Sag Ja, wenn du mich willst!

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Mit der festen Absicht, die Prinzessin vom Leben auf der Ranch abzubringen, empfängt Lord Peter Morris - kurz: Pete - die junge Dame, die er auf Wunsch seiner Mutter heiraten soll. Aber wie ist es nur möglich, dass sie das Land und Pete so sehr liebt und wie geschaffen für ein Leben als Ranchersfrau ist?


  • Erscheinungstag 02.12.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733754310
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

Ann-Marie Caine betrat den Raum und störte sich nicht im Geringsten daran, gleich von zwei Männern angestarrt zu werden. Ihr Aussehen gehörte schließlich zu ihrem Beruf. Dass der eine Mann tief Atem holte, betrachtete sie sogar als Kompliment.

„Die Augen! Die Prinzessin hat grüne Augen.“

„Kein Problem, das kriegen wir mit Kontaktlinsen hin“, versicherte ihre Freundin Georgia. Sie betrieb „Georgia’s Lookalikes“, eine Agentur für Doppelgänger.

Der andere Mann umkreiste Ann-Marie und begutachtete sie von allen Seiten. „Unglaublich“, murmelte er. „Perfekt.“

„Wofür perfekt?“, fragte Ann-Marie, als keine weitere Erklärung folgte.

„Perfekt, um als Prinzessin aufzutreten“, erwiderte Georgia. „Das macht dir sicher Spaß.“

Auf Spaß kam es Ann-Marie nicht an. Sie arbeitete für Georgia, um essen zu können, während sie in Hollywood nach Ruhm und Reichtum strebte. Mittlerweile hatte sie allerdings eingesehen, dass sie in Hollywood nichts verloren hatte.

Nach dem Tod ihres Vaters wollte sie zu ihrer Mutter nach Kansas zurückkehren und ein einfaches Leben führen. Doch Georgia hatte gestern am Telefon verzweifelt um Hilfe gefleht und viel Geld geboten.

Ann-Maries Vater, ein Tierarzt, war eine Seele von Mensch gewesen. Als er vor vier Monaten an einem Herzinfarkt starb, stellte ihre Mutter fest, dass sie wegen seiner Großzügigkeit anderen gegenüber finanziell schlecht dastand. Wenn Ann-Marie mit diesem Auftrag ihrer Mom helfen konnte, verschob sie eben die Abreise um einen oder zwei Tage.

„Was habe ich zu tun?“, fragte sie die beiden Männer.

„Die Prinzessin soll einige Zeit auf einer Ranch in Montana verbringen“, erklärte der Kleinere der beiden lächelnd. „Sie sorgt sich aber wegen der Publicity, weil sie ständig von der Presse verfolgt wird.“

Ann-Marie erwiderte das Lächeln. Die beiden erinnerten sie an zwei Zeichentrickfiguren, Mutt und Jeff. Der eine war groß und hager, der andere klein und rundlich. „Und ich soll ihre Stelle einnehmen?“ Es klang zu gut, um wahr zu sein.

„Ja, natürlich“, bestätigte der Größere.

„Und was macht die echte Prinzessin in der Zeit?“, fragte sie neugierig.

Der Kleinere geriet in Verlegenheit. „Also … die Prinzessin ist …“

„Inkognito“, warf der Große ein. „Sie hält sich inkognito an einem sicheren Ort auf.“

„Wie lange brauchen Sie mich?“

„Nur eine Woche. Danach soll die Prinzessin in ihre Heimat zurückkehren.“

„Und sie wird mit den Leuten auf der Ranch nie mehr zusammentreffen?“

„Erst nach Monaten. Nach der Zeit erinnert sich niemand mehr so genau an sie.“

„Eine Woche hatte ich eigentlich nicht eingeplant. Könnten wir es nicht abkürzen?“ Sie wollte unbedingt nach Hause, weil ihre Mutter beim letzten Telefongespräch so traurig geklungen hatte.

„Das Honorar ist beachtlich“, raunte Georgia ihr zu.

„Wie beachtlich?“, flüsterte Ann-Marie.

