Riskante Wette um Liebe und Glück

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Drei Playboy-Milliardäre, eine verrückte Wette: Wer von ihnen den Sommer über nur eine einzige Frau datet, darf die vielversprechende Helberg Holding übernehmen! Zane deMarco ist entschlossen zu gewinnen. Allerdings will es das Schicksal, dass er auf einer Party seiner Erzrivalin Skylar Bennet begegnet – und mit ihr in einem übermächtigen Wirbel von Emotionen im Bett landet! Sie haben eine komplizierte gemeinsame Vergangenheit, die bisher immer im Streit endete. Doch zu spät: Durch diese Nacht ist Zane an Skylar gebunden, wenn er die pikante Wette gewinnen will …


  • Erscheinungstag 01.04.2025
  • Bandnummer 2695
  • ISBN / Artikelnummer 9783751534727
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Zane deMarco atmete die trockene Hitze der Sauna ein. Jeder seiner Sinne war aufs Äußerste geschärft. Das Squash-Match mit seinen beiden Erzrivalen stand nach neun Runden unentschieden. Selbst wenn sie bis in alle Ewigkeit weiterspielten – eine Entscheidung würde weder heute noch an einem anderen Tag fallen.

„Ein Match im Morgengrauen, und das am Feiertag! Wirst du uns endlich verraten, was du im Schilde führst?“, wandte Zane sich an Adam Courtney, der mit finsterer Miene neben ihm schwitzte. „Denn wenn du vorhattest, die Führung zu übernehmen, dann ist dieser Plan gründlich schiefgegangen.“

Adam warf ihm einen bitterbösen Blick zu, den Zane mit einem Grinsen quittierte. Sein alter Rivale war so wettkampforientiert, wie er ihn seit Studientagen kannte. Doch die düstere Stimmung des Dritten im Bunde gab ihm zu denken. Cade Landry war ein Einzelgänger, der nach ihren wöchentlichen Squash-Matches nie für eine gemeinsame Saunarunde blieb. Seine bloße Anwesenheit unterstrich die besondere Bedeutung der heutigen Zusammenkunft.

Natürlich ahnte Zane, warum Adam sie heute hier zusammengetrommelt hatte. Doch er wollte den Aufschlag zu diesem Match lieber seinem Rivalen überlassen. Dieser drückte einen Knopf, der die Temperatur in der Infrarotkabine weiter in die Höhe trieb.

„Helberg Holding.“

Bingo.

Helberg Holding stand für altes Geld. Das Unternehmen hielt seit jeher Aktien in Gold, im Medien- und Tourismusbereich sowie in mehreren Einzelhandelsbranchen. Im Grunde finanzierte Helberg einen guten Teil dessen, was das alltägliche Leben ausmachte. Doch das Unternehmen befand sich im freien Fall, seit Reed Helberg vor sieben Monaten überraschend verstorben war. Ohne ihren alles beherrschenden Kopf war die Holding verletzbar geworden. Jemand musste schnellstmöglich eingreifen. Zum Beispiel, indem er das marode Unternehmen aufkaufte, die Anteile mit Verlustgeschäft abstieß und die gewinnbringenden ausbaute. Zane hatte solche Prozesse schon unzählige Male gemanagt. Männer wie er hatten gemeinhin einen schlechten Ruf. Aber er hatte nicht nur beachtliche Erfolge erzielt, sondern auch ein ansehnliches Vermögen aufgebaut.

„Was ist mit Helberg?“ Er räkelte sich betont wohlig. Erst mal spielte er ein paar leichte Paraden, bevor er zum großen Schlag ausholte.

„Cade und du, ihr habt Anteile aufgekauft“, stieß Adam hervor.

Zane war also nicht der Einzige, der sich für die angeschlagene Holding interessierte. Das wunderte ihn nicht. Doch im Gegensatz zu seinen Rivalen betraf ihn das Schicksal des Unternehmens persönlich. Vor Jahren hatte Reed Helberg ihn buchstäblich gebrochen. Es war nur fair, dass Zane nun sein Lebenswerk zerbrach.

