem Rücken entfernte. Gott sei Dank musste sie nichts Kompliziertes tun, sonst würde sie sich garantiert noch selbst zum Idioten machen. Der Anblick seines Körpers in nichts als Boxershorts brachte sie an die Grenzen ihrer Professionalität.

Sie räusperte sich. „Wenn du dich angezogen hast, treffen wir uns am Empfang.“ Was sie zurück zu ihrer Unterhaltung von vorhin brachte – und ihrem lächerlichen Angebot, ihm beim Anziehen zu helfen. Und schon gingen wieder die Nerven mit ihr durch. Beim Hinausgehen stieß sie ganz leicht gegen den Türrahmen.

Luke war genau so, wie sie sich an ihn erinnerte – nur zehnmal gefährlicher. Offensichtlich hatte er bemerkt, dass er sie mit Frotzeleien aus der Fassung bringen konnte. Sie musste dringend etwas dagegen unternehmen.

Ihre bisherige Methode funktionierte ja nicht so toll.

Jeder Mann unter sechzig konnte sie nervös machen, aber ihre Reaktion auf Luke war im Vergleich dazu eine elektrische Entladung. Dass sie ihn wahnsinnig attraktiv fand, machte sie nur noch nervöser. Dabei hatte ihr Interesse nichts mit seinem VIP-Status zu tun, sondern ausschließlich damit, dass er, tja, eben Luke war.

Sie hatte sich vom ersten Moment an von seinem Charme und seinem offenen Lächeln angezogen gefühlt. Als Teenager war sie ihm überallhin gefolgt. Im Gegensatz zu seinem nüchtern wirkenden Bruder Jacob schien Luke sich in jeder gesellschaftlichen Situation wohlzufühlen.

Eine Fähigkeit, die Avery nie entwickeln konnte.

Sie konnte zwar mit Menschen reden, die sie schon lange kannte. Und ihr aufrichtiges Interesse und Mitgefühl für ihre Patienten machten den Umgang mit ihnen leicht. Sie hatte auch ein paar Freundinnen wie Christina, wenn sie jemanden zum Reden brauchte.

Aber wenn man sie mit einem Haufen Fremder zusammenbrachte, erstarrte sie einfach. Dann fühlte sie sich wieder genauso wie in ihrer Vortragsklasse auf der Highschool, als alle sie anstarrten und darauf warteten, dass sie irgendetwas Brillantes von sich gab – und sie nichts als ein Quieken herausbringen konnte.

„Wie oft muss ich denn herkommen?“

Autor

Dani Wade
<p>Als Jugendliche erstaunte Dani Wade die Mitarbeiter der örtlichen Bibliothek regelmäßig. Sie lieh sich wöchentlich bis zu zehn Bücher aus – und las diese dann tatsächlich bis zu ihrem nächsten Besuch. Sie stellte sich gerne vor, selbst in der Rolle der weiblichen Heldin zu stecken. Vielleicht gelingt es ihr auch...
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