Scheinverlobt mit dem argentinischen Tycoon

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„Geheime Liebe enthüllt!“ Mareka ringt um Atem, als ihr Boss, der argentinische Multimilliardär Cayetano Figueroa, ihr erbost die Schlagzeile hinhält. Denn das Foto zum Artikel zeigt sie beide – und Mareka trägt darauf einen riesigen Verlobungsring. Dabei hat sie den Klunker beim Edeljuwelier nur aus Spaß kurz angesteckt. Und jetzt besteht Caye darauf, dass sie seine Verlobte spielt! Verhängnisvoll: Denn was für ihn ein kühles Arrangement ist, bedeutet für Mareka gefährliche Nähe zu dem Mann, den sie schon viel zu lange heimlich liebt …


  • Erscheinungstag 09.07.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751524841
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es gab einen Grund dafür, dass Mareka Dixons Leben aus einer Reihe von Herausforderungen bestand. Sie musste sich ständig beweisen! Mal ging es darum, schneller als der Wecker zu sein und aufzuwachen, bevor er klingelte. Dann wieder ging es darum, zwei Haltestellen früher aus dem Bus auszusteigen, um zu zeigen, dass sie die Extraportion Eis abtrainieren konnte, die sie gestern Abend zum Nachtisch gegessen hatte.

Sie musste keine Psychologin sein, um zu verstehen, woher das kam.

Aber jetzt war wirklich nicht die richtige Zeit, um sich in Grübeleien zu verlieren!

Denn Mareka lebte voll und ganz für ihre Arbeit. Mit ihren Gefühlen beschäftigte sie sich eigentlich nur sonntagabends, wenn sie nach einem anstrengenden Besuch bei ihren Eltern wieder nach Hause zurückkehrte …

Jetzt musste sie sich auf ihr Ziel konzentrieren: ein Juwelierladen namens Smythe’s im Londoner Stadtteil Knightsbridge. Sicher war das wieder einer dieser umwerfend schicken und unglaublich teuren Läden, in denen man misstrauische und abwertende Blicke auf sich zog, sobald man sie betrat und nicht sofort wusste, wohin man wollte. Wo ihre natürlichen Korkenzieherlocken und ihre kurvige Figur verächtlich begutachtet wurden. Wo schnittige Supersportwagen an der Tagesordnung waren und hübsch frisierte Pudel Accessoires trugen, die mehr kosteten als Marekas ganzes Jahresgehalt.

Wenigstens befand sich heute ihr äußerst anspruchsvoller, äußerst kluger und äußerst charmanter Milliardärschef auf der anderen Seite des Atlantiks. Darum hatte sich Mareka ausnahmsweise nicht die Mühe gemacht, ihr wildes Haar zu bändigen, und sie hatte sich auch nicht so sorgfältig geschminkt wie normalerweise, wenn er in der Stadt war.

Aber wie immer war sie um Viertel nach sieben im Büro gewesen und hatte auch wie immer die Mittagspause durchgearbeitet. Mareka gab wirklich alles in ihrem Job! Wenn sie sich eines Tages nach einer neuen Stelle umschauen würde, war jede Woche als Cayetano Figueroas persönliche Assistentin Gold wert in ihrem Lebenslauf.

Und diese Zeit würde kommen, weil …

Nein, nicht darüber nachdenken!

Mareka ignorierte die aufflammende Glut in ihrem Bauch und warf einen Blick auf ihr Handy. Der blaue Punkt auf der kleinen Karte zeigte an, dass sie sich ihrem Ziel näherte. Zum zwölften Mal tastete sie nach der schwarzen Karte in ihrer Tasche, um sich zu vergewissern, dass sie noch da war. Diese Karte war das Einzige, was sich in der schwarzen Box befunden hatte, die der Kurier heute Nachmittag für Mr. Figueroa im Büro abgegeben hatte.

Als Cayetanos Assistentin auf dieser Seite des Atlantiks war Mareka es gewohnt, extravagante Veranstaltungen zu organisieren und teure Geschenke zu kaufen, wie sie sie vorher nur in Filmen gesehen hatte. Für Männer wie ihren Chef waren sie ganz alltäglich.

