Sommer der Versuchung

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"Ich mache eine Männerdiät!" Die hübsche New Yorkerin Lo hat es satt, dass die Männer außer Sex nichts von ihr wollen. Deshalb möchte sie einen Sommer lang enthaltsam leben. Doch schneller als gedacht, führt ausgerechnet sexy Playboy Jed Costigan sie in Versuchung …


  • Erscheinungstag 11.07.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733717902
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Okay, ich geb’s zu. Die ganze Sache fing an, weil ich beschlossen habe, eine Männerdiät zu machen. Nennen wir die Dinge beim Namen – ich habe mich völlig aus der Dating-Nahrungskette zurückgezogen. Diese gut aussehenden Brocken weglassen. Mich geweigert, mich von diesem saftigen Frischfleisch verführen zu lassen. Ich hatte genug von dem ewig gleichen Fast-Food-Sex und wollte etwas anderes.

Meine Mitbewohnerin, Paula, meint, Penisse haben keine Kalorien, und ich bin eine Idiotin, wenn ich sie aufgebe. Ich behaupte, es gibt nichts daran, das einen nicht aufbläht und verrückt macht, besonders eine unerwartete, ungewollte Schwangerschaft.

Paula meint, Männer seien ein All-you-can-eat-Büfett.

Ich hatte genug davon, Fast-Food-Sex in mich hineinzuschlingen. Es war an der Zeit, ein reinigendes Fasten zu beginnen.

Ich wollte jemanden finden, der sich auf mehr als nur die Entscheidung, welches Hemd er am nächsten Morgen anziehen sollte, einlassen wollte.

So bin ich auf die Idee mit der Männerdiät gekommen.

Die ich mir ausgedacht habe, weil ich über Essen schreibe. Ihr habt vielleicht sogar meine Kochkolumne für Eilige gelesen, den „Huschhusch-Gourmet“.

Ich bin Lo Cavallero. Lo ist die Kurzform für LoAnne, aber alle denken, es heißt Lou-Anne. Also habe ich die Verwirrung beendet und es für alle einfacher gemacht, indem ich den Teil mit dem Anne weggelassen habe.

Im richtigen Leben teile ich mir ein winziges Einzimmerapartment im äußersten Nordwesten Manhattens mit der eben erwähnten Paula – Talcott – die schon im College meine Mitbewohnerin war.

Lasst mich von Paula erzählen. Paula ist nicht wie ich. Paula ist groß, schlank wie ein Model, besessen von Designermode, blond, wunderschön, ausgebufft und auf ihre Art schlau. Ich bin groß und schlaksig und habe wuscheliges, dunkelbraunes Haar, das zu meinem losen Brooklyner Mundwerk passt. Ich bin ziemlich klug, aber nicht so ausgebufft, und es interessiert mich nicht die Bohne, wie ich aussehe.

Paula gibt mir Glamour und ich gebe ihr gute Ratschläge. Sie lässt mich sexy wirken, ich sorge dafür, dass sie am Boden bleibt.

Paula hat ihren Abschluss sechs Monate vor mir gemacht, ihren Traumjob in einer internationalen Werbeagentur bekommen und sich in kürzester Zeit zur Assistentin des Großkundenbetreuers hochgearbeitet und schließlich das Apartment gefunden, das ich mit ihr teilen sollte.

Obwohl es in einem Einzimmerapartment schwierig werden kann, haben wir zwei Einzelbetten, damit keine auf dem Boden oder auf der Couch schlafen muss, wie Freunde von uns es machen, wenn sie hier übernachten oder wenn eine von uns jemanden mit nachhause nimmt.

Besser gesagt: Paula. Paula lebt das Leben, von dem die meisten von uns nur träumen, und es gab immer einen kleinen Teil von mir, der genauso abenteuerlustig und sorglos sein wollte, wenn es um Sex und das Leben geht. Aber, wenn man meine strenge Erziehung bedenkt, habe ich es immer vorgezogen, dieses Leben von jemand anderem leben zu lassen, bis ich Paula traf.

Binnen kürzester Zeit wurde ich Paulas Vertraute und ihre Mitverschwörerin und ich habe dieses Singleleben in der Stadt jetzt in den sechs Jahren, die wir uns kennen, gelebt.