„Hunderttausend.“

Ann-Marie schnappte überrascht nach Luft, ehe sie den beiden Männern strahlend zulächelte. „Ich bin Ihre Prinzessin“, versicherte sie mit einem tiefen Knicks.

1. KAPITEL

„Müssen wir uns denn jedes Mal verbeugen, wenn wir mit der Prinzessin zusammentreffen?“, fragte Harvey, ein langjähriger Angestellter auf der Palisades Ranch, und sah seinen Boss finster an.

Lord Peter Morris, an zweiter Stelle in der Erbfolge eines englischen Herzogtums, amüsierte sich über den krummbeinigen, kahlköpfigen Mann. Harvey lebte auf der Ranch von Petes Großvater, soweit er sich zurückerinnerte. „Eigentlich sollte ich ja sagen, nur um zu sehen, wie du dich verbeugst.“

Die anderen Cowboys lachten.

„Also, ich kann das sicher immer noch besser als Will“, behauptete Harvey und zeigte auf einen seiner Kameraden.

Bevor es zum Streit kam, winkte Pete ab. „Keiner von euch muss sich vor Prinzessin Elsbeth verbeugen. Wir sind schließlich in Amerika. Falls sie mich heiratet, muss sie sich an das Leben auf der Ranch gewöhnen.“

„Falls? Dann ist es also noch nicht beschlossene Sache? Dein Großvater dreht sich garantiert im Grab um, wenn du eine hochnäsige Fremde heiratest.“

Pete seufzte. „Es ist beschlossene Sache, Harvey. Los, auf die Pferde mit euch. Ich muss noch etwas im Haus erledigen.“

Pete verließ den Stall und trat in den hellen Sonnenschein hinaus. Normalerweise hätte er den Sommer in Montana genossen, doch heute stand die Ankunft seiner Verlobten bevor.

Verlobte! Das war eine seltsame Bezeichnung für eine Frau, die er bisher insgesamt eine halbe Stunde gesehen hatte. Ob er sich richtig entschieden hatte?

Jetzt konnte er nicht mehr zurück. Er hatte seiner Mutter sein Wort gegeben. Frauen! Seine Mutter hatte genau gewusst, wie sie ihn überreden konnte. Der Preis war die Überschreibung seiner geliebten Ranch, fünfundzwanzigtausend Morgen besten Landes in Montana. Dafür brauchte er nur Prinzessin Elsbeth aus einem europäischen Kleinstaat zu heiraten.

Pete betrat die Küche und ging zur Kaffeekanne. „Gab es Anrufe, Maisie?“

„Diese ausländischen Herren haben sich gemeldet und gesagt, dass sie pünktlich eintreffen.“ Die Haushälterin blickte nicht einmal von der Arbeitsschüssel hoch.

„Also haben wir eine Woche lang einen Gast. Hast du alles vorbereitet?“ Dafür erhielt er einen so vorwurfsvollen Blick, dass er die alte Haushälterin auf die Wange küsste. „Tut mir leid, natürlich hast du das. Ich gehe ins Büro.“

„Warte.“ Sie legte einige Plätzchen auf einen Teller. „Zum Kaffee.“

„Danke, Maisie.“

Im Büro stellte er Kaffee und Plätzchen auf den Schreibtisch und ging unruhig auf und ab. Er war verrückt gewesen, auf den Vorschlag seiner Mutter einzugehen.

Natürlich liebte er die Ranch, seit er sie als Junge zum ersten Mal besucht hatte. Seine Mutter war hier aufgewachsen, war jedoch bedenkenlos fortgegangen, als sie seinen Vater, den Herzog von Hereford, kennen lernte. Heute war sie englischer als jede Engländerin.

Als wäre es Gedankenübertragung, klingelte das Telefon, und er hörte die Stimme seiner Mutter mit dem übertrieben vornehmen englischen Tonfall. „Nun, mein Bester, ist sie schon eingetroffen?“

„Wer denn, Mutter?“, fragte er aus reiner Widerborstigkeit.