Doch die Lieferung der rätselhaften Box und ihres Inhalts war etwas ganz Neues. Und sie war doppelt nervös gewesen, als Cayetano sie vor einer Stunde angerufen und informiert hatte, dass sein Meeting in London länger als erwartet ging.

Sie hatte nicht einmal gewusst, dass er in Europa war! Mareka wollte nicht darüber nachdenken, warum sie verletzt war, nur weil ihr Chef sich nicht die Mühe gemacht hatte, ihr mitzuteilen, dass er nun doch hier in London war. Aber es war noch beunruhigender, dass das Gespräch alte Gefühle der Unzulänglichkeit an die Oberfläche geholt hatte.

Das kann ich nicht gebrauchen!

Sie hatte die Gefühle sofort unterdrückt. Erstens durfte sie den bestbezahlten Job ihres Lebens nicht gefährden, und zweitens hatte Cayetano Figueroa mit seiner üblichen rasenden Schnelligkeit – und seinem sexy Akzent – gesprochen, und er erwartete, dass sie jede seiner Anordnungen genau befolgen würde.

Also hatte sie mit ihrer souveränsten Stimme geantwortet. Ja, es war eine Box für ihn angekommen. Ja, sie enthielt eine schwarze Karte mit einer Adresse auf der Vorderseite und einer Telefonnummer und einigen rätselhaften Ziffern auf der Rückseite. Ja, natürlich konnte sie die Adresse aufsuchen und ihn bis zu seiner Ankunft vertreten.

Wen interessierte es schon, dass es fast sieben Uhr abends war? Und ihr einziges Highlight an einem Freitagabend ein Film im Fernsehen und ein Becher ihrer Lieblingseiscreme waren? Dass es mehr als zwölf Stunden her war, seit sie die Füße in ihre hochhackigen Schuhe gesteckt hatte und in ihr schrecklich unbequemes Designerkostüm geschlüpft war?

Inzwischen arbeitete sie seit achtzehn Monaten für ihren anspruchsvollen Chef und damit länger als jede ihrer Vorgängerinnen. Obwohl ihre Eltern sie dafür verspotteten, betrachtete sie dies als Erfolg. Als einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu dem, was sie sich am meisten wünschte. Und Gefühle, die sie für ihren Boss nicht empfinden sollte, waren nur Hindernisse auf diesem Weg …

„Sie haben Ihr Ziel erreicht.“

Mareka zuckte zusammen, als sie die künstliche Stimme aus dem Handy hörte. Beim Anblick des vierstöckigen Gebäudes schnappte sie nach Luft. Durch die Glasfront konnte sie riesige Gemälde und perfekt ausgeleuchtete Kunstwerke sehen.

Es war die Art von Kunst, die ihre Eltern aus tausend Metern Entfernung erkennen und benennen konnten. Leider erwarteten sie dasselbe auch von ihrer Tochter. Wie oft hatten sie Mareka schon vor anderen Leuten in Verlegenheit gebracht, indem sie ihr Testfragen über bestimmte Gemälde stellten und sie dann verächtlich korrigierten!

Jedes Mal hatte sie sich insgeheim geschworen, niemals solche Kunst zu kaufen, selbst wenn sie im Lotto gewinnen sollte.

„Entschuldigen Sie, Miss, haben Sie sich verlaufen?“

Mareka schaute blinzelnd den schlanken Mann an, der sie aus einem Dutzend Schritte Entfernung mit offensichtlichem Misstrauen beobachtete. Sein gut geschnittener Anzug verbarg nicht die Ausbuchtung einer Waffe unter der Jacke.

„Nein, ich bin genau dort, wo ich sein muss, danke“, erwiderte sie schnell.

Vielleicht etwas zu schnell. Denn leider konnte sie weder den Namen des Geschäfts noch einen Eingang erkennen. Wie ärgerlich!

Um dem Wachmann nicht in die Augen schauen zu müssen, wandte sie sich um und ging einige Schritte in die andere Richtung, nur um dort vor seinem Doppelgänger zu stehen.

