Stürmische Nacht mit dem Rivalen

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Wie kann es nur sein, dass sie ausgerechnet für den größten Rivalen ihrer Familie dieses Verlangen empfindet? Amelie sollte den arroganten Atu Quayson aus ihrem tropischen Luxus-Resort werfen. Stattdessen beginnt sie mit ihm eine heimliche Affäre – mit süßen Folgen!


  • Erscheinungstag 06.02.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536806
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Entschuldigen Sie bitte, Sir? Ihr Elf-Uhr-Termin ist hier.“

Atu Quayson hob den Blick von dem Bauplan, den er gerade prüfte, und richtete ihn auf seine zitternde Assistentin. Er würde sie entlassen müssen. Sie war viel zu ängstlich und schreckhaft, um für jemanden zu arbeiten, der so viel von seinen Angestellten forderte wie er.

Atu war ehrgeizig und anspruchsvoll. Und wenn manche Menschen ihn als arrogant und rücksichtslos beschrieben, dann konnte er ihnen auch nicht helfen. Er betrachtete sich als das konsequente Produkt seiner Erziehung und sah daher keinerlei Veranlassung, sich bei irgendwem zu entschuldigen.

Warum hatte er sich noch mal von seiner Mutter überreden lassen, die junge Frau einzustellen? Zynisch verzog er den Mund. Ach ja, richtig, sie war die Tochter der Freundin einer Freundin, deren Fähigkeiten ihm gegenüber hochgelobt worden waren. Dabei hatte er sich schon an ihrem ersten Arbeitstag vom Gegenteil überzeugen können.

Seine Mutter behauptete immer, dass Atus Unzufriedenheit mit vielen seiner Angestellten vor allem mit ihm selbst zu tun hatte. Und obwohl er das ihr gegenüber nie zugeben würde, musste sich Atu eingestehen, dass sie vielleicht recht hatte. Viele seiner unglückseligen Untergebenen hatten einfach Schwierigkeiten mit seiner nüchternen Art.

Aber dieses Problem musste warten.

„Ich habe keinen Elf-Uhr-Termin.“

Sein Tonfall ließ keinerlei Zweifel oder Widerspruch zu. Er hatte sich schon früh angewöhnt, seine beruflichen Termine im Kopf zu haben, damit er flexibel war, falls sich spontan neue Möglichkeiten boten. Oder falls etwas von außen dazwischenkam – wie seine sich ständig in sein Leben einmischende Mutter. Außerdem hielt er sich jeden zweiten Mittwochvormittag frei, um sich mit seinen Architekten zu treffen, was heute wieder der Fall war. Ein Blick auf seine Armbanduhr bestätigte ihm, dass das Meeting jedoch erst in einer Stunde begann.

Julies – oder Janets? – Augen weiteten sich panisch. „Ach … äh … tut mir leid, Sir, aber sie besteht darauf, dass Sie sie empfangen.“

Sein Ärger wuchs. „Sie?“ Allmählich kam ihm der Verdacht, dass seine Mutter auch diesmal ihre Hand im Spiel hatte. Obwohl Atu sie mindestens einmal im Monat wegen ihrer ständigen Verkupplungsversuche zusammenstauchte, musste er hinterher jedes Mal feststellen, dass sie schon wieder den nächsten Schachzug plante.

„Hat diese Person Ihnen zufällig ihren Namen oder einen Grund genannt, warum sie mich so unbedingt sehen will?“ Er gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verbergen.

Julies oder Janets Finger zuckten ein paar Mal nervös, bevor sie buchstäblich die Hände rang. „Sie hat gesagt, Sie wüssten, worum es geht. Und sie heißt …“ Sie räusperte sich nervös, offensichtlich aus Angst, den Namen laut auszusprechen. „Ihr Name ist Amelie Hayford, Sir.“

Atu richtete sich ruckartig auf. Seine böse Vorahnung verwandelte sich in blanken Hass, als er von jenen Erinnerungen eingeholt wurde, die er sonst immer erfolgreich verdrängte.

Das Herz hämmerte in seiner Brust. Bei jedem Schlag hallte jener Name in seinem Kopf wider, den niemand in seiner Familie je laut aussprach. Es sei denn, es ließ sich absolut nicht vermeiden. Es sei denn, er oder sein jüngerer Bruder sollten damit wieder auf Kurs gebracht werden.

Auf Rachekurs nämlich. Jenen unbedingten Willen zur Vergeltung, der seinen Vater sogar jetzt, da seine Tage fast gezählt waren, nicht losließ.

