So heiß küsst nur ein Prinz

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Prinzessin Antonella sollte Prinz Cristiano di Savaré hassen - er ist der größte Feind ihres Landes. Doch ihr Körper verrät sie: Als Cristiano sie auf seiner Luxusjacht in der Karibik mit einem lustvollen Kuss überrascht, spürt sie gegen ihren Willen ein sinnliches Prickeln …


  • Erscheinungstag 28.09.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733711764
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Prinz Cristiano stand vor dem Spiegel und knöpfte sein Smokinghemd zu. Das sanfte Schwanken des Bodens unter seinen Füßen war der einzige Hinweis darauf, dass er sich auf einer Jacht befand und nicht in einer luxuriösen Hotelsuite. Mehr als zweitausend Meilen war er geflogen, um an diesem Abend hier zu sein. Ganz entspannt sah sein Spiegelbild demnach nicht aus: Die Falten auf seiner Stirn und um die Mundwinkel ließen ihn älter wirken, als er wirklich war – einunddreißig, im besten Mannesalter.

Daran musste er noch arbeiten, ehe er sich auf die Jagd nach dieser Frau begab. Ein Vorhaben, das ihm keinen Spaß machte, das aber leider sein musste. Widerwillig zwang er sich zu einem Lächeln. Ja, schon besser, entschied er nach einem weiteren Blick in den Spiegel.

Bisher hatte sich kaum eine Frau seinem Charme entziehen können.

Er schlüpfte in die Smokingjacke und schnippte einen Fussel vom Revers. Was würde Julianne denken, wenn sie ihn jetzt sähe? Er würde alles dafür geben, wenn sie jetzt neben ihm stünde, seine Krawatte zurechtzupfte und ihn ermahnte, nicht so ernst dreinzuschauen.

„Julianne“, murmelte er leise. Sie waren nur einen Monat lang verheiratet gewesen – und das war schon so lange her, dass er sich nicht einmal mehr richtig an ihre Haarfarbe erinnern konnte oder den Klang ihres Lachens. Das mochte ja normal sein, aber es machte ihn immer wieder wütend und auch traurig. Nie würde er es sich verzeihen, dass er ihren Tod nicht verhindert hatte.

Viereinhalb Jahre war es her, dass er sie in den Hubschrauber steigen und an die gefährliche Grenze zwischen Monterosso und Monteverde hatte fliegen lassen, trotz eines mulmigen Gefühls im Magen.

Julianne war Medizinstudentin gewesen und wollte ihn zu einem Hilfseinsatz begleiten. Als er den im letzten Moment absagen musste, hatte sie darauf bestanden, ohne ihn zu fliegen. Sie war der Meinung gewesen, dass sie als neue Kronprinzessin am Frieden mit Monteverde mitarbeiten müsse. Sie war Amerikanerin und glaubte, deshalb gefahrlos beide Länder besuchen zu können.

Und er hatte sich überzeugen lassen.

Cristiano schloss die Augen. Die Nachricht, dass eine monteverdische Bombe das Leben seiner Frau und das von drei anderen Hilfskräften ausgelöscht hatte, löste eine Wut und Verzweiflung in ihm aus, wie er sie nie zuvor erlebt hatte.

Er trug die Schuld an ihrem Tod. Sie würde noch leben, wenn er sie nicht hätte gehen lassen … wenn er sie überhaupt nie geheiratet hätte. Warum hatte er es getan? Diese Frage stellte er sich seit damals immer wieder.

Er glaubte nicht an überspringende Funken oder Liebe auf den ersten Blick, und doch hatte er sich so stark zu ihr hingezogen gefühlt, dass es ihm nur richtig erschien, sie vom Fleck weg zu heiraten.

Eine Entscheidung, die Julianne das Leben gekostet hatte.

Aus purem Eigennutz war er diese Ehe eingegangen, denn er musste heiraten und wollte sich von seinem Vater seine zukünftige Gattin nicht vorschreiben lassen. Er hatte ein lebenslustiges, wunderschönes Mädchen gewählt, das er kaum kannte. Der Sex mit ihr war großartig, und er mochte sie. Er hatte sie mit seinem Antrag überrumpelt und ihr die Welt versprochen.

