Tiffany Exklusiv Band 37

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WILDE TRÄUME WERDEN WAHR von MAYBERRY, SARAH
Mac ist verwirrt! Die hübsche Grace sendet widersprüchliche Signale aus: Mal flirtet sie mit ihm, dann gibt sie sich abweisend. Der Jagdinstinkt des Schauspielers ist geweckt! Nach einer unglaublich heißen Nacht zeigt Grace ihm erneut die kalte Schulter. Was verheimlicht sie Mac?

MANCHE MÖGEN'S HEIßER von HOLLIS, SHANNON
Als TV-Moderatorin Eve den attraktiven Mitch trifft, rast ihr Herz! Auf einen heftigen Flirt folgt prickelnder Sex. Überglücklich beginnt Eve von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen - doch böse Zungen behaupten, Mitch hätte sie nur wegen seiner Karriere verführt!

DIE WAFFEN EINER FRAU von KAISER, JANICE
Schon beim ersten Treffen verdreht Britt Kingsley Regisseur Derek Redmond den Kopf. Sofort setzt er alles daran, der hübschen Blondine näherzukommen. Gemeinsam geben sie sich dem Rausch der Sinne hin - doch Derek merkt bald: Britt ist nicht die, für die er sie hält …


  • Erscheinungstag 04.08.2015
  • Bandnummer 0037
  • ISBN / Artikelnummer 9783733750220
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sarah Mayberry, Shannon Hollis, Janice Kaiser

TIFFANY EXKLUSIV BAND 37

SARAH MAYBERRY

Wilde Träume werden wahr

In ihrer Fantasie gibt Grace sich heißen erotischen Spielen mit Mac Harrison hin. Insgeheim aber ist sie überzeugt: Männer sind egoistische Mistkerle! Daher lehnt sie Macs Avancen zunächst ab. Doch bei Dreharbeiten auf Hawaii kann Grace dem attraktiven Schauspieler nicht länger widerstehen und landet mit ihm im Bett. Meint Mac es tatsächlich ernst mit ihr?

SHANNON HOLLIS

Manchen mögen’s heißer

Mitch soll Eve für seinen Sender abwerben – notfalls auch mit Sex! Kein Problem, denkt sich Mitch, als er die hübsche Talkshowmoderatorin trifft, denn zwischen beiden knistert es gewaltig! Sie verbringen die Nacht miteinander, und Mitch wagt auf mehr zu hoffen. Da geschieht etwas völlig Unerwartetes …

JANICE KAISER

Die Waffen einer Frau

Britt ist entsetzt! Schien der Plan, Regisseur Derek Redmond ihr Drehbuch unterzujubeln und sich als ihre Chefin auszugeben, anfangs genial, so spielt sie jetzt mit dem Feuer. Dereks hungrige Küsse rauben ihr den Verstand! Wie im Rausch genießt sie atemberaubenden Sex mit ihm. Doch eins ist Britt klar: Derek darf niemals erfahren, wer sie wirklich ist!

1. KAPITEL

Grace Wellington setzte sich in ihrem Lieblingscafé in Santa Monica an einen Tisch, stellte ihre Einkaufstüten ab und sah auf die Uhr. Sie war mit ihren Freundinnen Sadie Post und Claudia Dostis zum Mittagessen verabredet. Da die beiden noch nicht da waren, nutzte sie die Gelegenheit, um sich noch einmal den cremefarbenen, mit Blumen bestickten und mit Pailletten verzierten Angorapullover anzusehen, den sie gerade erstanden hatte. Obwohl es sich um ein Originalkleidungsstück eines renommierten Herstellers aus den Fünfzigerjahren handelte, war es nicht teuer gewesen.

Zufrieden mit sich und der Welt packte Grace den Pulli zurück in die Einkaufstüte und studierte dann die Getränkekarte. Auch wenn es eigentlich noch ein bisschen früh dafür war, beschloss sie, sich an diesem sonnigen Samstagmittag einen Cocktail zu gönnen.

Als draußen auf der Straße ein Motorrad anhielt, wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem verliebten Paar darauf zu. Die Frau, deren Beine endlos lang erschienen, stieg ab, nahm ihren Helm ab, und schüttelte ihre blonde Mähne aus. Der Mann, der ebenfalls seinen Helm abgesetzt hatte, betrachtete die Frau liebevoll. Nach einem Moment zog er sie an sich und küsste sie so leidenschaftlich, dass Grace errötete und wegsah.

Sadie und Dylan waren bis über beide Ohren verliebt und passten perfekt zueinander. Obwohl Grace nicht an Monogamie, Heirat und ewige Treue glaubte und normalerweise zynische Bemerkungen darüber machte, respektierte sie Sadies Glück.

Sie riskierte erneut einen Blick auf die beiden, die Händchen hielten und sich verzückt anlächelten. Bei diesem Anblick stieg plötzlich eine merkwürdige Sehnsucht in ihr auf, die ihr fast die Tränen in die Augen trieb. Sie blinzelte heftig, setzte schnell ihre Sonnenbrille auf und versuchte, die merkwürdige Stimmung abzuschütteln. Was ist denn auf einmal mit mir los? fragte sie sich. Sie zwang sich, ihre Freunde wieder anzusehen, und musste schlucken. Dylan umfasste Sadies Gesicht und sah ihr tief in die Augen. Ganz offensichtlich sagte er ihr, dass er sie liebte. Es war ihm ins Gesicht geschrieben.

Erneut wandte Grace sich ab und starrte vor sich hin, ohne etwas zu sehen. War sie etwa eifersüchtig auf Sadie und Dylan? Das war lächerlich und absurd, auch wenn es inzwischen vier Jahre her war, dass sie einem Mann in ihrem Schlafzimmer und in ihrem Leben einen Platz eingeräumt hatte. Es waren die glücklichsten und produktivsten Jahre ihres Lebens gewesen.

Grace war Männern gegenüber misstrauisch geworden und hatte die Erfahrung gemacht, dass es besser war, nicht zu viel von ihnen zu erwarten. Nachdem sie das erst einmal akzeptiert hatte, war alles viel einfacher geworden. Seitdem war sie mit ihrem Leben zufrieden. Warum also wurde ihr jetzt auf einmal das Herz so schwer?

Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Sadie und Dylan sich schon wieder heiß küssten. In dem Moment fiel bei Grace der Groschen – es war der Sex. Natürlich. Es war schon sehr lange her, dass sie in den Armen eines Mannes gelegen hatte. Das war alles.

„Entschuldige, Grace, ich bin etwas spät dran.“ Claudia, ganz in Schwarz gekleidet, sprühte wie immer vor Energie. Ihre fast schwarzen Augen, der olivfarbene Teint und ihre Entschlossenheit wiesen auf ihre griechisch-amerikanische Abstammung hin.

„Du bist nicht zu spät. Ich war früh hier.“

Beide schauten nach draußen, wo sich Sadie und Dylan noch immer küssten.

„Wie lange geht das denn schon so?“, fragte Claudia.

Grace seufzte tief. „Ungefähr seit fünf Minuten. Ich denke, dass einer von ihnen jeden Moment dringend Sauerstoff braucht.“

„Ja, sie sollten wirklich mal Luft holen.“ Claudia lachte und setzte sich Grace gegenüber an den Tisch. „Aus uns spricht ganz offensichtlich der Neid.“

Entschieden schüttelte Grace den Kopf. „Nicht schuldig.“

„Wirklich?“ Claudia schaute mit einem Seufzer wieder zu Sadie und Dylan. „Nicht einmal ein bisschen? Obwohl ich im Moment zu beschäftigt bin, um an Männer zu denken, muss ich dennoch zugeben, dass ich gern das hätte, was sie hat.“

„Nein. Ein Mann macht nur Dreck und nimmt Platz weg.“ Grace wollte nicht an die Sehnsucht denken, mit der sie kurz zuvor noch gekämpft hatte.

Ihre Freundin lachte laut.

„Entschuldigt, Mädels. Dylan und ich hatten in letzter Minute noch ein paar Dinge zu klären“, sagte Sadie atemlos, als sie sich wenig später zu ihnen setzte.

„Welche Zunge wem gehört?“, fragte Claudia trocken.

„Ja.“ Sadie grinste.

Die Freundinnen lächelten sich an. Grace freute sich darüber, dass sie wieder einmal richtig Zeit füreinander hatten. Obwohl sie sich fast täglich in den Produktionsbüros von Ocean Boulevard sahen, der Daily Soap, bei der Claudia als Produzentin, Sadie als Script Producerin und sie selbst als Redakteurin und Autorin arbeitete, war es etwas ganz anderes, sich ungestört und ganz privat austauschen zu können. „Zeit für einen Cocktail, Ladys.“ Sie reichte die Getränkekarte weiter.

„Einen trockenen Martini für mich“, meinte Claudia.

Grace drehte sich zur Seite, um Blickkontakt mit dem Kellner aufzunehmen. Sofort eilte er herbei. Seine Augen schienen zu leuchten, während er Sadie und Claudia musterte. Dass Sadie für viele Männer die perfekte Frau darstellte, war Grace im Lauf der Jahre nicht entgangen. Und wenn die Männer nicht auf große, langbeinige Blondinen standen, hatten sie gewöhnlich eine Schwäche für die zierliche Claudia mit ihrem südländischen Flair. Grace fand sich damit ab, ignoriert zu werden, und nahm die Haltung von Bette Davis ein. Der insbesondere in den Vierzigerjahren berühmten Filmschauspielerin war es völlig egal gewesen, ob die Männer sie anziehend fanden oder nicht. Es fiel Grace nicht schwer, sich wie die Filmdiva zu fühlen, da sie eines ihrer Lieblingskleider aus den Vierzigerjahren trug. Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf die Getränkekarte, um die Aufmerksamkeit des Kellners zu erregen.

Der Mann schaffte es, den Blick von Sadies und Claudias Dekolleté abzuwenden und machte große Augen, als er Graces beachtliche Oberweite bemerkte.

Grace presste die Lippen zusammen. Lüsterne Blicke hasste sie noch mehr, als ignoriert zu werden. Es war unvermeidlich, dass er ihr schließlich auch ins Gesicht sehen würde. Dann würde sie wie immer eine leichte Enttäuschung bemerken.

Sie war es gewohnt, das hässliche Entlein inmitten schöner Schwäne zu sein. Daher ließ sie es nicht mehr dazu kommen, dass Männer die Vorzüge ihres fantastischen Busens gegen ihr unscheinbares Gesicht abwogen, sondern trat die Flucht nach vorn an. Tatsächlich war es eine Art Hobby von ihr geworden. „He, hier oben spielt die Musik.“ Sie wedelte mit den Fingern, um die Aufmerksamkeit des Kellners auf ihr Gesicht zu lenken.

Er wurde knallrot.

„Einen trockenen Martini, einen Fluffy Duck, richtig, Sadie?“ Grace sah ihre Freundin an, obwohl sie wusste, dass es deren Lieblingscocktail war. Sadie nickte. Grace schaute wieder den Kellner an. „Und ich nehme einen Mojito.“

„Sicher. Möchten Sie auch etwas essen?“

„So weit sind wir noch nicht. Wir werden Sie dann wieder an den Tisch rufen.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung entließ sie ihn.

