Schneesturm über Haydon Castle

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Heiraten Sie mich im neuen Jahr, Mylord!" Schockiert liest Lord Ashton den Brief von Madeleine Kirkby. An Liebe mit ihr hat er nie gedacht. Obwohl die Aussicht auf die Hochzeitsnacht verlockend ist …


  • Erscheinungstag 18.12.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728984
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Unaufhaltsam tickte die staubige Uhr auf dem Kaminsims. Madeleine Kirkby schluckte mühsam. Mit behandschuhten Fingern umklammerte sie ihr Retikül noch fester. „Also wird das Gericht nicht zu meinen Gunsten entscheiden? Sind Sie sicher, Sir?“

Sollte Mr. Blakiston recht behalten, könnte sie die Sekunden zählen, die ihr auf dieser Uhr noch blieben, bevor sie ihr Zuhause verlieren würde.

Der alte Anwalt, in fadenscheiniges Schwarz gekleidet, seufzte tief auf. „Leider lässt es sich nicht ändern, Miss Maddy. Sehen Sie – man hält es für unklug, einen Grundbesitz, ein Landgut, der Kontrolle einer ledigen Frau zu überlassen. In Ihrem Fall einer ziemlich jungen Frau.“

„Aber ich habe dieses Stück Land jahrelang verwaltet!“, wandte sie ein. „Schon vor dem Tod meines Bruders.“ Heißer Zorn stieg in ihr auf. Als Stephen nach London gezogen war, um sich zu amüsieren, hatte er ihr Haydon anvertraut. Und jetzt glaubte man, sie sei eine ungeeignete Besitzerin des Anwesens?

Grimmig presste Mr. Blakiston die Lippen zusammen. Dann griff er über den Schreibtisch hinweg und berührte mitfühlend Madeleines Hand. „Ja, das weiß ich, meine Liebe. Diese Argumente habe ich vor Gericht mehrmals vorgetragen. Trotzdem konnte ich das Testament Ihres Großvaters nicht entkräften, in dem er die Bedingung stellte, die jeweiligen Erben oder Erbinnen müssten verheiratet sein. Und Ihr Cousin – nun ja …“

Mehr musste er nicht dazu sagen. Edward, der fünfte Earl of Montfort, gab sich nicht mit seinen eigenen, viel größeren Ländereien zufrieden. Ebenso wie vor ihm sein Vater, war er maßlos verärgert gewesen, weil der dritte Earl seiner Tochter, Maddys Mutter, das alte Schloss mitsamt dem dazugehörigen Landgut als Mitgift überschrieben hatte.

„Vermutlich hat er die Richter bestochen“, meinte Maddy erbittert.

Mr. Blakistons Ohren färbten sich rosig, ehe er vorsichtig sagte: „Da kursierten gewisse Gerüchte. Angeblich nehmen Sie Frauen von – hm – zweifelhaftem Ruf bei sich auf, Miss Maddy. Und zudem wurde auch – eh – Ihr Verhalten infrage gestellt.“ Jetzt glühten seine Ohren feuerrot.

Entrüstet beugte sie sich auf ihrem Stuhl vor. „Einem bedauernswerten Milchmädchen gewähre ich Obdach. Mein Cousin hat die Ärmste ruiniert – nämlich vergewaltigt. Sie ist erst fünfzehn! Ein Kind! Und wie finden Sie Edwards Weigerung, mir eine Heirat zu gestatten?“

Als ihr nächster Verwandter hatte Edward sofort nach Stephens Tod die Vormundschaft für Maddy beantragt und erhalten. Über Haydon konnte er nicht verfügen, denn Mr. Blakiston war ihr Treuhänder. Aber er besaß die Macht, sie bis zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag an einer Eheschließung zu hindern.