„Mein Bester, ich wünschte, du würdest mich Mummy nennen. Mutter klingt so … so förmlich.“

„Ich bin ein erwachsener Mann, Mutter.“

„Ein erwachsener Mann, dem bald fünfundzwanzigtausend Morgen Land gehören werden, nicht wahr, Schatz?“

„Warum einigen wir uns nicht?“, fragte er seufzend. „Ich könnte monatliche Zahlungen leisten.“

„Schatz, das ist so … so gewöhnlich. Außerdem brauche ich für dich ein Hochzeitsgeschenk, wenn du Prinzessin Elsbeth heiratest, und dafür ist die Ranch ideal.“

Die Herzoginmutter hatte es aufgegeben, ihren zweitgeborenen Sohn zur Rückkehr nach England zu bewegen. Dafür bestand sie darauf, dass er eine Frau mit blauem Blut nahm. Sie hatte sogar gedroht, die Ranch, die sie letztes Jahr von ihrem Vater geerbt hatte, zu verkaufen, wenn Pete nicht auf ihren Plan einging. Also hatte er zugestimmt.

„Mutter, ich will keine Prinzessin heiraten.“

„Warum nicht? Stell dir doch nur vor – Prinz Peter. Wie schön das klingt!“

„Wie geht es Robert?“, fragte er unvermittelt.

„Gut. Wieso fragst du?“ Sie konnte ihn nicht täuschen. Sie wusste genau, worauf er hinauswollte.

„Hast du kein schlechtes Gewissen?“

„Natürlich nicht. Celia ist ein reizendes Mädchen und für ihre Pflichten bestens geeignet.“

„Leider ist sie für Robert nicht geeignet.“

„Dein Bruder erwartet zu viel.“

„Er erwartet nur das gleiche Verhältnis, das zwischen dir und Vater geherrscht hat.“

„So etwas solltest du nicht sagen.“ Seine Mutter schniefte, und prompt fühlte er sich schuldig. „Ich muss zu einem Treffen beim Vikar. Sei nett zur Prinzessin.“

Bevor er widersprechen konnte, legte sie auf.

Seine Mutter ärgerte ihn manchmal, aber er liebte sie und wollte ihr nicht wehtun. Das war auch ein Grund, der ihn in diese Lage gebracht hatte.

Er war auf ihre Wünsche eingegangen, weil er unbedingt die Ranch haben wollte. Und er hatte gehofft, seine Mutter könnte diese Verbindung nicht arrangieren. Nach den schlechten Erfahrungen seines Bruders wollte er nichts von der Ehe wissen.

Doch nun traf in wenigen Stunden Prinzessin Elsbeth, seine zukünftige Frau, auf der Ranch ein. Höchste Zeit, einen Plan zu entwickeln.

Im besten Fall weigerte sich die Prinzessin, ihn zu heiraten. Vielleicht überschrieb seine Mutter ihm dann die Ranch als Trost für sein gebrochenes Herz.

Pete blickte auf die Wiesen, die fernen Berge und das weidende Vieh hinaus. Das war sein Leben. Seit seinem achten Lebensjahr hatte er jeden Sommer hier verbracht und von seinem Großvater gelernt. Nach der Schule, die er auf Wunsch seiner Mutter in England besuchte, war er zur University of Montana gegangen.

Sein Vater hatte seine Liebe zur Ranch verstanden, seine Mutter nicht.

Sein Bruder Robert, gegenwärtiger Herzog von Hereford und Oberhaupt der Familie, hatte ihm geraten zu tun, was ihn glücklich machte. Daher war er nach dem Begräbnis seines Vaters gegen den Wunsch seiner Mutter auf die Ranch zurückgekehrt. Seit sein Großvater nur ein Jahr später gestorben war, führte Pete die Ranch für seine Mutter.

Der arme Robert war bereits Opfer der Pläne seiner Mutter geworden. Vor einem halben Jahr hatte er Celia geheiratet, die Tochter eines Earls, nunmehr Herzogin von Hereford. Petes Meinung nach war sein Bruder arm dran.

Die Frau war kalt wie ein Fisch und interessierte sich nicht für seinen Bruder, sondern nur für das Vermögen. In diese Falle wollte er selbst bestimmt nicht tappen.