Der Kellner eilte zur Bar, um die Bestellung gleich weiterzugeben.

Claudia schüttelte den Kopf. „Es grenzt an Grausamkeit, wie du mit Männern umgehst.“

„Stimmt. Ich weiß nie, ob ich entsetzt oder amüsiert sein soll“, warf Sadie ein.

Grace zuckte die Achseln. „Er hat es nicht besser verdient, so unverfroren, wie er auf unsere Brüste gestarrt hat.“

„Du hast aber auch wirklich tolle Brüste“, meinte Claudia.

„Manchmal denke ich, dass du Männer tatsächlich hasst“, erklärte Sadie traurig.

„Oh, sie bedeuten mir nicht genug, um sie zu hassen.“

„Nicht jeder Mann ist so ein Mistkerl wie Owen“, gab Sadie zu bedenken.

„Das weiß ich.“

„Da bin ich mir nicht so sicher. Wann hast du dich zum letzten Mal mit einem Mann verabredet?“

„Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht. Aber sehe ich aus wie eine Frau, die sich nach einem Mann verzehrt?“

Sadie musterte zunächst Graces rotes Haar, das zu einem Pagenkopf im Stil der Fünfzigerjahre frisiert war, dann ihren sinnlichen, dunkelrot geschminkten Mund, die Brille mit dem großen Rahmen und ihre helle, makellose Haut. „Nein. Du siehst wie immer sagenhaft aus. Abgesehen von deiner Brille …“

„Na also. Und ich liebe diese Brille.“

„Dieses dunkle Horngestell ist hässlich. Und ich sehne mich auch nicht nach einem Mann. Aber ich vermisse den Sex. Sogar sehr. Du nicht?“, fragte Claudia. „Ich muss unbedingt Harry oder Simon anrufen und mich mit einem von ihnen verabreden.“ Mit beiden Männern, die ihr gern zur Verfügung standen, war Claudia früher liiert gewesen. Sie war als neue Produzentin von Ocean Boulevard jedoch so beschäftigt, dass es monatelang keinen Mann in ihrem Leben gegeben hatte.

„Ich habe Sex.“ Grace zuckte die Achseln.

„Mit einem Mann, meinte ich“, sagte Claudia trocken.

„Warum sollte ich so etwas Gutes ruinieren, indem ich Männer dazu einlade?“

Sadie wirkte so empört, dass Grace laut lachte.

„Also, Sadie, wann findet die Hochzeit statt?“, wechselte Claudia das Thema.

„Woher weißt du, dass wir einen Hochzeitstermin festgesetzt haben?“

Grace grinste amüsiert. „Hallo! Wir dachten schon, wir müssten euch mit Gewalt auseinanderreißen.“

Ihre Freundin errötete. „Ende August – also schon in zwei Monaten. Das Hochzeitskleid wird diesmal von der Stange sein, und auch alles andere wird weniger aufwendig. Aber ich möchte, dass ihr wieder meine Brautjungfern seid. Was meint ihr? Seid ihr zu einem zweiten Versuch bereit?“ Sadie spielte auf die geplatzte Hochzeit mit ihrem Exverlobten Greg an.

„Du kannst ja mal versuchen, uns davon abzuhalten“, sagte Grace.

Die nächsten beiden Stunden verbrachten sie damit, in groben Zügen Sadies Hochzeit zu planen. Nach dem Essen und weiteren Cocktails tranken sie noch einen Kaffee zusammen, dann verabschiedeten sie sich voneinander.

Später am Abend schlüpfte Grace in ein Satinnachthemd und machte es sich auf der Couch in ihrem Wohnzimmer bequem. Eigentlich wollte sie eine alte Indiana Jones – DVD aus ihrer Spielfilm-Sammlung ansehen, doch dann fiel ihr Blick auf die DVD, die sie aus dem Büro mitgenommen hatte. Nach kurzem Zögern gab sie der Versuchung nach und schob sie in das Abspielgerät.

Als der Titelsong von Ocean Boulevard erklang, schlug Graces Herz vor Erwartung ein bisschen schneller. Dann erschien Mac Harrison auf dem Bildschirm, und sie war wie elektrisiert. Es gehörte zu ihrem Job, sich darüber auf dem Laufenden zu halten, wie die von ihr verfassten Szenen und Drehbücher verfilmt worden waren. Aber hauptsächlich sah sie sich die Sendung an, weil sie so Gelegenheit hatte, Zeit mit dem einzigen Mann zu verbringen, dem sie in den letzten Jahren Zutritt zu ihrem Leben gewährt hatte.

Er sah umwerfend gut aus, war dynamisch, charismatisch und sexy. Und für die nächsten paar Stunden gehörte er ganz ihr. Wie schon so oft versuchte Grace herauszufinden, was er an sich hatte. Was es war, das ihn zum Hauptdarsteller ihrer intimsten Fantasien hatte werden lassen. Es war nicht so, dass sie nach einem Mann für diese Rolle Ausschau gehalten hatte. Es gab eine ganze Reihe von Prachtkerlen wie etwa George Clooney, Jude Law oder Johnny Depp, die schon ihre Fantasie beflügelt hatten. Und auch in der Soap gab es mehrere attraktive Männer, die genauso gut ins Bild gepasst hätten. Aber keiner von ihnen konnte sie so unter Strom setzen, wie Mac es tat.

Um ihn besser in Augenschein nehmen zu können, drückte Grace die Pausentaste. Er trug ausgeblichene Jeans, und sein Oberkörper war nackt. Sie betrachtete seine breiten Schultern, dann glitt ihr Blick zu seiner schmalen Taille. Sein Po war der knackigste, den sie je gesehen hatte. Zum Anbeißen. Als würde das nicht schon genügen, hatte er auch noch lange Beine mit muskulösen Oberschenkeln, die so sexy waren, dass ihr bei dem Anblick definitiv heiß wurde. Meine Güte, er ist schlichtweg superscharf, dachte sie und streckte sich auf der Couch aus.

Sie ließ die DVD weiterlaufen. Mac hatte einen erotischen, wiegenden Gang wie ein Cowboy. Er strahlte Selbstvertrauen aus. „Oh ja“, stöhnte Grace, als er sich umdrehte.

Als die Kamera ihn in einer Nahaufnahme zeigte, war sie gebannt von seinen himmelblauen Augen. Er hatte kräftige Augenbrauen, ausgeprägte Wangenknochen, eine gerade Nase, ein markantes Kinn und sinnliche Lippen. Das dunkelblonde Haar fiel ihm verführerisch in die Stirn. In den Medien wurde er vorzugsweise mit dem jungen Paul Newman verglichen. Grace jedoch dachte, dass sein Gesicht unvergleichlich war.

„Ich habe dir vertraut“, erklärte Kirk, die Figur, die Mac auf dem Bildschirm verkörperte, mit rauer Stimme.

„Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte“, erwiderte Loni, seine Frau in der Soap.

„Waren wir nicht immer ehrlich zueinander?“ Mac fuhr sich mit einer Hand durch das bereits zerzauste Haar.

„Manchmal zu ehrlich.“ Loni trat zu ihm und legte eine Hand auf seine nackte Brust.

Du glückliche Hexe, dachte Grace, die sich vorstellte, wie fest und heiß sich seine Haut anfühlen musste.

„Ich habe alles kaputt gemacht, nicht wahr?“, fragte Loni kleinlaut.

Als könnte er ihren Schmerz nicht ertragen, küsste Mac sie auf die Wange. Loni begann zu weinen, und er umfasste ihr Gesicht. „Weine nicht.“

Loni schüttelte den Kopf, und er küsste ihr die Tränen von der Wange, was innerhalb von Sekunden in einem leidenschaftlichen Kuss endete. Loni klammerte sich verzweifelt an ihn, und Mac vertiefte den Kuss nach kurzem Zögern. Loni strich über seinen Nacken und seinen Rücken, und er zog sie noch näher an sich.

Graces Herz klopfte heftig, und sie drückte erneut auf die Pausentaste. Sie war erregt, das konnte sie nicht leugnen. Sie hatte so lange von Mac geträumt, dass sie ihn nur anschauen musste, um in Stimmung zu kommen. Kurz erwog sie, ihren Vibrator Mr Buzzy zur Party einzuladen, aber dann hätte sie aufstehen müssen. Sie schloss die Augen und ließ die Hand über ihre Brüste, den Bauch und zwischen ihre Schenkel gleiten. Sie kannte die Sets der Soap wie ihr eigenes Zuhause und hatte die Szene, die sie gerade gesehen hatte, vor ihrem geistigen Auge. Nur dass jetzt nicht Loni vor dem halb nackten Mac stand, sondern sie.

Er war ihr so nah, dass sie den sinnlichen Duft seines Aftershaves wahrnehmen konnte. In ihrer Fantasie stand sie mit ihm im Schlafzimmer. Er starrte sie an, und Leidenschaft flammte in seinen Augen auf.

„Was machst du da?“, fragte er.

„Das, was wir beide wollen“, antwortete Grace, strich mit dem Finger über seine Brust und die aufgerichteten Brustwarzen. Er schluckte. „Sag mir, wenn ich aufhören soll, und ich werde es tun.“ Sie warf einen Blick auf die Wölbung in seiner Jeans.

Mac schwieg, doch sie konnte sehen, dass er mit sich kämpfte. Sie wollte, dass er ihr einen Moment widerstand, damit sie ihm zeigen konnte, wie sinnlos es war, die gegenseitige Anziehung zu leugnen. Verführerisch strich sie mit der Handfläche über seine Erektion. Mac erschauerte, und Grace lächelte insgeheim. Dann knöpfte sie den Bund seiner Jeans auf. Noch immer sagte er nichts, und sie öffnete den Reißverschluss, trat näher und küsste seine Brust, während sie die Hand in seine Boxershorts schob.

„Grace!“, stöhnte er. Plötzlich schienen seine Hände überall auf ihrem Körper zu sein. Er streichelte ihren Rücken, ihren Po und dann wieder ihre Brüste. Grace rang nach Atem und rieb in ihrer Fantasie sein aufgerichtetes Glied in einem stetigen Rhythmus. Mac schob ihr Top hoch, das sie in ihrem erotischen Traum trug, küsste sie und sog an ihren Brustspitzen, und sie erschauerte vor Lust.

Als spürte er, wie nah sie dem Orgasmus war, drückte er sie gegen die Wand und zog ihren Rock hoch. Er ließ seine Finger zwischen ihre Oberschenkel gleiten, und sie seufzte vor Entzücken. Mit einem gemurmelten „Oh, wie schön ist es, dich zu fühlen“, registrierte er, dass sie keinen Slip trug und bereit für ihn war. Während er mit einem Finger in sie eindrang, flüsterte er ihr zärtliche Worte ins Ohr, doch sie wollte mehr. In fieberhafter Begierde schob sie seine Hände weg und zog ihm die Jeans herunter.

