Sexy Single - genau der Richtige

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Allie will einen Mann für eine heiße Affäre, aber keinen zum Heiraten! Und als sie Pete kennenlernt, weiß sie, dass sie ihren Traumlover gefunden hat. Bis sie merkt, dass sie sich in ihn verliebt hat. Plötzlich ist der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft so verführerisch wie die sinnlichen Nächte in seinen Armen...


  • Erscheinungstag 02.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733779245
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Allison Tracy hielt ihr Weißweinglas feierlich in die Höhe und verkündete: „Meine Damen, hiermit schwöre ich hoch und heilig, dass ich bis zum nächsten Jahrtausend mit Männern nichts mehr am Hut habe.“

Prompt brachen ihre Freundinnen Erin Bridges und T. J. Skaggs in schallendes Gelächter aus, so dass die übrigen Gäste des „River Oakes“-Restaurants interessiert zu ihrem Tisch sahen. Die drei Frauen hatten sich zum Lunch getroffen, um Allisons jüngsten Beziehungsreinfall zu feiern. Sie alle kannten sich, seit sie in Dallas gemeinsam zur Schule gegangen waren.

Erin, eine hübsche Brünette, beugte sich vor und sah Allison ungläubig an. „Du und die Männer aufgeben, Allie?“

T. J., blond und vom äußeren Erscheinungsbild her die Gesetzteste unter ihnen, nahm sich eines der Shrimp-Häppchen mit Ziegenkäse. „Kann ich mir auch nicht vorstellen. Außerdem kannst du nicht alle Männer verdammen, nur weil dieser Adam ein Idiot ist. Wo kommen wir denn da hin?“

Allison warf ihr üppiges goldbraunes Haar in den Nacken. „Das fragst ausgerechnet du? Immerhin bildest du als junge, erfolgreiche und glücklich verheiratete Frau eine absolute Ausnahme.“

„Hör mal, ich bin auch nicht laufend im Glückstaumel“, protestierte T. J. „Meine Ehe war ein hartes Stück Arbeit, aber die Mühe hat sich gelohnt.“

Harte Arbeit! Allison dachte an die letzten paar Wochen mit Adam, während deren sie sich unablässig gestritten hatten. Sie hatte sich eine Menge Vorwürfe gefallen lassen müssen und reichlich Tränen vergossen, bis sie endlich die Kraft aufbrachte, ihn in die Wüste zu schicken. „Vielleicht habe ich keine Lust mehr auf diese harte Arbeit.“

„Du bist einfach ausgebrannt“, sagte T. J. „Sieh es mal von der anderen Seite: Immerhin wart ihr so lange nun auch wieder nicht zusammen. Du bist nicht am Boden zerstört, und deshalb spricht nichts dagegen, sich mit frischer Energie auf die nächste Herausforderung zu stürzen.“

Erin pflichtete ihr bei: „Ich weiß, was du jetzt gerade durchmachst. Genauso fühlte ich mich nach der Scheidung von Troy. Dabei müsstest du eigentlich stolz darauf sein, einen weisen Entschluss getroffen zu haben. Jetzt kannst du unbeschwert weiterziehen.“

„Weiterziehen wohin?“ fragte Allison. „Seien wir ehrlich, Mädels, im Grunde sind wir noch dieselben verträumten Mäuschen wie damals auf der High School. Wir glauben immer noch an Mr. Right, und ich für meinen Teil kann behaupten, ihn wirklich überall gesucht zu haben. Allerdings haben sich alle bisherigen Kandidaten als das genaue Gegenteil erwiesen.“

„Nun mach mal halblang, Allison“, warf T. J. ein. „Männer sind nicht durchweg furchtbar.“

„Nicht? Na ja, vielleicht nicht alle. Es gibt ein paar richtig nette Kerle, die verheiratet sind. Und die unverheirateten netten Kerle sind schwul. Die übrigen sind entweder Egozentriker, die eine Frau brauchen, um ihre Eitelkeit zu befriedigen, oder unreife Chaoten, die eine Beziehung brauchen, weil sie ihr Leben nicht allein in den Griff bekommen. Denkt doch bloß an meinen verwöhnten Arztsohn, der seine Studiengelder für Skireisen ausgab und sich dann von mir sein Studium finanzieren lassen wollte. Und Adam gehörte eben zur anderen Sorte. Ihm war meine Karriere die ganze Zeit ein Dorn im Auge, weshalb er mich unbedingt heiraten, nach Wisconsin verschleppen und möglichst umgehend schwängern wollte.“

T. J. lachte. „Wundert dich das? Welcher Mann kann dich ansehen, ohne sich sofort auszumalen, was für bezaubernde Kinder er mit dir haben könnte?“

„Und genau darum geht’s. Männer sehen mich an und denken nur: groß, lange Beine, trägt die wohl Strapse?“

„Was können sie dafür, dass du umwerfend gut aussiehst?“ wandte Erin ein.