Eine halbe Stunde später kam er wieder in die Küche.

Maisie warf einen Blick auf ihn und erstarrte. „Was soll denn das, Pete?“

„Was meinst du denn, Maisie?“

„Diese alten Sachen hast du angezogen, als du dich zu Halloween als Landstreicher verkleidet hast. Die Sachen sind zerrissen und hässlich.“

„Ich wollte mir bei der Schmutzarbeit meine guten Sachen nicht ruinieren.“

„Aber die Prinzessin kommt in einer Stunde an. Du musst dich vorher unbedingt umziehen, damit sie dich nicht für unzivilisiert hält.“

„Ja, natürlich.“

Er wollte genau zur Ankunft der Prinzessin zurückkommen. Sie war sehr pingelig und äußerst wählerisch und legte größten Wert auf absolute Sauberkeit. Wenn er ungeschickt wie ein Anfänger ausmistete, verlieh ihm das garantiert eine anziehende Duftnote.

Pete lächelte. Ja, dann wirkte er höchst anregend auf eine Frau, die keinen Fuß vor den anderen setzte, ohne dass vorher jemand ihren Weg gesäubert hätte.

„Sie haben mir nichts über die Leute erzählt, die ich besuche“, wandte Ann-Marie ein, als ihre Begleiter die Aktenkoffer schlossen und die Gurte anlegten.

Die beiden hatten ihr drei Stunden lang das Protokoll und das Verhalten der Prinzessin erklärt.

„Die Leute sind unwichtig“, behauptete Dansky und blickte aus dem Fenster des Privatjets.

„Unwichtig? Meine Gastgeber sind unwichtig?“

„Ihre Anwesenheit ist eine Ehre für diese Leute“, betonte Petrocelli. Der kleine, rundliche Mann war umgänglicher als der steife und förmliche Dansky.

„Wieso reist die Prinzessin überhaupt nach Montana, wenn der Aufenthalt nicht angenehm wird?“

„Sie hat es ihrem Vater versprochen.“ Dansky blickte weiterhin aus dem Fenster.

„Aber sie hält dieses Versprechen nicht.“

„Sie halten es an ihrer Stelle“, setzte Petrocelli ihr geduldig auseinander.

„Ich weiß, aber …“

„Sie brauchen nichts weiter zu tun, als Distanz zu diesen Leuten zu halten. Ihre Hoheit lässt sich nicht zu niedrigen Tätigkeiten herab.“

„Was verstehen Sie unter niedrigen Tätigkeiten?“

„Sie werden weder die Gegend in Augenschein nehmen noch an Aktivitäten der örtlichen Bevölkerung teilnehmen.“

„Und denken Sie immer daran, nie mit jemandem allein zu sein“, fügte Dansky hinzu.

„Warum?“

„Weil es sich nicht schickt. Wir bleiben ständig bei Ihnen“, versicherte Petrocelli freundlich.

„Glauben Sie, ich könnte meine Rolle vergessen?“

„Amerikaner erweisen dem Adel nicht den nötigen Respekt, Hoheit. Wir möchten vermeiden, dass Sie beleidigt werden.“

„Wenn ich nicht mit Menschen zusammenkommen und mit niemandem allein sein darf“, fragte Ann-Marie, „was mache ich dann eine Woche lang?“

„Nichts“, erwiderte Dansky. „Das können Hoheit am besten.“

In diesem Moment setzte die Maschine zum Landeanflug an. Ann-Marie verzichtete auf weitere Fragen. Eine langweilige Woche stand ihr bevor, aber die hunderttausend Dollar, die schon auf dem Bankkonto ihrer Mutter gelandet waren, versüßten ihr die Langeweile.

„Hey, Joseph, ich habe ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk für dich!“, rief Pete, als er den Pferdestall betrat.

Der alte Cowboy wollte gerade mit dem Ausmisten beginnen. „Weihnachten? Bist du verrückt, mein Junge? Wir haben Juni.“

„Ich sagte doch, es ist verfrüht“, erwiderte Pete lachend.

