Sobald die Eifersucht erwacht

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"Verrat es mir: Wie bekomme ich einen Mann rum?" Stern Westmoreland traut seinen Ohren nicht, als seine beste Freundin JoJo ihn um Rat fragt. Sie steht auf einen Kunden ihrer Autowerkstatt, er aber sieht in ihr nur die burschikose Mechanikerin im Blaumann. Natürlich weiß Stern, wie JoJo sich stylen muss! Mit Frauen kennt er sich schließlich aus. Doch als sie verführerisch weiblich vor ihm steht, flammt in ihm plötzlich Eifersucht auf. Ein schrecklicher Gedanke, dass ein Fremder langsam den Reißverschluss ihres sexy Kleides öffnet und zärtlich ihre nackte Haut berührt …


  • Erscheinungstag 08.03.2016
  • Bandnummer 1915
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721190
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Stern, du solltest so etwas doch wissen. Was kann eine Frau tun, um einen Mann verrückt nach sich zu machen?“

Stern Westmoreland zuckte zusammen. Hochkonzentriert hatte er durch das Zielfernrohr seines Jagdgewehrs geblickt, alles war still gewesen. Und dann plötzlich diese Frage, im unpassendsten Moment!

Erbost blickte er die Frau neben sich an, die ebenfalls ein Jagdgewehr in den Händen hielt. „Verflixt noch mal, JoJo, das war doch böse Absicht. Du hast mir diese Frage gestellt, um mich in meiner Konzentration zu stören.“

Sie ließ das Jagdgewehr sinken und sah ihn ebenfalls an. „Das ist überhaupt nicht wahr. Ich habe dich das gefragt, weil ich es wirklich wissen will. Dann erlegen wir heute eben mal nichts. Was soll’s?“

Stern verzog den Mund. JoJo hatte leicht reden. Schon oft hatte sie unter Beweis gestellt, dass sie die bessere Schützin war. An Tagen wie diesem fragte er sich, warum er seine beste Freundin überhaupt zu solchen Jagdausflügen mitnahm, wenn sie ihn doch jedes Mal schlecht aussehen ließ …?

Er atmete tief durch und blickte wieder durchs Zielfernrohr des Gewehrs. Na ja, eigentlich wusste er schon, warum er JoJo immer mitnahm. Er war eben gern mit ihr zusammen. In ihrer Gesellschaft konnte er er selbst sein, musste sich nicht verstellen, brauchte niemanden zu beeindrucken. Es war eine unkomplizierte, kumpelhafte Freundschaft, die schon viele Jahre hielt.

„Also …?“

Er setzte das Gewehr ab und blickte sie an. „Also was?“

„Du hast mir noch keine Antwort gegeben. Was kann eine Frau tun, um einen Mann verrückt nach sich zu machen? Außer gleich mit ihm ins Bett zu gehen, meine ich. Ich stehe nicht so auf vorschnellen Sex.“

„Freut mich zu hören“, erwiderte er schmunzelnd.

„Findest du das etwa lustig, Stern?“, fragte JoJo verärgert. „Du darfst gerne mal unverbindlichem Sex haben, aber ich nicht?“

Verblüfft blickte Stern sie an. „Was ist denn heute nur mit dir los? Du regst dich doch sonst nicht so schnell auf.“

Verärgert und frustriert sah JoJo ihn an. „Du verstehst mich nicht“, sagte sie enttäuscht. „Dabei hast du das sonst immer getan. Als Einziger.“ Sie senkte den Kopf, drehte sich um und ging davon.

Verwirrt sah er ihr nach. Was, zum Teufel, war nur los mit ihr? JoJo war doch sonst nicht der Typ, der wegen irgendeiner Kleinigkeit ausflippte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr.

Auf jeden Fall war ihm die Lust aufs Jagen vergangen. Also schlug er ebenfalls den Weg zurück zur Jagdhütte ein.

Nachdem sie kurz geduscht hatte, holte Jovonnie Jones sich ein Bier aus dem Kühlschrank und trank sofort einen Schluck. Genau das brauche ich jetzt, dachte sie, verließ die Küche und setzte sich auf die große hölzerne Veranda, um den herrlichen Ausblick auf die Rocky Mountains zu genießen.

