So spielt das Herz: Traumfrau gesucht

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Nick kann es selbst kaum glauben! Als er den Fernseher einschaltet und die Moderatorin Vanessa sieht, ist es bei ihm Liebe auf den ersten Blick. Er fasst einen Plan, wie er diese Frau kennenlernen und erobern kann …


  • Erscheinungstag 01.01.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783956495144
  • Seitenanzahl 120
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Linda Lael Miller

Traumfrau gesucht

Roman

Aus dem Amerikanischen von
Gabriele Müller

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Only Forever

Copyright © 1989 by Linda Lael Miller

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner GmbH, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Harlequin S.A., Schweiz;

Thinkstock / Iakov Kalinin; pecher und soiron; Köln

ISBN eBook 978-3-95649-514-4

www.mira-taschenbuch.de

Werden Sie Fan von MIRA Taschenbuch auf Facebook!

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

Dieser Grippevirus musste nach Nick DeAngelos Meinung von feindlich gesinnten Außerirdischen auf die Erde gebracht worden sein, um die Menschheit zu vernichten. Ihr erstes Opfer war dabei ganz offensichtlich er, ein Exfootballspieler, der eines der besten italienischen Restaurants in Seattle besaß.

Nick streckte sich auf der Schlafcouch im Wohnzimmer aus und langte nach den Papiertaschentüchern, die paketweise griffbereit neben ihm lagen. Kaum hatte er sich eines vors Gesicht gepresst, musste er auch schon gewaltig niesen. Er war von der Nase bis zum Bauchnabel mit Menthol eingerieben, und während seine Stirn zu glühen schien, zitterte er vor Schüttelfrost.

Wann würde denn endlich ein berühmter Science-Fiction-Autor vorbeikommen, der seine Geschichte hören wollte? Es wurde Zeit, die Menschen vor dem drohenden Unheil zu warnen!

„Haben Sie die Außerirdischen wirklich gesehen, Mr De-Angelo?“

„Nennen Sie mich Nick. Natürlich habe ich sie nicht gesehen. Sie müssen mich erwischt haben, als ich schlief.“

Nicks Fieberfantasien wurden vom Läuten des Telefons unterbrochen, das sich wie die Taschentücher bei ihm im Bett befand. Er hoffte auf Mitgefühl, richtete sich ächzend auf und wühlte den Hörer unter feuchten Laken und Kissen hervor.

„Hallo?“ Das klang heiser wie das Krächzen eines Raben.

„Na, bist du immer noch nicht wieder auf dem Damm?“ Nicks jüngere Schwester Gina zeigte erstaunlich wenig Mitleid. „Hör mal, wenn ich keine Angst hätte, mich anzustecken und meine Prüfung nächste Woche zu versäumen, würde ich bestimmt vorbeikommen und dich pflegen.“

Nick sank in die Kissen zurück. „Deine Besorgnis um mich ist rührend, Gina.“ Er hustete.

„Ich könnte Tante Carlotta Bescheid geben“, schlug sie schnell vor. Sie war ein heller Kopf, studierte Psychologie an der Universität von Washington und wusste, wie sie vorgehen musste. „Ich bin sicher, sie würde gern kommen, zwei Wochen bleiben und dich ins Leben zurückholen.“

Nick dachte mit liebevoller Scheu an seine Tante. Einem alten Rezept von ihr folgend, hatte er sich mit Menthol eingerieben, das jetzt wie Klebstoff an ihm haftete. „Gina, du weißt, dass dies keine gewöhnliche Feld-Wald-und-Wiesen-Grippe ist.“

Sie lachte. „Ich werde das medizinische Institut der Universität alarmieren. Sicherlich werden sie gleich ein ganzes Forschungsteam zu dir schicken.“

Insgeheim hielt er das für eine gute Idee, aber er hütete sich, das zuzugeben, da er sonst nur noch mehr Spott hätte ertragen müssen. „Du bist herzlos“, warf er Gina vor.

