Rückkehr ins Bett des Playboys

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Sie wollte ihn, brauchte ihn. Das konnte sie nicht verleugnen. Später war noch genug Zeit, sich für ihre Spontaneität zu geißeln." Heiß, sinnlich, begehrenswert - entsetzt spürt Savannah, dass Trent noch immer dieses verhängnisvolle Verlangen in ihr auslöst! Wie damals, als sie ein Paar waren, bevor Savannah seinen Bruder heiratete. Doch jetzt steht sie vor der größten Demütigung ihres Lebens: Sie ist Witwe, und Trent ist der Einzige, der ihr finanziell helfen kann. Nur deshalb sucht sie den Playboy in seinem angesagten Nachtclub in Las Vegas auf. Auf gar keinen Fall darf sie ihm verraten, warum sie damals seinen Bruder geheiratet hat! Obwohl sie doch Trent liebt … "


  • Erscheinungstag 05.03.2019
  • Bandnummer 2070
  • ISBN / Artikelnummer 9783733724818
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Savannah Caldwell ging entlang der Absperrung an der Schlange von Partywütigen vorbei und hielt auf den stämmigen Football-Spieler mit der krummen Nase zu, der sich vor dem Eingang des Nachtclubs aufgebaut hatte. Der „Club T’s“ war nur von freitags bis montags geöffnet. Ohne Reservierung wartete man an einem Montagabend in der Regel zwischen einer und drei Stunden. Doch Savannah hatte nicht vor, sich so lange anzustellen, nur um ihren Schwager zu sehen.

Ein mitreißender Rhythmus schallte ihr aus dem verspiegelten Eingang entgegen. Um ein Uhr nachts war im T’s richtig was los, und Savannah fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, Trent zu dieser späten Stunde noch aufzusuchen. Früher am gleichen Tag war sie schon in seinem Büro gewesen, um einen Termin mit der Assistentin auszumachen, war allerdings abgewiesen worden. Hierherzukommen war ihr letzter Ausweg, damit er sie endlich anhörte.

Es war traurig. Schon mit elf Jahren hatte sie ein Auge auf Trent geworfen. Damals war sie von Tennessee nach Los Angeles gezogen, um bei ihrer Tante Stacy zu leben. Ihre Tante war die Haushälterin der Caldwells gewesen und hatte sogar bei ihnen gewohnt. Am Anfang wollte Savannah nur, dass Trent sie mochte, aber als sie dann zur Highschool ging, verliebte sie sich so richtig in ihn. Als Frau nahm er sie allerdings erst wahr, nachdem sie mit achtzehn Jahren nach New York gezogen und eine Modelkarriere begonnen hatte.

Vor sechzehn Monaten hatte sie seinen Bruder Rafe geheiratet, und Trent hatte daraufhin jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen. Das traf sie schwer, auch wenn sie das niemandem je gezeigt hatte. Stattdessen hatte sie ihre Gefühlte unterdrückt und war zum Schatten ihrer selbst geworden. Sie redete weniger als früher und kleidete und verhielt sich, als wäre sie um Jahre gealtert. Sie war nicht mehr die optimistische junge Frau, die von einer tollen Familie und einem treu ergebenen Ehemann träumte.

Savannah trat vor den blonden Türsteher mit dem kantigen Gesicht. Mit Absätzen war sie größer als ein Meter achtzig, trotzdem fand sie sich nur auf Augenhöhe mit dem zweiten Knopf seines perfekt sitzenden schwarzen Poloshirts wieder. War sie vor zehn Minuten noch fest entschlossen gewesen, so kamen ihr nun auf einmal Zweifel. Sie hatte zwar kein Problem mit Auseinandersetzungen, diesem Typen jedoch war sie weit unterlegen. Noch dazu war es sein Job, doppelt so große betrunkene und streitlustige Randalierer in die Schranken zu weisen.

Was würde Courtney tun?

Sie atmete tief ein, um ihrer aufkommenden Panik entgegenzuwirken, und ging die meditativen Beruhigungsmethoden ihres Schauspielcoach durch. Nach drei Jahren in der Rolle der reichen und gemeinen Courtney Day konnte Savannah sich jederzeit in den forschen Charakter hineinversetzen – sogar noch zwei Jahre, nachdem sie mit der Schauspielerei aufgehört hatte.