Stern hatte die Jagdhütte ein paar Jahre zuvor durch Zufall entdeckt; ein altes, heruntergekommenes Gebäude, zu dem über hundert Morgen Land gehörten – das beste Jagdgebiet weit und breit. Innerhalb von nur zwei Jahren hatte er es gemeinsam mit seinen Brüdern und Cousins komplett renoviert. Das Jagdgebiet bot Wild in Hülle und Fülle – Bären, Rotwild, Füchse und vieles mehr. Vorherrschend aber waren Elche.

Das Waldhaus hatte sich für Stern als ausgezeichnete Investition erwiesen. Wenn er es nicht selbst nutzte, vermietete er es. Oft bezeichneten sie das Gebäude verniedlichend als Waldhütte, aber in Wirklichkeit war es ein geräumiger zweistöckiger Prachtbau mit acht Zimmern, vier Bädern sowie Veranden und Balkons an jeder Seite. Im Erdgeschoss gab es einen großen Gemeinschaftsbereich mit Küche, Ess- und Wohnbereich samt Kamin. Deckenhohe Fenster ermöglichten von überall einen atemberaubenden Ausblick auf die Rocky Mountains.

Selbst nach der heißen Dusche und dem kalten Bier fühlte JoJo sich immer noch nicht besser. Die Verärgerung war geblieben. Warum konnte Stern sie nicht ernst nehmen und ihr eine vernünftige Antwort auf ihre Frage geben? Schließlich war er für sie ein wirklich guter Freund und bei der Damenwelt ungeheuer begehrt. Stern konnte jede Frau bekommen, wenn er es darauf anlegte. Er war also der Fachmann für JoJos Frage.

Sie musste lachen, als sie versonnen an ihre gemeinsame Highschoolzeit zurückdachte. Immer wieder hatten Mitschülerinnen ihre Freundschaft gesucht, nur um durch sie an Stern heranzukommen. Das klappte aber nie besonders gut, weil Stern solche Mädchen wie heiße Kartoffeln fallen ließ, wenn er davon erfuhr. Er schätzte es nämlich überhaupt nicht, wenn jemand JoJo ausnutzte. Echte Freundschaft war ihm sehr wichtig, und wenn ein Mädchen nur etwas mit JoJo zu tun haben wollte, um ein anderes Ziel zu erreichen, konnte es ihm gestohlen bleiben.

JoJo seufzte auf. Ja, ausgesprochen beliebt war sie auf der Highschool nicht gerade gewesen. Ihre Mitschülerinnen hatten sich eher Freundinnen gesucht, die etwas femininer waren. Wenn sie so darüber nachdachte, erging es ihr heute immer noch so.

Aber JoJo war nun mal kein Modepüppchen. Sie trug lieber Jeans als Kleider. Sie ging gern auf die Jagd, praktizierte Karate, konnte mit Pfeil und Bogen umgehen und wusste mehr über Autos als so mancher Mechaniker. Letztere Fähigkeit hatte sie natürlich von ihrem Vater, der von Beruf Automechaniker gewesen war. Und zwar nicht irgendeiner – sondern der beste von allen!

Sie schluckte. Manchmal konnte sie es immer noch nicht fassen, dass er zwei Jahre zuvor gestorben war. Er hatte einen Herzinfarkt erlitten, während er gerade seiner Lieblingsbeschäftigung nachging – an einem alten Auto herumzuschrauben. Dieser Schicksalsschlag hatte JoJo zur Vollwaise gemacht, denn ihre Mutter war schon gestorben, als JoJo elf Jahre alt gewesen war. Sie hatte die Autoreparaturwerkstatt geerbt, was ihr die Möglichkeit gab, ihre theoretischen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen.

Vorher hatte sie Maschinenbau an einer Berufsfachschule gelehrt, aber diese Tätigkeit gab sie leichten Herzens auf. Im Stillen war es nämlich schon immer ihr Traum gewesen, irgendwann die Autowerkstatt mit dem poetischen Namen „Goldener Schraubenschlüssel“ zu übernehmen.

„Na, sprechen wir noch miteinander? Oder lieber nicht?“

Stern stellte Tortillachips und Salsasauce auf dem Tisch neben ihr ab. Dann setzte er sich zu ihr.

„Ich weiß nicht recht“, antwortete sie und bediente sich bei den Chips. „Ich habe dich was gefragt, und du hast mich nicht ernst genommen.“

Stern nahm einen Schluck Bier. „War das denn ernst gemeint?“

„Ja.“

„Dann tut es mir leid. Ich hatte wirklich gedacht, du wolltest mich mit der Frage nur ablenken, damit mein Schuss danebengeht.“

„Traust du mir so was zu?“, fragte sie lächelnd.