Mac wusste genau, was Grace brauchte. Er legte sich eines ihrer Beine um seine Hüften, umfasste ihren Po und drang mit einer kraftvollen Bewegung in sie ein. Sie kam sofort zum Höhepunkt, ließ den Kopf in den Nacken fallen und schrie laut auf. Die Wellen der Ekstase durchfluteten sie, und sie war einen Moment lang wie von Sinnen.

Grace brauchte eine Weile, um wieder in die Realität zu finden. Sie war allein in ihrem Apartment. Mit der Fernbedienung schaltete sie den DVD-Player und den Fernseher aus. Es war Zeit, ins Bett zu gehen. Sie fragte sich, wie Sadie und Claudia wohl reagieren würden, wenn sie ihnen gestand, dass sie in Mac verknallt war, seitdem er nach einer sechsjährigen Auszeit zu Ocean Boulevard zurückgekehrt war.

Claudia würde sich vermutlich kaputtlachen und Sadie wahrscheinlich auch. Nicht über sie, sondern wegen der Ironie des Ganzen. Grace Wellington, die überzeugt den Standpunkt vertrat, dass es sich ohne Männer besser leben ließ, hatte eine Schwäche für den größten Aufreißer in der Soap.

Ja, es war wirklich komisch und fast ein bisschen peinlich. Sie sollte es besser wissen. Es war bekannt, dass Harrison ein Frauenheld war. Er wurde dafür bezahlt, anderen etwas vorzugaukeln, und führte ein leichtfertiges, sinnloses Leben. Kurz, er verkörperte all das, was sie an einem Mann am wenigsten mochte. Abgesehen von seinem hinreißenden Körper und seinem tollen Gesicht gab es tatsächlich nichts an ihm, was zu bewundern wäre. Doch sooft sie sich auch wegen ihres schlechten Geschmacks in Bezug auf ihren imaginären Liebhaber tadelte, er tauchte immer wieder in ihren sexuellen Fantasien auf. Aber schließlich ging das nur sie etwas an.

Sie fand es hilfreich, dass sie den Mann nie kennengelernt hatte. Natürlich hatte sie Mac schon aus der Ferne gesehen, wenn sie wegen eines Meetings in den Studios am anderen Ende der Stadt gewesen war, aber sie hatten noch nie ein Wort miteinander gewechselt. Normalerweise hatten die Autoren und Redakteure nichts mit den Schauspielern und der Aufnahmecrew zu tun. Aber sie musste Harrison nicht persönlich kennen, um zu wissen, wie er war. Sie kannte seinen Typ.

Grace kuschelte sich entspannt unter die Bettdecke. Wie üblich war der imaginäre Mac ein unersättlicher, technisch versierter und intuitiver Liebhaber gewesen. Einfach perfekt. Und das Beste an ihm war, dass er sie niemals betrügen würde. Mit einem zufriedenen Lächeln schlief sie ein.

Empört warf Mac Harrison das Drehbuch, das er gerade gelesen hatte, quer durchs Zimmer. Was für ein Gefasel! Wie konnte jemand von ihm erwarten, diese Dialoge aufrichtig zu sprechen? Er griff nach der Bierflasche und bemerkte, dass sie leer war. Er wollte sich gerade ein neues Bier holen, als er die anderen drei leeren Flaschen auf seinem Couchtisch registrierte. Es war wohl wirklich besser, auf Wasser umzusteigen.

Er fühlte sich hundsmiserabel. In letzter Zeit hatte er zu viel geschlafen und war zu oft allein gewesen – wahrscheinlich, weil sich seine Libido aufgrund einer Depression abgemeldet hatte. Regelmäßiger Sport war das Einzige, was ihn im Moment davor bewahrte, verrückt zu werden. Er starrte auf das Drehbuch, das auf dem Boden lag. Es war bereits kurz vor Mitternacht, und er musste bis zu den Fernsehaufnahmen am nächsten Morgen noch fünf Szenen einstudieren.

Das wäre ein wirklich guter Grund, sich noch ein Bier zu genehmigen. Im Lauf der Jahre hatte Mac viele Schauspieler drogensüchtig oder zu Alkoholikern werden sehen. Das sollte ihm nicht passieren, weshalb er dringend etwas an seinem Leben ändern musste. Es war ein Fehler gewesen, zu Ocean Boulevard zurückzukehren. Das hatte er in dem Moment gewusst, als sich seine Erleichterung darüber gelegt hatte, wieder regelmäßig Gage zu bekommen. Als er vor einem Jahr zurückgekommen war, hatten ihn die Produzenten wie einen König empfangen, und die langjährigen Fans waren total begeistert gewesen. Aber er hatte eigentlich etwas ganz anderes gewollt.

Als Achtzehnjähriger war er von Seattle nach Hollywood gekommen und hatte unverschämtes Glück gehabt, sofort eine Rolle in einer Daily Soap zu ergattern. Er hatte nur ein, maximal zwei Jahre dabeibleiben wollen. Aber jedes Jahr wurde seine Gage erhöht, weil die Einschaltquoten der Serie nach oben schnellten, und die Figur, die er darstellte, immer beliebter wurde. Gleichzeitig wiesen ihn die älteren Schauspieler bei Ocean Boulevard darauf hin, wie hart es auf dem freien Film- und Fernsehmarkt zuging. Doch nach acht Jahren war er so gelangweilt und frustriert gewesen, dass er abgesprungen und dann kläglich gescheitert war. Hollywood hatte nicht auf ihn gewartet. Sein Agent teilte ihm mit, er sei zu lange bei der Soap gewesen, um noch andere Rollen zu bekommen.

An einem guten Tag hasste Mac die Serie nicht. Schließlich lebte er davon, und die Episoden waren lustig, unterhaltend und manchmal sogar emotional bewegend. Aber die Arbeit erfüllte ihn nicht. Er wusste, dass er froh über die Rolle sein sollte, dennoch fühlte er sich von Tag zu Tag schlechter. Statt den Mut aufzubringen, es mit einem ganz anderen Job zu versuchen, erlag er der Verlockung des Geldes und der Sicherheit, und das brachte ihn fast um.

Er verzog verächtlich den Mund, während er ziellos durch das Haus tigerte. In seinen Augen gab es nichts Schlimmeres, als jemanden, der den Höhepunkt seiner Karriere überschritten hatte und in Selbstmitleid badete. Schließlich ging er in sein Arbeitszimmer und starrte auf den Kalender an der Wand. Das Datum des folgenden Tages war rot eingekreist. Morgen würde er erfahren, ob die neue Produzentin von Ocean Boulevard wie schon ihr Vorgänger bereit war, ihn bei einer Staffel der Soap Regie führen zu lassen.

Ursprünglich hatte er mehr im Scherz behauptet, auch einmal Regie führen zu wollen. Doch als er zu seiner Überraschung tatsächlich die Gelegenheit dazu bekam, war es eine willkommene Herausforderung gewesen. So lebendig hatte er sich selten gefühlt. Leider hatte es dann einen Führungswechsel beim Sender gegeben, bei dem einige Köpfe gerollt waren. Jetzt war er gespannt darauf, ob Claudia Dostis bereit war, ihm erneut die Regie einer Staffel anzuvertrauen. Er rechnete sich keine großen Chancen aus. Schon deshalb, weil neue Produzenten selten das fortsetzten, was ihre Vorgänger angefangen hatten. Aber er wollte es so sehr, ja, er brauchte es, dass sein Name auf der Liste der Regisseure für die nächste Staffel stand. Schließlich musste es da draußen doch noch etwas anderes für ihn geben als diese schrecklich eindimensionale Rolle.

Am nächsten Vormittag rief Claudia Grace in ihr Büro. „Ich wollte mit dir über Mac Harrison reden“, sagte sie.

Grace wurde rot, obwohl niemand wissen konnte, was sie in ihrer Fantasie mit Mac trieb. Schnell senkte sie den Kopf. „Richtig. Mac Harrison, der Schauspieler, der in der Serie Kirk verkörpert.“

Claudia sah sie irritiert an. „Ja, genau. Was hältst du von den beiden Staffeln, bei denen er Regie geführt hat?“

Grace versuchte herauszufinden, worauf Claudia hinauswollte. Beide Staffeln mit jeweils fünf Episoden, bei denen Mac hinter der Kamera gearbeitet hatte, waren interessant, einfallsreich und spannend gewesen. „Will er wieder Regie führen?“

„Ja. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“

„Sie waren gut. Er hat neuen Wind hineingebracht.“

Claudia lächelte. „Ich bin froh, dass du seine Arbeit magst. Er ist auch ein großer Fan deiner Drehbücher. Das wird den Ablauf vereinfachen.“

Grace runzelte die Stirn. „Welchen Ablauf?“

„Nun, du schreibst doch das Drehbuch für die zusätzliche Hochzeitsepisode in Spielfilmlänge.“

„Ja.“

„Und er wird bei dieser Episode die Regie übernehmen.“

Grace wurde es abwechselnd heiß und kalt.

„Ihr werdet eng zusammenarbeiten müssen. Er wird bei den regulären Dreharbeiten für die täglichen Sendungen am Set ab und zu freigestellt werden. Dir wird eine freie Redakteurin Arbeit abnehmen, damit du zusammen mit ihm nach geeigneten Drehorten Ausschau halten kannst. Ich möchte, dass das die schönste Hochzeit wird, die jemals bei Ocean Boulevard zu sehen war“, erklärte Claudia.

„Okay. Ich werde mein Bestes tun.“ Grace blinzelte benommen. Die Ankündigung hatte sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen.

2. KAPITEL

Mac parkte seine 57er Corvette vor den Produktionsbüros von Ocean Boulevard in Santa Monica, stellte den Motor ab und blieb noch einen Moment sitzen. Er war nervös. Es war lange her, dass er diese besondere Mischung aus Erwartung und Aufregung gespürt hatte.

Claudia Dostis vertraute ihm die wichtigste Folge des Jahres an, die in Spielfilmlänge für sich allein stehen würde und alle zu Begeisterungsstürmen hinreißen sollte. Dabei war er als Regisseur noch grün hinter den Ohren. Als sie ihn telefonisch darüber informiert hatte, hatte er sich bei ihr bedankt und sofort mit dem Produktionsleiter die Dreharbeiten im Studio so geplant, dass er den Verpflichtungen als Regisseur nachkommen konnte.

Er hatte sich das Konzept des Films durchgelesen, das sie ihm geschickt hatten, sich Notizen gemacht und eigene Ideen dazu entwickelt. Doch langsam fragte er sich, ob er diesem Projekt wirklich gewachsen war. Schließlich hatte er erst bei zehn Folgen Regie geführt.

Endlich stieg er aus. Seine Nervosität legte sich etwas, und ihm wurde klar, dass seine Aufregung viel damit zu tun hatte, dass er Grace Wellington kennenlernen würde.

Jedes Mal, wenn er im Lauf des vergangenen Jahres ein Drehbuch von Grace gelesen hatte, war seine Neugier auf sie und sein Respekt für sie größer geworden. Sie war die beste Autorin der Soap. Zwar verfasste sie nur ab und zu ein Buch – offensichtlich ließen ihr die Pflichten als Redakteurin nicht mehr Zeit –, aber wenn sie es tat, war es immer ein Meisterwerk mit geschliffenen Dialogen, tiefen Emotionen und viel Sinn für Humor. Sie konnte schreiben. Er hatte sich oft gefragt, wie sie wohl war. Da ihre Texte so viele Facetten aufwiesen, war es schwierig, sich ein Bild von ihr zu machen.