Es folgte eine kurze Stille, bevor Gina fragte: „Soll ich dir etwas besorgen? Lebensmittel, Bücher oder Ähnliches? Ich könnte die Sachen vor deine Tür stellen …“

„Oder sie von einem Hubschrauber aus abseilen“, bemerkte er beleidigt.

Sie seufzte. „Warum rufst du nicht eine deiner Freundinnen an? Du könntest einen ganzen Harem bei dir haben. Sie würden deine Kissen aufschütteln, dir Tabletten geben und Hühnersuppe aufwärmen.“

„Meine Freundinnen, wie du sie zu nennen pflegst, arbeiten entweder oder haben den Anrufbeantworter eingeschaltet. Und Hühnersuppe hilft mir nur, wenn sie selbst gemacht ist.“ Nick nieste heftig. Als er sich wieder erholt hatte, sagte er großmütig: „Mach dir keine Sorgen um mich, Gina. Auch nicht darum, dass ich deine Ausbildung, deinen Wagen und deine Kleidung ebenso bezahle wie jeden Happen, den du isst. Ich komme … gut ohne Hilfe aus.“

„Himmel“, jammerte Gina, „die Schuld!“

Nick lachte. „Heuchlerin!“ Er suchte nach der Fernbedienung für den Fernseher. Vielleicht gab es einen alten Film mit Silvester Stallone, irgendetwas Spannendes und ordentlich Machohaftes.

Gina machte noch einige besänftigende Bemerkungen und legte dann auf. Nick wurde bewusst, dass sie wohl wirklich nicht kommen würde und er dieser großen galaktischen Seuche allein Trotz bieten musste. Es gab einfach keine Hilfsbereitschaft mehr auf dieser Welt!

Nick schaltete nacheinander sämtliche Kanäle ein, fand aber nichts, was ihn interessierte.

Gerade wollte er den Fernseher ausschalten und sich ein Buch nehmen, da sah er sie zum ersten Mal. Sie hatte rötliche Haare und grüne Augen. Ihr Anblick ließ Nicks Herz fast stillstehen. Sie hielt eine Vase, die auch als Urne geeignet gewesen wäre, und die Brust der jungen Frau wurde von einer eingeblendeten Telefonnummer verdeckt. Nick erhöhte die Lautstärke.

„Mein Name ist Vanessa Lawrence“, berichtete die Erscheinung auf dem Bildschirm ihren Zuschauern mit einer Stimme, die beruhigender war als alle Hühnersuppen und Mentholeinreibungen der Welt. „Und Sie haben die Midas Network ein-geschaltet.“

Danach begann Vanessa Lawrence, die Vorzüge der angebotenen Vase anzupreisen, aber Nick hörte kein Wort davon. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich an alles zu erinnern, was er über die Midas Network wusste. Es handelte sich um einen Sender aus Seattle, der landesweit ein Verkaufsprogramm ausstrahlte. Das Vorhaben war neu, und einer von Nicks Freunden, ein Leiter der Gesellschaft, hatte ihn gedrängt, Geld in das Unternehmen zu stecken. Er sei sicher, dass Verkauf per Bildschirm das größte Geschäft seit Erfindung des Fernsehens werden würde, hatte Paul Harmon behauptet.

Nick strich sich durchs Haar, das wirr vom Kopf abstand und wie fast alles andere an ihm nach Menthol roch. Zweifellos bin ich gerade dabei, einen großen Blödsinn zu machen, dachte er. Das muss an dem Virus liegen, der mich heimgesucht hat.

Ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, griff Nick nach dem Telefon und wählte die Nummer seines Büros.

Die Sekretärin, eine Dame mittleren Alters mit Namen Harriet, antwortete: „DeAngelo’s. Kann ich Ihnen helfen?“

„Ich hoffe“, keuchte Nick nach einem weiteren Hustenanfall.

„Sie brauchen nicht mich, sondern einen guten Arzt“, stellte die Sekretärin entschieden fest.