Dennoch tat er Adams Bemerkung schulterzuckend ab. „Die Holding hat einige Assets zu bieten. Warum sollte ich mir die entgehen lassen?“

Adams Augen wurden schmal. „Mit euren voreiligen Investitionen treibt ihr den Preis in die Höhe.“

„Hast du Angst, dich finanziell zu übernehmen?“, entgegnete Zane trocken. In der Tat konnten zu viele Kaufinteressenten auch seine Pläne zunichtemachen.

Cade hatte bislang geschwiegen. Jetzt huschte sein Blick über die Narben, die sich im Zickzack über Zanes Oberschenkel zogen. Demonstrativ lehnte Zane sich ein Stück weiter zurück. Er weigerte sich, die unansehnlichen lila Linien zu kaschieren. Sollten die anderen ruhig glauben, seine Narben seien ein Zeichen von Schwäche! Da täuschten sie sich. Aus dieser Verletzung zog er all seine Kraft.

„Ich möchte, dass ihr euch bei diesem Geschäft zurückhaltet“, forderte Adam nun deutlicher.

Mit einem Mal durchzog schneidende Kühle die aufgeheizte Sauna.

Normalerweise machte Zane keine Geschäfte mit Typen wie Adam oder Cade. Sie waren einander zu ähnlich. Also jagten sie in unterschiedlichen Gefilden und beschränkten ihre Rivalität auf den Squashcourt.

„Bei Helberg?“ Ein Muskel in Cades Kiefer zuckte. „Das kannst du nicht verlangen.“

Zane warf Adam einen gespielt bedauernden Blick zu. „Keine Chance.“

Helberg Holding war seine Sache. Er würde tun, was er tun musste, um seine Konkurrenten auszuschalten. Aber seine beiden Rivalen waren mit allen Wassern gewaschen. Es galt, eine kreative Lösung zu finden.

„Das ist eine einmalige Chance“, bemerkte Cade.

Wie wahr! Bei jeder anderen Firma hätte Zane zumindest über einen Rückzug nachgedacht. Aber wegen Reed Helberg trug er Narben auf der Haut und Metallschrauben in den Knochen. Was für eine Genugtuung wäre es, dem Alten endlich alles heimzuzahlen! Einst hatte dieser ihm eine faire Chance verwehrt. Nun würde Zane sich nehmen, was ihm seit jeher zustand.

Adam sog scharf die Luft ein. „Dann haben wir ein Problem.“

„Wir haben mehr als ein Problem.“ Offenbar wappnete Cade sich zum Kampf.

„Wovon zum Teufel sprichst du?“

„Du liest wohl keine Klatschpresse.“

Adam lachte ungläubig auf. „Du etwa?“

„Nein, aber mein PR-Berater. Wir drei kommen gerade ganz groß raus: Die One-Date-Wonder. Eine anrührende Reportage über drei Milliardäre, die angeblich Bindungsangst haben, weil sie sich nie länger als eine Nacht mit einer Frau einlassen. Auf der Homepage des Magazins wurde sogar ein Zähler für unsere Dates eingerichtet! Sie zählen alle Frauen, mit denen wir bis Labour Day ausgehen!“

One-Date-Wonder? Ungläubig legte Zane den Kopf schief. Natürlich ließ sich ab einem gewissen Vermögen und Bekanntheitsgrad nicht jeder Bereich des Privatlebens privat halten. Aber das ging zu weit!

„Wen ich date, geht niemanden etwas an.“ Er schüttelte den Kopf. „Und ich werde meinen Lebensstil sicher nicht wegen eines dummen Artikels ändern.“

Er arbeitete hart. Wenn er sich ein wenig freie Zeit gönnte, verbrachte er sie am liebsten mit einer schönen Frau im Arm. Es war ein Spiel! Seine Liebhaberinnen wussten, worauf sie sich einließen. Vergnügen, ohne Verpflichtungen und ohne Folgen. Mehr gab er nicht. Mehr brauchte er nicht.

„Ich auch nicht“, schnauzte Adam.

„Aber dieser Medienrummel ist geschäftsschädigend!“, brauste Cade auf.

Im Gegensatz zu seinen Rivalen war es Zane gleichgültig, ob sich die Klatschpresse auf sein Privatleben stürzte. Fasziniert musterte die tiefen Falten auf Adams Stirn. Bei Cade sah es auch nicht besser aus. Es überraschte ihn, wie heftig beide reagierten. Vielleicht konnte ihm das nützlich werden.