Der Anwalt räusperte sich. „Offenbar hat Seine Lordschaft Ihnen selbst einen Heiratsantrag gemacht?“

Da Maddy einen hoffnungsvollen Unterton in seiner Stimme hörte, ballte sie erbost die Hände. „Soll ich etwa einen Mann heiraten, der Dienstmädchen vergewaltigt? Ja, er bat mich, seine Frau zu werden, was ich ablehnte. Und da drohte er triumphierend, er würde mir keinen anderen Gemahl erlauben. Wenn ich ohne seine Zustimmung heirate, würde er die Ehe annullieren lassen. Und so verwehrt er mir, die Voraussetzungen im Letzten Willen meines Großvaters zu erfüllen.“

Nicht nur, indem Edward ihr eine Heirat untersagte. Bei jeder Gelegenheit schadete er ihrem Ruf. Mittlerweile wurde sie von der Gesellschaft in Newcastle geächtet. In ganz England war wohl kaum ein Gentleman jetzt noch bereit, mit ihr vor den Altar zu treten. Jedenfalls keiner zwischen den Flüssen Tweed und Tees. Nicht, dass sie sich nach einem Bräutigam sehnte – oder vielleicht doch, wenn er ihr helfen würde, Haydon zu retten.

„Tut mir leid, Miss Maddy“, beteuerte Mr. Blakiston. „Aber solange Sie sich mit keiner eigenen Klage an das Gericht des Lordkanzlers wenden, können Sie nichts tun. Der Earl wird Haydon am 7. Januar in Besitz nehmen.“

Für eine Klage vor dem Gericht des Lordkanzlers fehlte ihr das Geld. Am Heiligen Abend würde sie ihr einundzwanzigstes Lebensjahr vollenden. Selbst unter den günstigsten Umständen würde ihr nicht genug Zeit bleiben, um bis zum Dreikönigsfest einen Ehemann zu finden. Und jetzt, da Weihnachten vor der Tür stand, musste sie ihre Leute schmerzlich enttäuschen und ihnen gestehen, sie habe den Kampf verloren.

„Würde man mir Aufschub bis zu Mariä Verkündigung gewähren, Sir?“ Bis Ende März könnte die Zeit eventuell reichen.

Bedauernd schüttelte der Anwalt den Kopf. „Nein, meine Liebe. Das schlug ich vor, aber es wurde abgelehnt.“

Schweren Herzens senkte Maddy den Kopf. Also musste sie aus ihrem Heim ausziehen, ebenso wie ihre Angestellten. Was Edward tun würde, wusste sie. Er würde das Haus abreißen lassen, denn er brauchte zusätzliches Weideland für seine Schafherden. Die schönen alten Bausteine wollte er anderweitig verwenden. Natürlich kümmerte er sich nicht um die Leute, die ihren Lebensunterhalt einbüßen würden, um Familien, grausam auseinandergerissen, um Kinder, die in Fabriken arbeiten müssten …

Die Tür des Büros öffnete sich, und der Schreiber steckte den Kopf herein. „Soeben ist Seine Lordschaft eingetroffen, Sir. Soll ich ihn bitten zu warten?“

„Oh, Seine Lordschaft?“ Maddys Blut schien zu gefrieren. Doch nicht …

Beschwichtigend lächelte Mr. Blakiston sie an. „Lord Ashton Ravensfell, der Bruder des Duke. Er möchte einige Geschäfte mit mir regeln. Kennen Sie ihn?“

„Ja.“ Erinnerungen kehrten zurück, Maddys geballte Hände entspannten sich. „Jahrelang habe ich ihn nicht gesehen – seit er sein Offizierspatent gekauft hat, nicht mehr.“ Als er in den Krieg gezogen war, hatte sie sich die Augen ausgeweint.

Die Stirn nachdenklich gerunzelt, wandte der Anwalt sich zu seinem Schreiber. „Danke, Felton, führen Sie Seine Lordschaft herein.“

Diese Worte hielt sie für einen Wink mit dem Zaunpfahl und biss sich auf die Lippen. Wahrscheinlich hatte sie Mr. Blakistons Zeit lange genug mit dem Ansinnen beansprucht, er möge ihr zuliebe gegen Windmühlen kämpfen. Und so erhob sie sich. „Dann wünsche ich Ihnen einen guten Tag, Sir. Vielen Dank …“

„Nein, nein, Miss Maddy.“ Hastig stand er auf und bedeutete ihr, wieder Platz zu nehmen. „Es eilt nicht, und Lord Ashton wird sehr gern seine Bekanntschaft mit Ihnen erneuern.“

Unbehaglich legte sie ihre Dokumente zusammen. „Nein, ich gehe besser.“ Bei ihrer letzten Begegnung mit Lord Ashton war sie fünfzehn gewesen – und bis über beide Ohren in ihn verliebt, wie es nur ein albernes junges Mädchen sein konnte. Hoffentlich hatte er nie bemerkt, wie heftig sie bei seinem Anblick stets errötet war, mit rasendem Herzen. Immer wieder hatte sie sich ausgemalt, wie es wäre, wenn er sie plötzlich umarmen und ihr seine Liebe erklären würde. „Sicher erinnert er sich nicht …“

In diesem Moment hielt Felton die Tür auf. „Seine Lordschaft, Mr. Blakiston“, meldete er.