In den ersten Tagen am Set war es Savannah schwergefallen, sich in die Rolle der Courtney zu versetzen. Sie war ihr fremd gewesen. Zwar hatte sie über die Jahre genügend reiche und manipulative Frauen bei den Caldwells kennengelernt, an denen sie sich ein Beispiel hätte nehmen können. Aber Savannah waren die Auseinandersetzungen zuwider, in denen die Damen aus der High Society geradezu aufblühten. Sie würde eher davor zurückschrecken, als jemandem die Stirn zu bieten. Außerdem fiel es ihr schwer, jemanden zu spielen, der andere Menschen ständig herumkommandierte.

Die Rolle hatte sie wegen ihres Aussehens bekommen, nicht wegen ihrer schauspielerischen Fähigkeiten. In Courtneys Designerklamotten, mit den professionell frisierten Haaren und dem Make-up hatte sie gut ausgesehen. Aber schon nach den ersten zwei Tagen war klar, dass man sie feuern würde, wenn sie nicht lernte, sich in die Rolle der bissigen Courtney hineinzuversetzen.

Eine andere Schauspielerin hatte ihr daraufhin ihren Schauspielcoach empfohlen. Bert Shaw war intelligent und durchsetzungsfähig, und er war es auch, der ihr dazu riet, den Charakter rund um die Uhr auszuleben, bis Courtney ihr vertrauter war als irgendwer sonst. Zwei Wochen hatte sie gebraucht, aber als sie erst einmal Courtneys Stärken zu schätzen gelernt hatte, waren die Charakterfehler auch leichter zu akzeptieren gewesen.

Nun schloss Savannah kurz die Augen und beschwor ihr Alter Ego herauf. „Ich muss mit Trent sprechen“, sagte sie zu dem Türsteher.

Zu ihrer Überraschung nickte der nur. Für jemanden mit einer so eindrucksvollen Statur war das Lächeln, das er ihr schenkte, recht milde. „Aber natürlich, Mrs. Caldwell. Er sagte, Sie können sofort durchgehen.“

Savannah war sich nicht sicher, ob sie erleichtert sein oder sich Sorgen machen sollte, weil Trent sie zu guter Letzt doch empfing. Sieben Tage lang hatte er ihre Anrufe ignoriert. Was für ein Spiel spielte er jetzt? Wie sie Trent kannte, gab es mehrere Möglichkeiten.

„Er wird sich oben im VIP-Bereich aufhalten.“ Der Türsteher löste das Absperrseil aus der Halterung und deutete mit einer einladenden Handbewegung auf den Eingang.

Courtney behandelte andere Menschen normalerweise so, als gäbe es sie nur, um es ihr recht zu machen. Sie wäre einfach hineingegangen, ohne den Türsteher eines weiteren Blickes zu würdigen. Savannah aber lächelte ihn im Vorbeigehen dankbar an.

Früher wäre sie vielleicht gern einmal hierhergekommen, heute Nacht sah das anders aus. In den Club gingen vor allem Leute um die zwanzig. Die Frauen trugen meistens knappe Kleider, in denen sie ihre langen, sonnengebräunten Beine und beachtlichen Dekolletés zur Schau stellten. Während Savannah sich einen Weg durch die dicht gedrängten Körper bahnte, kam sie sich äußerst erwachsen vor.

Früher war sie gern mit Trent in L. A. und New York um die Häuser gezogen. Das war, bevor sie eine lieblose Ehe eingegangen war, einen Sohn bekommen hatte und Witwe geworden war – und alles in einem Zeitraum von anderthalb Jahren. So hatte sie sich ihr Leben eigentlich nicht vorgestellt.

Sie dachte über das Mädchen nach, das von einem Happy End geträumt hatte. Sie vermisste es. Zwar war sie damals dumm und naiv gewesen, aber auch voller Optimismus. In ihrer Kindheit hatte sie sich oft einsam gefühlt, und meist war es ihr so vorgekommen, als würde sie den Erwachsenen um sie herum zur Last fallen. Aber davon hatte sie sich nicht unterkriegen lassen, hatte sich nach einer normalen Familie gesehnt, nach einem Ehemann und Kindern, einem süßen Häuschen mit weißem Palisadenzaun und einem Hund. Stattdessen hatte sie sich in Trent Caldwell verliebt und sich damit einen Mann ausgesucht, der diese Träume niemals erfüllen würde …

Trent sah gut aus, er war selbstbewusst und strahlte einen unwiderstehlichen Charme aus. Aber er konnte auch schwierig und launisch sein, wenn etwas nicht nach seinem Willen lief. Allerdings verleitete ihn seine Familie auch oft dazu, sich von seiner schlechten Seite zu zeigen. Das hatte Savannah in den sieben Jahren, die sie bei ihnen gewohnt hatte, mitbekommen.

