Rettungslos verliebt in den Playboy-Boss

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Unermesslich reich, unfassbar attraktiv und unsagbar skrupellos! Nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht mit ihrem Boss Antonio Delacruz ist Hana verzweifelt. Nicht nur weil sie rettungslos in den Selfmade-Milliardär verliebt ist, sondern weil sie von dem überzeugten Playboy ein Kind erwartet. Trotzdem bereut sie die erotischen Stunden in seinen Armen keine Sekunde. Doch als Hana ihm während einer Geschäftsreise gesteht, dass sie von ihm schwanger ist, wirft der Spanier ihr etwas Unglaubliches vor …


  • Erscheinungstag 11.08.2020
  • Bandnummer 2453
  • ISBN / Artikelnummer 9783733714321
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Rosa Wölkchen zwischen modernen Hochhäusern, weiß und rosa blühende Kirschbäume: Anfang April war ein Sonnenaufgang über Tokio ein wunderschöner Anblick.

Doch Hana Everly hatte keine Augen dafür. Blicklos starrte sie aus dem Fenster des Rolls-Royce und spürte das wilde Klopfen ihres Herzens und den kalten Schweiß auf der Haut.

„Bitte kümmern Sie sich um Ersatz für Mrs. Stone, die Haushälterin im New Yorker Penthouse …“

Ihr Boss Antonio Delacruz ratterte eine schier endlose Liste von Anweisungen herunter, die Hana unverzüglich auszuführen hatte.

Automatisch schrieb sie mit, doch ihre Gedanken waren woanders.

Sie durfte nicht schwanger sein.

Ihr Chef war ziemlich deutlich gewesen, was die Regeln betraf. Noch während des ersten Kusses hatte er gemurmelt: „Nur eine Nacht, nicht mehr. Keine Romantik, keine Hochzeit. Keinerlei Konsequenzen. Morgen früh bist du wieder meine Assistentin. Sind wir uns einig?“

Ein Pakt mit dem Teufel, und dennoch hatte sie „Ja“ geflüstert.

In jenem Moment in seinem Bett, berauscht von dieser neuen, überwältigenden Sinnlichkeit, hätte sie zu allem Ja gesagt.

Aber selbst das hatte ihm nicht gereicht. Er hatte sich aufgerichtet, um sie besser ansehen zu können, mit kalten schwarzen Augen.

„Noch vor dem Morgengrauen verlässt du mein Bett, und keiner von uns wird je über diese Nacht sprechen.“

Vollkommen benommen von all den Empfindungen, hatte sie genickt, worauf er sie träge angelächelt hatte, die Lider halb gesenkt, um ihre Lippen gleich wieder mit einem sengenden Kuss zu erobern.

Sie hatte gedacht, sie wüsste, was sie tat. Mit sechsundzwanzig war sie alt genug für unverbindlichen Sex. Denn Antonio Delacruz war kein Mann für eine Beziehung, sondern ein rücksichtsloser Milliardär, CEO und Hauptaktionär seiner rasant wachsenden Fluglinie. Außerdem war er ihr Boss. Es hatte seinen Grund, dass CrossWorld Airways alle Konkurrenten ausstach. Antonio machte vor nichts Halt, wenn er etwas wirklich wollte.

Andererseits war das hier nicht von ihm ausgegangen. Sie hatte ihn zuerst geküsst. Unfassbar, dass sie das getan hatte!

Als er sie an jenem Abend weinend im Flur seines palacio in Madrid gefunden hatte, hatte er sie in den Arm genommen, um sie zu trösten. Da war es um ihre Zurückhaltung geschehen gewesen. Zwei Jahre heimlichen Verlangens waren über Hana hereingebrochen. Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und ihn unter Tränen geküsst. Nur ein Hauch von einem Kuss zwar, aber dennoch! Erschrocken hatte sie fliehen wollen, doch da hatte er sie gepackt und in seine Arme zurückgezogen.

Zwei Monaten versuchte Hana nun schon, diese Nacht zu vergessen. Wie Antonio es offensichtlich getan hatte.

