Schicksalstage auf Stonecliffe

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Voller Angst ergreift die junge Witwe Noelle die Flucht. Carlisle Thorne, der Ziehbruder ihres verstorbenen Mannes, will ihr ihren kleinen Sohn wegnehmen! Fünf lange Jahre verbirgt sie sich vor diesem mächtigen, strengen Mann. Als er sie schließlich findet, stellt Noelle fest, dass Carlisle nur die besten Absichten hatte – denn ihr Sohn ist in Gefahr! Gemeinsam setzen sie alles daran, den Kleinen zu beschützen, und kommen einander dabei immer näher. In Noelle erwachen Gefühle, die sie schon lange verloren geglaubt hatte: Vertrauen, Begehren – sogar Liebe? Doch noch bevor sie Herrin über ihr Gefühlschaos werden kann, geschieht etwas Schreckliches …


  • Erscheinungstag 28.09.2024
  • Bandnummer 166
  • ISBN / Artikelnummer 9783751526883
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Candace Camp

Ihren ersten Roman hat Candace Camp noch als Studentin geschrieben. Damals hat sie zwei Dinge gelernt: Erstens, dass sie auch dann noch schreiben kann, wenn sie eigentlich lernen sollte, und zweitens, dass das Jurastudium ihr nicht liegt. So hat sie ihren Traumberuf als Autorin ergriffen und mittlerweile über siebzig Romane verfasst. Candace lebt mit ihrem Mann in Austin, Texas.

PROLOG

Noelle starrte auf das schlafende Baby hinunter. Was sollte jetzt aus ihnen werden? Anfangs war sie wie betäubt gewesen, hatte keinen klaren Gedanken fassen können, nicht glauben können, dass dies wirklich geschehen war. Adam war zu jung gewesen, hatte voller Leben gesteckt – wie hatte er nur sterben können? Weshalb war er so leichtsinnig gewesen? Und warum, lieber Gott, warum hatte sie sich in jener Nacht mit ihm gestritten?

Sie zitterte. Das Haus war still, totenstill, niemand, der lachte oder mit ihr redete, niemand, der fluchte, weil bei der Arbeit etwas schiefgegangen war. Noelle wünschte, sie befände sich noch immer in ihrer anfänglichen benebelten Verfassung, in diesem seligen Zustand der Entrücktheit. Doch an diesem Morgen, als sie an Adams Grab gestanden hatte und der Pariser Himmel grau und nieselig gewesen war, hatte ihr Herz akzeptiert, was ihr Verstand in den letzten drei Tagen verweigert hatte. Nie wieder würde sie das Lächeln ihres Mannes sehen oder die Berührung seiner Lippen auf den ihren spüren.

Aber sie durfte sich nicht von der Trauer überwältigen lassen. Sie hatte ein Baby zu versorgen. Als sie ihrem Kind jetzt beim Schlafen zusah, erwachte der Beschützerinstinkt in ihr zum Leben. Sie musste sich der harten Wahrheit, der bitteren Realität stellen, um Gils willen. Es gab niemanden, der ihre Probleme an ihrer Stelle lösen oder ihr auch nur einen Rat geben konnte.

Adams Künstlerfreunde? Seine Modelle? Sie waren alle so mittellos wie sie selbst. Ihr Vater lebte weit weg in Oxford, und er war ohnehin ein verarmter Akademiker, der sich kaum über Wasser halten konnte. Mit Hilfe von Adams aristokratischem Vater brauchte sie nicht zu rechnen, denn der hatte seinem Sohn nie verziehen, dass der unter seinem Stand geheiratet hatte, und sich von ihm abgewandt.

Noelle schaute sich in der Wohnung um und zwang sich, eine Bestandsaufnahme ihrer Situation zu machen. Geld hatte sie keins. Mit den bisschen Ersparnissen, die sie zur Seite gelegt hatte, hatte sie gerade Adams Beerdigung und den kleinen Grabstein bezahlen können – und oh, wie weh tat es, dass ein Mann von seinem Talent im Leben für seine Kunst nicht genug gewürdigt worden war, um seinen Tod angemessen betrauern zu können! Der Metzger weigerte sich, ihr etwas zu verkaufen, bis sie die letzte Rechnung bezahlt hatte. Der Weinhändler mahnte sie bereits an – das war es gewesen, was ihren Streit mit Adam ausgelöst und ihn hatte in die Nacht hinausstürmen lassen. Die Wohnung selbst war nur bis zum Ende der nächsten Woche bezahlt, und ihr Vermieter war ein hartherziger Mann, dem es egal war, dass er eine Witwe und ein vaterloses Baby auf die Straße setzte.

Es war zum Weinen, aber Noelle hatte in den letzten Stunden so viel geweint, dass sie keine Tränen mehr hatte, und es hätte ja sowieso nichts genützt. Weinen brachte einen nicht weiter. Sie musste nachdenken und dann entscheiden, was sie tun sollte. Madame Bissonet würde sie gewiss wieder in ihrer Hutmacherei arbeiten lassen, in der Noelle vor Gils Geburt angestellt gewesen war. Noelle war eine gute Verkäuferin, eine geschickte Näherin und ein hervorragendes Modell für Madames Hüte gewesen, ganz zu schweigen davon, dass sie mit den englischen Kunden Konversation machen konnte.

Aber wie sollte sie dort – oder überhaupt irgendwo – mit einem kleinen Baby arbeiten? Sie konnte den Kunden kaum mit einem Säugling im Arm entgegentreten oder sich die Zeit nehmen, um ihn zu füttern und zu pflegen, während sie doch eigentlich Hauben anfertigen sollte. Selbst wenn sie einen Weg finden würde, würde das Geld, das sie verdienen könnte, zu wenig sein. Sie hatten immer von dem Unterhalt gelebt, den Adams Familie ihm schickte, obwohl er sich mit ihnen entzweit hatte. Noelles Gehalt hatte lediglich dazu beigetragen, ein bisschen besser über die Runden zu kommen, während Adams extravaganter Lebensstil sie immer wieder in die Bredouille gebracht hatte. Es würde nicht reichen, um davon zu leben. Und sie hatte keine Hoffnung, dass die Rutherfords Adams verhasster Witwe nach seinem Tod weiterhin Unterstützung gewähren würden.

Sie könnte Adams Arbeiten verkaufen. Sie schaute sich im Raum um, wo seine Staffelei am Fenster stand. Um sie herum standen dicht an dicht die fertigen Gemälde – die Früchte seines Genies, die großzügig Einblick in seine Seele erlaubten – einige dunkel und beklemmend, andere Visionen von überwältigender Schönheit, und jedes war auf seine Art faszinierend. Die Vorstellung, sie wegzugeben, tat ihr im Herzen weh, aber sie würde versuchen müssen, zumindest einige von ihnen zu verkaufen. Das würde genug einbringen, um eine Weile davon leben zu können, allerdings war es nie leicht gewesen, Käufer für seine Werke zu finden. Sie waren für sie viel mehr wert, als sie es jemals für jemand anderen sein würden.

Noelle wandte sich ab, trat in die Nische, die ihnen als Schlafstätte diente, und begann, das schwarze Kleid auszuziehen, das sie bei Adams Beerdigung getragen hatte. Adam hätte es gehasst; er hatte immer gesagt, ihr stünden nur kräftige Farben. Sie besaß nur ein einziges schwarzes Kleid. Es war alt und spannte sich unangenehm über ihren Brüsten, die seit der Geburt des Babys so üppig waren. Sie warf das Kleid aufs Bett und schlüpfte in den hellen Morgenmantel aus Seide, den Adam ihr gekauft hatte. Das Kleidungsstück war viel zu elegant und kostspielig, wie so viele der Dinge, für die er ihr Geld ausgegeben hatte, aber es war weich und bequem, und sie fühlte sich Adam dadurch näher.

Sie nahm eine verzierte Schatulle von der Kommode, setzte sich aufs Bett und öffnete sie. Der Schmuck, den Adam ihr geschenkt hatte, war das Wertvollste, das sie besaß. Sie begann, die Stücke herauszuholen und neben sich aufs Bett zu legen. Die Diamantohrringe, die Adam ihr zur Geburt von Gil geschenkt hatte. Goldene Armreifen. Eine emaillierte Brosche. Eine mit Juwelen besetzte Haarnadel, die wie eine Libelle aussah. Anhänger, weitere Ohrringe. Dieses alberne schmale Diadem aus Rubinen und Diamanten, das Noelle nie außerhalb ihrer vier Wände tragen würde, schlicht und allein deshalb, weil sie niemals zu einer Veranstaltung eingeladen werden würde, zu der dieser auffällige Schmuck gepasst hätte.

Das meiste davon würde sie nie tragen. Sie hatte Adam immer wieder vorgeworfen, dass er zu viel für Schmuck und Kleidung für sie ausgab; es wäre sehr viel vernünftiger gewesen, die Miete zu bezahlen. Aber Adam war der Sohn eines Earls, und er hatte sich nie ganz an seine neuen finanziellen Verhältnisse gewöhnt. Er beklagte sich über seinen Geldmangel und nannte die monatliche Zahlung, die er aus England erhielt, „Blutgeld“. Er schwor sich regelmäßig, besser mit ihren Finanzen umzugehen. Aber wenn er dann etwas sah, das er haben wollte, kaufte er es auf der Stelle, ohne auf den Preis zu achten.