„Wie schlimm ist es?“, fragte er vorsichtig.

Cade wand sich. „Der Hashtag #onedatewonders ist innerhalb von Minuten viral gegangen. Scheinbar hat jede Frau in den USA etwas zu dem Thema beizutragen.“

Unwillkürlich zuckte Adam zusammen.

„Mein PR-Team bemüht sich um Schadensbegrenzung“, fügte Cade hinzu. „Ich persönlich schere mich nicht darum, ob ein paar Idioten über meine Dating-Gewohnheiten lästern. Trotzdem möchte ich auf keinen Fall wie ein Typ dastehen, der seine Hosen nicht anbehalten kann.“

„Wir müssen uns wehren“, murmelte Adam grimmig.

Zane rieb sich die Wangen. Die beiden waren drauf und dran, sich von ihrer Wut zu einer Dummheit hinreißen zu lassen. So etwas würde ihm nie passieren! Er hatte früh gelernt, seine Gefühle in Zaum zu halten. Sein Vater hatte die Familie verlassen, als Zane noch ein kleiner Junge gewesen war. Seine Mutter hatte sich zwischen ihrer Arbeit als Putzhilfe und ihren Verpflichtungen für ihren kleinen Sohn aufgerieben. So hatte er alles darangesetzt, ihr keine Umstände zu machen. Als er nach seinem schlimmen Unfall ans Haus gefesselt war, hatte er nie geklagt und seine Bedürfnisse stets hintangestellt, um ihr nicht noch mehr zur Last zu fallen. Als Reed Helberg ihn ein ums andere Mal demütigte, hatte er nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Er war seinen eigenen Weg gegangen. Und als das einzige Mädchen, in das er sich je verliebt hatte, ihn vor ihrem Vater bloßgestellt hatte, hatte er gut zu verbergen gewusst, wie tief dieser Moment ihn verletzt hatte. Damals hatte er sich geschworen, dass nichts und niemand ihm je wieder nahekommen durfte.

Das war sein Vorteil.

Seine Chance!

Die Antwort auf die Unterstellungen der Klatschpresse lag auf der Hand: Sie mussten sich aus der Dating-Szene zurückziehen, bis sich die Lage beruhigt hatte. Doch würden Cade und Adam sich solchen Zwängen unterwerfen? Vielleicht! Wenn er sie ihnen als sportliche Challenge anpries.

Zane deMarco liebte es, sich mit anderen zu messen. Je härter das Spiel, desto süßer der Sieg!

„Wir könnten uns über den Sommer zurückhalten“, schlug er vor.

„Vergiss es!“ Cade klang empört. „Ich werde mich nicht zügeln. Und auf ewig binden schon gar nicht!“

„Absolut nicht. Kommt nicht infrage“, pflichtete Adam bei.

Zane verkniff sich ein Grinsen. Seine Rivalen waren Hitzköpfe, und das kam ihm gelegen. „Wer hat etwas vom Heiraten gesagt?“ Seine Stimme war zuckersüß. „Es geht lediglich darum, dass jeder von uns bis Labour Day nur eine einzige Frau datet. Ganz einfach.“

Cades Mund stand weit offen. „Du willst dich ernsthaft auf diesen Müll einlassen?“

„Nein, nicht wirklich. Aber ich wette, ich halte länger durch als ihr.“

Cades blaue Augen funkelten. „Ich nehme die Wette an. Denn soweit ich weiß, hattest du in den letzten Monaten mehr Dates als wir beide zusammen.“

Das stimmte, wenn es auch nicht relevant war. Mehr als die Hälfte seiner Dates hatten früh und an der Haustür geendet. Er war es leid, immer das gleiche Spiel zu spielen. Es würde ihm ein Leichtes sein, den ganzen Sommer auf Dates und Sex zu verzichten, wenn er am Ende Helberg Holding gewann. Schließlich hatte er schon viel schmerzhaftere Durststrecken durchlitten.

