Romana Gold Band 11

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Das verwunschene Schloss von Mather, Anne
Ein neuer Job führt Isabel in die schottischen Highlands und in das Schloss des Earl of Invercaldy - ein wahrer Traummann, der sich auch noch zärtlich um sie bemüht! Bedeutet sie dem Earl jedoch wirklich etwas, oder spielt er nur mit ihr?

Sommertage in Schottland von Dawson, Helena
In Lornas Pension auf der schottischen Insel Mull wird der erfolgreiche Manager Martin Ritchie sicher Erholung finden! Das kleine Hotel ist herrlich romantisch, und die Besitzerin einfach bezaubernd. Aber kaum sind sie sich nähergekommen, weist sie ihn brüsk wieder ab …

Ein Schloss nur für uns von O'CONNOR, CATHERINE
Nie ist Jamsey McDonald ein Mann wie Ron Stewart begegnet: Ein Leben mit dem attraktiven Lord auf seinem Schloss in Schottland wäre märchenhaft! Doch auch wenn Jamsey spürt, dass er ihre Liebe erwidert, eine alte Familienfehde steht ihrem Glück im Weg …


  • Erscheinungstag 12.09.2012
  • Bandnummer 11
  • ISBN / Artikelnummer 9783954462001
  • Seitenanzahl 447
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Anne Mather, Helena Dawson, Catherine O´Connor

ROMANA GOLD, BAND 11

ANNE MATHER

Das verwunschene Schloss

Eigentlich hatte Brian Lindsay, Earl of Invercaldy, nur die neue Sprechstundenhilfe vom Bahnhof abholen wollen, um sie zu ihrem Haus in den schottischen Highlands zu bringen. Dass mit Isabel aber eine derart bezaubernde Frau auf ihn wartet, hätte er kaum zu träumen gewagt. Nur wie wird seine adlige Familie auf die bürgerliche Schönheit reagieren?

HELENA DAWSON

Sommertage in Schottland

Der Manager Martin Ritchie ist für Lorna in ihrer Pension kein Gast wie jeder andere, sondern faszinierend, charismatisch, begehrenswert! Doch die überzeugte Naturschützerin hegt einen schlimmen Verdacht: Ist ihr Traummann womöglich nur auf die idyllische Insel Mull gekommen, um hier ein riesiges Ferienzentrum zu errichten? Das könnte sie ihm nie verzeihen …

CATHERINE O´CONNOR

Ein Schloss nur für uns

Vom ersten Moment an ist der wohlhabende Lord Ron Stewart hingerissen, als er die hübsche Jamsey McDonald trifft, die nach vielen Jahren in ihre schottische Heimat zurückkehrt. Dabei sollen ihre Vorfahren Betrüger gewesen sein und seine Familie fast um ihr Vermögen gebracht haben. An eine solche Frau darf er auf keinen Fall sein Herz verlieren!

1. KAPITEL

Isabel war sich nicht sicher, wann ihr klar geworden war, dass sie einen Fehler gemacht hatte.

Anfangs hatte sie natürlich Zweifel gehabt. Der Wechsel von ihrer kleinen Wohnung in Earl’s Court zu den schottischen Highlands war ein großer Schritt. Auch wenn dort ein komfortables Haus auf sie wartete sowie eine Stelle, die ihr eine Freundin verschafft hatte.

Cory hielt sie für verrückt. Doch das hatte Isabel nur noch mehr davon überzeugt, dass sie das Richtige tat. Alles, was ihre dreizehnjährige Tochter dem schlechten Einfluss an ihrer Schule entzog, konnte nur gut sein.

Dennoch hatte Isabel dem Umzug mit Sorge entgegengeschaut. Tatsächlich war sie seit Edwards Tod die meisten Probleme so angegangen. Er hatte stets alle Entscheidungen für sie getroffen. Aber nun war sie allein mit Cory.

Niemand hatte mit Edwards Tod gerechnet. Sie hatte geglaubt, er habe mit fünfundvierzig noch viele Jahre vor sich. Er war kein Trinker gewesen. Er hatte nicht geraucht. Er war eine Stütze der Gemeinde gewesen. Und seine Mutter hatte ohne zu zögern verkündet, dass es ein Pech sei, dass nicht sie, Isabel, am Steuer gesessen hatte, als der Anhänger eines entgegenkommenden Lastwagens durch die Leitplanke geschleudert war. Doch es war Edward, der auf dem Fahrersitz gesessen hatte und getötet wurde, während Isabel nur kleinere Schnitt- und Schürfwunden davontrug.

Mrs Jacobson hatte nie gewollt, dass ihr Sohn heiratete. Sie war glücklich gewesen, für ihn sorgen zu können und ihm sein Leben angenehm zu machen. Ein verwaistes Mädchen ohne einen Cent Habe, das versuchte, den Tod seines Vaters zu verwinden, hatte nie in ihre Pläne gepasst.

Rückblickend musste Isabel zugeben, dass Mrs Jacobson ihre Gründe gehabt hatte. Vielleicht war Edward zu alt für sie gewesen. Vielleicht hatte sie nach einem Ersatz für ihren Vater gesucht. Dennoch waren die gemeinsam verbrachten Jahre zumeist glücklich gewesen.

Edwards plötzliches Ableben war für alle ein Schlag gewesen. Auch für Cory, die in den letzten beiden Lebensjahren ihres Vaters alles getan hatte, um ihn zu ärgern. Vor allem in der Schule hatte Cory zunehmend Schwierigkeiten gemacht. Schule schwänzen, Benutzung gemeiner Wörter, Ladendiebstahl – all dessen war Cory schuldig befunden worden. Statt gute Leistungen zu erbringen, um vielleicht die Universität besuchen zu können, wie Isabel es einmal selbst gewollt hatte, hatte Cory nichts versäumt, um ihre Eltern aufzuregen. Und sie schämte sich dessen nicht einmal. Sie genoss sogar ihren schlechten Ruf.

Durch Edwards Tod vor zehn Monaten hatte Isabel kurz Zeit zum Atmen bekommen. In dem Vakuum ihres gemeinsamen Leides waren sie und Cory sich näher gekommen, als sie es seit Jahren gewesen waren. Isabel hatte sogar zu hoffen begonnen, dass Edwards Tod etwas Gutes bringen könne. Und so wäre es vielleicht auch gewesen, hätte Mrs Jacobson sich nicht entschlossen, sich wieder einzumischen.

Bis zu Edwards Tod hatte Isabel eine Teilzeitstelle bei einem Anwalt gehabt. Das hatte Isabel Spaß gemacht. Ihre Arbeitszeit war flexibel, und sie war immer da, wenn Cory aus der Schule kam.

Dies alles hatte sich durch Edwards Tod geändert. Die Versicherung, die Edward hinterlassen hatte, würde kaum zur Tilgung der Hypothek ihrer Wohnung ausreichen. Sie brauchte eine Ganztagsstelle, um Lebensmittel, Strom und Heizung bezahlen zu können.

Mrs Jacobson hatte darauf vorgeschlagen, sie sollten zu ihr ziehen. Ihr Haus, ein weitläufiges viktorianisches Landhaus in St. John’s Wood, sei für eine Person viel zu groß, sagte sie. Isabel müsse nicht arbeiten, da Cory ohnehin ihren ganzen Besitz erben würde, wenn sie starb. Sie würde sich über die Gesellschaft und die Hilfe im Haus freuen, und sie sei sicher, dass Edward das auch so gewollt hätte.

Darauf war Isabel in Panik geraten. Die Vorstellung, zu ihrer Schwiegermutter zu ziehen und ein unbezahltes Dienstmädchen zu werden, war etwas, was sie aus der Fassung brachte. Isabel wusste, dass sie das keinesfalls akzeptieren konnte.

Und in dem Augenblick, als sie sich nicht mehr zu helfen wusste, hatte Isabel auf der Oxford Street Clare Webster getroffen.

Sie und Clare hatten zusammen die Schule besucht. Als sie vierzehn gewesen war, hatte ihr Vater befunden, dass die Ausbildung, die er als Professor der Archäologie ihr geben konnte, nicht genügte. Deshalb hatte er sie auf ein Mädcheninternat in Sussex geschickt. Isabel hatte zwar protestiert, doch das Wort ihres Vaters war Gesetz.

Nach einigen Wochen hatte es ihr gefallen, und das Versprechen ihres Vaters, dass sie mit ihm arbeiten dürfe, wenn sie sich anstrengte und gute Noten bekam, war Ansporn gewesen. In Clare, der Tochter eines Londoner Chirurgen, hatte sie eine gute Freundin gefunden, in deren Haus sie stets willkommen gewesen war.

Doch die Umstände verhinderten, dass ihre Freundschaft über die Schulzeit hinaus dauerte. Clares Vater war Schotte, und als sein Vater, ein Landarzt, erkrankte, war Dr. Webster an ein Hospital in Glasgow gegangen, um näher bei seinen Eltern zu sein.

Das war kurz nach dem Schulabschluss der beiden Mädchen gewesen, keinen Monat vor Isabels achtzehntem Geburtstag. Isabel hatte sich darauf gefreut, für ein Jahr nach Südamerika zu ihrem Vater zu gehen, bevor sie mit ihrem Studium in Oxford begann, und war viel zu aufgeregt gewesen, um Clare zu vermissen. Dann erhielt sie die Nachricht, dass ihr Vater bei einem Steinschlag ums Leben gekommen sei, dass sie allein war. Sie hatte keine Freunde, keine Verwandten und kaum Geld. Sie war gezwungen gewesen, eine Arbeit bei Sainsbury’s anzunehmen, und all ihre Hoffnungen auf die Zukunft waren in Yukatan begraben worden.

Darum war die Begegnung mit Clare so prophetisch gewesen. Sie hatten sich seit fast vierzehn Jahren nicht gesehen, und ihre Briefverbindung war im Lauf der Zeit auch eingeschlafen.

Doch Clare hatte Isabel sofort erkannt, wogegen Isabel sich nicht so sicher gewesen war. Die teuer gekleidete Frau im Tweedkostüm und mit Perlenschmuck hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Teenager, den Isabel in Erinnerung hatte. Aus Clares Verhalten wurde rasch deutlich, dass sie sich gut verheiratet hatte.

Sie aßen gemeinsam zu Mittag, und erstaunlicherweise hatte Clare die perfekte Lösung für ihre Probleme gehabt. Ihr Vater, der nach dem Tode seines Vaters die Stelle im Krankenhaus aufgegeben und die Praxis in Invercaldy übernommen hatte, brauchte eine zuverlässige Sprechstundenhilfe. Bis vor Kurzem hatte er mit der ältlichen Sprechstundenhilfe gearbeitet, die vierzig Jahre lang bei seinem Vater gewesen war. Jetzt aber war Miss McLeavy pensioniert, und sowohl ihre Stelle als auch ihr bequemes Häuschen waren vakant. Clare meinte, ihr Vater würde Isabel die Stelle sofort anbieten.

Isabel war nicht so überzeugt gewesen; damals nicht. Der Gedanke, ihr Leben völlig zu verändern, erschreckte sie. Und trotz Clares Versicherungen bezweifelte sie, dass es leicht sein würde.

Doch Clare hatte ihren Protest abgewehrt. Das Dorf Invercaldy, gehörte praktisch der Familie ihres Mannes, erklärte sie. Ihr Mann, Colin Lindsay, war der Bruder des derzeitigen Earl of Invercaldy, und deshalb zögerte sie nicht, Isabel die Stelle und das Haus anzubieten.

Dennoch hatte Isabel Bedenken gehabt. Der Gedanke war faszinierend, daran bestand kein Zweifel. Aus den schmutzigen Straßen Londons in die klare Bergluft der schottischen Highlands zu ziehen, war geradezu himmlisch. Doch sie war praktisch genug, um zu wissen, dass das Leben in fremder Umgebung, fern von allem Vertrauten, so etwas wie ein Hirngespinst war. Zudem musste sie an Edwards Mutter denken, die schließlich Corys Großmutter war.