„Nichts, aber ich will nicht immer nur als schöne Hülle wahrgenommen werden. Die meisten Männer gehen davon aus, gut aussehende Frauen seien automatisch dumm. Wer schön ist und auch noch Grips hat, ordnet sich ihnen womöglich nicht unter. Das war auch Adams Problem. Er konnte mich nicht so akzeptieren, wie ich bin.“

„Zu deiner Information“, klärte T. J. sie auf, „Don und ich waren vier Mal aus, bevor er begriff, dass ich nicht die Telefonistin von Cushman & Dodd bin, sondern die Chefsekretärin. Inzwischen hat er sich glücklicherweise damit abgefunden.“

Allison lächelte. „Versteh mich bitte nicht falsch, T. J., aber deine Situation ist mit der von Erin und mir nicht vergleichbar. Dein Mann ist im Ölgeschäft und verdient das Dreifache von dem, was du im Monat nach Hause bringst. Wie sähe die Sache wohl aus, wenn es umgekehrt wäre?“

„Ja, stell dir vor, du würdest das verdienen, was Allie mit ihren Pharmazeutika oder ich mit meinen Edelpumps mache“, stimmte Erin ein, die 500-Dollar-Schuhe in einer der edelsten Boutiquen von Houston verkaufte.

„Wir sollten allerdings nicht vergessen, dass meine Pharmazeutika der Menschheit mehr Nutzen bringen als deine überteuerten Stöckelschuhe“, erinnerte Allison.

„Wobei ‚überteuert‘ wohl auf beide Produkte gleichermaßen zutreffen dürfte“, verteidigte sich Erin.

„Okay, okay, worauf ich eigentlich hinauswollte, ist ja nur, dass Don gewiss Schwierigkeiten damit hätte, wenn T. J. die Hauptverdienerin wäre. Oder etwa nicht?“

„Ich denke schon“, bestätigte T. J.

„Was meine These bestätigt, dass Männer sowohl unsicher als auch emotionell unreif sind“, sagte Allison. „Sie halten keine starke Frau an ihrer Seite aus. Adam konnte jedenfalls nie leiden, wenn ich ihm von meinen beruflichen oder privaten Sorgen erzählte, während ich mir nächtelang anhören durfte, wie sehr ihn seine Arbeit belastete oder unter welchem Erwartungsdruck er lebte, seit er die Versicherungsagentur seines Vaters übernommen hatte. Und dann hatte er auch noch die Stirn zu behaupten, ich würde ihm zu wenig Aufmerksamkeit schenken!“

„Ich finde, du bist ein bisschen zu streng mit ihm“, wandte T. J. ein. „Schließlich hatte Adam auch seine guten Seiten, das hast du selbst gesagt.“

Allison lachte bitter. „Ja, ich weiß. Und wenn der Sex mit ihm nicht so toll gewesen wäre, hätte ich ihm wahrscheinlich schon viel früher den Laufpass gegeben. Trotzdem ist eine Beziehung, die im Grunde nur im Bett funktioniert, auf Dauer unbefriedigend. Irgendwann macht es dann selbst da keinen Spaß mehr.“

„Ich verstehe, was du meinst“, sagte Erin. „Aber du solltest nicht gleich das Handtuch werfen. Du findest auch noch den Richtigen, glaub mir.“

„Dein Wort in Gottes Ohr. Leider habe ich bisher noch keinen getroffen, der selbstbewusst und offen genug ist, um sich auf eine unkomplizierte, gleichberechtigte Paarbeziehung einzulassen.“

„Unkompliziert?“ riefen ihre beiden Freundinnen im Chor.