„Zumindest jemanden, der mich versteht und mitfühlend ist. Harriet, geben Sie mir bitte Paul Harmons Nummer. Ich bin nicht in der Verfassung, erst nach dem Telefonbuch zu suchen.“

Nick wartete. Harriet ging jetzt bestimmt geübt das Adressbuch durch.

„Seine Büronummer ist 555-9876“, sagte sie Sekunden später. Er fand einen Kugelschreiber unter den Gegenständen, die sich auf dem Couchtisch angesammelt hatten, und notierte die Ziffern zusammen mit der Privatnummer, die Harriet ihm als Nächstes mitteilte. Dann verabschiedete er sich von ihr, wählte erneut.

Die Frau auf dem Bildschirm bot jetzt einen Satz Vogelfiguren an.

„Oh Lady“, sagte Nick laut, während er darauf wartete, dass Paul Harmon ans Telefon ging, „ich sehne mich nach dir, nach deinem Körper und nach deiner Seele.“

Die Göttin lächelte. „All das kann für neunzehn Dollar fünfundneunzig Ihnen gehören.“

„Gekauft“, antwortete Nick.

Vanessa Lawrence besaß eine der Scheckkarten, mit deren Hilfe man auch in den großen Supermärkten Bargeld per Automat bekommen kann. Sie steckte die Karte in den Schlitz und wippte mit dem Fuß, während sie auf das Geld wartete. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie in zehn Minuten in der Kanzlei ihres Anwaltes sein sollte. Die Fahrt in die Stadt würde aber fünfzehn Minuten dauern. Vanessas Fuß wippte schneller.

Der Automat machte beunruhigende Geräusche; keine Banknoten erschienen. Und Vanessas Karte steckte auch noch immer irgendwo in den Eingeweiden dieses Ungetüms. Nach den Klängen zu schließen, wurde sie gerade vollständig verdaut.

Aufgeregt begann Vanessa, Knöpfe zu drücken. Die Worte „Ihr Vorgang ist nun abgeschlossen“ schienen auf dem kleinen Bildschirm eingebrannt zu sein. Sie schaute sich nach Hilfe um, aber alle in der näheren Umgebung waren offensichtlich damit beschäftigt, Milch und Brot einzukaufen.

Eine Frau mit rosa Lockenwicklern im Haar tauchte neben ihr auf. „Sie sind beim Fernsehen, nicht wahr? Bei diesem Sound-so-Sender.“

Vanessa lächelte verkrampft.

„Die Midas Network“, antwortete sie, ehe sie den Apparat wieder verzweifelt ansah. „Bitte gib mir wenigstens meine Karte zurück“, sagte sie zum Automaten. „Ich werde dir auch weiter keinen Ärger machen, ich verspreche es.“

„Ich sehe Sie jeden Tag“, bemerkte die Frau stolz. „Ich habe den kleinen Toaster gekauft, den Sie gestern angeboten haben. Der genügt jetzt, es sind nur noch Bernie und Ray und ich da, seit Clyde bei der Armee ist. Und meine Schwägerin hat vier Deckenventilatoren bestellt.“

Im Geist hörte Vanessa die Worte des Produzenten Paul Harmon bei seiner üblichen Lehrstunde über Öffentlichkeitsarbeit: „Sobald die Anzahl der Zuschauer ansteigt, werden Sie erkannt werden. Was immer auch geschieht, ich möchte, dass Sie stets höflich bleiben.“

„Gut“, sagte sie höflich.

Nach einem weiteren Blick auf die Uhr verlor Vanessa endgültig die Geduld und bearbeitete den Automaten mit den Handflächen. Auf wunderbare Weise erschienen zwei Zwanzigdollarscheine in dem dafür vorgesehenen Schlitz. Die Scheckkarte wurde allerdings in drei Teilen herausgegeben.

Vanessa stopfte die Kartenteile und das Geld in die Tasche ihres Leinenblazers und rannte zum Wagen. Hoffentlich würde der Verkehr nicht zu dicht sein!