Aber nun wusste sie, dass diese unfassbar erotische Nacht mit ihrem gutaussehenden, arroganten, superreichen Chef nicht folgenlos geblieben war. Sie erwartete sein Kind.

Während die Limousine ins nördliche Tokio fuhr, presste Hana eine Hand an ihre Wange. Ihr war flau vor Morgenübelkeit und Sorge. Das Kind würde ohne Vater aufwachsen – oder schlimmer noch: mit einem schlechten Vater. Antonios Reichtum basierte nicht gerade auf guten Taten. Er war skrupellos, hatte keine Familie, und in den zwei Jahren, seit sie für ihn arbeitete, hatte seine längste Affäre gerade einmal sechs Wochen gedauert. Nicht dass sie mitgezählt hätte …

Da war ein dicker Kloß in ihrem Hals. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Zuerst hatte sie heiraten und sich ein Leben aufbauen wollen, erst dann wollte sie Kinder.

Nein, es war alles falsch. Sie kannte noch nicht einmal ein richtiges Zuhause, und sie wollte nicht, dass ihr Kind auch so aufwuchs. Hanas Eltern waren ständig unterwegs gewesen. Sobald sie irgendwo begonnen hatte, echte Freunde zu finden, hatten sie sie mit sich fortgerissen.

Ein Stich durchfuhr sie. Nie hätte sie mit Antonio schlafen dürfen, egal, wie unglaublich es sich angefühlt hatte. Lieber hätte sie auf eine echte Beziehung warten sollen. In Antonios Armen hatte sie ihre komplette Zukunft aufs Spiel gesetzt – und die ihres ungeborenen Kindes.

„Hana?“, hörte sie seine scharfe Stimme neben sich auf dem Rücksitz.

„Ja“, antwortete sie und starrte benommen auf ihre Notizen. „Du willst eine SWOT-Analyse bezüglich der Expansion nach Australien, die Telefonnummern des Berliner Büros, eine neue Haushälterin für New York und eine Afterparty in London.“

Einen Moment lang starrte er sie aus tiefgründigen schwarzen Augen an, und sie erschauderte. Aber auch der furchteinflößende Milliardär Antonio Delacruz mit seinem weltweiten Imperium und der geheimnisvollen Vergangenheit konnte keine Gedanken lesen.

Hoffte sie zumindest. Wenn doch, war sie in Schwierigkeiten.

„Gut“, sagte er schließlich und blickte zurück auf seinen Laptop. „Und kontaktiere den Chefarchitekten für die Erste-Klasse-Lounge in Heathrow …“

Auf dem weiteren Weg in den Stadtteil Marunouchi kämpfte sie tapfer gegen die Verzweiflung an, während sie zu imposanten Hochhäusern aufschaute. Sie kannte Tokio seit ihrer Kindheit. Hanas Großmutter war hier geboren und später nach Amerika ausgewandert. Ihr bester Freund Ren lebte noch immer hier, und sie hatte die Stadt schon oft besucht. Daher wusste sie, dass die sakura-Saison, die japanische Kirschblüte, die schönste Zeit war.

Doch heute konnten weder der Tokyo Tower, der leuchtend rot die Stadt überblickte, noch die prächtig blühenden Kirschbäume ihre Stimmung heben. Im Moment fühlte sie nichts als Panik.

Keine Romantik, keine Hochzeit. Keinerlei Konsequenzen.

Keiner von uns wird je über diese Nacht sprechen.

Nie hätte sie erwartet, dass aus dieser einen Nacht ein Kind entstehen würde. Was sollte sie tun? Sollte sie es ihm sagen?

Sie wusste es selbst erst seit wenigen Stunden. Den Test hatte sie im Privatjet gemacht, während sie von Madrid hergeflogen waren. Beinahe ungläubig legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Ein Baby!