„Du solltest nie die Worte ‚Beziehung‘ und ‚unkompliziert‘ in einem Atemzug nennen“, sagte Erin kichernd. „Keine Beziehung kann jemals unkompliziert sein, weil jeder sein eigenes Päckchen an Problemen mitbringt.“

„Stimmt“, ergänzte T. J. eifrig. „Meine Ehe ist wirklich wunderbar, aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir nicht immer wieder unsere kleinen Grabenkämpfe austragen. Wer eine intakte Beziehung will, muss kompromissbereit sein, und das nicht zu knapp. Nehmen wir beispielsweise das Thema Familienplanung, das wir im Moment beim Wickel haben. Wir sind beide entschlossen, nächstes Jahr ein Kind in die Welt zu setzen. Das heißt für mich, ich werde Erziehungsurlaub nehmen müssen, obwohl sich eine längere Auszeit gerade nicht besonders gut mit meiner Karriere verträgt.“

„Klingt ja wie ein richtig toller Kompromiss“, erwiderte Allison spöttisch. „Du hängst deinen Job an den Nagel, und für Don ändert sich nichts.“

„Das ist unfair, Allison. Ich will schließlich das Baby, und Don kann wohl schlecht die Schwangerschaft und das Stillen übernehmen.“

„Schon gut, tut mir Leid, T. J.“, lenkte Allison ein. „Du hast Recht. Außerdem könnte ich mir vorstellen, selbst freiwillig eine Weile zu Hause zu bleiben, wenn ich ein Kind hätte.“

„Nur dass du weder einen Mann noch ein Kind willst, richtig?“ fragte T. J. nach. „Deshalb hast du doch mit Adam Schluss gemacht, weil er mit dir eine Familie gründen wollte.“

Allison zögerte einen Moment. „Nein, eigentlich habe ich nichts dagegen, eine Familie zu gründen. Ich will damit bloß warten, bis ich wirklich so weit bin. Ich will mir nicht von einem Mann sagen lassen, wann ich meinen Job aufgeben und schwanger werden soll.“

„Außerdem muss er perfekt aussehen und unkompliziert sein“, ergänzte Erin. „Ich fürchte, liebe Allison, du wirst Mühe haben, so ein Exemplar zu finden. Wenn du mich fragst, suchst du jemanden wie den schrägen Doc Tracy – nett, aber tödlich langweilig.“

„He, mach dich nicht über meinen Bruder lustig!“ wies Allison sie zurecht. Andererseits musste sie zugeben, dass ihr Bruder, der Professor für mittelenglische Literatur, zwar ein sehr netter Mann war, aber ganz gewiss nicht der Typ, bei dem jede Frau gleich Herzklopfen bekam.

„Vielleicht solltest du mal mit ihm über deine Männerprobleme sprechen“, schlug T. J. grinsend vor. „Immerhin ist er auch ein Mann.“

Allison kicherte. „So weit kommt es noch! Wahrscheinlich würde er mir raten, mich zur Abwechslung mal anderen Dingen zuzuwenden, wie beispielsweise die Canterbury Tales auswendig zu lernen – alle vierundzwanzig.“

Erin und T. J. lachten. Dann sagte Erin: „Wisst ihr, ich denke, wir sollten die ganze Sache einmal anders angehen. Vielleicht gibt es tatsächlich den perfekten Mann für Allie, und er ist bloß nicht so, wie sie ihn sich immer vorstellt.“

„Sondern?“ fragte Allison neugierig.

„Na ja, ich meine, du bist eventuell zu sehr mit dem Kopf dabei und nicht mit dem Bauch.“

„Mag sein. Aber was heißt das?“

„Seien wir doch mal ehrlich. Jedes Mal wenn du eine halbwegs ernste Beziehung eingehst, kriegst du Angst, man will dich kontrollieren.“

„Hmm, kann sein“, murmelte Allison nachdenklich.

„Tja, und wenn ich bedenke, dass du deine Beziehungen wechselst wie andere ihre Unterhosen, scheint mir, dass du eigentlich keine wirklich feste Beziehung suchst.“

„Landen wir jetzt wieder beim Sex?“ fragte Allison misstrauisch.

„Ja, weil ich nämlich langsam glaube, dass du momentan eher einen Liebhaber brauchst als einen Mann, der sich in dein Leben einmischen will.“

„Einen Liebhaber?“ wiederholte Allison überrascht. „So einen hübschen jungen Muskelprotz, wie ihn sich alternde Filmstars angeln?“

„Warum nicht? Du bist sechsundzwanzig, hast keine Lust, deine Unabhängigkeit aufzugeben, und willst weiter nichts als deinen Spaß. Also brauchst du keinen intellektuellen Überflieger, sondern einen Kerl, der einfach gut im Bett ist.“

Allison fand, dass die Idee sich gar nicht so schlecht anhörte. „Und an welche Sorte Kerl denkst du dabei?“

„Keine Ahnung. Einen Bauarbeiter zum Beispiel.“

„Einen Bauarbeiter! Jetzt hör aber auf!“

„Nein, Erin hat Recht“, mischte sich nun T. J. wieder ein. „Als Don und ich letztes Jahr den Pool einbauen ließen, waren die Typen echt atemberaubend. Diese Jungs sehen aus wie Unterwäschemodels: tolle Körper und superbraun.“ Ihr Blick schweifte verträumt in die Ferne.