Immer wenn Trents Vater Siggy seinen jüngsten Sohn wegen dessen ungezügelten Charakters und respektlosen Verhaltens zur Rede stellte, waren im ganzen Haus die erniedrigenden Monologe zu hören. Siggy sah sich selbst als Oberhaupt einer Dynastie und Trent als schwarzes Schaf der Familie. Schnell war auch Savannah klar geworden, dass der ältere Sohn Rafe nichts falsch und der jüngere Sohn Trent nichts richtig machen konnte.

Nach einer solchen Auseinandersetzung war sie immer zu Trent gegangen. In ihm erkannte sie ihre eigene Einsamkeit wieder, und der Glaube daran, dass sie Seelenverwandte waren, verstärkte ihre kindliche Schwärmerei. Sie ging davon aus, dass Trent sich so benahm, weil man es so von ihm erwartete, nicht weil es in seiner Natur lag. Mit Sicherheit wäre er vollkommen anders geworden, wenn sein Vater kein solcher Tyrann wäre, sondern jemand, der seinen Sohn besser behandelte und unterstützte.

Am Rand der Tanzfläche hielt sie inne und sah sich nach einer Treppe zum VIP-Bereich um. Da Savannah noch nie zuvor hier gewesen war, hatte sie keine Ahnung, wo sie hinmusste. Die Fotos, die sie bisher vom Club T’s gesehen hatte, wurden den enormen Ausmaßen nicht gerecht. Der Club befand sich im Cobalts, eines der besten Hotels auf dem Strip, und erstreckte sich über knapp viertausend Quadratmeter. Zusätzlich zu der riesengroßen Tanzfläche im Inneren gab es draußen noch eine weitläufige Terrasse und einen Poolbereich.

Die Eigentümer des Clubs waren drei Männer – der Clubname spielte darauf an, dass alle ein T im Namen trugen. Zu fünfzig Prozent gehörte er Trent Caldwell, Savannahs Schwager, der sich um die täglich anfallenden Aufgaben kümmerte. Die andere Hälfte teilten sich Kyle Tailor, ehemaliger Baseball-Spieler bei den Cubs sowie Mitinhaber der L. A. Dodgers, und Nate Tucker, Freund von Trents Schwester Melody, Sänger und Songwriter, Grammy-Gewinner, Leadsänger der Free Falls sowie Produzent und Eigentümer von Ugly Trout Records.

Bevor Savannah weitersuchen konnte, packte ein mittelgroßer Kerl mit braunen Haaren sie am Arm. „Hey, meine Schöne. Hältst du Ausschau nach jemandem? Hier bin ich! Darf ich dir einen Drink ausgeben?“

„Nein, danke.“

„Komm schon. Nur einen Drink.“

„Ich bin mit jemandem verabredet.“

„Er hat bestimmt nichts dagegen.“

Begegnungen wie diese hatte sie schon genügend gehabt. Offenbar brauchte sie weder einen Korb mit Plätzchen noch einen roten Umhang, um Wölfe anzulocken. Sie war blond und hübsch, aber sie musste noch irgendetwas anderes an sich haben, das sie immer wieder zur perfekten Beute machte. Und meistens vertraute sie den „Wölfen“ viel zu schnell, anstatt auf der Hut zu sein.

„Ich habe aber etwas dagegen.“

Die Leute um sie herum ließen Savannah genug Platz, um zwischen ihnen durchzuschlüpfen. Schnell entfernte sie sich von der Bar und der Tanzfläche und stolperte durch puren Zufall in die richtige Richtung. Vor dem Eingang zum VIP-Bereich stand noch so ein Mammut von Mann. Doch auch er ließ sie anstandslos vorbei. Savannah bemerkte den Knopf in seinem Ohr. Vermutlich war er schon informiert worden.

Sie schlängelte sich an gepolsterten Sofas vorbei, auf der sich Prominente aus der Musikindustrie und aus Hollywood amüsierten. Ihr Schwager war leicht ausfindig zu machen, sie musste nur nach den schönsten Frauen Ausschau halten.