„Was ist los, Hana?“, fragte Antonio. „Du bist überhaupt nicht bei der Sache.“

Sie sah auf und betrachtete den gutaussehenden Spanier neben sich. Nach einem tiefen Atemzug stieß sie hervor: „Antonio, ich muss mit dir reden.“

Vorn im Auto warfen sich der Fahrer und Ramon Garcia, Antonios Bodyguard, einen Blick zu. Keiner der Angestellten wagte es, Antonio zu duzen, nur Hana.

Er bedachte sie mit einem kalten Blick. „Ja, Miss Everly?“

Die Worte, gesprochen mit leichtem Akzent und seiner tiefen, rauen Stimme, verwiesen sie deutlich auf ihren Platz. Aber er musste sie nicht erst daran erinnern, dass sie seine Angestellte war.

Ihr Mut versagte. Sie waren nun fast in Marunouchi, wo wichtige Geschäftsverhandlungen warteten. Seit Monaten bereiteten sie sich darauf vor. Antonio wollte einen Deal mit Iyokan Airways, einer wichtigen regionalen Airline, abschließen. Der Deal würde ihm das Tor zu Tokio, Osaka und vielen weiteren asiatischen Städten öffnen.

Nicht unbedingt der günstigste Zeitpunkt, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen.

Aber vielleicht kam solch ein Zeitpunkt ja nie.

Es war verlockend, sich darauf zu verlassen, aber sie schob den Gedanken beiseite. Selbst wenn Antonio sie und das Baby nicht wollte, hatte er dennoch ein Recht, davon zu erfahren. Und ihr Baby verdiente die Chance auf einen Vater.

„Ich muss dir etwas erzählen“, flüsterte sie und blickte kurz in Richtung Fahrer und Bodyguard, die sich alle Mühe gaben, nicht zuzuhören. „Über … diese Nacht.“

Antonio bedachte sie mit einem eiskalten Blick. „Und welche Nacht sollte das sein?“

Hana schob das Kinn vor und antwortete klar und deutlich: „Unsere Nacht in Madrid. Vor zwei Monaten.“

Sie sah, wie die Augen der Männer vorne groß wurden. Scheinbar ruhig ließ Antonio die Trennscheibe hochfahren.

Sobald sie geschlossen war, fuhr er Hana wütend an: „Du hast versprochen, nie ein Wort zu sagen.“

„Ich weiß, aber …“

„Es gibt kein Aber. Du hast mir dein Wort gegeben!“

„Ich habe einen guten Grund …“

„Das kann ich mir vorstellen.“ Sie sah, wie sich sein Kiefer anspannte, als er sich von ihr abwandte. „Schlag es dir aus dem Kopf. Diese Nacht ist nie passiert.“

Nun bog der Rolls-Royce auf die Auffahrt eines glänzenden Wolkenkratzers ein, mit direktem Blick auf den üppig grünen Ostpark des Kaiserpalastes.

„Aber …“

Der Wagen hielt, und ein Türsteher trat zu ihnen.

„Es ist nie passiert“, wiederholte Antonio und stieg aus, ohne sie eines Blickes zu würdigen.

Sein ganzer Körper strahlte männliche Dominanz aus. Harte Muskeln unter einem dunklen Anzug und einem perfekt geschnittenen, schwarzen Kaschmirmantel.

Hana nahm ihre Handtasche und kletterte hinter ihm aus dem Wagen. Ihr Herz klopfte laut, und sie presste Notizbuch und Aktenmappe gegen die Brust wie ein Schutzschild.

„Willkommen, Mr. Delacruz.“ Emika Ito, die Leiterin des Tokioer Teams, verneigte sich.

Sie war hübsch, dunkelhaarig und sehr schick gekleidet. Als sie Hana zulächelte, bemühte diese sich, ihr Lächeln zu erwidern.

„Es ist alles vorbereitet, Sir.“

Hana betrachtete das riesige Gebäude. In der Lobby aus Glas und Stahl konnte sie den Rest des Führungsteams ausmachen, das offensichtlich auf Antonio wartete, um gemeinsam in das Büro im obersten Stock zu fahren.

„Vielen Dank, Miss Ito“, antwortete Antonio knapp. „Entschuldigen Sie uns noch einen Moment.“

Sie nickte und verschwand zurück in der Lobby, sodass Hana und Antonio draußen allein zurückblieben, mit seinem Bodyguard in diskretem Abstand.

