Riskantes Spiel um Liebe und Vergeltung

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Heiß knistert es zwischen der schönen Saverina und Top-Manager Teo LaRosa, seit sie bei Parisi Enterprises zusammenarbeiten. Überwältigt von Teos Sex-Appeal, lässt Saverina sich auf eine Affäre mit dem attraktiven Italiener ein, und überraschend schnell macht er ihr nach einem romantischen Dinner am Meer einen Antrag. Sie ist überglücklich – bis sie den wahren Grund erfährt: Ihre Ehe ist Teil eines raffinierten Rachefeldzugs. Soll sie wirklich in diesem gefährlichen Spiel ihr Herz riskieren?


  • Erscheinungstag 16.04.2024
  • Bandnummer 2645
  • ISBN / Artikelnummer 9783751524667
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Saverina Parisi hatte das vergangene Jahr damit verbracht, ihrem älteren Bruder zu beweisen, dass er unrecht hatte. Sie liebte Lorenzo sehr, dennoch feierte sie jetzt ihren persönlichen Triumph.

Nach ihrem Universitätsabschluss hatte er ihr nämlich vorgeschlagen, sich ein Jahr Pause zu gönnen, um in Ruhe ihren weiteren Lebensweg zu planen. Doch das Einzige, was Saverina gewollt hatte, war, ein Teil seiner milliardenschweren Firma zu werden.

Darum hatte sie ihm ein Angebot gemacht. Sie würde sechs Monate lang als seine Assistentin arbeiten, damit er ein Auge auf sie haben konnte. Wenn sie gute Arbeit leistete und anschließend weiterhin bei Parisi arbeiten wollte, durfte sie bleiben. Falls nicht, konnte sie sich immer noch ein Jahr Auszeit nehmen.

In ihrem Alter hatte ihr Bruder schon ein Imperium aufgebaut, um die Familie aus ihrer schrecklichen Armut zu retten. Jetzt wollte Saverina sich endlich für das revanchieren, was er ihr ermöglicht hatte!

Sechs Monate lang war sie eine vorbildliche Assistentin gewesen. Sie hatte kein Problem damit, sich innerhalb des Unternehmens hochzuarbeiten. Genauso wenig wie sie ein Problem damit hatte, dass die Leute darüber tuscheln könnten, wie sie diesen Job bekommen hatte.

Die Parisis hatten sich praktisch aus dem Nichts einen Namen gemacht und es zu beträchtlichem Reichtum und Einfluss gebracht. Und nach allem, was Lorenzo für die Familie geopfert hatte, sah es Saverina als ihre Pflicht an, im Familienunternehmen mitzuarbeiten. Das schuldete sie schon allein ihrer verstorbenen Schwester, die selbst nie eine Chance auf Erfolg gehabt hatte.

Aber vor allem wollte Saverina sich selbst etwas beweisen.

Nachdem die sechs Monate Probezeit um waren, hatte selbst der strenge Lorenzo nichts mehr an ihrem engagierten Einsatz auszusetzen. Sie durfte bis zum Ende des Jahres in Lorenzos Büro bleiben und danach entscheiden, welche Richtung sie bei Parisi Enterprises einschlagen wollte.

Natürlich hatte sie vor, in die verschiedenen Bereiche des Unternehmens tiefer einzutauchen und anschließend zu entscheiden, wo genau sie ihre Talente einsetzen wollte. Der IT-Bereich würde am besten zu der Qualifikation passen, die sie an der Universität erworben hatte, aber er bot leider auch viel Raum für Fehler.

Und Saverina Parisi wollte auf keinen Fall Fehler machen!

Aber trotz ihrer Angst, etwas falsch zu machen, ließ sie sich im Augenblick von ihren Aufgaben ablenken, und der Grund dafür … hieß Teo LaRosa.

Der gut aussehende Manager, der gerade mühelos die Karriereleiter hinaufstieg, hatte sich innerhalb weniger Monate in ihr Herz geschlichen. Was als spontanes Date begonnen hatte, war inzwischen zu einer vollwertigen Beziehung herangewachsen, auch wenn sie diese noch geheim hielten.

Deshalb ignorierte sie geflissentlich die flatternden Schmetterlinge in ihrem Bauch und das Pochen ihres Pulses in ihrem Ohr, während sie darauf wartete, dass Teo seiner persönlichen Assistentin grünes Licht gab, damit sie Saverina in sein Büro ließ.