„T. J.!“ ermahnte Allison sie. „Ich wusste gar nicht, dass du voyeuristisch veranlagt bist.“

„Was heißt hier ‚voyeuristisch‘? Die sind den lieben langen Tag vor meinem Küchenfenster herumgeturnt, da konnte ich sie wohl kaum übersehen.“

„Fitnesstrainer sind übrigens auch nicht zu verachten“, sagte Erin. „Meinen hätte ich um ein Haar abgeschleppt. Glücklicherweise fand ich rechtzeitig heraus, dass er verheiratet ist. Aber es gibt schließlich auch unverheiratete.“

„Und wir sollten die vielen leckeren Automechaniker nicht vergessen, die sich hier in Texas tummeln“, fügte T. J. hinzu.

„Schon gut“, meinte Allison. „Vielleicht wäre es zur Abwechslung mal ganz spaßig, wenn ich mir jemanden aussuche, der so schön, aber schlicht ist, wie es mir die meisten Kerle unterstellen. Warum soll ich mir nicht auch ein Sexobjekt gönnen? Vorausgesetzt, ich halte es aus, dass diese Jungs normalerweise einen Haufen Unsinn reden.“

„Entscheide dich: Willst du gepflegten Sex oder gepflegte Konversation?“ fragte Erin kichernd.

„Ersteres. Dabei fällt mir ein, dass mein Wagen zur Inspektion muss. Vielleicht fahre ich heute Nachmittag beim Händler vorbei und seh’ mich ein bisschen um.“

„Ob dir einer von den Werkstattaffen einen kurzen Ölwechsel macht?“ erkundigte sich Erin lachend.

„Werkstattaffen? Also hör mal, Erin, gewisse Ansprüche habe ich dann doch noch. Ich dachte eher an einen der Verkäufer. Der Typ, der mir meinen Wagen aufgeschwatzt hat, war nicht zu verachten, auch wenn er mir diese Montagskiste angedreht hat.“

„Na siehst du, da hättest du vielleicht schon deinen idealen Kandidaten“, sagte Erin begeistert.

Allison lächelte. „Ich könnte ihn vielleicht dazu verdonnern, mich zum Essen einzuladen – als Wiedergutmachung dafür, dass er mir vierzigtausend Dollar für ein Auto abgeknöpft hat, das entweder kreischt wie ein elektrischer Rodeo-Bulle oder tickt wie eine Bombe.“

T. J. grinste. „Stimmt, dafür muss er bezahlen.“

Allison hob ein weiteres Mal ihr Glas und verkündete: „Vielen Dank für den Rat, meine Damen. Ich nehme die Herausforderung an und werde sehen, ob ich die Männer vielleicht doch nicht ganz aufgeben muss.“

Ihre Freundinnen stießen lachend mit ihr an.

Ein Liebhaber. Ein Mann, mit dem sie Spaß haben konnte, ohne Verpflichtungen einzugehen oder Komplikationen befürchten zu müssen. Möglicherweise war Erins Idee wirklich genau das Richtige für sie. Warum sollte sie sich nicht jemanden suchen, mit dem sie ein paar ihrer Fantasien ausleben konnte?

„Pete Chisholm, du fauler Hund! Beweg deinen dicken Hintern endlich nach draußen, und kümmere dich um die Kunden!“

Pete wandte sich von seinem Computerbildschirm ab und blickte Roxy McClure, die Chefsekretärin, an. „Dicken Hintern?“ wiederholte er mit einem Anflug von Entrüstung.

Roxy grinste, wobei sich auf ihren rougegefärbten Wangen kleine Grübchen bildeten. „Knackigen Hintern, okay. Aber du weißt schon, wie umwerfend du aussiehst, da brauche ich dich nicht noch eingebildeter zu machen.“

„Ich bin doch nicht eingebildet!“ protestierte Pete.

