Skandalöser Deal mit dem Milliardär-Boss

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Eine heiße Nacht in Marokko richtet ein verhängnisvolles Chaos in Saffrons Herzen an. Sie hat sich in ihren Boss, den attraktiven Multimilliardär Joao Oliviera, verliebt, und das könnte ihr Untergang sein! Denn sie weiß: Joao glaubt an Macht, an Einfluss, aber bestimmt nicht an romantische Liebe. Genau danach sehnt sich Saffie. Also kündigt sie! Doch sie hätte es wissen müssen: Diesen feurigen Brasilianer, der sich die halbe Welt kaufen könnte, verlässt man nicht so einfach. Joao schlägt ihr einen ebenso verlockenden wie skandalösen Deal vor …


  • Erscheinungstag 25.02.2020
  • Bandnummer 2428
  • ISBN / Artikelnummer 9783733713959
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Seufzend betrachtete Saffron Everhart das sündhaft teure Blumenarrangement auf ihrem Schreibtisch. Die Sache ließ sich sehr viel schwieriger an, als sie gedacht hatte.

Im Laufe der Jahre hatte sie gelernt, die teuflischen Abstufungen der Geschenke einzuschätzen, die täglich auf ihrem Schreibtisch landeten. Blumen und ein einwöchiger Urlaub in einer exklusiven Schweizer Wellnessoase bedeuteten, dass sie einen Koffer packen und sich nach jemandem umsehen musste, der ihre Pflanzen goss.

Die neueste Höllenserie waren Blumen und Schmuck. Sie besaß bereits drei Diamantarmbänder, passende Ohrringe und eine diamantbesetzte Saphirbrosche − die sie hasste, weil sie für sie mit Blut, Schweiß und Tränen verbunden war.

Somit war der atemberaubende Blumenstrauß fast ein Segen, weil er kommentarlos abgegeben worden war.

Saffron schob die Kristallvase in die Schreibtischecke und widerstand dem Impuls, die zarten Treibhauslilien zu berühren, die von einem exklusiven Blumengeschäft mit High-Society-Kundschaft kamen. Sie erlag auch nicht der Versuchung, an den betäubend duftenden Kelchen zu schnuppern oder zu bedenken, dass die dreißig langstieligen Lilien in der kostbaren Vase über tausend Pfund gekostet haben dürften.

Resigniert stand sie auf, ignorierte den sensationellen Blick über das sonnenüberflutete London und ging zur Doppeltür des Chefbüros.

Atmete tief durch, um für die Welt die elegante Supersekretärin zu sein.

Diese Doppeltür kam ihr mehr und mehr wie der Gipfel des Mount Everest vor − voller Gefahren, die sie warnten, endlich zu verschwinden.

Aber das konnte sie nicht. Noch nicht.

Seit zwei Monaten zögerte sie den entscheidenden Moment hinaus … obwohl es Zeit wurde, den Schlussstrich zu ziehen.

Zeit, diese eine Nacht abzuhaken, in der sie sich auf ein Abenteuer eingelassen hatte, das ihr jetzt noch Herzjagen verursachte.

Es war höchste Zeit, dass sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nahm − ehe es zu spät war.

Ehe sie die Tür erreichte, klopfte es an ihrer eigenen Bürotür. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als auf dem Absatz kehrtzumachen und sie zu öffnen. Beim Anblick des eleganten Besuchers, der zögernd eintrat, ahnte sie etwas. Boten durften bestenfalls bis zum fünfzehnten Stockwerk heraufkommen, und ihr Büro lag im fünfzigsten, direkt neben dem streng abgeschirmten Allerheiligsten des reichsten Mannes der Welt.

Der Kurier trat näher, in der Hand ein schwarzes Samtkästchen mit dem stolz prangenden Firmenlogo des königlichen Juweliers.

„Nein.“ Abwehrend hob Saffron die Hände. Diese Lieferung führte auf ein völlig neues Spielfeld. Wenn sie jetzt nicht handelte, musste sie sich von ihrem Seelenfrieden verabschieden, sich auf feuchte Hände, Atemnot und mehr gefasst machen.

