Sieben Tage und sieben Nächte

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Einer Freundin zuliebe lässt sich Madison Holt auf eine verrückte Sache ein. Sie nimmt an einer Versteigerung für wohltätige Zwecke teil - und wird prompt von dem begehrtesten Junggesellen der Stadt, dem reichen Alex Donahue, ersteigert. Eine Woche lang muss Madison ihm Gesellschaft leisten. Am liebsten würde sie sofort davonlaufen, denn Alex' Ausstrahlung lässt sie Schlimmstes ahnen. Als er sie bittet, die nächsten Tage mit ihm eine Geschäftsreise zu machen und dabei seine Ehefrau zu spielen, kann Madison, auch wenn es klüger wäre, nicht mehr Nein sagen. Der alte Fabrikant O'Malley findet sie beide so bezaubernd, dass er sie spontan in sein Ferienhaus am Lake Michigan einlädt. Um einen Vertrag, der kurz vor der Unterschrift steht, nicht zu gefährden, fleht Alex Madison an, ihn zu begleiten. Aufgeregt wie noch nie, reist sie an den Lake Michigan - wohl wissend, in welche Gefahr sie sich begibt ...


  • Erscheinungstag 02.02.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733745721
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich wette, so etwas gab es noch nie.“

Madison Holt stand still, während ihre Freundin Katherine ihr den mit Perlen besetzten Rock an den Fußknöcheln glatt strich. Durch den Vorhang, hinter dem sie beide standen, konnten sie das Klingen von Gläsern und das Gemurmel der Gäste hören, die sich in dem weitläufigen Steingarten versammelt hatten.

„Was meinst du damit?“, fragte Katherine nach.

„Da wird die älteste Jungfrau der Welt an den Meistbietenden versteigert, und dabei geht es noch nicht einmal um meine Unschuld.“ Als sie Katherine hinter sich lachen hörte, drehte Madison sich um.

Katherine Davenport schenkte ihr ein Lächeln, das selbst die stärksten Männer die in die Knie gezwungen hätte. „Selbst hier in den Südstaaten hat man sich von der Sklaverei losgesagt.“ Sie rückte den schmalen Schulterträger an Madisons Kleid zurecht. „Aber wenn du möchtest, kann ich deine Unschuld gleich mit versteigern. Das erhöht bestimmt den Preis.“

„Das wäre eine Möglichkeit.“ Sonst verliere ich meine Unschuld überhaupt nicht mehr, bevor ich fünfundzwanzig bin, dachte Madison.

„Leider würde dann ein Ansturm entstehen, auf den wir nicht vorbereitet sind.“

Madison verschränkte die Arme vor der Brust. „Ein Ansturm von Männern? Das glaube ich nicht.“

Katherine erkannte die Unsicherheit ihrer Freundin. „Du kannst noch aussteigen, wenn du möchtest. Niemand zwingt dich zu etwas, das du nicht willst. Noch dazu ist es meine Firma, die deine Zeit zu wohltätigen Zwecken versteigert.“

„Schon gut, ich habe mich bereit erklärt, und deshalb bin ich hier in diesem wunderschönen Kleid.“

„Das dir übrigens viel besser steht als mir.“

Madison blickte an sich hinunter. Das lange pflaumenfarbene Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren Körper, und sie sah darin wie eine Nixe aus. Wenn ich mich darin bewege, reißt es entweder, oder ich stolpere und falle platt wie eine Flunder auf die Bühne, dachte sie. „Ich verstehe immer noch nicht, wieso ich mich deswegen so anziehen muss.“

„Eine gute Verpackung steigert das Interesse.“

„Nur weil ich den Leuten ein tolles Dekolleté präsentiere, weiß noch niemand, dass ich in zwanzig Minuten eine komplette ausgewogene Mahlzeit zubereiten kann.“

Fragend sah Katherine sie an. „Kannst du das wirklich? Ich brauche über eine halbe Stunde, nur um mich nach dem Duschen abzutrocknen, einzucremen und anzuziehen.“

Das liegt daran, weil du nie gezwungen warst, schnell eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen, überlegte Madison. Wenn sie es müssen, sind die Menschen zu viel mehr fähig, als sie glauben. Jetzt zum Beispiel bei dieser Versteigerung. Wer die Dienste von „Wife Incorporated“ in Anspruch nahm, bekam für eine Woche den perfekten Haushaltsservice geliefert. An dieser Versteigerung würde Katherine zwar nichts verdienen, aber das konnte sie sich wirklich leisten.