„Und wo genau ist das, Miss?“, wollte der neue Wachmann wissen.

Unter seinem prüfenden Blick brach ihr der Schweiß aus

„Wenn Sie hier nichts zu suchen haben, schlage ich vor, dass Sie gehen, bevor ich gezwungen bin, die Polizei zu rufen“, blaffte Wachmann Nummer eins.

Du vertrittst Cayetano Figueroa … benimm dich auch so!

Sie griff in ihre Tasche, zog die schwarze Karte heraus und hielt das kleine Rechteck wie eine Rüstung vor sich. „Ich habe einen Termin …“ Bei der Reaktion der Männer blieben ihr die Worte im Hals stecken. Ihre Verwandlung war fast lächerlich.

„Natürlich, Madam. Bitte entschuldigen Sie das Missverständnis.“ Respektvoll führte der Sicherheitsmann sie zu seinem Kollegen, der schnell auf eine diskrete Tafel an der Wand tippte. „Bitte hier entlang.“

Mareka sah zu, wie eine riesige Tür ohne sichtbare Klinke nach innen zu einem beeindruckenden Flur aufschwang. Die zweite Wache stand stramm, als sie eintrat.

Das Klicken ihrer Absätze hallte auf dem goldgeäderten cremefarbenen Marmor wider. Nach einigen Schritten erkannte sie, dass der prächtige Flur Teil der Kunstgalerie war und zu einem Aufzug führte. Unter einem riesigen Gemälde, das sie zwar erkannte, aber nicht richtig einordnen konnte, stand ein breites Sofa.

Als Mareka sich umsah, biss sie sich auf die Innenseite ihrer Lippe. Was jetzt? Sollte sie hier warten? Auf dem Sofa Platz nehmen und so tun, als würde sie die Kunst bewundern, bis Cayetano Figueroa eintraf?

„Der Aufzug bringt Sie zu Ihrer Etage, Madam“, erklärte Wachmann Nummer zwei. „Zur Aktivierung geben Sie einfach den Code auf der Rückseite der Karte ein.“

Sie nickte, als wüsste sie, wovon er sprach, und zwang ihre Hände, nicht zu zittern, während sie sorgfältig die Zahlen eingab. Sobald die Türen geräuschlos auseinanderglitten, drückte der Wachmann den Knopf für den zweiten Stock und trat sofort wieder hinaus.

„Einen schönen Abend, Madam.“

Da sie nicht sicher war, ob sie sprechen konnte, nickte Mareka nur. Als sich die Türen wieder schlossen, ließ sie sich gegen die Wand sinken.

Je höher der Lift stieg, desto nervöser wurde sie.

Wenn Cayetano sie nicht hierhergeschickt hatte, um in seinem Namen ein Gemälde zu erwerben, warum war sie dann hier?

Viel zu schnell hielt der Aufzug wieder an. Mareka schluckte, strich mit feuchten Handflächen über ihren Rock, dann trat sie in einen fensterlosen Raum, der von drei Kronleuchtern erhellt wurde. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke mit cremefarbenen Seidenvorhängen geschmückt, deren Farbe sich in der weichen Sofagruppe und dem luxuriösen Teppich widerspiegelte.

Auch hier war keine einzige Person zu sehen, aber als Mareka sich den Glasvitrinen in der Mitte des Raumes näherte, bekam sie eine leise Vorstellung davon, warum sie hier war. Hinter den makellosen Glasscheiben lagen Reihe um Reihe die prächtigsten Schmuckstücke, die sie in ihrem Leben je gesehen hatte.

In der ersten Vitrine befanden sich Broschen mit Tiermotiven: ein pechschwarzer Panther mit Augen aus Diamanten, ein Kolibri mit Federn aus Saphiren, Smaragden und Rubinen, eine aus Gold gefertigte Schlange mit Schuppen aus gelben Diamanten.

In der zweiten Vitrine bestaunte sie echte Kronen, wie sie sie bisher nur in Zeitschriften auf den Häuptern von Königen gesehen hatte.