Sie musste kurz mit ihm sprechen, rein beruflich. Ihr Bruder befand sich mit seiner Familie auf einer längeren Urlaubsreise, sodass Saverinas tägliche Aufgaben sie nun häufiger in Teos Büro führten. Jedes Mal verhielten sie sich absolut professionell. Aber dieser Mann brauchte sie nur anzulächeln, und ihre Knie wurden weich.

Es war seltsam, diese enorme Anziehungskraft zu spüren. Während der gesamten Studienzeit hatte sie es vermieden, sich ernsthaft zu verlieben. Sie hatte nie das Gefühl gekannt, die Kontrolle über ihre Emotionen zu verlieren.

Teo aber löste Impulse in ihr aus, die sie nicht verstand.

Saverina hielt sich eigentlich für recht abgeklärt und weltgewandt. Sie hatte ihre Mutter und ihre Schwester schon früh verloren, ihr Vater hatte sich zu Tode getrunken. Und das alles, noch bevor sie überhaupt ins Teenageralter gekommen war. Seitdem war sie von ihrem arbeitswütigen Bruder aufgezogen worden.

Und dann plötzlich hatte Teo sie geküsst und damit ihre Welt auf den Kopf gestellt. Seitdem wusste Saverina ohne jeden Zweifel, dass sie an seiner Seite bleiben wollte.

„Mr. LaRosa kann Sie jetzt empfangen“, verkündete Teos Sekretärin steif.

Mrs. Caruso arbeitete schon ewig für Parisi Enterprises. Saverina hatte erlebt, wie warm und freundlich sie zu Teo und Lorenzo war und wie kalt und eisig zu allen anderen. Deshalb nahm sie den kühlen Blick der anderen Frau auch nicht persönlich. Sie machte ihre Arbeit gründlich und ließ sich nicht so leicht von dem Nachnamen Parisi beeindrucken. Das war Saverina viel lieber als Leute, die sich einschmeichelten.

Das Leben als Schwester eines Selfmade-Milliardärs hatte eben auch seine Schattenseiten …

Teo saß an seinem Schreibtisch, den Kopf leicht gesenkt, während er etwas in sein Telefon tippte. Das dunkle Haar war ordentlich nach hinten gekämmt, und sie wollte es augenblicklich verwuscheln, so wie sie es immer tat, wenn sie es in die Finger bekam.

Gedankenverloren blickte er hoch. Sein Gesicht hätte aus Marmor gemeißelt sein können. Hohe Wangenknochen, eine aristokratische Nase und einen kantigen Kiefer, dazu die sinnliche Verheißung seiner Lippen. Sie liebte es, wie sich dieser Mund auf ihrer Haut anfühlte!

Ihm genug zu vertrauen, um ihn in ihr Bett zu lassen, das war für Saverina eine große Sache gewesen. Und inzwischen glaubte sie sogar schon an die große Liebe und an eine gemeinsame Zukunft, was eigentlich völlig untypisch für sie war.

Doch als er sie anlächelte und aufstand, wurde ihr kühler Verstand einmal mehr von einem innigen Gefühl der Sehnsucht und Wärme außer Kraft gesetzt.

Sie räusperte sich und setzte sich ihm gegenüber an den Schreibtisch. Mit einer Hand hielt sie ihr mitgebrachtes Notizbuch hoch. „Lorenzo hat seinen Urlaub verlängert, also müssen wir besprechen, ob wir einige der geplanten Meetings nach hinten verschieben können.“

Teo starrte sie einen Moment lang an, bevor er etwas sagte. Sie spürte, wie seine Blicke ihren Körper abtasteten, und das gefiel ihr. Immerhin hatte sie sich heute extra für ein Outfit entschieden, das ihre Figur eher betonte als verbarg. Es war sehr professionell, aber dennoch sexy.

„Du hast doch Zugang zu meinem elektronischen Kalender, oder?“, antwortete er schließlich, und seine dunkle, etwas raue Stimme ging ihr unter die Haut. „Hättest du die Eintragungen nicht einfach ändern können?“

„Nicht ohne Rücksprache.“

Aber es war beiden klar, dass die Sache mit dem Kalender nur eine Ausrede gewesen war, um Teo während der Arbeitszeit zu treffen.

„Wir müssen uns bei der Arbeit benehmen, Saverina“, sagte er leise und lächelte verschwörerisch.