„Mit welchem Einsatz spielen wir?“

Zane ließ die Frage einen Augenblick in der Luft hängen. Wenn er spielte, dann mit vollem Einsatz. Andere mochten vorsichtiger sein. Doch seine Risikobereitschaft hatte sich stets ausgezahlt.

„Helberg Holding.“

Amüsiert beobachtete er, wie seine Worte langsam zu seinen Rivalen durchdrangen.

„Du wettest auf Helberg?“ Cade beugte sich stirnrunzelnd vor. „Ist das dein Ernst?“

Mein voller Ernst. Doch Zane gab sich sorglos. „Sicher. Warum nicht.“

Wenn Cade und Adam glaubten, dass es ihm nicht allzu ernst war, würden sie ihn auch nicht als ernstzunehmende Gefahr betrachten. So konnte er sie einlullen, und dann würde er zuschlagen. „Heute ist der 4. Juli. Unabhängigkeitstag. Wir treffen uns am Labour Day wieder, also am 4. September. Selbe Zeit, selber Ort. Der Gewinner bekommt das Vorrecht auf Helberg Holding.“

Es ging nur um ein paar Monate! Aber es schien Zane schon jetzt ausgeschlossen, dass Adam oder Cade einen ganzen Sommer lang nur eine einzige Frau daten würden. Keiner der beiden ließ sich je vorschreiben, was er zu tun oder zu lassen hatte. Zudem war die Wette ein Druckmittel, und wenn Menschen unter Druck gerieten, machten sie Fehler. Zane lächelte. So wie die Dinge standen, konnte er sich entspannt zurücklehnen und seine Pläne für Helberg sorgfältig ausarbeiten.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Adam schüttelte den Kopf.

Zane zuckte mit den Schultern. Auch er tat selten das, was von ihm erwartet wurde. Darauf beruhte sein Erfolg. „Dieser Medienrummel ist natürlich ein Ärgernis. Aber mich interessiert viel mehr, wer von uns am Ende Helberg bekommt. Ich fordere euch heraus. Mein Einsatz steht.“

„Das ist verrückt.“ Cade starrte ihn an. „Aber es ergibt Sinn.“

„Das ist lächerlich!“, stieß Adam hervor. „Und unmoralisch! Denkt nur an die Frauen, die wir hinters Licht führen.“

Zane musste sich ein Lachen verkneifen. Natürlich würde er eine Liebhaberin suchen, mit der er den Sommer verbringen wollte. Aber er würde sie nicht anlügen. Alles hatte seinen Preis. Er musste nur eine Frau mit gesundem Menschenverstand finden, die sich auf einen Deal mit ihm einlassen würde. Doch diese Pläne behielt er lieber für sich.

Kreativität war das Rezept seines Erfolgs. Im Gegensatz zu seinen Rivalen hatte Zane nie auf Familienvermögen zurückgreifen können. Ebenso wenig hatte er je Unterstützung erhalten, am wenigsten vom alten Reed Helberg. Zeit seines Lebens hatte er für sich allein gekämpft, und er hatte nicht vor, das zu ändern.

„Hast du eine bessere Idee?“ Nur noch ein, zwei klug gesetzte Angriffsbälle, dann konnte er das Spiel für sich entscheiden. „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich einer von uns freiwillig aus der Sache mit Helberg Holding zurückzieht?“

Cades seltenes Lachen erklang. „Hast du keine Angst, zu verlieren?“

„Kein bisschen. Ganz im Gegenteil.“

Adam hatte nicht besonders viele Dates, Cade hingegen war für sein ausschweifendes Liebesleben bekannt. Im Grunde seines Herzens war auch Zane froh, dass er für den Rest des langen Wochenendes keine Verabredungen hatte. Er wollte sich in sein Strandhaus auf Long Island zurückziehen und vielleicht auf der Gartenparty seiner Nachbarin vorbeischauen. Danach blieb ausreichend Zeit, um sich auszumalen, was er nach seinem Sieg mit Helberg Holding anstellen würde.

„Nur um das klarzustellen“, hob Adam steif an. „Bis Labour Day geht jeder von uns nur mit einer einzigen Frau aus. Wer mit einer weiteren Frau gesehen wird, verliert jeden Anspruch auf Helberg Holding.“

„Richtig.“ Zane nickte. „Hand drauf.“

„Hand drauf“, schlug Cane ein.