Sie hatte Clare versprochen, darüber nachzudenken, und war mit einem gewissen Bedauern wieder ins Büro gegangen. Sie hatte Angst vor der Zukunft.

Als sie an diesem Abend nach Hause kam, explodierte alles. In der Wohnung fand sie Cory schmollend in einem Sessel kauernd. Mrs Jacobson telefonierte sehr erregt mit jemandem.

Cory wollte ihr nicht sagen, was vorging. Aber Isabel war sehr schnell im Bilde. Aus dem Gespräch von Mrs Jacobson ergab sich, dass sie mit dem Direktor der Schule sprach, die Cory besuchte. Bevor sie fragen konnte, was eigentlich vorging, hörte sie, wie Edwards Mutter dem Mann sagte, dass sie ihre Enkelin von der Schule nehmen würde.

Darauf hatte sie versucht, das Telefon an sich zu reißen, aber die Schwiegermutter verwehrte ihr das. Isabel kochte stumm vor Wut. Als Mrs Jacobson dann schließlich den Hörer auflegte und verkündete, dass Cory von jetzt an eine private Mädchenschule in St. John’s Wood besuchen würde, was ohnehin bequemer sei, da sie jetzt ja nach Mornington Close ziehen würden, hatte es Isabel gereicht.

Sie hatte nicht die Absicht gehabt, von der Stelle in Schottland zu reden, sondern sich vorgenommen, in Ruhe darüber nachzudenken. Jetzt aber blieb Isabel keine andere Wahl.

Die folgende hässliche Auseinandersetzung hätte Isabel lieber nicht in Gegenwart ihrer Tochter ausgetragen. Die Information, dass Mrs Jacobson die Entscheidung getroffen hatte, weil sie erfahren hatte, dass Cory beim Klebstoff-Schnüffeln erwischt worden war, war auch so schon schlimm genug. Doch als Isabel versuchte, die Situation zu schlichten, und das Stellenangebot erwähnte, hatte Edwards Mutter diese böse Bemerkung über seinen Tod gemacht. Dass Mrs Jacobson ihr die Schuld an dem Unfall gegeben hatte, war Isabel nicht neu; doch gesagt zu bekommen, es wäre besser, sie sei tot, war etwas anderes.

Und so hatte Isabel trotz Corys Tränen und Mrs Jacobsons Vorwürfen Clare angerufen und ihr Angebot angenommen. Es war für sie ein Trost, zu hören, dass Mr Webster mehr als glücklich über die Aussicht war, sie wiederzusehen, und als sie drei Wochen später in King’s Cross in den Zug nach Glasgow stieg, war Isabel zuversichtlich, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Zudem war es ja nichts Unumkehrbares, sagte sie sich. Wenn es nicht gut ging, konnten sie wieder nach London zurückziehen. Die Wohnung mochte zwar dann in den Händen eines Maklers sein, doch sobald sie verkauft war, würde ihr Geld investiert werden, und sie konnten einen neuen Anfang machen.

Als der Zug endlich im Sonnenschein eines ungewöhnlich warmen Septembertages gen Norden brauste, konnte Isabel Corys mürrisches Gesicht ignorieren und die Reise genießen.

Erst als der Zug die Vororte von Glasgow erreichte, kam Isabel trotz allem der Gedanke, vielleicht doch nicht das Richtige getan zu haben. Im Hauptbahnhof von Glasgow angelangt, war sie überzeugt, einen Fehler begangen zu haben. Cory hatte während der Reise kaum gesprochen und, wenn überhaupt, nur auf Isabels Fragen geantwortet. Ihre Tränen und Wutanfälle, mit denen sie ihre Mutter dazu bringen wollte, ihre Meinung zu ändern, waren einem bedrückten Schweigen gewichen.

Der Zug hielt mit kreischenden Bremsen. Die Reisenden ringsum nahmen ihr Gepäck auf und machten sich zum Aussteigen bereit. Isabel stand auf, da sie ja nicht ewig hier sitzen bleiben konnte, auch wenn Cory ihre Ankunft nicht zu interessieren schien.

„Sind das Ihre Koffer?“

Ein Mann mittleren Alters fragte Isabel, die sich gerade bemühte, ihr Gepäck aus der Ablage zu heben.

„Nur diese beiden“, sagte sie und nickte dankbar, als er die schweren Koffer nahm und aus dem Abteil schaffte, während Isabel Cory hinter sich herzog und mit einem Gefühl wachsender Verzweiflung auf den Bahnsteig trat.

Sie bemerkte sofort, dass es hier viel kühler als in London war. Dort hatten ihre dünne Cordhose, Edwards altes Flanellhemd und der hüftlange Cardigan genügt. Sie spürte die kühle Brise, die in den offenen Kragen ihres Hemdes drang und an ihrem dunkelblondem Haar zauste. Sie hatte das Gefühl, hilflos zu sein.

„Werden Sie abgeholt?“, wollte der Mann wissen, der ihre Koffer auf den Bahnsteig gestellt hatte.

„Nein“, erwiderte sie ein wenig beunruhigt, weil Glasgow viel belebter war, als sie es sich vorgestellt hatte. „Ich muss hier umsteigen“, erklärte sie. „Wir müssen nach Fort William. Wissen Sie zufällig, von welchem Bahnsteig der Zug abfährt?“

„Der fährt vom Bahnhof Queen Street ab, Mädchen“, erwiderte der Mann und verzog das Gesicht. „Zu Fuß sind das fünfzehn Minuten von hier. Sie sollten ein Taxi nehmen.“

„Riesig!“

Zum ersten Mal, seit sie King’s Cross verlassen hatten, gab Cory freiwillig etwas von sich. Isabel warf ihr einen warnenden Blick zu, bevor sie sich wieder an den Mann wandte. Was sie hörte, freute sie nicht gerade, aber sie wollte das nicht zeigen.

„Ein Taxi“, wiederholte sie nickend, und der Mann deutete auf den Ausgang, vor dem die Taxen standen.

„Ich würde Sie gern hinbringen, aber meine Frau wartet auf mich“, fügte er hinzu. Während Isabel ihm versicherte, dass sie gut alleine zurechtkäme, sah sie aus den Augenwinkeln, dass ein anderer Mann sie abschätzend beobachtete.

Der Bahnsteig war jetzt fast leer gefegt. Die wenigen noch verbliebenen Reisenden waren Fremde wie sie, die sich nicht auskannten.

Der Mann, der sie jetzt beobachtete, gehörte aber nicht dazu. Er lehnte an der Wand des Wartesaals, und sein langes Haar bewegte sich leicht in der Brise. Er sah aus, als habe er dort schon eine Weile gestanden. Seine Wildlederjacke, die offen über seinen breiten Schultern hing, wirkte teuer, und das schwarze Hemd und die enge schwarze Hose sahen nicht so aus, als stammten sie aus einem Billigladen. Schwarze Stiefel mit niedrigen Absätzen komplettierten sein Äußeres. Isabel, die normalerweise weder Männer noch ihr Aussehen beachtete, spürte ein unangenehmes Prickeln im Rücken. Wer war er, überlegte sie. Und warum beobachtete er sie? Sie kannte niemand in Schottland. Und ganz gewiss keinen Mann, in dessen schlankem, dunklem Gesicht sich die spröde Schönheit seiner keltischen Ahnen widerspiegelte.

„Ich trage diese schweren Koffer nicht“, erklärte Cory trotzig, als der Mann, der ihnen geholfen hatte, sich entfernte.

„Wir haben keine schweren Koffer, Cory“, erwiderte sie mit zusammengebissenen Zähnen und richtete sich dann zu voller Größe auf, als der andere Mann … der Mann, der sie beobachtet hatte, sich von der Wand löste und langsam auf sie zugeschlendert kam.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, erkundigte er sich.

„Nein“, erwiderte sie, wobei sie seinem Blick auswich. Irgendwo hatte sie gelesen, dass eine Frau unangenehmen Begegnungen ausweichen konnte, wenn es keinen Blickkontakt gab. Sie schaute an ihm vorbei zu einem Gepäckträger, der seinen Karren über den Bahnsteig schob, und sagte, Corys Arm fassend: „Geh und hole ihn, ja? Er wird uns helfen und uns zum Taxi bringen.“

„Muss ich das?“

Cory war offensichtlich mehr an dem interessiert, was zwischen ihrer Mutter und dem Fremden vorging. Und danach zu urteilen, wie sie den Mann unter gesenkten Lidern ansah, vermutete Isabel, dass sie spätestens in einem Jahr ein weiteres Problem mit ihrer Tochter haben würde.

„Ja, das musst du …“, setzte sie an, als der Mann wieder sprach.

„Sie sind Isabel Jacobson, nicht wahr? Ich hörte, wie Sie Ihre Tochter Cory nannten, deshalb war ich mir ziemlich sicher.“

Isabel schluckte, und diesmal konnte sie dem Blick seiner Augen, die ebenso schwarz waren wie sein Haar, nicht ausweichen. „Wer sind Sie?“

„Brian Lindsay“, sagte er. Seine dünnen Lippen gaben den Blick auf etwas unregelmäßige weiße Zähne frei. „Clares Schwager. Ich hatte geschäftlich in Glasgow zu tun, deshalb bot ich an, Sie abzuholen und nach Invercaldy zu bringen.“

Isabel starrte ihn ungläubig an. Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Wollen Sie meinen Führerschein sehen?“, forschte er und steckte eine Hand in seine Jacke. Isabel kam rasch zur Vernunft. Nur jemand, der Clare kannte, konnte wissen, wer sie und Cory waren. Aber Clare hatte gesagt, ihr Mann sei der Bruder des Earl of Invercaldy, und dies war eindeutig nicht der Earl. Zum einen war er dafür zu jung, allenfalls zwei Jahre älter als sie … und keiner der Aristokraten, die sie kannte, hätte sein Haar so lang getragen wie er. Jedenfalls nicht in diesem Jahrhundert. Brian Lindsay sah zwar wie einer dieser dunkelhäutigen Highlander aus, falls er wirklich Schotte war, aber er konnte allenfalls ein jüngerer Bruder sein, oder?

„Das ist nicht nötig“, erklärte sie steif. Und dann sagte sie: „Sie sprechen keinen Akzent“, was ihr einen angewiderten Blick von Cory einbrachte.

Es war eine törichte Bemerkung, auf die er aber überraschenderweise einging. „Nee? Au, hätte ich gewusst, dass Sie Dialekt bevorzugen, hätte ich nich’ versucht, meinen Akzent zu unterdrücken“, spöttelte er in breitem Schottisch. Dann winkte er den Gepäckträger heran und deutete auf die Koffer. „Mein Wagen steht draußen. Gehen wir?“

Zum ersten Mal, seit sie London verlassen hatten, sah Cory fröhlich aus. Nachdem sie ihre Mutter herausfordernd angeschaut hatte, hängte sie sich ihre Segeltuchtasche über die Schulter und folgte Brian Lindsay und dem Gepäckträger. Diese Entwicklung gefiel ihr offensichtlich, und Isabel wusste, dass sie zumindest dafür dankbar sein sollte. Doch als sie ihnen folgte, spürte sie, wie gemischt ihre Gefühle waren.

2. KAPITEL

„Wie konntest du nur so etwas Verrücktes tun?“ Die Countess of Invercaldy funkelte ihren ältesten Sohn missbilligend an. Dann fuhr sie fort: „Welchen Eindruck soll sie von der Familie bekommen, wenn du dich wie einer deiner Arbeiter verhältst? Himmel auch, Brian, ich weiß nicht, was dein Vater sagen würde, wenn er noch lebte.“

„Ich bezweifle, dass er es als eine Beleidigung ansähe“, erwiderte ihr Sohn trocken, wobei er die geschliffene Karaffe hob und sich einen großen Whisky einschenkte. „Ich habe die Frau nur gefahren, Mama. Ich habe sie nicht verführt!“

„Nein. Aber du kanntest sie nicht!“, gab seine Mutter zurück. „Sich ihr auf dem Bahnhof wie ein Abenteurer zu nähern! Und was wirst du sagen, wenn sie jedem erzählt, dass der Earl of Invercaldy … sie aufgegriffen hat?“

„Das habe ich?“ Ihr Sohn leerte das Glas zur Hälfte.

