Sündige Stunden in der Heiligen Nacht

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Weihnachten – das Fest der Rache? Lange hat Lord Sinclair sich ausgemalt, wie er es der schönen Lady Caroline zurückzahlen kann, dass sie ihn einst abgewiesen hat. Jetzt braucht sie seine Hilfe – und er weiß, was er von ihr verlangen wird: Die sinnliche Lady soll eine höchst intime Stunde in der Christnacht mit ihm verbringen!


  • Erscheinungstag 13.11.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751513371
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Sind wir hier auch wirklich richtig?“, fragte Lady Caroline Fallowfield zweifelnd, als sie aus dem Fenster der Droschke sah.

Eigentlich hätte sie nicht verwundert sein dürfen – nach dem, was ihr zu Ohren gekommen war, pflegte Lord Sinclair sich in letzter Zeit vorzugsweise in recht zweifelhaften Etablissements aufzuhalten.

„Oh, das sind wir, Ma’am, ganz bestimmt“, versicherte Arbuthnot.

„Und er ist immer noch dort drinnen?“ Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, dass jemand freiwillig Zeit an einem derart armseligen Ort verbrachte. Als sie vorhin die Brücke überquert hatten, die nach Southwark führte, hatte sie sich ein idyllisches Ziel ausgemalt – und nicht dieses baufällige Gebäude am Ufer der Themse, das so aussah, als würde es mit der nächsten Flut in den Fluss gespült werden. Von der vorweihnachtlichen Stimmung, die im Rest von London herrschte, war in dieser tristen Gegend keine Spur.

„Ja, Ma’am“, sagte Arbuthnot. „Ich habe dem Burschen gesagt, er soll es nicht aus den Augen lassen.“ Er deutete auf den zerlumpten Straßenjungen, der vor dem Crossed Oars damit beschäftigt war, die vorbeigehenden Menschen anzubetteln.

„Wie kann er das Haus im Blick behalten, wenn er mit anderen Dingen beschäftigt ist?“

„Keine Sorge – das bekommt er hin“, erwiderte Arbuthnot nicht ohne Stolz. „Das gehört zur Tarnung. Er würde viel mehr auffallen, wenn er nur in einem Hauseingang herumlungern würde. Die Gäste vom Crossed Oars sind ein ziemlich misstrauischer Haufen – immer auf der Flucht vor dem Gesetz.“

„Ich verstehe“, entgegnete Lady Fallowfield lächelnd. Arbuthnot hatte sich als ein wahrer Glücksgriff erwiesen. Die Angelegenheit, wegen der sie hier war, war derart delikat, dass sie keinen privaten Ermittler hatte hinzuziehen wollen. Arbuthnot hingegen schuldete ihr noch einen Gefallen. Damals – nachdem ihr verstorbener Gatte ihn zu einem Kampf gegen einen übermächtigen Gegner gezwungen hatte – hatte Caroline dafür gesorgt, dass ein Arzt sich um den verletzten Arbuthnot kümmerte.

Erschaudernd dachte sie an den blutigen Kampf zurück, dem sie auf Drängen ihres Gatten hin hatte beiwohnen müssen. Mit Entsetzen hatte sie damals erkannt, was für eine Bestie sich unter der Schale des vollendeten Gentlemans verborgen hielt. Ein grausamer Mann, der sich daran ergötzte, wie ein Mensch von einem anderen fast zu Tode geprügelt wurde.

„Ich gehe zuerst hinein“, erklärte Arbuthnot und klopfte gegen das Dach der Droschke, damit der Kutscher die Pferde zum Weitergehen bewegte. Nachdem sie um die Ecke gebogen waren, sah Arbuthnot durch das offene Fenster hinaus. Sein massiger Körper schirmte dabei den eisigen Wind ab, der von der Themse zu ihnen herüberwehte. „Ich habe den Kutscher angewiesen, zehn Minuten zu warten“, sagte er und lehnte sich wieder zurück. „Dann fährt er eine weitere Runde und lässt Sie aussteigen. In der Zwischenzeit habe ich seine Lordschaft gefunden. Wo auch immer er sich hier aufhalten sollte, ich werde in seiner Nähe stehen. Es sollte Ihnen leichtfallen, ihn zu erkennen.“

Sie nickte. Arbuthnot war so groß, dass er aus jeder Menschenmenge herausragte. Auf diese Weise würde Caroline keine Zeit damit vergeuden, Lord Sinclair zu suchen.

Fröstelnd schlug sie den Kragen ihres Mantels hoch, als Arbuthnot ausstieg und eisige Kälte das Innere der Droschke erfüllte. Einen Moment lang zweifelte sie daran, ob ihrem Plan Erfolg beschieden war. Doch sie kam zu dem Schluss, dass es nicht sonderlich schlimm war, in einen Raum mit betrunkenen Seeleuten zu gehen – immerhin war sie vier Jahre mit einem Monster verheiratet gewesen.

