Sinnliche Überstunden mit dem Boss

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Sie ist kratzbürstig, abweisend und gibt sich spröde. Ziara ist anders als die Frauen, mit denen Sloan Creighton normalerweise zu tun hat. Die meisten wollen ohne Umwege in das Bett des reichen und ausgesprochen attraktiven Geschäftsmannes. Seine neue Assistentin nicht - und das reizt ihn über alle Maßen. Eine heiße Affäre mit ihr würde ihm seinen Alltag versüßen! Er macht sich daran, sie zu erobern, und freut sich auf erotische Überstunden mit ihr. Aber Ziara will mehr: Sie wünscht sich eine gemeinsame Zukunft - und Sloan weiß nicht, ob er ihr die bieten kann…


  • Erscheinungstag 23.09.2014
  • Bandnummer 1839
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720698
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Den Vormittag hatte sie sich weiß Gott anders vorgestellt.

Ziara Divan war viel zu spät dran und hastete den Flur von Eternity Designs entlang. Nachdem sie auf High Heels quer durch die Tiefgarage geeilt war, hatten sich ihre Wangen dunkelrot verfärbt, und ihr Slip war unter dem engen Rock verrutscht.

Sie schmiss die Handtasche neben den Schreibtisch, schnappte sich ihren Tablet-Computer, schaltete ihn im Gehen ein und lief den Flur entlang. Atemlos blieb sie vor ­Vivian Creightons Büro stehen. Der Schreibtisch von ­Vivians Assistentin war leer.

Durchatmen, Ziara. Reiß dich zusammen!

Sie strich sich übers Businesskostüm und versuchte, ihr professionelles Erscheinungsbild wiederherzustellen, obwohl sie am liebsten sofort ins Büro gestürzt wäre. Okay, sie war in ihrem Job als angehende Assistentin der Geschäftsführung noch nicht perfekt, aber sie gab ihr Bestes. Auch dann, wenn sie auf dem Autobahnzubringer nach Atlanta im Stau gestanden hatte und ihr die Hektik ins Gesicht geschrieben stand.

Während sie sich bemühte, ruhiger zu atmen, hörte Ziara auf der anderen Seite der Tür Stimmen. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass dort gerade zwei Menschen miteinander stritten. Das wiederum war ziemlich ungewöhnlich. Denn es handelte sich um das Büro von ­Vivian, die als echte Südstaaten-Lady nie die Stimme erhob. Trotzdem klang sie definitiv schriller als sonst. Vorsichtig trat Ziara einen Schritt näher an die Tür heran.

Die andere Stimme war die eines Mannes. Oh nein.

„… nicht zulassen, dass das Unternehmen meines Vaters ruiniert wird …“

Sloan Creighton, ­Vivians Stiefsohn. Er kam nur selten ins Büro, doch wenn er da war, machte er Ziara mit seinem umwerfenden Charme regelmäßig nervös. Sie versuchte zwar, ihm aus dem Weg zu gehen, doch er fand sie jedes Mal. Dann flirtete er schamlos mit ihr und stellte ihre Professionalität auf eine harte Probe. Und genau aus diesem Grund wich sie ihm lieber aus.

­Vivians Stimme klang gedämpft, doch Sloan war deutlich zu verstehen.

„… unser wichtigster Kunde lehnt alle Designs ab …“

Ziaras Herz sank, und die Knie wurden ihr weich.

Sie hatte befürchtet, dass das Meeting mit dem Großkunden, das kürzlich stattgefunden hatte, nicht besonders gut gelaufen war. Doch die Kollegen, die daran teilgenommen hatten, verrieten nichts. Sollte dieser Kunde abspringen, wäre es der sichere Ruin für Eternity Designs, und für Ziara würde ein Albtraum wahr. Denn sie mochte ihren Job und ihre Kollegen. Sie liebte die Firma über alles. Hier bekam sie den Halt, der ihr das ganze Leben lang gefehlt hatte.