Als sie mit offenem Mund zu der dritten Vitrine trat, die atemberaubende Halsketten und Armbänder enthielt, ertönte hinter ihr ein diskretes Räuspern. Mareka wandte sich um und sah eine auffallend attraktive Frau in einem engen schwarzen Kleid.

Mareka konnte nicht genau sagen, warum die Frau sie verwirrte. Vielleicht lag es an ihrer eckigen Brille oder dem exakt geschnittenen zobelschwarzen Haar, von dem Mareka sicher war, dass es sich um eine Perücke handelte. Die extrem strahlend blauen Augen ließen auf Kontaktlinsen schließen.

Die Frau reichte ihr die Hand. „Smythe“, stellte sie sich mit neutraler Stimme vor.

Mareka nahm die Hand und bemerkte, dass der Händedruck genauso neutral war, weder fest noch sanft. „Mareka Dixon.“

Die Frau warf einen demonstrativen Blick auf die Karte in Marekas Hand. „Ich habe Mr. Figueroa erwartet.“

„Ich … ich bin seine Assistentin. Er ist etwas spät dran und hat mich an seiner Stelle geschickt.“

Ein Anflug von Unmut huschte über das Gesicht von Miss Smythe, aber sie fasste sich schnell. „Und Sie werden für ihn auswählen?“

Marekas Blick schoss zurück zu den Vitrinen, ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie wusste, dass sie dieser mysteriösen Frau sagen sollte, sie würde lieber auf Cayetano warten. Aber … hatte sie nicht so lange als Figueroas Assistentin durchgehalten, weil sie auf ihren Instinkt gehört hatte?

Sie nickte mit vorgetäuschter Tapferkeit. „Ja, das werde ich.“

Was machte es schon, wenn ihre Stimme ein wenig zitterte, als sie einen Blick auf die unbezahlbaren Stücke warf und Angst bekam bei dem Gedanken, ohne die ausdrückliche Erlaubnis von Cayetano Figueroa ein Stück für einen unbekannten Empfänger auszuwählen?

Ein Anflug von Belustigung huschte über das Gesicht der Frau, bevor es wieder ausdruckslos wurde. „Kommen Sie bitte mit.“

Sie ging an den Vitrinen entlang und richtete etwas, das wie eine Miniaturfernbedienung aussah, auf die rechte Wand.

Während Mareka im Stillen flehte, dass sie dort keine diamantenbesetzten Kronen erwarteten, glitten schwere Seidenvorhänge zur Seite und gaben den Blick auf eine weitere, etwas kleinere Glasvitrine frei.

Eine seltsame Angst durchzuckte Mareka, dann erkannte sie Dutzende von ... Verlobungsringen.

Der Schock traf sie mit beängstigender Wucht. Jede Zelle ihres Körpers wehrte sich gegen die Aufgabe, die sie ausführen musste, und sie kannte den Grund dafür genau. Aus demselben Grund hatte jeder Mann, der in ihren Träumen vorkam, moosgrüne Augen, welliges bronzefarbenes Haar und war über einen Meter achtzig groß. Aus demselben Grund waren ihre Traumgestalten athletisch gebaut, mit breiten Schultern und schmalen Hüften, und sprachen mit einem hinreißenden argentinischen Akzent.

An einem unvergesslichen Abend im vergangenen Jahr – während einer Italienreise mit ihrem Chef – hatte sie ihre bisher tollkühnste Tat begangen. Eine Tat, für die ihre Eltern sie wahrscheinlich für immer verdammen würde, wenn sie es herausfänden. Nicht, dass sie vorhatte, es einer einzigen Menschenseele zu verraten.

Sie hatte die Einladung ihres Chefs zum Abendessen angenommen. Als sie beim Nachtisch anlangten, war sie bis über beide Ohren verliebt gewesen in einen der anziehendsten und laut den Zeitungen auch einen der rücksichtslosesten Männer der Welt.