„Was haben Sie gesagt?!“ Seine Stimme war so scharf wie ein gezücktes Schwert, sodass seine Assistentin heftig zusammenzuckte und verstohlen hinter sich sah. „Amelie Hayford, Sir“, flüsterte sie, als verringere der gedämpfte Ton die Wirkung.

Was keineswegs der Fall war. Die Bestätigung verstärkte nur Atus inneren Aufruhr. Und warf gleich mehrere Fragen auf.

Würde sie es wirklich wagen?

Warum hat mein Wachpersonal sie nicht aufgehalten?

Wie hat sie es bis zu meinem Büro geschafft?

Er arbeitete nicht ohne Grund im obersten Stockwerk des Vorzeigehotels der Quayson Group hier im Zentrum von Accra. Und zwar, um zu verhindern, dass flüchtige Bekannte, unerwünschte Besucher oder irgendwelche Schleimer einfach bei ihm reinschneien konnten. Genau deshalb hatte er auch so gut ausgebildetes Wachpersonal.

Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten, zwang sich jedoch, sie wieder zu lockern. Er hatte sich längst angewöhnt, seine Emotionen zu zügeln und zu beherrschen.

Unbeherrschte Emotionen hatten seine Familie zerstört. Krankhafte Obsession und verbotene Liebe hatten den Quaysons beinahe alles genommen. Deshalb war Atu fest davon überzeugt, dass einen im Leben nur absolute Selbstbeherrschung, Nüchternheit und Zielstrebigkeit weiterbrachten.

Also riss er sich zusammen, atmete tief durch und richtete den Blick wieder auf die Baupläne auf seinem Schreibtisch. „Sagen Sie ihr, dass jeder Termin mit mir vorher abgestimmt werden muss. Ausnahmslos. Ich bin nicht irgendein Fast-Food-Drive-in, den sie aufsuchen kann, wann immer sie Lust auf einen Burger hat.“

„Ich schlage vor, du teilst mir das persönlich mit“, hörte er eine heisere weibliche Stimme hinter seiner Assistentin, die erschrocken zusammenzuckte.

Kurz darauf erschien die Eigentümerin dieser Stimme selbst in der Tür. Mit einer Selbstsicherheit, die Atu bewundert hätte, wäre er nicht gerade von schmerzlichen Erinnerungen überflutet worden, fegte die groß gewachsene kurvige Frau an seiner hilflosen Assistentin vorbei in sein persönliches Reich.

Als hätte sie jedes Recht dazu.

Als wollte sie ihm bewusst unter die Nase reiben, dass sie nicht mehr das scheue Mädchen war, mit dem er quasi zusammen aufgewachsen war und das bei seinen Eltern ein- und ausgegangen war. Damals, als ihre beiden Familien noch eng miteinander befreundet gewesen waren, statt wie jetzt in bitterer Feindschaft zu leben.

Aber hatte er nicht schon einmal einen Vorgeschmack auf diese selbstsichere und aufmüpfige Frau hier bekommen? Hatte sie nicht schon vor acht Jahren mühelos den Schutzpanzer durchdrungen, den er sich nach einer seiner zahlreichen Auseinandersetzungen mit seinem Vater zugelegt hatte?

Schon da hatte sie ihn aus dem Konzept gebracht und seinen Verdacht geweckt, dass hinter ihrer naiven, unschuldigen Fassade eine temperamentvolle, leidenschaftliche und selbstsichere Frau steckte. Eine Frau, die seine Selbstbeherrschung unterwandert und ihn zu wilden Küssen verführt hatte. Küsse, an die er in unaufmerksamen Momenten immer noch denken musste.

In einem Moment wie diesem zum Beispiel.

Sie kam mit einer Selbstverständlichkeit näher, als hätte sie jedes Recht, dieselbe Luft zu atmen wie er. Und vielleicht hatte sie das sogar, denn ihre Präsenz war so stark, dass ihm buchstäblich die Luft wegblieb. Vielleicht bekam er deshalb nur halb mit, dass seine Assistentin hastig die Tür schloss und sie miteinander allein ließ.

Amelies Bemerkung ignorierend konzentrierte Atu sich auf ihr Erscheinungsbild, um herauszufinden, was an ihr ihn eigentlich so aus der Fassung brachte.