Trotzdem bin ich die Superverantwortungsbewusste. Liegt vermutlich daran, dass ich ein Schlüsselkind war. Meine Mutter hat jung geheiratet, wurde jung zur Witwe und hat mich ohne Ehemann großgezogen, und das mit einem winzigen Einkommen und unter dem kritischen Blick von Unmengen strengen Verwandten. Das hat sie noch entschlossener gemacht, zu beweisen, dass sie ein Kind aufziehen und arbeiten gehen konnte, ohne je jemanden um Hilfe bitten zu müssen.

Außer mir. Als ich alt genug war.

Ich habe abgewaschen, abgestaubt, gesaugt und gekocht, solange ich denken kann. Ich habe dafür gesorgt, dass mein Bett gemacht war, dass die Wäsche gewaschen war und dass meine Hausaufgaben nicht darunter litten. Und ich habe lauter Einser geschrieben, weil es sie verletzt hätte, wenn ich es nicht getan hätte.

Ich habe getan, was ich konnte, um Moms Last zu erleichtern, bis zu dem glorreichen Tag, an dem sie einen Abschluss in Computerstudien vom Community College hatte und einen Job, der kranken- und rentenversichert war.

Es war absolut klar, dass ich aufs College gehen würde und dass ich mich durch nichts davon abbringen lassen durfte. Weil sie mich sonst verstoßen hätte. Punkt. Was mich betrifft, als Tochter meiner Mutter war ich fest entschlossen, sie stolz zu machen, mit Auszeichnung zu bestehen und einen sicheren Job zu finden, der mir das nötige Kleingeld verschaffte, um meine Mom zu unterstützen und ihr die Sicherheit zu geben, dass ich niemals hungern müsste, verheiratet oder nicht.

Alle anderen Träume, die ich vielleicht mal gehabt habe, die vergänglichen – wie eine Künstlerin, eine Schriftstellerin, eine Köchin zu sein oder zu heiraten –, habe ich nicht für möglich gehalten. Mein Ziel war ein bombensicherer Gehaltsscheck, weil man sich auf nichts verlassen kann – besonders nicht auf einen Mann.

Ich hätte eigentlich die Vorkurse fürs Medizinstudium belegen sollen, denn als ich nach dem Abschluss den perfekten Job suchte, habe ich die einträgliche Welt des medizinischen Schriftverkehrs entdeckt. Ich machte einen Kurs, bekam ein Diplom, beschloss, eine unabhängige Unternehmerin zu werden und akquirierte meinen Kundenkreis, bestehend aus zwei Dutzend Ärzten und einer Werbeagentur, die sich auf Pharmazie spezialisiert hat. So kann ich mir meine Arbeitszeit einteilen.

Und dann, darauf wollte ich eigentlich hinaus, schreibe ich diese kleine Kochkolumne für ein kleines, unabhängiges Upper West Side Lokalblatt, den WestEnder.

Der WestEnder fing als kleine Gratiswerbebroschüre an und wurde zu einer Boulevardzeitung, die man am Kiosk kaufen oder abonnieren kann. Um Leser anzulocken, hat der Herausgeber beschlossen, Artikel und Kolumnen hinzuzufügen, die auf lokale Geschäfte und Veranstaltungen aufmerksam machen, und, dank der demographischen Daten, eine Kolumne mit Buch- und Filmrezensionen und schließlich eine Kolumne fürs Kochen.

Ich habe für mich und Mom gekocht, seit ich alt genug war, es zu lernen. Mom mochte ihr Essen am liebsten schnell und scharf, denn wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, war sie völlig fertig. Also begann ich, Rezepte für sie zusammenzustellen, aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass diese Rezepte jemals aus Moms Küche herauskommen würden.

Aber – und hier fängt die ganze Geschichte an – Paula war eine Zeitlang mit Jed Costigan, dem Herausgeber vom WestEnder, zusammen und sie hatte mich eines Abends im März eingeladen, mit ihr und Jed in ein neu eröffnetes Restaurant mitzukommen, das ein Restaurantkritiker die Woche vorher sehr gelobt hatte.