Natürlich hatte sie sofort erkannt, wie sinnlos ihre Gefühle waren und sie tief in sich vergraben. Doch der Verzweiflung nach zu urteilen, die in ihr aufstieg, als sie auf die weißen samtenen Ringtabletts starrte, half das nicht sehr viel.

„Miss Dixon?“

Sie holte tief Luft und unterdrückte den heftigen Drang, die Frau zu fragen, mit wem Cayetano sich verloben würde. Aber eine solche Indiskretion wäre unverzeihlich, und auch ohne drohende Arbeitslosigkeit war ihre Situation schon schlimm genug.

Sie nahm alle Gelassenheit zusammen, die sie finden konnte, und ging zum Sofa neben der Vitrine. Auf einem Couchtisch stand ein silbernes Tablett mit einer Flasche Jahrgangschampagner in einem Eiskübel, zwei Gläsern und etwas, das wie Schokoladentrüffel aussah.

Dies war kein normaler Auftrag. Dies hier veränderte alles. Cayetano Figueroa würde demnächst von der Liste der begehrenswertesten Junggesellen der Welt gestrichen werden.

Mareka verfluchte ihre weichen Knie, als sie auf das Sofa sank und die geöffnete Vitrine mit den Ringen anstarrte. Mit welchem Edelstein würde Cayetano seine Verlobte schmücken wollen? Vielleicht mit diesem seltenen blauen Diamanten? Oder mit dem birnenförmigen rosafarbenen Diamanten?

Miss Smythe trat vor, hob die Flasche, füllte anmutig ein Glas und reichte es Mareka. Als sie murmelte: „Ich lasse sie jetzt allein“, schaffte Mareka es kaum, zu nicken.

Um den Sturm in ihrem Inneren zu beruhigen, trank sie einen Schluck Champagner. Was könnte besser sein, um ihre dumme Schwärmerei zu betäuben, als edler Champagner? Sie schüttelte den Kopf, als hysterisches Gelächter in ihr aufstieg, dann zuckte sie zusammen, als ihr Telefon summte. Sie stellte das Glas ab und nahm hastig das Gespräch an.

„Miss Dixon, sind Sie angekommen?“ Unerschütterlich, äußerst männlich und absolut sexy, so konnte kein anderer Mann klingen. Marekas Magen krampfte sich beim Klang von Cayetano Figueroas Stimme zusammen.

Ihre zitternden Finger umschlossen das Handy fester. „Ja, ich bin hier.“

Muy bien. Sehr gut. Ich bin in einer halben Stunde dort. Ich habe keine Lust, mir Hunderte von Ringen anzusehen. Halten Sie eine kleine Vorauswahl für mich bereit.“

„Also … das ist für Sie? Sie verloben sich?“, platzte es aus ihr heraus, bevor sie sich zurückhalten konnte.

Schweigen. „“, erwiderte er dann. Das kurze Wort, vorgebracht in seinem tiefen, unerschütterlichen Tonfall verriet nichts über seine wahren Gefühle.

Etwas starb in Mareka. „Dann sollte ich wohl gratulieren.“

Erneutes Schweigen. Wusste er nicht, was er sagen sollte? Doch warum sollte sich Cayetano um ihre Gefühle kümmern? Schließlich antwortete er rau: „Gracias.“

„Möchten Sie, dass ich eine Pressemitteilung verfasse? Ich könnte …“

„Das ist nicht nötig. Es ist für alles gesorgt.“

Der nur allzu bekannte Stich der Unzulänglichkeit durchfuhr sie. Sie atmete tief durch. „Oh. Gut. Dann warte ich hier auf Sie.“

„Ja.“ Er unterbrach abrupt das Gespräch.

Das ist eine gute Sache, beruhigte sie sich. Sie griff nach dem Champagner und trank einen weiteren Schluck. Wenn Cayetano vergeben war, hatte es wenigstens keinen Sinn mehr, von ihm zu träumen! Sie brauchte nicht länger über den unvergesslichen Moment bei diesem Abendessen in den Abruzzen nachzudenken, als sie hundertprozentig sicher gewesen war, dass ihr Chef sie küssen wollte.