„Allerdings. Jederzeit.“

„Na ja, möglicherweise wäre ich zu so etwas fähig“, gab sie amüsiert zu. „Aber heute war es anders. Ich wollte wirklich deinen Rat.“

„Wie eine Frau einen Mann verrückt nach sich macht?“

„Ja, genau.“

Stern beugte sich vor und musterte sie skeptisch. „Warum?“

Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. „Warum was?“

„Warum willst du das wissen?“

Sie antwortete nicht sofort. Stattdessen nahm sie einen Schluck Bier und blickte hinaus in die Wildnis. Es war ein wunderschöner Tag. Zwischen den Bäumen tauchte ein Rotfuchs auf und verschwand sofort wieder.

Nachdem sie ihre Gedanken gesammelt hatte, blickte sie Stern an. „Es gibt da einen Typen, der immer seinen Wagen zu mir in die Werkstatt bringt. Und der ist sexy. Richtig sexy.“

Stern verdrehte die Augen. „Na, wenn du das sagst, will ich dir mal glauben. Sprich weiter.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Das ist schon alles.“

Stern runzelte die Stirn. „Das ist alles?“

„Ja. Ich will diesen Typen. Die Frage ist nur: Wie kriege ich ihn dazu, dass er mich auch will?“

Für Stern stellte sich eine ganz andere Frage. Nämlich die, ob JoJo verrückt geworden war. Aber diesen Gedanken behielt er lieber für sich. Er nahm einen Schluck von seinem Bier.

Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie es auch durch, das wusste er. Und wenn er ihr nicht helfen würde, würde sie schon jemand anderen finden, der es tat.

„Wie heißt der Typ?“, erkundigte er sich.

Sie griff nach den Chips. „Das braucht dich nicht zu interessieren. Verrätst du mir denn den Namen von jeder Frau, die du haben willst?“

„Das ist was anderes.“

„Ach ja? Inwiefern?“

Inwiefern? Das konnte er auch nicht so genau sagen, aber es war eben etwas anderes. Nachdenklich rieb er sich die Schläfe. „Na ja, zunächst mal bist du ziemlich unerfahren, was Männer angeht. Und außerdem … äh, überhaupt, die Tatsache, dass du mich so etwas fragen musst, zeigt mir, dass du für so eine Art von Beziehung noch lange nicht bereit bist.“

Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Also wirklich, Stern. Ich werde nächstes Jahr dreißig. Die meisten Frauen in meinem Alter sind längst verheiratet, viele haben schon Kinder. Und ich habe noch nicht mal einen Freund.“

Ihre Argumentation überzeugte ihn nicht. „Ich werde nächstes Jahr einunddreißig und habe auch keine Freundin.“ Als sie ihn skeptisch anblickte, korrigierte er sich. „Na ja, zumindest keine feste. Nur hin und wieder mal Bekanntschaften. Ich bin gerne Single.“

„Aber du hast oft Dates. Jede Menge. Das kann ich von mir nicht behaupten. Manchmal glaube ich, dass die meisten Männer in der Stadt mich nicht mal für eine richtige Frau halten.“

Nachdenklich musterte er sie. Dass sie eine Frau war, daran hatte er nie gezweifelt. Sie hatte eine durchtrainierte weibliche Figur. Ihre Beine waren endlos lang und wohlgeformt – was jetzt, da sie Shorts trug, auch endlich einmal sichtbar war. Ansonsten gab es sicherlich nicht viele Menschen, denen dieser Anblick schon einmal vergönnt gewesen war. JoJo öffnete die Werkstatt um acht Uhr morgens und schloss frühestens um sechs. Oft arbeitete sie hinterher sogar noch weiter, wenn ein Kunde auf eine Reparatur wartete. Und die ganze Zeit über trug sie natürlich einen ölverschmierten Mechaniker-Overall. Viele Männer wussten wahrscheinlich gar nicht, wie attraktiv sie ohne diese Montur aussah!

„Du versteckst deine Qualitäten“, sagte er schließlich.

Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Ich tue was?“

„Du verbirgst, was für einen schönen Körper du hast. Die Leute sehen dich ja immer nur in deiner Mechaniker-Montur.“

Sie verzog den Mund. „Ach ja, bitte entschuldige, dass ich nicht im Minirock rumlaufe, wenn ich einen Vergaser auswechseln muss.“

Unwillkürlich stellte er sich die Szene bildlich vor und musste grinsen. „Minirock und High Heels, ganz so weit brauchst ja nicht zu gehen, aber …“

„Aber was?“

„Na ja, ich glaube, die Männerwelt würde dich mehr beachten, wenn du nach der Arbeit auch mal in etwas anderem herumläufst als in Jeans und T-Shirt. Du bist eine Frau, JoJo. Viele Männer mögen es, wenn eine Frau ihre weiblichen Seiten betont. Auch klamottenmäßig.“

Sie blickte in die Ferne. „Und du meinst, das hilft?“

„Glaub schon.“ Plötzlich hellten sich seine Gesichtszüge auf. „Ich hab’s! Wir verpassen dir ein Umstyling! Eine Rundumerneuerung!“

„Ein Umstyling?“

„Ja, genau. Und dann gehst du dahin, wo dein Typ abends so rumhängt. In einem Kleid, das Bein zeigt, und mit neuer Frisur …“

„Was stimmt denn mit meinem Haar nicht?“

In seinen Augen war mit ihrem Haar alles in Ordnung. Es war lang und dicht. Am besten fand er es, wenn sie es offen trug, aber das tat sie nur selten.

„Du hast wunderschönes Haar. Du solltest es nur mehr zeigen. Selbst jetzt versteckst du es unter deiner Baseballkappe.“

Er richtete sich auf und zog ihr die Baseballkappe vom Kopf. Ihr dichtes Haar fiel herab und umrahmte ihre Schultern. „Siehst du. Das gefällt mir doch gleich viel besser.“

Und das tat es wirklich. Am liebsten hätte er die Hände in ihrer verführerischen Mähne vergraben …

Schockiert über sich selbst, lehnt er sich zurück und trank einen Schluck Bier. Woher kamen denn diese Gedanken? Das war doch JoJo, um Himmels willen! Seine beste Freundin, seine beste platonische Freundin. Er sollte nicht darüber sinnieren, wie verführerisch ihr Haar war …

„Und du meinst, so ein Umstyling hilft?“

„Ja, aber das ist nur der erste Schritt. Anschließend musst du dann dahin gehen, wo er sich abends rumtreibt – und zwar in männlicher Begleitung. Ich würde mich zur Verfügung stellen.“

Zweifelnd sah sie ihn an. „Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist. Wenn ich in männlicher Begleitung da auftauche, traut er sich vielleicht nicht an mich ran.“

„Die meisten wissen doch, dass wir nur gute Freunde sind – und mehr nicht.“

„Ja, aber er ist neu in der Stadt. Woher sollte er es also wissen?“

Stern dachte einen Moment nach. „Hm, da ist was dran. Wenn ich eine Frau in Begleitung eines anderen Mannes sähe, würde ich sie auch nicht anmachen. Andererseits willst du ja, dass er dich so akzeptiert, wie du bist. Die Frau, die tagsüber als Automechanikerin arbeitet, die abends aber auch mal ausgeht und dann richtig scharf aussieht.“

„Ja, genau.“

Stern lächelte. „Der Effekt wird verstärkt, wenn du in männlicher Begleitung auftauchst. Das zeigt ihm, dass du bei der Männerwelt begehrt bist. Er wird dich mit ganz anderen Augen sehen und dich sicher um ein Date bitten, auch wenn ich dabei bin. Und wenn er dich dann später wieder in deinem Mechaniker-Overall sieht, wird er darüber nachdenken, wie du wohl darunter aussiehst.“

Sterns Lächeln erstarb. Ganz plötzlich war ihm bewusst geworden, dass ihm der Gedanke überhaupt nicht behagte, JoJo könnte begehrlich von anderen Männern angestarrt werden. Um ein Date gebeten werden … und wer weiß, was sonst noch so alles! Vielleicht war es doch nicht so clever, sie einem Umstyling zu unterziehen …

„Das ist eine tolle Idee, Stern! Ich lege gleich los, sobald ich wieder in Denver bin. Erst muss ich herausfinden, wo der Typ abends hingeht. Dann suche ich mir jemanden, der mich hübsch macht.“