„Brian, du weißt sehr wohl, was ich meine. Sie kann sagen, was sie will. Sie könnte dich sogar bezichtigen, dass du … versessen … darauf warst, sie kennenzulernen, und eigens deshalb nach Glasgow gefahren bist.“

„Mama, du weißt, dass das Unsinn ist.“ Ihr Sohn musterte sie etwas kritisch, nachdem er sein Glas geleert hatte. „Ich hatte eine Verabredung mit Phillips. Du selbst hast den Termin gemacht.“

„Das wissen du und ich, aber sonst niemand.“ Sie sah, dass er wieder zur Karaffe griff, und ihre Lippen wurden schmal. „Ich sollte wohl dankbar sein, dass du zu dem Zeitpunkt nüchtern warst? Du warst doch nüchtern, oder? Du bist doch wohl nicht nach Alkohol stinkend ins Büro von Phillips gegangen, hoffe ich?“

Brian erwiderte darauf nichts. Die Countess bemerkte, dass sie sich auf gefährliches Terrain begeben hatte, und wurde milder. „Wie war sie eigentlich? Clare sagt, sie hat eine junge Tochter. Ich bezweifle, dass sie Invercaldy nach London sehr unterhaltsam finden wird. Sind sie sehr großstädtisch? Du weißt schon … diese Art Menschen, die glauben, dass nördlich von Watford die Welt zu Ende ist.“

Brian wandte sich ihr zu. „Ich weiß nicht, was sie von uns halten, Mama“, antwortete er kurz. „Aber es sind keine Wilden, falls du das meinst. Die Frau wirkt sehr gut erzogen, und wie Clare sagt, war ihr Vater Historiker. Mit der Tochter ist es anders. Sie ist dreizehn und benimmt sich wie eine Dreißigjährige, wenn du weißt, was ich meine.“

„Eine Lolita!“, stieß seine Mutter abwertend aus. „Ich hätte wissen müssen, dass bei einer Engländerin irgendetwas nicht stimmen kann. Warum hast du dich von Clare dazu überreden lassen? Jetzt ziehen sie ins Haus von Miss McLeay ein, und wir werden sie nie wieder hinausbekommen!“

Brian seufzte. „Darf ich dich daran erinnern, dass Dr. Webster Wert darauf legte, Mrs Jacobson einzustellen? Schließlich arbeitet sie ja für ihn. Die Websters kennen sie seit fast zwanzig Jahren. Aber sie und Clare hatten keinen Kontakt mehr, nachdem die Websters wegzogen.“

Mrs Jacobson!“ Die verwitwete Countess schnalzte mit der Zunge. „Was ist mit ihrem Mann? Kannst du mir das sagen? Wie alt ist sie? Mitte dreißig? Vierzig?“

Brian schaute in sein Glas. „Jünger“, sagte er gleichmütig. Ihm war gleich, für wie alt seine Mutter die Frau hielt. Während der über zweistündigen Fahrt von Glasgow hatte sie kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Er hatte ihr Gepäck verstaut, während sie auf dem Rücksitz Platz genommen hatte. Cory hatte die Anweisungen ihrer Mutter ignoriert und sich einfach auf den Beifahrersitz gesetzt.

„Für eine Witwe sehr jung, findest du nicht?“

Die Stimme seiner Mutter drang in seine Gedanken, und Brian hob sein Glas. „Clare sagte, ihr Mann sei bei einem Verkehrsunfall umgekommen“, erklärte er schließlich und wünschte, sie würde Ruhe geben. „Ist das so wichtig? Du wirst doch wahrscheinlich nichts mit ihr zu tun haben.“

„Nein“, erwiderte seine Mutter missmutig. „Nein, ich denke, du hast recht. Vielleicht gefällt es ihnen ja hier nicht. Wir können nur hoffen.“

„Mmh.“

Brian trat mit seinem Drink an den Kamin, schaute in die Flammen und merkte, dass er seine Gedanken nicht recht ordnen konnte. Obwohl er es nicht wollte, interessierte ihn Isabel Jacobson. Ihre kühle Zurückhaltung hatte ihn neugierig gemacht, und zum ersten Mal seit Sarahs Tod dachte er über eine andere Frau nach. Nicht, dass er sich von ihr angezogen fühlte, sagte er sich. Er bedauerte sie ganz einfach. Es dürfte nicht leicht gewesen sein, plötzlich als Witwe mit einer solchen Tochter dazustehen. Seiner Meinung nach musste man sich mit Cory intensiv beschäftigen.

Der Blick aus den Fenstern der Hütte war großartig. Im schwindenden Licht hatte Isabel in ihrem Schlafzimmer gestanden und auf das wundervolle Panorama von Erde und Himmel gestarrt, das sich vor ihr ausbreitete. Sie hatte Felder gesehen, die über die Hügel hinab führten und an Wasser grenzten, und grasende Highlandrinder. Und Bäume, zum Teil in prächtigem Herbstlaub. Und Berge, deren Gipfel umwölkt waren, unter einem Himmel, der in zarten Farben gemalt war.

Die Sonne war fast schon hinter den Bergen versunken, als Brian Lindsay vor dem Haus anhielt. Die Wolken hatten sich verfärbt, und wenig später hatten sich die Schatten zur Nacht verdichtet. Der Mond schien nicht, doch Isabel hatte das Gefühl, dass sie hier sehr glücklich sein könnte.

Das war überraschend nach ihrer Unsicherheit während der Reise. Aber sie war den Umgang mit Männern auf privater Ebene einfach nicht gewöhnt. Mit Jüngeren ohnehin nicht. Und vor allem nicht mit Männern, die wie Brian Lindsay aussahen. Durch das Leben mit Edward, der sie praktisch als sein Eigentum betrachtet hatte, hatte sie nie Gelegenheit gehabt, sich mit anderen Männern anzufreunden.

Und es war nett von Clares Schwager gewesen, sie abzuholen.

Dennoch war sie während der Fahrt nicht sehr höflich gewesen. Sie hatte das Reden ihrer Tochter überlassen und sich auf der Fahrt zurückhaltend gegeben.

Erstaunlicherweise war die Hütte unverschlossen gewesen. Ihr Begleiter war gegangen, nachdem er das Gepäck in den vorderen Raum gebracht hatte. Isabel hatte sich, wenn auch verspätet, bedankt, und er hatte darauf etwas erwidert, aber das war alles. Mit einem kurzen Lächeln hatte er sich wieder in sein Auto geschwungen und die Hand höflich gehoben, bevor er fortgefahren war.

Isabel hatte die leeren Koffer verstaut. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Cory in der Tür stand. Sie hatte beim Auspacken wenig getan, sondern sich nur entschieden, das Schlafzimmer im Erdgeschoss zu nehmen. Isabel hatte nichts dagegen gehabt. Das Mansardenzimmer am oberen Ende der schmalen Treppe mochte kleiner sein, doch die Aussicht war wundervoll. Die Hütte war so übermöbliert, dass alle Räume winzig wirkten. Es war gut, dass sie ihre eigenen Möbel eingelagert hatte.

„Wann essen wir?“, fragte Cory klagend. Isabel sah, dass es bereits acht Uhr war.

„Gleich“, erwiderte sie. „Clare sagte, sie würde Lebensmittel in den Kühlschrank stellen. Schauen wir doch mal unten nach, was da ist.“

„Ich weiß, was da ist“, erklärte Cory, ohne sich zu rühren. „Eier, Käse und irgendwas, das wie Joghurt aussieht. Man sollte wirklich meinen, wir seien Vegetarier! Warum konnte sie keine Burger oder Steaks einkaufen?“

Isabels zufriedene Stimmung verflog. „Du solltest dich glücklich schätzen, dass sie uns überhaupt etwas besorgt hat“, gab sie kurz zurück.

Isabel wollte sich vom Benehmen ihrer Tochter den ersten Abend in der Hütte nicht verderben lassen.

Cory ging murrend vor ihr die Treppe hinunter und beklagte sich über die Unzulänglichkeiten des Landlebens.

„Wie alt war Miss McLeavy eigentlich?“, fragte Cory etwas später, während sie ihrer Mutter beim Kochen zuschaute. „Ich wette, sie war bestimmt neunzig. All diese alten Möbel! Das sieht aus, als kämen sie aus der Arche.“

„Ich finde sie ganz zauberhaft“, erklärte Isabel. Gewiss, da standen zu viele Beistelltische. Doch im Grunde machte alles einen heimischen Eindruck, und Isabel glaubte, dass es wirklich behaglich sein würde, wenn ein Feuer brannte. Das aber würde bis morgen warten müssen.

„Diese Clare …“, murmelte Cory, nachdem sie einige Minuten stumm am Tisch gesessen hatte. Isabel schaute auf.

„Für dich Mrs Lindsay“, korrigierte sie rasch.

„Na schön.“ Cory verzog das Gesicht. „Also, Mrs Lindsay. Ist sie mit Brians Bruder verheiratet?“

„Sie ist mit Mr Lindsays Bruder verheiratet, ja.“ Isabel wischte sich den Käse, den sie gerieben hatte, von den Fingern und gab ihn in die Pfanne. „Du wirst sie wohl morgen kennenlernen. Sie sagte, sie wollte vorbeischauen.“

Cory zuckte wenig beeindruckt die Schultern. „Ob er wohl verheiratet ist?“, sinnierte sie laut. „Du weißt schon: Brian. Oh, natürlich.“ Sie seufzte übertrieben, als sie die Miene ihrer Mutter sah. „Also, Mr Lindsay. Er ist echt cool, oder? Hast du seine langen Wimpern bemerkt?“

„Ich habe nur bemerkt, dass du sehr viel geredet hast“, erwiderte Isabel, die nicht die Absicht hatte, über Brian Lindsays Aussehen zu sprechen, und Cory schnitt ein Gesicht.

„Ich hab’ wenigstens was gesagt, statt stumm und starr dazusitzen“, konterte sie frech.

„Ich kenne den Mann kaum, Cory.“ Isabel fand sich wieder in der Defensive. „Ich muss ihn doch nicht mögen, nur weil er so nett war, uns hierher zu fahren. Ich fand ihn sogar recht arrogant. Dein Vater hätte ihn wohl kaum gemocht.“

„Na ja,“ Cory reagierte darauf bezeichnend, „Dad hätte keinen Mann gemocht, der dich zwei Mal anschaute. Er ist … er war … schrecklich altmodisch.“ Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Das habe ich ihm immer gesagt.“

„Ja.“

Isabel schaute ihre Tochter in einer plötzlichen Gefühlsaufwallung an. Obwohl ein Jahr seit Edwards Unfall vergangen war, waren sie immer wieder bei einer unbedachten Erwähnung betroffen, und so erstarb ihr Protest.

„Du wirst doch nicht weinen, oder?“ Corys Stimme klang unsicher, und Isabel schüttelte entschlossen ihren Kopf.

„Nein.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Aber du solltest nicht so über deinen Vater sprechen. Er war nicht altmodisch. Jedenfalls nicht richtig. Ihn interessierte die Gegenwart einfach nicht.“

„Das steht außer Frage.“ Cory gewann durch die ruhige Antwort ihrer Mutter an Selbstbewusstsein. „Das bedeutet doch nicht, dass du dich so benehmen müsstest. Ich meine, du bist nicht jung, aber du bist auch nicht alt.“

„Oh, danke.“

„Du musst bemerkt haben, wie attraktiv Brian ist.“

„Cory, wie oft muss ich dir das noch sagen? Mich interessiert kein anderer Mann. Möchtest du nun Käse in deinem Omelett oder nicht?“

Die improvisierte Mahlzeit war weit besser, als Isabel erwartet hatte. Danach tranken sie Kaffee, zubereitet aus Schnellkaffee und frischer, rahmiger Milch, als jemand an die Tür klopfte. Im gleichen Moment hörte sie Clare rufen.