Sie könnte an ihren Abenden und Wochenenden endlich etwas Sinnvolles tun. Zum Beispiel ihren Lebenstraum verwirklichen, eine Wohltätigkeitsorganisation zu gründen, die jungen Frauen half, sich für sich selbst einzusetzen. Sie hatte genug gespart, um eine kleine Stiftung zu gründen.

Sie versuchte, die Stimme auszusperren, die flüsterte, sie wäre nicht gut genug. Würde niemals gut genug sein …

Was, wenn sie scheiterte?

Mareka schob ihre Zweifel beiseite und zwang sich, einen Blick auf die funkelnden Edelsteine zu werfen. Nach einem weiteren Schluck Champagner zur Stärkung nahm sie den ersten Ring heraus und schnappte nach Luft, als der ovale Diamant das Licht einfing.

Sie legte ihn beiseite und nahm einen anderen auf, dann noch einen. Beim sechsten hielt sie inne. Ihr Atem stockte beim Anblick des makellosen Diamanten im Kissenschliff, der von winzigen rosa Steinen umgeben war. Der Ring war wunderschön, sehr feminin und absolut hinreißend.

Sie würde ihn nicht anprobieren. Auf keinen Fall. Das wäre Wahnsinn! Widerwillig legte sie ihn zurück, schnappte sich die Flasche und füllte ihr Glas nach. Eine Viertelstunde später hatte sie acht Ringe ausgewählt, von denen jeder perfekt genug war, um jede Frau ins Schwärmen zu bringen. Besonders, wenn ein Mann wie Cayetano Figueroa vor ihr auf die Knie ging und ihr in die Augen sah, während er …

Nein!

Ihr Blick kehrte zu den glitzernden Ringen zurück … vor allem zu dem Diamanten im Kissenschliff. Er war so schön. Es konnte doch bestimmt nicht schaden, ihn für einen Moment aufzusetzen?

Die Schmetterlinge in ihrem Bauch schrien Ja. Sie würde bestimmt nie wieder an einen Ort wie diesen zurückkehren. Warum sollte sie nicht mal kurz ausprobieren, wie die Superreichen und Mächtigen lebten?

Bevor sie es sich anders überlegen konnte, stellte sie das Glas ab und griff nach dem Ring … Dabei stellte sie sich vor, wie ihr unwiderstehlicher Chef ihn auf ihren Finger schob. Die wunderschöne Illusion von diesem Kuss, den sie nie geteilt hatten, vervollständigte ihre Fantasie. Es fühlte sich an wie das schönste Märchen.

Sie drehte ihre Hand unter dem Kronleuchter hin und her und schnappte nach Luft, als die Steine Feuer fingen und leuchteten.

„Oh! Wie wunderschön du bist!“ Sie war sich bewusst, dass sie mit einem leblosen Objekt sprach und leicht beschwipst war. Sie kicherte und hob die Hand. „Ist mir egal“, murmelte sie. „Du bist es wert.“

Sie schrie auf, als sie ein Räuspern hinter sich hörte. Panisch sprang sie auf. Sie kannte das Räuspern. Es dauerte einen Moment, bevor sie ihre Hand senkte und sich der reglosen Gestalt zuwandte, die nicht mehr als einen Meter entfernt stand.

Cayetano Figueroa.

Sie schaute in diese intensiven moosgrünen Augen. Sein maßgeschneidertes Jackett war geöffnet und seine Krawatte gelockert, so wie er sie nach einem langen anstrengenden Tag zu tragen pflegte, aber Mareka ließ sich keinen Moment von seiner Haltung täuschen.

Sie zuckte zurück, als sie in seinen Augen sah, was Cayetano empfand: Verärgerung, Ungläubigkeit, Zynismus.

Vielleicht einen Anflug von Mitleid …?

Es war dieses letzte Gefühl, das wehtat. Es spiegelte wider, was sie viel zu oft in den Augen ihrer Eltern gesehen hatte. Aber in den Augen dieses Mannes war es hundertmal stärker! Stark genug, um sie dazu zu bringen, einen weiteren verzweifelten Schritt zurückzutreten und nach Luft zu schnappen.