Das erste Armband, das er ihr geschenkt hatte, hatte sie ihm sofort zurückgegeben, mit der Erklärung, sie sei nicht die Art von Mädchen, das ein solches Geschenk von einem Mann annehme. Sie lächelte in sich hinein und strich mit einem Finger über die zarte Kette aus Saphirblüten. Adam hatte sie aufbewahrt und ihr nach ihrer Heirat erneut geschenkt, wobei er auf seine unwiderstehliche, freche Art gelächelt und gesagt hatte, er glaube, sie könne sie jetzt annehmen.

Noelle schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und legte sich das Armband ums Handgelenk, wobei sie den Arm ausstreckte, um es zu bewundern. Rasch suchte sie die passende Halskette heraus, die er ihr zu ihrem ersten Jahrestag geschenkt hatte. Sie ging zum Spiegel und legte sie sich um den Hals. Mit einem Finger strich sie über die zarten Steine und dachte daran, wie es gewesen war, als er sie ihr schenkte. Tränen traten ihr in die Augen.

Ein lautes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Sie wirbelte herum und rannte zur Tür, in der vergeblichen Hoffnung, den Besucher davon abzuhalten, das Baby zu wecken. Aber natürlich begann Gil zu weinen, sein kleines Gesicht verzog sich und wurde tiefrot. Voller Verzweiflung öffnete sie die Tür.

Ein großer, hagerer Mann stand davor, sein markantes Gesicht wirkte unnahbar, und seine Augen waren so kalt und grau wie ein Wintersturm. Sein Haar war braun und nicht silbern, aber er strahlte eine Autorität aus, die nichts mit seinem Alter oder mit seinem eleganten Erscheinungsbild zu tun hatte.

Instinktiv machte Noelle einen Schritt zurück. Der Fremde ließ den Blick an ihr hinunterwandern, bevor er zur Wiege schaute. „Ich glaube, Ihr Kind weint.“

„Erst, seit Sie an die Tür gehämmert haben.“ Seine arrogante Art ärgerte sie. Noelle drehte sich um, hob Gil hoch und drückte ihn sich an die Brust, wobei sie beruhigende Laute murmelte. Als sie sich wieder zur Tür wandte, sah sie, dass der Mann unaufgefordert eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er stand schweigend da und sah sich kühl und prüfend in der winzigen Wohnung um. Sein Blick fiel auf das ungemachte Bett, auf dem der Inhalt der Schmuckschatulle verteilt war, und seine Lippen verzogen sich zu einem freudlosen Grinsen. „Tut mir leid, dass ich störe. Offensichtlich sind Sie in … äh … Trauer.“

Seine Worte hatten einen sarkastischen Unterton, der ihr einen Stich versetzte und die Schamesröte in die Wangen trieb, während sie nun gleichzeitig richtig wütend wurde. „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“

Sie hatte bereits eine düsterte Ahnung, um wen es sich bei dem Mann handelte. Englisch, aristokratisch, voller Verachtung … und sicherlich hatte sie eine Kohlezeichnung dieses Mannes unter Adams Skizzen gesehen.

„Ich bin Carlisle Thorne. Ich bin ein Freund der Familie Rutherford.“

„Ich verstehe.“ Adam hatte ihr von ihm erzählt. Sie waren zwar nicht blutsverwandt, aber Thorne war das Mündel des Earls gewesen. Er hatte eine Zeit lang bei Adams Familie gelebt und war für Adam so etwas wie ein älterer Bruder gewesen. Als Adam ihn zum ersten Mal erwähnte, hatte er liebevoll über ihn gesprochen, aber nach ihrer Hochzeit war sein Verhältnis zu diesem Mann zerrüttet gewesen. Adam hatte gehofft, Thorne würde sich bei seinem Vater für ihn einsetzen, aber stattdessen hatte Thorne sich auf die Seite des Earls geschlagen und ebenfalls gegen die Heirat gewettert.

Noelle erinnerte sich gut an den Brief, den Adam von Carlisle Thorne erhalten hatte. Er hatte ihn zerrissen und auf den Boden geworfen, aber Noelle hatte die Fetzen aufgesammelt, wieder zusammengefügt und gelesen: Es ist völlig verständlich, ja sogar zu erwarten gewesen, dass du dich während deines Studiums mit den Mädchen abgibst, aber es kommt für einen Mann deiner Herkunft nicht infrage, eines dieser gewöhnlichen Mädchen zu heiraten.

Diese unerbittlichen Worte hatten zwar nur die Arroganz und Engstirnigkeit des Mannes offenbart, dennoch hatten sie Noelle zutiefst beschämt. Selbst jetzt konnte sie sich an den Schmerz erinnern, der nur teilweise durch Adams heftige Anklage gegen Thorne gemildert worden war.

Es war nicht verwunderlich, dass dieser eiskalte Mann der Verfasser dieses Schreibens war. Sie war sich sicher, dass sich seine Meinung über sie nicht geändert hatte. Ganz gewiss mochte sie ihn nicht. Aber dennoch konnte sie nicht umhin, einen Funken Hoffnung zu verspüren. Thorne war in der Vergangenheit so etwas wie ein Vermittler zwischen Adams Vater und dessen verstoßenem Sohn gewesen; der Earl hatte Adam seinen monatlichen Unterhalt durch Thorne zukommen lassen. Wenn der Earl Thorne höchstpersönlich zu einem Besuch geschickt hatte, bedeutete das sicher, dass er der Witwe und dem Kind seines Sohnes zu helfen bereit war, egal was er von Noelle selbst hielt.

Thornes Blick fiel auf das Bündel in Noelles Armen. Gil war an ihrer Brust wieder eingeschlafen. Thorne legte den Kopf schief, um das Gesicht des Babys zu betrachten. „Ist das …“

„Ja. Das ist Gil. Adams Sohn.“

Er nickte kurz und wandte sich ab. Einen Moment lang dachte Noelle, er würde einfach zur Tür hinausgehen, doch dann drehte er sich wieder zu ihr um. „Ich bin hier, um Gil zu seiner Familie zu bringen.“

„Wie bitte? Gil zu seiner Familie bringen? Sie haben seinen Vater nicht gewollt, als er noch lebte, aber jetzt, da er gestorben ist, wollen sie seinen Sohn?“ Noelle konnte sich vor Empörung kaum beherrschen. „Es ist ein bisschen spät, nicht wahr?“

Sein Blick verfinsterte sich, und zum ersten Mal war es Feuer, nicht Eis, das sich darin zeigte. „Ich weiß sehr wohl, dass ich nicht rechtzeitig gekommen bin, um Adam vor den katastrophalen Folgen seiner Ehe mit Ihnen zu bewahren.“

Noelle holte schockiert Luft. „Wollen Sie etwa andeuten, ich hätte Adam geschadet?“

„Ich will damit gar nichts andeuten. Ich sage nur, was wir beide wissen: Wäre er nicht mit Ihnen durchgebrannt, wäre Adam heute noch am Leben.“ Seine Worte verschlugen Noelle die Sprache, und sie konnte nichts sagen, als er fortfuhr: „Ich werde es bis zu dem Tag meines Todes bedauern, dass ich ihn nicht vor Ihren Fängen bewahrt habe. Nur eines tröstet mich ein wenig: Es ist noch nicht zu spät, um seinen Sohn zu retten.“

Tränen stiegen Noelle in die Augen, und sie senkte den Blick, um sie vor ihm zu verbergen. Sie legte Gil zurück in sein kleines Bett und verschaffte sich so Zeit, den Schmerz und die Wut zu bezähmen, die sie zu übermannen drohten. Sie hasste diesen arroganten Mann. Aber sie musste an ihren Sohn denken. Sie musste sicherstellen, dass es ihm gut ging und ihm an nichts mangelte, und Carlisle Thorne war die einzige Person, die sie dabei unterstützen konnte. Wenn er ihr anbot, für Gil zu sorgen, dann musste sie es annehmen, egal wie schwer es ihr fiel, egal wie sehr es ihr das Herz brach.

Ohne den Blick zu heben, fragte sie mit emotionsloser Stimme: „Und wie wollen Sie das anstellen?“

„Ah. Interessant. Jetzt sind wir beim Kern der Sache, nicht wahr? Sie brauchen sich nicht zu verstellen; Sie sind bereit zu verhandeln. Wie hoch ist Ihr Preis?“

„Mein Preis?“ Verwirrt sah sie ihn an. Sollte sie etwa schätzen, wie viel es kosten würde, ihr Kind aufzuziehen? Und was für eine seltsame Art, sie danach zu fragen. „Ich bin mir nicht sicher …“

„Sie müssen eine Zahl im Kopf haben. Was müsste ich Ihnen geben, damit Sie mir Adams Sohn überlassen?“

Noelle starrte ihn entgeistert an. „Sie wollen mein Baby kaufen?“

„Wenn Sie es so nennen wollen.“ Er runzelte die Stirn. „Haben Sie erwartet, dass ich Ihnen einen Haufen Geldscheine in die Hand drücke und ihn dann hier bei Ihnen lasse? Dass ich den Enkel des Earls aufwachsen lasse in …“, er machte eine vage Geste die Wohnung umfassend, „… in dieser Behausung? In der Art von Leben, das Sie führen? Nein. Ich kann Ihnen versichern, dass ich das nicht tun werde. Der Earl ist sein gesetzlicher Vormund, wie Ihnen eigentlich klar sein sollte. Das Kind wird eines Tages der Earl sein, und es wird in Stonecliffe aufwachsen, genau wie Adam, in der Obhut seiner Großmutter und seines Großvaters. Sie werden das Geld nehmen und ihn mir überlassen. Tausend Pfund.“

„Nein“, sagte Noelle schwach. Sie war zu entsetzt, um einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Er konnte doch nicht wirklich erwarten, dass sie ihm ihr Kind verkaufte.