„Und was ist das für ein Geschenk?“

Pete warf dem alten Mann eine Orange zu. „Setz dich hin und iss. Ich erledige deine Arbeit.“

„Hast du nichts Besseres zu tun?“

„Absolut nicht.“

Joseph reichte Pete Schaufel und Mistgabel und setzte sich auf einen Ballen Stroh.

Als das Telefon im Stall klingelte, schwitzte Pete, und Stiefel und Jeans dufteten streng.

Joseph meldete sich. „Für dich. Es ist Maisie.“ Er hielt Pete den Hörer hin.

„Ja, Maisie?“

„Sie sind da“, flüsterte die Haushälterin. „Schleich dich ins Haus und geh unter die Dusche. Ich halte sie so lange hin.“

Er legte auf und betrat eine Pferdebox. „Schön stillhalten, Sallie Mae“, bat er und rieb den Rücken am Pferd.

„Was machst du da?“, fragte Joseph und sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.

„Ich habe noch etwas Parfum für eine Lady zugelegt.“

„Ladys mögen den Geruch von Pferden nicht. Maisie lässt dich nicht einmal an den Esstisch, wenn du nach Stall riechst.“

Pete gab Joseph lächelnd die Schaufel zurück. „Bis zum Abendessen ist hoffentlich schon alles geklärt. Danke, Joseph.“

„Kein Problem“, sagte der alte Cowboy.

„Kein Problem“, murmelte Pete vor sich hin und ging zum Haus. Wenn sein Plan klappte, floh die Prinzessin noch vor Sonnenuntergang zum nächstgelegenen Flugplatz.

Da Maisie die Gäste garantiert ins selten benutzte Wohnzimmer geführt hatte, öffnete er die Vordertür. Maisie servierte gerade Tee. Dafür hatte sie das silberne Teeservice seines Großvaters hervorgeholt. Pete tat es leid, dass sie sich solche Mühe für ein Fiasko gemacht hatte.

„Hallo, Leute!“, rief er bewusst sehr laut.

Maisie wirbelte entsetzt herum.

Pete richtete den Blick auf Prinzessin Elsbeth. „Hallo, Beth!“, rief er und ging mit einem albernen Grinsen auf sie zu. Sie blickte ihm betroffen entgegen, sah so gut aus, wie er sie in Erinnerung hatte, und war so steif und kalt wie seine Schwägerin.

Die beiden Männer erhoben sich. Der eine stellte sich vor die Prinzessin und hob die Hand. „Mylord, das ist Prinzessin Elsbeth.“

„Sage ich doch. Beth.“ Pete überrumpelte den Mann, zog mit schmutzigen Händen die Prinzessin auf die Beine und küsste sie, dass ihr Hören und Sehen verging.

Lieber Himmel, worauf habe ich mich da eingelassen?

So war Ann-Marie noch nie geküsst worden. Dieser Cowboy war groß, stark, anziehend … und roch nach Stall. Sie rümpfte die Nase, doch viel stärker als der Geruch wirkte der Kuss auf sie.

„Was ist denn, Schatz?“, fragte er besorgt. „Magst du mich nicht?“

Ann-Marie hatte wie ihr Vater ein weiches Herz und wollte ihm schon versichern, dass sie ihn mochte. Doch dann entdeckte sie in seinem Blick ein mutwilliges Leuchten.

Sie warf einen Blick auf die Flecken auf ihrem blauen Seidenkostüm, löste sich von ihm und wich zurück. „Sie haben mich überrascht“, erwiderte sie.

„Wirklich? Ich dachte, du erwartest einen Kuss.“

Als er sie wieder an sich ziehen wollte, wehrte sie sich. Hier stimmte etwas nicht.

„Mylord“, wandte Dansky ein, „ich glaube nicht, dass die Prinzessin … sie hat nicht erwartet …“

Sicher hat sie das nicht erwartet, dachte Ann-Marie. Ihre Begleiter hatten versichert, der Besuch wäre eine reine Formsache, und sie könnte sich in ihrem Zimmer verstecken.

„Wer sind Sie?“, fragte der Cowboy.