„Du bist schon hübsch, JoJo.“

Lächelnd tätschelte sie ihm die Hand. „Das ist süß, dass du das sagst. Aber du als mein bester Freund bist natürlich voreingenommen, deshalb darf ich auf deine Meinung nicht so viel geben. Ich werde deine Cousine Megan fragen, ob sie mir einen Friseur empfehlen kann. Und was neue Klamotten angeht, wende ich mich an ein paar von deinen anderen Cousinen und Schwägerinnen. Die gehen doch alle gerne shoppen und beraten mich bestimmt auch gerne. Himmel, ich bin schon ganz aufgeregt.“

Er nippte an seinem Bier. „Man merkt’s.“

Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr störte ihn ihr Interesse an diesem anderen Mann. Warum eigentlich? Wahrscheinlich weil sie seine beste Freundin war und er diese enge Beziehung nicht aufs Spiel setzen wollte. JoJo nicht verlieren wollte. Was, wenn dieser Typ sich daran störte, dass JoJo und er, Stern, so enge Freunde waren? Wenn er von ihr verlangte, diese Freundschaft zu beenden?

Diese Gedanken ließen Stern keine Ruhe. Und er war niemand, der Probleme auf die lange Bank schob. „Wie heißt der Typ, JoJo?“

Sie lächelte. „Du brauchst seinen Namen nicht zu wissen, Stern. Außerdem lernst du ihn ja kennen, wenn ich den Plan in die Tat umsetze.“

Stern konnte es kaum erwarten!

In der Nacht lag JoJo nachdenklich in ihrem Bett. Bisher ließ sich die Sache eigentlich ganz gut an. Sie sah Licht am Ende des Tunnels.

Als sie im Frühjahr gemerkt hatte, dass sie Gefühle für Stern entwickelte, war das ein großer Schock für sie gewesen. Wie konnte eine Frau sich nur in ihren besten Freund verlieben?

Es war ganz plötzlich geschehen. Im April hatten sie gemeinsam ein paar freie Tage hier im Waldhaus verbracht. Eines Morgens war sie die Treppe heruntergekommen und hatte Stern in der Küche gesehen – er trug nur eine Pyjamahose. In dieser Sekunde hatte sie ihn plötzlich nicht mehr nur als guten Freund gesehen, sondern als den perfekten Mann. Seine breiten Schultern, seine Muskeln – nachdem dieser Gedanke sich erst einmal in ihrem Gehirn eingenistet hatte, hatte sie nichts mehr dagegen tun können.

Aber es war nicht nur sein perfektes Aussehen. Es war seine ganze Art, sein Wesen. Am Ende des gemeinsamen Aufenthalts war ihr klar gewesen: Sie hatte sich in ihn verliebt. Vielleicht hatte sie ihn insgeheim schon immer geliebt, aber bis zu jenem Tag hatte sie ihre Beziehung immer nur als sehr, sehr enge Freundschaft gedeutet. Jetzt jedoch forderte ihr Herz, dass sie sich die Wahrheit eingestand.

Ihr war klar gewesen: Sie musste sich etwas einfallen lassen, wenn sie diese wunderbare Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollte. Sicher, sie liebte Stern – aber sie wusste auch, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte. Er war einer der begehrtesten Junggesellen von ganz Denver und hatte an jedem Wochenende Dates mit den verführerischsten Frauen.

Die Lösung ihres Problems war ihr in den Sinn gekommen, als sie einen Liebesroman las, den eine Kundin in der Autowerkstatt vergessen hatte. Sie musste sich einen anderen Mann suchen, in den sie sich verlieben konnte. Jemanden, der Sterns Platz in ihrem Herzen einnehmen konnte.

In dem Liebesroman hatte das wunderbar geklappt. Die Heldin des Buchs liebte ebenfalls einen Mann, den sie nicht haben konnte. Mehr oder weniger um sich abzulenken, begann sie öfter mit ihrem Nachbarn auszugehen, und schließlich verliebte sie sich in ihn. Am Schluss des Romans heirateten die beiden und lebten glücklich bis an ihr Ende.

Natürlich, das war nur ein Roman – aber die Idee dahinter hatte trotzdem etwas für sich. Kaum dass sie das Wörtchen Ende gelesen hatte, hatte JoJo beschlossen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Sich selbst ein Happyend zu verschaffen.

Jetzt hatte sie nur noch auf den richtigen Kandidaten warten müssen. Eine ganze Zeit lang tat sich nichts. Sie war schon nahe daran, die Hoffnung auf den Traummann aufzugeben, als Walter Carmichael angefahren kam, weil er neue Zündkerzen für seinen Porsche brauchte.