Adam verdrehte die Augen. „Möge der Beste gewinnen.“ Auch er schlug ein.

Zane lächelte. Diesen Wunsch wollte er seinem Rivalen nur zu gern erfüllen.

2. KAPITEL

Gehen drei gut aussehende Milliardäre ins Spa …

In Skylar Bennets Ohren klang das wie der Anfang eines ziemlich schlechten Witzes. Freudlos lachte sie auf, als sie an den neuesten Artikel im Blush-Magazin dachte. Die One-Date-Wonder. Adam Courtney. Cade Landry. Zane deMarco. Wie viele Frauen träumten von einer Nacht mit einem der drei Männer? Keine hatte je mehr bekommen.

Doch Skylar hielt diese Geschichte weder für einen Witz noch für einen Traum. Vielmehr schien ihr schlimmster Albtraum wahr zu werden, während sie nach ihrer morgendlichen Laufrunde einen gemütlichen Kaffee auf der Terrasse des Wellnessclubs trank. Binnen weniger Minuten stolzierten besagte drei Männer einer nach dem anderen an ihr vorüber. Eigentlich stolzierten nur Adam und Cade. Zane schlenderte lässig.

Typisch!

Es war nicht das erste Mal, dass sie Zane deMarco beobachtete. Obwohl sie mittlerweile keine Teenagerin mehr war, die sich zum ersten Mal verliebt hatte, konnte sie den Blick nicht von ihm wenden.

Heute war Feiertag. Natürlich gönnten sich Geschäftsmänner wie er keine Freizeit. Abgesehen davon würde er nie zum Vergnügen einen öffentlichen Wellnessclub besuchen. Schon gar nicht in Gesellschaft der anderen beiden Alphatiere! Jeder wusste, dass sie keine Freunde waren, sondern erbitterte Rivalen.

Vielleicht hatte der Artikel etwas damit zu tun? Über Adam und Cade wusste Skylar nur das, was in der Klatschpresse berichtet wurde: Adam entstammte dem britischen Königshaus und hatte seinen beachtlichen Reichtum im Diamanthandel ausgebaut, während Cade sich sein immenses Vermögen mit einer Baufirma erwirtschaftet hatte. Über Zane deMarco hingegen wusste sie mehr als genug. Er war ein habgieriger und rücksichtsloser Spieler, dem die Meinungen oder Gefühle anderer völlig egal waren. Sicher war er nicht wegen eines peinlichen Artikels in einem Frauenmagazin hier! Wenn er sich mit seinen Erzrivalen traf, musste etwas weitaus Wichtigeres auf dem Spiel stehen.

Die drei waren auf Helberg Holding aus! So musste es sein. Skylar stockte der Atem. Die Holding war weit mehr als ihr Arbeitsplatz. Sie verdankte Reed Helberg alles. Dank der großzügigen Stipendien seiner Begabten-Stiftung für benachteiligte Kinder hatte sie eine erstklassige Bildung genossen. Jede Sommerferien hatte sie Praktika in der Holding absolviert, um direkt nach ihrem Abschluss eine Vollzeitstelle in der Hauptverwaltung in Manhattan anzutreten.

So eine Erfolgsgeschichte hatte ihr Vater sich immer für sie gewünscht. Stets hatte er sie angespornt, ihr Bestes zu geben, und natürlich war er am Ende stolz auf sie gewesen. Skylar schuldete ihm viel. Reed Helberg aber schuldete sie noch mehr.

Mit Sorge hatte sie beobachtet, wie sein unerwarteter Tod die Holding ins Schlingern gebracht hatte. Mittlerweile mehrten sich die Gerüchte, dass eine baldige Übernahme durch neue Investoren bevorstand. Die Optimisten in der Belegschaft hofften, eine neue Geschäftsführung könne die Gesellschaft zu früherem Glanz zurückführen. Skylar hingegen fürchtete, dass sich ein skrupelloser Finanzhai die Assets unter den Nagel riss, während der Großteil der Holding unausweichlich in die Pleite schlitterte.

Ein Hai wie Zane deMarco.