Ihre Bücher waren immer sexy und voll geistreicher Neckereien, die einem Schauspieler Freude machten. Das ließ darauf schließen, dass Grace Wellington sowohl Köpfchen als auch Selbstvertrauen hatte. Er stellte sie sich daher als Vamp in roten Strapsen und Stilettos vor. Dann war da ihr trockener Humor, der ihn eher an eine Frau in lässiger Kleidung mit zerzauster Frisur und einem Lächeln auf den Lippen denken ließ. Und schließlich schaffte sie es auch immer wieder, jeder Story, egal, wie albern sie auch war, einen menschlichen Anstrich zu verleihen und große Emotionen zu wecken. Die Frau, die er sich dann vorstellte, hatte einen messerscharfen Verstand, war ganz in Schwarz gekleidet und las bevorzugt Bücher russischer Autoren, die vor langer Zeit gestorben waren.

Mac konnte es kaum erwarten, sie kennenzulernen, um zu erfahren, welche geheimnisvolle Frau tatsächlich hinter diesen Drehbüchern steckte. Außerdem ging er davon aus, dass es hilfreich war, als ziemlicher Neuling eine erfahrene Autorin an seiner Seite zu haben. Zum ersten Mal seit langer Zeit freute er sich wieder auf die Arbeit.

Verstohlen wischte Grace ihre feuchten Handflächen an ihrem Kleid ab. Sie ärgerte sich darüber, dass sie so nervös war. Mac Harrison war nur ein Mensch – dazu noch ein Schauspieler. Ein Mann, der sein gutes Aussehen und seinen Sex-Appeal dazu benutzte, um im Luxus leben zu können. Ihm hatten immer alle Türen offen gestanden, und die Frauen hatten sich ihm zu Füßen geworfen, nur weil er mit einem beneidenswerten Körper und einem attraktiven Gesicht gesegnet worden war.

Er war wie ihre Schwestern, die ebenfalls, jede auf ihre Weise, blendend aussahen. Felicity, Serena und Hope hatten wegen ihrer äußeren Vorzüge Karriere gemacht – Felicity als Wetterfee beim Fernsehen, Serena als Schauspielerin und Hope als Model. Sie, Grace, die als unscheinbare Schwester inmitten der drei Schönheiten aufgewachsen war, wusste aus eigener Anschauung, wie solche Menschen lebten. Sie liebte ihre Schwestern. Aber es war nur menschlich, dass sie es ihnen verübelte, in den Augen der Männer, die sie im Lauf der Jahre mit nach Hause gebracht hatte, immer nur wie der Trostpreis zu wirken, sobald sie ihre Schwestern zu Gesicht bekommen hatten.

Also hatte sie sich entschieden, ihren eigenen Weg zu gehen und sich anders zu kleiden, anders zu leben und andere Träume als ihre Schwestern zu träumen. Und es hatte funktioniert. Sie hatte eine tolle Karriere. Und bis Owen sie betrogen hatte, hatte sie auch geglaubt, den einen Mann gefunden zu haben, der innere Werte höher achtete als lange Beine und perfekte Gesichtszüge. Das Gegenteil war der Fall gewesen.

Sie wohnte in L. A., der Stadt, in der Äußerlichkeiten die größte Rolle spielten. Und sie arbeitete in der TV-Branche. Daher wusste sie, dass für viele Menschen körperliche Schönheit wichtiger als der Charakter war.

Dass ihre sexuellen Fantasien um Mac Harrison kreisten, war das beste Beispiel dafür. Hatte sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was für ein Mensch er war, wenn sie sich vorgestellt hatte, wie er sie berührte? Nein, für sie hatten nur seine faszinierenden Augen und sein muskulöser Körper gezählt. Sie war genauso schlimm wie alle anderen, und wenn sie mehr Zeit hätte, hätte sie sich für ihre Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit geschämt.

Jetzt musste sie sich jedoch darauf konzentrieren, die nächste Stunde zu überstehen. Es war verrückt, aber Grace war mittlerweile so von Mac erotisiert, dass allein der Klang seiner Stimme sie erregte. Und jetzt sollte sie für die nächsten Monate eng mit ihm zusammenarbeiten. Sie hatte selbst dafür gesorgt, dass sie verwundbar war – was sie nie mehr hatte sein wollen. Sie nahm sich vor, ihm keinesfalls zu zeigen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, denn sie wusste, dass die Frauen ihm in Scharen hinterherrannten. Wahrscheinlich erwartete er auch von ihr, dass sie ihn anhimmelte. Aber da täuschte er sich gewaltig. Sie würde ihm nie die Gelegenheit geben, sie zurückzuweisen. Davon habe ich wirklich genug, vielen Dank.

Grace sah auf die Uhr. Mac kam zu spät. Das ist ja ein toller Start und so typisch für einen Schauspieler, dachte sie verächtlich. Wahrscheinlich war er bei der Pediküre oder im Pilates-Kurs und hielt es nicht für nötig, diese Information an Claudia oder sie weiterzugeben. Sie stellte sich vor, wie er ein paar Stunden zu spät mit strahlendem Lächeln hereinspazieren würde. Claudia würde der Geduldsfaden reißen, was das Ende von Mr Harrisons kurzer Tätigkeit als Regisseur wäre.

Diese Hoffnung legte sich schnell, als sie das aufgeregte Gemurmel der Mitarbeiterinnen am Empfang hörte. Das konnte nur bedeuten, dass Mac Harrison das Gebäude betreten hatte. Sie schüttelte den Kopf über die weiblichen Angestellten, die so offensichtlich für die Schauspieler der eigenen Soap schwärmten, und nahm ihre Unterlagen. Der Mann verdiente seinen Lebensunterhalt damit, dass er sich kostümierte. Er war schließlich kein Nobelpreisträger oder so etwas. Du Heuchlerin, beschimpfte sie sich in Gedanken. Wenn sie Mac Harrison so gering schätzte, wieso strich sie sich dann durch das Haar und überprüfte noch einmal, ob ihre Lippen perfekt geschminkt waren?

Während Grace zum Konferenzraum marschierte, ermahnte sie sich noch einmal. Sie hatte jetzt eine Woche lang Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Sie würde nicht rot werden, flirten oder ein affektiertes Lächeln aufsetzen, sondern Mac gelassen begrüßen und professionell mit der Situation umgehen.

Doch dann betrat sie den Raum und konnte plötzlich nicht mehr klar denken.

Claudia unterhielt sich mit Mac, aber Grace nahm nur ihn wahr, seinen Duft, sein Charisma, seine Präsenz. Dann schaute er sie tatsächlich an. Ihr Körper schien plötzlich in Flammen zu stehen, und ihr wurden die Knie weich. Er sah einfach umwerfend aus. Alles war perfekt. Die Kamera wurde ihm nicht gerecht. Er war größer, als sie vermutet hatte. Seine Augen waren klarer, sein Kinn markanter, und er wirkte in natura noch geschmeidiger und kraftvoller als auf dem Bildschirm.

„Mac, Sie sind Grace doch schon begegnet, richtig?“, fragte Claudia.

Lächelnd streckte er Grace die Hand hin. „Nein, noch nie. Ob Sie es glauben oder nicht.“

Grace erstarrte. Wollte er sie tatsächlich berühren? Sie schluckte und reichte ihm schließlich die Hand. Was blieb ihr auch anderes übrig? Claudia sah sie schon völlig irritiert an, und Macs Lächeln wirkte leicht verkrampft.

Seine Hand war groß, kräftig und warm. Bei seiner Berührung rieselte ihr ein Schauer über den Rücken. Sie betrachtete seine perfekt manikürten Fingernägel und erinnerte sich daran, wie oft sie sich vorgestellt hatte, dass er ihre Brüste berührte, über ihre Brustspitzen strich und ihr den Slip auszog. Ruckartig entzog sie ihm ihre Hand und trat einen Schritt zurück.

„Elektrostatische Aufladung“, platzte sie heraus, da Claudia und Mac sie anstarrten.

Wo war ihre Gelassenheit und ihre Professionalität geblieben? Sie kam sich wie ein Teenager mit Zahnspange und Babyspeck vor, der seinen Star anhimmelte.

„Dann können wir jetzt ja vermutlich anfangen.“ Claudia setzte sich und warf ihrer Freundin einen auffordernden Blick zu. „Grace, ich weiß, dass du noch am ersten Entwurf des Drehbuches arbeitest. Ich will, dass diese Hochzeitsepisode exzellente Einschaltquoten erzielt. Ich werde zusätzlich Geld für Aufnahmen an besonderen Drehorten und für andere Extras lockermachen. Was die Drehorte anbelangt, Mac, haben die Scouts einen Weinberg im Santa Clarita Valley nördlich von L. A. ausgewählt und den Malibu West Beach Club. Ich möchte, dass Sie sich beide Orte zusammen mit Grace anschauen, um zu sehen, welche Ideen Ihnen jeweils dazu kommen. Wenn ihr euch für einen Drehort entschieden habt, werden wir das Team hinschicken.“

Grace konzentrierte sich darauf, Claudias Anweisungen zu notieren. So hatte sie etwas zu tun und konnte später nachlesen, was ihre Freundin gesagt hatte. Im Moment war sie schon froh, regelmäßig ein- und auszuatmen.

„Noch irgendwelche Fragen?“ Claudia sah von Grace zu Mac.

„Ja. An Grace. Ich habe den Plot für die Episode gelesen. Aber besteht vielleicht die Möglichkeit, immer mal wieder einen Blick auf das Drehbuch zu werfen, während Sie daran arbeiten? Schon deshalb, damit wir auf demselben Stand sind?“, fragte Mac.

Sie schaffte es gerade noch, sich eine heftige Abfuhr zu verkneifen. Bei dem Gedanken, dass ausgerechnet er ihre unfertige Arbeit begutachten würde, brach ihr der Schweiß aus. Dieser Mann würde nur das Beste von ihr zu sehen bekommen. „Lassen Sie mich erst überprüfen, in welchem Zustand es ist“, wich sie aus und erwartete, dass er nun das unvermeidliche Stargehabe an den Tag legte. Aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Wahrscheinlich weil du zu sehr damit beschäftigt bist, auf seinen sexy Mund zu starren, dachte sie ärgerlich. Mac Harrison war wie eine Droge für sie, und jedes Mal, wenn sie ihn ansah, bekam sie einen Kick.

„Nun, ich denke, ich lasse euch jetzt allein, damit ihr alles Weitere besprechen und einen Termin ausmachen könnt, um die Drehorte zu begutachten.“ Claudia stand auf und ging zur Tür.

Panisch rutschte Grace auf ihrem Stuhl nach vorn. Keinesfalls wollte sie mit Mac allein bleiben! Doch bevor sie aufstehen konnte, war ihre Freundin schon weg. Graces Herz hämmerte. Sie hatte einen trockenen Mund, und ihre Brustspitzen prickelten. Mac, der Protagonist ihrer geheimen sexuellen Fantasien, saß ihr gegenüber und hatte eine unglaubliche erotische Ausstrahlung. Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte und verübelte es ihm.