Irgendetwas an ihm erregte ihre Aufmerksamkeit, und zum Glück trug er keinen Ring am Finger. Fand sie ihn vielleicht so anziehend, weil sein gutes Aussehen und sein Charme sie an Stern erinnerten? Nein, diesen Gedanken wischte sie ganz schnell beiseite.

Ja, Walter schien der Richtige für sie zu sein. Alles sprach für ihn. Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, dass auch alles für sie sprach. Dabei konnte ein Mann ihr am besten helfen – ihr bester Freund. Der Mann, den sie in Wahrheit liebte, aber nicht lieben wollte.

2. KAPITEL

Stern blickte von seinen Akten auf, als es an seiner Bürotür klopfte. „Herein.“

Es war Dillon, sein ältester Bruder und der Geschäftsführer von Blue Ridge Land Management, der Firma, die seit über vierzig Jahren in Familienbesitz war. Dillon gab den Ton an, ihr Bruder Riley war sein Stellvertreter, und Stern und sein anderer Bruder Canyon waren die Juristen des Unternehmens. Sein Cousin Adrian sollte demnächst ebenfalls in den Betrieb einsteigen.

Dillon betrat das Büro und schloss die Tür hinter sich. Sein Blick verhieß nichts Gutes.

„Gibt’s irgendeinen Grund für deine miese Laune?“, fragte Dillon gereizt. „Du bist doch gerade erst aus dem Urlaub zurück. Jetzt erzähl mir nicht, du bist sauer, weil JoJo mehr Wild erlegt hat als du. Du solltest langsam eingesehen haben, dass sie dir in manchen Dingen überlegen ist. Außerdem bist du doch normalerweise kein schlechter Verlierer.“

Stern blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. „Nein, nein, das ist es nicht. Aber es geht tatsächlich um JoJo. Unsere Meisterschützin hat was im Visier – und diesmal ist es kein Elch, sondern ein Mann.“

„Entschuldigung, da komme ich nicht ganz mit.“ Dillon setzte sich auf den Besucherstuhl.

„Sie hat sich in einen Mann verguckt, Dillon. JoJo ist schon seit Ewigkeiten meine beste Freundin – und ich möchte sie nicht verlieren.“

Dillon streckte seine Beine aus. „Ich glaube, du fängst besser mal ganz von vorne an.“

Stern begann in aller Ausführlichkeit zu erzählen, und Dillon hörte aufmerksam zu. Anschließend gab er sein Urteil ab. „Ich glaube, du machst dir unnötig Sorgen. Eure Freundschaft hält das aus. Kein anderer Mann wird sie je zerstören können. Und es spricht doch Bände, dass sie ausgerechnet dich um Rat gebeten hat. Sie legt Wert auf deine Meinung.“

Dillon erhob sich. „An deiner Stelle würde ich ihr also bei der Sache helfen, Stern. Aber jetzt noch mal zurück zum Wesentlichen: Das mit deiner miesen Laune geht gar nicht. Du kennst unsere Regeln. Niemand bringt private Sorgen mit ins Büro. Canyon ist gerade aus den Flitterwochen zurück und schwebt verständlicherweise immer noch auf Wolke sieben. Trotzdem hast du ihn bei unserem Meeting heute Morgen ständig angegriffen, sobald er den Mund aufgemacht hat. Und zwar völlig grundlos, und nicht, weil er Unsinn geredet hätte. Ich erwarte, dass du dich dafür bei ihm entschuldigst.“

Dillon ging zur Tür und öffnete sie.

„Dil?“

Dillon wandte sich noch einmal um. „Ja?“

„Du hast völlig recht. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Tut mir leid, dass ich mich so aggressiv verhalten habe.“

Dillon nickte. „Entschuldigung akzeptiert. Aber sieh zu, dass so etwas nicht noch mal vorkommt.“ Er verließ das Büro und schloss die Tür.

Stern fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Es schmerzte ihn wirklich, dass er seinen Bruder Dillon so enttäuscht hatte. Es war nun fast zwanzig Jahre her, dass ihre Eltern sowie ihr Onkel und ihre Tante bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren. Seinerzeit hatten Dillon und sein Cousin Ramsey sich als Älteste um alles gekümmert. Es war nicht leicht gewesen, zumal einige der nun verwaisten Westmorelands noch unter sechzehn gewesen waren. Dillon hatte sogar gegen den Bundesstaat Colorado geklagt, als die Behörden ihn zwingen wollten, die vier jüngsten Kinder in Waisenhäuser zu geben. Deshalb, aber nicht nur deshalb schätzte und bewunderte Stern seinen großen Bruder so sehr. Selbst jetzt, wo alle längst erwachsen waren, tat er alles, um die Familie zusammenzuhalten.