Er schürzte die Lippen. „Dann eben zweitausend. Sie werden genug Geld haben, Ihren Schmuck, die Kleidung, aber nicht die Last eines Kindes. Selbst eine Frau mit Ihrem Aussehen würde es schwerhaben, mit einem Baby im Schlepptau einen Beschützer zu finden. Hier.“ Er griff in sein Jackett und zog einen kleinen Lederbeutel heraus. „Ich habe nicht so viel bei mir. Ich werde zur Bank müssen. Aber dies ist schon mal eine Anzahlung.“ Er warf den Beutel auf den Tisch. „Ich komme morgen wieder und hole den Jungen.“

Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verließ die kleine Wohnung so plötzlich, wie er sie betreten hatte. Es war, als hätte er die ganze Luft im Raum mit sich genommen. Noelle konnte kaum noch atmen. Das Herz schlug ihr hart gegen die Rippen, und sie starrte den Beutel an, als wäre er eine Schlange. Thorne ging offenbar fest davon aus, sie würde Gil an ihn verkaufen.

Nein, er war nicht Gil für diesen Mann. Er hatte ihn „den Jungen“ genannt. Das Baby. Adams Sohn. Er hatte nicht einmal seinen Namen gesagt. Als wäre Gil eine Sache, ein Besitz, der den Rutherfords gehörte. Wut loderte abermals in ihr auf und riss sie aus ihrer Lähmung. Noelle ergriff den kleinen Lederbeutel und warf ihn mit voller Kraft gegen die Tür. Er prallte mit einem befriedigenden Knall dagegen und fiel zu Boden, wobei ein paar Goldmünzen hinauskullerten. Wäre sie doch nur geistesgegenwärtig genug gewesen, um ihn ihm nachzuschleudern, als er ging.

Das Geräusch weckte Gil wieder auf, und er begann zu wimmern. Sie nahm ihn auf den Arm und versuchte, ihn zu beruhigen, aber es wollte ihr nicht recht gelingen, da sie selbst so aufgewühlt war. Carlisle Thorne war ein eingebildeter, gefühlloser, oberflächlicher Tyrann. Wie konnte er es wagen, ihr zu unterstellen, sie wäre die Art von Frau, die sich einen „Beschützer“ suchen würde? Dass sie die Geliebte eines Mannes werden würde!

Ohne sie zu kennen, hatte er sie von Anfang an für das „Vergehen“ verurteilt und verdammt, einen Mann zu lieben, der vom Rang her weit über ihr stand. Er hatte sie als „gewöhnlich“ bezeichnet, weil ihr Vater ein Lehrer und nicht ein Gleichgestellter war. Ihr Vater war ein angesehener Gelehrter, ein kluger, nachdenklicher Mann, an den sich andere Akademiker mit ihren Fragen wandten. Er war ein Mann, der einem Mann wie Carlisle Thorne in seiner Art, seinem Geist, seiner Seele und in jeder anderen Hinsicht überlegen war.

Gil war hungrig und musste gewickelt werden. Während sie sich um seine Bedürfnisse kümmerte, verflog ihre Wut. Sie stillte ihn, schaukelte ihn und überlegte, was sie tun und sagen würde, wenn sie morgen Thorne wieder gegenüberstand. Am liebsten hätte sie ihm den Lederbeutel ins Gesicht geworfen und ihn währenddessen beschimpft. Aber das würde ihr nicht helfen und seine schlechte Meinung von ihr nur bestätigen.

Stattdessen sollte sie genauso eisig sein wie er, ihm das Geld zurückgeben und ihn zum Gehen auffordern. Sie würde ihm klarmachen, dass sie niemals auch nur daran denken würde, ihren Sohn ihm oder dem Earl zur Erziehung zu überlassen. Er würde wütend sein. Sie war sich sicher, dass er es nicht gewohnt war, abgewiesen zu werden. Bei dem Gedanken, ihm gegenüberzutreten, krampfte sich ihr der Magen zusammen. Er war ein furchterregender Mann – seine Größe, sein hartes Gesicht, seine kalten, grauen Augen. Aber sie würde es tun, weil sie es tun musste. Sie strich mit einem Finger über Gils weiche Wange und lächelte ihn an. Sie würde alles für Gil tun.

Aber was, so fragte sie sich besorgt, würde Thorne tun, wenn sie ihn abwies? Was, wenn er beschloss, ihr das Baby einfach wegzunehmen? Was wäre, wenn er ihr Gil aus den Armen reißen und mit ihm verschwinden würde? Panik erfasste sie. Sie würde ihn nicht aufhalten können; selbst eine von Beschützerinstinkt und Wut getriebene Mutter würde es nicht mit seiner Kraft aufnehmen können. Ein Gentleman würde sich zu so einer Tat nicht herablassen. Aber sie hätte sich auch nie vorstellen können, dass ein Gentleman versuchen würde, ihr Baby zu kaufen.

Sie dachte daran, wie Adam über Carlisle Thorne gesprochen hatte. Er hatte gesagt, der Mann sei „wie ein Bruder“, obwohl er nicht mit ihm verwandt war, aber bitter hinzugefügt, dass Thorne mehr der Sohn seines Vaters sei als Adam selbst.

Manchmal, wenn er betrunken gewesen war, hatte Adam ihn herrisch, engstirnig, kaltherzig, einen Verräter genannt. Er hatte sogar düster angedeutet, dass Carlisle wahrscheinlich froh sei, Adam aus dem Weg zu haben, damit er dem Earl den abtrünnigen Sohn ersetzen könne. Noelle hatte vieles von dem, was er sagte, als Übertreibung abgetan, geboren aus seinem Schmerz darüber, dass der Mann ihn im Stich gelassen hatte. Schließlich hatte Adam ihr auch fröhliche Geschichten über die eine oder andere Situation erzählt, in der Carlisle ihn aus der einen oder anderen Klemme gerettet hatte.

Aber jetzt, nachdem sie Carlisle kennengelernt hatte, kam Noelle zu dem Schluss, dass Adam in seiner Beurteilung vielleicht nicht hart genug gewesen war. Thorne war mehr als kaltherzig; er war grausam. Kein Mann mit Feingefühl würde einer Mutter das Kind wegnehmen wollen oder einer trauernden Witwe sagen, dass sie für den Tod ihres Mannes verantwortlich sei. Ganz offensichtlich verachtete er sie. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er in der Lage war, Gil zu entführen.

Selbst wenn er ihr das Baby nicht direkt aus den Armen riss, bestand die sehr reale Möglichkeit, dass der Earl vor Gericht gehen würde, um ihr Gil auf legalem Wege zu entziehen. Thorne hatte gesagt, dass Adams Vater der gesetzliche Vormund des Kindes sei, und Noelle wusste sehr wohl, dass Frauen in dieser Welt nur wenige Rechte hatten. Ihr Vater war ein Freidenker, der sich viel mit Gerechtigkeit und Gleichberechtigung auseinandersetzte. Als sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie Adam heiraten wolle, hatte er scharf darauf hingewiesen, dass eine Frau, sobald sie heiratete, in den Augen des britischen Rechts nicht mehr als eigenständige Person existierte. Sie könne kein Eigentum besitzen. Sie sei der Autorität ihres Mannes unterworfen. Sie habe keine Möglichkeit, sich zu wehren, wenn er sie schlug.

Eine Witwe indes hatte einen gewissen Status. Sie konnte zumindest Eigentum besitzen. Aber Noelle befürchtete, es war nicht unwahrscheinlich, dass man ihr das Sorgerecht entziehen würde. Thorne schien sich seiner Sache sicher zu sein, und sie war nicht so naiv zu glauben, dass ein Gericht ihren Anspruch anerkennen würde, wenn ihr Gegner ein Adliger war. Sie war zu oft Zeugin davon geworden, dass junge „Gentlemen“ in Oxford den Konsequenzen für ihr Verhalten entgangen waren, nur weil es sich bei ihren Vätern um einflussreiche Männer gehandelt hatte.

Sie stand auf und lief nervös im Zimmer umher. Es würde nicht ausreichen, sich zu weigern, Thorne ihr Kind zu geben. Sie musste sicherstellen, dass Gil außer Reichweite des Mannes war. Sie wusste nicht, wohin sie gehen oder wie sie leben würde, aber es war klar, dass sie gehen musste. Und zwar jetzt sofort.

Er würde morgen wieder an ihre Tür klopfen, und sie musste sich so weit wie möglich von hier entfernt haben, bevor er anfing, nach ihr zu suchen. Sie legte Gil aufs Bett und begann, ihre Kleidung zusammenzusuchen, während der Kleine vergnügt vor sich hin gluckste und strampelte. Sie konnte nur das Nötigste mitnehmen. Alles musste in eine Tasche passen, die sie neben Gil auch tragen konnte – ein Koffer wäre zu schwer gewesen.