„Nein … nein, nein!“

Der Kurier blieb auf halbem Weg zum Schreibtisch stehen. „Pardon, Miss, bin ich auf der falschen Etage? Ich soll das für Miss Everhart abgeben. Wo finde ich sie? Ich benötige ihre Unterschrift.“

Verzweifelt schüttelte Saffron den Kopf. „Nein … das heißt … Sie sind hier richtig. Aber die Unterschrift bekommen Sie nicht. Weil ich das Geschenk nicht annehme“, setzte sie fast hysterisch hinzu.

Der Mann wurde nervös. „Bedaure, aber das ist unmöglich. Das Geschenk kann nicht zurückgegeben werden.“

„Oh doch!“, widersprach Saffron. „Ich bin Miss Everhart und hatte schon mit Ihrer Firma zu tun. Natürlich kann ich es zurückgeben.“

Der Kurier kam ins Schwitzen. Fast tat er Saffron leid. „Ja, sicher … Miss … meistens schon. Aber das hier nicht.“

„Und warum nicht?“ Eigentlich kannte sie die Antwort.

„Es wurde mit der Bedingung in Auftrag gegeben, dass es nicht zurückgegeben werden darf. Der Kunde hat ausdrücklich darauf bestanden.“

Am liebsten wäre sie aufgebraust. Natürlich … Der Mann wusste alles im Voraus, konnte Dutzende Schachzüge in den verzwicktesten Varianten mit geschlossenen Augen lässig im Schreibtischsessel vorwegnehmen. Lachhaft, dass sie an diese Möglichkeit nicht gedacht hatte.

Leider war Saffron nicht zum Lachen zumute.

Ihr Blick fiel auf die Kristallvase, und alles in ihr wehrte sich gegen den Überrumpelungsversuch. Wenn sie ein Nest tödlicher Skorpione beherbergen müsste: Es wäre ihr beinahe lieber als das hier.

Der Juwelierkurier räusperte sich. „Darf ich mir erlauben, Sie darauf hinzuweisen, dass dies kein gewöhnliches Stück ist. Für die Nacharbeitung des Colliers mussten wir die Genehmigung der Königin einholen. Dieser Schmuck gehört zu den außergewöhnlichsten Arbeiten, die unsere Firma erschaffen durfte“, setzte er hinzu.

Das bezweifelte Saffron keine Sekunde. Dennoch traf dieser Besuch sie wie ein Donnerschlag, der alles ausblendete − bis auf eine Tatsache: Wenn sie dieses Geschenk jetzt nicht erbarmungslos zurückschickte und ihren Ausstieg wieder hinauszögerte, verspielte als sie letzte Möglichkeit, ihr Leben endlich wieder selbst in die Hand zu nehmen. Vier Jahre hatte sie vertan, am Klippenrand ihrer Gefühle verharrt. Jetzt durfte sie den Absprung keinen Tag, keine Minute mehr hinauszögern.

Ihr Problem war nicht der Juwelier, sondern der Mann auf seinem thronartigen Sessel jenseits der grauen Stahltüren, knapp zehn Meter von ihr entfernt.

Kurz entschlossen zeichnete Saffron die Empfangsbestätigung ab und nahm das Päckchen entgegen.

Ein Riesenfehler. Und sie wusste es.

Nachdem die Bürotür hinter dem Kurier zugefallen war, blieb Saffron wie starr stehen. Das Samtetui schien mit jeder Sekunde schwerer in ihrer Hand zu werden. Schließlich ging sie zum Schreibtisch, setzte sich und öffnete es.

Das mit Rubinen besetzte Diamantcollier war von makelloser Schönheit.

Atemberaubend und unübertrefflich − klarer Bestechungsversuch eines eiskalten, rücksichtslosen Mannes. Immerhin war es kein Choker, kein eng anliegendes Halsband. Das wäre zu viel Erstickungssymbolik.