„Ich kann mich nicht erinnern, etwas anderes behauptet zu haben“, antwortete sie voller Unschuld, doch ihre Augen leuchteten.

Teo LaRosa war kein guter Mensch.

Diese Erkenntnis überfiel ihn jedes Mal, wenn er Saverina Parisi berührte, aber ihr nicht die Wahrheit sagte. Jedes einzelne Mal, wenn er mit zu viel Interesse beobachtete, wie sie in seinem Büro die Beine übereinanderschlug.

So wie jetzt gerade. Sie war eine schöne Frau. Klug und schlagfertig und obendrein extrem anziehend. Selbst wenn er sie nicht für seine Pläne ins Visier genommen hätte, wäre sie absolut sein Typ gewesen. Aber er hatte sie benutzt, und zwar von Anfang an. Denn neben diesem Job war Saverina der Schlüssel zu seinem Racheplan. Und Vergeltung war Teo wichtiger als die Wahrheit – der Zweck heiligte nun einmal die Mittel.

„Ich glaube, du sendest mir eindeutige Signale, Prinzessin“, sagte er leise.

Teo genoss es, mit ihr zu flirten. Aber die Verführung musste bis heute Abend warten …

Es war nicht schwer gewesen, Saverina zu umwerben. Im Grunde war nicht einmal geplant gewesen, tatsächlich mit ihr ins Bett zu gehen. Es war einfach passiert. Die Chemie zwischen ihnen war nicht zu leugnen.

Manchmal fiel es ihm schwer, sich daran zu erinnern, dass Saverina bloß Mittel zum Zweck war. Aber dann dachte er daran, was Dante Marino ihm bei ihrem ersten und letzten Gespräch mitgeteilt hatte: „Ich werde dich vernichten, wenn du es versuchst!“

Teo würde sich niemals von diesem Mann vernichten lassen. Er würde vielmehr alles in seiner Macht Stehende tun, um Dantes Niedergang herbeizuführen. Dazu gehörte dieser Job bei Dantes Erzfeind genauso wie die bevorstehende Verlobung mit der Schwester dieses besagten Feindes. Auf jede erdenkliche Weise wollte er den Stolz und den Ruf des Mannes beschädigen – und Saverina war sein Werkzeug.

Das musste für sie nicht unbedingt ein Nachteil sein. Immerhin hasste ihr geliebter Bruder Dante Marino ebenfalls. Für Teos Empfinden nutzte er Saverina Parisi nicht wirklich aus, sondern sorgte lediglich für eine Win-win-Situation. Und wenn sie ihn am Ende heiratete, würde er ihr ein guter Ehemann sein.

Er konnte ihr den Lebensstil bieten, an den sie gewöhnt war, und er würde sie stets respektvoll behandeln. Respektloser Umgang mit anderen Menschen, das war eher die Handschrift von Dante Marino! Und Teo hatte sich in dem Moment, in dem er die Wahrheit über seine Abstammung entdeckt hatte, geschworen, dass er niemals so enden würde wie sein leiblicher Vater.

Vielleicht konnte er Saverina nicht so lieben, wie sie es verdiente. Er hatte keinen Sinn für große Gefühle, für Kinder und Familie. Aber er würde ihr eine sichere Zukunft bieten.

Und sie musste ja nie erfahren, dass sie einst eine Schachfigur in einem Racheplan gewesen war!

Geschäftig glichen sie die neuen Termine miteinander ab, und Teo trug sie selbst in seinen Computer ein, während sie vorerst ihr Notizbuch benutzte.

Er war bei Parisi Enterprises schnell aufgestiegen, hatte hart gearbeitet und immer alles gegeben. Und er hatte Saverina Raum gelassen, um sich ihm zu nähern, anstatt ihr nachzustellen.

Teo wusste genau, wie man geduldig blieb und jemanden geschickt in die Falle lockte. Das war seit jeher Teil seiner Überlebensstrategie.

Jetzt stand er endlich an der Schwelle zum Erfolg. Wie er es seiner Mutter versprochen hatte, nachdem sie ihm auf dem Sterbebett endlich die Wahrheit über seinen Vater gesagt hatte. Ihre Enthüllung hatte Teos Welt erschüttert. Und dieses Bild von ihr wurde er nicht mehr los: seine Mutter, klein und gebrechlich, wie sie in einem Krankenhausbett dahinsiechte.

In den letzten zwei Jahren war sein Rachedurst ins Unermessliche gestiegen!