Und sie hatte ihm geglaubt …

Basta!

Er musste die Gedanken an Julianne verdrängen, wenn er sich unter Raúl Vegas Gäste mischen wollte. Diese dunklen Zeiten waren vorüber. Er hatte ein neues Ziel vor Augen und würde erst ruhen, wenn er dieses erreicht hatte.

Monteverde.

Die Prinzessin. Der Grund, warum er auf dieser Jacht war.

„Ist das nicht ein wunderbarer Abend?“

Prinzessin Antonella, die gerade aus ihrer Kabine trat, wich erschrocken zurück, als sie vor sich einen Mann an der Reling lehnen sah. Wellen klatschten leise an den Schiffsrumpf, von einem der anderen Boote im Hafen klang Gelächter herüber, die laue Luft duftete intensiv nach Jasmin.

Doch all das schien sie nicht zu bemerken. Ihr Blick hing wie gebannt an der großen Gestalt, eine dunkle Silhouette vor der hell erleuchteten Stadt im Hintergrund. Als er einen Schritt auf sie zu machte, fiel der Schein einer Decklampe auf sein Gesicht.

Sie erkannte ihn sofort, obwohl sie ihm nie begegnet war. Dieses attraktive Gesicht mit den markanten Wangenknochen und den sinnlichen Lippen, umrahmt von pechschwarzem Haar, gehörte genau dem Mann, mit dem sie im Augenblick unter keinen Umständen sprechen sollte.

Antonella holte tief Luft, kämpfte um ihre kühle Distanziertheit, für die sie bekannt war. Warum war er hier? Wusste er, wie verzweifelt sie war?

Natürlich nicht – woher auch?

„Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“

Antonella schluckte. Er sah noch viel besser aus als auf den Fotos in den Zeitschriften. Und viel gefährlicher. So gefährlich, dass in ihrem Kopf sofort alle Alarmglocken schrillten. „Keineswegs. Sie haben mich nur ein wenig erschreckt.“

Unter dem trägen Blick, mit dem er sie musterte, begann ihre Haut zu prickeln. „Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.“ Seine Stimme war so weich und verführerisch wie dunkle Schokolade. „Ich bin Cristiano di Savaré.“

„Ich weiß, wer Sie sind“, erwiderte Antonella – viel zu schnell.

„Ja, das dachte ich mir.“

Es klang wie eine Beleidigung. Antonella schaffte es dennoch, die würdevolle Haltung zu wahren, die einer Prinzessin zustand. „Warum sollte mir der Name des Kronprinzen von Monterosso nicht geläufig sein?“

Der erbittertste Feind ihres Landes. Obwohl die Geschichte der drei Schwesterstaaten – Monteverde, Montebianco und Monterosso – schon immer problematisch gewesen war, führten heute nur noch Monteverde und Monterosso gegeneinander Krieg. Unwillkürlich musste Antonella an die monteverdischen Soldaten denken, die heute Abend an der umkämpften Grenze Dienst taten, an die Stacheldrahtzäune, die Landminen und Panzer. Sie wurde von tiefen Schuldgefühlen erfasst.

Die Soldaten waren ihretwegen dort, für alle Bewohner von Monteverde. Sie beschützten ihr Volk vor einer Invasion.

Antonella durfte ihre Leute nicht im Stich lassen. Ihre Mission hier musste Erfolg haben. Ihre Nation durfte nicht vom Angesicht der Weltkarte verschwinden, nur weil ihr Vater ein Tyrann war, der sein Volk in den Ruin getrieben hatte.

„Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet, Principessa“, erwiderte er mit kühler Selbstsicherheit.

Sie hob ihr Kinn an, erinnerte sich an die Ermahnungen ihres Bruders. Lass dir niemals deine Angst anmerken! „Was führt Sie hierher?“

Mit diesem Grinsen hatte sie nicht gerechnet – schneeweiße Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. Es war in etwa so freundlich wie das Knurren eines hungrigen Löwen. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.

