So skandalös, so verführerisch

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Als der sizilianische Milliardär Sebastiano Russo im exklusiven Diamond Club unverhofft seine Ex-Affäre Layla wiedertrifft, betört sie ihn erneut mit ihrem sexy Lächeln. Dass er sich nach ihrem One-Night-Stand vor drei Monaten anders als versprochen nicht gemeldet hat? Offenbar kein Problem für die honigblonde Schönheit. Sie verspricht ihm sogar eine erotische Massage. Doch kaum beginnt Sebastiano sich nach einem harten Tag zu entspannen, schockiert sie ihn mit den süßen Folgen ihrer einzigen Nacht – und stellt skandalöse Forderungen …


  • Erscheinungstag 21.01.2025
  • Bandnummer 2684
  • ISBN / Artikelnummer 9783751534567
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die Skyline von London sah an diesem Abend spektakulär aus, das musste Sebastiano Russo widerwillig zugeben. Der sanfte Schein der untergehenden Sonne umgab die Dächer mit einem goldenen Schimmer. Jetzt setzte der Hubschrauber, mit dem er von Edinburgh nach London geflogen war, zur Landung auf dem Dach eines der prachtvollsten Gebäude an – des Sitzes des exklusivsten privaten Clubs der Welt.

Wie immer stand Lazlo, der unaufdringliche Manager des Diamond Clubs, bereits am Landeplatz, um Sebastiano zu begrüßen und hineinzubitten.

Dieser war nicht in der Stimmung für Small Talk und legte keinen Wert auf die Gesellschaft der anderen Clubmitglieder, sondern ging direkt in seine private Suite. Er hatte gerade mit einem Schlag eine Milliarde Euro verloren. Da war es vermutlich verständlich, dass er allein sein wollte – zumal der herbe Verlust seiner eigenen Gedankenlosigkeit zuzuschreiben war.

Aber zumindest konnte er hier die Welt draußen lassen. Das Angebot und der Service des Diamond Clubs, verbunden mit seinem charakteristischen faszinierenden Ambiente, ließen keine Wünsche offen. Sebastiano kam gern hierher, wenn er auf einer seiner Geschäftsreisen in London durchatmen wollte.

Er war das Gesicht der Russo Banca Internazionale. Skandalöses Benehmen in der Öffentlichkeit konnte er sich nicht leisten. Seit Generationen leitete die Familie Russo die edle Privatbank diskret und mit einem Hauch von Glamour. Die vermögenden Kunden wussten die hohen Renditen zu schätzen, die selbst in Zeiten der Wirtschaftsflaute flossen. Die Beratung war sehr persönlich und die Bank dafür bekannt, keine Fehler zu machen.

Unter Sebastianos Leitung waren die Abläufe nach und nach digitalisiert worden, ohne dabei auf den intensiven, wertschätzenden Kundenkontakt zu verzichten. Gleichzeitig hatte sich der Gewinn der Bank innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Wenn Sebastianos Milliardenverlust bekannt würde, nähme sowohl sein Ruf als auch der seiner Bank erheblichen Schaden. Wer vertraute einem Mann, der nicht einmal sein eigenes Geld im Griff hatte, sein Vermögen an?

Deshalb würde er den heutigen Abend allein verbringen. Morgen wollte er sein Kernteam zusammentrommeln und mit seinen besten Leuten eine Strategie zur Schadensbegrenzung besprechen.

Es war drei Monate her, dass er zuletzt im Diamond Club gewesen war. Ein Vierteljahr, seit er jene spontane Party veranstaltet hatte, die ein so überraschendes Ende gefunden hatte. Noch nie war er dem Club so lange ferngeblieben.

Heute Abend würde es keine Party geben. Die einzige Gesellschaft, nach der Sebastiano der Sinn stand, waren eine Flasche Bourbon und jemand, der ihm hin und wieder nachschenkte, ansonsten aber unsichtbar blieb.

Schweigend begleitete Lazlo ihn, bis sie an der Flügeltür zu Sebastianos Suite angekommen waren. Mit einem respektvollen Kopfnicken und einem leisen Gruß verschwand der Manager auf die ihm eigene unaufdringliche Art. Das war eines der vielen Dinge, die Sebastiano am Diamond Club so mochte. Das Personal war nicht nur extrem diskret, sondern hatte auch feine Antennen für die Stimmung der Gäste.