Sie senkte den Kopf und versuchte sich zusammenzureißen. Dabei erhaschte sie einen Blick auf das Bild, das der Glastisch von ihr widerspiegelte. Sie bemerkte den verlorenen Ausdruck in ihren Augen – als wäre sie ein verängstigtes Kind. Plötzlich bekam sie einen Eindruck davon, wie sie wirken musste: Mit gesenktem Kopf saß sie da wie eine schüchterne alte Jungfer vor einem strahlenden Herzensbrecher. Das gefiel ihr absolut nicht.

Seit vier Jahren lebte sie jetzt glücklich und zufrieden allein. Sie hatte ihr Leben bestens im Griff und war nicht davon abhängig, ob ein Mann wie Mac Harrison sie anziehend fand oder nicht. Was hätte Bette Davis wohl in dieser Situation getan? fragte Grace sich. Sofort straffte sie die Schultern. Bette Davis würde sich von niemandem einschüchtern lassen – schon gar nicht von jemandem wie Mac Harrison. Wer war er schließlich schon? Ein künstlich gebräunter Muskelprotz mit gebleichten Zähnen. Er war ein Schauspieler, leer, eitel und oberflächlich. Er war nichts Besonderes. Und sie war entschlossen, ihn entsprechend zu behandeln.

Mac runzelte die Stirn, als Claudia den Raum verließ. Täuschte er sich, oder behagte es Grace Wellington absolut nicht, mit ihm zusammenzuarbeiten? Sie hatte ihn kaum eines Blickes gewürdigt, seitdem sie hereingekommen war. Er wusste nicht, ob sie schüchtern, verlegen oder verärgert war.

Sie war ganz anders, als er erwartet hatte. Die Vorstellung, die er sich von ihr gemacht hatte, kam ihr nicht einmal nahe. Mit ihrem tizianroten Haar und der hellen Haut erinnerte sie ihn an die kurvenreiche Bettie Page, das berühmte Pin-up-Girl aus den Fünfzigerjahren. Nur dass Grace keine klassische Schönheit in dem Sinne war.

Ihre grünen Augen, die hinter einem dunklen Brillengestell versteckt waren, standen leicht schräg. Ihre Nase war größer und ihr Mund breiter, als es dem üblichen Schönheitsideal entsprach. Dennoch war sie auffallend attraktiv, und jeder ihrer Gesichtszüge für sich allein genommen war perfekt. Ihre helle Haut schimmerte zart, und es fiel Mac schwer, nicht auf ihre roten Lippen zu starren. Doch es gab noch viel mehr zu entdecken. Er betrachtete ihren anmutig geschwungenen Hals, das schöne Dekolleté und ihre festen, vollen Brüste, die sich unter dem Stoff ihres Sommerkleids abzeichneten.

Die Atmosphäre im Raum schien sich zu verändern. Sein Instinkt sagte ihm, dass Miss Wellington ihn dabei ertappt hatte, als er wie ein Teenager im Hormonrausch auf ihre Brüste gestarrt hatte. Er begegnete ihrem Blick so offen wie möglich. Eine Frau, die so spektakulär ausgestattet war, musste es schließlich gewohnt sein, bewundernd angesehen zu werden. Doch sie musterte ihn kühl.

„Hören Sie, wenn ich Ihnen vorhin mit der Bitte zu nahe getreten bin, das Drehbuch schon lesen zu dürfen, während Sie noch daran arbeiten, entschuldige ich mich. Vermutlich habe ich eine geheime Autorenregel gebrochen.“ Mac lächelte Grace an. Er war es gewohnt, dass die Leute ihn mochten.

Sie sah ihn über den breiten Rand ihrer Brille hinweg ebenso missbilligend wie schulmeisterlich an. „Eine solche Regel existiert nicht. Aber wenn ein Autor ein unfertiges Drehbuch aus der Hand geben soll, ist das in etwa so, als wenn Sie das Haus ohne vorherige Gesichtspackung und Haarstyling verlassen müssten.“

Mac erstarrte. Es war lange her, seitdem ihm jemand derart unmissverständlich klargemacht hatte, dass er ihn nicht mochte. Er war überrascht, wie sehr ihn das verärgerte. Seines Wissens hatte er nie etwas getan, was ihre Ablehnung rechtfertigte. Er fragte sich, was für ein Problem sie hatte. Gehörte sie etwa zu den Leuten, die es Schauspielern verübelten, wenn sie in anderen Produktionsbereichen tätig wurden? Er war bereits von einigen anderen Regisseuren der Soap mit bösen Blicken konfrontiert worden. Doch er hatte sich noch nie in eine Schublade stecken lassen.

„Da wir unter Zeitdruck stehen, denke ich, dass es das Beste ist, wenn wir uns die beiden Drehorte ansehen und uns auf einen Termin Ende der Woche einigen, an dem wir wieder zusammenkommen und unsere Meinungen austauschen“, sagte Grace kühl und blätterte in ihrem Terminkalender.

„Ich hatte den Eindruck, Claudia wollte, dass wir zusammenarbeiten und uns die Drehorte gemeinsam ansehen.“

Grace zuckte die Achseln. „Ich hatte vor, den Weinberg heute Nachmittag zu begutachten. Aber das wird Ihnen wahrscheinlich nicht passen.“ Sie zupfte einen unsichtbaren Fussel von ihrem Kleid. Die Körpersprache war offensichtlich: Verzieh dich, du bist lästig.

Mac hatte es noch nie gut aufgenommen, auf diese Art abgewiesen zu werden. „Sie haben Glück. Ich habe den Nachmittag ebenfalls frei“, erwiderte er. In Wirklichkeit hatte er für die Proben am nächsten Tag noch eine Unmenge Text zu lernen, aber dafür waren lange Nächte schließlich da. Grace wirkte nicht erfreut, was seinen Verdacht nur bestätigte. Sie glaubte nicht, dass er diesen Job bewältigen würde. Jetzt waren seine Selbstzweifel plötzlich wie weggeblasen. Er lächelte strahlend, lehnte sich zurück und legte einen Fuß auf den Tisch – nur weil er wusste, dass er sie damit ärgern würde. „Warum holen Sie nicht Ihre Tasche, damit wir uns auf den Weg machen können?“

Grace presste die Lippen zusammen. „Zuerst muss ich noch einige Dinge erledigen. Ich könnte Sie dann draußen treffen“, konterte sie.

Bei dem Gedanken daran, wie die nächsten Monate verlaufen würden, wenn er ständig mit dieser Frau im Clinch läge, verging ihm die Lust daran, sie zu provozieren. Dann stand Grace auf, und er schluckte hart. Als sie hereingekommen war, hatte er sie nicht angesehen, da er sich gerade mit Claudia unterhalten hatte. Jetzt ließ er den Blick über ihre Brüste, die schmale Taille, die kurvenreichen Hüften und ihren Po gleiten. All das wurde von einem Kleid in Szene gesetzt, das Doris Day in ihrer besten Zeit getragen haben könnte.

Er versuchte, aus den unterschiedlichen Signalen, die diese Frau aussandte, schlau zu werden. Sie mochte ihn nicht, schien verklemmt zu sein, kleidete sich aber in einem witzigen, auffälligen und sexy Stil, der ihre kühle Art und ihre abweisenden Blicke Lügen strafte. Als er realisierte, dass sie bereits ihre Sachen zusammenpackte, konzentrierte er sich darauf, den ersten Machtkampf zu gewinnen. „Ich kann warten. Es macht keinen Sinn, wenn jeder im eigenen Wagen hinfährt.“

Grace starrte ihn an, und er hielt ihrem Blick stand. Er würde nicht nachgeben, nur weil sie sich wie eine Zicke aufführte. Nach langem Schweigen drehte sie sich schließlich auf dem Absatz um.

Mac sah auf ihren Po, während sie aus dem Raum ging, und atmete erst aus, als sie außer Sichtweite war. Seine Libido hatte sich zur unpassendsten Zeit zurückgemeldet.

Grace trödelte herum. Nur um die Zeit totzuschlagen, führte sie unnötige Telefonate und räumte sogar ihren E-Mail-Briefkasten auf. Währenddessen saß Mac draußen im Großraumbüro und wartete geduldig auf sie. Dass er so ein sturer Bastard war, irritierte sie, und die Atemlosigkeit, die seine Nähe bei ihr auslöste, gab ihr das Gefühl, schwach und dumm zu sein. Sie ärgerte sich über sich selbst, und sie ärgerte sich über Mac, der eine solche Wirkung auf sie ausübte.

Nach einer Stunde schließlich gab sie auf, nahm ihre Tasche und verließ ihr Büro. „Von mir aus können wir losfahren. Es sei denn, dass Ihnen doch noch etwas dazwischengekommen ist“, sagte sie hoffnungsvoll.

Er stand auf, und Grace hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch. Er war ihr so nah – genau wie in ihrer Fantasie. Wenn sie einen Schritt nach vorn machte, könnte sie mit dem Finger über seine nackte Brust streichen. Zuerst würde sie ihm natürlich das Hemd vom Leib reißen müssen …

Das Rasseln der Autoschlüssel riss sie aus ihren erotischen Fantasien, und sie marschierte mit zusammengepressten Lippen zum Ausgang. Sie fühlte, dass er ihr folgte, und betonte frech ihren Hüftschwung. Da er in Hollywood unter all den mageren Schauspielerinnen lebte, hatte er wahrscheinlich schon jahrelang keine richtigen Hüften mehr gesehen.

„Hier drüben“, dirigierte Mac sie, als sie draußen waren.

Grace wandte sich dem Gästeparkplatz zu, dann blieb sie abrupt stehen. „Das ist nicht wirklich Ihr Auto, oder?“ Ungläubig betrachtete sie die rot-weiße 57er Corvette mit Faltdach und roten Lederpolstern, die toll in Schuss war.

„Wir können das Dach zumachen, wenn Sie um Ihre Frisur besorgt sind.“

Grace widerstand dem Drang, zur gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes zu sehen, wo ihr Auto stand. Dass er sah, dass auch sie eine 57er Corvette fuhr, die sie seit fast zwei Jahren Schritt für Schritt restaurierte, war nun wirklich das Letzte, was sie brauchte.

Wortlos stieg sie ein und nahm den Schal und die Sonnenbrille, die sie immer dabeihatte, aus ihrer Tasche. Sie band sich den Schal um den Kopf, nahm ihre Hornbrille ab und setzte die Sonnenbrille im Stil der Fünfzigerjahre auf, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. Dann wandte sie das Gesicht ab, um Mac zu signalisieren, dass sie absolut kein Interesse hatte, sich mit ihm zu unterhalten.

Während der Fahrt nach Santa Clarita richtete Mac dann auch kein Wort an sie. Stattdessen schob er eine CD in die Stereoanlage. Als Grace hörte, dass er „Sinner Man“ von Nina Simone, eines ihrer Lieblingslieder, ausgesucht hatte, nahm ihre Irritation noch zu. Es war also kein Wunder, dass sie ausgesprochen gereizt war, als sie auf dem Parkplatz des Weinguts hielten. Bislang entsprach Mac absolut nicht ihrer vorgefassten Meinung, und das brachte sie aus der Fassung. Zudem war sie darüber geschockt, wie anziehend sie ihn fand, und wie verletzlich sie das machte.