„… du hast keine Chance …“

Ziara hatte ebenfalls keine. Langsam wurde es Zeit für sie, durch diese Tür zu gehen. ­Vivian hatte sie gebeten, um Punkt acht Uhr zu erscheinen. Jetzt war es bereits Viertel nach acht. Doch bei dem Gedanken an Sloans coole Flirtversuche und ihre Reaktion darauf wäre sie am liebsten auf die verstopfte Autobahn zurückgekehrt. Allerdings war Rückzug auch keine Lösung. Also atmete sie tief durch und trat ein.

Sloan war sehr viel größer als ­Vivian, und seine klare Stimme drang durch den ganzen Raum. „Ich werde mehr Mitspracherecht erhalten, und zwar ab sofort. Ich brauche die nächsten drei Monate. Sollte meine Herbstkollektion bei unseren Käufern einschlagen, wirst du mir fünfzig Prozent deiner Rechte überschreiben … und mir den gesamten Kreativbereich überlassen. Mir allein.“

Ziara blieb in der Tür stehen und ließ die Worte auf sich wirken, während Sloan und ­Vivian sich über den Schreibtisch hinweg anblitzten.

Als die Spannung unerträglich wurde, machte Ziara sich bemerkbar. „Soll ich später wiederkommen, ­Vivian?“, fragte sie in die Stille hinein.

Wie auf Knopfdruck wandten beide sich ihr zu und sahen sie an. Erst fing sie den Blick ihrer Chefin und Fürsprecherin ­Vivian auf. Die hatte ihre Lippen so fest zusammengepresst, dass sie nur noch ein Strich waren. Auch ihre Augen wirkten wie schmale Schlitze. Ziara ahnte, wie angespannt ­Vivian sein musste. Doch dann strich sich ihre Chefin über die kurz geschnittenen Locken und wirkte wieder ganz gefasst. „Guten Morgen, Ziara. Bitte setzen Sie sich doch.“

Sie drehte sich wieder zu Sloan um. „Also, Sloan. Erklär mir doch bitte, warum ich auf deine absurden Forderungen eingehen sollte.“

Es schien Sloan einen Heidenspaß zu machen, ihr zu antworten. „Weil die Aufträge ausbleiben, die Banken uns den Geldhahn zudrehen und du keine Ahnung hast, wie du aus dieser Situation herauskommen sollst.“ Er streckte sich zufrieden aus. „Im Gegensatz zu mir.“

„Dann werde ich eben jemanden finden, der es ebenfalls weiß.“

„In so kurzer Zeit? Wohl kaum.“

Sie lehnte sich zurück, doch es war ihr anzumerken, wie nervös sie war. Unablässig spielte sie mit dem Ehering, der immer noch ihre linke Hand zierte.

Wenigstens schien sie nicht bemerkt zu haben, dass Ziara sich verspätet hatte. Vielleicht war es ihr auch einfach nur egal. Währenddessen musterte Sloan Ziara von oben bis unten und ließ den Blick in aller Ruhe über ihren Körper schweifen.

Ziaras Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Trotzdem ging sie äußerlich gefasst über den dicken Teppich zum Sessel hinüber, der neben ­Vivians Schreibtisch stand.

Dabei warf sie Sloan einen kurzen Blick zu und sah, wie er interessiert den V-Ausschnitt ihres Blazers betrachtete, unter dem die Ränder eines Seidentops hervorblitzten.

Es kostete Ziara eine gehörige Portion Selbstbeherrschung, das Top nicht zurechtzuzupfen und unter Sloans Blick nicht nervös herumzuzappeln.

Blöder Kerl! Kein Wunder, dass er ­Vivian zum Toben brachte – professionelles Verhalten schien für ihn ein Fremdwort zu sein. Ziara war bereits aufgefallen, dass er offenbar eine Schwäche für sie hatte. Aber noch nie hatte er es so unverblümt zur Schau gestellt. Und so machte seine bloße Anwesenheit sie schon ganz kribbelig.