Madison dagegen brauchte jeden Cent. Deshalb hatte sie auch zugestimmt, obwohl sie gleichzeitig noch einen anderen Teilzeitjob hatte.

Sie deutete auf den Vorhang. „Sag denen, wenn ich ihnen nicht gefalle, dann sollen sie wenigstens mit frischem Obst werfen. Das können wir verkaufen, damit die Versteigerung nicht der totale Flop wird.“

Lächelnd verdrehte Katherine die Augen. „So leicht kommst du mir nicht davon. Los geht’s.“ Sie deutete auf das aufgeklebte Kreuz auf dem Boden. „Es ist Showtime.“

Madisons Magen krampfte sich zusammen. Dennoch stellte sie sich tapfer mitten auf die Bühne. Katherine umarmte sie noch einmal, und sie atmete tief aus. Auf der anderen Seite des Vorhangs war die gesamte feine Gesellschaft von Savannah versammelt, aß Kaviar und trank teuren Champagner, um sich das Warten zu versüßen.

Alle warteten darauf, sie zu ersteigern.

Madison glaubte nicht, dass ein sauberes Haus und selbst gekochtes Essen einen großen Reiz auf diese Leute ausübte. Sicher würden alle eifrig bieten, den Gutschein aber niemals einlösen. Oder sie verschenkten ihn. Das war Madison egal. Für sie bedeutete dieser Abend leicht verdientes Geld.

„Ich weiß, dass du dich nicht gern so zur Schau stellst“, flüsterte Katherine. „Und mir ist auch nicht ganz wohl dabei, aber das Komitee …“

„Schon gut, Kat. Ich laufe ja nicht weg. Mach dir keine Sorgen.“

Katherine zwinkerte ihr zu. „Du bist ein Schatz. Hoffen wir nur, dass Alexander Donahue nicht auf die Idee kommt mitzubieten.“

Madison hob die Augenbrauen. Savannahs reichster und begehrtester eingefleischter Junggeselle sollte eine Ehefrau auf Zeit brauchen? Das war doch lächerlich. Man sagte ihm nach, es hieß, nie mehr als zweimal mit derselben Frau auszugehen, und da Katherines verstorbener Ehemann und er früher Partner gewesen waren, wusste Madison, wie viel Wahrheit sich hinter diesem Gerücht verbarg.

„Wieso hast du ihn mir nie vorgestellt?“ Eigentlich, überlegte Madison, achtet Katherine eher darauf, dass er mir niemals über den Weg läuft.

„Was wäre ich denn für eine Freundin, wenn ich dich diesem …“

„Wolf zum Fraß vorwerfen würdest?“, beendete Madison die Frage.

„Na, ein bisschen mehr Tiefgang hat er schon. Mach dir keine Sorgen. Frauen wie du machen ihm Angst.“

Der Auktionator kündigte den nächsten Punkt der Versteigerung an.

„Dann verlässt er jetzt bestimmt gleich fluchtartig die Veranstaltung.“

Katherine nickte lächelnd und trat vor den Vorhang. Applaus ertönte.

Madison schloss die Augen und vergaß Alex Donahue. Wenn Daddy mich jetzt so sehen könnte! dachte sie nur entsetzt.

Der Vorhang öffnete sich.

Beifall brandete auf, und Madison lächelte tapfer, während sie die Menge überblickte. Die teuren Kristallgläser funkelten, und Kellner in weißen Jacketts eilten mit silbernen Tabletts zu den elegant gekleideten Gästen Leuten. Madison kannte niemanden aus diesen Kreisen. Ich wette, keiner von denen weiß, wie man Krabben fängt, dachte sie. Einen Augenblick überlegte sie, wie viele Menschen allein von dem Preis ihres geliehenen Kleids leben konnten. Obwohl es so schön aussah, kam es Madison wie eine unglaubliche Geldverschwendung vor. Madison hasste die Reichen nicht, aber sie konnte Leute nicht ausstehen, die mit Geld um sich warfen, um sich bestimmte Probleme vom Hals zu halten. Katherine würde wenigstens heute Abend dafür sorgen, dass das viele Geld in die richtige Richtung floss.