Der Anwalt ging seinem Besucher entgegen. „Lord Ashton, ich glaube, Sie kennen Miss Kirkby?“

Zu Maddys Verwirrung beschleunigte sich ihr Puls, sobald sie den Neuankömmling erblickte. Dann erstarrte sie, als er sie mit kühlen Augen musterte und die Brauen hob. Also erinnerte er sich nicht an sie – geschweige denn in freudigem Staunen.

Der Bruder des vierten Duke of Thirlmere hatte sich verändert. Noch immer war er überdurchschnittlich groß, mit den silbergrauen Augen und den dichten blonden Haaren seiner Wikinger-vorfahren. Offenbar hatte er die jahrelangen Kämpfe gegen Napoleons Streitkräfte auf der Pyrenäenhalbinsel ohne ernsthafte Verletzungen überstanden. Aber irgendwelche andere Erfahrungen mussten ihn verändert haben.

„Miss …?“ Jetzt verzogen sich seine Lippen zu einem angedeuteten Lächeln, das seine Augen nicht erwärmte. „Natürlich, Miss Kirkby.“

Formvollendet reichte er ihr seine Hand und verbeugte sich. Seine behandschuhten Finger umschlossen ihre, und ihr wurde heiß und kalt. Irgendwie brachte sie eine höfliche Antwort zustande, obwohl ihr Herz immer noch viel zu schnell pochte.

Gott steh mir bei! Du schon wieder. Lästiges Balg!

So hatte er sie einmal genannt, dann gelächelt und ihr befohlen, ihr Pony festzubinden und ihren miserablen Hund aus dem Weg zu zerren.

Abgesehen von solchen Rügen, war er stets freundlich zu ihr gewesen, selbst wenn er ihrem Pony und ihr selbst strenge Strafen angedroht hatte, wenn sie auf eine seiner antiken römischen Schätze steigen würden. Die hatte er in der Nähe ihres Elternhauses entdeckt.

Papa hatte sich nie über Ash Ravensfells Ausgrabungen beim römischen Wall beschwert. Für solchen Unsinn fehlt mir die Zeit. Soll er doch das alte Zeug ans Licht holen.

Manchmal hatte Ash ihr erlaubt, einen seiner Funde freizulegen – eine Münze, eine Tonscherbe, ein kleines Bronzepferd mit hochgeworfenem Kopf. Ausführlich erklärte er ihr, was dieser oder jener Gegenstand bedeuten mochte.

Dabei hatten seine silbergrauen Augen voller Freude gestrahlt. Jetzt wirkten sie glanzlos, von geisterhaften Schatten verdunkelt, als hätten sie Dinge gesehen, die er vergessen wollte. Und seine steifen Begrüßungsworte schienen einer Fremden zu gelten.

Er ist der Bruder eines Dukes. In der gesellschaftlichen Hierarchie stehst du tief unter ihm.

Doch der Ash, an den sie sich erinnerte, hatte sie niemals arrogant behandelt, er war ein Freund gewesen.

Irgendwie gelang ihr ein Lächeln. Auf überaus korrekte Weise, die sogar ihrer Großtante Maria gefallen hätte, verabschiedete sie sich.