Sie entschied sich für einen Sack aus Adams Atelier, in dem normalerweise Leinwände transportiert wurden. Es tat ihr weh, seine Bilder zurückzulassen, aber sie hatte keine Wahl. Rasch stopfte sie ein Kleid und Unterwäsche in den Sack, ebenso wie Kleidung und Windeln für Gil. Sie wickelte ein Stück Käse und etwas Brot in ein Tuch und steckte es ein. Und was noch? Der Schmuck. Den musste sie mitnehmen, er war ihre einzige Geldquelle. Noelle verstaute ihn sorgfältig in einem kleinen Stoffbeutel und legte auch die Halskette und das Armband, die sie getragen hatte, dazu. Zuletzt vergewisserte sie sich, dass Gil warm angezogen und trocken war, dann zog sie das schlichteste Kleid an, das sie besaß, und ihre robustesten Stiefel. Sie schlüpfte in ihren Mantel und bedeckte ihr goldenes Haar mit einer Haube, die ihr Gesicht weitgehend verbarg. Sie musste so unauffällig wie möglich aussehen.

Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen würde – nach Italien oder vielleicht nach Preußen. Gott sei Dank hatte ihr Vater darauf bestanden, dass sie Latein, Französisch und Italienisch lernte – die Sprachen der Kunst und der Bildung, wie er sagte. Latein würde ihr wenig nützen, aber die beiden anderen Sprachen würden ihr helfen, sich irgendwo ein neues Leben aufzubauen. Sie hatte auch Deutsch gelernt, einfach weil es ihr leichtgefallen war.

Sie wusste, dass Thorne versuchen würde, sie zu finden. Wo würde er als Erstes nach ihr suchen? Zu Hause, dachte sie, in England, bei meinem Vater. Er würde nach einer Kutsche Richtung Norden Ausschau halten. Also würde sie eine andere Richtung einschlagen. Vielleicht würde sie nach Süden fahren, nach Nizza oder Marseille; dort könnte sie ein Schiff nehmen. Vielleicht nach Italien. Ihre Freundin Yvette und ihr Mann Henri, ein Bildhauer, waren vor einigen Monaten nach Florenz gezogen, um sich von der Stadt von Michelangelo inspirieren zu lassen. Sie würden Noelle bei sich aufnehmen, und sie hätte ein wenig Zeit gewonnen, um zu entscheiden, was sie tun wollte.

Jetzt aber musste sie sich beeilen. Thorne würde sie leicht einholen können, wenn sie in einer der langsamen Postkutschen saß. Schlimmer noch, sie bezweifelte, dass so spät überhaupt noch eine fuhr; es dämmerte bereits. Am schnellsten würde es gehen, wenn sie selbst eine Kutsche mietete. Und sie war sich sicher, dass einer von Adams Freunden ihr den Gefallen tun würde, die Transaktion für sie zu erledigen, damit niemand später von einer jungen Frau mit einem kleinen Baby berichten konnte.

Selbst wenn es ihm gelänge, das Gasthaus zu finden, in dem sie das Fahrzeug gemietet hatte, wäre sie ihm Stunden voraus, wahrscheinlich sogar mehr. Das einzige Problem bei ihrem Plan waren die Kosten für die Anmietung der Kutsche. Sie würde einen Teil ihres Schmucks verkaufen müssen. Sie öffnete den kleinen Stoffbeutel und betrachtete die Kostbarkeiten darin. Welche sollte sie verkaufen? Sie war immer darüber verärgert gewesen, wenn Adam ihr mal wieder eine Kette, einen Ring oder Ohrschmuck gekauft hatte, obwohl sie kaum die Miete begleichen konnten. Jetzt war sie ihm dankbar für jedes einzelne Stück.

Zu allem Übel waren um diese Stunde alle Läden, in denen sie Schmuck hätte verkaufen können, bereits geschlossen. Ihr Blick glitt zu dem Lederbeutel mit den Goldmünzen. Aber nein, sie konnte das Geld, das er ihr im Tausch gegen Gil zugeworfen hatte, nicht nehmen. Das wäre Diebstahl. Außerdem war ihr der Gedanke, dieses Geld auch nur anzufassen, zuwider. Sie weigerte sich, irgendetwas zu tun, das sie in der Schuld Carlisle Thornes stehen ließe.

Aber sie musste an Gil denken. Sie musste sich um ihn kümmern, musste so schnell wie möglich vor Thorne fliehen. Vielleicht sollte sie ihren Stolz beiseiteschieben. Einen Moment verharrte sie unschlüssig. Dann griff sie nach dem Lederbeutel und steckte ihn in die Tasche ihres Rocks. Sie würde dem Mann das Geld zurückzahlen, jeden Penny. Das schwor sie sich.

Sie wickelte Gil in seine Decke, bettete ihn in ihre Ellenbeuge und nahm ihre Tasche. Mit einem einzigen Blick zurück in die Wohnung, die sie und Adam zwei Jahre lang geteilt hatten, schlich sie die Treppe hinunter und hinaus in die dunkle Nacht.

1. KAPITEL

Fünf Jahre später

„Ich habe sie gefunden, Sir.“

Bei den Worten seines Angestellten richtete sich Carlisle Thorne in seinem Stuhl auf. Als der Butler angekündigt hatte, dass Diggs hier war, hatte Carlisle nichts anderes erwartet als einen routinemäßigen Bericht über die Erfolglosigkeit der Suche, auf die er den Mann schon vor Jahren geschickt hatte. Carlisles Pulsschlag beschleunigte sich, aber er unterdrückte die Hoffnung, die in ihm aufstieg. Immerhin hatte Diggs die Frau schon einmal aufgespürt, und dann war sie ihm wieder entwischt. „Wo?“

Diggs’ sonst so mürrisches Gesicht verzog sich zu einem seltenen Lächeln. „Hier in London, Sir.“

Carlisle stand auf. „Sind Sie sicher?“

„So sicher, wie ich nur sein kann. Ihr Haar ist jetzt braun, und sie scheint dünner als früher zu sein, aber ich habe sie selbst gesehen. Es ist schwer, diese Augen zu verwechseln, Sir.“

„Ja.“ Diese Augen – groß und von einem unverwechselbaren, leuchtenden Blau, außerordentlich schön. Das war das Erste gewesen, was ihm an ihr aufgefallen war … bevor sein Blick auf ihren unverhohlen zur Schau gestellten Schmuck gefallen und ihm bewusst geworden war, dass sie keineswegs Trauerkleidung trug.

„Und sie hatte einen Jungen bei sich, Sir, genau im richtigen Alter.“

„Gott sei Dank“, murmelte Carlisle. Das war schon immer seine heimliche Befürchtung gewesen, dass Noelle irgendwann ihrer Mutterrolle überdrüssig geworden wäre und Adams Sohn einfach irgendwo zurückgelassen hätte. „Nun … es scheint, als hätte sie endlich einen Fehler gemacht.“

„Ja, Sir. Ich schätze, sie ist zu selbstbewusst geworden. Sie dachte, Sie hätten aufgehört, nach ihr zu suchen.“

Auf dem Stuhl gegenüber von Carlisle schnaubte Nathan Dunbridge. „Dann kennt sie dich offensichtlich nicht, Carlisle.“

„Stimmt, Sir.“ Diggs nickte Carlisles Freund zu und verzog erstaunlicherweise das Gesicht zu einem breiten Grinsen. Nathan hatte diese Wirkung auf Menschen. Wieder ernst, wandte sich Diggs erneut an Carlisle. „Sie arbeitet in einem Hutmacherladen. Madame Bissonet’s. Ein beliebter Laden, so wie es aussieht. Ich habe den Hintergrund der Besitzerin überprüft; es ist dieselbe Person, für die sie in Paris gearbeitet hat. Bevor …“

Bevor diese ganze verrückte Verfolgungsjagd begonnen hatte. Bevor Adam gestorben war. Carlisle schob diesen Gedanken rasch beiseite. „Haben Sie herausgefunden, wo sie wohnt?“

„Ja, Sir.“ Diggs nickte und wurde ein wenig rot. Das war der Punkt gewesen, an dem sie vor zwei Jahren einen Fehler gemacht und sie verloren hatten. „Ich bin ihr auch zu ihrem Haus gefolgt. An beiden Orten wird es leicht sein, sie zu erwischen. Beide Gebäude haben keine Hintertüren. Ich kann ihr heute Abend noch einmal nach Hause folgen, einen Mann mitnehmen und sie zu Ihnen bringen.“

„Nein. Ich will nicht, dass der Junge Angst bekommt. Es ist besser, wenn ich zu ihr gehe. Ich werde sie morgen früh im Laden aufsuchen, und Sie begleiten mich. Dort wird sie eher zur Vernunft kommen und nicht so leicht eine Szene machen. Heften Sie sich weiterhin an ihre Fersen, aber seien Sie um Himmels willen vorsichtig. Sie ist gerissen, sie könnte es merken. Auf gar keinen Fall darf sie uns noch einmal entkommen.“

Sie verabredeten Zeit und Ort, und Diggs ging. Carlisle blickte zu seinem Freund hinüber, der ihre Unterhaltung mit großem Interesse verfolgt hatte.