Ein herrliches Schmuckstück wie dieses war ihr noch nie untergekommen. Fast hätte Saffron hysterisch gelacht. Mit leiser Ehrfurcht betrachtete sie das unbezahlbare Meisterwerk, hätte die edlen Steine am liebsten berührt, um ihre strahlende Schönheit zu fühlen.

Um jeder Versuchung zu widerstehen, ließ Saffron das Samtetui zuschnappen und schob die Lilienvase weiter von sich.

Er konnte sie nicht kaufen.

Viel zu lange hatte sie sich von dem charismatischen Mann faszinieren und in Versuchung bringen lassen, der sie an den Rand des Wahnsinns zu bringen drohte.

Das durfte ihr nie mehr passieren!

Saffron fühlte sich wieder so elektrisiert wie in der schicksalhaften Nacht in Marokko. Hilflos überflog sie ihr Kündigungsschreiben, das sie Dutzende Male umformuliert hatte, und druckte es aus.

Surrend spuckte der Drucker die Seite aus, die es in sich hatte. Damit tat sie den endgültigen Schritt. Bald würde ihr Leben ihr wieder selbst gehören. Doch vorher musste sie die letzte, monumentale Hürde nehmen.

Es würde ein gewaltiger Kampf werden, das wusste Saffron.

Entschlossen nahm sie das Papier, faltete es und ging zielstrebig auf die Doppeltür zu.

Sie klopfte kurz an und betrat die Höhle des Löwen − gerade in dem Moment, als das den VIP-Klienten vorbehaltene Telefon klingelte.

Resigniert blieb sie an der Tür stehen und hielt den Atem an. Wartete, bis der „Löwe“ den silbernen Hörer aufnahm.

Joao Oliviera.

Ihr Chef.

Der reichste Mann der Welt, dessen umwerfendes Aussehen seinen Ehrfurcht einflößenden Titel noch übertraf.

Und obwohl Saffron die Kommandozentrale seines Imperiums unzählige Male betreten hatte, konnte sie sich seiner Ausstrahlung auch jetzt nicht entziehen. Doch sie hatte gelernt, Regungen zu überspielen, die vielschichtigen Ebenen seiner Machtfelder, die atemberaubende Dynamik des Einen-Meter-neunzig-Riesen weitgehend aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen, dessen angeborenes Herrschertum, seine strotzende Elektrizität selbst einflussreichste Männer um Worte verlegen machte.

Keine Selbstdisziplin oder Widerstandskraft konnte Joao Oliviera standhalten. Mit seinem unanständigen Reichtum, der unwiderstehlichen Erscheinung entfaltete er die Power eines Midas, Krösus und Ares in einer Person.

Er trug das dichte dunkle Haar, das die hereinfallende Maisonne mit einem leichten Goldschimmer überzog, etwas länger als üblich … und war eine bemerkenswerte Erscheinung: markante gebräunte Züge, wie gemeißelt wirkende Wangenknochen, trotzig geschwungene Unterlippe und ein kantiges Kinn, das keine Rasur lange glätten konnte. Am eindrucksvollsten waren seine an goldenen Whisky erinnernden Augen, die von langen dunklen Wimpern gerahmt wurden.

Und wie er sie ansah, hätte Saffron fast aus der Fassung gebracht. Wie gewohnt, winkte er sie heran. Und wie stets, wenn er das Jackett ablegte, war nicht zu übersehen, dass sich unter dem blütenweißen Hemd ein durchtrainierter Körper verbarg.

An diesem Montagmorgen, kurz nach acht, hatte er seine Manschetten noch nicht aufgekrempelt, sodass Saffron der Anblick seiner muskulösen Unterarme erspart blieb − was sie in ihrem Dilemma als wohltuend empfand.

„Lavinia, ich habe auf Ihren Anruf gewartet!“, begrüßte er die Anruferin charmant.

Was Saffron als schmerzlichen Peitschenhieb empfand, sie an die schillernden Facetten Joaos erinnerte, an seine beeindruckende Geistesgegenwart, die unerschöpfliche Energie und atemberaubende Rücksichtslosigkeit − und die eine heiße Nacht in Marokko.