Als er endlich allein war, streifte Sebastiano sein Jackett ab und hängte es über eine Stuhllehne. Dann öffnete er die Manschettenknöpfe, legte sie ab und krempelte die Ärmel seines Hemdes auf. Er hatte Lazlo gebeten, ihm einen Barkeeper heraufzuschicken. Doch als er jetzt den Wohnbereich betrat und sah, dass der Manager seinem Wunsch bereits gefolgt war, blieb er überrascht stehen.

Einen Herzschlag lang standen sie voreinander, ehe die gertenschlanke, blonde Barkeeperin ihn mit einem zuvorkommenden Lächeln begrüßte. „Guten Abend, Mr. Russo.“

Mit einem beklommenen Gefühl in der Brust und verengten Augen ging er auf die Bar aus poliertem Holz zu, vorbei an dem Billardtisch und dem Tischkicker, über dessen Anblick er sich jedes Mal freute wie ein Kind. Er zog einen Barhocker vom Tresen und nahm Platz. „Layla“, sagte er mit einem knappen Kopfnicken, um seine Fassungslosigkeit zu überspielen. „Ich hatte angenommen, du wärst gar nicht mehr hier.“

Wenn er gewusst hätte, dass sie noch im Club arbeitete, hätte er Lazlo angewiesen, ihm einen anderen Barkeeper zu schicken.

Das Letzte, was er nach diesem Tag brauchte, war die einzige Mitarbeiterin des Clubs, mit der er eine Nacht verbracht hatte.

Ihr Lächeln brachte ihre hohen Wangenknochen perfekt zur Geltung. „Doch, das bin ich“, gab sie in neutralem Ton zurück. „Bourbon mit einem Eiswürfel?“

Er musterte sie, doch er fand keine Spur von Vorwurf oder Verdrießlichkeit in ihrem hübschen Gesicht. Nichts, was darauf schließen ließ, Layla würde ihn nicht ebenso hervorragend bedienen wie früher. Schließlich war ihre aufmerksame Professionalität der Grund gewesen, dass er jedes Mal, wenn er im Club übernachtet hatte, um Layla als Barkeeperin gebeten hatte.

„Vergiss das Eis“, grummelte er. „Und mach mir einen doppelten.“

Ihr kurzes Lächeln war voller Mitgefühl, so als hätte sie seine Gedanken gelesen und den Riesenfehler entdeckt, der ihm heute den Tag verdorben hatte und das Potenzial besaß, auch den Rest seines Lebens zu überschatten.

Sie schenkte ihm ein und stellte das Glas vor ihn auf den Tresen.

Er trank es in einem Zug aus. „Noch einen.“

Sie wiederholten den Vorgang. Erst beim dritten Glas spürte er, dass der Alkohol seine Wirkung entfaltete, und nippte nur noch. Er lockerte seinen verspannten Nacken. „Ich hätte gern Musik. Such du etwas aus.“

„Etwas Fröhliches?“

Er nickte nur.

Sie tippte auf ein Tablet, und schon füllte sich der Raum mit rhythmischen Klängen.

In den zwei Jahren, die Layla schon im Club arbeitete, hatte sie sich als diejenige unter den Angestellten erwiesen, die das beste Gespür für seine Stimmungen hatte. In Kombination mit dem Bourbon und der Musik spürte Sebastiano, dass er sich langsam etwas entspannte.

Liebesschwüre nach dem Sex haben nie dieselbe Bedeutung wie echte Versprechen, sagte er sich. Das weiß doch jeder.

Layla war erwachsen, und nichts an ihrer Körpersprache deutete darauf hin, dass sie sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte. Im Gegenteil – sie schien sich sogar zu freuen, ihn zu sehen.

Nun, es war eine großartige Nacht gewesen, die sie miteinander verbracht hatten. Eine von den Nächten, die man nicht vergaß.

Sebastiano entspannte sich noch etwas mehr. Er hob sein Glas. „Leistest du mir Gesellschaft?“

In ihren vergissmeinnichtblauen Augen blitzte etwas auf, und sie grub die strahlend weißen Schneidezähne in die Unterlippe. Er dachte daran, wie sie mit diesen Lippen seine nackte Haut liebkost hatte. „Später vielleicht“, sagte sie.