„Das dürfte alles sein“, verkündete Saverina und erhob sich von ihrem Stuhl. Er stand ebenfalls auf und genoss es, wie sich ihre Wangen zart rötlich verfärbten.

Es erfüllte ihn mit einem Gefühl tiefer Zufriedenheit, das er nicht ganz zuordnen konnte, weil er es bisher nie erlebt hatte.

„Ich habe heute Abend eine Besprechung.“ Galant führte er sie zur Bürotür. „Aber morgen würde ich dich gern zum Essen einladen.“ Normalerweise verriet er ihr mehr Details, wenn sie sich verabredeten, aber dieses Date sollte etwas ganz Besonderes werden. Das Ziel all seiner Pläne.

Sie würde seinen Antrag annehmen. Daran hatte er keinen Zweifel. Aber er bemerkte in diesem Moment auch das Aufblitzen von Misstrauen in ihren Augen. Schließlich kannte Saverina seinen Terminkalender und wusste, dass sein Treffen nicht geschäftlich war. Wahrscheinlich dachte sie an eine andere Frau …

Saverina war nicht so naiv und fügsam, wie er anfangs geglaubt hatte. Trotzdem würde sie morgen zustimmen, seine Braut zu werden.

Doch heute Abend musste er noch einige Dinge in die Wege leiten.

„Ich treffe mich mit dem Nachlass-Anwalt meiner Mutter“, erklärte er, obwohl es eine Lüge war. „Das dauert nicht allzu lange. Wenn du möchtest, kann ich dir eine SMS schicken, sobald ich fertig bin. Du kannst auch in meiner Wohnung auf mich warten!“

Seine Mutter hatte ihm nichts vererbt, und es gab auch keine Anwälte. Nur die Männer, die er angeheuert hatte, um die DNA von Dante zu beschaffen, um sie mit seiner eigenen zu vergleichen.

Unumstößliche Beweise waren der erste Schritt. Die Vernichtung seines Erzeugers war der nächste. Und wenn er deswegen Saverina für den Rest seines Lebens belügen musste, würde er es tun. Was gab es Wichtigeres, als sich an dem Mann zu rächen, der seiner Mutter das Leben zur Hölle gemacht hatte?

Teo würde jeden Preis zahlen, um dieses Spiel zu gewinnen.

2. KAPITEL

Saverina betrat nachdenklich Teos Luxusapartment, nachdem sie vom Pförtner ins Gebäude gelassen worden war.

Sie selbst wohnte bei Lorenzo und seiner Familie. Einerseits, weil sie gern Zeit mit ihrer Nichte und ihrem Neffen verbrachte, und andererseits war sein Anwesen groß genug für sie alle. Man hatte das Gefühl, allein dort zu leben, wenn man es denn wollte. Trotzdem hatte Teo sie dort noch nie besucht.

Vielleicht sollte sie ihm vorschlagen, mit ihrer Beziehung endlich an die Öffentlichkeit zu gehen. Am Anfang hatte sie ihre Verbindung auch geheim halten wollen. Wegen der Firma und um sicherzugehen, dass es etwas Ernstes war. Vielleicht war es ein wenig albern, aber sie konnte den Gedanken nicht ertragen, in den Augen ihres Bruders und ihrer Schwägerin zu versagen.

Nach all den Opfern, die ihre Familie für sie gebracht hatte, wollte Saverina unbedingt den Eindruck erwecken, dass ihr Leben vollkommen leicht und erfreulich verlief. Niemand sollte sich Sorgen um sie machen!

Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Seit der Begegnung mit Teo heute Nachmittag war sie nicht mehr richtig bei der Sache. Außerdem war sie misstrauisch wegen seiner ominösen Verabredung. Er hatte ihr zwar einen triftigen Grund dazu genannt, dennoch blieb ein ungutes Gefühl.

Vermutlich ging es wirklich um ein Treffen mit dem Nachlassverwalter seiner verstorbenen Mutter. Sie wusste, dass Teo keinen Vater hatte, und woran seine Mutter verstorben war, hatte er nie genauer erklärt.

Saverina wollte ihn nicht bedrängen, schließlich kannte sie den furchtbaren Schmerz, die eigene Mutter zu verlieren, lange bevor man dazu bereit war.

Außerdem, wenn er heute wirklich etwas tun würde, das ihrer Beziehung schaden könnte, hätte er sie dann eingeladen, heute Abend noch zu ihm zu kommen? Bestimmt nicht!