„Wohl, und jetzt zisch ab. Der Boss flippt aus, wenn er sieht, dass draußen sechs Wagen in der Warteschlange stehen.“

„Zu Befehl“, sagte Pete trocken. „Wir wollen den Boss schließlich nicht reizen. Wo steckt denn eigentlich Bud?“

„Zum Mittagessen gegangen.“

„Verdammt“, fluchte Pete und stand auf. „Das heißt im Klartext, er trifft sich mit der Kellnerin vom ‚Gator’s‘ zum Quickie. Wir sollten diesen alten Schwerenöter feuern.“

Roxy verdrehte die Augen. „Musst du gerade sagen. Wie oft springt denn Bud für dich ein, Romeo?“

Pete zwinkerte ihr zu. „Roxy, warum denkst du immer nur so schlimme Sachen von mir?“

„Weil du ein schlimmer Finger bist. Mir tun alle Frauen in der Seele Leid, die das noch nicht begriffen haben.“

Er grinste sie an. „Ach, wie kannst du das nur sagen. Du weißt doch, ich bete nur dich an. Kannst du vielleicht ein paar von den Wagen übernehmen?“

„Weil um diese Tageszeit nur zickige alte Schachteln kommen, richtig?“

„Ich meine, weil du so wunderbar geduldig im Umgang mit unseren älteren Kundinnen bist.“

Roxy nahm ein Klemmbrett vom Seitenbord und hielt es ihm entgegen. „Wenn das ein Trick sein soll, mich rumzukriegen, solltest du dringend an deiner Taktik arbeiten. Ich habe schon bessere gesehen, als du noch in den Windeln lagst.“

Pete lachte. „Wieso bringt man mir hier bloß so wenig Respekt entgegen?“

„Das fragst ausgerechnet du? Die Antwort darfst du dir daheim im stillen Kämmerlein überlegen. Jetzt jedenfalls bewegst du deinen nichtsnutzigen Luxuskörper da raus und bedienst unsere Kunden – ohne mit sämtlichen Damen zu flirten!“

Pete tat, als zuckte er verängstigt zusammen. „Roxy, ich versuche lediglich, charmant zu den Kundinnen zu sein. Haben vielleicht ein paar von ihnen direkt nach mir verlangt?“

„Damit du ihnen welchen Service anbietest? Hör mal, Bürschchen, das hier ist ein Autohaus und keine Aufreißbude. Außerdem solltest du Bud und die anderen besser nicht auf die Idee bringen, sie könnten sich an die Kundinnen heranmachen, obwohl sie nicht halb so viel Schlag bei ihnen haben wie du.“

Pete strahlte höchst zufrieden, woraufhin Roxy einen missbilligenden Laut ausstieß und ihm das Klemmbrett recht unsanft vor die Brust knallte. „An die Arbeit, Kleiner.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging. Sie hinterließ eine Wolke schweren Parfüms. Pete schüttelte schmunzelnd den Kopf. Roxy war seit über zwanzig Jahren bei Westview Motors und somit eine Art feste Institution. Jeder männliche Mitarbeiter kuschte vor ihrer direkten Art, und Pete bildete da keine Ausnahme.

Er ging hinaus zum Service-Flügel, wobei er sich eine der blauen Jacken von der Garderobe nahm, die farblich genau zu seinem ölverschmierten Hemd und der Arbeitshose passte. Draußen war die Luft frühlingshaft frisch und angenehm kühl.

Als Automechaniker hatte Pete Frühling und Herbst schätzen gelernt, denn in der Hitze des texanischen Sommers war die Arbeit doppelt anstrengend.

Nirgends in den drei Wartespuren standen mehr als drei Wagen. Roxy hatte mal wieder übertrieben. Dennoch konnten Rob und Dave wirklich gut Hilfe gebrauchen. Allerdings beschloss Pete, nicht Buds Spur zu übernehmen, sondern die dahinter.

Dort stand Dave gerade am Fenster eines zwölf Jahre alten Sedans und sprach mit einer der besagten alten Damen, während er sich eifrig Notizen machte. Aber gleich hinter dem Wagen stand ein nagelneues Modell, dessen Fahrerin er unbedingt aus der Nähe sehen wollte. Aus der Entfernung konnte er nur erkennen, dass sie üppige goldbraune Locken hatte und eine Designer-Sonnenbrille trug.

Sie hatte genau die unnahbare, selbstbewusste Ausstrahlung, die ihn an Frauen reizte. Außerdem hatte er seit der unglückseligen Geschichte mit Sally Jean keine Frau mehr kennen gelernt, besser gesagt: Er hatte einen großen Bogen um alle Frauen gemacht. Sally Jean hatte sich binnen kürzester Zeit als furchtbar anhänglich erwiesen, so dass er sich praktisch erstickt fühlte. Und als er ihr erzählte, er bräuchte mehr Freiraum für sich, hatte sie ihn mit ihren Schuhen beworfen.