Wäre er ihr auf der Straße begegnet, hätte Ziara niemals auf einen seriösen Geschäftsmann getippt. Mit seinen von der Sonne gebleichten Haaren, einer gesunden Bräune im Gesicht und dem durchtrainierten Körper ähnelte er eher einem lässigen Surfer als einem erfolgreichen Investor.

Doch die Kombination von perfekt sitzendem Maßanzug und sicherem Auftreten zeigte deutlich, was für ein knallharter Verhandlungspartner er war. Und seine elektrisierend blauen Augen ließen vermuten, dass diese Härte von innen kam.

Erleichtert atmete Ziara aus, als er sich wieder seiner Stiefmutter zuwandte. „Wir reden hier über das Erbe meines Vaters, ­Vivian. Ich habe schon viele Unternehmen vor dem Ruin gerettet. Eternity Designs wieder nach oben zu bringen, ist ein Kinderspiel für mich“, sagte er.

„Natürlich“, brachte ­Vivian hervor. „Du und dein … Ich krieg alles hin-Geschäft.“

„Bezeichne es, wie du willst. Ich nenne es den erfolgreichen Prozess, aus einer maroden Firma eine Geldmaschine zu machen. Zu schade, dass du dich nicht sofort an mich gewendet hast. Aber nein, dann hättest du ja zugeben müssen, es vermasselt zu haben.“

Als ­Vivian mit der Hand auf den Tisch schlug, zuckte Ziara zusammen. Erschrocken sah sie, wie ­Vivians normalerweise sanften Gesichtszüge entgleisten.

„Dein Vater hat dir offenbar nicht genug vertraut, um dir sein gesamtes Erbe zu überlassen. Warum sollte ich es jetzt tun?“

„Und wessen Schuld ist das? Wer hat denn von Anfang an Gift verspritzt und ihn gegen mich aufgehetzt? Mein Gott, ­Vivian, wüsste ich es nicht besser, dann würde ich denken, dass du ihn dazu überredet hast, dir den Löwenanteil zu vererben.“

Sloan legte die Hände auf die Tischplatte. „Wer hat denn darauf bestanden, dass ich meinen Abschluss in Betriebswissenschaft mache, statt meine eigenen Pläne im Bereich Modedesign zu verfolgen?“

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“

„Doch, das tust du. Nachdem du von Daddys Assistentin zu seiner Ehefrau aufgestiegen bist, hast du doch sofort angefangen, sein Leben zu kontrollieren.“

Oh Gott. Ziara hielt die Luft an. Über ­Vivians Beteiligung an Eternity Designs waren nie viele Worte gefallen. Bis jetzt hatte Ziara angenommen, dass ­Vivian irgendwann nach ihrer Hochzeit mit Mr Creighton automatisch ins Unternehmen eingestiegen war.

Doch das, was sie gerade mitanhören musste, gefiel ihr gar nicht. Wie oft hatte ausgerechnet ­Vivian sie ermahnt, nie etwas mit einem Vorgesetzten anzufangen?

In der Kindheit war Ziara oft wegen des unmoralischen Benehmens ihrer Mutter gehänselt worden. Seitdem achtete sie streng auf ihren Ruf, verhielt sich stets tadellos und duldete nicht mal den Hauch einer Anzüglichkeit. Und gerade ­Vivians strenge Lektionen hatten Ziara in ihrem Streben nach Professionalität und einem lupenreinen Ansehen bestärkt.

­Vivians Hand zitterte, als sie auf ihren Stiefsohn zeigte. „Untersteh dich, in diesem Ton mit mir zu reden, Sloan. Dein Vater hätte diese Respektlosigkeit niemals geduldet.“

Sloan konterte hart: „Er ist aber nicht hier, um mich zurechtzuweisen. Wenn du willst, dass ich dich respektiere, dann hättest du früher damit anfangen sollen, dir meine Achtung zu erarbeiten. Jetzt ist es zu spät.“

„Es ist nie zu spät, sich wie ein Gentleman zu verhalten. Aber vermutlich weißt du gar nicht, was das ist.“

Sloan lehnte sich mit einem abgebrühten Lachen zurück. Ziara hatte das Gefühl, ein Tennismatch zu verfolgen, bei dem der Ballwechsel immer aggressiver wurde.