Es war rappelvoll und ich war eine halbe Stunde zu spät. Ich fegte in das Lokal hinein wie ein Tornado, aber das war es nicht, was mich mitten in der Bewegung stoppte, als ich durch die Tür stürzte. Es war auch nicht die unruhige Menge. Oder der köstliche Duft. Oder die geplagten Kellner. Oder die Tatsache, dass das viel gelobte Fast Food des Restaurants mit dem schnellen Service offensichtlich schon über Bord gegangen war.

Nein, es war etwas viel Undefinierbareres: Ich hatte das seltsame Gefühl, dass Jed Costigan mich sofort in dem Moment, in dem ich zur Tür reinkam, bemerkte.

Seltsam, weil ich nicht die Art von Frau bin. Und zu allem Überfluss wusste ich sofort, dass Paula es auch spürte.

Nur, was wusste sie schon? Ihr Freund hatte aufgesehen, als jemand zur Tür hereinkam? Völlig normales Verhalten.

Paula funkelte mich böse an, als ich mich dem Tisch näherte. „Und das ist Lo“, sagte sie zu Jed, der seine guten Manieren bewies, indem er aufstand und mir die Hand schüttelte.

„Fester Händedruck“, murmelte er.

„Oh, das sagen alle“, erklärte ich und zog meinen Mantel aus, um ihn über die Stuhllehne zu hängen. Nun sah ich ihn an und überlegte, was ich Intelligentes sagen könnte. „Wow, viel los heute.“

Ein guter Anfang für ein Gespräch.

„Ich würde gerne glauben, dass es an unserer Kritik gelegen hat“, meinte Jed heiter.

„Es war eine gute Kritik“, sagte ich, während ich ihn kritisch betrachtete. Er war groß, gut gebaut, hatte rotbraunes Haar, aufmerksame dunkelblaue Augen, ein ernstes Gesicht und trug einen seriösen Armanianzug. Seine tadellosen Manieren, so fand ich, verbargen die Seele eines gerissenen Raubtiers.

„Ehrlich gesagt“, fuhr ich fort und stolperte fast über meine eigenen Worte, „glauben die ganzen Leute, die ihr Leben in Warp-Geschwindigkeit leben, dass Gourmetküche bedeutet, eine Handvoll Thaihühnchen in einen Behälter mit pfundweise Gemüse zu werfen. Sie könnten das Zeug zuhause schneller, besser und billiger kochen.“

Jed erwiderte: „Wirklich?“

Er war nur höflich. Trotzdem fuhr ich unbeirrt fort. „Wirklich.“

„Wir haben schon bestellt“, mischte sich Paula ein. „Du isst dasselbe wie ich.“

„In Ordnung.“ Ich sah mich im Speisesaal um, weil ich Paula und Jed nicht ansehen wollte, da ich wusste, dass Jed mich heimlich begutachtete.

„Okay“, sagte Jed plötzlich. „Das ist der Deal. Du kochst das, was wir heute essen, nach – schneller, besser und billiger – und dann schreibst du es mir auf und wir sehen, ob wir dich zu einer Kolumnistin fürs Essen machen können.“

In der Stille, die auf sein Angebot folgte, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Mann, das war ein verzweifelter Versuch, dachte Jed reumütig. Er hatte keine Ahnung, wie Lo auf ein plötzliches Stellenangebot reagieren würde, von dem er nicht gewusst hatte, dass er es überhaupt machen würde. Er wusste nur, dass er einen Grund brauchte, um Lo wiederzusehen, und es gab keine bessere Entschuldigung als etwas Geschäftliches. Er hatte ohnehin über eine Rezeptkolumne nachgedacht, also war es keine völlig spontane Idee.

Und, verdammt, warum sollte man den Laden schmeißen, wenn man nicht machen konnte, was man wollte.

Er wollte Lo.

Sofort, wie wild, in dem Augenblick, als sie durch die Tür kam mit ihrem windzerzausten Haar, ihren strahlenden Augen, mit dem langen Mantel, der sich aufplusterte und ihren eng anliegenden Rollkragenpulli enthüllte, ihren endlosen Beinen und der süßen rosigen Nasenspitze.

Nach dem, was Paula ihm erzählt hatte, hatte er gedacht, dass ihre Mitbewohnerin ebenso modisch perfekt wie Paula war. Mindestens eine Vizepräsidentin eines Konzerns.

Jemanden wie Lo hatte er nicht erwartet.

Eines wusste er sofort: das würde alles viel komplizierter machen.