Seine Geschäftsmethoden waren weithin bekannt. Er kaufte Unternehmen in Not auf und zerlegte sie ohne jede Rücksicht. Für ihn stand allein die Rentabilität an erster Stelle. Verantwortung für die Schicksale der Mitarbeiter kannte er nicht. Am Ende des Tages zählte die Bilanz.

Mit Frauen hielt er es ebenso. Für ihn schien der Begriff One-Date-Wonder erfunden worden zu sein. Ohne Zweifel hatte er ebenso viele Kerben in seinem Bettpfosten wie Dollar auf dem Konto. Nach außen hin mochte er witzig und charmant wirken, doch Skylar kannte ihn besser. Nichts und niemand konnte je sein Herz berühren. Sie hasste ihn seit ihrem ersten und einzigen Kuss.

Damals, vor beinahe zehn Jahren, hatte er sie auserkoren. Jung und naiv, wie sie gewesen war, hatte sie sich von seinem atemberaubenden Aussehen und diesem unglaublichen Charme verführen lassen. Zum Glück war ihr Vater dazwischengegangen, bevor sie sich Zane allzu leichtfertig hingeben konnte. Wie dumm sie gewesen war! Genauso dumm wie die unzähligen Frauen vor und nach ihr. Wie hatte sie glauben können, sie hätten etwas gemeinsam? Zwischen ihnen lagen Welten!

Dabei waren sie im selben Viertel des malerischen Küstenorts Belhaven Bay in den Hamptons aufgewachsen. Dort, wo die Reichen und Schönen Urlaub machten, lebten sie mit ihren alleinerziehenden Elternteilen in einem der wenigen Sozialbauten. Als Kinder hatten sie dieselbe Schule besucht, bis Skylar dank des Helberg-Stipendiums auf ein angesehenes Internat wechselte.

Sie erinnerte sie sich gut an den stillen, in sich gekehrten Jungen, der Zane einst gewesen war. Kurze Zeit hatte sie ihn sogar für ihren einzigen Freund gehalten. Denn Skylars Mutter hatte die Familie für einen anderen Mann verlassen. Eines Tages hatte Skylar sich auf die Suche nach ihr gemacht. Ohne Plan und ohne Ziel war sie einfach losgezogen. Weit war sie allerdings nicht gekommen. Schon ein paar Blocks von ihrer Siedlung entfernt verließ sie der Mut. Zane hatte sie gefunden, als sie in Tränen aufgelöst am Straßenrand saß. Wortlos hatte er ihr ein Bonbon gereicht und sich neben sie gesetzt. Und als sie sich schließlich beruhigt hatte, hatte er sie nach Hause gebracht.

Doch nach dieser Begegnung sahen sie einander kaum. Während sich Zane tagein, tagaus draußen rumtrieb, durfte Skylar die Wohnung nicht verlassen. Ihr Vater hatte ihr strenge Regeln auferlegt, und sie tat alles, was er von ihr verlangte. Niemals hätte sie ertragen, wenn auch er sie verlassen hätte!

Einige Zeit später hatten Zane und seine Mutter einen Autounfall, und Zane blieb eine lange Zeit von der Bildfläche verschwunden.

Erst im Sommer nach Skylars erstem Jahr auf dem Internat sollten sie sich wiedersehen. Da war sie sechzehn. Wenn sie tagsüber auf dem Balkon lernte oder abends am offenen Schlafzimmerfenster ihr Haar kämmte, beobachtete sie, wie das Leben an ihr vorüberzog. Einmal, zu später Stunde, erblickte sie Zane auf dem Balkon gegenüber.

Seine frühen Erfolge im Studium und im Onlinehandel waren in aller Munde. Doch in diesem Moment sah er ebenso schwermütig, nachdenklich und einsam aus, wie Skylar sich seit Jahren fühlte. Er trug nichts als verwaschene Shorts. Sein verwurschteltes kohlschwarzes Haar, seine markanten Wangenknochen und sein durchtrainierter Oberkörper verliehen ihm das Aussehen einer grübelnden Marmorstatue. Da lehnte er sich mit weit aufgestützten Händen über das Geländer. Als wäre er Atlas selbst, der die Welt auf den Schultern trug. Skylars Herz schlug so schmerzhaft, es schien ihr direkt aus der Brust springen zu wollen. Leise zog sie sich in die Dunkelheit ihres Zimmers zurück. Von dort beobachtete sie Zane ganze fünfzig Minuten lang. Einmal hob er den Blick und sah direkt zu ihr herüber. Obwohl er sie in der Dunkelheit gewiss nicht sehen konnte, stieg ihr die Hitze ins Gesicht.