„Sieht so aus, als hättest du sie endlich im Netz“, sagte Nathan fröhlich. „Wie lange ist es jetzt her? Vier Jahre? Die Angelegenheit hat dir jede Menge graue Haare beschert, wenn ich dich so betrachte.“

„Fünf. Ich war noch keine dreißig, als das alles anfing. Und ich würde sagen, dass mein Haar zu mir als respektablem Gentleman passt, und die Farbe als ein stattliches Silber beschreiben. Salz und Pfeffer, wenn man ganz langweilig sein will.“

„Dann bleib lieber bei Silber.“

„Ich werde auch erst dann Ruhe geben, wenn Adams Sohn wieder in Stonecliffe ist.“ Carlisles Gesichtsausdruck wurde grimmig. „Dieser verfluchten Frau ist es jahrelang gelungen, mich an der Nase herumzuführen, sie ist mir und meinen Männern immer wieder durch die Lappen gegangen. Ich habe sie unterschätzt – diesen Fehler werde ich nicht noch einmal machen.“ Er seufzte und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Einer der unzähligen Fehler, die ich gemacht habe. Ich habe es von Anfang an vermasselt.“

„Verständlich. Adam war gerade gestorben, du warst voller Trauer.“

„Ja.“ Thorne ließ den Kopf gegen die Lehne des hohen Stuhls sinken und schloss die Augen, als er sich erinnerte. „Ich trauerte um Adam, bedauerte bitterlich … ach, alles, von Anfang an. Warum habe ich damals gesagt, er sei jetzt ein Mann und müsse seine eigenen Erfahrungen machen? Aus seinen Fehltritten lernen? Ich hätte sofort nach Oxford reisen sollen, als er schrieb, dass er sie heiraten würde. Ich hätte ihn zur Einsicht bringen können. Stattdessen habe ich nur einen Brief geschrieben.“

„Du konntest nicht wissen, dass Adam es wirklich ernst meinte. Er war immer schnell Feuer und Flamme, um dann genau so rasch wieder zu erkalten und sich einer neuen Leidenschaft zuzuwenden. Wie hättest du auch nur ahnen können, dass er sich in den Kopf gesetzt hatte, mit ihr nach Paris durchzubrennen? So schwer es für dich zu akzeptieren ist, du bist weder allwissend noch allmächtig.“

„Ich hätte mir denken können, dass er so etwas tun würde. Er war so verdammt impulsiv, noch jung und leicht zu verführen. Wenn ich nach Oxford gefahren wäre und sie gesehen hätte, wäre mir klar geworden, was für eine Gefahr sie für ihn darstellte. Sobald sie in Paris die Tür geöffnet hatte, verstand ich, warum Adam ihr verfallen war. Er liebte die Schönheit über alles. Der Junge hatte keine Chance.“ Carlisle seufzte. „Ich hätte mit ihm sprechen sollen, ganz in Ruhe. Ich hätte versuchen sollen, ihn davon zu überzeugen, eine angemessene Zeit zu warten, dann hätte diese Frau sich womöglich auf die Suche nach einer lukrativeren Beute gemacht. Aber ich hatte in der Stadt zu tun, und ich war … nun, ich war es leid, mich immer kümmern zu müssen, nehme ich an.“

„Was absolut verständlich ist. Es war schließlich nicht deine Aufgabe, sondern die des Earls.“

Carlisle zuckte mit den Schultern. „Ich habe mich selbst in diese Lage gebracht. Aber ich hätte mir keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, um zu entscheiden, Earl und Adam die Sache allein regeln zu lassen.“ Er blickte kurz zu Boden und rückte seine Manschetten zurecht. „Und dann … habe ich den Earl schließlich dazu überreden können, sich mit Adam zu versöhnen, nur damit Adam starb, bevor er oder ich ihm überhaupt schreiben konnten.“ Carlisle schüttelte den Kopf. „Danach habe ich nicht mehr klar denken können. Und als ich sie dort stehen sah, ohne eine Spur von Trauer, angetan mit ihren Juwelen – sie hatte ihren gesamten Schmuck auf dem Bett ausgebreitet, wohl um sich daran zu ergötzen –, habe ich vor Wut rotgesehen.“

„Natürlich hast du das.“

„Alles, woran ich denken konnte, war, ihr Adams Baby wegzunehmen und es zur Countess zu bringen. Aber es war dumm von mir, ihr den Geldbeutel vor die Füße zu werfen. Es war eine alberne, dramatische Geste. Ich hatte keine Ahnung, wie verschlagen sie ist. Ich dachte, sie würde die Chance ergreifen, zu Geld zu kommen und von einem Kind befreit zu werden, um sich ein neues Opfer suchen zu können. Stattdessen war sie am nächsten Tag mitsamt Kind und Geld verschwunden.“

„Merkwürdig. Warum hat sie dein Angebot nicht einfach abgelehnt? Oder Geld für den Unterhalt des Kindes gefordert? Wie heißt es noch?“

„Gilbert, laut der Geburtsurkunde. Sie nannte ihn Gil – klingt wie ein Stallbursche.“

„Also – wenn sie Gilbert behalten wollte, warum hat sie dann nicht um Hilfe gebeten? Oder wollte nicht nach Stonecliffe umsiedeln, um ihn dort aufzuziehen?“

„Ich weiß es nicht.“ Carlisle seufzte. „Ich habe mich das schon Tausende Male gefragt. Zuerst nahm ich an, es wäre ein Trick, um mir mehr Geld aus den Taschen zu ziehen. Ich dachte, ich würde einen Brief von ihr erhalten, in dem sie mir andere Bedingungen vorschlägt. Als nichts passierte, dachte ich, sie würde vor Gericht gehen in der Hoffnung, man würde sie zum Vormund des Jungen ernennen und nicht den Earl. Ich hätte ihr sagen können, dass das lächerlich ist, aber wahrscheinlich hätte sie es trotzdem probiert. Spätestens als Drewsbury starb, ging ich davon aus, dass sie als Mutter des neuen Earls auf der Bildfläche erscheinen und sich im Londoner Haus der Familie niederlassen würde.“

„Vielleicht wusste sie damals nicht, dass er gestorben ist“, meinte Nathan. „Vielleicht hat sie es erst jetzt herausgefunden und ist deshalb nach London gekommen.“

„Das denke ich. Aber warum ist sie dann nicht zu mir gekommen und hat sich gemeldet?“

„Ich nehme an, sie will dir aus dem Weg gehen.“

Carlisle lachte freudlos. „Das würde ich auch sagen, denn sie ist mir jetzt schon acht Mal entwischt. Aber warum wendet sie sich nicht an die Countess? Niemand könnte freundlicher sein als Lady Drewsbury. Oder an den Anwalt des Earls?“

„Ich habe keine Ahnung. Vielleicht gefällt ihr das Aussehen des Mannes nicht.“ Nathan zuckte mit den Schultern.

„Das ist ein lächerlicher Grund, nicht mit einem Anwalt zu sprechen.“ Carlisle schnaubte verächtlich. „Niemand, der bei Verstand ist, würde so etwas tun.“

„Ich kann meinen Anwalt nicht ausstehen – er sieht eher aus wie ein Leichenbestatter als wie ein Geschäftsmann. Schrecklich blass und nur Haut und Knochen.“ Nathan schüttelte sich theatralisch. „Außerdem hast du schon oft gesagt, dass diese Frau offensichtlich nicht ganz bei Trost ist.“

„Das ist wahr“, entgegnete Carlisle. „Nichts an ihrem Verhalten war jemals vernünftig – sie ist wie eine Diebin durch ganz Europa getingelt, und das in immer neuen Verkleidungen. Vielleicht ist sie verrückt. Oder vielleicht tut sie es, um mich zu quälen. Weiß Gott, es ist ihr gelungen.“ Er sprang auf und begann auf und ab zu gehen. „Wenn ich daran denke, dass Adams Sohn auf diese Weise aufwächst und überall herumgeschleppt wird, und Gott weiß, was dieser arme Junge alles hat durchmachen müssen – verdammter Mist.“ Carlisle brach ab und drehte sich zu Nathan um, sein Gesicht war ernst und seine grauen Augen waren hart wie Stein. „Aber all das ist jetzt vorbei. Ich habe sie – und dieses Mal, bei Gott, wird mir diese Frau nicht entkommen.“

Noelle hielt Gils Hand, als sie die Straße entlanggingen. Es war ein nebliger Morgen, die Luft war feucht und kühl auf ihren Wangen, aber wenigstens war es nicht neblig wie in den letzten Tagen. Sie mochte den Nebel nicht, der einem unter die Haut kroch und sich wie Spinnweben um einen legte. Außerdem barg er ein sehr reales und praktisches Problem: Der Nebel erschwerte die Sicht und dämpfte Geräusche. Jeder konnte ihr folgen. Jemand könnte in einem Türrahmen auf sie lauern.

Andere Leute hätten das sicher nicht so gesehen, aber die waren ja auch nicht seit fünf Jahren auf der Flucht. Sie umfasste Gils Hand fester. „Au! Maman!“

„Désolée“, sagte Noelle und lockerte ihren Griff. Sie redete weiterhin Französisch mit ihrem Sohn und auch mit Madame Bissonet, obwohl beide auch Englisch sprachen. Mit Kunden oder in Läden unterhielt sie sich auf Englisch, wenn auch mit einem leichten französischen Akzent. Die Kundschaft schien zu glauben, dass es ein gewisses Gütesiegel wäre, wenn man einen Hut von einer Französin kaufte, und es fiel Noelle nicht schwer, auch noch in diese Rolle zu schlüpfen, schließlich waren ihr ihre Verkleidungen inzwischen zur zweiten Haut geworden.

Wie die mausbraune Perücke über ihren eigenen kurzen blonden Locken. Oder das unförmige Kleid in einem unattraktiven Rostbraun, das ihr überhaupt nicht stand. Einmal hatte sie sogar vorgegeben zu hinken und hatte einen Stock benutzt, aber das hatte sie schnell wieder aufgegeben, zu groß war die Gefahr, dass sie vergaß zu humpeln oder es sogar mit dem falschen Bein tat. Sie zog jedoch in Erwägung, eine Brille zu tragen, wie sie es schon einmal getan hatte. Ihre Augen waren am schwierigsten zu verbergen.