Trent war ganz und gar in seinem Element. Wie ein König, der die Bewunderung seiner Untertanen genoss, thronte er auf einem Ecksofa. Er hatte die Arme weit ausgebreitet, damit die brünetten Frauen an seiner Seite sich eng an ihn schmiegen konnten. Beide hielten einen Drink in der einen Hand und hatten die andere besitzergreifend auf Trents Bein gelegt. Falls sie darauf hofften, den sprunghaften Bachelor an sich binden zu können, wünschte Savannah ihnen viel Glück. Seinem Ausdruck nach zu urteilen, meinte er es mit keiner von ihnen ernst. Was ihn nicht davon abhielt, sich mit ihnen zu amüsieren. Und so, wie sie sich an ihn schmiegten, war es auch genau das, wonach sie suchten.

Savannah erreichte den Tisch und rief Trents Namen. Genau in diesem Moment sagte der DJ etwas übers Mikrofon und übertönte sowohl die laute Musik als auch ihre Stimme. Trotzdem musste Trent seinen Namen gehört oder einfach bemerkt haben, dass sie unbeholfen vor ihm stand, denn er hob den Kopf.

Ihre Blicke trafen sich. Verlangen packte sie, so unvermeidbar wie noch vor vier Jahren, als sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Die Gefühle waren so stark, dass ihr Herzschlag in die Höhe schnellte und Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten. Sie straffte die Schultern und ignorierte ihren verräterischen Körper. Trent sollte keinen Einfluss auf sie haben. Sie war nach Las Vegas gekommen, um ihm ein geschäftliches Angebot zu machen, und darauf wollte sie sich jetzt konzentrieren.

„Savannah, was für eine Überraschung!“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Aber wer Trent einmal sorglos und wahrhaftig glücklich erlebt hatte, musste bemerken, wie gekünstelt es wirkte. „Komm und setz dich zu uns.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht hier, um zu feiern.“

Er tat, als hätte er kein Wort verstanden, und winkte sie zu sich. Doch Savannah rührte sich nicht. Sie hatte keine Lust, eines seiner Groupies zu werden. Schon unten auf der Tanzfläche hatte sie sich fehl am Platz gefühlt, aber das war nichts im Vergleich zu der Demütigung, hier vor Trents top gestylten Freunden zu stehen, die sie mit einer Mischung aus Desinteresse, Mitleid und Spott ansahen.

In den anderthalb Jahren, die sie mit Rafe zusammen gewesen war, hatte sie sich seinem Geschmack angepasst. Er hatte ihr vorgeschlagen, das Haar glatt zu tragen und sich elegante Kleidung zu kaufen, die der Frau eines CEO würdig war. Heute Abend hatte sie sich eher auf das Geschäftliche vorbereitet als auf den Club. Daher trug sie ein eng anliegendes rotes Satinkleid – elegant, aber ohne jegliche Raffinesse. Das Kleid bedeckte sie vom Schlüsselbein bis zu den Knien und ließ sie auf schlimmste Art und Weise aus der Masse hervorstechen.

„Ich muss mit dir sprechen.“ Sosehr sie es auch hasste, ihre Stimme zu erheben, musste sie jetzt schreien, damit Trent sie über die laute Musik hinweg hörte.

„Nur einen Drink.“ Er gab der Kellnerin ein Zeichen. „Dann können wir es direkt hier besprechen.“

Sie würde sich nicht neben Trent setzen und so tun, als wäre in den letzten anderthalb Jahren nichts gewesen. Sie war immer noch sauer auf ihn. Immerhin hatte er es nicht einmal in Erwägung gezogen, sich auf sie festzulegen. Zu allem Übel wurde sie selbst von Schuldgefühlen geplagt, weil sie seinen Bruder aus den völlig falschen Gründen geheiratet hatte.

Savannah verschränkte die Arme. „Ich würde es vorziehen, irgendwo unter vier Augen mit dir zu sprechen.“

Bisher hatte sie noch nie gewonnen, wenn sie mit Trent verhandelt hatte. Dieser Mann wusste, wie er das bekam, was er wollte. Wenn nichts mehr half, verließ er einfach den Verhandlungstisch, um sich später zu sichern, was ihm seiner Meinung nach zustand.

Sie starrten sich an – beide fest entschlossen, ihren Willen durchzusetzen. Savannah merkte, wie die Musik und die Lichter in den Hintergrund rückten. Trents Blick glitt langsam über ihren Körper, während er darauf wartete, dass sie sich seinem Willen unterwarf. Es ärgerte sie, wie gerne sie einfach nachgegeben hätte.