Er sah auf sie hinab. So dicht bei ihm zu stehen, war ungewohnt intim. „Also vergessen wir das alles?“, fragte er scharf.

Hana spürte die kühle Frühlingsbrise auf ihrer heißen Wange und sah einer einzelnen Kirschblüte nach, die durch die Luft tanzte und schließlich im Verkehr auf der Hibiya-dori-Straße verschwand.

Am besten nickte sie jetzt und folgte ihm schweigend hinein, ganz die Assistentin, die er fürs Meeting brauchte. Danach konnte sie immer noch kündigen.

Sie senkte den Kopf.

„Gut“, sagte er, und sie erkannte das Flackern in seinen Augen, bevor er sich der Tür zuwandte.

Doch ihr Herz ließ sie nicht schweigen.

„Ich bin schwanger, Antonio“, platzte sie heraus.

Antonio erstarrte. Er musste sich verhört haben.

Über ihnen hatte sich der Himmel zugezogen, und in der Ferne hörte er Donnergrollen.

Langsam wandte er sich zu ihr um. „Was?“

„Du hast mich schon verstanden. Ich bin schwanger.“

Er sagte sich, dass es ihm nichts ausmachte, ignorierte die lauernden Emotionen, die ihn umkreisten wie Raubtiere und auf einen Riss in seiner Abwehr warteten.

Sie hat mit einem anderen geschlafen.

Antonio zwang sich, die Schultern zu lockern, und antwortete schlicht: „Ich hätte dir mehr Verstand zugetraut.“

Mit hochgezogenen Brauen fragte sie: „Wie bitte?“

Wer mochte der Vater sein? In dieser Nacht … Sie war noch Jungfrau gewesen. Hatte sie sich noch in derselben Woche einem anderen zugewandt? In derselben Nacht?

Sicher, Hana fand leicht einen Mann. Automatisch glitt sein Blick an ihrer schlanken Figur hinunter. Hana Everly war mit Abstand die begehrenswerteste Frau, die er je getroffen hatte. Trotzdem hatte er es zwei Jahre lang geschafft, ihre Schönheit zu ignorieren. Hatte in ihr nur seine Assistentin gesehen, nichts weiter.

Doch sie war unbeschreiblich, eine anmutige Mischung aus unterschiedlichsten Vorfahren. Als er sie irgendwann nach ihrer Herkunft gefragt hatte, hatte sie mit den Schultern gezuckt.

„Ich bin Amerikanerin“, hatte sie geantwortet. „Meine Familie stammt von überall her. England, Irland, Brasilien, Japan … Und Ihre, Mr. Delacruz?“

„Aus Spanien“, hatte er geantwortet, und wahrscheinlich stimmte das auch, aber sicher würde er es nie wissen.

Jetzt sah sie ihn an mit ihren großen braunen Augen in dem ovalen Gesicht, die Lippen voll und rosig, das dunkle Haar zu einem langen Pferdeschwanz gebunden. Sie trug ein feminines weißes Kostüm, das gleichzeitig schlicht und elegant war. Die perfekte Assistentin eines Milliardärs, geschäftsmäßig gestylt, ohne zu sehr aufzufallen.

Und doch musste sie überall Aufmerksamkeit erregen. Sogar hier auf dem Gehweg mitten in Tokio warfen die Männer ihr Blicke zu. Sie leuchtete hell und unerreichbar wie ein Stern.

Aber Antonio hatte sie berührt. Bisher hatte er geglaubt, er sei der Einzige gewesen …

„Ist das alles, was du zu sagen hast?“, fragte Hana leise, aber scharf. Ihr hübsches Gesicht zeigte Wut und Verletzung. „Dass ich vernünftiger hätte sein sollen?“

„Ich bin enttäuscht“, gab er zurück.