Dabei blieb sie mit dem Absatz im Teppich hängen. Wie wild ruderte sie mit den Armen. Ihr war vollkommen klar, dass sie gleich zu Boden fallen würde wie ein Sack Kartoffeln. Scham erfüllte sie.

Sie schloss die Augen. Sie konnte nicht zusehen, wie ein weiterer demütigender Ausdruck über sein Gesicht huschte. Darum sah sie nicht, wie er vorsprang, die Hände nach ihr ausstreckte, um sie aufzufangen, wie er einen Arm um ihre Taille legte und den anderen um ihre Schulter.

Aber, oh, sie spürte ihn, als er sie an sich zog und sein kräftiger, athletischer Körper den ihren von der Brust bis zum Oberschenkel berührte. Sein Atem streifte ihr Ohrläppchen und sandte einen köstlichen Schauer über ihre Haut.

„Geht es Ihnen gut?“

Sie öffnete die Augen. Vielleicht war es eine Kombination aus der Atmosphäre des Juweliergeschäfts, ihrer romantischen Fantasie, der sie sich vor wenigen Minuten hingegeben hatte, oder einfach nur seine magnetische Anziehungskraft, die sie dazu brachte, die Hand auszustrecken, auf seine Schulter zu legen und die Haare in seinem Nacken zu berühren.

„Ja“, hauchte sie. „Mir geht es gut.“

Er hielt sie fest und schaute auf sie herab, als würde er an ihren Worten zweifeln. Ihr Herz raste, ihr Atem flatterte, während sie zusah, wie sein Blick auf ihren Mund fiel und sein eigener Atem schneller ging. Um Himmels willen, wollte er sie …?

Die ohrenbetäubende Sirene ließ ihr rasendes Herz noch schneller klopfen.

Cayetano zog sie beide hoch und runzelte die Stirn.

„Ist es das, was ich denke?“, wollte er wissen.

Wie auf magische Weise erschien die Besitzerin. „Ich fürchte, ja. Wir müssen das Gebäude evakuieren. Bitte kommen Sie mit.“ Ohne auf sie zu warten, drehte sie sich auf dem Absatz um.

Cayetano schaute auf Mareka herab. Seine Wangen färbten sich dunkel, als er sie losließ und zurücktrat. „Nach Ihnen, Miss Dixon.“

Mareka machte einen Schritt und spürte, wie ihr Fuß nachgab. Sie zuckte zusammen. O Gott, sie hätte das zweite Glas Champagner wirklich nicht trinken sollen, schon gar nicht auf nüchternen Magen.

Sie war sich der Anwesenheit ihres Chefs sehr bewusst, während sie versuchte, Miss Smythe zu folgen. Sie griff nach dem Geländer und stolperte erneut.

Hinter ihr stieß Cayetano einen gedämpften Fluch aus, dann hoben starke Hände sie von den Füßen. „W… was machen Sie?“, stammelte sie, während sie an eine harte Brust gedrückt wurde.

„Im Idealfall verhindere ich, dass wir beide verbrennen.“

Mareka schloss für einen Moment die Augen. Sie spürte nur seinen Arm unter ihren Schenkeln und um ihren Rücken. Und seine Brustmuskeln unter ihren Händen. „Ich kann laufen“, protestierte sie schwach.

„Offensichtlich nicht gut genug in diesen Absätzen.“ Ihr war, als könnte sie seine verführerische Stimme in ihrem ganzen Körper spüren.

Marekas Gesicht glühte. „Na ja, hätten Sie noch eine Sekunde gewartet, anstatt wie ein Superheld mit Umhang mit mir die Treppe hinunterzustürmen, hätten Sie gesehen, wie ich meine Schuhe ausziehe und selbst die Treppe hinunterlaufe.“

Im schwach beleuchteten Treppenhaus funkelten seine Augen. „Ich habe heute etwas wenig Zeit, Miss Dixon. Aber Sie können gerne Ihren nächsten Retter bitten, diese Szene mit Ihnen nachzuspielen“, erklärte er trocken.