Egal.

Lo stürmte zur Tür herein und alles hatte sich verändert.

Er hatte sich verändert.

Er wusste es und er hatte nicht vor, dagegen anzukämpfen. Nicht, nachdem Lo sich so benahm, als hätte er ihr ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Es bedeutete nur, dass alles chaotisch werden würde.

Sei’s drum.

Er begriff, dass Lo Herausforderungen mochte, und sie war fasziniert genug, um das Angebot nicht auszuschlagen. Aber sie musste natürlich darüber nachdenken – gründlich. Also verschränkte er seine Arme und wartete geduldig.

Ich war so verblüfft, dass ich eine Weile brauchte, um zu antworten. Schließlich warf ich ihm einen langen, ungläubigen Blick zu. „Das ist ein Witz, oder?“

„Mein voller Ernst“, entgegnete Jed.

„Dass, wenn ich dieses Abendessen schneller, besser und billiger mache, das eine Probe für meine eigene Kolumne ist.“

„Ja.“

„Im WestEnder?“

„Ja“, sagte Jed.

Ich war schon wieder sprachlos.

Paula nicht. „Fang an Notizen zu machen“, meinte sie. „Unsere Kellnerin kommt.“

Ich kriegte das Essen kaum runter, so brachten mich das Angebot und er aus der Fassung. Ich versuchte mir in Gedanken Notizen zu machen, was wir gegessen hatten, aber mein Hirn war zu durcheinander, um sich irgendetwas zu merken.

Schließlich hielt ich es für diplomatisch, Jed einzuladen, wenn ich die schnellere, bessere und billigere Art zu kochen ausprobierte.

Es war nervenaufreibend, und das ist noch untertrieben. Unsere Küche war winzig und er füllte den Raum mit seiner unerschütterlichen, männlichen Aura aus. Er machte mich nervös, weil ich wusste, dass er mich eingehend begutachtete.

„Also, ich stelle mir vor, dass ich aus dem Büro komme.“ Ich startete mein Verkaufsgespräch. „Ich habe nicht viel Zeit zum Einkaufen. Es gibt da einen Laden an der Ecke, wo ich mir eine Packung Pasta, ein paar Hühnerbrüste und eine Packung Tiefkühlgemüse kaufe und das war’s. Ich habe Sojasauce und Rapsöl zur Hand. Reis, eine Dose Hühnersuppe. Und das ist alles.“

Ich stellte die Zutaten auf die Arbeitsplatte, erhitzte das Öl, schnitt die Hühnerbrust in Würfel, tat sie in die Pfanne. Ich fügte etwas Zwiebel, das Gemüse und die Sojasauce hinzu. Kochte den Reis mit der Hühnerbrühe und fünfzehn Minuten später, nach einer offiziellen Kostprobe, war die allgemeine Meinung, dass mein Huschhuschessen ebenso gut oder besser war als das, das wir zwei Tage zuvor gegessen hatten.

„Das gefällt mir“, meinte Jed. „Huschhusch. So nennen wir es. Du schreibst es auf und machst es genauso persönlich, wie du es gerade für mich skizziert hast.“

Und so wurde ich zum Huschhusch-Gourmet.

Huschhusch. Ich hatte treffenderweise mein Arbeitsleben wie auch mein Liebesleben damit beschrieben. Ich wiederholte ständig dasselbe Muster, ich fühlte mich auf die Schnelle zu einem Typen hingezogen, hoffte aber, dass sich etwas änderte.

Dann hatte ich die Erleuchtung, als ich ein paar Monate eine Kolumne über eine Huschhuschdiät schrieb: Ich bin ein Huschhusch-Mädchen. Ich bin die zusätzliche Zutat in meinen Beziehungen und die Kerle haben sich an mir gütlich getan.

Okay. Ihr könnt mich und meine Schwächen dafür verantwortlich machen. Ihr könnt sogar sagen, dass ich gar kein Liebesleben habe. Ich habe ein Ins-Bett-hüpfen-Leben, das zweifellos seine Momente hat. Es wäre wesentlich effizienter, wenn ich mein Liebesleben so wie ein Unternehmen organisieren würde.