Sie machte sich nicht einmal die Mühe festzustellen, ob Mac ihr folgte, als sie zum Eingang der Winzerei marschierte. Als er wider Erwarten dann nicht hinter ihr war, sah sie sich diskret um. Er war stehen geblieben und machte mit einer kleinen Kamera Fotos vom möglichen Drehort. Eine gute Idee. Vielleicht kann er ja doch noch mehr als nur gut aussehen, dachte sie.

Grace wollte die Besichtigung so schnell wie möglich hinter sich bringen und betrat das Gebäude. Die behagliche Eingangshalle war leider ziemlich klein. Grace ging weiter, und ihr Eindruck verstärkte sich. Um die große Hochzeit zu drehen, war die Winzerei nicht weiträumig und glamourös genug. Als Mac ihr folgte, beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie er alles begutachtete und ein paar Fotos machte. Dann kam er auf sie zu, und sie wurde nervös.

„Was meinen Sie?“, fragte er.

„Es ist nett. Ich finde es behaglich und anheimelnd.“

Er nickte und sah sich noch einmal um.

Grace betrachtete sein Profil und hätte am liebsten mit dem Finger über seine Nase und mit der Zunge über seine sinnliche Unterlippe gestrichen.

„Es ist behaglich, wie Sie sagen“, erklärte er schließlich. „Aber für Gabe ist Geld kein Problem. Die Hochzeit muss luxuriös sein.“

Obwohl sie ganz seiner Meinung war – oder vielleicht deswegen –, verteidigte sie den Ort plötzlich. „Ich weiß, dass die Ausstattung hier nicht Ihrem hohen persönlichen Standard entspricht. Aber ich bin sicher, dass wir einen Whirlpool installieren und uns einige Bunnys vom ‚Playboy‘ ausleihen können“, sagte sie zuckersüß.

Mac hob eine Augenbraue und taxierte sie mit seinem Blick. „Ich werde mir jetzt das Grundstück ansehen. Anschließend werden Sie mir genau sagen, wieso Sie so zickig sind“, meinte er und ging nach draußen.

Grace sah ihm wütend nach, konnte aber trotz seiner unhöflichen Bemerkung nicht widerstehen, seinen knackigen Po ins Visier zu nehmen. Natürlich war ihr bewusst, dass sie sich nicht nur unhöflich, sondern auch kindisch aufgeführt hatte. Gemein zu ihm zu sein, damit er nicht auf die Idee kam, er könnte ihr gefallen, zeugte von Unreife. Aber ihr fiel nichts Besseres ein.

Draußen atmete Mac tief durch, denn er hatte sich kaum noch beherrschen können. Er hatte gehofft, während der Fahrt eine Basis für einen freundlicheren Umgang miteinander schaffen zu können. Stattdessen hatte Grace ihn ignoriert und machte jetzt spitze Bemerkungen. Er war nicht leicht in Rage zu bringen, doch alles hatte seine Grenzen.

Aber was ihn wirklich sauer machte, war, dass er sie immer noch anziehend fand. Natürlich hatte er als bekanntes TV-Gesicht keinerlei Probleme, Frauen zu finden. Doch es war lange her, dass er sich wirklich für eine interessiert hatte. Er hatte Affären und Beziehungen mit Frauen aus der Branche gehabt – meistens mit Schauspielerinnen. Mit Kerry, die Maskenbildnerin war, hatte er sogar einige Jahre lang zusammengelebt. Aber in Hollywood eine gute Beziehung zu führen war seiner Meinung nach fast unmöglich. L. A. war die Stadt der großen Träume und Ambitionen, und die meisten Frauen hier wollten vor allem berühmt werden. Die Liebe kam da, wenn überhaupt, erst an zweiter Stelle.

Mac wusste nicht einmal, ob er überhaupt noch an die Liebe glaubte. Die Erfahrungen in L. A. hatten ihn zum Zyniker werden lassen. Er hatte ein paar Frauen, mit denen er sich ab und zu vergnügte. In letzter Zeit eher weniger, weil er keine Lust auf Sex gehabt hatte. Doch ausgerechnet in Gegenwart der unhöflichen, scharfzüngigen Grace Wellington, die ihn ganz offensichtlich verachtete, spielte sein Körper verrückt.

Er zwang sich, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, nahm seine Kamera und machte einige Fotos von der Umgebung. Aber sein Instinkt und seine Erfahrung als Schauspieler sagten ihm, dass hier nicht der richtige Drehort für die geplante Folge war.

Als er das herzhafte Lachen einer Frau hörte, warf er einen Blick über die Schulter. Grace kam Arm in Arm mit einem grauhaarigen älteren Mann näher. Jetzt bot sie ein ganz anderes Bild. Ihre Wangen waren rosig, und sie wiegte sich in den Hüften, während sie neben dem Mann herging. Anstelle der knallharten Hexe, mit der er sich den halben Tag herumgeschlagen hatte, sah er jetzt eine fröhliche Frau, die Charme versprühte und Spaß hatte. Warum also führte sie sich bei ihm so unmöglich auf?

Als Grace ihn sah, verschwand ihr Lächeln sofort.

Mac kochte innerlich. Er wurde es allmählich leid, dass sie anscheinend ein persönliches Problem mit ihm hatte.

„Ich habe Ihre Bekannte schon kennengelernt“, sagte der ältere Mann. „Mein Name ist Rusty. Ich bin der Winzer hier.“

„Rusty hat mich ein bisschen herumgeführt“, erklärte Grace kühl.

„Toll“, meinte Mac. „Sie haben hier ein wunderschönes Fleckchen Erde.“

„Oh, ich bin nicht der Besitzer“, erklärte Rusty. „Ich arbeite nur hier.“

Grace tätschelte Rustys Arm. „Machen Sie sich wegen Mac keine Gedanken. Weil sein Leben ein Kinderspiel ist, denkt er, dass es alle anderen genauso leicht haben.“

Mac sah sie zornig an, doch sie ließ ihren Blick über die Weinstöcke gleiten, als hätte sie lediglich einen Kommentar über das Wetter abgegeben.

„Meine Frau ist ein großer Fan von Ihnen, Mr Harrison.“ Rusty wurde rot. „Könnten Sie mir vielleicht …?“

„Kein Problem. Sehr gern.“ Mac lächelte und ignorierte die Hyäne an Rustys Arm.

Der Mann holte ein kleines Notizbuch aus der Tasche, schlug eine leere Seite auf und hielt es Mac hin.

„Wie heißt Ihre Frau?“

„Alison.“

Mac setzte seine Unterschrift unter die Widmung. „Hier, bitte.“

„Und auch ein Foto?“ Rusty zeigte auf sein Handy mit eingebauter Kamera.

Mac nickte und wartete, bis der Winzer Grace das Handy gegeben hatte, sodass er neben dem TV-Star posieren konnte. Ein Lächeln, ein Klicken, dann bedankte Rusty sich verlegen und kehrte an seine Arbeit zurück.

Während sie zum Auto gingen, neigte Grace den Kopf zur Seite, als würde sie nachdenken. „Ich bin überrascht, dass Sie keine Porträtfotos bei sich haben. Sie gehen ein furchtbares Risiko ein – was ist, wenn ein Fan Sie an einem Tag erwischt, an dem Ihre Frisur nicht sitzt?“

Nun riss Mac endgültig die Geduld. „Okay. Jetzt reicht es.“ Er packte Grace am Arm und zog sie die letzten paar Schritte zur Corvette.

„Nehmen Sie Ihre Hände weg!“, sagte Grace empört und versuchte sich loszureißen, doch er hielt sie weiter fest.

„Verraten Sie mir erst mal, wieso Sie dermaßen herumzicken. Und bevor Sie erneut Gift versprühen, sollten Sie daran denken, wie lange es dauert, zu Fuß nach L. A. zurückzugehen.“

Mit einer heftigen Bewegung gelang es Grace, sich loszumachen. „Sie hätten wohl gern, dass ich Ihre Schuhe poliere, nachdem ich Ihnen die Füße geküsst habe, was? Ds ist es doch, woran Sie gewöhnt sind, nicht wahr?“

„Machen Sie, was Sie wollen.“ Damit drehte Mac sich um, stieg in sein Auto und fuhr los.

3. KAPITEL

Graces Stilettos waren zwar sexy und modisch, aber leider total ungeeignet für den langen Fußmarsch auf dem kiesbestreuten Weg, der zur Straße führte. Dann musste sie auch noch feststellen, dass sie vergessen hatte, ihr Handy einzustecken. Ihr Stolz ließ es jedoch nicht zu, zurück zum Weingut zu gehen, um sich ein Taxi zu rufen. Sie erinnerte sich daran, auf der Herfahrt nicht weit entfernt eine Autowerkstatt gesehen zu haben. Dort würde sie telefonieren können.

Die erste Blase machte sich schon auf halbem Weg zur Straße bemerkbar. Bald darauf waren ihre Füße voller Blasen und taten höllisch weh. Nach weiteren zweihundert Metern trat sie in ein Erdloch, und der Absatz ihres linken Schuhs brach ab. Mit einem lauten Fluch untersuchte Grace den Schaden und stellte erleichtert fest, dass er reparabel war. Ihre teuren Vintage Peeptoe aus grünem Wildleder würden also zumindest wieder instand gesetzt werden können.

Sie zog auch den anderen Schuh aus und atmete auf. Doch nach weiteren fünfzig Metern Fußmarsch auf dem scharfkantigen Kies fing sie an zu humpeln.

Das Schlimmste war, dass sie selbst schuld an ihrer Situation war. Sie konnte Mac nicht dafür verantwortlich machen, sosehr sie das auch wollte. Sie hatte sich die ganze Zeit über wie ein Biest aufgeführt, und er hatte ihre Beleidigungen wie ein Gentleman hingenommen. Aber auch ein Gentleman hat seine Grenzen, und die hatte sie offensichtlich überschritten.

Nach zehn weiteren Minuten voller höllischer Schmerzen hatte Grace zwar die Straße erreicht, musste sich aber geschlagen geben. Keinesfalls würde sie es bis zur Autowerkstatt schaffen, die nur als Punkt am Horizont zu erkennen war. Sie würde wohl doch zurück zum Gut gehen und zugeben müssen, dass ihr attraktiver berühmter Begleiter sie einfach stehen gelassen hatte. Aber vorher wollte sie ihren armen gepeinigten Füßen eine Pause gönnen. Sie ging zum Lattenzaun, der die saftigen Wiesen vor den Weinstöcken von der Straße trennte, setzte sich auf die unterste Latte und stellte ihre Füße in das kühle Gras. Erleichtert schloss sie einen Moment die Augen.

Sofort musste sie daran denken, welchen Schlamassel sie angerichtet hatte. Sie hatte es mit ihrem Selbstschutz heftig übertrieben und sich unprofessionell und dumm verhalten. Darauf war sie nicht besonders stolz. Auch wenn sie dafür ihre Gründe gehabt hatte, war sie fair genug einzusehen, dass sie sich in aller Form bei Mac entschuldigen musste.