Noelle hatte nicht nach England zurückkehren wollen. Es war mehr als ein Jahr her, seit Carlisle Thornes Männer das letzte Mal versucht hatten, Gil zu entführen, lange genug, um sie hoffen zu lassen, dass er vielleicht kapituliert hatte. Aber sie gestattete sich nicht, dieser Hoffnung nachzugeben. Der Mann war eine Bulldogge von einem Gegner – unerbittlich, entschlossen, hartnäckig. Wo auch immer sie hinging, welchen Namen sie annahm oder in welche Verkleidung sie schlüpfte, er fand sie. Acht Mal hatte sie ihr Leben aufgeben und vor ihm fliehen müssen.

Nur wenige Monate nach ihrer Flucht aus Paris hatte er sie zum ersten Mal aufgespürt. Er beauftragte einen Detektiv, der sich durch die dortige Künstlerszene fragte und für Informationen über Freunde von ihr und Adam gut zahlte. Es dauerte nicht lange, bis er bei Yvette und Henri vor der Tür stand, doch glücklicherweise hatte es sich in den Künstlerkreisen, in denen Noelle sich in Florenz bewegte, herumgesprochen, dass er auf der Suche nach ihr war, und Noelle gelang es, rechtzeitig zu entkommen.

Da war ihr klar geworden, dass sie nie wieder bei jemandem Unterschlupf suchen durfte, den sie kannte. Sie konnte nicht zu ihrem Vater gehen, weil sie befürchten musste, dass Carlisle ihn rund um die Uhr beschatten ließ. Nachdem sie aus Florenz geflohen war, hatte sie sich mit der Tatsache abgefunden, dass sie ihn wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Sie schrieb ihrem Vater nur selten, um möglichst keine Spuren zu hinterlassen. Ihr Vater war schon ein Jahr tot, bevor Noelle zufällig davon erfuhr.

Thorne war ihr ein Jahr nach ihrer Flucht aus Florenz wieder auf den Fersen gewesen, und dieses Mal war sie nur entkommen, weil eine Nachbarin ihr erzählt hatte, dass ein fremder Mann an Noelles Tür geklopft habe, und als die Nachbarin misstrauisch den Kopf herausstreckte, um zu fragen, was er wolle, habe er nicht geantwortet, sondern sei einfach davongeeilt. Das war genug, um Noelle dazu zu veranlassen, ihre Sachen zu packen, Gil zu schnappen und wegzulaufen.

Es hatte andere Zeiten und andere Orte gegeben. In Brüssel fiel Noelle ein ausgesprochen brutal aussehender Mann auf, der sich in der Nähe des Hauses, in dem sie arbeitete, herumtrieb; in Rom bemerkte sie, dass sie verfolgt wurde. Ein anderer Mann näherte sich ihr auf einer Straße in Madrid, sagte ihren Namen und griff in seine Jacke. Sie schleuderte ihm den Korb mit dem Gemüse, den sie bei sich trug, ins Gesicht und rannte davon.

Es kam noch zu anderen, erschreckenderen Vorfällen. In Barcelona tauchte ein Mann neben ihnen auf, packte Noelle am Arm, wirbelte sie herum und schleuderte sie zu Boden. Gil, der, Gott sei Dank, erst drei Jahre alt gewesen war, schrie wie am Spieß und griff den Mann an, indem er ihn mit seinem Holzspielzeug gegen die Knie schlug. Der Angreifer hob den wild um sich schlagenden Jungen hoch, aber Noelle, die immer noch am Boden lag, schaffte es, ihre Arme um die Beine des Mannes zu schlingen und sich an ihm festzuklammern, während Gil sich wehrte und schrie. Irgendwann kam ihnen der Metzger von nebenan mit einem Hackbeil in der Hand zur Hilfe, woraufhin der Entführer Gil fallen ließ und sich aus dem Staub machte.

In Bern wurden sie in einem Park überfallen, wo Noelle auf einer Bank saß und strickte, während Gil spielte. Sie sprang auf und stieß dem Mann ihre Stricknadeln in die Seite, als er versuchte Gil zu fassen zu kriegen, und sie konnten wieder entkommen. Das war vor anderthalb Jahren gewesen. Seitdem waren sie in Sicherheit, aber Noelle war zu vorsichtig, um sich darauf zu verlassen. Sie behielt die Wachsamkeit bei, die sie sich über die Jahre angeeignet hatte.

Sie blieb nie lange an einem Ort. Sie änderte ständig ihre Haarfarbe. Angangs hatte sie sich die Haare schwarz gefärbt, sie aber dann abgeschnitten, um von da an die verschiedensten Perücken zu tragen, wobei sie ihren Kopf oft mit einer Mütze bedeckte. In Anbetracht ihrer finanziellen Situation war ihre Garderobe ohnehin überschaubar, was ihr auch ermöglichte, im Handumdrehen zu packen und fliehen zu können.

Ihr oberstes Ziel lautete stets, nicht aufzufallen, und so trug sie Kleider in gedeckten Farben, die sie vollkommen unattraktiv erscheinen ließen. In der Öffentlichkeit lächelte sie wenig, was ihrem Aussehen die Lebendigkeit nahm, und sie sprach leise und nur so viel wie nötig. Sie hielt den Blick gesenkt und suchte die Schatten. Nur allein mit Gil war sie sie selbst.

Vor allem aber war sie stets achtsam. Wo immer sie lebte oder arbeitete, schmiedete sie zuerst einen Fluchtplan. Sie brachte Gil bei, nicht mit Fremden zu sprechen und sofort zu ihr zu kommen, wenn jemand versuchte, ihm Fragen zu stellen, oder ihn lockte, mit ihm zu gehen. Und obwohl sie sich bemühte, die Menschen nicht direkt anzusehen, suchte sie mit den Augen stets die Umgebung ab und achtete auf jede schnelle, unvorhergesehene Bewegung.

Zuletzt war sie wieder nach Paris und in die Dienste von Madame Bissonet zurückgekehrt in der Annahme, dass Thorne sie dort bestimmt nicht suchen würde.

Vor zwei Monaten hatte sie jedoch ihre wichtigste Regel gebrochen: niemals nach England zurückkehren. Sie hatte sich über diese Entscheidung den Kopf zerbrochen. Es war gefährlich, Carlisle Thorne so nahe zu kommen. Seit einiger Zeit hatte es keine Versuche mehr gegeben, Gil zu entführen, aber sie war sich sicher, dass Thorne immer noch nach ihr suchte, und die Gefahr, erkannt zu werden, war in London viel größer.

Sie war zwar in Oxford überaus behütet aufgewachsen und nicht einmal in London gewesen, bevor sie mit Adam durchgebrannt war, aber unter den Burschen an der Universität war sie für ihre Schönheit berühmt gewesen.

Allerdings hatte es außer Adam nie jemand geschafft, ihre Mauer des höflichen Desinteresses zu durchbrechen, auch wenn es immer mal wieder einer der Studenten darauf angelegt hatte. Zweifellos war ihre Flucht mit Adam in Oxford monatelang Gegenstand von Klatsch und Tratsch gewesen, was sie noch bekannter gemacht hatte. Und diese müßigen, wohlhabenden jungen Herren zog es nach der Schule in das von Luxus geprägte Gesellschaftsleben von London.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einem dieser jungen Männer in der Stadt begegnete, war vielleicht gering, aber manchmal begleiteten die Herren ihre Frauen, Mütter oder Schwestern, wenn sie Hüte einkauften, und manche besuchten sogar allein die Geschäfte, um ein Geschenk für ihre Frau oder Geliebte zu erstehen. Jedes noch so kleine Risiko, entdeckt zu werden, war zu groß.

Als Madame Bissonet beschloss, ein weiteres Geschäft in London zu eröffnen, und Noelle bat, ihr zu helfen, hatte sie zunächst abgelehnt. Aber Lisette Bissonet war sowohl Noelles Freundin als auch ihre Arbeitgeberin, und sie war sehr überzeugend, um nicht zu sagen hartnäckig. Lisette brauchte Noelles Hilfe: Es wäre so viel einfacher, wenn sie jemanden hätte, dem sie vertrauen könne und der Englisch spreche, um Angestellte einzustellen und Papierkram zu erledigen, um zu verhandeln und zu mieten und all die Dinge zu tun, die eine Geschäftseröffnung in London mit sich brachte.

Auch wenn Lisette es nicht erwähnte oder auch nur andeutete, wusste Noelle, wie viel sie Lisette schuldete. Sie erlaubte Noelle, Gil mit in den Laden zu nehmen, solange er leise im Hintergrund spielte. Sie gab Noelle frei, damit sie sich um Gil kümmern konnte, wenn er krank war. Sie zahlte Noelle etwas mehr als den anderen und erlaubte ihr, in ihrer Freizeit Hüte zu entwerfen und anzufertigen, die Lisette ihr dann abkaufte, um sie im Laden zu verkaufen.

Noelle würde in dem Geschäft in England eine bessere Stellung innehaben als bisher. In ein paar Monaten, wenn der Laden eingerichtet war und lief, würde Lisette nach Frankreich zurückkehren, und Noelle würde die Leitung des Londoner Geschäfts übernehmen. Und sie würde ein höheres Gehalt beziehen. Außerdem würde ihr die Wohnung über dem Geschäft, in der Lisette jetzt wohnte, zur Verfügung stehen. Es war nichts Großartiges, aber weitaus angenehmer und großzügiger als die beengten Räumlichkeiten, die Noelle normalerweise mietete. Gil würde sogar ein eigenes kleines Kinderzimmer haben, und die Wohnung war hell, mit Fenstern in jedem Raum.