Nein, Pete wollte eine Frau, die er jeden Tag aufs Neue erobern musste, und keine, die sich ihm an den Hals warf und dort festklammerte.

Zielstrebig ging er zu Dave, tippte ihm von hinten auf die Schulter und sagte: „Dave, du kannst Buds Spur übernehmen, bis er vom Essen zurück ist. Ich werde mich um deine Kundinnen kümmern.“

Dave stöhnte. „Klar, Pete, wie du meinst.“ Dann eilte er zur mittleren Wartespur.

Pete lächelte die alte Dame freundlich an, die ihn mit zusammengekniffenen Lippen argwöhnisch musterte.

„Schönen guten Tag“, grüßte er.

„Sparen Sie sich Ihr Süßholzraspeln, Söhnchen“, zischte sie verärgert. „Warum haben Sie den netten jungen Mann weggeschickt? Jetzt kann ich den ganzen Quatsch noch mal von vorn erzählen.“

Pete blickte auf Daves Notizen. „Das ist nicht nötig, Madam. Wie es aussieht, brauchen Sie einen Ölwechsel und einen neuen Thermostat.“

„Sie können ja lesen! Das sieht man Ihnen gar nicht an.“

„Und trotzdem beherrsche ich es“, konterte er unbeirrt freundlich und öffnete die Fahrertür. „Wir werden circa zwei Stunden brauchen. Sie können so lange drinnen warten oder sich von unserem Fahrer nach Hause bringen lassen.“

„Nein danke“, antwortete sie gereizt. „Ich habe gewiss keine Lust, mich den Annäherungsversuchen Ihres Fahrers auszusetzen.“

Pete hatte alle Mühe, nicht laut loszulachen. Wally, der Fahrer, war beinahe siebzig und Pfarrer im Ruhestand. Noch dazu war er seit fast fünfzig Jahren mit ein und derselben Frau verheiratet und würde nicht einmal mit einem Floh flirten. „Wie Sie wünschen, Madam.“

Er fasste ihren Ellbogen, um ihr beim Aussteigen zu helfen, woraufhin sie ihm prompt einen Klaps auf die Finger gab. „Fassen Sie mich gefälligst nicht an, Sie Wüstling! Sie sind ja noch schlimmer als Ihr Fahrer.“

„Entschuldigen Sie, Madam.“

Grinsend sah er ihr zu, wie sie aus dem Wagen kletterte und wütend gen Rezeption stapfte. Hoffentlich war die Schöne im nächsten Auto weniger abweisend!

Einer der Werkstattmechaniker holte den alten Sedan und fuhr ihn in die Halle, nachdem Pete ihm den Arbeitszettel gegeben hatte. Dann wandte Pete sich der nächsten Kundin zu. Selbst wenn sie ihn genauso anblaffen sollte wie die alte Dame, eine Augenweide bot sie ihm allemal!

Er beugte sich hinab und schenkte ihr sein charmantestes Lächeln. Da nahm sie die Sonnenbrille ab, und Pete hatte das Gefühl, ihn treffe ein elektrischer Schlag.

Diese Frau war das Schönste, was ihm je unter die Augen gekommen war. Sie hatte strahlend blaue Augen, ein perfektes Gesicht und, soweit er sehen konnte, eine absolut perfekte Figur. Der kurze Kostümrock ließ unschwer erkennen, dass sie unendlich lange Beine hatte.

Normalerweise erlaubte sich Pete niemals, Frauen einfach anzustarren, und schon gar nicht, wenn es sich dabei um Kundinnen handelte. Aber dieser Anblick verschlug ihm die Sprache.

Nach einer halben Ewigkeit hatte er sich wieder einigermaßen gefasst. „Hallo, Schönheit“, begrüßte er sie lächelnd. „Ich sage ja immer, texanische Frauen sind etwas ganz Besonderes.“

2. KAPITEL

Bei jedem anderen hätte Allison eine solche Begrüßung zur Weißglut gebracht. Ihr Aussehen brachte es leider mit sich, dass sie seit Jahren damit leben musste, von wildfremden Männern irgendwelche Sprüche zu hören zu bekommen.