Er war es.

Als Vanessa endlich die Kanzlei ihres Anwalts erreichte, war Parker mit seiner derzeitigen Freundin und seinem Anwalt natürlich bereits da.

Vanessa hoffte, dass sie nicht so erschöpft aussah, wie sie sich fühlte, und widerstand dem Drang, ihr schulterlanges Haar zu ordnen.

Parker lächelte sein sinnverwirrendes Lächeln und versuchte, ihre Wange zu küssen. Vanessa wich ihm aus, und ein Blick aus ihren grünen Augen gab ihm deutlich zu verstehen, dass er ihr nicht zu nahe kommen sollte.

Ihr Exmann, einer der begehrtesten Baseballspieler der amerikanischen Liga, wirkte gekränkt.

„Hallo, Darling“, sagte er mit seiner tiefen Stimme.

Vanessa antwortete nicht. Obwohl sie bereits seit einem Jahr geschieden waren, wallten in Parkers Gegenwart starke Emotionen in ihr auf. Nicht, dass sie sich nach ihm sehnte – ganz im Gegenteil. Es tat ihr um all die Zeit und Liebe leid, die sie an ihn verschwendet hatte.

Vanessas Anwalt Walter war nicht besonders temperamentvoll, dafür aber so klug zu erkennen, wie verwundbar sie sich fühlte. Er bot ihr einen Stuhl in der Nähe seines Schreibtisches an, und sie nahm dankbar Platz.

Parkers Anwalt kam dann sofort zur Sache. „Ich denke, dass wir die Angelegenheit vernünftig regeln können.“

Vanessa versteifte sich unwillkürlich. Man hatte Parker sehr viel Geld für eine Autobiografie über seine Baseballkarriere geboten. Jetzt stritten sie sich, weil er mithilfe eines Ghostwriters ein Manuskript geschrieben hatte, das alle Einzelheiten ihrer Ehe beinhaltete – und darüber hinaus Lügen über Lügen, was die Intimsphäre anging.

„Einen Moment“, sagte Parker verbindlich, wobei er seine berühmten Hände in die Höhe hielt. „Ich glaube, es wäre besser, wenn Vanessa und ich die Angelegenheit allein und privat besprechen würden.“

Seine Freundin zeigte Unbehagen, verhielt sich aber still.

„Da gibt es privat nichts zu besprechen“, erklärte Vanessa mit unsicherer Stimme, wofür sie sich hasste. Warum konnte sie nicht so ruhig und selbstbewusst sprechen, wie sie es tat, wenn sie Deckenventilatoren per Bildschirm verkaufte? „Wenn du die Beschreibung meiner angeblichen sexuellen Ausschweifungen nicht aus dem Buch herausnimmst, Parker, werden deine schmutzigen Fantasien dich sehr teuer zu stehen kommen.“

Er erblasste unter seiner Sonnenbräune, strich sich durchs Haar und wich Vanessas Blick aus. Aber schon bald hatte er sein sagenhaftes Gleichgewicht wiedergewonnen. „Vanessa, du bist unvernünftig.“

„Bin ich das? In dem Manuskript wirke ich wie ein sexhungriges Nervenbündel. Ich werde nicht zulassen, dass du mich ruinierst, nur damit du noch mehr Häuser und Aktien kaufen kannst.“

Parker zuckte zusammen, als ob sie ihn geschlagen hätte. Dann stand er auf und ging auf sie zu. Während er sich hinabbeugte und ihre Hände ergriff, sagte er sanft: „Du fühlst dich bedroht.“

Vanessa hätte ihm beinahe vors Schienbein getreten. Stattdessen entriss sie Parker die Hände, sprang auf und eilte aus dem Büro.

Er holte sie am Fahrstuhl ein. „Baby, warte!“

Sie schämte sich der Tränen, die über ihr Gesicht flossen, konnte sie aber nicht zurückhalten. Schnell verschwand sie im Fahrstuhl, um dem Mann zu entfliehen, den Sportreporter mit den berühmtesten Baseballspielern aller Zeiten verglichen.