Allerdings fühlte sie sich nicht mehr ganz so selbstsicher, nachdem ihr Begleiter aus der Kutsche gestiegen war. Mit einem Mal kam sie sich einsam, klein und hilflos vor.

Sie sah auf den Abdruck auf der gegenüberliegenden Bank, auf welcher der riesige Preisboxer bis vor Kurzem gesessen hatte. Das hatte man davon, wenn man begann, sich auf einen Mann zu verlassen, dachte sie verärgert. Man kam sich schwach, abhängig und verwundbar vor.

Entschlossen streckte sie das Kinn vor. Dieses Gesindel dort draußen konnte ihr nichts antun, was ihr nicht schon ihr Mann zugefügt hatte. Sie hatte ihn überlebt – und würde nun auch das hier überstehen.

Die Kutsche setzte sich in Bewegung. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, dachte Caroline. Alles hing davon ab, dass es ihr gelang, Lord Sinclair zur Vernunft zu bringen.

Als sie nach der Runde um den Block wieder hielten, sprang der Kutscher herab und zog die Treppe herunter, um Caroline beim Aussteigen behilflich zu sein. Sie entgalt ihm seine Dienste mit einem großzügigen Trinkgeld, bevor sie hoch erhobenen Hauptes die Taverne betrat.

Nicht der Anblick, der sie erwartete, stieß sie ab, sondern der durchdringende Gestank nach ungewaschenen Männern, altem Tabak und abgestandenem Ale.

„Seht mal, die Lady ist sich zu fein für uns“, sagte einer der Kerle, die nahe der Tür saßen, als er sah, wie Caroline sich unwillkürlich die Hand vor die Nase hielt.

Sie hatte mit Ärger gerechnet, weswegen sie sogar kurz mit dem Gedanken gespielt hatte, sich für den Besuch zu verkleiden. Doch aus Erfahrung wusste sie, dass man in Gegenwart gewalttätiger Männer auf keinen Fall Schwäche zeigen durfte.

Daher hatte sie sich für ihren neuen Wintermantel in Dunkelgrün mit breitem Revers und prächtigen Pelerinen entschieden. Obwohl das Kleidungsstück an einen Reitermantel erinnerte, verliehen ihm der Samt des Saumes sowie die passende Haube mit Bändern und Federschmuck zweifelsfrei weiblichen Charme. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Trägerin dieses Kleidungsstücks modebewusst und wohlhabend war.

„Na, haste dich verirrt, Schätzchen?“, fragte ein anderer Gast und betrachtete lüstern Carolines eng geschnittenes Mieder – oder vielleicht galt seine Aufmerksamkeit auch nur der Reihe großer, silberner Knöpfe. „Soll ich dir den Weg zeigen …“ Vielsagend zog er die Augenbrauen hoch.

„Ich kann dir viel mehr zeigen“, erklärte ein anderer Kerl und fasste sich anzüglich an die Hose.

Caroline hingegen ließ sich nicht anmerken, dass sie etwas von den beleidigenden Kommentaren verstanden hatte. Hunde die bellen, beißen nicht. Diese Kerle würden es nicht wagen, ihr körperlich zu nahe zu treten, solange sie die Ruhe bewahrte. Immerhin war sie eine Lady, und jeder kannte die Strafen, die verhängt wurden, wenn einem Mitglied der Oberen Zehntausend Schaden zugefügt wurde.

Außerdem hatte sie Arbuthnot mitgebracht – für alle Fälle.

Apropos Arbuthnot … Aufmerksam musterte sie die Gäste. Selbst durch den dichten Tabakrauch hindurch entdeckte sie ihren Beschützer sofort. Links von ihr lehnte er gelassen an einem der dicken Stützbalken – und unmittelbar vor ihm, die Füße in den Reiterstiefeln dem knisternden Feuer entgegengestreckt, saß ihr Opfer.

Lord Crispin Sinclair.

Es versetzte ihrem Herzen einen Stich, als Caroline die Frau bemerkte, die auf seinem Schoß saß. Mit einer Hand streichelte Sinclair ihren Oberschenkel, während er mit der anderen einen großen Krug hielt.