„Dansky, Mylord. Und das ist Petrocelli. Wir begleiten die Prinzessin.“

„Dann wollen wir eines klarstellen, Dansky. Die Sache geht nur Beth und mich etwas an. Halten Sie sich da raus!“

Entweder hatten ihre Begleiter gelogen, oder Lord Peter Morris änderte die Spielregeln. Bevor sie etwas sagen konnte, packte der Cowboy sie an der Hand und zog sie zur Tür.

„Warten Sie!“, rief sie, doch er störte sich nicht daran. Verzweifelt warf sie den beiden Männern einen Blick zu.

„Mylord!“, protestierte Dansky.

Der Cowboy ging einfach weiter und zerrte sie wie ein Kalb am Strick hinter sich durch den Korridor.

„Wohin … gehen wir?“, stieß sie hervor.

„Ich zeige dir dein neues Zuhause!“, rief er freudig. „Es wird dir gefallen!“

Ihr neues Zuhause? Sie sollte doch nur eine Woche bleiben. Na gut, gegen eine Besichtigung war nichts einzuwenden. Danach wollte sie aber ein ernstes Wort mit ihren beiden Auftraggebern wechseln.

„Du musst dich hier wohl fühlen“, fuhr der Cowboy fort. „Schließlich heiraten wir bald.“

Zuerst starrte sie ihn und dann ihre Begleiter an. O ja, mit den beiden musste sie ein sehr ernstes Wort wechseln.

2. KAPITEL

Pete war verwirrt.

Er musste diese Frau loswerden. Wieso wollte er sie dann noch einmal küssen? Er war doch kein unerfahrener Jugendlicher. Mit zweiunddreißig war er es leid, dass ihn die Frauen wegen seines Titels und Reichtums jagten. Und er lehnte eine Vernunftehe ab.

Trotzdem wollte er diese Frau noch einmal küssen.

„Warten Sie!“, rief sie, als sie die Hintertür erreichten. „Ich dachte … Zeigen Sie mir nicht das Haus?“

„Mylord, bitte!“, rief Dansky hinter ihnen.

„Pete, was machst du da?“ Maisie lief keuchend hinter ihnen her.

Pete drehte sich um. „Ich führe Beth herum, und wir brauchen keine Anstandsdame, nicht wahr, Schatz?“ Sie war eine Schönheit, das musste er ihr zugestehen. Vielleicht sehnte er sich deshalb nach einem Kuss.

„Ich … ich glaube, meine Begleiter möchten das … das Haus sehen“, sagte sie.

Ihr Zögern überraschte ihn. Beim letzten Zusammentreffen war sie sehr herrschsüchtig aufgetreten. Wenn sie jetzt mitmachte, musste er eben schwereres Geschütz auffahren.

Er beugte sich zu ihr, bis er fast ihre Lippen berührte, und flüsterte: „Ich will mit dir allein sein, ohne diese beiden Clowns.“

Zuerst sah sie ihn überrascht an, dann wandte sie sich an ihre Begleiter, die ihr jedoch nicht halfen. Schließlich erklärte sie hoheitsvoll: „Diese Herren müssen das Haus besichtigen, um sich davon zu überzeugen, dass es sicher ist.“

„Gut“, stimmte er zu. Jetzt hatte er sie in der Falle. „Ich zeige dir die Ranch, während sie sich das Haus ansehen. Maisie, führe bitte die Herren durch das Haus.“

Bevor jemand antworten konnte, zog er Prinzessin Elsbeth auf die Veranda hinaus, stieg hinunter, legte die Hände an ihre Taille und schwenkte sie zu sich herum.

„Meine Schuhe!“, kreischte sie mit gutem Grund. Die hohen Absätze versanken sofort im Lehm. Sie steckte fest und klammerte sich an ihn, um nicht zu stürzen.

Sie hatte tolle Beine, wie er mit einem prüfenden Blick feststellte. „Zieh die Schuhe aus.“

„Dann zerreiße ich mir die Strümpfe! Das ist doch albern. Wenn Sie mich schon draußen herumführen wollen, muss ich mich wenigstens umziehen.“

„Du hast gewusst, dass du auf eine Ranch kommst. Wieso hast du dich nicht gleich entsprechend angezogen?“

„Weil ich auf mein Erscheinungsbild achten muss“, entgegnete sie abweisend.