Enttäuscht …“

Er hatte sich auf sie verlassen, und nun war sie schwanger. Von einem anderen Mann. Sie würde ihren Job aufgeben und das Kind großziehen wollen. Und deshalb war Antonio so aufgewühlt, dass er kaum Luft bekam. Weil Hana die verdammt beste Sekretärin von allen war, und jetzt würde er sie verlieren.

Antonio hatte immer gewusst, wie wertvoll sie war, als seine Assistentin. Darum war er stets professionell geblieben. Bis zu dieser Nacht in Madrid, als sie geweint hatte und nicht erklären konnte, warum. Er hatte sie trösten wollen – nur trösten! –, aber da hatte sie ihn plötzlich geküsst.

Dieser Kuss …

Das war eine dieser Erinnerungen, die Antonio lieber unter Verschluss hielt.

Also gut, nun würde sie ihn verlassen. Er würde ihr keine Steine in den Weg legen, schließlich war sie eine gute Assistentin. Vielleicht schaffte er sogar, sich für sie zu freuen. Immerhin hatte sie nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie sich diese familiäre Idylle wünschte: Ehemann, Kinder, ein Haus. Zur Hochzeit würde er ihr einen Check überreichen, der die Studiengebühren der Kinder abdeckte. Das war sie ihm wert.

Danach würde er einfach weitermachen und sie niemals fragen, wer …

„Wer ist der Vater?“, hörte er sich plötzlich herausplatzen.

Sie wich zurück und starrte ihn ungläubig an. „Machst du Witze? Du weißt, wer der Vater ist!“

„Wirklich?“ Er runzelte die Stirn, versuchte, sich zu erinnern. „Das überrascht mich. Ich weiß ohnehin nicht, wie du das geschafft hast, während wir in Madrid Tag und Nacht an diesem Deal gearbeitet haben. Arbeitet der Mann für mich? Vielleicht ein Gärtner? Ein Fahrer?“

Plötzlich loderte in Hanas Augen ein gefährliches Feuer. „Hör auf, Antonio. Sei einfach still.“

Er starrte sie an. Noch nie hatte er sie wütend erlebt. Hana war die geduldigste, freundlichste Person, die er kannte. „Warum regst du dich auf?“

„Weil du der Vater bist, du Idiot!“

Es dauerte einen Moment, bevor er die Bedeutung dieser Worte verstand. Sie trafen ihn wie ein Schlag. „Wie bitte?“

„Natürlich bist du es!“

Er stolperte zurück und stützte sich an einer der Säulen vor dem Eingangsportal ab. Seine Beine zitterten.

„Glaubst du, ich könnte direkt mit jemand anderem schlafen, nachdem wir zusammen waren?“, fragte sie scharf. „Mich wie du nahtlos in die nächste Affäre stürzen?“

Ach, wenn es doch wahr wäre! Wenn er sie nur vergessen könnte!

Als die ersten Tropfen aus dem dunkelgrauen Himmel fielen, landete eine direkt auf seiner Wange. Antonio wurde schlecht, während er Hana anstarrte, so verraten fühlte er sich.

„Ich habe mich letzten Monat nicht wohl gefühlt, dachte, mein Zyklus wäre durcheinandergeraten bei all dem Stress und dem wenigen Schlaf, aber …“ Sie stockte. „Ich habe während des Flugs einen Schwangerschaftstest gemacht.“

Als Antonio nicht antwortete, verzog Hana die Stirn. Fast wirkte sie verwirrt.

Dann jedoch sprach sie weiter: „Hör zu. Ich weiß, du willst weder Ehe noch Kinder. Und ich habe selbst nicht damit gerechnet. Immerhin haben wir ein Kondom benutzt. Aber ich fand, du solltest es erfahren …“

„Genug“, stieß er hervor. „Das reicht jetzt.“

„Hätte ich es verschweigen sollen?“

Die Tränen in ihren Augen wirkten vollkommen echt. Himmel, sie war gut! Er hasste sie dafür. Doch am meisten hasste er sich selbst, weil er gedacht hatte, sie sei anders. Er hatte ihr vertraut, und er vertraute sonst niemandem. Tag für Tag hatte er gegen sein Verlangen angekämpft, um diese wertvolle Arbeitsbeziehung nicht zu gefährden – die engste Beziehung, die er überhaupt hatte.