Grace öffnete die Augen, als sie das Motorengeräusch einer Corvette hörte, und atmete insgeheim auf. Insgeheim hatte sie gehofft, dass Mac zurückkommen würde. Er hatte sich eine Stunde Zeit dafür gelassen. Genauso lange hatte sie ihn vorher im Büro warten lassen. Obwohl er nicht den Eindruck gemacht hatte, hatte er sich offensichtlich darüber geärgert und nur darauf gewartet, es ihr mit gleicher Münze heimzahlen zu können. Sie sah ihn an.

„Sind Sie jetzt bereit, nach Hause zurückzukehren?“, fragte er herausfordernd.

Grace bemerkte, dass er ein Eis am Stiel in der Hand hielt. Während sie sich die Schuhe ruiniert hatte, hatte Mac sich eine Erfrischung gegönnt. „Das wäre sehr nett, vielen Dank.“ Sie war entschlossen, ihm zu zeigen, dass sie ihre Lektion gelernt hatte. Mac öffnete ihr die Beifahrertür, doch Grace zögerte. „Bevor ich einsteige, muss ich mich bei Ihnen entschuldigen.“

„Ich bin ganz Ohr.“

Grace holte tief Luft. „Ich war mehr als unhöflich zu Ihnen. Das tut mir leid. Es hatte nichts mit Ihnen zu tun, sondern war allein mein Problem. Ich habe meine schlechte Laune an Ihnen ausgelassen.“ Er brauchte nicht zu wissen, dass sie ihn den ganzen Tag über attackiert hatte, weil sie sich dafür hasste, ihn so unwiderstehlich sexy zu finden.

Nach einer langen Pause holte Mac ein zweites Eis aus dem Handschuhfach und bot es ihr an. „Steigen Sie ein.“

Er hatte ihr eine Leckerei gekauft. Verwirrt sank sie auf den Beifahrersitz und zuckte zusammen, als ihre strapazierten Füße den Boden streiften.

„Haben Sie sich wehgetan?“

„Ich habe Blasen“, erklärte Grace, die das Eis auspackte.

Macs Blick fiel auf ihren kaputten Schuh, den sie auf den Boden gelegt hatte. „Und der Absatz Ihres Schuhs ist abgebrochen?“

„Es ist reparabel.“ Sie zuckte die Achseln und biss ein Stückchen des köstlichen Himbeereises ab.

Er fuhr los und reichte ihr dann schweigend ein Päckchen Papiertaschentücher, damit sie sich die Hände abwischen konnte, nachdem sie das Eis aufgegessen hatte.

„Danke.“ Grace erinnerte sich daran, dass sie immer noch etwas gutzumachen hatte. „Heißt das, Sie haben mir verziehen?“

„Das kommt darauf an.“

„Worauf?“

„Ob Sie heute mit mir zu Abend essen werden.“

Sie drehte sich zu ihm um. „Sie machen Witze.“

„Dafür werde ich dann so tun, als hätte es den heutigen Tag nicht gegeben.“

„Warum wollen Sie mit mir zu Abend essen, nachdem ich Sie so mies behandelt habe?“, fragte Grace.

„Wir müssen eine passable Arbeitsbeziehung zueinander aufbauen.“

„Okay, einverstanden. Aber ein Abendessen ist dazu doch nicht nötig, oder?“ Der Gedanke, noch mehr Zeit mit Mac zu verbringen und ständig in dieses fantastische, unvergessliche Gesicht zu blicken, war einfach zu überwältigend.

„Ich finde schon.“

Grace spürte seine Entschlossenheit. In diesem Moment bedauerte sie, dass sie sich für ihre sexuellen Fantasien nicht jemanden ausgesucht hatte, der bereits gestorben war. Zum Beispiel Elvis oder Jim Morrison. „Okay, wo wollen Sie, dass wir uns treffen?“

„Ich werde Sie abholen.“

Diesmal machte sie sich erst gar nicht die Mühe zu protestieren.

Grace Wellington ist eine Offenbarung, dachte Mac irgendwann zwischen der Vorspeise und dem Hauptgang.

Den ganzen Nachmittag über hatte er seine spontane Einladung bereut, aber er war noch nie in der Lage gewesen, einer Herausforderung, die Grace definitiv darstellte, zu widerstehen. Als sie ihm die Tür aufgemacht hatte, hatten seine Zweifel sich jedoch in Luft aufgelöst. Er hatte zwischendurch ganz vergessen gehabt, wie attraktiv sie war. Er hatte ihr blumiges Parfum wahrgenommen und mit großen Augen ihre Brüste betrachtet, die in dem hochgeschlossenen sexy Kleid fantastisch zur Geltung kamen. Der Rock umschmeichelte ihre schmale Taille und die runden Hüften. Zu dem hellgelben Kleid trug sie elegante Pumps aus rotem Wildleder.

Als sie in sein Auto gestiegen war und dabei unbewusst mit der Hand über das rote Lederpolster gestrichen hatte, war Macs Verlangen nach ihr noch größer geworden. Erst auf halbem Weg zu dem kleinen, intimen Restaurant in Malibu hatte er bemerkt, dass sie angeheitert war. Nicht wirklich betrunken, aber sehr entspannt. Zuerst war er verärgert gewesen, aber dadurch konnte er einen Blick hinter ihre kühle Fassade werfen und war jetzt definitiv fasziniert.

Das kühle, knallharte Biest, das er am Tag kennengelernt hatte, verwandelte sich in eine geistreiche, witzige Frau, die gern und viel lachte.

„Ich liebe Champignons“, sagte sie voller Begeisterung, als der Hauptgang serviert wurde. „Sie haben Aroma und Geschmack. Finden Sie nicht auch?“

Mac fragte sich, ob ihr bewusst war, dass sie unablässig mit den Fingern am Stiel ihres Glases entlangstrich und was sie damit bei ihm bewirkte.

„Erbsen sind mir lieber. Sie sind klein, grün und rollen.“

„Sie überraschen mich schon wieder“, sagte Grace halb amüsiert, halb verärgert und nahm einen Schluck Wein. „Sie sind ein Schauspieler. Sie sollten darüber reden, wie toll Sie sind. Stattdessen unterhalten wir uns über Gemüsesorten und Musik und Architektur. Und über unsere Lieblingsfilme.“

„Und das macht Ihnen zu schaffen?“

„Ja. Meiner Meinung nach sind einige Leute mit gutem Aussehen gesegnet und andere wiederum mit Köpfchen. Man kann nicht beides haben.“

„Warum nicht?“

Sie sah ihn empört an. „Weil es nicht fair ist. Gegen jemanden, der gut aussieht und intelligent ist, kann man nicht gewinnen.“

„Ist hier etwa ein Krieg im Gange, von dem ich nichts weiß?“ Mac nahm die Zitronenscheibe, die auf dem Rand seines Tellers lag, und beträufelte seinen Fisch damit.

„Oh!“ Grace wich ruckartig zurück. Ein Spritzer Zitronensaft war in ihrem Auge gelandet.

„Verzeihung. Ist alles okay?“ Mac beugte sich zu ihr.

Grace setzte die Brille ab und blinzelte einige Male. Dann lächelte sie. „Guter Schuss.“

Mac fühlte sich schuldig und nahm ihr das schwere Horngestell aus der Hand.

„Lassen Sie nur. Ich kann sie selbst putzen“, sagte sie, als Mac die Gläser mit seiner Serviette putzte.

„Lassen Sie mich zumindest meine Schuld abtragen.“ Mac genoss es, ihre exotischen grünen Augen besser sehen zu können. Jetzt, da die Brille keine störende Barriere mehr bildete, hatte er das Gefühl, ihr bis in die Seele schauen zu können.

„Was ist?“, fragte Grace unbehaglich.

„Sie haben faszinierende Augen. Was für eine Farbe ist das? Wie Seetang, aber grüner.“

„Ein modriges Grün. So nennen es gewöhnlich meine Schwestern.“

„Eifersucht ist ein Fluch“, meinte Mac.

„Oh nein, sie sind nicht eifersüchtig auf mich.“ Grace griff erneut nach ihrem Weinglas. „Sie sind alle bildschön.“

Mac zuckte wenig überzeugt die Achseln.

„Wirklich“, beharrte Grace. „Sie werden sogar alle für ihre Schönheit bezahlt. Felicity arbeitet als Wetterfee beim Fernsehen, Serena ist Schauspielerin und Hope ist Model. Es gibt nichts, worum sie mich beneiden könnten.“

Zum ersten Mal spürte Mac, wie verletzlich sie trotz ihres toughen Auftretens war. Zuerst hatte sie sich sexy und amüsant gezeigt, jetzt war sie verwundbar. Mit welchen Überraschungen würde sie noch aufwarten? „Stehen Sie Ihren Schwestern nahe?“

„Sicher.“

Grace wandte den Blick ab, doch er hatte den unglücklichen Ausdruck in ihren Augen bemerkt.

„Und Sie? Haben Sie eine große Familie?“

„Zwei jüngere Brüder. Beide sind glücklich verheiratet und haben Kinder und ein behagliches Zuhause.“

„Jetzt klingen Sie ein bisschen so, als wären Sie eifersüchtig.“

„Ja, warum auch nicht? Die beiden wussten, was sie wollten, und haben es sich genommen. Jetzt leben sie wie Gott in Frankreich.“ Mac hatte das Leben seiner Brüder lange ganz anders gesehen, nämlich vollgestopft mit Pflichten und Routine. Erst in letzter Zeit hatte er begriffen, dass sie in einer Weise zufrieden waren, wie er es nie gekannt hatte.

Grace hickste so laut, dass das Paar am Nebentisch herüberschaute.

Mac unterdrückte ein Lächeln. Sie hatte den Löwenanteil der Flasche Wein getrunken, die sie sich teilten. Zusätzlich zu dem, was sie sich offensichtlich schon daheim genehmigt hatte. „Was habe ich jetzt falsch gemacht?“

„Sie sind reich, berühmt und letztes Jahr zu einem der erotischsten Männer Amerikas gewählt worden. Und Sie sind eifersüchtig auf Ihre Brüder?“

„Es hängt wohl davon ab, was man im Leben als wichtig ansieht. Denken Sie, dass es das größte Glück ist, auf die Titelseite der Zeitschrift ‚People‘ zu kommen?“

Der Ober räumte den Tisch ab, und Grace musterte Mac. „Warum sind Sie daran interessiert, Regie zu führen?“

Ihm fiel ein, dass er schon zuvor den Verdacht gehabt hatte, Grace würde es ihm insgeheim verübeln, sich eine zweite Karriere aufbauen zu wollen. Was er nicht tat. „Ich wollte einfach mal etwas anderes machen.“

„Für einen Schauspieler lügen Sie aber wirklich furchtbar schlecht.“

„Ich schwöre, es ist die Wahrheit.“

„Vielleicht belügen Sie sich ja selbst.“ Grace betrachtete ihn über den Rand ihres Weinglases hinweg. „Wie auch immer – jedenfalls sind Sie zu gut, um wahr zu sein.“

Mac zog misstrauisch die Augenbrauen hoch. „Bin ich das?“

„Sie sehen zu gut aus. Sie haben einen tollen Körper, sind klug, nett, witzig und auch noch bescheiden. Hier stimmt etwas nicht.“

„Oh Mann. Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, aber irgendwie bin ich es nicht.“ Sein Blick wanderte über ihre Brüste. „Das ist ein richtiges Geschenk, das Sie da mitbekommen haben.“ Würde er die Chance bekommen, ihre Brüste zu berühren?