Orangegoldener Lidschatten betonte ihre großen, schönen Augen und ihr makelloses Gesicht, das von einer Kopfbedeckung aus gelb-grün gemustertem Kente-Stoff und goldenen Ohrringen eingerahmt wurde. Ihr folkloristisches Halsband lenkte den Blick auf ihren schlanken anmutigen Hals und ihre grazilen Schultern, die bis auf die dünnen Träger ihres knielangen, hautengen gelben Kleides nackt waren. Ihre schönen langen Beine endeten in stylischen goldenen Pumps. Sie wusste anscheinend, welche Farben ihr gut standen.

Einen Arm grazil ausstreckend stellte Amelie ihre Handtasche auf einem Stuhl ab, bevor sie die Hände in die Hüften stützte und herausfordernd eine Augenbraue hob. Sie war offensichtlich auf Krawall gebürstet, und ihre Selbstsicherheit war ihre Rüstung. Genauso wie ihr Stolz und ihre Intelligenz. Vielleicht sogar ihre unfassbare Schönheit.

Schon die ersten drei Eigenschaften hätten einer weniger starken Persönlichkeit als ihm ganz schön zugesetzt. Er jedoch war nicht im Geringsten eingeschüchtert. Weil er keine Sekunde vergaß, was diese Frau und das Blut, das in ihren Adern floss, verkörperten.

Die Zerstörung seiner Familie.

Atu verschränkte die Arme vor der Brust und widerstand dem Impuls, den Blick ein zweites Mal über Amelies tolle Figur gleiten zu lassen. Dafür verweilte sein Blick einen Moment bei ihren vollen Lippen, die er vor acht Jahren in einem Anflug unentschuldbaren Irrsinns geküsst hatte.

Seine heftige Reaktion auf sie mochte daran liegen, dass er schon seit einer Weile auf Sex verzichtete. Erstens, um sich besser auf sein derzeitiges Projekt konzentrieren zu können und zweitens, um die Verkupplungsversuche seiner Mutter abzuwehren, die unweigerlich kamen, wenn er eine Frau auch nur ansah. Trotzdem ging es ihm gewaltig gegen den Strich, dass seine Libido ihn ausgerechnet jetzt an seine lange Enthaltsamkeit erinnerte. Und das auch noch bei dieser Frau!

„Du bist ganz schön mutig, das muss ich dir lassen. Allerdings auch ziemlich dumm. Ich rate dir daher schleunigst, aus meinem Büro zu verschwinden, solange du noch eine Chance dazu hast.“

Sie reckte das Kinn noch höher und sah ihn noch aufmüpfiger an. „Sonst?“

Er hob eine Augenbraue. „Das kannst du dir bestimmt denken. Wir mögen uns seit acht Jahren nicht mehr gesehen haben, aber du hast doch wohl kaum die Umstände unserer letzten Begegnung vergessen?“

Damals hatten sowohl die Quaysons als auch die Hayfords einen geliebten Menschen begraben – und das ausgerechnet in direkt nebeneinanderliegenden Familiengruften. Noch ganz unter dem Eindruck der frischen Trauer hatte dies niemand verhindert, obwohl beide Familien sich kurz zuvor ewige Rache und gegenseitige Vernichtung geschworen hatten.

Ein Schatten huschte über Amelies Gesicht, verschwand jedoch so rasch, wie er gekommen war. Atu wusste nicht, ob er sie für ihre Willensstärke bewundern sollte, oder ob er sie dafür nur noch mehr hassen sollte.

„Bist du tatsächlich so begriffsstutzig oder stellst du dich nur so? Ich bin nicht hier, um alte Zeiten wiederaufleben zu lassen, sondern, weil du mir keine andere Wahl lässt!“

Ihre heisere Stimme ging ihm durch und durch. Sie sprach jenes ghanesische Englisch, das er überall wiedererkannte. Im Ausland hatte dieser Akzent für ihn immer etwas Tröstliches, Vertrautes gehabt. Amelies Englisch war jedoch auch stark britisch eingefärbt, da sie in England studiert und mehrere Jahre dort gelebt hatte, während sein eigenes Englisch von Kindheitsaufenthalten in den USA und späteren Aufenthalten überall auf der Welt geprägt war, wo er das sorglose Leben des jüngeren Sohnes gelebt hatte.

Bis alles in Schutt und Asche gefallen war.

„Was wollen Sie hier, Miss Hayford?“

Sie verkrampfte sich – vermutlich wegen der plötzlich so förmlichen Anrede.