„Ach was, Schatz! Meine Cowboys sollen dich in deiner ganzen Pracht und Herrlichkeit sehen.“ Ohne sich auf eine weitere Diskussion einzulassen, hob er sie hoch und drückte sie an die Brust.

„Nein, halt!“, rief sie und schlang die Arme um seinen Nacken. „Meine Schuhe!“

„Prinzessin, du machst dir über deine Fußbekleidung mehr Gedanken als alle, die ich kenne.“ Während er zum Pferdestall ging, merkte er plötzlich, dass ihm dieses Spiel viel größeren Spaß machte als erwartet.

Ann-Marie klammerte sich an dem kräftigen Cowboy fest und betrachtete sein Gesicht. Es verriet nicht die geringste Anstrengung, als würde sie nichts wiegen. Das stimmte allerdings nicht. Ohne diese schrecklichen Schuhe war sie immerhin einssiebzig.

Was hatte der Mann bloß vor? Vermutlich nichts, was ihr gefiel. Bewusst schob sie jeden Gedanken an einen zweiten erregenden Kuss von sich.

Hinter ihnen entdeckte sie Dansky und Petrocelli und hätte beinahe laut gelacht. Die beiden keuchten wie Dampflokomotiven. Wenigstens hatte Petrocelli ihre Schuhe geborgen und hielt einen in jeder Hand.

„Geht ins Haus zurück!“, befahl der Cowboy, ohne stehen zu bleiben.

„Mylord!“, rief Dansky. Zu mehr fehlte ihm der Atem.

Ann-Marie hätte die Prozession, der sich nun auch Maisie anschloss, amüsant gefunden, hätte sie nicht gefürchtet, in den Fängen eines Verrückten oder eines Sexbesessenen gelandet zu sein.

„Mylord, ich denke wirklich nicht …“

„Nenn mich Pete, Schatz. Zwischen uns ist Förmlichkeit wirklich nicht angebracht.“

„Nun … werden Sie nicht müde? Ich bin zu schwer, um …“

„Du bist genau richtig für meine Pläne.“ Jetzt lächelte er wieder so mutwillig wie vorhin.

Eigentlich hätte er ihr Angst machen müssen, doch das Funkeln in seinen Augen verriet, dass er sich blendend unterhielt.

Er stieß die Stalltür mit dem Fuß auf und trat ein. Drinnen war es dunkel, und es roch nach Heu und Tieren. So zu Hause hatte Ann-Marie sich in den letzten fünf Jahren nicht gefühlt. Es erinnerte sie daran, wie sie ihren Vater auf seinen Rundgängen begleitet hatte.

Doch alle sentimentalen Empfindungen schwanden, als Pete sie langsam an seinem Körper zu Boden gleiten ließ. Am liebsten hätte sie das gleich wiederholt.

Bevor sie protestieren konnte, schleuderte er sie ins Heu, warf sich auf sie und küsste sie noch einmal.

„Mylord!“ Danskys Autorität litt schwer darunter, dass er atemlos keuchte.

„Verschwinden Sie“, sagte Pete leise und betrachtete das schöne Gesicht der Prinzessin. Ihrer Miene nach zu schließen, hatte sie den Kuss so genossen wie er.

Das hatte er nicht gewollt. Sie sollte toben, weil sie so rau behandelt wurde und sich schmutzig machte. Er wusste zwar, dass das Heu sauber war, weil er selbst es hier ausgebreitet hatte, aber sie wusste das nicht.