„Isabel! Ich bin’s nur!“

Mit zwei Schritten war sie an der Tür und öffnete sie. Clare trat in einer Wolke französischen Parfüms ein. Ihr hellweißer Pelz und die hohen Stiefel wirkten in dem schäbigen Wohnzimmer etwas fehl am Platz, aber, so überlegte Isabel, das passte natürlich absolut zu ihr. Die Gutsherrin besucht einen ihrer Bauern, dachte sie trocken. Aber das war nicht fair. Es war nicht Clares Schuld, dass sie sich nicht umgezogen hatte.

„Isabel, mein Schatz!“, rief Clare jetzt, während sie gekonnt die Luft neben den Ohren ihrer Freundin küsste. „Das muss Cory sein! Hallo! Deine Mutter hatte mir nicht gesagt, dass du schon so groß bist.“

Sie ging auf Cory zu, und Isabel sah, dass ihre Tochter beunruhigt einen Schritt zurück machte. Zum Glück versuchte Clare nicht, sie auch zu küssen, sondern begnügte sich mit einem Lächeln, bevor sie sich wieder ihrer Freundin zuwandte.

„Nun?“, sagte sie. „Wie findest du’s? Ist es nicht gemütlich? Hast du alles, was du brauchst?“

„Ich glaube schon“, antwortete Isabel auf ihre letzte Frage. „Ich habe ausgepackt, wir haben gegessen und trinken gerade Kaffee. Möchtest du eine Tasse? Ich kann …“

„Oh, nein.“ Clare hob abwehrend die Hand, als sei der Gedanke ihr ein Gräuel. „Ich bin erstaunt, wie viel du in so kurzer Zeit geschafft hast. Ich dachte, du wärst noch mitten in der Arbeit. Der Zug muss endlich einmal pünktlich gewesen sein. Hat Mr MacGregor dich vom Bahnhof abgeholt?“

„Mr MacGregor?“

Isabel war etwas verwirrt. Wer war Mr MacGregor? Der Mann hatte doch gesagt, sein Name sei Lindsay. Cory hatte den Namen ebenfalls genannt.

Doch bevor sie mehr sagen konnte, meldete sich Cory. „Er hat uns in Glasgow abgeholt“, sagte sie, wobei sie ihrer Mutter einen verschwörerischen Blick zuwarf. „Er sagte, dass die Züge nicht pünktlich seien. Darum hat er uns abgeholt.“

Clare wandte sich stirnrunzelnd dem Mädchen zu. „Tom MacGregor ist den ganzen Weg nach Glasgow gefahren …“, setzte sie konsterniert an. Cory schenkte ihrer Mutter ein schiefes Lächeln.

„Ich glaube, sein Name war Brian“, erklärte sie unbekümmert. „Doch, genau das war’s doch, Mum, oder? Und nicht MacGregor … Lindsay.“ Sie neigte den Kopf. „Mensch, so heißen Sie doch, oder?“

Isabel wusste sofort, worauf ihre Tochter hinauswollte. Offensichtlich mochte sie Clare nicht. Sie versuchte absichtlich, sie herauszufordern.

Clares Unterkiefer senkte sich. „Brian“, wiederholte sie leise. „Brian hat dich in Glasgow abgeholt! Aber …“, ihre Bestürzung war offensichtlich, „er kannte dich doch nicht, oder?“ Sie hielt den Atem an. „Du irrst dich. Brian würde nie …“

„Ich fürchte, dass er diesen Namen nannte“, warf Isabel rasch ein, um weitere Ausführungen ihrer Tochter zu unterbinden. Sie fuhr sich nervös über die Lippen. „Er sagte, er sei dein Schwager, Clare.“

Einen Augenblick lang konnte Clare ihre Gefühle nicht beherrschen. „Ich kann es nicht glauben. Warum sollte er so etwas tun?“ Sie schaute Isabel wütend an. „Woher wusste er, wer du bist?“

Isabel verschränkte die Arme, weil sie sich unwohl fühlte. Clare reagierte sehr sonderbar. Was geschehen war, war doch klar. Brian Lindsay hatte aus irgendeinem Grunde nach Glasgow fahren müssen, dann beschlossen, seiner Schwägerin einen Gefallen zu tun und ihre Freundin abzuholen.

„Ich glaube, er wollte nur freundlich sein“, sagte Isabel, die bemerkte, dass ihre Stimme kühler als zuvor war. „Wir waren praktisch die letzten Passagiere auf dem Bahnhof. Du hattest nicht gesagt, dass wir zum Umsteigen auf einen anderen Bahnhof müssten, und er hat uns geholfen. Ich dachte, du hättest das gewusst.“

„Nein.“ Clare atmete tief ein und versuchte sichtlich, sich zu beruhigen. „Nein …“ Sie brach ab, und als sie wieder sprach, war es, als rede sie mit sich selbst. „Ich denke, dass weder Colin noch seine Mutter davon wussten. Das ist typisch für Brian. Er macht stets, was er will.“

„Also …“ Isabel wollte, dass Clare einfach ging. Vielleicht würde sie am nächsten Morgen objektiver sehen können, was vorhin geschehen war, doch im Augenblick kamen ihr all ihre früheren Zweifel wieder. „Ich hoffe, dass du uns nicht für aufdringlich hältst. Das war wirklich keine Absicht. Aber, wenn du nicht böse bist, wir sind ziemlich müde …“

„Natürlich.“ In einem plötzlichen Stimmungswechsel lächelte Clare plötzlich dünn. „Du musst natürlich müde sein. Und ich muss los. Colin wird sich schon wundern, wo ich bleibe. Ich hatte versprochen, nur eine Minute zu bleiben.“

Isabel zwang sich, höflich zu sein. „Schön, dass du vorbeigeschaut hast.“ Sie schaute zur Küche. „Und danke für die Lebensmittel. Du musst mir sagen, was ich dir schulde.“

„Aber nicht doch.“ Clare hatte sich wieder unter Kontrolle. „Das bisschen Gemüse ist doch nicht der Rede wert.“ Sie warf einen kurzen Blick auf Cory, bevor sie Isabel wieder anschaute. „Aber ich muss sagen, du weißt, wie man mit Stil ankommt, meine Liebe. Nicht jeder Angestellte kann sich damit rühmen, dass der Earl of Invercaldy sein Chauffeur war!“

3. KAPITEL

Als Isabel am nächsten Morgen erwachte, lauschte sie in die Stille. Sie war den Lärm von Menschen und Verkehr gewöhnt, und selbst nachts war sie sich stets der lebenden, atmenden Stadt vor ihrer Tür bewusst gewesen.

Hier aber drangen die unvertrauten Geräusche der Natur an ihr Ohr. Eine Krähe lärmte in einem der Bäume, die den Garten säumten. Eine Kuh muhte verärgert, und auf dem Dach gurrte ein Taubenpaar, dessen Chor sie wahrscheinlich geweckt hatte.

Doch mehr hörte sie nicht. Es gab weder heulende Motoren noch Autohupen, nicht einmal das Pfeifen des Briefträgers. Nur der Wind war da, und ein gelegentliches Knacken im Haus.

Von unten war auch nichts zu hören, was bedeutete, dass Cory noch schlief. Es war erst kurz nach sieben, wie sie bei einem Blick auf die Uhr bemerkte. Sie hatte sonst Schwierigkeiten, ihre Tochter daheim um acht aus dem Bett zu bekommen. Daheim …

Isabel schlug die Decke zurück, stand auf und trat ans Fenster. Sie sollte nicht vergessen, dass dies jetzt ihr Heim war.

Es war kalt, und sie erschauerte in ihrem kurzen Nachthemd, aber sie zog den Vorhang beiseite und schaute auf das Panorama, das sich ihr bot. Am Horizont war ein zitronengelber Streifen zu sehen, der den Sonnenaufgang ankündigte. Die Berge in der Ferne waren noch in Dunkelheit getaucht, und der See ein geheimnisvoller Spiegel. Selbst die Rinder am Ufer wirkten nebelhaft und unwirklich, und ihr Fell dampfte, wenn sie sich bewegten.

Isabel atmete aus, und das Fenster beschlug sich. Ihr fiel ein, dass sie sich erkälten könnte, wenn sie so dünn bekleidet hier stand. Sie musste sich wärmer anziehen, bis sie die Heizung in Betrieb genommen hatte.

Sie griff nach ihrem dicken Morgenmantel, legte ihn über die Schultern und ging nach unten in die Küche. Als sie die Küchenvorhänge aufzog, erlebte sie eine weitere Überraschung. Eine riesige schwarze Katze saß draußen auf dem Fenstersims und wartete darauf, dass sie jemand hereinließ. Nachdem Isabel den Wasserkessel aufgesetzt hatte, entriegelte sie die Hintertür und öffnete sie. Sofort stolzierte die Katze in den Raum.

„Und wem gehörst du?“, murmelte sie. „Du wirst sicher etwas Milch wollen“, fügte sie hinzu.

Die Katze stürzte sich gierig auf die Milch, die sie vor sie stellte, und rieb sich dann an Isabels nackten Beinen.

Das Wasser kochte, und sie brühte Tee auf. Dann setzte sie sich an den Tisch. Dies war immer eine der Tageszeiten gewesen, die sie am liebsten mochte.

Sicher hatte sie Clares Verhalten gestern übertrieben gewertet, dachte sie. Das Mädchen, das sie gekannt hatte, konnte sich nicht so nachteilig verändert haben.

Aber ein Schock war es doch gewesen, als sie erfahren hatte, dass Brian Lindsay der Earl of Invercaldy war. Natürlich hatte sie keine Erfahrung, aber ihrem Wissen nach war es ungewöhnlich für einen Mann seiner Herkunft, jemanden abzuholen, den er nicht einmal kannte. Und das ohne Clares Wissen. Kein Wunder, dass sie verärgert war.

Andererseits konnte Isabel nicht recht verstehen, warum Clare das ärgerte. Sie hatte doch nichts Falsches getan. Sie hatte sein Angebot sogar zuerst abgelehnt, und erst seine Erklärung hatte sie davon überzeugt, dass Clare ihn geschickt hatte.

Sie verzog das Gesicht. Gott, was musste er gedacht haben, als sie ihm gesagt hatte, dass sie seine Hilfe nicht wolle?

Sie presste die Lippen zusammen und schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. Kein einziges Mal hatte er zu erkennen gegeben, dass er mehr als Clares Schwager war. Nicht einmal, als sie ihn Mr Lindsay genannt hatte. Sie seufzte.

Und er war sehr attraktiv, musste sie widerwillig einräumen. Darum war sie so überrascht gewesen, als sie merkte, dass er sie anschaute. Normalerweise schauten Männer wie er eine Frau wie sie nicht an. Ihre Gesichtszüge waren zwar hübsch, überlegte sie, aber als Schönheit konnte man sie nicht bezeichnen. Ihr Gesicht war rund und gewöhnlich, mit großen, haselnussbraunen Augen, ziemlich gerader Nase und einem großen Mund. Nein, schön war sie wirklich nicht, und obwohl Edward sie stets „sehr fraulich“ genannt hatte, wusste Isabel, dass er damit ihre Häuslichkeit gemeint hatte.

Sie wusste auch, dass sie nie so elegant wie Clare sein würde. Sie war nicht dick, aber auch nicht schlank, und nur ihre Größe glich ihre geschwungenen Hüften und die vollen Brüste aus, die immer eine Quelle des Ärgers für sie gewesen waren.