„Das Gleiche wie Sie, nehme ich an. Raúl Vega ist ein sehr vermögender Mann. Er kann einem Land, das ihn als Geschäftspartner gewinnt, viele Arbeitsplätze einbringen.“

Antonella gefror das Blut in den Adern. Sie brauchte Raúl Vega, nicht dieser … dieser arrogante, viel zu gut aussehende Kerl, der schon alle Vorteile seiner Macht und seiner Position genoss. Monterosso war ein sehr reiches Land; Monteverde hingegen brauchte Vega Steel. Für ihr Volk ging es um Leben oder Tod. Seit der Entmachtung ihres Vaters hielt ihr Bruder das Land allein mit seiner Willenskraft zusammen. Aber lange würde das nicht mehr so gehen. Sie brauchten fremde Investoren, einen Mann mit dem Einfluss eines Vega, der anderen Investoren zeigte, dass sich in Monteverde Geld verdienen ließ.

Die astronomischen Darlehen, die ihr Vater aufgenommen hatte, waren fällig und die Staatskasse leer. Ein Vertrag mit Vega Steel war ihre letzte Rettung.

Wenn Cristiano di Savaré wüsste, wie nahe sie dem Bankrott standen …

Nein. Das konnte er gar nicht wissen. Niemand wusste davon. Doch lange konnte ihr Land diesen elenden Zustand nicht mehr verheimlichen. Bald würde es die ganze Welt wissen – und Monteverde aufhören zu existieren. Der Gedanke daran gab ihr den Mut, sich diesem Mann entgegenzustellen.

„Erstaunlich, dass Monterosso sich für Vega Steel interessiert“, erwiderte sie kühl. „Mein Treffen mit Signor Vega hingegen ist nicht geschäftlicher Natur.“

Cristiano grinste süffisant.

Antonella wollte ihn abblitzen lassen, hatte sich jedoch nur lächerlich gemacht. Mist.

„Ja, das hörte ich.“

Antonella zuckte unmerklich zusammen. Er hatte es geschafft, dass sie sich billig fühlte – ohne auszusprechen, was er wirklich dachte. Das war auch nicht nötig; sie verstand ihn auch so.

„War es das, Euer Hoheit?“ Ihr Ton war mehr als frostig. „Ich werde nämlich zum Dinner erwartet.“

Er trat noch einen Schritt näher an sie heran, und sie musste sich zusammennehmen, nicht vor ihm zurückzuweichen. Jahrelang hatte sie vor ihrem cholerischen Vater gekuscht und nach seiner Verhaftung geschworen, sich nie wieder vor einem Mann zu ducken.

Aufrecht stand sie vor ihm und wartete.

„Erlauben Sie mir, Sie zu begleiten, Principessa.

Er war so nah. Beängstigend nah. „Danke, ich finde den Weg allein.“

„Gewiss.“ Sein Lächeln war keines. Hinter seiner formellen Höflichkeit spürte sie Feindschaft. Dunkelheit. Leere.

„Doch ich könnte glauben, dass Sie Angst vor mir haben“, fuhr er fort.

Antonella schluckte hart. Er hatte sie durchschaut. „Warum sollte ich?“

„Eben.“ Auffordernd hielt er ihr seinen Arm hin.

Noch zögerte sie. Nein, sie würde nicht kneifen. Sicher, mit ihm gesehen zu werden, war ein Verrat an ihrem Land, aber sie waren in der Karibik; Monteverde war weit weg. Niemand würde es je erfahren.

„Also schön.“ Sie legte ihre Hand auf seinen Arm – und erschrak, als ein intensives Prickeln durch ihren Arm fuhr. Cristiano zu berühren war wie ein sanfter elektrischer Stromschlag.

Doch er war der Feind, rief sie sich in Erinnerung, der personifizierte Teufel, wenn man sie fragte. Und als er seine Hand auf die ihre legte, verspürte sie einen Anflug von Panik, fühlte sich gefangen, obwohl sie ganz locker auf ihrer ruhte. Beinahe unpersönlich. Ganz so, wie ein eleganter Herr eine Dame zu einem Empfang geleitet.