„Nach Kevins Tod“, erzählte Katherine den Zuhörern, und Madison hörte, wie ihre ehemalige Zimmergenossin vom College schluckte, „hatte ich viel Geld, aber nur wenige Fähigkeiten, abgesehen von dem Wissen, wie man sich richtig anzieht und wie man eine tolle Party organisiert. Wie zum Beispiel die, auf der wir gerade alle sind.“

Die Menge lachte zustimmend, aber Madison wusste, dass Katherine einen Studienabschluss in Betriebswirtschaft besaß. Was dachten die Leute denn, wie Katherine so erfolgreich geworden war?

„Allerdings habe ich erkannt, dass es viele andere Menschen in derselben Situation gibt, deren Talente nicht erkannt werden, weil sie nur in der Ehe zur Geltung kommen. Wife Incorporated beschäftigt Frauen, die denen helfen, die genau diese besonderen Fähigkeiten brauchen. Vom Organisieren des Haushalts über Einkaufen, Kochen, Aufräumen, Kinderbetreuung bis zum Ausrichten einer Hochzeit oder einer Abendbegleitung für eine Party. Wir helfen Witwern oder Geschiedenen, die versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.“

Madison lächelte Katherine zu und war in diesem Augenblick sehr stolz auf sie. Schon damals im College hatte Katherine in jeder schlimmen Lage noch das Gute gesehen und dann das Beste daraus gemacht.

„Alle Angestellten von Wife Incorporated sind in festen Händen, kennen sich in Erster Hilfe aus und in Selbstverteidigung.“

Die Leute murmelten anerkennend.

Madison und Katherine lächelten sich zu, und dann trat der Auktionator wieder auf das Podium.

Allein schon wegen ihres Gesichts hätte Alex mitgeboten.

Sie sah atemberaubend aus und bezauberte ihn auf den ersten Blick. Vielleicht lag es an ihrem braunen Haar, das sich leicht wellte und sie etwas zerzaust und sexy aussehen ließ. In dieser formellen Gesellschaft wirkte sie sehr frisch und natürlich. Im Moment drückte der Blick ihrer hellbraunen Augen, mit dem sie die Menge bedachte, fast etwas wie Verachtung aus, auch wenn sie sich alle Mühe gab, sich das nicht anmerken zu lassen. Und das dunkelviolette Kleid betonte ihren aufregenden Körper.

Allerdings war sie trotz ihres Aussehens für ihn tabu, weil sie unter die Kategorie Ehefrau fiel. Andererseits wirkte sie im Moment nicht besonders häuslich. Sie sah fast … wild aus. Alex musste an eine geschmeidige große Katze denken.

Die Gebote wurden immer höher, und Alex blickte sich über die Schulter um.

Cookie Ledbetter kam zu ihm und flüsterte: „Jetzt sehe ich Sie schon zum dritten Mal mit Elizabeth zusammen, Alex. Wird sie die zukünftige Mrs. Donahue?“

Elizabeth hörte es und lächelte ihn über ihr Sektglas hinweg an, bevor sie einen Schluck trank.

Alex antwortete nicht und biss nur die Zähne aufeinander. Er hatte den Eindruck, als würde gerade die Zellentür zugeworfen. Kommentare wie diesen hatte er heute Abend schon ein paar Mal gehört. „Bieten Sie nicht mit, Mrs. Ledbetter?“

Sie lächelte etwas angespannt, bevor sie zu der Frau auf der Bühne sah. „Ich habe es lieber, wenn meine Haushaltshilfe älter ist und …“

„Weniger attraktiv?“

Freundlich lächelnd strich sie ihm über den Arm. „Schämen Sie sich. Es hat seine guten Gründe, wieso ich jetzt dreißig Jahre mit Harrison verheiratet bin, junger Mann.“ In gespieltem Tadel schüttelte sie den Kopf.