Selbst jetzt schlug seine dunkle, sinnliche Stimme mit dem schwachen Akzent Saffron in ihren Bann. Wie flammende Lustpfeile verfolgte diese Stimme sie in wachen Stunden − in letzter Zeit sogar schamlos bis in die Träume … sodass sie davor zurückscheute, sein Büro zu betreten.

Das alles musste sie bald nicht mehr länger ertragen …

Geräuschlos schloss Saffron die Tür hinter sich und lauschte dem Telefonat. Das gehörte zu ihrem Job. An diesem Morgen − wie unzählige Male, ging es wieder einmal um Lavinia Archer.

Mit vierundsiebzig übte Lavinia als Hauptaktionärin der weltbekannten Archer Group − ein Firmenimperium, zu dem die Archer Hotels, Archer Brewery, Archer Cruise Liners, Archer Airliners und weitere Tochterunternehmen gehörten − seit über drei Jahrzehnten die Kontrolle aus.

Als Gerüchte laut wurden, Lavinia beabsichtige, ihre Anteile vor dem fünfundsiebzigsten Geburtstag an einen Interessenten zu verkaufen, war Saffron klar gewesen, dass das für ihren Chef ein Leckerbissen sein würde. Sie sollte recht behalten. Prompt bemühte Joao sich, das riesige Archer-Imperium im Wert von einunddreißig Milliarden Dollar seinem ohnehin schon atemberaubenden Portfolio einzuverleiben.

Seit drei Monaten verwob er Lavinia Archer in eine Charmeoffensive − eine Art Schach der Superhirne −, dem die alte Dame trotz anderer rühriger Interessenten nicht widerstehen konnte.

„Ich weiß, Sie genießen es, mich warten zu lassen, Lavinia“, fuhr Joao aalglatt fort … in einem Ton so dunkel und kraftvoll wie der Spezialkaffee, den seine aficionados für ihn in der Heimat Brasilien anbauten. Mit jedem Wort verströmte er unwiderstehliches Charisma.

Er bedachte Saffron, die immer noch an der Tür verharrte, mit einem schmelzenden Blick. „Ich hoffe, Sie gestatten mir, Ihnen den Abschluss einzigartig zu versüßen … ihn reich zu vergolden, wenn Ihre Entscheidung gereift ist.“

Saffron schwankte und fing sich gerade noch am Rand der Couchlandschaft, die das Büro beherrschte.

Geschmeicheltes Gelächter aus dem Telefon erreichte sie, und fast empfand Saffron so etwas wie Eifersucht.

Obwohl sie Joao vier Jahre ihres Lebens geschenkt hatte, durfte sie nichts von ihm erwarten. Er schätzte sie als belastbare, unerhört tüchtige persönliche Assistentin − doch letztlich war sie ihm gleichgültig.

Noch nie hatte er sich erkundigt, was sie in der Freizeit tat − obwohl ihr dafür kaum Zeit blieb. Ihre letzten beiden Geburtstage hatte Saffron in den Wind geschrieben, weil sie ständig damit beschäftigt war, Joaos Leben problemloser zu machen.

Und da sie weder Familie noch Freunde oder Bekannte hatte, die sie an ihre Geburtstage erinnerten, hatte sie an diesen Tagen ebenso unermüdlich gearbeitet wie immer, sich davor gedrückt, endlich einmal Bestandsaufnahme zu machen.

Warum auch? Was in letzter Zeit in ihrem Leben danebengegangen war, lief auf einen Mann hinaus.

Joao Oliviera.

Nein, es wäre Zeitverschwendung, eifersüchtig zu sein. Abgesehen von der Arbeit sollte ihr egal sein, was er tat. Sie wollte es gar nicht wissen. Auch nicht das schmerzliche Ziehen in der Brust spüren, wenn er sich mit dem nächsten Supermodel oder einer Society-Schönen verabredete.

Was er seit Marokko nicht mehr getan hatte … soweit sie wusste.