Dennoch schlug ihr das Herz bis zum Hals. Dieser Mann hatte etwas an sich, etwas Dunkles und Gefährliches. Er war so ganz anders als die Männer, mit denen sie gewöhnlich Umgang pflegte.

„Weilen Sie schon lange in der Karibik?“, erkundigte er sich, während sie über das Außendeck schlenderten.

„Ein paar Tage“, antwortete sie abwesend und wünschte, er würde etwas schneller gehen. Sie wollte keine Minute länger als nötig in seiner Gesellschaft verbringen. „Aber ich habe noch nicht viel von der Insel gesehen.“

„Das dachte ich mir.“

Sein überheblicher Tonfall ärgerte sie. Sie blieb abrupt stehen. „Was soll das denn heißen?“

Er drehte sich zu ihr um und musterte sie ganz ungeniert. Fast beleidigend. Dennoch ertappte sie sich dabei, wie sie in der Dunkelheit herauszufinden versuchte, welche Farbe seine Augen hatten. Blau? Grau wie die ihren?

„Soll heißen, Principessa, dass man nicht viel von einem Land sieht, wenn man die meiste Zeit auf dem Rücken liegt.“

Antonella schnappte nach Luft. „Wie können Sie es wagen!“

„Aber das weiß doch jeder, verehrte Antonella Romanelli. Im letzten halben Jahr haben Sie doch weltweit von sich reden gemacht. Sind kreuz und quer durch Europa gereist, haben keine Party ausgelassen und sich jeden Mann geschnappt, auf den Sie gerade Lust hatten. Wie Vega zum Beispiel.“

Seine Worte schmerzten, als hätte er ihr einen Pfeil ins Herz geschossen.

Antonella wirbelte herum, doch Cristiano packte sie am Handgelenk und hielt sie zurück. Ihr Herz hämmerte vor Angst so schnell, dass sie glaubte, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Er war ein starker Mann, genau wie ihr Vater. Die Erinnerung an so manche familiäre Konflikte holte Antonella eiskalt ein. Er war leicht erregbar und schnell mit der Faust dabei, wenn er wütend war. Und das war er oft. Antonella hatte diese Faust mehr als einmal zu spüren bekommen.

„Lassen Sie mich los!“, fauchte sie Cristiano an.

„Ihr Bruder sollte Sie besser im Auge behalten“, meinte er und lockerte seinen Griff. Sofort entriss sie ihm ihre Hand und rieb sich das Handgelenk, obwohl er ihr nicht wehgetan hatte.

Plötzlich kochte sie vor Wut – ihre Angst war vergessen. „Was bilden Sie sich überhaupt ein? Nur weil Sie der Thronfolger von Monterosso sind, glauben Sie, etwas Besonderes zu sein? Mein Leben geht Sie nichts an.“ Ihr Lachen klang bitter. „Ich weiß, was Sie über mich und mein Volk denken. Aber eins steht fest: Monterosso hat uns in den letzten tausend Jahren nicht besiegt und wird uns auch nie besiegen.“

„Bravo.“ Seine Augen glitzerten gefährlich. „Sehr leidenschaftlich. Da fragt man sich, zu welchen Gefühlsausbrüchen Sie unter gewissen anderen Umständen fähig sind.“

„Das werden Sie nie erfahren, Euer Hoheit. Ich schwöre, lieber stürze ich mich hier über Bord, als mit einem Mann wie Ihnen ins Bett zu gehen.“

Dabei war sie noch nie mit irgendeinem Mann im Bett gewesen, aber das wusste er ja nicht. Wenige Partys, ein paar Gerüchte und Fotos hatten genügt, um die Wahrheit in eine gemeine Lüge zu verwandeln. Eine Lüge, die sie dem einen Mann verdankte, dem sie genügend vertraut hatte, um mit ihm auszugehen, nachdem sie dem eisernen Griff ihres Vaters entronnen war. Als er jedoch zudringlich wurde und sie ihm eine Abfuhr erteilt hatte, hatte er aus gekränkter Eitelkeit behauptet, sie hätte eine Affäre mit ihm gehabt, und die Geschichte so ausgeschmückt, dass nun alle Welt glaubte, sie hüpfe von einem Bett ins nächste.