„Mylord“, wiederholte Dansky, der sich einigermaßen erholt hatte. „Prinzessin Elsbeth sollte nicht behandelt werden wie … wie …“

„Wie meine Verlobte?“, fragte Pete. „Will sie denn nicht meine Verlobte sein?“

„Prinzessin Elsbeth ist an dermaßen raue Behandlung nicht gewöhnt, Mylord“, warf Petrocelli ein. „Das verstehen Sie doch sicher.“

Pete betrachtete die Frau, die noch immer unter ihm lag. „Stimmt das, Schatz? Bin ich zu rau?“

Erst jetzt versetzte sie ihm einen Stoß gegen die Brust. „Ich bin an eine solche Behandlung nicht gewöhnt. Sie gehen eindeutig zu schnell vor. Wir haben … ich bin nicht …“

„Dir und deinem Vater ging es mit der Verlobung doch gar nicht schnell genug, Prinzessin“, erwiderte er. „Es läuft nicht immer alles nach deinem Willen“, fügte er hinzu und stand auf. Er musste sich von ihr lösen, bevor er zu eindeutig auf ihre Nähe reagierte.

Auch sie erhob sich, putzte sorgfältig das Heu von ihrem Kostüm und hob stolz den Kopf an – und sofort malte er sich aus, wie er Küsse auf ihren schlanken Hals drückte … und auch tiefer.

„Wieso denn nicht? Ich bin schließlich eine Prinzessin.“

„Aber jetzt bist du in Amerika, und hier gibt es keine Prinzessinnen“, erinnerte er sie.

Zum ersten Mal sah sie ihn direkt an. „Aber es gibt hier doch Gentlemen, oder?“

„Sicher, irgendwo schon“, erwiderte er lächelnd. „Allerdings nicht hier.“

„Pete!“ Maisie drängte sich nach vorne. „Dein Großvater würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, könnte er dich hören!“

„Tatsächlich?“ Pete hatte nicht die Absicht, seinen Plan zu verraten.

„Mylord, selbst wenn …“, setzte Dansky an.

Pete schnitt ihm das Wort ab. „Mir reicht diese Förmlichkeit. Ich heiße Pete. Benutzen Sie den Titel nicht mehr. Er gehört nicht hierher.“

„Aber, Mylord …“ Dansky stockte bei Petes finsterem Blick. „Pete, Prinzessin Elsbeth hat eine anstrengende Reise hinter sich. Bestimmt möchte sie sich in ihre Gemächer zurückziehen und sich ausruhen.“

„Ausruhen?“ Pete lachte. „Auf einer Ranch ruht sich vor Sonnenuntergang niemand aus. Hier wird hart gearbeitet.“

„Aber Myl… Pete“, wandte Petrocelli ein, „die Prinzessin ist doch keine Ihrer Angestellten.“

„Auf dieser Ranch gibt es keine Ausnahmen. Wenn die Prinzessin hier leben will, soll sie wie wir anderen Stiefel anziehen und arbeiten.“ Gespannt wartete er auf die Reaktion dieser schönen Frau.

„Dann muss ich einkaufen gehen, weil ich keine Stiefel habe“, erwiderte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.

Hatte er seine Gegnerin unterschätzt? In Europa galt sie als Partygirl. Arbeit sollte sie eigentlich mit Abscheu erfüllen. „Vermutlich brauchst du ein bis zwei Jahre, um geeignete Stiefel zu finden.“

Sie hielt seinem verächtlichen Blick stand. „Sind in Montana die Läden denn so weit entfernt?“

Maisie lachte, bis er ihr einen scharfen Blick zuwarf. Sie sollte doch auf seiner Seite stehen!

„Hast du schon einmal auf einem Pferd gesessen?“ Seidenkostüm und hohe Absätze passten nicht zu einem Cowgirl.

„Allerdings“, entgegnete sie abweisend.

„In einem Westernsattel oder auf einem von diesen englischen Pfannkuchen?“

„Welchen Unterschied macht denn …“, setzte sie an.

„Also taugst du nicht für die Ranch“, stellte er grimmig fest.

Sie schien einfach nicht zu begreifen, was er sagte, sondern streckte Petrocelli die Hand hin. Ihr Begleiter kniete sich vor sie und zog ihr die Schuhe an. Als sie sich wieder Pete zuwandte, reichte sie ihm fast bis zu den Augen.

„Ich mag kein amerikanisches Cowgirl sein, Pete“, erklärte sie und sprach ihn zum ersten Mal mit dem Namen an. „Aber ich lasse mir nicht so schnell Angst einjagen.“

Das hatte er schon befürchtet.

Autor

Judy Christenberry
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