Das Argument, das für Noelle am schwersten wog, war Gil selbst. Jetzt betrachtete sie ihren Sohn und lächelte. Mit den blonden Locken seiner Mutter, den blauen Augen und Adams Lächeln war Gil ein sonniges, gesundes, intelligentes Kind. Und er hatte mehr verdient, so viel mehr, als Noelle ihm bislang hatte bieten können.

Das Geld, das sie mit ihrer bisherigen Arbeit verdient hatte, reichte kaum zum Leben, und das häufige Umziehen war kostspielig. Sie hatte einige der Juwelen, die Adam ihr geschenkt hatte, verkaufen müssen, um das Geld, das sie von Thorne genommen hatte, zurückzuzahlen. Sie hätte nicht mehr in den Spiegel blicken können, wenn sie es nicht zurückgegeben hätte. Es war eine Sache, sein Geld zu nutzen, um ihren Sohn zu retten, aber es wäre falsch gewesen, ihre Schulden nicht zu begleichen. Den restlichen Schmuck hatte sie nach und nach verkauft, um ihnen die Flucht zu ermöglichen, um Medizin zu besorgen, wenn Gil krank gewesen war, und um ihr spärliches Einkommen aufzubessern.

Sicherlich hätte sie ein leichteres Leben haben können, wenn sie die Hilfe der Männer angenommen hätte, die immer mal wieder in ihrem Leben auftauchten, sie umgarnten und in ihr Bett zu locken versuchten. Sie wusste, was sie für das Angebot der finanziellen Unterstützung im Gegenzug hätte geben müssen, und dazu war sie nicht bereit. Noelle hatte es geschafft, sich durchzuschlagen. Sie hatte das Beste für Gil getan, aber sie wusste, dass es nicht das Leben war, das er hätte führen sollen.

Wie sie besaß auch Gil nicht viel Kleidung. Er hatte sein ganzes Leben lang auf engstem Raum gelebt und oft auf die Aufmerksamkeit seiner Mutter warten müssen, während die ihrer Arbeit nachging. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er und Noelle hungerten oder sich unter den wenigen Decken, die sie besaßen, zusammenkauerten und trotzdem zitterten, weil ihre winzige Wohnung keinen Ofen gehabt hatte.

Als Enkel eines Earls hätte er in Luxus aufwachsen sollen. Er hätte ein weiches Bett und schöne Kleider haben sollen und genug zu essen. Er hätte unzählige Spielsachen und Bücher haben sollen. Ein Pony zum Reiten und einen Reitlehrer, der ihn unterrichte. Einen Hauslehrer und eines Tages eine Ausbildung in Eton und Oxford. Hundert Dinge, die Noelle ihm niemals würde bieten können. Sorgen und Schuldgefühle nagten an ihr – war es falsch gewesen, das Angebot von Thorne nicht anzunehmen? Hätte sie ihn Thorne überlassen sollen, egal wie sehr es wehgetan hätte? War es reine Selbstsucht gewesen, dass sie Gil behalten hatte?

Nein, sicher nicht. Er war noch ein Baby gewesen; er hatte seine Mutter mehr gebraucht als alles andere. Es wäre grausam gewesen, ihn in die Hände dieses kalten Mannes zu geben, Gil von den Menschen aufziehen zu lassen, die ihren eigenen Sohn verstoßen hatten. Sie hatte trotz aller Widrigkeiten das Richtige für ihn getan. Noelle klammerte sich an diesen Gedanken.

Aber wenn sie schon die Chance erhielt, ihm mehr bieten zu können – einen besseren Ort zum Leben, mehr Annehmlichkeiten –, dann musste sie sie ergreifen. Die Stelle, die Lisette ihr in Aussicht stellte, bot ihr genau das. Mehr noch, sie gab Gil die Möglichkeit, in seinem Heimatland zu leben, England und die Engländer kennenzulernen. Noelle war nicht dumm; sie wusste, dass Gil eines Tages die Grafschaft erben würde, so wie Adam es nach dem Tod seines Vaters getan hätte. Gil würde ein wohlhabender Mann von Bedeutung sein. Sie musste tun, was sie konnte, um ihn darauf vorzubereiten; sie wollte nicht, dass er sich als Fremder inmitten seines eigenen Volkes und überfordert mit seiner Position fühlte.

So willigte sie schließlich ein, nach London zu ziehen und Lisette beim Aufbau des Ladens zu helfen. Wenn irgendetwas schrecklich schiefginge, würde sie immer noch nach Frankreich zurückkehren können.

Bis jetzt allerdings verlief alles nach Plan. Gil schien glücklich zu sein. Er genoss es immer, einen neuen Ort zu erkunden, die Herausforderung einer anderen Sprache zu meistern, aber es schien ihr, als gefiele es ihm in London besonders gut, weil er sich freute, dem korrekten Englisch, das er von seiner Mutter gelernt hatte, neue Wörter, neue Eigentümlichkeiten hinzufügen zu können. Er hörte der schottischen Witwe, die neben ihnen wohnte, gebannt zu und würzte seine Sätze bald mit „wee“ für „klein“ und „auld“ für alt, so wie er sich die Rufe der Straßenverkäufer einprägte und wiederholte.

Nichts war passiert, das Noelle beunruhigt hätte. Sie hatte niemanden gesehen, der ihr verdächtig vorgekommen wäre. Die Frauen, die in den Laden kamen, hatten kein anderes Interesse, als sich von ihr bezüglich eines Hutes beraten zu lassen. Sie und Gil bewegten sich in ihrem Viertel, ohne dass es bislang zu einem Zwischenfall gekommen wäre. Der Metzgergehilfe hatte mit ihr geflirtet, und ein Fremder hatte versucht, sie auf der Straße in ein Gespräch zu verwickeln. Seine wahren Absichten waren offenkundig gewesen, aber sie hatte dem Mann mit einem strengen Blick Einhalt geboten, und er hatte sie in Ruhe gelassen.

Nur ein Mann überhaupt war bisher in den Laden gekommen, um einen Hut zu kaufen. Er bat Noelle, ihm das Modell vorzuführen, und lächelte, während er sie betrachtete, was ihr Unbehagen bereitete, aber er sagte nichts Unanständiges, kaufte den Hut und gab ihr eine Lieferadresse. Noelle blickte ihm hinterher, nachdem er den Laden verlassen hatte. Er schlenderte langsam dahin, begutachtete die Waren im Schaufenster des Juweliergeschäfts gegenüber und betrat schließlich ein Tabakgeschäft. Er schien nur einen Schaufensterbummel zu machen, und sie war beruhigt gewesen.

Heute Morgen allerdings verspürte Noelle ein Kribbeln im Nacken, hatte das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Sie blieb vor einem Laden stehen und warf beiläufig einen Blick zurück, sah aber niemanden, der ihr verdächtig vorgekommen wäre. Sie blieb auf der Hut und machte einen unnötigen Abstecher in die Apotheke, um herauszufinden, ob sich jemand in der Nähe aufhielt, der es auf sie abgesehen haben könnte.

Es war niemand da. Sie war überängstlich. Sie konnte nicht wieder weglaufen, nur weil sie sich einen Moment lang unwohl gefühlt hatte. Gil, der mit ihr unterwegs war, zeigte kein solches Unbehagen. Munter setzte er einen Fuß vor den anderen, machte manchmal einen kleinen Hüpfer oder sprang über eine Pfütze und plapperte die ganze Zeit.

Noelle schloss den Laden auf, dann warf sie einen letzten Blick auf die Straße. Es war nichts zu sehen außer dem üblichen frühmorgendlichen Treiben der Ladenbesitzer, die ihre Läden öffneten, und den Verkäufern, die durch die Straßen zogen und ihre Waren anpriesen. Sie öffnete die Tür, schlüpfte mit Gil hinein und ging in den hinteren Teil, um Gils und ihre Sachen an die Garderobe zu hängen. Bis auf sie beide war noch niemand da. Lisette, die oben wohnte, war eine Langschläferin, und so war Noelle normalerweise diejenige, die den Laden öffnete.

Zwei weitere Angestellte kamen herein, während Noelle sich darum kümmerte, dass die Schaufensterauslage richtig arrangiert war und dass ein Bonnet, das sich zum Ladenhüter entwickelte, an einem anderen Ort präsentiert wurde, wo es mehr Beachtung finden würde. Nan, die mit Noelle im Verkaufsbereich arbeitete, half ihr, und das andere Mädchen, Kate, ging in die Werkstatt. Gil folgte Kate in den hinteren Bereich, wo er normalerweise seine Tage damit verbrachte, ruhig zu spielen und kleine Aufgaben für Lisette und Kate zu erledigen, ihnen Bänder und Dekorationen zu bringen oder etwas aufzuheben, das sie fallen gelassen hatten.

Es war ein ruhiger Morgen mit nur wenig Kundschaft. Lisette kam die Treppe hinunter und nahm nach der Begrüßung ihren Lieblingsplatz in der Werkstatt ein und begann mit der Arbeit. Noelle verbrachte ihre Zeit vor allem mit Buchhaltung, eine Aufgabe, auf die sie sich gestürzt hatte, um darauf vorbereitet zu sein, das Geschäft zu führen, wenn Lisette nach Frankreich zurückkehrte. Nan lungerte am Fenster herum, beobachtete die Leute, die vorbeigingen, und kommentierte deren Aufmachung oder Gesichtsausdruck.