Innerlich schalt sie sich töricht, dass sie der Anblick der anderen Frau so sehr aus der Ruhe brachte. Natürlich, sagte sie sich, während sie auf den Lord zuging, war er im Laufe der Jahre sicher kein Kind von Traurigkeit gewesen …

Trotzdem kam sie nicht umhin festzustellen, dass sie die vulgären Zurufe der betrunkenen Männer, die sie auf ihrem Weg durch den Gastraum begleiteten, weniger störten als die Fremde auf Sinclairs Schoß. Eifersüchtig beobachtete sie, wie die andere zu allem Überfluss gerade damit begann, zärtlich an seinem Ohr zu knabbern. Caroline verstand nur zu gut, was der fremden Frau so an dem attraktiven Lord mit dem glänzenden, beinahe schulterlangen schwarzen Haar gefiel. Sinclair ähnelte kaum noch dem unerfahrenen jungen Mann, in den sie sich vor sechs Jahren unsterblich verliebt hatte. Selbst mit dem dunklen Bartschatten und der nicht allzu gepflegten Kleidung kam er ihr wie die Gestalt gewordene Versuchung vor. In all den Jahren hatte er nichts von seiner betörend maskulinen Ausstrahlung eingebüßt.

Mit jedem Schritt, dem sie ihm näherkam, wurde ihr Zorn unbändiger. Als sie schließlich den Tisch erreicht hatte, an dem Sinclair und seine Begleitung saßen, brauchte sie lediglich eine Augenbraue hochzuziehen – und die Frau verließ so fluchtartig den Schoß des Lords, als hätte sie sich verbrannt.

„Nein, Molly, geh nicht. Du gefällst mir“, bat Lord Crispin Sinclair. Er hatte sich an die Zärtlichkeiten gewöhnt, welche die junge Frau ihm schenkte, seit Caroline ihn so schmählich verstoßen hatte. Und jetzt besaß ausgerechnet sie die Unverschämtheit, abschätzig auf ihn und Molly herabzublicken?

Lady Caroline lächelte freudlos, während sie auf der gegenüberliegenden Sitzbank Platz nahm.

„Wir können die Unterhaltung auch gerne führen, während Molly auf deinem Schoß sitzt“, gab sie zu verstehen. „Es macht für mich keinen Unterschied.“

„Ja, das glaube ich gerne“, erwiderte er erbost. „Du hast ja schon immer getan, wonach dir der Sinn gestanden hat – ohne Rücksicht auf Verluste.“

Stirnrunzelnd sah sie ihn an. „Wirklich? Ich hatte eigentlich gedacht, das sei deine Vorliebe.“

Er glaubte, seinen Ohren nicht recht trauen zu können. Beschuldigte sie ihn etwa gerade selbstsüchtigen Verhaltens?

„Sebastian und Phoebe wünschen, dass du nach Hause zurückkehrst“, fuhr sie fort zu erzählen. „Die Hochzeit …“

„Hochzeit?“ Entsetzt trat Molly einen Schritt zurück. „Denk bloß nicht, dass ich mit dir zu tun haben will, wenn du vorhast, eine von diesen Adeligen zu heiraten.“

„Nein, Molly, du verstehst das falsch …“

Doch es war zu spät – die junge Frau war bereits gegangen.

„Bist du jetzt zufrieden?“, fragte Crispin und trank einen Schluck. Inständig hoffte er dabei, dass Caroline entging, welche Auswirkungen ihr Erscheinen auf ihn hatte. Als sie eben durch die Tür gekommen war, hatte sein Herzschlag sich beschleunigt – ungeachtet der Dinge, die sie ihm angetan hatte. Unwillkürlich hatte er Mollys Bein dabei fester gedrückt, als er es beabsichtigt hatte.

Doch Caroline war nur hierher gekommen, um eine weitere Nachricht von seinem Bruder zu überbringen. Bisher hatte er alle Forderungen, Sebastians Hochzeit mit Lady Carolines jüngerer Schwester beizuwohnen, geflissentlich ignoriert. Schon jetzt fühlte er sich durch Carolines Anwesenheit so aufgewühlt, dass er sich niemals vorstellen konnte, mit ihr der Zeremonie beizuwohnen.

Caroline beobachtete Lord Sinclair dabei, wie er trank und schließlich den Krug absetzte. Zufrieden? Sie wusste nicht, wann sie sich das letzte Mal zufrieden geschweige denn glücklich gefühlt hatte. Möglicherweise war sie es gewesen, als sie damals geplant hatte, diesen Mann zu heiraten, der vorgab, sie zu lieben.

Was für eine dumme Gans sie gewesen war!

Autor

Annie Burrows
<p>Annie Burrows wurde in Suffolk, England, geboren als Tochter von Eltern, die viel lasen und das Haus voller Bücher hatten. Schon als Mädchen dachte sie sich auf ihrem langen Schulweg oder wenn sie krank im Bett lag, Geschichten aus. Ihre Liebe zu Historischem entdeckte sie in den Herrenhäusern, die sie...
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