Von diesem Moment an hatte sie sich danach gesehnt, ihm einmal nah zu sein. Naiv stellte sie sich vor, sie seien Seelenverwandte. Um ihm zu begegnen, begann sie, frühmorgens zu joggen. Ihrem Vater gegenüber argumentierte sie, dass sie besser lernen könne, wenn sie sich fit hielt. Zu ihrer Überraschung – und zu ihrem stillen Vergnügen – traf sie Zane jeden Tag. Jedes Mal lächelte er sie an. Oh, wie verführerisch dieses Lächeln schon damals gewesen war!

An einem der letzten Tage der Sommerferien stieß sie im Treppenhaus mit ihm zusammen. Er fing sie auf, hielt sie in seinen starken Armen und blickte aus leuchtend blauen Augen tief in ihre Seele.

Später hatte sie erfahren, dass er in diesem Sommer seine erste Million eingefahren hatte. Als Teenager! Im Nachhinein erklärte das alles. Er hatte seinen Erfolg feiern wollen, wie Playboys das eben tun. Mit einer Eroberung, einer Kerbe in seinem Bettpfosten. Doch sie hatte geglaubt, das Schicksal habe sie zusammengeführt.

„Du magst also immer noch Himbeerbonbons“, hatte er lächelnd bemerkt, als sie die Süßigkeit, mit der sie sich tagtäglich für ihre Joggingrunde belohnte, rasch hinunterschluckte. „Ich auch.“

Das war der Anfang. Zuerst hatte er sie sanft geküsst. Weich. Zärtlich. Dann passierte es. Ein Funke zündete in ihrem Bauch und entfachte ein Feuer, das ihren ganzen Körper mit rasender Geschwindigkeit erfasste. Mit einem Mal konnte sie nicht mehr atmen, und dann schmolz sie in seinen Armen dahin. Sie hätte ihm alles gegeben. Einfach so.

Er hob sie hoch und lehnte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Zuerst überraschte sie seine Kraft, dann schlang sie die Beine um ihn. Ganz fest schmiegte sie sich an ihn, zog ihn enger an sich. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete. Aber sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm Hals über Kopf in den Abgrund zu folgen!

So hatte sie jedes Gefühl für Zeit verloren. Es gab nichts als seine Berührungen, seine Küsse, diesen Augenblick.

Deshalb hörte sie die schweren Tritte ihres Vaters auf den Stufen nicht.

Deshalb hörte sie nicht auf, Zane zu küssen und sich wild an ihn zu drängen.

Eine Weile redete sie sich noch ein, dass es schlimmer ausgesehen haben musste, als es war. Schließlich war sie von ihrem Lauf atemlos und verschwitzt gewesen. Aber dabei erwischt zu werden, wie ein keuchender Zane sie im Treppenhaus gegen die Wand drängte, war trotz allem unvorstellbar schlimm.

Heiße Scham überkam sie selbst heute noch, wenn sie an diesen Moment dachte. Obwohl ihr Vater längst nicht mehr am Leben war.

„Lass sie los!“

Vor Schreck war sie wie gelähmt gewesen. Ihr Vater riss Zane zurück und schubste ihn grob fort. Skylar sank zu Boden, als ihr Vater zu toben begann.

Die flackernde Leidenschaft in Zanes Blick gefror zu Bitterkeit. Dann wich auch diese, und er stand einfach nur da. Mit ausdrucksloser Miene ertrug er die schier endlose Tirade ihres Vaters. 

„Es ist mir egal, wer du bist und wie viel Geld du hast. Fass meine Tochter nie wieder an! Du wirst niemals gut genug für sie sein. Einer wie du macht nur Ärger! Halt dich von ihr fern!“ Und dann wirbelte er zu ihr herum. Mit gesenktem Kopf ließ sie seine Worte auf sich einprasseln. „Mach, dass du nach oben kommst! Was fällt dir ein, dein Leben so wegzuwerfen? Willst du deine Zukunft ruinieren?“

Verängstigt und beschämt hastete sie nach oben. Für den Rest der Ferien wagte sie nicht, die Wohnung noch einmal zu verlassen. Immer wieder entschuldigte sie sich bei ihrem zutiefst enttäuschten Vater.