Doch wieder beherrschte Amelie sich rasch. Sie griff in ihre Handtasche und zog einen Stapel Papiere heraus. „Meine Anwälte haben Sie bereits mehrfach informiert, dass ich meine Hotelanlage nicht an Sie verkaufen werde, Mr. Quayson. Und trotzdem kam heute das hier mit der Post!“

Dass Amelie das Spiel mit der förmlichen Anrede einfach aufgriff, ärgerte Atu zutiefst. Wahrscheinlich war es besser, dieses Spiel wieder aufzugeben. Kühl blickte er sie an. „Ich bin über alles im Bilde, was meine Anwälte in meinem Auftrag erledigen. Mir ist daher nicht ganz klar, worauf du hinauswillst.“

Sie knallte ihm die Unterlagen auf den Schreibtisch. „Da meine Antwort offensichtlich nicht bis zu dir vorgedrungen ist, dachte ich, es sei an der Zeit, sie dir von Angesicht zu Angesicht mitzuteilen: Ich habe kein Interesse!“

„Funktionieren die Telefone in deinem rückständigen Resort etwa nicht, dass du dein hinterwäldlerisches Kaff extra verlassen musstest? Oder wohnst du inzwischen wieder in der Stadt?“

Er wusste die Antwort auf diese Frage schon: Amelie wohnte unweit von Saltpond, einer aufstrebenden Küstenstadt zwei Stunden westlich von Accra, der Hauptstadt von Ghana. Doch Hauptstadt hin oder her, hier in Accra blieb einem nicht lange etwas verborgen, wenn man wie er und Amelie in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen verkehrte. Wäre Amelie nicht auf direktem Wege hergekommen, hätte er spätestens heute Mittag von ihrer Ankunft in der Stadt erfahren.

„Ich werde diese erbärmlichen Beleidigungen nicht mit einer Antwort würdigen“, antwortete sie und schob ihm die Unterlagen hin, bevor sie sich mit zu Fäusten geballten Händen ein paar Schritte von ihm entfernte.

Ihr stolzer Gang betonte ihre vollen Brüste, ihre kurvigen Hüften und ihre schmale Taille, die von einem breiten Ledergürtel eingefasst war. Atu wurde ganz heiß bei ihrem Anblick, er vermochte kaum, den Blick von ihrem hinreißenden Körper loszureißen, der vermutlich schon zahlreiche Männer in den Wahnsinn getrieben hatte.

Andere Männer.

Aber nicht ihn.

Mit eiserner Entschlossenheit löschte er sein inneres Feuer. Es war dieselbe Entschlossenheit, die ihm geholfen hatte, die Vorwürfe seines Vaters wegen seiner angeblichen Mitschuld an der Familientragödie auszuhalten. Und die ihm half, seine heftigen Schuldgefühle wegen des Tods seines Bruders zu unterdrücken.

Für ihn würde Amelie nie etwas anderes sein als ein Ornament, das er aus dem Augenwinkel wahrnahm. Noch mochte sie ihn faszinieren, aber wenn er erst mal den Auftrag seines Vaters erledigt hatte, ihr relativ kleines Hayford Beach Resort der mächtigen Quayson Group einzuverleiben, würde er sie schnell vergessen haben.

Schon gar nicht würde er an jenen Moment zurückdenken, als er an ihren Lippen Vergessen gesucht hatte, erfüllt von dem verzweifelten Verlangen, den ständigen Forderungen und Ansprüchen seines Vaters zu entfliehen. Der ständigen Erinnerung daran, dass er immer nur zweite Wahl sein würde …

Rasch kämpfte Atu den Anflug von Reue nieder, der in ihm aufzusteigen drohte, als er an jenen unvergesslichen Kuss dachte.

Alles, was zählte, war die Gegenwart. Deswegen überließ er auch jegliche Kommunikation zwischen ihm und ihr ausschließlich den Anwälten.

Inzwischen war Amelies Blick auf die Baupläne auf seinem Schreibtisch gefallen, prompt kam sie einen Schritt näher. Für einen Moment blitzte so etwas wie Angst in ihrem Blick auf, rasch ersetzt durch Verachtung. „Du hast Baupläne für mein Resort? Bist du da nicht etwas voreilig?“

„Ganz und gar nicht. Mein Architektenteam ist eher im Rückstand.“

Ihre schokoladenbraunen Augen funkelten wütend auf, als sie seinen Blick erwiderte. Das Weiß um ihre Iris wirkte im Sonnenlicht, das durch das Fenster drang, besonders hell, und ihre wunderschöne milchkaffeebraune Haut, ein paar Schattierungen heller als seine mahagonifarbene, leuchtete förmlich.