Parker quetschte sich neben sie in die Kabine, scheinbar ohne von den beiden Sekretärinnen und der Putzfrau Notiz zu nehmen, die ihn und Vanessa beobachteten.

„Mein Herz, was möchtest du denn?“, fragte er nachsichtig. „Einen Nerzmantel? Einen Sportwagen? Sag mir, was du willst, und ich schenke es dir. Aber du musst vernünftig sein.“

„Wie kannst du es wagen anzunehmen, dass ich käuflich sei, du anmaßender Wichtigtuer!“, fuhr Vanessa ihn an. „Und hör auf, mich mein Herz und Baby zu nennen!“

Der Fahrstuhl hatte das Erdgeschoss erreicht, und Vanessa stürmte hinaus, hoffte inständig, dass Parker ihr nicht wieder folgen würde.

Doch natürlich blieb er ihr auf den Fersen, versuchte dann, auf dem belebten Gehweg mit ihr Schritt zu halten. Er glättete die Aufschläge seines maßgeschneiderten Jacketts und keuchte: „Verflixt, Vanessa, weißt du, wie viel Geld auf dem Spiel steht?“

„Nein, und es interessiert mich auch nicht.“ Sie waren fast bei ihrem Wagen angekommen. Gleich konnte sie sich hinter das Lenkrad setzen und davonfahren.

Plötzlich packte Parker sie hart an den Schultern und drückte sie gegen ein Schaufenster. „Du wirst mir dieses Geschäft nicht kaputt machen, Vanessa!“

Sie starrte ihn bestürzt an, Parker hatte ihr oft wehgetan, war aber nie handgreiflich geworden.

„Es tut mir leid!“, stieß er hervor und gab sie frei. Da er sich selten für etwas entschuldigte, glaubte Vanessa ihm sogar. „Ich wollte dich nicht so hart anpacken. Vanessa, bitte. Lass uns gemeinsam irgendwo hinsetzen und hör mir zu. Das ist alles, worum ich dich bitte.“

„Das hat doch keinen Zweck, Parker. Ich weiß, was du mir sagen willst, und meine Antwort kennst du bereits. Die Art und Weise, wie du mich in dem Manuskript dargestellt hast, ist beleidigend. Ich würde mich nie mehr in die Öffentlichkeit wagen, sollte es veröffentlicht werden.“

„Als ich dir das Manuskript geschickt habe, dachte ich, du wärst stolz, wenn du …“ Er brach ab und schüttelte den Kopf, schien noch immer über ihre ablehnende Reaktion erstaunt zu sein. „Vanessa, die Leute werden erkennen, dass ich mir vieles nur ausgedacht habe.“ Parker lächelte schwach. „Sie werden die Schilderungen nicht ernst nehmen.“

Sie runzelte die Stirn. „Wirklich? Nun, ich möchte es lieber nicht ausprobieren. Ich habe meine eigenen Träume, musst du wissen.“

Parker nahm Vanessa beim Arm und schob sie in ein Café. „Zwei Minuten mit dir sind alles, was ich möchte.“

Sie lächelte säuerlich. „Das ist typisch für dich, Parker, den Zweiminutenmann.“

Er sah sie ärgerlich an und setzte sich ihr gegenüber in eine Nische. „Ich hatte vergessen, wie spitz deine Bemerkungen sein können, Vanessa.“ Er richtete sich auf. „Daria hat sich noch nie beschwert.“

Daria war sicherlich seine Freundin.

„Menschen mit wenig Verstand tun das selten“, antwortete Vanessa freundlich und fügte hinzu: „Deine zwei Minuten laufen bereits.“

Eine Kellnerin kam, und Parker bestellte zwei Tassen Kaffee, ohne Vanessa auch nur zu fragen. Das war so bezeichnend, dass sie beinah laut gelacht hätte.