„Oh, sieh dir das an! Das ist eine schöne Kutsche. Ich hoffe, sie kommt hierher; es sieht so aus, als hätten die Leute einen dicken Geldbeutel.“

Noelle, die mit den Büchern fertig war, schlenderte hinüber, um es sich anzusehen. Es war in der Tat eine schöne Kutsche, schwarz glänzend und mit Messingbeschlägen versehen, die Vorhänge vor das Fenster gezogen. Ein Mann öffnete den Schlag und stieg aus. Er trug eine Jacke und eine Hose, wie sie jeder Arbeiter hätte tragen können, und hatte eine Schiebermütze auf dem Kopf – der Mann hatte ein Erscheinungsbild, das ganz und gar nicht zu dem teuren Fahrzeug passen wollte, dass er gerade im Begriff war zu verlassen.

Jedes außergewöhnliche Vorkommnis erregte Noelles Aufmerksamkeit, und so sah sie wie gebannt zu, wie der Mann zur Seite trat und dem Herrn, der nach ihm ausstieg, den Schlag aufhielt. Dessen Kleidungstil passte indes sehr gut zur Kutsche. Er war schwarz gekleidet, trug eine schneeweiße Krawatte, die sorgfältig gebunden war, und einen eleganten Hut auf dem Kopf. Die beiden Männer drehten sich um, und Noelle holte scharf Luft.

Den Mann in Arbeitskleidung kannte sie nicht, aber der Gentleman war Carlisle Thorne.

2. KAPITEL

Noelle war einen Moment lang wie gelähmt, als ihr Albtraum vor ihren Augen zur Realität wurde. Als sie wieder zu sich kam, wandte sie sich um, rannte nach hinten und rief über die Schulter: „Er wird nach mir fragen. Sag ihm, dass ich noch nicht da bin. Halte ihn auf.“

Während Nan ihr erstaunt hinterherstarrte, eilte Noelle in die Werkstatt und rief Gils Namen. Er drehte sich um, machte große Augen angesichts der Dringlichkeit in ihrer Stimme und kam zu ihr. Sie hielt nicht inne, um nach ihrer Mütze zu greifen oder einen Blick auf Lisette und Kate zu werfen, sondern nahm Gils Hand und eilte die Holztreppe hinauf. Hinter ihr rief Lisette etwas auf Französisch. Lisette würde begreifen, was geschehen war, und ihr Bestes tun, um zu helfen. Noelle hörte das Klingeln der Glocke über der Eingangstür, als sie an der Wohnungstür von Lisette vorbeihastete.

Eine kleine Tür am Ende des Flurs öffnete sich zu einer schmalen Treppe, die eine halbe Etage hinauf zum Dachboden im obersten Stockwerk führte. Der Dachboden war nicht so groß wie die darunterliegenden Räume, und unterhalb der Fenster an der rückwärtigen Wand verlief das Flachdach von dem Anbau, in dem sich Lisettes Wohnung und der Laden befanden. Noelle lief zu einem der Fenster und schob es hoch, dann kletterte sie hindurch. Vorsichtig ließ sie sich so weit hinunter, wie sie konnte, und ließ sich dann behutsam auf das Dach unter ihr fallen.

Nach ihr kletterte Gil wie ein Affe hinunter, und sie fing ihn auf, als er die letzten paar Meter sprang.

Der Anbau war zu beiden Seiten von Gebäuden eingerahmt, und es war leicht, über die niedrige Brüstung auf das Dach des Nachbargebäudes und von dort auf das nächste Gebäude zu gelangen. Über die Dächer huschten sie, bis es nicht mehr weiterging. Noelle hob eine Falltür in dem Dach, auf dem sie gerade standen, an. Eine Dienstbotentreppe in dem ehemaligen Wohnhaus führte hinunter zur Straße.

Noelle hatte diesen Fluchtweg bereits im Vorwege erkundet und sich eingeprägt, um sicherzugehen, dass sie, sollte das Schlimmste eintreten, im Laden nicht in der Falle saßen. Da sie vorgehabt hatte, dort irgendwann sowohl zu wohnen als auch zu arbeiten, war es ihr besonders wichtig gewesen, eine Möglichkeit zu haben, das Gebäude nicht nur auf einem Weg verlassen zu können. Lisette, die als Einzige Noelles Geschichte kannte, hatte dieser Bedingung gerne zugestimmt.

Am Fuß der Treppe öffnete Noelle vorsichtig die Tür zur Seitenstraße und spähte hinaus. Da sie nichts Verdächtiges entdeckte, schlüpften sie und Gil hinaus und liefen zügig die Straße hinunter. Sie waren fast am Ende des Blocks angelangt, als sie hinter sich einen Schrei hörte. Sie riskierte einen Blick zurück und sah Thornes Begleiter auf sie zukommen. Sie nahm die Beine in die Hand und rannte mit Gil über die Straße und immer weiter.

Obwohl sie wusste, dass es sie Zeit kostete, konnte Noelle nicht umhin, einen weiteren Blick zurückzuwerfen, um nach ihrem Verfolger zu schauen. Thorne hatte sich zu dem Mann gesellt, und die beiden holten rasch auf. Sie kam nicht so schnell voran, wie nötig gewesen wäre, weil Gil einfach nicht flink war mit seinen kurzen Beinchen und langsam müde wurde. Wenn sie ihn hochhob und trug, würde sie auch nicht schneller sein. Diesmal sah es so aus, als würde sie Thorne nicht entkommen können.

Ihr einziger Vorteil war, dass sie sich in der Gegend auskannte. Sie bog an der nächsten Straße rechts ab und rannte in eine dunkle schmale Gasse. Es war ein Risiko, ein Ort, an dem sie leicht in eine Falle geraten konnte, aber sie wusste auch, dass in der Gasse um diese Uhrzeit viel Betrieb herrschte. Außerdem kannte sie den Lehrling des Stoffhändlers, dessen Laden rückwärtig an die Gasse grenzte und der mit Glück gerade dabei war, Waren zu verladen. Sie wich einem Karren aus und zwängte sich zwischen zwei Männern hindurch, die wild gestikulierend miteinander stritten. Und dort, dem Himmel sei Dank, war Micah, der einen großen Stoffballen auf einen Wagen lud. Die Hintertür des Ladens stand offen.

Micah drehte sich um, und seine Augen weiteten sich bei dem Anblick von Noelle und Gil, die auf ihn zurannten. Sein Blick wanderte zu den Männern hinter ihr, die ihnen schon dicht an den Fersen waren. Noelle hatte keine Zeit für Erklärungen, konnte Micah nur einen flehenden Blick zuwerfen, als sie durch die offene Tür stürmte, Gil immer fest an der Hand. Aber er verstand sofort und stieß die Tür hinter ihr zu, dann stellte er sich davor und versperrte sie mit ausgebreiteten Armen. „Hilfe! Diebe!“

Noelle bahnte sich ihren Weg vorbei an den aufgeschreckten Angestellten und Kunden des Stoffladens zur Vordertür hinaus. Auf der anderen Straßenseite wurde gerade eine Droschke ausgeladen, darauf steuerte sie zu. Wegen der hohen Kosten nahm sie selten oder nie eine Droschke, aber sie musste so schnell wie möglich von hier verschwinden.

Der Droschkenkutscher beäugte sie misstrauisch, bevor sie ihren Geldbeutel herausholte und ihn schüttelte. Schließlich nickte er. Sie setzte Gil auf den Wagen und kletterte hinterher. Langsam fuhren sie los. Gil hüpfte auf dem Sitz, aufgeregt über die neue Erfahrung. Noelle behielt die Tür des Stoffladens im Auge, aber bevor die Droschke endlich um eine Ecke bog und der Laden außer Sichtweite geriet, war Thorne nicht aufgetaucht. Sie strich Gil mit einer Hand übers Haar, lehnte sich zurück und legte einen Arm um seine Schultern.

„Werden uns die bösen Männer kriegen?“, fragte er ängstlich.

„Nein, wir sind ihnen entwischt. Mach dir keine Sorgen. Selbst wenn sie uns finden, werden sie dir nichts tun. Denk daran, was ich dir gesagt habe.“

„Ja.“ Er nickte, seine Augen waren ernst, aber dann grinste er. „Wir haben sie besiegt, nicht wahr? Ich mag es, über die Dächer zu rennen.“

„Ja, das hat Spaß gemacht“, log Noelle. Gil war ein zähes Kerlchen. Sie konnte nur hoffen, dass er eher die Aufregung als die Angst in Erinnerung behielt.

Gil drehte sich um und s...

Autor

Candace Camp
<p>Bereits seit über 20 Jahren schreibt die US-amerikanische Autorin Candace Camp Romane. Zudem veröffentlichte sie zahlreiche Romances unter Pseudonymen. Insgesamt sind bisher 43 Liebesromane unter vier Namen von Candace Camp erschienen. Ihren ersten Roman schrieb sie unter dem Pseudonym Lisa Gregory, er wurde im Jahr 1978 veröffentlicht. Weitere Pseudonyme sind...
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Candace Camp
<p>Bereits seit über 20 Jahren schreibt die US-amerikanische Autorin Candace Camp Romane. Zudem veröffentlichte sie zahlreiche Romances unter Pseudonymen. Insgesamt sind bisher 43 Liebesromane unter vier Namen von Candace Camp erschienen. Ihren ersten Roman schrieb sie unter dem Pseudonym Lisa Gregory, er wurde im Jahr 1978 veröffentlicht. Weitere Pseudonyme sind...
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