Schön war nur ihr Haar, dachte sie. Und obwohl Edward wie seine Mutter es lieber gesehen hätten, wenn sie es abgeschnitten hätte, hatte Isabel es weiter lang getragen. Ihr Vater hatte es so gemocht. Wenn sie es nicht als Zopf geflochten trug, fiel es wie Seide fast bis auf ihre Hüften. Das Waschen und Trocknen war zuweilen etwas mühsam, aber diesen Luxus gönnte sie sich.

Sie warf jetzt den Zopf über ihre Schulter und spielte mit dem Gummiband, das ihn hielt. Gestern Abend hatte sie den Zopf nicht wie sonst gelöst, und jetzt sah er ungepflegt aus. Sie musste duschen, dachte sie. Oder ein Bad nehmen, da es keine Dusche zu geben schien. Zweifellos hatte Miss McLeavy eine Dusche im Bad für eine moderne Extravaganz gehalten. Aber vielleicht ließ sich ja eine einbauen. Sie musste nur herausbekommen, wie die Heizung funktionierte.

Als sie die Feuertür geöffnet hatte und überlegte, wie sie den Ofen anzünden sollte, klopfte jemand an die Hintertür. Es war nicht einmal halb acht. Viel zu früh für einen Besucher. Sie schaute etwas angewidert auf ihre schmutzigen Finger, als der Kopf eines Mannes vor dem Küchenfenster auftauchte.

Es war Brian Lindsay. Nein, der Earl of Invercaldy, korrigierte sie sich rasch, während sie ihn anstarrte, als sei er ein Geist.

Er hielt einen bunten Beutel hoch, den Isabel sofort als Corys erkannte.

Isabel griff zum nächstbesten Tuch, reinigte ihre Hände und öffnete die Tür.

Der Kater, der sich vor dem Heizkörper die Pfoten geleckt hatte, buckelte an den Beinen des Neuankömmlings.

„He, Bothie, du hast dir ja schnell ein neues Frauchen gesucht“, bemerkte er trocken und kraulte den Kater hinter den Ohren. Dann richtete er sich auf und sah Isabel an. „Mögen Sie Katzen? Er gehörte Miss McLeavy, aber sie konnte ihn nicht mitnehmen. Ihre Schwester wohnt in einem Haus, in dem Tierhaltung nicht gestattet ist.“

„Oh ja.“ Isabel wusste, dass sich das steif anhörte, aber das konnte sie nicht ändern. Es war schon gestern Nachmittag schwer gewesen, dem Blick seiner forschenden dunklen Augen Stand zu halten. Es war jetzt unendlich schwerer, wo sie im Morgenmantel, ungewaschen und mit wirrem Haar vor ihm stand.

Brian Lindsay hingegen trug die ganze Selbstsicherheit seiner Vorfahren zur Schau. Selbst in Jeans und Gummistiefeln und mit seinem schulterlangen Haar und unrasiert, strahlte er jene Eleganz aus, die nur angeboren sein konnte. Natürlich war sein Hemd wahrscheinlich maßgeschneidert und seine Lederweste sehr teuer, doch seine Sicherheit war so natürlich wie das träge Lächeln, das er ihr jetzt schenkte.

„Gut“, sagte er, und ihr fiel für einen Moment nicht ein, worüber sie gesprochen hatten. „Für Bothie – Bothwell!“, fügte er hinzu, während er sich an die Wand neben der Tür lehnte. Sein Blick verweilte kurz auf ihren Händen. „Haben Sie Probleme?“

„Ich … warum … nein.“ Sie warf das Tuch beiseite und deutete auf den Beutel, den er noch hielt. „Danke, dass Sie ihn gebracht haben.“ Sie vermochte es nicht, ihn mit „Mylord“ anzureden, obwohl er das wahrscheinlich erwartete. „Er gehört Cory.“

„Das dachte ich mir.“ Aber er reichte ihr den Beutel nicht. „Sie frieren. Darf ich eintreten?“

„Eintreten?“, wiederholte Isabel, als ob sie die Worte nicht recht verstanden hätte. Dann fiel ihr ein, dass dies ja sein Besitz war, sodass sie keine andere Wahl hatte, und trat beiseite. „Wenn Sie wollen.“

„Ihre Gastfreundschaft überwältigt mich“, bemerkte er spöttisch und trat über die Schwelle. Er drückte ihr den Beutel in die Hand. „Sie haben wahrscheinlich noch nie so einen Ofen benutzt.“

Isabel blinzelte und schloss die Tür so schnell, dass sie fast den Kater eingeklemmt hätte, der auf das Fensterbrett sprang. „Woher wissen Sie das?“

„Weil Sie so sonderbar darauf schauten, als ich am Fenster vorbeiging“, erwiderte Brian trocken.

„Sie meinen, verständnislos, nicht wahr?“, rief Isabel aus und vergaß, dass sie sich eigentlich bei ihm hatte entschuldigen wollen. „Ich kenne mich leider nicht mit offenem Feuer aus, das ist alles.“

„Das ist kein offenes Feuer“, erklärte Brian. „Das ist ein Ofen, der mit Holz beheizt wird.“ Er zog seine Weste aus und warf sie auf einen Stuhl. „Warum setzen Sie nicht einfach Tee auf, während ich mich darum kümmere?“

Isabel hielt den Atem an. „Das geht doch nicht!“, sagte sie entsetzt und spürte eine seltsame Hitze in ihrer Kehle und am Nacken. „Ich weiß sehr wohl, was ich tun muss. Ich brauche nur Holz zum Anzünden.“ Sie schluckte. „Danke, Sir.“

Brian drehte sich zu ihr um. „Sir?“

Isabel presste die Lippen zusammen. „Also gut … dann, Mylord. Verzeihen Sie bitte: Ich bin den Umgang mit … mit Aristokraten nicht gewöhnt.“

Er verzog den Mund. „Sie haben mit Clare gesprochen.“

„Es stimmt also.“ Bis zu diesem Augenblick hatte Isabel es nicht wirklich geglaubt.

„Es kommt darauf an, was sie Ihnen gesagt hat“, entgegnete er, wobei er sich wieder dem Ofen zuwandte und die Hemdsärmel über seine muskulösen Unterarme hochkrempelte. Er warf einen Blick über die Schulter. „Machen Sie einfach den Tee, Mrs Jacobson. Ich nehme Milch, aber keinen Zucker. Sie haben doch Milch?“

Isabel leckte ihre Lippen. „Ein bisschen.“

Brian atmete ungeduldig aus. „Der Kater“, stellte er fest. „Bothie, du alter Halunke! Du darfst nicht so gierig sein!“ Dann fügte er hinzu: „Ich werde Ihnen von jetzt an jeden Morgen durch Archie Duncan ein Quart bringen lassen.“ Er wandte sich wieder dem Ofen zu. „Wenn Sie wollen, bringt er Ihnen auch Eier und Speck. Alles andere finden Sie in Strathmore. Oder im Notfall im Dorf.“

Isabel schluckte. „Strathmore?“, sagte sie zweifelnd.

„Das ist die nächstgelegene Stadt“, erklärte Brian. Er schaute sich wieder um. „Hat Clare Ihnen nichts über die Gegend erzählt?“

Isabel hatte das Bedürfnis, etwas zu tun, und füllte den Wasserkessel. Unter seinem durchdringenden Blick fühlte sie sich so nervös wie ein Schulmädchen. „Sie hat mir von dem Dorf erzählt“, sagte sie, während sie für den Earl of Invercaldy Tee zubereitete. Während er versuchte, für sie den Ofen anzuzünden, fügte sie stumm hinzu. Es war unglaublich.

„Aber nicht, wie Sie herkommen oder dass Sie hier ein Auto brauchen“, bemerkte Brian trocken. Sie spürte, dass er sie beobachtete, als sie den Kessel aufsetzte, und alles andere schien unwichtig zu sein. „Reichen Sie mir bitte die Streichhölzer?“, hörte sie ihn sagen. „Ich denke, so sollte es gehen.“

Isabel gab ihm die Streichholzschachtel und war sich der Berührung seiner langen, kräftigen Finger wohl bewusst. Er hockte zwar vor dem Ofen und wirkte weniger einschüchternd, aber er irritierte sie dennoch. Sie sagte sich, dass das daran lag, wer er war, und sie nicht an den Umgang mit Männern seiner Herkunft gewöhnt war. Seine Freundlichkeit verstörte sie. Seine Vertrautheit räumte Barrieren beiseite, die sie unwissentlich errichtet hatte. Und seine Männlichkeit war eine Bedrohung ihrer sicheren und geordneten Zukunft.

Er entzündete das Holz und schloss die Tür. Als Isabel das beruhigende Knistern des Feuers hörte, atmete sie erleichtert aus. „Legen Sie ein paar Scheite auf, sobald es durchgebrannt ist“, sagte er. „Der Ofen zieht so richtig.“

Isabel nickte. „Ich bin Ihnen sehr dankbar.“

„Ach, wirklich?“ Er reagierte stets anders, als sie erwartete.

„Ja. Es war sehr freundlich von Ihnen, zu kommen und nach uns zu schauen“, erklärte sie verteidigend. „Jetzt haben wir wenigstens heißes Wasser. Ich wollte gestern Abend baden, aber … aber …“

Ihre Stimme verlor sich, als sie merkte, dass sie etwas erzählen wollte, was ihn gewiss nicht interessieren dürfte.

Der Kessel begann zu pfeifen, und Isabel machte sich mit einer gewissen Erleichterung an die Zubereitung des Tees. Sie fand so Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Aus irgendeinem Grund machte er sie zu einer stammelnden Idiotin, und sie würde froh sein, wenn er endlich ging. Schließlich hatte er seine Pflicht getan. Wahrscheinlich würden sie sich nicht wiedersehen.

„Wird es Ihnen hier gefallen?“, fragte er, während sie den Tee zubereitete.

Sie sah sich gezwungen, ihn anzuschauen. „Das hoffe ich“, sagte sie, wobei sie direkten Blickkontakt mied. „Es ist anders als bisher. London ist so geschäftig. Man kommt nicht zum Nachdenken.“

„Sie werden das nicht vermissen?“

„Ich glaube nicht.“ Sie spürte seinen Blick und deutete etwas verlegen auf einen Stuhl. „Bitte“, sagte sie. „Wollen Sie sich nicht setzen?“

Er zögerte einen Moment, zog dann aber einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. Dann griff er nach der Tasse, die sie für ihn hingestellt hatte.

Isabel atmete tief ein. „Kann ich noch etwas für Sie tun?“

Er schaute sie über den Rand seiner Tasse an. „Was schlagen Sie vor?“, forschte er. Sie war sicher, dass er sie verspottete, wusste aber nicht, was sie darauf erwidern sollte. Ihr fiel nur ein, dass Cory mit seinen Wimpern recht gehabt hatte. Sie waren lang und dicht und doch zugleich maskulin. Und seine Augen waren nicht schwarz, wie sie geglaubt hatte, sondern dunkelgrau. Gefährlich für ihren Seelenfrieden.

„Der Tee reicht“, versicherte er ihr. „Ich gehe, sobald ich ausgetrunken habe. Ich denke, dass John Sie nachher erwarten wird. Es ist nicht weit. Am Tor ist ein Schild. Sie können das nicht verfehlen.“

Isabel blinzelte. „John?“ Ihre Verwirrung wurde größer. Dann arbeitete ihr Hirn wieder. „Oh, Sie meinen Dr. Webster.“

„Clares Vater, ja.“ Brian schaute sie mitleidig an. „Ich nehme an, sie hat Ihnen seinen Namen auch nicht genannt. Macht nichts. Er legt keinen Wert auf Formalitäten.“

„Ich kenne Dr. Webster“, erwiderte Isabel mit einer gewissen Würde. Es war schlimm genug, dass er sich über sie lustig machte. Sie wollte nicht, dass er sie auch noch bedauerte.