Angesichts ihrer halb gesenkten Lider und der Zweideutigkeit ihrer Worte, die von ihrem Tonfall nur noch unterstrichen wurden, hob er die Augenbrauen. Sofort ahmte sie seine Mimik nach.

Ein Schauer der Erregung durchzog seinen Körper.

An diesen Blick erinnerte er sich nur zu gut. Es war derselbe, den sie ihm geschenkt hatte, ehe er kurzerhand seine Gäste hinausgeworfen hatte.

Vielleicht war es doch gar nicht nötig, seine Sorgen in ein oder zwei Flaschen Bourbon zu ertränken. Seine Vorfreude wuchs. Es gab vergnüglichere Wege, die schlechte Laune hinter sich zu lassen. Und Layla, die ihre langen Beine um seine Hüfte schlang und ihre Nägel in seinen Rücken grub, während er tief in ihr war, schien nicht die schlechteste Option.

Das Aufblitzen in ihren Augen wich einem vielversprechenden Glanz, und sie beugte sich vor, um ihm nachzuschenken. In dieser Haltung erlaubte der V-Ausschnitt ihrer schwarzen Bluse einen Blick auf den Ansatz ihrer kleinen, festen Brüste, deren Knospen perfekt in seinen Mund passten, wie er wusste.

Als sie bemerkte, wohin er sah, hob sich ihr Mundwinkel. Dann lehnte sie sich noch ein Stück weiter über den Tresen, stützte das Kinn auf die Faust und murmelte: „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“

In diesem Moment hatte Sebastiano keinerlei Zweifel mehr, dass sie ihm ganz bewusst einen Blick auf ihren schwarzen Spitzen-BH erlaubt hatte.

Erneut durchfuhr ihn eine Welle der Lust. Er war ihr nah genug, um den zarten Duft ihres Parfums wahrzunehmen, und schon kam die Erinnerung an das Aroma ihrer Haut zurück. Mit einem tiefen Blick in ihre Augen gab er zurück: „Später vielleicht.“

Sie schenkte ihm ihr schiefes Lächeln – der einzige Makel in ihrer ansonsten perfekten Schönheit. Und selbst das war nicht wirklich ein Makel, denn es machte sie interessanter. Und sexy. Dieses Lächeln versprach erotische Nächte voller Genuss. Und Sebastiano wusste, dass sie dieses Versprechen hielt. Ihr Parfum einzuatmen, die Hitze ihrer Haut zu spüren und zu wissen, dass sie vielleicht schon sehr bald wieder ihre langen Beine um ihn schlingen würde …

„Wie kommt’s, dass du noch immer hier arbeitest?“, erkundigte er sich, nachdem er einen großen Schluck Bourbon getrunken hatte.

„Meine Pläne haben sich geändert“, erklärte sie mit einem leichten Schulterzucken.

„Also bleibst du?“

„Nein.“ Wieder dieses schiefe Lächeln und ein Blick aus den mit langen Wimpern umkränzten blauen Augen. „Dies ist meine letzte Schicht.“

Noch einmal warf er einen Blick auf ihre vollkommenen Brüste in der schwarzen Spitze, dann sah er ihr in die Augen und hob sein Glas. „Was bin ich für ein Glückspilz.“

Sie rutschte mit dem Ellbogen ein Stück näher. „Als du gekommen bist, hast du nicht so gewirkt, als hieltest du dich für einen Glückspilz“, stellte sie fest.

Ihr konnte man wirklich nichts vormachen.

„Glaub mir, heute war ein Höllentag“, gab er zu.

Voller Mitgefühl sah sie ihn an. „Möchtest du darüber reden?“

„Nein“, wehrte er ab, nur um im nächsten Moment herauszuplatzen: „Ich habe eine Milliarde Euro verloren.“

Das Personal im Diamond Club war nicht nur bekannt für absolute Diskretion, sondern auch dafür, sich nie etwas anmerken zu lassen. Doch angesichts dieser Offenbarung weiteten sich Laylas Augen eine Schrecksekunde lang.

Er trank den Rest aus seinem Glas und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. „Willst du wissen, wie das passiert ist?“

Sie richtete sich auf und griff nach der Flasche. „Nur, wenn du darüber reden möchtest.“

Warum eigentlich nicht? Layla hatte im Laufe der Jahre gezeigt, dass sie eine extrem gute Zuhörerin und gleichzeitig absolut verschwiegen war. „Eine Firma, an der ich die Mehrheit der Anteile halte, musste gestern Insolvenz anmelden. Auf dem Papier bin ich jetzt eine Milliarde Euro ärmer.“

Schmerzhaft verzog sie das Gesicht und schenkte ihm nach.