Genug!

Saffron rief sich zur Ordnung. Joao wandte sich ihr zu und blickte fragend auf das Papier in ihrer Hand.

Ihr Herz begann zu jagen.

Seit acht Wochen behandelte er sie kühl und gleichgültig − was sie endlich zum Handeln getrieben hatte. So konnte sie nicht weitermachen. Sie durfte sich nicht damit abfinden, in der Umlaufbahn seiner strahlenden Sonne ein unbedeutender Satellit zu sein.

Als hätte es Marokko nie gegeben …

Saffron straffte sich und verdrängte die chaotischen Empfindungen, die sich einschleichen wollten, als Joao schallend lachte.

Sim. Ja, Lavinia, das respektiere ich. Sie können beruhigt sein, Ihr Vermächtnis ist in besten Händen, wenn Sie ausscheiden.“

Seine Hand, die locker auf der Oberfläche seines Glasschreibtischs lag, signalisierte Macht − und erinnerte Saffron daran, wie diese Finger sich auf ihrer Haut angefühlt, sie gestreichelt und liebkost und für immer gezeichnet hatten.

Joao streckte die Hand aus − eine stumme Aufforderung, ihm das Schreiben zu reichen.

Mehrere Dinge gleichzeitig unter Kontrolle zu haben, war eine Kunst, die er meisterlich beherrschte − wie damals, als er einen der größten Deals seiner Firmengeschichte verhandelte.

Egal! Sie war hier, um ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Also ran!

Mit steifen Fingern und betont sachlich überreichte Saffron ihm das Schreiben.

Verriet sie ihr Gesichtsausdruck? Oder er konnte seit der Nacht in Marokko hinter ihrer Stirn lesen …

Verkrampft stand sie da, und weitere Augenblicke verstrichen, während er mit fester, dunkler Stimme Zahlen und Daten an Lavinia durchgab − ohne Saffron aus den Augen zu lassen. Erst eine volle Minute später blickte er endlich auf ihr Schreiben.

Überflog es blitzschnell. Und spannte sich an.

„Sim“, antwortete er Lavinia sachlich, doch Saffron kannte den gereizten Unterton. „Aber bedenken Sie, meine Geduld ist nicht grenzenlos. Ich will Ihre Firma übernehmen und spiele mit. Doch irgendwann wird einer von uns sich langweilen und … andere Töne anschlagen. Also bereiten Sie sich auf ein neues Szenario vor, meu querida. Na dann … bis zum nächsten Mal.“

Er sprach ins Telefon, doch Saffron fühlte sich persönlich betroffen.

Mit einer Handbewegung beendete Joao das Gespräch … und blickte Saffron eisig an.

„Was soll das?“ Sein Ton war tödlich. Er deutete auf ihr Schreiben.

Sie riss sich zusammen und hielt seinem Blick stand. „Genau das. Ich kündige.“

Ungläubig betrachtete er sie, ließ das Schreiben sinken. „Aus persönlichen Gründen? Du hast kein Privatleben und daher keine persönlichen Gründe. Somit …“, abfällig pochte er auf ihr Schreiben, „ist das eine glatte Lüge.“

Er konnte sie nicht verletzen! Inzwischen müsste sie immun sein gegen seine Blicke, seine rücksichtslosen Entscheidungen. Das verrückte Herzklopfen, das sie seit jener Nacht verspürte, war tief in ihrer Seele begraben.

„Danke, dass du mich daran erinnerst. Und da wir schon beim Thema sind − danke für die Blumen und den Schmuck. Ich nehme ihn nicht an. Inzwischen scheinst du mit Lavinia voranzukommen − wozu also das alles?“

Das Collier, für das mancher Monarch zu vielem bereit gewesen wäre, entlockte ihm nicht einmal ein Blinzeln. „Worauf willst du hinaus? Auf einen Handel?“

„Verdiene ich keine höfliche Antwort?“

„Soweit ich mich erinnere, hatten wir beim Einstellungsgespräch vereinbart, keine Fragen zu stellen, deren Antwort du kennst. Muss ich mich wiederholen? Ich warte auf eine zufriedenstellende Antwort.“

„Meine Antwort steht in dem Schreiben. Ich kündige aus persönlichen Gründen. Unter Einhaltung der erforderlichen Kündigungsfrist.“

Joao bedachte das Schreiben mit einem vernichtenden Blick.