Aber vergesst Positionierungen, Werbung, Lebensläufe, Bewerbungsgespräche und die Hoffnung, dass euer zukünftiger Freund euch mag. Vergesst das Warten auf den Telefonanruf oder dass ihr gut zusammenpasst.

Ich hatte eine Offenbarung: Warum nicht einfach den Mann ganz entfernen?

Was haben Männer, das eure Freundinnen nicht haben? Abgesehen von dem Offensichtlichen.

Mir fiel nichts ein. Ich fand, es war an der Zeit für etwas Gesundes – wie, kein Sex mehr.

Als ich Paula das vorschlug, sagte sie: „Du bist verrückt. Was meinst du damit, keine Männer? Totale Enthaltsamkeit?“

Also, ich habe Paula wirklich gern, aber sie hat eine harte Schale, die so glänzend ist wie Lack und genauso perfekt, und seit sie sich Anfang April von Jed getrennt hat und eine angemessene Zeitlang – einen Monat – getrauert hat, hat es keinen Riss in dieser Schale gegeben, soweit ich das beurteilen kann. Und sie ist alles andere als enthaltsam gewesen.

Also meinte ich wirklich totale Enthaltsamkeit? Direkt vor dem Sommerspaß? Was habe ich mir nur gedacht?

Dennoch habe ich meinen Standpunkt verfochten. „Ich meine absolute Enthaltsamkeit.“

„Na, dann werde ich nicht viel Zeit mit dir verbringen“, sagte Paula unverblümt. „Absolut kein Sex, absolut kein Spaß. Was willst du den ganzen Sommer lang machen, wenn du keinen Sex hast?“

„Ich habe mich selbst“, erwiderte ich sorglos. Und dann sah ich den Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Um Himmels willen, ich mach’s mir nicht selbst. Ich meine, ich will mich selbst finden. Zur Abwechslung mal glücklich sein und nicht hoffen und beten, dass er anruft. Nicht ständig enttäuscht werden. Ich will …“

Ich glaube, als ich da angekommen war, wurde mir klar: Ich war verrückt. Aber ich konnte keinen Rückzieher mehr machen, weil ich schon so eine große Sache daraus gemacht hatte.

„Ich finde schon was, um mich zu beschäftigen. Ich bin nicht so oberflächlich.“

„Ha“, meinte Paula. „Du steckst da genauso tief drin wie wir anderen.“

Sie hatte wahrscheinlich recht. Trotzdem, dank der Arbeit war ich total beschäftigt. Und dann war da noch die Kolumne, für die ich auch eine Menge Zeit aufbringen musste. Es war nicht so, als würde ich keine Ablenkung haben.

Natürlich ist der Sommer nicht die beste Zeit, um eine Männerdiät zu machen. Aber es ist allgemein so, dass man in meinem Alter nicht mehr will, dass einen jemand an den ersten Sommertagen leichtbekleidet sieht, und schon gar nicht nackt.

Und dann ist es so heiß. Wenn man also ans Schwitzen und Überhitzung denkt, denkt man nicht an Sex auf den ersten Blick oder daran, den Mann zu finden, der das ganze Leben verändert. Man konzentriert sich darauf, sein eigenes Leben zu verändern.

Okay, ist es wirklich sinnvoll, meine Cupcakes von der Speisekarte zu streichen, wenn jeder zweite Kerl sein Frischfleisch auf den Tresen legt?

Ich werde sie einfach ignorieren. Ich bin fest entschlossen. Ich werde ökologisch anstatt orgasmisch. Ich rede hier von Willenskraft. Vorsichtig mit der Würze. Kleine Portionen.

Hm. Das wird schwieriger werden als ich dachte.

Aber ich kann die Männerdiät jetzt nicht zurücknehmen, weil ich so große Töne gespuckt habe. Ich muss Paula beweisen, dass es funktioniert.

Vielleicht kann ich ja ein Buch darüber schreiben.

Kapitel Eins. Die Männerdiät planen. Eine Einsiedlerin werden.

Kapitel Zwei. Probleme der Männerdiät lösen. Alle Lebensmittel nach Hause liefern lassen und das Haus nicht mehr verlassen, fernsehen oder lesen, entweder Zeitschriften, Zeitung oder die Rückseite einer Cornflakespackung.