Er hatte noch immer genauso viel Macht über sie wie früher. Ihre Gedanken überschlugen sich. Das Verlangen, von seinen sexy Lippen zu kosten und seine Hände überall auf ihrem Körper zu spüren, war überwältigend. Die Nächte, die sie gemeinsam verbracht hatten, waren immer leidenschaftlich und ganz und gar erfüllend gewesen, denn er hatte sich ausreichend Zeit genommen, sich mit jedem noch so empfindlichen Punkt ihres Körpers vertraut zu machen. Sehnsucht keimte in ihr auf. Neunzehn lange Monate war es her, dass sie zuletzt mit ihm zusammen gewesen war. Jede Faser ihres Körpers brannte erwartungsvoll.

Heute Nacht hierherzukommen war keine gute Idee gewesen. Sie hätte einfach abwarten sollen, bis sich die Gelegenheit zu einem vernünftigen Gespräch in seinem Büro ergab. Stattdessen erfasste sie nun eine gewisse Abenteuerlust, die von dem mitreißenden Rhythmus der Musik und ihrem gefährlichen Verlangen herrührte. Es wäre wohl besser, den Rückzug anzutreten.

Schon als Kind hatte Savannah sich an einem sicheren Ort versteckt, wenn ihr Vater mal wieder einen Wutausbruch hatte oder ihre Großmutter krank wurde. Als Teenager war ihr die Gewohnheit, schwierigen Situationen zu entfliehen, bereits ins Blut übergegangen. Sich zurückziehen und zusammenreißen. Als Mutter war sie schon besser darin geworden, anderen Leuten die Stirn zu bieten. Fühlte sie sich aber überfordert, fiel sie wieder in alte Muster zurück – weswegen sie sich jetzt auch von Trent abwandte und ging.

Der Club erschien ihr voller als noch vor fünf Minuten, doch sie bahnte sich einen Weg durch die tanzende Menge. Ihre Brust zog sich zusammen – ein nur allzu bekanntes Gefühl. Das ständige Wechseln der Lichter und der dröhnende Bass strapazierten ihre Sinne. Ihre Beine zitterten. Ungeschickt wich sie den tanzenden Menschen aus und knickte mit dem Fuß um. In ihrem Kopf drehte sich alles. Es baute sich so viel Druck in ihr auf, dass sie am liebsten geschrien hätte. Sie musste hier raus. Aber wo war der Ausgang?

„Da bist du ja.“ Der Mann, dem sie vorhin entkommen war, schlang ihr den Arm um die Taille und blies ihr seinen Alkoholatem ins Gesicht. Da die kurze Begegnung mit Trent sie den Waffen ihres Alter Egos beraubt hatte, war sie nun einer Panikattacke nah. Sie verspürte das unangenehme Gefühl, dem Mann hilflos ausgeliefert zu sein. „Dachtest wohl, du könntest dich vor mir verstecken, was?“ Seine Lippen landeten irgendwo auf ihrer Wange.

„Lass mich los“, sagte sie, doch ihrer Stimme fehlte der Nachdruck, und der Mann war zu betrunken, als dass er überhaupt zuhörte. Selbst schreien würde nicht helfen.

„Komm, wir tanzen.“

„Nein.“ Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, schaffte es aber nicht. Zu dicht gedrängt tanzten die Menschen um sie herum.

Wie aus dem Nichts landete eine große Hand auf der Schulter des Mannes und drückte zu. Mit einem Aufheulen ließ der Mann von ihr ab.

„Hey! Was soll das werden?“

Trent brachte sein Gesicht nur wenige Millimeter vor das des Betrunkenen. „Verschwinde, bevor ich dich rausschmeißen lasse!“

Wäre Savannah nicht so aus der Fassung gewesen, hätte sie mit Genugtuung verfolgt, wie ihr Angreifer vor Trent zurückschreckte. Obwohl die tanzende Menschenmenge eine unglaubliche Hitze ausstrahlte, hatte sie eine Gänsehaut. Am liebsten hätte sie das Weite gesucht, doch bevor ihre Muskeln ihr gehorchten, legte Trent ihr schon den Arm um die Taille.