„Du bist zuverlässig, ungemein tüchtig und vernünftig − die engagierteste Mitarbeiterin, die ich mir wünschen könnte. In den gemeinsamen vier Jahren hast du alles zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt.“ Entspannt lehnte er sich in dem thronähnlichen Designersessel zurück, sodass das Sonnenlicht seine kraftvolle Gestalt umspielte.

Bei dem Anblick wurde Saffron heiß, sie dachte daran, wie Joao sie in den Armen gehalten hatte … nackt.

„Danke. Freut mich, dass es dir aufgefallen ist“, erwiderte sie gefasst.

Ihr Sarkasmus prallte an ihm ab, wie alles, was er für unter seiner Würde hielt.

„Mich überrascht nur, dass deine Kündigung so steif und förmlich ausgefallen ist. Du fühlst dich geehrt, vier Jahre lang für mich arbeiten zu dürfen? Wünschst mir für die Zukunft weiter einen kometenhaften Aufstieg. Die Erfahrungen bei mir würden dir unvergesslich bleiben …“, zitierte er sie ironisch.

Na gut. In den frühen Morgenstunden waren die Nerven mit ihr durchgegangen, sie hatte das Schreiben mehrfach umformuliert. Aber musste er sie so spöttisch abwerten? „Glaube es oder nicht, alles das meine ich wirklich …“

„Der ganze Schrieb ist Unsinn!“, schnitt er ihr gnadenlos das Wort ab. „Natürlich nehme ich deine Kündigung nicht an! Schon gar nicht an einem so kritischen Punkt der Verhandlungen mit Lavinia. Wir haben die Sache falsch angefangen. Höchste Zeit, das Drehbuch umzuschreiben, sie aus der Komfortzone herauszuholen und für uns zu gewinnen − ihr zu beweisen, was sie verpasst hat. Schaffst du das?“

Am liebsten hätte Saffron die Hände zu Fäusten geballt. Aber damit würde sie nicht weiterkommen. Jetzt galt es, Fassung zu bewahren.

Als schüchterne Waise bei den Nonnen von St. Agnes war sie von adoptionswilligen Paaren meist übergangen worden. Hatte früh gelernt, sich nicht anmerken zu lassen, was in ihr vorging. Als Vierzehnjährige war sie schließlich adoptiert worden, doch vor ihrem achtzehnten Geburtstag war ihre Pflegemutter gestorben, sodass sie weiter alles in sich verschlossen hatte.

Gefasst kehrte Saffron an ihren Schreibtisch zurück, erledigte einen Anruf − die Nummer kannte sie auswendig −, nahm das Samtetui und kehrte damit ins Chefbüro zurück.

„Willst du jetzt krank spielen?“, erkundigte Joao sich gelangweilt. „Soll ich einen Arzt rufen?“

„Nicht nötig“, erwiderte sie. „Es geht mir bestens. Zum ersten Mal seit Langem sehe ich klar.“

Er horchte auf, betrachtete sie erstaunt. „Auch, was du in deiner letzten Arbeitsbeschreibung als das am meisten Erfüllende in deinem Leben bezeichnet hast?“

Sie hütete sich, darauf näher einzugehen. Wieder ein Fehler, den sie richtigstellen musste. „Ja.“

Sekundenlang betrachtete Joao sie nur. „Statt der nichtssagenden persönlichen Gründe hättest du ganz andere Dinge anführen können.“

Das saß.

Hatte sie unterschwellig gewollt, dass er hinter ihre höfliche Fassade blickte? Ahnte er, wie sehr sie sich nach ihm sehnte? Weil sie nach dem Tod der Pflegemutter wieder allein gewesen war − und durch Joao, der wie eine Supernova in ihrem Universum aufgetaucht war, ein neues Lebensgefühl und Erfüllung gefunden hatte?