„Und ich dachte, es würde an Ihren wundervollen blauen Augen liegen, dass Harry nur Sie ansieht, Madam.“

Cookie stieß die Luft aus und wies mit dem Kopf zu Miss Holt. „Man darf einen Jäger nicht reizen, indem man ihm das Wild vor die Flinte treibt, Alex. Und seien Sie vorsichtig.“ Sie sah bedeutungsvoll zu Elizabeth Murray. „Nichts kann so wütend werden wie eine Frau aus den Südstaaten, die in ihrem Stolz verletzt wird.“

Alex nickte nur, und sie ging weiter, wobei ihr Abendkleid leise rauschte wie ein Segel im Wind.

Er sah zu Elizabeth, die der Inbegriff kühler Eleganz war. Ihr blondes Haar war sorgfältig hochgesteckt, ihr rotes Kleid leuchtete, und sie hielt graziös das Sektglas in den Händen. Sie besaß alle Eigenschaften, die Alex an einer Frau anziehend fand. Haltung, Anmut und tadelloses Benehmen. Außerdem hatte sie nicht die Absicht, ihre vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen für ein Leben als Ehefrau aufzugeben. Sie sah einen Abend als Erfolg an, wenn am nächsten Tag ein Foto von ihr in der „Savannah News Press“ erschien. Das war Alex egal, solange sie nicht auf einem Trauring bestand.

Denn den Weg zum Altar wollte er niemals beschreiten.

Gleichzeitig hörte er noch Cookies Worte. Für nächste Woche hatte Alex eine Feier seiner Firma geplant, für die er eigentlich Elizabeth um Hilfe bitten wollte. Dann würde man allerdings noch mehr in ihre Beziehung hineininterpretieren. Alex wollte ihre Gefühle nicht verletzen, aber er musste etwas unternehmen und zwar schnell.

Wieder sah er zu Madison Holt.

Wenn er für die Party eine Hostess engagierte, brauchte er nicht zu befürchten, dass jemand ihm persönliche Gefühle für die Gastgeberin unterstellte. Madison Holt wäre schon von vornherein für ihn tabu, und genau das wäre für ihn ideal.

Als der Auktionator zu ihm sah, nickte Alex kurz und trank einen Schluck Champagner. Insgeheim wünschte er sich, es wäre Brandy.

„Alex“, sagte Elizabeth leise neben ihm. „Wofür brauchst du eine Haushaltshilfe?“

„Sie fungiert eher als Ehefrau, Elizabeth. Aber ich brauche weder das eine noch das andere.“ Er stellte das halb leere Glas auf das Tablett eines Kellners und richtete den Blick auf Katherine. Die Witwe seines früheren Geschäftspartners kam in ihrem eleganten, mit Perlen besetzten, weißen Kleid zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sofort trat Elizabeth noch dichter zu ihm und hakte sich bei ihm ein.

„Wie läuft das Geschäft, Alexander?“

Er lächelte. Außer Katherine nannte ihn niemand bei seinem vollen Namen. „Anscheinend nicht so gut wie deines. Sehen alle deine Angestellten so fabelhaft aus?“ Als Elizabeth ihn prüfend musterte, deutete er mit dem Kopf auf die Bühne.

„Madison ist etwas Besonderes.“ Der warnende Unterton in Katherines Stimme entging ihm nicht.

Fragend hob er die Augenbrauen und erhöhte sein Angebot, indem er die Hand leicht hob. Elizabeth umklammerte seinen Arm, Katherine dagegen lächelte nur kopfschüttelnd.

Alex nahm drei Sektflöten vom Tablett eines Kellnern und reichte zwei an die beiden Frauen weiter. Dadurch musste Elizabeth ihn loslassen. Das Angebot wurde weiter erhöht, und viele der Gäste holten staunend Luft. Alex sah zu Madison Holt.

Sein Herz schlug schneller, und als sie das Bein leicht bewegte und durch den Schlitz in ihrem Kleid das Bein bis weit zur Mitte des Oberschenkels sah, verspannte Alex sich am ganzen Körper. Sie besaß schöne, schlanke Beine. Da ging sicher bei jedem Mann die Fantasie durch, und Alex bildete keine Ausnahme. Es war schon so eine Art Fleischmarkt, wie sie da oben auf der Bühne stand, und anscheinend reichte es ihr allmählich. Sie sah von einem Bieter zum nächsten, als warte sie auf ihre Hinrichtung. Ihr passt das alles überhaupt nicht, stellte er mitfühlend fest und beschloss, sie aus ihrer misslichen Lage zu erlösen. Entschlossen trat er einen Schritt vor und erhöhte das Angebot um tausend Dollar.