„Gut.“ Brian leerte seine Tasse und stellte sie auf den Tisch. „Dann kennen Sie also drei Menschen in Invercaldy?“, spöttelte er. „Ihre Tochter nicht zu vergessen.“

„Oh ja.“ Isabel fiel ein, weshalb er gekommen war. „Danke dafür, dass Sie den Beutel gebracht haben. Cory ist manchmal sehr vergesslich.“

„Ach, ja?“

Das klang, als glaube Brian ihr nicht, aber er sagte weiter nichts. Stattdessen stand er auf und nahm seine Weste. Er warf sie über die Schulter, fuhr sich durchs Haar und warf noch einen letzten Blick auf den Ofen. Es hörte sich an, als brenne er richtig, und die winzige Küche war bereits spürbar wärmer.

„Ich nehme an, Sie wissen, dass Sie hierin backen können“, bemerkte er. „Sie werden sich bald daran gewöhnen“, fügte er hinzu. „Und wenn Sie Probleme haben, sind Sie hoffentlich nicht zu stolz, um Hilfe zu bitten.“

„Nein.“ Isabel befingerte nervös den Gürtel ihres Morgenmantels. „Noch einmal vielen Dank, Mr …“ Sie holte tief Luft und sah ihn etwas widerwillig an. „Verzeihen Sie. Wie muss ich Sie anreden?“

Sein Blick wurde dunkel. „Brian genügt völlig“, erwiderte er, verzog wieder seine Lippen zu einem Lächeln, trat ohne ein weiteres Wort an die Tür und öffnete sie. „Übrigens“, sagte er dann auf der Schwelle stehend, „lassen Sie sich von meiner Schwägerin nicht niedermachen, ja? Clare hat einige Angewohnheiten des Mittelstandes, die wir absolut nicht gutheißen.“

4. KAPITEL

Sein Bruder wartete auf ihn, als Brian aus Strathmore zurückkam.

Colin saß am Schreibtisch in der Bibliothek und schaute die Korrespondenz seines Bruders durch. Er blickte schuldbewusst auf, als Brian eintrat.

„Oh, du bist zurück!“, rief er aus, legte die Briefe beiseite und erhob sich hastig. „Ich hatte auf den Kaffee gewartet. Ich dachte, es sei Cummins.“

„Ah ja“, nickte Brian, der genau wusste, was der andere Mann getan hatte. „Ich bin sicher, es wird nicht mehr lange dauern. Ich sah beim Kommen Mrs Fielding in der Halle, und sie fragte, ob ich das Gleiche wolle.“

„Oh, gut.“ In Colins dicklichem Gesicht zeigte sich Erleichterung. Er rieb seine Hände und entfernte sich von dem Schreibtisch und den belastenden Briefen. „Ist verdammt kalt, was?“

Brian schaute seinen jüngeren Bruder etwas ungeduldig an. „Wolltest du mich sprechen?“

Colin zuckte die Schultern. „Nicht direkt“, sagte er und fuhr sich mit der Hand durch sein lichter werdendes Haar. „Ich wollte nur mal auf dem Weg nach Dalbaig vorbeischauen.“

Brian hörte seinem Bruder nur mit halbem Ohr zu. In Gedanken war er ganz woanders. So beschäftigte ihn die Frage nach den Gründen, warum er an diesem Morgen zur Hütte der Jacobson gefahren war. Er hatte das nicht geplant. Als er am Fenster vorbeigegangen war und Isabel Jacobson gesehen hatte, war seine Reaktion ganz instinktiv gewesen.

Colin räusperte sich. „Clare sagte, du hast Websters neue Sprechstundenhilfe gestern abgeholt.“

Brian nahm Colins Worte wahr und schaute seinen Bruder ziemlich grimmig an. „Was?“

„Ich sagte, dass Clare mir erzählte, du hättest die neue Sprechstundenhilfe ihres Vaters gestern mitgenommen“, umschrieb Colin verlegen. „Ein bisschen komisch, oder? Mutter meint, du hättest sie in Verlegenheit gebracht.“

Brian sah seinen Bruder ungehalten an, ging dann um den Schreibtisch herum und setzte sich dann auf den verschlissenen Ledersessel. „Unsere Mutter ist verrückt“, stellte er fest. „Soweit ich weiß, ist Clare mit Mrs Jacobson zur Schule gegangen. Sie ist also keine Fremde. Oder hat Clare vielleicht ihre Herkunft vergessen?“

„Natürlich nicht.“

Colin errötete und drehte sich erleichtert um, als ein Geräusch an der Tür zu hören war. Cummins, der seit über vierzig Jahren auf Invercaldy Castle Dienst tat, kam mit Kaffee und Porzellantassen herein. „Auf den Schreibtisch, Mylord?“, fragte er, fast ohne Colin zu beachten, und Brian nickte.

„Danke“, sagte er, als der alte Mann das Tablett abstellte. „Wir bedienen uns selbst.“

„Ja, Mylord.“

Cummins neigte ehrerbietig den Kopf und verließ dann ziemlich steif den Raum.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, explodierte Colin. „Dieser Bursche!“, rief er. „Wenn er nicht kurz vor der Pensionierung wäre, würde ich auf seiner Entlassung bestehen, Brian. Er benimmt sich kaum höflich, und wenn ich ihn um etwas bitte, vergisst er es ständig.“

„Er ist alt“, bemerkte Brian ruhig, ohne Anstalten zu machen, den Kaffee einzuschenken. „Und ihm gefällt Clares Verhalten auch nicht. Oder hast du das vergessen?“

Colin atmete hörbar aus. „Der Mann ist ein Bediensteter, Brian!“

„Er ist ein Angestellter“, korrigierte ihn sein Bruder. „Und er verdient etwas Rücksichtnahme. Besonders um halb eins morgens.“

„Clare wollte nur einen Kakao.“

„Den hätte sie sich selbst machen können.“

„Ich bezweifle, dass Mrs Fielding es begrüßt hätte, wenn jemand aus der Familie in ihre Küche gegangen wäre.“ Colin schnalzte mit der Zunge. „Sie hat ihn ja nicht aus dem Bett geholt. Soweit ich mich erinnere, spielte er an dem Abend mit Lucas Karten.“

Brian betrachtete ihn kühl. „Es war sein freier Abend.“

„Oh, gewiss.“ Colin trat an den Schreibtisch und goss in eine der Tassen Milch. „Der Mann ist ein Tugendheld, und Clare ist ein Snob!“ Er füllte die Tasse und gab braunen Zucker hinzu. „Aber sie versucht nur, die Familienehre zu bewahren. Wir sind hier eine Institution, Brian. Wir sind es uns schuldig, eine gewisse … Schicklichkeit zu bewahren.“

Brian verzog die Lippen. „Du meinst Exklusivität?“

Colin blickte von seinem Kaffee auf. „Was ist falsch daran?“

Brian zuckte die Schultern. „Wenn du es nicht weißt, kann ich es dir nicht sagen.“

Colin rümpfte die Nase. „Du lenkst nur von deinen eigenen Unzulänglichkeiten ab. Schön, vielleicht ist Clare ein bisschen eitel … zuweilen, aber in dem Fall hat sie recht.“

„Ach, ja?“ Brian stand auf und ging durchs Zimmer zu dem Tablett, auf dem ein paar Flaschen standen. Er nahm eine Flasche Malt Whisky und schenkte sich etwas davon in ein Glas. „Schön. Deine Einwände wurden registriert.“

„Aber du wirst nichts unternehmen, oder?“, rief Colin aus. „Musst du dich mit diesem Zeug vor Mittag ruinieren? Sag mal, Brian, versuchst du dich umzubringen?“

Brian musterte ihn kalt. „Was interessiert dich das?“, entgegnete er. „Wäre ich nicht da, hättet du und Clare einen legitimen Anlass, als Herr und Dame des Hauses aufzutreten!“

„Das zu sagen ist gemein.“

Colin stellte seine Tasse klirrend ab. Brian empfand eine Spur von Bedauern, als er das betroffene Gesicht seines Bruders sah. Es war nicht fair, Colin als Prügelknaben zu behandeln. Er hatte nach Sarahs Tod alles getan, um Brians Schmerz zu lindern.

„Tut mir leid“, sagte er jetzt. „Das war unangebracht.“ Er verzog das Gesicht. „Du hast mich in einem schlechten Augenblick erwischt, Colin. Ich bin nicht bei Laune. Verzeih mir.“

Colin schüttelte den Kopf. „Vergiss es, alter Mann“, sagte er barsch, und Brian schätzte sich wieder einmal glücklich, dass er einen Bruder hatte, der verzeihen und vergessen konnte. „Ich sollte dir nicht so kommen. Gott weiß, dass du genug Probleme hast. Ich sollte meine Nase nicht in deine Angelegenheiten stecken.“

„Mmh.“

Brian nahm seine Worte stumm zur Kenntnis, während er in sein Glas schaute. Er nahm nur einen winzigen Schluck daraus. Er wusste nicht, wie er sich eigentlich fühlte, das war die Wahrheit. Bis vor Kurzem hätte er geschworen, genauso zu empfinden wie bei Sarahs Tod. Aber dessen war er sich nicht mehr so sicher. Aus irgendeinem Grunde hatte er Zweifel, und die waren ihm nicht willkommen.

Was natürlich lächerlich war. Er war überzeugt gewesen, nie darüber hinwegzukommen, als Sarah im Kindbett starb. Sie war so jung gewesen, gerade einundzwanzig, und ein Baby zu haben, schien ganz problemlos zu sein. Bei den Fortschritten der Medizin hätte sie nicht im Kreißsaal sterben dürfen. Doch Brian vermutete, dass die Ärzte erst gemerkt hatten, dass das Baby tot war, als der leblose kleine Körper aus Sarahs Bauch geholt worden war. Darauf war Sarah so erschöpft gewesen, dass sie die folgenden Blutungen nicht überlebt hatte.

Es war so schnell gegangen. Eine Woche lang hatten er und Sarah nach einem Namen für das Kind gesucht, und eine Woche darauf hatte er neben ihrem Grab gestanden. Wochenlang danach war er morgens aufgewacht und hatte erwartet, sie neben sich zu finden. Er hatte geträumt, dass sie bei ihm sei, mit ihm lachte, ihren erwartungsvoll geschwollenen Bauch gesehen. Diese Träume waren am schlimmsten gewesen, da er beim Erwachen wieder mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert wurde.

Warum aber kann ich jetzt an all dies ohne das schreckliche Gefühl von Verzweiflung denken?, überlegte er. In diesen zwei Jahren hatte er sich doch wohl nicht so an den Schmerz gewöhnen können … Was mit Sarah geschehen war, würde er sich nie verzeihen können. Aber er sollte froh darüber sein, dass er die Unausweichlichkeit all dessen zu akzeptieren begann. Froh darüber, dass er sich endlich mit ihrem Tod abfinden konnte.

Seine Mutter meinte sicher, dass dies das Verdienst von Phillips war. Sie hatte ihn schließlich dazu gebracht, sich von Phillips helfen zu lassen. Die letzten sechs Monate hatte er damit verbracht, dem alten Gauner zuzuhören und sich sagen zu lassen, dass es nichts nütze, seine Sorgen in Alkohol zu ertränken. Das hatte er natürlich schon vorher gewusst. Nach intensivem Zechen hatte er nur einen bösen Kater gehabt, und in den letzten Wochen hatte er seinen Konsum stark reduziert. Doch seine Mutter hatte gejammert und ihn gebeten, einen Arzt aufzusuchen. Das war einfacher gewesen, als sich ihr Gejammer anhören zu müssen.

Sein Stimmungswechsel schien mit den Ereignissen des gestrigen Nachmittags zusammenzuhängen. Deshalb wehrte er sich wohl. Es war verrückt, zu glauben, dass Isabel Jacobson sich positiv auf seinen seelischen Zustand auswirkte. Er war nur zum Bahnhof gefahren, weil er wusste, dass das seine Mutter ärgern würde. Denn Psychiater hin oder her, wenn er wollte, konnte er völlig irrational handeln.