„Ich hätte sie schon längst verkaufen sollen. Es gab eine Menge Warnzeichen.“

Er schalt sich selbst für seine Unfähigkeit und war auch einen Tag nach der Katastrophe noch kein bisschen schlauer, warum in diesem Fall sein Instinkt nicht funktioniert hatte. Jeder mit etwas Sachverstand hätte sich sofort von diesem Unternehmen getrennt.

„Ich bin es nicht gewohnt zu versagen“, fügte er nach einem weiteren Schluck hinzu.

„Auch du bist nur ein Mensch“, erwiderte sie sanft. „Es passiert den Besten von uns, mal zu versagen.“

„Mir nicht.“

Sie stützte sich wieder auf den Tresen und sah ihn nachdenklich an. „Interessiert dich meine Meinung?“

Überrascht erwiderte er ihren Blick, dann zuckte er die Achseln. Normalerweise kommentierte sie nie etwas, das er ihr anvertraute. „Natürlich.“

„Ich denke, du arbeitest zu viel.“

„Ich habe eine Menge Verantwortung.“ Das war untertrieben.

„Schon klar, aber wann hast du dir das letzte Mal eine Auszeit gegönnt?“, hakte sie nach.

„Oft“, beteuerte er.

Erneut beugte sie sich vor. „Ich meine, eine echte Pause. Urlaub, einen Törn durchs Mittelmeer auf deiner Jacht – ohne deine Assistentin, deinen Juristen und deinen Steuerberater im Schlepptau. Ich wette, wenn du sie jetzt anriefst, würden sie in ein paar Minuten an die Tür klopfen.“

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

„Ich bezweifle, dass du in den vergangenen Jahren auch nur einmal wirklich abgeschaltet hast“, fuhr sie fort, und ihre Stimme blieb trotz des ernsten Themas angenehm melodiös. „Wahrscheinlich liest du sogar an Heiligabend noch deine E-Mails.“

„Überleg mal, wie viel Geld ich verlieren würde, wenn ich das nicht täte“, konterte er.

„Du könntest einen Monat lang jeden Tag eine Milliarde Euro verlieren und wärst immer noch Milliardär.“

„Aber ich möchte sie alle behalten.“

„Dann hör auf mich und gönn dir eine Auszeit. Eine echte Pause, in der du deine Energiespeicher wieder füllst.“ Ihr Gesicht war seinem nun ganz nah. „Und weißt du, was noch gut gegen Stress hilft?“

„Bourbon?“

Sie lachte leise und lehnte sich noch näher. Eine Strähne ihres seidigen Haars kitzelte seine Wange. „Eine schöne Massage.“

„Hmm … Das klingt überzeugend.“

„Das habe ich mir gedacht“, erwiderte sie mit jenem Glitzern in den Augen. „Soll ich im Spa-Bereich anrufen?“

Er neigte den Kopf. Ihre Lippen berührten sich fast, und er spürte, wie das Blut heißer durch seine Adern floss. „Ich wüsste, wer es stattdessen machen könnte“, murmelte er, während er seine Finger in ihrem dichten Haar vergrub.

Ganz leicht nur öffnete sie die Lippen an seinen, doch ehe er die Gelegenheit nutzen und sie küssen konnte, hatte sie sich schon wieder zurückgezogen. Ihr Haar umrahmte ihr Gesicht wie ein Wasserfall.

Mit einem Blick voller Sinnlichkeit und jenem verführerisch schiefen Lächeln sah sie ihn an. „Ich hole Massageöl. Mach es dir schon mal im Schlafzimmer bequem.“

Während Sebastiano sich bis auf die Boxershorts auszog, pulsierte das Blut heiß in seinen Adern.

Mit dieser Entwicklung hatte er nicht gerechnet, als er beschlossen hatte, den katastrophalen Tag im Club zu beenden und in seinen Privaträumen die Sorgen im Alkohol zu ertränken. Das Einzige, womit er gerechnet hatte, war, am nächsten Tag einen üblen Kater zu haben.

Zum letzten Mal hatte er in jener Nacht vor drei Monaten eine solche Erregung gespürt.

Seit mehr als zwei Jahren träumte er von Layla.