Andererseits hatte sie in den letzten zehn Minuten auch viel Neues über ihre Mentorin erfahren müssen. Zweifel schossen ihr durch den Kopf wie Billardkugeln.

„Na schön, Sloan. Tu, was immer du tun willst“, brachte ­Vivian hervor.

„Das hätte ich gern schriftlich“, forderte er.

„Allerdings bezweifle ich angesichts deines rüden Verhaltens, dass du hier jemanden finden wirst, der freiwillig mit dir zusammenarbeiten möchte.“

„Oh, mach dir da mal keine Sorgen“, sagte er mit einem großspurigen Lächeln.

„Aber nicht im Alleingang!“, warf sie hitzig ein. „Ich werde dir bei der Auswahl garantiert nicht völlig freie Hand lassen.“

„Natürlich nicht, ­Vivian. Du warst ja schon immer sehr besorgt um mich“, sagte Sloan ironisch.

„Eternity Designs bedeutet mir viel“, erwiderte sie.

Sloan warf Ziara einen Blick zu, als wollte er ihr zu verstehen geben, dass er hier die Zügel in der Hand hatte. „Schön, meinetwegen besorge mir jemanden. Hauptsache, es ist ein Mitarbeiter, der besser darüber informiert ist, was hier vor sich geht. Jemand, der weiß, wie man Anordnungen umsetzt.“

„Was das betrifft, bin ich ziemlich überzeugt von ihrem guten Einfluss … und davon, dass sie dich rechtzeitig in die Schranken weisen wird.“

Ziaras Herz schien zu zerspringen, als ­Vivian mit diamantenbestückten Fingern auf sie deutete.

Nein, nein, nein, nein! Bei dem Versuch, Haltung zu bewahren, bekam sie fast einen Herzinfarkt.

­Vivians Worte sickerten langsam in ihr Bewusstsein und brachten sie völlig durcheinander.

„Jeder hier weiß, dass du Affären mit deinen Assistentinnen hast, Sloan. Doch mit Ziara wird dir so etwas nicht passieren. Schließlich ist sie durch meine harte Schule gegangen und weiß mehr über das Geschäft als irgendeine andere hier. Und ihr Verhalten ist tadellos. Im Gegensatz zu deinem.“

Was bin ich eigentlich? fragte sich Ziara. Ein Sklavenmädchen auf einer Auktion? Bevorzugt der Käufer „handzahm und hübsch“ oder eher „langweilig, aber talentiert“?

„Ach ­Vivian, wie aufmerksam von dir“, hauchte Sloan ironisch.

Ziara blickte auf und bemerkte, dass er sie unverblümt ansah. Eben noch war er äußerst angespannt gewesen, jetzt lehnte er sich plötzlich wieder lässig zurück und fuhr sich mit den Fingern gedankenverloren über die Oberlippe.

Ihr wurde heiß, als er seinen Blick quälend langsam von ihrem Dekolleté bis zu den langen Beine hinabwandern ließ. Sie konnte es geradezu physisch spüren und musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, um ruhig sitzenzubleiben.

Ihre übereinandergeschlagenen Beine zuckten leicht, und sie hätte am liebsten die Füße bewegt, doch sie riss sich zusammen. Sonst hätte Sloan womöglich bemerkt, wie er auf sie wirkte. ­Ziara versuchte, das auflodernde Feuer in ihrem Innern zu unterdrücken. Eigentlich war es ihr noch nie schwergefallen, körperliches Verlangen zu verdrängen. Bis sie Sloan getroffen hatte.

Ihren neuen Boss.

Das graue Businesskostüm, das sich bis vor wenigen Minuten noch ganz bequem angefühlt hatte, klebte nun eng an ihrem Körper. Und zu allem Übel stießen auch noch ihre aufgerichteten Brustspitzen gegen den Stoff des Tops.