O Gott, Männer machten sie krank. Und dieser hier war keine Ausnahme.

Sie sahen nur die Äußerlichkeiten. Ihre Schönheit war ihr einziges Kapital, nachdem ihr Vater ihr nie erlaubt hatte, einen Beruf zu erlernen. Und ihr Schutzschild, hinter dem sie ihre Ängste und Geheimnisse verbergen und sicher sein konnte, von niemandem verletzt zu werden.

Der Klang von Cristianos Gelächter riss sie aus ihren Gedanken. Zu spät wurde ihr klar, dass sie gerade den Mann herausgefordert hatte, dem der legendäre Ruf eines Frauenhelden vorauseilte. Einen Mann, über den die Frauen mit Ehrfurcht und Entzücken tuschelten.

Cristiano war verheiratet gewesen, doch seine Frau starb kurz nach der Hochzeit. Seither hatte keine Frau ihn länger als ein paar Wochen halten können. Er war ein unverbesserlicher Herzensbrecher. Ein Mistkerl, wie ihre Freundin Lily, die Kronprinzessin von Montebianco, gesagt hätte.

„Warum gleich so dramatisch“, erwiderte er grinsend und schlenderte weiter auf sie zu, während sie zurückwich, bis sie mit dem Rücken an der Kabinenwand stand. Und dann tat er das Ungeheuerliche, legte die Hände rechts und links von ihrem Kopf an die Wand, sodass sie ihm auf würdevolle Weise nicht entkommen konnte. „Soll ich Ihren heiligen Schwur mit einem Kuss testen?“

„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“, japste sie.

„Warum nicht?“

„Sie sind mein Feind!“

Wieder lachte er, aber ohne jeden Humor. Das verwirrte sie – oder vielleicht war es nur seine überwältigende Nähe, die ihre Sinne in Aufruhr versetzte.

Er senkte den Kopf. „In der Tat. Aber Sie sind eine Frau, und ich bin ein Mann. Die Nacht ist lauschig, perfekt für ein leidenschaftliches …“

Antonella war wie gelähmt. Gleich würde sein Mund den ihren erobern, würde sie seine heißen Lippen spüren, wäre sie in höchster Gefahr. Ihr Puls schnellte in die Höhe, ihre Haut prickelte, ihr wurde heiß …

Im allerletzten Moment, als seine Lippen nur noch eine Haaresbreite von ihren entfernt waren, als sein heißer Atem sich mit ihrem mischte, kam sie wieder zu Sinnen, duckte sich und entwischte dem Gefängnis seiner Arme. Cristiano ließ es geschehen, wenn auch leise fluchend.

„Sehr gut, Antonella. Offenbar sind Sie in diesem Spiel geübt.“

Nach außen hin bewahrte Antonella Haltung, fragte sich jedoch im Stillen, warum ihr Name so exotisch klang, wenn er ihn aussprach. „Sie sind abscheulich. Sie nehmen sich einfach, was Ihnen nicht gehört, und das auf rücksichtslose Weise. Aber nichts anderes habe ich von Ihnen als Vertreter von Monterosso erwartet.“

Wenn sie geglaubt hatte, ihn damit zu beleidigen, irrte sie sich. Sie erntete nur ein wölfisches Grinsen, das so eiskalt war, dass sie zu frösteln begann.

„Ausflüchte, Principessa, Ausflüchte. Darin sind Sie gut. Weil Ihr Land nicht so erfolgreich und wohlhabend ist wie das meine, machen Sie uns für Ihre Misere verantwortlich. Und setzen dabei unschuldige Leben aufs Spiel.“

„Das muss ich mir nicht anhören“, fauchte sie und wandte sich ab.