Und sie schlief mit einem anderen Mann und belog ihn auch noch.

Wenn sie überhaupt schwanger war.

Wahrscheinlich hatte sie es von Anfang an geplant. Sie hatte ihm eine Falle gestellt, um an sein Vermögen zu kommen. Und vermutlich wäre sie damit durchgekommen, wenn es nicht dieses entscheidende Detail gegeben hätte, von dem sie nicht wusste.

Er hätte sie gar nicht schwängern können, selbst wenn er wollte.

Sein ganzer Körper zitterte vor Wut, als er ihr Aktenkoffer und Notizbuch aus den Armen nahm. „Deine Dienste werden nicht mehr benötigt.“

Ihre verlockenden Lippen öffneten sich ungläubig. „Du … du wirfst mich raus?“

„Du bekommst die Abfindung, die dein Vertrag vorsieht. Aber ich will, dass du jetzt gehst.“

„Aber … aber warum?“

„Das weißt du.“

„Weil ich dein Kind erwarte?“ Sie schrie es fast.

„Weil du gelogen hast“, erwiderte er scharf. „Du willst mich reinlegen, aber daraus wird nichts.“ Er kniff die Augen zusammen. „Auf Wiedersehen, Miss Everly.“

Damit machte er auf dem Absatz kehrt und betrat das Gebäude, seinen finster dreinblickenden Bodyguard dicht auf den Fersen.

Nach der zitternden Hana in der morgendlichen Kälte von Tokio wandte er sich nicht noch einmal um.

2. KAPITEL

Schockiert blickte Hana dem Vater ihres Kindes nach.

Der sie tatsächlich gefeuert hatte.

Er hatte ihr ihre Unschuld genommen, ihr Leben auf den Kopf gestellt. Und jetzt nahm er ihr auch noch den Job, den sie liebte.

Ein weiteres Donnergrollen ließ die Fenster des Wolkenkratzers erzittern. Fröstelnd sah sie zum Himmel auf. Der Wind hatte aufgefrischt, und aus gelegentlichen Tropfen wurde ein ausgewachsener Regenguss.

Natürlich hatte Hana nicht erwartet, dass Antonio sie überglücklich in die Arme ziehen würde. Sie wusste, dass er weder Kinder noch Verantwortung wollte.

Aber dass er sich so verhalten würde …

Zitternd strich sie sich die kalten Regentropfen aus den Augen. Warum überraschte es sie überhaupt? Als seine Assistentin hatte sie gesehen, wie gekonnt er eine Frau umwarb, nur um sie gleich wieder fallen zu lassen, sobald der Reiz nachließ. Es dauerte nie lange, eine Woche vielleicht, manchmal nur eine Nacht, dann langweilte er sich.

Hana hatte diese Frauen bedauert. Jede einzelne schien zu glauben, dass sie den unbelehrbaren Playboy zähmen würde. Wie töricht! Sahen sie nicht, dass er seinen Charme an- und ausstellte wie mit einem Schalter? Im einen Moment der leidenschaftliche Liebhaber, war er im nächsten Augenblick schon wieder fort.

Wobei er nicht nur Frauen mies behandelte. Bei Männern äußerte sich seine Rücksichtslosigkeit darin, dass er sich nahm, was er wollte – sei es nun die Firma eines Kontrahenten oder dessen Freundin.

Wie naiv von ihr, zu glauben, zwischen ihnen sei es anders. Zwei Jahre lang hatte sie an seiner Seite gearbeitet, zwölf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. In den letzten Monaten sogar noch mehr. Sein Erfolg war ihr Erfolg gewesen, und sie hatte genauso viel Schweiß, Blut und Tränen in die weltweite Expansion von CrossWorld Airways gesteckt wie er.

Irgendwie hatte sie gedacht, sie wären Partner, vielleicht sogar Freunde. Doch nun erkannte sie, dass sie ihm ebenso unwichtig war wie alle anderen auch.