Im ersten Moment war sie allerdings zu überwältigt, um mit der üblichen Kaltschnäuzigkeit zu kontern. Vor ihr stand nicht irgendein Mann, sondern ein junger Paul Newman – leuchtend blaue Augen, dichtes blondes Haar und ein Mund, der pure Sinnlichkeit versprach.

Er musste ungefähr in ihrem Alter sein. Selbst in der ölverschmierten Mechanikerkluft war deutlich zu erkennen, wie sagenhaft gut er gebaut war. Allerdings behagte ihr überhaupt nicht, wie heiß ihr wurde, als er sie mit seinen Blicken buchstäblich verschlang.

„Sagen Sie mal, gehört es neuerdings zum Berufsbild von Schmierölaffen, sich wie der letzte Schwerenöter aufzuführen, oder sind Sie einfach nur beschränkt?“ brachte sie schließlich heraus.

Er schien kein bisschen eingeschüchtert, sondern lachte bloß. „Ich versuche nur, nett zu sein, Madam. Ich hoffe, es geht Ihnen gut, heute Nachmittag.“

„Bis gerade eben ging’s noch.“

„Sie bringen Ihren Wagen zur Inspektion?“

„Nein, wie kommen Sie denn darauf? Aber vielleicht schreiben Sie lieber mit, damit wir vor Mitternacht fertig sind.“

„Jawohl, Madam.“ Er öffnete die Fahrertür und verneigte sich formvollendet. „Ich müsste mir kurz den Kilometerstand notieren.“

Jetzt wurde das Ganze noch schlimmer. Er beugte sich zu ihr ins Wageninnere, um auf das Armaturenbrett zu sehen, wobei er ihr plötzlich so nahe war, dass Allison schwummerig wurde. Der Mann war schamlos und entschieden zu heiß, aber was sollte sie tun? Konnte man jemanden verhaften lassen, weil er sich den Kilometerstand aufschrieb?

Als sie gerade dachte, dass sie es keine Sekunde länger aushalten würde, richtete er sich wieder auf und ging nach vorn zum Wagen, um das Kennzeichen einzutragen. Dann kam er wieder zur Fahrertür und winkte mit einer Hand Richtung Büro. „Darf ich Sie in unsere bescheidene Hütte bitten?“

Sprach der Wolf zum Lamm, dachte sie. Sie ignorierte die Hand, die er ihr reichte, schnappte sich ihre Tasche und stieg aus. Sie war beileibe nicht klein, doch er überragte sie deutlich. Als sie vor ihm stand, musterte er sie erneut von oben bis unten. Der Kerl war vielleicht unverfroren!

Dann drehte er sich um und ging voran zum Büro. Dabei musste Allison notgedrungen feststellen, dass er einen fantastischen Po und wunderbar muskulöse Beine hatte. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie ihn erwürgen oder über ihn herfallen wollte.

Unkomplizierter Sex. Sofort fiel ihr wieder ein, worüber sie heute mit ihren Freundinnen gesprochen hatte, und ihr wurde noch heißer. Wie konnte sie sich von einem Automechaniker derart aus der Fassung bringen lassen? Wann hatte sie überhaupt jemals der bloße Anblick eines Mannes so umgehauen?

Er hielt ihr die Eingangstür auf, und sie ging an ihm vorbei ins Gebäude. Dabei atmete sie seinen Duft ein: eine Mischung aus Öl und sehr viel Mann. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und bat sie, auf dem Besucherstuhl Platz zu nehmen.

Für Allisons Geschmack saß sie entschieden zu nahe bei ihm, und ihr Rock rutschte gefährlich weit hoch. Glücklicherweise wandte der Mechaniker sich seinem Bildschirm zu. „Was haben wir hier? Ölwechsel, neuer Thermostat.“

„Wie bitte?“ unterbrach sie ihn. „Ich brauche ganz bestimmt keinen neuen Thermostat. Überhitzung ist nicht das Problem.“

Er sah sie an und schien sich königlich zu amüsieren, während Allison spürte, wie sie rot wurde. „Nein, glaube ich auch nicht, Madam“, sagte er. „Ich trage gerade den Auftrag für die Kundin vor Ihnen ein. In unseren Computerdateien muss alles seine Ordnung haben – das gilt sogar für uns Schmierölaffen.“

„Ach so, ja, natürlich.“

Er tippte eine Weile auf sein Keyboard ein, nahm das obere Blatt von seinem Klemmbrett und griff nach dem Bleistift, den er sich hinters Ohr gesteckt hatte. „Name?“