Erst als er sich beruhigt hatte, fand sie endlich den Mut, ein gutes Wort für Zane einzulegen. Sie versicherte ihrem Vater, dass er ihr keine Gewalt angetan hatte. Sie gestand, dass sie ihn ebenso hatte küssen wollen.

Doch das fachte den Zorn ihres Vaters erneut an. „Wie konntest du dich so gehen lassen? Jungs wie er wollen nur das eine!“ Ihrem Verlangen nachzugeben, führe nur auf Abwege. Dafür sei ihre Mutter das beste Beispiel.

Skylar war am Boden zerstört. Sie versprach, sich ganz auf ihre Ausbildung zu konzentrieren, ihren Vater stolz zu machen und sich in Zukunft von Jungen fernzuhalten. Mindestens für einige Jahre.

Oder, wie sie jetzt feststellte, für immer.

Als sie in den nächsten Ferien nach Hause kam, war Zane fort. Sie hatte sich bemüht, den Nachrichten über seine steile Karriere keine Beachtung zu schenken, so schwer das auch war. Schließlich war er das Aushängeschild ihrer Heimatstadt! Der Wunderkind-Investor. Auf Schritt und Tritt verfolgten sie die Bilder in den sozialen Medien. Auf jedem davon lächelte er. Auf jedem hielt er eine andere wunderschöne Frau im Arm.

Ein Jahr später waren sie einander auf dem Abschlussball ihrer alten Schule wiederbegegnet. Als Skylar hörte, dass Zane eine Rede halten würde, bekam sie vor Aufregung feuchte Hände und einen trockenen Mund. Ob er sich noch an ihren Kuss erinnerte? Sie hatte seitdem niemanden geküsst. Das konnte er offensichtlich nicht von sich behaupten.

Zuerst war sie zu schüchtern gewesen, um ihn auch nur anzusehen. Stattdessen richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihren Gönner Reed Helberg, der anlässlich der Verleihung des Helberg-Stipendiums gekommen war. Als sie endlich einen Blick in Zanes Richtung wagte, hatte der sie nur kalt gemustert. Den ganzen Abend sprach er kein Wort mit ihr. Als sie für ihren hervorragenden Abschluss geehrt wurde, den sie als Helberg-Stipendiatin erzielt hatte, klatschte er nicht einmal, und als sie an ihm vorbei zu ihrem Platz zurückging, bedachte er sie nur mit einem herablassenden Blick. Als wäre die Auszeichnung eine Enttäuschung. Das hatte ihr den Rest gegeben.

Später hatte sie beobachtet, wie Zane sich mit Reed unterhielt. Es war offensichtlich, dass die beiden nicht viel voneinander hielten. Kurz darauf verließ Zane überstürzt die Feier.

„Du bist echt armselig“, hatte er ihr im Vorbeieilen zugeraunt.

Schlagartig war ihre Schwärmerei vorbei gewesen. Auch heute hatte sie keinerlei Interesse daran, ein Date mit ihm oder einem der anderen One-Date-Wonder zu ergattern. Sie wollte nur wissen, ob sie wirklich auf Helberg Holding spekulierten. Das Unternehmen passte genau in Zanes Beuteschema. Groß und glitzernd und allseits begehrt. Ein solches Juwel konnte er sich nicht entgehen lassen! Und sei es nur, um es kaputt zu machen und allen zu beweisen, dass er die Macht dazu hatte.

Aber wenn er Helberg Holding zerstörte, hatte das weitreichende Konsequenten. Was sollte aus den benachteiligten Kindern und Jugendlichen werden, die durch die Helberg-Stipendien Zugang zu Bildung erlangten? Oder aus den Angestellten, die dem Unternehmen jahrzehntelang treu geblieben waren? Skylar durfte nicht zulassen, dass Reed Helbergs Lebenswerk den Bach runterging!

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