Mr. Blakiston begleitete sie hinaus und ignorierte ihren Protest gegen die überflüssige Fürsorge. „Glauben Sie mir, Miss Maddy, es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Jetzt muss ich zu Seiner Lordschaft zurückkehren, der mir einen schwierigen Auftrag erteilt hat. So bald wie möglich möchte er ein Landgut kaufen.“

In seinem Blick erschien ein sonderbarer Ausdruck, der ihre Aufmerksamkeit erregte. „Ein Landgut?“

Der Anwalt nickte. „Nicht zu groß, in der Nähe des Hadrianswalls. Seine Lordschaft interessiert sich sehr für die Antike.“

„Ja“, bestätigte sie zögernd. „Daran erinnere ich mich.“

„Leider habe ich keine Informationen über Grundstücke, die ihm zusagen könnten. Eines oder zwei wären vielleicht geeignet. Aber ich fürchte, die werden ihn enttäuschen. Entweder liegen sie zu weit vom Wall entfernt, oder sie sind zu groß. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als ihm die bedauerliche Neuigkeit mitzuteilen.“ Mr. Blakiston drückte ihre Hand. „Auf Wiedersehen, meine Liebe.“

Maddy wandte sich in die Richtung des Three Shepherds Inn. Im Stall dieses Gasthofs hatte sie ihr Pferd und den Einspänner untergebracht. Unterwegs betrat sie einen Laden, um Tee zu kaufen.

Nachdem sie das Geschäft des Teehändlers verlassen hatte, überschlugen sich ihre Gedanken immer noch. Normalerweise war Mr. Blakiston die personifizierte Diskretion. Nie zuvor hatte er mit ihr über seine Geschäfte mit anderen Klienten gesprochen. Und an diesem Tag hatte er ihr Lord Ashtons Pläne verraten.

Wollte er mir einen Hinweis geben – auf eine Möglichkeit, Haydon und meine Leute zu retten?

Sie kannte Ash Ravenswell. Zumindest hatte sie das geglaubt. Doch der Mann in Blakistons Büro war ein Fremder gewesen.

Und wenn er einen Grundbesitz in der Nähe des alten römischen Walls kaufen möchte?

Kurz bevor sie das Gasthaus erreichte, verlangsamte sie ihre Schritte. Sie würde ihren Angestellten erklären müssen, sie dürften sich keine Hoffnungen mehr machen – es sei denn …

„Ah, da ist ja meine kleine Cousine! Hat Blakiston dir die Neuigkeit schonend beigebracht?“

Irritiert blickte Maddy auf. Edward, der Earl of Montfort, stand hinter dem Torbogen, der zum Hof des Three Shepherds führte. Hochgewachsen, dunkelhaarig und attraktiv, hatte er schon zahlreichen Mädchen den Kopf verdreht. Lauter törichte Dinger, die Maddy verachtete.

„Suchst du hier eine Unterkunft, Madeleine?“, fragte er und grinste schadenfroh. „Am 7. Januar gehört Haydon mir. Also solltest du zu packen anfangen.“

Mit seiner dreisten Selbstgefälligkeit weckte er erneut den Zorn, den Maddy in der Anwaltskanzlei empfunden hatte. Und dieser Groll ermutigte sie. „Du solltest den Tag nicht vor dem Abend loben, Edward“, entgegnete sie honigsüß. „Warte lieber, bis deine Schäfchen im Trockenen sind. Der Wolf könnte sie immer noch reißen.“

Lachend schüttelte er den Kopf. „Arme kleine Närrin … Wärst du halbwegs bei Verstand, hättest du meinen Heiratsantrag angenommen.“

„Um für den Rest meines Lebens wehrlose Milchmädchen zu beschützen?“, fauchte sie.

Diesen Antrag hatte er ihr nur gemacht, damit ihm niemand vorwerfen konnte, er würde sie hartherzig aus ihrem Haus werfen. Als seine Braut hätte sie zwar sich selbst gerettet, aber nicht Haydon. Nicht nur das alte Schloss wollte er abreißen, wie er mehrmals angekündigt hatte, sondern auch den Teil des römischen Walls, der das Landgut durchquerte, um sich das Baumaterial anzueignen.

Jetzt lachte er noch lauter. „Wurmt dich das so sehr? Hast du erwartet, ich würde mich für dich aufheben?“

„Meinst du, ob ich erwartet habe, du würdest dich wie ein Gentleman benehmen, Edward? Großer Gott, nein!“

Sofort erstarb sein Grinsen, und er trat näher zu ihr. Die Schultern gestrafft, wich sie nicht zurück. In einem belebten Hof konnte er ihr nur wenig anhaben.