Sein Blick traf Allison viel zu überraschend, als dass sie auf Anhieb reagieren konnte. „Was geht Sie das an?“

Er lachte. „Dann trage ich ‚Besitzer unbekannt‘ ein? Ich fürchte nur, Sie werden dann Probleme bekommen, wenn Sie den Wagen wieder abholen wollen.“

Wieder spürte Allison, wie sie errötete, was sie umso wütender machte. „Vielleicht will ich ihn ja gar nicht zurück. Diese Karre macht nichts als Ärger.“

„Nun, dann sollten wir ihn einmal von oben bis unten durchchecken. Verraten Sie mir trotzdem Ihren Namen?“

„Allison Tracy.“

„Miss Tracy. Waren Sie schon bei uns?“

„Und ob. Was glauben Sie, weshalb ich so sauer bin?“

Sie sah ihm deutlich an, dass er sich das Lachen verkniff. „Madam, ich würde mir nie erlauben, Mutmaßungen darüber anzustellen, was in Ihnen vorgeht. Telefonnummer?“ Bevor sie etwas erwidern konnte, fügte er eilig hinzu: „Anhand der Telefonnummer können wir Ihre Daten abrufen.“

Sie sagte ihm ihre Privatnummer, die er ins Keyboard tippte.

„Ah, da sind Sie ja. Ein 2003er Sedan, den Sie letzten Oktober bei uns gekauft haben.“

„Eine 2003er Karre“, korrigierte sie. „Seitdem bin ich dauernd hier und lasse den Wagen nachsehen, und jedes Mal versprechen Sie mir hoch und heilig, nun sei alles bestens. Aber wo ich gerade mal wieder da bin, würde ich gern ein Wort mit dem Verkäufer wechseln, der mir dieses Mistding angedreht hat.“

Er sah auf den Bildschirm. „Dub Dexter? Tut mir Leid, er ist heute nicht da.“

Erstaunlicherweise war Allison kein bisschen enttäuscht, das zu hören. „Tja, da kann er von Glück reden.“

„Was genau ist Ihr Problem, Miss Tracy?“

„Nicht mein Problem, sondern Ihres.“

„Also gut, was genau ist unser Problem?“

„Dass Ihre Leute mir für vierzigtausend Dollar einen Haufen Schrott verkauft haben. Ich arbeite selbst im Verkauf, und …“

„Ach, tun Sie das?“ unterbrach er sie.

„Auf jeden Fall stimmt mit meinem Auto etwas nicht, und Ihre idiotische Werkstatt ist außer Stande, es in den Griff zu bekommen.“

„Nein wirklich?“

Allison tobte innerlich vor Wut. „Können Sie sich vorstellen, wie unangenehm es ist, wenn ich einen Kunden zum Essen einlade und ihn in meinem Auto fahre, das Bocksprünge macht und dazu heult wie ein Tornado?“

„Ihre Kundschaft ist männlich?“ fragte er lächelnd.

Das reichte! Allison sprang auf. „Hören Sie, ich bin hier, um meinen Wagen nachsehen zu lassen, nicht um mich von einem lüsternen Dumpfkopf im Overall begaffen und beleidigen zu lassen. Wie konnte man Ihnen bloß diesen Job geben?“

„Tja, ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht beantworten“, sagte er gelassen. „Eventuell geben Dumpfköpfe wie ich gute Mechaniker ab.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht sollte ich besser mit Ihrem Vorgesetzten reden.“

Er tippte mit dem Bleistift auf sein Klemmbrett. „Meinen Sie? Dann müssten Sie sich allerdings eine Weile gedulden – möglicherweise sogar eine ganze Weile.“

„Verdammt, ich habe keine Zeit. Schließlich habe ich heute noch Termine.“

Frustriert und schäumend vor Wut setzte sie sich wieder. Dennoch musste sie zugeben, dass seine Gelassenheit ihr imponierte.

„Haben Sie sonst noch Probleme?“

„Ja, der Motor tickt wie eine Bombe. Auch das habe ich mehrfach vergebens moniert.“

Er machte sich Notizen. „Okay.“

„Okay? Das ist alles?“

Er sah auf sein Klemmbrett. „Wagen macht Bocksprünge, heult wie ein Tornado und tickt wie eine Bombe. Trifft das in etwa zu, Madam?“

„Sie brauchen nicht so verdammt selbstgefällig zu tun. Überlegen Sie sich lieber, was mit dem Wagen los ist und wie Sie ihn endlich richtig hinbekommen.“

Autor

Eugenia Riley
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