„Das Honorar für dieses Buch ist fast siebenstellig“, begann er leise und widerwillig. „Ich kann nicht für den Rest meines Lebens Baseball spielen, Vanessa, ich brauche Sicherheiten.“

Sie verdrehte die Augen. Die meisten Ölscheichs lebten nicht so gut wie Parker. Er würde nie Mangel leiden.

„Wenn du möchtest, setze ich dich bei der Armenspeisung ab.“

Seine Kiefermuskeln spannten sich.

„Du weißt, ich habe nicht erwartet, dass du so scharf reagieren würdest“, sagte er. Der Kaffee wurde gebracht.

„Vorsicht“, warnte Vanessa, nachdem die Kellnerin sich wieder entfernt hatte. „Du wolltest mich überreden, erinnerst du dich?“

Parkers Gesten zeigten, wie verärgert er war. „Vanessa, ich verstehe, dass die Scheidung hart für dich gewesen ist. Aber du hast jetzt einen Beruf und dein eigenes Leben. Es gibt keinen Grund, mich so zu quälen.“

Seine Worte klangen so rein von Vernunft geprägt und damit so herzlos, dass Vanessa ihm am liebsten ihren Kaffee ins Gesicht geschüttet hätte. „Glaubst du wirklich, dass ich das tue? Ich will nichts von dir, Parker, kein Geld, keinen Nerz und keinen Sportwagen – und keine Lügen, wie sie in diesem Manuskript stehen und als Wahrheit ausgegeben werden.“

„Ich hab doch bloß etwas dazugedichtet. Was ist daran so schlimm?“

„Nichts – wenn es sich um einen Roman handelte.“ Vanessa sah auf die Uhr und stand auf.

„Hast du eine dringende Verabredung?“, fragte Parker mit einem neugierigen Unterton in der Stimme.

„Sehr dringend“, schwindelte Vanessa und wandte sich ab. Sie würde mit ihrem Cousin Rodney essen und ins Kino gehen, aber das ging Parker nichts an. Rasch verließ sie das Lokal.

Zu ihrer Erleichterung folgte Parker ihr diesmal nicht.

Rodney wartete am vereinbarten Treffpunkt. Er hatte die Hände in die Jacketttaschen gesteckt und lächelte fröhlich. „Hallo, Vanessa, hattest du einen schweren Tag?“

Vanessa küsste ihn auf die Wange und hakte sich bei ihm ein. „Ich komme direkt von einem Treffen mit Parker“, erwiderte sie. „Beantwortet das deine Frage?“

„Ja, leider.“

Vanessa lächelte den gut aussehenden jungen Mann mit dem dichten kastanienbraunen Haar und den ausdrucksvollen dunklen Augen an. Ihr um fünf Jahre jüngerer Cousin – er war gerade einundzwanzig – war ihr einziger Verwandter in Seattle, und sie hatte ihn sehr gern.

Sie gingen die Allee hinunter und näherten sich ihrem bevorzugten Schnellrestaurant. Dort wurde auch chinesische Küche zum Mitnehmen angeboten.

Vanessa musterte Rodney von der Seite. „Sag mal, willst du mich heute gar nicht nach der Wohnung fragen?“

Die Zimmer über Vanessas Garage standen leer, seit die letzten Mieter ausgezogen waren, und Rodney suchte dringend eine neue Bleibe.

„Du weißt genau, dass ich schon die ganze Zeit auf deine Antwort warte, Vanessa. In einem Raum über einer Leichenhalle zu leben, hat seine Nachteile. Zum Beispiel, wenn nachts Geräusche von unten heraufdringen.“

Vanessa lachte und schüttelte den Kopf. „Ist in Ordnung, du kannst bald einziehen. Ich möchte die Wohnung nur erst gestrichen haben.“

Rodneys Miene hellte sich deutlich auf. Er war ein feiner Kerl, der sich sein Studium durch einen sehr anstrengenden und ungewöhnlichen Job verdiente.