Verdammt, Amelie hatte eine derart anziehende Ausstrahlung, dass es ihn immer stärker danach verlangte, sie zu berühren. Sie hatte fast etwas Göttliches – die Art Schönheit, die Männern den Kopf verdrehte. Die Art Macht, die ihre Schwester über seinen Bruder gehabt hatte.

Aber wie das ausgegangen war, wusste man ja. Mit einer Tragödie, die alles zerstört hatte und für nichts anderes mehr Raum ließ als Rache.

Sie schnalzte mit den Fingern. „Ach ja, du kannst deinen Spion übrigens zurückpfeifen. Ich weiß inzwischen, dass du meinem stellvertretenden Geschäftsführer Firmengeheimnisse entlockt hast, und habe ihm bereits gekündigt. Um eins klarzustellen – mein Resort steht weder jetzt noch in absehbarer Zukunft zum Verkauf.“

„Warum hast du dich dann letzten Monat mit Investoren aus Dubai getroffen?“

Diese Frage schien sie etwas aus dem Konzept zu bringen, doch dann hob sie wieder trotzig das Kinn. „Das geht niemanden etwas an – schon gar nicht dich und deine erbärmliche Familie.“

Wut stieg in ihm auf. Er hatte zwar seine eigenen Probleme mit seinen Eltern, war ihnen gegenüber jedoch trotzdem bedingungslos loyal. „Mäßige deinen Ton“, grollte er, inzwischen ohne jede Spur von Spott.

„Und wenn nicht?“, fragte sie unbeeindruckt. „Willst du mich dann von deinem Sicherheitspersonal rauswerfen lassen? Vergiss nicht, dass nicht nur du gute Kontakte hast! Du steckst gerade in mehreren wichtigen Verhandlungen, da kannst du dir keinen Skandal erlauben. Wenn du nicht zumindest einen Anschein von Höflichkeit wahrst, steht das binnen einer Stunde in den Sozialen Medien. Bist du bereit, so schlechte Publicity zu riskieren?“

Ihre Drohungen entfachten jedoch eine ganz andere Art Feuer in ihm. Atu liebte Herausforderungen, und sogar dieses kleine Scharmützel weckte den Kampfgeist der Fante-Krieger in ihm, die sowohl zu seinen als auch zu ihren Vorfahren gehörten.

„Ich brauche kein Personal, um dich loszuwerden. Es reicht, dich an die letzten Jahre zu erinnern. Denk dran, wie weit wir es im Gegensatz zu euch gebracht haben, und überleg dir gut, wie realistisch deine Chance ist, als Siegerin aus dieser Sache hervorzugehen.“

Sie schluckte kaum merklich, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Und darauf bist du auch noch stolz?“, fragte sie würdevoll. Und ziemlich hochnäsig.

Was ihm wieder bewusst machte, dass seine Familie zwar einen ziemlich eindrucksvollen Stammbaum vorweisen konnte, Amelie Hayfords Vorfahren aber tatsächlich königlicher Abstammung waren.

Nicht, dass das hier auch nur ansatzweise eine Rolle spielte. Ihre Schwester hatte seinen Bruder manipuliert. Sie war mit schuld daran, dass Fiifi nicht mehr am Leben war und sein Vater ihrer Familie vor lauter Verbitterung ewige Rache geschworen hatte.

Nur deshalb war er nach vielen Jahren des Außenseitertums in den Schoß der Familie zurückgekehrt, nämlich um seinem todkranken Vater bei seiner Rache zu helfen. Obwohl das Verhältnis zwischen Atu und seinem Vater nach wie vor extrem schwierig war …

Und was Amelie anging – hätte er seine niederen Instinkte in jener Nacht nicht ausgelebt, hätte er die Katastrophe vielleicht verhindern können …

Schluss damit!

Dieses ungeplante Meeting dauerte jetzt schon viel zu lange. Und es weckte viel zu viel schmerzliche Erinnerungen.