„Nein, Alexander!“, flüsterte Katherine dicht hinter ihm.

Er sah über die Schulter in ihr besorgtes Gesicht und zuckte mit den Schultern.

Der Auktionator wartete auf ein weiteres Gebot, und als niemand mehr bot, schlug er mit dem Hammer auf den Tisch. Madison zuckte zusammen, dann trat Alex zur Bühne und hielt ihr die Hand hin. Sie starrte ihn an, als wären ihm gerade Hörner gewachsen.

„Ich beiße nicht.“

Verächtlich stieß sie die Luft aus. „Da habe ich aber etwas anderes gehört.“

Er unterdrückte ein Lächeln und sah ihr weiterhin herausfordernd in die Augen.

Madison erwiderte den Blick. Sie würde ihm keine Gelegenheit geben, mit ihr zu flirten, außerdem vermutete sie, dass sie überhaupt nicht sein Typ war. Seiner Begleiterin nach zu urteilen, war er ausschließlich an Madisons haushälterischen Fähigkeiten interessiert. Prima, dachte sie. Ich habe keine Lust, als weitere Kerbe in seinem Bettpfosten zu enden.

Sie nahm seine Hand und spürte die Wärme seiner Finger, als sie die Stufen der Bühne hinunterstieg, während die Gäste Beifall klatschten. Ganz dicht stand Alex jetzt neben ihr, und Madison spürte seine Wärme und seinen musternden Blick. Es muss an meinem tiefen Ausschnitt liegen, dachte sie, dass ich mir vorkomme, als würde ein Wolf seine Beute begutachten. Wenigstens wird er seinem Ruf gerecht. Hastig zog sie die Hand zurück.

Katherine kam zu ihr und nahm sie in die Arme. „Vielen Dank, Maddy. Das Geld wird reichen, um im Hallenbad die Decke zu erneuern.“

„Gern geschehen, Kat“, flüsterte sie zurück und erwiderte die Umarmung. Dann trat sie einen Schritt zurück und wandte sich Alex zu.

Madison hatte ihn schon auf Fotos gesehen, aber aus der Nähe sah er einfach überwältigend aus. Sie musste sich Mühe geben, ihn nicht anzustarren, und sagte sich, dass fast jeder Mann im Smoking gut aussah. Und Alex’ Smoking saß perfekt. Anscheinend besaß er einen perfekten Körper, aber als Millionär hatte er schließlich auch den ganzen Tag lang Zeit, sich fit zu halten. Einzig die Tatsache, dass er nicht wie die anderen Männer eine Fliege trug, verriet, dass er sich nicht jeder Tradition fügte. Die mit Brokat besetzte Weste verlieh ihm das Aussehen etwas Herrschaftliches.

Er steckte die Hand lässig in die Hosentasche. Eine Strähne des pechschwarzen Haars hing ihm über die Augenbraue und ließ seine blauen Augen noch heller wirken.

„Sie starren mich an, Sir.“

„Stimmt.“

Madison verspannte sich. Er führte sich auf, als stehe es ihm zu, sie so zu begutachten, und am liebsten hätte sie ihn dafür geohrfeigt.

Aus der Westentasche zog er eine Visitenkarte und reichte sie mit zwei Fingern an Madison. „Kommen Sie morgen früh um neun dort hin.“

„Morgen Abend um sechs“, korrigierte sie und nahm die Karte.

Sofort bekam sein Blick etwas Tadelndes, und unter seiner gepflegten Oberfläche zeigte sich eine gewisse Wildheit. Jetzt begriff Madison, wieso die Leute ihm so selten widersprachen.

„Ich stehe nur abends und an Wochenenden zur Verfügung, Sir. Oder haben Sie die Broschüre nicht gelesen?“ Sie deutete auf die Faltblätter, die auf jedem Tisch auslagen.

Er sah gar nicht erst hin. „Offenbar nicht.“ Wieder glitt sein Blick über Madison, und sie erbebte innerlich.