Wie konnte ein einziger Blick sie nur so nervös machen?

So unauffällig wie möglich veränderte sie ihre Sitzposition, damit der Rock wieder ihre Knie bedeckte. Ein ebenso kennerhafter wie zufriedener Blick trat in Sloans Augen. Das tut er absichtlich.

Um Selbstsicherheit zu demonstrieren, sah sie auf und zog die linke Braue hoch.

Er grinste, völlig ungerührt von ihrer Herausforderung. „Kommen Sie morgen früh in mein Büro. Vorbereitet.“

Sein arroganter Ton machte ihr nichts aus, ganz im Gegenteil – dadurch bekam sie ihre Gefühle leichter in den Griff. Denn ungeachtet der professionellen Haltung, die sie nach außen zeigte, sah es in ihrem Innern ganz anders aus. Und es war unmöglich, sich selbst zu belügen.

Doch damit konnte sie leben. Sie hatte sich von ganz unten emporgearbeitet, sie war kompetent und hatte Ziele vor Augen. Also würde sie sich in den nächsten drei Monaten zusammenreißen und als Assistentin der Geschäftsführung unentbehrlich machen. Blieb nur noch eine Frage: Wie konnte sie Sloan dazu bringen, dass auch er sich zusammenriss?

Ziara. Ihre zeitlose Schönheit und angenehme Art lenkten Sloan von ­Vivians herablassendem Getue ab. Während er seine neue Assistentin betrachtete, merkte er plötzlich, wie erregt er war. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert.

Er gab nichts auf ­Vivians Vorhersage, Ziara würde nicht den Weg seiner anderen Assistentinnen einschlagen. So zermürbend es auch gewesen war, in weniger als zwei Jahren drei weibliche Angestellte entlassen zu müssen, weil sie behauptet hatten, verliebt in ihn zu sein – diese Frau würde er schon noch überzeugen. Denn sollte es ihm gelingen, Ziara auf seine Seite zu ziehen, wäre er für den Krieg gegen ­Vivian bestens gewappnet.

Sein Credo, nie etwas mit seinen weiblichen Angestellten anzufangen, kam ihm da sogar sehr entgegen. Wenn er es schaffte, Ziaras Loyalität für sich zu gewinnen, hätte er freie Hand, ohne dass ­Vivian etwas dagegen tun könnte. Es war zwar ein bisschen hinterhältig, doch um ­Vivian zu besiegen, war ihm jedes legale Mittel recht.

Seine Stiefmutter war unempfänglich für seinen Charme, mit dem er sonst vom Kleinkind bis zur alten Dame alle um den Finger wickelte. Bei jeder anderen Frau hätte er sich auf sein bezauberndes Lächeln verlassen können. Aber nein, sein Vater hatte ja unbedingt eine so gerissene und schwer zu beeindruckende Frau heiraten müssen. Eine, die nicht nur clever war, sondern ihre Cleverness auch ausspielte.

­Vivian betrachtete Eternity Designs und das Erbe seines Vaters als ihr Eigentum, und Sloan war ihr dabei nur im Weg. Seit Jahren machte ihm diese Situation zu schaffen, doch zum ersten Mal redete er jetzt Klartext.

„Wir müssen moderner werden“, sagte er. „Wir können es uns nicht leisten, unseren größten Geldgeber zu verlieren, bloß weil wir Angst vor Veränderungen haben. Es führt zu gar nichts, an Traditionen festzuhalten. Eternity Designs braucht einen neuen Designer und ein neues Image, basta.“

Doch auf dem Ohr war ­Vivian taub. „Dein Vater war stolz auf das Design und die Tradition von Eternity Designs“, entgegnete sie scharf. „Diese Diskussion hier beweist, warum er mich als Nachfolgerin ausgewählt hat.“

Das Unternehmen für Hochzeitsbekleidung existierte bereits in der dritten Generation – vorausgesetzt, Sloans vierzig Prozent Anteile zählten in diesem Zusammenhang. Für ­Vivian taten sie es jedenfalls nicht. Doch die besorgten Worte der Buchhaltung klangen Sloan noch in den Ohren, und es war höchste Zeit, dass sich endlich etwas änderte.