Tief in widersprüchliche Gedanken versunken, durchquerte sie die Wohnung und ging durch eine Flügeltür hinaus zu ihrem Lieblingsplatz: auf den geschwungenen Balkon, von dem aus man die Stadt überblicken konnte. Bei Tageslicht sah man die Madonie-Berge, die sich hinter den alten Türmen und den geraden Strukturen der Architektur Palermos erstreckten. Jetzt am Abend funkelten unter ihr Tausende von Lichtern.

Saverina sog tief die kühle Abendluft ein. Früher einmal hatte sie geplant, ihr Leben allein zu verbringen. Als glücklicher Single. Wie Lorenzo. Aber dann war er plötzlich losgezogen, hatte geheiratet und eine Familie gegründet. Und wenn ihr Bruder an so etwas wie Liebe glauben konnte, dann existierte sie bestimmt auch.

Eventuell sogar für Saverina.

Niemand hatte sie vor den emotionalen Verwicklungen gewarnt, die unweigerlich entstanden, wenn man sich ernsthaft auf eine andere Person einließ. Sex zu haben, das war einfach, hatte sie festgestellt. Aber echte Gefühle machten alles sofort kompliziert.

Liebte sie Teo? Sie war sich eigentlich sicher. Und erwiderte er ihre tiefen Gefühle, oder tat er nur so? Denn schließlich sagte er es niemals direkt …

Sollte sie es ihm zuerst gestehen? Vielleicht. Es wäre dumm und altmodisch, darauf zu warten, dass er den ersten Schritt machte. Doch der Gedanke, Teo zu verkünden, dass sie ihn liebte, und dann eventuell einen Korb zu kassieren, bereitete ihr ein flaues Gefühl in der Magengegend.

Zum Glück musste sie sich mit diesen widersprüchlichen Gedanken nicht länger aufhalten, weil sie in diesem Augenblick hörte, wie die Wohnungstür geöffnet wurde. Und zwar mit ziemlich viel Lärm. Teo kam herein und schien nicht gerade bester Laune zu sein.

Bis er sie sah. Er blieb stehen. Vorsichtig kam sie auf ihn zu und war sich jedes einzelnen Schrittes sehr bewusst. Es war nicht so, dass sie sich vor seiner spürbaren Wut fürchtete. Damals – vor ihrem gewalttätigen Vater – hatte sie immer richtig Angst gehabt. Aber Teo war ihr gegenüber nie laut geworden.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie mit neutraler Stimme.

Er starrte sie einen Moment lang stumm an, als müsste er sich erst mal innerlich sammeln. Sie merkte, dass ihn etwas Ernstes beschäftigte.

Sein Meeting war nicht gut verlaufen, was viele seiner Pläne verzögerte, und das machte Teo zu schaffen. Er war so abgelenkt gewesen, dass er die lose Verabredung mit Saverina völlig vergessen hatte. Er war überhaupt nicht vorbereitet auf sie!

Das kam davon, wenn man zu selbstbewusst auftrat. Er war übermütig geworden und hatte sich heute Abend ein paar Fehltritte geleistet. Nun musste er mit den Konsequenzen leben. Unwillkürlich ballte er seine Hand zur Faust.

Die Rolle, die er für Saverina spielte, war kein zorniger Mann, der sein Temperament nicht im Griff hatte. Aber heute Abend kochte es in ihm, und er wusste nicht, wie er sich zähmen sollte.

Der DNA-Test würde noch dauern. Die Privatdetektive, die er angeheuert hatte, meinten, es könne noch eine Woche dauern, bis sie die Chance hätten, eine geeignete Probe zu besorgen. Eine Woche! Sollte er neue Leute engagieren oder bei denen bleiben, die ihm verlässliche Ergebnisse und zuverlässige Diskretion versprochen hatten?

Er war unschlüssig, und das machte ihn nervös. Darum wollte er Saverina lieber loswerden, bevor sie seinen Zorn bemerkte. Und er brauchte Ruhe, um seine Pläne neu zu schmieden.

„Teo?“, fragte Saverina ein wenig zögernd. Sie wirkte nicht ängstlich, aber er bemerkte ihre Besorgnis und bemühte sich, alles, was in ihm brodelte, zurückzuhalten.