„Ja, laufen Sie nur zu Ihrem Stahlmagnaten. Wir werden ja sehen, was ihm mehr wert ist – seine Geliebte oder sein Bankkonto.“

Antonella fuhr herum. Keine Spur mehr von Cristianos blasierter Freundlichkeit; aus seiner Stimme sprach purer Hass. „Was meinen Sie damit?“

Er kam wieder näher, und wieder fühlte sie sich, als säße sie in der Falle.

„Damit meine ich, dass auch ich Vega etwas anzubieten habe, meine Teure.“ Sein Blick glitt an ihr herab, und sofort spürte sie wieder dieses elektrisierende Sirren. „Und ich wette, dass mein Geld Ihren … freizügigen Charme aussticht.“

„Wie können Sie es wagen!“

„Sie wiederholen sich, Gnädigste.“

Antonella bebte vor Wut. Dieser Mann war unmöglich, in höchstem Maße unverschämt – und doch spielten ihre Gefühle verrückt. Nein, das war nur ihr Zorn, der es ihr heiß und kalt über den Rücken laufen ließ, der ihr Blut zum Sieden brachte. Dieser Kerl drohte ihre ganze harte Arbeit zunichte –, ihr Vega abspenstig zu machen, ehe sie überhaupt Gelegenheit hatte, ihn für sich einzunehmen. Sie brauchte dieses Stahlwerk für Monteverde. Unter allen Umständen.

Und deshalb musste sie ihre aufgewühlten Sinne zur Ruhe zwingen. Musste sich in den Mantel der Eisprinzessin hüllen. Ganz gleich, welche Gefühle dieser Mann in ihr auslöste, sie musste endlich wieder einen klaren Gedanken fassen.

„Das war vermutlich kein guter Anfang“, gurrte sie. Sie musste ihn einwickeln, ihn in der Hoffnung wiegen, dass es doch eine kleine Chance auf eine gemeinsame Nacht gäbe, bis sie Vega Steel in der Tasche hatte.

Trotz ihrer Unerfahrenheit sollte es ihr nicht allzu schwerfallen, diese Rolle zu spielen. Sie wusste, dass sie sich, wenn nötig, in ihr wahres Ich zurückziehen und nur ihre äußere Hülle agieren lassen konnte. Darin hatte sie es in den Jahren als Tochter eines gewalttätigen Vaters zur Meisterin gebracht.

Cristiano rührte sich nicht, als sie die Hand nach ihm ausstreckte, mit den Fingerspitzen über seine frisch rasierten Wangen strich, über seine vollen Lippen, das Kinn.

Sein Blick war unmöglich zu deuten. Doch plötzlich flammte etwas in seinen Augen auf, das sie ängstigte und gleichzeitig erregte. Vielleicht ging sie zu weit, machte einen Fehler …

„Sie spielen mit dem Feuer, Principessa“, raunte er.

Antonella ignorierte alle Bedenken, als sie die Hand in seinen Nacken schob, die Finger in seinem Haar vergrub und sich näher an ihn schmiegte. Könnte sie das wirklich tun?

Aber ja. Sie würde ihm zeigen, was die Prinzessin von Monteverde draufhatte. Sie würde sich nicht von ihm einschüchtern und ihn nicht gewinnen lassen.

Ganz langsam zog sie seinen Kopf zu sich herab. Und obwohl Cristiano es geschehen ließ, wusste sie, dass nicht sie hier das Kommando führte, sondern er sie nur für einen Moment führen ließ.

Noch einmal strich sie über seine Wangen und diese verführerischen Lippen – sie konnte einfach nicht anders. Doch übertreiben durfte sie ihre Zärtlichkeiten nicht, sonst würde er ihr Spiel sofort durchschauen. Er sollte nur glauben, er könnte sie erobern, damit ihr genügend Zeit blieb, Raúl für seine Investition in Monteverde zu gewinnen.