Nein.

Eine Nacht genügte. Auf keinen Fall durfte sie Joao Oliviera enthüllen, wie verletzlich und empfindsam sie war. Einem Mann, der seine Geliebten erbarmungslos fallen ließ, wenn er das Gefühl hatte, sie erhofften etwas Dauerhaftes. Joao Oliviera war ein Mann ohne Familie, der sich mit niemandem belastete.

„Ich hatte gehofft, du würdest mein Privatleben respektieren und es dabei belassen.“

„Wir haben uns nie etwas vorgemacht, Saffie, und wir sollten damit gar nicht anfangen.“

Ihr stockte der Atem. Wie er ihren Kosenamen ausgesprochen hatte … Saahfie.

Es war ihr jedes Mal durch und durch gegangen, wenn er sie so nannte …

Selbst jetzt erschauerte sie − wenn auch aus anderen Gründen.

Monatelang … jahrelang hatte sie sich etwas vorgemacht.

Und schließlich beschämt erkannt, dass sie Träumen nachjagte und ihre Zeit verschwendete. Deshalb stand sie nun endlich mit der Kündigung vor ihm.

„Dein Schreiben hat rote Flaggen gehisst“, fuhr er fort. „Ich nehme sie zur Kenntnis und möchte wissen, was los ist. Erst recht, nachdem du noch gestern keinerlei Andeutung auf diesem Stunt gemacht hast.“

„Erstens ist es kein Stunt“, erklärte sie ihm gefasst. „Und zweitens scheinst du nie auf den Gedanken gekommen zu sein, dass ich hier nicht ewig bleiben will. Du magst dich für unverwüstlich halten, wir gewöhnlichen Sterblichen sind es nicht. Also entschuldige, wenn mir aufgegangen ist, dass ich nicht bis zwei Uhr nachts hier sitzen und früh um halb acht wieder tatkräftig achtzehn Stunden im Büro ausharren will.“

Stirnrunzelnd betrachtete er sie, wirkte seltsam enttäuscht. „Ach das ist das Problem? Du fühlst dich überlastet? Gut − stell eine weitere Assistentin ein.“

Saffron nahm das Schmucketui, trat an den Schreibtisch und legte es vor Joao hin. „Ich nehme es nicht an. Selbst wenn ich bliebe, wäre es entschieden zu viel. Ich habe dein Blumenarrangement den Veranstaltern des Wohltätigkeitsessens gespendet, bei dem du heute Abend erscheinst. Mach dich auf Lady Monroes Freudentanz gefasst, wenn sie dich dort trifft. Sie schätzt, dass es zwanzigtausend Pfund bringt, wenn sie es auf der Auktion versteigert.“

Pelo amor de … Genug der Theatervorstellung. Sag, was du willst, damit wir es abhaken und an die Arbeit gehen können. Schenk die Blumen, wem du willst − das Collier behältst du!“

„Joao …“

„Am Geld kann es nicht liegen. Ich zahle dir das Zehnfache der Konkurrenz. Natürlich könnte ich dein Gehalt verdreifachen, aber dann würdest du sagen …“

„Am Geld liegt es nicht.“

Joao nickte kurz. „Jetzt kommen wir weiter. An was dann?“

Ihr Herz begann zu flattern. Sie konnte ihm nicht gestehen, was ihre Kündigungsentscheidung ausgelöst hatte: Sein unpersönliches Verhalten seit der Nacht in Marokko.

Dann würde er sich über ihre Empfindlichkeit lustig machen.

Aber sie war kein Roboter.

In Sekundenschnelle lief ihr Leben vor Saffron ab. Sie hatte Joao mehr Jahre geopfert als geplant. Und mit jedem weiteren Tag schenkte sie ihm und seinem Übernahmefieber mehr von sich selbst … und wurde immer verzweifelter.