Durch das Modeln hatte Savannah ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie ihr Körper auf andere wirkte, und die Rolle der Courtney Day hatte sie gelehrt, wie man selbstbewusst auftrat. Als Trent damals vor vier Jahren nach New York gekommen war, um seine Schwester Melody zu besuchen, war er auch Savannah wiederbegegnet. Damals schon war sie nicht mehr das unsichere Mädchen von früher gewesen. Stattdessen hatte er eine Frau kennengelernt, die er begehrte, und noch wichtiger: eine Frau, die auch ihn begehrte.

Es war einfach und fühlte sich angenehm an, in alte Muster zu verfallen, und so wehrte sie sich nicht, als Trent sie von den anderen Menschen weglotste. Er führte sie zu einer unscheinbaren Tür, hielt eine Karte vor das elektronische Schloss und schob sie hindurch.

Als sie in einem hell erleuchteten Flur standen, stellte Trent fest: „Du brauchst wohl immer noch jemanden, der auf dich aufpasst.“

Es war kein vielversprechender Anfang, in seiner Schuld zu stehen, noch bevor sie ihr Anliegen vorgebracht hatte. „Du hast mir ja nicht mal die Chance gegeben, selbst mit ihm fertig zu werden.“

„Soll ich ihn zurückholen?“

Savannah unterdrückte einen Schauder. „Nein.“

Trent grinste selbstgefällig. „Du wolltest unter vier Augen mit mir reden. Also?“

„Können wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?“ Sie sah sich in dem langen Flur um, konnte aber niemanden entdecken, obwohl sie Stimmen und Gelächter von irgendwoher hörte.

„In meinem Büro“, sagte er. Seine Finger glitten neckisch ihren Rücken hinab. „Es sei denn, du hast Angst, mit mir allein zu sein.“

Bei seiner Berührung zuckte sie zusammen. Ein lustvolles Ziehen schoss durch ihren Unterleib. „Warum sollte ich?“

„Du zitterst.“ Er brachte den Mund nah an ihr Ohr. „Das erinnert mich an das letzte Mal, als wir beide alleine waren.“

„Das ist fast zwei Jahre her.“ Doch das Durcheinander in ihrem Inneren machte ihr sofort klar, dass es zwischen ihnen immer noch knisterte wie am ersten Tag. Verdammt! Das hatte sie nicht einkalkuliert, als sie beschlossen hatte, heute Abend mit Trent zu verhandeln.

„Wir konnten damals nur schwer die Finger voneinander lassen.“

„Das würde zumindest erklären, warum du dich von mir ferngehalten hast. Warum hast du Rafes Anrufe eigentlich nicht mehr angenommen? Das hat ihn wirklich verletzt.“

Trents blaue Augen wurden schmal. „Was kümmern mich Rafes Gefühle? Obwohl er mein großer Bruder war, hat er mich nicht ein einziges Mal vor Siggy verteidigt. Weder als wir klein waren, noch später als Siggy sich geweigert hat, mich ins Familienunternehmen einzubinden. Rafe war immer der Goldjunge und hat das auch voll ausgekostet. Soll ich ihm jetzt etwa vergeben und alles vergessen, weil er auf dem Sterbebett plötzlich einen Sinneswandel hatte?“

Sie hatte seinen wunden Punkt getroffen. Es war eine Schwachstelle, zu der jeder Seitenhieb seines Vaters beigetragen hatte. Trent war der Zweitgeborene. Der Ersatzerbe. Der Junge mit den breitgefächerten Musikvorlieben und seiner eigenen Meinung.

Was die Beziehung zu seinem Vater und seinem Bruder anging, konnte Savannah ihm nicht widersprechen. Sie hatte die Streitereien mitbekommen. Siggy und Rafe hatten nie erkannt, wie brillant Trent war. Und die einzige Meinung, die für Siggy Caldwell galt, war seine eigene. Von klein auf hatte Rafe sich alles von seinem Vater abgeguckt und dessen Entscheidungen nie infrage gestellt.

„Willst du immer noch reden?“, fragte Trent.

Machte sie etwa den Anschein, als würde sie bereuen, heute Nacht hierhergekommen zu sein?

„Ja.“

„Gut. Ich kann kaum erwarten zu hören, was dich nach Las Vegas verschlägt.“

„Ich brauche deine Hilfe.“

„Du musst ziemlich verzweifelt sein, wenn du damit zu mir kommst.“ Er musterte sie für einen kurzen Augenblick, dann nahm er ihren Arm und führte sie den Flur entlang. „Wir gehen besser in mein Büro. Da kannst du mir alles erzählen.“

Als Savannah in seinem Büro stand und er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wusste er, dass das keine gute Idee gewesen war. Er schob es auf seine Neugier. Schon seit einer Woche versuchte sie, ihn zu kontaktieren.