„Alles in Ordnung, Miss Maddy?“, rief ein Stallbursche, der ein Pferd durch den Hof führte.

Ärgerlich fuhr der Earl zu ihm herum. „Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram, frecher Kerl, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist!“ Der Mann zögerte, aber Edward beachtete ihn nicht mehr und ergriff Maddys Arm. „Wir müssen ungestört miteinander reden, Cousinchen“, stieß er mit leiser, frostiger Stimme hervor. „Falls du eine Szene machst und einer dieser Gaffer ist dumm genug, sich einzumischen, verliert er seinen Arbeitsplatz! Dafür werde ich sorgen!“

„Da gibt es ziemlich viele Zeugen, Edward. Sag mir hier und jetzt, worum es geht“, verlangte sie in ruhigem Ton. Keinesfalls wollte sie, dass der Stallknecht Jed einschreiten und ihretwegen in Schwierigkeiten geraten würde.

Als Edward ihren Arm noch fester umklammerte, unterdrückte sie einen Schrei. Gewaltsam begann er sie zum Seiteneingang des Gasthauses zu zerren. Von kalter Angst erfasst, schwang sie ihre freie Hand hoch, um ihn zu ohrfeigen. Dabei verwünschte sie ihren Handschuh, ohne den hätte sie ihm das Gesicht zerkratzen können.

Blitzschnell zuckte er zurück und wich der Attacke aus. „Verdammtes Biest!“

„Miss Kirkby!“

Hinter ihnen erklangen Stiefelschritte auf dem Kopfsteinpflaster, und Edward murmelte einen Fluch, bevor er Maddy losließ.

Sie drehte sich um und widerstand dem Bedürfnis, sich den Arm zu reiben. Beinahe setzten ihre beschleunigten Herzschläge aus – da stand Lord Ashton.

Die silbergrauen Augen verengt, musterte er Edward herausfordernd. In seiner Nähe postierten sich mehrere Stallburschen, zusammen mit Jed.

„Ich glaube, Sie sollten die Dame in Ruhe lassen, Montfort“, sagte Lord Ashton tonlos.

„Wer zum Henker …?“ Edward unterbrach sich und starrte ihn an. „Heiliger Himmel, Ravensfell, nicht wahr? Neulich traf ich Ihren Bruder. Er hat erwähnt, Sie seien wieder daheim.“ Nachdem er Maddy losgelassen hatte, ging er zu Lord Ashton und reichte ihm die Hand. „Sie waren verreist, auf dem Kontinent, wenn ich mich recht entsinne?“

Statt die ausgestreckte Hand zu ergreifen, schaute Lord Ashton ihn nur unverwandt an.

Unwillkürlich trat Edward zurück, erholte sich aber sehr schnell von seiner Verblüffung und zeigte auf Maddy. Dabei lächelte er Lord Ashton verschwörerisch zu. „Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Cousin und Cousine. Wie das mit den Frauen ist, wissen Sie ja. Ständig erkläre ich ihr, sie dürfe sich nicht allein herumtreiben, und das dumme Mädchen hört nicht auf mich.“

Lord Ashton wandte sich zu Maddy. „Miss Kirkby?“

„Nun, mein Cousin wollte ungestört mit mir reden“, erklärte sie. „Da ich ihm nichts zu sagen und kein Interesse an irgendwelchen Dingen habe, die er mir nicht auch in der Öffentlichkeit mitteilen kann, lehnte ich das Ansinnen ab.“ Demonstrativ strich sie sich über den Arm, den Edward umklammert hatte, was Lord Ashton nicht entging.

„Das genügt wohl, Montfort“, entschied er mit eisiger Stimme. „So wie ich die gesellschaftlichen Prinzipien kenne, beendet die Ablehnung einer Dame alle weiteren Diskussionen.“ In diesem Kommentar schwang eine gewisse Verachtung mit.

Autor

Elizabeth Rolls
<p>Elizabeth Rolls, Tochter eines Diplomaten, wurde zwar in England geboren, kam aber schon im zarten Alter von 15 Monaten in die australische Heimat ihrer Eltern. In ihrer Jugend, die sie überwiegend in Melbourne verbrachte, interessierte sie sich in erster Linie für Tiere – Hunde, Katzen und Pferde – las viel...
Mehr erfahren