Ihre Schönheit hatte ihm den Verstand geraubt, als er ihr zum ersten Mal begegnet war. Damals war die große, schlanke Blondine mit einer Kiste Champagner für eine kleine spontane Party in seine Suite gekommen. Mühelos hätte sie als Fotomodell für das Cover jedes Hochglanzmagazins posieren können. Und als sie ihm ein Lächeln geschenkt hatte, war sein einziger Gedanke gewesen, dass sie das verführerischste Wesen der Welt war.

Aber sie gehörte zum Personal. Nicht direkt zu seinem Personal, aber sie wurde dafür bezahlt, ihn zu bedienen. Dadurch war sie Teil seiner Welt, aber sie stand auf der anderen Seite. Sie zu verführen hätte bedeutet, seine Macht zu missbrauchen. Allerdings hatte er es sich nicht nehmen lassen, sie jedes Mal als Barkeeperin anzufordern, wenn er im Club wohnte, und ihren Anblick zu genießen. Ihre Gesellschaft.

Es fiel ihm erstaunlich leicht, ihr Dinge aus seinem Leben anzuvertrauen. Und es gefiel ihm, dass sie ihm mit echtem Interesse zuzuhören schien und nicht, weil sie dafür bezahlt wurde. Außerdem bezweifelte er, dass sie vieles von dem behielt, was er ihr erzählte – das half ihm, offen zu sein.

Die Anziehung, die er ihr gegenüber spürte, beruhte auf Gegenseitigkeit. Dessen war er lange sicher gewesen. Vor drei Monaten jedoch hatte sie ihm, während sie die Gläser für seine Party bereitgestellt hatte, ganz nebenbei erzählt, dass es ihr letzter Einsatz für ihn sei, weil sie ihre Kündigung eingereicht habe.

Der Blick, den sie danach gewechselt hatten …

Eigentlich hatte Sebastiano vorgehabt, bis zum Morgengrauen zu feiern, doch um Mitternacht hatte er alle Gäste hinauskomplimentiert und die Servicekräfte entlassen. Alle außer Layla.

Es hatte keinen Zweifel gegeben, was passieren würde, wenn sie allein wären. Die letzten Gäste hatten kaum die Suite verlassen, als sie schon in seinen Armen gelegen hatte. Mit seinen fünfunddreißig Jahren hatte er noch nie eine Nacht wie jene erlebt. So sinnlich, so voller Adrenalin. Er hatte Layla nach ihrer Nummer gefragt und versprochen, sie am nächsten Tag nach seiner Konferenz anzurufen und sie zu einem angemessenen Date einzuladen. Und in dem Augenblick hatte er es auch wirklich ernst gemeint.

Aus diesem Grund war es zunächst eine unangenehme Überraschung gewesen, sie jetzt erneut hinter dem Tresen in seiner Suite zu sehen.

Es war so viel Zeit vergangen, dass er zu Recht hatte annehmen können, er werde sie nie wiedersehen. Jetzt aber, während die Lust lichterloh in ihm brannte, fragte er sich, warum er sie damals eigentlich nicht wirklich angerufen hatte.

Noch eine Nacht mit der Frau, die seit zwei Jahren durch seine Träume geisterte …

Gegen das gepolsterte Kopfteil gelehnt saß er auf dem Bett, als sie in der Türöffnung erschien, eine kleine Flasche Massageöl in der Hand.

Sie lehnte sich mit der Wange an den Türrahmen und betrachtete völlig ohne Scham seinen nackten Oberkörper. Selbstvergessen grub sie die Schneidezähne in die Unterlippe. Das genügte, um sein Verlangen noch stärker werden zu lassen.

Mit dem Gesicht einer Hollywoodschönheit und dem Körper eines Supermodels war Layla nicht nur heiß, sie war eine alles verzehrende Flamme. Als sie sich vom Türrahmen löste und ihre High Heels von den Füßen streifte, musste er schlucken.

Ihr honigblondes Haar umspielte ihre Schultern, und verführerisch langsam kam sie auf ihn zu. Dabei lenkte der kurze schwarze Rock den Blick auf ihre langen, wohlgeformten, zartgolden gebräunten Beine, während sie bei jedem Schritt die Hüfte wiegte.

„Dreh dich um“, murmelte sie.

Er gehorchte und bettete seinen Kopf auf das Kissen. Ein Schauer der Vorfreude durchzog seinen Körper.