Dabei hätte er einfach nur ans Telefon gehen müssen, um herauszufinden, was ihr auf der Seele lag. Die ganze Zeit hatte er diesem Wunsch widerstanden, bis jetzt. Was hatte sich geändert?

Lange unterdrückte Gefühle, die durch den vertrauten Duft ihres Parfums wach wurden, beantworteten die Frage. Es juckte ihn in den Fingern, ihre weiche Haut zu berühren. Seit dem Moment, als er sie heute Nacht im Club entdeckt hatte, kämpfte er gegen das Verlangen an. Am liebsten hätte er sie rückwärts an eine Wand gedrängt und seine Lippen über ihren Körper gleiten lassen.

Dann stellte er sich Savannah nackt vor. Doch als sie in seiner Fantasie den Namen seines Bruders stöhnte, wusste er wieder, warum er auf Abstand gegangen war.

Schnell kehrte er ihr den Rücken zu und schlüpfte hinter eine kleine Theke. Sie stand mit Blick auf eine Wand mit Bildschirmen, auf denen die wichtigsten Bereiche des Clubs zu sehen waren. Um sich abzulenken, machte er sich daran, zwei Drinks zuzubereiten. Der Vorschlag, das Gespräch in seinem Büro zu führen, war unüberlegt gewesen. Aber warum um alles in der Welt törnte es ihn immer noch so an, mit Savannah allein zu sein? Sie hatte seinem Bruder das Jawort gegeben. Seither hatte er mit beiden abgeschlossen, davon jedenfalls war er die letzten anderthalb Jahre ausgegangen.

Missmutig holte Trent eine Flasche aus dem Kühlschrank und warf einen Blick auf das Etikett. „Champagner?“ Sie schüttelte den Kopf. Fragend sah er sie an. „Gibt es etwa nichts zu feiern?“

Sie runzelte die Stirn. „Du weißt, dass ich nicht trinke.“

„Oh“, sagte er gedehnt. „Ich dachte, du hast vielleicht damit angefangen, nachdem du meinen Bruder geheiratet hast.“

Savannah schnitt ihm eine Grimasse, schluckte den Köder aber nicht. „Ich nehme gern ein Mineralwasser, falls du so was hast.“

Trent ließ ein paar Eiswürfel in ein Glas fallen und goss Wasser hinein. Dann verzierte er den Rand mit einer Limettenscheibe und stieß das Glas an, sodass es über die Theke zu ihr schlitterte. So sehr er jetzt auch einen Scotch zur Beruhigung seiner Nerven vertragen könnte, hielt er sich doch zurück. Auch ohne benebelte Sinne war es schwierig genug, mit Savannah fertig zu werden. Während er beobachtete, wie sie an dem Getränk nippte, spürte er eine vertraute Mischung aus Zärtlichkeit und Wut in sich aufsteigen.

Vom ersten Moment an – schon als die elfjährige Savannah mit den großen blauen Augen in den Bedienstetentrakt des Hauses der Familie in Beverly Hills gezogen war – hatte er sich zu ihr hingezogen gefühlt. Anders als seine fast gleichaltrige Schwester hatte sie nicht diese unbeholfene Art von Kindern an den Tag gelegt. Und sie war so weltfremd gewesen, dass es Trent ganz verrückt gemacht hatte.

Schon ziemlich früh in seiner Kindheit hatte er angefangen zu rebellieren und sich zur Wehr zu setzen. Er war der typische Draufgänger gewesen. Ein Held hatte er nie sein wollen. Aber Savannah hatte er öfter aus der Patsche helfen müssen, als er zählen konnte. Wie ein Magnet hatte sie Leute angezogen, die ihre Naivität ausnutzten. Außerdem hatte sie ausgesehen, als würde sie sich in Luft auflösen, sobald man sie anfasste. Tatsächlich aber schlummerte unter der zarten Haut ganz schön viel Kraft. Das hatte er am eigenen Leib erfahren, als er ihr ein paar Selbstverteidigungsgriffe beigebracht hatte.