Nein, so funktioniert das nicht. Ich muss arbeiten – jeder muss arbeiten. Man kann den Kerlen bei der Arbeit nicht aus dem Weg gehen. Man muss einfach eine andere Denkart entwickeln.

Das ist mein Mantra: Du kannst nicht immerzu ein Ziel für das wärmesuchende Geschoss irgendeines Typen sein, weil du darauf wetten kannst, dass du abstürzt und in Flammen aufgehst, während er sich nur den Staub abklopft und verschwindet.

So. Das ist meine Missionarsstellung.

Verdammt, ich meinte Missionsaussage. Ich werde es aufschreiben und über meinem Computer aufhängen.

Auf den Punkt gebracht: Huschhusch, Absturz.

Die Geschichte meines Liebeslebens.

Und seht es mal von dieser Seite: Jed hat mir die Möglichkeit gegeben, diese Gourmetkolumne zu schreiben, und das war ein unglaubliches Geschenk, auch wenn ich nur für eine Lokalzeitung schreibe.

Ich kann nicht verhindern, dass ich vielleicht mal einen kleinen Nachtisch möchte. Das Problem ist, dass Kuchen das beste Huschhuschdessert ist, und der krümelt und zerbröckelt, wenn man reinbeißt.

Ein bisschen so wie Beziehungen. Die sind üppig, verführerisch und appetitlich anzusehen, aber sie haben keine Substanz.

Die Kuchenanalogie hat mich überzeugt.

Ich brauche jemanden mit Substanz, in den ich meine Zähne versenken kann. Ich meine – etwas. Etwas mit Substanz.

Andererseits zergeht Kuchen einem manchmal auf der Zunge …

Stopp. So darf ich nicht denken.

Absturz, Flammen, denk dran. Es funktioniert einfach nicht, auch nicht, wenn man im siebten Himmel schwebt.

Okay. Heute ist der erste Juli. Perfekt. Ich bin jetzt offiziell auf Männerdiät.

Als Erstes erstelle ich mir einen gesunden Trainingsplan.

Da ich viel zu Fuß erledige, habe ich noch nie ein besonderes Trainingsprogramm gebraucht. Jetzt habe ich beschlossen, damit ich mich beschäftige und unterhalte, dass ich zweimal pro Woche im Riverside Park Fahrrad fahre und auch noch einen Wochenendspaziergang machen werde.

Ich habe vor, ein einfacheres Leben zu führen: vergesst das Aufbrezeln, vegesst das Schminken. Vergesst meine üblichen Lieblingsplätze. Keine Clubs. Keine Bars. Kein Alkohol, kein Sex, keine Verabredungen.

Ja, oberflächlich betrachtet klingt das wie ein wirklich amüsanter Sommer.

Andererseits, wenn das schon Wahnsinn ist, dann hat er vielleicht Methode. Wenn ich nicht an den üblichen Orten wäre, dann würde ich die üblichen Huschhuschmänner weder treffen, noch mit ihnen schlafen. Wenn ich mich auf das in Jeans und T-Shirt gekleidete Ich mit dem wenigen Make-up konzentrieren würde, würde ich wieder lernen, mich selbst zu schätzen, und vielleicht wird mich dann der richtige Mann auch zu schätzen wissen.

Whoa … wie lange soll das dauern?

Sagen wir … eine Woche?

Merkt ihr’s, ich wappne mich.

Es wird wahrscheinlich einfacher, als ich denke.

Also bin ich Rad gefahren.

Ich mag den Riverside Park, er ist am Hudson River gelegen, sodass man den tollen Blick auf das Wasser hat, wenn man Rad fährt, spazieren geht oder joggt.

Das Problem ist: So ziemlich jeder, der nicht im Central Park ist, fährt Fahrrad, geht spazieren oder joggt dort jeden Abend. Wenn ich Kerle ohne T-Shirt mit sexy Sixpacks meiden wollte, hätte ich in der U-Bahn Rad fahren sollen.

Der Testosteronlevel ging durch die Decke.

Keine clevere Entscheidung, seine Muskeln zu trainieren, während man verpassten Gelegenheiten hinterhertrauert. Sport ist gut für die Oberschenkel, die Seele und den Geist. Wenn ich über schwitzende Körper nachdenke, dann werde ich auf den Rücken fall-, ich meine, einen Rückfall haben.

Autor

Thea Devine
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