Warum zum Teufel hatte er sie nicht angerufen?

Das Licht war gedimmt. Die Matratze gab ein wenig nach, als Layla sich neben ihn setzte. Das kalte Öl, das seine Wirbelsäule hinunterlief, nahm ihm kurz den Atem. Unwillkürlich zuckte er zusammen, und sie lachte auf.

Es war einer der erotischsten Momente seines Lebens.

Er spürte ihre Knie an seiner Flanke, als sie mit flachen Händen das Öl auf Schultern und Rücken verteilte. Dann begann sie, seine Muskeln zu kneten, nahm seinen Arm, streckte ihn aus und fuhr am Bizeps entlang bis zum Unterarm. Als sie sich den anderen Arm vornahm, beugte sie sich so weit über ihn, dass er ihre Brüste an seinem Rücken spürte. Ansonsten hätte er sich womöglich so sehr entspannt, dass er eingeschlafen wäre. Es war ein schmaler Grat zwischen Genuss und Schmerz, auf dem er sich bewegte: Ihre Massage war wundervoll, aber sein unerfülltes Verlangen bereitete ihm Qualen.

Als er hörte, wie sich ihr Atem beschleunigte, wusste er, dass er mit seinem Begehren nicht allein war.

Zärtlich strich sie mit den Lippen über seinen Nacken.

Er stöhnte auf und wollte sich gerade umdrehen, doch sie legte ihre Hand fest auf seinen Rücken und flüsterte ihm ins Ohr: „Schließ die Augen und beweg dich nicht.“

Sebastiano war es gewohnt, die Frauen zu verführen. Sich nun in der passiven Rolle wiederzufinden, verstärkte seine Lust nur noch und ließ das Blut heiß durch seine Adern pulsieren.

In seinen kühnsten Träumen hätte er sich nicht vorstellen können, dass dieser Tag so großartig enden würde. Das war es beinahe wert, eine Milliarde Euro in den Sand zu setzen.

Hinter ihm raschelte es, doch ehe er sich fragen konnte, was sie da tat, spürte er, wie sie sich rittlings auf ihn setzte und ihren Mund in seinen Nacken presste.

„Lass deine Augen geschlossen“, befahl sie mit rauer Stimme. „Nicht bewegen.“

Mit ihrem unglaublichen Körper auf seinem und ihrem heißen Atem auf seiner Haut hatte Sebastiano nicht das Verlangen, sich ihrem Befehl zu widersetzen. Nur zu gern gehorchte er.

Sie strich über seinen rechten Arm, eine noch viel zu bekleidete Brust liebkoste seine Wange. Wieder stöhnte er auf und widerstand nur mühsam dem Verlangen, den Mund zu öffnen und …

Der Schock von kaltem Metall an seinem Handgelenk riss ihn brutal in die Wirklichkeit zurück. Er öffnete in dem Moment die Augen, in dem Layla von ihm heruntersprang und sich ans Fußende des Bettes setzte. Dann brauchte er noch den Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen, dass sie ihn mit Handschellen an den Bettpfosten gefesselt hatte.

2. KAPITEL

Laylas Herz hämmerte heftig in ihrer Brust. Sie zitterte. Nur mit äußerster Kraftanstrengung war es ihr gelungen, ihrem Verlangen nicht nachzugeben, sondern eisenhart ihren Plan zu verfolgen.

Sie konnte kaum glauben, dass sie es wirklich geschafft hatte.

Seit sie vor drei Stunden den Anruf bekommen hatte, dass Sebastiano Russo an diesem Abend in den Club komme, hatte sie sich nur auf ihr Vorhaben konzentriert. Nun war der schwierigste Part geschafft. Doch was jetzt folgte, war ebenfalls nicht einfach.

„Ich hatte keine Ahnung, dass du auf so etwas stehst“, sagte Sebastiano mit unverkennbar sizilianischem Akzent. Seine tiefe Stimme drang ihr unter die Haut wie geschmolzene Butter.

Sie hatte die Handschellen so locker gelassen, dass er sich umdrehen, sich aber nicht selbst daraus befreien konnte. Er lag auf dem Rücken, den Kopf leicht erhöht, und sah sie mit diesem verführerischen Blick aus seinen grünen Augen an, der sie überhaupt erst in diese Situation gebracht hatte.