Auf Wiedersehen, Miss Everly.

Der Regen schien den Rhythmus dieser Worte zu trommeln, während er ihr dunkles Haar und das weiße Kostüm durchnässte. Passanten starrten sie an, alle mit Regenschirmen ausgestattet. Sie musste wirklich ein jämmerliches Bild abgeben.

Das hatte sie sich selbst eingebrockt.

Sie schloss die Augen und hob ihr Gesicht in den Regen. Nicht im Geringsten hatte sie damit gerechnet, dass er sie entlassen würde, weil sie schwanger war. Sie hatte darauf vertraut, dass Antonio im Inneren seines Herzens ein Mann mit Ehrgefühl war, der sie nicht so herzlos behandeln würde wie seine Geliebten.

Abrupt öffnete Hana die Augen.

Sie hatte sich immer für clever gehalten. Nun stellte sich heraus, dass sie die Dümmste von allen war.

Der Verkehr nahm zu, und der Regen – nur Regen, definitiv keine Tränen! – ließ ihren Blick verschwimmen. Das weiße Kostüm war nun taubengrau und klebte an ihrem Körper.

Wie viel Zeit sie mit ihm verschwendet hatte! So dankte er ihr ihre Ehrlichkeit! Er beleidigte sie, entließ sie. Noch schlimmer aber war, dass er kaltblütig sein eigenes Kind von sich stieß.

Heiße Wut stieg in ihr auf, bis in ihrem Herzen für kein anderes Gefühl mehr Platz war.

Nun waren sie auf sich gestellt, das Baby und sie.

Hana reckte das Kinn. Ohne diesen seelenlosen, herzlosen Mistkerl waren sie ohnehin besser dran!

Sie schob sich den Träger ihrer Handtasche über die Schulter. Dummerweise lag ihre Reisetasche noch im Kofferraum des Rolls-Royce, der sie vom Flughafen Haneda hergefahren hatte. Jetzt hatte sie nur ihren Pass, einige Kreditkarten und eine recht übersichtliche Summe Yen, Dollars und Euro.

Aber sie war in Tokio, und das bedeutete, dass sie noch etwas hatte.

Ren. Ihren besten Freund.

In diesem Moment sehnte sie sich nach seinem freundlichen Gesicht.

Sie blinzelte die wütenden Tränen weg und winkte einem Taxi. Als es hielt, zögerte der Fahrer. Offensichtlich wollte er nicht, dass ihre nasse Kleidung seine Sitze ruinierte. Dann jedoch ließ er sie einsteigen.

„Sumimasen“, sagte sie – Entschuldigung – und spürte dabei deutlich den Kloß in ihrem Hals.

Sie nannte die Adresse in Harajuku und starrte aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Straßen, ihre Handtasche fest an sich gedrückt.

Ren Tanaka. Zum Glück wurde ihr ausgerechnet in der Stadt das Herz gebrochen, wo ihr bester Freund lebte.

Hana und Ren waren seit ihrer Kindheit befreundet. Nur mit ihm hatte sie Kontakt gehalten, während ihre rastlosen Lehrereltern mit ihr um die ganze Welt gereist waren. Und auch später noch, als sie schon für Antonio gearbeitet hatte. Hana war Einzelkind. Seit ihre Eltern und Großeltern gestorben waren, war Ren ihre einzige Familie.

Wobei …

Unbehagen überkam sie, wenn sie an ihr letztes Treffen während einer kurzen Geschäftsreise nach Tokio dachte. Ren hatte sich so komisch benommen. Hatte nichts gesagt, sie aber immer wieder so seltsam angesehen.

Glaubte er nach all den Jahren der Freundschaft, in sie verliebt zu sein?

Unsinn! In Tokio gab es genügend Mädchen, die sich für ihn interessierten.

Er war noch immer ihr engster Freund, und er würde ihr sicher beistehen. Sie konnte sich schon vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er von der Schwangerschaft erfuhr – und von Antonios Antwort darauf. Ren konnte Antonio nicht ausstehen, obwohl sie sich nie begegnet waren. Ihr Chef wusste noch nicht einmal von Ren. Wie auch? Ihre Freundschaft fand hauptsächlich in Briefen und mittlerweile auch online statt.