Grace zuckte mit den Schultern. „Ich praktiziere seit vier Jahren sexuelle Enthaltsamkeit“, sagte sie, als würde das alles erklären. Wenn man früh zum Präventivschlag ansetzt, verziehen sich die Männer, und man hat nie mit der Versuchung zu kämpfen, rief sie sich in Erinnerung. „Ich habe den schwarzen Gürtel in verbaler Selbstverteidigung.“

„Vier Jahre ohne Sex! Wer von uns erzählt jetzt Märchen?“, meinte Mac spöttisch.

Sie setzte sich ein wenig aufrechter hin. „Vier Jahre, drei Monate und fünf Tage, um genau zu sein.“

„Das glaube ich Ihnen nicht.“

„Was? Warum nicht?“

„Weil niemand mit einer Figur wie Ihrer vier Jahre ohne Sex leben kann“, gab Mac zurück.

Grace runzelte die Stirn und blinzelte dann. „Ich bin nicht sicher, ob ich weiß, wie Sie das meinen“, bekannte sie schließlich.

Er sagte keinen Ton und ließ seinen Blick langsam von ihren grünen Augen zu ihrem sinnlichen Mund, den vollen Brüsten und der schmalen Taille gleiten.

Grace wurde rot.

„Doch, das tun Sie.“ Mac musste lächeln. So viel Spaß hatte ihm schon lange kein Abend mehr gemacht. Grace war ein bisschen kratzbürstig, aber er war so heiß auf sie, dass er sie unbedingt näher kennenlernen wollte.

„Es gibt keinen Grund, ein so selbstgefälliges Gesicht zu machen. Mein Zölibat ist nicht als Herausforderung für Sie gedacht, mich ins Bett zu kriegen. Es ist lediglich eine Entscheidung, die ich für mein Leben getroffen habe.“

„Glauben Sie mir, mich einer Herausforderung zu stellen, würde auf der Liste der Gründe, weshalb ich Sie ins Bett bekommen möchte, ganz unten stehen.“

Grace erstarrte, dann erwiderte sie mit gekonntem Augenaufschlag: „Es gibt eine Liste?“

„Ja, und sie wird mit jeder Sekunde länger.“

„Was steht ganz oben?“

Mac sah auf ihren Mund, dann wieder auf ihre Brüste und lächelte. „Lassen Sie es mich so sagen: Es gibt eine Anzahl von Vorzügen, die um den ersten Platz konkurrieren.“ Er sah, dass sich ihre Augen verdunkelten, und plötzlich schien es sehr heiß in dem kleinen Restaurant zu werden. Graces Brüste hoben und senkten sich heftig, als sie tief durchatmete. Er hatte das Gefühl, gleich Zeuge eines Vulkanausbruches zu werden.

„Wünschen Sie ein Dessert?“, fragte der Ober.

Grace brach den Blickkontakt ab, und Mac wandte sich dem Ober zu, dessen Anwesenheit er in Gedanken verfluchte. „Für mich nicht, danke.“ Als er Grace einen Blick zuwarf, bemerkte er, dass sie sich ihre Brille geschnappt hatte, die er ihr nicht zurückgegeben hatte. Nun hatte sie sich wieder dahinter verschanzt. Verdammt, die erotische Stimmung war dahin.

„Für mich auch nicht, danke“, antwortete Grace. „Ich muss morgen wirklich sehr früh aufstehen …“

Mac verstand den Wink, auch wenn es bedeutete, dass sein Verlangen nicht gestillt werden würde. Wahrscheinlich war es besser so. Sie mussten eng zusammenarbeiten. Die Hochzeitsepisode in Spielfilmlänge war ein wichtiges Projekt, und Grace hatte gezeigt, dass sie sehr schwierig werden konnte. Er warf einen letzten bedauernden Blick auf ihre Brüste, bevor er sich wieder dem Ober zuwandte. „Die Rechnung bitte“, sagte er resigniert.

Als Grace nach draußen an die frische Luft kam, setzte schlagartig die Ernüchterung ein, nachdem sie sich den ganzen Abend über Mut angetrunken hatte. Himmel, sie hatte Mac gesagt, dass sie schon seit Jahren im Zölibat lebte. Ausgerechnet Mac Harrison, einem der attraktivsten Männer des ganzen Landes, hatte sie das erzählt. Und sie hatte ihm gesagt, dass er gut aussah und einen tollen Körper hatte. Meine Güte, er muss denken, dass ich total scharf auf ihn bin, schoss es ihr durch den Kopf.

Die zwei Gläser Wein, die sie schon vor der Verabredung zur Beruhigung getrunken hatte, hatten ihr die Illusion vermittelt, alles unter Kontrolle zu haben. Stattdessen hatte sie sich zum Narren gemacht und schamlos mit ihm geflirtet. Was musste er nur von ihr denken? Sie war von einem Extrem ins andere gefallen. Zuerst hatte sie sich wie eine Zicke benommen, und während des Abendessens hatte sie ihn dann in angeheitertem Zustand in völlig unpassender Weise angemacht. „Ich wünschte, ich könnte im Boden versinken“, murmelte sie mit gesenktem Blick.

„Haben Sie etwas gesagt?“, fragte Mac, der sich dem Mitarbeiter des Einparkservices zugewandt hatte.

„Nein.“ Grace war so erbärmlich zumute, dass sie nur noch nach Hause wollte, um sich im Bett die Decke über den Kopf zu ziehen. Sie erschauerte und rieb ihre Arme.

„Ist Ihnen kalt?“, fragte er. Bevor sie den Kopf schütteln konnte, hatte er seine Designerjeansjacke ausgezogen und hielt sie ihr hin, sodass sie mit den Armen hineinschlüpfen konnte. Sie nahm das Angebot an und war von seiner Wärme und seinem Duft eingehüllt.

„Besser?“

Grace zwang sich zu einem Lächeln. „Danke.“ Es war ja nicht sein Fehler, dass er so gut aussah und sie ihn wahnsinnig attraktiv fand. Aber dass er vermutlich regelmäßig trainierte, um so einen muskulösen Körper zu haben, und ein gutes Händchen für das richtige Outfit hatte, das konnte sie ihm anlasten. Genauso wie die amüsante Unterhaltung während des Abendessens, sein Lachen und die faszinierende Intensität seiner blauen Augen. Er könnte ein selbstherrlicher, egoistischer Schuft sein wie all die anderen Stars, denen sie begegnet war. Aber nein, er gab sich charmant und liebenswürdig …

Die Corvette wurde vorgefahren, und Mac legte die Hand auf Graces Rücken, um ihr beim Einsteigen zu helfen.

Ihr Herz hämmerte. Du bist so blöd, dachte sie, aber es war zwecklos. Mac Harrison hatte ihre Fantasien beherrscht, und jetzt saß er neben ihr und fuhr sie nach Hause. Auch wenn sie wusste, dass nichts passieren würde und dass es verrückt wäre, das auch nur in Erwägung zu ziehen, glühte ihr Körper vor Verlangen. Sie starrte aus dem Fenster. Ihre Brustwarzen hatten sich aufgerichtet. Plötzlich sah sie seine breiten Schultern und seinen festen Po in der Jeans vor ihrem geistigen Auge. Sie wollte Mac so sehr, doch sie würde ihn nie bekommen.

„Sind Sie okay? Ist Ihnen nicht mehr kalt?“ Mac warf ihr einen kurzen Blick zu.

Kalt? Ihr war nie heißer gewesen. „Alles bestens“, log sie. Verstohlen sah sie auf seine Schenkel, biss sich auf die Lippen und ließ den Blick dann noch ein wenig höher gleiten. Sie hatte sich so oft gefragt, wie es sein würde, ihn in sich zu spüren …

Das Quietschen der Bremsen brachte Grace in die Realität zurück, und sie wandte den Blick ab.

„Idiot!“ Mac sah wütend in den Rückspiegel.

Das hätte er genauso gut zu mir sagen können, dachte sie. Den Rest der Fahrt versuchte sie, sich mit aller Macht vom Objekt ihrer Begierde abzulenken. Aber es war, als hätte sie einen Geist aus der Flasche befreit. Es war vier Jahre her, dass sie zum letzten Mal mit einem Mann geflirtet und heiße Blicke getauscht hatte. Und sie wusste nicht, wie sie sich jetzt wieder in den Griff bekommen sollte.

Als er vor ihrem Apartmentblock anhielt, sprang Grace praktisch aus dem Auto. „Danke für das Abendessen“, meinte sie hastig, aber er stieg bereits ebenfalls aus.

Schnell ging sie die Stufen zur Veranda vor ihrer Apartmenttür hoch. Wenn sie ganz normale Leute wären, die zusammen ausgegangen waren, wäre sie jetzt wegen der Sache mit dem Gutenachtkuss ein bisschen aufgeregt, aber was Mac anging, hatte sie da keine Erwartungen. Er war ein Star. Und sie … nun, sie war Anfang dreißig und nicht hübsch genug. Ihre Figur wies ausgeprägte Rundungen auf, und sie hatte eine Menge schlechter Erfahrungen gemacht. Er mochte während des Essens mit ihr geflirtet haben – aber nur, weil sie so beschwipst gewesen war, dass er keine andere Wahl gehabt hatte, weil ein gescheites Gespräch nicht möglich gewesen wäre.

„Okay. Danke für das Abendessen“, wiederholte Grace, während sie die Haustür öffnete. „Und ich möchte mich noch einmal für mein Verhalten am Vormittag entschuldigen.“ Und für den Abend, fügte sie in Gedanken hinzu.

„Schon verziehen.“

Sie konnte sein Gesicht im gedämpften Licht der Außenbeleuchtung gut sehen. „Das ist schön“, erwiderte sie unbeholfen. „Jedenfalls brenne ich darauf, jetzt ins Bett zu kommen.“ Sie schloss geschockt die Augen, als sie ihre eigenen Worte hörte. „Allein, meine ich.“

„Grace …“, sagte Mac hinter ihr.

Sie erstarrte. Trotz allem hatte sie ein Fünkchen Hoffnung, dass er etwas Romantisches sagen würde.

„Meine Jacke.“

„Oh. Richtig.“ Es war lächerlich und verrückt, dass sie enttäuscht war. Sie drehte sich zu ihm um und zog die Jacke aus. Als sich ihr Ohrring dabei in ihrem Haar und im Kragen der Jacke verfing, versuchte Grace mehrmals vergeblich den Kopf wegzudrehen, um sich zu befreien. „Tut mir leid, der dumme Ohrring“, erklärte sie.

Autor

Janice Kaiser
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