„Wenn Ihnen das ungelegen kommt, kann Katherine mich sicher durch jemand anderen ersetzen.“

„Nein, es geht schon“, widersprach er sofort. Alex war darauf angewiesen, dass sie bald mit der Arbeit anfing. Die Einladungen waren bereits verschickt, und er war sich nicht ganz sicher, ob diese Schönheit der Aufgabe gewachsen war. Ihrem Äußeren nach zu urteilen, interessierte sie sich nicht gerade sehr für haushälterische Aufgaben. „Ich gebe eine Party für fünfzig Gäste“, erklärte er.

Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper.

„Ich erwarte, dass Sie sich um die Verpflegung kümmern.“

Ungerührt sah sie ihn an.

„Und als Gastgeberin auftreten.“

Madison nickte.

„Ich dachte, dass ich mich bei dieser Party um die Gäste kümmere, Darling“, sagte Elizabeth und hakte sich von hinten bei ihm ein.

Erwartungsvoll blickte Madison ihn an, weil sie damit rechnete, dass er seine Meinung änderte.

„Da hast du dich geirrt“, erwiderte er nur kühl, und Elizabeth erstarrte. „Und schließlich muss ich die Dienste, die ich gerade ersteigert habe, ja auch ausnutzen, oder? Außerdem …“, er strich Elizabeth über die Hand, ohne dass es sehr gefühlvoll wirkte, „… sollst du doch mein Gast sein.“

Man sah Elizabeth die Unzufriedenheit an, doch Alex konnte es nicht ändern. Er wollte den Spekulationen über eine Heirat noch mehr Nahrung liefern, und deshalb musste er sich etwas von ihr distanzieren.

Elizabeth löste sich von Alex und wandte sich den anderen Gästen zu.

Alex winkte einen Kellner zu sich, um den Damen Champagner anzubieten, doch als er sich wieder umwandte, waren Madison und Katherine verschwunden.

Als er sich suchend umsah, entdeckte er Madison, deren Kleid am Rücken so tief ausgeschnitten war, dass Alex fast den Ansatz ihres Pos sehen konnte. Einen so aufreizenden Gang wie ihren hatte er noch nie gesehen, und Alex’ Körper entbrannte bei diesem Anblick sofort vor Lust. Er atmete tief durch und leerte eines der Gläser in einem Zug.

2. KAPITEL

Lieber Himmel! Sah diese Frau eigentlich immer so sexy aus, egal, was sie anhatte? Madison trug ein dunkelgrünes Kostüm mit sehr kurzem Rock und wirkte mit ihrem nach hinten gesteckten Haar sehr sachlich und nüchtern.

„Sind Sie immer so pünktlich?“, begrüßte er sie.

„Natürlich.“

Alex trat einen Schritt zur Seite, um sie ins Haus zu lassen, und Madison ging an ihm vorbei. Bei ihrem Duft musste er an Bettwäsche aus Satin und leidenschaftlichen Sex denken. Madison blickte sich wie ein erfahrener Inneneinrichter um. Ihm war klar, dass sein Haus nicht sehr anheimelnd wirkte, aber er betrachtete es eigentlich auch nie als sein richtiges Heim.

„Fünfzig Gäste, sagten Sie?“

„Richtig.“ Er schloss die Tür.

Madison sah zu ihm. Eine Hand hatte er in der Tasche seiner dunklen Hose, und man sah ihm immer noch den weltgewandten Millionär an. Das schwarze Haar glänzte. Madison hatte gehofft, er sei über Nacht hässlicher geworden, doch jetzt war sie froh, dass das nicht passiert war.

Von innen sah das Haus genauso kühl und unpersönlich aus wie von außen. Die Bodenfliesen waren dunkelgrün, genau wie der Teppichläufer, der ins obere Stockwerk hinaufführte.