In mancherlei Hinsicht war sie zwar immer noch das Schulmädchen von früher, das man vor den anderen, gemeineren Mädchen in Schutz nehmen musste. Oder vor den Jungs, die ihre Leichtgläubigkeit ausnutzten. Aber dass sie alleine nach New York gezogen war, hatte ihr gutgetan. Sie hatte gelernt, ihre Träume hartnäckiger zu verfolgen, und eine Zeit lang hatte es so ausgehen, als wäre er einer davon.

Deswegen war er auch so überrascht gewesen, als sie sich dann dazu entschlossen hatte, seinen Bruder zu heiraten. Trotz der Jahre in L. A. und New York war sie im Grunde ihres Herzens immer ein Kleinstadtmädchen geblieben. Sie träumte nicht von Geld und Erfolg. Als Kind war sie ohne ein stabiles Elternhaus aufgewachsen, und als Erwachsene sehnte sie sich nach Kindern und dem sicheren Hafen der Ehe.

Trent war dieser Wunsch völlig fremd. Sein Vater war ein karriereorientierter Tyrann, der spät geheiratet hatte. Mit seinem frauenfeindlichen Verhalten hatte er Trents Mutter nicht lange, nachdem Melody geboren worden war, verjagt. Hätte seine Mutter um das Sorgerecht für ihre Kinder gekämpft, hätte sie laut Ehevertrag keinen müden Cent bekommen. Dass sie sich für das Geld entschieden hatte, fand Trent nicht verwunderlich. Nicht zuletzt war das der Grund dafür, dass er selbst kein Interesse an einer Ehe oder Familie hatte.

Savannah hingegen träumte von einer Familie, und das hatte er immer gewusst. Sicherlich wäre es für beide besser gewesen, Abstand zu wahren. Wäre sie nicht so unwiderstehlich für ihn, wäre ihm das auch sicher gelungen. Egal, wie oft er sich vornahm, sich nicht einzumischen – immer wieder hatte er eingegriffen und sie vor Fehlern bewahrt. Nur einmal hatte er sie sich selbst überlassen: an dem Tag, als sie Rafe geheiratet hatte.

„Witwe zu sein, steht dir“, sagte er. Hatte er gehofft, sie damit schockieren zu können, so lag er daneben.

Tadelnd funkelte sie ihn an. „Was für eine furchtbare Aussage!“

„Ja, vielleicht. Aber stimmt doch! Vielleicht solltest du mir langsam mal erklären, warum du hier bist, liebste Schwägerin.“

Als er die letzten zwei Worte besonders betonte, zog sie eine Grimasse. Trent war zwar nicht scharf darauf, die Kluft zwischen ihnen zu vertiefen, aber in diesem Fall war es nötig.

„Ich möchte dir ein Angebot machen.“

Trent war ihr eine Woche lang aus dem Weg gegangen, weil er sich so etwas in der Art schon gedacht hatte. Sechzehn Monate hatte er darauf gewartet, dass sie endlich zugab, mit der Hochzeit einen Fehler gemacht zu haben. Dass sie bisher noch nichts dergleichen gesagt hatte und jetzt auch noch etwas von ihm wollte, ärgerte ihn. „Ich habe kein Interesse.“

„Du hast es dir ja noch nicht mal angehört.“

„Da gibt es nichts, über das wir sprechen müssten.“

Ihr Gesicht wirkte angespannt, was ihrer Miene eine Entschlossenheit verlieh, die er noch nie zuvor an ihr beobachtet hatte. Über Sorgen, die andere Menschen häufig umtrieben, hatte sie sich nie den Kopf zerbrochen. Hindernisse oder Erfolge hatten sie nie beeindruckt. Was hatte sie so verändert? Die Ehe mit ihrem Bruder? Dass sie jetzt Mutter war?

Solche Fragen sollte er sich lieber nicht mehr stellen. Er musste sich nicht schon wieder diesem Strudel aus verwirrenden Emotionen aussetzen, der sich jedes Mal auftat, wenn er Zeit mit Savannah verbrachte. Besser scheuchte er sie schnellstmöglich zurück nach L. A., um jeglicher Versuchung zu entgehen.

Autor

Cat Schield
<p>Cat Schield lebt gemeinsam mit ihrer Tochter, zwei Birma-Katzen und einem Dobermann in Minnesota, USA und ist die Gewinnerin des Romance Writers of America 2010 Golden Heart® für romantische Serienromane. Wenn sie nicht gerade neue romantisch-heiße Geschichten schreibt, trifft sie sie sich mit ihren Freunden um auf dem St. Croix...
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