Das gesamte Unternehmen wird den Bach runtergehen, wenn wir nicht sofort handeln.

„Deine sechzig Prozent Anteile machen dich nicht automatisch zu Gott“, sagte er. Den Schmerz, um diese Anteile betrogen worden zu sein, versuchte er dabei zu ignorieren. „Gut, dass Dad nicht mehr mitansehen muss, wie du seine Firma gegen die Wand fährst.“ Jep. Er wollte es ihr heimzahlen.

Ein kurzer Blick genügte ihm, um Ziaras enorme Anspannung zu bemerken. Ob sie nun vor Überraschung oder Zurückhaltung nervös war, hätte er nicht sagen können. Doch wenn sie auch nur ahnen würde, wie sehr diese gerade Körperhaltung ihre wunderbaren Brüste betonte, hätte sie wahrscheinlich sofort einen Katzenbuckel gemacht.

Sloan ging ruhelos vor ­Vivians Schreibtisch auf und ab. Unter wirtschaftlichen Aspekten langweilten ihn das Gerede und die ganze Situation hier maßlos. Unter sexuellen Aspekten hin­gegen …

Ziaras exotische Schönheit, die wohl auf ihre indische Abstammung zurückzuführen war, löste in ihm Bilder von abenteuerlichen Nächten aus. Von Wärme, Sinnlichkeit und nackter Haut.

Wie sie wohl aussähe, wenn er den Knoten löste, zu dem ihr langes schwarzes Haar hochgesteckt war? Wenn er ein paar Knöpfe ihres Jacketts öffnete? Sie zu Dingen anstachelte, die ihre Loyalität ­Vivian gegenüber infrage stellten?

Sloan versuchte, jeden intimen Kontakt mit seinen weiblichen Angestellten zu vermeiden. Doch die Vorstellung, Ziara zu verführen, mit ihr sinnlichen Genüssen nachzugehen und der Firma den Rücken zu kehren, war einfach zu schön. Selbst wenn am Ende eine Kündigung dabei herauskäme. Für Ziara war es sowieso nur ein Job, und sie würde schnell wieder einen neuen finden. Für Sloan hingegen bedeutete Eternity Designs alles. Es war das Erbe seiner Familie.

­Vivians bellende Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. „Du bist so selbstverliebt, Sloan. Du weißt, dass ein übersteigertes Selbstbewusstsein zu einem tiefen Fall führen kann. Deine unkonventionellen Methoden funktionieren in einem Unternehmen wie diesem nicht.“

„Unkonventionelle Methoden sind genau das, was Eternity Designs braucht, um entstaubt zu werden.“ Er wandte sich Ziara zu, um sie zum ersten Mal zu testen. „Was denken Sie? Führt die derzeitige Richtung, die Eternity einschlägt, zum Erfolg?“

„Ich … ich …“ Die mandelförmigen braunen Augen weit aufgerissen, blickte sie ihn und ­Vivian panisch an. Dann sagte sie: „Unsere Designer entwerfen viele wunderbare Kreationen. Familien geben seit Generationen Brautkleider bei uns in Auftrag. Unsere Kollektion und unser Motto sind zum festen Fundament unseres Unternehmens geworden. Zumindest das kann ich sagen.“

Test Nummer eins nicht bestanden.

­Vivian nahm Ziaras Worte dankbar auf. „Ganz genau. Eternity Designs vereinbart Stil und Tradition. Für die Ewigkeit.

Dass sie den Slogan des Unternehmens zitierte, befeuerte Sloans Wut nur noch. Er musste die Firma retten! Sein Vater hatte hart dafür gearbeitet und sie genauso leidenschaftlich geliebt, wie er es nun tat.