„Ich werde das Anstreichen übernehmen“, sagte er.

Vanessa kehrte erst ziemlich spät in ihr großes Haus auf dem Queen Anna Hill zurück. Im nur spärlich möblierten Wohnzimmer streifte sie ihre hochhackigen Schuhe ab und sah flüchtig die Post durch, bevor sie in der Küche Teewasser aufsetzte. Als das dampfende Getränk vor ihr auf dem Tisch stand, raffte sie sich auf und hörte den Anrufbeantworter ab.

Die erste Nachricht kam von ihrem Chef Paul Harmon: „Janet und ich möchten am Freitag mit dir bei DeAngelo essen gehen. Bring bitte niemanden mit.“

Vanessa war nicht begeistert. Die Harmons waren Freunde von ihr und versuchten ständig, sie einem ihrer vielen ungebundenen Bekannten vorzustellen. Pauls Bemerkung, sie solle allein kommen, verunsicherte Vanessa.

Sie bekam den Inhalt der nächsten Anrufe, beide von Parker, nicht mit, weil sie über den Namen des Restaurants nachgrübelte. DeAngelo … irgendwoher kannte sie den Namen.

Sie schüttete Süßstoff in ihren Tee – dann fiel es ihr ein. Der Eigentümer des Lokals war Nick DeAngelo, ein Freund Pauls und früherer Footballspieler, dessen Ruf als Frauenheld nur noch von Parkers übertroffen wurde. Vanessa schauerte. Was würde geschehen, wenn DeAngelo der Vierte am Tisch sein sollte?

Sie schaltete den Anrufbeantworter ab und wählte die Privatnummer der Harmons.

Janet nahm ab.

„Es geht um das Essen bei DeAngelo“, sagte Vanessa nach einer kurzen Begrüßung. „Bin ich dazu ausersehen, mit Mr Macho zusammenzutreffen?“

Janet lachte. „Ich nehme an, du sprichst von Nick.“

„Du weichst aus!“

„Nun ja, wir möchten, dass du Nick kennenlernst. Er ist sehr nett, Vanessa, du wirst ihn mögen.“

„Das hast du auch über den Burschen gesagt, der sich dann so unmöglich benommen hat“, erinnerte Vanessa ihre Freundin.

„Ich glaube nicht, dass dieses Essen eine gute Idee ist.“

„Nick ist ganz anders als Parker“, erwiderte Janet sanft. Sie konnte sehr einfühlsam sein.

„Es ist nicht richtig, Nick zu verurteilen, ohne ihn kennengelernt zu haben.“

Der Streit mit Parker hatte sie dazu gebracht, alles abzulehnen, und Vanessa wusste es. Sie seufzte. Sie sollte bereit sein, anderen Menschen zu begegnen und neue Dinge auszuprobieren, sonst würde sie trübsinnig werden.

„In Ordnung, aber wenn er sich auch als Niete erweist, Janet Harmon, seid ihr meine Freunde gewesen.“ Janets sechster Sinn arbeitete noch immer.

„Die Zusammenkunft mit Parker und seinem Anwalt war schlimm, nicht wahr?“

„Er wird dieses verflixte Buch bestimmt veröffentlichen, Ja-net“, sagte Vanessa fast verzweifelt. „Ich sehe keinen Weg, ihn davon abzuhalten, und bin sicher, er weiß das. Trotzdem hat er das Bedürfnis, mich zu überreden, sich auf seinen Standpunkt zu stellen. Daran scheint ihm viel zu liegen. Ich kann dann all meine Hoffnungen aufgeben, irgendwann einmal Nachrichtensprecherin zu werden. Niemand wird mich mehr im Fernsehen …“

„Es ist zu spät, du bist müde und siehst alles zu schwarz“, unterbrach Janet sie. „Nimm ein Bad, trink ein Glas Wein und schlaf dich aus. Morgen früh sieht die Welt ganz anders aus.“

Erschöpft versprach Vanessa, den Rat zu befolgen, und ging ins Bett, nachdem sie sich noch schnell gewaschen und die Zähne geputzt hatte. Sie fiel fast sofort in einen unruhigen Schlaf und träumte, dass Parker ihre Scheckkarte zerkaute und die Plastikteile einzeln ausspuckte.