Kurz entschlossen griff Stern zum Telefonhörer und wählte die Durchwahl seines Bruders.

„Hallo …?“

„Canyon, ich bin’s, Stern. Ich wollte mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich dich heute Morgen beim Meeting so angegangen bin.“

Eine Zeit lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. Dann sagte Canyon: „Schon gut. Aber ich habe mich wirklich gewundert. So bist du doch sonst nicht. Ich gehe nur mal kurz auf Hochzeitsreise, und wenn ich zurückkomme, ist mein Bruder total verändert. Ist bei deinem Jagdtrip mit JoJo irgendwas Ungewöhnliches passiert?“

Stern ging auf Canyons Frage nicht weiter ein, sondern sagte stattdessen: „Lass uns gemeinsam zu Mittag essen. Ich lade Riley auch noch ein. Die Rechnung geht natürlich auf mich.“

„Und was ist mit Dillon?“

„Der war gerade bei mir im Büro und hat mich ordentlich zusammengefaltet.“

Canyon pfiff durch die Zähne. „Wie gut, dass es dich erwischt hat und nicht mich.“

„He, JoJo, wir brauchen einen Satz Reifen für einen 1975er BMW. Im Lager haben wir keine mehr.“

JoJo blickte vom Computer hoch und lächelte den älteren Herrn an, der den Kopf zur Tür hereinsteckte. Willie Beeker arbeitete schon seit über vierzig Jahren für den Goldenen Schraubenschlüssel – erst zusammen mit ihrem Vater und jetzt mit ihr. Normalerweise wäre er schon längst in den Ruhestand gegangen, aber nach dem Tod ihres Vaters hatte er weitergearbeitet, um sie zu unterstützen. Auch wenn im Betrieb noch andere fähige Leute arbeiteten – irgendwie blieb Willie Beeker unersetzlich.

Sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben. Ihr Vater und Willie waren zusammen in der Armee gewesen und dort beste Freunde geworden. Nach seiner Militärzeit war ihr Vater nach Denver zurückgekehrt und hatte geheiratet. Jahre später zog Willie Beeker nach seiner Scheidung ebenfalls nach Denver und nahm einen Job in der Reparaturwerkstatt seines Freundes an. Für JoJo war Willie stets mehr gewesen als ein Angestellter ihres Vaters – eher so etwas wie ein Onkel.

„Kein Problem. Ich kümmere mich gleich darum.“

Willie trat ein. „Heute Morgen war so viel los, dass ich noch gar nicht dazu gekommen bin, dich zu begrüßen. Und zu fragen, wie es letzte Woche war.“

Lächelnd lehnte JoJo sich zurück. „Ich bin ganz zufrieden. Das Jagdglück war mir hold. Am dritten Tag habe ich einen Elch erlegt.“

„Großartig, Kleines! Hoffentlich hast du damit Stern nicht zu sehr verärgert.“

Ihr Lächeln wurde noch breiter. „Ein bisschen vielleicht schon. Aber er wird darüber hinwegkommen.“

Sie dachte an die letzten Tage im Waldhaus zurück. Sie hatten die Jagdgewehre an den Nagel gehängt und stattdessen Karten gespielt. Jedes Spiel hatte er gewonnen – bis auf ein einziges, und sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sie dabei aus Mitleid hatte gewinnen lassen.

Ihre Aufenthalte mit Stern im Jagdhaus empfand sie immer als erholsam, so auch diesmal. Das Thema ihres neuen Stylings hatten sie nicht mehr angesprochen. Sie hatte den Eindruck, er wollte nicht gern darüber reden. Immerhin hatte er ihr seine Unterstützung zugesichert, und mehr konnte sie nicht verlangen.

„Ist der Mann mit dem 2010er Porsche noch mal gekommen, während ich weg war?“

Willie zog eine Augenbraue in die Höhe. „Nein. Warum?“

„Ach, nur so. Ist ein schönes Auto.“

„Meinst du wirklich nur das Auto?“

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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