Trotz aller Differenzen zwischen ihnen beiden bewiesen die vierzig Prozent Anteile, die sein Vater ihm testamentarisch vermacht hatte, dessen Wunsch, Sloan möge sich ins Unternehmen einbringen. Und genau das musste er als Erbe sich immer wieder sagen. Er durfte nicht zulassen, dass ­Vivian nachträglich einen Keil zwischen Vater und Sohn trieb.

Sloan starrte die beiden Frauen an. „Vielleicht müssen wir unseren Slogan ändern.“

Ziara war ganz still, während ­Vivians theatralisches Seufzen bereits ankündigte, dass sie selbstverständlich anderer Meinung war.

„Ich habe natürlich darüber nachgedacht, wie wir aus diesem kleinen Dilemma herauskommen könnten“, sagte sie spitz. „Freunde von mir haben ein paar solvente Gönner. Mit ihrem Geld könnten wir es über den Frühling schaffen.“

Sloan war geschockt. „Auf keinen Fall wird ein Dritter sich in das Unternehmen einkaufen.“

„Ich tue, was ich tun muss, um Eternity Designs zu retten.“

„Statt den Mann einzuschalten, der das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen bringen kann? Glaubst du ernsthaft, dass ich mich zurücklehne und den Mund halte, während du der Familie die Firma aus den Händen reißt?“ Sloan richtete sich auf, ganz der stahlharte Geschäftsmann, der bis zum Äußersten gehen würde. „Du kennst mich doch, ­Vivian.“

Plötzlich blitzte Unsicherheit in ihren Augen auf. „Ich verstehe wirklich nicht, warum dir das so wichtig ist.“

Langsam schüttelte er den Kopf. Er spürte Bedauern darüber, dass es zwischen seinem Vater und ihm so häufig Spannungen gegeben hatte. Aber auch Wut auf ­Vivian.

„Das beweist doch nur, wie wenig du mich kennst … oder meinen Vater gekannt hast. Dieser Ort hier war sein Leben!“ Und war ihm zuletzt wichtiger gewesen als sein Sohn … „Ich will sein Lebenswerk fortführen und werde dir beweisen, dass ich mehr bin als der, zu dem du mich machst. Nämlich jemand, der hart arbeiten kann und in der Lage ist, den Traum seiner Familie zu verwirklichen. Für dich werde ich nie der Mann sein, zu dem ich geworden bin. Und den mein Vater kurz vor seinem Tod in mir erkannt hat.“

­Vivians zusammengepresste Lippen zeigten, dass sie sich weigerte, ihn zu verstehen. Nachdem sie es geschafft hatte, ihren Ehemann mürbe zu machen und ihm einzureden, sein Sohn sei impulsiv, unzuverlässig und unreif, hatte sie die Mehrheit der Firma geerbt. Nur darum ging es ihr.

„Sloan, ich ziehe es ebenfalls vor, das Unternehmen in Familienhand zu lassen. Daher stehe ich zu meinem Wort und gebe dir eine Chance. Aber in der Zwischenzeit werde ich an Plan B arbeiten.“

Ein wirklicher Kompromiss war das zwar nicht, doch Sloan nahm, was er kriegen konnte. Hinsichtlich der Herbstkollektion benötigte er freie Hand. Denn wenn ­Vivian gewusst hätte, was er vorhatte, hätte sie ihn auf der Stelle erschossen.

Sie lächelte verkrampft. „Und vergiss nicht, wer hier die Verantwortung trägt.“

„Werde ich nicht. Wir tun einfach so, als wärst du diejenige, die alles im Griff hat, während ich die eigentliche Arbeit mache.“

Der Kommentar ging unter die Gürtellinie, doch das war ihm gleichgültig. ­Vivian saß stocksteif da, die Lippen fest zusammengepresst. Dann warf sie Sloan einen ebenso abschätzigen wie warnenden Blick zu.