„Alles ist in Ordnung“, antwortete er, aber seine Stimme klang nicht überzeugend. Nicht einmal für seine eigenen Ohren. „Ich dachte, dies wäre mein letztes Treffen mit dem Anwalt, aber er hat mir mitgeteilt, dass wir noch nicht ganz fertig sind. Dabei wollte ich so gern, dass es endlich vorbei ist.“ Er sah kein Problem darin, die Wahrheit ein wenig zu verbiegen. Auf diese Weise hatte er Saverina schließlich für sich gewonnen. „Das Ganze zerrt an meinen Nerven.“

Sie stieß einen kleinen Seufzer aus und durchquerte den Raum. „Das muss echt belastend sein“, murmelte sie und streckte die Hand nach ihm aus. Bereit, ihn zu trösten.

Doch das tat sie nicht. Wenn überhaupt, dann erreichte sie mit ihrer Geste das Gegenteil. Sie war für ihn eine Art Spielball, und jetzt bot sie ihm eine Freundlichkeit an, die er absolut nicht verdiente. Und die er nicht annehmen konnte.

Deshalb ergriff er ihre Hände, bevor sie die Arme um ihn schlingen konnte. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Meine Stimmung ist total im Keller, und ich wüsste nicht, wie ich das heute Abend wieder in Ordnung bringen soll. Vielleicht solltest du einfach nach Hause fahren.“

„Möglich“, stimmte sie zu, blieb jedoch einfach direkt vor ihm stehen. „Aber vielleicht auch nicht, denn ich bin ja nicht nur hier, um mich immer nur mit dir zu amüsieren.“

Einen Moment lang fehlten ihm die Worte. Ihre Zuneigung führte zu Komplikationen, das wusste er. Er hatte bereits zu viele persönliche Grenzen überschritten: sie in sein Bett eingeladen, zum Beispiel. Und er hatte mit ihr über den Tod seiner Mutter gesprochen, wenn auch nur oberflächlich. Falls er sie jetzt nicht loswurde, würde er zweifellos noch mehr Nähe zulassen, und das wäre verhängnisvoll.

Andererseits konnte er auch keine harte Grenze ziehen, denn wenn er seinen Plan mit dem Heiratsantrag durchziehen wollte, konnte er es sich nicht leisten, sie zu verärgern.

Schließlich wollte er sich an Dante rächen. Das war es, wofür Teo lebte.

Er zwang sich, Saverina loszulassen und tief durchzuatmen. „Ich hole mir erst mal einen Drink. Möchtest du auch etwas?“

Gerade wollte er sich abwenden, aber sie hielt ihn auf, legte eine Handfläche flach an seine Brust und schlang den anderen Arm um seinen Hals.

„Wie wäre es stattdessen mit dem hier?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und presste ihren Mund auf den seinen. Der Kuss war zuerst ganz zart und süß, aber wurde schnell feuriger.

Eine gefährliche Mischung aus Frustration und Verlangen baute sich in Teo auf. Das machte diesen Kuss gefährlich. Oft überraschte ihn die Chemie zwischen ihnen, sodass er mit Saverina automatisch weiter ging, als er es ursprünglich geplant hatte. Er wünschte sich mehr von ihr, als er sollte.

Heute Abend war er mental wirklich nicht in Bestform, seine Selbstkontrolle schwand zunehmend dahin. Er konnte kaum noch klar denken, und der Kuss wurde immer wilder. Teo hatte sich noch nie erlaubt, seinen Sehnsüchten nachzugeben.

Dies würde alles gefährden.

Dennoch konnte er seine Begierde nicht zügeln. Alles in ihm wehrte sich gegen das Wissen, dass er sich endlich zurückziehen musste. Dass er Saverina von sich schieben musste. Sich selbst beherrschen musste.

Schließlich schaffte er es, seine Lippen von ihren zu lösen. Ihre Augen wirkten verklärt und sehnsüchtig. Es kostete ihn das letzte Quäntchen Willenskraft, dieser stummen Einladung zu widerstehen.

„Wenn ich heute Nacht mit dir ins Bett gehe, Saverina, habe ich nicht die Kraft, zurückhaltend zu sein“, knurrte er.

Ihre Miene hellte sich auf. „Wer hat gesagt, dass du das sein musst?“ Sie biss ihm spielerisch in die Unterlippe, was seine Lust neu anfeuerte. „Schließlich bin ich nicht aus Glas“, fuhr sie fort. „Und alles andere als zerbrechlich. Ist es etwa das, was du von mir denkst?“

Er hatte keine Antwort auf diese neckische Bemerkung.