Wie heute Morgen, dachte er. Warum hatte er das Gefühl gehabt, dieser Frau Jacobson wieder helfen zu müssen? Sie war nicht der Typ Frau, zu der er sich hingezogen fühlte. Ganz abgesehen von den Standesunterschieden, entsprach sie nicht seinem Bild der idealen Frau. Er bevorzugte kleine Frauen wie Sarah, keine Amazonen, deren Figur sich sogar in Männerkleidung zeigte. Sie war nur ein Mittel gewesen, um seine Mutter aus der Fassung zu bringen. Sogar der Gedanke störte ihn, dass sie, wenn auch nur kurz, sein Interesse geweckt hatte. Diese Art von Komplikation wollte er in seinem Leben nicht.

„Aber“, fuhr Colin fort, der glaubte, dass Brian noch immer über das Verhalten seiner Frau nachdachte, „wir sollten das Thema abschließen. Ich bin sicher, dass Mrs Jacobson froh darüber war, nicht auf den Lokalzug warten zu müssen. Und zumindest wurde sie so hier eingeführt. Der alte Webster wird sich bestimmt darüber freuen. Es ist nicht leicht, einen Ersatz für Miss McLeavy zu finden.“

Brian kam auf das Thema zurück, das sein Bruder früher angesprochen hatte, auf die Jagdgesellschaft, die das Gut an diesem Wochenende besuchen wollte. Sir Malcom Calder war ein alter Freund seines Vaters gewesen. Brian vermutete, dass er vor allem nach Invercaldy kam, um seine Mutter zu sehen. Die Frau von Sir Malcom war vor geraumer Zeit gestorben, und Brian glaubte nicht, dass er sich einbildete, dass seine Besuche in jüngster Zeit zugenommen hatten.

Nicht, dass dies für seine Mutter wichtig gewesen wäre, dachte er trocken. Die verwitwete Countess betrachtete es jetzt als ihre Lebensaufgabe, dafür zu sorgen, dass ihr Sohn seine Pflichten als Earl of Invercaldy erfüllte. Ebenso wusste er, dass sie zwei Jahre Trauerzeit für genügend angemessen hielt. Sie würde ihn sehr bald wieder jungen Frauen vorstellen und … wie bei Sarah … von ihm erwarten, dass er standesgemäß heiratete.

Sarah hatte er kurz nach der Beisetzung seines Vaters kennengelernt. In jenen traurigen Tagen hatte es viele Besucher auf Invercaldy gegeben. Celia Larson, eine alte Schulfreundin seiner Mutter, war eine davon gewesen. Sie war selbst verwitwet und hatte ihre Tochter mitgebracht. Mehr oder weniger zufällig hatte Brian Sarah Larson unterhalten müssen.

Er stellte dann zwar fest, dass seine Mutter die Hand im Spiel gehabt haben musste, fühlte sich aber zu sehr zu Sarah hingezogen, um der verwitweten Countess deshalb Vorwürfe zu machen. Es war zudem der Zeitpunkt gewesen, an dem er an Heirat zu denken begann. Colin, obwohl zwei Jahre jünger, war bereits verheiratet, und Brian, der jetzt Verantwortung trug, war dem ihm zugedachten Schicksal nicht abgeneigt.

Er wusste, dass diese Ehe nicht im Himmel geschlossen war. Sarah war acht Jahr jünger als er und die Frauen, mit denen er auszugehen pflegte, dazu von einer unglaublichen Naivität. Aber sie war süß und unschuldig gewesen, und sie würden sich im Lauf der Jahre besser verstehen. Sie waren ebenso Freunde wie Liebende gewesen, und wenn Sarah auch die sexuelle Seite ihres Miteinanders nie genossen hatte, war sie doch so loyal und hingebungsvoll, wie eine Frau nur sein konnte. Darum war es ein solcher Schlag für ihn gewesen, als sie starb.

Colin ging endlich, nachdem er Brian über alle Einzelheiten des bevorstehenden Wochenendes informiert hatte. Die Gäste würden im Schloss wohnen. Colin, der mit seiner Mutter die Programmgestaltung übernommen hatte, bewohnte mit seiner Familie das größte der zahlreichen Häuser auf dem Anwesen, ein komfortables Herrenhaus mit vier Schlafzimmern, das etwa eine halbe Meile vom Schloss entfernt lag.

Brian setzte sich an den Schreibtisch und wandte sich dem abgekühlten Kaffee statt dem Whisky zu. Er trank und verzog das Gesicht. Es war seine eigene Schuld, dass er den Kaffee nicht heiß getrunken hatte.

Dennoch war er überrascht, dass er plötzlich Kaffee einem Whisky vorzog. Plagten ihn Gewissensbisse? Vielleicht lag es nur daran, dass er einen klaren Kopf haben wollte, wenn er wieder mit seiner Mutter sprach. Wenn sie herausbekam, dass er Isabel Jacobson wiedergesehen hatte, würde sie nicht sehr erfreut sein.

Er diktierte mehrere Briefe, als er plötzlich in der Halle Stimmen hörte. Er nahm die Stimme seiner Mutter und die eines Jungen wahr. Er schaltete das Diktiergerät ab und öffnete die Tür.

Sein Neffe Jaime stand draußen und stritt sich offensichtlich mit seiner Mutter. „Aber Onkel Brian sagte, ich dürfte Moonlight reiten, bevor ich wieder in die Schule muss!“, rief er. Er war seit einigen Wochen im Stimmbruch. Mit dreizehn verlor Jaime seinen knabenhaften Sopran. „Oh …“ Der Junge brach abrupt ab, als Brian plötzlich auftauchte, und fuhr dann weniger überzeugend fort: „Du sagtest doch, dass ich Moonlight reiten dürfte, Onkel Brian. Oma sagt, ich soll dich nicht damit behelligen, aber ich habe nur noch eine Woche Ferien.“

Brian blieb stehen. Er hatte dem Jungen versprochen, dass er einige Ferientage mit ihm verbringen würde. Fakt war, dass Moonlight Sarahs Pferd gewesen war. In einer schwachen Minute hatte er dem Jungen gesagt, dass er das Tier reiten könne. Seitdem hatte er in dieser Hinsicht nichts mehr getan.

„Ich versuchte gerade Jaime zu erklären, dass du heute Morgen wahrscheinlich nicht reiten wirst“, erklärte die verwitwete Countess kurz. Mit scharfem Blick hatte sie gesehen, dass er unrasiert war und keine Krawatte trug. „Colin informierte mich, dass es dir nicht … gut ginge“, fuhr sie bitter fort. Sie blickte an ihm vorbei in die Bibliothek, wo sie gewiss das halb gefüllte Whiskyglas auf Brians Schreibtisch stehen sah. „Ein anderes Mal vielleicht, Jaime. Dein Onkel ist offensichtlich beschäftigt.“

„Nein, bin ich nicht.“ Brian traf eine plötzliche Entscheidung. „Ich weiß auch nicht, wie Colin auf die Idee kommt, dass ich …“ Er schaute seine Mutter an. „Eine Stunde Zeit werde ich mir für meinen Neffen nehmen.“ Er lächelte den Jungen an. „Hol deinen Mantel, Jaime. Wir treffen uns beim Stall.“

Jaime stieß einen freudigen Schrei aus und schaute dann seine Großmutter entschuldigend an. „Verzeihung, Oma“, sagte er.

„Nun …“ Lady Invercaldy blickte zu ihrem Sohn auf, nachdem ihr Enkel außer Hörweite war. „Ist das wirklich klug, Brian? Ausreiten! Bist du dazu imstande?“

„Ich werde nicht herunterfallen, falls du das meinst“, erwiderte Brian trocken. Seine Mutter schnalzte.

„Aber Jaime ist kein erfahrener Reiter. Er hat Moonlight noch nie zuvor geritten. Ich bin sicher, dass Colin nichts von dieser unsinnigen Vergnügung weiß!“

„Vergnügung!“ Brian verzog die Lippen. „Wirklich, Mama, manchmal frage ich mich, in welchem Jahrhundert du geboren bist.“

„Genau einen solchen Kommentar erwarte ich von jemand, der morgens einen Whisky braucht, um aus dem Bett zu kommen“, gab seine Mutter ärgerlich zurück. „Ich mag zwar altmodisch sein, Brian, aber ich weiß wenigstens, welcher Tag ist.“

Brians Lippen wurden schmal. „Ich bin völlig nüchtern.“

„Ach, wirklich?“ Sie deutete auf das Whiskyglas auf dem Schreibtisch. „Und das ist Ingwerbier, nehme ich an. Oh Brian, wem willst du etwas vormachen? Wann wirst du dich endlich zusammennehmen?“

Brian blähte seine Nasenflügel, und der Optimismus, der ihn erfüllt hatte, schwand. Wem wollte er etwas vormachen, dachte er bitter. Nichts hatte sich wirklich geändert.

5. KAPITEL

Ein Quart Milch und ein Dutzend Eier lagen auf der Schwelle, als Isabel aus der Sprechstunde kam. Der Earl hatte sein Versprechen sofort erfüllt, überlegte sie.

Als sie für den laut maunzenden Bothwell etwas Milch einschenkte, spürte sie ein warmes Prickeln im Nacken. Sie sollte dankbar dafür sein, statt sich wegen der möglichen Konsequenzen seines Verhaltens Sorgen zu machen. Schließlich gab es keinen Grund, warum er sie anders als die anderen Dorfbewohner behandeln sollte. Allein Clares Verhalten hatte zu dieser Situation geführt.

Sie verdrängte jeden weiteren Gedanken an Brian Lindsay und wandte sich dem Wasserkessel zu. Edward war noch nicht einmal ein Jahr tot. Sie war einsam, das war alles, und der Ort war ihr fremd. Zweifel und die veränderten Umstände mischten sich mit ihren Gefühlen.

Nachdem sie an diesem Morgen mit den Websters gesprochen hatte, bestand kein Zweifel mehr an der Selbstlosigkeit von Brian Lindsays Handlungsweise. Natürlich war es möglich, dass Clare ihre Eltern vorbereitet hatte, doch Dr. Webster hatte zu erklären versucht, dass der Earl seit dem Tod seiner Frau als unberechenbar galt.

„Ich will nicht sagen, dass er krank ist“, fügte er hinzu, als Mrs Webster ihn warnend anschaute. „Zweifellos hat ihn Sarahs Tod aber sehr mitgenommen. Die verwitwete Countess, seine Mutter, hat viel Zeit und Geld für eine Behandlung investiert.“

„Eine Behandlung!“

Isabel starrte sie verdutzt an, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass sie von demselben Mann sprachen. Er hatte auf sie nicht krank gewirkt. Nur amüsiert.

„Er trinkt“, stellte Mrs Webster fest. „Und der arme Colin wurde gezwungen, immer mehr von den Pflichten seines Bruders zu übernehmen. Seit Sarah Lindsays Tod ist Brian eine … Belastung.“

„Oh …“ Diesmal schaute Dr. Webster ein wenig befremdet drein. „Ich glaube nicht, dass man das sagen kann, Laura. Soweit ich weiß, hat Brian sein Anwesen nie vernachlässigt. Ich will damit nur sagen, dass Isabel seine Freundlichkeit nicht zu persönlich nehmen sollte.“

Was ebenso wie Clares Reaktion eine Warnung gewesen war, dachte Isabel jetzt, auch wenn die Websters sie weitaus herzlicher begrüßt hatten als ihre Tochter. Sie hatte Cory daheim gelassen, doch die beiden hatten gesagt, dass sie sie bald kennenlernen wollten, und Mrs Webster hatte Isabel sogar angeboten, sie am folgenden Morgen zum Einkaufen nach Strathmore zu fahren.