„Ich habe ein Einspruchsrecht. Solltest du das Handtuch werfen, bevor die Herbstkollektion präsentiert wird …“, es war ihr anzusehen, wie sehr sie sich das wünschte, „… dann wird Eternity Designs zu einhundert Prozent mir gehören.“

2. KAPITEL

Sloan saß hinter seinem Schreibtisch und hörte, wie Ziara das Vorzimmer bezog. Er hatte sich gefragt, ob sie den Umzug bis zum letzten Moment hinauszögern würde. Doch stattdessen war sie eine halbe Stunde früher erschienen, um sich in ihrem neuen Büro einzurichten.

Sie faszinierte ihn. Es war nicht nur ihre exotische Schönheit, die ihn anzog. Auch der offensichtliche Versuch, durch nüchterne Bürokleidung ihre Attraktivität zu verbergen, befeuerte sein Begehren. Glaubte sie etwa, dass der strenge Haarknoten und der knielange Rock sie zu einer besseren Angestellten machten?

Da er noch nie eine seiner Mitarbeiterinnen verführt hatte, plante er auch jetzt nicht, seine Anziehungskraft strategisch einzusetzen, um Eternity Designs zu übernehmen. Er brauchte Ziara, um die internen Abläufe zu verstehen und seine Beziehung zu den anderen Mitarbeitern zu festigen. Sollte es ihm außerdem gelingen, ihre Loyalität für sich zu gewinnen, dann bestand die Chance, dass sie sich immer seltener mit ­Vivian absprach.

Neugierig ging er ins Vorzimmer.

Ziara stand hinter ihrem Schreibtisch und war gerade dabei, ihre persönlichen Habseligkeiten einzuräumen. Sie trug einen längeren Rock und eine weite Jacke. Vermutlich um die Kurven ihrer Hüften und ihres Pos zu verstecken. Am komischsten aber fand er ihren Schal. Im Prinzip war es ein riesiges Stück Stoff, das sie sich um den Hals drapiert hatte. Wahrscheinlich wollte sie auch noch das letzte Stückchen Haut bedecken.

Begriff sie denn nicht, dass ihn ihre „Rühr mich nicht an“-Haltung provozierte?

„Und? Alles in Ordnung?“, fragte er.

Erschrocken zuckte sie zusammen. „Ja. Bin fast fertig.“

„Keine Eile“, murmelte Sloan.

Sie nahm etwas aus einem der Umzugskartons. Behutsam entfernte sie die Tücher, in die der Gegenstand gehüllt war – ein gläsernes Objekt in der Form eines fließenden Kleides.

Bevor sie Sloan davon abhalten konnte, nahm er ihr das Ding aus den Händen. „Was ist das?“, fragte er und musterte den eingravierten Schriftzug: Ziara Divan. Mitarbeiterin des Jahres.

„So, so“, murmelte er. „Mitarbeiterin des Jahres, ja?“

„Ich habe hart dafür gearbeitet, um dort zu stehen, wo ich jetzt bin.“

„Und wo genau stehen Sie?“

„Wenn alles gut läuft, werde ich nach Abigails Pensionierung nächstes Jahr ­Vivians persönliche Assistentin.“

„Wow, Assistentin der Geschäftsführung im zarten Alter von …“

Sie holte tief Luft. „Siebundzwanzig Jahren.“

„Viel zu jung, um schon so zugeknöpft zu sein.“ Er deutete mit einem Kopfnicken auf ihren Schal.

Sofort hob sie mahnend den Zeigefinger. „Benehmen Sie sich bitte.“

Sloan trat einen Schritt näher. „Lassen Sie uns etwas klarstellen, Ziara. Sie spielen jetzt nach meinen Regeln. Und bei mir müssen Sie andere Voraussetzungen erfüllen, um Mitarbeiterin des Jahres zu werden.“

Autor

Dani Wade
<p>Als Jugendliche erstaunte Dani Wade die Mitarbeiter der örtlichen Bibliothek regelmäßig. Sie lieh sich wöchentlich bis zu zehn Bücher aus – und las diese dann tatsächlich bis zu ihrem nächsten Besuch. Sie stellte sich gerne vor, selbst in der Rolle der weiblichen Heldin zu stecken. Vielleicht gelingt es ihr auch...
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