„Sie sollten wissen“, hauchte sie und legte so viel Erotik in ihre Stimme, wie sie konnte, „dass Sie dem Paradies ganz nahe sind …“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und beugte sich so weit vor, dass ihre Lippen sich beinahe berührten. „Ganz nahe, Cristiano.“ Zum ersten Mal nannte sie ihn bei seinem Vornamen.

Dann trat sie unvermittelt einen Schritt zurück und wollte ihn einfach stehen lassen. Er sollte darüber nachdenken, was gerade geschehen war.

Doch er packte sie am Handgelenk und riss sie an sich. Lauf, solange du noch die Gelegenheit hast! Doch es war zu spät.

Mit vernichtender Zielstrebigkeit presste er seine Lippen auf die ihren. Der Kuss war fordernd, beherrschend – so hatte noch kein Mann sie je geküsst. Spielerisch strichen seine Lippen über ihren Mund, warteten auf ihre Reaktion. Als sie ihre Lippen öffnete – um zu protestieren? Ihn zu beißen? Was zu tun? –, spürte sie auch schon seine Zunge in ihrem Mund.

Ihr wurde heiß. Es war, als tropfte warmes Wachs in ihre Glieder, das sie träge machte, gefügig, wo sie doch stark sein musste. Er hatte sie mit diesem Kuss völlig überrumpelt. Dabei war es nicht das erste Mal, dass ein Mann sie küsste. Doch noch nie hatte sie sich in einem Kuss so verloren.

Sie wollte sich in ihm auflösen, wollte sehen, wohin dieses herrlich prickelnde Gefühl sie führte. Es war wunderbar, außergewöhnlich …

Ihr Verstand meldete sich erst wieder, als er sie an den Hüften fasste und sie mit einem Ruck an sich presste. An seinen kräftigen, harten Körper.

Oh Gott, war das …?

Nein. Das konnte sie nicht zulassen. Er war der Feind, verdammt noch mal! Sie kämpfte gegen ihre Gefühle, gegen ihn, musste schleunigst aus diesem süßen Strudel auftauchen.

Sie rettete sich aus dieser fatalen Situation, indem sie ihn gerade so fest in die Zunge biss, dass er zurückzuckte. Beinahe wäre es um sie geschehen gewesen.

Er fluchte leise. Und dann lachte er. Lachte. „Dafür verdienen Sie eine Tracht Prügel, cara. Und die verpasse ich Ihnen, wenn wir beide nackt im Bett liegen.“

Ihr war schwindlig, ihr Blut kochte, und sie wollte nur eines: ihm entfliehen. Doch sie durfte keine Schwäche zeigen. Resolut machte sie sich von ihm los.

Sein Blick brannte sich in ihre Augen. „Sie sollten wissen, dass ich immer bekomme, was ich will. Immer.“

Unwillig stellte sie fest, dass tief in ihrem Inneren immer noch eine kleine, heiße Flamme loderte. Sie musste weg. Weit, weit weg. „Ich kann nicht behaupten, dass es ein Vergnügen war, Sie kennenzulernen, Hoheit, aber Sie müssen mich entschuldigen, mein Liebhaber erwartet mich.“

„Sehr gern, Principessa“, erwiderte er spöttisch. „Aber ich habe das Gefühl, dass Sie sich bald einen neuen Liebhaber nehmen.“

Es war ein fataler Fehler gewesen zu glauben, dass sie ihn täuschen könnte. Doch sie musste dieses überhebliche Grinsen aus seinem Gesicht wischen. „Möglich, aber das werden ganz sicher nicht Sie sein.“

„Man soll nie Versprechungen machen, die man nicht halten kann. Die erste Regel in der Kunst der Staatsführung.“

Autor

Lynn Raye Harris

Lynn Raye Harris las ihren ersten Harlequin Mills & Boon Roman als ihre Großmutter mit einer Kiste Bücher vom Flohmarkt zurück kam. Sie wusste damals noch nicht, dass sie eines Tages selber Schriftstellerin werden wollte. Aber sie wusste definitiv, dass sie einen Scheich oder einen Prinzen heiraten und ein so...

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