„Sie müssen dort zur Schule, um Cory anzumelden“, hatte Mrs Webster hinzugefügt, während sie beim Kaffee plauderten. „Die Schule hat vor einigen Wochen schon wieder angefangen, deshalb tut Eile Not.“ Sie hatte gelächelt. „Und jeden Morgen fährt ein Schulbus, der die Kinder aus den umliegenden Dörfern dorthin bringt.“

Auch Isabel hatte gelächelt, wenn auch bezweifelt, dass Cory dies gefallen würde. Mit dem Besuch einer neuen Schule musste ihre Tochter eben fertig werden, und Isabel hoffte, dass sich die neue Umgebung auf sie positiv auswirken würde.

Abgesehen davon war Isabel froh, für Dr. Webster arbeiten zu dürfen. Die kleine Praxis befand sich in einem Anbau des Hauses der Websters, war hell und freundlich und überraschend gut ausgestattet. Außer ihr und Dr. Webster war da eine Krankenschwester namens Stella Fuller. Sie hatten eigene Räume, die sich zum Wartezimmer öffneten. Isabel war erleichtert, weil alle sie freundlich zu empfangen schienen.

„Ich hoffe, Sie können mit einem Computer umgehen!“, meinte Schwester Fuller, als sie Isabel die Praxis zeigte. „Seit Miss McLeavy fort ist, versuchen Dr. Webster und ich, ihr Aktensystem zu durchschauen. Ohne großen Erfolg, muss ich sagen“, gab sie zu. „Ich hoffe, Sie werden ein paar Überstunden machen können. Das wird nötig sein, um alles in Ordnung zu bringen.“

„Natürlich werde ich alles tun, was ich kann“, erwiderte Isabel. Es war offensichtlich, dass nur die wichtigsten Dinge erledigt worden waren.

Dennoch war sie erleichtert, als Dr. Webster sagte, dass er sie erst am Montag erwarte. So blieben ihr ein paar Tage, um die Hütte einzurichten.

Während ihres Spaziergangs zur Praxis hatte sie ein wenig vom Dorf gesehen, und es fiel schwer, sich in solcher Umgebung nicht wohlzufühlen. Beim Anblick des von Bergen umgebenen, in der Sonne glitzernden Sees empfand sie es fast als Privileg, in Invercaldy wohnen zu dürfen. Es mochte klein und abgeschieden sein, doch es war auf seine Art wunderschön. Es ist wirklich genau das, was ich brauchte, dachte sie lächelnd, als sie Rauch aus einem schiefen Kamin steigen sah. Das, was sie beide brauchten. Fern vom eifersüchtigen Einfluss von Mrs Jacobson hatten sie und Cory vielleicht eine Chance.

Bei dem Gedanken an Cory fiel ihr ein, dass ihre Tochter sie beim Eintreten nicht begrüßt hatte. Vielleicht hatte sie sie nicht gehört oder räumte ihr Zimmer auf. Doch irgendwie glaubte Isabel das nicht. Das war noch nie Corys Art gewesen.

Als Isabel nach ihrer Tochter rief, blieb es still. Sie betrat Corys Zimmer und wusste, warum keine Antwort erfolgt war. Sie war nicht da. Sie hatte nicht einmal ihr Bett gemacht.

Entschlossen, nicht in Panik zu geraten, ging Isabel in die Küche und schaute aus dem Fenster. Der Garten war verlassen, und auch die Weide am Ufer war leer. Nur ein Boot, fern draußen auf dem See, verriet ihr, dass es außer ihr noch jemand gab.

„Oh, Cory“, sagte sie verhalten und begab sich wieder in das Wohnzimmer.

Die Uhr auf dem Kamin zeigte fast halb eins, was bedeutete, dass sie fast zwei Stunden fort gewesen war. Cory konnte überall sein. Gott, sie war doch nicht etwa weggelaufen? Isabel wusste nicht, was sie tun sollte, falls Cory das getan hatte.

Sie beruhigte sich wieder. Sie reagierte wie üblich zu heftig. Es gab keinen Grund, Schlimmes zu befürchten, nur weil Cory einen Spaziergang machte. Sie musste doch neugierig sein, was Invercaldy anbelangte.

Dennoch hätte Cory nicht unerlaubt fortgehen dürfen, mahnte eine kleine innere Stimme. Isabel versuchte wieder, ruhig einzuatmen, merkte aber, dass sie seufzte. Was immer sie auch tat, ihre Gedanken liefen in eine Richtung. Was sollte sie tun, wenn Cory nicht zurückkam? Wer könnte ihr helfen, wenn ihr Tochter verschwunden war? Die Websters? Clare, falls die überhaupt zuhörte? Oder gar Brian? Sie verwarf den Gedanken gleich wieder. Dennoch war er der Einzige von allen, der sich vielleicht darum kümmern würde.

Was natürlich lächerlich war. Hatten die Websters nicht gesagt, dass sie den Worten des Mannes keinen Glauben schenken solle? Er trank und war „unberechenbar“. Wohl kaum jemand, auf den man sich im Notfall verlassen konnte, auch wenn er der Earl war. Zudem konnte Isabel sich nicht vorstellen, dass sie auf Invercaldy Castle anrief, um Hilfe zu erbitten.

Sie ging in die Küche, ergriff den Dufflecoat und öffnete wieder die Hintertür. Isabel erschrak, als sie unvermittelt einen Jungen durch den Gartenzaun klettern sah. Es war ein blonder, gut aussehender Junge, etwa in Corys Alter, aber Isabel war nicht damit einverstanden, dass er ganz selbstverständlich das betrat, was sie als ihren Besitz betrachtete. Sie wollte ihm schon etwas zurufen, als sie sah, dass ihre Tochter dem Jungen durch die dornigen Büsche folgte. Isabel zuckte zusammen, als sie sah, dass die Haare des Mädchens sich in einem Zweig verfingen und ein Haarbüschel herausgerissen wurde.

„Verdammter Mist!“, schrie Cory auf, nur um sofort laut aufzulachen. Es war lange her, dass Isabel ihre Tochter so hatte lachen hören. Der Junge indes beschwerte sich.

„Man flucht nicht“, sagte er, während er Blätter aus Corys Haar zupfte und ihren Anorak glättete. „Das kann jeder Trottel. Du hättest vorsichtiger sein sollen. Es ist allein deine Schuld.“

„Schon gut.“ Zu Isabels Erstaunen nahm Cory die Kritik ruhig hin. „Ich wäre nur fast skalpiert worden, das ist alles.“

„Das ist eine Übertreibung“, sagte der Junge, lächelte dabei aber. Er kam Isabel irgendwie bekannt vor. Sein Haar war zwar blond und nicht dunkel, und er war klein, doch die Ähnlichkeit zu Brian Lindsay war unübersehbar.

Sein Sohn?, überlegte Isabel, als Cory bemerkte, dass ihre Mutter vor der Tür stand. „Oh, hallo … Mum“, murmelte sie und warf einen nervösen Blick auf den Jungen neben sich. „Ich dachte nicht, dass du schon zurück bist.“

„Das ist übrigens Jaime“, fügte Cory hinzu, und der Junge lächelte Isabel entwaffnend an.

„Guten Tag, Mrs Jacobson“, sagte er und trat mit ausgestreckter Hand auf sie zu. „Ich hoffe, Sie haben sich keine Sorgen gemacht. Wir waren nur draußen auf dem See.“

Isabel schluckte, da sie sich an das winzige Boot erinnerte, das sie vorher gesehen hatte. „Auf dem See“, wiederholte sie schwach, und Jaime nickte.

„Es war völlig sicher“, sagte er. „Das Wasser ist im Moment ganz ruhig. Ich weiß, dass es kalt ist, aber die Gefahr, dass wir schwimmen müssten, bestand ja nicht.“

„Schwimmen!“ Entsetzen erfüllte Isabel. „Oh, Cory, du hättest mich vorher fragen sollen. Du hast offensichtlich keine Schwimmweste getragen. Was hättest du getan, wenn das Boot gekentert wäre?“

Cory senkte die Schultern. „Reg dich doch nicht auf, Mum. Alles wäre gut gegangen.“

„Nein.“ Isabel dachte nicht über das nach, was sie sagte. „Es ist unentschuldbar, ohne Erlaubnis hinauszufahren. Du weißt, dass ich das verboten hätte. Du kannst ja nicht einmal schwimmen!“

„Mum!“

„Du kannst nicht schwimmen?“

Die beiden Kinder sprachen gleichzeitig, und Jaime wandte sich ungläubig Cory zu, deren Gesicht vor Verlegenheit glühte. Als Isabel ihre Tochter so sah, begriff sie, was sie getan hatte. Offensichtlich hatte Cory behauptet, schwimmen zu können. Isabel hätte das bedenken müssen.

Bevor sie etwas sagen konnte, um die Situation zu retten, hatte Cory ihr einen vernichtenden Blick zugeworfen und war an ihr vorbei in die Hütte gestapft.

Jaime sah Isabel unsicher an.

Die brachte ein verlegenes Lächeln zustande. „Weiß dein Vater, wo du bist?“

Jaime zuckte die Schultern. „Meine Mutter weiß es“, erwiderte er, und Isabel blinzelte erstaunt. „Also eigentlich habe ich ihr gesagt, dass ich bei Großmutter bin“, fuhr er fort. „Ich hatte gehofft, Onkel Brian würde mich Moonlight reiten lassen, und ich habe lange am Stall gewartet. Aber er kam nicht.“

Isabel öffnete den Mund. „Bri… also der Earl ist dein Onkel?“

„Richtig“, nickte Jaime. „Meine Mutter ist mit Ihnen zur Schule gegangen, nicht wahr? Das habe ich Cory erzählt, aber ich glaube, das hat sie nicht beeindruckt.“

„Nein?“ Aber Isabel konnte sich die Reaktion ihrer Tochter vorstellen, als sie erfahren hatte, dass er Clares Sohn war. Nicht, dass Jaime seiner Mutter ähnlich war, überlegte sie. Deswegen hatte Cory ihn wohl gemocht.

„Ich gehe jetzt besser“, sagte er und steckte seine Hände in die Taschen seines Parkas. „Sagen Sie Cory, dass es mir gleich ist, ob sie schwimmen kann oder nicht. Ich könnte ihr das beibringen. Onkel Brian hat einen Swimmingpool. Wenn ich ihn frage, dürfen wir ihn sicher benutzen.“

„Ich … finde, du solltest erst deine Mutter fragen“, sagte Isabel, die diese potenzielle Freundschaft nicht verderben wollte, aber Zweifel hatte, ob Clare das ebenso sah. Zudem war sie sich nicht sicher, ob es gut war, wenn Cory mit den Lindsays zu tun hatte.

„In Ordnung.“

Jaime verschwand hinter der Hütte. Isabel folgte ihm und sah, dass er zum Haus der Websters ging, bevor sie in die Hütte trat.

Sie hatte erwartet, dass Cory in ihrem Zimmer sei und die Tür verschlossen hätte, doch ihre Tochter war im Wohnzimmer.

Sie wandte sich vom Fenster ab, von wo aus sie wohl Jaime nachgeschaut hatte.

Einen Moment dachte Isabel, dass Cory nicht mit ihr reden würde. Cory indes hatte es sich offensichtlich anders überlegt und fragte: „Ist er weg?“

„Jaime?“ Das übliche Spiel.

„Mm.“ Cory hakte die Daumen in den Gürtel ihrer Jeans und senkte die Schultern. „Dieser Waschlappen.“

Isabels Mund wurde schmal. „Das ist nicht dein Ernst!“

„Vielleicht doch.“ Cory war defensiv. „Was hat er zu dir gesagt … nachdem ich …“

„In die Hütte geflohen bin?“, meinte Isabel, und Cory verzog das Gesicht. „Er sagte, ich soll dir ausrichten, dass es ihm gleich ist, ob du schwimmen kannst oder nicht. Und … er sagte, er sei Clares Sohn.“

Autor

Helena Dawson
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<p>Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken – und das war’s. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere...
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