„Kommen Sie, ich führe Sie herum.“

Sie gingen durch das Wohnzimmer, das Esszimmer und die Küche. Überall herrschte dieselbe kühle moderne Atmosphäre. Nachdem Madison die Küchenausstattung, anscheinend brandneu, und die Größe der Arbeitsflächen inspiziert hatte, bemerkte sie, dass sie nirgendwo einen persönlichen Gegenstand finden konnte. Es gab keine Fotos, keine Andenken, keinen Schnickschnack. Als sie wieder ins Esszimmer kamen, bot Alex ihr einen Platz an. Lächelnd setzte sie sich und schlug die Beine übereinander. Dann öffnete sie ihr Notizbuch. Statt sich gegenüber an den Tisch zu setzen, nahm Alex direkt neben ihr Platz. Madison roch sein Rasierwasser und rückte etwas von ihm ab, weil seine Nähe sie verwirrte.

„Haben Sie irgendwelche Vorlieben, was die Speisefolge angeht?“ Madison schob die Brille ein Stück nach oben.

„Kann ich Ihnen die Auswahl anvertrauen?“

Sie blickte ihm in die Augen. „Ja. Kommen die Gäste von außerhalb, oder wohnen sie hier in der Stadt?“

„Die meisten kommen von außerhalb.“

„Welche Kleiderordnung?“

Verständnislos runzelte er die Stirn.

„Die Kleiderordnung und die Zusammenstellung der Speisen prägt die Stimmung der Party, Sir. Darf ich mal eine Einladung sehen oder die Gästeliste?“

Er ging kurz aus dem Zimmer, und in der Zeit blickte Madison sich um und fragte sich, ob in diesen schönen Schränken auch Geschirr stand. Im Moment konnte sie nur Kristall entdecken.

Alex kam zurück und reichte ihr einen Umschlag.

„Ab sechs und in Abendgarderobe. Da werden die Gäste mehr als kleine Hors d’Oeuvres erwarten. Wie viele haben denn zugesagt?“

„Alle.“

Um Himmels willen, dachte sie. „Sind Sie für Ihre Partys bekannt?“

Alex verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist rein geschäftlich. Da traut sich niemand abzusagen.“

Weil alle weiterhin Geschäfte mit ihm machen wollen, dachte Madison und erinnerte sich wieder, dass er seinen Ruf nicht ohne Grund hatte. Sie blickte wieder auf ihre Notizen und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.

Obwohl das Esszimmer nicht sehr hell beleuchtet war, konnte Alex sehen, wie schön Madisons hellbraunes Haar schimmerte. Am liebsten hätte er die Klammern aus ihrem Haar gezogen, sodass die weichen Strähnen ihr auf die Schultern fielen. Sie erkundigte sich, welchen Barkeeper und welchen Floristen er normalerweise beauftragte. Alex konnte immer nur auf ihre Beine sehen. Er musste die Zähne aufeinander beißen. Himmel, sie war nur eine Angestellte, die eine Party organisieren sollte.

„Ich brauche einen Schlüssel, um hereinzukommen, und Sie müssen mir sagen, zu welchen Zeiten Sie lieber ungestört bleiben wollen.“

Er ging kurz in die Küche und kam mit einem Schlüssel zurück, den er ihr gab. „Sie können kommen, wann Sie wollen, es sei denn nach zehn Uhr abends und vor sieben Uhr früh.“

„Das ist kein Problem. Und welches Budget haben Sie für das Essen veranschlagt?“

„Das hier ist von dem Party-Service, den ich beim letzten Mal damit beauftragt habe.“ Er warf eine Visitenkarte auf den Tisch. Madison erkannte den Firmennamen sofort.

„Die Kosten sind Ihnen also egal, ja?“ Sie steckte die Karte ein. „Haben Sie den Party-Service schon angerufen?“

„Nein.“

Sie seufzte und schüttelte den Kopf, bevor sie ihm in die Augen sah. „Mr. Donahue, ich muss Ihnen sagen, dass ein einfacher Anruf bei einem Party-Service nicht ausreicht.“

„Heißt das, Sie schaffen es nicht?“

„Das heißt nur, dass Sie, wenn Sie wieder eine so große Party veranstalten, etwas früher mit den Vorbereitungen anfangen sollten.“

Autor

Amy J Fetzer
Amy J. Fetzer glaubt nicht an den Mythos, dass man zum Schreiben geboren wird. Sie selbst hat es sich hart erarbeitet. Erst mit 30 Jahren fing sie an zu schreiben – davor hatte sie als Kosmetikerin gearbeitet – und an ihrem ersten Buch feilte sie 3 Jahre lang. Etliche Male...
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