Am nächsten Morgen war Vanessa noch immer in schlechter Verfassung. Als sie die Studios der Midas Network erreichte, sah ihr Kollege Mel Potter sie besorgt an.

Potter war ein durchschnittlich wirkender Mann in mittleren Jahren, aber wegen seiner Verkaufserfolge in der ganzen Branche bekannt. Vanessa hielt ihn für unheimlich tüchtig. Sie hatte erlebt, wie er innerhalb von fünfzehn Minuten zweitausend Anrufbeantworter verkauft hatte, ohne im Mindesten ins Schwitzen zu geraten. Dabei blieb er stets freundlich. Ihre Hochachtung vor seiner Geschicklichkeit im Umgang mit den Kunden war enorm. Außerdem war er der einzige Mann außer ihrem Großvater, der sie Honey nennen durfte, ohne dass sich alles in ihr sträubte.

„Was ist los, Honey?“, fragte er, als Vanessa sich im Maskenraum in einen Stuhl fallen ließ. „Du siehst nicht gut aus.“

„Vielen Dank, Mel, du wirkst auch nicht vollkommen ausgeruht.“

Er lachte, während Margie, die Maskenbildnerin, Vanessas Gesicht mit Reinigungsmilch einrieb. „Ich habe vorhin in der Zeitung gelesen, dass dein Exmann in der Stadt ist, um einen Preis von seiner früheren Hochschule in Empfang zu nehmen. Könntest du ihn nicht überreden, ins Studio zu kommen? Wir würden garantiert jede Menge dieser Baseball-Kuchenplatten verkaufen, wenn Parker Lawrence sich bereit erklärte, sie zu signieren.“

Nun lachte Vanessa, allerdings etwas nervös. „Vergiss es, Mel, Parker und ich stehen auf Kriegsfuß, und da hätte es wohl wenig Zweck, wenn ich ihn fragte.“

Zwanzig Minuten später standen Vanessa und Mel vor der Kamera und führten einen Satz Golfschläger vor. Vanessa mochte ihre Aufgabe sehr. Wenn sie arbeitete, war sie ein anderer Mensch, fühlte sich nicht unsicher und vergaß alles, was sie bedrückte.

Der Sender verfolgte die Taktik, Zuschauer per Telefon direkt mit den Anbietern auf dem Bildschirm sprechen zu lassen. Der erste Anruf kam von Parker.

„Hallo, Baby“, sagte er, nachdem er sich sorgfältig vorgestellt hatte, damit auch jeder wusste, wer er war. „Du siehst schlecht aus.“

Vanessas Lächeln gefror, sie vermochte nicht zu sprechen. Mel dagegen reagierte erstaunlich schlagfertig.

„Danke, Parker“, antwortete er, „Sie selbst sehen sehr gut aus.“

Sogar der Kameramann schmunzelte.

Vanessa hatte sich wieder gefangen. „Willst du von jetzt an Golf statt Baseball spielen?“

„Niemals“, erwiderte Parker überheblich. „Aber ich würde zehn Stück von allem kaufen, was du anbietest, Baby.“

Vanessa kochte innerlich, nahm sich jedoch zusammen, dachte an die vielen Millionen Zuschauer. Sie durfte nicht zulassen, dass Parker sie vor dem Publikum lächerlich machte!

„Gut“, sagte sie strahlend, „wir merken dich für zehn Sätze Golfschläger vor.“

Parker lachte, nahm offenbar an, sie machte Spaß. Vanessa wünschte sich, sein Gesicht sehen zu können, wenn der Postbote ihm in sieben bis zehn Tagen ein großes Paket zustellen würde.

Autor