Fast hasste sie ihn inzwischen. Weil er sich so gleichgültig verhielt. Sich nie ändern würde. Unfähig war, von seinem gottgleichen Thron herabzusteigen, um zu erkennen, dass andere auch Bedürfnisse hatten.

Gewöhnliche Sterbliche wie sie.

„Du willst wissen, warum ich kündige? Aus einem einfachen Grund. Ich habe andere Pläne.“

Joao runzelte die Stirn. „Was soll das nun wieder heißen?“, fuhr er auf. „Lass die Spielchen, und drück dich klar aus!“

„Sonst was …?“, erwiderte sie gereizt. „Wie willst du mich davon abhalten zu gehen?“

Drückendes Schweigen.

Langsam erhob er sich zu seiner beachtlichen Größe, nahm seine Manschettenknöpfe ab und krempelte sich die Ärmel hoch.

Saffron wollte nicht sehen, wie diese geballte männliche Kraft sich vor ihren Augen entfaltete − aber sie konnte nicht anders. Wie elektrisiert blickte sie auf seine behaarten Unterarme, versuchte sich vorzustellen, wie diese starken Arme sich anfühlten … wenn er sie an seinen muskulösen Körper presste und …

„Was ist los, Saffie?“, forderte Joao sie täuschend leise heraus.

Saffron klammerte sich an ihre Handtasche. Natürlich hatte sie gewusst, dass es kein Kinderspiel sein würde, nach vier aufregenden Jahren als Joaos persönliche Assistentin zu kündigen − aber dass es so schwer werden könnte, hatte sie nicht erwartet. Vor der Nacht in Marokko hätte sie nichts dabei gefunden, dass ihr Leben außerhalb seiner Machtsphäre ihn nicht interessierte …

Er wusste nichts von ihrer Kindheit im Waisenhaus, der kurzen glücklichen Episode bei der Pflegemutter − ihrer Verzweiflung, als sie nach deren Tod wieder im Waisenhaus landete.

Dem Versprechen, das sie ihr gegeben hatte.

Panisch wurde Saffron bewusst, dass Joao sie erst gehen lassen würde, wenn …

Nervös befeuchtete sie sich die Lippen, als er auf ihren Mund blickte.

„Weißt du noch, wie ich als Assistentin bei dir anfing?“, platzte sie heraus.

Gereizt warf er die Manschettenknöpfe in eine Schublade und stieß sie zu. „Ich wüsste nicht, was das mit deiner Kündigung zu tun hätte?“

„Für mich ist es wichtig. Ich sollte nur vorübergehend einspringen, während mein Chef Mr. Harcourt in Urlaub war. Du hattest deine Assistentin gefeuert − erinnerst du dich?“

„Kaum. Ich weiß immer noch nicht, wieso das wichtig sein sollte.“

„Tja … eigentlich sollte ich nur zwei Wochen für dich arbeiten. Und jetzt bin ich vier Jahre hier. Stimmt es, dass du Mr. Harcourt ein verlockendes Vorruhestandsangebot gemacht hast, um mich zu behalten?“

Wieder blinzelte Joao nicht einmal. „Ja. Am Ende der ersten Woche wusste ich, dass du viel besser zu mir passt. Mit der Erstellung von Pensionierungsplänen warst du völlig unterfordert. Ich habe ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.“

„Gut … ich bin froh, dass das abgehakt ist.“

Sein Blick wurde wachsam. Jetzt kam er zur Sache. „Nachdem wir die läppischen Erinnerungen aus dem Weg geräumt haben, können wir Klartext reden. Was verlangst du? Nenne deinen Preis, und ich bin einverstanden.“

Autor

Maya Blake
<p>Mit dreizehn Jahren lieh sich Maya Blake zum ersten Mal heimlich einen Liebesroman von ihrer Schwester und sofort war sie in den Bann gezogen, verlor sich in den wunderbaren Liebesgeschichten und begab sich auf romantische Reisen in die Welt der Romanhelden. Schon bald träumte sie davon, ihre eigenen Charaktere zum...
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