Als das Taxi in die bunte, lebenslustige Straße in Harajuku einbog, wo Ren das Boutique-Hotel seiner Familie führte, atmete Hana auf. Um Antonio Delacruz würde sie nicht weinen. Das war er nicht wert. Sie würde sich auf die Zukunft konzentrieren und nie wieder an ihn denken.

Trotzdem hörte sie seine sinnliche Stimme in dieser heißen, spanischen Nacht.

Keine Romantik, keine Hochzeit. Keinerlei Konsequenzen.

Ihrem festen Vorsatz zum Trotz kamen ihr nun doch wieder die Tränen. Lügner!

„Es ist möglich?“, stieß Antonio aus. „Wie meinen Sie das?“

„Genau, wie ich es gesagt habe.“ Der Arzt sah ihn über dicke Brillengläser hinweg an. „Wir haben die entsprechenden Tests gemacht, und die Ergebnisse sind eindeutig.“

Zum Glück saß Antonio bereits. Die nüchterne, klinische Einrichtung des Untersuchungszimmers verschwamm vor seinen Augen.

„Ich verstehe das nicht“, stammelte er. „Ich hatte vor achtzehn Jahren eine Vasektomie. In einem angesehenen Krankenhaus …“

„Wie es aussieht, hat ihr Körper sich selbst geheilt.“

Antonio starrte den Arzt ungläubig an.

Den ganzen Morgen hatte es in ihm gearbeitet, obwohl er nicht über Hana und ihre Lügen hatte nachdenken wollen. Ihm zu erzählen, sie sei schwanger, konnte nur eines zum Ziel haben: Geld oder einen Heiratsantrag. Auf dem Weg in den obersten Stock des Wolkenkratzers hatte er die Gefühle von Wut und Verrat beiseitegeschoben, sich auf die Verhandlungen konzentriert.

Aber das Meeting war ein Desaster gewesen. Er hatte weder die richtigen Unterlagen gefunden noch die Punkte zusammengebracht, über die er mit seinen Anwälten reden musste, bevor das offizielle Angebot an Iyokan Airways hinausging. Für solche Dinge war Hana zuständig gewesen. Sie kannte alle Details und organisierte, was er brauchte.

Jetzt war er allein.

Verlassen.

Verraten.

Mehrfach hatten sich die Anwälte und das Tokioer Team sorgenvolle Blicke zugeworfen, wenn sie Vertragsklauseln mehrfach erläutern mussten. Normalerweise war Antonios Verstand messerscharf. Doch heute tobten diese Gefühle in ihm – Wut, Ärger und vor allem Schmerz. Irgendwann hatte er den Papierstapel über den großen Glastisch geworfen, bis sich die Unterlagen über das Konferenzzimmer mit dem tollen Blick über Tokio verteilten.

„Machen Sie einen neuen Termin“, hatte er geknurrt und war einfach gegangen.

Vermutlich dachten sie jetzt, er hätte den Verstand verloren. Was nicht gut war, die Konkurrenz schlief nicht. Wie oft hatte er selbst sich auf einen angreifbaren Konkurrenten gestürzt wie ein Hai, der Blut roch? In dieser Position war er noch nie gewesen. Zumindest nicht mehr seit damals, als er jung, hilflos und allein gewesen war …

Auch diesen Gedanken schob er beiseite. Es war alles Hanas Schuld. Sie hatte ihn auf allen Ebenen verraten. Beruflich und privat.

Autor

Jennie Lucas
<p>Jennie Lucas wuchs umringt von Büchern auf! Ihre Eltern betrieben einen kleinen Buchladen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass auch Jennie bald deren Leidenschaft zum Lesen teilte. Am liebsten studierte sie Reiseführer und träumte davon, ferne Länder zu erkunden: Mit 17 buchte sie ihre erste Europarundreise, beendete die...
Mehr erfahren