„Sei einfach ehrlich mit mir, Teo. Und wenn du jetzt wild sein willst, dann ist das okay!“

Wieder küsste sie ihn, und in seine Lust mischte sich sein schlechtes Gewissen. Er konnte ihr gegenüber nicht in allen Dingen ehrlich sein. Aber er konnte ihr in diesem Moment geben, was sie genauso sehr wollte wie er selbst.

Also kümmerte er sich nicht um die Knöpfe ihrer Bluse, sondern riss einfach daran, während er den Kuss gierig vertiefte.

Als er den Stoff über ihre Schultern zerrte und ihr dabei in die Augen sah, sah er keine Furcht in ihrem Blick, keine Anspannung oder Besorgnis. Sie starrte ihn an, direkt und intensiv.

„Hör nicht auf!“, murmelte sie.

Ihre Kühnheit und ihr Feuer standen im Widerspruch zu ihrer zarten Gestalt. Er küsste sie noch einmal, ihren Mund, ihre Wange, ihren Hals. Dann arbeitete er sich die schlanke, elegante Kurve ihres Halses hinunter. Ihr Seufzen wurde zu einem Stöhnen, als er ihren Rock hochzog.

Sein Bedürfnis, in ihr zu sein, wurde immer stärker. Da blieb keine Zeit für Finesse. Es war wie ein gemeinsames Rennen, und das Ziel war ihre Vereinigung. Teo machte sich in seiner rasenden Leidenschaft nicht einmal die Mühe, ihr oder sich selbst die Unterwäsche auszuziehen …

Als er Saverina anhob, schlang sie verlangend ihre Beine um ihn, und stürmisch fand er zu ihr, zitternd und bebend, ihren Namen auf den Lippen.

Es war falsch, und doch fühlte es sich so richtig an wie nichts zuvor in seinem Leben. Und Saverina begegnete ihm mit demselben Feuer, das ihn antrieb.

„Mehr“, verlangte sie von ihm.

Also gab er ihr mehr. Er brachte sie an den Rand der Ekstase, zögerte nur kurz, dann trieb er sie beide über die Schwelle, bis sie erschöpft und zufrieden gegeneinandersanken.

Es fühlte sich wie eine Erlösung an!

Doch im Grunde brachte Teo sich damit nur in noch größere Bedrängnis.

3. KAPITEL

Saverina hatte noch nie in Teos Wohnung übernachtet. Obwohl sie oft bei ihm im Bett landeten, war sie meistens gegen Mitternacht nach Hause gefahren. Natürlich in der Hoffnung, er würde sie bitten zu bleiben, aber das tat er nie.

Gestern Abend jedoch hatten sie sich total verausgabt, und sie war eingeschlafen, bevor sie ihr übliches Angebot machen konnte, wieder zu verschwinden. Und so wachte sie heute Morgen an ihn gekuschelt auf, warm und unendlich zufrieden.

Es war ein wichtiger Schritt nach vorn. Anstatt sie wegzuschieben, hatte Teo sich erlaubt, seine Gefühle mit ihr auszuleben. Das musste doch etwas bedeuten. Etwas Positives.

Sie seufzte bei der Erinnerung an gestern und schmiegte sich enger an Teos warmen Körper. Vielleicht schlief er noch, aber sie hatte das Gefühl, dass er wach war. Doch er machte keine Anstalten, sie an sich zu ziehen, ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben, irgendetwas zu tun.

Fast so, als ob er sie gar nicht hier haben wollte. Als ob die letzte Nacht für ihn anders gewesen war als für sie, egal, wie oft sie sich gegenseitig glücklich gemacht hatten.

Saverina wurde unwohl zumute. Er hätte ihr doch sagen können, sie solle gehen. Er hätte viele Dinge tun können.

Plötzlich stellte sie fest, dass er tatsächlich hellwach dalag. Er starrte sie an, und zwar mit einem Gesichtsausdruck, der sie noch mehr beunruhigte.

Ihre Freude war schnell verflogen, aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern lächelte sogar. „Es tut mir leid. Ich muss eingeschlafen sein.“

Als er nichts sagte, wollte sie sich wegdrehen, aber er hielt sie fest. Darum konnte sie nicht einfach aus dem Bett gleiten, also blickte sie über ihre Schulter und zog fragend eine Augenbraue hoch. Kühl und königlich. Das hoffte sie jedenfalls.

Autor

Lorraine Hall
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