Okay, es war nicht nur der Blick, sondern der ganze Sebastiano Russo, der sie in diese Lage gebracht hatte. Nicht ohne Grund waren große, attraktive, düstere Männer der Stoff, aus dem romantische Liebesgeschichten gewebt waren. Und sie hatte erfahren müssen, dass sie selbst ebenso wenig gegen diesen Reiz gefeit war wie jede andere Frau.

Sebastiano war unfassbar sexy. Sie hatte seine Anziehungskraft von dem Moment an gespürt, in dem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.

Layla war groß und hatte es nur selten nötig, zu einem Mann aufzusehen. Bei Sebastiano aber hatte sie es tun müssen, und sofort war sie in den grünen Tiefen seiner Augen versunken. Seine wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge und sein perfekter Körper, der eine Nonne dazu bringen könnte, dem Glauben abzuschwören, waren zweitrangig. Es waren seine Augen gewesen, die sie sofort in den Bann gezogen hatten. Sein Blick, der ihr das Gefühl gab, die einzige Frau zu sein, die er jemals wahrgenommen hatte.

Dennoch hatte sie sich, als sie mit ihm geschlafen hatte, keinerlei Illusionen hingegeben, was für ein Typ Mann er war. Bis heute wusste sie nicht, warum sie sich überhaupt auf ihn eingelassen hatte. Sie war vierundzwanzig und hatte bis dahin nur Erfahrungen mit einem einzigen Mann gemacht – eine langjährige Beziehung, die endete, als Chris nach dem Studium einen Job weit entfernt von London angenommen hatte. Sie waren sich einig gewesen, dass eine Fernbeziehung zu aufwendig wäre. An Angeboten hatte es nicht gemangelt, doch Layla war keine Frau, die sich schnell auf einen Mann einließ, geschweige denn sofort mit ihm im Bett landete.

Doch dann war Sebastiano aufgetaucht, und es hatte sich herausgestellt, dass sie all ihre Prinzipien bedenkenlos über Bord werfen konnte, wenn ihre Hormone verrücktspielten.

Selbst jetzt noch reagierte ihr Körper hemmungslos auf ihn – trotz all der Wochen und Monate, in denen sie sehnsüchtig auf seinen Anruf gewartet hatte und immer wieder enttäuscht worden war.

Ursprünglich hatte sie sich keine Hoffnungen gemacht, dass es für ihn mehr als ein One-Night-Stand war. Doch als er am nächsten Morgen gesagt hatte, er wolle sie gern wiedersehen, hatte sie ihm geglaubt. Nach der gemeinsam verbrachten Nacht hatte sie in ihrer Euphorie nicht erkannt, dass er es nicht ernst gemeint hatte. Ihr hätte klar sein müssen, dass Sebastiano Russo trotz seines umwerfenden Charmes tief in seinem Herzen ein verwöhnter, selbstsüchtiger und eitler Milliardär war. 

Sie hasste es, wie sehr er sie in seinen Bann gezogen hatte. Auch jetzt, als sie das Öl auf seinem glatten, muskulösen Rücken verteilt und sein Aftershave eingeatmet hatte, war die Versuchung groß gewesen, ihn einfach zu küssen und noch einmal eine solch leidenschaftliche Nacht mit ihm zu verbringen wie vor drei Monaten. Beinahe hätte die Lust sie übermannt, wäre sie erneut auf den verführerischen Blick hereingefallen, der ihr Innerstes zum Schmelzen brachte.

Was für ein Spiel trieb sie mit ihm? Nachdenklich beobachtete Sebastiano, wie Layla vom Bett stieg. Bis sie die Tür erreicht hatte, würdigte sie ihn keines Blickes.

Dann aber sah sie ihn an, und der Ausdruck in ihren Augen ließ sein Blut zu Eis gefrieren. „Layla?“

„Bleib, wo du bist.“ Ihre Stimme zitterte.

Als könnte er irgendwohin gehen.

„Ich will dir etwas zeigen“, fügte sie hinzu.

Was zum Teufel?

„Layla?“, rief er ihr nach und zerrte an den Handschellen. Vergeblich. „Layla“, schrie er, als sie verschwand.

Der kurze Moment, in dem sie fort war, genügte, um ihm deutlich zu machen, dass er sich selbst nicht befreien konnte. Dafür brauchte er einen Schlüssel oder einen Bolzenschneider.

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