„Du gehst jetzt besser“, sagte er kalt. „Und ich würde dir dringend davon abraten, mit der Presse zu reden oder irgendwelche voreiligen Maßnahmen gegen mich oder meine Firma zu ergreifen.“

Ihre Augen blitzten wütend auf. „Keine Sorge, du wirst mich für den Rest deines erbärmlichen Lebens weder hören noch sehen! Aber nur, wenn du aufhörst, in meinen geschäftlichen Angelegenheiten rumzuschnüffeln!“

Aus irgendeinem absurden Grund passte ihm diese Vorstellung genauso wenig. „Da werde ich dich leider enttäuschen müssen. Dein kleines Resort passt nämlich perfekt in meine Expansionspläne. Ob es sich bei der Übernahme um eine zivilisierte oder feindliche handelt, liegt allein bei dir.“

„Zivilisiert?!“, stieß sie das Wort hervor, als sei es Gift. „Du weißt doch gar nicht, was das Wort bedeutet!“

Was für eine Feindschaft zwischen ihnen herrschte! Dabei war Amelie in jener tragischen Nacht für ein paar wunderbare Minuten in seinen Armen förmlich dahingeschmolzen!

Entschlossen verdrängte Atu diese sehr unwillkommene Erinnerung. „Wirklich? Findest du es etwa zivilisiert, einfach unangemeldet in meinem Büro aufzutauchen und Ultimaten zu stellen?“

„Du lässt mir ja keine andere Wahl! Hör einfach auf, mir wegnehmen zu wollen, was mir gehört. Deine Machenschaften ziehen schon unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich, und das werde ich nicht dulden.“

Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Welche Art Aufmerksamkeit meinst du?“

Die Geschäftsmänner aus Dubai hatte er mühelos abgelenkt, indem er sie für viel lukrativere Projekte in Kapstadt und Malaysia interessiert hatte. So wie auch schon die Libanesen und die US-Amerikaner vorher.

Er würde sich für Amelies Resort an der Südküste von Ghana auch dann interessieren, wenn sein Vater nicht so versessen darauf wäre, es endlich in die Hände zu bekommen, um seine Rache komplett zu machen. Atu verfolgte bei der geplanten Übernahme des Hayfords Resorts vor allem seine eigenen Ziele. Und da sein Vater so versessen auf das Resort der verfeindeten Familie war, konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

„Das geht dich nichts an“, erwiderte sie kalt. Ihre Atemzüge hatten sich beschleunigt, genauso der Puls an ihrem Hals.

Atu konnte nicht umhin, ihre sich rasch hebenden und senkenden eindrucksvollen Brüste und den betörenden Duft ihres Parfums wahrzunehmen. Und den Duft ihrer Haut – eine Mischung aus Sheabutter und Kokosnuss. Unwillkürlich stellte er sich vor, das Gesicht in ihre Halsbeuge zu schmiegen und ihren Duft einzuatmen. Und dann die Zunge über ihren rasenden Puls gleiten zu lassen und mit ihrem stockenden Atem belohnt zu werden. So wie in jener Nacht …

Verdammt!

Einen lauten Fluch unterdrückend wandte er das Gesicht ab und kniff sich in den Nasenrücken, während sie weitersprach.

„Es gibt jede Menge anderer Strandimmobilien an der Südküste. Warum bist du so versessen auf meine?“

Atu hob wieder den Blick, wobei er versuchte, ihre vollen Lippen zu ignorieren. „Dein Resort hat eine erstklassige Lage und ist nicht weit weg von Accra. Es wäre dumm, sich so ein Sahnestück entgehen zu lassen.“

Ihre Nüstern bebten vor Ärger. „Dann willst du es mir also gewaltsam wegnehmen?“

Für den Bruchteil einer Sekunde empfand er einen Anflug von etwas, das sich verdächtig nach Schuldgefühlen anfühlte, doch er schüttelte diese Aufwallung rasch ab. „Wohl kaum. Meine Anwälte haben dir mehrere sehr großzügige Angebote gemacht.“

„Die ich allesamt abgelehnt habe! Sollte dir das nicht etwas sagen?“

„Das sagt mir nur, dass du unnötig stur bist. Und dass du dich noch umsehen wirst, wenn du bei deiner Weigerung bleibst.“

„Soll heißen?“

Seine Mundwinkel zuckten humorlos. „Glaubst du wirklich, ich lege meine Karten offen auf den Tisch?“

Wieder blitzte so etwas wie Angst in ihren Augen auf, aber wieder bekam sie sich schnell in den Griff. „Der Häuptling ist auf meiner Seite, und ich stamme aus Saltpond, sodass ich auch die Einheimischen hinter mir habe. Schon allein das wird eine feindliche Übernahme verhindern.“

„Der Häuptling mag ein offenes Ohr für dich haben, aber was ich ihm biete, ist mehr wert als deine Stammeszugehörigkeit.“

„Zum Beispiel?“

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