Mareka klammerte sich an sein Hemd, als er schneller lief. „Als würde mir so etwas jemals wieder passieren!“

Die Worte kamen viel trauriger heraus, als sie beabsichtigt hatte. Ihr Gesicht glühte noch immer, ihr Blick verfing sich in seinen Augen. Mareka suchte nach etwas, das die angespannte Atmosphäre auflockern könnte, aber ihr gingen nur alberne Gedanken durch den Kopf, die sie besser für sich behalten sollte.

Benommen registrierte sie, dass sie das Gebäude verlassen hatten und sich auf dem Platz davor befanden, umgeben von einer Handvoll Menschen. Aber sie konnte die Anziehungskraft von Cayetanos Blick nicht brechen. Sein männlicher Duft stieg ihr in die Nase. Der kraftvolle Schlag seines Herzens tanzte unter ihren Fingern, und sie glaubte zu spüren, dass sein Atem ein wenig unregelmäßig wurde, als sein Blick auf ihren Mund fiel.

Plötzlich wurde sie wieder zu jenem Abend in den Abruzzen zurückversetzt, als diese dumme Verliebtheit begonnen hatte. Als das Einzige, wonach sie sich gesehnt hatte, Cayetano Figueroas Kuss gewesen war. Wen kümmerte es, dass sie sich vor einer halben Stunde geschworen hatte, mit diesem Wahnsinn aufzuhören?

Vor einer halben Stunde … Als sie den Verlobungsring ausgewählt hatte, den er einer anderen Frau schenken wollte.

Mareka hörte, wie Cayetano scharf Luft holte. Ein Kamerablitz ging los und spiegelte sich gleißend hell in dem Diamantring, den sie vergessen hatte abzunehmen. Für den Bruchteil einer Sekunde erleuchtete er ihre Gesichter und fing sie in einem lebensverändernden Foto ein.

2. KAPITEL

Natürlich musste so etwas passieren.

Wie sollte es auch anders sein, nachdem er in den letzten drei Monaten von einer Krise in die nächste gestolpert war? Seine Mutter hatte sich in eine Entzugsklinik zurückgezogen, wahrscheinlich ein weiterer Trick, um seinen Vater zu quälen und mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Sein neuester Deal stand auf Messers Schneide.

Seine falsche Verlobte weigerte sich, den Ehevertrag zu unterschreiben, dem sie vor einem Monat noch zugestimmt hatte.

Und jetzt hatte seine angetrunkene Londoner Assistentin gerade dafür gesorgt, dass sie als Paar auf allen Titelseiten landen würden, sie mit einem Verlobungsring am Finger.

Tief in seinem Inneren wusste Cayetano, dass seine Assistentin der Grund dafür war, dass er seine europäischen Geschäfte so oft wie möglich aus der Ferne abwickelte. Weil er nämlich an einem Abend in Italien um ein Haar eine Grenze überschritten hätte …

Cayetano drehte sich in die Richtung, aus der der Blitz gekommen war. Aber er wusste, dass es sinnlos war. Mittlerweile war das Bild längst weitergeleitet worden. An seiner Brust spürte er eine Hand und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Mareka. 

Er versuchte, das Gefühl in seinem Inneren für Ärger zu halten. Verflucht, um ein Haar hätte er sie geküsst. Aber hätte sie ihn nicht mit dieser absurden Unterhaltung über Superhelden und ihre Umhänge abgelenkt, wäre er wachsamer gewesen. Er hätte ihren verlockenden Körper auf seinen Armen nicht genossen, sich nicht gewundert, wie weich ihre Haut war, oder sich gefragt, wie ihre Lippen schmecken würden.

Autor

Maya Blake

Mit dreizehn Jahren, lieh sich Maya Blake zum ersten Mal heimlich einen Liebesroman von ihrer Schwester und sofort war sie in den Bann gezogen, verlor sich in den wunderbaren Liebesgeschichten und begab sich auf romantische Reisen in die Welt der Romanhelden. Schon bald träumte sie davon, ihre eigenen Charaktere zum...

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